Einführung in das Buch Zacharja und sein historischer Kontext
Im Rahmen unseres Studiums aller zwölf kleinen Propheten kommen wir heute zum Buch des Propheten Zacharja. Ich habe das in zwei Teile aufgeteilt. Heute betrachten wir den ersten Teil, das heißt die Kapitel 1 bis 6.
Zunächst ein paar Bemerkungen zum Zeitpunkt der Entstehung des Buches. Grundsätzlich gilt das, was wir bereits beim Buch Haggai gesagt haben, denn wie wir wissen, traten diese beiden Propheten gemeinsam auf.
Der geschichtliche Hintergrund ist folgender: Im Herbst des Jahres 539 v. Chr. eroberten die Perser das babylonische Weltreich. Der damalige Weltherrscher des Medo-Persischen Reiches, Kyrus oder Kores, erließ einen Erlass. Er erlaubte allen Juden, die in der babylonischen Gefangenschaft waren und nun unter persische Herrschaft gelangten, in ihr Land zurückzukehren – das von da an für längere Zeit schlicht eine Provinz des Persischen Reiches sein sollte.
Im Buch Esra wird all dies beschrieben, insbesondere das Edikt des Kyrus. Wir sehen, wie etwa zweihunderttausend Juden zurückkehrten, wenn man nicht nur die Männer, sondern auch Frauen und Kinder mitrechnet. Sie kehrten heim ins Land Israel.
Das erste, was sie in Jerusalem tun, ist, den Altar wieder aufzurichten, damit sie stellvertretende Opfer auf dem Tempelplatz darbringen können – noch bevor das Tempelhaus selbst wieder aufgebaut wurde. Sofort beginnt man also wieder mit dem Opferdienst, der seit der Zerstörung des Salomonischen Tempels im Jahr 586 v. Chr. unterbrochen war.
Im Jahr darauf, nach unserer Zählung also 536 v. Chr., wurde schließlich der Grundstein des Tempels gelegt. Das bedeutet die massive Steinaufschichtung auf dem Grundfelsen, auf die dann das eigentliche Tempelhaus mit den Mauern gebaut wurde. Dies wird beschrieben in Esra 3,8 und 10.
In Esra 4 wird weiter berichtet, wie Ausländer, die von den Assyrern in früherer Zeit im Land Israel angesiedelt wurden, gemeinsam mit den Juden den Tempel bauen wollten. Doch von Anfang an werden sie als Feinde bezeichnet. Sie wollten gemeinsame Sache machen, doch das wurde nicht akzeptiert, weil sie nicht zum Volk Gottes gehören.
Als eine Art ökumenische Zusammenarbeit nicht möglich war, versuchten sie es mit offenem Widerstand. Dieser Widerstand wurde so stark, dass sie schließlich den persischen König Artaxerxes, in der Geschichte auch Pseudos Merdis genannt, der nur wenige Monate regierte, dazu bewegen konnten, einen Baustopp zu erlassen.
Zu diesem Baustopp kam es im Jahr 522 v. Chr. Dies wird beschrieben in Esra 4,23-24. So unterblieb der Bau am Haus Gottes während der Zeit des Adels Aster, Pseudos Merdis. Danach kam Darius an die Macht. Erst im zweiten Jahr des Darius begannen plötzlich die Propheten Haggai und Zacharja zu weissagen.
Wir haben beim letzten Mal gesehen, dass im Buch Haggai der Vorwurf erhoben wird: Warum baut ihr das Haus Gottes nicht, während ihr eure eigenen Häuser baut? Gott hat kein Verständnis für sein Volk, wenn es nicht baut, obwohl Widerstand da ist. Sie müssen bauen, denn man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
So beginnen Jeschua, der Sohn Jotzadaks, der erste Hohepriester des Zweiten Tempels, und Sebu Babel, der jüdische Statthalter, also der Vertreter der Oberherrscher über die Juden, mit dem Weiterbau des Tempels. Auch die Propheten Zacharja und Haggai motivieren das Volk, wieder neu an die Arbeit zu gehen.
Man schreibt einen Brief an König Darius. Dieser schaut in den Archiven nach und stellt fest, dass es legal ist, den Tempel zu bauen. Kyrus hatte dies ja schon längst erlaubt. Die Juden dürfen und sollen den Tempel weiterbauen.
So kommt es schließlich dazu, dass der Tempel im Jahr 516 v. Chr. vollendet wird. Das alles wird beschrieben in Esra 5 und 6.
Das Buch Haggai beginnt mit der Datierung im zweiten Jahr des Darius Hystaspis, also im Jahr 520 v. Chr., dem Jahr, in dem sie wieder begonnen haben, den Tempel zu bauen und ihn schließlich vollendeten. Im gleichen Jahr begann auch Zacharja zu weissagen.
Deshalb beginnt das Buch Zacharja mit der gleichen Datierung. Ich lese Vers 1: Im Skript ist der gesamte Text von Zacharja 1–6 in einer sehr wörtlichen Übersetzung von mir, so dass die poetischen Stellen, also die Gedichte, die im Hebräischen in Gedichtform geschrieben sind, auch in der Übersetzung sichtbar werden. Ich habe den Text bewusst so gestaltet, dass man jede Verszeile einzeln sieht.
Der Titel des Buches lautet im Kapitel 1, Vers 1: Einfach Prosa. Im achten Monat, im zweiten Jahr des Darius, also 520 v. Chr., geschah das Wort des Ewigen zu Zacharja, dem Sohn Berechias, des Sohnes Iddos, dem Propheten, in dem er sprach.
So können wir das Buch Zacharja sehr genau datieren.
Gottes tröstliche Zukunftsabsichten und die besondere Klangfarbe der Propheten
Das Thema des Buches lässt sich als Gottes tröstliche Zukunftsabsichten für die Stadt Jerusalem beschreiben.
Während Haggai sich in seinen Weissagungen stärker auf die gegenwärtige Situation konzentriert, geht Sacharja viel mehr auf die Endzeit ein. Dennoch spricht auch Sacharja in die momentane Situation hinein, jedoch mit dem Schwerpunkt auf die Endzeit. Haggai hingegen blickt zwar ebenfalls in die Endzeit, konzentriert sich aber mehr auf die aktuelle Lage. So ergänzen sich diese beiden Männer in ihrem Dienst wunderbar. Jeder setzt einen etwas anderen Akzent.
In 1. Korinther 14 wird die Gabe des Weissagens mit verschiedenen Musikinstrumenten verglichen. Musikinstrumente haben alle eine unterschiedliche Klangfarbe. Eine Violine klingt nicht wie ein Klavier, und ein Klavier klingt nicht wie eine Harfe. Woran liegt das? Obwohl sie denselben Ton spielen, zum Beispiel das A mit 440 Schwingungen pro Sekunde, hört man sofort, ob es eine Violine, eine Harfe oder ein Klavier ist.
Der Grund dafür sind die Obertonreihen. Diese bestimmen die Charakteristik des Klanges. So erklärt 1. Korinther 14, dass es in den geistlichen Gaben, die Gott seinem Volk gibt, verschiedene Klangfarben gibt. Zusammen ergeben sie jedoch ein wunderbares Zusammenspiel, einen herrlichen Orchesterklang.
Deshalb ist es wichtig, bei jedem Bibelbuch zu erkennen, welche spezielle Klangfarbe es hat. Dabei handelt es sich nicht um einen Gegensatz oder Widerspruch, sondern um eine Ergänzung und eine klangliche Bereicherung.
Auch im Vergleich zwischen Haggai und Sacharja zeigt sich dies. Sie haben gemeinsam mit dem Bau begonnen und das Volk motiviert, doch jeder hatte seinen eigenen besonderen Dienst.
Die zentrale Botschaft und Namensbedeutung des Propheten Zacharja
Jerusalem wird zwar lange Zeit ein Spielball der Weltmächte sein und viel Elend erleben, doch eine bestimmte Zeit wird kommen, in der der Ewige sich Jerusalems in Gnade annehmen wird. Er selbst wird für diese Stadt kämpfen. Auch der gläubige Überrest wird kämpfen. Der Messias wird sein herrliches Weltreich errichten und Jerusalem zu dessen Hauptstadt erheben.
Unter charakteristischen Ausdrücken und Besonderheiten habe ich einige Bemerkungen zum Namen des Propheten gemacht. In Vers 1, den wir gelesen haben, heißt er mit vollem Namen Zacharja, der Sohn Berechias, des Sohnes Idos. Auf Hebräisch lautet das Sacharia ben Berechia ben Iddo.
Wenn man das übersetzt, enthält es im Kern die Botschaft des Buches Sacharja. Sacharja bedeutet „Der Herr segnet“ oder „Der Herr gedenkt“. Sachar heißt „gedenken“ – der Herr gedenkt. Er hat Jerusalem nicht vergessen, auch wenn es eine schwierige Zeit war und Feinde vorhanden waren. Man muss bei null anfangen, denn die Leute waren arm.
Zacharja bedeutet also „Der Herr gedenkt“. Berechja heißt „Der Herr segnet“. Gerade von diesem Segen, den Gott besonders Jerusalem in der Zukunft, in der Endzeit, schenken wird, spricht das Buch Sacharja. Iddo bedeutet „zur bestimmten Zeit“. Gott hat eine ganz bestimmte Zeit im Heilsplan festgelegt – die Endzeit, in der diese Stadt Jerusalem zu ihrem vollen Segen gebracht wird.
So haben wir im Kern die Botschaft in den drei Namen von Sohn, Vater und Großvater.
Aufbau und Struktur des Buches Zacharja
Nun zum Aufbau des Buches: Nach dem Titel, Vers 1, beginnt der erste Hauptteil, bezeichnet als Römisch I. Dieser umfasst die Kapitel 1 bis 8.
Erstens haben wir eine Einführung, die als Aufruf zur Buße dient. Diese findet sich in Kapitel 1, Verse 2 bis 6. Sie ist kurz, aber markant. Das Volk tut wirklich Buße. Dies haben wir auch im Buch Haggai sehr eindrücklich gesehen, wie die Menschen sofort bereit sind, das Wort Gottes zu hören und Ermahnungen anzunehmen – ganz ungewöhnlich. So konnte Gott eine Erweckung schenken.
Zweitens folgt als Ermutigung der Abschnitt mit acht Nachtgesichten, von Kapitel 1, Vers 7 bis Kapitel 6, Vers 15. Dieser Teil soll uns heute besonders beschäftigen. Es handelt sich um acht Träume, acht Nachtgesichte des Zacharja.
Das erste Nachtgesicht zeigt Pferde, die durch die Erde ziehen (1,7-17). Dann folgt das zweite: Die Nationen werden gerichtet (2,3). Im dritten Nachtgesicht wird Jerusalem beschützt (2,5-17). Das vierte Nachtgesicht zeigt, wie der Hohepriester gereinigt wird. Das fünfte Nachtgesicht handelt davon, dass der Herrscher gestärkt wird (Kapitel 4,1-14).
Das sechste Nachtgesicht zeigt, wie das Böse gerichtet wird (5,1-4). Danach wird Jerusalem gereinigt (5,5-11). Schließlich ziehen erneut Pferde durch die Erde (6,1-8).
Anschließend folgt ein Anhang, in dem der Hohepriester gekrönt wird (6,9-15).
Der dritte Teil umfasst die Kapitel 7 bis 8. Ich habe diesen Abschnitt mit „Belehrungen über Trauer und Freude“ überschrieben. Es gibt eine Frage zum Fasten in Kapitel 7, Verse 1 bis 3, auf die vier Antworten folgen. Diese Belehrung über Trauer und Freude (Kapitel 7,8) werden wir beim nächsten Mal behandeln, zusammen mit dem Hauptteil Römisch II.
Dieser umfasst die Kapitel 9 bis 14, die wiederum in zwei Teile gegliedert sind: Zum einen der verworfene Messias, Kapitel 9 bis 11, den man auch als den leidenden Messias bezeichnen könnte. Zum anderen der angenommene Messias, Kapitel 12 bis 14.
Die Scherenstruktur der acht Nachtgesichte
Ja, jetzt geht es also um die Nachtgesichte. Ich habe das im Skript so dargestellt, dass man sehen kann, dass sie sich eigentlich spiegeln.
Das erste Nachtgesicht zeigt Pferde, die die Erde durchziehen. Das spiegelt sich im letzten Nachtgesicht wider, in dem ebenfalls Pferde die Erde durchziehen. Deshalb könnte man das erste Nachtgesicht als A bezeichnen und das achte als A'.
Ich möchte noch etwas ergänzen: Das achte Nachtgesicht ist A' – Pferde durchziehen die Erde. Dann kommt B – die Nationen werden gerichtet, und B' – Jerusalem wird beschützt. Hier steht der Gegensatz zwischen den Nationen, die gerichtet werden, und Jerusalem, das beschützt und begnadet wird.
Danach folgt C – der Hohepriester wird gereinigt. Im Skript kann man ergänzen: C' – der Herrscher wird gestärkt. Der Hohepriester ist Jeshua, dieser treue Mann, der sofort mit dem Wiederaufbau begann, als die Propheten es weissagten. Der Herrscher ist Zerubabel, der Statthalter, der ebenfalls sofort mit dem Bau begann. Er wird hier ermutigt.
Darum gehören C und C' zusammen. Man kann sagen, der Priester und der Herrscher bilden ein Paar. Zerubabel wird nicht König genannt, aber er hat etwas Königliches an sich, da er ein Nachkomme Davids war.
Dann folgt sechstens das, was man als B bezeichnen könnte: Das Böse wird gerichtet. Und D bzw. D' – Jerusalem wird gereinigt. Das ist eine Spiegelung von B und B', also von den Nationen, die gerichtet werden, und Jerusalem, das beschützt wird.
Deshalb habe ich es im Skript auch so dargestellt, dass es wie eine Scherenstruktur aussieht.
Schließlich, als achtes, ziehen wieder Pferde die Erde durch. Es ist also eine ganz logische Scherenstruktur in diesen acht Nachtgesichten zu erkennen.
Aufruf zur Busse: Gottes Zorn und Verheissung der Umkehr (Kapitel 1, Verse 2-6)
Nun wenden wir uns dem Bibeltext zu: Erster Teil, Römisch I, auf Seite drei, Aufruf zur Buße, Kapitel 1, Verse 2 bis 6.
Dieser Text ist Poesie, wie man am Text erkennen kann.
„Erzürnt war der Ewige über eure Väter mit Zorn, und du sollst zu ihnen sagen: So spricht der Ewige der Heerscharen, kehrt um zu mir, Spruch des Ewigen der Heerscharen, und so werde ich zu euch umkehren.“
In der Fußnote habe ich geschrieben: „oder und so werde ich mich euch zuwenden.“ Gott muss ja nicht Buße tun und umkehren. Diese Umkehr hat vielmehr den Sinn, dass Gott sich seinem Volk zuwendet.
