Einführung in den würdigen Alltag als Christ
Wir machen es jetzt so: Ich werde noch versuchen, mit uns Kapitel vier zu lesen. Danach möchten wir noch etwas Zeit für Fragen haben.
Wir lesen also Kapitel vier, Vers 17 bis zum Schluss. Es geht hier um den zweiten Teil, Abschnitt B – Richtlinien für einen würdigen Wandel im Alltag.
Zuvor ging es um das Leben im Leib, das Leben der Glieder und den würdigen Wandel der Glieder im Leib Christi. Jetzt steht der würdige Wandel im Alltag im Mittelpunkt, insbesondere im Umgang mit Beziehungen grundsätzlich.
Dazu wollen wir unsere Gliederung anschauen. Erstens: die grundsätzliche Ausrichtung, das Vorbild Christi, in den Versen 17 bis 24.
Abgrenzung von der Welt und die Bedeutung des Denkens
Lesen wir die ersten Verse:
17 Dieses sage ich also und bezeuge ich in dem Herrn: Ihr habt nicht mehr so zu wandeln wie auch die anderen, die von den Völkern sind, also von den Heidenvölkern. Wie die anderen, die von den Völkern sind, wandeln in der Nichtigkeit ihres Denksinnes, die im Denken verfinstert und dem Leben Gottes entfremdet sind, wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens. Sie haben sich abgestumpft und sich selbst der Ausschweifung hingegeben, zur Ausübung jeder Unreinheit in Habsucht.
Was Paulus hier also sagt, ist zunächst einmal, was nicht die Ausrichtung sein soll: nicht wie die Welt, nicht wie die Heiden. Er sagt, die Heidenwelt war damals schlimmer als die Judenwelt.
Das sage ich also und bezeuge: Ihr sollt nicht so wandeln wie die Heiden wandeln. Ihr Denken ist leer, Nichtigkeit ihres Denkens, das heißt leer in Bezug auf Gott, leer, leere Worte ohne eigentlichen, wirklichen Inhalt. Sie leben letztlich unsinnig, sinnlos.
„Entfremdet“ – ihr Denken ist verfinstert, sagt er. Der Verstand ist verfinstert am Verstand. Interessant, wie wichtig das Denken ist. Merken Sie das! Das Denken ist das, was Gott anspricht, wenn er Menschen retten möchte. Gott möchte alle retten, aber wenn Gott daran ist, Menschen zu retten, appelliert er an das Denken. Deshalb müssen wir unser Denken von Gott schulen lassen.
Die Welt spricht immer von Gefühlen, Erlebnissen und Erfahrungen. Feeling ist das große Modewort. Aber Gott spricht vom Denken. Wie denken wir?
Die, deren Denken verfinstert ist, anstatt erleuchtet zu sein, sind also unsinnig und entfremdet vom Leben Gottes. Das Göttliche ist für sie fremd, etwas Fremdartiges, das Geistliche.
Und warum ist das so? Wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist. Sie haben keine Ahnung von der Realität. Sie denken, wir leben an der Realität vorbei, und sie leben selbst an der Realität vorbei. Keine Ahnung von den eigentlichen, wirklich wichtigen Dingen.
Unwissenheit und wegen der Verhärtung ihres Herzens. Der Mensch verhärtet sich, das heißt, er tut Sünden und handelt gegen sein Gewissen. Dann handelt er wieder gegen das Gewissen und wieder gegen das Gewissen, und das Gewissen wird stumpf. Das ist hier gemeint mit Verhärtung.
Verhärtung heißt nicht, dass man sich nicht bekehren könne. Jeder darf sich bekehren, Gott möchte ja, dass sich jeder bekehrt. Aber hier sind sie also gefühllos geworden in Bezug auf Gott. Gott würde sie gerne ansprechen, aber sie sind nicht sensibel genug. Das Gewissen rührt sich nicht mehr so, es wurde stumpf gemacht, also geistliche Empfindsamkeit verloren.
Das ist so: Sünde macht unempfindlich. Und übrigens ist es bei Gläubigen auch so. Wenn wir als Gläubige über Sünde hinweggehen und uns wirklich nicht kümmern, was Gott in dieser Hinsicht sagt, dann werden wir auf dem Gebiet unempfindlich in Bezug auf das Gewissen.
