Rückblick auf das Laubhüttenfest und Einführung in Johannes 7,40–8,20
Wir sind beim letzten Mal mit Kapitel sieben im Johannesevangelium fast fertig geworden. Darum lesen wir heute noch einmal in Kapitel sieben ab Vers 40. Bruno, kannst du uns vorlesen bis Kapitel 8, Vers 20?
Beim letzten Mal haben wir gesehen, wie der Herr Jesus am Laubhüttenfest in Jerusalem war. Das Laubhüttenfest ist das letzte der sieben großen Feste des Herrn im Festzyklus des Gesetzes Mose. Diese Feste werden alle in 3. Mose 23 aufgeführt. Das Laubhüttenfest war gewissermaßen die Zusammenfassung aller Feste, angefangen vom Passa im Frühjahr bis hin zum Laubhüttenfest im Herbst. Es war das freudigste Fest aller Feste. Im Gesetz Mose finden wir dreimal den Befehl, dass man sich an diesem Fest freuen soll, beziehungsweise einmal sogar in 5. Mose 16 nur „freuen“.
Wir haben beim letzten Mal gesehen, dass während des Laubhüttenfestes täglich ein ganz besonders freudiges Ritual durchgeführt wurde: das Wasserschöpfritual. Ein Priester ging, begleitet von der Volksmenge, vom Tempelplatz hinunter zum Siloah-Teich, füllte dort einen goldenen Krug mit Wasser aus den Quellen und brachte diesen wieder hinauf zum Tempel. Dort wurde er mit Posaunenschall empfangen. Er musste das Wasser in ein Gefäß auf dem Altar ausgießen, ein silbernes Gefäß, oben hinein, und unten floss es wieder hinaus.
Wir haben gesehen, wie der Herr Jesus dann auf dieses Ritual Stellung genommen hat, das sich auf Jesaja gründet: „Mit Wonne werde er die Wasser schöpfen aus den Quellen des Heils“. Er deutete das messianisch auf sich.
Liest noch jemand Johannes 7,37-39?
„An dem letzten, dem großen Tage des Festes aber stand Jesus und rief und sprach: ‚Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, gleich wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.‘ Dies aber sagte er von dem Geist, welchen die an ihn Glaubenden empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.“
Jawohl, also der Herr Jesus deutet das auf sich, dass dieses wahre Wasser, das auf den Heiligen Geist hinweist, er als Messias dieses Wasser geben kann. Und wie wir sehen, geschah das am letzten, dem großen Tag des Festes.
Das ganze Fest als siebtes Fest war ja das freudigste Fest überhaupt. Aber der siebte Tag des Festes war der Höhepunkt all dieser Feierlichkeiten. Und da hatte Jesus das so geäußert – ein ganz besonderes Ereignis. Nicht oft steht in der Bibel, dass der Herr Jesus gerufen hat. Aber hier hat er es laut hörbar im Tempelbezirk für alle wahrnehmbar mitgeteilt. Er rief, Vers 37.
Da musste die Volksmenge natürlich Stellung dazu nehmen: Wer ist denn dieser Mann? Darum die Frage, die Fragen in Vers 40, oder die Diskussionen: Einige sagen, das ist wahrhaftig der Prophet, also der Prophet, den Mose in 5. Mose 18,15 angekündigt hat, als der große Prophet, der einmal den ganzen Willen Gottes verkündigen würde.
Andere sagten, das ist der Christus, also der Messias. Es gab nämlich beide Auffassungen im Judentum: dass der Prophet aus 5. Mose 18 der Messias sei, aber es gab auch die Auffassung, dass es ein ganz besonderer Prophet sein würde, ein Endzeitprophet. Darum sagen die einen, das ist der Prophet, und andere sagen, nein, das ist der Messias.
Es gibt aber auch Kritiker, die sagen: „Ja, der Messias kommt nicht aus Galiläa. Er muss aus Bethlehem kommen“, so steht es ja in Micha 5,1. Aber wir wissen, der Herr Jesus ist ja aus Bethlehem gekommen und tatsächlich auch aus dem Samen Davids, wie hier gefordert wird, Vers 42. Er war ein Nachkomme Davids durch Maria, aber er ist in Galiläa, in diesem verachteten Galiläa, aufgewachsen.
Nun führt das zu einer Spaltung unter dem Volk. Man ist sich nicht einig, ob er der Messias ist oder nicht. Nun greift die Tempelpolizei ein, oder sie sollte eingreifen, denn wir haben das schon in Vers 32 gefunden: Sie war ja ausgeschickt.
Wer liest noch einmal?
„Die Pharisäer hörten, dass die Menge diese Dinge über ihn murmelte. Darum senden die Pharisäer und Räumpriester Diener ab, um ihn zu ergreifen.“
Jawohl, diese Diener sind ein Ausdruck, der im Neuen Testament mehrmals für die Leviten gebraucht wird. Hier ist gemeint die spezielle Abteilung der Leviten, die die Tore bewachen musste. Also die levitische Tempelwache sollte den Herrn greifen.
Aber in Vers 44 sehen wir, sie waren förmlich gelähmt. Sie haben das miterlebt, wie der Herr im Tempel gerufen hat. Die führenden Priester und die Schriftgelehrten, die Pharisäer, sind entsetzt und sagen: „Warum habt ihr ihn nicht gebracht?“ Und was ist die Antwort?
Die Gewalt dieser Worte haben sie so mitbekommen, dass es für sie unmöglich war, irgendwie Hände an ihn zu legen.
Das gibt nun eine Diskussion innerhalb des Sanhedrins, des obersten Gerichtshofs. Die führenden Richter argumentieren: „Hat etwa jemand von den Obersten, Archon, das ist ein Ausdruck, der speziell für die Richter des Sanhedrins gebraucht wird, diese 72 Richter, deren Vorsteher und Oberhaupt der Hohepriester war, geglaubt, dass das der Messias wäre? Die müssten es ja wissen, oder? Nur das einfache, törichte Volk, das das Gesetz nicht kennt, das ist sowieso unter dem Fluch.“
Da hat nun eine doch den Mut, nämlich Nikodemus. Den kennen wir schon. Woher kennen wir Nikodemus? Ja, in Johannes 3 lesen wir nochmals Verse 1 und 2. Das war anlässlich des ersten Passafestes, in der Zeit, als der Herr Jesus begann, öffentlich zu wirken.
Wer liest?
„Es war aber ein Mensch aus den Pharisäern, sein Name Nikodemus, ein Oberster der Juden. Dieser kam zu ihm bei Nacht und sprach zu ihm: ‚Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen; denn niemand kann diese Zeichen tun, wie du, es sei denn Gott mit ihm.‘“
Jawohl, hier wird ganz klar gesagt: Nikodemus war ein Oberster der Juden, Archon, das heißt ein Mitglied des Sanhedrins.
Und jetzt, wo diese Pauschalbehauptung kommt, dass es keinen der führenden Leute aus dem Sanhedrin gibt, die an ihn als Messias glauben, hat Nikodemus plötzlich den Mut, sie zurechtzuweisen – und zwar mit dem schlichten, aber gerechten Grundsatz, Vers 51: „Richtet denn unser Gesetz den Menschen, ehe es zuvor von ihm selbst gehört und erkannt hat, was er tut?“
Wir sehen, dass offensichtlich dieses nächtliche Gespräch damals über die Neugeburt, über die Wiedergeburt, in Nikodemus Frucht getragen hat. Jesus hat ihn auch auf sein Sterben hingewiesen.
Johannes 3, Vers 16: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“
Das war die Botschaft, die Nikodemus gehört hatte. Und dieser Same hat offensichtlich Frucht getragen. Später werden wir Nikodemus noch einmal im Johannesevangelium antreffen. Wo? In Johannes 19, ab Vers 38.