„So werde ich zu euch umkehren, spricht der Ewige der Heerscharen. Seid nicht wie eure Väter, zu denen die frühen Propheten geredet haben, indem sie sprachen: So spricht der Ewige der Heerscharen, kehrt doch um von euren bösen Wegen und von euren bösen Handlungen!“ Doch sie hörten nicht und merkten nicht auf mich, Spruch des Ewigen.
„Eure Väter, wo sind sie, und die Propheten? Leben sie etwa in Ewigkeit? Doch meine Worte und meine Beschlüsse, die ich meinen Knechten, den Propheten, geboten habe, haben sie nicht getroffen, eure Väter. Da kehrten sie um und sprachen: So wie der Herr der Heerscharen plante, uns zu tun, gemäß seinen Worten und gemäß unseren Taten, also hat er mit uns getan.“
Das ist eine sehr eindrückliche, kurze Predigt, aber ganz prägnant. Sie erinnert daran, wie Gott sein Gericht über das jüdische Volk gebracht hatte, das zur babylonischen Gefangenschaft führte, zum Untergang Jerusalems und des Salomontempels.
Gott sagt, das war, weil eure Vorfahren gewarnt wurden durch die Propheten, aber sie haben nicht gehört. Und jetzt wollt ihr das Gleiche nochmals tun. Das Volk ist bereit, sich darunter zu stellen und diese schreckliche Vergangenheit, das Gericht der babylonischen Gefangenschaft und die drei Kriege, die Nebukadnezar gegen Israel geführt hat, zu akzeptieren.
Das war Gottes Zuchtrute gegen uns. Sie beugen sich also unter die Zucht Gottes. Und das ist die Voraussetzung, dass Gott trösten kann. Wenn wir nicht gehorchen wollen, wenn wir uns gegen Gottes Wort auflehnen und rebellieren, dann kann Gott uns nicht trösten. Aber wenn wir uns unter sein Wort stellen, dann kommt sein Trostwort.
Der Gottesname "Der Herr der Heerscharen" und seine Bedeutung
Und so folgen dann zweitens die acht Nachtgesichter, Reihen sieben bis sechs fünfzehn. Da haben wir den ersten Traum, lese ab Vers sieben, möchte aber noch einen Nachtrag machen. In diesem Aufruf zur Buße haben wir einen Gottesnamen sehr häufig, auffällig häufig gefunden: den Ewigen, den Herrscher.
Unter charakteristischen Ausdrücken und Besonderheiten steht bei Punkt drei: „Einundfünfzig Mal findet man im Buch Sacharja diesen Namen, der Ewige, der Herrscher“. Auf Hebräisch ausgesprochen „Adonai Zwa'ot“, beziehungsweise so, wie es im Judentum nicht ausgesprochen wird, aber wörtlich dasteht, „Yahweh Zwa'ot“, eben der Ewige der Heerscharen. Zwa'ot ist die Mehrzahl von Zawah, Heer, Armee.
Nun, worauf bezieht sich das, wenn Gott sich nennt der Ewige der Heerscharen? Die Sterne werden als Heere bezeichnet, schon im Schöpfungsbericht, 1. Mose 2. Wenn man an den Nachthimmel schaut, übersät mit vielen leuchtenden Punkten, kann man den Eindruck haben, das ist irgendwie chaotisch, diese Lichter. Wo ist da die Ordnung?
Aber was man eigentlich nicht sieht, ist, dass all diese Sterne, die man mit dem Auge sieht, zu unserer Galaxie gehören. Das heißt, eine flache Spiralscheibe, die aber noch aus viel mehr Sternen besteht, nämlich etwa 200 Milliarden Sonnen, die sich in einer Spirale rund um ein Zentrum herum drehen mit unglaublichem Tempo. Aber alle diese 200 Milliarden Sterne bilden zusammen eine Truppe in der Armee.
Höppel hat es möglich gemacht, dass man heute bis 13 Milliarden Lichtjahre Distanz sehen kann, also eine Distanz, die das Licht theoretisch in 13 Milliarden Jahren zurücklegen würde. Das Licht legt pro Sekunde 300 Kilometer zurück, also in einer Sekunde siebenmal um die Erde. Das mal sechzig ergibt eine Lichtminute, und das mal sechzig eine Lichtstunde. Das mal 24 ergibt einen Lichttag, das mal 365 ein Lichtjahr an Distanz.
Das sind wir immer noch in Gedanken an der vordersten Spitze, und das mal 13 Milliarden gibt die Distanz in eine Richtung des Weltalls. Man könnte noch 13 Milliarden in die andere Richtung schauen, von Südafrika aus. Ein Durchmesser von 26 Milliarden Lichtjahren ist heute sichtbar geworden durch das Hubble-Teleskop, und man schätzt die Zahl der Galaxien auf etwa hundert Milliarden.
So schätzt man die Zahl der Sterne auf hundert Milliarden mal hundert Milliarden ungefähr. Das ergibt 10 hoch 25. Ja, unfasslich, aber kein Chaos. Die Sterne sind fast alle in solchen Galaxien angeordnet, und diese Galaxien wieder in größeren Haufen, und diese größeren Haufen in Superhaufen. Diese Superhaufen sind regelmäßig an den Rändern von Vakuumblasen im Weltall angeordnet.
So ist das ganze Weltall durchstrukturiert bis zum Letzten. Und wer steht zuoberst an der Armee? Der General. Und Gott nennt sich Adonai Zwa'ot, der Herr der Heerscharen, der alle diese Sterne mit Namen nennt, wie es im Psalm 147 heißt. Er ist überall gegenwärtig gleichzeitig, steht über der Zeit und über dem Raum und ist nicht nur überall im Weltall da, sondern auch im Jenseits.
Er ist immanent und transzendent – das ist Adonais Wort. Und wenn Gott sagt: „So wie der Himmel hoch ist über der Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken“ (Jesaja 55), dann können wir, wenn wir Fragen über das Leben haben und warum es genau so gegangen ist und nicht anders, warum Gott dieses Schicksal zugelassen hat, uns einfach trostvoll beugen unter Adonais Wort.
So erhaben sind seine Gedanken. Wir können überhaupt nicht von unserer Denkkapazität etwas Konkretes anfangen mit der Zahl 13 Milliarden Lichtjahre. Das kann gar niemand. Das sind nur Zahlen, mit denen wir so ein bisschen herumschießen und operieren können. Aber sie zeigen uns etwas von dieser Allmacht und Größe Gottes.
Und Gott stellt sich genau so diesem Volk, das ganz arm aus der Gefangenschaft zurückgekehrt ist und bei Null beginnt. Da sind Feinde, die widerstehen. Aber der Herr sagt: „Ich bin der Ewige der Heerscharen.“
Aber Zawah, wie ich da auf dem Blatt bemerkt habe, oder Zwa'ot wird auch verwendet für die Armee der Engel, die auch Abermilliarden ausmachen, wie wir aus Offenbarung 5 wissen. Gott ist also an der Spitze der Engelwelt, die ebenfalls in Truppen als Armee geordnet ist und kein Chaoshaufen.
An der Spitze gibt es die Erzengel, von denen einer Michael ist. Aber Gott ist der, der alle Engel in seiner Hand hat. Auch die gefallenen Engel sind in seiner Hand. Sie können nichts tun, als was Gott zulässt. So ist er der Herr, der Ewige der Heerscharen.
Die Armee Israels wird auch als Zawah bezeichnet. Und so ist Gott auch der Gott, der die Armee Israels ihren Erfolg wie ihren Misserfolg in der Hand hat. Das ist natürlich sehr eindrücklich, wenn man denkt, wie Israel seit 1948 drei Existenzkriege hindurchgegangen ist, in denen die arabische Welt rund um Israel versucht hat, Israel vollkommen von der Landkarte mit einer unglaublichen Übermacht auszulöschen.
Und jedes Mal hat Israel gesiegt. Aber nicht, weil sie so gut sind, sondern weil da der Ewige der Heerscharen diese Armee in seiner Hand hat.
Auch die Armeen der Völker werden als Zawah oder als Zwa'ot bezeichnet. So ist Gott auch der Herr über alle Armeen der Völker. Den ganzen Lauf der Weltgeschichte konnte kein anderer sein, als so, wie Gott es erlaubte oder nicht erlaubte.
Das zeigt also auch Gott als den Herrn der Geschichte, nicht nur als den Herrscher des Alls, sondern auch als den Herrn der Geschichte. Und darum ist natürlich dieses einundfünfzig Mal Adonai Zwa'ot ein ganz gewaltiger Trost, nur schon als Name, als Gottesname.
Erstes Nachtgesicht: Der Engel des Herrn und die durchstreiften Pferde (Kapitel 1, Vers 7-17)
Ja, jetzt wenden wir uns dem ersten Nachgesicht zu, Zacharja 1,7. Am vierzehnten Tag des elften Monats, das ist der Monat Schwat, im zweiten Jahr des Darius, geschah das Wort des Herrn zu Zacharja, dem Sohn Berechias, des Sohnes Idos, dem Propheten. Er sprach:
Man sieht, dieser Abschnitt ist keine Poesie, sondern Prosa.
Ich sah des Nachts, und siehe, ein Mann ritt auf einem roten Pferd. Er hielt an zwischen den Myrten, die im Talgrund standen. Hinter ihm waren rote, hellrote und weiße Pferde. Ich fragte: „Was bedeuten diese, Herr?“ Und der Engel, der mit mir redete, antwortete: „Ich will dir zeigen, was diese bedeuten.“
Da sprach der Mann, der zwischen den Myrten anhielt: „Diese sind die, welche der Herr ausgesandt hat, um die Erde zu durchstreifen.“ Die Pferde antworteten dem Engel des Herrn, der zwischen den Myrten hielt, und sagten: „Wir haben die Erde durchstreift, und die ganze Erde sitzt still und ist ruhig.“
Daraufhin fragte der Engel des Herrn: „Herr der Heerscharen, bis wann wirst du dich nicht über Jerusalem erwärmen und über die Stätte Judas, auf die du zornig gewesen bist diese siebzig Jahre?“ Der Herr antwortete dem Engel, der mit mir redete, mit guten Worten, aber auch grässlichen Worten.
Der Engel sprach zu mir: „Rufe aus und sage: So spricht der Herr, der Herrscher: Ich eifere um Jerusalem, ja um Zion, mit großem Eifer.“ Nun wird der Text poetisch. „Mit großem Zorn zürne ich den sorglosen Nationen, denn ich habe ein wenig gezürnt, aber sie haben zum Bösen geholfen.“
Darum spricht der Herr: „Ich kehre nach Jerusalem zurück mit Erbarmungen. Mein Haus, das heißt mein Tempelhaus, soll in ihr gebaut werden“, spricht der Herr der Heerscharen. „Und die Messschnur soll über Jerusalem ausgespannt werden.“
Rufe wiederum aus und sage: „So spricht der Herr der Heerscharen: Es sollen noch überströmen meine Städte von Gutem, und der Herr wird Zion noch trösten und Jerusalem noch erwählen.“
Die Identität des Engels des Herrn und die Bedeutung der Pferde
Diese Nachtgesichter sind nicht einfach zu verstehen, aber wir müssen uns über die dargestellten Szenen und die beteiligten Personen im Klaren sein. Sacharja sieht im Traum zuerst einen Mann auf einem roten Pferd, der bei den Myrten anhält. Im weiteren Verlauf wird deutlich, dass es sich um den Engel des Herrn handelt, wie in Vers 11 beschrieben.
Ich möchte gleich erklären, dass es sich hierbei um Jesus Christus im Alten Testament handelt. Das Wort für Engel, malach, bedeutet nämlich einfach „Bote“. In der Fußnote 7 steht, dass malach im Hebräischen sowohl „Engel“ als auch „Bote“ bedeutet. Übrigens stammt unser deutsches Wort „Engel“ vom griechischen „angelos“ ab, was ebenfalls „Bote“ bedeutet. Angelos ist also weiter gefasst als unser Wort „Engel“.
Das Wort malach wird im Alten Testament in verschiedenen Bedeutungen verwendet:
a) für Menschen, die gesandt sind, z. B. 2. Könige 1,2
b) für Engel im Sinne von himmlischen Boten, z. B. Psalm 104,4
c) und dieser Name wird auch für Gott selbst verwendet, z. B. 1. Mose 16.
Der „Engel des Herrn“ – nicht einfach ein Engel, sondern der Engel des Herrn – erscheint dort Hagar. Doch im selben Kapitel wird plötzlich gesagt, dass dieser Bote des Herrn, der Herr, Jahwe, selbst ist. Hagar spricht mit dem Engel des Herrn, und dann nennt der Text Jahwe, der mit ihr redete, „du bist ein Gott, der sich schauen lässt“.
Der dreieinige Gott offenbart sich immer durch seinen Sohn. Daher sagt der Herr Jesus: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“ Aber niemals umgekehrt: „Wer den Vater gesehen hat, hat den Sohn gesehen.“ Der erste Johannesbrief sagt in Kapitel 2: „Wer den Sohn hat, hat den Vater.“ Doch es steht nie da, dass „wer den Vater hat, auch den Sohn hat“.
Darum haben diejenigen, die sagen „Gott ja, aber Jesus, damit kann ich nichts anfangen“, alles verloren. Gott offenbart sich immer nur durch seinen Sohn. Deshalb ist sein Sohn Mensch geworden, weil Gott sich sichtbar in seinem Sohn machte. Schon vor der Menschwerdung zeigte sich Gott im Alten Testament immer wieder sichtbar, in Erscheinung wie ein Mensch, aber er war noch nicht wirklich Mensch geworden. Er erschien wie ein Mensch, doch es war immer Jesus Christus.
Hier sehen wir bereits etwas von der Wahrheit, dass in dem einen Gott mehr als eine Person zu finden ist. Denn wir haben gesehen, wie der Engel des Herrn mit dem Herrn spricht:
„Der antwortete der Engel des Herrn und sprach: Herr, der Herrscher, bis wann wirst du dich nicht über Jerusalem erbarmen und über die Städte Judas?“ (Vers 12)
„Der antwortete der Herr dem Engel“ – oder man kann jedes Mal, wo „Engel“ steht, „Bote“ lesen, dann wird es noch klarer: „Der antwortete der Herr dem Boten, der mit mir redete: gute Worte, tröstliche Worte.“
Der Herr im Himmel spricht mit dem Herrn da auf der Erde. Er sitzt auf einem roten Pferd und hält mit dem Pferd zwischen den Myrten an. Myrten sind eine schöne Pflanze, so schön, dass sie auch als Mädchenname verwendet wird. Im Alten Testament werden oft Blumennamen als Mädchennamen benutzt, nicht für Jungs, sondern für Mädchen. Sie werden mit Blumen verglichen – das muss man einfach akzeptieren.