Das ist eine ganz große Not heute. Es gibt viele unsensible Christen. In manchen Gebieten sind sie unsensibel, in anderen Gebieten sind sie okay. Aber in manchen Punkten lassen sie sich nichts vom Gewissen überführen.
Ihre Hingabe – was ist ihre Hingabe? Sie haben sich der Ausschweifung hingegeben, heißt es hier, um Unreinheit auszuüben, in Habsucht.
Also das ist gut für uns zu wissen: Die Welt übt Unreinheit aus. Merken Sie das? Was ist da so unrein in der Welt? Das Reden.
Und dann gibt es Christen, die setzen sich vor den Fernseher oder vor Filme, YouTube oder irgendwo und hören sich das alles an. Dieses schmutzige Reden. Und dann darf man sich nicht wundern, dass unser eigenes Reden nicht mehr rein ist oder unser Denken in Bezug auf Keuschheit.
Es gibt Christen, die haben keine Ahnung von Keuschheit. Wie bückt sich eine Frau? Das wird nicht mehr gelehrt, oder? Dass sich Frauen anders bücken als Männer, sie sollten sich anders bücken. Das ist ja klar. Oder wo hängt man die Unterwäsche auf? An der Straße da.
Kein Gefühl mehr dafür, was eigentlich Keuschheit ist. Man liest auch diese Bibelstellen nicht mehr. Die interessieren einen nicht mehr, weil heute ist man so anders geworden.
Und die Welt übt Unreinheit aus in Habsucht, zusammen mit Habsucht. Und das hat kräftige Auswirkungen.
Die Gläubigen sollen sich aber nicht an dem ausrichten. Nicht das ist unser Vorbild: diese Unersättlichkeit, diese Habsucht.
Man sagt heute: „Hast du Lust?“ Das ist schon ganz normal. „Hast du Lust zu kommen?“ Es geht doch gar nicht um Lust oder nicht Lust. „Hast du Lust zum Predigen?“ Ruft mich einer an: „Hast du Lust bei uns zu predigen?“ Was willst du? Ich lebe nicht nach dem Prinzip der Lust und der Laune.
Wenn ich einen Dienst tun soll und das vom Herrn ist, dann möchte ich gerne gehorsam sein. Aber wir leben nicht nach Lust, nach dem Lustprinzip.
Sprüche sagen: Lust ist unersättlich wie der Tod, und das ist eigentlich das, was die Schrift sagt. Sünde ist nie etwas Statisches. Sünde ist nicht etwas, was steht, sondern Sünde reißt immer mehr mit sich. Sie lebt und verbreitet sich.
Aber ja, hier ist das das eine. Also nicht wie die Welt.
Woran sollen wir uns stattdessen ausrichten?
Ausrichtung am neuen Leben in Christus
Vers 20: So habt ihr Christus nicht kennengelernt, wenn ihr ihn wirklich gehört habt und in ihm gelehrt wurdet, wie er die Wahrheit in Jesus ist. Sondern was sollen sie tun? Also nicht nichts, sondern was ist zu tun? Sie sollen ablegen, was die frühere Lebensführung betrifft, den alten Menschen, der dabei ist, zugrunde zu gehen infolge der trügenden Lüste.
Aber erneuert zu werden am Geist eures Denksinnes und den neuen Menschen anzuziehen, der nach Gott geschaffen wurde in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit.
Auch hier haben wir wieder einen langen Satz, der einiges zum Knacken bietet. Wir gehen die Verse Schritt für Schritt durch.
Er sagt also: So habt ihr Christus nicht kennengelernt, oder? So wie die Welt ihn kennt, ist Christus ganz anders. Wir haben ihn kennengelernt, wir haben eine Erfahrung mit ihm gemacht. Wir haben ihn ganz anders kennengelernt, und nach diesem Christus wollen wir uns ausrichten.
Wir haben ihn nicht akustisch gehört, aber wir haben ihn über die Bibel gehört. Wenn ihr ihn wirklich gehört habt, dann durch das Wort der Apostel. Ihr wurdet in ihm gelehrt, das heißt, wir wurden durch Christus, durch das Wort Gottes, belehrt.