„Danach aber war Joseph von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, aber ein Geheimer aus Furcht vor den Juden, zu Pilatus gegangen, dass er den Leib Jesu abnehmen dürfe. Pilatus erlaubte es. Er kam nun und nahm den Leib Jesu ab. Es kam aber auch Nikodemus, der zuerst bei Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte eine Mischung von Myrrhe und Aloe, ungefähr hundert Pfund. Sie nahmen nun den Leib Jesu und wickelten ihn in Leinentücher mit dem wohlriechenden Öl, wie es bei den Juden zu gestatten Sitte ist.“
Also treten zwei aus ihrer Verborgenheit als Jünger heraus: Josef von Arimathäa und Nikodemus.
Was war Josef von Arimathäa für ein Mann? Er gehörte zum Hohen Rat, also auch zum Sanhedrin. Das hängt zusammen, wie man den Ausdruck in Lukas 23, Vers 50 auffasst.
Wer liest?
„Er war ein Ratsherr und hatte ihrem Rat und ihrem Handeln nichts entgegenzusetzen. Er war aus Arimathäa, einer Stadt der Juden, und wartete auf das Reich Gottes.“
Jawohl, also ein Ratsherr. Dieser Ausdruck im Griechischen kommt nur an dieser Stelle vor. Es ist also nicht der Ausdruck Archon, wie wir ihn anderswo für die führenden Richter des Hohen Rates, des Sanhedrins, haben.
Wir kennen diesen Ausdruck aus dem Talmud. Dort bezeichnet er die Ratsleute, diesen Rat von den vierzehn höchsten Priestern im Tempel. Sie bilden die Ratsleute. Es gab auch speziell im inneren Bereich der Vorhöfe eine Kammer der Ratsleute, die war reserviert für diese höchsten Priester des Tempels.
Also Josef von Arimathäa gehörte kurz hinter dem Hohen Priester zu den vierzehn höchsten Priestern des Zweiten Tempels. Insofern ist das etwas sehr Besonderes: Wir haben hier zwei Mitglieder des Hohen Rates, aber einer aus dem Höchsten Priesterrat und einer aus dem obersten Gerichtshof, nämlich Nikodemus.
Das Wort des Herrn hat also gewirkt, und es brauchte seine Zeit, drei Jahre, bis Nikodemus schließlich voll aus der Verborgenheit den Mut hatte, herauszutreten. Aber schon damals hatte er die Kraft, Widerstand zu leisten. So einfach geht das nicht mit der Aburteilung, dass er nicht der Messias sei.
Wie reagieren die anderen Richter? Johannes 7: Sie machen ihn unglaubwürdig, weil er eventuell auch aus Galiläa kommt. Das ist so eine Klüngelwirtschaft. So etwas wäre nicht akzeptabel.
Ich meine, das wissen Sie schon, dass er nicht aus Galiläa stammt. Für sie ist klar: Wenn dieser Mann aus Nazareth kommt, aus diesem verachteten Norden, dann kommen nicht die großen Rabbiner und Gelehrten von dort, sondern aus Judäa, aus Jerusalem. Also wenn er so Stellung nehmen will, gehörst du etwa auch zu dieser minderwertigen Gruppe aus Galiläa? Das ist eine bösartige Herausforderung.
Dann argumentieren sie: „Forsche und sieh, dass aus Galiläa kein Prophet aufgestanden ist.“ Vielleicht steht in eurer Übersetzung „aufsteht“, aber die meisten Manuskripte, also der Mehrheitstext, bezeugen ganz eindeutig die Vergangenheit: „kein Prophet ist aufgestanden.“
Da irren sie sich, denn welche Propheten sind aus Galiläa? Jona war aus Gath-Hepher, also aus dem Norden, und auch Nahum war aus Galiläa. Kein gutes Argument.
Wir sehen, wie der oberste Gerichtshof sich immer mehr verhärtet und beginnt, sich zu formieren als Block – im Blick auf die spätere Verurteilung des Herrn Jesus Christus.
Die Problematik des Abschnitts über die Ehebrecherin in Johannes 7,53–8,11
Nun kommen wir zu Kapitel acht. Die Frage lautet: Gibt es Bibelausgaben, die am Anfang von Kapitel acht eine Fußnote bezüglich des Abschnitts über die Ehebrecherin haben? Ja, habt ihr das mal vorgelesen und immer gesagt, welche Bibelausgabe das ist?
Luther zum Beispiel? Der Bericht von Johannes 7,53 bis 8,11 ist in den ältesten Textzeugen des Johannesevangeliums nicht enthalten. Weiter wird nichts gesagt, keine Beurteilung, nur eine Feststellung. Das stimmt, dieser Abschnitt fehlt zum Beispiel in den berühmten Handschriften wie dem Sinaitikus. Das ist die Handschrift, die praktisch das ganze Neue Testament umfasst und die Tischendorf im 19. Jahrhundert im Sinai-Kloster gefunden hat.
Auch der Vatikanus, diese großartige Handschrift, die ebenfalls erst im 19. Jahrhundert ausgewertet wurde und das ganze Neue Testament umfasst, enthält diesen Abschnitt nicht. Ebenso fehlt er in den alten Papyri, zum Beispiel in Papyrus 66 und 75. Das stimmt.
Nun zu anderen Fußnoten: Ich habe die Zürcher Bibel. Dort steht, dass dieser Abschnitt von Kapitel 7, Vers 53 bis Kapitel 8, Vers 11 eine Einschaltung von anderer Hand sei. Und noch eine Fußnote zu Vers 2: Hier und in Vers 5 bis 7 finden sich Worte und Sätze, die nicht bei allen Textzeugen vorhanden sind. Ja, also die zweite Erklärung ist sachlich richtig, da diese Wörter nicht in allen Handschriften vorkommen. Aber die erste Bemerkung war bereits eine Beurteilung. Dort wird gesagt, dieser Abschnitt sei nicht von Johannes geschrieben worden.
Was haben wir noch für andere Erklärungen? Die wichtigsten alten Handschriften lassen den Abschnitt von 7,53 bis 8,11 aus, weil er der erste Wörter hat. Ja, da ist schon eine Wertung, denn es wird behauptet, dass diese Handschriften die wichtigsten seien. Das ist also schon eine bestimmte Position, die da vertreten wird.
Weiter sehr interessant: Goffit schreibt, dass auch wenn Johannes 7,53 bis 8,11 in manchen alten Manuskripten fehlt, so scheint doch der unmittelbare Zusammenhang, angefangen mit der Erklärung Christi „Ich bin das Licht der Welt“ in 8,12, klar auf eine Ursache hinzuweisen. Diese Ursache wirkte in den Herzen der Pharisäer die Überzeugung, die in 8,9 berichtet wird. Und sie hilft auch, die Worte der Pharisäer in 8,41 zu erklären. Die Stelle muss deshalb als echter Geist-Evangelismus betrachtet werden.
Das ist ebenfalls eine Wertung, überzeugt davon, dass dieser Abschnitt echt ist, und es wird intern argumentiert. Es heißt ja in Kapitel 8, Vers 12: „Wiederum nun redete Jesus zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
Wenn also dieser Vers direkt auf 7,52 folgen sollte, habe ich ein Problem. Dort sprach ja nur der Sanhedrin untereinander, und plötzlich heißt es: „Wiederum nun redete Jesus zu ihnen.“ Aber wenn der Abschnitt bis 8,11 drin ist, dann passt es, denn der Herr hat gerade vorhin zu diesen Ältesten aus dem Volk gesprochen, und jetzt spricht er wiederum. Es gibt also einen inhaltlichen Bruch, und in der Scofield-Bibel ist das intern bereits so begründet.
