
Guten Abend, ich möchte alle herzlich begrüßen und gleich zu Beginn die Frage stellen: Haben alle das ausgeteilte Skript bekommen? Ja, das ist wichtig. Auch diejenigen, die über den Livestream zugeschaltet sind, benötigen das Skript. Sie können unterhalb meines Bildes, rechts, auf einen Link klicken und ein mehrseitiges Dokument herunterladen. Dabei geht es vor allem um die letzten zwei Seiten.
Beim letzten Mal sind wir in der Betrachtung der Parallelen zwischen Joseph und dem Messias bis Punkt 126 gekommen. Wir haben uns Kapitel 43 angesehen, wo es in Vers 1 heißt: „Und die Hungersnot war schwer im Land.“ Die weiteren Verse beschreiben, wie die Familie Jakobs in große Drangsal gerät.
Dabei haben wir festgestellt, dass diese Zeit der Drangsal für Jakob genau der Prophetie in Jeremia 30, Vers 7 entspricht. Dort wird nicht einfach nur von einer großen Drangsal gesprochen, wie es in Matthäus 24 im Hinblick auf die ganze Welt der Fall ist. Die kommende große Drangsal der Welt – der letzte Weltkrieg und wirklich die schlimmste Katastrophe, die die Menschheit an den Rand der Selbstvernichtung bringen wird – wird in Jeremia als die Zeit der Drangsal für Jakob bezeichnet.
Israel wird im Mittelpunkt dieser weltweiten Not stehen. An dieser Stelle machen wir Schluss und werden dann mit Punkt 127 weitermachen.
In der Josefsgeschichte, Kapitel 43, sehen wir, dass die Brüder aufgrund der Hungersnot erneut nach Ägypten hinuntergehen, um Nahrung zu kaufen. Dabei kommen sie wieder mit Josef in Kontakt. Josef präsentiert sich als ein harter, herzloser Herrscher Ägyptens, der die zehn Brüder, die ihn einst verkauft hatten, als schlimme Leute bezeichnet.
Die Brüder befinden sich in großer Not. Beim letzten Mal, als sie Nahrung mit Silber kauften, stellten sie auf der Heimfahrt fest, dass ihr Geld erneut in die Säcke zurückgelegt worden war. Sie mussten damit rechnen, dass man sie beim nächsten Mal wirklich erwischen und bestrafen würde, als wären sie Betrüger, die das Geld gestohlen hätten. Das Thema Silberstücke machte ihnen große Sorgen.
Wir wissen, dass sie einst darauf aus waren, dass jeder Bruder zwei Silberstücke erhalten sollte, wenn Josef als Sklave verkauft würde. Daher hatten sie kein gutes Gefühl mehr im Umgang mit Silberstücken. Sie wollten das Geld zurückbringen, um zu zeigen, dass sie redliche Menschen sind und das Geld ehrlich zurückgeben.
In Kapitel 43 lesen wir, ab Vers 21 bis 23, wie die Brüder einem Beamten ihre Situation erklären. Jerry, könntest du uns ab Vers 41 vorlesen? Dort heißt es:
„Als wir in die Herberge kamen und unsere Säcke öffneten, siehe da, da war bei jedem das Geld oben in seinem Sack, unser Geld nach seinem Gewicht. Wir haben es in unserer Hand zurückgebracht und anderes Geld mitgebracht, um Speise zu kaufen. Wir wissen nicht, wer unser Geld in unsere Säcke gelegt hat.“
Ich habe bereits erklärt, dass man in der Josefsgeschichte das Wort „Geld“ nicht mit Geld im heutigen Sinne übersetzen sollte, sondern mit Silber. Das hebräische Wort „Kesef“ bedeutet Geld oder Silber. Zur Zeit um 1840 v. Chr., zur Ära von Amenemhet III. in Ägypten, gab es noch keine Münzen. Geld in Form von Münzen ist eine viel spätere Erfindung.
Deshalb muss man in der Bibel dort, wo Münzen noch nicht existierten, „Kesef“ als Silber im Sinne von Silberbarren oder Silberstücken übersetzen. Es ist vergleichbar mit dem französischen Wort „argent“, das sowohl Silber als auch Geld bedeutet. Der Zusammenhang klärt die Bedeutung meist eindeutig, sodass man im Französischen schon aus dem Kontext erkennen kann, ob von Geld oder von Silber die Rede ist.
Hier in der Geschichte geht es bei „Geld“ jedes Mal um Silber. Man könnte am Rand der Bibel „Silber“ notieren. Die Brüder sagen in ihrer Not: „Wir wissen nicht, wer unser Geld in unsere Säcke gelegt hat.“ Das Erstaunliche ist, dass ein Ägypter ihnen erklärt, woher dieses Geld stammt.
Noch einmal, Vers 23: „Und er sprach: Friede sei mit euch! Fürchtet euch nicht! Euer Gott und der Gott eures Vaters, das ist der Gott Jakobs, der auch Israel heißt, der Gott Israels, hat euch einen Schatz in eure Säcke gelegt. Euer Geld ist mir zugekommen. Es gibt kein Problem.“
In ihrer Not erfahren die Brüder hier jemanden, der ihnen Frieden wünscht.
Und das ist Punkt 127: Den Brüdern Josefs wird Frieden gewünscht in einer Zeit ohne Frieden.
Dazu habe ich auf dem Skript Psalm 122, Verse 6 und 7 vermerkt. Schlagen wir diese auf und lesen sie gemeinsam. Es ist ein sehr aktuelles Gebet für unsere heutige Zeit. Listo, Jerry?
„Bittet um den Frieden Jerusalems, es gehe wohl denen, die dich lieben. Frieden sei in deinen Festungswerken, sichere Ruhe in deinen Palästen.“
Danke!
Es geht also darum, für den Frieden Jerusalems zu beten. Im hebräischen Text steht hier „Shalom“. Zudem gibt es eine Verheißung für diejenigen, die für den Frieden Jerusalems beten: „Es gehe wohl denen, die dich lieben.“
Leider gibt es Menschen in dieser Welt, die Süßigkeiten verteilen, wenn Raketen auf Jerusalem zufliegen – so wie gerade in diesen Tagen.
Wir haben das auch erlebt in der Nacht vom 13. auf den 14. April in Jerusalem, innerhalb der Altstadtmauern. Damals schoss der Iran einen massiven Angriff mit etwa 400 Flugkörpern ab. Über unseren Köpfen wurden einige abgefangen.