Und jetzt sollen wir auch entsprechend handeln, so wie wir gelehrt wurden. Wie wurden wir gelehrt? Abzulegen, was das frühere Leben betrifft, den alten Menschen. Das heißt, die Lüste und die Lebensweise des alten Menschen haben wir abzulegen.
Der alte Mensch ist das, was ich früher lebte, das ist der frühere Wandel, der alte Mensch. Hier spricht Paulus sehr praktisch. Er meint den praktischen Lebenswandel, also den alten Menschen im Sinne der alten Lebensweise.
Ablegen heißt nichts anderes als ausziehen. Wir würden sagen: Kleider ablegen, Kleider ausziehen. Das sind die Kleider von früher, die wollen wir nicht mehr anziehen, sondern wir wollen ganz andere Kleider anziehen.
Er sagt hier: Der alte Mensch, der dabei ist, zugrunde zu gehen infolge der trügenden Lüste. Der Mensch geht zugrunde, er richtet sich zugrunde, wenn er nach seinen Lüsten lebt. Da wird Befriedigung versprochen, aber das Versprechen wird nicht gehalten.
Die Leute versprechen sich Befriedigung und laufen überall hin, wo sie Lust haben. Am Ende liegen sie enttäuscht da, weil nichts daraus geworden ist. Sie sind betrogen worden.
Und Vers 23: Aber erneuert zu werden am Geist eures Denksinnes. Merken Sie, es geht schon wieder ums Denken. Also das eine müssen wir ablegen, den früheren Lebenswandel, aufhören damit.
Aber jetzt muss ich erneuert werden am Geist meines Denksinnes. Das griechische Wort meint den Sinn, mit dem man denkt. Vielleicht steht bei Ihnen „Sinnes“? Wenn ich „Sinn“ lese, denke ich immer zuerst an Sehsinn, Hörsinn oder Geschmackssinn. Aber hier ist der Sinn gemeint, mit dem wir denken.
Das griechische Wort heißt so, die Engländer sagen „mind“, also das Denken. Das muss erneuert werden, unser Denken muss erneuert werden. Das muss ich mit Gottes Wort füllen, sonst kann ich nicht aufhören mit dem alten Denken.
Es geht um einen ständigen Erneuerungsprozess. Das Wort, das hier verwendet wird, bedeutet eigentlich „stets erneuert zu werden“. Hier ist also eine lang andauernde Handlung gemeint.
Übrigens sagt der Apostel Paulus in Römer 12,1 dasselbe: Lasst euch verändern durch Verwandlung eures Denksinnes, lasst euch verwandeln durch Erneuerung eures Denksinnes. Das Denken muss erneuert werden.
Und dann folgt das Handeln. Gott meint unser Denken. Übrigens ist das Denken das Herz, wissen Sie das? In der Bibel denkt der Mensch im Herzen.
Aus dem Herzen kommen die schlechten und die guten Gedanken. Das sagt der Herr Jesus, und auch im Alten Testament liest man sehr oft, dass im Herzen die Gedanken sind.
Deshalb muss man Gott von ganzem Herzen lieben, das heißt mit allem Denken. Was ist das Herz? Das Herz ist ein bildhafter Ausdruck.
So wie wir ein physisches Herz haben, das verborgen im Inneren liegt und das Zentrum des Körpers ist, so ist das geistliche Herz, also im übertragenen Sinne, der verborgene Mensch.
Ich habe ja einen Leib und ich habe einen Geist oder einen inneren Menschen und einen äußeren Menschen. Der innere Mensch wird auch Herz genannt.
Wir würden auch sagen: Persönlichkeit oder Geist. Aber das Zentrum dieses inneren Menschen ist das Denken, das Schaltzentrum der Persönlichkeit.
Deshalb sagt Gott: Tue Buße, das heißt eigentlich: Ändere dein Denken. „Buße“ ist ein griechisches Wort, Metanoia, das heißt „meta“ = ändern und „noia“ = das Denken. Ändere deinen Sinn, dein Denken.
