Einführung zur virtuellen Reise durch Jerusalem und historische Einordnung der Stadtmauern
Ich hoffe, wir schaffen den Schlussspurt bis fünf Uhr. Unsere virtuelle Reise rund um Jerusalem ist ja bei weitem noch nicht abgeschlossen.
Übrigens stammen die heutigen Stadtmauern von Jerusalem aus dem 16. Jahrhundert. Sie wurden von dem Türken Suleyman dem Prächtigen erbaut. Der Verlauf dieser Stadtmauern entspricht nicht dem der Mauern zur Zeit Nehemiahs. Die Stadt war damals kleiner als die heutige Altstadt.
Wir standen zuletzt an der Nordmauer, die man heute noch gut lokalisieren kann. Nun gehen wir nach Westen. Dort haben wir das Fischtor gefunden. Es gehört nicht mehr zum 500 Ellen Quadrat, sondern zur westlichen Stadterweiterung, die an den Tempel angeschlossen wurde.
Außerdem haben wir das Taltor entdeckt und bereits typologisch gedeutet.
Typologische Auslegung der Tore Jerusalems in Nehemiah 3
Was wir hier also machen, ist eine typologische Auslegung von Nehemia 3. Früher hatten wir einen Bibelschulentag zum Thema Typologie, also der Lehre der Vorbilder im Alten Testament, die neutestamentlich gedeutet werden. Dabei haben wir gesehen, welche biblischen Fundamente und Begründungen es gibt, um solche Auslegungen vorzunehmen – und sogar noch mehr, nämlich warum wir sie machen sollen.
Wir phantasieren dabei nicht einfach drauflos, sondern orientieren uns immer an der Bedeutung des Namens des jeweiligen Tores. Von der eigentlichen wörtlichen Bedeutung ausgehend entwickeln wir unsere Gedanken.
Gehen wir nochmals kurz zurück zum Taltor: Gott lässt im Leben des Gläubigen Not und Mühe zu und benutzt diese gerade, um daraus Segen zu wirken. So wird ein Wachatal, das Tränental, zu einem Brachatal, zum Lobetal. Das gehört zur natürlichen Entwicklung im Glauben.
Der nächste Punkt ist das fünfte Tor, Vers 14, das Misstor. Dort muss der Mist aus der Stadt entfernt werden. Wir können den Mist nicht in Jerusalem behalten. Neutestamentlich weist das hin auf 1. Johannes 1,9: Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.
Der Erlöste muss also immer wieder neu den Mist aus seinem Leben entsorgen. Doch das wird uns besonders bewusst, wenn wir gerade durch Not hindurchgehen. Darum passt es so schön, dass zuerst das Taltor da ist und danach das Misttor folgt.
Bedeutung des Quelltors und das lebendige Wasser des Heiligen Geistes
Und nun gehen wir gleich weiter zum Quelltor, Vers 15. Dort sind wir bereits am südlichen Ende unten, also an der Westmauer entlang. In Vers 15 wird erwähnt, dass der Schluss ging und er die Mauer am Teich Siloah bei dem Garten des Königs baute. Die Mauer verlief also den Südabhang, den Ofel, hinunter. Heute gibt es dort keine Mauer mehr, aber zur Zeit von Nehemia führte sie bis zum Teich Siloah. An der Westseite befand sich das Quelltor.
Der Teich Siloah erhält sein Wasser aus der Gichon-Quelle. Die Gichon-Quelle war gewissermaßen die Lebensquelle Jerusalems in der alten Zeit. Sie sprudelte ganzjährig und konnte bis zu 50 Liter pro Stunde liefern. Der Name des Quelltors erklärt sich also durch das Wasser des Siloah, das über den langen Tunnel von Hiskia geleitet wurde. Dieser Tunnel wurde ebenfalls entdeckt. Es ist wirklich interessant, die 33 Meter durch diesen Tunnel zu gehen. Man wird dabei nass, aber es macht Spaß, ihn zu durchqueren. So wurde das Wasser also angeliefert.
Was bedeutet dieses Quellwasser? Der Herr Jesus spricht in Johannes 7 auf dem Tempelplatz anlässlich des Laubhüttenfestes, bei dem Wasser aus dem Siloah-Teich geholt und feierlich auf dem Altar ausgegossen wurde. Er sagt in Johannes 7,37 an dem letzten und großen Tag des Festes: „Aber am letzten Tag, dem großen Festtag, stand Jesus auf und rief: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Johannes erklärt, dass Jesus dies vom Geist sagte, den die an ihn Glaubenden empfangen sollten. Denn der Geist war noch nicht gesandt, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war. Dieses lebendige, fließende Wasser, hebräisch „maim chayim“ – lebendiges Wasser – ist einfach der normale Ausdruck für Quellwasser. Man kann das im modernen Hebräisch-Wörterbuch nachschlagen, im „langen Scheit“ heißt es „maim chayim“ – Quellwasser, lebendiges Wasser.
Dieses lebendige Wasser aus der Gichon-Quelle hin zum Siloah-Teich wird hier gedeutet und erklärt. Es weist auf den Heiligen Geist hin, der erfrischt, erneuert, tröstet und in die Heilige Schrift einführt. Er verherrlicht den Sohn Gottes. All diese Wirkungen werden im Neuen Testament dem Heiligen Geist zugeschrieben.
Nun ist es doch interessant, dass auf das Misstor das Quelltor folgt. Wenn ein Gläubiger in seinem Leben aufräumt, kann der Heilige Geist automatisch freiwirken. Man muss nicht unbedingt speziell um Erfüllung mit dem Heiligen Geist beten, sondern einfach aufräumen im Leben. Dann wird der Heilige Geist wirken.
Wir müssen die Blockaden aufgeben und unser Leben ordnen. Epheser 4,30 sagt: „Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, durch welchen ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung.“ Weiter heißt es: „Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan, samt aller Bosheit. Seid aber gegeneinander gütig, mitleidig, einander vergebend, gleichwie auch Gott in Christus euch vergeben hat.“
Betrübt nicht den Heiligen Geist, und dann wird aufgelistet, welche Dinge wir aus unserem Leben entfernen sollen – und noch viele andere. Dann kann der Heilige Geist wirken. Dann erleben wir dieses Quellwasser, Ströme des lebendigen Wassers in unserem Leben.
Es ist doch interessant, wie das Quelltor auf das Misstor folgt.
Bedeutung des Wassertors und die Kraft des Wortes Gottes
Und dann kommt das Wassertor, siebtens in Vers 26. Wir sind also schon vom Westende der Mauer wieder auf der Ostseite entlanggegangen, aber noch nicht oben auf der Ostmauer des Tempelbezirks, dieses Quadrates, sondern noch unterhalb im Bereich des Ophel. Dort war das Wassertor.
Das Wassertor wird bereits in Nehemia erwähnt, zum Beispiel in Nehemia 8,1: „Und als der siebente Monat herankam und die Kinder Israel in ihren Städten waren, da versammelte sich das ganze Volk wie ein Mann auf dem Platz, der vor dem Wassertor liegt. Sie sprachen zu Esra, dem Schriftgelehrten, dass er das Buch des Gesetzes Moses bringen sollte, welches der Herr Israel geboten hatte.“ Am ersten Tag des siebenten Monats brachte Esra, der Priester, das Gesetz vor die Versammlung – sowohl der Männer als auch der Frauen und aller, die Verständnis hatten, um zuzuhören. Er las auf dem Platz, der vor dem Wassertor liegt, vom lichten Morgen bis zum Mittag, im Beisein der Männer, Frauen und aller, die Verständnis hatten. Die Ohren des ganzen Volkes waren auf das Buch des Gesetzes gerichtet.
Esra, der Schriftgelehrte, stand auf einem Gerüst aus Holz, das zu diesem Zweck gemacht worden war. Er öffnete das Buch vor den Augen des ganzen Volkes, denn er ragte über das Volk empor. Als er es öffnete, stand das ganze Volk auf. Esra pries den Herrn, den großen Gott, und das ganze Volk antwortete mit „Amen, Amen“ usw. In Vers 8 heißt es: „Sie lasen in dem Buch des Gesetzes Gottes deutlich und erklärten den Sinn, so dass man das Gelesene verstand.“
Diese öffentliche Lesung auf dem Platz vor dem Wassertor markiert den Beginn der bereits erwähnten Reformation in der Zeit Nehemias. Sie führte zu Reue und Umkehr, wie es in den folgenden Versen und in Kapitel 9 beschrieben wird.
Die Bibel vergleicht das Wort Gottes mit reinigendem Wasser, zum Beispiel in Epheser 5, wo Christus die Gemeinde durch das Wasserbad des Wortes reinigt. Hier sehen wir, dass das Wort Gottes beim Wassertor Gewaltiges im Volk Gottes ausgelöst hat.
Ein interessanter Zusammenhang zeigt sich: Das lebendige Wasser wird in Johannes 7 ganz direkt mit dem Heiligen Geist in Verbindung gebracht – dem Quelltor. Das Wassertor wird in der Bibel direkt mit der Bibellektüre verknüpft. Der Heilige Geist und das Wort Gottes sind zwar zwei verschiedene Begriffe, aber sehr eng miteinander verbunden. Denn der Heilige Geist hat das geschriebene Wort inspiriert.
Die Reformatoren betonten stark, dass Gott an sein geschriebenes Wort gebunden ist. Man kann das nicht trennen. Wenn jemand eine Offenbarung hat, die der Bibel widerspricht, dann ist klar, dass sie nicht vom Heiligen Geist stammt. Der Geist Gottes bindet sich an sein Wort. Dieser Zusammenhang wird hier deutlich: Der Heilige Geist führt immer zur Heiligen Schrift. Wenn ein Geist von der Schrift wegführt, dann ist es nicht der Heilige Geist.
Darum ist hier die Reihenfolge sehr interessant: das Quelltor, dann das Wassertor. Schließlich kommt das Rosttor in Vers 28. Wir gehen auf der Ostseite weiter, sind aber immer noch nicht bei der Tempelmauer angelangt.
Das Rosttor konnte man mit Pferden aufbrechen. Die Bedeutung dieses Tores wird etwas illustriert durch Philipper 3,12. Übrigens, wissen Sie, was „Philipper“ bedeutet? „Phil“ heißt Liebe, zum Beispiel in Philosophie, was die „Liebe zur Weisheit“ bedeutet. „Hippos“ ist das griechische Wort für Pferd. Also sind die „Philipper“ gewissermaßen die „Pferdeliebhaber“.
Was schreibt Paulus den „Pferdeliebhabern“ in Kapitel 3, Vers 12? „Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet sei, ich jage ihm aber nach, ob ich es auch ergreifen möge, indem ich auch von Christus Jesus ergriffen bin. Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, es ergriffen zu haben, eines aber tue ich: Vergessend, was dahinten ist, und mich ausstreckend nach dem, was vorne ist, jage ich dem Ziel nach, dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.“
„So viele nun vollkommen sind oder erwachsen sind“, kann man auch übersetzen mit: „Lasst uns also gesinnt sein. Und wenn ihr etwas anderes gesinnt seid, so wird euch Gott auch dieses offenbaren.“ Das Rosttor steht also für Energie im Vorwärtsgehen.
Es ist so, dass wir durch das Wirken des Heiligen Geistes, gebunden ans geschriebene Wort Gottes – Quelltor, Wassertor – die Motivation und Energie im Leben des Gläubigen erhalten, um voranzugehen hin zum Ziel.
Dann kommt das Osttor, Vers 29, das archäologisch wunderbar lokalisiert werden kann. Es liegt genau im heutigen Goldenen Tor, dem zugemauerten Tor auf der Ostseite in der Mauerlinie des einstigen 500-Ellen-Quadrats. Der Bau des Gebäudes des verschlossenen Goldenen Tors geht wohl auf frühislamische Zeit zurück, aber innerhalb dieses Torgebäudes wurden zwei Steintorpfosten entdeckt. Der eine ist etwa 4,5 Meter hoch, der andere etwa 3,5 Meter. Das markiert das originale Osttor, das mindestens aus der Zeit Nehemias stammt, wenn nicht sogar noch früher.