Ja, es ist schlimm, wenn man Jerusalem hasst und sich freut, wenn es Jerusalem schlecht geht. Aber hier wird gesagt: „Bittet um den Frieden Jerusalems“ – und es gibt eine Verheißung für die Bittenden: „Es gehe wohl denen, die dich lieben.“
Hier sehen wir einen Nichtjuden, einen Ägypter, der den Frieden für Israel wünscht. Friede euch!
Aber dieser Vers ist so reich. 43, Vers 23.
Der nächste Punkt: 128. Ein Heide tröstete die Brüder Josephs. Er sagt ihnen: Gott hat euch einen Schatz gegeben, Gott hat es gut mit euch gemeint, er hat für euch gesorgt. So spricht er zum Herzen dieser ruhenden Brüder.
Das erinnert uns an Jesaja 40. Jesaja 40, Verse 1 und 2:
„Tröstet, tröstet mein Volk“, spricht euer Gott. „Redet zum Herzen Jerusalems und ruft ihr zu, dass ihre Mühsal vollendet ist, dass ihre Schuld abgetragen ist, dass sie von der Hand des Herrn das Zweifache empfangen hat für alle ihre Sünden.“
Hier wird wirklich aufgerufen. Nicht die Juden sollen Israel trösten, sondern die Nichtjuden werden aufgefordert: „Tröstet, tröstet mein Volk!“ spricht euer Gott.
Ganz konkret wird sich das in besonderer Weise in der großen Drangsal erfüllen. Dann wird aus allen Nationen, Völkern, Stämmen und Sprachen nach Offenbarung 7 eine unzählbare Schar sich bekehren. Menschen, die bis dahin das Evangelium noch nicht gehört haben, werden noch eine Chance bekommen – sogar in dieser Zeit.
Sie werden aufgerufen, Israel in dieser Not zu trösten. Natürlich hat das auch schon eine Anwendung für heute.
Weiter wird gesagt: „Rede zum Herzen Jerusalems.“ Dieser Ausdruck „zum Herzen sprechen“, „zum Herzen reden“ kommt mehrmals in der Bibel vor. Er meint nicht eine kalte Seelsorge, sondern eine Seelsorge, die wirklich das Herz zu gewinnen versucht, die das Herz erreichen will.
Genau das hat er hier gemacht.
Punkt 129. Liest du, Jerry? Die Brüder Josephs wurden mit den Worten „Fürchtet euch nicht“ ermutigt. Ja, und zwar direkt mit diesem Wort, nicht nur „Friede euch“, sondern „Fürchtet euch nicht!“
Dieses Wort wird Israel an vielen Stellen in der Endzeit zugesprochen. Zum Beispiel lesen wir in Sacharja 8,13: „Und es wird geschehen, wie ihr, Haus Juda und Haus Israel, ein Fluch unter den Nationen gewesen seid, so werde ich euch retten, und ihr werdet ein Segen sein. Fürchtet euch nicht, stärkt eure Hände, denn so spricht der Herr der Hirscharen.“
Gott spricht also zu Israel: „Fürchtet euch nicht.“ In Jesaja 35,4 heißt es ebenfalls: „Sagt zu denen, die zaghaften Herzens sind: Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, euer Gott kommt, die Rache kommt, die Vergeltung Gottes. Er selbst kommt und wird euch retten.“
In Sacharja 8 geht es um die Zeit, wenn das jüdische Volk wieder ins Land heimkehrt. Diese Epoche dauert bis heute an. Jesaja 35 beschreibt ebenfalls eine endzeitliche Situation.
Hier wird die Wiederkunft Christi beschrieben als: „Euer Gott kommt.“ Denn Jesus Christus ist Gott. In diesem Zusammenhang werden die zaghaften Menschen in Israel aufgefordert, gestärkt zu werden.
„Sagt zu denen, die zaghaften Herzens sind: Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, euer Gott kommt.“
Der nächste Punkt 130: Gott hat alles für die Brüder bezahlt, nicht wahr? Dieser Ägypter erklärt: Ihr müsst keine Sorgen wegen des Geldes haben. Aber sie haben ja nicht bezahlt, sie haben das Geld zurückbekommen. Es ist alles bezahlt worden, ohne dass sie selbst etwas bezahlt hätten.
Und genau das ist die Parallele: Der Messias – und zwar der Messias – Gott hat für Israel alles schon längst bezahlt.
Matthäus 20,28: So wie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele zu geben.
Ja, der Herr Jesus ist beim ersten Mal in diese Welt gekommen, um dieses Lösegeld durch seinen Opfertod zu bezahlen. Jeder, der dieses Opfer, das Jesus erbracht hat, im Glauben in Anspruch nimmt, seine Sünden Gott bekennt und bereut, dem wird dieses Werk zugerechnet – ohne irgendwelche Zugaben oder eigene Leistungen.
Allein durch Glauben wird es zugesprochen. Man muss lernen, dass Jesus alles bezahlt hat. Wir konnten nichts bezahlen und brauchen auch nichts zu bezahlen.
Nächster Punkt 131: Joseph schenkte Simeon die Befreiung aus dem Gefängnis.
Wir lesen nochmals den Schlusssatz von Vers 23: „Euer Gott und der Gott eures Vaters hat euch einen Schatz in euren Säcken gegeben; euer Geld ist mir zugekommen.“
Jetzt folgt der Satz: „Und er führte Simeon zu ihnen heraus, und der Mann führte die Männer in das Haus Josefs und gab ihnen Wasser. Sie wuschen sich die Füße, und er gab ihren Eseln Futter.“
Simeon war in Gefangenschaft, dort in der Fremde, in Ägypten. Natürlich hatte das einen besonderen Grund, warum Joseph das so gemacht hatte. Er wollte, dass seine Brüder erfahren, was es bedeutet, als Gefangener in Ägypten zu sein. Sie hatten ihn als Sklave verkauft, und das hatte ihn schließlich für Jahre ins Gefängnis gebracht. Diese Erfahrung sollten auch sie machen.
Joseph sperrte alle Brüder für drei Tage ein, das hatten wir bereits gesehen. Nach diesen drei Tagen wurden sie wieder freigelassen. Sie mussten also nicht jahrelang diese Erfahrung machen, aber sie verbrachten dennoch drei Tage im Gefängnis in Ägypten. Sie durften nach Hause gehen, doch Simeon musste im Gefängnis bleiben.
Simeon sollte noch ein wenig länger erleben, was Gefangenschaft bedeutet. Hier sehen wir, wie Joseph Simeon aus der Gefangenschaft führt.