Hat Adam noch mehr Bemerkungen? Ja, hier! Ich habe eine von der Kämpfer-Schütte-Bibel. Dort heißt es, diese Verse finden sich nicht in einigen griechischen Handschriften, zum Beispiel im Sinaitikus und in anderen stehen sie an unterschiedlichen Stellen, zum Beispiel nach 7,36 oder sogar bei Imbras. Also haben Sie es verstanden: Es gibt Handschriften, die den Text zwar haben, aber an eine andere Stelle setzen, sogar beim Lukasevangelium angehängt.
Weiter? Das war's? Ach so, nur eine Erklärung. Gut. Also, was man wissen muss: Es sind nur ganz wenige Handschriften, allerdings sehr alte, die den Abschnitt weglassen. Da muss man sich natürlich schon die Frage stellen, warum das so ist.
Aber wir haben eine ganz alte Erklärung bei Augustinus, dem Kirchenlehrer. Ich habe das aus dem Lateinischen übersetzt. Er schrieb in einer seiner Schriften, in denen er über den Ehebruch ein Werk verfasste. Die ganze Frage von Ehebruch, Wiederverheiratung und so weiter nimmt Augustinus, der von 354 bis 430 nach Christus lebte, auf diesen Abschnitt natürlich Bezug, weil der Abschnitt ja wichtig zum Thema Ehebruch ist.
Der Text lautet so: Es geht im Zusammenhang um die Vergebung der Sünde des Ehebruchs. Dann schreibt Augustinus: „Aber davor schreckt der Sinn der Treulosen selbstverständlich zurück, so dass manche Kleingläubige oder vielmehr Feinde des wahren Glaubens, ich denke, indem sie befürchteten, ihre Frauen würden dadurch Straflosigkeit des Sündigens gewährt, das, was der Herr zur Schonung der Ehebrecherin getan hat, aus ihren Kodex-Handschriften entfernen, als ob er eine Erlaubnis zum Sündigen erteilt hätte – er, der gesagt hat: ‚Sündige fortan nicht mehr‘ – oder als ob daher die Frau von dem göttlichen Arzt nicht durch Vergebung jener Sünde geheilt werden dürfte, nur damit die Unverständigen daran ja keinen Anstoß nehmen würden.“
Da haben wir also ein ganz altes Zeugnis. Augustinus lebte im 4. Jahrhundert, und aus diesem Jahrhundert stammen ja die Vatikanushandschrift und auch der Sinaitikus. Er sagt, es sei ihm bekannt, dass Leute diesen Abschnitt aus ihren Kodex-Handschriften entfernen, weil sie denken, dass diese Stelle dazu führen könnte, dass Leute meinen, Ehebruch sei nicht so schlimm. Aber das ist aus einer völlig ungeistlichen Haltung heraus geschehen. Sie verstehen gar nicht, was diese Stelle eigentlich soll.
Das erklärt, warum es überhaupt zu dieser Problematik gekommen ist. Aber selbst diese, wie er sagt, Kleingläubigen oder sogar Feinde des Glaubens konnten nicht verhindern, dass die breite Masse der Handschriften diesen Text ganz klar und an dieser Stelle überliefert.
Es gibt also überhaupt keinen Grund zu zweifeln, dass diese Stelle nicht echt wäre. Nun sind die internen Argumente natürlich auch sehr wichtig. Wir haben bereits eines aus der Scofield-Bibel gehört, aber es gibt noch mehr.
In Johannes 8,12 sagt der Herr Jesus: „Ich bin das Licht der Welt.“ Wenn wir das Johannesevangelium lesen, sind wir es gewohnt, dass der Herr bei solchen gewichtigen Aussagen immer wieder auf eine bestimmte Handlung oder ein bestimmtes Ereignis Bezug nimmt.
Zum Beispiel haben wir gesehen, dass er in Verbindung mit dem Laubhüttenfest und dem, was dort gemacht wurde, sagt: „Wenn jemand dürstet, komme er zu mir und trinke.“ Später, in Johannes 9, sagt der Herr Jesus: „Ich bin das Licht der Welt.“ Dort nimmt er Bezug auf die Heilung des Blindgeborenen.
In Johannes 11 stellt sich der Herr Jesus vor als „die Auferstehung und das Leben.“ Das steht in Verbindung mit der Auferweckung des Lazarus. Schon früher, in Kapitel 6, nachdem Jesus die Brotvermehrung bewirkt hat, erklärt er: „Ich bin das Brot aus dem Himmel.“
Nun, hier, wenn er sagt „Ich bin das Licht der Welt“, nimmt er genau Bezug auf das, was vorher geschehen ist. In diesem Abschnitt über die Ehebrecherin hat er das Licht in diese finsteren Herzen hineingeleuchtet.
Es heißt in Johannes 8,9: „Als sie das aber hörten, gingen sie, von ihrem Gewissen überführt, einer nach dem anderen hinaus, angefangen von den Ältesten bis zum Geringsten, und Jesus wurde allein gelassen, und die Frau stand in der Mitte.“
Sein Licht leuchtet also in die Herzen, in die Gewissen, und die Leute werden alle überführt. Die Allerintelligentesten, die Ältesten, gehen sogar zuerst hinaus. Dann sagt er: „Ich bin das Licht der Welt.“
Was danach folgt, ist genau eine Bezugnahme auf diese ersten elf Verse. Der Herr Jesus sagt in Johannes 8,15: „Ihr richtet nach dem Fleisch.“ Wer liest? Johannes 8,15. Nun sind wir also in der Rede, die nach dem Abschnitt folgt.
Ihr richtet nach dem Fleisch – sie hatten ihm eine Frau im Ehebruch ertappt und wollten den Herrn herausfordern, was mit ihr geschehen soll. Der Herr sagt: „Ihr richtet nach dem Fleisch, ich richte niemanden.“ Das entspricht genau dem, was der Herr in Vers 11 gesagt hat: „So verurteile auch ich dich nicht. Gehe hin und sündige nicht mehr.“
Also ist ganz klar im Text eine innere Bezugnahme vorhanden. Der Herr erklärt: „Ich richte niemanden, wenn ich auch richte, so ist mein Gericht wahr, weil ich nicht allein bin, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat.“
In der ganzen weiteren Rede, wie wir noch sehen werden, geht es darum zu zeigen, dass sie, die Führer, in der Sünde gefangen sind, in der Finsternis leben, sogar Kinder des Teufels sind. Er aber ist der Sohn Gottes, der aus dem Himmel gekommen ist.
Genau dieser Gegensatz von Licht und Finsternis wird in den weiteren Versen entfaltet – was aus der Geschichte der Ehebrecherin überhaupt so sichtbar geworden ist.
So haben wir also äußere Argumente für die Echtheit, nämlich die überwältigende Masse der Handschriften, und darüber hinaus interne Argumente.
Wenn man diese Verse herausreißt, entsteht im Text ein Bruch. Sind sie jedoch enthalten, ergibt sich eine wunderbare Harmonie.
Der achte Tag des Laubhüttenfestes und die Bedeutung des Festes
Ja gut, jetzt wollen wir noch etwas sehen. Der letzte große Tag des Festes stand vor uns in Johannes 7,37. Nun folgt aber mit Johannes 7,53 ein neuer Tag oder acht. Vers 1 und 2: Und ein jeder ging nach seinem Hause, Jesus aber ging nach dem Ölberg, früh morgens aber kam er wiederum in den Tempel.
Welcher Tag ist das nun vom Laubhüttenfest? Der achte.
