Einführung und historischer Hintergrund zum Buch Sacharja
Ich möchte alle herzlich begrüßen, besonders diejenigen, die heute Nachmittag neu dazugekommen sind. Wir beschäftigen uns seit einiger Zeit mit dem Propheten Sacharja. Ich hoffe, alle haben ein Skript erhalten, denn das ist sehr wichtig, um folgen zu können.
Das Skript umfasst das Buch des Propheten Sacharja, dritter Teil. Heute geht es um die Kapitel fünf und sechs. Zu Beginn möchte ich aus Sacharja 5,1 lesen.
Dieses Buch führt uns zurück in die Zeit um 520 v. Chr. Das war die Epoche, in der ein großer Strom von Juden aus der babylonischen Gefangenschaft ins Land der Väter zurückgekehrt ist. Das erste Anliegen war der Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem.
Es gab jedoch Widerstand, der sogar zu einem Baustopp führte. Gerade Zacharja und sein Mitarbeiter Haggai ermutigten das Volk, unbedingt mit dem Tempelbau weiterzumachen. Daraufhin öffnete Gott die Türen, sodass dies sogar von Persien her politisch unterstützt wurde.
Zunächst ging es jedoch darum, den Widerstand, der von einem früheren persischen König gekommen war, im Glauben zu überwinden. Sobald der Wille da war, diesen Widerstand zu überwinden, öffnete Gott die Türen und schenkte Gelingen.
Zacharja hatte besonders die Aufgabe, das Volk zu ermutigen. Haggai hingegen hatte die Aufgabe, das Volk zu ermahnen und ebenfalls zu ermutigen. Haggai ermahnte mehr, während Zacharja mehr ermutigte. Er ermahnte zwar auch, aber eben mehr ermutigend.
Die Nachtgesichte Sacharjas und die fliegende Rolle
Und nun haben wir gesehen, dass der erste Teil des Buchs Zacharja ab Kapitel 1, Vers 7, nach einer kurzen Einführung acht Nachtgesichte behandelt. Es sind also acht Träume in der Nacht. Man könnte auch sagen, es ist ein Traum, aber in acht verschiedenen Phasen.
Jetzt kommen wir zum sechsten Nachtgesicht von Zacharja, Kapitel 5, Vers 1: „Und siehe, eine fliegende Rolle.“ Und er sprach zu mir: „Was siehst du?“ Ich antwortete: „Ich sehe eine fliegende Rolle, ihre Länge beträgt zwanzig Ellen und ihre Breite zehn Ellen.“ Er sprach zu mir: „Dies ist der Fluch, der über die Fläche des ganzen Landes ausgeht. Denn jeder, der stiehlt, wird gemäß dem, was auf dieser Seite der Rolle geschrieben ist, weggefegt werden. Und jeder, der falsch schwört, wird gemäß dem, was auf jener Seite der Rolle geschrieben ist, weggefegt werden.“
„Ich habe ihn, das heißt den Fluch, ausgehen lassen“, spricht der Herr der Hirscharen, „und er wird kommen in das Haus des Diebes und in das Haus dessen, der bei meinem Namen falsch schwört. Er wird in seinem Haus herbergen und es vernichten, sowohl sein Gebälk als auch seine Steine.“
Zunächst bis hierhin das sechste Nachtgesicht.
Ich habe in dem Skript nicht nur Stichwörter zu diesen Kapiteln aufgeführt, die wir betrachten wollen, sondern auch eine Übersetzung. Ich habe jetzt aus der alten Elberfelder gelesen, aber im Skript habe ich noch eine ganz wörtliche Übersetzung gemacht. Die Elberfelder ist schon sehr wörtlich, aber diese Übersetzung ist noch etwas genauer.
Dabei kann man auch immer erkennen, wann ein Text Prosa ist, also Fließtext, und wann er Poesie ist, wenn man deutlich Verszeilen sieht. Dann ist er poetisch.
Hier handelt es sich in Kapitel 5 zunächst um einen Prosatext, also in üblicher Sprache. Ab Vers 4 wird es dann poetisch, in Verszeilen.
Zacharja sagt, ganz wörtlich übersetzt in Vers 1: „Ich erhob wiederum meine Augen und sah.“ In der Fußnote habe ich geschrieben, dass man noch wörtlicher übersetzen kann. Der hebräische Text lautet: „Und ich kehrte zurück und erhob meine Augen.“ Die Bedeutung ist, dass er zur früheren Handlung zurückkehrt, nämlich wieder aktiv im Traum etwas anschaut.
Er sieht eine fliegende Schriftrolle. Das ist die Bibel. Die Bibel wurde im Alten Testament auf Rollen geschrieben. Bücher im heutigen Sinn gab es damals noch nicht. Das ist eine relativ neue Erscheinung.
Gerade in der Zeit des ersten Jahrhunderts, als das Neue Testament entstand, kam der Wechsel von der Schriftrolle zum Kodex. Der Kodex hat den Vorteil, dass man durch Blättern schneller Zugang zu einer bestimmten Stelle hat.
Ich glaube, wenn man eine ganz lange Rolle hat, zum Beispiel eine Jesajarolle mit einer Länge von über sieben Metern, ist es am Anfang noch gut zu lesen, etwa Jesaja Kapitel 1 oder 2. Aber wenn es dann plötzlich heißt Jesaja 53, dann muss man wirklich „rollen“. Mit einem Kodex ist das viel einfacher.
Alttestamentlich ist ein Buch ganz normal eine Rolle. Und hier spricht also die Bibel über die Bibel. Das erstaunt, aber es ist etwas, das sehr häufig vorkommt: dass die Bibel über die Bibel spricht.
Denken wir zum Beispiel auch an Psalm 40, wo wir einen messianischen Psalm vor uns haben. Das heißt, einen Psalm von David, der vom Messias spricht und nicht von ihm persönlich.
Da sagt der Messias in Psalm 40, Vers 6: „An Schlacht und Speisopfer hattest du, Gott, keine Lust; Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert. Das sprach ich: Siehe, ich komme. In der Rolle des Buchs steht von mir geschrieben: Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust, und dein Gesetz ist in meinem Inneren.“
Da spricht also der Messias in der Bibel über die Bibel, die über ihn spricht. Interessant, nicht wahr?
Diese Stelle wird ja in Hebräer 10 zitiert und ganz klar auf das Kommen des Herrn Jesus als Mensch in diese Welt bezogen.
Die Bedeutung der fliegenden Rolle und der Fluch des Gesetzes
Nun sieht Sacharja eine Schriftrolle, die aber sehr speziell ist. Die Länge wird mit zwanzig Ellen und die Breite mit zehn Ellen angegeben. Im Skript habe ich die Königselle erwähnt, die für besonders heilige Dinge verwendet wurde, zum Beispiel ist dies die typische Elle für den Tempel. Deshalb können wir sie auch hier auf die Heilige Schrift anwenden. Die Königselle maß 52,5 cm. Das heißt, die Länge dieser Rolle beträgt zehn Meter fünfzig und die Breite fünf Meter fünfundzwanzig.
Das ist ungewöhnlich, ganz ungewöhnlich. Denkt man nur an die berühmte Jesajarolle, die vollständige, die in Höhle eins in Qumran gefunden wurde, aus dem Jahr 150 vor Christus. Sie enthält alle sechsundsechzig Kapitel von Jesaja, auch Jesaja 43, dieses wunderbare Kapitel, das auf den Messias hinweist. Die Länge dieser Rolle beträgt sieben Meter zweiunddreißig, die Höhe fast dreißig Zentimeter, genau neunundneunzig Zentimeter, und dort haben alle sechsundsechzig Kapitel Platz.
Aber hier ist die Rolle mehr als zehn Meter lang und mehr als fünf Meter breit. Das ist völlig ungewöhnlich. Und dann noch etwas Ungewöhnliches: Schriftrollen wurden normalerweise nur auf einer Seite beschrieben. Hier steht jedoch, dass sie hinten und vorne beschrieben ist. Das ist ganz ungewöhnlich. Aber das finden wir übrigens auch im Neuen Testament in Offenbarung 5, wo das Lamm Gottes im Himmel das Buch mit den sieben Siegeln aus der Hand dessen, der auf dem Thron sitzt, nimmt. Dort heißt es, dass diese Rolle hinten und vorne beschrieben war. Das ist ganz speziell und ungewöhnlich.
Ich habe das hier mit den Maßen ausgerechnet. Dabei kann man schön zeigen, dass diese Rolle ausreichen würde, um das gesamte Alte Testament plus das Neue Testament aufzuschreiben – und das alles in sehr großen Buchstaben.
Was bedeutet es, dass diese Rolle fliegt? Ich habe das im Skript so umschrieben: Das vom Heiligen Geist inspirierte Wort Gottes kommt vom Himmel her. Darum ist es eine fliegende Rolle, weil dieses Wort eben vom Himmel herkommt und auch dort im Himmel zuhause ist. Ich verweise hier auf Psalm 119. Können wir das aufschlagen? Vers 89: In diesem längsten Kapitel der Bibel mit 176 Versen wird in fast jedem Vers das Wort Gottes erwähnt und mit ganz unterschiedlichen Namen bezeichnet. Dort steht in Vers 89: „In Ewigkeit, Herr, steht dein Wort fest im Himmel.“
Es gibt eine himmlische Bibliothek. Wir wissen zum Beispiel aus Offenbarung 20, dass es die Bücher der Werke der Menschen gibt, in denen alles verzeichnet wird. In der Mehrzahl sind es Bücher. Dann gibt es das Buch des Lebens, das Buch der Tränen, das Buch des Hauses Israel und so weiter – eine ganze Bibliothek. Und natürlich ist das wichtigste Buch die Heilige Schrift selbst.
Nun sieht Sacharja diese Rolle fliegen und kommen, und dann wird in den Versen 3 bis 4 erklärt, dass dieses Wort Fluch bringt. Und zwar mit Gottes verwüstendem Gericht über alle Sünder, die sich gegen Menschen versündigen. Wir lesen dort: „Von denen, die stehlen – ein Dieb schädigt Mitmenschen – und gegen die, die sich gegen Gott versündigen.“ Es wird von denen gesprochen, „die falsch schwören“. Das ist eine spezielle Versündigung gegen Gott, wenn man bei Gott etwas schwört und es dann nicht erfüllt. Über sie kommt das Gericht.
Also stehen diese zwei Sünden, Stehlen und Falschschwören, stellvertretend für alle anderen Sünden, bei denen man sich gegen Menschen versündigt, und für alle Sünden, bei denen man sich gegen Gott versündigt.
Es ist ja auch so: Bei den zehn Geboten geht es in den ersten vier Geboten um Sünden gegenüber Gott. Gott sagt: „Ich bin der Herr, dein Gott“, und weiter: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Wenn man also andere Götter beizieht, ist das eine direkte Versündigung gegen Gott.
Das zweite Gebot sagt, dass man auch keine darstellenden Bilder machen darf, die man verehrt. Man darf schon darstellende Kunst machen, das wird in der Bibel von Gott angeordnet. So denkt man zum Beispiel an die Cherubim auf der Bundeslade, die waren sogar eine dreidimensionale Darstellung von Lebewesen. Oder denken wir an die Granatäpfel unten am Saum des Hohen Priesters. Das ist auch eine bildliche Darstellung.
Was noch speziell ist: Dort wird gesagt, dass verschiedene Farben verwendet werden, zum Beispiel blauer Purpur, roter Purpur. Das ist noch interessant, denn blauer Purpur würde bedeuten, dass etwas in der Natur mit einer Farbe dargestellt wird, die es in der Natur gar nicht gibt. Das fragt sich vielleicht auch ein Maler: Darf ich auch Farben in meine Naturdarstellungen einbringen, die es eigentlich so in der Natur gar nicht gibt? Ja, wenn es einen guten Grund dafür gibt, wäre das möglich. Denn es hat einen guten Grund: Blauer Purpur soll die Farbe des Himmels ausdrücken. Fruchtbarkeit ist eben nur möglich, wenn wir von Gott her, vom Himmel her, die Kraft bekommen.
Also haben diese Farben auch eine geistliche Bedeutung, aber in der Kunst ist das erlaubt. Darstellende Kunst ist in der Bibel absolut erlaubt, aber nicht, um eine Darstellung göttlich zu verehren. So ist das zweite Gebot auch eine Versündigung gegenüber Gott.
Dann gibt es auch das Gebot, den Namen Gottes nicht zu missbrauchen, und das weitere Gebot, den Sabbat zu beobachten. Das sind alles Gebote in Verbindung zwischen Mensch und Gott.
Nachher kommen dann Gebote, die das Verhältnis zu Mitmenschen betreffen. Es geht um die Gebote wie „Du sollst nicht töten“, „Du sollst nicht Ehe brechen“ und so weiter. Dort geht es um das Verhältnis zum Mitmenschen.
Es ist ja so, dass Jesus das ganze Gesetz auf zwei Gebote zusammengefasst hat. Das finden wir in Matthäus. Können wir das kurz aufschlagen? An diesem Dienstag vor Karfreitag wurde der Herr Jesus von verschiedenen Leuten angegriffen. Schließlich machte einer der Pharisäer, ein Gesetzgelehrter, einen letzten Versuch, den Herrn durch eine Frage irgendwie in die Enge zu treiben.