Esther war nur ihr persischer Deckname; ihr hebräischer Name war Hadassa. Hadassa bedeutet Myrte. Die Myrte gehörte zum Feststrauß des Laubhüttenfestes, 3. Mose 23. Dieser Feststrauß erinnert eigentlich daran, wie Gott sein Volk einmal im tausendjährigen Reich segnen wird. Das kann ich hier nicht weiter ausführen, habe ich aber an anderer Stelle bereits getan.
Darum ist es sehr bedeutsam, dass dieser Bote des Herrn bei den Myrten anhält, die eigentlich von Gottes Segen für Israel sprechen. Er setzt sich hier für Jerusalem ein, und dann kommen vom Himmel her diese guten und tröstlichen Worte für Jerusalem.
Bedeutung der Pferdefarben und der Weltreiche in der Prophetie
Dann haben wir einen Engel, den man als Fremdenführer bezeichnen kann. Dieser Engel spricht immer wieder mit Zacharja, erklärt ihm Dinge und stellt ihm Fragen, die Zacharja zunächst nicht beantworten kann. Doch anschließend klärt der Engel diese Dinge für ihn.
Hinter diesem Reiter kommen weitere Pferde mit unterschiedlichen Farben. Diese weiteren Rosse sind bedeutsam. Wie viele Gruppen sind das? Hinter ihm waren, in Vers 8, rote, hellrote und weiße Pferde. Zacharja möchte wissen, was diese Herren bedeuten. Auch er versteht die Vision zunächst nicht, will es aber wissen.
Man sieht hier übrigens, dass der Prophet nie abgehoben oder in Trance ist. Er sieht die Dinge und will verstehen, was sie bedeuten. Und es wird ihm erklärt. Es sprach zu mir der Engel, der mit mir redete: „Ich will dir zeigen, was diese bedeuten.“ Da antwortete der Mann, der zwischen den Myrten anhielt, und sprach: „Diese sind die, welche der Herr ausgesandt hat, die Erde zu durchstreifen.“
Pferde waren im Altertum besonders für den Krieg geeignet. Im Buch Hiob gibt es eine eindrückliche Beschreibung des Kriegsrosses. Ich stelle sie hier kurz vor, es kann aber sein, dass je nach Bibelausgabe die Verszählung etwas variiert. Das Kriegsross wird so beschrieben in Hiob 39,19:
„Gibst du dem Ross Stärke, bekleidest du seinen Hals mit der wallenden Mähne, machst du es aufspringen gleich der Heuschrecke? Sein prächtiges Schnauben ist Schrecken, es scharrt in der Ebene und freut sich der Kraft, zieht aus den Waffen entgegen, es lacht der Furcht und erschrickt nicht und kehrt vor dem Schwert nicht um. Auf ihm klirrt der Köcher, der blitzende Speer und Wurfspieß. Mit Ungestüm und Zorn schlürft es den Boden und lässt sich nicht halten. Wenn die Posaune ertönt, beim Schall der Posaune ruft es Huing.“
Das ist wie das Horn, das sie ihm nachgemacht hat. Aus der Ferne wittert es die Schlacht, den Donnerruf, den Heerführer und das Feldgeschrei. Es schwingt sich wie ein Habicht empor. Danach folgt die Beschreibung eines Raubvogels.
Das Schlachtpferd und diese drei Gruppen von Pferden hinter dem Boten des Herrn symbolisieren verschiedene Armeen. Aus dem Buch Daniel kennen wir die Prophezeiungen über die vier Weltreiche (Daniel 2 und 7): das babylonische Weltreich zur Zeit Daniels, das die Juden in die babylonische Gefangenschaft führte; dann das medopersische Weltreich, das zur Zeit von Zacharja an der Macht war; später wurde dieses Reich von den Griechen unter Alexander dem Großen erobert; und noch später besiegten die Römer die Überreste dieses Reiches.
Das sind die vier großen Weltreiche in Daniel. Nun ist das erste Weltreich, das Babylonische, vorbei. Deshalb sitzt Zacharja jetzt hier hinter dem Boten des Herrn. Diese drei weiteren Pferdegruppen stehen für die kommenden Weltreiche.
Doch wer reitet davor? Das ist der Engel oder der Bote des Herrn. Das heißt, der Sohn Gottes hat die ganze Weltgeschichte und alle Armeen – auch die, die noch kommen werden – in seiner Hand. Sie können nichts tun, was Gott nicht zulässt.
Diese Armeen haben die Erde durchstreift, und jedes Mal wurde Israel durch sie betroffen: durch das, was die Babylonier getan haben, durch das, was die Medo-Perser getan haben, durch das, was Alexander und die Griechen getan haben, und auch durch die Römer.
Interessant ist, dass zur Zeit der römischen Herrschaft der leitende Messias kam, von dem in Sacharja 9 bis 11 noch die Rede sein wird. Wie wir aus Offenbarung 17,8 wissen, wird das römische Reich in der Endzeit noch einmal aufkommen. In dieser Zeit wird Jesus Christus als der herrschende Messias kommen. Dann erfüllen sich die Kapitel Sacharja 12 bis 14.
So sehen wir die Bedeutung dieser Weltreiche. Das könnte Zacharja Angst machen. Trotzdem setzt sich der Bote des Herrn für Jerusalem ein. Es kommen tröstliche Worte vom Himmel und die Zusicherung, dass Gott am Ende sein Volk mit Gutem sättigen wird.
Ich lese nochmals Vers 17: „Rufe wiederum aus, indem du sagst: So spricht der Herr der Heerscharen: Es sollen noch überströmen meine Städte von Gutem, und der Herr wird noch trösten Zion und wird noch erwähnen Jerusalem.“
Gottes Eifer für Jerusalem und der Zorn über die Nationen
Also, trotz dem, was die Nationen tun, wird Gott sein Volk am Ende segnen. Gott eifert um Jerusalem. Das Wort „Eifern“ bedeutet im Grunde dasselbe wie „Eifersucht“ im Deutschen. Es heißt, dass Gott nicht zulassen kann, dass sein Volk von den Völkern zerstört wird. Er setzt sich für dieses Volk ein, so wie ein Ehemann sich für seine Frau einsetzt, wenn andere Ansprüche an sie stellen.
Gott eifert mit großem Eifer um Jerusalem und ist zornig über die sorglosen Nationen (Vers 15). Ich habe in der Fußnote erklärt, dass man das Wort „sorglos“ auch mit „die sicheren“ oder „die übermütigen“ Nationen übersetzen kann. Das ist ein sehr wichtiges Prinzip.
Gott sagt: „Denn ich habe ein wenig gezürnt.“ Man kann das auch anders übersetzen, wie in der Fußnote erläutert: „für kurze Zeit gezürnt“. Aber diese Nationen haben das Böse unterstützt. Gott wollte sein Volk durch eine andere Armee, die Babylonier, züchtigen, denn er ist der Herr der Heerscharen.
Doch die Nationen, die dieses Gericht vollstreckten, handelten aus eigener Bosheit. Sie haben sogar das Maß Gottes überschritten. Deshalb kommen sie selbst wieder unter Gottes Gericht.
So machte Zacharias sein Volk in ihrer schwierigen Zeit mutig, indem er ihren Blick auf die Endzeit richtete.
Die Bedeutung des Prophetie-Studiums für Gegenwart und Zukunft
Daraus erkennen wir, wie wichtig das Studium der Prophetie ist und war. Wenn wir alle Dinge und auch den Lauf der Weltgeschichte mit den Augen sehen, wie Gott sie sieht, dann verändert das unsere Perspektive.
Wenn wir sehen, was am Ende kommen wird, können wir auch in der Gegenwart und in schwierigen Zeiten besser durchhalten. Wenn wir Schmerzen haben, aber wissen, dass das Ende davon absehbar ist, dann ist der Schmerz viel leichter zu ertragen, als wenn das Ende ungewiss bleibt.
So ist es auch, wenn wir die Zukunft sehen. Wenn wir als Gemeinde die lebendige Erwartung haben, dass der Herr wiederkommt, um uns aus der Bedrängnis zu befreien, dann ist das ein wirklicher Trost, der sich in unserem Alltag auswirkt.
Das Studium der Prophetie führt also nicht zu einer falschen Weltflucht. Im Gegenteil: Es stärkt uns gerade für die Aufgaben und den Kampf in der Gegenwart.
Zweites Nachtgesicht: Die Hörner und Schmiede als Symbol für Gericht und Befreiung (Kapitel 2, Vers 1-4)
Jetzt gehen wir weiter zum zweiten Nachtgesicht, das ich überschrieben habe mit „Die Nationen werden gerichtet“ (Sacharja 2,1-4).
Und ich erhob meine Augen und sah – und siehe, vier Hörner. Ich sprach zu dem Engel, der mit mir redete: „Was bedeuten diese?“ Er antwortete mir: „Diese sind die Hörner, die Juda, Israel und Jerusalem zerstreut haben.“
Der Herr zeigte mir daraufhin vier Schmiede. Ich fragte: „Was werden diese tun?“ Er erklärte: „Diese sind die Schmiede, die gekommen sind, um die Hörner zu erschrecken und niederzuwerfen. Die Hörner sind die Mächte der Nationen, die das Horn gegen Juda erhoben haben, um es zu zerstreuen.“
In der Bibel sind Hörner immer ein Bild für Macht, Gewalt und Stärke. Wer mit Stieren zu tun hatte, weiß das. Hier wird erklärt, dass diese Hörner diejenigen sind, die Juda, Israel und Jerusalem zerstreut haben. Sie bringen also das Gericht über das jüdische Volk.
Das können wir direkt auf die Weltreiche aus Daniel 2 und 7 beziehen: die Babylonier, die Medo-Perser, die Griechen und die Römer. Alle haben sich an dem jüdischen Volk vergangen.
Doch Gott sagt: Es gibt vier Hörner, aber auch vier Schmiede. Diese Schmiede haben starke Hammer und können die Hörner zerschmettern, niederwerfen und erschrecken. Das heißt, Gott hat für jede Armee, die sich gegen das jüdische Volk gewendet hat, ein Gegenmittel – das sind die vier Schmiede.
Die Babylonier übten Gericht über die Juden aus, angeführt von Nebukadnezar. Doch sie überschätzten sich selbst, diese Übermütigen und Gottlosen. Wenige Jahrzehnte später kam bereits ihr Untergang, als die Medo-Perser das babylonische Reich eroberten.
Am Ende ihrer Zeit verhielten sich die Perser besonders antisemitisch, also judenhasserisch. Daraufhin folgte auch ihr Untergang, als Alexander von Griechenland mit nur 10.000 Soldaten nach Osten stieß. In Rekordzeit von dreizehn Jahren eroberte er das gesamte Medo-Persische Weltreich, das von Kleinasien und Afrika bis nach Pakistan und über den Indus hinaus reichte.
Doch spätere Herrscher aus dem Reich Alexanders des Großen benahmen sich ebenfalls schlimm gegenüber dem jüdischen Volk. Schließlich wurden sie durch die Römer besiegt.
Auch die Römer wurden bestraft: Im Jahr 476 kamen die Barbaren aus Deutschland und dem Osten Europas und überrannten das Weströmische Reich. Das Oströmische Reich schrumpfte immer mehr zusammen. Schließlich, im Jahr 1453, dem Schicksalsjahr, kamen die Türken und schlugen den letzten Rest des christlichen oströmischen Reiches zusammen.
Als ich vor kurzem in Istanbul war, sah ich einen Souvenirhändler mit einem T-Shirt, auf dessen Rücken nur die Zahlen „1453“ standen. Das war das Jahr, in dem die Türken das christliche oströmische Reich endgültig besiegt haben. Interessant – man muss die Augen offen halten für die moderne Geschichte.
So ging es in der Geschichte weiter: Für jedes Horn hat Gott auch einen Schmied. Dieses Grundprinzip setzte sich durch die ganze Geschichte hindurch fort, bis ins 20. Jahrhundert.
Als die Nazis sich an den Juden vergriffen, dauerte das Nazireich nicht tausend Jahre, wie es geplant war, sondern nur zwölf Jahre. Dann war alles am Boden zerschlagen: sechs Millionen Tote, Verwundete und Verletzte allein im deutschen Bereich, Deutschland und Österreich. Schrecklich.
Das ist das Prinzip der Hörner und der Schmiede. Das jüdische Volk wusste jedes Mal: Wenn uns ein Volk etwas antut, hat Gott auch Gericht für dieses Volk. Nicht dass sie sich selbst rächen müssen, aber Gott sagt in Römer 12,19 am Schluss: „Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr.“
Drittes Nachtgesicht: Jerusalem als offene Stadt mit göttlichem Schutz (Kapitel 2, Vers 5-17)
Jetzt kommen wir zum dritten Nachtgesicht, überschrieben mit „Jerusalem beschützt“, aus Sacharja 2,5-17.
„Und ich erhob meine Augen.“ Sprachlich wird ein neues Nachtgesicht immer wieder durch das Heben der Augen im Traum markiert. „Und ich erhob meine Augen, und ich sah: Sieh, ein Mann, und in seiner Hand war eine Messschnur.“ Ich fragte ihn: „Wohin gehst du?“ Er antwortete: „Jerusalem zu vermessen und zu sehen, wie viel ihre Breite und ihre Länge ist.“
Der Engel, der mit mir redete, ging aus. Nun haben wir wieder zwei Personen: einen Mann mit der Messschnur und den Erklärengel, den Interpret. Natürlich ist auch Zacharja selbst beteiligt.
Ein anderer Engel, eine neue Person im Traum, ging ihm entgegen. Er sprach zu ihm: „Lauf, rede zu diesem Jüngling und sag: ‚Als offene Stadt soll Jerusalem bewohnt werden, vor Menge an Mensch und Vieh in ihrer Mitte. Ich werde ihr sein‘, spricht der Herr, ‚eine feurige Mauer ringsum, und zur Herrlichkeit werde ich sein in ihrer Mitte.‘“
Übrigens erfahren wir in Vers 8 gleich, dass der Prophet Zacharja zu Beginn seines Dienstes kein alter Mann war, sondern ein Jüngling, ein junger Mann. Das habe ich auch auf Seite 1 unter „charakteristische Ausdrücke“, Punkt 3, vermerkt.
Zacharja war auch ein Priester. In Nehemia 12,64 wird er aus dem Priesterstand erwähnt. Das erklärt natürlich auch sein besonderes Interesse am Tempel in Jerusalem, der zu seiner Zeit gebaut wurde und zu dessen Bau er mit seiner Prophetie beitrug.
Diesem jungen Zacharja wird erklärt, dass Jerusalem einmal als offene Stadt bewohnt werden wird, also ohne Mauer. Das war im Altertum für große Städte unüblich. Es wird eine offene Stadt sein, in der viele Menschen und auch Tiere wohnen. Gott wird selbst die feurige Mauer um diese Stadt sein.
