Einführung und Überblick über das Buch Hesekiel
Wir haben heute Morgen die Kapitel Ezechiel 40 bis 48 in der Übersicht behandelt. Nun bleiben uns noch die Kapitel 1 bis 39. Warum habe ich das in umgekehrter Reihenfolge gemacht? Ganz einfach: Am Morgen haben wir weniger Zeit als am Nachmittag, und der Schluss von Ezechiel ist kürzer als der Anfang.
Nun wollen wir uns eine Übersicht über das ganze Buch verschaffen. Ich möchte betonen, dass es sich dabei nicht um eine Auslegung des gesamten Buches handelt. Dafür gibt es am Büchertisch eine Aufnahmeserie. Wer das detailliert möchte, alle 48 Kapitel, kann diese dort erhalten.
Es gibt ein Buch über den Propheten Ezechiel, das zusammen mit Joël Point unter dem Titel „Sans les Écritures“ erschienen ist. Darin findet man auch eine Auslegung über das ganze Buch Ezechiel. Allerdings gibt es dieses Werk nicht auf Deutsch; das Original ist Französisch. Das kann aber vielleicht helfen, wieder einmal das Französisch aufzufrischen.
Zum Tempel, den wir heute Morgen betrachtet haben, gibt es zwei besonders empfehlenswerte Bücher. Auch hier gibt es ein Sprachenproblem. Das eine ist von Jongenbürger: „Hier soll ich wohnen, der zukünftliche Tempel der Völker Ezechiel“. Es ist auf Holländisch und enthält Bilder seines eigenen Modells. Dieses Buch ist sicher ein Standardwerk für alle, die sich eingehend mit dem Ezechiel-Tempel befassen wollen. Ich lege es hier vorne auf.
Das andere Buch ist wenigstens verständlicher als Holländisch, nämlich auf Englisch: „Messiah's Coming Temple: Ezechiel's Prophetic Vision of the Future Temple“. Es ist von John Schmidt, dem Mann, dessen Modell wir heute Morgen bewundert haben, zusammen mit Carl Laney. Beide Bücher gehen mehr auf das Wörtliche ein und machen weniger praktische Übertragungen – so wie wir das heute Morgen auch für unsere Zeit gemacht haben. Dennoch sind es Standardwerke zu diesem Thema.
Der Beginn des Buches Hesekiel und seine prophetische Gesamtschau
Nun wenden wir uns wirklich dem Buch Hesekiel zu. Ich lese die ersten Verse:
„Und es geschah im dreißigsten Jahr, im vierten Monat, am fünften Tag des Monats, als ich unter den Weggeführten am Fluss Kebar war, da öffneten sich die Himmel, und ich sah Erscheinungen Gottes. Am fünften Tag des Monats, im fünften Jahr der Wegführung des Königs Jojachin, geschah das Wort des Herrn ausdrücklich zu Hesekiel, dem Sohn Buzi, dem Priester im Land der Chaldäer, am Fluss Kebar. Dort kam die Hand des Herrn über ihn.“
Und weiter: „Und ich sah, und siehe, ein Sturmwind kam von Norden her, eine große Wolke und ein Feuer, das sich ineinander schlang.“
Bis hierhin.
Das Buch Hesekiel beginnt mit der nationalen Katastrophe des babylonischen Exils und endet mit der herrlichen und hoffnungsvollen Zukunft des messianischen Weltreiches. Dies haben wir heute Morgen in den Schlusskapiteln gesehen: Der Tempel im tausendjährigen Reich und die neue Landverteilung – das ist diese hoffnungsvolle Zukunft des messianischen Weltreiches.
Diese Schrift von Hesekiel gibt uns eine großartige prophetische Gesamtschau der Heilsgeschichte über einen Zeitraum von mindestens circa 2.600 Jahren. Ich betone „mindestens“, weil die Zeit von Hesekiel bis heute etwa 2.600 Jahre beträgt. Doch Hesekiel blickt über unsere Zeit hinaus und reicht bis ins tausendjährige Reich. Insbesondere wird der Anfang dieses Reiches in Hesekiel beschrieben.
Historischer Hintergrund und Entstehungszeit des Buches Hesekiel
Nun einige Gedanken zum Zeitpunkt der Entstehung des Buchs Hesekiel.
Die Zeitgeschichte Hesekiels ist sehr wichtig, wenn man sich mit diesem Bibelbuch beschäftigt. Dabei sollte man sich die Frage stellen, wann es geschrieben wurde und aus welchen Gründen.
In den Jahren 605 bis 582 v. Chr. brachte die babylonische Armee unter Nebukadnezar dem Volk Israel eine nationale Katastrophe ungeahnten Ausmaßes. Der Höhepunkt bestand in der Zerstörung Jerusalems und des Tempels im Jahr 586 v. Chr. Dieses katastrophale Jahr spielt in Hesekiel eine ganz entscheidende Rolle. Viele Kapitel drehen sich um dieses Ereignis, sei es in den Jahren davor oder danach.
Ich habe hier eine Auflistung der vier Wegführungen der Juden nach Babylon, wie sie im Skript dargestellt sind. Es gab vier Phasen.
Die erste fand 605 v. Chr. statt. Diese Wegführung wird in 2. Chronik 36,5-8 beschrieben. Es ist dasselbe Ereignis, mit dem das Buch Daniel beginnt. In dieser Phase wurden Daniel, seine Freunde und viele andere nach Babylon deportiert, während der Großteil des Volkes im Land bleiben durfte.
Um 597 v. Chr. kam es zu einer zweiten Wegführung. Diese wird in 2. Chronik 36,9-16 beschrieben. Es handelt sich um dieselbe Wegführung, die in Hesekiel 1,2 erwähnt wird, im verlesenen Vers. Dabei wurde König Joachim zusammen mit Hesekiel und vielen anderen nach Babylonien, dem heutigen Irak, weggeführt.
Das Schlimmste war dann das Jahr 586 v. Chr., die dritte Wegführung. Sie folgte auf die Zerstörung Jerusalems und des salomonischen Tempels. Dieses Ereignis wird in 2. Chronik 36,17-21 beschrieben.
Im Jahr 582 v. Chr. gab es noch eine vierte, kleinere Wegführung. Diese wird nur in Jeremia 52,30 erwähnt.
Hesekiels persönliche Situation und Berufung
Nun können wir Hesekiel besser einordnen: Er wurde im Jahr 597 v. Chr. als junger Mann deportiert. Alle Hoffnungen lagen noch vor ihm – die Hoffnung auf Leben. Doch diese wurde durch die Ereignisse jäh zerstört.
Hesekiel wurde anlässlich dieser zweiten Wegführung in die jüdische Kolonie Tel Abib gebracht. Der Name wird babylonisch ausgesprochen Tel Abibu und bedeutet auf Babylonisch, genauer gesagt Akkadisch, „Wahl gegen die Flut“. Diese Kolonie hat also nichts mit dem heutigen Tel Aviv in Israel zu tun. Letztere Stadt wurde erst 1909 gegründet – auf Wüstensand, eine Stadt, die auf Sand gebaut wurde. Interessanterweise gilt sie als die unmoralische Stadt Israels, direkt neben dem historischen Städtchen Jaffa.
Der Name Tel Aviv in Israel bedeutet auf Hebräisch „Frühlingshügel“ und darf nicht mit der Kolonie Tel Abib im Irak verwechselt werden. „Wahl gegen die Flut“ heißt der Name der Kolonie, die am Fluss Keba lag. Dabei handelt es sich um einen Seitenkanal in Mesopotamien, in dem Gebiet zwischen den beiden großen Flüssen Euphrat und Tigris. Kebar bedeutet „der Große“; auf Arabisch heißt er Kabir, was ebenfalls „groß“ bedeutet, und im Akkadischen Kebar, der Große.
Diese Ortsangabe wird in Hesekiel Kapitel 1, Vers 2, sowie in Vers 3 und Vers 15 erwähnt. Auffällig sind die vielen Zeitangaben im Buch Hesekiel: Es gibt insgesamt 13 genaue Zeitangaben. Das ist sehr ungewöhnlich und in diesem Ausmaß vermutlich einzigartig unter den prophetischen Büchern der Bibel. Mit Ausnahme der Angaben in Kapitel 26, Vers 1, und 29, Vers 17, erscheinen alle Zeitangaben in chronologischer Reihenfolge.
In der folgenden Auflistung habe ich alle diese Daten zusammengestellt – jeweils mit der Datierung im Buch. Zum Beispiel in Kapitel 1 datiert Hesekiel die Zeit, ab der er Visionen Gottes empfing, auf den 5. Monat, 4. Tag, 5. Jahr. Er rechnet ab der Wegführung, also ab dem Jahr 597 v. Chr., als er nach Babylon kam. Daraus ergibt sich für den 5. Monat, 4. Tag, 5. Jahr ungefähr Juni/Juli. Der jüdische Monat übersetzt auf unseren Kalender fällt etwa auf Mitte Juni bis Mitte Juli 593 v. Chr.
In Kapitel 8, Vers 1, finden wir die Datierung 5.06, was umgerechnet August/September 592 v. Chr. entspricht. So geht es weiter mit weiteren Zeitangaben.
Die letzte Datierung hatten wir heute Morgen in dem Kapitel, das die Vision vom Endzeit-Tempel beschreibt. Dort lautet die Datierung 10.1.25, was März/April 573 v. Chr. entspricht. Somit erhält Hesekiel Jahre nach der Zerstörung des ersten Tempels die Vision vom letzten Tempel.
Weitere Angaben zum Propheten Hesekiel
Weitere Angaben zum Autor:
Hesekiel heißt mit seinem vollen Namen in der Bibel Jecheskeel ben Buzi. Das bedeutet Hesekiel, Sohn des Buzi (Hesekiel 1,3). Er wurde im Rahmen der zweiten Deportation im Jahr 597 v. Chr. verschleppt, wie wir bereits gesehen haben. Dort kam er in eine Kolonie namens Tel Aviv am großen Kanal Keba.
Tel Aviv, das ich noch nicht erklärt habe, lag in der Nähe von Nippur, etwa 75 Kilometer südlich der Stadt Babylon. Hesekiel besaß dort ein eigenes Haus. Dieses Haus wird in Hesekiel 3,24 und Hesekiel 8,1 erwähnt.
Hesekiel war verheiratet, doch er erlebte ein schlimmes Drama: Er verlor seine geliebte Frau. Im Buch Hesekiel wird sie als "die Lust seiner Augen" bezeichnet – also die Freude seiner Augen. Dies geschah an dem Tag, an dem Gott ihm seinen Plan zur endgültigen Zerstörung des herrlichen salomonischen Tempels in Jerusalem offenbarte.