Jetzt schlagen wir Mose 23 auf. Da wird das Laubhüttenfest beschrieben, Verse 33-36. Liest das jemand vor?
Und der Herr redete mit Mose und sprach: Sage zu den Israeliten: Am fünfzehnten Tage dieses siebenten Monats ist das Laubhüttenfest für den Herrn, sieben Tage lang. Am ersten Tag soll eine heilige Versammlung sein, keine Arbeit soll getan werden. Sieben Tage soll dem Herrn Feueropfer dargebracht werden. Am achten Tage soll wieder eine heilige Versammlung gehalten werden, und es sollen Feueropfer dem Herrn dargebracht werden. Es ist eine Festversammlung, keine Arbeit soll getan werden.
Also, das eigentliche Laubhüttenfest dauerte sieben Tage, aber da kommt ein achter Tag dazu als ein ganz spezieller Festtag. Dieser geheimnisvolle Festtag wird auch in 5. Mose 29 erwähnt, dieser achte Tag des Festes, aber es wird sonst praktisch nichts weiter darüber gesagt. Also der musste nochmals eingehalten werden.
Nun, diese ersten Verse von Johannes 8 bringen uns eben auf den achten Tag des Laubhüttenfestes. Im Judentum hat sich dann später im Mittelalter entwickelt, dass man diesen achten Tag als Simchat Torah feierte. Das wird auch heute noch in Israel am achten Tag des Laubhüttenfestes gefeiert. Simchat Torah bedeutet Gesetzesfreude, also Freude am Gesetz, Freude des Gesetzes.
Und das ist ja auch gut verständlich: Jetzt sind alle Feste abgeschlossen, der Höhepunkt war das Laubhüttenfest, das freudigste. Ein Fest der Freude. Warum? Weil man Vergebung hat durch den Jom Kippur, der ja ein paar Tage vor dem Laubhüttenfest stattfinden sollte. Das ist die Grundlage für die Freude des Laubhüttenfestes.
So ist der achte Tag gewissermaßen noch einmal ein Rückblick auf diese wahre Freude des Glaubens, die hervorkommt aus der Kenntnis dieses Gottes der Vergebung, der durch das Opfer schenken kann, dieser Gott, der sich durch das Wort Gottes, durch die Tora, geoffenbart hat. Darum ist diese spätere Bezeichnung Simchat Torah voll in der richtigen Perspektive.
Aber wenn man also an diesem achten Tag nochmals zurückschaut auf all die Freude, die das Gesetz bringt mit den sieben Festen des Gesetzes, dann kommen hier die höchsten Richter, die aufgrund der Tora fordern, dass diese Frau eben gerichtet wird. Ja, sie haben sie ja auf frischer Tat ertappt, und da gibt es die klare Anweisung in 5. Mose 22,22. Wer liest?
Wenn jemand dabei ergriffen wird, dass er einer Frau beiwohnt, die einen Ehemann hat, so sollen sie beide sterben, der Mann und die Frau, der ihr beigewohnt hat. So sollst du das Böse aus Israel wegnehmen.
Ja, also nach dem Gesetz Mose steht auf Ehebruch, auf vollzogenen Ehebruch, die Todesstrafe. Aber der Text sagt ja deutlich, so sollen sie alle beide sterben und nicht nur die Frau. Und das fällt auf, denn wenn sie die Frau auf der Tat erwischt haben, dann müsste der Mann ja auch mit dabei sein.
Und da wird deutlich diese Doppelmoral, dass die Frau anders behandelt wird als der Mann. Etwas, was wir ja kennen aus den menschlichen Gesellschaften überall, diese einseitige Behandlung der Frau. Zum Beispiel auch im Islam, da ist die Frau wirklich ein Nichts nach dem Koran. Aber im Gesetz Mose wird die Frau nicht anders behandelt, sie bekommt keine stärkere Strafe als der Mann, also vollkommen gerecht.
Aber das, was hier passiert, ist bösartige Doppelmoral. Und der Herr Jesus sagt darum: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe zuerst den Stein auf sie (Johannes 8,7). Damit wollte er natürlich nichts sagen wie: Ehebruch macht ja schon jeder mal, und darum soll jetzt jeder Stein werfen, der ohne Sünde ist. Das war nicht an der Tagesordnung im alten Israel und ist auch absolut nicht so gemeint.
Aber diese Doppelmoral und zweitens: Diese Führer haben versucht, den Messias zu töten. Das haben wir in Kapitel 7 gefunden. Also Hass auf den Messias, das ist das Schlimmste, was es gibt, Hass auf den Erlöser, den Gott gesandt hat. Und darum sagt der Herr: Wer ohne Sünde ist, soll den ersten Stein werfen.
Es ist aber ganz eigenartig: Sie kommen also mit dieser Frau, und wie reagierte Herr Jesus zuerst? In Vers 6 schreibt er mit dem Finger auf die Erde.
Jawohl, und sie fahren fort, ihn herauszufordern, Vers 7. Dann sagt er: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe zuerst den Stein auf sie. Und dann schreibt er wieder auf die Erde. Was hat er geschrieben? Ihre Sünde. Wie? Ihre Sünde. Ihre? Sünde. Ihre Sünde.
Gut, im Text steht es nicht. Stellt man es aber in Zusammenhang mit Jeremia 17,13, da steht etwas mit "Schlagen nur lauf" – Jeremia 17,13, ja, lesen Sie mal!
Alle, die dich verlassen, müssen zu Schanden werden, die von mir weichen wollen, auf die Erde geschrieben werden, denn sie haben den Namen verlassen, die Quelle lebendigen Wassers.
Ja, also die, die von mir weichen, werden in die Erde geschrieben, damit ihre Namen verloren gehen. Warum wohl? Warum in die Erde geschrieben? Was hat das zu tun mit "in die Erde geschrieben werden" und "verloren"? Die alte Elberfelder hat hier eine kurze, schöne Erklärung: Das heißt so, dass die Schrift bald verwischt oder verweht wird.
Das entspricht dem Bild, dass man eingeschrieben ist im Buch des Lebens und gelöscht wird. Wenn man das Thema des Buches des Lebens angeht, stellt man fest: In das Buch des Lebens werden alle Menschen eingeschrieben, und zwar vom Grundbeginn der Welt an. Und wenn der Mensch während seines Lebens seine Gnadenzeit verpasst, dann wird er aus diesem Buch ausgelöscht. Sein Name wird ausgelöscht.
Einmal vor dem letzten Gericht, vor dem großen weißen Thron in Offenbarung 20, wird das Buch des Lebens geöffnet und Gott deklariert: Eure Namen sind nicht darin. Ich habe das Leben für euch gewollt, aber eure Namen sind nicht darin, und so sollen sie ausgelöscht werden.
Schlagen wir mal dazu noch auf, aber lassen wir Jeremia 17 offen. Dazu noch Psalm 69, das ist ein Kreuzespsalm, der die Leiden des Herrn beschreibt. Am Kreuz beschreibt er, um das kurz zu illustrieren, wer liest Psalm 69, Verse 21 und 22?
Ich warte, ob jemand Mitleid hat, aber da ist niemand. Oft Röster, aber ich finde keinen. Sie geben mir Galle zu essen und Essig zu trinken für meinen Durst.
Ja, der Herr klagt also darüber: Der Hohn hat mein Herz gebrochen und ich bin ganz elend. Er hat Essig mit Galle vermischt, also mit einer Droge vermischt, angeboten bekommen am Kreuz.
Nun, in den weiteren Versen spricht David über das Gericht, das die treffen soll, die den Messias verworfen haben. Vers 27:
Den, den du geschlagen hast, haben sie verfolgt.
Jesaja 53,10:
Doch dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen, er hat ihn leiden lassen.