Dazu können wir einen Vers lesen, der im Zusammenhang mit Israel und Gottes Plänen für Israel steht: Jeremia 30,10: „Und du fürchtest dich nicht, mein Knecht Jakob? Vielleicht musst du noch ein wenig warten, es raschelt noch. Man muss auf das Rascheln hören, und sobald es ruhig wird, lesen! Bitte! Und du fürchtest dich nicht, mein Knecht Jakob, spricht der Herr, und erschrick nicht, Israel. Denn siehe, ich will dich retten aus der Ferne und deine Nachkommen aus dem Land ihrer Gefangenschaft. Jakob wird zurückkehren und ruhig und sicher sein, und niemand wird ihn aufschrecken.“
Es gibt zahlreiche Stellen im Alten Testament, die von der Heimkehr des jüdischen Volkes aus aller Welt zurück ins Land der Väter sprechen. Hier wird das Zurückkehren aus der Ferne als Rettung aus der Ferne und als Rückführung aus dem Land ihrer Gefangenschaft bezeichnet.
Die Diaspora ist der Fachausdruck in der Geschichtsschreibung oder in den Medien für die Zerstreuung der Juden in aller Welt. Doch das Wort Diaspora ist ein schreckliches Wort, denn es beinhaltet all das Leid des jüdischen Volkes über zweitausend Jahre hinweg: Verfolgung, wo sie auch waren, immer unerwünscht.
Der Jude war geprägt durch das Bild des von Getto zu Getto Wandernden, heimatlos und nirgends zuhause. Hier sagt Gott: „Ich werde euch aus dem Land eurer Gefangenschaft heimführen, zurückkehren lassen.“
Dieses Zerstreutsein unter den Völkern, das Verfolgt- und Gehasstsein war eine Gefangenschaft. Aber so wie Joseph Simeon aus der Gefangenschaft hinausführte, so soll es in der Endzeit geschehen, dass das jüdische Volk aus der Diaspora wieder heimgeführt wird.
Ja, und dann kommen wir zu Punkt „Zu Parallele 132“. Liest du das, Jerry? Die Brüder erlebten die unbegreifliche Barmherzigkeit und Liebe Josefs. Nicht nur befreite Josef Simeon, sondern wir haben bereits gelesen in Vers 24: Dieser Angestellte von Josef führt die Männer in das Haus Josefs. Das war natürlich ein Palast.
Diese rauen Hirten aus Kanaan werden in den Palast dieses harten Mannes aus Ägypten geführt, der überzeugt war, dass das alles schlimme Leute sind. Wie geht das? Dann wird ihnen Wasser gereicht, sie dürfen sich selbst die Füße waschen, ihre Tiere bekommen Futter, und es gibt ein Festessen.
Wir lesen aus diesen Versen noch eine Auswahl, nämlich 31 und 32. Bitte, Jerry: „Und er wusch sein Gesicht und kam heraus und bezwang sich und sprach: Tragt Speise auf! Und man trug sie ihm besonders auf und für sie besonders. Und für die Ägypter, die mit ihnen aßen, besonders, denn die Ägypter dürfen nicht mit den Hebräern essen, denn das ist den Ägyptern ein Gräuel.“
Also, es geht hier um diesen Moment: Josef musste zwischenzeitlich weinen, verschwand kurz und kam dann gefasst zurück. Er befiehlt, dass sie jetzt zu essen bekommen, allerdings dürfen sie nicht mit ihm am gleichen Tisch essen, und die Ägypter auch nicht. Alle sitzen schön separat. Das hat einen bestimmten Grund, den wir damals, als wir die Geschichte von Josef nur innerhalb des Kontextes betrachtet haben, schon geklärt haben. Ich erkläre es jetzt nicht mehr.
Es geht uns hier um den Punkt dieser Freundlichkeit von Josef. Vers 33 liest er noch bis 34: „Und sie saßen vor ihm, der Erstgeborene nach seiner Erstgeburt und der Jüngste nach seiner Jugend, und die Männer sahen einander erstaunt an. Man trug Ehrengerichte von ihm zu ihnen. Und das Ehrengericht Benjamins war fünfmal größer als die Ehrengerichte von ihnen allen, und sie tranken und tranken sich fröhlich mit ihm.“
Es ist alles unglaublich, was hier geschehen ist. Die kommen ja nicht mehr aus dem Staunen heraus. Sie werden als Spione angesehen und dann fürstlich bewirtet. Sie müssen sich auch die Frage stellen: Es ist genau festgelegt, wer wo sitzt. Dieser Fremde weiß genau den Geburtstag von jedem, denn sie saßen nämlich in der zeitlichen Abstufung. Benjamin sitzt als der Letzte.
In dem Alter ist es nicht mehr so eindeutig, dass man sofort sieht: „Ach so, das ist der ältere und das ist der jüngere Bruder.“ Komisch, da weiß einer genau, wer wie alt ist. Benjamin bekommt fünfmal mehr zu essen. Wie er das runtergekriegt hat, ist auch nicht ganz klar, aber es war so. Und sie haben sich nicht geärgert, dass immer dieser Jüngste die Sonderbehandlung bekommt. Bei Josef konnten sie das nicht ertragen.
Jetzt sieht man, da ändert sich etwas. Sie können diese Sonderbehandlung von Benjamin plötzlich ertragen, sind glücklich und froh, dass es ihnen in Ägypten, im Feindesland, wie sie meinten, so gut gehen darf. Sie sind völlig überwältigt: Dieser harte Mann ist unglaublich lieb und freundlich.
Das wollen wir als Parallele aufschlagen. Ich habe hier im Skript Jeremia 31,2-3 vermerkt. Liest du, Jerry?
„So spricht der Herr: Das Volk, der dem Schwert Entronnenen, hat Gnade gefunden in der Wüste. Ich will gehen, um Israel zur Ruhe zu bringen. Der Herr ist mir von fern erschienen. Ja, mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich dir fortdauern lassen meine Güte.“
An diesen Vers denke ich jedes Mal, wenn ich eine Tür in Israel öffne. Dort steht dann nicht Paul, sondern „Herr Maschach“. Das ist das Wort hier für „ziehen“, darum übersetzen manche Übersetzungen: „Ich habe dich mit ewiger Liebe geliebt und darum aus lauter Güte zu mir gezogen.“ Das Wort kann „ziehen“ oder auch „fortdauern lassen“ heißen.
