Hermann Schürenberg war der Gründer dieser Gemeinde. Die meisten werden seinen Namen vielleicht noch nie gehört haben, doch einige der Senioren kannten ihn noch persönlich. Hermann Schürenberg muss ein sehr interessanter Mann gewesen sein, eine imposante Persönlichkeit.
Ich habe ihn selbst nicht mehr kennengelernt, aber mir sind einige Worte von ihm weitergegeben worden. Ein Spruch, für den er wohl bekannt war, lautet folgendermaßen: „Der Samstagabend entscheidet.“ Ihr nickt schon, aber was entscheidet? Der Samstagabend entscheidet über den Sonntagmorgen.
Mit anderen Worten: Bereitet euch auf den Gottesdienst vor.
Wie ist das bei dir? Bist du auf den Gottesdienst vorbereitet? Oder kommst du einfach am Sonntag und schaust dann mal, wie es läuft?
In unserem heutigen Predigttext lesen wir, dass Gott seinem Volk sehr deutlich sagt, wie sie sich auf die Begegnung mit ihm und auf das Hören seines Wortes vorbereiten sollen.
In unserer Predigtreihe "Durch das weite Buch Mose" kommen wir heute zu Kapitel 19.
Wir haben in den vergangenen Kapiteln gesehen, wie Gott sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten gerettet hat. Danach haben wir verfolgt, wie er sein Volk durch die Wüste geführt hat. Dieses Volk hatte schnell vergessen, wie Gott sie befreit hatte. Es klagte und murrte. Dennoch blieb Gott seinem Volk treu. Er sorgte liebevoll und barmherzig für sie in jeder Not.
Nun, zu Beginn von Kapitel 15, ist das Volk seit gut zwei Monaten in der Wüste Sinai. Sie erreichen die Nähe des Berges Sinai, und hier wird das Volk Gottes lange bleiben – elf Monate. Das bedeutet, der heutige Abschnitt ist ein ganz entscheidender Punkt im zweiten Buch Mose. Alles vorher spielte sich in Ägypten ab oder war die Wanderung dorthin. Ab Kapitel 19 bis zum Ende, Kapitel 40, bleiben sie einfach am Fuße des Berges Sinai.
Tatsächlich spielt das ganze dritte Buch Mose nur an diesem Ort, ebenso wie die ersten zehn Kapitel des vierten Buches Mose. Hier beginnt also eine neue Epoche in der Geschichte des Volkes Israel. Diese Epoche ist sehr gut dokumentiert. Elf Monate nehmen gut die Hälfte des zweiten Buches Mose ein, das gesamte dritte Buch Mose und noch einmal einen großen Teil des vierten Buches Mose.
Hier wird Gott zu seinem Volk sprechen. Er offenbart sich als heiliger Gott, als der König, der seinem Volk nun das Gesetz gibt. Heute schauen wir uns also dieses neunzehnte Kapitel an. Es ist wirklich der Auftakt dazu. Das Volk kommt an, und Gott sagt seinem Volk, wie es sich darauf vorbereiten soll, dass er nun zu ihnen sprechen will.
Es ist also eine Predigt, die uns in gewisser Weise vorbereitet – ein Kapitel, das uns auf alles vorbereitet, was dann folgt. So wollen wir auf diesen Text hören. Ich möchte beten, dass der Herr uns vorbereitet, auf diese vorbereitenden Worte zu hören. Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, wir danken dir, dass dein Wort nicht einfach nur Geschichten aus vergangenen Zeiten berichtet, sondern dass es uns gegeben ist, damit wir weise werden. So lernen wir etwas über dich, über uns und darüber, wie wir mit dir und vor dir leben sollen.
Darum bitten wir dich, unsere Herzen bereit zu machen, auf dich, den heiligen Gott, zu hören. Das bitten wir durch Jesus Christus, unseren Mittler, unseren Retter und Herrn. Amen.
Wie ich das häufiger tue, habe ich versucht, die Kernbotschaft unseres Textes in einem Satz zusammenzufassen. Das ist wirklich die Aneinanderreihung der vier Punkte, die ihr im Gottesdienstblatt findet. Diese Punkte beschreiben einfach, was der Text sagt: Gott ruft sein Volk in eine Bundesbeziehung. Deshalb soll sich das Volk auf das Erscheinen des heiligen Gottes vorbereiten, der zu fürchten ist. Diese Gedanken entfalten sich im Laufe der Predigt.
Ich gehe einfach den Predigttext durch. Ich lese ihn nicht einmal komplett, sondern Stück für Stück, immer wenn wir zu diesen Punkten kommen.