An diesem Tag erlitt er diesen schweren Schlag. Seine Frau war die Freude seiner Augen. Das bedeutet, wenn sie durch die Tür kam und er sie sah, freute er sich immer. So sollte es in jeder Ehe sein: Man freut sich einfach an seiner Frau. Ein wunderbarer Titel also, "die Freude seiner Augen".
Frau Hesekiel wird hier mit der Pracht des salomonischen Tempels verglichen. Er erlitt den Verlust seiner Frau am Tag, an dem Gott den Plan offenbarte, dass der Tempel in Jerusalem zerstört werden würde. Die Schönheit des salomonischen Tempels wird also mit der Schönheit der Frau des Propheten verglichen.
Hier finden wir eine erstaunlich neutestamentliche Sprache: Ein Mensch wird mit einem Tempel verglichen. Das erinnert an 1. Korinther 6,19: "Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?" Dies haben wir heute Morgen bereits betrachtet.
Diese Erfahrung des Propheten sollte den Menschen helfen, besser zu verstehen – und auch uns –, wie schlimm es für Gott war, dieses Zeugnis in Jerusalem zu verlieren. Denn das Volk Israel durfte nur einen einzigen Tempel haben, und dieser war ganz prächtig an dem auserwählten Ort auf dem Berg Zion.
Bedeutung des Tempels und der Einzigartigkeit Israels
Warum gibt es nach 5. Mose 12,13-14 nur einen Tempel? Ein Ort sollte das Zeugnis dafür sein, dass es nur einen wahren Gott gibt. Die Völker rund um Israel hatten viele Götter und auch viele Tempel. Sie verehrten zahlreiche Naturgötter und errichteten viele Tempel für diese Götter.
Israel hingegen kannte nur den einen wahren Gott, den Schöpfergott, der nicht Teil der Natur ist. Der Tempel in Jerusalem sollte das Zeugnis für diesen einen wahren Gott sein.
In der Zeit Ezechiels hatte der Abfall Israels, der Abfall des jüdischen Volkes, einen solchen Höhepunkt erreicht, dass Gott sagte: Ein Volk, das die Naturgötter der umliegenden Völker verehrt und dem wahren Gott den Rücken gekehrt hat, braucht auch nicht mehr das Symbol für den einen wahren Gott.
Dies war nicht nur ein Schmerz für die Gläubigen, für die wahren Gläubigen im jüdischen Volk, sondern auch ein Schmerz für das Herz Gottes.
Berufung Hesekiels zum Prophetendienst
Im fünften Jahr nach seiner Wegführung – dieses Datum lässt sich auf circa den 31. Juli 593 v. Chr. umrechnen – wurde Hesekiel zum Prophetendienst berufen. Zu diesem Zeitpunkt war er 30 Jahre alt. Er war ein Kohen, also ein Priester, wie in Hesekiel 1,3 steht.
Diese Zeitangabe entnehmen wir Hesekiel 1,1: „Im dreißigsten Jahr, im vierten Monat, am fünften Tag des Monats“. Diese genaue Datierung kommt später nicht mehr vor. Später wird immer von der Wegführung oder von der Zerstörung Jerusalems datiert, doch hier wird einfach das dreißigste Jahr genannt. Viele Ausleger haben sich gefragt: Ab wann müssen wir zählen? Dreißig Jahre ab wann?
Es bietet sich ganz einfach an, dreißig Jahre ab Geburt zu zählen. Hesekiel sagt also, mit dreißig wurde er zum Prophetendienst berufen. Wenn man in 4. Mose 4,3 und 1. Chronik 23,3 nachschaut, war das Alter von dreißig Jahren das Alter, in dem man als Priester in den vollen Dienst eingeführt wurde. Es gab zwar die Möglichkeit eines früheren Vordienstes ab zwanzig Jahren, aber mit dreißig Jahren begann der volle priesterliche Dienst und die volle Verantwortung.
Man muss sich vorstellen: Hesekiel war ein Priester, der im Salomontempel Dienst tun sollte, und er wurde deportiert. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Salomontempel zerstört werden würde. Alle Zukunftshoffnungen lagen am Boden. Das kann man gut vergleichen mit jemandem, der arbeitslos ist und keine Perspektive mehr hat. Wie soll das weitergehen? Ich bin 25 und habe nichts mehr.
Doch es war nicht nur sein persönliches Schicksal, sondern er sah, dass das ganze Volk Gottes am Boden zerschmettert wurde. Das war die Zeit Hesekiels. Erschütternd, aber plötzlich – nach fünf Jahren – kam eine göttliche Berufung. Nicht zum Priesterdienst, sondern zum Prophetendienst.
Hesekiel war ein besonderer Prophet, der über die bevorstehende Zerstörung des Salomontempels weissagen sollte. Er sollte auch die genauen Gründe angeben, warum Gott diesen Tempel zerstören lässt. Schließlich sollte er den letzten Tempel der Heilsgeschichte hier auf Erden weissagen – das ist Hesekiel 40-48. Darum ist es nicht von ungefähr, dass Hesekiel als Prophet gewählt wurde, der diesen Endzeittempel so detailliert beschreiben sollte, wie wir es heute Morgen gesehen haben.
Er war ein Priester, dem der Dienst im Salomontempel entglitten war, der aber vom herrlichsten Endzeittempel sprechen durfte. In Haggai 2 heißt es, dass der Endzeittempel viel herrlicher sein wird als der Salomonische Tempel. In Haggai 2 finden wir alle drei Tempel der Heilsgeschichte: den ersten Tempel, der so herrlich war, den zweiten Tempel, den die Zurückgekehrten zunächst so bescheiden aufbauen mussten, und dann den Endzeittempel. Von diesem Endzeittempel heißt es, er wird viel herrlicher sein als der erste Tempel.
Hesekiel durfte ausführlich von diesem Endzeittempel berichten und eine detaillierte Beschreibung des Plans seinem Volk weitergeben. Warum gibt Hesekiel, der ein Priester war, eine Prophetie weiter, die die Stadt Jerusalem, die Tempelstadt Jerusalem und den Tempel so zentral behandelt?
Der letzte datierte Ausspruch Hesekiels findet sich in Kapitel 29, Vers 17. Er stammt etwa vom 28. April 571 v. Chr., wenn man das Datum umrechnet. Daraus wird deutlich, dass sich der Prophetendienst Hesekiels über eine Periode von mindestens etwa 22 Jahren erstreckte.
Es fällt auf, dass Hesekiel den Plan vom Endzeittempel im Jahr 573 v. Chr. erhielt. Als die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehren konnten im Jahr 538 v. Chr., nachdem die Perser Babylon erobert hatten, hatten sie bereits das Buch Hesekiel. Doch als die Heimgekehrten – man lese Esra 3 und folgende – den zweiten Tempel bauten, bauten sie ihn nicht nach Hesekiel, sondern nach dem Vorbild des Alten, auf den Grundruinen des Alten. Das ist erstaunlich: Sie hatten den Plan, bauten aber nicht nach diesem Plan. Warum nicht?
Hesekiel beschreibt den Endzeittempel, nicht den Tempel nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft. Offensichtlich wussten die Zurückgekehrten damals, dass diese Rückkehr nicht die endzeitliche Rückkehr war. Deshalb bauten sie den zweiten Tempel nach dem Vorbild Salomos.
Später wurden gewisse Elemente aus dem Hesekiel-Tempelplan integriert. Zum Beispiel habe ich heute Morgen erklärt, dass die vier Höfe im kleinen Vorhof beim Frauenvorhof Anspielungen auf die vier Küchen in den Ecken des zweiten Vorhofs im Hesekiel-Tempel sind. Solche Anspielungen gab es, aber man hat nicht nach Hesekiel gebaut, weil man wusste, dass sie nicht in der Endzeit lebten.
Wann ist dann die Endzeit? In Hesekiel 36, kurz vor der Beschreibung des Endzeittempels ab Kapitel 40, lesen wir in Vers 24: Gott spricht: „Und ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern, in die ihr zerstreut seid, und euch in euer Land bringen.“ Hier ist nicht die Rede von der Rückkehr aus Babylon, sondern von einer Rückkehr aus allen Ländern.
Ab dem Jahr 1882 nach Christus begannen Juden, ins Land ihrer Vorväter einzuwandern – aus allen fünf Kontinenten. Bis heute sind Millionen aus über hundert Ländern zurückgekehrt. Jetzt versteht man, warum die Orthodoxen wissen: Wir leben in der Endzeit. Wir leben in der Zeit, in der der Endzeittempel nach Hesekiel Wirklichkeit werden soll.
Das ist entscheidend. Es ist wichtig, wenn man mit Christen spricht, die behaupten, dass Israel im Heilsplan als Nation keine Rolle mehr spielt, Israel sei für alle Zeiten als Nation auf die Seite gestellt worden und nur die Kirche, die Gemeinde, habe noch Bedeutung im Plan Gottes. Sie sagen dann, all diese Rückkehrprophetien im Alten Testament hätten sich erfüllt, als die Juden aus Babylon zurückgekehrt waren.
Dem muss man widersprechen. Das stimmt schlicht nicht. Sonst hätten sie damals nach Hesekiel gebaut. Aber sie wussten, das ist nicht die Rückkehr aus Hesekiel 36. Wir dürfen nicht nach Hesekiel bauen. Heute wissen wir aber: Wir kommen aus Amerika, aus Afrika, aus Asien, aus Europa, aus Australien – es ist die Zeit des Endzeittempels nach Hesekiel.
Wir gehen weiter zum zweiten Blatt: Charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten. Zunächst eine Bemerkung zum Namen Hesekiel, auf Hebräisch ausgesprochen Jecheskel. Das heißt „Gott macht stark“. Man könnte es auch als Durativform des Verbs Jechesk verstehen, das bedeutet, Gott macht fortwährend stark. „El“ am Schluss bedeutet Gott. Also heißt Jecheskel: Gott macht immer wieder stark oder macht fortwährend stark.
Wir haben gesehen, dass das Buch Hesekiel mit einem jungen Menschen beginnt, der am Boden zerschmettert war, völlig desillusioniert. Was wird die Zukunft bringen? All seine Zukunftshoffnungen waren zerstört. Dann spricht Gott zu ihm, beruft ihn zu einem wichtigen, aber schwierigen Dienst und gibt ihm Kraft – Kraft für den Dienst in einer schwierigen Situation, in der er arbeitslos ist in seinem Beruf. Gott gab ihm einen neuen Beruf, eine neue Aufgabe.