Das ist ein Blick in die Zukunft, ins tausendjährige Reich. Nach Hesekiel 40-48 wird Jerusalem eine Stadt von 80 auf 80 Kilometern sein. Ich habe dieses Kapitel einmal an einem Bibelschultag mit einer PowerPoint-Präsentation behandelt.
Im Propheten Hesekiel wird ganz genau beschrieben, wie diese Stadt gebaut wird, auf welcher Fläche und wie das Stadtgebiet eingeteilt wird – für die Leviten, für die Priester usw. Alles wird dort detailliert erklärt. Aber die Stadt selbst wird offen sein, ohne Mauer.
Es gibt zwar einen Stadtteil ganz im Süden, der eingemauert ist mit zwölf Toren, jeweils drei in jede Himmelsrichtung. Dieser Stadtteil heißt in Hesekiel „Adonai Schamma“, was „Der Herr ist da“ bedeutet. Aber die Stadt selbst wird offen sein, das heißt, alles wird eingemeindet.
Bethlehem, zwölf Kilometer südlich des heutigen Jerusalems, gehört dann zu Jerusalem. So sehen wir, dass der Messias tatsächlich in Jerusalem geboren ist. Es war nur deshalb in Bethlehem, weil Bethlehem nur ein Vorort des alten Jerusalems war und dann auch dazugehörte. Auch Hebron und all die Städte im südlichen Westjordanland werden zu Großjerusalem eingemeindet.
Das wäre ein Thema für einen Vortrag bei der UNO – das wäre mal etwas anderes und würde sicher viele Reaktionen hervorrufen.
Gott verheißt, dass er selbst der Schutz für diese Stadt Jerusalem sein wird, eine feurige Mauer ringsum. Das dürfen wir natürlich auch auf uns Gläubige heute anwenden, denn der Herr ist auch ein Schutz um uns herum.
In 1. Korinther 3,16-17 steht etwas ganz Interessantes: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes zerstört, wird Gott ihn zerstören; denn der Tempel Gottes ist heilig, und das seid ihr.“
Gott sieht also, wenn seine Kinder, seine Erlösten, angegriffen werden. Wer den Tempel Gottes zerstört, kann das durch falsche Lehre tun, durch Unmoral in der Gemeinde oder durch aktive Verfolgung der Gläubigen.
Dieses Wort „Wer sich an der Gemeinde vergreift, dem ist das Gericht Gottes vorausgesagt“ erinnert daran, dass der Schutz Gottes wie eine feurige Mauer ist. So wie man eine Firewall im Internet nicht einfach durchdringen kann, so ist auch der Herr und sein Volk eine feurige Mauer, ein wirklicher Schutz.
In Hiob 1 stellt Gott dem Satan die Frage, der vor Gottes Thron tritt: „Hast du auf meinen Knecht Hiob achtgegeben?“ Satan antwortet, er könne nichts machen, weil Gott ihn eingezäunt hat, einen Schutz errichtet hat. Satan darf ihn nicht antasten.
Gott erlaubt aber, dass Satan Hiobs Besitz für eine gewisse Zeit antastet. Hiob verlor alles – ein Schicksalsschlag nach dem anderen. Später erlaubte Gott sogar, Hiobs Gesundheit anzutasten, aber sein Leben durfte Satan nicht berühren.
Am Ende zog Gott Hiob aus dieser Prüfung heraus, segnete ihn reichlich und ersetzte ihm alles doppelt. Das ist Gottes Mauer um die Gläubigen – ein Schutz, der um uns herum ist.
Manche Menschen haben große Angst vor Dämonen und ähnlichen Einflüssen. Aber wir müssen unseren Blick darauf richten, dass der Herr diese Mauer um uns ist.
Apostel Paulus sagt in Kolosser 1,12, dass Gott der Vater uns errettet hat – als abgeschlossene Handlung in der Vergangenheit. Das griechische Wort ist ein Aorist: „Er rettete uns aus der Gewalt der Finsternis und versetzte uns in das Reich seines Sohnes, den er liebt.“ Auch das ist abgeschlossen, nicht ein Prozess.
Satan hat jetzt keinen Anspruch mehr auf uns. Natürlich, wenn man in der Sünde lebt, öffnet man ihm die Tür. Das darf nicht sein. Aber wenn wir mit dem Herrn leben und unser Leben immer wieder vor ihm ordnen, brauchen wir keine Angst zu haben.
In 1. Johannes 5 steht am Schluss: „Und der Böse tastet ihn nicht an.“ Das sollten wir vor Augen haben. Diese feurige Mauer macht Mut.
„Gott wird eine feurige Mauer sein und zur Herrlichkeit in ihrer Mitte.“ Das weist auf die Zeit hin, wenn der Herr Jesus als König in Jerusalem in der Davidsstadt regieren wird.
Wir wissen genau, wo Davids Thron war. Der Palast wurde vor einiger Zeit in der Davidsstadt in Jerusalem ausgegraben. Dort wird der Herr Jesus einmal regieren.
Die Flucht aus dem Land des Nordens und die Rückkehr der Juden (Kapitel 2, Verse 10-13)
Vers 10: „Ach, ach oder weh, weh! Ja, flieht aus dem Land des Nordens, Spruch des Herrn, denn nach den vier Winden des Himmels habe ich euch ausgebreitet oder zerstreut.“
Das haben wir heute Morgen schon betrachtet. Aus dem Land des Nordens müssen die Juden einmal fliehen, und so ist es geschehen in der Endzeit während der Judenverfolgung unter Zar Alexander III. im Jahr 1881. Danach kam 1882 die erste Immigrationswelle von Juden zurück nach Palästina, wie man das Land Israel damals noch nannte.
Wie gesagt, sie werden nach den vier Himmelsrichtungen, den vier Winden des Himmels, zerstreut. Das ist anders als bei der babylonischen Gefangenschaft, als sie alle nach Osten in die Gefangenschaft gingen, in den Irak. In der Endzeit, wenn sie aus dem Land des Nordens fliehen, soll das die Zeit sein, in der die Juden in alle Himmelsrichtungen zerstreut sind. Das ist auch eine Tatsache der vergangenen Jahrhunderte.
Auch die zweite Alija habe ich heute Morgen erklärt: Sie wurde 1904 durch eine erneute Verfolgung ausgelöst. Im Land des Nordens, im Land des äußersten Nordens – aus Sicht Israels ist das Russland. Die dritte Alija wurde durch die russische Revolution 1917 und durch die Nachkriegsverfolgung der Juden in der Ukraine ausgelöst.
Dann kommt Vers 11: „Ach Zion, rette dich, die du wohnst bei der Tochter Babel!“ Jetzt werden die Juden aufgerufen, die in Babylon sind. Wir haben heute Morgen gesehen, dass, obwohl nach den siebzig Jahren Babylon die Juden als großer Strom zurückgekehrt sind ins Land, viele Juden geblieben sind. Ihre Nachkommen blieben bis ins zwanzigste Jahrhundert.
Wir haben heute Morgen auch gesehen, wie im zwanzigsten Jahrhundert die Flucht aus Babel begann. Walimia 50 und 51 sagen, die Juden sollen aus Babel fliehen, bevor das Gericht über Babel hereinbricht. Wir haben beobachtet, wie die Juden im zwanzigsten Jahrhundert von 1949 bis 1999 geflohen sind. Danach kam der erste Golfkrieg und etwas später der zweite Golfkrieg.
„Ach Zion, rette dich, die du wohnst bei der Tochter Babel!“
Gottes Gericht über die Nationen und Schutz seines Volkes (Kapitel 2, Verse 12-15)
Vers 12
Denn so spricht der Herr der Heerscharen: Nach der Herrlichkeit hat er mich gesandt zu den Nationen, die euch ausgeplündert haben. Denn wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an. Siehe, ich schwinge meine Hand über sie, und sie werden zum Raub werden ihren Knechten. Ihr werdet erkennen, dass der Herr der Heerscharen mich gesandt hat.
Wer spricht in diesen Versen? Das ist ganz einfach: Der Herr der Heerscharen, also Yahweh Zebaoth. Aber Yahweh Zebaoth sagt, nach der Herrlichkeit hat er mich gesandt zu den Nationen. Am Schluss von Vers 13 sagt er dann: Ihr werdet erkennen, dass der Herr, Yahweh Zebaoth, mich gesandt hat.
Das geht doch nicht! Der Herr der Heerscharen wird von dem Herrn der Heerscharen gesandt. Also sind ganz klar zwei Personen gemeint. Ja, der Vater sendet seinen Sohn.
Das Johannesevangelium beginnt damit, dass Jesus Christus das Wort Gottes ist und dass er am Anfang bei Gott war. Es spricht mehr als vierzig Mal davon, wie der Vater den Sohn in die Welt gesandt hat.
Hier haben wir einen schwierigen Ausdruck: „Nach der Herrlichkeit hat er mich gesandt zu den Nationen.“ Dieser Ausdruck bezeichnet das Erscheinen des Herrn Jesus in Herrlichkeit, wenn er wiederkommt. In Matthäus 16,27 und Matthäus 24,30 spricht der Herr Jesus über sein Kommen in Macht und großer Herrlichkeit.
So sagt der Herr Jesus hier: „Nach der Herrlichkeit“, das heißt nach meinem Erscheinen in Macht und Herrlichkeit, danach hat der Herr der Heerscharen mich geschickt zu den Nationen, die sich an den Juden vergangen haben, die sie ausgeplündert haben. Diese werden Rechenschaft ablegen müssen.
Interessant ist, dass diese Nationen gar nicht erst Gerichtsurteile in jüngster Vergangenheit anstreben hätten müssen, damit all die Versicherungen in der Schweiz, die Banken und andere das Geld herausgeben, das sie während der Nazizeit eingesackt haben. Das kommt ja sowieso, das steht auf dem Programm. Das war wieder einmal jüdische Ungeduld.
Ich meine auch die gottlosen Juden, die Linken, die sagen: „Schalom, mach Schaf, Friede jetzt.“ „Das geht ja nicht, die Bibel sagt ja, jetzt gibt es keinen Frieden. Sie sprechen von Frieden, aber da ist kein Friede“, sagt Jeremia. Sie sagen: „Shalom, ach Schaf, wir wollen nicht warten, bis der Messias kommt.“ So geht das nicht. Das ist eben Ungeduld, die nicht warten will, bis Gott es so einrichtet.
Gott hat also sowieso vorgesehen, dass diese Plünderungen zurückgezahlt werden. Auch in Jesaja 60 liest man davon, wie der Reichtum der Nationen dann nach Jerusalem gebracht wird. Wow, da ist noch einiges aufgehoben.
Das muss man nicht jetzt vergeuden. Es wird natürlich auch gebraucht für den neuen Tempel in Jerusalem und so weiter. Ganz ähnlich wie in Ägypten: Gott hat zugelassen, dass die Ägypter die Israeliten versklavt haben. Sie haben keinen Lohn bezahlt, und das ist in der Bibel immer sehr schlimm.
Gott will gerechte Löhne. Das wissen wir aus der Bibel, da brauchen wir keine Sozialisten zu sein. Jakobus 5 sagt: „Der Lohn der Schnitter schreit zu dem Herrn Zebaoth, dem Herrn der Heerscharen.“ So wird er genannt in Jakobus 5.
Gott will, dass die Löhne ausbezahlt werden. Das haben die Ägypter nicht getan. Am Schluss sagt Gott, beim Auszug sollen sie die Ägypter plündern. Das war kein Raub, sondern das Einfordern zum richtigen Zeitpunkt des Lohnes, der nicht ausbezahlt worden war.
So hatten sie das Gold und Silber nicht verschleudert, sondern konnten es für Gottes Werk, die Stiftshütte in der Sinai-Wüste, verwenden.
Gott hat sein Programm, und seine Gerechtigkeit wird am Schluss triumphieren.
Hier sagt Gott zu seinem Volk: „Wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an.“ Der Augapfel ist etwas an unserem Körper, das wir besonders schützen. Die Reflexe sind so eingerichtet, dass die Augenlider das Auge sofort gegen jeden schädigenden Einfluss schützen.
Nun sagt Gott zu seinem Volk: Wer euch antastet, der vergreift sich quasi an meinem Augapfel.
Vielleicht steht in Ihrer Bibel: „Denn wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an.“ Woher kommt dieser Unterschied? Ich habe das in Fußnote 19 erklärt.
„Meinen Augapfel“ entspricht dem ursprünglichen masoretischen Text. Die Soferim, das sind rabbinische Autoritäten der Textüberlieferung im Judentum in der Vergangenheit, haben hier den Lesetext, wie er in der Synagoge vorgelesen wird, vorsätzlich in „seinen Augapfel“ umgewandelt.
Das taten sie, weil sie verhindern wollten, dass Gott so menschlich beschrieben wird – Gottes Augapfel nennt man einen Anthropomorphismus, eine Beschreibung Gottes mit menschlichen Begriffen. Das wollten sie beseitigen.
Ganz wichtig: Die Soferim haben diese Änderung als solche bezeichnet. Niemals haben sie heimliche Änderungen durchgeführt.
Darum muss man die ganze masoretische Überlieferung zusammennehmen. Es gibt nur relativ wenige Stellen, die die Soferim verändert haben, aber diese haben sie auch vermerkt.
Man muss natürlich die ursprüngliche Version nehmen. Das ist die, die ich hier aufgeführt habe: „Denn wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an.“
Das können wir natürlich erst recht auf die Gemeinde übertragen, die nicht wie Israel Gottes irdisches Volk ist, sondern Gottes himmlisches Volk, das Gott vor Grundlegung der Welt außerhalb dieser Welt hat (Epheser 1). Darum hat sie auch eine viel höhere Stellung als das irdische Israel.
Wenn es schon vom irdischen Israel heißt: „Tastet meinen Augapfel an“, wie viel mehr dürfen wir das für uns nehmen! Das zeigt uns den Wert, den wir in den Augen Gottes haben.
Wie anders ist das doch, als was Menschen in unserer Gesellschaft in der Schule lernen: In der Schule wird ihnen ständig beigebracht, dass sie eigentlich Produkte des Zufalls sind.
Das heißt, sie waren nie geplant, nie gewollt. Vielleicht sagen einige: „Ja, meine Eltern wollten mich.“ Aber letztendlich sind sie ungewollt, denn es hat einfach mal geknallt, glauben sie, vor ungefähr 13,7 Milliarden Jahren.
Es kommt ja nicht auf einige Monate früher oder später an. Also ungeplant und ungewollt.
Dann staunt man, dass so viele Jugendliche einen echten Mangel an Selbstwertgefühl haben.
Das ist ein Problem, das im neunzehnten Jahrhundert nicht so verbreitet war in der Gesellschaft. Es ist typisch für die heutige Zeit.
Darum dann immer wieder: „Ja, du bist wertvoll!“ Das braucht man gar nicht ständig gebetsmühlenhaft zu wiederholen. Wir müssen einfach sehen, wie Gott uns sieht.
