Einführung in das Thema und Bedeutung der Offenbarung
Guten Morgen, meine Damen und Herren. Ich möchte Sie alle herzlich zu diesem besonderen Thema begrüßen: der Apokalypse. Ist sie ein Augenöffner oder ein Buch mit sieben Siegeln? Wir gehen einfach gemeinsam durch dieses letzte Buch der Bibel, im Sinne einer Einführung.
Wir beginnen gleich mit Kapitel eins. Ich lese ab Vers eins:
Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss. Und durch seinen Engel sendend, hatte er es seinem Knecht Johannes gezeigt, der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat, alles, was er sah. Glückselig ist, der da liest, und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist, denn die Zeit ist nahe.
Johannes schreibt:
Denn an die sieben Gemeinden, die in Asien sind, gnade euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, welcher der treue Zeuge ist, der Erstgeborene der Toten und der Fürst der Könige der Erde. Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater. Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Das waren die Verse eins bis sechs.
Sie sehen, die Frage im Titel unseres heutigen Themas ist bereits beantwortet mit dem ersten Vers: Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab. Das Wort Offenbarung, im Griechischen Apokalypsis, bedeutet Enthüllung.
Es geht hier also nicht um ein Buch, das die Zukunft verhüllt. Es ist kein Buch, das unverständlich sein soll. Vielmehr ist es ein Buch, in dem Unbekanntes bekannt gemacht wird.
Und dennoch: Warum gibt es so viele falsche Theorien über dieses Buch? So viel Widersprüchliches, so viel Unverständliches?
Die Antwort darauf finden wir ebenfalls im ersten Vers: Es heißt hier, Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss – nicht um der gesamten Menschheit zu zeigen, was bald geschehen muss.
Zielgruppe und Zugänglichkeit der Offenbarung
Eine kleine Anekdote:
Das war schon vor einigen Jahren, als ich noch auf dem Gymnasium war. Ein Kollege kam zu mir und sagte: „Schau mal, ich habe jetzt angefangen, die Bibel zu lesen. Ich habe die Offenbarung gelesen, aber ich habe kein Wort davon verstanden.“
Da habe ich ihm gesagt: „Du musst die Offenbarung nicht unbedingt lesen. Sie ist gar nicht für dich geschrieben. Sie ist für die Knechte von Jesus Christus bestimmt – also für Menschen, die Gott gehorchen und das tun, was in der Bibel steht. Die Offenbarung ist also nur für diejenigen, für die sie wirklich gedacht ist. Für dich ist sie nicht geschrieben.“
„Du solltest das Johannesevangelium lesen. Dort steht in Kapitel 20 am Schluss: ‚Dies ist geschrieben, damit ihr erkennen könnt, dass Jesus der Sohn Gottes ist und dass ihr durch den Glauben an ihn ewiges Leben habt.‘“
Das Johannesevangelium ist also für Menschen geschrieben, die Gott noch nicht kennen, damit sie Jesus Christus kennenlernen können. Die Offenbarung hingegen ist grundsätzlich für Menschen geschrieben, die Gott gehorchen wollen. Nur diesen Menschen wird dieses Buch offenbart.
Ganz wichtig ist: Die Apokalypse ist eine Enthüllung. Sie wurde an sieben christliche Gemeinden in Asia geschrieben. Asia war damals ein Bezirk im heutigen Westen der Türkei. Dieser Bezirk war ungefähr so groß wie die Schweiz. Dort lagen die Gemeinden Ephesus, Smyrna, Pergamos, Thyatira, Sardis, Philadelphia und Laodizea.
Johannes und der historische Kontext der Offenbarung
Man sieht auch gleich Johannes, einen der zwölf Apostel. Er schrieb dieses Buch von Patmos aus, einer vorgelagerten Insel im Mittelmeer. Johannes war ursprünglich in Ephesus und diente dort als älterer Apostel, vermutlich etwa neunzig Jahre alt. Alle anderen Apostel waren bereits verstorben, man sagt auch, sie seien heimgegangen in die himmlische Herrlichkeit. Johannes war der einzige Apostel, der am Ende des ersten Jahrhunderts noch lebte.
Er wurde im Zusammenhang mit der Christenverfolgung unter Kaiser Domitian verbannt und auf die unwirtliche Insel Patmos gebracht. Am Sonntag, dem Tag, an dem Christen normalerweise zusammenkamen, um Gottesdienst zu feiern, war er allein. Doch die Bibel sagt in Offenbarung 1,10: „Am Tag des Herrn“, wörtlich „an dem dem Herrn gehörigen Tag“, „war ich im Geist“. Dort empfing er die Offenbarungen, die im Buch der Offenbarung beschrieben sind.
Dieser Tag ist der Auferstehungstag von Jesus Christus, der erste Tag der Woche. Die Bibel beginnt mit dem ersten Tag der Woche: „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“ – das war der erste Schöpfungstag, ein Sonntag. Die Bibel beginnt also mit dem ersten Tag der Woche und endet ebenfalls mit dem ersten Tag der Woche, dem Tag der Auferstehung des Messias Jesus.
Die Erscheinung Jesu Christi und seine Bedeutung
Und er sah Jesus Christus. Die Beschreibung entspricht genau der hohespriesterlichen Kleidung im Alten Testament: ein langes, bis zu den Füßen reichendes Gewand, umgürtet mit einem goldenen Gürtel.
Der Gürtel des Hohenpriesters bestand aus insgesamt vier Farben. Eingewoben waren zudem Goldfäden, weshalb man ihn einen goldenen Gürtel nannte. Normalerweise wurde dieser Gürtel etwas höher, nämlich um die Brust, geschnürt – also höher als hier im Modell dargestellt. Alle Priester waren so umgürtet, und hier steht es ausdrücklich: an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel. Dies war ein eng geschnallter Gürtel, der die Konzentration bei dem wichtigen Dienst der Priester erhöhen sollte.