Das Erste, was Hesekiel sieht, ist Gottes Herrlichkeit, eine Erscheinung der Herrlichkeit Gottes. Ich lese aus Kapitel 1, Vers 26: „Und oberhalb der Ausdehnung, die über ihren Häuptern war, war die Gestalt eines Thrones wie das Aussehen eines Saphirsteins. Auf der Gestalt des Thrones war eine Gestalt wie das Aussehen eines Menschen. Oben darauf sah ich den Anblick von glänzendem Metall, wie das Aussehen von Feuer innerhalb desselben ringsum, von seinen Lenden aufwärts und von seinen Lenden abwärts sah ich das Aussehen von Feuer. Und ein Glanz war ringsum denselben, wie das Aussehen des Bogens, der am Regentag in der Wolke ist.“
So war das Aussehen des Glanzes ringsum, das war das Bild der Herrlichkeit des Herrn. Hesekiel sah Gottes Thron. Auf dem Thron sah er den Sohn Gottes in Menschengestalt – eine alttestamentliche Vorwegnahme, dass der Sohn Gottes einmal Mensch werden sollte (Johannes 1,14: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns“).
Dieser Thron wird getragen von vier Cherubim-Engeln. Im Salomontempel gab es symbolisch die Bundeslade, die als „Fußschemel Gottes“ bezeichnet wird. Der Deckel war ein Stück Gold zusammen mit zwei Cherubimgestalten. Salomo baute noch zwei weitere Cherubimgestalten aus Ölbaumholz, überzogen mit Gold, sodass es vier Cherubim waren. Gott thronte zwischen den Cherubim, wie es in Psalm 80 heißt: „Du thronst zwischen den Cherubim, strahle hervor.“
Im Salomontempel war das Allerheiligste ein dunkler Raum. Wenn der Hohepriester am Jom Kippur hineinging, sah er ein Leuchten zwischen den Cherubim. Hesekiel sah die Wirklichkeit dieser symbolischen Darstellung: Die vier Cherubim waren tote Gestalten, aber sie symbolisierten die wirklichen vier Engel, die den Thron Gottes trugen.
Im Salomontempel gab es auch Räder an der Seite der vier Cherubim, die in 1. Chronik 28 erwähnt werden. Hesekiel sieht nun den Thron Gottes, die vier echten Cherubim und die Räder an ihren Seiten. Ich gehe hier nicht ausführlich darauf ein, weil ich das in der Behandlung von Prediger 1 am Studientag ausführlich behandelt habe.
Es geht darum: Hesekiel sieht einen dynamischen Thron Gottes mit Rädern. Gott handelt, und sein Handeln geht ständig vorwärts. Gottes Thron ist nicht statisch. Von diesem Thronwagen heißt es in Hesekiel 1, dass er immer nur geradeaus fährt. Er kann in alle Richtungen gehen, aber er wendet sich nie, weil Gott nicht über einen falschen Weg büßen muss. Gottes Handeln ist immer richtig und vorwärts gerichtet.
Hesekiel sieht in einer Zeit, in der alles zerschlagen ist: Gott ist noch auf dem Plan, und alles ist ihm untertan. Das war eine Ermutigung. Er sieht die Herrlichkeit Gottes. Seine Reaktion steht in Vers 28b: „Und als ich es sah, fiel ich nieder auf mein Angesicht, und ich hörte die Stimme eines Redenden.“ Er betet an.
Durch den Anblick der Herrlichkeit Gottes und die Klarheit, dass Gott die Regierung nicht entglitten ist, wird Hesekiel stark. So muss er wieder aufstehen. Kapitel 2, Vers 1: „Und er sprach zu mir: Menschensohn, stelle dich auf deine Füße, und ich will mit dir reden. Und als er zu mir redete, kam der Geist in mich und stellte mich auf meine Füße. Und ich hörte den, der zu mir redete, und er sprach zu mir: Menschensohn, ich sende dich zu den Kindern Israel, zu den empörischen Nationen, die sich wider mich empört haben. Sie und ihre Väter sind von mir abgefallen bis auf diesen Tag.“
Wir sehen also, Hesekiel beginnt nicht einfach zu dienen, sondern er sieht zuerst die Herrlichkeit Gottes und wird davon überwältigt. Er betet an, bekommt Kraft, um wieder aufzustehen. Er erhält die Kraft des Heiligen Geistes und muss nun einen schwierigen Dienst nach außen tun.
Immer wieder werden Diener Gottes in der Bibel berufen in Verbindung damit, dass sie zuerst von Gottes Herrlichkeit überwältigt werden. Bei Jesaja sehen wir das, besonders in Kapitel 6. Auch Johannes, der das letzte Buch der Bibel schrieb, wurde von der Herrlichkeit des Sohnes Gottes überwältigt und fiel wie tot zu Boden. Paulus sah die Herrlichkeit des Sohnes Gottes als Licht, heller als die Sonne, was der Ausgangspunkt für seinen Dienst als Apostel der Heiden war.
Eine wichtige Voraussetzung für einen Dienst für Gott ist also, von der Größe und Herrlichkeit Gottes überwältigt zu sein, seine Autorität, Souveränität und Macht zu erkennen und sich der eigenen Kleinheit bewusst zu sein. Hesekiel betet mit dem Gesicht zum Boden an – das bedeutet, Gott ist so groß und ich bin so klein. Diese Haltung ist wesentlich für einen gesegneten Dienst.
Wer sich selbst wichtig nimmt, ist von vornherein disqualifiziert. Wer die Herrlichkeit Gottes nicht vor Augen hat, ist nicht fähig für den Dienst. Dann sehen wir den Geist Gottes als Kraft für den Dienst. Das Thema Heiliger Geist ist im Buch Hesekiel ganz entscheidend. Im Skript habe ich alle 19 Erwähnungen des Heiligen Geistes aufgeführt, beginnend in Kapitel 1, Vers 12, dann 20 usw., und auch in Kapitel 2, Vers 2.
Der Heilige Geist kommt in Hesekiel hinein und wird die Kraft für den Dienst. Ein Unterschied zu der Zeit der Gemeinde ist, dass der Geist Gottes bei Hesekiel wiederholt in ihn kam, aber auch wieder von ihm wich. Das gibt es in der Zeit der Gemeinde nicht.
Der Herr Jesus sagt in Johannes 14, Vers 15-17: „Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote, und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster senden, dass er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit... Er bleibt bei euch und wird in euch sein in Ewigkeit.“
Diese Zusage hatten die alttestamentlichen Propheten nicht. Der Geist Gottes war nicht in derselben Weise hier auf Erden gegenwärtig wie seit Pfingsten. Das Wohnen des Geistes in der Gemeinde Gottes gab es im Alten Testament nicht in dieser Weise.
Wir sind ganz besonders bevorrechtigt, um einen Dienst zu tun, in dem wir Gottes Stärkung immer wieder erleben. Gott macht stark. Der Heilige Geist kommt nicht nur einmal, sondern wir werden in Epheser 5,18 aufgefordert: „Und berauscht euch nicht mit Wein, sondern werdet mit dem Geist erfüllt.“ Das griechische Imperativ Präsens bedeutet Wiederholung, also: Werdet immer wieder mit dem Geist erfüllt.
Bei jedem neuen Dienst will der Heilige Geist sich entfalten. Der Dienst hier ist „Reden zueinander in Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern“. Das Singen hat bereits eine prophetische Bedeutung. Wenn wir das bewusst tun, hat es einen wichtigen Stellenwert.
Zum Beispiel das Lied „Befiehl du deine Wege und was dein Herz erkränkt, der allertreusten Pflege, der den Himmel lenkt.“ Der Heilige Geist will durch uns wirken, wenn wir singen und einander durch Lieder ermutigen.
Nirgends lesen wir, dass wir um die Erfüllung mit dem Heiligen Geist bitten müssen. Das geschieht automatisch, wenn wir es nicht verhindern. Epheser 4,30 sagt: „Betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, durch welchen ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan samt aller Bosheit.“
Wir können den Heiligen Geist betrüben und damit seine Wirkung zurückhalten – durch Sünde, Bitterkeit, Wut und Zorn. Hesekiels Name „Gott macht stark“ war also sehr passend.
In seiner Berufung wurde ihm klar gemacht, dass er sagen muss, was Gott ihm sagt, obwohl Israel nicht auf ihn hören wird. Hesekiel 3,7: „Aber das Haus Israel wird nicht auf dich hören wollen, denn sie wollen nicht auf mich hören. Das ganze Haus Israel ist von harter Stirn und verstocktem Herzen.“
In Kapitel 3, Vers 16 wird ihm gesagt, dass er trotz allem sprechen muss: „Ich habe dich dem Haus Israel zum Wächter gesetzt, du sollst das Wort aus meinem Mund hören und sie warnen.“
Wenn er einen Gesetzlosen nicht warnt, wird dessen Blut von seiner Hand gefordert. Hesekiel ist also verantwortlich, zu warnen, obwohl er nicht mit großer Fruchtbarkeit rechnen darf. Das ist frustrierend.
Was hat er falsch gemacht? Wahrscheinlich fehlte die Technik? Die nötige Musik, der Rhythmus oder das Marketing? Nein, er war ein Prophet Gottes, der die Herrlichkeit Gottes gesehen hatte, vom Heiligen Geist erfüllt war und dennoch einen Dienst tun musste, der nicht von großer Fruchtbarkeit gekennzeichnet war.
Doch seine Worte sollten Bedeutung haben für Gottes Volk und auch für die Kirche über die kommenden Jahrtausende. Was er ernten konnte, war noch nicht großartig. Das hilft uns, unsere Prioritäten richtig zu setzen in der heutigen Zeit.
Wir leben in einer Gesellschaft, die in den vergangenen Jahrzehnten bewusst die Abwendung von Gott und seinem Wort gewählt hat – denken wir an die 60er Jahre und die 68er-Bewegung. Gott beruft uns, das Evangelium weiterzugeben, obwohl Menschen massenweise verhärtet sind.
Wir erleben es auch bei Freunden in der Dritten Welt, die uns von wunderbaren Glaubenserlebnissen berichten. Ich war vor einiger Zeit in Indien. Dort kommen Hindus zum Glauben und werden von ihren Göttern befreit. In China entwickelt sich das Werk Gottes ebenfalls. Bei uns ist das nicht so, aber sie haben nicht die bessere Technik, sie haben das gleiche Evangelium. Der Unterschied ist, dass unsere Gesellschaft verhärtet ist.
Das darf aber nicht zu Passivität führen. Wir müssen warnen, und wenn es nur einzelne sind, die sich warnen lassen, ist das schon Frucht für die Ewigkeit. Wir können viel von Hesekiel lernen.
Gott sagt ihm in Kapitel 3, Vers 8: „Siehe, ich habe deine Stirn hart gemacht, wie einen Diamanten, der härter ist als ein Fels. Fürchte dich nicht und erschrick nicht vor ihrem Angesicht, denn ein widerspenstiges Haus sind sie.“
Hesekiel bekommt die Kraft, zu seiner Botschaft zu stehen und nicht zurückzuschrecken. Wir haben die Verantwortung, diesen Dienst mit Hingabe und Überzeugung mutig weiterzuführen, ohne auf die Zahl der zum Glauben kommenden zu achten. Nichts von Passivität.