Und dann soll natürlich die Konsequenz daraus folgen. Aber zuerst geht es um das Denken, und das muss erneuert werden.
Nachdem wir gläubig geworden sind, muss unser Denken weiter erneuert werden. Das ist ein Prozess.
Der neue Mensch, die neue Lebensweise, muss jetzt gestaltet werden.
Vers 24: Und den neuen Menschen anziehen. Jetzt haben wir es: Der neue Mensch ist die neue Lebensweise.
Paulus spricht hier praktisch. Wir müssen jetzt neue Kleider anziehen. Vorher haben wir alte Kleider getragen, die nicht schön waren: Hässlichkeit, Zorn und Unfreundlichkeit.
Jetzt ziehen wir andere Kleider an: Freundlichkeit, Güte, Liebe, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit, Geduld und Demut.
Diese Kleider müssen wir anziehen. Das ist der neue Mensch, der neue Lebenswandel dieses erneuerten Menschen, der nach Gott geschaffen wurde in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit.
Dieser neue Mensch ist letztlich Jesus Christus. Das ist eigentlich der neue Mensch.
Paulus sagt an anderer Stelle, wir sollen Christus anziehen. Er sagt einmal, wir sollen den neuen Menschen anziehen, und einmal, wir haben den neuen Menschen schon angezogen.
Was meint er? Einmal spricht er juristisch oder statisch: Wenn man zum Glauben kommt, wird man neu. Dann beginnt ein neues Leben.
Wenn ich zum Glauben komme, kommt Jesus in mein Leben. Dann habe ich Jesus angezogen. Er ist jetzt mein, ich habe eine neue Existenz.
Aber diese neue Existenz muss sich nun im Lebenswandel zeigen. In diesem Sinne muss ich Christus in der Praxis noch anziehen, seine Gerechtigkeit, seine Liebe und seine Heiligkeit.
Es sind zwei Dinge: Das eine ist die Stellung, das andere der Wandel.
Ich bin in eine neue Stellung gesetzt, ich bin ein neuer Mensch in Christus, weil Christus in mir ist.
Dieser soll jetzt zum Ausdruck kommen in der Praxis.
Das geschieht nicht von selbst. Das Anziehen muss man bewusst tun.
Man muss sagen: Ja, Herr, bitte erinnere mich, dass ich nicht mehr zornig werde, wenn mich jemand ärgert.
Da muss man beten, dann erinnert er uns.
Oder: Herr, erinnere mich, ich vergesse immer zu beten, ich habe ganz vergessen, dass du da bist, erinnere mich, dass ich bete.
Und das macht er auch. Der Herr wirkt in uns, aber er möchte von uns diese Bereitschaft sehen.
Dieser neue Mensch – der Maßstab ist nicht mehr die alte Lebensweise.
Früher war das so, jetzt handle ich bewusst anders.
Und die Kraft dazu ist da: Das ist der Geist Gottes, die Kraft ist Jesus Christus.
Er ist ja da, er ist in mein Leben eingezogen.
Jetzt möchte er sich auswirken – das ist gemeint.
Praktische Richtlinien für den Alltag
Aber wir müssen weitermachen. Und jetzt wird es ganz konkret. Das ist eine große Hilfe. In Vers 25 sagt Paulus: „Darum legt die Lüge ab und redet Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten.“ Er gibt hier ganz praktische Richtlinien, eine klare Gegenüberstellung: nicht mehr so, sondern so. Also nicht lügen, sondern die Wahrheit reden.
Es wäre falsch, wenn wir nur sagen: „Du sollst nicht lügen.“ Manche Eltern sagen das ihren Kindern, aber das ist zu wenig. Das „Nicht“ muss ausgewogen werden mit etwas Positivem: „Sondern rede die Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten.“ Denn wir sind Glieder voneinander.
Merken Sie, wie Paulus die Christen hier motiviert? Er sagt: Warum soll ich keinen Christen anlügen? Weil das ein Stück von uns selbst ist, ein Teil deines eigenen Leibes. Du bist im Leib Christi, du wirst doch nicht dein eigenes Glied anlügen. Wir sind Glieder voneinander. Natürlich soll ich auch die Welt nicht anlügen, aber hier geht es um das Reden untereinander, innerhalb der Christusgemeinde, weil wir Glieder voneinander sind.