In den ersten acht Versen sehen wir, dass Gott sein Volk nun in eine Bundesbeziehung zu sich ruft. Die ersten beiden Verse beschreiben wirklich, wie das Volk Israel am Sinai ankommt. Da heißt es einfach: „Am ersten Tag des dritten Monats, nach dem Auszug der Israeliten aus Ägyptenland, genau auf den Tag, kamen sie in die Wüste Sinai. Denn sie waren ausgezogen von Rephidim und kamen in die Wüste Sinai und lagerten sich dort in der Wüste gegenüber dem Berge.“
Ja, so ist das Volk jetzt durch Mose gerettet worden und durch die Wüste hier hingeführt worden zu diesem Berg. Jetzt soll Mose auf diesen Berg gehen, einen Berg, den er persönlich schon kennt. Im zweiten Buch Mose, Kapitel 3, wird beschrieben, wie Mose einst an diesem Berg war und dort in einem brennenden Busch eine Begegnung mit Gott hatte. Dort hatte Gott ihn berufen, der Retter des versklavten Volkes Israel zu sein.
Nun hat Mose das Volk gerettet und es hierher geführt. Jetzt kommt er wieder an diesen Berg, und Gott ruft ihn auf den Berg. Wir werden in diesem Kapitel sehen, wie Gott ihn dreimal auf den Berg hinaufruft. Mose geht dreimal vom Berg herab, um dem Volk zu sagen, was Gott dem Volk zu sagen hat.
Wir werden sehen, dass Mose hier nun, nachdem er das Volk gerettet hat, wirklich zum Mittler wird – zu dem, durch den Gott zum Volk spricht und der für das Volk zu Gott spricht. Gleich zu Beginn sehen wir, wie Gott das Volk Israel durch Mose in eine Bundesbeziehung mit sich selbst hineinruft. Da heißt es in Vers 3: „Und Mose stieg hinauf zu Gott. Und der Herr rief ihm vom Berge zu und sprach: So sollst du sagen zu dem Hause Jakob und den Israeliten verkünden.“
Was Gott dann tut, ist, dass er sein Volk daran erinnert, was er für das Volk schon getan hat. Also das Erste, was er dann sagen soll, sehen wir gleich in Vers 4: Er soll sich erinnern an das, was er schon getan hat. Das ist wichtig, denn Menschen müssen an die Vergangenheit erinnert werden.
Wir haben nämlich eine Tendenz dazu, die Vergangenheit in unseren Gedanken zu verklären. Vielleicht kennst du das: Frag mal einen alt gewordenen Sportler, da verklären sich die Erfolge der Vergangenheit und werden immer besser. Oder frag mal jemanden, der eine vernünftige Karriere hatte, nach Renteneintritt. In der Rückschau werden auch die Leistungen, das Besondere, was man getan hat, immer größer. Je länger man davon erzählt, desto größer werden die Geschichten.
Und es geht natürlich immer nur um einen selbst. „Ich habe das Tor geschossen, ich habe das geleistet, ich habe das getan.“ Dabei wird völlig ausgeblendet, dass oft andere Menschen vielleicht sehr viel entscheidender dabei waren, dass Erfolge erreicht wurden, dass Umstände gegeben wurden, die das ermöglicht haben. Es geht da nur noch um einen selbst.
Nun, Israel sollte nicht in eine solche Verklärung abrutschen. Deswegen muss es daran erinnert werden, wer sie wirklich aus der Sklaverei gerettet hat. Es war Gott. Vers 4 sagt: „Ihr habt gesehen, was ich mit den Ägyptern getan habe und wie ich euch getragen habe auf Adlers Flügeln und euch zu mir gebracht habe.“
Ja, Gott war es, der die Ägypter besiegt hatte. Kein Israelit hatte irgendetwas dazu beigetragen. Es war Gott. Er hatte sie gerettet und wie auf Adlers Flügeln aus der Sklaverei herausgetragen. Erinnert euch an sein mächtiges und gnädiges Wirken, wie er sein Volk gerettet hat.
Und er hat dieses Volk nun zu sich gebracht, hier an diesen Ort, wo er sich offenbaren will. Nun, es war wichtig für Israel, sich zu erinnern, was Gott getan hat. Und es ist auch wichtig für uns. Wir tun gut daran, uns immer wieder daran zu erinnern, was Gott in unserem Leben getan hat: wie treu, wie fürsorglich, wie liebevoll, wie barmherzig und gnädig Gott ist, was für ein mächtiger Retter er ist und was er alles für uns getan hat.
Wir können dabei auf unser eigenes Leben schauen und uns erinnern an Gottes Wirken in unserem Leben. Wir können auch die Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel lesen und dort sehen, wie treu und mächtig Gott ist. Also das Erste, was Gott tut, ist, sein Volk an das zu erinnern, was er für dieses Volk schon getan hat.