Dort lesen wir in Matthäus 22, Vers 34: „Als aber die Pharisäer hörten, dass er die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, versammelten sie sich miteinander. Und einer aus ihnen, ein Gesetzgelehrter, fragte ihn versuchend und sprach: ‚Lehrer, welches ist das große Gebot im Gesetz?‘“
Jesus antwortete: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. Dies ist das große und erste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen zwei Geboten hängen das ganze Gesetz und die Propheten.“
Das ist ganz interessant, und zwar aus folgendem Grund: Im Judentum haben die Rabbiner versucht, das ganze Gesetz auf einen Punkt herunterzubrechen. Gott hat Israel den Bund am Sinai gegeben (2. Mose 19). Dort finden sich hunderte von Geboten, die man in 2. Mose 19 und den folgenden Kapiteln bis Kapitel 40 findet, dann das ganze dritte Buch Mose, das ganze vierte Buch Mose und das ganze fünfte Buch Mose. Diese Gebote wurden systematisiert auf 613 Gebote.
Natürlich gibt es noch viel mehr Befehle in der Tora, also im Gesetz, in diesen Abschnitten. Aber sie fassen verschiedene Gebote als ein Gebot zusammen und systematisierten so 613 Gebote.
Dann fragten sie sich, wie man diese 613 Gebote noch weiter herunterbrechen könnte. Gott hat das bereits getan, denn als er das Gesetz gab, verkündete er in 2. Mose 20 die zehn Gebote. Diese zehn Gebote sind nicht etwas Separates, sondern die Zusammenfassung des gesamten Gesetzes. Man kann sagen, alle diese hunderten von Geboten sind auf den Punkt gebracht in diesen zehn Worten.
Dabei fällt auf, dass die ersten vier Gebote das Verhältnis zu Gott betreffen, und die Gebote 5 bis 10 das Verhältnis zum Mitmenschen.
Die Rabbiner versuchten, das Gesetz noch weiter zu unterbrechen. Deshalb kam die Frage: „Welches ist das große Gebot im Gesetz?“ Der Herr Jesus gab darauf diese Antwort: Das erste Gebot ist 5. Mose 6, Vers 4: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen.“ Das ist das, was man im Judentum jeden Tag rezitiert, das sogenannte Shema Israel, weil dort steht: „Höre Israel“ (Shema heißt „Höre“).
Der Herr sagte aber auch: „Und das zweite ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Das ist ein Zitat aus 3. Mose 19, Vers 18, also das Verhältnis zu Gott und das Verhältnis zu Mitmenschen.
Vielleicht denkt man, das sei jetzt auch nicht so speziell, aber es war sehr speziell, weil dieses Herunterbrechen im Judentum so nicht gemacht wurde.
Als Geheimtipp: Es gibt ein umfassendes Werk von Strack-Billerbeck, einen Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch. Das ist ein mehrbändiges Werk in fünf dicken Bänden, sehr teuer und sehr trocken geschrieben. Aber sie haben Material gesammelt, wo es Parallelen gibt zwischen dem Talmud, dem wichtigsten rabbinischen Werk, und den Midraschim, das sind Auslegungskommentare, und dem Neuen Testament.
Das ist eine Fundgrube. Wenn man mit dem richtig umgehen kann, kann man darin völlig ertrinken, und es bringt überhaupt nichts. Aber wenn man diese Informationen richtig verwendet, ist es sehr hilfreich. Gerade zu diesem Abschnitt in Matthäus schreiben Strack und Billerbeck, dass es sensationell ist, diese Antwort, die der Herr hier gegeben hat, weil man im Judentum nicht auf diese Formel gekommen ist. Das entspricht aber ganz dem, was wir in Sacharja 5 finden, wie diese zwei Seiten Mensch zu Gott und Mensch zu Mensch vorgestellt werden.
Das Ganze ist natürlich noch interessanter. Im Judentum hat man versucht, das Gesetz so auf eine kleinste Formel herunterzubrechen, wie Physiker heute nach der universellen Formel suchen, aus der man alle anderen Formeln ableiten kann. Diese suchen sie bis heute vergeblich.
So hat man auch beim Gesetz gesucht, wie man es auf eine Formel reduzieren kann. Hier zeigt es der Herr Jesus.
Noch etwas ist zu beachten: Der, der aus den Pharisäern gefragt hat, wird in Vers 35 als Gesetzgelehrter genannt, nicht als Schriftgelehrter. Ein Gesetzgelehrter war ein ganz spezieller Schriftgelehrter, spezialisiert auf die Auslegung von verbindlichen Geboten.
Das muss ich erklären, denn das wird heute noch sehr bedeutend sein in einem späteren Nachtgesicht. Im Moment sieht man den Nutzen vielleicht noch nicht, aber wir werden ihn später sehen.
Die Rabbiner haben ihre ganze Arbeit mit der Bibel in zwei Bereiche geteilt. So ist auch der Talmud in diese zwei Bereiche geteilt: Halacha und Haggadah.
Halacha kommt von „halach“ – gehen. Halacha könnte man mit „Wandel“ übersetzen. Es sind Auslegungen, wie man verbindlich die Gebote auslegen muss, nach denen ein Jude leben muss. Zum Beispiel: Wie muss man exakt koscher essen? Wie setzt man die Gebote in 3. Mose 11 über reine und unreine Tiere genau im Alltag um?
Dazu gehören auch praktische Fragen, wie: Darf man Geschirr für Milchprodukte und für Fleischprodukte gemeinsam verwenden? Im Gesetz heißt es ja: „Du sollst das Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen.“ Deshalb muss man darauf achten, dass Milch und Fleisch nie zusammenkommen, dass sie völlig getrennt sind.
Das war eine Auslegung der Rabbiner, die immer weiter ging. Wir haben das also ganz genau festgelegt und erwartet. Halacha muss jeder einhalten, das ist verbindlich.
Dann gibt es den anderen Bereich, die Haggadah. Haggadah heißt Märchen oder auch einfach Erzählungen. Auch wahre Erzählungen sind Haggadah. Das bezeichnet all die Auslegungen, zum Beispiel über Prophetie.
Im orthodoxen Judentum ist man in diesem Bereich völlig frei zu phantasieren. Ein Rabbi legt etwas so aus, der andere anders. Sie haben kein Problem damit, sie diskutieren gerne miteinander. Daher sagt man, wenn drei Juden in einem Raum sind, gibt es etwa zehn verschiedene Meinungen.
Sie sind sehr locker, „alles locker vom Hocker“. Das verstehen manche nicht, wenn sie in diese Bücher hineinschauen. Dann denken sie, wie können die solche Phantastereien aufschreiben? Das ist Haggadah. Dort darf man phantasieren, aber man darf das nicht mit Halacha verwechseln. In Halacha sind sie ganz genau.
Zum Beispiel behandelt das Traktat Middot im Talmud ganz genau, wie der Tempel war, wie groß er war, wie viele Ellen er maß. Das ist Halacha, ganz exakt, da wird nicht phantasiert.
Wenn man diese Unterscheidung machen kann, weiß man, was wirklich seriös ist und was unseriös sein kann oder sogar sehr unseriös.
Nun, in der langen Rede kurzer Sinn: In diesem Zusammenhang war der Gesetzgelehrte ein Spezialist für Halacha, also ein ganz besonderer Rabbiner, der solche Auslegungen erlassen konnte, die verbindlich wurden für alle. Er hatte eine unglaubliche Verantwortung.
So ein Mann kommt zum Herrn Jesus, einer, der sich wirklich fragt, wie man die verbindlichen Gebote alle herunterbrechen kann. Und der Herr Jesus gibt ihm diese Antwort.
In dem Zusammenhang gibt der Herr noch etwas Praktisches mit.
Gnadengaben im Christentum im Vergleich zum Judentum
Im Christentum, im Gegensatz zum Judentum, gibt es nicht die Bereiche Halacha und Haggadah. Dort sind wir also genau, und hier können wir miteinander phantasieren, wie wir wollen.
Schlagen wir einmal 1. Petrus 4 auf, Vers 10: "Je nachdem ein jeder eine Gnadengabe empfangen hat, dient einander damit als guter Verwalter der mancherlei Gnade Gottes. Wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes. Wenn jemand dient, so sei es als aus der Kraft, die Gott darreicht, auf dass in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, welchem die Herrlichkeit ist und die Macht, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!"
Hier wird gesagt, dass jeder wahre Gläubige eine Gnadengabe empfangen hat. Der eine ist ein Evangelist, der andere hat die Gabe des Ermahnens, der andere die Gabe des Hirten und so weiter. Die Gaben werden in zwei Gruppen eingeteilt: Redegaben und Handlungsgaben. Es heißt: "Wenn jemand redet" und "wenn jemand dient". Nicht jeder kann predigen, das wird auch nicht erwartet, aber jeder hat eine Gabe. Es kann sein, dass man eine Handlungsgabe hat.
In 1. Korinther 12 werden unter den Gaben zum Beispiel auch Hilfsleistungen erwähnt. Das ist eine der Gaben Gottes. Nun wird hier gesagt, wenn man eine Handlungsgabe hat, soll man diese nicht aus eigener Kraft tun, sondern aus der Kraft, die Gott gibt. Man könnte leicht denken: "Ja, ich bin sowieso handwerklich sehr geschickt, ich kann das." Aber es geht darum, ganz bewusst seine Gabe in der Kraft zu verwenden, die Gott für jeden Dienst gibt.
Darum muss man auch für praktische Dinge zuerst beten, dass der Herr wirklich Gelingen schenkt und hilft, und dass es zu seiner Ehre gemacht wird.
Bei den Redegaben sagt der Text: "Wenn jemand redet, so sei es als Aussprüche Gottes." Wie kann man das umsetzen und etwas erzählen? Oder stolz erzählen: "Ich weiß, zu dieser Sache gibt es fünf verschiedene Auslegungen, und ich denke etwa so, aber es könnte auch so sein." Das sind doch nicht Aussprüche Gottes.
Wenn man so sagt: "Fünf Auslegungen, es könnte so und so sein", das ist Haggadah, Märchen! Aber Petrus sagt: "Als Aussprüche Gottes." Da kann man wirklich nur das weitergeben, wovon man überzeugt ist, dass der Herr es so meint. Selbst dann kann man sich noch irren, aber sicher weniger als wenn man einfach Haggadah macht.
Diese Überzeugung muss da sein. Das ist es, was der Herr sagen will. Wenn man nicht weiß, was das und das bedeutet, dann kann man einfach schweigen. Noch besser: Man soll schweigen.
Wir sollen nur das weitergeben, wovon wir wirklich innerlich überzeugt sind, dass der Herr es auch so meint und wir es aus der Heiligen Schrift belegen können. Das passt auch zum gesamten Zusammenhang der Bibel.
Das war jetzt ein kleiner Exkurs, aber ich denke, er hat eine praktische Bedeutung. Es muss verbindlich sein. Es gibt nicht den Bereich, der verbindlich ist, und den Bereich, bei dem alles nicht so genau genommen wird. Prophetische Sachen sind nicht dazu da, dass man so phantasiert, wie man will. Es ist nicht nur ein Kribbeln in den Ohren, und es kommt auch nicht darauf an, ob es exakt ist oder nicht.
Der Fluch des Gesetzes und der Ausweg durch den Messias
Ja, gehen wir zurück zu Sahaja V. Dort wird gesagt, dass auf dieser Rolle steht, dass ein Fluch über diejenigen kommt, die sich so gegen Gott und den Mitmenschen versündigen.
Genau das stellt uns der Apostel Paulus im Galaterbrief vor. Das Gesetz Gottes bringt einen Fluch über uns. Ich lese aus Galater 3, Vers 10: „Denn so viele, die aus Gesetzeswerken sind, sind unter dem Fluch.“ Das bedeutet, all jene Menschen, die versuchen, vor Gott auf der Grundlage des Einhaltens der Gebote gerecht zu werden, stehen unter dem Fluch.
Das ist genau das, was Sacharja 5 sagt. Diese Rolle bringt Fluch über die Menschen.
Apostel Paulus erklärt dann weiter in Galater 3, Vers 10: „Denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun.“ Das ist ein Zitat aus 5. Mose 27, Vers 26.
Das ist eine unglaubliche Aussage. Das heißt also: Wer sich unter den Bund vom Sinai stellt, unter das Gesetz, das Gott Israel am Sinai gegeben hat (2. Mose 19), kommt automatisch unter den Fluch. Denn dieses Gesetz verlangt, dass man alles, was dort steht, einhält.
Man kann nicht sagen: „Ja gut, ich habe immer koscher gegessen, aber das mit den Zizit habe ich nicht eingehalten, ich habe diese Quasten nicht angebracht“ – nach 4. Mose 15. Oder: „Ich habe das Gebot mit gemischtem Stoff gebrochen, ich habe Baumwolle und Schurwolle gleichzeitig getragen.“ Das Gebot wurde gebrochen, und man steht unter dem Fluch.
Das steht so geschrieben. Aber dann heißt es weiter, dass durch das Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, das ist offensichtlich. Denn „der Gerechte wird aus seinem Glauben leben“. Hier zitiert der Apostel Paulus aus Habakuk 2, Vers 4 und zeigt, dass das Alte Testament bereits lehrt, dass der Mensch, der von Gott als gerecht betrachtet wird, einer ist, der auf der Grundlage des Glaubens steht und nicht der Werke.