Also jedes Mal, wenn ich das Wort sehe, denke ich an Jeremia 31,3, dieses wunderbare Wort: „Ja, mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich dir fortdauern lassen meine Güte“ oder „dich aus Güte zu mir gezogen.“
Gott verspricht hier in Vers 2: „Ich will gehen, um Israel zur Ruhe zu bringen.“ So wird Israel nach all den Nöten der vergangenen zweitausend Jahre in der Zukunft – gerade in der Drangsal – erleben, dass der Herr sie liebt und dass seine Liebe nie aufgehört hat zu Israel, dass er Israel nie verworfen hat.
Jahrhundertelang konnten Ersatztheologen behaupten, Israel als Nation sei vorbei, die Kirche von Rom habe alles geerbt, oder auch die reformatorischen Kirchen hätten das geerbt. Nein, Gott hat einen Plan mit Israel. Er wird Israel zur Ruhe bringen und diese Liebe Israel zeigen, gerade in aller Not. So werden sie merken, dass der Herr nicht hart ist, wie man vielleicht fälschlich hätte meinen können, als sie durch so viele Nöte und Drangsale geführt wurden.
Seine Liebe ist beständig und so wunderbar, so wie die Brüder das erlebt haben.
Gehen wir zum nächsten Punkt. Liest du 1. Mose 44: Die Brüder fragen, warum Joseph unverständlich handelt? Wir machen hier einen Sprung zu Kapitel 44.
Nach dieser wunderbaren Erfahrung, in der sie merkten, dass dieser Mann kein harter, sondern ein freundlicher und guter Mensch ist, machen sie sich wieder auf den Weg nach Hause. Plötzlich werden sie jedoch von Soldaten aufgehalten, die ihnen nachjagen, ihr Gepäck erneut kontrollieren und feststellen, dass sie tatsächlich unglaubliche Betrüger sind.
Sie haben so viel Freundlichkeit erlebt, doch dann stehlen sie den kostbaren Kelch von Joseph, dem Herrscher von Ägypten. Der Kelch wird in einem der Säcke gefunden. Diese Männer, die ein so großes Hoch erlebt haben – der Mann ist freundlich –, sind plötzlich wieder ganz unten und fragen sich: Was ist hier los? Wir haben garantiert keinen solchen Kelch gestohlen, das würden wir nie tun.
Es geht ihnen schlecht, obwohl sie in diesem Fall nichts Böses getan haben. Sie verstehen einfach nicht, was mit ihnen geschieht. Lies nun in diesem Zusammenhang 1. Mose 44,4-7: „Und sie sprachen zu ihm: Warum redet mein Herr solche Worte? Fern sei es von deinen Knechten, so etwas zu tun. Siehe, das Geld, das wir oben in unseren Säcken fanden, haben wir dir aus dem Land Kanaan zurückgebracht, und wie sollten wir aus dem Haus deines Herrn Silber oder Gold stehlen?“
Auf den Vorwurf, sie hätten den Kelch gestohlen, verstehen sie nicht, wie man so mit ihnen umgehen kann. So etwas würden sie niemals tun. Doch der Angestellte von Joseph besteht darauf, dass das Gepäck durchsucht wird. Dann, in Vers 12, geschieht die Katastrophe: „Und er durchsuchte, beim Ältesten fing er an, und beim Jüngsten hörte er auf, und der Kelch fand sich im Sack Benjamins.“
Das ist unglaublich. Sie hatten doch eine Garantie gegeben, dass Benjamin zurückkehren würde und ihm nichts geschehen würde. Nun kommt dieser falsche Vorwurf. „Okay, ihr könnt alles durchsuchen.“ Es wird durchsucht, und offensichtlich weiß der Mann genau, wie man die Säcke altersgemäß durchsucht. Bei Ruben findet er nichts, bei Simeon nichts, bei Levi nichts – es geht schön der Reihe nach. Doch bei Benjamin ist der gestohlene Kelch.
Nach diesem Hoch bei der Einladung im Palast folgt also ein bodenloses Tief. Die Reaktion in Vers 13: „Da zerrissen sie ihre Kleider, und jeder belud seinen Esel, und sie kehrten in die Stadt zurück. Und Juda und seine Brüder kamen in das Haus Josefs, und er war noch dort, und sie fielen vor ihm nieder zur Erde.“
Joseph spricht zu ihnen: „Was ist das für eine Tat, die ihr getan habt? Wusstet ihr nicht, dass solch ein Mann wie ich weissagen kann?“ Juda antwortet: „Was sollen wir meinem Herrn sagen? Was sollen wir reden, und wie uns rechtfertigen? Gott hat die Ungerechtigkeit deiner Knechte gefunden. Siehe, wir sind die Knechte meines Herrn.“
Sie verstehen nichts mehr. Sie verstehen die Welt nicht mehr. Der Mann, der so freundlich war, ist plötzlich so hart. Sie sind doch gar nicht schuldig, und jetzt müssen sie so leiden.
Als Parallele dazu fragen die Brüder: Warum handelt Joseph unverständlich? In Vers 7 nochmals: „Warum redet mein Herr solche Worte?“ Sie verstehen es nicht.
So ist es auch mit dem Überrest Israels, der in der Zukunft umkehren wird und durch Drangsale gehen muss. Er wird fragen: Warum handelt Gott unverständlich? Es gibt viele Stellen, besonders in den Psalmen, die prophetisch sind und auf die Endzeit hinweisen. Sie beschreiben all die Nöte, die Israel in der Endzeit erleben wird.
Schlagen wir mal auf: Psalm 74,11: „Warum ziehst du deine Hand und deine Rechte zurück? Hervor aus deinem Schoß, mach ein Ende!“ Und schon in Vers 10: „Bis wann, oh Gott, soll der Bedränger höhnen? Soll der Feind deinen Namen immerfort verachten?“
Sie fragen sich also, warum Gott so handelt, warum er das alles zulässt, und sie leiden sehr.
Ein weiteres Beispiel ist Psalm 77,9-10: „Ist zu Ende seine Güte für immer? Hat das Wort aufgehört von Geschlecht zu Geschlecht? Hat Gott vergessen, gnädig zu sein? Hat er im Zorn seine Erbarmungen verschlossen?“
Sie sehen die Liebe und das Erbarmen des Herrn nicht mehr und fragen sich: Warum? Warum handelt Gott so?
All das war eine Vorbereitung, eine Arbeit an ihren Herzen, damit sie wirklich zu dem Punkt kommen, den wir in Kapitel 45 finden werden, wo es zur völligen Versöhnung kommt.
Darum mussten sie so vieles durchmachen. Joseph wollte damit in ihren Herzen Dinge formen und sie in die richtige Richtung bringen.