Hesekiel sah immer wieder neu die Herrlichkeit Gottes. Für jeden Dienst ist es wichtig, die Herrlichkeit des Sohnes Gottes bewusst zu sehen. So können wir mit Johannes sagen: „Und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, die Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1,14).
Das stärkt uns für den Dienst. Die Bibel bewusst lesen mit dem Ziel, die Herrlichkeit Gottes zu schauen, ist wichtig. Die Herrlichkeit Gottes wird in Hesekiel achtzehnmal erwähnt und steht besonders in Verbindung mit der Wolken- und Feuersäule, dem Ausdruck der Herrlichkeit und Gegenwart Gottes.
Diese Wolken- und Feuersäule war schon über der Stiftshütte und später über dem Salomontempel. Hesekiel sieht in weiteren Visionen, wie diese Wolke sich vom Salomontempel entfernt, noch bevor Nebukadnezar den Tempel zerstören konnte.
Dieses Thema – die Herrlichkeit Gottes – spielt eine große Rolle, auch für uns. In Johannes sagt der Herr Jesus in der Abschiedsrede, Vers 13: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten... und er wird mich verherrlichen.“
Wir sehen den Zusammenhang in Hesekiel zwischen der Herrlichkeit Gottes und der häufigen Erwähnung des Geistes Gottes. Der Geist Gottes zeigt die Herrlichkeit Gottes und stellt die Herrlichkeit des Sohnes Gottes ins Zentrum.
Hesekiel wird ständig „Menschensohn“ genannt, zum Beispiel in Kapitel 2, Vers 1: „Menschensohn, stelle dich auf deine Füße.“ Im Hebräischen steht hier „Ben Adam“, Sohn Adams. Dieser Ausdruck kommt in Hesekiel 93 Mal vor, im ganzen Alten Testament 107 Mal.
Das zeigt, dass Hesekiel vom Ausdruck „Menschensohn“ geprägt ist. Was sagt uns das? Es stellt dar, was ein Mensch nach Gottes Gedanken ist. Ein wirklicher Mensch ist jemand, der sich vor Gottes Herrlichkeit beugt und Gott gehorcht. Dann ist man wirklich Mensch.
Im Zentrum steht also nicht das eigene Ich oder der Mensch als solches – das ist Humanismus. Seit der Renaissance hat Europa bewusst entschieden, nicht mehr Gott, sondern den Menschen ins Zentrum zu stellen. Das war eine verhängnisvolle Entscheidung, unter der wir heute leiden.
Man sagte, wenn der Mensch im Mittelpunkt steht und durch Schule, Bildung und Kunst gefördert wird, wird er edler und besser. Doch nach Jahrhunderten Humanismus erlebte Europa zwei Weltkriege. Das ist fatal.
Der Mensch kann nicht Mensch sein, wenn er sich selbst in den Mittelpunkt stellt. Hesekiel zeigt, wie man wirklich Mensch sein kann: Wenn man Gott, Gottes Thron, Gottes Autorität im Zentrum sieht, dann ist man ein wahrer Menschensohn.
Gott wird in Hesekiel oft genannt „Der Herr der Ewige“. Luther schrieb den Namen einmal mit normalem „Herr“, einmal mit Großbuchstaben. Im Hebräischen heißt es „Adonai“, „Yahweh“. Adonai bedeutet „Herr, der Autorität hat“, Yahweh bedeutet „der Seiende, der Ewige, der Unwandelbare“.
Diese Gottesbezeichnung kommt in Hesekiel 210 Mal vor, im ganzen Alten Testament 287 Mal. Das zeigt, wie typisch dieser Ausdruck für das Buch Hesekiel ist. Die Autorität kommt in Adonai zum Ausdruck.
Was hat Hesekiel als Erstes gesehen? Gott auf dem Thron. Yahweh zeigt, dass Gott der Ursprung aller Dinge ist. Wenn Menschen das Glück in sich selbst suchen, irren sie. Paul Gerhardt hat es besser formuliert: Alle unsere Quelle und Ursprung ist in Gott.
Nur so kann der Mensch wirklich glücklich und wahrhaftig Mensch sein, wenn er den Herrn als „Herrn der Ewige“, Adonai Yahweh, erkennt.
Hesekiel war ein ungewöhnlicher Prophet. In Kapitel 3, Vers 24-27 wird erklärt, dass Gott ihn für eine gewisse Zeit stumm machte. Er konnte nur über prophetische Dinge reden, sonst schwieg er.
Man denkt oft, Hesekiel habe Theater gespielt, indem er zum Beispiel viele Tage auf einer Seite liegen musste oder nur eine Tagesration Brot aß. Diese drastischen Maßnahmen waren nicht lustig oder unterhaltsam, sondern schockierend. Gott wollte die Leute zum Nachdenken bringen.
Hesekiels Darstellungen waren oft sehr schockierend, nicht unterhaltsam. Dennoch hat er in bescheidener, knapper Weise eindringlich bildlich dargestellt.
Die Stummheit wurde aufgehoben in Kapitel 24, Vers 25-27, als Gott die Zerstörung Jerusalems und des Tempels offenbarte und als der Schlag mit dem Tod seiner Frau kam.
Zu Hesekiels Reden erfahren wir in Kapitel 33, Vers 30: „Die Kinder deines Volkes unterreden sich über dich an den Wänden und Türen der Häuser. Sie sagen: Kommt und hört, was für ein Wort vom Herrn ausgeht! Sie kommen scharenweise und hören deine Worte, aber tun sie nicht, sondern tun, was ihnen gefällt. Du bist ihnen wie ein liebliches Lied, mit schöner Stimme, gut zum Spielen. Sie hören deine Worte, doch sie tun sie nicht.“
Hesekiels Reden war eindrücklich, wie ein Sänger mit seinem Saitenspiel. Die Leute hörten gern zu, waren aber nicht bereit, ihr Leben zu ändern. Diese Beschreibung gibt ein volleres Bild von Hesekiels Auftreten: Einerseits karg und schockierend, andererseits angenehm zu hören, aber ohne verändernde Wirkung.
Beethoven protestierte gegen die Vorstellung, dass Musik den Menschen besser macht. Er war ein Humanist und komponierte Sinfonien, um den Menschen zu veredeln. Doch trotz jahrhundertelangem Hören von Beethoven-Sinfonien gingen zwei Weltkriege von Europa aus.
Gottes Wort verändert nur, wenn es ins Herz eingepflanzt wird. Jakobus 1 ermahnt uns, Täter des Wortes zu sein, nicht nur Hörer.
Jakobus 1,21: „Legt ab alle Unsauberkeit und alles Übermaß von Schlechtigkeit und empfangt mit Sanftmut das eingepflanzte Wort, das eure Seelen retten kann. Seid Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen.“
Vers 25: „Der Täter des Werkes wird glücklich sein in seinem Tun.“
Ein weiterer charakteristischer Punkt im Buch Hesekiel ist der Refrain der Gotteserkenntnis. Wenn man Hesekiel zügig durchliest, fällt auf, wie oft die Prophetie kommt: „Und ihr werdet erkennen, dass ich Yahweh, der Herr, bin.“
Dieser Ausdruck kommt in verschiedenen Variationen 77 Mal vor. Im übrigen Alten Testament kommt er noch 18 Mal vor, zum Beispiel in 2. Mose, 1. Könige, Jesaja, Jeremia und Joel. Er ist typisch für Hesekiel.
Ich habe darüber nachgedacht, was wir daraus ableiten können. Es ist typisch, dass Gott etwas voraussagt und dann dieser Ausspruch folgt. Das zeigt, dass der Mensch durch erfüllte Prophetie erkennen kann, wer der wahre Gott ist.
Wenn ein Moslem sagt, der Koran sei Gottes Wort, kann man sagen, die Bibel sei Gottes Wort. Wie kann man das erklären? Man kann die erfüllten Prophetien im Koran studieren. Es gibt zwanzig Punkte, einer der wichtigsten ist die Erhaltung des Korans.
Dann kann man die erfüllten Prophetien im Buch Daniel betrachten – über 200. Dann die über 300 messianischen Prophetien über Jesus Christus. Insgesamt über 500 erfüllte Prophetien.
Es gibt kein Buch in der Weltgeschichte mit solcher Präzision, wo man zeigen kann, dass es vorher geschrieben wurde und sich später erfüllte. Nicht die Bibel, sondern kein anderes Buch.
Man könnte sagen: Zufall. Dann rechnet man die Wahrscheinlichkeiten aus. Für 300 messianische Prophetien mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 2,5 (was schon hoch ist) ergibt sich 1 zu 2 hoch 300. Das ist eine Zahl, die die geschätzte Elektronenzahl im Universum um ein Vielfaches übersteigt.
Das zeigt, dass hier ein Gott spricht, der nicht Raum und Zeit unterworfen ist, wie wir Menschen. Wir können die Zukunft nicht voraussagen, weil wir keine Zeitmaschine haben. Aber hier spricht jemand, der nicht der Zeit unterworfen ist, kein Naturgott wie in anderen Religionen, sondern ein Gott, der über Raum und Zeit steht.
Deshalb heißt es: „Ihr werdet erkennen, dass ich Yahweh, der Ewige, der Seiende, der Unwandelbare bin.“
Es ist wichtig, erfüllte Prophetie zu benutzen, um Menschen, die fragen, wie man wissen kann, dass die Bibel Gottes Wort ist, diese Überzeugung zu vermitteln.
Manche reagieren wie ein jüdischer Schulfreund von mir, der sagte: „Ich würde auch nicht glauben, wenn alles stimmt.“ Dann ist es sein Problem. Wir können Menschen, die wirklich erkennen wollen, bis zu einem gewissen Punkt helfen. Dann kommt die Herzensentscheidung.
Mir fiel auf, dass der Refrain bis Kapitel 39 vorkommt, aber in den Kapiteln 40 bis 48 nicht mehr. Das ist interessant. Alle Stellen bis Kapitel 39, Vers 28 sind da, also kurz vor Kapitel 40, der Beschreibung des tausendjährigen Reiches und des Tempels.
Das ist logisch. Jesaja 11 gibt die Antwort. Vom tausendjährigen Friedensreich heißt es in Jesaja 11,9: „Man wird nicht übeltun noch verderbt handeln auf dem ganzen heiligen Gebirge, denn die Erde wird voll sein der Erkenntnis des Herrn, wie die Wasser das Meer bedecken.“
Im tausendjährigen Reich muss man den Herrn nicht mehr erkennen, weil alle ihn erkennen werden. Die erfüllte Prophetie ist also von Bedeutung bis zur Wiederkunft Christi, bis Kapitel 39 von Hesekiel. Dann folgt das tausendjährige Reich, in dem die Erkenntnis Gottes die ganze Erde ausfüllt.