Das steht so im Alten Testament: „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“ Das ist keine neue Erfindung, das sagt schon das Alte Testament.
Aber dann geht Paulus weiter und sagt: „Das Gesetz aber ist nicht aus Glauben, sondern wer diese Dinge getan hat, wird durch sie leben.“ Das ist ein Zitat aus 3. Mose 18, Vers 5. Dort wird erklärt, dass, wenn jemand wirklich alle Gebote der Tora, des Gesetzes, einhält, Gott ihn auf der Erde lässt. Dann wird er nicht sterben, sondern ewig leben – und zwar aufgrund seiner Taten.
Der Apostel Paulus sagt also, das Gesetz ist nicht dazu da, uns ewiges Leben aufgrund von Glauben zu verheissen. Er sagt: Wer das getan hat, wird dadurch leben. Hätten die Pharisäer es wirklich geschafft, wie sie meinten, dann würden sie heute noch leben.
So ähnlich wie am Schluss von Märchen: „Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.“ Doch sie sind alle gestorben. Das ist der Beweis, dass niemand die Tora eingehalten hat.
Die Tora bringt Fluch, und sie ist für diejenigen, die auf der Grundlage von Werken zu Gott kommen. Aber Paulus zeigt: So hast du keine Chance. Schon das Alte Testament zeigt den Ausweg: Man muss auf der Grundlage des Glaubens zu Gott kommen.
Dann sagt er weiter, Vers 13: „Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist.“ Denn es steht geschrieben: „Verflucht ist jeder, der am Holz hängt.“ Das ist ein Zitat aus 5. Mose 21, Vers 23.
Jetzt wird der Ausweg gezeigt. Wenn jemand merkt, dass diese fliegende Rolle, die vom Himmel kommt, Verderben für die ganze Menschheit bringt, kann keiner sagen: „Ich habe mich gegen Gott nicht versündigt, ich habe mich gegen den Nächsten nicht versündigt.“ Jeder muss anerkennen: Ich bin unter dem Fluch.
Welchen Ausweg gibt es für die, die unter dem Fluch stehen? Derselbe Bund, denn das steht auch im Gesetz, im fünften Mose. Übrigens ein paar Kapitel vor dem Vers, den wir gelesen haben: „Verflucht ist jeder, der nicht aufrecht erhält, alles, was im Buch des Gesetzes steht.“ Dann folgt der Hinweis: „Verflucht ist jeder, der am Holz hängt.“
Der Apostel Paulus erklärt, dass der Segen Abrahams in Christus Jesus zu den Nationen kommen soll, damit wir die Verheißung des Geistes empfangen durch den Glauben.
Das Gesetz weiß also bereits von einem Ausweg. Der Messias muss sterben, an einem Holz aufgehängt werden. „Er wird zum Fluch Gottes, damit wir unter den Segen kommen können.“ Das ist wunderbar.
Evangelisation von Juden und das Verständnis von Jesaja 53
Ich habe das einmal so angewendet: Ich habe mit Michael gesprochen, der aus einer orthodox-jüdischen Familie in Zürich-Enge stammt. Er war in derselben Schule wie ich. Eines Tages habe ich ihn gefragt, ob wir zusammen über den Messias sprechen könnten. Er stimmte zu, und ich lud ihn zu mir nach Hause ein.
Dort haben wir zum Beispiel Jesaja 53 gemeinsam studiert. Ich las ihm auch vor: „Schau mal, in der Tora steht, verflucht ist jeder, der nicht aufrecht hält, alles, was in dem Buch des Gesetzes geschrieben steht.“ Er antwortete, dass dadurch jeder automatisch unter dem Fluch steht, da niemand das Gesetz vollständig einhalten kann. Das sei normal, dass das niemand schafft. Aber man müsse auch klar sagen, dass jeder unter dem Fluch steht.
Dann zeigte ich ihm ein paar Kapitel vorher in seiner hebräischen Bibel 5. Mose 21: „Verflucht ist jeder, der am Holze hängt.“ Das sei der Grund, warum der Messias gekommen sei: um für uns ein Fluch zu sein und alle zu befreien, die unter dem Fluch des Gesetzes stehen. Ich las mit ihm auch aus dem Neuen Testament, etwa Galater 3. Er dachte zunächst, das habe mit ihm nichts zu tun, weil es ja das Neue Testament sei. Doch ich wendete das, was ich aus dem Neuen Testament gelernt hatte, an und betrachtete mit ihm diese Dinge in seiner eigenen Tora.
So gibt uns das Neue Testament Licht und Weisheit, um Menschen wirklich das Evangelium zu zeigen. Übrigens beeindruckte Jesaja 53 ihn tief. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er dieses Kapitel las. In der Synagoge hatte er es nie gehört. Das erzählte er mir auch, und es hinterließ bei ihm einen starken Eindruck.
Er ging dann zum Rabbi, der ihm sagte, dass das nichts mit dem Messias zu tun habe. Es sei kein Hinweis auf Jesus Christus, sondern die Beschreibung eines Freiheitskämpfers in der babylonischen Gefangenschaft, der getötet worden sei. Ich fragte Michael, ob er wisse, wann die babylonische Gefangenschaft gewesen sei. Sie fand im 6. Jahrhundert vor Christus statt. Dann fragte ich ihn, wann Jesaja geschrieben wurde. Das war etwa um 700 vor Christus, also früher.
Michael sagte, dass der Rabbi ihm erklärt habe, das sei keine Prophetie, sondern in der Vergangenheitsform geschrieben. Es sei eine Beschreibung eines Kämpfers in der babylonischen Gefangenschaft, der sich auflehnte und getötet wurde. Da Jesaja aber um 700 vor Christus schrieb, also vor der Gefangenschaft, müsste die Prophetie in der Zukunftsform stehen.
Ich erklärte ihm daraufhin, dass es in der hebräischen Grammatik den Begriff des prophetischen Perfekts gibt. Dabei wird etwas Zukünftiges in der Vergangenheitsform beschrieben, um die Sicherheit der Erfüllung zu betonen. Das war nur ein kleiner Einschub, wie man diese Erkenntnis gerade in der Evangelisation von Juden verwenden kann.
Das zweite Nachtgesicht: Die Gesetzlosigkeit und ihre Wegführung
Und nun gehen wir weiter in Sacharja zum nächsten Nachtgesicht. Dieses Nachtgesicht ist irgendwie bedrohlich, denn es wird der Fluch des Gesetzes in seiner vollen Schärfe vorgestellt. Doch dann kommen wir zu Vers 5. Jerusalem wird gereinigt. Auch hier geht es sehr ernst weiter, um uns später in den weiteren Abschnitten richtig zur Gnade hinzuführen.
Und es trat hervor der Engel, der mit mir redete, und sprach zu mir: „Hebe doch deine Augen auf und sieh, was ist dies, das da hervorkommt?“ Wir merken also wieder eine neue Traumphase. Im Traum erscheint ein Engel, der Sacharja immer wieder Anweisungen gibt und ihn ermutigt. Jetzt soll er wieder bewusst die Augen heben und genau betrachten. „Hebe doch deine Augen auf und sieh, was ist dies, das da hervorkommt?“ Und ich sprach: „Was ist das?“ Da sprach er: „Dies ist ein Eva, das da hervorkommt.“
Ein Eva ist ein Hohlmaß, also ein Gefäß, das fast 22 Liter fasst, im ganzen Land. Was hat das für ein Aussehen? Wir werden gleich sehen, was das bedeutet. Im Skript habe ich bei den Stichworten erklärt, dass ich dachte, ich hätte das schon hineingemacht. Es geht darum, wie eben diese Ungerechtigkeit der Menschen aussieht, die im vorigen Nachtgesicht beschrieben wurde. Dies ist ihr Aussehen im ganzen Land. Im ganzen Land Israel haben wir dieses Problem, dass die Menschen unter dem Fluch stehen und sich versündigen an Gott und auch an Menschen.
Dann steht weiter: „Und siehe, ein Deckel aus Blei wurde aufgehoben, und diese war eine einzelne Frau, die in dem Eva saß, und er sprach: Dies ist die Gesetzlosigkeit.“ Er warf sie in das Eva hinein und warf das Bleigewicht auf dessen Öffnung.
Und ich hob meine Augen auf und sah, und siehe, zwei Frauen kamen hervor, und Wind war in ihren Flügeln. Sie hatten zwei Flügel, gleich den Flügeln des Storches, und sie hoben das Eva empor zwischen Erde und Himmel. Ich sprach zu dem Engel, der mit mir redete: „Wohin bringen diese das Eva?“ Er sprach zu mir: „Um ihm ein Haus zu bauen im Land Sinear, und wenn es hergerichtet ist, da werden sie es niedersetzen auf seine Wohnstätte.“
Und jetzt, was bedeutet das? Die Bibel ist nicht ganz einfach, nicht wahr? Darum steht auch in den Sprüchen: „Kaufe Wahrheit und verkaufe sie nicht.“ Das wird uns einige Anstrengungen kosten, um herauszufinden, was das genau bedeutet.
Also, er sieht dieses Hohlmaß, dann sieht er, dass darin eine Frau sitzt, die herauskommt, dann ein Bleideckel, und dann ist sie wieder drin im Deckel. Und da kommen zwei Frauen, die Flügel haben, und zwar sehr gute Flügel, die Flügel des Storches. Das sind die Flügel eines Vogels, der von Europa nach Afrika fliegen kann, sagen wir über die Landbrücke von Israel, und dann wieder zurück.
Im Gegensatz zum Strauß. Darum steht auch in Hiob, wenn der Strauß beschrieben wird, ist es nicht der Storch. Nein, der Strauß kann gar nicht fliegen. Er kann seine Beine benutzen, um schnell zu rennen, aber er kann nicht abheben. Er hat nicht diese Storchenfedern, mit denen man über große Distanzen fliegen kann. Diese zwei Frauen haben Storchenflügel, und sie fliegen bis in den Irak nach Sinear. Sinear ist eine Bezeichnung für den Südirak, bis dorthin.
Dort gibt es ein Haus, dort wird ein Haus gebaut, damit dieses Eva dort ein Zuhause finden kann. Was bedeutet das? Gehen wir der Reihe nach. Auf dem Skript habe ich bei Vers 6 hingeschrieben: „Der Prophet weiß die Antwort nicht.“ Wenn gefragt wird: „Was ist dies, das da hervorkommt?“ – er selbst sagt, er weiß es nicht. Es lohnt sich vielleicht, in Sacharja in diesen Kapiteln jedes Mal anzustreichen, wenn ihm eine Frage gestellt wird oder wenn er etwas fragt. Interessant ist, dass er Fragen bekommt, die er nicht weiß, aber dann auch Antworten erhält.
So ist es: Wir brauchen die Antworten von Gott. Man muss nicht einfach irgendetwas sagen, wenn man es nicht weiß. Dann sagt man, man weiß es nicht. Dann muss Gott uns Klarheit geben. Und er bekommt dann auch die Antwort. Der Engel erklärt, es ist ein Hohlmaß von einem Eva, wie gesagt 22 Liter. Diese Frau darin symbolisiert die Gesetzlosigkeit.
Warum? Weil das Wort Gesetzlosigkeit auf Hebräisch „Rish'a“ ist. Das ist Femininum in der Grammatik, und darum wird die Gesetzlosigkeit mit einer Frau symbolisiert im Traum. Und warum dieses Maß, dieses Hohlmaß? Da kann man genau eine Menge messen, und wir kennen doch den Ausdruck: „Das Maß ist voll.“ Also jetzt ist genug, jetzt braucht es Strafe, jetzt braucht es Gericht. Genau darum geht es. Schon im vorherigen Traum geht es um die Ungerechtigkeit, die im ganzen Land vorhanden ist, und es gibt ein Maß. Wenn das voll ist, dann kommt Gottes Gericht.
Wir können dazu lesen aus 1. Mose 15. Dort sind wir in den Tagen von Abraham, der als Fremdling im Land Kanaan lebte, inmitten der Kanaaniter. Gott hatte ihm das Land der Kanaaniter verheißen, aber er konnte es zu Lebzeiten nicht in Besitz nehmen. Dann sagt Gott ihm in 1. Mose 15: Als er im Tiefschlaf war, sagte er ihm: „Deine Nachkommen werden dieses Land bekommen, aber zuerst werden sie unterdrückt werden, und sie werden einem anderen Volk dienen.“ Das ist eine Voraussage auf die Sklaverei in Ägypten.
Dann sagt Gott: „Aber in der vierten Generation werden sie hierher aus diesem anderen Land zurückkehren.“ Ich lese 1. Mose 15, Vers 16: „Und du, du wirst zu deinen Vätern eingehen in Frieden, wirst begraben werden in gutem Alter, und im vierten Geschlecht werden sie hierher zurückkehren, denn die Ungerechtigkeit der Amoriter ist bisher noch nicht voll.“
Zur Zeit von Abraham war das Maß der Sünde der Kanaaniter noch nicht voll. Abraham war eine Art Missionar in Kanaan. Er kannte den alleinwahren Gott, und die Leute in Kanaan haben schon gemerkt, was für ein Mann er war. In 1. Mose 23 sagen die Hethiter zu ihm: „Du bist ein Fürst Gottes unter uns.“ Die haben wirklich gemerkt, was für ein Mann das war, der mit dem lebendigen Gott in Verbindung stand.