Und sündigt nicht! Also wenn ihr zornig seid oder euch ärgert, dann passt auf, dass ihr nicht sündigt. Die Sonne soll nicht untergehen über eurer Erzürnung. Manchmal muss man sich schon sehr ärgern. Wir haben ja einen Gerechtigkeitssinn, den hat Gott uns gegeben. Wenn dieser verletzt wird, kann man ganz schön ärgerlich werden. Diese Regung an sich ist noch keine Sünde, aber man muss aufpassen: Wenn man ärgerlich wird, darf man nicht sündigen. Das muss man dem Herrn bringen.
Übrigens merkt man hier, dass Paulus mit dem Mund beginnt. Erstens soll keine Lüge kommen, sondern Wahrheit – das betrifft das Reden. Zweitens soll man nicht zornig sein, sondern Zurückhaltung üben, was oft auch mit dem Mund zu tun hat. Fünfmal ist in den nächsten Versen vom Mund die Rede, also von etwas Mündlichem, vom Reden.
Seien wir wahr! Es gibt ja auch... ich weiß, wir lügen nicht so plump, aber manchmal übertreiben wir ein bisschen oder verschönern etwas, gerade unter Christen. Oder wir erwecken einen anderen Eindruck, als es in Wirklichkeit ist. Oder wir lassen den Eindruck entstehen, dass etwas nicht so ist, obwohl es in Wahrheit doch so ist. Oder wir täuschen irgendwelche Sachverhalte ein wenig vor.
Da führt der Heilige Geist uns und sagt: Das war nicht in Ordnung, das war nicht sauber. Du hast jetzt irgendwas gesagt, aber zu viel gesagt. Und das bringt er in Ordnung. Dann merkt der andere es. Es ist ganz wichtig, dass wir im Kleinen treu und wahr sind. Wer im Geringen wahr ist, der ist auch im Großen wahr. Wer im Geringen betrügerisch ist, ist auch im Großen betrügerisch. Es fängt in kleinen Dingen an.
Also, untereinander, als Glieder. Brüder verletzt man nicht, den eigenen Leib verletzt man nicht.
Vers 26: „Zänkt und sündigt nicht, die Sonne gehe nicht unter über eurer Erzürnung.“ Wenn ihr euch ärgert, dann bitte nicht bis nach Sonnenuntergang. Bringt es in Ordnung. Euer Herz soll wieder zur Ruhe kommen, geht nicht mit eurem Ärger schlafen.
Das ist ein Zitat aus Psalm 4. Dort heißt es: „Bebet“ – also wenn ihr euch ärgert, sündigt nicht. Redet mit eurem Herzen auf eurem Bett, auf eurem Lager, und werdet stille. Da haben wir den Sonnenuntergang. Früher ging man ins Bett, wenn die Sonne unterging, heute nicht unbedingt. Aber dann leg dich ins Bett und bring die Sache in Ordnung. Redet mit eurem Herzen auf dem Lager und werdet stille, Opfer der Gerechtigkeit, und vertraut auf den Herrn.
So ist es, so kann man die Sache wieder in Ordnung bringen und das Herz zur Ruhe bringen. Das ist Psalm 4, Verse 5 und 6.
Dann gibt es eine Begründung in Vers 27: „Gebt auch nicht Raum dem Teufel.“ Hier ist eine Gefahr: Wenn ich nicht sauber bin mit Sünde, dann kann der Feind Raum gewinnen.
Und denken wir nicht, der Feind wartet draußen bei der Eingangstür der Gemeinderäume. Dort, wo wir Sünderaum geben, geben wir dem Feind Raum. Das ist immer so. Es gibt viel dämonisches Wirken innerhalb der Gemeinde Jesu, viel.
Paulus sagt das auch in 1. Timotheus 4. Dort sind Brüder aufgestanden – oder ob sie überhaupt Brüder waren –, und haben Lehren von Dämonen weitergegeben (1. Timotheus 4, die ersten Verse). Viele Lehren, die in den Gemeinden kursieren, sind Lehren von Dämonen. Sie sind ein bisschen falsch. Die Dämonen sind nicht so plump, dass sie gleich alles falsch machen. Es ist ein bisschen falsch, aber es wird immer falscher.