Jesus Christus erscheint hier als der Hohepriester, aber gleichzeitig auch als der Richter der Welt. Johannes fällt wie tot zu seinen Füßen. Er realisiert, dass dieser Hohepriester, der einige Jahrzehnte zuvor gekommen war, um für unsere Sünden zu sterben und als Hoherpriester zugleich das Opfer zu sein, derselbe ist, der auch der Richter der Welt ist.
Er sah ihn wandeln inmitten von sieben goldenen Leuchtern. Man sieht hier einen Ausschnitt aus dem Salomonstempel. Dort gab es insgesamt elf Menorot – Menorot ist die Mehrzahl von Menorah, so nennt man den goldenen Leuchter im Tempel. Es gab den originalen von Mose und zehn zusätzliche, die Salomo herstellen ließ.
Johannes sieht Jesus Christus als Hohepriester inmitten von sieben goldenen Leuchtern. In Vers 19 gibt Jesus Christus Johannes den Schlüssel zum Buch. Er sagt zu ihm: Schreibe auf, was du gesehen hast. Das ist der Inhalt von Kapitel 1.
Jesus Christus erscheint als Hohepriester und gleichzeitig als Richter. „Seine Augen sind wie eine Feuerflamme“, sagt der Bibeltext, die alles genau prüfen und durchschauen.
Dann wird weiter gesagt: Schreibe, was ist. Das bezieht sich auf die Kapitel 2 und 3 mit den sieben Sendschreiben an diese sieben Gemeinden, an die die Offenbarung gerichtet ist.
Und dann wird weiter gesagt: Schreibe, was geschehen wird nach diesem. Das ist der dritte Teil der Offenbarung, beginnend mit Kapitel 4. Dort heißt es: „Nach diesem sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel, und die erste Stimme, die ich gehört hatte, wie die einer Posaune mit mir reden, sprach: Komm hierherauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss.“
Also beginnt ab Kapitel 4 bis zum Schluss der dritte Teil der Offenbarung. Das ist schon einmal ein wichtiger Schlüssel, um das Buch zu verstehen – diese Dreiteilung.
Kapitel 1 ist also eine Einführung, die deutlich macht, was der Sinn dieses Buches ist: Menschen, die Gott gehorchen, soll die Zukunft völlig klargemacht werden.
In Vers 3 wird zudem gesagt: „Glückselig ist der, der dieses Buch liest.“ Wenn man also einen Ratschlag sucht, wie man glücklich werden kann, sollte man die Offenbarung lesen.
Die Offenbarung als Buch für alle Gläubigen
Aber dann heißt es noch: „Und die da hören die Worte der Weissagung.“
Gerade vor kurzem habe ich über dieses Thema in Thailand gesprochen, und zwar zu Leuten, die wirklich zu den Verachtetsten in Thailand gehören – Menschen aus den Bergstämmen. Dort ist es weit verbreitet, dass viele nicht lesen können.
Ich habe erklärt, dass die Offenbarung nicht einfach für Intellektuelle geschrieben ist, sondern ausdrücklich auch für Analphabeten. „Glückselig ist, der da liest, und die da hören die Worte der Weissagung.“
Vor zweitausend Jahren war das auch sehr verbreitet unter den Christen im Römischen Reich. Viele waren Analphabeten und mussten sich die Bibel vorlesen lassen. Das war aber kein Problem.
Auch ohne Schulbildung kann man dieses Buch verstehen, wenn man ein Knecht von Jesus Christus ist. Ich habe wirklich erlebt, wie diese Menschen die schwierigen Zusammenhänge der Offenbarung begreifen.
Die sieben Sendschreiben und ihre prophetische Bedeutung
Offenbarung 2 und 3 enthalten eine Beschreibung von sieben Briefen an die Gemeinden in Ephesus, Smyrna, Thyatira und weiteren Orten, wie ich bereits in der Einleitung erwähnt habe. Jesus Christus sagt am Ende von Offenbarung 1, dass die sieben Leuchter diesen sieben Gemeinden entsprechen.
Diese Sendschreiben haben zugleich eine prophetische Bedeutung. Sie waren an sieben Gemeinden gerichtet und sprechen die verschiedenen Probleme an, die diese damals hatten. Gleichzeitig stellen diese Briefe die gesamte Kirchengeschichte der letzten zweitausend Jahre dar – und zwar in der richtigen Reihenfolge.
Das erste Sendschreiben richtet sich an Ephesus. Es wirft der Gemeinde vor, dass sie zwar rechtgläubig ist, aber die brennende Liebe zu Jesus Christus, die erste Liebe, verloren hat. Dies entspricht der Gemeinde am Ende des ersten Jahrhunderts, in der Zeit des Johannes, die diese innige Liebe nach einigen Jahrzehnten verloren hatte. Diese Gemeinde war am Ende der apostolischen Zeit nicht mehr verfolgt. Johannes, der letzte Apostel, der etwa im ersten Jahrhundert starb, markiert das Ende dieser apostolischen Zeit.
Das nächste Sendschreiben an Smyrna beschreibt die Situation der verfolgten Gemeinde vom ersten bis zum vierten Jahrhundert, von Nero bis Diokletian. In dieser Zeit wurden Christen im Römischen Reich massiv verfolgt. Genau diese Lage wird im Sendschreiben an Smyrna angesprochen, und die Gemeinde wird ermutigt.
Das dritte Sendschreiben an Pergamos beschreibt die neue Zeit ab der konstantinischen Wende im Jahr 313. Das Christentum wurde plötzlich erlaubt, entwickelte sich zur Staatsreligion des Römischen Reiches. Die Gemeinde in Pergamos steht für die Kirche ab dieser Zeit. Diese Kirche blieb nicht stehen, sondern entwickelte sich schließlich zur Papstkirche von Rom ab 440 nach Christus.
Der Zeitpunkt, an dem der erste Papst beanspruchte, der oberste Bischof über alle Bischöfe der Welt und der gesamten Christenheit zu sein, markiert die Geburt der Papstkirche von Rom. Dieser Abschnitt wird im Sendschreiben an Thyatira dargestellt.