Ein weiteres charakteristisches Merkmal von Hesekiel ist die Beschreibung Jerusalems als Mittelpunkt der Völkerwelt. Hesekiel 5,5: „So spricht der Herr Yahweh: Dieses Jerusalem inmitten der Nationen habe ich gesetzt, und Länder ringsum.“
Man könnte sagen: „Ja, das ist immer so gewesen, jedes Volk betrachtet sich als Mittelpunkt.“ Aber Jerusalem liegt tatsächlich am Knotenpunkt der drei Kontinente Europa, Asien und Afrika.
Die Schweiz hat auch eine gute Lage, aber Jerusalem liegt an der Schnittstelle der drei Kontinente. Darum war Jerusalem strategisch wunderbar alttestamentlich, um Menschen zum Tempel zu ziehen.
Die alttestamentliche Mission war eine zentripetale Mission – eine Kraft, die zum Zentrum hinzieht. In der Physik zieht die Schwerkraft alles zum Erdmittelpunkt. So ist alles auf der Erde zum Zentrum gerichtet.
In Jesaja 43 heißt es: „Kommt, wendet euch zu mir!“ Jesaja 45,21-22: „Wendet euch zu mir und werdet gerettet, alle Enden der Erde! Denn ich bin Gott und keiner sonst.“
So kam die Königin von Saba aus dem Jemen nach Zion. Ein Finanzminister aus Äthiopien (heutiger Sudan) kam nach Jerusalem, um den Herrn anzubeten. Das sind Beispiele für viele Heiden, die in der Vergangenheit nach Jerusalem kamen, um den wahren Gott kennenzulernen.
In Johannes 12 kamen Griechen, um Jesus zu sehen. Das war die Mission „Kommt her!“. Mit dem Kommen des Erlösers änderte sich die Mission: Der Herr sagt: „Geht hin und macht alle Nationen zu Jüngern.“ Jetzt haben wir eine zentrifugale Mission – eine Kraft, die vom Zentrum wegzieht.
Jerusalem war ideal, um die Völker von drei Kontinenten zu erreichen. Das Evangelium kam früh in diese drei Kontinente.
Jerusalem ist wirklich der Mittelpunkt der Völkerwelt, von Gott bewusst strategisch so gewählt im auserwählten Land. Hesekiel nennt es in Kapitel 38, Vers 12 das „Nabel der Erde“.
Ein Feind aus dem äußersten Norden wird in der Endzeit Israel angreifen, um Raub zu erbeuten, gegen die wiederbewohnten Trümmer und gegen ein Volk, das aus den Nationen gesammelt ist, wirtschaftlichen Aufschwung erlebt hat und den Mittelpunkt der Erde bewohnt – das ist Israel.
Noch ein charakteristisches Merkmal, das man nur in Hesekiel findet: Neunzehnmal spricht Hesekiel über die Berge Israels. Wir werden vielleicht im zweiten Teil noch ausführlicher auf die Berge Israels eingehen. Sie werden erstmals in Hesekiel 6,2-3 erwähnt.
Die Topographie Israels ist so, dass die Hauptbergekette von Norden nach Süden verläuft – Samaria und Judea – im Wesentlichen das heutige Westjordanland, das sogenannte besetzte Gebiet.
Dieses Gebiet wird in Hesekiel besonders in den Fokus genommen. In Hesekiel 6 zeigt der Prophet, dass ein besonderer Fluch auf diesen Bergen liegt, weil das Volk Israel dort kanaanitische Kulte betrieb, Menschenopfer darbrachte usw.
Gott hat diese Berge ganz besonders ins Visier seines Gerichts genommen. Der Fluch auf den Bergen Israels ist bis heute spürbar.
Ein besonderes Kapitel ist Hesekiel 36, eine Prophetie zugunsten der Berge Israels. Gott sagt, er wird sich ihrer annehmen, das Haus Israel holen, sie auf den Bergen wohnen lassen, sie besiedeln und besäen.
Hesekiel 36,1: „Und du, Menschensohn, weissage über die Berge Israels und sprich: Berge Israels, hört das Wort des Herrn, so spricht der Herr der Ewige.“
Der Feind spricht über die Berge Israels: „Sie sind uns zum Besitz geworden.“ Darum spricht der Herr der Ewige: „Dass man euch von allen Seiten verwüstet hat und ihr dem Überrest der Nationen zum Besitz geworden seid und ins Gerede der Zunge und ins Geschwätz der Leute gekommen seid.“
Die ganze Welt spricht täglich über diese Berge. Auch die UNO beschäftigt sich ständig damit. Nach dem Tod Arafats wollen sie dort einen Palästinenserstaat errichten.
Die ganze Welt spricht über diese Hügel, obwohl wir in der Schweiz tolle Berge haben. Die Berge Israels sind zum Spott der Nationen geworden.
Darum spricht der Herr der Ewige zu den Bergen, Hügeln, Gründen, Tälern und wüsten Trümmern – Gebiete, die ursprünglich jüdisch waren, alttestamentliche Städte im Westjordanland, die verlassen sind und zur Beute der Nationen wurden.
Mit der jüdischen Einwanderung kamen etwa gleich viele Araber aus den umliegenden Ländern. Die arabische Einwanderung begann gleichzeitig mit der jüdischen ab 1882.
Darum spricht der Herr der Ewige: „Im Feuer meines Eifers habe ich geredet gegen den Überrest der Nationen und gegen ganz Edom (Südjordanien), die sich mein Land zum Besitz gemacht haben mit ganzer Herzensfreude, mit Verachtung des Lebens, um es zur Plünderung auszulehren.“
Das Westjordanland sollte nach dem UNO-Beschluss von 1947 nicht Teil eines Judenstaates werden, weil dort ein zweiter Palästinenserstaat entstehen sollte. Der erste war östlich des Jordans, das heutige Jordanien.
Nach der Staatsgründung Israels kam es zum Angriff durch Jordanien, Irak, Syrien, Libanon, Ägypten und andere, um den Staat zu vernichten. Jordanien eroberte das Westjordanland, vertrieb oder tötete die Juden und raubte alle Siedlungen.
So wurde das Westjordanland zum „Judenrein“-Gebiet, um einen Ausdruck aus der Nazizeit zu gebrauchen. Darum wird Edom hier erwähnt.
Gott spricht über die Berge Israels: „Sie haben die Schmach der Nationen getragen. Ich habe meine Hand erhoben zum Schwur, dass ihr, Berge Israels, meinem Volk Israel Zweige treiben und Frucht tragen sollt, denn sie sind nahe daran zu kommen.“
„Ich will zu euch kommen, euch bebauen und besäen. Ich werde die Menschen auf euch mehren, das ganze Haus Israel. Die Städte sollen bewohnt und die Trümmer aufgebaut werden.“
Das widerspricht der UNO-Politik, die keine jüdischen Siedlungen dort will. Aber Gott spricht so über die Berge Israels.
Heute gibt es über 140 jüdische Siedlungen im Westjordanland. Gott sagt weiter: „Ich werde Menschen und Vieh auf euch mehren, sie werden fruchtbar sein. Ich werde euch bewohnt machen wie in euren Vorzeiten und euch mehr Wohltun als in euren Anfängen. Ihr werdet wissen, dass ich der Herr bin.“
Wenn das in Erfüllung geht, was gegen die UNO und die Weltgemeinschaft steht, kann man erkennen, dass der Herr wirklich Gott ist, weil er es durchführt, auch wenn die ganze Welt dagegen ist.
Das ist eindrücklich. Das ist der Refrain, der 77 Mal vorkommt: „Ihr werdet wissen, dass ich der Herr bin.“
„Ich werde Menschen, mein Volk Israel, auf euch wandeln lassen, und sie werden dich besitzen. Du wirst ihnen zum Erbteil sein und sie nicht mehr berauben.“
Wenn Gott diese Verheißung im tausendjährigen Reich erfüllt, werden die Israeliten keine Kinderopfer mehr auf diesen Hügeln bringen, denn früher beraubten diese Kulte Israel der Kinder.
Gott spricht: „Du verzehrst Menschen und hast eine Nation der Kinder beraubt. Darum wirst du nicht mehr Menschen verzehren und deine Nation nicht mehr straucheln machen.“
„Ich will dich nicht mehr die Schmähung der Nationen hören lassen, den Hohn der Völker sollst du nicht mehr tragen, und du sollst deine Nation nicht mehr straucheln machen.“
Jetzt haben wir Hesekiels Worte über das Westjordanland gelesen – eindrücklich. Wer das letzte Wort hat, ist der Ewige, der Herr der Ewige.
Wir machen jetzt eine halbe Stunde Pause. Wir haben bisher einiges gesehen, das charakteristisch für das Buch Hesekiel ist. Wir haben auch Perlen herausgepickt.
Das Ziel soll sein, wie immer an diesen Bibelschulentagen, uns Übersichten zu verschaffen, die uns ermutigen, das jeweilige Buch selbst zu studieren und gründlicher zu erarbeiten.
Nun einige Bemerkungen zur Struktur des Buches: Das Buch Hesekiel zerfällt in drei Hauptteile.
Kapitel 1 bis 24 beschreiben die Zeit vor der Zerstörung Jerusalems. Sie verkündigen das endgültige Gericht Gottes über Jerusalem, den herrlichen Tempel, das jüdische Volk und seinen souveränen Staat.
Kapitel 25 bis 32 enthalten die göttliche Gerichtsankündigung über sieben nichtjüdische Nationen und Städte.
Kapitel 33 bis 48 stellen Gottes herrlichen Plan für die vollständige Wiederherstellung des jüdischen Volkes, des Landes Israel, der Stadt Jerusalem und des Tempels vor.
Die Teile 1 und 3 entsprechen sich, während Teil 2 ein Einschub ist, der über Israel hinausgeht und die Heidenvölker behandelt.
Den ersten Teil kann man überschreiben mit „Der Weggang der Herrlichkeit des Ewigen“, also der Weggang der Schechina aus dem ersten Tempel.
Den zweiten Teil mit „Das Gericht über die Nationen“, also die Heidenvölker.
Den dritten Teil mit „Die Rückkehr der Herrlichkeit des Ewigen“.
So wie im ersten Teil die Schechina aus dem ersten Tempel weggeht, so kehrt sie im letzten Teil in den letzten Tempel, den dritten Tempel, zurück.
Diese groben drei Teile lassen sich noch weiter unterteilen, was man im Skript sieht. Das kann man selbst machen. Wer die Kassette hört, kann auf der Homepage rogerie.ch das Skript gratis herunterladen.
Besonders zum letzten Teil möchte ich ausführlicher werden, weil wir heute Morgen Kapitel 40 bis 48 behandelt haben, die zu einem größeren Teil gehören, der mit Kapitel 33 beginnt.