Dann sagt er dem Volk: Nun, wo ich euch daran erinnert habe, wie gut, wie herrlich, wie gnädig, wie barmherzig ich bin, möchte ich euch sagen, wie ihr leben sollt. Und ich will euch segnen, wenn ihr mir gehorcht.
Er macht also deutlich, dass der Segen, der jetzt gleich angekündigt wird, an den Gehorsam geknüpft ist. „Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten“, so heißt es hier in Vers 5. Also: Wenn sie ihm gehorchen, wenn sie tun, was er sagt, wenn sie diesen Bund, den er nun eingehen will, halten, dann sollen sie noch mehr Segen erleben.
So fährt er fort: „So sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern, denn die ganze Erde ist mein. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein.“
Ohne jede Frage: Es gibt nur einen Gott. Gott ist der Gott der ganzen Erde, das macht der Herr deutlich: Die ganze Erde ist mein. Aber er betont auch, dass er eine besondere Beziehung zum Volk Israel hat. Das ist nicht erst an diesen Bund geknüpft.
Wir wissen, dass er das einst verheßen hatte, als er Abraham gesagt hatte, einem alten Mann, kinderlos, dass aus ihm ein großes Volk werden würde. Gott hat dieses Volk geschaffen. Er hatte Verheißungen gegeben, er hatte versprochen, dass er dieses Volk besonders segnen würde und dass er durch dieses Volk alle Völker auf Erden segnen würde.
Aber hier, jetzt, verspricht Gott seinem Volk eine noch engere Beziehung. Wenn Israel seiner Stimme gehorcht und seinen Bund hält, sollen sie das Volk seines Eigentums sein vor allen Völkern. Wenn Israel Gott vertraut, diesem Gott, der so gut ist und der so treu für sie schon war, wenn ihr mir vertraut, sagt er, dann werdet ihr mein Königreich sein.
Das heißt: Wenn ihr mich als König anerkennt, dann werdet ihr ein Königreich sein. Und zwar ein Königreich von Menschen, die in engster Beziehung mit Gott leben können, die sich ihm nahen können, so wie sonst nur Priester. Da steckt das dahinter mit diesem Königreich von Priestern.
Ja, ihr werdet ein von mir besonders ausgesondertes Volk sein, ein heiliges Volk, so wie Gott selbst heilig ist.
Ihr Lieben, noch einmal: Ich möchte, dass wir das sehen, dass wir erkennen, wie gut und großzügig Gott ist. Er hatte dieses Volk erwählt, ja, er hatte es geschaffen, er hatte es gerettet, er hatte es trotz allem Morren und Klagen voller Barmherzigkeit und Treue versorgt mit allem, was sie brauchten.
Er hatte es wieder gerettet vor den Feinden, als die Feinde kamen. Wir haben das in den letzten Wochen gesehen. Gott war so gut. Und jetzt sagt er: Ich will euch noch mehr geben, ich will euch noch mehr segnen.
So ist unser Gott. Also vertraut mir.
In dieser großartigen Verheißung wird Mose jetzt von Gott wieder vom Berg herabgesandt. Wir lesen das dann im Fortgang: „Das sind die Worte, die du zu den Israeliten sagen sollst“, sagt Gott.
Dann heißt es: Mose kam und berief die Ältesten des Volkes und legte ihnen alle diese Worte vor, die ihm der Herr geboten hatte. Und das ganze Volk antwortete einmütig und sprach: „Alles, was der Herr geredet hat, wollen wir tun.“
Und Mose sagte die Worte des Volkes dem Herrn wieder.
Man möchte sagen: Kein Wunder, oder? Kein Wunder, dass Israel voller Freude sagt: Natürlich wollen wir tun, was er sagt. Unser Gott ist gut, er ist großartig, er ist mächtig. Oh ja, und er will uns noch mehr segnen. Natürlich tun wir, was er sagt.
Natürlich, denn sie kennen ihren Gott als einen liebenden, treu für sie sorgenden Herrn.
Man kann fragen: Würdest du da nicht auch froh mit einstimmen? Kannst du da nicht froh mit einstimmen und sagen: Ja, Herr, alles, was du sagst, ist gut?
Nun geht Mose wieder auf den Berg. Er berichtet Gott von der Reaktion des Volkes. Ab Vers 9 lesen wir, wie Mose zu Gott kommt und weitere Anweisungen von ihm empfängt.
Nach dem angekündigten Bund, der in den nächsten Kapiteln noch geschlossen wird – das heißt, wir werden in den kommenden Wochen noch mehr darüber nachdenken – lesen wir nun, wie sich das Volk auf die Begegnung mit Gott vorbereiten soll, auf das Hören seines Wortes. Bisher hat Gott ja noch nicht gesagt, was genau das Volk tun soll.