Im nächsten Sendschreiben an Sardes wird die Zeit der Reformation beschrieben, die am 31. Oktober 1517 begann. Dieses Jahr feiern wir als 500 Jahre Reformation. Das Sendschreiben zeigt nicht nur die Erweckung der Reformation, sondern auch den baldigen und traurigen Niedergang dieser Erweckungsbewegung.
Das folgende Sendschreiben an Philadelphia beschreibt prophetisch die Erweckungsbewegung im 18. und 19. Jahrhundert, die zur Entstehung vieler Freikirchen führte.
Das letzte Sendschreiben an Laodizea zeigt den geistlichen Zerfall dieser Erweckungsbewegung, also der Freikirchen. Es passt genau auf die heutige Situation. Diese Gemeinde passt sich der Gesellschaft an, ist nicht mehr Salz und Licht. Stattdessen überlegt sie, wie sie sich verändern muss, um für die Gesellschaft relevant zu sein. Es geht darum, in Musik, Kleidung und Art und Weise Anpassungen vorzunehmen, um als etwas Tolles akzeptiert zu werden.
Laodizea bedeutet „die Volksgerechte“ – also die, die ihre Gerechtigkeit aus der Masse ableitet.
Die Entrückung und der Beginn der Endzeit
Und dann kommt die Entrückung. Kapitel 4, Vers 1 habe ich bereits gelesen. Johannes wird nach diesen sieben Sendschreiben in den Himmel hinaufgerufen. Ihr hört eine Stimme, wie die einer Posaune, die sagt: „Komm hier herauf.“ Er geht in den Himmel – das ist die Entrückung von Johannes.
Nun können wir also sagen: Prophetisch stellen Offenbarung 2 und 3 das „Was ist“ – also die ganze Kirchengeschichte – dar. Die Gemeinden werden dargestellt als siebenarmige Leuchter, die göttliches Licht verbreiten sollen. Es wird auch gesagt in Offenbarung 1, Vers 20, dass diese Gemeinden sieben Sternen entsprechen. Sterne geben Licht in der Dunkelheit der Nacht, und man kann sich nach der Position der Sterne orientieren.
So war es die Aufgabe der Kirche in zweitausend Jahren, in dieser Welt, die orientierungslos ist, Orientierung zu geben. Aber wir wissen, wie oft und wie schlimm die Christenheit in diesem Zeugnis versagt hat – in zweitausend Jahren. Genau dieses Versagen wird in diesen Sendschreiben vorgestellt.
Das Interessante ist, dass die Abfolge dieser sieben Sendschreiben genau der Abfolge entspricht, wie es mit diesen sieben Epochen in der Kirchengeschichte historisch war. Man kann sich mal überlegen: Wie viele Möglichkeiten hätte es gegeben, die Sendschreiben falsch aufzustellen?
Nun, es ist ganz einfach: Mathematisch ist das Fakultät sieben, also sieben Ausrufezeichen. Wie berechnet man das? Zum Beispiel: Wie viele Möglichkeiten gibt es, zwei Leute anzuordnen? Zwei – mal Fritz hier und mal Hans hier. Bei drei Personen gibt es schon mehr Möglichkeiten. Man berechnet das Fakultät drei: 1 mal 2 mal 3. Es gibt sechs Möglichkeiten.
Und wie kann man sieben Leute auf sieben Stühlen unterschiedlich anordnen? Das ist 1 mal 2 mal 3 mal 4 mal 5 mal 6 mal 7. Das ergibt 5.040. Also gibt es 5.039 falsche Möglichkeiten. Aber die richtige, die der Kirchengeschichte entspricht, haben wir da in der Bibel stehen – seit zweitausend Jahren.
Johannes’ Entrückung in den himmlischen Tempel
Johannes wird in den Himmel entrückt. Das führt uns zu den Kapiteln 4 und 5 der Offenbarung. Er wird direkt in das Herz des Himmels entrückt. Der Hebräerbrief spricht ja vom Himmel als einem Vaterland (Hebräer 11). Außerdem wird dort auch von einer Stadt gesprochen, die Gott im Himmel bereitet hat – dem himmlischen Jerusalem (Hebräer 11 und 12).
Die Bibel spricht an vielen Stellen über den Tempel Gottes im Himmel, besonders in der Offenbarung. So heißt es in Offenbarung 11,19: „Der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet.“ Genau in diesem himmlischen Tempel wird Johannes entrückt – aber nicht irgendwohin, sondern direkt ins Herzstück. Nicht in einen der Vorhöfe, auch nicht in die Vorhalle oder in das Heilige des Tempels, sondern in das Allerheiligste, dort, wo der Thron Gottes ist.
Sie können das alles später selbst nachlesen. Diese Einführung soll dazu führen, dass Sie die Offenbarung möglichst in einem Zug durchlesen und die einzelnen Dinge nach diesem Schlüssel einordnen können. Johannes sieht nämlich den Thron Gottes. In der Bibel ist der Thron Gottes die Bundeslade. Gott thront zwischen den Cherubim, wie es im Psalm 80 heißt.
Nun muss ich Folgendes erklären: Dieser himmlische Tempel wird in der Offenbarung sehr detailliert beschrieben. Auf dem Bild sehen Sie verschiedene Tempelgeräte und Teile des Tempels, die in der Offenbarung ausdrücklich erwähnt werden – und zwar im Himmel.
Da ist einerseits das Tempelhaus im Himmel, das im Zentrum steht. Dann wird der Brandopferaltar im Vorhof erwähnt, ebenso das Meer – das gigantische Waschbecken, das man bereits vom Salomonischen Tempel kennt. Dieses wird als „Meer“ bezeichnet. Außerdem wird ausdrücklich die Bundeslade genannt, also der Thron Gottes.
Der goldene Räucheraltar und seine Hörner werden speziell erwähnt, ebenso das goldene Rauchfass, das man brauchte, um Räucherwerk auf dem goldenen Altar zu verbrennen. Weiter werden Harfen erwähnt, die im Himmel gespielt werden, um Gott anzubeten und den Gesang zu begleiten. Auch die Menora mit den sieben Feuerfackeln wird ausdrücklich genannt.