Die Kanaaniter lebten in schrecklichen Sünden von Unmoral und auch von Kindstötung. Aber Gott sagt: Bis jetzt ist das Maß noch nicht voll. Aber es wird der Zeitpunkt kommen, und das wird dann sein, wenn deine Nachkommenschaft in der vierten Generation auswandern wird und dann wieder in dieses Land Kanaan kommen wird. Dann werden die Kanaaniter gerichtet werden.
Das hat sich erfüllt mit Josua, der Israels Armee bei der Eroberung Kanaans anführte, und da kam das Gericht über sie. Dort war das Maß voll, aber Gott hatte vorher eine Gnadenzeit gegeben. Gott greift nicht sofort ein.
Das ist wichtig, wenn Leute fragen, warum Gott diese Dinge zulässt und nicht sofort eingreift. Man muss erklären, es steht so in der Bibel, 2. Petrus 3, dass Gott mit uns Menschen langmütig ist und nicht möchte, dass irgendjemand verloren geht, sondern dass alle zur Buße kommen. Darum wartet er. Das heißt nicht, dass Gott gegenüber dem Bösen gleichgültig, passiv oder neutral ist. Er sieht das alles. In Habakuk 1 heißt es: „Du bist zu rein von Augen, um Böses zu sehen.“ Das heißt, er kann Böses nicht ertragen, und trotzdem wartet er.
Man muss auch erklären: Wenn Gott jetzt schon eingreifen würde, dann könnte er nicht nur bei den ganz Schlimmen eingreifen, sondern müsste alle zur Rechenschaft ziehen. Darum gibt Gott jetzt noch Gnadenzeit. Aber einmal ist das Maß voll, und dann wird das Gericht kommen.
Darum eben dieses Bild von Eva und darin die Gesetzlosigkeit. Da wird gemessen, bis wann das Maß voll ist. Diese Gesetzlosigkeit ist dargestellt durch eine Frau, weil, wie gesagt, das Wort Gesetzlosigkeit weiblich auf Hebräisch ist.
Übrigens habe ich auch im Skript erwähnt: Die Gesetzlosigkeit kann man auch übersetzen mit Gottlosigkeit oder Frevelhaftigkeit. „Rish'a“ bedeutet, dass man einfach frech über das, was die Bibel sagt, hinweggehen kann. Gewissenlos, ohne Respekt. Nicht unbedingt Gottlosigkeit im Sinne von Atheismus, aber einfach ein freches Darüber-Hinweggehen und Nicht-Hören auf das, was Gott sagt. Das bedeutet dieses Wort.
Hier noch eine kleine Erklärung zur Grammatik: „Rish'a“ ist auf Hebräisch Femininum, wie auf Deutsch die Gesetzlosigkeit. Wie wäre es, wenn man Butter symbolisch mit einer Person darstellen sollte? Sollte man das mit einem Männchen oder mit einer Frau darstellen? Die Deutschen würden sicher sagen mit einer Frau, wenn wir sagen die Butter. Aber die Schweizer würden sagen: Nein, das müsste ein Männchen sein, der Butter. Das ist eben männlich in der Grammatik.
Hier sieht man den Unterschied zwischen Gender und Geschlecht. Englisch „sex“ ist das biologische Geschlecht, und das ist das Problem des Genderismus. Die verwechseln diese beiden Dinge. Sie sagen: „Wir sprechen nicht mehr über das, was wirklich Geschlecht ist, sondern es ist Gender.“ Wenn man heute Formulare ausfüllt, steht da „Gender“, und man kann m oder f ankreuzen, oder heute auch d für divers.
Da müsste man sagen, man sollte nicht Gender schreiben. Gender ist eben das, was die Butter weiblich macht in der Grammatik. Aber jeder weiß, die Butter ist nicht weiblich. Das ist einfach eine grammatikalische Kategorie. Auch die Schweizer sollten das wissen: Der Butter ist nicht männlich, sondern es ist einfach eine Kategorie im Schweizerdeutschen männlich.
Das hilft übrigens, Zweideutigkeit im Text neutralisieren zu können. Wenn man so einen langen Satz macht, zum Beispiel „die Gesetzlosigkeit“ und dann plötzlich meint man, worauf bezieht sich das jetzt? Da, die? Nein, das kann nicht das männliche Wort sein, das wir da auch noch im Text haben. Das bezieht sich zurück auf das weibliche Wort. Hätten wir nur ein Gender, also keinen Unterschied, gäbe es viel mehr Zweideutigkeit im Text.
Diese Kategorien bewirken, dass Mehrdeutigkeit neutralisiert wird. Natürlich kann in der Grammatik das auch mit dem Geschlecht übereinstimmen. Wenn wir sagen „die Frau“, dann ist klar, das ist nicht Gender, sondern hat mit Geschlecht (englisch sex) zu tun. Oder „der Mann“ – das ist wirklich Geschlecht, nicht Gender.
Wie ist es, wenn wir sagen „das Fräulein“? Das ist sächlich, aber natürlich nur als Gender. Niemand versteht das als divers, sondern das ist nur Gender. Jeder weiß, wenn es um Geschlecht geht, ist das Fräulein absolut weiblich. Indem man diese Dinge nicht mehr unterscheidet, sondern vermischt, entsteht heute viel Verwirrung, um es milde auszudrücken.
Hier sieht man, wie das in der symbolischen Sprache ausgenutzt wird: Gesetzlosigkeit ist weiblich, und darum wird sie hier durch eine Frau dargestellt. Das, was Gender ist, wird mit dem weiblichen Geschlecht dargestellt.
Gut, und dann sieht der Prophet, dass zwei Frauen kommen, und sie fliegen mit diesem Eva weit weg bis nach Sinear. Das ist Babylonien. Schauen wir kurz in 1. Mose 11 nach. Dort finden wir die Geschichte vom Turmbau zu Babel nach der Sintflut.
Vers 1: „Und die ganze Erde hatte eine Sprache und einerlei Worte. Und es geschah, als sie nach Osten zogen, da fanden sie eine Ebene im Lande Sinear und wohnten dort.“ Sie sprachen zueinander: „Volant, lasst uns Ziegel streichen und hart brennen.“ Der Ziegel diente ihnen als Stein, und das Erdharz als Mörtel.
Dieser Ort wird in Vers 9 bezeichnet: „Darum gab man der Stadt den Namen Babel, das heißt auf Hebräisch Verwirrung, denn dort verwirrte der Herr die Sprache der ganzen Erde, und von dort zerstreute sie der Herr über die ganze Erde.“
Hier kann man sehr schön zeigen: Sinear ist also ein Gebiet, wo Babylon liegt. Wo liegt Babylon? Im Südirak. Das kann man also sehr gut hier lokalisieren.
Sinear wird übrigens auch noch in 1. Mose 10 erwähnt. Ich lese von Vers 9 an: „Er, Nimrod, war ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn, darum sagt man: wie Nimrod, ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn. Und der Anfang seines Reiches war Babel und Erek und Akkad und Kalne im Land Sinear. Von diesem Land zog er aus nach Assur und baute Ninive und Rechobodir und Kalach. Und Resen zwischen Ninive und Kalach, das ist die große Stadt.“
Hier wird noch gesagt, dass Nimrod der erste Herrscher von Babylon war. Er war der Führer beim Turmbau zu Babel. Weiter wird erwähnt: Dort gibt es auch Erek, Akkad und Kalne, das sind alles Ortschaften im Südirak. Es ist völlig klar, dass es hier um den Irak geht. Sinear kann man also mit Babylonien gleichsetzen.
Auf dem Skript habe ich weiter erklärt: Diese zwei Frauen mit den Flügeln führen das Eva über den Luftweg fort, etwa tausend Kilometer weit von Israel aus. Das hebräische Wort für Wegführung, Exil heißt „Galut“. Das kommt zum Beispiel vor in Hesekiel 1, Vers 2, wo über die Wegführung nach Babylon gesprochen wird. Und das ist auch weiblich, wie auf Deutsch die Wegführung. Wir würden sagen das Exil, da passt das nicht gut, die Wegführung.
Diese zwei Frauen stellen die Wegführung der Juden nach Babylonien dar, und zwar zwei Frauen, weil es zwei Phasen der Wegführung nach Babylon gibt. Sacharja lebt gerade in der Zeit, in der die Juden von Babylon aus der Gefangenschaft zurückgekehrt sind. Die babylonische Gefangenschaft war von 606 v. Chr. bis 539 v. Chr., dann haben die Perser und Meder Babylon erobert. Kyrus, der König von Persien, hat den Juden erlaubt, wieder heimzukehren. In Esra 1 sind sie heimgekehrt und haben begonnen, einen Tempel zu bauen. Haggai und Sacharja traten auf und ermutigten sie. Sie waren aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt.
Jetzt spricht Sacharja von diesen zwei Frauen, die die Gesetzlosigkeit, also das Versündigen gegen die Bibel, wegführen, wieder nach Babylon. Eine zweite babylonische Gefangenschaft. Wie geht das?
In Vers 11 habe ich auf dem Skript vermerkt: Um 70 nach Christus ist die Zeit, als die Römer Jerusalem und den Tempel zerstört hatten. Warum? Weil der Messias gekommen war, und die Masse den Messias verworfen hatte. Dann kamen die Römer und zerstörten Jerusalem und den Tempel. Mehr als eine Million Juden kamen dabei ums Leben.
Dann gab es eine gewaltige Fluchtwelle von Überlebenden. Abertausende flohen aus dem Land Israel. Sie fragten sich: „Wo können wir hingehen, damit wir nicht mehr im Römischen Reich bleiben?“ Das Römische Reich war sehr umfassend – große Teile Europas, Nordafrikas und auch Teile des Nahen Ostens. Man musste noch weiter in den Osten fliehen, ins Gebiet des heutigen Irak, ins Zweistromland.
Die größte Fluchtwelle der Juden damals ging in das Gebiet des heutigen Irak, zwischen Euphrat und Tigris. Es gab auch welche, die flohen in die arabische Halbinsel. Darum gab es später viele Juden im Gebiet des heutigen Saudi-Arabiens, als Jahrhunderte später Mohammed auftrat. Er richtete unter den Juden schreckliche Massaker an. Der Koran ist voll von Versen gegen die Juden und Hass gegen sie.
Woher kamen diese Juden aus Saudi-Arabien? Das waren Nachkommen von solchen, die im Jahr 70 in die arabische Halbinsel geflohen sind. Aber noch viel mehr flohen ins Zweistromland, man sagt Mesopotamien, und eben Sinear.
Im Jahr 135 nach Christus gab es nochmals eine gigantische Fluchtwelle nach Babylonien. Warum? Im Jahr 70 zerstörten die Römer Jerusalem, nachdem sie das ganze Land erobert hatten: Galiläa, Judäa, Transjordanien und dann die Hauptstadt.
Es sah aus, als sei es jetzt endgültig vorbei mit dem Staat Israel. Aber das jüdische Volk ist ein Volk, das leben will. Man kann es kaum fassen, aber sie schafften es, in den folgenden Jahren wieder aufzuleben. Die letzte Hochburg nach der Zerstörung Jerusalems war Massada, dort leisteten tausend Widerstandskämpfer zwei bis drei Jahre Widerstand, dann fiel auch Massada.
Man dachte, jetzt sei alles vorbei. Doch sie lebten wieder auf, und dann kam ein falscher Messias, der sich Bar Kochba, „Sternensohn“, nannte. Er sagte: „Jetzt ist die Zeit der Erlösung, wir werden uns gegen Rom erheben.“ Es kam zu einem weiteren Krieg. Kaiser Hadrian war wütend auf die Juden, weil sie nach der Zerstörung Jerusalems erneut rebellierten.
Damals war es schon schwierig für die Römer. Sie mussten ein Drittel der gesamten Legionen des Reiches in Israel zusammenziehen, um die Zerstörung Jerusalems zu schaffen. Nun rebellierten sie erneut! Kaiser Hadrian schlug brutal zu. In diesem Krieg kamen etwa 500.000 Juden ums Leben, zusätzlich zu über einer Million im Jahr 70 und weiteren Opfern durch Seuchen und Hungersnot.
Im Jahr 135 gab es erneut eine gigantische Fluchtwelle weg vom Römischen Reich ins Zweistromland. Schließlich waren mehr als eine Million Juden in Babylonien. Mit dem Untergang Jerusalems begann im Jahr 70 der Prozess, dass Juden über alle fünf Kontinente zerstreut wurden – von Südamerika bis China, Japan, Thailand, Indonesien, von Nordamerika mit Alaska, Kanada, USA bis nach Australien, Neuseeland und von Schweden, Norwegen bis nach Südafrika.
In den folgenden Jahrhunderten wurde ein Ort das Zentrum der Weltjudenheit: Babylonien. Die wichtigsten Rabbiner waren in diesen Jahrhunderten in Babylonien, also die ganz großen Gelehrten des Judentums. Jetzt versteht man, wie der Talmud, der babylonische Talmud, zu seinem Namen kommt. Dort arbeiteten die wichtigsten Rabbiner bis etwa 500 nach Christus.