So haben wir das Osttor, Vers 29, das hinüberschaut zum Ölberg, über dessen Kuppe die Sonne sich erhebt. In der Bibel wird der Herr Jesus bei seiner Wiederkunft mit der Sonne verglichen. Zum Beispiel in Maleachi, dem letzten Kapitel der Bibel, heißt es im Zusammenhang mit dem Tag des Herrn, Vers 2 (bei manchen Zählungen Kapitel 3, Vers 20): „Aber euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln, und ihr werdet ausziehen und hüpfen wie Mastkälber, und ihr werdet die Gesetzlosen zertreten.“
Die Wiederkunft Christi auf dem Ölberg wird hier also mit dem Aufgang der Sonne verglichen. Das Osttor, hebräisch „Misrach“ für Osten, bedeutet „Aufgang“. Dort ist der Gedanke des Sonnenaufgangs enthalten. Das ist letztlich die Perspektive für den Gläubigen: die Wiederkunft Christi in der Zukunft, die Entdrückung und dann seine Wiederkunft in Herrlichkeit.
In Vers 31 wird das Tor Mifkat erwähnt. Das Mifkat-Tor war nur einige Meter vom Osttor entfernt. Man muss sich das gut vorstellen: Das Osttor befand sich in der Mauer des 500-Ellen-Quadrats. Bis etwas nördlich vom Osttor gab es von Süden her die Stadtmauer, die nur wenige Meter entfernt verlief. Es war eine Doppelmauer entlang der Ostmauer des Tempels, die sich dann mit der Tempelmauer unmittelbar nach dem Osttor vereinigte. Danach war die Tempelmauer identisch mit der Stadtmauer.
Das Tor Mifkat konnte in dieser vorgelagerten Stadtmauer einige Meter südlicher als das Osttor lokalisiert werden. „Mifkat“ heißt Vergeltung. Es ist das Tor der Vergeltung oder der Belohnung. Woher kommt wohl der Name?
Am großen Versöhnungstag, am Jom Kippur, führte man den Sündenbock aus dem Tempelareal hinaus durchs Goldene Tor, also durchs Osttor. Dann ging man mit ihm die Treppe hinunter und durch das Tor Mifkat hinaus. Früher gab es eine Brücke, die ins Kidrontal hinabführte und dann wieder hinauf zum Ölberg. Von dort aus trieb man den Sündenbock in die jüdische Wüste hinaus, damit er die Schuld Israels auf Nimmerwiedersehen wegtrug.
Jährlich ging der Sündenbock also durch das Tor Mifkat hinaus, durch das Tor der Vergeltung. Israel erlebte so jedes Jahr neu: Es gibt Vergebung, aber dazu muss ein unschuldiger Stellvertreter aus dem Tempel- und Stadttor hinausgehen und unsere Schuld stellvertretend wegtragen.
So geschah es dann: Der Herr Jesus wurde durch den Sanhedrin im Tempelbezirk verurteilt, durch Kajaphas. Dann wurde er aus dem Tempel hinausgeführt, durchs Tempeltor hinaus, aus dem 500-Ellen-Quadrat oder Tempelbezirk hinaus – so muss man sagen, denn der Tempel war erweitert – und dann aus dem Stadttor hinaus, um auf Golgatha zu sterben.
Das Tor der Vergeltung oder auch der Belohnung – man kann es auch so übersetzen – steht dafür, dass die Erlösten am Ende unseres Lebens einmal vor den Richterstuhl Christi gestellt werden müssen.
In 2. Korinther 5,10 heißt es: „Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder empfange, was er in dem Leib getan hat, es sei gut oder böse.“ Ich lese auch Vers 9 dazu: „Deshalb bemühen wir uns auch, ob wir daheim sind oder unterwegs, ihm wohlgefällig zu sein.“
Jeder Erlöste muss also einmal vor dem Richterstuhl Christi stehen. Dann wird das ganze Leben im Licht Gottes beleuchtet, und alles, was der Erlöste im Glauben und in der Abhängigkeit von seinem Herrn, geleitet durch den Heiligen Geist, getan hat, wird belohnt werden.
Es ist klar: Um errettet zu werden, brauchen wir keine guten Werke – hundert Prozent Gnade. Aber um eine Belohnung als Erlöster zu bekommen, müssen wir ab der Bekehrung gute Werke tun. Das ist die Lehre des Neuen Testaments: Für die Errettung keine Werke, können auch nicht sein; für die Belohnung braucht es sehr wohl Werke. Das wird hier vorgestellt.
Dies ist eigentlich der zehnte Punkt in Nehemia 3, der letzte. Am Ende unseres Laufs werden wir vor dem Richterstuhl Christi gestellt und dann kommt die Belohnung.
In 1. Korinther 4,5 heißt es: „Urteilt nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Ratschläge der Herzen offenbaren wird. Dann wird jedem sein Lob von Gott zuteilwerden.“
Vor dem Richterstuhl Christi werden also nicht nur große Taten bewertet, sondern auch die Gedankenwelt kommt ans Licht. Das könnte Angst machen, aber der Vers stellt es positiv dar: Das Verborgene in der Finsternis des Herzens wird ans Licht kommen, die Ratschläge der Herzen werden offenbar, und dann wird jeder Lob von Gott erhalten.
Sogar das, was wir uns vorgenommen haben, ohne es zu realisieren, kann zum Lob vor dem Richterstuhl Christi führen. Die Gedankenwelt ist also eingeschlossen.
So betet David in Psalm 19 am Schluss: „Lass das Sinnen meines Herzens und das Reden meines Mundes wohlgefällig sein vor dir, mein Fels und mein Erlöser.“
Im Text folgt dann nochmals die Erwähnung des Schaftores. Nun sind wir rundherum. So wird es sein, wenn der Erlöste einmal in Herrlichkeit sein wird. Nach Offenbarung 5 fallen die Erlösten nieder vor dem Lamm und beten den Erlöser an, denn die ganze Erlösung ist sein Werk.
Wir haben also einen Rückblick, und der Kreis ist geschlossen. Es ist erstaunlich, diese einzigartige Gesamtschau von Jerusalem in der Bibel und die typologische Bedeutung der einzelnen Stationen.
Nun haben wir noch ein paar Minuten für verschiedene andere Punkte, indem wir einen kurzen Gang durch die Kapitel des Nehemia-Buches machen.
Wir haben schon von Kapitel 1 gesprochen. Es wird genau datiert: Monat Kislev im zwanzigsten Jahr des Artaxerxes. Merkt man etwas? Das ist das gleiche Jahr wie März/April, Kapitel 2, Vers 1. Hier merkt man, dass das Jahr ab dem Herbst gerechnet wird.
Im Nahen Osten gab es nämlich zwei verschiedene Zählungen: eine ab dem Frühjahr, astronomisch die Tag-Nacht-Gleiche, und eine ab dem Herbst, ebenfalls Tag-Nacht-Gleiche. Im Nehemia-Buch wird mit dem Herbst gerechnet.
Das ist frappant, weil die Perser damals die Rechnung ab dem Frühjahr machten. Nehemia, obwohl er im Ausland lebte, rechnete nach einem anderen Kalender. Er war so verbunden mit seinem Volk im Land, dass er nicht einfach nach dem Kalender im Ausland ging.
Das war also November/Dezember, als die schlechte Nachricht kam. Das trieb Nehemia ins Gebet, wie wir gesehen haben. Die Antwort Gottes kam nicht sofort, sondern erst nach einigen Monaten. Er wartete bis März/April, also vier Monate nach dem Gebet. Dann öffnete Gott die Tür: Der Perserkönig gab Nehemia die Erlaubnis, Jerusalem wieder aufzubauen. Nehemia ging hin und motivierte die Juden dort (Kapitel 2, Vers 17).
In Kapitel 3 kam es zum Bau der Tore und Mauern, wie wir eben gesehen haben. Kapitel 4 beschreibt den Spott der Feinde und Nehemias Reaktion: Er geht ins Gebet (Verse 4–5), und in Vers 6 heißt es: „Aber wir bauten weiter.“ Dieses Wörtchen „aber“ ist wunderbar.
Ja, die Spotter beteten, aber wir bauten weiter. Dieses göttliche „aber“ ist eine ganz wichtige Sache in unserem Leben. Es gibt auch ein teuflisches „aber“. Nach dem Paradiesbericht in 1. Mose 3 heißt es: „Die Schlange aber war listiger als alle Getiere des Feldes.“ Das ist das teuflische „aber“.
Ein göttliches „aber“ finden wir in Epheser 2: Dort wird beschrieben, wie der Mensch in der Sünde gefangen ist, und dann heißt es in Vers 4: „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit wegen seiner vielen Liebe, mit der er uns geliebt hat.“ Gott aber – kleine Wörter sind ganz wichtig in der Bibel.
Ich hatte mal eine Auseinandersetzung mit einem liberalen Pfarrer über die Inspiration der Bibel. Er meinte, man müsse nicht glauben, dass jedes Wort inspiriert sei. Kleine Wörter, da könne man nicht sagen, das sei von Gott inspiriert. Aber so ein kleines Wort – „aber“ – „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit“ – das macht die ganze Wende aus.
In Nehemia heißt es: „Aber wir bauten weiter.“ Nach Fortschritt gibt es keinen Spott mehr, sondern Zorn und Verschwörung zum Krieg (Verse 7, 8 und 11). Die Reaktion ist Gebet, Wachen und Ermutigung (Verse 9 bis 14).
Es gibt allerdings Gefahren von innen, wie Erschlaffen und Entmutigung (Verse 10 bis 13). Aber Gott wirkt, und die Verschwörung wird aufgedeckt gegen die Juden (Vers 15).
Dann wird eine wunderbare Strategie entwickelt: die Kombination von Bauen und Kampfbereitschaft. In der einen Hand quasi das Werkzeug, in der anderen Hand die Waffe. Eine sehr interessante Kombination: Positiv bauen, aber auch bereit sein, den Feind abzuwehren, der Gottes Werk zerstören will.
Kapitel 5 beschreibt soziale Spannungen zwischen Arm und Reich wegen Zinsbüchern. Die Lösung ist Zins- und Schulderlass. Nehemia ist sogar bereit, auf die Landpflegersteuern zu verzichten. Er geht mit dem großen Vorbild voran und zeigt, dass Geldgier das Glaubensleben gefährdet und die Arbeit zerstört.
So wird durch Zins- und Schulderlass eine Lösung geschaffen. Das sind Gefahren von innen.
Kapitel 6 beschreibt Störungsversuche der Feinde (Verse 1 bis 9) von außen. Die Reaktion ist ein Stoßgebet Nehemias (Vers 9).
Dann kommt eine interessante Sache: Nehemia wird durch Falschprophetie versucht (Verse 10 bis 13): „Und ich kam in das Haus Shemajas, des Sohnes Delajas, des Sohnes Mehedabels, der sich eingeschlossen hatte, und er sprach: ‚Lass uns im Haus Gottes im Innern des Tempels zusammenkommen und die Türen des Tempels verschließen, denn sie werden kommen, dich zu ermorden, und zwar bei Nacht.‘“
Nehemia antwortete: „Ein Mann wie ich sollte fliehen? Wie könnte ich als Nichtpriester in den Tempel hineingehen und am Leben bleiben? Ich will nicht hineingehen.“ So versuchte jemand aus dem Volk Gottes, ihm Angst zu machen. Er sagte, er müsse auf Nummer sicher gehen, man wolle ihn ermorden, und er könne sich im Tempel einschließen, obwohl Nehemia als Nichtpriester keinen Zugang hatte.
Nehemia erkannte, dass dieser Mann nicht von Gott gesandt war, sondern dass diese Weissagung gegen ihn gerichtet war. Tobija und Sanballat hatten ihn dafür bezahlt. Es war ein Geldkomplott und Falschprophetie. Nehemia hörte nicht darauf.
Darum war er gedungen, damit Nehemia sich fürchte, sündige und man ein böses Gerücht gegen ihn hätte. Die Reaktion war wieder ein Gebet: „Gedenke, mein Gott, Tobija und Sanballat nach ihren Werken und auch der Prophetin Noadja und den übrigen Propheten, die mich in Furcht setzen wollten.“
Das Problem der Falschprophetie ist nicht neu; Nehemia hatte es schon. Er merkte, dass diese Prophezeiungen nicht von Gott kamen und hörte nicht darauf.