Es ist interessant, dass das Volk zustimmt, bevor es genau weiß, was Gott sagen wird. Das zeigt, dass sie einfach wissen: Gott wird nichts Schlechtes sagen.
In Vers 9 heißt es: „Und der Herr sprach zu Mose: Siehe, ich will zu dir kommen in einer dichten Wolke, damit dieses Volk es hört, wenn ich mit dir rede, und damit es dir für immer glaubt.“ Hier wird Mose in besonderer Weise von Gott eingesetzt. Gott will, dass das Volk erkennt, dass er derjenige ist, zu dem Mose redet. Alle sollen das hören.
Mose verkündet dem Volk die Worte des Herrn. Dann spricht der Herr zu Mose: „Geh hin zum Volk und heilige sie heute und morgen, damit sie ihre Kleider waschen und bereit sind für den dritten Tag. Am dritten Tag wird der Herr vor dem Volk herabfahren auf dem Berg Sinai. Er zieht eine Grenze um das Volk und spricht zu ihnen: Hütet euch, den Berg zu besteigen oder seinen Fuß anzurühren! Wer den Berg anrührt, soll des Todes sterben. Keine Hand soll ihn anrühren, sondern er soll gesteinigt oder erschossen werden, ob Tier oder Mensch; sie sollen nicht leben bleiben. Wenn aber das Widderhorn lange tönt, dann soll man auf den Berg steigen.“
Mose stieg vom Berg herab zum Volk, heilte sie und wusch ihre Kleider. Er sprach zu ihnen: „Seid bereit für den dritten Tag, und keiner rühre eine Frau an.“
Pastor Schoenberg hat gesagt: Der Abend zuvor entscheidet über den nächsten Morgen. Gott sagt hier, dass die zwei Tage der Vorbereitung über das entscheiden, was am dritten Tag geschehen wird. Es sind drei Tage Vorbereitungszeit, eine Dreitagesfrist.
Dann sagt Gott, Mose soll das Volk heiligen. Außerdem gibt er überraschende Anweisungen: Sie sollen ihre Kleider waschen und drei Tage lang keinen Sex haben. Das klingt erst einmal seltsam, oder? Als ob Gott sich besonders für die Kleidung interessiert oder Sex etwas Schlechtes wäre. Aber Sex ist eine gute Gabe Gottes, gegeben für den Schutzraum der Ehe zwischen Mann und Frau.
Worum geht es hier? Ich denke, Gott macht deutlich, dass die Heiligung so weit gehen soll, dass selbst äußere Dinge die Herzenshaltung offenbaren.
Stellt euch vor, ich käme heute hierher, in zerrissenen Jeans, einem zerknitterten Hemd, mit Schlamm an den Schuhen und wuscheligen Haaren. Ihr würdet sagen: „Das ist nicht angemessen, Matthias, so kannst du ja nicht predigen.“ Es ist nicht das Problem, dass die Predigt schlechter wird, weil ich anders gekleidet bin, aber es würde etwas ausdrücken: einen Mangel an Respekt, eine mangelnde Ehrfurcht. Und das ist, glaube ich, der Punkt.
Zum anderen sagt Gott, dass es manchmal gut und richtig ist, auf gute Dinge zu verzichten, um sich ganz auf Gott auszurichten. Das sehen wir später häufiger im Hinblick auf das Fasten. Essen ist nicht schlecht, es ist eine gute Gabe Gottes, wir dürfen essen. Fasten ist etwas, was Menschen manchmal tun, auch von Gott angeordnet, um sich ganz auf ihn auszurichten.
So ist es hier wohl auch mit dem Sex. Es ist okay, sich für eine bestimmte Zeit seinem Ehepartner zu entziehen, um sich ganz auf Gott auszurichten. Das lesen wir tatsächlich auch im Neuen Testament. Im 1. Korinther 7 wird beschrieben, dass die Korinther das für eine bestimmte Zeit tun können, um sich ganz dem Gebet zu widmen.
Darum geht es: Das Volk soll sich voll und ganz auf Gott ausrichten und das auch durch äußere Dinge zum Ausdruck bringen.
Außerdem soll Mose eine Grenze ziehen, damit das Volk Gott auf keinen Fall zu nahe kommt. Sie dürfen nicht einen Schritt auf den Berg machen, nicht einmal seinen Fuß berühren.