Es gibt zwei Talmude: den Jerusalemer Talmud und den babylonischen Talmud, den man „Talmud Bavli“ nennt. Der babylonische Talmud ist der wichtigere. Beide sind in einem Teil identisch: die älteste Schicht nennt man die Mischna. Die haben sie gleich, aber die Kommentare über diese erste Schicht sind unterschiedlich. Der babylonische Talmud ist so wichtig, weil die besten Gelehrten aus Babylon an den Kommentaren beteiligt waren.
All diese Gesetze im Talmud wurden aufgeschrieben, obwohl die frühen Rabbiner sagten, das sollte man nicht tun. Es ist die mündliche Tora. Sie lehrten, dass Mose die schriftliche Tora erhielt, aber Gott ihnen auch ein mündliches Gesetz gab. Das sind alle Regeln, wie man die Gesetze umsetzt. Diese mündlichen Gesetze sollten nicht aufgeschrieben werden, sondern auswendig gelernt.
Das Auswendiglernen war sehr wichtig. Schüler eines Rabbiners mussten das, was er sagte, wörtlich memorieren. Das hilft uns zu verstehen, dass auch Jesus als Rabbi seine Jünger berief mit dem gleichen Spruch, wie Rabbiner Studenten beriefen: „Folge mir nach“ (Matthäus 4). Die Jünger haben das, was Jesus sagte, wirklich auswendig gelernt. Das war eine Kultur, in der man sehr an Auswendiglernen gewöhnt war.
Unsere heutige Kultur ist in diesem Bereich schwach. Wer kann heute in der Schule noch Gedichte rezitieren? Früher musste man das. Heute sagt man: „Man muss nicht auswendig lernen, man muss alles selber kombinieren.“ Gut, kombinieren kann man, wenn man schon etwas weiß. Es braucht beides: Auswendiglernen und Kombinieren.
So verstehen wir besser, dass die Jünger nicht einfach phantasievoll das wiedergegeben haben, was Jesus predigte, sondern es wirklich gut auswendig gelernt hatten.
Die mündlichen Gesetze, die Halacha, sollten auswendig gelernt werden. Doch nach dem Untergang des Staates Israel 70 und 135 nach Christus bekamen die Rabbiner kalte Füße. Sie sagten: „Wir müssen es doch aufschreiben, auch wenn wir gesagt haben, das soll man nicht tun, sonst geht es verloren.“ So begann man, den Talmud zu schreiben, ab dem 2. Jahrhundert bis etwa 500.
Diese Gesetze sind Überlieferungen der Ältesten. Nun verstehen wir etwas besser, wenn wir Markus 7 aufschlagen. Dort versammelten sich Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem, und als sie sahen, dass einige Jünger Jesu mit unreinen, also ungewaschenen Händen Brot aßen, fragten sie: „Warum wandeln deine Jünger nicht nach der Überlieferung der Ältesten, sondern essen das Brot mit unreinen Händen?“
Markus erklärt, dass die Pharisäer und alle Juden nicht essen, es sei denn, sie waschen sich sorgfältig die Hände, gemäß der Überlieferung der Ältesten. Diese mündlich überlieferten Auslegungsgesetze sind die Halacha.
Die Jünger hielten sich nicht an diese Halacha. Jesus tat immer wieder Dinge am Sabbat, die die Pharisäer störten – nicht, weil es gegen die Bibel war, sondern weil es gegen ihre Auslegung, ihre Halacha verstieß. Das ärgerte sie.
Jesus antwortete ihnen trefflich und zitierte Jesaja 29, Vers 13: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit entfernt von mir; vergeblich aber verehren sie mich, lehrend als leere Menschengebote.“ Jesus sagte, diese Halacha sei nicht eine mündliche Überlieferung, die auf Mose zurückgeht, sondern menschliche Überlegungen. Jesaja hatte das vorausgesagt: leere Menschengebote, und ihr Herz ist weit weg von mir.
Dann sagte Jesus: „Denn das Gebot Gottes lassend, haltet ihr die Überlieferung der Menschen – Waschungen der Krüge und Becher und vieles andere dergleichen. Trefflich hebt ihr das Gebot Gottes auf, auf das ihr eure Überlieferung haltet.“
Da fahre ich dann gleich nach der Pause weiter.
Pause und Ausblick
Jetzt mache ich eine halbe Stunde Pause. Danach werde ich erklären, wie der Herr Jesus hier ein ganz konkretes Beispiel aus der Überlieferung gibt, das der Bibel klar widerspricht. Er zeigt, dass es nicht geht, nach Menschengeboten zu leben, die der Bibel widersprechen. Die Bibel gilt als das inspirierte Wort Gottes.
Wir haben also gesehen, dass in Sacharja eine Prophetie besteht, die beschreibt, wie die Ungerechtigkeit gegenüber dem Wort Gottes – allerdings ganz religiös ummantelt – aus dem Land Israel als ein Gericht Gottes weggeführt werden soll nach Babylonien. Dort soll ein Haus für sie errichtet werden.
Es ist wirklich so, dass Babylon bis etwa ins zehnte, elfte Jahrhundert nach Christus das Zentrum der Weltjudenheit blieb. Danach gab es einen Niedergang der zentralen Stellung Babyloniens als geistiges Zentrum der Weltjudenheit, und zwar durch innere Konflikte und Streitereien sowie durch islamische Unterdrückung.
In der Zwischenzeit war der Islam im siebten Jahrhundert entstanden und breitete sich im Nahen Osten und im Gebiet des heutigen Irak aus. So kamen die Juden dort unter Druck, und in der Folge verschob sich die geistliche Führung im Judentum auf andere Orte. Ganz wichtig wurden Córdoba in Südspanien (Andalusien), Narbonne in Südfrankreich am Mittelmeer, Alexandria in Ägypten und Kairouan in Tunesien, im nördlichen Teil des Landes.
Wir waren gerade noch vor der Pause bei den Versen in Markus 7, wo der Herr Jesus die sogenannte mündliche Tora ganz stark angriff. Er zeigt, dass diese nicht einfach mit dem Wort Gottes in Übereinstimmung steht, sondern sogar manchmal total in Konflikt damit gerät. Dann zeigt er hier ein Beispiel.
Ich lese jetzt in Markus 7, Vers 8: "Denn das Gebot Gottes lassend, haltet ihr die Überlieferung der Menschen." Also ganz klar: Es ist nicht von Mose, sondern die Überlieferung der Menschen. "Waschungen in Krügen und Bechern und vieles andere dergleichen tut ihr."
Er sprach zu ihnen trefflich: "Habt ihr das Gebot Gottes aufgehoben, auf das ihr eure Überlieferung haltet? Denn Mose hat gesagt: ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter!‘ Und wer Vater oder Mutter flucht, soll des Todes sterben."
Jesus macht klar, dass das Gesetz ganz eindeutig sagt, dass die Eltern geehrt werden sollen – auch wenn man selbst erwachsen ist. Ehren umfasst nicht nur einfach das moralische Achten, sondern kann sogar bis ins Finanzielle gehen. Eltern ehren kann also auch finanzielle Unterstützung bedeuten.
Der Herr sagt weiter: "Ihr aber sagt, wenn ein Mensch zu dem Vater oder zur Mutter spricht: Korban!" Korban ist das hebräische Wort für Gabe. Markus erklärt das hier, weil er speziell für Römer schrieb. Darum findet man bei ihm viele Erklärungen zu jüdischen Gebräuchen, viel mehr als im Matthäusevangelium, das von Anfang an speziell für Juden geschrieben wurde.
Korban, das heißt Gabe, sei das, was dir von mir zu Nutze kommen könnte. Und ihr lasst ihn nichts mehr für seinen Vater und seine Mutter tun, indem ihr das Wort Gottes ungültig macht durch eure Überlieferung, die ihr überliefert habt. Und vieles dergleichen Ähnliche tut ihr."
Dieses Problem findet man tatsächlich im Talmud. Dort wird gelehrt, dass man eine Geldsumme, die als Korban bezeichnet ist, nicht mehr für die Eltern verwenden darf. So kann man das Geld ganz sicher von den Eltern abzweigen. Der Herr sagt, damit stoßen sie genau gegen das Gebot Gottes, quasi so Geld zu schützen gegen die Eltern.
Im Talmud ist es in diesem Punkt sogar noch schlimmer: Es muss gar nicht unbedingt für den Tempel verwendet werden, man kann es auch anders verwenden, aber nicht für die Eltern.
Dann sagt der Herr weiter: "Als er die Volksmenge wieder herzugerufen hatte, sprach er zu ihnen: Hört mich alle und versteht! Da ist nichts, was von außerhalb des Menschen in denselben eingeht, das ihn verunreinigen kann, sondern was von ihm ausgeht, das ist es, was den Menschen verunreinigt. Wenn jemand Ohren hat zu hören, der höre!"
Hier erklärt Jesus, dass es sich bei den Verunreinigungen um bildliche Verunreinigungen handelt. Man darf das aber nicht mit echter Verunreinigung durch Sünde verwechseln. Wenn man durch das Berühren von Aas unrein wurde, dann ist das eine bildliche, symbolische Verunreinigung. Das darf man nicht mit wirklicher Verunreinigung durch Sünde verwechseln.
Der Herr macht das klar, weil im Denken im Judentum beides so miteinander vermischt wurde, dass man den Unterschied zwischen symbolisch und wörtlich nicht mehr wahrnahm.
Ich habe auf dem Skript noch auf weitere Stellen hingewiesen, außer Markus 7, zum Beispiel Matthäus 15,1-20. In diesem Abschnitt zeigt der Herr Jesus auch Vorwürfe gegen die Schriftgelehrten: "Ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis den Menschen weggenommen." Sie sind so gefangen in diesem System, dass sie die Bibel gar nicht mehr richtig verstehen.
"Ihr habt den Schlüssel weggenommen und hindert die Menschen daran, durch die Tür einzutreten, um errettet zu werden, und selber geht ihr nicht hinein." Das ist sehr, sehr ernst.
Weiter ist noch zu erwähnen 1. Petrus 1, Vers 18. Ich habe diese Stelle heute Morgen schon zitiert, in einem ganz anderen Zusammenhang. Schlagen wir das kurz auf: Der Apostel Petrus schreibt an bekehrte Juden, an Leute in der Zerstreuung (Diaspora, also Juden, die im Ausland zerstreut sind).
In 1. Petrus 1, Vers 18 sagt er: "Indem ihr wisst, dass ihr nicht mit verweslichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut Christi als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken."
Hier spricht Petrus über Erlösung durch das Blut des Erlösers, des Messias. Aber er spricht nicht von Erlösung von der Macht der Sünde, sondern davon, dass ihr erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel.
Merken wir uns: Halacha bedeutet ja Wandel. Petrus sagt, ihr seid freigemacht worden von der Macht der Menschen, die euch durch ein System, das oft in Konflikt mit der Bibel steht, in einem Regelwerk gefangen hielten, wie man richtig wandeln soll.
Er sagt, das ist ein eitler Wandel, weil er oft nicht mit dem übereinstimmt, was die Bibel sagt. Und er sagt, ihr seid durch das Blut Christi erlöst worden.
Es gibt andere Stellen, die zeigen, dass wir durch das Blut Christi von unseren Sünden und von der Macht der Sünde in uns erlöst sind. Wir sind freigemacht von der Macht Satans durch sein Blut. Aber hier steht etwas anderes: Es geht um die Freimachung von einem System von Menschen, von einem religiösen System.
Diese Stelle können gerade solche, die aus einem streng katholischen Hintergrund kommen, voll auf sich anwenden. Manchmal ist man so sehr daran gewöhnt, dass man Mühe hat, das einfach abzulegen.
Aber der Herr hat uns von diesen Zwängen der Menschen freigemacht, damit wir das tun, was die Bibel uns sagt. Dabei ist nicht eine falsch verstandene Freiheit in Gesetzlosigkeit gemeint, sondern das Wort Gottes allein, nicht das, was Menschen aufgebaut haben.
Das kann man natürlich auf diverse andere Situationen anwenden, in denen Menschen ein Regelwerk aufgebaut haben, das im Vergleich zur Bibel nicht stimmt und sogar in Konflikt mit ihr steht.
Das ist auch ein Teil der Erlösung durch das Blut des Lammes.
Das hat sehr praktische Bedeutung, was wir hier vor uns haben: das Haus der Gesetzlosigkeit in Babylon.
Wenn man an dieses Regelwerk denkt, das im Talmud in Babylonien schriftlich festgehalten wurde, so ist ein großer Teil des Judentums bis heute darin gefangen. Das kann wirklich ein furchtbares Joch sein.
Aber auch da führt der Herr Menschen heraus zur Bekehrung und zum Glauben an den Herrn Jesus.
Solche Menschen können dann bezeugen, was für eine Befreiung das ist.
Es geht nicht um die Befreiung vom Wort Gottes, sondern von dem, was Menschen gemacht haben, indem sie das Wort Gottes verdreht haben.