Kapitel 33 bis 39 bilden einen Block: „Der Weg zur Wiederherstellung Israels“. Das umfasst auch die Beschreibung des tausendjährigen Reiches.
Kapitel 40 bis 48 beschreiben den neuen Tempel und die neue Landverteilung – das Ergebnis dieses Weges.
Wenn wir den ersten Unterabschnitt 33-39 genauer gliedern, sehen wir:
Kapitel 33: Hesekiels Verantwortung als Wächter. Er hat die Wächterfunktion, um Israel den Weg zur Wiederherstellung vorzustellen.
Kapitel 34: Thema falsche Hirten und der gute Hirte. Die vielen Verführer im Volk Israel werden angeprangert, die dem Volk Schaden zugefügt haben. Das Kapitel endet mit einer wunderbaren Aussicht auf den Messias als guten Hirten, der die zerstreuten Schafe sammeln wird und sie im Land in der Endzeit weiden wird.
Kapitel 35 und 36 bilden eine Einheit: „Edom und die Berge Israels“. Kapitel 35 enthält eine Prophetie gegen das Gebirge Edom (Südjordanien), Heimat der Nachkommen Esau/Edom.
Das Gebirge Edom wird angeprangert, weil seine Bewohner Israel hassten und die Berge Israels an sich reißen wollten. Das ist interessant, weil Jordanien im Krieg 1948 tatsächlich das Westjordanland eroberte und annektierte. Die Welt sprach damals nicht von einem Palästinenserstaat dort.
Kapitel 36 ist eine Prophetie zugunsten der Berge Israels. Edom wird Gericht ankündigt, weil sie die Berge Israels an sich reißen wollten.
Kapitel 37 beschreibt Israels Auferstehung. Das Volk Israel wird als eine Unzahl toter Gebeine in einem Tal dargestellt. Diese Knochen werden belebt und stehen auf – eine gewaltige Prophetie der Wiederherstellung Israels in der Endzeit.
Kapitel 38 und 39 beschreiben den Untergang des letzten Feindes Gog aus dem äußersten Norden. Gog ist der Fürst von Rosch, Mesech und Tubal.
Diese Stammesnamen Mesech und Tubal gaben später den Namen Moskowitern und Tobeliten, Völker zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer, die an der Entstehung des russischen Volkes beteiligt waren.
Gog wird als Fürst von Mesech und Tubal beschrieben, der aus dem äußersten Norden Israels in der Endzeit angreifen wird.
Der äußerste Norden ist vom Standpunkt Israels der Nordpol, wo niemand wohnt. Wenn man vorher stoppt, wo noch Leute leben, ist man in Russland.
Es handelt sich also um einen endzeitlichen russischen Angriff aus dem äußersten Norden.
Man erinnere sich an den Angriff des Königs des Nordens in Daniel 11, Vers 45. Dieser Ausdruck bezeichnete in der erfüllten Prophetie Syrien (Großsyrien bis nach Pakistan).
Diese Macht wird Israel am Anfang der Großen Drangsal angreifen. Das ist nicht zu verwechseln mit dem Angriff aus dem äußersten Norden, der erst kommt, wenn Israel in Sicherheit ist.
Hesekiel 38, Vers 8: „Nach vielen Tagen wirst du heimgesucht werden, am Ende der Jahre, in der Endzeit, wirst du in das Land kommen, das vom Schwert wiederhergestellt und aus vielen Völkern gesammelt ist, auf die Berge Israels, die beständig verödet waren, und es ist aus den Völkern herausgeführt, und sie wohnen in Sicherheit.“
„Du sollst hinaufziehen wie ein Sturm, herankommen wie eine Wolke, um das Land zu bedecken, mit vielen Völkern, die Russland begleiten werden, aus Asien, Europa und Afrika.“
Dieser Angriff wird in der Endzeit kommen, wenn das Land Israel wiederhergestellt ist. Das ist eine Tatsache seit 1882, als das Land in einem jahrzehntelangen Prozess wiederhergestellt wurde.
1948 kam die Staatsgründung, immer mehr Juden wanderten aus allen fünf Kontinenten ein. In diesen 122 Jahren wurde das verwüstete Land, das man Palästina nannte, wieder fruchtbar gemacht. Abermillionen Bäume wurden gepflanzt.
Die Berge Israels waren lange Zeit Ödland, aber in der Endzeit wird das Land wiederhergestellt.
Es heißt auch: „Sie wohnen in Sicherheit.“ Es gab nie ein Jahr seit 1882, in dem die Juden im Land ihrer Väter in Sicherheit wohnten.
Wann kann Israel in Sicherheit sein? Erst wenn das geschehen ist, was in Kapitel 37, Vers 24 beschrieben wird: „Mein Knecht David wird König über sie sein, und sie werden alle einen Hirten haben und in meinen Rechten wandeln.“
Der Ausdruck „Knecht David“ ist im Alten Testament eine Bezeichnung für den Messias, der von König David abstammen soll. Zum Beispiel Hosea 3, Vers 4: „Israel viele Tage ohne König, Fürsten, Schlachtopfer. Danach werden sie zurückkehren und den Herrn, ihren Gott, und David, ihren König, suchen am Ende der Tage.“
Ein berühmter jüdischer Kommentar aus dem Mittelalter, Mezudat Dawid, sagt zu Hosea 3, dass „König David“ der Messias ist.
Zu ihm werden sie in der Endzeit zurückkehren. Wenn er kommt, wird er herrschen, sie werden ihn als guten Hirten haben. Dann wird Israel in Sicherheit wohnen.
Dann wird auch der Tempel gebaut. Vers 26: „Ich werde einen Bund des Friedens mit ihnen machen, einen ewigen Bund. Ich werde sie einsetzen und vermehren und mein Heiligtum in ihre Mitte setzen, ewiglich.“
Dann kommt Kapitel 38. Der Angriff wird also kommen, nachdem der Messias bereits zurückgekehrt ist. Dann wohnen sie in Sicherheit, und dann kommt der Angriff.
Der Angriff ist gewaltig, mit einem großen Heer. In Kapitel 38 und 39 lesen wir, dass die Waffen als Heizmaterial benutzt werden.
Wie kann man mit Flugzeugen, Panzern usw. heizen? Es gibt eine einfache Lösung: Wenn der Messias auf dem Ölberg zurückkehrt, endet die Drangsalzeit nach 1260 Tagen. Jesus wird die Selbstvernichtung der Menschheit beenden und weltweite Abrüstung bringen.
Das, was die Völker bis heute nicht geschafft haben, wird er schaffen.
Micha 4, Vers 1: „Am Ende der Tage wird der Berg des Hauses des Herrn feststehen, der Tempelberg. Er wird erhaben sein über die Hügel. Viele Nationen werden zu ihm strömen und sagen: Kommt, lasst uns zum Berg des Herrn gehen, zum Haus Gottes Jakobs, der uns belehren wird.“
Dann wird das Wort des Herrn von Jerusalem ausgehen. Manche meinen, das Wort geht heute schon von Zion aus, aber das ist noch nicht so. Es wird so sein, wenn der Herr zurückkommt.
Er wird richten zwischen vielen Völkern und Recht sprechen zwischen mächtigen Nationen. Das, was wir heute nicht schaffen, wird er vollbringen.
Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden und Speere zu Winzermessern. Kein Volk wird mehr Krieg führen.
Im tausendjährigen Reich wird es keine Rekrutenschulen mehr geben. Die Jugendlichen können jubeln.
Sie werden unter ihrem Weinstock und Feigenbaum sitzen, niemand wird sie aufschrecken. Sie wohnen in Sicherheit.
Doch selbst dann wird die Saat des Kommunismus noch aufgehen. Gog, Fürst von Rosch, Mesech und Tubal, wird eine große Invasion gegen Israel unternehmen.
Auch konventionelle Waffen sind tödlich. Große Massen starben schon in alten Kriegen.
Israel wird in Sicherheit sein, doch der Herr wird endgültig Ruhe schaffen.
Hesekiel 39, Vers 4: „Auf den Bergen Israels wirst du fallen, du und alle deine Haufen und die Völker, die mit dir sind.“
Vers 7: „Ich werde meinen heiligen Namen kundtun inmitten meines Volkes Israel und nicht mehr entweihen lassen. Die Nationen werden wissen, dass ich der Herr bin, der Heilige in Israel.“
Das ist der Tag, von dem ich geredet habe. Nach diesem Angriff ist Schluss für tausend Jahre.
Manche Ausleger setzen das mit dem König des Nordens gleich, der die Große Drangsal eröffnet. Aber das ist nicht dasselbe. Das kommt ganz am Schluss.
Nach diesem Angriff ist Schluss für tausend Jahre.
Nach tausend Jahren kommt der Aufstand von Gog und Magog in Offenbarung 20 – nicht das Gleiche.
Die Gottlosigkeit des Kommunismus ist so stark, dass sie trotz der Herrschaft des Sohnes Gottes noch rebellieren wird. Doch dann ist Schluss.
Darum können die Waffen sieben Jahre lang verheizt werden.
Kapitel 40 bis 48 beschreiben den Endzeittempel, wo wieder geopfert wird. Warum?
Diese Opfer sind nur eine Erinnerung an Golgatha. Der Herr Jesus hat das eine Opfer vollbracht im Jahr 32 nach Christus. Damit waren alle Opfer erfüllt.
Die Christen feiern seitdem das Abendmahl als Gedächtnis an Golgatha (1. Korinther 11).
Dieses Gedächtnis wird nicht ewig sein, nur bis zur Entrückung.
Nach der Entrückung haben diese Opfer im dritten Tempel ihre Bedeutung als Erinnerung an Golgatha.
Sie haben in sich keine Bedeutung oder Wert.
Das ist wichtig zu beachten.
Wir haben heute Morgen gesehen, dass Golgatha in den äußersten dritten Vorhof hineinfallen wird und der Golgatha-Felsen durch das ganze tausendjährige Reich der Gedenkort sein wird, wo die Völker jährlich zum Laubhüttenfest kommen.
Sie sehen, dass das wahre Opfer in Jerusalem im Heidenvorhof geschehen ist.
Die Opfer nach Hesekiel haben nur symbolische Bedeutung als Gedächtnis an Golgatha.
Ich wurde verschiedentlich gefragt, wo dann der Platz der Gemeinde ist.
Die Gemeinde wird mit Christus kommen, wenn er auf dem Ölberg erscheint, und sie wird alles mit ihm teilen und tausend Jahre mit ihm herrschen (Offenbarung 20 und andere Stellen).
In Lukas 19 im Gleichnis von den Pfunden sagt der Herr: Ein treuer Knecht wird über zehn Städte regieren, ein anderer über fünf, ein anderer über eine Stadt.
Der Herr wird der Gemeinde Regierungs- und Verwaltungsaufgaben während des tausendjährigen Reiches übertragen.