Darüber hinaus werden die silbernen Posaunen erwähnt, die im Zusammenhang mit den Gerichten der sieben Posaunen stehen. Diese Posaunen sind aus Silber. Auch die sieben goldenen Schalen werden genannt, die im Zusammenhang mit den letzten Gerichten stehen. Dabei handelt es sich um goldene Opferschalen, um das Blut der geschlachteten Tiere aufzufangen.
Dies sind alles Tempelgeräte, die in der Offenbarung eine wichtige Rolle spielen. Man kann sagen, die Offenbarung ist gewissermaßen Gottes Gericht über die Welt – aus seinem himmlischen Tempel heraus. Es ist Gottes Gericht, Gottes Kampf und Gottes Krieg gegen diese Welt.
Das erstaunt, denn der Tempel im Alten Testament ist der Ort der Gnade und Vergebung. Im Tempel wird gezeigt, wie man mit Gott ins Reine kommen kann – als schuldiger, unreiner und befleckter Mensch.
Warum aber kehrt sich in der Offenbarung alles ins Gegenteil? Dieser himmlische Tempel wird zur Katastrophe für diese Welt.
Die Antwort ist folgende: Jesus Christus kam in diese Welt als Hoherpriester, aber nicht, um ein Tieropfer darzubringen – wie der Hohepriester im Tempel von Jerusalem an Jom Kippur für das Volk Israel. Er kam, um sich selbst als Opfer am Kreuz auf Golgatha zu geben.
Die Bibel macht klar, dass er diesen Weg, um mit Gott ins Reine zu kommen, verwirft. Für ihn bleibt nur noch das Gericht Gottes. Deshalb wird in der Offenbarung alles, was eigentlich von Gnade und Vergebung spricht, plötzlich zu einem Fluch für die Welt.
Die himmlische Szene um den Thron Gottes
Johannes wird entrückt in den himmlischen Tempel. In Offenbarung 4,2 sieht er den Thron Gottes. Dieser Thron entspricht der Bundeslade. Vielleicht wissen Sie, dass die Bundeslade folgendermaßen beschaffen war: Der Deckel bestand aus einem Stück mit zwei Cherubim. Cherubim sind mächtige Engel, die Gottes Gerechtigkeit verteidigen.
Diese Engel wurden auch eingesetzt, um den Zugang zum Garten Eden zu bewachen und zu verschließen, nachdem der Mensch mit Gott gebrochen hatte. Im Salomontempel hatte Salomo zusätzlich zwei weitere Cherubim aufgestellt. Cherub ist die Einzahl, Cherubim die Mehrzahl auf Hebräisch. So waren hier um den Thron vier Cherubim.
Johannes sieht vier mächtige Engel, die auch lebendige Wesen genannt werden. Das ist ein anderer Name für Cherubim. Diese Engel sind um den Thron Gottes versammelt, jedoch noch nicht symbolisch, sondern als wirkliche Engel. Es wird in Offenbarung 4 beschrieben, dass das Gesicht eines Engels wie ein Löwe aussieht, das eines anderen wie ein Ochse, das eines weiteren wie ein Adler und das Gesicht des letzten wie ein Menschengesicht.
Was drückt das aus? Diese Engel zeigen, wie Gottes Wesen ist, und zwar in der Offenbarung in Verbindung mit seinem Gericht über diese Welt. Sein Gericht ist majestätisch, wie der Löwe, königlich. Es ist aber auch ausdauernd, wie der Ochse. Diese Gerichte werden bis zum Schluss durchgezogen. Sie werden nicht etwa in der Mitte oder im ersten Viertel abgebrochen.
Das Gericht wird bis zum Ende vollzogen, beständig wie ein Ochse. Wie der Adler symbolisiert es den himmlischen Charakter dieses Gerichts. Adler steigen hoch auf, bis in die höchsten Höhen, indem sie thermische Luftströme nutzen, und sie kommen auch wieder nach unten. Das Gericht Gottes kommt vom Himmel, es ist erhaben und zugleich schnell wie der Adler.
Alles, was ab Kapitel 4 in der Offenbarung geschrieben steht, wird sehr schnell in Erfüllung gehen. Das Menschengesicht zeigt, dass diese Gerichte intelligent, weise und durchdacht sind.
Johannes sieht außerdem 24 Throne rund um den Thron Gottes im Himmel. Auf diesen sitzen Älteste mit weißen Kleidern und goldenen Königskronen.
Die Bedeutung der 24 Ältesten und das Priestertum aller Gläubigen
Was bedeutet dies? Johannes wusste sofort, was das zu bedeuten hat, denn er kannte den Gottesdienst im Tempel in Jerusalem zur Zeit des Herrn Jesus Christus sehr gut. Immer, wenn man nach Jerusalem kam, sah man einen Ältesten, der mit seiner Priesterklasse dort war, um den Dienst von Sabbat zu Sabbat zu verrichten.
David hatte insgesamt 24 Priesterabteilungen eingerichtet, wie wir in 1. Chronik 24 lesen. Jede Abteilung musste eine Woche Dienst tun. So wurden 24 Wochen im Jahr abgedeckt. Da jede Abteilung noch ein zweites Mal Dienst leisten musste, waren bereits 48 Wochen abgedeckt. Das Jahr ist jedoch etwas länger.
Im Zusammenhang mit den drei obligatorischen Festen, die die Tora – die fünf Bücher Mose – vorschreibt, mussten alle Israeliten zum Tempel kommen. Diese Feste sind das Passahfest, das Pfingstfest (im Hebräischen Schawuot genannt) und das Laubhüttenfest, Sukkot genannt. Da zu diesen Festen ganz Israel versammelt war, war es notwendig, dass alle Priester zusammenkamen. So mussten alle 24 Ältesten mit ihren Abteilungen antreten.
Es gab sehr viel zu tun beim Opferdienst im Tempel. Deshalb wusste man jedes Mal, wenn man die 24 Ältesten in Jerusalem sah: Jetzt ist das ganze Volk Gottes versammelt und beieinander.