Erst Johannes schreibt in 1. Johannes 4,1: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind.“ Geistesunterscheidung ist die Reaktion (Vers 12) und Gebet (Vers 14).
Schließlich kommt es zur Vollendung der Mauer (Vers 15): „Die Mauer wurde vollendet am fünfundzwanzigsten des Elul, in zweiundfünfzig Tagen. Als alle unsere Feinde es hörten, fürchteten sich alle Nationen rings um uns, und sie sanken sehr in ihren Augen. Sie erkannten, dass dieses Werk von unserem Gott ausgeführt worden war.“
Nehemia war ein gottesfürchtiger Politiker, der überall Gott die Ehre gab. Ich war enttäuscht von der Staatsgründungsfeier dieses Jahres in Israel. Sowohl der Ministerpräsident als auch der Staatspräsident lobten die Leistungen der Juden in allen Tönen, was kulturell und wissenschaftlich erreicht wurde. Aber ich vermisste die Berufung auf Gott, der 55 Jahre seine Hand über den Staat Israel gehalten hatte, damit er nicht zerstört wurde.
Das wäre die Gelegenheit gewesen zu sagen: Nicht wir haben es geschafft, sondern die gute Hand Gottes war offensichtlich über dem Volk – nicht, weil es so ein gutes Volk ist, sondern weil Gott seine Verheißungen an Abraham, Isaak und Jakob auch in der Endzeit wahrmachen will.
Doch Nehemia als Staatsoberhaupt des halbautonomen Judenstaates schrieb: „Sie erkannten, dass dieses Werk von unserem Gott ausgeführt worden war.“ Er hätte sagen können: Menschlich habe ich Leute ermutigt, und wir haben architektonisch, militärisch und politisch Großartiges geschafft. Jerusalem ist gesichert, die Jerusalemfrage ist mit einer Mauer gelöst.
Nein, er erkannte, dass das Werk von Gott ausgeführt war. Es ist ein Unterschied, dass man bei israelischen Politikern oft die Berufung auf Gott und sein Wort hören kann, und dass man sich wünscht, es gäbe solche Leute auch in Europa, die den Mut hätten, auch in Staatsführung, sozialen und militärischen Problemen die Berufung auf den Gott zu tun, der allein über allem steht und Lösungen geben kann.
Europa enttäuscht durch seine Gottlosigkeit. In Amerika ist es anders, weil die liberale Theologie erst später in die Gesellschaft kam als bei uns. Diese Infiltration fand erst im 20. Jahrhundert statt, während Europa das schon früher kannte. Darum findet man in Amerika noch mehr Gottesfurcht als bei uns.
Natürlich gibt es auch viel Finsternis, und Satanismus ist in Amerika führend. Aber man kann Amerika nur verstehen, wenn man sieht, wie es entstanden ist: Gottesfürchtige Puritaner, die in Europa verfolgt wurden, gingen hinüber und brachten ihre Gottesfurcht sowie Staatsverfassung mit. Gleichzeitig kamen viele Kriminelle aus Europa, die ein neues Leben begannen. Amerika ist ein Land von gottesfürchtigen Leuten und Kriminellen – eine Doppelgesichtigkeit. Ohne das zu sehen, versteht man dieses Land nicht.
Ich freue mich, dass von Gottesfurcht mehr übrig geblieben ist als im alten Europa. Das als kleiner Exkurs ausgehend von Nehemia 6,16.
Die Meinung, Gott habe nichts in der Politik zu suchen, ist vorherrschend, aber falsch.
Nun zu Kapitel 6, Verse 17-19: Dort finden wir, wie Juden sich mit den Feinden verbünden. Das ist tragisch. Es gibt von den Feinden außen Verbündete in der Stadt oder unter dem Volk, besser gesagt.
Das ist tragisch, aber wir finden das auch heute unter bibeltreuen Christen zuhauf. Es gibt unter ihnen solche, die sich mit den Feinden verbünden. Die Bibelkritik dringt immer mehr in evangelikale Gemeinden ein – eine Verbündung mit den Feinden.
In der reformierten und katholischen Kirche hat die liberale Theologie längst Einlass gefunden, und jetzt kommt sie mit etwas Verspätung auch bei den Evangelikalen.
Kapitel 7 enthält Vorschriften für die Torhüter und Vorsichtsmaßnahmen zur sicheren Überprüfung der Ein- und Ausgehenden. Ich lese Verse 1 bis 3:
„Es geschah, als die Mauer gebaut war, dass ich die Türflügel einsetzte, und die Torhüter, Sänger und Leviten wurden bestellt. Ich beorderte meinen Bruder Hanani und Hanania, den Obersten der Burg – das ist das 500-Ellen-Quadrat –, denn er war ein sehr treuer Mann und gottesfürchtig vor vielen. Ich sprach zu ihnen: Die Tore Jerusalems sollen nicht eher geöffnet werden, als bis die Sonne heiß scheint. Und während sie noch da stehen, soll man die Türflügel zumachen und verschließen. Ihr sollt Wachen aus den Bewohnern Jerusalems aufstellen, den einen auf seine Wache und den anderen vor sein Haus.“
Jerusalem wird hier gesichert. Die Stadtmauern sind ein Schutz, aber auch eine große Einladung. Die zwölf Tore sprechen davon: Hier ist die Stadt Gottes, die die Menschen einlädt. In allen Himmelsrichtungen gibt es Tore, so wie das neue Jerusalem in allen vier Himmelsrichtungen Tore hat.
Die Gemeinde, die Kirche Gottes, hat die Sicht auf die ganze Welt, auf die Mission der ganzen Welt. Aber es braucht Türen, die geschlossen werden können, damit das Böse, das Unreine, nicht in Gottes Haus eindringt.
Darum ordnete Nehemia an, die Türen erst zu schließen, wenn das Licht ganz klar ist. Keine zweideutigen Leute sollen sich hineinschleichen können.
Neutestamentlich lesen wir im Judasbrief, Vers 4: „Denn gewisse Menschen haben sich eingeschlichen, die schon längst zu diesem Gericht zuvor aufgezeichnet waren, gottlose Menschen, welche die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren und unseren alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus verleugnen.“
In Galater 2, Vers 4 heißt es: „Es war aber wegen der eingeschlichenen falschen Brüder, die sich eingeschlichen hatten, um unsere Freiheit auszukundschaften, die wir in Christus Jesus haben, damit sie uns in Knechtschaft bringen.“
Apostelgeschichte 20, Vers 29: „Denn ich weiß dieses, dass nach meinem Abschied verderbliche Wölfe zu euch hineinkommen werden, die der Herde nicht schonen. Aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her.“
Darum wacht und gedenkt, wie Paulus drei Jahre lang Nacht und Tag gewacht hat. Wölfe kommen von außen, um die Herde zu zerstören.
Neutestamentlich wird immer wieder die Gefahr gezeigt, wie Leute ins Volk Gottes eindringen, die Gottes Werk zerstören wollen. Das zeigt die Notwendigkeit des Wächterdienstes, alttestamentlich und neutestamentlich.
Als Paulus sich der Gemeinde in Jerusalem anschließen wollte (Apostelgeschichte 9), glaubten sie ihm zunächst nicht, dass er ein Jünger sei. Erst als Barnabas ihn nahm und bezeugte, wie Paulus zur Bekehrung gekommen war, war alles klar.
Paulus sagt in 2. Korinther 3, brauchen wir immer noch Empfehlungsbriefe? Sie waren bekannt in Korinth und bauten die Gemeinde dort auf. Aber er fragt, ob sie solche Briefe brauchen wie andere.
Die Gemeinde sicherte sich also auch in der Frühzeit durch Empfehlungsbriefe ab. Wenn jemand zum Beispiel von Ephesus nach Korinth gehen wollte, bekam er von der Gemeinde einen Brief, der bezeugte, dass er ein echter Gläubiger ist, der keine Irrlehre bringt und nicht unmoralisch lebt. So konnte er aufgenommen werden.
In Apostelgeschichte 18, Vers 27 lesen wir, dass Apollos, der in Ephesus war, nach Achaia reisen wollte. Die Brüder schrieben den Jüngern und ermahnten sie, ihn aufzunehmen. Er kam also nicht einfach und sagte: „Hallo, ich bin Apollos und ein toller Bibellehrer.“ Nein, er hatte einen Empfehlungsbrief.
Das war eine Absicherung, wenn auch keine hundertprozentige. Paulus sagt, es gab ja auch eingeschlichene falsche Brüder. Es geht darum, vorsichtig zu sein und Sorgfalt anzuwenden, nicht einfach alle teilnehmen zu lassen.
An einem Ort wurde gesagt, alle Gläubigen könnten teilnehmen. Dort nahm ein Moslem teil, der sich als gläubig ausgab.
In Kapitel 7 finden wir nochmals die Liste der Volkszählung, der Rückkehrenden, entsprechend Ezra 2. Darüber haben wir im Buch Ezra schon gesprochen, daher gehe ich schneller weiter.
Nun kommt Kapitel 8: Die Volksversammlung vor dem Wassertor, die wir schon gelesen haben. Das war am Neujahrstag im Herbst, dem ersten Tag des siebten Monats (Kapitel 8,1-2). Im Judentum ist das Rosh Haschanah, Neujahr.
Im Judentum gibt es zwei Zählungen: eine ab dem Frühjahr und eine ab dem Herbst. Die Neujahrsfeier ist besonders im Herbst am ersten Tag.
Ich muss erklären: Die Zählung ab dem Herbst ist die Zählung ab der Schöpfung, die Zählung ab dem Frühjahr ist die Zählung ab dem Auszug aus Ägypten. Das jüdische Volk hat also zwei verschiedene Kalender: den Schöpfungskalender und den Erlösungskalender.
Das ist wichtig, denn man muss von Gott erschaffen worden sein, um eine Wiedergeburt durch Bekehrung erleben zu können: Schöpfung und Erlösung.
1. Mose 1 spielt im Herbst. Die Welt begann im Herbst, nicht im Frühjahr.
So haben wir die Bibel gelesen. Das ist eine ganz andere Möglichkeit, Neujahr zu feiern.
Dieses Vorlesen war verbunden mit Bibelerklärung, wie wir gesehen haben. Die Reaktion war Buße (Vers 9).
Es gibt später noch eine Speziallektüre für die Führer des Volkes (Vers 13). Dort entdeckten sie neu, dass sie im siebten Monat das Laubhüttenfest feiern müssen.
Sobald sie aus der Bibel hören, dass Gott dieses Fest wünscht, setzen sie es gleich um. Sie sind also nicht nur Hörer, sondern auch Täter des Wortes – eine ganz wichtige Sache.
In Vers 18 wird weitergesprochen, wie man täglich in der Bibel vorlas, was in Kapitel 9 zu einem nationalen Bußtag führt. Man sondert sich vom Bösen ab. Dort finden wir ein bewegendes Gebet in den Versen 5 bis 37, in dem die ganze Geschichte Israels aufgerollt wird und gezeigt wird, wie Gott durch die Geschichte hindurch gewirkt hat.
Das ist nicht der Gott der Deisten, sondern der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der in der Geschichte eingreift.
Kapitel 10 führt zu einem Bund mit Gott. Das Volk verpflichtet sich neu zu Treue gegenüber Gott und seinem Wort.
In Kapitel 11 werden die Bewohner Jerusalems durch das Los bestimmt. Die Stadt ist fertig. Wer soll in ihr wohnen? Das wird durch göttlich geführtes Los entschieden. Es folgt ein Verzeichnis der Jerusalemiten und der Judäer, die rund um Jerusalem wohnen.
Kapitel 12 bringt ein Verzeichnis der Priester. Dann folgt die Einweihung der Stadtmauern mit Dankchören und Orchester. Zwei Orchester und ein Doppelchor, begleitet vom Orchester, ziehen auf den Stadtmauern einher – musikalisch eine großartige Sache.