Also sie haben den leidenden Messias, der unter der Hand Gottes leiden sollte, verfolgt. Und nun wird gesagt in Vers 29, liest das jemand?
Ja, also die, die Christus verworfen haben und schließlich ans Kreuz gebracht haben, ihre Namen standen im Buch des Lebens. Und David sagt: Lasst sie ausgelöscht werden aus dem Buch des Lebens, damit sie nicht zusammen mit den Gerechten dort drin geschrieben stehen.
So helfen uns diese Stellen zu verstehen, dass der Herr Jesus auf die Erde schreibt. Es steht zwar nicht, was genau, aber Jeremia 17 erklärt: Die von mir Weichen sollen in die Erde geschrieben werden, eben damit ihre Namen verlöschen. Und was wir noch haben in Jeremia 17: Wen haben sie verlassen? Die Quelle lebendigen Wassers.
Und gerade in Johannes 7,37 hatten wir: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, gleich wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers, also Quellwassers, fließen.
Und genau in dem Zusammenhang haben wir gesehen, wie die Tempelpolizei auf Veranlassung des Sanhedrins den Messias verhaften sollte. Das Ziel war, ihn zu töten. Die von mir Weichen, die den Quell lebendigen Wassers verlassen, die sollen in die Erde geschrieben werden.
So macht das plötzlich Sinn in Johannes 8, und die Reaktion ist doch überwältigend: Alle verlassen ihren Standort, Johannes 8, Vers 9:
Als sie aber dies hörten, gingen sie eine nach dem anderen hinaus, anfangend von den Ältesten bis zu den Letzten, und Jesus wurde allein gelassen mit der Frau.
Übrigens haben wir hier wieder ein internes Argument, wie dieser Text genau an diese Stelle passt. Der Herr wird zuerst als die Quelle lebendigen Wassers vorgestellt, und nun schreibt er auf die Erde im Blick auf die, die eben die Quelle des Lebens verlassen haben.
Wo hat dieser Vorfall stattgefunden? Das wird ja nicht gesagt, an welcher Stelle im Tempel. Das ist die Frage, oder? Wo im Tempel?
Was wir sagen können: Wenn der Herr im Tempel gelehrt hat, so war das entweder im Frauenvorhof, der auch die Schatzkammer genannt wurde. Johannes 8,20, lesen wir:
Diese Worte redete er also beim Opferstock im Tempel, ja oder in der Schatzkammer oder einfach wörtlich im Schatz.
Es war so, dass die zwölf großen Kästen, in die man Geld einwerfen konnte für den Tempel, für verschiedene Zwecke, bestimmte Opfer oder freiwillige Gaben usw., diese dreizehn Kästen waren in den Säulenhallen des Innern des Frauenvorhofes, der dem Vorhof mit dem Altar vorgelagert war. Sie waren dort untergebracht, und so nannte man den Frauenvorhof eben auch einfach den Schatz.
Und da wird also klar: Johannes 8,12-20 – diese Rede, dieser Dialog hat im Frauenvorhof stattgefunden.
Aber war da nicht gepflastert? Wieso war da Erde? Ja, es steht auch nicht. Erde kann ja auch Staub bedeuten. Es war ja so, dass der Tempel ständig weitergebaut wurde bis ins Jahr 63 nach Christus, und so gab es immer genügend Bauschutt.
Wir lesen ja an manchen Stellen im Tempel, Johannes 8,59:
Da hoben sie Steine auf, um auf ihn zu werfen.
Woher haben sie die Pflastersteine, die Platten herausgenommen? Das hängt zusammen mit dieser ganzen ständigen Bauzeit. Da war eben immer Schutt und Staub da, sodass der Herr eben in den Staub der Erde, so auf die Platten schreiben konnte.
Ja, gut, jetzt ist Zeit für eine Pause. Bis zwanzig nach.
Die Vergebung der Ehebrecherin und das Licht der Welt
Herr Jesus wurde nun allein mit der Ehebrecherin gelassen. Der Herr verschont sie und sagt in Vers 11: „Richte auch ich dich nicht.“ Wörtlich übersetzt heißt das: „Ich verurteile dich nicht.“ Das ist jedoch zu wenig, denn das Böse hat er ja wirklich verurteilt. Aber der Herr hat kein Gericht über sie gebracht. Es gab also die Möglichkeit der Vergebung. Darum sagte der Herr: „Gehe hin und sündige nicht mehr.“
Er gibt ihr die Chance für einen Neuanfang, aber nicht, indem sie mit der Sünde weitermacht, sondern durch einen totalen Bruch: „Sündige nicht mehr.“ Augustinus hat schon richtig erkannt, dass dieser Abschnitt nicht dazu dient, die Schwere der Sünde des Ehebruchs herunterzuspielen. Wer das so versteht, hat die Aussage überhaupt nicht begriffen. Der Herr mildert die Sünde nicht ab, aber er zeigt hier die Möglichkeit auf: Es gibt einen Neuanfang, eine totale Vergebung.
Darauf folgt nun das bekannte Wort aus Johannes 8, Vers 12: „Ich bin das Licht der Welt.“ Damit nimmt der Herr wieder Bezug auf das Laubhüttenfest. In Verbindung mit Kapitel 7 haben wir das besondere Ritual des Wasserschöpfens kennengelernt. Der Herr deutete dies auf sich selbst: Er ist der, der das lebendige Wasser geben kann.
Doch was geschah sonst noch am Laubhüttenfest? Im Frauenvorhof gab es vier etwa fünfundzwanzig Meter hohe Leuchter mit goldenen Lampen oben, jeweils vier goldene Lampen. Jede Lampe fasste über neun Liter Olivenöl. Als Docht benutzte man abgetragene Priestergewänder. Übrigens steht in Offenbarung 15, Vers 6 – dort sind wir im himmlischen Tempel und sehen Priester und Engel. Dort heißt es:
„Nach diesem sah ich, wie der Tempel des Zeltes des Zeugnisses im Himmel geöffnet wurde, und die sieben Engel, welche die sieben Plagen hatten, kamen aus dem Tempel hervor, bekleidet mit reinen, glänzenden Leinen und um die Brust gebürtet mit goldenen Gürteln.“
Eines der vier lebendigen Wesen gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen voll des Grimmes Gottes, der da lebt in alle Ewigkeit. Der Tempel wurde mit Rauch erfüllt von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Macht, und niemand konnte in den Tempel eintreten, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren (Offenbarung 15,5-6).
Hier haben wir also die Angabe, dass diese Gewänder aus Leinen sind. Das Wort „Linon“ bedeutet Leine oder Docht. Man benutzte diese Gewänder als Docht. Nachts wurde also auch am Laubhüttenfest gefeiert, was ungewöhnlich war, denn alle anderen Feste fanden nur tagsüber statt. Das letzte Opfer war immer das Abendbrandopfer, das im Durchschnitt um fünfzehn Uhr dargebracht wurde. Das Laubhüttenfest war ausnahmsweise ein Fest, das vierundzwanzig Stunden dauerte.
Wer nicht dabei sein konnte, durfte in die Laubhütten gehen, die überall in der Stadt aufgerichtet waren, und dort schlafen. Warum wurde das eingerichtet? Es war eine Anspielung auf die Tschechina, die früher im Tempel war und nachts als Feuerflamme über dem Allerheiligsten sichtbar war.