Das war nicht immer so. Es gab eine Zeit, in der Menschen mit Gott in inniger Gemeinschaft leben konnten. Als Gott die ersten Menschen schuf, lebte er mit ihnen im Garten Eden. Dort gab es keine Grenzen. Es war eine harmonische, liebevolle Beziehung, Gott und Mensch vereint im Garten.
Aber dann ließen sich die Menschen verführen. Sie glaubten Gott nicht. Gott hatte nur wenige Gebote und ein Verbot gegeben, doch die Menschen taten, was Gott verboten hatte. So konnten sie nicht mehr in der Gegenwart Gottes sein.
Denn Gott ist heilig, vollkommen gut und so perfekt, dass er strahlend weiß ist. Jede Verunreinigung, jede Sünde hat in der Gegenwart des heiligen Gottes nichts zu suchen.
Es war Ausdruck von Gottes großer Gnade, dass er die ersten Menschen von sich verwies und einen Engel dazwischen stellte, um den Bereich Gottes von dem Bereich der gefallenen, sündigen Menschen zu trennen. Sündige Menschen und heiliger Gott – das geht nicht zusammen.
Ich möchte, dass wir das klar verstehen: Was Mose hier von Gott gesagt bekommt und weitergeben soll, ist Ausdruck von Gottes großer Liebe und Fürsorge. Gott warnt sein Volk und sagt: Haltet Distanz! Wenn ich komme und ihr zu nahe kommt, werdet ihr nicht leben können.
Ja, selbst wenn ein Tier oder ein Mensch zu nahe kommt, dürft ihr ihnen nicht zu nahe kommen. Sie müssen aus der Entfernung gesteinigt werden. Wer ihnen zu nahe kommt, muss ebenfalls gesteinigt werden.
Gott ist heilig. Deshalb warnt er sein Volk: Seid bereit, bereitet euch innerlich vor, heiligt euch, bevor ich komme. Seid bereit für mein Erscheinen und kommt mir nicht zu nah, damit ihr keinen Schaden nehmt.
Ab Vers 16 lesen wir vom Erscheinen des heiligen Gottes. Als der dritte Tag kam und es Morgen wurde, erhoben sich Donner, Blitze und eine dichte Wolke auf dem Berg. Dazu erklang der Ton einer sehr starken Posaune. Das ganze Volk, das im Lager war, erschrak. Mose führte das Volk aus dem Lager Gott entgegen, und sie traten unten an den Berg.
Der ganze Berg Sinai rauchte, weil der Herr auf dem Berg herabfuhr im Feuer. Der Rauch stieg auf wie der Rauch eines Schmelzofens, und der ganze Berg bebte sehr. Der berauschende Ton wurde immer stärker. Mose redete, und Gott antwortete ihm laut.
Gott hatte sich seinem Volk als ein barmherziger, geduldiger, treu sorgender Retter und Helfer offenbart. Doch hier sieht das Volk nun den heiligen Gott. Diese Selbstoffenbarung Gottes erzeugte echte Furcht. Das Volk erzitterte und erschrak. Gottes Heiligkeit wurde für das Volk sichtbar. Rauch und Feuer stiegen auf, es wurde spürbar, und der ganze Berg bebte.
Die Posaunen erklangen immer lauter und waren unüberhörbar. Das Volk, das noch vor kurzem gegen Gott geklagt und gemurrt hatte und seinen Beistand in Frage gestellt hatte, erstarrte nun in Ehrfurcht. So kannten sie Gott noch nicht.
Darf ich fragen: Kennst du Gott so? Ja, als einen Gott der Liebe, aber auch als einen Gott der heiligen Liebe? Kennst du den einen wahren Gott als einen Gott, der herrlich, gut, barmherzig und gnädig ist, der zugleich aber auch heilig, heilig, heilig ist? Ein Gott, der zu fürchten ist?
Israel musste das erkennen, und ich glaube, wir tun gut daran, Gott so zu erkennen. Bibelstellen wie diese helfen uns dabei, Gottes Heiligkeit klarer zu sehen. Ich möchte euch wirklich ermutigen, über diese Bibelstelle und diese Verse noch ein bisschen nachzudenken. Vielleicht lest ihr sie noch ein paarmal, vielleicht auch Jesaja 6 oder die Offenbarung, Kapitel 4 und 5, wo wir Gott in seiner Heiligkeit sehen.
Vielleicht ist es auch hilfreich, ein Buch über die Wesensart Gottes zu lesen. Ich möchte ein Buch empfehlen, das ich persönlich sehr hilfreich fand: „Die Heiligkeit Gottes“ von R.C. Sproul. Ein wirklich hilfreiches Buch, um besser zu verstehen, wie Gott ist und dass Gott heilig ist. Wir haben es unten am Büchertisch. Der Preis liegt bei 7,95 Euro. Das ist gut investiertes Geld, um über die Heiligkeit Gottes nachzudenken.