Und nicht nur in der Lehre, auch im Leben. Da schleicht sich etwas ein, und der Feind sucht Christen, die er verschlingen kann, die er verwenden kann. 1. Petrus 5,8: „Der Widersacher geht umher wie ein brüllender Löwe, der einen will erschrecken, der andere will einfach verschlingen.“
Der Stehlende soll nicht mehr stehlen. Das ist das Nächste. Er soll vielmehr arbeiten und mit den Händen das Gute erwirken, damit er etwas hat, um dem Bedürftigen mitzugeben.
Gerade dort, wo wir schwach sind – der eine ist beim Stehlen schwach gewesen, der andere beim Lügen – jeder hat so seine Tendenzen, jeder Mensch hat irgendwo seine besonderen Schwächen. Und gerade dort, wo die Schwachstellen sind, müssen wir uns besonders darauf konzentrieren und dann dort extra Positives tun.
Der Dieb, der gerne gestohlen hat, soll jetzt sagen: „Jetzt arbeite ich extra viel, damit ich viel habe zum Geben.“ Zuerst einmal das zurückzugeben, was ich gestohlen habe, aber dann auch zugeben, was ich nicht gestohlen habe. Gerade dann. Und dann hilft das durch die Kraft des Heiligen Geistes. Man wird zu einem Geber.
Dann bekommt man einen besonderen Sieg über diese Sache. Durch dieses Handeln wird sein Bedürfnis zum Stehlen behoben.
Und da war ein anderer, der ganz große Schwierigkeiten mit Unkeuschheit hatte. Der wird ganz besonders auf Reinheit achten und sich darum kümmern, dass er sich richtig kleidet – Männer und Frauen übrigens beide – keusch.
Gerade beim Christsein geht es nicht darum, wie viel ich noch darf, wo die Grenze ist, und nur bis zur Grenze zu gehen. Nein, im Gegenteil: Wir lieben ja unseren Herrn. Den möchte ich lieben, ihm gehorchen und noch mehr draufgeben.
Wenn der Herr etwas will, dann will ich es auch. Paulus sagt, Petrus sagt: Wenn ich durch das Waschen, durch das Füßewaschen zu dir gehöre, dann wasch mich ganz. Das ist die richtige Haltung. Also nicht das Minimum suchen.
Vers 29: „Nicht faules Reden.“ Jetzt haben wir schon wieder den Mund. Kein faules Wort soll aus eurem Mund hervorgehen, nur eines, das gut ist zur Erbauung, entsprechend dem Bedürfnis, damit es den Hörern Gnade gebe.
Da haben jetzt manche von uns, vielleicht sehr viele von uns jedenfalls – ich merke es bei mir –, eine ganz besondere Schwäche: schlechtes, verfaultes Reden aus meinem Mund. Das stinkt nach Mundgeruch schlimmster Art im geistlichen Sinn.
Jetzt hat der Herr mich verändert, und ich darf ganz besonders darauf achten, dass ich eine reine Sprache mir aneigne und dass ich voll bin von Dingen, die gut sind. Denn wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund.
Wenn mein Herz voll ist von unreinen Dingen, dann wird auch Unreines aus dem Mund kommen. Aber ich darf mir jetzt angewöhnen, eine ganz andere Art zu sprechen.
Ein Bruder hat mir das sehr gefallen. Es ging um Prediger, um Brüder, die das Wort Gottes austeilen. Und dann war die Frage: Wie geht es dir in deinem Reden? Welche Worte wählst du? Passst du auf deine Sprache auf, nicht nur beim Predigen, auch sonst? Sprichst du leichtfertig, lässig, oder spricht man bei dir eine gewisse Reinheit?
Das kann man sich angewöhnen, gewisse Wörter gar nicht zu verwenden. Die Welt verwendet bestimmte Wörter, die mit Unreinheit verbunden sind, und die gebraucht sie in einem unreinen Zusammenhang. Solche Wörter möchte ich gar nicht verwenden. Ich möchte sie aus meinem Sprachschatz ausradieren.