Wann wurde der salomonische Tempel eingeweiht? Zu welcher Jahreszeit? Das war am Laubhüttenfest, also im Herbst. Als der Tempel eingeweiht wurde, kam die Wolke der Herrlichkeit und erfüllte den Tempel. So kann man das in 1. Könige 8, Vers 2 nachlesen:
„Und alle Männer von Israel versammelten sich zum König Salomo im Monat Etanim, das ist der siebente Monat, am Fest.“
Welches Fest ist das? Das Laubhüttenfest, das im Alten Testament alle anderen Feste zusammenfasst. So kam diese Wolkensäule in den ersten Tempel, und nachts war die Feuerflamme da.
Als der zweite Tempel errichtet wurde, kam die Wolkensäule jedoch nicht mehr zurück. Darum wurde im zweiten Tempel diese Leuchte aufgerichtet als Erinnerung an das Licht der Tschechina im früheren Tempel.
Jetzt deutet der Herr dieses Ritual und sagt: „Ich bin das Licht der Welt.“ Dieses Licht des Tempels drang in die Dunkelheit hinein. Der Herr Jesus erklärt hier: Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.
Das nimmt Bezug auf den neuen Weg der Ehebrecherin: „Gehe hin!“ Sie muss wandeln, ja, aber nicht irgendeinen Weg, sondern den Weg hinter dem Erlöser her: „Sündige nicht mehr.“
Darum heißt es: „Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Man merkt, wie der Text ineinandergreift wie Zahnräder. Vers 12 steht in direktem Bezug zum Vorangehenden. Diese Frau durfte das wahre Licht kennenlernen, das aus der Finsternis herausführt.
Das Ganze hat noch mehr Bedeutung: Es war üblich, wie man im Talmud findet, dass die obersten Richter des Sanhedrins „Oroch el-Olam“ genannt wurden, was „Licht der Welt“ bedeutet. Hier aber betont der Herr durch den griechischen Text „ego eimi“ („Ich bin“) diese Aussage besonders. Wahrscheinlich haben die meisten Übersetzungen diese Betonung nicht so übernommen.
Er sagt nicht einfach „Ich bin das Licht der Welt“, sondern betont das „Ich bin“. Das ist vergleichbar mit dem Italienischen, wo man sagt „io parlo“, um das „ich“ besonders hervorzuheben.
Der Herr stellt sich hier also bewusst gegenüber den Richtern des Sanhedrins, die in ihrer Ungerechtigkeit diese Frau hinrichten wollten. So macht er nochmals die Opposition zu diesen falschen Richtern deutlich.
Ursprünglich verstand ich, dass er sich als die zukünftige Schechina bezeichnet, die ja die Umwelt erleuchtet hat. Das ist alles auf derselben Linie. Diese Leuchter weisen auf die Schechina hin, und die Schechina sowie die Leuchter weisen auf den Herrn Jesus, das Licht der Welt, hin.
Er ist es, der das wahre göttliche Licht verbreitet. Die Richter hätten durch ihre Entscheidungen aufgrund der Tora Licht verbreiten sollen, doch sie taten es nicht, sondern waren selbst in der Finsternis. Darum sieht man sofort die Opposition der Pharisäer.
Vers 13: „Da sprachen die Pharisäer zu ihm: Du zeugst von dir selbst, dein Zeugnis ist nicht wahr.“ Das ist natürlich die Reaktion: „Du, das Licht der Welt, und wir nicht? Das sagst du einfach von dir selbst.“
Der Herr beruft sich wieder auf den Rechtsgrundsatz aus 5. Mose 19, Vers 15: Ein Zeugnis von zwei Zeugen muss angenommen werden. So erklärt er in Vers 17:
„Aber auch in eurem Gesetz steht geschrieben, dass das Zeugnis zweier Menschen wahr ist. Ich bin es, der von mir selbst zeugt, und der Vater, der mich gesandt hat, zeugt von mir.“
Es gibt also ein Doppelzeugnis: Er sagt es von sich selbst, und der Vater sagt es auch. Wann hat der Vater Zeugnis gegeben? Bei der Taufe am Jordan. Es war eine „Watkoll“, wie man es im Judentum nennt, eine Stimme aus dem Himmel. Dieses Phänomen war bekannt, und Gott hat Jesus dort ganz klar als seinen geliebten Sohn bezeugt, an dem er Wohlgefallen hat.
Der Herr sagt also, dass er mindestens zwei Zeugnisse hat, das ist das Minimum: Der Vater zeugt von ihm, und er selbst zeugt von sich. In Johannes 5 hat der Herr noch mehr Zeugnisse erwähnt, dort waren es vier: das Zeugnis des Johannes, des Vaters (die Watkoll), die Heilige Schrift, die vom Messias zeugt, und die Werke des Herrn (Mose ist in der Schrift eingeschlossen).
Er hätte also noch mehr Zeugnisse gehabt, aber er sagt, dass zwei Zeugnisse das Minimum sind: der Vater und er selbst.
Dann fragen sie: „Wer ist dein Vater?“ Der Herr sagt: „Ihr kennt ihn nicht.“ Jesus nennt den Vater „meinen Vater“ (hebräisch „Avi“). Das habe ich schon bei Johannes 5 erklärt. Diese Ausdrucksweise vermeiden die Juden, denn in den Gebeten wird Gott als „Avinu“ („unser Vater“) oder „Avinu Shebashamayim“ („unser Vater, der du bist in den Himmeln“) angerufen. Man sollte Gott aber nicht „Abba“ oder „Avi“ nennen.
Der Herr Jesus nennt ihn so, weil er der eingeborene Sohn Gottes ist, der ewige Sohn Gottes. Die Juden erkannten in Johannes 5, was das bedeutet. Johannes 5, Vers 18 sagt:
„Darum suchten sie ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte und sich dadurch mit Gott gleichstellte.“
Sie verstanden also, dass Jesus sich mit Gott gleichstellt, indem er Gott seinen eigenen Vater nennt, „meinen Vater“ und nicht „unser Vater“. Damit macht er sich zum einzigen Sohn Gottes.
Diese Tiefe wird in der deutschen Übersetzung oft nicht klar. Im Hebräischen macht die Sprache diesen Unterschied. Es ist klar, dass man Gott nicht so ansprechen sollte, wenn man kein Sohn Gottes ist.
Im Neuen Testament beten Gläubige nie mit „Mein Vater“, sondern mit „Vater“. In Römer 8, Verse 15 und 16 heißt es:
„Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch wiederum fürchten müsstet, sondern ihr habt den Geist der Sohnschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“
Die Gläubigen rufen also das, was im Judentum nicht üblich war: die vertraute Anrede „Abba“, was „Papa“ bedeutet. Diese Nähe ist im Judentum unbekannt. Sie wurde erst möglich durch den zerrissenen Vorhang im Allerheiligsten, der uns den freien Zugang zum Herzen des Vaters ermöglicht.
Das ist wunderbar. Jesus, der ewige Sohn, kam in diese Welt, um uns Gott bekannt zu machen. Wir haben jedoch nicht seine Stellung als ewige Söhne, sondern nur das Recht, Kinder Gottes zu werden (Johannes 1,12). Im Johannesevangelium werden Gläubige als Kinder Gottes bezeichnet, im Gegensatz zu Jesus, der Sohn Gottes genannt wird. Jesus wird nie Kind Gottes genannt, sondern immer Sohn.
Die Beziehung Jesu zum Vater ist einzigartig, er sagt: „Mein Vater.“ Schon im Alten Testament wird dieser einzige Sohn gesehen, zum Beispiel in Sprüche 30, Vers 4:
„Wer ist hinaufgestiegen zum Himmel und hinabgefahren? Wer hat die Winde in seinen Händen gebunden? Wer hat Wasser in ein Kleid gebunden? Wer hat alle Enden der Erde bestimmt? Wie heißt er? Und wie heißt sein Sohn?“
Hier wird deutlich, dass Gott nur einen Sohn hat, den eingeborenen Sohn von Ewigkeit her. Diesen Sohn hat Gott uns gegeben, wie es in Jesaja 9, Vers 6 heißt:
„Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott.“
Er ist als Mensch geboren, aber als Sohn hat Gott ihn gegeben. Gott hat die Welt so geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab. Diesen Sohn haben sie verworfen und damit auch das Zeugnis des Sohnes und des Vaters.