Oder das Buch „Gottesfurcht“ von Michael Reeves gibt es, glaube ich, ebenfalls am Büchertisch. Wenn wir Gott so erkennen, wenn wir sehen, dass er wirklich heilig ist und ein Gott, der zu fürchten ist, dann werden wir anders auf ihn hören. Wir werden anders auf ihn hören, wenn er uns seine Gebote gibt und zu uns spricht.
Man könnte denken, Gottes Volk ist jetzt bereit – bereit, die zehn Gebote zu hören. Mose steht nun zusammen mit dem Volk unten am Fuß des Berges, um zuzuhören.
Und dann ruft Gott ihn noch ein drittes Mal zu sich hoch auf den Berg. Das ist der letzte Abschnitt unseres Predigttextes, die Verse 20 bis 25.
Als nun der Herr herniedergekommen war auf den Berg Sinai, oben auf seinen Gipfel, berief er Mose hinauf auf den Gipfel des Berges, und Mose stieg hinauf. Da sprach der Herr zu ihm: „Steig hinab und verwarne das Volk, dass sie nicht zum Herrn durchbrechen, um ihn zu sehen, denn viele von ihnen würden fallen. Auch die Priester, die sonst zum Herrn nahen dürfen, sollen sich heiligen, damit der Herr sie nicht zerschmettere.“
Mose aber sprach zum Herrn: „Das Volk kann nicht auf den Berg Sinai steigen, denn du hast uns verwarnt und gesagt: Zieh eine Grenze um den Berg und heilige ihn.“ Der Herr sprach zu ihm: „Geh hin, steig hinab und komm wieder herauf, du und Aaron mit dir. Aber die Priester und das Volk sollen nicht durchbrechen und hinaufsteigen zum Herrn, damit er sie nicht zerschmettere.“ Und Mose stieg hinunter zum Volk und sagte es ihm.
Also kommt Mose hier jetzt zum dritten Mal den Berg hoch. Wahrscheinlich hatte er am nächsten Tag ein bisschen Muskelkater. Kaum kommt er oben an, sagt Gott: „Geh wieder runter. Geh nochmal runter und sag denen nochmal, dass sie auf gar keinen Fall auf diesen Berg kommen dürfen. Seid euch bewusst, dass ich heilig, heilig, heilig bin.“
Mose versteht das nicht. Er sagt: „Gott, das habe ich doch schon gemacht. Ich war doch gerade unten, hast du nicht aufgepasst? Ich habe es ihnen doch gesagt.“ Übertreibt Gott hier nicht ein bisschen? Nein, denn Gott weiß, wie schnell wir Menschen unsere Ehrfurcht vor ihm verlieren und dann ziemlich lapidar mit Gott und seinen Worten umgehen.
Ihr Lieben, ich weiß das aus eigener Erfahrung nur zu gut. Im Jahr 1997 kam ich mit Christen in Kontakt und ging gegen Ende des Jahres zum ersten Mal in meinem Leben in eine Freikirche. Anfang Januar dann noch einmal. Ich hatte begonnen, ein bisschen etwas von Gott zu verstehen, und dann hatte ich in einer Nacht Anfang Januar 1998 eine Gotteserfahrung.
Ich kann das schlecht beschreiben und möchte auch deutlich sagen, dass man als Christ das nicht unbedingt so erleben muss. Aber in meinem Leben war es so: Ich hatte eine Gotteserfahrung und lag danach auf meinem Bett, 26 Jahre alt. Ich dachte, wenn ich auch nur einen Muskel anspanne oder mich ein bisschen bewege, werde ich sterben. Ich wusste, was es heißt, Gottesfurcht zu haben. So lag ich da und wusste, was Gott von mir wollte. Ich hatte seine Heiligkeit erfahren.
Aber wisst ihr, was das Schockierende ist? Es hat gar nicht lange gedauert, da habe ich wieder bewusst Dinge getan, von denen ich wusste, dass sie Gott nicht gefallen. So schnell war ich dabei, zu vergessen, was Gott mir auf so eindrückliche Weise klargemacht hatte.
Vielleicht kannst du das nachvollziehen. Vielleicht hast du auch schon erlebt, dass Gott dir seine Heiligkeit so vor Augen gestellt hat, dass du in wahrer Gottesfurcht da warst – vielleicht im Gottesdienst – und vielleicht hat es nur bis zur Treppe gedauert, bis du das wieder aus dem Blick verloren hattest.
So sind wir Menschen eben: Noch voller Gottesfurcht und ehrfürchtiger Anbetung – und nur kurze Zeit später schon wieder ganz locker im Umgang mit diesem heiligen Gott und seinen guten Geboten.