Ja, gehen wir zum nächsten Punkt. Bei Punkt 134 liest Jerry, dass die Brüder Josephs ihre Unschuld bezeugten, dort, wo sie unschuldig waren. In Kapitel 44 erläutern sie, dass sie garantiert kein Unrecht getan haben. Sie wissen ganz genau, dass sie unschuldig sind.
Wir finden prophetische Psalmen, in denen genau diese Not beschrieben wird: Wir haben uns an bestimmten Stellen nicht verschuldet, und trotzdem gehen wir durch schwere Zeiten hindurch. Zum Beispiel Psalm 26, Verse 3, 6 und 11:
Denn deine Güte ist vor meinen Augen, und in deiner Wahrheit wandle ich.
Ich wasche meine Hände in Unschuld und umgehe deinen Altar, Herr.
Ich aber wandle in meiner Lauterkeit, erlöse mich und sei mir gnädig.
Trotz dieser Unschuld durchleben die Menschen Nöte. Genau diese Erfahrung machten die Brüder, und auch der Überrest wird sie machen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist bei 135: Die Brüder erlebten Schrecken trotz ihrer Unschuld. In Kapitel 44, Vers 13 heißt es:
Da zerrissen sie ihre Kleider, und jeder belud seinen Esel, und sie kehrten zurück in die Stadt.
Sie waren in der Sache nicht schuldig, dennoch erlebten sie einen solchen Schrecken. Auch diese Erfahrung finden wir in den Psalmen, zum Beispiel Psalm 55, Verse 5-6:
Mein Herz ist ängstlich in meinem Innern, und Todesschrecken haben mich befallen.
Furcht und Zittern überkamen mich, und Schauder bedeckte mich.
Vielleicht passt auch Psalm 25, Vers 17 dazu:
Die Ängste meines Herzens haben zugenommen; führe mich heraus aus meinen Drangsalen.
Genau das haben die Brüder erlebt und verstanden nicht, warum. Doch Joseph hatte einen Plan. Ebenso hat der Herr einen Plan, wenn wir tatsächlich durch solche Zeiten hindurchgehen müssen.
Aber es kommt die Wende.
137, liest du? Judah liebte nicht sein eigenes Leben, sondern gab sich ganz für Benjamin hin. Ja, das ist diese wunderbare Wende. In Kapitel 44, ab Vers 18, geht es darum, dass Benjamin ins Gefängnis muss, weil bei ihm der Kelch gefunden wurde. Die anderen Brüder können nach Hause, aber Judah muss bleiben.
Wir müssen uns klar vor Augen halten: Judah war derjenige, der den Vorschlag gemacht hatte, Joseph als Sklave nach Ägypten zu verkaufen. Und dieser gleiche Judah setzt sich jetzt für Benjamin ein. Er sagt: „Ich bin bereit, für ihn in die Sklaverei in Ägypten zu gehen, aber Benjamin muss freikommen. Das kann ich meinem Vater nicht antun.“
In den folgenden Versen hält er ein herzergreifendes Plädoyer. Er ist bereit, all die Leiden auf sich zu nehmen, nur damit Benjamin frei ist. Hätte er das bei Joseph auch so gemacht? Aber in der Zwischenzeit hat sich in seinem Herzen wirklich etwas so verändert, dass im nächsten Kapitel, gerade im Anschluss an diese Rede, Josef sich nicht mehr zurückhalten kann. Er bricht in Tränen aus vor diesen hartgesottenen Brüdern.
Unbedingt kommen wir gleich darauf zurück, aber ich möchte den Punkt noch fertig machen: Der Überrest Israels in der Zukunft wird sein eigenes Leben nicht lieben. So steht es in Offenbarung 12,11: „Sie haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod.“ Auch in Kapitel 15, Vers 2 wird klar, dass sie treu sein werden bis in den Tod. Und auch damals war Judah bereit, sich völlig hinzugeben. Eine schöne Parallele. Dank, Kamine!
Da haben wir also 136 ausgelassen. Liest du noch, Jerry, auf dem Blatt? Die Brüder bekannten sich vor Gott als schuldig. Genau so ist es hier. Obwohl sie in der Sache des Kelchs unschuldig waren, wird ihnen in dieser Not eine andere Sünde bewusst.
Das ist oft auch so: Wenn Gläubige durch Nöte gehen, werden ihnen Dinge im Leben bewusst, die nicht richtig waren – von früher her. Das ist dann keine Strafe, sondern Gott kann durch solche Nöte wirken und in der Seele etwas bewirken, sodass das Sündenbewusstsein vertieft wird.
Darum sagen sie in Vers 16: „Gott hat die Ungerechtigkeit deiner Kinder gefunden, deiner Knechte gefunden. Siehe, wir sind die Knechte meines Herrn.“ Jetzt kommt ein Schuldbekenntnis: Wir sind schuldig geworden vor Gott. Diese Not hat ihnen geholfen, sich dessen bewusst zu werden und die Vergebung zu suchen. Denn das Sündenbekenntnis ist der erste Schritt dahin, dass man auch die Vergebung annehmen kann. Aber das kommt erst.
Jetzt kommen wir zu Punkt 138: Joseph gab sich seinen Brüdern zu erkennen. Kapitel 45, Verse 1-3 lesen wir nochmals diesen dramatischen Moment in der Josephsgeschichte:
Da konnte Joseph sich nicht mehr beherrschen vor allen, die um ihn standen, und er rief: „Lasst jedermann von mir hinausgehen!“ Es stand niemand mehr bei ihm, als Joseph sich seinen Brüdern zu erkennen gab. Er erhob seine Stimme mit Weinen, und die Ägypter hörten es, ebenso das Haus des Pharao.
Joseph sprach zu seinen Brüdern: „Ich bin Joseph! Lebt mein Vater noch?“ Seine Brüder konnten ihm nicht antworten, denn sie waren bestürzt vor ihm. Da sprach Joseph zu seinen Brüdern: „Tretet doch zu mir her!“ Sie traten heran, und er sagte: „Ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt. Nun betrübt euch nicht und zürnt nicht über euch selbst, dass ihr mich hierher verkauft habt. Denn zur Erhaltung des Lebens hat Gott mich vor euch hergesandt.“
Man spürt, wie schaurig dieser Moment ist: Plötzlich ist dieser harte Mann in Ägypten, der für seine Brüder unerkennbar war, nicht mehr nur der ägyptische Beamte. Bis dahin hatte er immer über einen Dolmetscher mit ihnen gesprochen, doch nun spricht er akzentfrei Hebräisch: „Ani Yosef, ha'ad avichai – lebt mein Vater noch?“ Das kann nur zu einem Zusammenbruch führen, nach all den Erfahrungen, in denen die Gefühle so hoch und dann wieder so tief gingen.