In Johannes 8, Vers 20 wird erklärt, dass diese Rede in der Schatzhalle stattfand. Man sollte nicht „Schatzkasten“ übersetzen, sondern „Schatzhalle“. Das war der Frauenvorhof mit den herumliegenden Säulenhallen, in denen die dreizehn Schatzkästen standen.
Der Herr sprach im Dialog mit den Pharisäern, was im Judentum üblich war, um Lehre weiterzugeben.
Ab Vers 21 heißt es:
„Ich gehe hin, und ihr werdet mich suchen und in eurer Sünde sterben. Wo ich hingehe, könnt ihr nicht hinkommen.“
Hier macht er deutlich: Ihr seid in der Finsternis, in der Sünde. Ihr seid nicht das Licht der Welt. Ich bin das Licht der Welt, aber ihr seid in der Finsternis und werdet in der Sünde sterben.
Die Juden sagen: „Er will sich doch nicht selbst töten, wenn er sagt: Wo ich hingehe, könnt ihr nicht hinkommen.“ Jesus antwortet:
„Ihr seid von dem, was unten ist, ich bin von dem, was oben ist; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt.“
Diese Leuchter waren über fünfundzwanzig Meter hoch, ganz oben am Tempel. Für Normalsterbliche unerreichbar. Junge Priester mussten über hohe Leitern hinaufsteigen, um sie anzuzünden. Am Fest waren alle unten, auch der Sanhedrin, die alten Männer, die im Frauenvorhof vor dem levitischen Chor ihre Reigen aufführten. So entspricht die Symbolik: „Ihr seid von dem, was unten ist, ich bin von dem, was oben ist.“
Waren die Leuchter Tag und Nacht brennend? Nachts wurden sie angezündet. Das war viel Arbeit, immer wieder hochklettern und jeweils neun Liter Olivenöl einfüllen.
Weiter sagt Jesus: „Daher sagte ich euch, dass ihr in euren Sünden sterben werdet, denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben.“
Wenn sie ihn nicht als das Licht der Welt erkennen, werden sie in der Finsternis sterben. Sie sind von ihm abhängig.
Die Juden fragen: „Wer bist du?“ Jesus antwortet: „Was ich auch zu euch rede.“
Der Herr Jesus war so wahrhaftig, dass seine Worte genau dem entsprachen, was er war. Er war das Licht, sie waren die Finsternis.
In Johannes 8, Vers 6 brachten sie die Frau, um ihn zu versuchen. Der Text erklärt, dass sie ihn versuchten, also eine Falle stellten. Sie taten so, als ginge es ihnen um Gerechtigkeit, doch in Wahrheit wollten sie ihn zu Fall bringen.
Vers 26: „Vieles habe ich über euch zu reden und zu richten; aber der, der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und ich rede, was ich von ihm gehört habe, zu der Welt.“
Sie erkannten nicht, dass er vom Vater zu ihnen sprach.
Jesus sagt weiter: „Wenn ihr den Sohn des Menschen erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin, und dass ich nichts von mir selbst tue, sondern wie der Vater mich gelehrt hat, rede ich.“
Schließlich werden sie ihn tatsächlich erhöhen, so wie die Lampe oben – sie werden ihn ans Kreuz erhöhen.
Weiter: „Und der, der mich gesandt hat, ist mit mir; er hat mich nicht allein gelassen, weil ich allezeit das tue, was ihm wohlgefällt.“
Keiner von ihnen hätte so etwas sagen können. Sie waren nicht das Licht der Welt, aber er konnte sagen, dass er allezeit das tut, was Gott gefällt. Das ist die Herrlichkeit des Sohnes Gottes.
Viele glaubten an ihn. Jesus sprach nun zu den Juden, die ihm geglaubt hatten. Jetzt beginnt ein neuer Abschnitt.
„Wenn ihr in meinen Worten bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.“
Der Herr erklärt: Nur wer im Wort bleibt, ist wirklich sein Jünger.
Sie antworteten: „Wir sind Abrahams Same und sind nie jemandes Knechte gewesen. Wie sagst du, ihr sollt frei werden?“
Das war ein Irrtum, denn sie standen unter römischer Fremdherrschaft, zuvor unter griechischer, persischer und babylonischer Herrschaft. Ägypten wurde auch erwähnt. Dennoch behaupteten sie: „Wir sind nie jemandes Knechte gewesen.“
Jesus antwortete: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, jeder, der die Sünde tut, ist der Sündeknecht. Der Knecht bleibt nicht für immer im Haus, der Sohn bleibt für immer. Wenn nun der Sohn euch freimachen wird, so werdet ihr wirklich frei sein.“
Er sagt weiter: „Ich weiß, dass ihr Abrahams Same seid, aber ihr sucht mich zu töten, weil mein Wort keinen Raum in euch findet. Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe, und ihr tut, was ihr von eurem Vater gehört habt.“
Sie antworteten: „Abraham ist unser Vater.“
Jesus spricht: „Wenn ihr Abrahams Kinder wäret, so würdet ihr die Werke Abrahams tun. Jetzt aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der die Wahrheit so oft geredet hat, die ich von Gott gehört habe. Das hat Abraham nicht getan.“
Man merkt, dass der Herr ihren Glauben nicht als echt betrachtet. Sie sind überzeugt, haben geglaubt, aber keine Wiedergeburt erlebt. Ähnlich wie am Ende von Johannes 2: Viele glaubten aufgrund seiner Zeichen, aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an, weil er wusste, was in ihnen war.
Nur wenn der Sohn euch freimacht, werdet ihr wirklich frei sein.
Sie antworteten: „Wir sind nicht aus Hurerei geboren, wir haben einen Vater, Gott.“
Das war eine bösartige Anspielung auf die wunderbare Geburt des Herrn, die nicht aus Unzucht von Maria und Joseph geschah.
Jesus sagte: „Wenn Gott euer Vater wäre, so würdet ihr mich lieben, denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen. Ich bin nicht von mir selbst gekommen, sondern er hat mich gesandt.“
Er macht klar, dass Liebe zum Messias bedeutet, Gott den Vater zu kennen. Doch schon in Vers 19 hatte er den Führern gesagt: „Ihr kennt meinen Vater nicht.“ Und sie wollten ihn töten.
Weiter: „Warum versteht ihr meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt.“
Man denkt an Johannes 1, Vers 1: „Im Anfang war das Wort.“ Und Vers 14: „Das Wort wurde Fleisch.“ Jesus, der ewige Gott, spricht zu uns Menschen. Doch sie verstehen seine Sprache nicht, weil sie sein Wort nicht hören können.
Die tiefste Erklärung folgt in Vers 44:
„Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und ist in der Wahrheit nicht bestanden, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er lügt, so redet er aus sich selbst, denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge. Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht.“
Der Herr wird jetzt scharf: Sie sind nicht das Licht der Welt, sondern pure Finsternis aus dem Reich der Finsternis.
Er fragt: „Wer von euch überführt mich der Sünde?“ Sie gingen alle weg. Er kann ihnen in die Augen blicken und sagen: „Wer von euch überführt mich der Sünde?“
Er fragt weiter: „Wenn ich die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht? Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes. Darum hört ihr nicht, weil ihr nicht aus Gott seid.“
Das muss man in Verbindung sehen mit Johannes 1, Vers 12-13: So viele ihn aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, die nicht aus Geblüt, noch aus Willen des Fleisches, noch aus Willen des Mannes geboren sind, sondern aus Gott.