Ihr Lieben, was wir hier sehen, ist etwas, das wir auch brauchen. Wir können nicht oft genug daran erinnert werden, wie heilig unser guter Gott ist. Deshalb sendet Gott Mose hier noch ein drittes Mal herab zum Volk, damit dieses wirklich bereit ist, nun auf sein Wort, auf sein heiliges Wort zu hören.
Dieses Wort wird er dem Volk dann in Form der Zehn Gebote und vieler weiterer Anordnungen geben. Darüber werden wir in den nächsten Wochen nachdenken. Nächste Woche kommen wir zu den Zehn Geboten. Danach schauen wir uns weitere Anordnungen des guten und heiligen Gottes an.
Und wisst ihr, was wirklich schockierend ist? Wir wissen doch, wie die Geschichte weitergeht, oder? Dieses Volk, das hier am Fuße des Berges steht, merkt, wie der Berg bebt, wie Rauch und Feuer aufsteigen und wie die Stimme Gottes wie eine laute Posaune erscheint. Dieses Volk ist voller Ehrfurcht. Gott hat so schnell versprochen: „Wir werden alles tun, was du gesagt hast.“
Dieses Volk braucht nicht sehr lange, um diesen Bund zu brechen und diesem heiligen Gott wieder ungehorsam zu sein. Ich möchte dich fragen: Wie sieht das bei dir aus? Bist du bereit, auf das zu hören, was Gott dir durch sein Wort zu sagen hat? Willst du von Herzen tun, wozu er dich aufruft? Und wirst du dabei treuer und gehorsamer sein, als Israel es letztendlich war?
Bevor wir den gleichen Fehler machen, den Israel damals gemacht hat, und vorschnell rufen: „Ja, wir wollen alles tun, was der Herr gesagt hat“ und dann große Versprechungen machen, möchte ich klar und direkt sagen: Nein, wir werden genauso scheitern, wie Israel gescheitert ist.
Gott wusste das. Gott wusste, dass Israel scheitern würde, und Gott weiß, dass du scheitern wirst und ich scheitern werde. Deswegen ist er derjenige, der von vornherein geplant hatte, diesen Bund, den er hier beginnt zu schließen, auch zu erfüllen. Dazu kam er in Jesus Christus zu uns Menschen. Der heilige, heilige, heilige Gott wird Mensch. Er lebt mitten unter uns und er lebt so, wie wir alle leben sollten: in beständiger Ehrfurcht und Liebe für Gott den Vater.
Deswegen lebt er im perfekten Gehorsam ein Leben voller Liebe. Er allein erfüllt den Bund. Er ist der eine Nachkomme Abrahams, der die Bundesverheißungen erbt. Er ist der Sohn des Eigentums, der geliebte Sohn des Vaters. Er ist der König und der Priester. Er ist heilig, so wie Gott heilig ist.
Aber Jesus kam nicht einfach, um uns zu zeigen, dass es einen besseren Weg gibt, auf dem wir doch alle scheitern. Er kam, um für uns zu tun, was wir nicht tun können. Er erfüllte nicht nur den Bund für uns, sondern nahm auch den Fluch für unser Brechen des Bundes auf sich.
Er ging den Weg nach seinem perfekt gelebten Gehorsam weiter bis hin zum Kreuz. Dort nahm er Gottes gerechtes Gericht, das Gericht eines heiligen Gottes über die Sünde der Menschen, auf sich.
Seht ihr, als Jesus dort am Kreuz hängt, da erleben wir die Heiligkeit Gottes. Ihr wisst, was dort geschehen ist: Am Kreuz kam Finsternis über das Land, drei Stunden mitten am Tag. Und eine Stimme kam aus dem Himmel: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“
Als Jesus am Kreuz stirbt, so berichtet uns Matthäus, bebt die Erde, Gräber brechen auf, die Heiligkeit Gottes wird sichtbar, spürbar und hörbar.
Und es geschah noch etwas: Gegenüber von diesem Hügel Golgatha, dort auf dem Berg Zion im Tempel in Jerusalem, zerreißt in diesem Moment der Vorhang, der den Zugang zu Gott versperrt. Der Vorhang war dort, damit sündige Menschen nicht in die Gegenwart des heiligen Gottes kommen, denn dort könnten sie nicht bestehen.
Aber in dem Moment, wo Jesus stirbt, zerreißt der Vorhang und Menschen haben Zugang zu Gott.
So ist Jesus unser Retter, unser Fürsprecher und Mittler vor dem Vater. Jetzt können wir zu Gott kommen durch ihn, denn er hat den Fluch auf sich genommen und den Bund für uns erfüllt.