Das beginnt also damit, dass man Buße tut über das Reden. Dann kann der Herr uns helfen und uns daran erinnern, wie wir zu reden haben. Das macht der Herr mit jedem persönlich. Jeder hat da sein eigenes Heiligungsprogramm.
Und dann weiter: Also nicht der Mundgeruch und nicht faules Reden, sondern Dinge, Wörter, Inhalte, die gut sind zum Bauen. Und zwar genau dort, wo ein Bedürfnis vorhanden ist.
Es geht darum, dass ich schaue, wo ich mich in das Leben eines anderen hineingeben kann, wo ich ihm etwas sagen kann, was ihm hilft, was ihn weiterbringt. Damit es denen, die es hören, Gnade vermittelt.
Gnade heißt eine göttliche Hilfe, göttliche Kraft, göttliche Vergebung, ein göttliches Geschenk. Die Hörer sollen durch mein Reden von Gott beschenkt werden.
Das Wort Gnade kommt übrigens von dem Wort Anmut, Charmant, gnädige Frau oder was ist das? Anmutig, charmant – ein Begriff, der mit Liebe zu tun hat.
Im Englischen sagt man „say grace“, das heißt danke sagen, oder? „Say grace“, also zum Essen sagt man „say grace“ – sag Gnade. Das heißt eigentlich: sag Danke. Sag etwas Angenehmes dem Herrn, etwas, was ihm gefällt.
Die Gnade ist das Angenehme, das ist die ursprüngliche Wortbedeutung von Gnade – das Angenehme.
Also das sollen wir reden: etwas Angenehmes, etwas zur Erbauung. Muss ich mich jetzt fragen: Wie kann ich reden, dass es für mein Gegenüber angenehm ist? Erbauung für jeden von uns.
Den Heiligen Geist nicht betrüben und negative Eigenschaften ablegen
Und dann ist es sehr nötig, zum Schluss hier in Vers 30 – oder eher im vorletzten Vers – nicht den Heiligen Geist zu verletzen, nicht den Heiligen Geist traurig zu machen. Man soll sich bewusst sein: „Ich bin versiegelt worden mit dem Heiligen Geist.“ Also Vers 13: „Betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt wurdet auf den Tag der Erlösung.“
Betrüben heißt traurig machen, Kummer bereiten, Schmerz bereiten. Und man kann Gott Schmerz bereiten. Wir können durch unsere Art, wie wir reden, Gott Schmerz bereiten – hier dem Geist Gottes, dem Geist Christi. Wenn wir gewisse Dinge tun oder reden, sollen wir aufpassen, dass wir den Herrn nicht traurig machen.
Das ist dann schwierig, wenn man mit einer traurigen Person zusammenwohnen muss. Es ist schwierig, mit einer depressiven Person zusammenzuleben, und es ist schwierig, mit einem Geist zusammenzuleben, der traurig ist, oder? Der Heilige Geist wohnt ja in mir, und wenn er traurig oder depressiv ist wegen meines Redens, dann ist das alles traurig und es färbt ab.
Deshalb soll ich so reden, dass der Heilige Geist glücklich sein kann – und dann bin ich auch glücklich. Der Heilige Geist wird uns dann ein bisschen „mit der Gabel stechen“, wenn wir ihn beschmerzen. Wenn unser Gewissen noch gesund ist, wird er uns das schon klar machen. Aber dann sollen wir sofort dem Herrn sagen, dass wir es in Ordnung bringen wollen. Denn wir sind versiegelt worden mit dem Heiligen Geist auf dem Tag der Erlösung.
Dieser Heilige Geist wird dafür sorgen, dass ich eines Tages oben ankomme, zur ewigen Erlösung komme. Und er will ja für mich arbeiten, der Heilige Geist. Dann soll ich ihn aber bitte nicht depressiv machen und ihm Kummer und Schmerzen bereiten.
Das Letzte hier: „Alle Bitterkeit und alle Unwille und jeglicher Zorn und alles Geschrei und alle Lästerung sei von euch weggetan samt aller Bosheit.“ Hier sind jetzt einige Dinge, die man entfernen muss, und andere Dinge, die man annehmen und sich aneignen muss.