Johannes kommt nun in den Himmel und sieht die vierundzwanzig Ältesten. Das ganze Priestervolk ist versammelt. Welches Priestervolk ist gemeint? In der Offenbarung lesen wir in Kapitel 1, Vers 5, dass Johannes zu den Gemeinden spricht – nicht zu Israel, sondern zur Gemeinde. Dort heißt es: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater.“
Die Gemeinde wird als ein Königtum gesehen. Jeder, der an Jesus Christus glaubt, ist ein König, der einmal in der Zukunft mit Jesus Christus zusammen über diese Welt herrschen wird. Das zeigt die Offenbarung später in Kapitel 20.
Gleichzeitig ist jeder Gläubige auch ein Priester. Die Aufteilung in der Christenheit zwischen Priestern und Laien entspricht also nicht der biblischen Lehre. Jeder Gläubige ist ein Priester und ein König.
Johannes kommt in den Himmel und sieht die 24 Ältesten. Die Symbolik ist klar: Die ganze Gemeinde ist jetzt im Himmel. Nicht nur ein Teil, nicht nur die Verstorbenen vergangener Generationen, sondern die ganze Gemeinde.
Damit ist eigentlich die Frage schon beantwortet: Wird die Entrückung der Gemeinde, wie sie in 1. Thessalonicher 4,13-18 und 1. Korinther 15,51-58 beschrieben wird, vor, während oder nach der großen Drangsal stattfinden? Ich möchte Ihnen zeigen, dass die Drangsal erst in den folgenden Kapiteln beschrieben wird.
Die Frage ist somit beantwortet: Die Gemeinde wird entrückt, also von dieser Welt weggenommen, bevor die große Drangsal kommt. Das ist schon mal klar.
Gottes Treue und die Symbole im Himmel
Weiter sieht Johannes um den Thron einen Regenbogen. Dies macht deutlich: Gott hält sich an seine Abmachungen. Er hat Noah gegenüber versprochen, die Welt nie mehr mit einer weltweiten Flut zu richten. Lokale Fluten sind möglich, aber keine weltweite Flut.
Einer der Weltuntergangsfilme der vergangenen Jahre beschreibt, wie die Welt wieder im Wasser versinkt, ähnlich wie bei der Sintflut. Das ist vollkommen falsch. Gott hält sich an sein Versprechen. Wenn er die Welt richten wird, wie wir das noch sehen werden, dann wird dies nicht durch eine weltweite Flut geschehen. Gott ist seinen Verheißungen immer treu.
Dann sieht Johannes weiter in Kapitel 4, Vers 5 (Offenbarung 4,5). Die entsprechenden Verse sind hier unten in Gelb angegeben, damit man sich orientieren kann. In 4,5 wird gesagt, dass sieben Feuerfackeln vor dem Thron brennen. Das ist die Menorah im Heiligen, die vor dem Thron im Heiligen steht.
Weiter sieht Johannes in Kapitel 4, Vers 6 (Offenbarung 4,6) ein Meer. Dieses Meer wird in der Offenbarung beschrieben wie Glas. Das Meer ist ein gigantisches Waschbecken. Der Salomontempel war mit einem solchen Becken aus Bronze, einer Kupferlegierung, ausgestattet. Bronze konnte im Altertum so fein gearbeitet werden, dass sie wie ein Spiegel wirkte.
Dieses himmlische Meer ist so perfekt, dass man es mit Glas vergleichen kann.
Hier sieht Johannes auch den Leuchter, und es wird gleich erklärt, was er bedeutet: Diese sieben Feuerfackeln stellen den Heiligen Geist dar. Es gibt nur einen Heiligen Geist, und trotzdem wird er in der Offenbarung als die sieben Geister Gottes genannt.
Das entspricht der Beschreibung des Heiligen Geistes in der messianischen Stelle in Jesaja 11 (Jesaja 11). Dort wird der Messias, Jesus Christus, beschrieben. Es heißt dort: „Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn.“ Dies entspricht dem mittleren Leuchter der Menorah, dem Hauptleuchter, der üblicherweise als „Geist des Herrn“ bezeichnet wird.
Nun werden immer zwei Namen genannt und verbunden, auch im hebräischen Text ist es so. Es wird weiter gesagt: Auf ihm wird ruhen der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Weisheit und des Verstandes. Der Geist des Rates und der Kraft, Rat und Kraft. Und schließlich der Geist der Erkenntnis und der Ehrfurcht vor dem Herrn.
Also der Heilige Geist in seiner Fülle von göttlichen Eigenschaften.
Das Buch mit den sieben Siegeln und das Lamm Gottes
In Kapitel 5, das sich direkt inhaltlich an Kapitel 4 anschließt, sieht Johannes plötzlich in der Hand Gottes auf dem Thron ein Buch mit sieben Siegeln. Was ist dieses Buch mit den sieben Siegeln? Es wird verkündet und die Frage gestellt: Wer ist würdig, dieses Buch zu öffnen und zu lesen? Niemand ist würdig, weder im Himmel noch auf der Erde. Johannes beginnt zu weinen. Hier sieht man, dass es möglich ist, auch im Himmel zu weinen. Erstaunlich, dass der Jünger das beschreibt.
Dann wird aber gesagt: Johannes, du brauchst nicht traurig zu sein. Der Löwe aus dem Stamm Juda hat überwunden. Wer ist der Löwe aus dem Stamm Juda? Das ist im Alten Testament eine Beschreibung für den Messias, den verheißenden König, den verheißenden Retter.
Johannes schaut zum Thron hin und sieht dort in der Mitte des Thrones ein Lamm mit sieben Hörnern, wie geschlachtet. Das ist Jesus Christus, der das Lamm Gottes wurde, um für unsere Sünden am Kreuz zu sterben. Johannes der Täufer hat ja schon in Johannes 1 darauf hingewiesen: „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt.“ Dieses Lamm ist dasselbe wie der Löwe.