So wird die Mauer eingeweiht. Dann wird berichtet, dass die Versorgung der Priester funktioniert, weil man sich an die biblischen Anweisungen hält.
Kapitel 13 berichtet über eine erneute Toralesung, die erneut zur Absonderung vom Bösen führt.
Dieses Kapitel spricht dann über die Rückkehr Nehemias nach einem längeren Unterbruch. Nehemia räumt radikal mit Missständen unter dem Volk Gottes auf.
Das Buch endet mit einem Stoßgebet: „Gedenke es mir, mein Gott zum Guten.“ So wird Nehemia als Mann des Stoßgebets vorgestellt – ein Mann in fester Verbindung mit Gott, der das Volk Gottes motivieren konnte.
Sind wir am Ende? Ja, es ist fünf Uhr.
Das Osttor und die Perspektive der Wiederkunft Christi
Und dann kommt das Osttor, Vers 29, das wir archäologisch wunderbar lokalisieren können. Es liegt genau im heutigen Goldenen Tor, dem zugemauerten Tor an der Ostseite der Mauerlinie des einstigen 500 Ellen-Quadrats.
Der Bau des verschlossenen Goldenen Tors geht wohl auf die frühislamische Zeit zurück. Innerhalb dieses Torgebäudes hat man zwei Steintorpfosten entdeckt. Der eine ist 4,5 Meter hoch, der andere etwa 3,5 Meter. Diese markieren das originale Osttor, das mindestens aus der Zeit von Nehemia stammt, wenn nicht sogar noch früher.
So haben wir also das Osttor, Vers 29, das hinüberschaut zum Ölberg, über dessen Kuppe die Sonne aufgeht. In der Bibel wird der Herr Jesus, wenn er wiederkommen wird, mit der Sonne verglichen. Zum Beispiel heißt es in Maleachi, dem letzten Kapitel der Bibel, im Zusammenhang mit dem Tag des Herrn, Vers 4 (bei manchen Zählungen Kapitel 3, Vers 19):
„Aber auch euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln, und ihr werdet ausziehen und hüpfen wie Mastkälber, und ihr werdet die Gesetzlosen zertreten usw. Euch wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen.“
Die Wiederkunft Christi auf dem Ölberg, Vers 14,4, wird hier also mit dem Aufgang der Sonne verglichen.
Übrigens heißt Osttor auf Hebräisch „Misrach“, was „Aufgang“ bedeutet. Es ist also der Ort des Aufgangs, und darin steckt der Gedanke des Sonnenaufgangs.
Das ist letztlich die Perspektive für den Gläubigen: die Wiederkunft Christi in der Zukunft, die Entrückung und dann auch seine Wiederkunft in Herrlichkeit.
Das Mifkat-Tor als Tor der Vergeltung und die stellvertretende Vergebung
In Vers 31 wird das Tor Mifkat erwähnt. Das Mifkat-Tor lag nur wenige Meter vom Osttor entfernt. Man muss sich das so vorstellen: Das Osttor befand sich in der Mauer des 500 Ellen Quadrats. Bis etwas nördlich vom Osttor verlief von Süden her die Stadtmauer. Diese lief entlang mit nur wenigen Metern Abstand. Es handelte sich um eine Doppelmauer entlang der Ostmauer des Tempels, die sich dann unmittelbar nach dem Osttor mit der Tempelmauer vereinigte. Ab diesem Punkt war die Tempelmauer identisch mit der Stadtmauer.
Das Tor Mifkat konnte man in dieser vorgelagerten Stadtmauer lokalisieren, einige Meter südlich des Osttors. Mifkat bedeutet „Vergeltung“. Es ist das Tor der Vergeltung oder der Belohnung. Woher kommt wohl der Name?
Am großen Versöhnungstag, am Jom Kippur, führte man den Sündenbock aus dem Tempelareal hinaus durch das goldene Tor, also durch das Osttor. Dann ging man mit ihm die Treppe hinunter und durch das Tor Mifkat hinaus. Früher gab es eine Brücke, die ins Kitteruntal hinabführte und dann wieder hinauf zum Ölberg. Von dort aus trieb man den Sündenbock in die jüdische Wüste hinaus, damit er die Schuld Israels auf Nimmerwiedersehen trug.
Jährlich ging der Sündenbock also durch das Tor Mifkat hinaus – durch das Tor der Vergeltung. Israel erlebte so jedes Jahr aufs Neue: Es gibt Vergebung. Doch dazu muss ein unschuldiger Stellvertreter aus dem Tempel- und Stadttor hinausgehen und stellvertretend die Schuld tragen.
So ist es dann gekommen: Der Herr Jesus wurde durch den Sanhedrin im Tempelbezirk verurteilt, durch Kajafas. Dann wurde er aus dem Tempel hinausgeführt – durch das Tempeltor, aus dem 500 Ellen Quadrat oder besser gesagt aus dem Tempelbezirk hinaus. Anschließend wurde er durch das Stadttor hinausgeführt, um auf Golgatha zu sterben.
Das Tor der Vergeltung oder auch der Belohnung – man kann es auch so übersetzen – symbolisiert, dass die Erlösten am Ende unseres Lebens einmal vor den Richterstuhl Christi gestellt werden müssen.
In 2. Korinther 5,10 heißt es dazu: „Deshalb beeifern wir uns auch, ob einheimisch oder ausheimisch, ihm wohlgefällig zu sein. Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus geoffenbart werden, damit jeder empfange, was er im Leib getan hat, es sei gut oder böse.“
Jeder Erlöste muss also einmal vor dem Richterstuhl Christi erscheinen. Dann wird das ganze Leben im Licht Gottes beleuchtet. Alles, was der Erlöste im Glauben und in der Abhängigkeit von seinem Herrn getan hat, geleitet durch den Heiligen Geist, wird mit einer Belohnung bedacht.
Es ist klar: Um errettet zu werden, brauchen wir keine guten Werke – hundertprozentig Gnade genügt. Aber um als Erlöster eine Belohnung zu erhalten, müssen wir ab der Bekehrung gute Werke tun. Das ist die Lehre des Neuen Testaments: Für die Errettung sind keine Werke nötig, ja, sie können auch nicht retten. Für die Belohnung hingegen sind gute Werke notwendig. Das wird hier dargestellt.
Dies ist eigentlich der zehnte Punkt in Hämia 3, der letzte: Wir werden am Ende unseres Lebens vor dem Richterstuhl Christi gestellt werden, und dann folgt die Belohnung.
In 1. Korinther 4,5 steht: „So urteilt nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, welcher auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Ratschläge der Herzen offenbaren wird. Und dann wird einem jeden sein Lob von Gott zuteil.“
Vor dem Richterstuhl Christi werden also nicht nur große Taten beurteilt, sondern auch die Gedankenwelt wird ans Licht kommen. Das könnte uns Angst machen, doch der Vers stellt es ganz positiv dar: Verborgenes im Dunkeln des Herzens wird offenbar, die Ratschläge der Herzen werden offenbart, und dann wird jeder Lob von Gott empfangen.
Selbst das, was wir uns vorgenommen haben, ohne es zu realisieren, kann zum Lob vor dem Richterstuhl Christi führen. Also sind sogar die Gedanken eingeschlossen.
So betet David am Schluss von Psalm 19: „Lass das Sinnen meines Herzens und das Reden meines Mundes wohlgefällig sein vor dir, mein Fels und mein Erlöser.“
Abschluss der typologischen Betrachtung und Überblick über das Buch Nehemiah
Und dann wird im Text nochmals die Erwähnung des Schaftures gemacht. Damit sind wir rundherum.
Ja, so wird es sein: Wenn der Erlöste einmal in der Herrlichkeit sein wird, dann wird er nach der Offenbarung das Lamm Gottes sehen. In Offenbarung 5 fallen die Erlösten nieder vor dem Lamm und beten den Erlöser an, denn die ganze Erlösung ist sein Werk.
Hier haben wir also den Rückblick, und der Kreis ist geschlossen. Es ist wirklich erstaunlich, diese einzigartige Gesamtschau von Jerusalem in der Bibel und die typologische Bedeutung der einzelnen Stationen.
Nun haben wir noch ein paar Minuten, um verschiedene andere Punkte zu besprechen. Dazu machen wir einen kurzen Gang durch die Kapitel des Buches Nehemia.
Historische und kalendarische Einordnung von Nehemiah
Wir haben schon über Kapitel 1 gesprochen. Es wird genau datiert auf den Monat Kislev im zwanzigsten Jahr des Artaxerxes. Man merkt, dass es das gleiche Jahr ist wie in Kapitel 2, Vers 1, das heißt März oder April. Daraus erkennt man, dass hier das Jahr ab dem Herbst gerechnet wird.
Im Nahen Osten gab es nämlich zwei verschiedene Zählungen: eine Zählung ab dem Frühjahr, astronomisch an der Tag-Nacht-Gleiche, und eine andere Zählung ab dem Herbst, ebenfalls an der Tag-Nacht-Gleiche. Hier wird klar, dass im Buch Nehemia mit dem Herbst gerechnet wird.
Das ist noch frappanter, weil die Perser damals die Jahresrechnung ab dem Frühjahr hatten. Nehemia, obwohl er im Ausland lebte, rechnete also nach einem anderen Kalender. Er war so eng mit seinem Volk im Land verbunden, dass er nicht einfach den Kalender des Auslands übernahm.
Gut, das war im November oder Dezember, als die schlechte Nachricht kam. Das trieb Nehemia ins Gebet, wie wir schon gesehen haben. Dann dauerte es noch einige Monate, bis die Antwort Gottes kam. Sie kam nicht sofort.
Er wartete bis März oder April, also vier Monate nach dem Gebet. Da öffnete Gott die Tür: Der Perserkönig gab Nehemia die Erlaubnis, Jerusalem wieder aufzubauen. Nehemia ging hin und motivierte die Juden dort (Kapitel 2, Vers 17).
In Kapitel 3 kommt es zum Bau der Tore und Mauern, das haben wir eben gesehen. Im Kapitel 4 finden wir den Spott der Feinde und die Reaktion Nehemias. Er geht ins Gebet (Verse 4–5). In Vers 6 sagt er: „Aber wir bauten weiter.“ Dieses Wörtchen „aber“ ist so wunderbar.
Ja, die Spotter spotteten, aber wir bauten weiter. Dieses göttliche „aber“ ist eine ganz wichtige Sache in unserem Leben. Es gibt aber auch ein teuflisches „aber“.
Nach dem Paradiesbericht, 1. Mose 3, heißt es: „Die Schlange aber war listiger als alle Getiere des Feldes.“ Das ist das teuflische „aber“, die Schlange aber.
Ein göttliches „aber“ finden wir in Epheser 2. Dort wird beschrieben, wie der Mensch in der Sünde gefangen ist. Dann heißt es in Epheser 2, Vers 4: „Und von Natur waren wir Kinder des Zorns, wie auch die übrigen. Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat.“ Gott aber.
Also kleine Wörter sind ganz wichtig in der Bibel. Ich hatte einmal eine Auseinandersetzung mit einem liberalen Pfarrer über die Inspiration der Bibel. Er sagte, man müsse nicht glauben, dass jedes Wort inspiriert sei. Kleine Wörter könne man nicht als von Gott inspiriert ansehen.
Aber so ein kleines Wort wie „aber“ – „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit“ – das macht die ganze Wende aus. Und in Nehemia: „Aber wir bauten weiter.“
Nach dem Fortschritt gibt es keinen Spott mehr, aber Zorn und Verschwörung zum Krieg (Verse 7–8 und 11). Die Reaktion ist Gebet, Wachen und Ermutigung (Verse 9–14).
Es gibt allerdings auch Gefahren von innen, nämlich Erschlaffen und Entmutigung (Verse 10–13). Aber Gott wirkt, und die Verschwörung wird aufgedeckt gegen die Juden (Vers 15).
Dann wird eine wunderbare Strategie entwickelt: eine Kombination aus Bauen und Kampfbereitschaft. In der einen Hand quasi das Werkzeug, in der anderen Hand die Waffe. Eine sehr interessante Kombination.
Positiv bauen, aber auch bereit sein, den Feind abzuwehren, der Gottes Werk zerstören will.