Das Aussehen der Ungerechtigkeit im ganzen Land
Jetzt gehen wir weiter zu Sacharja 6, Vers 1. Ich muss vielleicht noch etwas erklären, das ich vergessen habe zu sagen zu Vers 6: „Und er sprach: Dies ist ihr Aussehen im ganzen Land.“ Hier im siebten Nachtgesicht wird eigentlich Bezug genommen auf das Nachtgesicht gerade vorher. „Dies ist ihr Aussehen im ganzen Land“ – dabei geht es um eben diese Ungerechtigkeit von Dieben und manchen anderen. Also solche, die sich versündigen gegen Gott und gegen den Nächsten.
Ich habe gesagt, diese Halacha ist religiös bemäntelte Ungerechtigkeit. Manches darin ist richtig, und darum sagt der Herr Jesus auch in Matthäus 23: „Tut, was die Pharisäer euch sagen, aber tut nicht nach ihrem heuchlerischen Gehabe.“ Das macht der Herr auch noch klar. Es ist also nicht einfach alles falsch, ja, aber der Herr sagt, das System ist falsch.
Wenn wir in die Evangelien schauen, kam es ja schließlich immer mehr zum Bruch zwischen der Führerschaft des Judentums und dem Herrn Jesus, gerade wegen der Halacha. Der Herr hat immer wieder Dinge am Sabbat getan, die man nach dem Wort Gottes tun durfte, aber nach der Halacha nicht. Das hat dazu geführt, dass der Widerstand gegen ihn immer stärker wurde.
Letztlich ging es um die Frage: Wer legt die Bibel richtig aus? Die Schriftgelehrten sagten, wir, und dieser Mann von Nazaret legt sie falsch aus. Das führte dazu, dass er schließlich vor dem Sanhedrin von Kajafas zum Tod verurteilt wurde. Man kann sagen, dieses Regelwerk hat den Herrn Jesus ans Kreuz gebracht und ihn verworfen.
Wenn ein Jude zum Glauben an den Messias Jesus kommt, dann wird er auch von diesem Regelwerk befreit.
So, jetzt können wir weitergehen zu Kapitel 6, Vers 1, das achte Nachtgesicht. Ich habe es betitelt „Mit Pferden durchziehen sie die Erde“:
„Und ich erhob wiederum meine Augen und sah, und siehe, vier Wagen kamen zwischen den zwei Bergen hervor. Und die Berge waren Berge von Kupfererz. An dem ersten Wagen waren rote Pferde, an dem zweiten Wagen schwarze Pferde, an dem dritten Wagen weiße Pferde und an dem vierten Wagen gefleckte, kräftige Pferde.“
Da antwortete ich und sprach zu dem Engel, der mit mir redete: „Was bedeuten diese, mein Herr?“ Er stellt Fragen, wenn er nicht versteht.
Da antwortete der Engel und sprach zu mir: „Dies sind die vier Winde des Himmels, die ausgehen, nachdem sie sich vor den Herren der ganzen Erde gestellt haben. An welchem die schwarzen Pferde sind, die ziehen aus dem Land, die ziehen aus nach dem Land des Nordens, und die weißen sind ausgezogen hinter ihnen her, und die gefleckten sind ausgezogen ins Land des Südens. Ja, die kräftigen sind ausgezogen und trachten danach, hinzugehen, um die Erde zu durchwandern.“
Und er sprach: „Geht, durchwandert die Erde!“ Dadurch wanderten sie die Erde.
Und er rief mich und redete zu mir und sagte: „Siehe, die, welche ins Land des Nordens ziehen, lassen meinen Geist zur Ruhe kommen im Land des Nordens.“
Was bedeutet das jetzt wieder? So geheimnisvoll? Nun, für die, die schon von Anfang an bei der Betrachtung über Sacharja dabei waren, die wissen schon: In Kapitel 1, im ersten Nachtgesicht, kamen verschiedene Pferde vor, und zwar drei Gruppen von Pferden. Dort haben wir schon gesehen, dass es wieder diese Weltreiche sind, die schon Daniel beschrieben hat, in Daniel 2. Es geht dort um die Statue, die Nebukadnezar im Traum gesehen hatte, und um Kapitel 7, wo Daniel selbst in der Vision vier Tiere sah, die aus dem Meer heraufkamen. Es wird erklärt, dass diese vier Tiere Reiche sind, nämlich Weltreiche.
Jetzt haben wir hier aber nicht drei Gruppen, sondern vier Gruppen. Also diese vier Wagen mit den Pferden daran weisen jetzt auf die vier Weltreiche hin, wie sie in Daniel 2 und 7 beschrieben werden.
Warum sind es in Kapitel 3 dort drei Gruppen von Pferden? In der Zeit von Sacharja sind wir ja bereits in der Zeit nach dem babylonischen Weltreich. Das babylonische Weltreich war gefallen, und die Perser und Meder hatten die Macht ergriffen und ließen die Juden zurückkehren. Darum mussten Sacharja und Haggai diesen zurückgekehrten Juden Mut machen, um weiterzugehen.
Aber jetzt hier in diesem Nachtgesicht wird so wieder umfassend ganz grundsätzlich diese vier großen Weltreiche gezeigt, wie das in Daniel beschrieben wird. Diese ganze Zeit der Weltreiche: Babylon, dann das nächste Weltreich war Medopersien. Als dieses unterging, kam das griechische Reich von Alexander dem Großen, das sich über drei Kontinente erstreckte – von Europa, Griechenland bis nach Indien, also damals Pakistan bis über den Indus hinaus – und danach das römische Reich.
In der Offenbarung erfahren wir dann, dass das vierte Reich sogar drei Phasen haben würde: eine Phase, wo man sagen kann, es war; dann eine Phase, wo man sagen kann, es ist nicht; und eine Phase, wo es dann wieder heraufkommt, neu entsteht, sodass sich Europa wieder neu vereinigt. Dann wird die Wiederkunft Christi kommen als König der Welt.
Um diese vier Weltreiche geht es jetzt auch hier. In diesem Traum sieht er, wie diese Wagen sich bewegen: Vier Wagen kamen zwischen den zwei Bergen hervor, und die Berge waren Berge von Kupfererz.
Diese Pferdewagen können nicht irgendwo durchgehen, sie müssen sich an die Landschaft halten. Sie können nur den Weg zwischen den Bergen hindurchgehen. Diese Berge symbolisieren Gottes Macht. Gott sagt genau, wo die Menschen handeln dürfen und wo nicht. Der Mensch ist nicht souverän, dass er tun und lassen kann, was er will. Gott lässt gewisse Freiheit, aber er begrenzt sie ganz klar.
Gott regiert auch unsichtbar vom Himmel her. Er bestimmt genau, wie sich die Geschichte entwickeln darf und wo eben nicht. Das sind diese Berge, und das sind schon sehr kräftige Berge, denn sie sind aus Metall. Berge aus Metall – da ist wirklich nichts zu machen. Erde könnte man noch ein bisschen abtragen, ja, aber diese Berge sind aus Kupfererz.
An diesen Wagen sind Pferde angebracht. Was bedeuten diese Pferde? Hier wird gesagt, auf die Frage von Sacharja: „Was bedeuten diese, mein Herr?“ Da antwortete der Engel: „Das sind die vier Winde des Himmels, die ausgehen, nachdem sie sich vor den Herrn der ganzen Erde gestellt haben.“
Ich habe auf dem Skript bei Vers 5 bemerkt: „Winde“ – auf Hebräisch steht da Ruchim. Ruchim ist die Mehrzahl von Ruach und bedeutet auch Geist, Geister. Jetzt versteht man in Hebräer 1, Vers 13: „Von den Engeln sind sie nicht alle dienstbare Geister ausgesandt usw.“ Also Engel sind Geister.
Das Wort Geist ist also das gleiche Wort wie auch Wind. Es gibt zwischen Engel, Geist und Wind einen sehr direkten Zusammenhang.
Ich habe hier auf dem Blatt aufgeführt: Hebräer 1, Vers 7. Dort steht von den Engeln, dass Gott sie zu Winden macht und zu einer Feuerflamme. Das heißt also nach der Bibel, Engel können in Form von Winden auftreten.
Wenn man zum Beispiel an Hiob denkt: Satan erscheint in der Gegenwart Gottes, und Gott sagt ihm genau, bis wohin er gehen darf – nicht weiter als das, aber bis da und dahin. Es geht darum, dass Hiob alles verlieren soll, was er besitzt. Dann lesen wir: Es kam von der Wüste her ein gewaltiger Wind, und er stieß an das Haus, wo seine zehn Kinder Geburtstag feierten. Das brach zusammen und die Kinder starben.
Schon interessant: Der Satan bekommt die Erlaubnis, den Besitz von Hiob anzutasten. Er geht weg, und dann kommt dieser Wind. Da verstehen wir ein bisschen diesen Zusammenhang, der da gesagt wird.
Jetzt muss man nicht denken, wenn es windet, sind das Geister oder Engel. Aber diese Möglichkeit lernen wir von der Bibel, dass da ein Zusammenhang besteht.
Hier in Sacharja lesen wir: „Diese sind die vier Winde des Himmels, die ausgehen, nachdem sie sich vor dem Herrn der ganzen Erde gestellt haben.“
In Hiob 1 lesen wir, dass die „Söhne Gottes“ – ein Name für Engel – sich vor dem Herrn versammelten. Da kam auch der Satan, der ja auch ein Engel ist, ein Gefallener. So sehen wir also eine Versammlung im Himmel vor dem Thron Gottes.
Ein anderes Beispiel kann man nachlesen in 2. Chronik 18, Vers 18. Das ist eine Geschichte von Ahab und Josaphat. Der Prophet Micha sagt: „Ich habe den Herrn gesehen auf dem Thron, und die Engelhirscharen versammeln sich vor ihm. Da kommt ein Geist – es heißt sogar DER Geist – und er sagt: ‚Ich bin bereit, ich möchte ein Lügengeist sein im Mund der Propheten von Ahab.‘“
Gott gab die Erlaubnis, weil Ahab sich von Gott und seinem Wort abgewandt hatte. Gott ließ ihn in den Irrtum fallen. Darum ging der Satan dann weg, um ein Lügengeist zu sein im Mund dieser Propheten. Das kann also auch Gericht Gottes sein, wenn Gott Menschen in Falschprophetie hineinfallen lässt.
Wir haben also gesehen: Diese vier Wagen, vier Weltreiche, und daran sind Pferde. Von diesen Pferden wird gesagt, sie sind Winde, Geister.
Zum Beispiel Cherubim, das sind mächtige Thronengel Gottes. Sie können zum Beispiel in der Form von Pferden erscheinen. Sie werden in Hesekiel beschrieben als Wesen mit sechs Flügeln und mit Gesicht wie ein Löwe, wie ein Mensch, wie ein Stier und wie ein Adler.
In Offenbarung 19, Vers 11 lesen wir von der Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit: Er kommt aus dem Himmel und reitet auf einem weißen Pferd. Die Gläubigen, die bedrückte Gemeinde und die alttestamentlichen Gläubigen, die auch bedrückt sein werden, folgen ihm auf weißen Pferden.
Ich weiß, das ist eine gute Nachricht für kleine Mädchen, die gerne reiten: Im Himmel gibt es Pferde! Das ist ein Tipp für die Großmutter, wenn die Enkel das nächste Mal fragen, ob es im Himmel auch Pferde gibt.
Man vergleiche diese Stelle bitte mit Psalm 18, Vers 11. Dort wird auch die Wiederkunft des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit beschrieben – ganz eindrücklich von König David. Dort steht, dass der Herr kommt, reitend auf einem Cherub. Ein Cherub ist ein Engel.
In der Offenbarung steht von einem Pferd. Das sind Engel, die in der Form von Pferden erscheinen. Engel können ihre Erscheinung verändern. In Hebräer 1, Vers 7 steht, dass Gott Engel zu einer Feuerflamme macht, zu Winden und eben auch zu Pferden. Sie können also als Pferde erscheinen.
Da muss man der Enkelin schon sagen: Das sind dann sehr, sehr intelligente Pferde. Und dann erklärt man ihr: Pferde sind sehr intelligent, ja, aber diese sind noch intelligenter. Wirklich, das sind Engelfürsten.
Interessant ist in dem Zusammenhang, dass die Bibel lehrt, dass an der Spitze der Weltreiche und Nationen Engel stehen. Ich habe hier einfach die Stellen angegeben aus Daniel 10, Verse 13, 20 und 21.
Dort kommt ein Engel zu Daniel und sagt: „Ich habe Verspätung“ – ich sage das jetzt mit meinen eigenen Worten – „weil der Fürst des Königreiches Persien mir Widerstand geleistet hat. Einundzwanzig Tage, sonst wäre ich schon drei Wochen früher da gewesen. Erst als einer der ersten Engelfürsten, Michael, zu Hilfe gekommen ist, konnte ich den Sieg davontragen.“ Jetzt kommt er, um die Botschaft Gottes zu übermitteln.
Dann sagt er weiter: „Ich gehe jetzt, aber wenn ich gehe, dann wird der Fürst von Griechenland gegen mich kommen.“ Da wird klar, dass Griechenland auch einen Engelfürsten an seiner Spitze hat.
Jetzt weiß man, wer das angerichtet hat mit diesem Finanzchaos in Griechenland: ein gefallener Engelfürst.