Das erste Mal kam der Herr Jesus, um als Opfer, als Lamm Gottes, für unsere Sünden am Kreuz zu sterben. So öffnete er uns den Weg zu Gott und schenkte uns Vergebung, wenn wir unsere Sünden bereuen und im Gebet Gott bekennen. So steht es in 1. Johannes 1,9: Dann vergibt Gott.
Aber dieser gleiche Jesus Christus, der als Lamm Gottes gekommen ist, wird in der Zukunft als König der Welt wiederkommen. Das zeigt die Offenbarung. Der Löwe ist gleichzeitig das Lamm.
Nun müssen Sie Folgendes beachten: Die Bibel sagt, dieses Lamm hat sieben Hörner. Das klingt zunächst ungewöhnlich. Aber Sie sollten wissen, dass die ursprünglichen Schafe in Israel, im Nahen Osten, sogenannte Jakobsschafe waren. Diese wurden in den vergangenen zweitausend Jahren an verschiedenen Orten der Welt gezüchtet, während sie in Israel verloren gingen.
Vor kurzem hat man diese Jakobsschafe wieder neu in Israel eingeführt. Vielleicht haben Sie davon in den Medien gelesen. Das Besondere an diesen Schafen ist, dass sie nicht einfach keine Hörner haben, auch nicht nur zwei, sondern meistens vier und oft auch sechs Hörner. Und zwar sowohl Männchen als auch Weibchen. Erstaunlich!
Hier sehen Sie ein Jakobsschaf mit vier Hörnern, aber es kann sehr oft sechs Hörner haben. Jesus Christus wird jedoch mit sieben Hörnern beschrieben. Die Zahl sieben ist die Zahl der Vollkommenheit, und Hörner sind ein Bild für Macht und Stärke. Wenn Sie mal ein Problem mit einem Widder haben, wissen Sie, dass Hörner wirklich für Kraft und Stärke stehen.
Es geht also um vollkommene Macht und vollkommene Stärke. Der Erlöser ist derselbe, der auch in der Zukunft als Richter der Welt kommen wird.
Nun nimmt das Lamm Gottes, Jesus Christus, das Buch mit den sieben Siegeln und öffnet ein Siegel nach dem anderen. Das beginnt in Kapitel 6.
Jetzt kommen die apokalyptischen Gerichte über die Welt. Dieses Buch mit den sieben Siegeln ist ein himmlisches Buch, in dem alle Gerichte verzeichnet sind, die über diese Welt kommen werden – nach der Entrückung der Gemeinde bis hin zu dem Zeitpunkt, wenn Jesus Christus wiederkommt als der Löwe aus dem Stamm Juda, als alter König der Welt, um sein Weltreich von tausend Jahren aufzurichten.
Dieses Buch gibt uns also einen chronologischen, exakten Überblick über die kommenden Ereignisse der Endzeit ab der Entrückung. Das heißt mit anderen Worten: Alles, was in Offenbarung 1, 2 und 3 beschrieben ist, ist bereits erfüllt. Aber nichts ab Offenbarung 4,1, ohne die Ereignisse, die dann kommen sollen, ist bisher erfüllt worden. Das ist noch zukünftig.
Die Zeitspanne zwischen Entrückung und Wiederkunft
Weiterhin kann man sagen, dass die Zeit von der Entrückung bis zur Wiederkunft von Jesus Christus als König der Welt, um das tausendjährige Reich aufzurichten – hier durch die Krone angedeutet – in zwei Epochen unterteilt wird.
Die erste Epoche wird „die Stunde der Versuchung“ genannt, die zweite Epoche „die große Drangsal“. Danach kommt Jesus Christus wieder.
Der Ausdruck „die Stunde der Versuchung“ stammt aus Offenbarung 3,10. Er beschreibt die schlimmste Verführungszeit in der Menschheitsgeschichte. Verführung gab es bereits seit dem Garten Eden. Doch die schlimmste Verführung steht noch bevor. Es ist die Zeit, in der der Antichrist kommen wird – ein falscher Messias, der in Israel die Macht übernehmen und weltweit Einfluss gewinnen wird. Er wird die Massen verführen. Deshalb wird diese Zeit „die Stunde der Versuchung“ genannt.
In Offenbarung 3,10 sagt der Herr Jesus zur Gemeinde in Philadelphia: „Ich werde dich bewahren vor der Stunde der Versuchung.“
Dabei kann man nicht übersetzen: „Ich werde dich bewahren aus der Stunde der Versuchung.“
Wenn man ein Kind, das zu einem Fluss springt, aufhält, bevor es ins Wasser fällt, dann hat man es vor dem Wasser bewahrt. Befindet es sich jedoch schon im Wasser, kann man es nicht mehr „bewahren aus dem Wasser“. Man kann es retten aus dem Wasser, aber „bewahren“ verbunden mit dem griechischen Wort „ek“ bedeutet immer „bewahren vor“.
So ist das eine Verheißung: Die Gemeinde wird vor der Stunde der Versuchung bewahrt werden.
Das heißt, man kann sogar noch mehr wissen: Die Gemeinde wird nicht nur vor der großen Drangsal entrückt werden, sondern bereits vor der Stunde der Versuchung.
Die grosse Drangsal und die siebzigste Jahrwoche Daniels
Und jetzt noch etwas Wichtiges: Die letzte Phase wird die große Drangsal genannt. Dieser Ausdruck stammt aus Matthäus 24,21, wo der Herr Jesus sagt, dass diese Zeit so schlimm sein wird, wie es sie seit Anbeginn der Menschheit noch nie gegeben hat und auch nie wieder geben wird. Das ist klar – es muss schlimmer sein als der Erste und der Zweite Weltkrieg. Ja, wir werden das noch sehen. Viel schlimmer, viel schlimmer!
Nun ist es so, dass die ersten sechs Siegel die erste Periode betreffen, die Stunde der Versuchung. Das siebte Siegel hingegen beinhaltet die große Drangsal. Jetzt wollen wir das noch etwas genauer betrachten.