Diese Dinge: Bitterkeit – das Wort kommt von ungenießbaren Pflanzen. Bitter heißt ungenießbar. Wenn jemand bitter ist, dann ist er ungenießbar in jeder Hinsicht, giftig. Das ist genau das Wort: giftig. Hebräer 12,15 sagt: „Passt auf, dass nicht eine giftige Wurzel der Bitterkeit emporwachse in irgendjemand von euch.“
Es gibt Leute, die sind verletzt, und dann sind sie giftig zu allem rundherum und giftig gegenüber Gott. Das darf nicht geschehen unter Christen, das darf ich nicht zulassen. Ich muss lernen, alles vom Herrn zu empfangen und ihm danke zu sagen, denn er meint es so gut mit mir.
Grimm und Unwille, also Zorn, das ist hier Wut. Das Wort bedeutet etwas, das anschwillt. Man meint, man müsse sich Luft verschaffen, oder? Nein, ich muss mir nicht Luft verschaffen. Ja, aber ich muss irgendwo meine Aggression loswerden – am Fuß des Kreuzes, nicht ausleben. Wie es in der Welt heißt, Aggressionen ausleben – das ist falsch. Aggressionen sollen zum Herrn gebracht und ihm bekannt werden. Dann kann er uns ganz ruhig machen.
Ärger, Bosheit, Missgunst – das sind Sünden, mit denen wir oft zu tun haben. Ja, wir Männer haben oft mit Grimm, Zorn, Missgunst und Bosheit zu tun. Auch ältere Leute haben manchmal mit Missgunst zu kämpfen. Da darf man nicht passiv bleiben.
Wer bitter ist, darf nicht passiv bleiben, sondern soll die Sache dem Herrn bekennen. Sonst wird die Bitterkeit wachsen und dich verschlingen. Es gibt solche Christen, die sind total verbittert – ich habe solche kennengelernt.
Geschrei, Lästerung, Schreien – nicht schreien! Wenn wir verschiedene Meinungen haben, nicht schreien! Auch in der Ehe nicht schreien! Aber wenn die andere Person nicht hört, auch dann nicht schreien! Du erreichst überhaupt nichts, und ich weiß es, ich habe es oft genug gemacht. Ich erreiche nicht, was ich wollte, sondern bleibe ruhig. Gerade dann erreiche ich das.
In Diskussionen nicht laut werden. Es gibt Diskussionen, die werden immer lauter und lauter. Wieso denn? Dadurch erreichen wir nicht, was wir wollen.
Und was soll werden? „Werdet freundlich“, heißt es bei Ihnen. „Seid freundlich.“ Dann dürfen Sie tatsächlich Ihre Bibel korrigieren. Das heißt hier ganz sicher: Werdet freundlich. Das griechische Wort heißt „ginomai“ und bedeutet „werden“. Davon kommt „Genesis“, die Entstehung.
Werdet freundlich zueinander – das soll entstehen. Gott lässt uns ein bisschen Platz. „Komm, es ist ein Prozess“, sagt er. Werdet feinfühlig zueinander, werdet heilig und so weiter. Werdet freundlich! Das heißt: freundlich sein, so dass es dem anderen gut tut, wie ein Freund zum anderen, nützlich, dass es nützlich für ihn ist.
Feinfühlig heißt das nächste Wort. Werdet freundlich, dann heißt das: feinfühlig, also zärtlich, weich, sich in den anderen hineinfühlen können, herzlich wird das auch übersetzt. Das ist auch ganz gut – zartfühlend vielleicht, so zartfühlend.
Und dann vergebt euch dabei untereinander. Das griechische Wort heißt: schenkt euch die Fehler des Anderen, also nicht heimzahlen, sondern schenken, vergeben. So wie Gott euch in Christus vergeben hat, die Schuld geschenkt hat, bedingungslos vergeben und immer wieder vergeben.
So endet dieses Kapitel. Man sieht, wie Paulus sein Anliegen hat, dass das Schöne, dieses neue Wesen, das soll entstehen.
Abschluss und Ausblick auf Fragen
Wir haben noch ein paar Minuten für Fragen. Gibt es noch welche?