Ich habe noch auf Epheser 6, Vers 12 verwiesen. Dort wird gesagt, dass wir Gläubige nicht gegen Fleisch und Blut kämpfen, sondern gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern. Es heißt dort auch von den Weltbeherrschern dieser Finsternis, den Kosmokratoren.
Das zeigt, dass Engelfürsten weltweit an der Spitze von Staaten stehen und ihren Einfluss ausüben, während in Daniel 12, ab Vers 1, der Erzengel Michael für Israel steht.
Es gibt auch Menschen, die sich dessen bewusst sind, aber die allermeisten sind sich gar nicht bewusst, dass das so geführt wird. Sie denken, es seien ein paar starke Leute, mächtige Personen und Organisationen, die die Welt dirigieren. Nein, die Weltgeschichte ist viel komplizierter als Schach.
Schach ist doch so, sagen wir mal, zweidimensional. Aber hier muss man sich vorstellen, das ist wie zwei Schachspiele übereinander. Natürlich gibt es Menschen, die agieren, befehlen, planen und geheime Zusammenkünfte haben. Aber da ist noch eine zweite Ebene: In der geistlichen Welt sind Engel Gottes und gefallene Engel im Konflikt.
Man kann dazu auch noch in Offenbarung 12 lesen, wie dort beschrieben wird, dass Satan und seine Engel mit Michael und seinen Engeln kämpfen. Michael ist stärker und kann den Teufel aus dem Himmel hinauswerfen.
Interessant ist, dass gerade in Offenbarung 12, Vers 3, der Satan als ein Drache beschrieben wird – ein feuerroter Drache mit sieben Köpfen und zehn Hörnern. Wie gesagt, Cherubim können ihre Gestalt verändern.
In Hesekiel 28, ab Vers 12, wird der Fall des Satans beschrieben. Dort heißt es, dass er ein prächtiger, schirmender Cherub war, der zu Fall kam.
In Hesekiel 28 ist der Zusammenhang wichtig: In den Versen 1 bis 11 geht es um den Fürsten von Tyrus, also um den Herrscher des Stadtkönigtums Tyrus zur Zeit von Hesekiel. Ab Vers 12 ist das Klagelied über den König von Tyrus, das den Satan betrifft, diesen Engelfürsten, der gefallen ist.
Dort wird klar, dass hinter dem Fürsten von Tyrus einer stand, der mächtiger war, nämlich der König von Tyrus – und das ist der Teufel.
Das zeigt auch wieder den Zusammenhang, dass Menschen in Machtpositionen von geistlichen Mächten der Bosheit beeinflusst und beherrscht werden.
Das Gleiche gilt auch für Jesaja 14, ab Vers 12. Dort wird der Sturz des Satans beschrieben: „Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte, Überwältiger der Nationen!“ Im Zusammenhang geht es um den König von Babylon. Ohne zu unterbrechen, wird die Beschreibung auf Satan übertragen. Satan war der Geist, der den König von Babylon in Jesaja 14 beherrschte.
Da sehen wir wieder das doppelte Schach.
Wir müssen noch bedenken: Der Teufel wird in Offenbarung 12 als ein Drache mit sieben Köpfen beschrieben. Dort ist beschrieben, dass er im himmlischen Tempel ist und dann durch Michael hinausgeworfen wird.
Ich war in Thailand und habe mir die Tempel angeschaut, mit sehr gemischten Gefühlen. Es geht mir so wie Paulus, als er in Athen spazieren ging und die Gegenstände der Verehrung sah. Es heißt, dass sein Geist in ihm entbrannte. Das war für ihn ganz schrecklich. Nicht, dass er keine Empfindung für Kunst hatte – das waren unglaubliche Kunstleistungen, diese Statuen in Athen –, aber er wusste, dass hinter diesen Bildern Dämonen stehen.
Die Menschen verehren diese Dämonen, die hinter den Bildern stehen, wie es in 1. Korinther 10, Vers 20 heißt: „Dass Dämonen hinter den Götzenbildern stehen.“
Das hat Paulus sehr beschäftigt. So schaue ich mir das auch an. Dann sehe ich diesen unglaublichen Tempel, mit Gold und Glanz, ganz ähnlich gebaut wie der Tempel Gottes in der Bibel, mit Allerheiligstem, Heiligem, Vorhof und Altären. Woher haben sie das?
Die Bibel macht klar: Der Satan kennt den originalen Tempel im Himmel und möchte sich von den Menschen verehren lassen, als wäre er Gott. „Er wollte ja sein wie Gott“, sagt Jesaja 14. Darum wurde er gestürzt. Er inspiriert die Menschen, solche Tempel zu bauen – genauso wie im Himmel, erst nach dem Original, aber zu seiner Ehre.
Dann sieht man diese Tempel in Thailand. Ich habe gesagt, so prächtige Tempel, und man sieht ständig den Drachen. Der Drache im Tempel – das ist genau das, was wir in Offenbarung 12 haben, der feuerrote Drache im Tempel Gottes. Dort in Thailand wird er verehrt. Der Drache sei das Wesen, das den Tempel schützt. In Wirklichkeit ist er in Offenbarung 12 ein Eindringling, der hinausgeworfen wird.
Noch mehr habe ich in Thailand gesehen: Darstellungen von diesem Drachen mit sieben Köpfen, genau wie in der Bibel, oder Darstellungen dieser sieben Köpfe mit einer Buddha-Statue inmitten der Köpfe. Der Drache schützt den Buddha. Dann weiß man, was dahintersteckt.
In Offenbarung 12 wird der Satan als Drache mit sieben Köpfen und zehn Hörnern dargestellt. In Offenbarung 13 wird das römische Reich der Endzeit beschrieben – eine Diktatur, symbolisch als eine Bestie mit sieben Köpfen und zehn Hörnern.
Natürlich wird ein Diktator kommen, aber hinter diesem Diktator steht ein unsichtbarer Geist: der Satan.
In Matthäus 4, 8-10 und Lukas 4, 5-8, in der Versuchungsgeschichte, zeigt der Teufel dem Herrn Jesus die Reiche des Erdkreises, die Reiche der Welt. In Lukas 4 heißt es „die Reiche des Erdkreises“. „Erdkreis“ (oikoumene) ist in Lukas 4 das gleiche Wort wie in Lukas 2, wo Kaiser Augustus den Erdkreis einschreiben ließ, also das römische Reich.
Der Teufel sagt: „Wenn du mich anbetest, gebe ich dir diese Reiche, denn mir sind sie gegeben.“ Man könnte sagen: Ja, aber damals war Kaiser Tiberius an der Macht. Ja, Kaiser Tiberius. Aber der Geist hinter Kaiser Tiberius war der Teufel selbst.
Diese Mächte an der Spitze der Reiche – das macht uns einiges klar: Diese Wagen mit den Pferden sind die Weltreiche, die von Engelfürsten geführt werden. Aber sie können nur so agieren, wie Gott es erlaubt oder eben nicht erlaubt.
Darum sind diese Berge ganz wichtig.
Auf dem Skript habe ich dazu geschrieben: Hier bedeuten diese verschiedenen Pferde verschiedene Reiche.
An dem ersten Wagen waren rote Pferde. Das ist das babylonische Weltreich.
Dann kommen die schwarzen Pferde. Zu Vers 6 habe ich geschrieben, das ist das medopersische Reich, das die Expansion, die Ausdehnung nach Norden macht. Darum heißt es hier: „Die schwarzen Pferde ziehen aus nach dem Land des Nordens.“
Dann kam das griechische Reich von Alexander dem Großen, das die Territorien der Medoperser übernahm.
Dann kommen die scheckigen Pferde. Die bedeuten das römische Reich. Es wird gesagt, wie sie nach Süden ziehen. Das römische Reich hat sich im Süden ausgedehnt bis nach Ägypten. Das war für das römische Reich eine große Sache, als sie schließlich auch Ägypten unter ihre Macht brachten.
Vers 7 nennt diese Pferde „starke, kräftige Pferde“. Das römische Reich war ganz besonders durch die Stärke seiner Legionen gekennzeichnet. Wer Roms Willen Widerstand leistete, wurde brutal niedergemacht.
Das römische Reich hatte ein besonderes Selbstbewusstsein und Missionsbewusstsein, um allen armen Barbaren ihre Hochkultur zu bringen. Sie sahen sich wirklich so, wie sie es selbst als Heiden beschrieben: Sie hatten durch die Vorsehung einen Auftrag, ihre Kultur den Völkern zu bringen.
Hier lesen wir in Vers 7: „Ja, die Kräftigen sind ausgezogen und trachten danach, hinzugehen, um die Erde zu durchwandern.“ Sie wollten ein Land nach dem anderen noch dazunehmen, um ihnen ihre Kultur zu bringen – wirklich mit einem Auftrag.
Er sprach: „Geht, durchwandert die Erde.“ So durchwanderten sie die Erde.
So konnte sich das römische Reich in drei Kontinenten ausbreiten: hauptsächlich Europa bis nach England hinauf, dann Nordafrika und auch große Teile des Vorderen Orients.
Dann lesen wir noch in Vers 8: „Und er rief mich und redete zu mir und sagte: Siehe, die, welche ins Land des Nordens ziehen, lassen meinen Geist zur Ruhe kommen im Land des Nordens.“
Dazu habe ich noch auf dem Blatt notiert: Gottes Gericht durch die Medoperser über das Land des Nordens stillt Gottes Zorn.
Das war also etwas, wodurch sie Gottes Gericht über andere Menschen ausgeübt haben.
Gott hat oft – normalerweise muss man sogar sagen – eine indirekte Regierung. Die Menschen fragen: Wo ist Gott? Die Geschichte läuft durch Jahrhunderte und Jahrtausende. Wo ist Gott?
Gott benutzt oft ein Volk, um ein anderes Volk zu bestrafen – so indirekt.
Aber einmal wird Gott eine direkte Regierung haben, und zwar wenn Jesus als König der Könige kommen wird. Dann wird es keine indirekte, sondern eine direkte Regierung sein.
Das führt uns zum nächsten Abschnitt.
Die Krönung des Hohen Priesters
Die acht Nachtgesichter sind vorbei, aber jetzt folgt noch ein Anhang, den ich mit „Die Krönung des Hohen Priesters“ betitelt habe. Ich lese ab Vers 9:
Und das Wort des Ewigen geschah zu mir, indem er sprach: Nimm von den Weggeführten, von Cheldai, Tobija und Jeddaja, und du sollst an diesem Tag kommen, ja, du sollst kommen in das Haus Joschias, des Sohnes Zephanjas, wohin sie aus Babylonien gekommen sind. Und du sollst Silber und Gold nehmen und Kronen machen. Diese sollst du auf das Haupt Jehuschuas, des Sohnes Jotzadaks, des Hohenpriesters, setzen. Und du sollst zu ihm sprechen und sagen: So spricht der Ewige der Heerscharen: Siehe, ein Mann, Spross ist sein Name, und er wird den Tempel des Ewigen bauen. Ja, er wird den Tempel des Ewigen bauen, und er wird Herrlichkeit tragen. Er wird sitzen und herrschen auf seinem Thron, und er wird Priester sein auf seinem Thron. Der Rat des Friedens wird zwischen ihnen beiden sein. Die Kronen sollen dem Chelem und dem Tobija und der Freundlichkeit des Sohnes Stephanas zum Gedächtnis sein im Tempel des Ewigen. Entfernte werden kommen und am Tempel des Ewigen bauen. Und ihr werdet erkennen, dass der ewige Herrscher mich zu euch gesandt hat. Dies wird geschehen, wenn ihr wirklich auf die Stimme des ewigen Gottes hören werdet.
Das ist nicht unbedingt viel einfacher, jetzt, wo es kein Traum mehr ist, aber man kann es einfach machen. Ganz kurz mit anderen Worten: Was ist hier geschehen?
Einige Juden sind aus der Zerstreuung in Babylonien ins Land Israel zurückgekehrt. Als das Babylonische Reich von den Persern erobert wurde, erlaubte König Chores den Juden, nach Hause zurückzukehren. Zehntausende machten sich auf den Weg. Etwa 40 Männer mit ihren Frauen und Kindern – wir können sagen rund 200 Personen – kehrten heim, um den Tempel wieder aufzubauen. Viele Juden blieben jedoch in der Gefangenschaft und kehrten nicht zurück.
Jetzt, aus dieser Zerstreuung noch in Babylon, sind Juden zu Besuch gekommen. Das sind eben diese Weggeführten in Vers 10, wo Gott sagt: „Nimm von den Weggeführten, von Cheldai, Tobija und Jeddaja.“ Sie sind aus Babylon gekommen und waren zu Besuch im Haus eines gewissen Joschia. Sie brachten Gold und Silber mit.
Gott sagt nun zum Propheten, er solle dieses Silber und Gold nehmen und daraus Kronen machen. Diese Kronen soll er dem damaligen Hohenpriester Jehuschua, Sohn von Jotzadak, aufsetzen. Jehuschua war der erste Hohepriester im zweiten Tempel.