Wir sind von ihm gewollt, geplant, auserwählt, vor Grundlegung der Welt, so wie jeder Erlöste weiß (Epheser 1).
Gott sagt: „Wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an.“ Wenn man das wirklich verinnerlicht, kann man nicht mehr zu Recht an einem Mangel an Selbstwertgefühl leiden.
Dazu kommt noch, dass viele Jugendliche ein echtes Problem mit Sinnerfüllung haben.
Es ist ja logisch: Wenn die Lehrer dauernd sagen – sie sagen es nicht so ausdrücklich, aber die Schüler merken es – dass sie ungewollt und ungeplant sind, dann ist das logisch.
Es gibt tatsächlich Leute, die einen Vorstoß in der EU machen und sich dafür einsetzen wollen, dass die Lehre der Schöpfung in Europa als wissenschaftliche Alternative zur Evolutionslehre verboten wird, weil das gesellschaftsgefährdend sei.
Unglaublich, wie man die Dinge verdrehen kann.
Hitler hat sich ganz klar auf die Evolutionslehre gestützt und hat 6,5 Millionen Juden umgebracht und den Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Stalin hat Dutzende Millionen Menschen umgebracht.
Warum? Er hat zuerst ein Priesterseminar besucht. Als er das Buch über die Entstehung der Arten von Charles Darwin gelesen hatte, hat er die Priesterausbildung verlassen.
Das war nicht das Schlechteste, aber er wurde Stalin.
Das ist der Punkt: Er hat Gott und seinem Wort den Rücken gekehrt und ist zu dem geworden, was der Atheismus bewirken kann.
Da kommen Leute, die im Ernst erzählen, wir seien gesellschaftsgefährdend, wenn wir an eine Bibel glauben, die sagt, dass wir unsere Feinde lieben sollen und für die beten sollen, die uns verfolgen.
Ja, aber eben, das sind die Auswirkungen dieser falschen Lehre.
Wenn wir aber annehmen, wie Gott uns sieht – denn „wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an“ –, dann wissen wir uns geliebt, auch wenn Menschen um uns sind, die uns nicht lieben.
Drittes Nachtgesicht (Fortsetzung): Die Verheissung der Rückkehr und des Schutzes
Ja, es ist Zeit für Kuchen. Danach setzen wir bei Vers 13 in Sacharja 2 fort.
Wir sind stehen geblieben bei Sacharja 2, Vers 12, wo es heißt: „Denn so spricht der Herr der Hirscharen.“ Dieser Vers zeigt, dass der Herr der Hirscharen spricht. In Vers 13 sagt derselbe Herr der Hirscharen: „Und ihr werdet erkennen, dass der Herr der Hirscharen mich gesandt hat.“
Im Hebräischen steht für „Herr“ Yahweh, der Ewige, der Unwandelbare. Hier wird deutlich, dass es in der Gottheit mehr als eine Person gibt. Der Herr sendet den Herrn, also hier der Vater den Sohn.
In Vers 14 heißt es: „Jubelt und freut euch, Tochter Zion, denn siehe, ich komme und werde in deiner Mitte wohnen, spricht der Herr.“ Viele Nationen werden sich an jenem Tag dem Herrn anschließen, sie werden mein Volk sein, und ich werde in deiner Mitte wohnen. „Und du wirst erkennen, dass der Herr der Hirscharen mich zu dir gesandt hat.“
Hier ist klar, wer spricht: Der Herr, Yahweh, kündigt an, dass er kommen wird, um in der Mitte von Zion, von Jerusalem, zu wohnen. Doch am Ende von Vers 15 sagt dieser Herr: „Und du wirst erkennen, dass der Herr der Hirscharen mich zu dir gesandt hat.“
Wir finden diese Lehre auch an anderen Stellen in Sacharja, zum Beispiel in Kapitel 12. Dort spricht ganz klar der Herr, Yahweh, in Vers 1. Doch in Vers 10 heißt es plötzlich: „Und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“
Kann man Gott durchbohren? Ja, weil er Mensch geworden ist, konnte man ihn durchbohren. Der Vers fährt fort: „Und sie werden über ihn wehklagen.“ Plötzlich ist es nicht mehr „ich“, sondern „ihn“.
Wer spricht jetzt? Kapitel 12, Vers 1 macht deutlich, dass im ganzen Kapitel der Herr spricht. Das Kapitel ist überschrieben mit „Ausspruch des Herrn“, „Ausspruch Yahwehs“. Doch im gleichen Satz wechseln die Personen: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und sie werden über ihn wehklagen, wie man über den Erstgeborenen klagt.“
Der Redner wechselt plötzlich: Zuerst spricht der Sohn, dann der Vater. So erkennen wir die Lehre vom dreieinigen Gott bereits im Alten Testament. Diese Offenbarung ist nicht erst im Neuen Testament zu finden.
In Vers 16 heißt es: „Und der Herr wird Juda besitzen als sein Erbteil im heiligen Land, und er wird Jerusalem erwählen.“
Hier sehen wir das einzige Mal in der Bibel, wo das Land Israel „das heilige Land“ genannt wird. Der Ausdruck kommt zwar vor, aber nur an dieser Stelle.
Wir haben hier ganz klar das tausendjährige Reich vor uns, wenn Jesus in Macht und Herrlichkeit aus dem Tempel im Himmel hervorkommt, um das letzte Wort über diese Welt zu sprechen. Dann müssen alle Menschen schweigen, „pst, alles Fleisch vor dem Herrn.“
Er hat das letzte Wort, genauso wie Hiob es verkündet, als er aus tiefster Depression hervorkommt und sagt in Hiob 19,25: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“
Das hat Händel so schön vertont. Als der Letzte wird er auf der Erde stehen, das heißt, er wird das letzte Wort über die Welt sprechen.
Viertes Nachtgesicht: Reinigung des Hohen Priesters als Symbol für das Volk (Kapitel 3, Vers 1-10)
Jetzt kommen wir zum vierten Nachtgesicht, überschrieben mit „Der hohe Priester gereinigt“ (Sacharja 3,1-10).
Er ließ mich Jehoshua, den hohen Priester, sehen, stehend vor dem Engel des Herrn. Hier finden wir die lange Form des Hohen Priesters: Jehoshua ist die lange Form von Jeshua, und Jeshua ergab in der griechischen Aussprache die Form Jesus. Also sah ich Jehoshua, den hohen Priester, vor dem Engel des Herrn stehen.
Nun müssen wir wieder die verschiedenen Personen im Traum betrachten. Satan stand zu seiner Rechten, um ihn anzuklagen. Der Herr sprach zu Satan: „Der Herr soll dich schelten, Satan! Ja, der Herr soll dich schelten, der Erwähler Jerusalems. Ist dieser nicht etwa ein Brandscheid, herausgerettet aus dem Feuer?“
Jehoshua war mit schmutzigen Kleidern bekleidet. Zacharja sieht den hohen Priester, er sieht den Boten des Herrn – das ist also wieder der Herr Jesus, der Sohn Gottes. Dann sieht er Satan auf der rechten Seite von Jehoshua, der ihn vor Gott anklagen will.
Satan, wie ich in der Fußnote 24 erklärt habe, bedeutet auf Deutsch ein hebräisches Wort für Ankläger, Widersacher, Anfeinder. Der hebräische Ausdruck für denjenigen, der vor Gericht jemanden feindlich anklagt, ist „Satan“. Das Verb „widerstehend anklagen“ heißt auf Hebräisch ebenfalls „Satan“. Somit ist „Satan“ der Ankläger, und „Satan“ bedeutet anklagen.
Das ist im Grunde das Gleiche wie das Wort „Diabolos“ im Griechischen. Auch dieses bedeutet „Verleumder“, also jemand, der anklagt und verleumderisch jemanden beschuldigt. In Offenbarung 12 lesen wir, wie Satan Zugang zum Himmel hat und die Brüder vor Gott Tag und Nacht verklagt. Hier sehen wir, wie er Jehoshua vor Gott verklagen will.
Jehoshua, der hohe Priester, repräsentiert das ganze Volk. Am Jom Kippur geht er als einziger Israelit in die Gegenwart Gottes, als Vertreter für das ganze Volk. Doch Jehoshua ist im Traum mit schmutzigen Kleidern bekleidet. Das zeigt den Zustand des Volkes der Juden damals. Natürlich hatten sie sich umgekehrt, aber vieles war nicht richtig.
So sieht Zacharja das Volk Israel, verkörpert im hohen Priester, als ein schmutziges Volk vor Gott. Satan bemüht sich, es anzuklagen – genauso wie er Tag und Nacht bemüht ist, die Kinder Gottes auf der ganzen Welt bei Gott zu verklagen. Und ja, er hat Gründe dafür.
Doch wir sehen, der Engel des Herrn – in Vers 1 genannt, in Vers 2 einfach „der Herr“ (Jahwe) – verteidigt den hohen Priester und sagt zum Satan: „Der Herr soll dich schelten, Satan!“ Merken wir, es sind auf jeden Fall zwei Personen: Der Herr sagt, der Herr soll dich schelten. Das ist also der Herr Jesus als Sachwalter, als Advokat, wie er in 1. Johannes 2,1 genannt wird: „Kinder, ich habe euch dies geschrieben, auf dass ihr nicht sündigt. Wenn jemand gesündigt hat, dann kommt ja der Ankläger. Wir haben aber einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten.“
Jesus ist die Sühnung für unsere Sünden. Er setzt sich als Advokat für uns ein und kann sagen: Ja, aber ich bin für diesen gläubigen Menschen gestorben. Darum ist diese Anklage hinfällig. Deshalb steht es auch in Offenbarung 12 vom Ankläger: „Und sie haben ihn überwunden um des Blutes des Lammes willen.“ Weil wir uns darauf stützen können, dass der Herr Jesus die Schuld in unserem Leben getragen hat, ist alle Anklage Satans hinweggenommen.
Der Herr Jesus setzt sich so für uns als Advokat ein. Gleichzeitig sorgt er aber auch dafür, dass wir zurechtkommen, Sünde erkennen und bekennen.
Nun schauen wir, wie es weitergeht. Der Herr sprach zum Satan (Vers 2): „Der Herr soll dich schelten, Satan! Ja, der Herr soll dich schelten, der Erwähler Jerusalems!“ Gott wird hier als der Erwähler genannt. Das können wir auch direkt übertragen: Jedes Kind Gottes weiß aus Epheser 1, dass es ein auserwähltes Wesen ist, vor Grundlegung der Welt.
Darum kann Gott mich nicht mehr verwerfen. „Der Herr soll dich schelten, der Erwähler Jerusalems.“ Ist dieser nicht etwa ein Brandscheid, herausgerettet aus dem Feuer? Er vergleicht ihn mit einem Stück Holz, das im Feuer schon begonnen hat zu brennen, das aber im letzten Moment herausgerettet wurde. Reine Gnade ist die Rettung. Niemand kann stolz sein, als hätte er sein Heil selbst bewirkt. Brandscheid aus dem Feuer sind wir alle, so wie Jehoshua hier.
Vers 3: „Und Jehoshua war mit schmutzigen Kleidern bekleidet.“ Da hob an – das ist wieder der Engel des Herrn, der Herr selbst – und sprach zu denen, die vor ihm standen. Merken wir, es sind noch mehr Personen im Traum. Er sagte: „Schaff die schmutzigen Kleider von ihm weg!“ Und er sprach zu ihm: „Siehe, ich habe deine Schuld vergeben und kleide dich in Feierkleider.“
Dieser Bote des Herrn kann Sünden vergeben. Die Pharisäer haben richtig bemerkt in Markus 2,1 und folgende: „Wer kann Sünden vergeben als nur Gott?“ Nachdem der Herr Jesus zu einem gelähmten Menschen gesagt hatte: „Deine Sünden sind vergeben“, war das absolut richtig. Aber ihre Schlussfolgerung war falsch. Sie hätten sich fragen müssen: „Und falls dieser Mensch Gott ist, dann darf er das so sagen.“
Auch hier sagte der Engel: „Ich habe deine Schuld vergeben und kleide dich in Festkleider.“ Ich sprach: „Man setze einen reinen Kopfbund auf sein Haupt!“ Und sie setzten ihm den reinen Kopfbund auf und zogen ihm Kleider an. Der Engel, der Bote des Herrn, stand dabei.
Der Engel des Herrn oder der Bote des Herrn bezeugte mir Jehoshua, indem er sprach: „So spricht der Herr der Heerscharen: Wenn du auf meinen Wegen wandelst und meine Anordnungen beobachtest, so sollst du sowohl mein Haus, das Tempelhaus, regieren als auch meine Vorhöfe behüten. Und ich gebe dir Wege unter denen, die da stehen.“
„Höre doch, Jehoshua, du hoher Priester, du und deine Genossen!“ Das heißt: Du und deine Priesterkollegen, die vor dir sitzen. Denn sie sind Männer der Vorbedeutung. „Denn siehe, ich will meinen Knecht Spross kommen lassen.“
Ja, man sieht hier eine prophetische Anspielung. Er bekommt Feierkleider. Das erinnert an Jesaja 61,10: „Hoch erfreut sich meine Seele in dem Herrn, denn er hat mich bekleidet mit Kleidern des Heils.“ Diese geschenkten reinen Kleider sind Ausdruck der geschenkten Gerechtigkeit in Christus aufgrund der Sündenvergebung.
Dann wird dem hohen Priester klargemacht: Wenn er seinen Dienst im Tempel treu besorgt, wird Gott ihm in dieser Arbeit Gelingen geben. Es wird gesagt, der hohe Priester und seine Priesterkollegen seien Männer der Vorbedeutung. Das heißt, sie weisen prophetisch und bildlich auf jemand anders hin, nämlich auf den, der angekündigt wird: „Siehe, ich will meinen Knecht Spross kommen lassen.“
In der Fußnote 32 bei „Spross“ habe ich bemerkt, dass das hebräische Wort „Zachmach“ ein synonymes Wort für „Näzer“ ist, wie der Messias in Jesaja 11,1b genannt wird. Es handelt sich um eine Anspielung auf Jesus, den Nazaräer. Denn Nazaräer heißt „Spross“, Nazareth heißt „Sprossling“, und der Nazaräer ist der Spross, weil Nazareth von der Wortwurzel „Näzer“ kommt, was „Spross“ bedeutet.
Jetzt versteht man, warum in Matthäus 1,23 gesagt wird: Die Propheten haben gesagt, von dem Messias, er soll Nazarener genannt werden. „Spross“ ist ein Name des Messias: „Siehe, ich will meinen Knecht Spross kommen lassen.“
Als er dann 500 Jahre später in Bethlehem geboren wurde, sprachen alle Menschen von ihm nicht als „Jesus, den Bethlehemiter“, sondern als „Jesus von Nazareth“, weil er in Nazareth aufgewachsen war. Bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr lebte er dort. So sprachen alle von „Jesus von Nazareth“, „Jesus der Nazaräer“.