In Kapitel 5 kommt es zu sozialen Spannungen zwischen Arm und Reich wegen Zinsforderungen. Die Lösung ist dann Zins- und Schuldenerlass. Nehemia ist sogar bereit, auf die Landpflegersteuern zu verzichten. Er geht also mit dem großen Vorbild voran und zeigt, dass Geldprobleme das Glaubensleben gefährden können. Wenn es auf dem Gebiet des Geldes Probleme gibt, wird die Arbeit kaputtgemacht.
So wird durch Zins- und Schuldenerlass eine Lösung geschaffen. Das sind Gefahren von innen.
In Kapitel 6 haben wir Störungsversuche der Feinde von außen (Verse 1–9). Die Reaktion ist ein Stoßgebet Nehemias (Vers 9).
Dann kommt eine ganz interessante Sache: Nehemia wird versucht durch Falschprophetie (Kapitel 6, Verse 10–13):
„Und ich kam in das Haus Shemajas, des Sohnes Delajas, des Sohnes Mehedabels, der sich eingeschlossen hatte, und er sprach: ‚Lass uns im Haus Gottes im Innern des Tempels zusammenkommen und die Türen des Tempels verschließen. Denn sie werden kommen, dich zu ermorden, und zwar werden sie bei Nacht kommen, dich zu ermorden.‘ Aber ich sprach: ‚Ein Mann wie ich sollte fliehen? Und wie könnte einer wie ich in den Tempel hineingehen und am Leben bleiben? Ich will nicht hineingehen.‘“
Also versuchte einer aus dem Volk Gottes, ihm Angst zu machen. Er sagte: „Schade, du musst auf Nummer sicher gehen, man will dich ermorden, aber du kannst dich im Tempel einschließen.“ Und zwar dort, wo er als Nichtpriester gar keinen Zugang hatte.
Sie wollten ihn also dazu bringen, sich zu versündigen. Nehemia antwortet: „Ein Mann wie ich sollte fliehen?“ Dabei meint er nicht einen Mann, der so stark wie er ist, sondern einen Mann, der so auf Gott vertraut wie er.
Er sagt: „Ich will nicht hineingehen.“ Und er merkte, dass nicht Gott ihn gesandt hatte, sondern dass diese Weissagung gegen ihn gerichtet war. Tobija und Sanballat hatten ihn gedungen. Da war ein Geldkomplott dahinter, eine Falschprophetie.
Aber wunderbar: Nehemia merkt, dass das nicht von Gott kommt, und hört nicht darauf. Darum war er gedungen, damit er sich fürchtet, sündigt und sie ein böses Gerücht hätten, auf das sie ihn verlästern könnten.
Die Reaktion ist wieder ein Gebet: „Gedenke es, mein Gott, dem Tobija und dem Sanballat nach ihren Werken und auch der Prophetin Noadja und den übrigen Propheten, die mich in Furcht setzen wollten.“
Das Problem der Falschprophetie ist also kein neues Problem. Nehemia hatte es schon. Aber er merkte, dass nicht Gott ihn gesandt hatte.
Erst Johannes 4,1 mahnt: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind.“ Geistesunterscheidung ist die Reaktion (Vers 12) und Gebet (Vers 14).
Schließlich kommt es zur Vollendung der Mauer (Vers 15). Die Mauer wurde vollendet am fünfundzwanzigsten Elul, in zweiundfünfzig Tagen.
„Als alle unsere Feinde es hörten, da fürchteten sich alle Nationen, die rings um uns her waren. Sie sanken sehr in ihren Augen und erkannten, dass dieses Werk von unserem Gott ausgeführt war.“
Das war ein gottesfürchtiger Politiker. Er gab überall Gott die Ehre.
Ich war sehr enttäuscht von der Staatsgründungsfeier dieses Jahres in Israel. Sowohl der Ministerpräsident als auch der Staatspräsident lobten die Leistungen der Juden in allen Tönen, was kulturell und wissenschaftlich erreicht wurde.
Aber ich vermisste die Berufung auf Gott, der 55 Jahre seine Hand über den Staat Israel gehalten hatte, damit er nicht zerstört wurde.
Das wäre doch die Gelegenheit gewesen zu sagen: Nicht wir haben es geschafft, sondern die gute Hand Gottes war offensichtlich über dem Volk. Nicht, weil es so ein gutes Volk ist, sondern weil Gott seine Verheißungen an Abraham, Isaak und Jakob auch in der Endzeit wahrmachen will.
Das wäre der Moment gewesen. Aber hier schreibt ein Hämier als Staatsoberhaupt des halbautonomen Judenstaates: „Sie erkannten, dass dieses Werk von unserem Gott ausgeführt war.“
Er hätte sagen können: Menschlich bin ich gekommen, habe Leute ermutigt, und wir haben wirklich architektonisch, militärisch und politisch eine ganz gewaltige Sache geschafft. Jetzt ist Jerusalem gesichert, die Jerusalem-Frage ist mit einer Mauer gesichert worden.
Nein, er sagt: „Sie erkannten, dass dieses Werk von unserem Gott ausgeführt war.“
Es ist doch ein Unterschied, dass man bei israelischen Politikern so oft die Berufung auf Gott und sein Wort hören kann. Man wünscht sich, es gäbe solche Leute auch in Europa, die den Mut hätten, auch bei Staatsführung, sozialen und militärischen Problemen wirklich die Berufung auf den Gott zu tun, der allein über allem steht und Lösungen geben kann.
Aber Europa enttäuscht durch seine Gottlosigkeit. Das hat alles seine Geschichte.
In Amerika ist es anders, weil die liberale Theologie erst später in die Gesellschaft eingedrungen ist als bei uns. Diese Infiltration fand erst im zwanzigsten Jahrhundert statt, während sie in Europa schon früher begann.
Darum findet man in Amerika noch viel mehr Gottesfurcht bei vielen als bei uns. Natürlich gibt es dort auch viel Finsternis. Der Satanismus ist in Amerika führend.
Aber man kann Amerika nur verstehen, wenn man sieht, wie es entstanden ist. Dort waren gottesfürchtige Puritaner, die in Europa verfolgt wurden. Sie gingen hinüber und brachten ihre Gottesfurcht mit, ebenso die Staatsverfassung.
Dann sind viele Kriminelle aus Europa auch gegangen und haben ein neues Leben begonnen. Amerika ist also ein Staat von gottesfürchtigen Leuten und Kriminellen. Das ist die Doppelgesichtigkeit: ein kriminelles Land und gleichzeitig so viel Gottesfurcht.
Wenn man das nicht sieht, versteht man dieses Land nicht. Ich freue mich trotzdem, dass dort von Gottesfurcht mehr übrig geblieben ist als im alten Europa.
Das war ein kleiner Exkurs, ausgehend von Nehemia 6,16.
Die Meinung, Gott habe nichts in der Politik zu suchen, ist vorherrschend, aber das stimmt nicht.
Nun gehen wir zu Kapitel 6, Verse 17–19. Dort finden wir, wie Juden sich mit den Feinden verbünden. Das ist tragisch.
Von den Feinden von außen gibt es Verbündete in der Stadt oder besser gesagt unter dem Volk. Das ist tragisch, aber auch heute finden wir unter bibeltreuen Christen solche Verbündungen mit den Feinden.
So kommt die Bibelkritik immer mehr in evangelikale Gemeinden hinein. Das ist eine Verbündung mit den Feinden.
In der reformierten Kirche und in der katholischen Kirche hat die liberale Theologie schon längst Einlass gefunden. Jetzt kommt sie mit etwas Verspätung auch bei den Evangelikalen.
Kapitel 7 enthält Vorschriften für die Torhüter und Vorsichtsmaßnahmen zur sicheren Überprüfung der Ein- und Ausgehenden.
Ich lese Verse 1 bis 3:
„Und es geschah, als die Mauer gebaut war, da setzte ich die Türflügel ein, und die Torhüter und die Sänger und die Leviten wurden bestellt. Ich beorderte über Jerusalem meinen Bruder Hanani und Hananja, den Obersten der Burg – das ist das Fünfhundertellenquadrat –, denn er war ein sehr treuer Mann und gottesfürchtig vor vielen.
Ich sprach zu ihnen: ‚Die Tore Jerusalems sollen nicht eher geöffnet werden, als bis die Sonne heiß scheint. Und während sie noch da stehen, soll man die Türflügel zumachen und verschließen.
Ihr sollt Wachen aus den Bewohnern Jerusalems aufstellen, den einen auf seine Wache und den anderen vor sein Haus.‘“
Jerusalem wird hier gesichert. Die Stadtmauern sind ein Schutz, aber es ist auch eine große Einladung da. Die zwölf Tore sprechen davon: Hier ist die Stadt Gottes, die die Menschen einlädt.
In allen Himmelsrichtungen haben wir Tore, so wie das neue Jerusalem in allen vier Himmelsrichtungen Tore hat.
Die Gemeinde, die Kirche Gottes, hat eine Sicht mit Blick auf die ganze Welt, auf die Mission der ganzen Welt.
Aber es braucht Türen, die geschlossen werden können, damit das Böse, das Unreine, nicht in Gottes Haus eindringen kann.
Darum hat Nehemia angeordnet, die Türen erst zu schließen, wenn das Licht ganz klar da ist. So können keine zweideutigen Leute hineinschleichen.
Neutestamentlich lesen wir aus dem Judasbrief, Vers 4:
„Denn gewisse Menschen haben sich nebeneingeschlichen, die schon vorlängst zu diesem Gericht zuvor aufgezeichnet waren, gottlose Menschen, welche die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren und unseren alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus verleugnen.“
Oder Galater 2, Vers 4:
„Es war aber wegen der nebeneingeschlichenen falschen Brüder, die sich eingeschlichen hatten, um unsere Freiheit auszukundschaften, die wir in Christus Jesus haben, damit sie uns in Knechtschaft brächten, denen wir auch nicht eine Stunde durch Unterwürfigkeit nachgegeben haben, auf dass die Wahrheit des Evangeliums bei euch verbliebe.“
In Apostelgeschichte 20, Vers 29 heißt es:
„Denn ich weiß dieses, dass nach meinem Abschied verderbliche Wölfe zu euch hereinkommen werden, die der Herde nicht schonen, und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her.“
Darum wacht und gedenkt, dass sich drei Jahre lang Nacht und Tag und so weiter.
Wölfe kommen von außen herein, um die Herde zu zerstören.
Neutestamentlich wird also immer wieder die Gefahr gezeigt, wie Leute ins Volk Gottes eindringen, die letztlich Gottes Werk zerstören.
Das zeigt die Notwendigkeit des Wächterdienstes, sowohl alttestamentlich als auch neutestamentlich.
Als Paulus sich der Gemeinde in Jerusalem anschließen wollte (Apostelgeschichte 9), nahmen sie ihn zunächst nicht auf. Sie glaubten nicht, dass er ein Jünger sei.
Erst als Barnabas ihn nahm und bezeugen konnte, wie Paulus zur Bekehrung gekommen war, war alles klar.
Paulus sagt in 2. Korinther 3, brauchen wir immer noch Empfehlungsbriefe? Sie waren ja bekannt in Korinth und hatten die Gemeinde dort aufgebaut.
Aber er fragt, ob man Empfehlungsbriefe braucht, wie viele andere das tun.
Die Gemeinde hatte sich also auch in der Frühzeit durch Empfehlungsbriefe abgesichert.
Wenn jemand, zum Beispiel aus Ephesus, nach Korinth gehen wollte, bekam er von der Gemeinde einen Empfehlungsbrief, in dem bestätigt wurde, dass er ein wirklicher Gläubiger ist, der mit dem Herrn lebt, keine Irrlehre bringt und nicht unmoralisch lebt.
So konnte er nach Korinth gehen.
Schauen wir mal in Apostelgeschichte 18, Verse 2 bis 7: Apollos war in der Gemeinde in Ephesus und wollte nach Korinth reisen.
Die Brüder schrieben den Jüngern und ermahnten sie, ihn aufzunehmen.
Er kam also nicht einfach und sagte: „Hallo, ich bin Apollos und ein toller Bibellehrer.“ Nein, er hatte einen Empfehlungsbrief der Gemeinde.