Und so dürfen wir jetzt sein, wenn wir auf Jesus Christus vertrauen, was Israel hätte sein können, wenn sie den Bund erfüllt hätten.
Ja, der Apostel Petrus sagt uns, dass wir, wenn wir Jesus Christus vertrauen, wenn wir zu ihm gehören durch den Glauben, Erben der Bundesverheißung sind (1. Petrus 2,9):
"Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, ihr seid die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums."
Lieber Christ, siehst du, was für ein großartiges Privileg das ist? Wir Sünder können in die Gegenwart des heiligen Gottes kommen, und er sagt uns zu: „Ich liebe euch, ihr seid meins.“
Wir müssen nicht mehr sterben, wenn wir Gott zu nahe kommen. Durch Christus können wir zu ihm kommen, ohne große Riten, ohne große Zeremonien.
Aber das möchte ich auch deutlich sagen: All das gilt nur denen, die zu Jesus Christus gekommen sind, die ihn als ihren Retter und Herrn anerkennen.
Ohne Christus, lieber Freund, wenn du heute hier bist und kein Christ bist, höre diese Worte: Ohne Christus kannst du nicht in die Gegenwart Gottes kommen. Ohne ihn wirst du vor dem heiligen Gott nicht bestehen können.
Damals hatte Gott seinem Volk gesagt: „Ihr habt drei Tage, um euch vorzubereiten. Am dritten Tag werde ich erscheinen.“
Ich weiß nicht, wie viele Tage du hast, bis du vor Gott stehen wirst. Aber die Bibel ist sehr klar: Eines Tages wird jeder vor Gott stehen. Und ohne Mittler, ohne Christus, ohne ihn, der den Bund für dich erfüllt hat, wirst du nicht bestehen können.
Deswegen bereite dich vor, hör die Warnung! Und das tust du, indem du dich abwendest von deinem selbstbestimmten Leben, deinem Leben in Rebellion gegen Gott. Indem du sagst: „Gott, ich will dich anerkennen, ich will dich als meinen Herrn, als meinen König. Ich will hören, was du mir zu sagen hast.“
Ja, ich werde scheitern, ich werde nicht alles so leben, wie du es sagst, aber ich möchte für dich leben.
Komm zu Jesus im Gebet, bitte ihn, dein Retter zu sein, und folge ihm nach als dem Herrn deines Lebens. Nur dann wirst du vor dem heiligen Gott bestehen können.
Aber dann, wenn du das tust, jeder von uns, der das getan hat, dann können wir und werden wir vor dem heiligen Gott bestehen.
Dann können wir zu ihm kommen, ohne Angst, in Ehrfurcht, aber ohne Angst.
Wir dürfen uns dem heiligen Gott nahen, jederzeit im Gebet durch Jesus Christus, unseren Fürsprecher beim Vater. Deswegen beten wir in seinem Namen, durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Dann können wir uns ihm nahen und auf ihn hören, wenn wir uns hier versammeln im Gottesdienst, um ihn anzubeten und sein heiliges Wort verkündigt zu bekommen.
So hoffe ich, dass diese Predigt uns bereitmacht, damit wir in den nächsten Wochen hören, dass wir auf Gottes Wort, auf seine Gebote, die er seinem Volk zu sagen hat, hören.
Seine guten Gebote, die Gebote, die aus dem Herzen eines Gottes kommen, der Retter ist und der treusorgend ist, der liebevoll, barmherzig und gnädig ist, aber der eben auch heilig ist.
Und ich glaube, wenn wir so auf dieses Wort hören, dann kommen wir nicht mit allen möglichen Versprechungen, wir kommen aber auch nicht lapidar und gehen weg und vergessen, was er gesagt hat und kümmern uns nicht um ihn.
Nein, wir kommen in angemessener Ehrfurcht vor unseren heiligen Gott, der uns einlädt, zu ihm zu kommen und der uns allen geistlichen Segen schenkt in Christus Jesus.
Amen.
Himmlischer Vater, so beten wir, dass du uns bereitmachst, nicht nur diese Woche, nicht nur in den nächsten Wochen, um deine Gebote zu hören.
Nein, wir wollen dich bitten, dass du dich uns immer und immer wieder vor Augen stellst als den Gott, der heilig, heilig, heilig ist, einen Gott, den man fürchten soll, und der uns doch liebt und annimmt, voller Gnade und Barmherzigkeit.
Ein Gott, der schnell bereit ist, uns zu vergeben und uns den Weg zu weisen hin zu einem Leben in deinem Segen.
Herr, so mach uns bereit, mach uns bereit so anbetend, dass unser ganzes Leben Anbetung von dir ist, denn du bist würdig.
Amen.