Gerade liberale Theologen, die keine Beziehung zum Sohn Gottes haben, sagen nicht „Herr Jesus“, wenn sie von ihm sprechen, sondern „Jesus von Nazareth“. Das ist die gebührliche Distanz, die ein Ungläubiger zum Sohn Gottes hat. Doch damit wiederholen sie genau die Erfüllung der Prophetie: Er soll „Spross“ genannt werden.
Der hohe Priester und auch die Priester, die den Dienst mit den Opfern im Tempel, im zweiten Tempel, vollbringen, waren Männer der Vorbedeutung. Sie wiesen hin auf diesen Mann, den Gott einmal schicken wird, den Messias, der durch sein Opfer wirkliche Sündenvergebung und Reinigung bewirken wird: „Siehe, ich will meinen Knecht Spross kommen lassen.“
In Fußnote 33 habe ich hierzu noch vermerkt: Diese Stelle wird in der rabbinischen Literatur im Judentum auf den Messias gedeutet, zum Beispiel im Targum Jonathan, einer aramäischen Übersetzung des Alten Testaments der Propheten. In Sacharja 3,8 wird gleich eingefügt: „Siehe, ich will meinen Knecht, den Messias, kommen lassen.“
Im Judentum wusste man also, dass damit der Messias gemeint ist.
Der Grundstein mit sieben Augen: Gottes allsehende Präsenz und die Schuldvergebung
Und jetzt wird es ganz mysteriös. Doch oft sind gerade diese schwierigen Stellen ganz besondere Perlen.
Denn siehe, der Stein, den ich gelegt habe vor Jehoshua. Auf einen Stein sind sieben Augen gerichtet. „Siehe, ich will seine Inschrift anfertigen, Spruch des Herrn der Heerscharen, und ich will hinwegtun die Schuld dieses Landes an einem Tag“ – der Stein vor dem Hohen Priester.
Wo gibt es einen Stein vor dem Hohen Priester? Nun, wir wissen, dass das Allerheiligste in Jerusalem direkt auf dem Felsen gebaut war, der heute im Felsendom liegt. Man kann sogar erkennen, wo auf dem Felsen die Südmauer stand, denn diese abgeflachte Region misst genau 3,15 Meter. Das entspricht genau sechs Königsellen von 52,5 Zentimetern. So dick waren die Mauern des Allerheiligsten, gemäß der Bibel und auch dem Talmud.
Dann war die Westmauer entlang des Felsens gebaut, ebenso die Nordmauer. Von Osten her kam der Hohepriester ins Allerheiligste hinein. Genau zentral in diesem Viereck von zwanzig mal zwanzig Ellen – das war die Größe des Allerheiligsten nach der Bibel und dem Talmud – gibt es eine Vertiefung von 79 auf 130 Zentimeter. Das sind genau eineinhalb auf zweieinhalb Ellen. Das waren die Grundmaße der Bundeslade.
Salomon hat nach 1. Könige 6,8 einen Ort im Allerheiligsten geschaffen, um die Bundeslade dort aufzustellen. Das sieht man, wenn man in den Felsendom geht. Leider ist der Zugang heute nicht mehr möglich, aber in früheren Jahren war es noch machbar, und ich konnte den exakten Standort der Bundeslade zeigen.
Im zweiten Tempel gab es keine Bundeslade mehr. Ich kann jetzt nicht erklären, warum und wohin sie gekommen ist, aber das ist eine andere Geschichte. Dort war ein leerer Raum. Wenn der Hohepriester am Versöhnungstag hineinging, stand er barfuß – wie alle Priester im Tempel und auch die Besucher, denn alle mussten barfuß sein – auf dem Felsen. Das Blut des Sühneopfers, des geschlachteten Bockes, sprengte er einmal in die Vertiefung hinein, anstatt auf dem Deckel der Bundeslade, wie es in 3. Mose 16 beschrieben ist. Siebenmal sprengte er das Blut davor auf den Felsen. So wurde der Fels zum blutbesprengten Fels.
Der Fels ist natürlich ein Bild von Gott, der im Alten Testament oft als Fels bezeichnet wird. In 5. Mose 32, Vers 5 heißt es: „Der Fels vollkommen ist sein Tun, denn alle seine Wege sind recht; ein Gott, der Treue und ohne Trug, gerecht und gerade ist er.“ Aber der blutbesprengte Fels ist „Gott, der Gott unseres Heils“, wie er in Psalm 89 genannt wird.
So stand dieser Fels, dieser Stein, im Talmud genannt „Ewen Shetja“, der Grundstein. Auf ihm war die Südmauer des Heiligtums aufgebaut. Er stand vor dem Hohenpriester. Denn siehe, der Stein, den ich gelegt habe vor Joshua, auf einen Stein sind sieben Augen gerichtet. Das heißt die Augen des allwissenden Herrn.
In Sacharja 4,10 wird von den Augen Gottes gesprochen, die die ganze Welt sehen. Und in Offenbarung 5,6 wird von den sieben Augen des Lammes Gottes gesprochen, die die ganze Welt sehen. Diese sind die sieben Geister Gottes, das heißt der Geist Gottes in seiner Fülle an Wirkungen, wie er in Jesaja 11,2 mit sieben Namen bezeichnet wird.
Gott schaut auf diesen Ort. In 2. Chronik wird sogar gesagt, dass Gott Tag und Nacht seine Augen offen hat über diesem Ort. Siehe, der Fels vor Joshua, auf einen Stein sind sieben Augen gerichtet. Gott schaut auf diesen Ort der Versöhnung. Siehe, ich will seine Inschrift anfertigen.
Hier habe ich in Fußnote 36 vermerkt, dass nach rabbinischer Überlieferung der Stein des Allerheiligsten eine Inschrift besaß, die auch den Gottesnamen Yahweh enthielt. Diese Inschrift kann man heute nicht sehen, denn die Muslime haben rund um den Felsen eine Verkleidung gebaut. Jetzt müsste man alles abreißen. Das wäre sensationell, denn dann könnten wir die Inschrift finden – sie muss vorhanden sein.
In 2. Mose 2 sagt der Apostel Paulus, dass der feste Grund Gottes steht. Er spricht dort über das große Haus Gottes: „Der feste Grund Gottes steht“ und hat diese Inschrift: „Der Herr kennt die Seinigen, der Herr, Yahweh, kennt die Seinigen.“ Wer den Namen des Herrn, Yahweh, nennt, soll abstehen von der Ungerechtigkeit.
Also wird hier von einer Inschrift in diesem Stein gesprochen: Spruch des Herrn der Heerscharen, und ich will hinwegtun die Schuld dieses Landes an einem Tag. Am Jom Kippur hat der Hohepriester das Blut auf den Felsen gesprengt, und damit war die Schuld des vergangenen Jahres von Israel zugedeckt und vergeben.
Aber der Hebräerbrief sagt, diese Opfer waren ein Erinnern an die Sünde, denn schon am nächsten Tag musste man sich fragen: Wann ist wieder Jom Kippur? So war das eigentlich mehr ein Erinnern an die Sünde, als dass man wirklich ein entlastetes Gewissen bekommen konnte.
Doch der Hohepriester war zusammen mit den Priestern ein Mann der Vorbedeutung, der auf den Mann namens Spross hinwies, der kommen sollte. Der Herr Jesus hat an diesem Freitag, in den Stunden der Finsternis, als er zum Sündenträger wurde, im Jahr 32 an einem Tag die ganze Schuld hinweggetan. So steht es in Hebräer 9, dass er mit einem Opfer die Sünde abgeschafft hat.
Das ist ein starker Ausdruck, der nie für die Opfer im Alten Testament verwendet wird. Dort wird gesprochen von Vergeben, Zudecken, aber jetzt heißt es: die Sünde abgeschafft durch sein Opfer, an einem Tag – das gilt.
So war dieser Joshua ein Vorbild, ein Hinweis, eine Vorbedeutung auf den großen Hohenpriester Jesus Christus, der keinen Ziegenbock brauchte, auch keinen Stier, sondern sich selbst für unsere Sünden geopfert hat. An einem Tag hat er die Schuld meines Lebens abgeschafft und die Schuld eines jeden, der seine Schuld bekennt, ihm glaubt und das Opfer annimmt.
Das Schöne ist: Ich war damals noch nicht geboren, im Jahr 32. Ich musste noch warten, das heißt, es gab gar nichts von mir. Aber 1958 wurde ich geboren, und dann kam eine Schuld nach der anderen. Doch der Herr Jesus hat im Jahr 32 bereits die Schuld durch sein Opfer abgeschafft.
Gut, es musste der Zeitpunkt kommen, an dem ich mich bekehrte. Da wurde dieses Opfer mir zugerechnet. Da wurde mir klar: Der Herr Jesus hat die Schuld schon abgeschafft und vernichtet, nicht nur bis zu meiner Bekehrung, sondern die Schuld meines ganzen Lebens.
Wenn man das wirklich einmal klar erfasst hat, kann man nicht mehr am Heil zweifeln, wenn man es im Glauben erfasst hat. Dann weiß man, es gibt gar nichts mehr, wofür Gott einen richten könnte. Denn an einem Tag, an diesem Freitag – es war wirklich ein Freitag, da lässt sich nichts an der Chronologie ändern – hat der Herr Jesus alle Schuld durch sein Blut abgeschafft.
Und dieses Blut auf dem Stein vor Joshua war nur ein Hinweis auf dieses Blut, das dann wirklich auf Golgatha, auf diesem Felsen draußen vor dem Tor von Jerusalem, geflossen ist.
In Ezechiel steht, dass Jerusalem eine Blutstadt sei und das Blut auf den Felsen geflossen ist. Man hat es nicht einmal mit Staub bedeckt, um es zu vertuschen. Nein, sie glaubten wirklich, dass er ein Krimineller sei und sterben müsse. Sein Blut ist auf den Felsen geflossen.
Aber so ist er uns geworden zum Fels des Heils für alle, die dieses Opfer angenommen haben.
Verheissung des Friedens und der Gemeinschaft im Tausendjährigen Reich (Kapitel 3, Vers 10)
Und dann folgt daraus der Segen für Israel, Vers 10. An jenem Tag – Bejom – haben wir wieder diesen typischen Ausdruck. Bejom bedeutet nicht an einem 24-Stunden-Tag. Es ist eine feste Redewendung im Hebräischen und heißt: zu jener Periode, in dieser Zeit.
Gott sagte auch zu Adam: „Bejom, an dem Tag, an dem du von diesem Baum isst, wirst du sterben.“ Aber er starb nicht am Kalendertag. Vielmehr kam sein Tod in der Periode, in der er davon aß. So heißt es hier: An jenem Tag – das ist das Tausendjährige Reich.
Der Spruch des Herrn lautet: „Der Herrscher wird einen den anderen einladen unter den Weinstock und unter den Feigenbaum.“ Ja, daraus folgt: Das Tausendjährige Reich wird eine Zeit der Freude und der Gemeinschaft sein. Gemeinschaft auf der Grundlage des vollbrachten Opfers.
Aber wir, die wir zur Gemeinde gehören, zu den Gläubigen von Pfingsten bis zur Entrückung, müssen gar nicht bis zum Tausendjährigen Reich warten. All diese Dinge haben wir schon jetzt. Diese Gemeinschaft der Gläubigen, die sich gegenseitig einladen.
Hebräer 13 fordert dazu auf, nach Gastfreundschaft zu trachten. Ich hatte einmal einen Freund, der das ein bisschen anders ausgelegt hat. Er hat sich immer selbst eingeladen. Dabei machte er das auf besondere Weise: Er hatte einen Koffer mit Gewürzen dabei und kochte selbst.
Ja, das ist auch eine Möglichkeit. Aber es gibt noch andere. Man kann sich auch einladen, ohne zu kochen. Doch eben auch selbst einladen – das ist diese Gemeinschaft, die der Herr unter den Erlösten wünscht. Sie steht auf der Grundlage des geflossenen Blutes am Felsen.
Fundamentalismus im besten Sinn: Vertrauen auf Christus als Grundstein
Und hier kann man auch gleich erklären, was ein Fundamentalist ist. Joshua stand barfuß auf dem Felsen, gewissermaßen wie ein Mittelloser. So stehen wir vor Gott: Wir können nichts bieten, aber wir stehen auf Christus, der unsere Grundlage ist – wegen seines vergossenen Blutes.
Das ist Fundamentalismus: sich allein auf Christus zu stützen und auf die Zusagen des Wortes. Das ist Fundamentalismus im besten Sinn des Wortes. Dafür braucht man weder ein Maschinengewehr noch einen Sprengstoffgürtel.
Fünftes Nachtgesicht: Die Menora und die Ermutigung für Zerubabel (Kapitel 4, Vers 1-14)
Ja, also gehen wir weiter zum fünften Traum: Der Herrscher gestärkt, Kapitel 4, Verse 1-14.
Und der Engel, der mit mir redete, kehrte zurück und weckte mich wie einen Mann, der aus dem Schlaf geweckt wird. Er sprach zu mir: „Was siehst du?“ Da antwortete ich: „Ich sehe, und siehe, ein Leuchter, eine hebräische Menorah, eine Menorah ganz aus Gold. Sein Ölbehälter ist über ihm, und seine sieben Lampen sind auf ihm, jeweils mit sieben Giessröhren zu den Lampen, die auf ihm sind. Und zwei Ölbäume stehen neben ihm, einer rechts vom Ölbehälter und einer zu seiner Linken.“
Ich hob an und sprach zu dem Engel, der mit mir redete: „Was bedeuten diese Dinge?“ Der Engel, der mit mir redete, begann zu sprechen: „Weißt du nicht, was diese Dinge sind oder bedeuten?“ Ich antwortete: „Nein, mein Herr.“ Es ist auch noch seltsam, dass der Prophet nicht weiß, was die Menorah bedeutet. Aber er kann es zugeben: „Ich weiß es nicht.“
Ein amerikanischer Politiker, der eine sehr große Allgemeinbildung hatte, wurde einmal gefragt, warum er so viel wisse. Er antwortete: „Weil ich mich nicht gescheut habe, zu fragen.“ Eben so stellt Sacharja Fragen. Wir müssen fragen, wenn wir Gottes Wort lesen. Und nun wird ihm erklärt, was die Menorah bedeutet.
Der Engel, der mit mir redete, hob an und sprach zu mir: „Weißt du nicht, was diese Dinge sind?“ Ich antwortete: „Nein, mein Herr.“ Und er antwortete und sprach zu mir, indem er sprach. Das klingt natürlich eigenartig auf Deutsch, aber es ist eine hebräische Redewendung, die ich genau übersetzt habe: „Vayomer l'mor“ – „Und er sprach zu mir, indem er sprach.“ Sprachwissenschaftlich hat das die Bedeutung eines Doppelpunkts, den es im hebräischen Text nicht gibt. Also wird der Doppelpunkt gleich mit einem Wort ausgedrückt, „Layoma l'mor“. Man kann es auch frei übersetzen mit „und er sprach folgendermassen“. Ja, dann weiß man, jetzt kommt’s, jetzt kommt’s.