Sieben Jahre vor der Wiederkunft des Herrn Jesus als König und Richter der Welt spielen eine ganz entscheidende Rolle in der biblischen Prophetie. Das ist die siebzigste Jahrwoche Daniels – eine Woche von Jahren, also sieben Jahre. In Daniel 9 finden wir einen ganz entscheidenden Schlüssel, um die Prophetie der Bibel zu verstehen. Dort ist die Prophetie über die siebzig Jahrwochen beschrieben.
Die ersten 69 Jahrwochen sind bereits erfüllt. Sie endeten, bis auf das erste Kommen des Messias, auf den Tag genau. Aber die siebzigste Jahrwoche ist für die letzte Zeit aufgespart, genau vor der Wiederkunft des Messias. Diese Zeitspanne ist in der Prophetie zweigeteilt, schon in Daniel 9. Dort wird von der Hälfte der Jahrwoche gesprochen, das heißt dreieinhalb Jahre und nochmals dreieinhalb Jahre.
Die Bibel sagt, die große Drangsal wird genau dreieinhalb Jahre dauern, also 1260 Tage. Das entspricht genau dreieinhalb Jahren. Vor dieser Zeitspanne haben wir auch dreieinhalb Jahre. Aber sehen Sie, wir wollen es ganz genau nehmen. Ich habe hier geschrieben: Entdrückung und dann x plus dreieinhalb Jahre. Nirgends in der Bibel steht, dass der Beginn der siebzigsten Jahrwoche mit dem Tag der Entrückung der Gemeinde zusammenfallen wird. Darum habe ich hier ein X gesetzt.
Aber es ist so, dass Sie nicht denken müssen, es könnten hundert Jahre sein. Denn das war auch so bei den neunundsechzig Jahrwochen, die auf den Tag genau bei Palmsonntag endeten. Damals zog der Herr Jesus als Messias in Jerusalem ein. Die prophetische Uhr wurde gestoppt. Fünf Tage später wurde Jesus Christus gekreuzigt, am dritten Tag danach ist er auferstanden, und fünfzig Tage später kam der Heilige Geist auf die Erde und gründete die Gemeinde (Apostelgeschichte 2). Das ist die Entstehung der Gemeinde.
Sie sehen also, dass zwischen diesen Ereignissen weniger als drei Monate lagen – fünf Tage plus drei Tage plus fünfzig Tage. Das sind ungefähr zwei Monate. Und nun ist es so, dass es bei der siebzigsten Jahrwoche genauso sein könnte. Aber sagen Sie niemandem, ich hätte behauptet, es seien genau 58 Tage. Das habe ich nicht gesagt. Aber in Analogie sollte man nicht an hundert Jahre denken, sondern daran, dass es in kurzer Zeit geschehen kann.
Außerdem sagt die Bibel, dass sich die Dinge überstürzen werden, sobald die Entrückung geschehen ist, wenn der Heilige Geist mit der Gemeinde wieder weggeht. Die Entrückung ist die Umkehrung von Pfingsten. Sie ist genau eingeschoben zwischen der 69. und der 70. Jahrwoche der Zeitrechnung mit Israel.
Die Gemeinde geht, und dann beginnt die 70. Jahrwoche, wenn der kommende Diktator des Westens mit Israel unter dem Antichristen einen Bund schließen wird, um Israel militärisch gegen die tödliche Gefahr von Norden zu schützen.
Jetzt können Sie an Hezbollah und den IS denken. Sie können weiter an den Iran denken und seine Funktion bis nach Syrien und Libanon. Die ganze islamische Welt von Libanon und Syrien bis nach Pakistan stellt nach der biblischen Prophetie die tödliche Gefahr dar. Dort wird ein Sicherheitsbündnis von sieben Jahren geschlossen.
Die Siegel, Posaunen und Schalen als Gerichte Gottes
Nun ist es so, dass bei jedem Siegel, das der Herr Jesus öffnet, ein Gericht über die Welt kommt. Doch sobald er das siebte Siegel öffnet, geschieht zunächst nichts. Man fragt sich: Was ist jetzt los?
Lesen Sie weiter in der Offenbarung, und gleich danach machen sich sieben Engel bereit. Sie nehmen ihre Posaunen, und jedes Mal, wenn ein Engel bläst, kommt ein verheerendes Gericht über die Welt.
Daraus schließen wir: Der Inhalt des siebten Siegels besteht aus sieben Posaunengerichten. Bei jeder Posaune geschieht etwas Verheerendes. Doch sobald die siebte Posaune geblasen wird, geschieht zunächst erneut nichts.
Man fragt sich wieder: Was ist jetzt? Lesen Sie weiter in der Offenbarung. Später machen sich sieben Engel mit goldenen Opferschalen bereit. Sobald sie die Schalen ausschütten, kommt ein verheerender Schlag über die Erde.
Sie können demnach folgendes erkennen: Die siebte Posaune besteht aus sieben Schalengerichten. Das ergibt einen genauen zeitlichen Plan in strenger Abfolge.
Wir haben sieben Siegelgerichte zwischen Trübsal und Wiederkunft. Doch das siebte Siegel besteht aus sieben Posaunengerichten, wobei das siebte Posaunengericht aus sieben Schalengerichten besteht.
Die literarische Struktur der Offenbarung und ihre Einschübe
Und jetzt kommt noch etwas ganz Wichtiges dazu: Das ist noch nicht die ganze Offenbarung. Ich habe zuhause einen sehr intelligenten theologischen Kommentar über die Offenbarung, und Sie müssen wissen, dass dort alles vom Griechischen her sehr wissenschaftlich erklärt wird. Aber es ist eine Katastrophe.
In diesem Kommentar lese ich, dass die Offenbarung eigentlich sehr chaotisch geschrieben ist. Es heißt, es gebe keine Ordnung. Da werden Gerichte berichtet, und dann plötzlich wird von der Wiederkunft Christi gesprochen. Doch dann geht es wieder weiter mit Gerichten, und plötzlich wird erneut von der Wiederkunft Christi gesprochen. Der Aufbau sei also chaotisch.