Das Gefühlsleben wird hier in seiner ganzen Fülle erlebt, ähnlich wie in den Psalmen, die genau diese ganze Bandbreite der Seele zeigen – von ganz oben bis ganz unten. Aber es ist nicht nur eine menschliche, innerweltliche Erfahrung, sondern steht in Bezug zum Herrn. Und das ist das Schöne: Die Brüder beginnen nach und nach, das, was sie erlebt haben, mit Gott in Verbindung zu bringen.
Joseph gab sich seinen Brüdern zu erkennen, und hier zeigt sich die Parallele: Der Messias, Jesus, wird sich Israel zu erkennen geben.
Schlagen wir auf in Sacharja 12, Vers 10. Es ist wichtig zu wissen, wer in diesem Kapitel spricht. Das wird bereits im ersten Satz von Vers 1 gesagt: „Ausspruch des Wortes des Herrn.“ Das bedeutet, es spricht Yahweh, der ewigzeitige Gott, ohne Anfang und ohne Ende. Es ist der Ausspruch des Wortes des Herrn über Israel. Im ganzen Kapitel spricht der Herr.
Nun Vers 10: „Und ich werde über das Haus David und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen, und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben. Und sie werden über ihn wehklagen, gleich der Wehklage über den einzigen Sohn, und bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen Leid trägt.“
Danke, bis hierhin.
Was wird das für ein Moment sein, wenn Jesus kommt, auf den Wolken des Himmels, und schließlich auf dem Ölberg steht – so steht es in Sacharja 14. Dort werden seine Füße stehen. Der Überrest Israels wird ihm dann begegnen. Sie werden die Einstichstelle des Speers an seiner Seite sehen, ebenso seine Wunden an den Händen, so wie der Auferstandene den Jüngern am Ostertag seine Wunden zeigte, auch die in den Füßen.
Hier ist genau diese Begegnung beschrieben: Wenn der Messias dem Überrest Israels erscheint, der in der Not und Drangsal zur Erkenntnis kommen wird, dass Jesus der Messias war – Jeschua von Nazareth war der Messias – den sie damals verkannt haben. Dann werden sie ihn sehen. Sacharja 12, Vers 10 sagt: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und über ihn wehklagen.“
Was wird diese Begegnung für eine sein? Sie ist so dramatisch vorgezeichnet durch die Begegnung der zehn Brüder in Ägypten, als Joseph sich ihnen zu erkennen gab und sie innerlich zusammenbrachen.
Ich denke immer wieder an diese Stelle. Ich habe das auch schon anderswo erzählt: Ich war gerade in Jerusalem, angesichts des Ölbergs, und ein Taxifahrer fragte mich: „Glauben Sie, dass der Messias kommen wird?“ Ich antwortete: „Ja, ich glaube, dass der Messias kommen wird, aber ich glaube auch, dass er schon gekommen ist und vor den Toren Jerusalems gelitten hat.“
Daraufhin sagte ich ihm, wenn er dann auf dem Ölberg kommt, wird genau das geschehen. Ich zitierte Sacharja 12: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“ Beim ersten Kommen haben sie ihn durchbohrt, und wenn er dann wiederkommt, werden sie auf ihn blicken.
Das ist so ergreifend, so gewaltig.
Ja, nun gehen wir zum nächsten Punkt.
139 Josefs Brüder erschraken zutiefst über Josef. Ebenso wird das Volk Israel zutiefst erschrecken über den Herrn Jesus.
Schlagen wir dazu Matthäus 24,30 auf, wo der Herr Jesus seine Wiederkunft beschrieben hat. Damals war Dienstag, Vorkauf, Freitag.
Dort heißt es: „Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen, und alle Stämme der Erde werden wehklagen. Sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit.“
Wenn er also kommt, werden alle, die ihn sehen, wehklagen. Auch der Überrest wird wehklagen. Das haben wir ja gelesen: Sie werden bitterlich weinen, wenn sie auf ihn blicken, den sie durchbohrt haben. So wird sein Kommen mit einem innerlichen Zerbruch verbunden sein.
Vielleicht noch ein Blick in Offenbarung 1,7: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben. Und wehklagen werden wegen ihm alle Stämme der Erde. Ja, Amen.“
Hier sehen wir wieder den Zusammenhang zwischen seinem Kommen und dem Wehklagen. Außerdem gibt es eine Anspielung auf Sacharja 12,10: „Jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben, und sie werden wehklagen.“
Wir gehen weiter zu Punkt 140. Josephs Innerstes war völlig erregt und voller Vergebungsbereitschaft.
Es gibt Leute, die behaupten, Joseph sei nicht vergebungsbereit gewesen und deshalb so lange hart zu seinen Brüdern geblieben. Doch der Bibeltext zeigt in jeder Etappe auf wunderbare Weise, dass das vollkommen falsch ist. Joseph hatte von Anfang an eine innere Vergebungsbereitschaft. Ohne diese hätte er den Lebensweg mit dem Herrn durch all die Nöte nicht durchstehen können.
Wenn man verbittert ist und nicht vergibt, wird man blockiert. Joseph aber ging diesen Weg vom Alter von siebzehn Jahren, als er verkauft wurde, bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr, als er die Wende erlebte und aus dem Gefängnis kam. Diese 13 Jahre ging er entschieden mit dem Herrn, obwohl er die Verheißungen Gottes nicht sehen konnte. Er blieb treu, weil er innerlich schon damals vergeben hatte.
Die Härte, die Joseph zeigte, diente nur dazu, herauszufinden, ob seine Brüder noch genauso waren wie vorher. Gerade diese Nöte, die sie durch seine Härte erlebten, führten dazu, dass sie schließlich ihre Sünde erkannten und zugaben. Sie sagten: „Das ist alles über uns gekommen, weil wir damals so hartherzig mit unserem Bruder waren.“ Diese Erkenntnis bewirkte die Wende.
Als schließlich Juda dieses Plädoyer hielt – er sei bereit, an der Stelle von Benjamin zu leiden, aber der geliebte Sohn müsse zum Vater zurückkehren – konnte Joseph sich nicht mehr zurückhalten. Alle seine inneren Gefühle brachen hörbar und sichtbar hervor.