Dies ist das Wort des Herrn an Serubabel, in dem er spricht: „Ich warte jetzt“, richtete es sich an Serubabel, einen Statthalter, der also, man könnte sagen, etwas von der königlichen Regierung vertrat. Aber es gab keine Könige mehr, er war nur Statthalter, aber aus dem Haus Davids. Kapitel drei war eine Ermutigung für den Hohenpriester, und jetzt eine Ermutigung eben für den Herrscher.
Dies ist das Wort des Herrn an Serubabel, in dem er spricht: „Nicht durch Kriegsgewalt und nicht durch Stärke, sondern durch meinen Geist“, spricht der Herr der Heerscharen.
Jetzt sind vielleicht einige enttäuscht: Ist das die Erklärung des siebenarmigen Leuchters? Natürlich, aber wir müssen das einfach auf Hebräisch lesen. Und das steht auch in der Fußnote. Dort heißt es: Diese drei Verszeilen bestehen im Hebräischen aus genau sieben Wörtern, entsprechend den sieben Lampen des goldenen Leuchters.
Und da haben wir diesen Ausdruck: „Lo-ve-chayil“ und „Ve-lo-ve-choach-ki“ im Beruchi. Das sind eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben Wörter. Ich habe hier einen kleinen Fehler: „Ve-lo“ sollte ein Wort sein, kein Zwischenraum – „Ve-lo“. Und „nicht ist“ auf Hebräisch ein Wort: „lo vechayil ve lo vechoach ki im Beruchi“. Das bedeutet: „nicht durch Kriegsgewalt und nicht durch Stärke, sondern durch meinen Geist.“
Also symbolisieren diese sieben Wörter die sieben Lampen auf dem Leuchter. Und das Öl in den Lampen symbolisiert, wie so oft in der Bibel, den Heiligen Geist. Darum wird ja auch der Messias – Messias heißt „der Gesalbte“ – eben bezeichnet als der, der mit Öl gesalbt ist. Die Könige wurden ja im Alten Testament mit Öl eingesetzt. Aber der Herr Jesus, der Messias, wurde mit dem Heiligen Geist gesalbt (Apostelgeschichte 10, Vers 45). So spricht also das Öl vom Heiligen Geist, von seiner Kraft und davon, wie er Licht gibt in der Dunkelheit.
Damals war das Volk Israel in einer schwierigen Situation. Sie wussten nicht, wie es weitergehen sollte mit diesen Feinden und wie sie den Tempel bauen könnten unter all diesen Umständen.
Und da wird erklärt, in Vers 7: „Wer bist du, großer Berg? Vor Serubabel sollst du zur Ebene werden, und er wird hinausbringen den Schlussstein und Jubelrufe rufen: ‚Gnade, Gnade ihm!‘“
Also konnte sich Serubabel fühlen wie ein Esel, der sich am Berg fühlt. Aber Gott sagt: „Wer bist du, Berg? Vor Serubabel sollst du erniedrigt werden.“ Gott kann Berge, die sich vor uns auftürmen und uns Angst machen, die uns bedrängen, durch seinen Geist zur Ebene machen.
Und wie oft können Gläubige erleben, wie plötzlich Probleme weggetan werden, so wie wir es nie geahnt hätten, gelöst werden, so wie wir es nicht gedacht hätten. So ist die Ermutigung an Serubabel eben auch eine Ermutigung für uns.
Gott macht ihm die Zusage durch den prophetischen Geist, der durch Sacharja spricht: „Und er wird hinausbringen den Schlussstein.“ Fußnote 43 habe ich erklärt: Das heißt, er wird den Bau vollenden, indem er den letzten Stein des Tempeldaches hinzufügt. Gott verheißt, es wird gelingen, der Tempel wird gebaut werden. Und am Schluss wird Serubabel den letzten Stein, den Schlussstein, auflegen, und zwar unter Jubelrufen: „Gnade, Gnade ihm!“
Der letzte Stein ist übrigens in der geistlichen Bedeutung neudestamentlich sehr, sehr bedeutsam. Wir haben heute gesehen: 1. Korinther 3, Vers 16, die Gemeinde wird als Tempel Gottes gesehen. In Römer 11, Vers 25 wird erklärt, dass Gott zuerst die Vollzahl der Nationen eingehen lässt und dann ganz Israel gerettet werden wird.
Das heißt, Gott hat eine ganz bestimmte Zahl in seinem Ratschluss festgelegt, die zur Gemeinde gehören soll. Wir wissen die Zahl nicht. Aber wenn der Letzte zum Glauben kommt, der zu dieser geheimen Zahl gehört, zu dieser Vollzahl aus den Heidenvölkern, dann wird die Entrückung stattfinden.
Dann wird die Erweckung in Israel stattfinden. Der gläubige Überrest kommt zum Glauben. Zuerst 144.000 – das ist die Vorhut, sie werden evangelisieren. Dann kommt die große Drangsal von dreieinhalb Jahren, der Weltkrieg. In diesen dreieinhalb Jahren wird ein Drittel der Bevölkerung Israels zum Glauben kommen, in der größten Not zum Herrenschreien.
Zwei Drittel werden im Land hinweggerafft werden durch den Angriff von Syrien mit allen seinen Verbündeten von Norden her. Das ganze Land wird verwüstet und verbrannt werden. Und dieser Überrest, dieser Drittel, wird umkehren. Der Herr Jesus wird dann erscheinen auf dem Ölberg, und sie werden auf ihn blicken, den sie durchbohrt haben, und über ihn wehklagen.
Dieser Drittel überlebt und wird dann ganz Israel sein. So erklärt sich der scheinbare Widerspruch: In Römer 9 steht, nur ein Überrest wird gerettet werden aus Israel, wenn sie noch so zahlreich werden, nur ein Überrest. Und in Römer 11 steht, ganz Israel wird gerettet werden.
Ja, wenn der Überrest überlebt, dann ist der Überrest ganz Israel. Die Bibel hat sehr viel mit Logik zu tun. Jesus wird ja genannt der Logos in Johannes 1 – das Wort. Der Logos, wahre Logik, ist letztlich in Gottes Wesen gegründet.
Also dieser letzte Stein – das wird ein Moment sein, wenn dieser Letzte zum Glauben kommt, dann wird die Entrückung stattfinden.
Aber das ist jetzt die Anwendung. Hier geht es darum, Serubabel wird zugesprochen, dass er Erfolg haben wird.
Vers 8: „Und das Wort des Herrn geschah zu mir, indem er sprach: Die Hände Serubabels haben dieses Haus gegründet, und seine Hände werden es vollenden. Und du wirst erkennen, dass der Herr der Heerscharen mich zu euch gesandt hat. Denn wer verachtet den Tag kleiner Dinge?“
Und sie freuen sich und sehen den Zinnstein in der Hand Serubabels, die Sieben. Den Zinnstein habe ich erklärt in der Fußnote: Das ist ein Zinnstein in der Funktion eines Senkbleis. Es geht um den Bau des Tempels. Serubabel hat da als Baumeister gewirkt mit dem Senkblei.
Dieser Zinnstein, auf ihn schauen die Sieben – das sind wieder die sieben Augen Gottes. Ein Vergleich ist auch Sacharja 3, Vers 9, Gott schaut darauf. Und darum steht in der nächsten Verszeile: „Die Augen des Herrn durchlaufen die ganze Erde.“
Ich hob an und sprach zu ihm: „Was bedeuten diese zwei Ölbäume rechts des Leuchters und zu seiner Linken?“ Und ich hob zum zweiten Mal an und sprach zu ihm: „Was bedeuten die zwei Zweigbüschel der Ölbäume, die neben den goldenen Röhren sind, die das Gold von sich aus ergiessen?“
Er sprach zu mir, indem er sprach: „Weißt du nicht, was diese bedeuten?“ Ich sprach: „Nein, mein Herr.“ Er sprach: „Diese bedeuten die zwei Söhne des Öls, die stehen vor dem Herrn der ganzen Erde.“
Also blickt Gott auf das Werk damals und bringt alles zum Ziel. Und jetzt wird noch erklärt, was diese Ölbäume auf der Seite bedeuten: Das sind die zwei Söhne des Öls, die vor dem Herrn der ganzen Erde stehen.
Das Neue Testament erklärt mehr dazu. Man muss Offenbarung 11 lesen. Dort geht es um die zwei Zeugen in der großen Drangsalzeit. Es werden zwei Männer sein aus dem Überrest Israels, der sich nach der Entrückung bekehren wird.
Während die 144.000 nach Jordan in die Wüste fliehen, um dort für dreieinhalb Jahre versorgt zu werden, bleibt der Überrest in Jerusalem zurück, ebenso diese zwei Zeugen. In dreieinhalb Jahren werden sie in Jerusalem weissagen.
Von ihnen wird gesagt: „Das sind die zwei Ölbäume, die da stehen vor dem Herrn der ganzen Erde.“ Also weist das darauf hin, dass Gott diese zwei Zeugen in der schwersten Zeit kommen lassen wird, und sie werden ein Trost sein für Jerusalem in den dreieinhalb Jahren vor der Wiederkunft des Herrn Jesus.
Jetzt gehen wir weiter.
Sechstes Nachtgesicht: Die fliegende Schriftrolle als Symbol des Gerichts (Kapitel 5, Vers 1-4)
Sechste Traumphase: Das Böse wird gerichtet (Sacharja 5,1-4)
Und ich erhob wiederum meine Augen und sah – siehe, eine fliegende Schriftrolle. Er sprach zu mir: „Was siehst du?“ Ich antwortete: „Ich sehe eine fliegende Schriftrolle, ihre Länge beträgt zwanzig Ellen und ihre Breite zehn Ellen.“
Er sprach zu mir: „Dies ist der Fluch, der über die Fläche des ganzen Landes ausgeht. Denn jeder Dieb wird gemäß dieser Seite hinweggefegt werden, und jeder, der schwört, wird gemäß jener Seite hinweggefegt werden.“
„Ich habe ihn, das heißt den Fluch, ausgehen lassen“, spricht der HERR der Heerscharen. „Er wird in das Haus des Diebes und in das Haus dessen eingehen, der bei meinem Namen zum Trug schwört, und er wird übernachten inmitten seines Hauses. Er wird ihn vernichten – sowohl sein Holz als auch seine Steine.“
Also sieht er eine Schriftrolle fliegend, und zwar eine ganz ungewöhnliche. Normalerweise ist eine Schriftrolle nur auf einer Seite beschrieben. Diese jedoch ist auf beiden Seiten beschrieben und voll von Gerichtsankündigungen und Flüchen, die Gott in seinem Wort verkündet.
Jetzt wird gesagt: Auf einer Seite geht es ganz speziell um Diebe, die unter das Gericht Gottes kommen, gemäß der einen Seite der Rolle. Und gemäß der anderen Seite der Rolle wird jeder gerichtet, der falsch bei Gott schwört.
Es geht hier also um Sünden gegen den Nächsten. Der Diebstahl steht stellvertretend für alle möglichen Sünden, bei denen wir jemand anderem schaden, also dem Mitmenschen. Falsches Schwören steht stellvertretend für alle Sünden, die sich direkt gegen Gott richten.
Herr Jesus hat ja so wunderbar in Matthäus 22,34-40 zusammengefasst, was die Tora ist. Die Rabbiner haben immer gesucht, wie man die kleinste Formel für die ganze Tora finden könnte – ähnlich wie Physiker, die versuchen, eine Formel zu finden, die das ganze Weltall zusammenfasst. Eine solche Formel hat man bis heute nicht gefunden.
Doch die Antwort in Matthäus 22,34-40 hat nie ein Rabbiner gegeben, sondern nur der Herr Jesus. Das war sein letztes Wort, bevor er bald zu schweigen begann. Er sagte: „Das Gesetz ist dieses: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deinem ganzen Verstand usw. und deinen Nächsten wie dich selbst.“
So ist es auch in den Zehn Geboten: Ein Teil der Gebote richtet sich gegenüber Gott, ein anderer Teil gegenüber dem Nächsten. Gott sagt, dass ihm beides wichtig ist – die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten.
Der Mensch, der sich gegen Gottes Wort versündigt und keine Vergebung sucht – von der Vergebung hatten wir es in Sacharja 3 – wird unweigerlich unter das Gericht Gottes kommen.
Siebtes Nachtgesicht: Die Gesetzlosigkeit wird aus dem Land entfernt (Kapitel 5, Vers 5-11)
Die siebte Traumphase: Jerusalem wird gereinigt (Hesekiel 8,5-11)
Es trat hervor der Engel, der mit mir redete, und sprach zu mir: „Hebe doch deine Augen auf und sieh, was ist dies, das da hervorkommt?“ Ich fragte: „Was ist das?“
Er antwortete: „Dies ist ein Eva, das da hervorkommt.“ Ein Hohlmaß von 24 Litern. Er erklärte: „Dies ist ihr Aussehen im ganzen Land.“
Dann wurde ein Deckel aus Blei aufgehoben, und darin saß eine einzelne Frau in dem Eva. Er sagte: „Dies ist die Gesetzlosigkeit.“
Der Engel warf sie in das Eva hinein und legte das Bleigewicht auf dessen Öffnung. Ich hob meine Augen auf und sah, wie zwei Frauen hervortraten. Wind war in ihren Flügeln, und sie hatten zwei Flügel, gleich den Flügeln des Storches.
Sie hoben das Eva in der Luft zwischen Erde und Himmel. Ich fragte den Engel, der mit mir redete: „Wohin bringen diese das Eva?“
Er antwortete: „Um ihm ein Haus zu bauen im Land Sinea. Wenn es hergerichtet ist, werden sie es dort auf seine Wohnstätte setzen.“
So wird die Sünde, die Gesetzlosigkeit, das, was sich gegen Gott richtet, hier symbolisch dargestellt: in einer Frau, die im Eva sitzt. Sie wird kurz gezeigt, dann wird ein Bleigewicht daraufgelegt, und sie ist wieder eingeschlossen. Danach wird sie weggetragen aus dem Land Israel ins Land Sinea.
Wer heute Morgen dabei war, weiß: Das Land Sinea ist der Name für Südirak, Babylonien, das Land der Chaldäer.
Was geschieht dort mit dieser Frau? Sie bekommt dort ein Haus und wohnt dort.
Der Herr Jesus wurde vom obersten Gerichtshof verworfen, obwohl er wie kein anderer die Tora in seinem Leben auslebte und sie in ihrer Fülle darstellte. Er war der Einzige, der wirklich erklären konnte, was der wahre Inhalt der Tora ist.