Das war eine Absicherung, auch wenn sie nicht hundertprozentig war. Paulus sagt, es war wegen der nebeneingeschlichenen falschen Brüder.
Das ist keine hundertprozentige Absicherung, aber es geht darum, vorsichtig zu sein und diese Sorgfaltspflicht anzuwenden.
Man sollte nicht einfach sagen, alle können am Abend teilnehmen und das sei deren Sache.
An einem Ort wurde einmal gesagt, alle Gläubigen können teilnehmen. Da nahm ein Moslem teil, der sich als gläubig ausgab.
Gut.
Dann haben wir in Kapitel 7 nochmals die Liste der Volkszählung, die Liste der Rückkehrenden. Das entspricht dem Buch Esra, Kapitel 2. Darüber haben wir im Buch Esra schon ausführlich gesprochen, darum gehe ich hier schneller weiter.
Nun kommt Kapitel 8: Diese Volksversammlung vor dem Wassertor, die wir schon gelesen haben.
Das war übrigens am Neujahrstag im Herbst.
Der siebte Monat ist im Judentum der Neujahrstag (Kapitel 8, Vers 1 und 2).
Am ersten Tag des siebten Monats – im Judentum noch heute Rosh Haschanah, das Neujahrsfest.
Man hat im Judentum zwei Zählungen: die Zählung ab dem Frühjahr und die Zählung ab dem Herbst.
Die Neujahrsfeier ist aber ganz speziell im Herbst, am ersten Tag.
Ich muss erklären: Die Zählung ab dem Herbst ist die Zählung ab der Schöpfung. Die Zählung ab dem Frühjahr ist die Zählung ab dem Auszug aus Ägypten.
Darum hat das jüdische Volk biblisch gesehen zwei verschiedene Kalender: den Schöpfungskalender und den Erlösungskalender.
Das ist wichtig, denn man musste von Gott erschaffen worden sein im Mutterleib, um einmal eine Wiedergeburt durch Bekehrung erleben zu können.
Schöpfung und Erlösung.
In 1. Mose 1 sind wir im Herbst. Die Welt hat im Herbst begonnen, nicht im Frühjahr.
So haben wir also die Bibel gelesen.
Das ist eine ganz andere Möglichkeit, Neujahr zu feiern.
Dieses Vorlesen war verbunden mit Bibelerklärung, wie wir schon gesehen haben.
Die Reaktion darauf ist Busse in Vers 9.
Es gibt später noch eine Speziallektüre für die Führer des Volkes (Vers 13).
Da entdecken sie ganz neu, dass sie in diesem Monat das Laubhüttenfest feiern müssen.
Sobald sie aus der Bibel hören, dass es dieses Fest gibt und Gott möchte, dass sie es feiern, setzen sie es sofort um.
Sie sind also nicht nur Hörer, sondern Täter des Wortes – eine ganz wichtige Sache.
In Vers 18 wird weitergesprochen, wie man täglich in der Bibel vorliest.
Das führt in Kapitel 9 zu einem nationalen Bustag.
Man sondert sich vom Bösen ab.
Dort finden wir ein bewegendes Gebet in den Versen 5 bis 37, in dem die Geschichte Israels noch einmal aufgerollt wird und gezeigt wird, wie Gott durch die ganze Geschichte hindurch gewirkt hat.
Das ist nicht der Gott der Deisten, sondern der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der in der Geschichte eingreift.
Dann führt Kapitel 10 zu einem Bund mit Gott.
Das Volk verpflichtet sich ganz neu zu Treue gegenüber Gott und seinem Wort.
In Kapitel 11 werden die Bewohner Jerusalems durch das Los bestimmt.
Die Stadt ist jetzt fertig. Wer soll in dieser Stadt wohnen? Das wird durch das göttlich geführte Los entschieden.
Darum folgt ein Verzeichnis der Jerusalemiten und danach ein Verzeichnis der Judäer, die rund um Jerusalem wohnen.
Kapitel 12 bringt ein Verzeichnis der Priester.
Dann folgt die Einweihung der Stadtmauern mit Dankchören und Orchester.
Zwei Orchester, ein Doppelchor begleitet von Orchester, ziehen auf den Stadtmauern einher – musikalisch eine ganz tolle Sache.
So wird die Mauer eingeweiht.
Dann wird berichtet, dass die Versorgung der Priester funktioniert, weil man sich nun an die biblischen Anweisungen hält.
Kapitel 13 berichtet über eine erneute Toralesung, die erneut zur Absonderung vom Bösen führt.
Dieses Kapitel spricht über die Rückkehr Nehemias nach einer längeren Unterbrechung.
Er räumt nochmals radikal mit Missständen unter dem Volk Gottes auf.
Das ganze Buch endet mit einem Stoßgebet:
„Gedenke es mir, mein Gott, zum Guten.“
Etwas ganz Spezielles: Nehemia wird als Mann des Stoßgebetes vorgestellt. Darum endet auch sein Buch so – ein Mann, der in fester Verbindung mit Gott war und deshalb das Volk Gottes so motivieren konnte.
Sind wir am Ende? Stimmt, fünf Uhr.
Soziale Spannungen und Lösungen im Volk Gottes
Kapitel 5 beschreibt soziale Spannungen zwischen Arm und Reich, die durch Zinsforderungen entstehen. Die Lösung besteht im Erlass von Zinsen und Schulden. Nehemia ist sogar bereit, auf die Steuern der Landpfleger zu verzichten. Er geht mit gutem Beispiel voran und zeigt, dass es gefährlich wird, wenn das Glaubensleben Probleme auf dem Gebiet des Geldes hat. Das kann die gesamte Arbeit zerstören. Durch Zins- und Schulderlass wird eine Lösung geschaffen. Diese Probleme sind Gefahren, die von innen kommen.
In Kapitel 6 erleben wir Störversuche von Feinden von außen, in den Versen 1 bis 9. Die Reaktion darauf ist ein Stossgebet Nehemias in Vers 9. Dann folgt eine interessante Episode: Nehemia wird durch Falschprophetie versucht (6,10-13).
Nehemia berichtet: „Ich kam in das Haus Shemajas, des Sohnes Delajas, des Sohnes Mehedabels, der sich eingeschlossen hatte. Er sagte: ‘Lass uns im Haus Gottes, im Innern des Tempels, zusammenkommen und die Türen des Tempels verschließen. Denn sie werden kommen, dich zu ermorden, und zwar bei Nacht.’ Aber ich antwortete: ‘Ein Mann wie ich sollte nicht fliehen. Wie könnte ich in den Tempel hineingehen und am Leben bleiben? Ich will nicht hineingehen.’“
Hier versucht ein Mitglied des Volkes Gottes, Nehemia Angst zu machen. Shemaja rät ihm, sich im Tempel zu verstecken, obwohl Nehemia als Nichtpriester dort keinen Zugang hat. Man wollte ihn dazu bringen, sich zu versündigen. Nehemia erwidert, dass ein Mann wie er, der auf Gott vertraut, nicht fliehen sollte. Er merkt, dass diese Weissagung nicht von Gott kommt. Tobija und Sanballat hatten Shemaja beauftragt, um Nehemia zu verunsichern und zu einer Sünde zu verleiten. Dahinter steckte ein Geldkomplott und Falschprophetie.
Nehemia erkennt, dass dies nicht von Gott stammt, und hört nicht darauf. Die Absicht war, dass er sich fürchtet, sündigt und damit ein böses Gerücht entsteht, um ihn zu verleumden. Seine Reaktion ist wieder ein Gebet: „Gedenke meines, mein Gott, an Tobija und Sanballat nach ihren Werken und auch an die Prophetin Noadja und die übrigen Propheten, die mich in Furcht setzen wollten.“
Das Problem der Falschprophetie ist also nicht neu, es hatte schon Nehemia. Er erkannte, dass nicht Gott ihn gesandt hatte. Das erinnert an Johannes 4,1: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind.“ Geistesunterscheidung ist die richtige Reaktion (Vers 12) und Gebet (Vers 14).
Schließlich wird die Mauer vollendet (Vers 15). Die Mauer wurde am 25. Elul in 52 Tagen fertiggestellt. Als alle Feinde davon hörten, fürchteten sich die umliegenden Nationen sehr. Sie sanken in ihren Augen und erkannten, dass dieses Werk von unserem Gott ausgeführt worden war.
Nehemia war ein gottesfürchtiger Politiker, der Gott überall die Ehre gab. Ich war enttäuscht von der Staatsgründungsfeier in Israel in diesem Jahr. Sowohl der Ministerpräsident als auch der Staatspräsident lobten die kulturellen und wissenschaftlichen Leistungen der Juden in allen Tönen. Aber ich vermisste die Berufung auf Gott, der 55 Jahre lang seine Hand über Israel gehalten hatte, damit es nicht zerstört wurde.
Das wäre die Gelegenheit gewesen zu betonen, dass nicht wir es geschafft haben, sondern dass Gottes gute Hand offensichtlich über dem Volk war. Nicht, weil es ein besonders gutes Volk ist, sondern weil Gott seine Verheißungen an Abraham, Isaak und Jakob auch in der Endzeit erfüllen will. Bei Nehemia heißt es: „Sie erkannten, dass dieses Werk von unserem Gott ausgeführt war.“
Es ist ein Unterschied, ob man bei israelischen Politikern die Berufung auf Gott und sein Wort hört – was man sich auch für Europa wünschen würde – oder ob man diese Berufung vermisst. In Europa enttäuscht die Gottlosigkeit oft. In Amerika ist es anders, da kam die liberale Theologie erst später in die Gesellschaft. In Europa geschah das schon früher. Deshalb gibt es in Amerika noch mehr Gottesfurcht, auch wenn dort viel Finsternis herrscht. Satanismus ist in Amerika führend, doch das Land entstand durch gottesfürchtige Puritaner, die in Europa verfolgt wurden und ihre Gottesfurcht mitbrachten. Gleichzeitig kamen viele Kriminelle aus Europa, die dort ein neues Leben begannen. Amerika ist also ein Land mit gottesfürchtigen Menschen und Kriminellen – eine doppelte Realität.
Ich freue mich, dass in Amerika mehr von Gottesfurcht übrig geblieben ist als im alten Europa. Das ist ein kleiner Exkurs ausgehend von Nehemia 6,16. Die vorherrschende Meinung, Gott habe nichts in der Politik zu suchen, ist falsch.
In Kapitel 6, Verse 17-19, lesen wir, wie sich Juden mit den Feinden verbünden. Das ist tragisch. Es gibt Feindesverbündete in der Stadt, besser gesagt unter dem Volk selbst. Dieses Phänomen findet sich auch heute unter bibeltreuen Christen. Manche sind mit den Feinden verbündet. So dringt Bibelkritik immer mehr in evangelikale Gemeinden ein. In der reformierten und katholischen Kirche hat die liberale Theologie längst Einzug gehalten, und nun kommt sie mit Verspätung auch bei den Evangelikalen an.
Kapitel 7 enthält Vorschriften für die Torhüter sowie Vorsichtsmaßnahmen zur sicheren Kontrolle der Ein- und Ausgänge. Ich lese Verse 1 bis 3:
„Als die Mauer gebaut war, setzte ich die Türflügel ein. Die Torhüter, Sänger und Leviten wurden bestellt. Über Jerusalem setzte ich meinen Bruder Hanani und Hananja, den Obersten der Burg, ein. Er war ein sehr treuer Mann und vor vielen gottesfürchtig. Ich sprach zu ihnen: ‚Die Tore Jerusalems sollen nicht eher geöffnet werden, als bis die Sonne heiß scheint. Und während sie noch da stehen, sollen die Türflügel zugemacht und verschlossen werden. Ihr sollt Wachen aus den Bewohnern Jerusalems aufstellen, den einen auf seine Wache und den anderen vor sein Haus.‘“
Jerusalem wird hier gesichert. Die Stadtmauern schützen, aber sie sind auch eine Einladung. Die zwölf Tore zeigen: Hier ist die Stadt Gottes, die Menschen einlädt. In allen Himmelsrichtungen gibt es Tore, so wie im neuen Jerusalem. Die Gemeinde, die Kirche Gottes, hat eine Sicht auf die ganze Welt und die Mission. Aber es braucht auch Türen, die geschlossen werden können, damit das Böse und Unreine nicht in Gottes Haus eindringen.