So werden wir mit den Menschen im tausendjährigen Reich Umgang haben, obwohl wir Auferstehungskörper haben und sie nicht.
Das wird ganz normal möglich sein, wie der Umgang Jesu mit den Jüngern nach der Auferstehung, mit Essen und Gesprächen.
Unsere Wohnung ist im Haus des Vaters im Himmel, dort wohnen wir, und auf der Erde arbeiten wir.
Es wird nie langweilig werden.
Wir müssen auch Probleme lösen. Paulus sagt in 1. Korinther 6, dass wir Probleme in der Gemeinde haben und sie nicht lösen können, sondern vor Gericht gehen.
Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Wenn ihr in der Zukunft die Welt richten werdet, warum könnt ihr es jetzt nicht in der Gemeinde?
Die Gemeinde hat die Aufgabe, zivilrechtliche Dinge zwischen Geschwistern zu regeln.
Das hat praktische Bedeutung. Wenn wir wissen, dass wir mit Christus regieren, haben wir eine Würde, die uns verpflichtet, zwischenmenschliche Probleme in der Gemeinde mit Gottes Hilfe zu lösen.
Zum Schluss noch etwas Wichtiges zu Hesekiel 38 und 39, das Antworten auf häufig gestellte Fragen gibt.
Hesekiel 39, Vers 26: „Sie werden ihre Schmach und Treulosigkeit tragen, mit der sie treulos gegen mich gehandelt haben, wenn sie in ihrem Land sicher wohnen und niemand sie aufschreckt, wenn ich sie aus den Völkern zurückgebracht und aus den Ländern ihrer Feinde gesammelt habe und mich an ihnen gerächt habe vor den Augen der Nationen. Dann werden sie zum letzten Mal wissen, dass ich der Herr ihr Gott bin, indem ich sie aus den Völkern weggeführt und wieder in ihr Land gesammelt habe und keinen von ihnen dort übrig lasse. Ich werde mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen, wenn ich meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen habe.“
Erst dann kommt die vollständige Sammlung der Juden aus aller Welt. Es wird keine Diaspora mehr geben, weder in New York, noch in Zürich oder anderswo.
Wichtig ist: Die Juden müssen nicht alle vor der Wiederkunft Christi zurückkehren.
Manche rechnen aus, wie viele Juden zurückgekehrt sind und wie viele noch im Ausland sind und denken, man müsse noch hunderte Jahre warten, bis alle zurückgekehrt sind.
Das müssen sie nicht.
Nach der biblischen Prophetie kehrt ein Teil aus aller Welt zurück, aber die letzten werden erst nach der Wiederkunft Christi gesammelt.
Darauf bezieht sich Matthäus 24: Nach der Wiederkunft Jesu werden Engel ausgesandt, um die Auserwählten aus den vier Winden und den äußersten Enden des Himmels zu sammeln (Matthäus 24,31).
Das sind die Auserwählten aus Israel, die alle ins Land Israel gesammelt werden.
Dann kommt die Geistesausgießung (Vers 29), das Pfingsten nach Joel 3.
Das hat nichts mit unserer Zeit zu tun.
Wer heute sagt, die neue Geistesausgießung aus Joel sei jetzt, hat den Kalender durcheinandergebracht und führt Gläubige in die Irre.
Paulus warnt in 2. Timotheus 2 vor solchen, die den Glauben zerstören, indem sie sagen, die Auferstehung sei schon geschehen.
Die Auferstehung kommt bei der Entrückung.
So ist es auch mit der Geistesausgießung.
Nun wollen wir Details aus Hesekiel anschauen, zuerst den ersten Teil „Der Weggang der Herrlichkeit des Ewigen“.
Hesekiel 8: In einer Vision sieht Hesekiel den ersten Tempel in Jerusalem. Er flog in der Vision aus dem Irak nach Israel zur damaligen Zeit und sah den ersten Tempel.
Vers 3: „Und er streckte die Hand aus, ein Engel erschien, nahm mich beim Haarschopf meines Hauptes und hob mich zwischen Erde und Himmel empor und brachte mich in Gottes Visionen nach Jerusalem an den Eingang des Tores des inneren Vorhofs, welches nach Norden sieht.“
Dort sah Hesekiel ein Götzenbild im Tempel. Die Herrlichkeit Gottes war da.
Im inneren Vorhof sah er die Wolkensäule, die die Gegenwart Gottes anzeigte, die Schechina.
Dann sah er, wie viel Götzendienst im Tempel betrieben wurde.
Vers 11: „Siebenzig Männer von den Ältesten Israels standen davor, jeder mit einem Rauchfass in der Hand. Der Duft einer Weihrauchwolke stieg auf.“
Ganz versteckt im Tempelbezirk wurde Götzendienst betrieben.
Jaasanja, Sohn Schaffans, war dabei. Schaffan war ein Mann, der in der Erweckungszeit von König Josia eine Rolle spielte. Er hatte die Schriftrolle des 5. Buch Mose gefunden und dem König vorlesen lassen, was eine Erneuerung auslöste.
Jaasanja war einer seiner traurigen Söhne, der führend im Götzendienst war und vor Gott verantwortlich ist.
Nicht die Eltern sind allein verantwortlich für die Kinder, das zeigt sich hier.
Es lohnt sich, dem nachzugehen.
Vers 14: „Er brachte mich an den Eingang des Tores des Hauses des Herrn, das gegen Norden ist, und dort saßen Frauen, die den Tammuz beweinten.“
Tammuz war ein babylonischer Fruchtbarkeitsgott, ähnlich Baal der Kanaaniter. Der Mythos beschreibt Tammuz als sterbenden und wieder auferstehenden Gott im Jahreszyklus.
Frauen weinten seinen Tod im Tempel.
Vers 16: „Am Eingang des Tempels standen fünfundzwanzig Männer mit dem Rücken zum Tempel und dem Gesicht nach Osten und bückten sich vor der aufgehenden Sonne.“
Der Tempel war so ausgerichtet, dass man von Osten in den inneren Vorhof kam. Der Eintretende hatte den Rücken zur Sonne.
In Ägypten waren Tempel oft umgekehrt orientiert, die Menschen hatten das Gesicht zur aufgehenden Sonne, dem Sonnengott.
Die Israeliten aber wendeten sich bewusst von der Sonne ab und hatten das Gesicht zum Tempel – zum Schöpfer, nicht zur Schöpfung.
Doch diese Männer drehten den Rücken zum Tempel und schauten zur aufgehenden Sonne – eine bewusste Abwendung von Gottes Weg.
Das entspricht der heutigen Rückkehr zur Naturreligion und Naturgöttern in unserer Gesellschaft.
Gott sagt: „Das ist genug, ich muss Jerusalem richten.“
Wir sehen dann die Wolke der Herrlichkeit in Kapitel 8, Vers 4, und Kapitel 9, Vers 3: „Die Herrlichkeit des Gottes Israels erhob sich von dem Cherub zur Schwelle des Hauses hin.“
In Kapitel 10, Vers 4 und 18: „Die Herrlichkeit des Herrn begab sich von der Schwelle des Hauses hinweg und stellte sich über die Cherubim.“
Die Cherubim erhoben ihre Flügel und gingen zum Osttor des Tempels.
In Kapitel 11, Vers 22: „Die Herrlichkeit des Gottes Israels war über ihnen. Die Herrlichkeit des Herrn erhob sich aus der Mitte der Stadt und stellte sich auf den Berg, der gegen Osten der Stadt ist – den Ölberg.“
Die Schechina ging also aus dem Tempel hinaus, durch das Osttor, das heutige Goldene Tor, und verschwand auf dem Ölberg.
Die Schechina kam nie mehr zurück, als der zweite Tempel gebaut wurde.
Doch in Hesekiel 43 sieht Hesekiel, wie die Schechina am Anfang des tausendjährigen Reiches zurückkehren wird, von Osten her durch das Osttor in den Tempel hinein.
Das Osttor wird geschlossen, um zu zeigen, dass Gott sein Volk nie mehr verlässt. Die Schechina bleibt bis ans Ende der Welt.
Gott war geduldig, ging nicht sofort weg, obwohl so viel Gräuel im Tempel war. Die Wolke ging zögerlich, es war keine Freude für Gott, wegzugehen. Aber er musste, weil die Sünde nicht gebrochen wurde.
Das lässt sich übertragen auf eine Kirche, die Gottes Weg verlässt. Gott verlässt sie, und damit auch die, die ihm folgen.
In der Vision sieht Hesekiel in Jerusalem Leute, die trauern und leiden unter den Missständen.
In Hesekiel 9 sieht er Engel, die kommen, um die Stadt zu zerstören, als die Babylonier Jerusalem zerstören mussten.
Vers 4: „Ein Engel in Leinen mit einem Tintenfass an der Hüfte erhielt den Auftrag, ein Zeichen an die Stirn der Leute zu machen, die seufzen und jammern über die Gräuel in der Stadt.“
Die Engel sollen dann die Stadt schlagen, aber diejenigen mit dem Zeichen verschonen.
Jeremia war so ein Mann, der lebend aus dem Krieg kam, weil die Babylonier wussten, wo er stand.
Das hebräische Wort für Zeichen heißt „Taw“ und ist der letzte Buchstabe im Alphabet, der damals als Kreuz geschrieben wurde.
Diejenigen, die das Kreuzzeichen auf der Stirn hatten, wurden verschont.
Das ist ein Hinweis auf die einzige rettende Grundlage: das Kreuz von Golgatha.
Das wollte ich zu diesem besonderen Teil in Hesekiels erstem Teil sagen: dem Weggang der Wolke der Herrlichkeit.
Die Rückkehr der Wolke haben wir heute Morgen behandelt.
Nun eine Perle aus dem Mittelteil: die Prophetie über die Heidenvölker.
Ich lese Hesekiel 26, die Prophetie über den Untergang von Tyrus.
Tyrus war damals etwa das, was heute New York ist – das Zentrum des Welthandels.
Die Tyrer, die Libanesen, wurden steinreich durch die Kontrolle des Handels im Mittelmeer und darüber hinaus.
Sie freuten sich, als Jerusalem unterging, weil sie so mehr Einnahmen sichern konnten.
Hesekiel 26,1: „Im elften Jahr, im ersten Monat, geschah das Wort des Herrn zu mir: Menschensohn, darum, dass Tyrus über Jerusalem spricht: ‚Zerbrochen ist die Pforte der Völker, sie hat sich mir zugewandt, ich werde erfüllt, sie ist verwüstet.‘“
Jerusalem konnte keinen Zoll mehr verlangen von Händlern, die in den Libanon kamen.