Dazu wollen wir etwas aus Hosea 11,8-9 lesen. Wehe, ihr habt diese Stelle in eurer Bibel nicht besonders gekennzeichnet! Nein, so meine ich es nicht. Aber ich frage mich, wie es kommt, dass man manchmal wunderbare Verse einfach übersieht. Man liest die Bibel einmal, zweimal, dreimal und mehr und übersieht sie trotzdem.
Also, Hosea 11, Verse 8-9:
„Wie sollte ich dich hingeben, Ephraim? Wie sollte ich dich überliefern, Israel? Wie sollte ich dich machen wie Adama, wie Zeboim? Mein Herz hat sich in mir umgewendet, erregt sind alle meine Erbarmungen. Weder will ich die Glut meines Zorns ausführen, noch Ephraim wieder verderben; denn ich bin Gott und nicht ein Mensch, der Heilige in deiner Mitte, und ich will nicht in Zornglut kommen.“
Hier erfahren wir, wie Gott ist. Da denkt man vielleicht: „Das ist ja ein sehr menschlicher Gott.“ Nein, Gott ist so. Er hat den Menschen am sechsten Schöpfungstag im Bild Gottes geschaffen. Deshalb haben wir die Fähigkeit, solche Emotionen und Gefühle für andere Menschen zu haben.
In Hosea steht Ephraim übrigens ganz speziell für die zehn Stämme. Ephraim war der führende Stamm, der nach der Reichsteilung nach Salomo in der Person von Jerobeam die Führung übernommen hatte. Darum steht Ephraim oft für die zehn Stämme Israels. Israel steht oft für die zehn, aber auch für die zwölf Stämme.
Gott fragt hier: Wie sollte ich Israel hergeben? Wie sollte ich dich machen wie Adama und wie Zeboim? Das bezieht sich auf Sodom und Gomorra. Diese zwei Städte wurden von Gott völlig verwüstet, zusammen mit zwei weiteren Städten. Die kleinste Stadt, Zohar, wurde auf Lots speziellen Wunsch verschont. Sodom, Gomorra, Adama und Zeboim sind Städte, die Gott vollständig ausgelöscht hat.
Gott sagt, obwohl Israel in der Vergangenheit viel Schuld auf sich geladen hat, will er Israel nicht auslöschen. In heutiger Sprache: Gott wird den Wunsch von Iran nie erfüllen. Das können die Mullahs hören. Ebenso wird der Wunsch der Hisbollah und der Hamas, Israel zu vernichten, niemals in Erfüllung gehen.
Gott sagt: „Wie sollte ich dich wie Adama hingeben, wie Zeboim dich machen? Mein Herz hat sich in mir umgewendet, erregt sind alle meine Erbarmungen, und ich will nicht im Zorn kommen.“ So wird Gott beschrieben. So ist Gott.
Joseph ist ein wunderbares Bild des Herrn Jesus in seinen inneren Gefühlen, wenn er in Weinen ausbricht. 1. Mose 45,2 sagt: „Und er erhob seine Stimme mit Weinen, und die Ägypter hörten es, und das Haus des Pharao hörte es.“ Das war ziemlich laut. Dann sagt Joseph: „Ich bin Joseph, lebt mein Vater noch?“
Joseph vergab seinen Brüdern ihre Schuld. Die Parallele dazu ist, dass der Herr Jesus Israels Schuld vergeben wird. Wir lesen 1. Mose 45,5 noch einmal:
„Und nun betrübt euch nicht und zürnt nicht über euch selbst, dass ihr mich hierher verkauft habt; denn zur Erhaltung des Lebens hat Gott mich vor euch hergesandt.“
Das ist Vergebungsbereitschaft. Joseph sagt, sie sollen nicht mehr traurig sein. Sie waren es bereits, und das war echte Buße. Joseph fordert nicht noch mehr Buße, noch mehr Reue oder noch mehr Reue. Nein, er sagt das Gegenteil: „Nun betrübt euch nicht.“
Dann fügt er hinzu: „Und zürnt nicht über euch selbst.“ Er wusste genau, dass Vergeben nicht einfach ist. In uns steckt etwas, das wir wie eine Schuld begleichen möchten. Aber das kommt nicht von Gott. Man kann so böse auf sich selbst sein, dass man sich bestrafen möchte. Joseph macht klar, dass man das gerade nicht tun sollte.
Man muss diese Vergebung annehmen. Aber wir müssen uns auch selbst vergeben. Joseph hat ihnen vergeben, und sie müssen das annehmen. So kann man Zorn oder sogar Hass auf sich selbst vermeiden.
Daraus wird klar: Joseph hat wirklich vergeben. Wir lesen in Jesaja 44,22, wie Gott das für Israel zusagt. Am besten liest du, Jerry, ab Vers 21:
„Erinnere dich daran, Jakob und Israel, denn du bist mein Knecht; ich habe dich gebildet, du bist mein Knecht, Israel; du wirst nicht von mir vergessen werden. Ich habe deine Übertretungen getilgt wie einen Nebel und wie eine Wolke deine Sünden. Kehre um zu mir, denn ich habe dich erlöst. Jubelt, ihr Himmel, denn der Herr hat es getan!“
Dieses Bild ist eindrücklich: Eine Übertretung, die getilgt wird wie ein Nebel. Man stellt sich einen Herbstmorgen vor, an dem der Nebel so dicht ist, dass man kaum einen Meter sieht. Man macht die Scheinwerfer an – das macht es oft noch schlimmer. Doch wenn die Sonne wärmer wird, verschwindet der Nebel plötzlich. Man kann sich kaum vorstellen, dass dort zuvor dichter Nebel war.
So vergleicht der Herr: „Ich habe deine Übertretung getilgt wie ein Nebel.“ Ein Nebel, der einfach verschwunden ist, ohne eine Spur zu hinterlassen. So vergibt der Herr Sünden.
Der Vergleich geht weiter: „Und wie eine Wolke deine Sünden.“ Wolken am Himmel, die durch die Sonne aufgelöst werden und einem blauen Himmel Platz machen. So ist Vergebung.
Gott spricht hier Israel die Vergebung zu. Weitere Stellen, die das bezeugen, sind Jeremia 31,34b und Micha 7,19, wo Gott sagt, dass er die Sünden in die Tiefen des Meeres versenken will. Der Marianengraben ist wirklich sehr tief, und niemand taucht einfach so hinab, um etwas wieder herauszuholen.
Wir gehen weiter zum nächsten Punkt: Joseph litt gemäß dem höheren Plan und Ratschluss Gottes.