Dann soll der Prophet eine Prophetie aussprechen, die in Vers 12 beschrieben wird: So spricht der Ewige der Heerscharen: „Siehe, ein Mann, Spross ist sein Name. Er wird den Tempel des Ewigen bauen.“
Der Hohepriester damals soll gekrönt werden. Das ist schon speziell, denn Gott hat ganz klar eine Gewaltentrennung in Israel vorgesehen. Die Könige sollten aus dem Stamm Juda, aus der Familie Davids kommen. Die Hohenpriester sollten aus dem Stamm Levi, aus der Familie Aarons stammen. Das verhinderte, dass ein Mann gleichzeitig Hohepriester und König sein konnte – das nennt man Gewaltentrennung.
In der Schule lernt man, die Gewaltentrennung sei eine Erfindung der Aufklärungszeit. Man lehrt, dass Exekutive und Legislative im Staat getrennt sein müssen, also die, die Gesetze bestimmen, und die, die sie ausführen. Man darf nicht zu viel Macht in einer Person oder einer Gruppe vereinigen, weil Menschen schnell korrupt werden, wenn sie zu viel Macht haben.
Aber diese Philosophen der Aufklärung im 18. Jahrhundert haben dieses Prinzip nicht erfunden. Es ist ein biblisches Prinzip. Gott hat es getrennt.
Doch vom Messias wird im Alten Testament gesagt, dass er König und Priester in einer Person sein wird, weil er sündlos ist. Da besteht keine Gefahr von Korruption. Deshalb wird der Messias als König, Priester und Prophet beschrieben.
Man konnte König und Prophet sein – David war König und gleichzeitig Prophet. Man konnte Priester und Prophet sein, das war möglich. Aber nicht König, Priester und Prophet in einer Person.
Nun wird hier der Hohepriester symbolisch gekrönt. Er soll mit einer Königskrone versehen werden, um darauf hinzuweisen, dass einmal der Messias kommen wird, der König und Priester in einer Person sein wird.
Darum steht hier: „Siehe, ein Mann, Spross ist sein Name, und er wird den Tempel des Ewigen bauen.“ Die alten Rabbiner sagten, dieser Vers spreche vom Messias. Ich habe in der Fußnote genau angegeben, wo man das finden kann: im Targum Jonathan zu Sacharja 6,11, im Midrasch Bereschit Raba, Rabatile Rabbi Moshe Adarschan und weiteren Schriften. Für das Judentum war klar, dass dieser Vers vom Messias spricht, der einmal Spross heißen wird.
Ein Mann, der Spross heißt?
Als der Herr Jesus Jahrhunderte später durch Israel ging und predigte, sagten die Menschen überall: Jesus, der Nazaräer kommt, Jesus von Nazareth. Nazareth bedeutet auf gut Deutsch „Sprossling“, denn Nazareth kommt von „Nezer“ und ist das hebräische Wort für Spross, genauer für einen grünen Spross. „Nassar“ im Arabischen bedeutet „grün sein“. So ist der „Nezer“ der grüne Spross.
Herr Jesus sagte in Lukas 23, als er nach Golgatha ging und die Töchter Jerusalems weinten: „Weint über eure Kinder! Wenn man dies an dem grünen Holz tut, was wird dann an dem Dürren geschehen?“
Der Prophet hat vorausgesagt: „Siehe, ein Mann, Spross ist sein Name.“ Das ist genau der Hinweis auf den Nazaräer. Natürlich ist es ein Wortspiel, denn hier steht nicht „Nezer“ im Grundtext, sondern „Zähmach“. Aber „Zähmach“ ist einfach ein anderes Wort mit der gleichen Bedeutung wie „Nezer“.
Versteht man das? Das Wort „Nezer“ wird im Zusammenhang mit dem Messias, dem Herrn Jesus, auch in Jesaja 11,2 erwähnt. Dort heißt es: „Und ein Spross wird hervorgehen aus dem Stumpf Isais, und ein Schössling aus seinen Wurzeln wird Frucht tragen.“
Das zweite „Schössling aus seinen Wurzeln“ heißt auf Hebräisch „Nezer“ – Schössling oder Spross. Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes.
Ein wunderbares Wortspiel: „Ein Mann, Spross ist sein Name.“
Hier wird gesagt, dass der Messias den Tempel bauen wird. Als Jesus das erste Mal kam, musste er den Tempel nicht bauen, denn er bestand bereits. Damals erfüllte sich, was in Maleachi 3 steht: Der Messias wird plötzlich zu seinem Tempel kommen.
So war es, als Maria, mehr als einen Monat nach der Geburt, mit dem Kind von Bethlehem nach Jerusalem kam, um den Erstgeborenen darzubringen. Da kam er plötzlich zu seinem Tempel.
Hier geht es aber darum, dass, wenn der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit als König wiederkommt, er den dritten Tempel einweihen wird. Dann wird er erklären, wie dieser Tempel nach den Plänen des Endzeit-Tempels in Hesekiel 40 bis 48 auszubauen ist.
So wird er bauen – das Wort „bauen“ (hebräisch „bana“) bedeutet auch „ausbauen“. Ich habe das im Skript erklärt.
Hier haben wir also eine Prophetie, dass er den Tempel ausbauen wird – den Endzeit-Tempel nach Hesekiel.
Dann heißt es weiter: Er wird sitzen und herrschen auf seinem Thron, und er wird Priester sein auf seinem Thron.
Die goldene Krone – es mussten Kronen gemacht werden, im Plural. Es steht hier, dass Kronen aus Gold und eine aus Silber gemacht werden. Die goldene Krone spricht von seinem Königtum. Ich habe das im Skript erklärt.
Gold bedeutet Gottes königliche Herrlichkeit. Der Name Elifaz, ältester Freund von Hiob, bedeutet „Mein Gott ist Feingold“.
Silber – das Wort „Kessef“ bedeutet Silber oder Geld. Via französisch „argent“ bedeutet Silber oder Geld. Silber ist das Mittel zum Kauf, und so spricht Silber ganz speziell vom Kaufpreis der Erlösung.
Die goldene Krone steht für den König, der Priester für den, der durch sein Opfer Erlösung bringt.
Dieser Hohepriester sollte also beide Kronen tragen.
Und wie hieß er? Jehuschua. Schön, Jehuschua ist die Langform, die Kurzform wird im Buch Esra für denselben Priester benutzt: Jeschua. Das ist der hebräische Name für Jesus.
Dieser Hohepriester hieß also genauso wie der, der einmal der Messias sein sollte: Jesus. Und er sollte diese Kronen tragen – ein Bild dafür, dass er König und Erlöser, Priester in einer Person sein sollte.
Übrigens habe ich die Namen dieser Weggeführten in der Fußnote erklärt. Einer hieß in Vers 10 Cheldai. In der Fußnote wird erklärt, dass das „Der Dauerhafte“ bedeutet. In Vers 14 hat er aber einen anderen Namen, dort wird er „Chelem“ genannt. Chelem heißt „Kraft“. Also zwei Namen, die fast dasselbe bedeuten: der Dauerhafte oder Kraft.
Dann hieß einer Tobija – „Der Herr ist gut“ – und Jeddaja – „Der Herr weiß“.
Jetzt kommt etwas Schönes: In Vers 14 heißt es: „Und die Kronen sollen dem Chelem und dem Tobija und der Freundlichkeit des Sohnes Stephanas zum Gedächtnis sein im Tempel des Ewigen.“
Man hat diese Kronen genommen und sie beim Eingang des Tempelhauses in die Fenster gestellt, die oberhalb des Eingangs waren. Diese Kronen waren somit Weihgeschenke für den Tempel.
Jetzt ist die Zeit fast um, ich muss etwas vorwärts gehen, sonst hätte ich gerne noch im Skript Vers 14 mit Lukas 21,5 betrachtet.
Dort heißt es, dass der Herr Jesus am Dienstag vor Karfreitag im Tempel war und mit den Jüngern die Weihgeschenke des Tempels anschaute. Diese Weihgeschenke waren unter anderem Kronen, die in den Fenstern am Eingang standen.
Diese Kronen wiesen darauf hin, dass, wenn einmal der verheißene Retter kommt, er König und Priester, Erlöser in einer Person sein wird.
Aber es gab noch weitere Weihgeschenke.
An den Säulen beim Eingang zum Tempelhaus gab es einen goldenen Weinstock. Jeder konnte Geld geben, und dann wurden weitere Trauben und Blätter hinzugefügt. So entstand ein riesiger Weinstock aus Gold.
Darauf nimmt der Herr Jesus Bezug, wenn er in Johannes 15 sagt: „Ich bin der wahre Weinstock, ihr seid die Reben.“
Außerdem gab es eine Lampe, die gerade beim Eingang aufgehängt war. Sie wurde von der Königin von Adiabene dem Tempel geschenkt. Diese Königin war zum Judentum übergetreten.
Diese Lampe war sehr speziell: Am Morgen, wenn die Sonne über dem Ölberg aufging, stand sie in einem solchen Winkel, dass die Sonne plötzlich so schien, dass von der Lampe ein Lichtblitz ausging. Und zwar zu einem bestimmten Zeitpunkt, der wichtig für den Tempeldienst war.
Sobald der Lichtblitz kam, wusste man: Jetzt ist Zeit für das und das.
Diese Weihgeschenke, die ich noch in den Fußnoten erwähnt habe, sieht man im Babylonischen Talmud Midot, dem Traktat, der die Maße des Tempels zur Zeit des Herrn Jesus beschreibt.
Das ist keine Haggada, also keine Erzählung, sondern Halacha – eine genaue Beschreibung, wie der Tempel war. Dort wird auch erwähnt, dass diese Kronen am Eingang als Weihgeschenke standen.
Diese Geschenke sollten den treuen Juden, die aus der Zerstreuung zurückgekehrt waren und Geld für die Sache Gottes gegeben hatten, zum Gedächtnis sein.
Dann heißt es in Vers 15: „Und Entfernte werden kommen und am Tempel des Ewigen bauen, und ihr werdet erkennen usw.“
Das ist eine Prophetie, dass in der Zukunft, wenn der Herr Jesus wiederkommt und den Tempel nach Hesekiel ausbauen wird, Juden aus der Zerstreuung kommen und beim Bau des künftigen Tempels mithelfen werden.
Ich habe im Skript noch die Stelle aus Hesekiel 39,28 hinzugefügt. Das ist gerade nach der Schlacht von Gog und Magog. Der Herr Jesus ist dann bereits zurück auf der Erde.
Nach Kapitel 37 folgt noch der Aufstand von Gog und Magog. In 39,28 heißt es, dass Gott alle aus dem Volk Israel, die noch im Ausland sind, wieder sammeln und zurückführen wird, sodass niemand mehr im Ausland bleiben wird.
Das ist die allerletzte Sammlung der Juden zurück ins Land – erst wenn der Herr Jesus wiederkommt.
Nicht alle Juden müssen heute schon ins Land Israel zurückkehren, bevor er kommt, viele sind schon zurückgekehrt, aber wenn er kommt, werden noch weitere kommen – und Engel werden sie holen.
In Matthäus 24 lesen wir, dass der Menschensohn auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit kommt. Dann wird er seine Engel aussenden mit lautem Posaunenschall und die Auserwählten versammeln – das sind die gläubigen Juden.
Nur gläubige Juden werden ins Land gebracht, und sie werden beim Tempel mithelfen.
Diese Besucher damals waren ein Vorgeschmack darauf, dass, wenn der Herr Jesus kommt, viele in Massen zurückkehren und beim zukünftigen Tempel des tausendjährigen Reiches mithelfen werden.
Dann endet es mit den Worten: „Und ihr werdet erkennen, dass der ewige Herrscher mich zu euch gesandt hat.“
Wer spricht hier eigentlich?
In Vers 9 wird es klar gesagt: „Und das Wort des Ewigen geschah zu mir, indem er sprach.“
Der Ewige spricht. Auf Hebräisch ist das der Gottesname, also „Herr“ in der Lutherbibel mit Großbuchstaben, JHWH. Dieser Name bezeichnet Gott als den Ewigen, ohne Anfang und ohne Ende.
Nachdem er am Ende spricht, sagt er: „Und ihr werdet erkennen, dass der ewige Herrscher mich zu euch gesandt hat.“
Wie geht das? Der Ewige sendet den Ewigen?
Ja, natürlich. Es gibt nur einen Gott, aber in der Gottheit ist eine Dreieinheit: Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Hier spricht der Ewige, JHWH, der Sohn, und sagt, ihr werdet erkennen, dass JHWH mich, den Vater, zu euch gesandt hat.
JHWH ist eine Bezeichnung für den Vater in der Bibel, aber auch für den Sohn und den Heiligen Geist.
Das ist eine ganz erstaunliche Stelle – auch in Sacharja 2 hatten wir das gesehen. Dort heißt es zweimal: „So spricht der Ewige der Heerscharen“ und am Schluss: „Und ihr werdet erkennen, dass der ewige Herrscher mich zu euch gesandt hat.“
Alle, die die Gottheit Christi leugnen, müssen zu Schanden werden.
Das Alte und Neue Testament lehren ganz klar, dass der Herr Jesus ewiger Gott ist. Er wurde Mensch, wurde dieser Nazaräer, ein Mann, dessen Name Spross ist.
Aber dieser Mann von Golgatha, dieser verachtete Nazaräer, ist der ewige Gott.
Hier wird unser Blick darauf gerichtet.