Doch Jesus wurde verworfen. Er kritisierte die Überlieferungen der Ältesten, die sich oft gegen Gottes Wort wandten (Markus 7). Diese rabbinischen Überlieferungen führten manchmal dazu, dass das Wort Gottes gegen seinen eigentlichen Sinn ausgelegt wurde.
Dann kam das Jahr 70 n. Chr., die Zerstörung Jerusalems, einige Jahrzehnte nach der Kreuzigung Jesu. Viele Juden, die den Krieg in Jerusalem überlebten – bei dem mehr als eine Million Menschen ums Leben kamen – flohen in Gebiete möglichst außerhalb des Römischen Reiches.
Sie suchten Zuflucht in Babylonien.
Später kam es zu einem zweiten Aufstand gegen die Römer von 132 bis 135 n. Chr. unter einem falschen Messias, Bar Kochba. Dieser falsche Messias verführte die Menschen zum Aufstand. Die gläubigen Juden nahmen daran nicht teil. Dennoch wurde der Aufstand brutal niedergeschlagen. Wieder kamen mehr als eine Million Menschen ums Leben.
Dies führte zu neuen Fluchtwellen der Juden, insbesondere in den heutigen Irak, nach Babylonien.
In diesen beiden Fluchtwellen flohen mehr als eine Million Juden nach Babylonien.
Jetzt versteht man, warum in Babylonien die besten Rabbiner der Welt waren. Die größten Autoritäten befanden sich dort, nicht mehr im Land Israel.
Diese Autoritäten legten die Überlieferung der Ältesten in der Mischna aus und verfassten so den babylonischen Talmud, der bis heute der verbindliche Talmud im Judentum ist.
Im Talmud finden sich neben vielen richtigen Lehren auch schlimme Lästerungen über den Herrn Jesus. Dort steht, dass er am Vorabend des Passahfestes gekreuzigt wurde. Außerdem wird behauptet, er habe Magie in Ägypten gelernt und sei als Magier dargestellt worden.
Diese Aussagen sind im babylonischen Talmud enthalten. Bis ins Mittelalter hinein waren die führenden jüdischen Lehrer in Babylonien ansässig.
So wurde die Gesetzlosigkeit aus dem Land Israel hinausgeführt nach Babylonien, in den heutigen Irak. Deshalb ist der babylonische Talmud das wichtigste Werk im orthodoxen Judentum, das bis heute den Herrn Jesus als Messias ablehnt.
Diese Frau im Land Sinea, die dort ein Haus bekommt, ist also ein Symbol für diese Gesetzlosigkeit – ein leerstehendes Haus.
Eine ganz interessante Stelle, auch wenn sie ziemlich kompliziert ist.
Achtes Nachtgesicht: Die vier Wagen und die vier Winde des Himmels (Kapitel 6, Vers 1-8)
Achtes Nachtgesicht: Pferde durchziehen die Erde.
Und ich erhob wiederum meine Augen und sah: Siehe, vier Wagen kamen zwischen den zwei Bergen hervor. Die Berge waren Berge von Kupfererz. An dem ersten Wagen waren rote Pferde, an dem zweiten Wagen schwarze Pferde, an dem dritten Wagen weiße Pferde und an dem vierten Wagen gefleckte, kräftige Pferde.
Da antwortete ich und sprach zu dem Engel, der mit mir redete: „Was bedeuten diese, mein Herr?“ Der Engel antwortete und sprach zu mir: „Diese sind die vier Winde des Himmels, die ausgehen, nachdem sie sich vor den Herrn der ganzen Erde gestellt hatten.
An welchem die schwarzen Pferde sind, die ziehen aus nach dem Land des Nordens. Die weißen sind ausgezogen hinter ihnen her, und die gefleckten sind ausgezogen ins Land des Südens. Ja, die Kräftigen sind ausgezogen und trachten danach, hinzugehen, um die Erde zu durchwandern.“
Und er sprach: „Geht, durchwandert die Erde.“ Dadurch wanderten sie die Erde.
Er rief mich und redete zu mir, indem er sagte: „Siehe, die, welche in das Land des Nordens ziehen, lassen meinen Geist zur Ruhe kommen im Land des Nordens.“
Also hier haben wir wieder Pferde, vier Pferdegruppen. Auch das spricht wieder von Armeen. Aber es wird gesagt, dies sind die vier Winde des Himmels.
In Hebräer 1,7 wird erklärt, dass Engel zu Winden gemacht werden können. Das sind also Engelmächte, die hinter den Armeen dieser Welt stehen.
Und jetzt haben wir nicht drei Gruppen, sondern vier. Da sind jetzt nochmals die vier Weltreiche aus Daniel 2,7 gesehen: Babylon, Medo-Persien, Griechenland und Rom.
Rom wird in der Endzeit nochmals kommen, ja? Ja, aber da kommen noch Wagen, Kampfwagen dazu. Diese vier Pferdegruppen gehen dazwischen zwei Berge hindurch. Aber das sind wahrhaft starke Berge, Berge aus Kupfererz oder eben Bronze, als Kupferlegierung.
Die können also nicht die Berge irgendwie wegrücken, sondern sie müssen genau die Wege zwischen den Bergen finden. So zeigt das Gottes Macht über die Armeen dieser Welt. Sie können nicht einfach dort durchgehen, wo sie wollen. Gott hat ganz klar Hindernisse hingestellt, die sie umgehen müssen.
Also Gott hat all diese Weltmächte in der Hand.
Von dem vierten heißt es: „Sie werden ins Land des Südens ziehen“ (Vers 6).
Interessant ist, dass das römische Reich den letzten Rest des Alexanderreiches in der Schlacht von Actium – vielleicht haben wir das in der Schule noch gelernt – 40 vor Christus geschlagen hat. Das Actium war die Schlacht gegen den Überrest des Alexanderreiches in Ägypten. Das war eigentlich der Südteil, der nach dem Zerfall übrig geblieben war.
Dann heißt es von der zweiten Gruppe, sie gehen ins Land des Nordens und lassen den Zorn Gottes im Land des Nordens zur Ruhe kommen. Das weist hin auf die Perser, die die Babylonier geschlagen hatten. Ihre Armeestützpunkte, von denen aus sie Israel gerichtet hatten, hatten sie im Land des Nordens, in Syrien, aufgerichtet.
So kam das Gericht Gottes eben auch über das Land des Nordens.
Also dieser Abschnitt zeigt: Gott hat all diese Weltmächte in der Hand. Es sind Engelmächte dahinter, gefallene Engel, aber sie können nur das tun, was Gottes Plan entspricht.
Anhang: Die Krönung des Hohen Priesters und die Vereinigung von König und Priester (Kapitel 6, Vers 9-15)
Wir haben zwar etwas spät begonnen, aber ich darf noch fünf Minuten anhängen. Dann können wir gleich noch den Anhang behandeln: Die Krönung des Hohen Priesters, Kapitel 6, Verse 9-15.
Die acht Nachtgesichte sind vorüber, und das Wort des Ewigen geschah zu mir. Er sprach: Nimm von den Weggeführten von Cheldai, Tobija und Jeddaja, und komm an diesem Tag, ja, komm in das Haus Joschias, des Sohnes Zephanias, wohin sie aus Babylonien gekommen sind. Nimm Silber und Gold und mache daraus Kronen. Setze diese Kronen auf das Haupt Jehuschuas, des Sohnes Jotzadaks, des Hohen Priesters.
Du sollst zu ihm sprechen und sagen: So spricht der Ewige, der Herrscharen: Siehe, ein Mann, Spross ist sein Name, und er wird den Tempel des Ewigen bauen. Ja, er wird den Tempel des Ewigen bauen, Herrlichkeit tragen und auf seinem Thron sitzen und herrschen. Er wird Priester sein auf seinem Thron, und der Rat des Friedens wird zwischen ihnen beiden sein.
Da kommen Leute aus Babylonien – das sind Nachzügler aus der babylonischen Gefangenschaft, die jetzt nach Israel zurückkehren. Sie bringen Silber und Gold mit. Es war so, dass die reichen Juden in Babylon blieben, während nur die Armen zurückkehrten. Die Reichen betrachteten sich jedoch als Geldgeber des halbautonomen Staates Israel. Diese Besucher kamen also mit Gold und Silber, und Gott sagt: Nimm dieses Gold von ihnen.
Wir sind zu Besuch im Haus Joschias, und daraus sollst du eine Doppelkrone machen. Diese Krone sollst du auf den Kopf des Hohen Priesters Jehuschua setzen.
Der Hohe Priester ist hier ein Hinweis, eine Voraussage auf den Messias, der Priester und König in einer Person sein wird. Im Alten Testament konnte man König sein, wenn man aus der Familie Davids stammte, aus dem Stamm Juda. Priester und Hohepriester kamen aus dem Stamm Levi, aus der Familie Aarons. Es war also nicht möglich, König und Hohepriester zugleich zu sein.
Der Messias soll jedoch beides vereinen: Er soll König und Priester sein. Als Priester löst er das Problem unserer Schuld, und als Herr führt er uns in unserem Leben. Darum wird ihm gesagt: Siehe, ein Mann, Spross ist sein Name – das ist wieder der Nazaräer. Er wird den Tempel des Ewigen bauen und Priester sein auf seinem Thron. Priester auf dem Königsthron – so war klar, dass das Königtum und das Priestertum im Messias vereinigt sein werden.
Übrigens sollte er auch Prophet sein, der Prophet aus 5. Mose 18, Vers 15. So ist es auch im Lied „Welch ein Freund ist unser Jesus?“ beschrieben: Am Schluss einer Strophe heißt es, dass Jesus alles für uns ist – König, Priester und Prophet, alles in einer Person vereint.
In Vers 14 steht: „Und die Kronen sollen dem Chelem und dem Tobija und der Freundlichkeit des Sohnes Stephanas zum Gedächtnis sein im Tempel des Ewigen.“ Diese Doppelkrone, die in der Mehrzahl Kronen genannt wird, wurde auf das Haupt Jehuschuas gesetzt und sollte im Tempel ausgestellt werden.
Wir wissen genau, wo diese Stelle war: Im innersten Vorhof sieht man den Eingang zur Vorhalle des Tempelhauses. Gerade bevor man ins Heilige kam, gab es oben über dem Eingang Fensteröffnungen, und dort wurde die Krone aufbewahrt.
Im Talmud steht auch davon, was ich in der Fußnote angegeben habe: Im babylonischen Talmud Middot 3,8 – Middot ist das Traktat, das die genauen Maße des damaligen Tempels beschreibt. Dort wird von der Krone gesprochen, die im Tempel ausgestellt war. Es gab auch einen goldenen Weinstock am Eingang – eine Weingabe für den Tempel.
Diese Kronen sollten ein Gedächtnis sein für die treuen Männer, die das Gold gespendet hatten.
In Lukas 21 heißt es, dass der Herr Jesus kurz vor der Kreuzigung mit seinen Jüngern noch einmal die Weingeschenke des Tempels betrachtete. Was waren das? Die Doppelkrone im Fenster, der goldene Weinstock und noch mehr.
Den goldenen Weinstock erklärte Jesus dann: Ich bin der wahre Weinstock (Johannes 15). Die Doppelkrone wies auf ihn hin, den König und Priester. Doch er wurde von seinem Volk verworfen – als Priester und als König.
Aber alle, die ihn aufgenommen haben, dürfen ihn jetzt als König, Priester und Prophet kennen. Als Prophet bringt er Licht in unser Leben und zeigt uns unsere Sünde auf. Als Hoherpriester weist er uns den Weg zur Vergebung. Und als König, als Herr, führt er uns durchs Leben.
Ich lese noch Vers 15: „Und Entfernte werden kommen und einen Tempel des Ewigen bauen, und ihr werdet erkennen, dass der ewige Herrscher mich zu euch gesandt hat. Und dies wird geschehen, wenn ihr wirklich auf die Stimme des ewigen Gottes hören werdet.“
Diese Männer aus der Diaspora waren ein Vorgeschmack darauf, dass in der Endzeit nochmals Juden aus der Zerstreuung zurückkehren werden, wenn der Herr Jesus zurückkehrt. Er wird die Auserwählten von den vier Winden des Himmels her nach Israel bringen (Matthäus).
Wenn Jesus dann den Tempel nach Ezechiel 40 bis 48 bauen wird, wird dieser einen dritten Vorhof haben, der eineinhalb auf eineinhalb Kilometer groß sein wird. Das ist heute kaum realisierbar, denn man müsste alle Täler in Jerusalem aufschütten.
Jesus wird das alles am Ende der großen Drangsal mit Erdbeben vollenden. Dabei wird er den Tempel bauen, wie wir hier gelesen haben. Juden aus der Diaspora, die letzten, werden dann zurückkehren und helfen, diesen Endzeit-Tempel zu errichten.
Die Juden werden in Jerusalem den dritten Tempel bauen, bevor der Herr Jesus kommt. Der Antichrist wird ihn entweihen, doch sie werden ihn nur in kleinem Ausmaß bauen.
Wenn der Herr Jesus dann kommt, wird er den Tempel nach Hesekiel vollenden.
Jeder kann die Rabbiner in Jerusalem fragen: „Möchtet ihr den Tempel nach Ezechiel bauen?“ Die Antwort ist: „Oh ja, natürlich, aber es gibt so viele Details darin, die wir nicht verstehen. Wir müssen bis zur messianischen Zeit warten, bis uns das erklärt wird. Wir bauen das, was wir verstanden haben.“
Gut, sie machen, was sie verstanden haben und auch das, was sie können. Den dritten Vorhof können sie nicht bauen.
Wenn dann der Herr Jesus kommt, wird er den Ezechiel-Tempel in seinem ganzen Ausmaß vollenden. Die letzten Juden aus der Diaspora, die Auserwählten, werden zurückgebracht und mitbauen an diesem Tempel.
Schlussgebet und Dank für die Offenbarung Gottes in Christus
Ja, beim nächsten Mal beginnen wir mit Kapitel 7.
Wir beten noch gemeinsam: Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass wir dein Wort haben. Es ist so reich und unerschöpflich. Immer wieder wirst du uns groß. Wir durften dich sehen, unter anderem als König, Priester und Prophet.
Wir bitten dich, dass du uns das so tief einprägst, dass es uns wirklich eine Quelle des Trostes ist. Besonders dann, wenn wir im Gebet zu dir fliehen – zu dem, der über allem steht als Herrscher und König, zu dem, der das Problem der Schuld völlig gelöst hat und uns vollkommen zur Ruhe bringt. Du bist auch derjenige, der alle unsere Schwierigkeiten lösen kann, weil du Autorität über alles hast.
Herr Jesus, du bist König, Priester und Prophet – dafür danken wir dir. In dir ist alles vereinigt. In dir haben wir alles gefunden, was es zu finden geben kann. Danke, Herr Jesus, dass du das Herz völlig ausfüllen kannst. Amen.