Jawohl, in 45,5 liest du nochmals: „Ist acht.“ Und nun betrübt euch nicht und zürnt nicht über euch selbst, dass ihr mich hierher verkauft habt. Denn zur Erhaltung des Lebens hat Gott mich vor euch hergesandt. Schon zwei Jahre ist die Hungersnot im Land, und noch sind es fünf Jahre, in denen es weder Pflügen noch Ernten geben wird. Gott hat mich vor euch hergesandt, um euch einen Überrest zu setzen auf der Erde und euch am Leben zu erhalten für eure große Errettung.
Und nun: Nicht ihr habt mich hierher gesandt, sondern Gott. Er hat mich zum Vater des Pharaos gemacht, zum Herrn seines ganzen Hauses und zum Herrscher über das ganze Land Ägypten. Das zeigt, dass Gott eben das Leiden von Joseph erlaubt hat, gemäß einem höheren Plan. Da war ein Ratschluss von Gott darin, ein guter Ratschluss.
So wird uns im Neuen Testament gesagt, dass der Herr Jesus gelitten hat gemäß dem höheren Plan und Ratschluss Gottes. Schlagen wir auf, Apostelgeschichte 2. Liest du, Jerry? Apostelgeschichte 2, Vers 23. Dort erklärt Petrus an Pfingsten: „Diesen, hingegeben nach dem bestimmten Ratschluss und nach Vorkenntnis Gottes, habt ihr durch die Hand des Gesetzlosen an das Kreuz geschlagen und umgebracht.“
Also hier wird gesagt, dass im Leiden des Herrn Jesus ein bestimmter Ratschluss von Gott vorliegt. Gott hat das so festgelegt. Aber ganz wichtig: Es wird gesagt „und nach Vorkenntnis Gottes“. Das ist das Wort „Prognosis“, das bedeutet Vorherwissen. Und das ist nicht dasselbe wie zuvor bestimmen.
Gott weiß im Voraus, dass ein Judas von sich aus bereit war, den Erlöser zu verraten. Gott wusste voraus, dass ein Pilatus, obwohl er gewarnt wurde – „Ich habe nun nichts zu schaffen mit diesem Gerechten“ –, den Herrn in Ungerechtigkeit preisgeben würde zur Kreuzigung. Und er hatte vorausgewusst, dass die Führerschaft Israels, also die große Menge, nicht alle, aber viele, den Messias verwerfen würden.
Diese Menschen waren keine Marionetten, die so bestimmt waren, etwas Unrechtes zu tun, sondern sie haben sich in ihrer eigenen Verantwortung gehalten und gehandelt. Aber Gott wusste das im Voraus, und darum geschah das nach Vorkenntnis Gottes. Gott hätte das alles verhindern können. Er hätte dafür sorgen können, dass alle am Donnerstagabend noch einen Herzinfarkt bekommen hätten, und dann wäre es am Karfreitag nicht so geschehen.
Aber Gott hat bestimmt, dass es so geschehen darf. Auf diesem Weg wurde die Rettung am Kreuz geschaffen. Ganz wichtig ist, diese zwei Begriffe zu unterscheiden: „bestimmter Ratschluss“ und „Vorkenntnis Gottes“. Die Kombination dieser beiden ist entscheidend.
Und dann, wir haben noch eine Minute: Der nächste Punkt. Vergebung ist nicht zu erlangen durch eigene Anstrengungen und Selbstkasteiung.
Vergebung ist nicht durch eigene Anstrengungen oder Selbstkasteiung zu erlangen. Dieses Grundprinzip sehen wir sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. In Vers 5 heißt es: „Und nun betrübt euch nicht und zürnt nicht über euch selbst, dass ihr mich hierher verkauft habt.“ Ich habe das bereits erwähnt: Wut auf sich selbst trägt nichts zur Vergebung bei.
Ich habe auch Stellen aus Galater 2,16 aufgeschrieben. Dort wird erklärt, dass man nur durch den Glauben gerettet wird, nicht durch eigene Werke. Es heißt: „Aber wissend, dass der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben an Jesus Christus.“ Das ist sehr klar und eindeutig. Es ist also nicht so, dass man sich selbst bestrafen oder geißeln muss.
Außerdem habe ich 1. Timotheus 4,1-3 notiert. Dort sagt Paulus, dass in späteren Zeiten viele von der Lehre abfallen werden. Sie werden auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen achten, die in Heuchelei Lügen sprechen. Paulus fährt fort und sagt, dass diese Menschen das Heiraten verbieten und sich von Speisen enthalten, die Gott geschaffen hat, damit man sie mit Danksagung annimmt.
Das bedeutet, Paulus sagt voraus, dass solche Dinge in späteren Zeiten geschehen werden. Es handelt sich hier nicht um eine Endzeitprophetie, sondern um eine Zeit nach der apostolischen Ära. Das griechische Wort in 1. Timotheus 4 bedeutet sogar „in den dahinterliegenden Zeiten“. Die apostolische Zeit endete etwa um das Jahr 100 nach Christus mit dem Tod des Apostels Johannes.
In der nachfolgenden Zeit, besonders ab dem zweiten und dritten Jahrhundert, begann man, sich selbst zu kasteien, sich durch Nahrungsentzug zu bestrafen und sich von bestimmten Speisen zu enthalten. Man verbot auch die Ehe, das sogenannte Zölibat, und betrachtete die Ehe als weniger wertvoll. Die Meinung entstand, dass der Mönchsweg ein höherer, geistlicher Weg sei. Diese Gedanken sind jedoch falsch.
Der Apostel Paulus zeigt den Wert der Ehelosigkeit in 1. Korinther 7, aber aus ganz anderen Gründen. Es handelt sich dort weder um ein Gebot noch um ein Gelübde. Dennoch begannen Menschen, solche Regeln einzuführen in der Meinung, sie könnten dadurch Verdienst erlangen oder zum Heil beitragen. Das ist jedoch nicht möglich.
Deshalb sagt Paulus: „Zürnt nicht auf euch selbst.“
Zum nächsten Punkt: Im Vers 144 sagt Joseph, dass Gott ihn nach Ägypten gesandt hat. Das ist wunderbar. Obwohl seine Brüder ihn bösartig nach Ägypten verkauft haben, lag ein höherer Plan dahinter. Es war der Ratschluss Gottes, die Vorsehung Gottes, dass die Brüder so handeln würden. Durch dieses Handeln hat Gott Joseph nach Ägypten gesandt.
Das werden wir beim nächsten Mal genauer anschauen. Hier schließen wir.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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