Menschen, die durch wahre Bekehrung Kinder Gottes geworden sind, haben das Leben aus Gott in sich. Das ermöglicht ihnen, Gottes Wort wirklich zu hören.
Die Juden antworteten: „Sagen wir nicht recht, dass du ein Samariter bist und einen Dämon hast?“
Jesus antwortete: „Ich habe keinen Dämon, sondern ich ehre meinen Vater, und ihr verunehrt mich. Ich suche nicht meine Ehre. Es ist einer, der sie sucht und richtet.“
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: „Wenn jemand mein Wort bewahrt, wird er den Tod nicht sehen ewiglich.“
Sie sind in der Sünde, aus dem Teufel, und werden in ihrer Sünde sterben, wenn sie nicht umkehren. Wer aber sein Wort aufnimmt, wird den Tod nicht sehen, sondern das Licht des Lebens haben.
Die Juden sagten zu ihm: „Jetzt erkennen wir, dass du einen Dämon hast. Abraham ist gestorben und die Propheten, und du sagst, wenn jemand mein Wort bewahrt, wird er den Tod nicht schmecken ewiglich. Bist du größer als unser Vater Abraham, der gestorben ist, und die Propheten sind gestorben? Was machst du aus dir selbst?“
Sie realisieren, dass das, was er sagt, ihn größer als Abraham und die Propheten macht.
Jesus antwortete: „Wenn ich mich selbst ehre, ist meine Ehre nichts. Mein Vater aber ist es, der mir Ehre gibt, von dem ihr sagt, er sei unser Gott, und ihr habt ihn nicht erkannt. Ich aber kenne ihn. Wenn ich sagte, ich kenne ihn nicht, so wäre ich ein Lügner wie ihr.“
Hier sehen wir deutlich, dass der Gott des Judentums derselbe Gott des Christentums ist. Das Problem ist, dass im Judentum Gott nicht wirklich erkannt wird. Darum kennen sie auch nicht die Dreieinheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist.
Jesus spricht über Gott, seinen Vater, von dem sie sagen, er sei ihr Gott. Doch sie haben ihn nicht erkannt.
Weiter: „Ich kenne ihn und bewahre sein Wort. Abraham, euer Vater, freute sich, dass er meinen Tag sehen würde, und er sah ihn und freute sich.“
Die Juden sagten: „Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen?“
Jesus spricht hier von der Freude Abrahams über den Messias, den er noch erleben wird. Abraham hatte die wahre messianische Freude. Er freute sich darauf, den Messias zu sehen.
Wir sind hier in den Tagen nach den freudigen Laubhüttenfesten, wo die Menschen die größte Freude am Fuß dieser Leuchter erlebten. Auch die Führer des Volkes freuten sich an dem Licht der Leuchter. Doch diese Leuchter wiesen auf den Messias hin, und sie hassten ihn, so dass sie ihn am liebsten ermordet hätten.
Jesus erklärt, dass Abraham die wahre Laubhüttenfestfreude erlebt hat, während ihre Freude nur totes Ritual war.
Vers 57: „Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen?“
Jesus antwortete: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich.“
Darauf hoben sie Steine auf, um ihn zu steinigen. Jesus aber verbarg sich und ging aus dem Tempel hinaus.
Warum löst diese Aussage Steinigung aus? Weil er sagt: „Ehe Abraham war, bin ich.“ Das ist das Tetragramm, der Name Gottes.
Er sagt nicht einfach, dass er vor Abraham existierte, sondern benutzt die Gegenwartsform „bin ich“ (ego eimi). Damit drückt er aus, dass er derselbe ist, der in Dornbusch zu Mose sprach: „Ich bin, der ich bin.“
Das macht klar, dass er der ewige Gott Yahweh ist, der ewig Seiende, der Unwandelbare. Das löste die heftige Reaktion aus.
Woher die Steine im Tempel kamen, habe ich schon erklärt. Der Herr verlässt den Tempel.
Dann beginnt Kapitel 9. Das macht uns klar, dass die Heilung des Blindgeborenen offensichtlich außerhalb des Tempelbezirks geschah. Der Herr spricht wieder darüber, dass er das Licht der Welt ist, indem er dem Blindgeborenen die Augen öffnet.
So sehen wir, dass Kapitel 9 in engem Zusammenhang steht mit dem Laubhüttenfest aus den Kapiteln 7 und 8. Das werden wir beim nächsten Mal anschauen.
Fragen und abschließende Gedanken zum Gottesnamen
Gibt es noch eine wichtige Frage zu heute? Was ist der Unterschied zwischen Jehu und Elohim?
Elohim ist der hebräische Name für Gott. Sind damit Gottvölker gemeint? Nein. Der Herr Jesus wird Gott genannt, der Vater wird Gott genannt, und auch der Heilige Geist wird Gott genannt. Elohim ist also die Bezeichnung für den einen Gott.
Elohim wird gebraucht als Gott im Sinne von Schöpfer und Erhalter des ganzen Weltalls. Yahweh hingegen kommt von der Wurzel „Havah sein“. Yahweh bedeutet „der Seiende“ oder „ich bin“. Yahweh wird für den Vater, für den Sohn und auch für den Heiligen Geist verwendet.
Der eine Gott, der als Elohim der Schöpfer und Erhalter des Weltalls ist, ist auch Yahweh. In diesem einen Gott sind jedoch drei Personen: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Darum spricht in Sacharja 2 Yahweh der Hirscharen und sagt: „Ich werde zu euch kommen, und ihr werdet erkennen, dass Yahweh der Hirscharen mich zu euch gesandt hat.“ Wie ist das möglich? Yahweh spricht: „Ich komme zu euch, ihr werdet sehen, Yahweh hat mich gesandt.“ Daraus merke ich mir: In Yahweh sind mehr als eine Person, es ist ein Gott.
Wir übersetzen Yahweh oft als „der Herr“. Das ist unterschiedlich, wenn wir „der Herr“ oder „Elohim“ sagen. Es gibt einen Unterschied zwischen beiden. „Der Herr“ bedeutet „Gottes Sohn hier, Yahweh“ oder „der Herr“. In der deutschen Übersetzung ist das oft so. Die meisten Übersetzungen geben, wenn im Grundtext Yahweh steht, „der Herr“ wieder, was dem arabischen Wort „Arab“ entspricht.
Aber „der Herr“ oder eben Yahweh wird in der Bibel für alle drei Personen der Gottheit gebraucht: für den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Elohim entspricht im Arabischen dem Wort „Allah“.
Elohim ist eine Mehrzahl. Man kann aus dem Wort Elohim jedoch nicht ableiten, dass drei Personen in der Gottheit sind. Zum Beispiel wird Elohim im Alten Testament auch für einen falschen Gott verwendet. Dagon, der Gott der Philister, wird so genannt. Die Philister singen: „Dagon, unser Gott, unser Elohim, hat Simson in unsere Hand gegeben.“ Dort nennen sie diesen einen Gott Dagon ebenfalls Elohim.
Diese Mehrzahl drückt einfach die Allmacht oder die große Macht Gottes aus. Es ist ein Plural der Ausdehnung, so sagt man. Mit Elohim kann man also nicht die Trinität, die Dreieinheit, beweisen. Das wäre kein guter Weg. Aber wir haben genügend andere Stellen, in denen deutlich wird, dass in der einen Gottheit drei Personen sind: Gott Vater, Gott Sohn und Gott der Heilige Geist.
Gut, dann wollen wir zum Schluss noch beten.