Nehemia ordnet an, die Türen erst zu schließen, wenn das Licht klar ist, damit sich keine zweideutigen Personen einschleichen können. Neutestamentlich lesen wir im Judasbrief, Vers 4:
„Denn gewisse Menschen haben sich eingeschlichen, die schon vor langer Zeit zu diesem Gericht zuvor aufgezeichnet waren, gottlose Menschen, die die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren und unseren alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus verleugnen.“
Auch Galater 2,4 warnt: „Es waren falsche Brüder eingeschlichen, die unsere Freiheit in Christus Jesus auskundschaften wollten, um uns in Knechtschaft zu bringen.“
In Apostelgeschichte 20,29 heißt es: „Denn ich weiß, dass nach meinem Abschied verderbliche Wölfe zu euch kommen werden, die der Herde nicht schonen, und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen.“
Wölfe dringen von außen ein, um die Herde zu zerstören. Neutestamentlich wird immer wieder die Gefahr gezeigt, dass Menschen ins Volk Gottes eindringen, die Gottes Werk zerstören. Das zeigt die Notwendigkeit des Wächterdienstes, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament.
Als Paulus sich der Gemeinde in Jerusalem anschließen wollte, wurde er zunächst nicht aufgenommen. Sie glaubten nicht, dass er ein Jünger sei. Erst als Barnabas ihn bezeugte und seine Bekehrung erklärte, wurde er akzeptiert. Paulus fragt in 2. Korinther 3, ob sie noch Empfehlungsbriefe brauchen. Die Gemeinde sicherte sich frühzeitig durch solche Briefe ab.
Wenn jemand von Ephesus nach Korinth gehen wollte, bekam er einen Empfehlungsbrief, der bestätigte, dass er ein wahrer Gläubiger ist, der keine Irrlehre bringt und nicht unmoralisch lebt. So konnte er in Korinth aufgenommen werden. Apollos, der in Ephesus war, wollte nach Korinth reisen. Die Brüder schrieben den Jüngern in Korinth und ermahnten sie, ihn aufzunehmen (Apostelgeschichte 18,27). Er kam nicht einfach und sagte: „Hallo, ich bin Apollos, ein toller Bibellehrer.“ Er hatte einen Empfehlungsbrief der Gemeinde.
Diese Absicherung war zwar nicht hundertprozentig, denn Paulus spricht von den „nebeneingeschlichenen falschen Brüdern“. Aber es zeigt, dass Vorsicht und Sorgfaltspflicht wichtig sind. Man kann nicht einfach sagen, alle Gläubigen können teilnehmen, ohne Prüfung. An einem Ort wurde einmal gesagt, alle Gläubigen können teilnehmen. Ein Moslem, der sich als Gläubiger ausgab, nahm teil. Das zeigt die Bedeutung von Kontrolle und Wachsamkeit.
In Kapitel 7 finden wir auch eine Liste der Volkszählung und der Rückkehrenden, entsprechend Ezra 2. Darauf wurde im Buch Ezra bereits eingegangen, daher gehe ich hier schneller weiter.
Kapitel 8 beschreibt eine Volksversammlung vor dem Wassertor. Das war am Neujahrstag im Herbst, dem ersten Tag des siebten Monats (Vers 1-2). Im Judentum ist das noch heute Rosh Haschanah, der Neujahrstag. Es gibt im Judentum zwei Zählungen: eine ab dem Frühjahr und eine ab dem Herbst. Die Neujahrsfeier ist speziell im Herbst am ersten Tag.
Die Zählung ab dem Herbst orientiert sich an der Schöpfung, die Zählung ab dem Frühjahr an dem Auszug aus Ägypten. Das bedeutet, das jüdische Volk hat zwei Kalender: den Schöpfungskalender und den Erlösungskalender. Das ist wichtig, denn man muss von Gott geschaffen worden sein, um eine Wiedergeburt durch Bekehrung erleben zu können – Schöpfung und Erlösung.
1. Mose 1 spielt im Herbst, denn die Welt begann im Herbst, nicht im Frühjahr. So bietet die Bibel eine andere Möglichkeit, Neujahr zu feiern.
Das Vorlesen der Schrift war verbunden mit Bibelerklärung, was wir schon gesehen haben. Die Reaktion darauf ist Buße (Vers 9). Später folgt eine Speziallektüre für die Führer des Volkes (Vers 13). Dabei entdecken sie neu, dass sie in diesem Monat das Laubhüttenfest feiern müssen. Sobald sie das aus der Bibel hören, setzen sie es um. Sie sind nicht nur Hörer, sondern Täter des Wortes – eine ganz wichtige Sache.
In Vers 18 wird weitergesprochen, wie täglich in der Bibel vorgelesen wird, was zu einem nationalen Bußtag führt. Man sondert sich vom Bösen ab.
In den Versen 5 bis 37 finden wir ein bewegendes Gebet, in dem die ganze Geschichte Israels noch einmal aufgerollt wird. Es wird gezeigt, wie Gott durch die Geschichte hindurch gewirkt hat. Das ist nicht der Gott der Deisten, sondern der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der in die Geschichte eingreift.
Kapitel 10 berichtet von einem Bund mit Gott. Das Volk verpflichtet sich neu zu Treue gegenüber Gott und seinem Wort.
In Kapitel 11 werden die Bewohner Jerusalems durch das Los bestimmt. Die Stadt ist fertig, und es wird entschieden, wer dort wohnen soll. Das geschieht durch das göttlich geführte Los. Es folgt ein Verzeichnis der Jerusalemiten und der Judäer, die rund um Jerusalem wohnen.
Kapitel 12 enthält ein Verzeichnis der Priester. Dann folgt die feierliche Einweihung der Stadtmauern mit Dankchören und Orchester. Zwei Orchester und ein Doppelchor ziehen musikalisch über die Stadtmauern – eine beeindruckende Feier.
So wird die Mauer eingeweiht. Es wird auch berichtet, dass die Versorgung der Priester funktioniert, weil man sich an die biblischen Anweisungen hält.
Kapitel 13 berichtet von einer erneuten Toralesung, die zur Absonderung vom Bösen führt. Dieses Kapitel erzählt von Nehemias Rückkehr nach einer längeren Unterbrechung. Er räumt radikal mit Missständen unter dem Volk Gottes auf. Das Buch endet mit einem Stossgebet: „Gedenke meines, mein Gott, zum Guten.“
Nehemia wird als Mann des Stossgebetes vorgestellt. Er war in fester Verbindung mit Gott und konnte das Volk Gottes dadurch motivieren.
Sind wir am Ende? Ja, es ist fünf Uhr.
Verbündete der Feinde und Gefahren von innen
Nun wenden wir uns Kapiteln 6, 17-19 zu. Dort sehen wir, wie sich die Juden mit den Feinden verbünden. Das ist tragisch. Es gibt von den Feinden von außen Verbündete in der Stadt oder besser gesagt unter dem Volk. Das ist tragisch, aber eine Situation, die wir auch heute unter bibeltreuen Christen häufig finden.
Unter den Bibeltreuen gibt es solche, die mit den Feinden verbündet sind. So dringt die Bibelkritik immer mehr in evangelikale Gemeinden ein. Das ist eine Verbündung mit den Feinden. In der reformierten und in der katholischen Kirche hat die liberale Theologie schon längst Einlass gefunden. Nun kommt sie mit etwas Verspätung auch bei den Evangelikalen an.
Kapitel 7 behandelt Vorschriften für die Torhüter – Vorsichtsmaßnahmen zur sicheren Überprüfung der Ein- und Ausgehenden. Ich lese Verse 1 bis 3:
„Und es geschah, als die Mauer gebaut war, da setzte ich die Türflügel ein, und die Torhüter und die Sänger und die Leviten wurden bestellt. Ich beorderte über Jerusalem meinen Bruder Hanani und Hanania, den Obersten der Burg – das ist das Fünfhundertellenquadrat –, denn er war ein sehr treuer Mann und gottesfürchtig vor vielen. Ich sprach zu ihnen: Die Tore Jerusalems sollen nicht eher geöffnet werden, als bis die Sonne heiß scheint. Und während sie noch da stehen, soll man die Türflügel zumachen und verschließen. Ihr sollt Wachen aus den Bewohnern Jerusalems aufstellen, den einen auf seine Wache und den anderen vor sein Haus.“
Jerusalem wird hier gesichert. Die Stadtmauern sind ein Schutz, aber zugleich eine große Einladung. Die zwölf Tore sprechen davon: Hier ist die Stadt Gottes, die die Menschen einlädt. In allen Himmelsrichtungen gibt es Tore, so wie das neue Jerusalem in allen vier Himmelsrichtungen Tore hat. Die Gemeinde, die Kirche Gottes, hat die ganze Welt im Blick – die Mission in alle Welt.
Doch es braucht Türen, die geschlossen werden können, damit das Böse, das Unreine, nicht in Gottes Haus eindringen kann. Deshalb hat Nehemia angeordnet, die Türen erst zu schließen, wenn das Licht ganz klar da ist. Keine zweideutigen Leute sollen sich hineinschleichen können.
Neutestamentlich lesen wir im Judasbrief (Judas 1,4):
„Denn gewisse Menschen haben sich nebeneingeschlichen, die schon vorlängst zu diesem Gericht zuvor aufgezeichnet waren, gottlose Menschen, welche die Gnade unseres Gottes in Ausschweifung verkehren und unseren alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus verleugnen.“
Oder in Galater 2,4:
„Es war aber wegen der nebeneingeschlichenen falschen Brüder, die sich eingeschlichen hatten, um unsere Freiheit auszukundschaften, die wir in Christus Jesus haben, damit sie uns in Knechtschaft brächten, denen wir auch nicht eine Stunde durch Unterwürfigkeit nachgegeben haben, auf dass die Wahrheit des Evangeliums bei euch verbliebe.“
In Apostelgeschichte 20,29 heißt es:
„Denn ich weiß dieses, dass nach meinem Abschied verderbliche Wölfe zu euch hereinkommen werden, die der Herde nicht schonen, und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her.“
Darum wacht und gedenkt, dass ich drei Jahre lang Nacht und Tag mit Tränen gerungen habe.
Wölfe kommen von außen herein, um die Herde zu zerstören. Neutestamentlich wird immer wieder die Gefahr gezeigt, wie Leute ins Volk Gottes eindringen, die letztlich Gottes Werk zerstören. Das zeigt die Notwendigkeit des Wächterdienstes – sowohl im Alten als auch im Neuen Testament.
Als Paulus sich der Gemeinde in Jerusalem anschließen wollte (Apostelgeschichte 9), nahmen sie ihn zunächst nicht auf. Sie glaubten nicht, dass er ein Jünger sei. Erst als Barnabas ihn nahm und ganz klar bezeugen konnte, wie Paulus zur Bekehrung gekommen war, war alles klar.
Paulus sagt in 2. Korinther 3, brauchen wir immer noch Empfehlungsbriefe? Sie waren ja bekannt in Korinth und haben die Gemeinde dort aufgebaut. Aber er fragt, ob sie Empfehlungsbriefe brauchen, wie viele andere sie brauchen. Die Gemeinde sicherte sich also frühzeitig durch Empfehlungsbriefe ab.
Wenn jemand zum Beispiel von Ephesus nach Korinth gehen wollte, bekam er von der Gemeinde einen Empfehlungsbrief, der bestätigte: Das ist ein wirklicher Gläubiger, der mit dem Herrn lebt, keine Irrlehre bringt und nicht in unmoralischen Dingen lebt. So konnte er in Korinth aufgenommen werden.
Schauen wir in Apostelgeschichte 18,27: Apollos war in der Gemeinde in Ephesus und wollte nach Achaia reisen – das ist die Gegend um Korinth. Die Brüder schrieben den Jüngern und ermahnten sie, ihn aufzunehmen. Er kam also nicht einfach und sagte: „Hallo, ich bin Apollos, ein toller Bibellehrer.“ Nein, er hatte einen Empfehlungsbrief der Gemeinde. Das war eine Absicherung, auch wenn sie nicht hundertprozentig war. Paulus sagt ja, es war wegen der nebeneingeschlichenen falschen Brüder.