Nun, Sie sehen: Man kann als Analphabet die Bibel richtig verstehen, wenn die Haltung vor Gott und seinem Wort als inspiriertem Wort Gottes stimmt. Wenn man bereit ist, Gott zu gehorchen und sich unter das Wort zu stellen, dann gibt Gott Licht. Aber Sie können Theologie studieren, so viel Sie wollen. Wenn Ihre Haltung im Herzen gegenüber Gottes Wort nicht klar ist, dann werden Sie die Offenbarung nicht verstehen. Sie werden meinen, es sei ein Chaos.
Das Gegenteil ist der Fall. Schauen Sie: Jedes Mal, wenn Sie ein Problem beim Bibellesen haben, dann müssen Sie sagen: Ich habe das Problem. Nicht: Es gibt ein Problem. Sondern: Ich habe ein Problem, ich verstehe etwas nicht. Es könnte sein, dass andere es doch verstehen. Das ist möglich. Gott weiß es auf jeden Fall.
Nun ist es hier so: In der Offenbarung gibt es ständig Einschübe in diesem strengen Ablauf. Diese Einschübe erklären und erläutern die Hintergründe dieser kommenden Zeit.
Das beginnt schon in Kapitel 4 und 5. Bevor das erste Siegel geöffnet wird, wird erklärt, dass die Gemeinde entrückt ist. Die vierundzwanzig Ältesten sind im Himmel, mit Priestergewändern und goldenen Königskronen. Erst dann nimmt das Lamm Gottes das Buch mit den sieben Siegeln und öffnet es. Das ist die Vorbereitung – Einschub eins, könnte man sagen.
Zwischen dem sechsten und dem siebten Siegel – das ist genau Kapitel 7 in der Offenbarung – findet man wieder einen Einschub. Dort wird ein weiterer Hintergrund erläutert. Es wird gezeigt, dass unter den Menschen in dieser Zeit, obwohl die Gemeinde – also die Gläubigen der vergangenen zweitausend Jahre – im Himmel sein werden, zwei Gruppen auf Erden verbleiben.
Eine dieser Gruppen ist ein Überrest aus Israel, der sich zum Messias bekehren wird. Zuerst werden die 144.000 aus Israel beschrieben. Dann sieht Johannes eine unzählbare Schar aus allen Nationen, aus allen Völkern, aus allen Stämmen und aus allen Sprachen. Diese gehen durch die große Drangsal hindurch, aber sie sind Gerettete, macht der Bibeltext deutlich.
Diese Menschen werden bis zur Entrückung der Gemeinde das Evangelium noch nie klar gehört haben. Nach der Entrückung können sie sich noch bekehren, und es wird eine unzählbare Schar sein, aus allen Nationen, Völkern und Stämmen. Sie gehen durch die Drangsal, nicht die Gemeinde. Dieser Überrest aus den Nationen ist Einschub zwei.
Dann gibt es wieder einen Einschub vor der ersten Posaune, einen weiteren zwischen der sechsten und der siebten Posaune, einen vor der ersten goldenen Schale, einen zwischen der sechsten und der siebten Schale und dann wieder nach der siebten Schale. So war es immer: Nach Nummer sieben gibt es wieder einen Einschub.
Danach kommt die Wiederkunft Christi in Offenbarung 19, ab Vers 11. Sie sehen also: Es gibt einen wunderbar literarischen Plan. Es gibt den strengen Ablauf von sieben Siegeln, sieben Posaunen und sieben Schalen. Doch dieser Ablauf wird beim Lesen der Offenbarung durch ganz wichtige Einschübe unterbrochen – nämlich sieben Einschübe.
Diese sind ganz genau positioniert: immer vor Nummer eins, zwischen Nummer sechs und sieben und dann wieder vor Nummer eins oder nach Nummer sieben. Ein ganz klarer Plan – sieben Einschübe.
Hier wird das Gleiche angewendet, was man zum Beispiel aus der Filmtechnik kennt. Im Film, wenn man eine Geschichte beschreibt, macht man plötzlich einen Sprung in die Zukunft. Das nennt man Flash Forward – ein Ausblick in die Zukunft.
Es ist aber auch möglich, im Film plötzlich eine Rückblende zu machen, vielleicht Jahrzehnte zurück. Das nennt man Flashback – einen Rückblick. Beides geschieht bei diesen Einschüben in der Offenbarung.
Zum Beispiel findet man in Offenbarung 12 plötzlich einen Flashback hin zur Geburt Jesu in Bethlehem, wo der Messias getötet werden sollte – mit dem Kindermord von Bethlehem. Und plötzlich wird wieder in die Zukunft geblickt, und schon die Wiederkunft des Herrn Jesus Christus wird beschrieben. Das ist ein Flash Forward.
Darum kommt danach wieder die Beschreibung von Gerichten. Aber das ist eben kein Chaos. Das Chaos ist nur in den Köpfen von Menschen, die sich nicht unter Gottes Wort stellen.
Wenn wir die Offenbarung wirklich so lesen, als Knechte Gottes, dann sehen wir diese Ordnung richtig.
Es sind also sieben Einschübe von unterschiedlicher Länge. Hier sind sie alle aufgeführt. Der erste Einschub ist Kapitel 4 und 5, ziemlich lang. Der zweite Einschub ist Kapitel 7. Der dritte Einschub ist ganz kurz, nur die Verse 2 bis 5 in Kapitel 8. Dann folgt wieder ein längerer Einschub und so weiter.
Der letzte Einschub ist Babylon, die Hure Babylon, in Kapitel 17 und 18. Danach wird in Kapitel 19 die Wiederkunft des Herrn Jesus beschrieben.
Ausblick auf die kommenden Kapitel
Wir kommen nun zu Offenbarung Kapitel 6, wo die Siegel geöffnet werden.
Damit Sie nicht einschlafen, mache ich jetzt eine kurze musikalische Unterbrechung. Anschließend setzen wir unsere Betrachtung in der richtigen Reihenfolge fort.