Es gibt keine hundertprozentige Absicherung, aber es geht darum, vorsichtig zu sein und diese Sorgfaltspflicht anzuwenden. Man sollte nicht einfach sagen: Alle können am Abend mal teilnehmen, das ist eure Sache.
An einem Ort wurde gesagt, alle gläubigen Menschen können teilnehmen. Ein Moslem nahm daran teil, der sich als gläubig ausgab. So etwas zeigt die Notwendigkeit von Vorsicht.
In Kapitel 7 finden wir nochmals die Liste der Volkszählung – die Liste der Rückkehrenden, entsprechend dem Buch Esra Kapitel 2. Darüber haben wir im Buch Esra schon ausführlich gesprochen, daher gehe ich hier schneller weiter.
Nun kommt Kapitel 8: Diese Volksversammlung vor dem Wassertor haben wir bereits gelesen. Das war übrigens am Neujahrstag im Herbst. Der erste Tag des siebten Monats ist im Judentum der Neujahrstag.
Kapitel 8,1-2:
„Und als der siebte Monat herankam, am ersten Tag des siebten Monats…“
Im Judentum ist das bis heute Rosh Haschanah, das Neujahr. Im Judentum gibt es zwei Zählungen: eine ab dem Frühjahr und eine ab dem Herbst. Die Neujahrsfeier ist ganz speziell im Herbst am ersten Tag.
Ich muss erklären: Die Zählung ab dem Herbst ist die Zählung ab der Schöpfung, die Zählung ab dem Frühjahr ist die Zählung ab dem Auszug aus Ägypten. Darum hat das jüdische Volk biblisch gesehen zwei verschiedene Kalender – den Schöpfungskalender und den Erlösungskalender.
Das ist wichtig, denn man muss von Gott erschaffen worden sein, im Mutterleib, um eine Wiedergeburt durch Bekehrung erleben zu können: Schöpfung und Erlösung.
In 1. Mose 1 sind wir im Herbst. Die Welt begann im Herbst, nicht im Frühjahr.
So haben wir die Bibel gelesen – eine ganz andere Möglichkeit, Neujahr zu feiern.
Dieses Vorlesen war verbunden mit Bibelerklärung, wie wir bereits gesehen haben. Die Reaktion darauf ist Buße, wie in Vers 9 beschrieben.
Es gibt später eine spezielle Lesung für die Führer des Volkes (Vers 13). Dabei entdecken sie neu, dass sie in diesem Monat das Laubhüttenfest feiern müssen.
Sobald sie aus der Bibel hören, dass Gott möchte, dass sie dieses Fest feiern, setzen sie es sofort um. Sie sind nicht nur Hörer, sondern Täter des Wortes – eine ganz wichtige Sache.
In Vers 18 wird weitergesprochen, wie man täglich in der Bibel vorliest. Das führt in Kapitel 9 zu einem nationalen Bußtag. Man sondert sich vom Bösen ab.
Dort finden wir ein bewegendes Gebet in den Versen 5 bis 37, in dem die ganze Geschichte Israels noch einmal aufgerollt wird. Es wird gezeigt, wie Gott durch die ganze Geschichte hindurch gewirkt hat.
Das ist nicht der Gott der Deisten, sondern der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der in der Geschichte eingreift.
Kapitel 10 führt zu einem Bund mit Gott. Das Volk verpflichtet sich neu zu Treue gegenüber Gott und seinem Wort.
In Kapitel 11 werden die Bewohner Jerusalems durch das Los bestimmt. Die Stadt ist fertig. Wer soll in dieser Stadt wohnen? Das wird durch das göttlich geführte Los entschieden.
Darauf folgt ein Verzeichnis der Jerusalemiten und ein Verzeichnis der Judäer, die rund um Jerusalem wohnen.
Kapitel 12 bringt ein Verzeichnis der Priester. Dann folgt die Einweihung der Stadtmauern mit Dankchören und Orchester.
Zwei Orchester und ein Doppelchor, begleitet von Orchester, ziehen auf den Stadtmauern umher – musikalisch eine großartige Sache. So wird die Mauer eingeweiht.
Es wird berichtet, dass die Versorgung der Priester wirklich funktioniert, weil man sich nun an die biblischen Anweisungen hält.
Kapitel 13 berichtet über eine erneute Toralesung, die wieder zu Absonderung vom Bösen führt.
Dieses Kapitel spricht über die Rückkehr Nehemias nach einem längeren Unterbruch. Er räumt nochmals radikal mit Missständen unter dem Volk Gottes auf.
Das ganze Buch endet mit einem Stoßgebet:
„Gedenke es mir, mein Gott, zum Guten.“
Etwas ganz Spezielles – Nehemia wird als der Mann des Stoßgebetes vorgestellt. Darum endet auch sein Buch so: Ein Mann, der in fester Verbindung mit Gott war und deshalb das Volk Gottes so motivieren konnte.
Sind wir am Ende? Ja, es ist fünf Uhr.
Absicherung durch Empfehlungsbriefe und Vorsicht in der Gemeinde
Als Paulus sich der Gemeinde in Jerusalem anschließen wollte, wie es in Apostelgeschichte 9 beschrieben ist, nahmen sie ihn zunächst nicht auf. Sie glaubten nicht, dass er ein Jünger sei. Erst als Barnabas ihn aufnahm und klar bezeugen konnte, wie Paulus zur Bekehrung gekommen war, war alles klar.
Paulus sagt in 2. Korinther 3, ob wir immer noch Empfehlungsbriefe brauchen. Die Gemeinde in Korinth war ja bekannt, und Paulus und seine Mitarbeiter hatten diese Gemeinde aufgebaut. Dennoch fragt er, ob sie Empfehlungsbriefe brauchen, wie viele andere sie benötigen. Das zeigt, dass sich die Gemeinden auch in der Frühzeit durch Empfehlungsbriefe absicherten.
Wenn zum Beispiel jemand von Ephesus nach Korinth reisen wollte, bekam er in Ephesus einen Empfehlungsbrief mit. Darin wurde bezeugt, dass diese Person ein wirklicher Gläubiger ist, mit dem Herrn lebt, keine Irrlehre verbreitet und sich nicht unmoralisch verhält. Mit diesem Brief konnte er dann nach Korinth gehen.
Schauen wir dazu in Apostelgeschichte 18, Verse 2 bis 7. Apollos war in der Gemeinde in Ephesus und wollte nach Korinth gehen. Die Brüder schrieben den Jüngern in Korinth und ermahnten sie, Apollos aufzunehmen. Er kam also nicht einfach und sagte: „Hallo, ich bin Apollos und ein toller Bibellehrer.“ Nein, er bekam von der Gemeinde einen Empfehlungsbrief.
Diese Praxis war eine Art Absicherung, auch wenn sie nicht hundertprozentig sicher war. Paulus erwähnt, dass es wegen der eingeschlichenen falschen Brüder notwendig war. Es ist keine absolute Garantie, aber es zeigt, dass man vorsichtig sein und diese Sorgfaltspflicht anwenden sollte. Man sollte nicht einfach sagen, alle können am Abendmahl teilnehmen, das sei deren Sache.
An einem Ort wurde einmal gesagt, alle Gläubigen könnten teilnehmen. Dort nahm auch ein Moslem teil, der sich als Gläubiger ausgab. Das zeigt, wie wichtig eine sorgfältige Prüfung und Absicherung ist.
Weitere Kapitelübersicht: Volkszählung, Bibellesung und Bund mit Gott
In Kapitel sieben finden wir nochmals die Liste der Volkszählung, die Liste der Rückkehrenden, entsprechend Ezra 2. Darüber haben wir im Buch Ezra bereits ausführlich gesprochen, daher gehe ich hier jetzt schneller weiter.
Nun kommt Kapitel acht. Diese Volksversammlung vor dem Wassertor haben wir ja schon gelesen. Das fand übrigens am Neujahrstag im Herbst statt. Der erste Tag des siebten Monats ist im Judentum der Neujahrstag (Kapitel 8,1-2). Im Judentum ist der erste Tag des siebten Monats als Rosh Haschanah, also Neujahr, bekannt.
Im Judentum gibt es zwei Zählungen: eine ab dem Frühjahr und eine ab dem Herbst. Die Neujahrsfeier ist jedoch ganz speziell im Herbst am ersten Tag des siebten Monats. Ich muss erklären: Die Zählung ab dem Herbst ist die Zählung ab der Schöpfung, während die Zählung ab dem Frühjahr die Zählung ab dem Auszug aus Ägypten ist.
Daher hat das jüdische Volk biblisch gesehen zwei verschiedene Kalender: den Schöpfungskalender und den Erlösungskalender. Das ist wichtig, denn man musste von Gott erschaffen worden sein – im Mutterleib – um einmal eine Wiedergeburt durch Bekehrung erleben zu können. Schöpfung und Erlösung gehören zusammen.
In 1. Mose 1 befinden wir uns im Herbst. Die Welt hat im Herbst begonnen, nicht im Frühjahr. So haben wir also die Bibel gelesen. Das ist eine ganz andere Möglichkeit, Neujahr zu feiern. Dieses Vorlesen war verbunden mit Bibelerklärung, wie wir schon gesehen haben. Die Reaktion darauf ist dann Buße (Vers 9).
Es gibt später noch eine Speziallektüre für die Führer des Volkes (Vers 13). Dabei entdecken sie ganz neu, dass sie in diesem Monat das Laubhüttenfest feiern müssen. Sobald sie aus der Bibel hören: „Ja, da gibt es ein Fest, und Gott möchte, dass wir dieses Fest feiern“, setzen sie es sofort um. Sie sind also nicht nur Hörer, sondern auch Täter des Wortes – eine ganz wichtige Sache.
In Vers 18 wird weiter beschrieben, wie täglich in der Bibel vorgelesen wird. Das führt in Kapitel acht zu einem nationalen Bußtag. Das Volk sondert sich vom Bösen ab. Dort finden wir ein bewegendes Gebet in den Versen 5 bis 37, in dem gewissermaßen die ganze Geschichte Israels noch einmal aufgerollt wird. Es wird gezeigt, wie Gott durch die ganze Geschichte hindurch gewirkt hat.
Das ist nicht der Gott der Deisten, sondern der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der in der Geschichte eingreift. Kapitel zehn führt dann zu einem Bund mit Gott. Das Volk verpflichtet sich ganz neu zu Treue gegenüber Gott und seinem Wort.
In Kapitel elf werden die Bewohner Jerusalems durch das Los bestimmt. Die Stadt ist jetzt fertig. Wer soll in dieser Stadt wohnen? Das wird durch das göttlich geführte Los entschieden. Darauf folgt ein Verzeichnis der Jerusalemiten und dann ein Verzeichnis der Judäer, die rund um Jerusalem wohnen.
Kapitel zwölf bringt ein Verzeichnis der Priester. Danach folgt die Einweihung der Stadtmauern mit Dankchören und Orchester. Zwei Orchester und ein Doppelchor, begleitet von Orchester, ziehen auf den Stadtmauern entlang – eine musikalisch großartige Sache. So wird die Mauer eingeweiht.
Dann wird berichtet, dass die Versorgung der Priester wirklich funktioniert, weil man sich nun an die biblischen Anweisungen hält. Kapitel dreizehn berichtet über eine erneute Toralesung, die wieder zur Absonderung vom Bösen führt.
Dieses Kapitel spricht auch über die Rückkehr Nehemias nach einer längeren Unterbrechung. Nochmals räumt Nehemia radikal mit Missständen unter dem Volk Gottes auf. Das ganze Buch endet mit einem Stoßgebet: „Gedenke es mir, mein Gott, zum Guten.“
So wird Nehemia als der Mann des Stoßgebetes vorgestellt. Darum endet auch sein Buch so – mit einem Mann, der in fester Verbindung mit Gott war und das Volk Gottes dadurch motivieren konnte.
Ja, dann sind wir am Ende. Stimmt, fünf Uhr.