Darum spricht der Herr: „Siehe, ich will an dich, Tyrus, und werde viele Nationen wie das Meer seine Wellen heraufführen. Sie werden Mauern und Türme zerstören, deine Erde wegfegen und dich zu einem kahlen Felsen machen, ein Ort zum Ausbreiten der Netze mitten im Meer.“
„Ich werde Nebukadnezar, den König von Babel, den König der Könige von Norden, gegen Tyrus bringen mit Rossen, Wagen, Reitern und einer großen Volksmenge.“
Er wird deine Töchter töten, Belagerungstürme aufstellen, einen Wall und Schilde errichten.
Er wird deine Mauern mit Eisen niederreißen.
Der Staub seiner Rosse wird dich bedecken, deine Mauern erbeben.
Mit den Hufen seiner Rosse wird er alle Straßen zerstampfen, dein Volk mit dem Schwert töten.
Die Bildsäulen deiner Stärke werden zu Boden sinken.
Sie werden dein Vermögen rauben, deine Waren plündern, deine Mauern abbrechen, deine Prachthäuser niederreißen.
Steine, Holz und Schutt werden sie ins Wasser werfen.
Ich werde dem Getöne deiner Lieder ein Ende machen.
Der Klang deiner Lauten wird nicht mehr gehört werden.
Du wirst nicht wieder aufgebaut werden.“
Diese Prophezeiungen haben sich erfüllt.
Die Babylonier belagerten Tyrus 13 Jahre (585–573 v. Chr.) und zerstörten es.
Die Tyrer hatten jedoch eine Flotte und konnten ihren Reichtum auf eine vorgelagerte Insel bringen.
Sie sagten: „Lieber Nebukadnezar, du hast nichts gekriegt.“
Tyrus wurde eine Ruinenstadt, aber nicht zu einem kahlen Felsen im Meer, wie prophezeit.
Also wäre Hesekiel ein Falschprophet? Nein.
Lesen wir genau: Ab Vers 7 wird von Nebukadnezar gesprochen. Vers 8, 9 und 11 sprechen von „er“ – das erfüllte sich unter Nebukadnezar.
Doch in Vers 12 heißt es: „Sie werden dein Vermögen rauben, deine Waren plündern, deine Mauern abbrechen, deine Prachthäuser niederreißen, deine Steine, dein Holz und deinen Schutt ins Wasser werfen.“
Der Wechsel von „er“ zu „sie“ ist eigentümlich.
Man musste abwarten. 332 v. Chr. kam Alexander der Große.
Er wollte die Stadt auf der Insel erobern. Er hatte keine Flotte, aber gute Ingenieure.
Sie warfen Ruinen von Alt-Tyrus ins Meer, bauten einen Damm etwa einen Kilometer lang zur Insel, errichteten hohe Türme und fuhren über den Damm.
Sie eroberten und plünderten die Inselstadt.
Sie warfen so viel Material ins Meer, dass die Stadt ein kahler Felsen wurde.
Das erfüllte die Prophezeiung.
Die Erfüllung erfolgte in Phasen, wie Hesekiel 26,3 sagt: „Ich werde viele Nationen wie das Meer seine Wellen heraufführen.“
Zuerst erfüllte sich die erste Phase unter Nebukadnezar, dann die zweite unter Alexander dem Großen.
Die Archäologie hatte Probleme mit Tyrus, weil man die Stadt nicht mehr finden konnte.
Der Felsen ist bekannt. Durch Schwemmsand wurde die vorgelagerte Insel zu einer Halbinsel, wo das moderne Tyrus heute liegt.
Fischer spannen dort noch heute Netze zum Trocknen aus.
Hesekiel 26,20: „So werde ich dich hinabstürzen zu denen, die in die Grube hinabgefahren sind, zum Volk der Urzeit.“
„Ich werde dich wohnen lassen in den untersten Orten der Erde, in den Trümmern der Vorzeit, mit denen, die in die Grube hinabgefahren sind, damit du nicht mehr bewohnt wirst.“
„Ich werde Herrlichkeit in dem Land der Lebendigen setzen, zum Schrecken. Du wirst nicht mehr sein und in Ewigkeit nicht wiedergefunden werden.“
Gegner Gottes hätten die Gelegenheit, Tyrus wieder aufzubauen. Dann könnten sie die Prophetie widerlegen.
Doch es ist nie geschehen. Die Prophetie hat sich bis heute erfüllt.
Manchmal braucht es Geduld, bis sich Erfüllungen in Phasen zeigen.
Das ist eine schöne Perle aus dem Buch Hesekiel.
Wir wollen zum Schluss miteinander danken.
Die Endzeit und die Rückkehr Israels
Ja, wann ist dann die Endzeit?
In Hesekiel 36, also kurz vor der Beschreibung des Endzeittempels ab Kapitel 40, lesen wir in Vers 24: Gott spricht: „Und ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern, die euch zerstreut haben, und euch in euer Land bringen.“
Hier ist nicht die Rede von der Rückkehr aus dem Land Babylon, sondern von einer Rückkehr aus allen Ländern. Ab dem Jahr 1882 nach Christus begannen Juden, ins Land ihrer Vorväter einzuwandern – aus allen fünf Kontinenten. Bis heute sind es Millionen, die aus über hundert Ländern zurückgekehrt sind.
Jetzt versteht man, warum die Orthodoxen wissen: Wir leben in der Endzeit. Wir leben in der Zeit, in der nun der Endzeittempel nach Hesekiel Wirklichkeit werden soll. Das ist also ganz entscheidend.
Es ist wichtig, dies zu wissen, wenn man mit Christen spricht, die behaupten, dass Israel im Heilsplan als Nation keine Rolle mehr spielt. Sie sagen, Israel sei für alle Zeiten als Nation auf die Seite gestellt worden und nur die Kirche, die Gemeinde, habe noch eine Bedeutung im Plan Gottes.
Diese Christen meinen dann oft, all diese Rückkehrprophetien im Alten Testament hätten sich erfüllt, als die Juden aus Babylon zurückgekehrt waren. Dem muss man widersprechen: Nein, das stimmt nicht, das stimmt schlicht nicht. Sonst hätten sie damals nach Hesekiel gebaut. Aber sie wussten, dass diese Rückkehr aus Hesekiel 36 nicht gemeint war.
Wir dürfen nicht nach Hesekiel bauen – aber heute wissen wir es natürlich: Wir kommen aus Amerika, wir kommen aus Afrika, wir kommen aus Asien, wir kommen aus Europa, wir kommen aus Australien. Es ist die Zeit des Endzeittempels nach Hesekiel.
Charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten im Buch Hesekiel
Wir kommen nun zum zweiten Blatt. Unter dem Punkt "Charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten" habe ich zunächst eine Bemerkung zum Namen Hesekiel, oder auf Hebräisch ausgesprochen Jecheskel.
Der Name bedeutet "Gott macht stark". Man könnte ihn auch als die Durativform des Verbs Jechesk verstehen. Dieses Verb bedeutet, dass Gott fortwährend stark macht. Das Wort "El" am Schluss bedeutet Gott. Somit würde Jecheskel bedeuten: "Gott macht immer wieder stark" oder "Gott macht fortwährend stark".
Wir haben gesehen, dass das Buch Hesekiel mit einem jungen Menschen beginnt, der am Boden zerschmettert war und völlig desillusioniert. Er fragt sich: Was wird die Zukunft bringen? All seine Zukunftshoffnungen scheinen verloren.
Dann spricht Gott zu ihm und beruft ihn zu einem ganz wichtigen, aber schwierigen Dienst. Dabei gibt Gott Hesekiel Kraft – Kraft für den Dienst in einer schwierigen Situation. Hesekiel war arbeitslos in seinem bisherigen Beruf, doch Gott gab ihm einen neuen Beruf, eine neue Arbeit und eine neue Aufgabe.
Die Vision der Herrlichkeit Gottes und die Berufung Hesekiels
Das Erste, was Hesekiel sieht, ist Gottes Herrlichkeit – eine Erscheinung der Herrlichkeit Gottes. Ich lese aus Kapitel 1:
Nach dieser langen Beschreibung der Erscheinung des Thrones Gottes und der Herrlichkeit Gottes heißt es in Vers 26: Oberhalb der Ausdehnung, die über ihren Häuptern war, war die Gestalt eines Thrones, wie das Aussehen eines Saphirsteins. Auf der Gestalt des Thrones war eine Gestalt, wie das Aussehen eines Menschen oben darauf.
Und ich sah wie den Anblick von glänzendem Metall, wie das Aussehen von Feuer innerhalb desselben ringsum, von seinen Lenden aufwärts und von seinen Lenden abwärts sah ich das Aussehen von Feuer. Und ein Glanz war ringsum denselben, wie das Aussehen des Bogens, der am Regentage in der Wolke ist.
Also war das Aussehen des Glanzes ringsum das Aussehen des Bildes der Herrlichkeit des Herrn.
Hesekiel sah Gottes Thron. Auf dem Thron sah er den Sohn Gottes in Menschengestalt – eine alttestamentliche Vorwegnahme, dass der Sohn Gottes einmal Mensch werden sollte. Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns (Johannes 1,14).
Dieser Thron wird getragen von vier Cherubim-Engeln. So war es ja im Salomontempel symbolisch: Dort gab es die Bundeslade, die in 2. Chronik als der Fußschemel Gottes genannt wird. Der Deckel war ein Stück Gold, zusammen mit Cherubim, zwei Cherubimgestalten. Salomo baute noch zwei weitere Cherubimgestalten aus Ölbaumholz, überzogen mit Gold. So waren es vier Cherubim, und Gott thronte zwischen den Cherubim, wie es in Psalm 80 heißt: „Der du thronst zwischen den Cherubim, strahle hervor.“
Im Hesekiel-Tempel, im Salomontempel, war das Allerheiligste ein dunkler Raum. Wenn der Hohepriester am Jom Kippur hineinging, sah er ein Leuchten zwischen den Cherubim – „der du thronst zwischen den Cherubim, strahle hervor“. Nun sah Hesekiel die Wirklichkeit dieser symbolischen Darstellung. Diese vier Cherubim waren tote Gestalten, aber sie symbolisierten die wirklichen vier Engel, die den Thron Gottes trugen.
Im Salomontempel gab es auch Räder an der Seite dieser vier Cherubimgestalten, die in 1. Chronik 28 erwähnt werden. Hesekiel sieht nun den Thron Gottes, diese vier echten Cherubim und auf ihren Seiten Räder.
Ich gehe nicht so ausführlich darauf ein, weil ich bei der Behandlung am Studientag von dem Buch Prediger sehr ausführlich auf Hesekiel 1 im Verhältnis zu Prediger 1 eingegangen bin. Darum fasse ich mich etwas kürzer.
Es geht darum: Hesekiel sieht Gottes Thron, der dynamisch ist. Er hat Räder, also handelt Gott, und sein Handeln geht ständig vorwärts. Gottes Thron ist nicht statisch, es geht vorwärts. Von diesem Thronwagen heißt es in Hesekiel 1, dass er immer nur geradeaus fährt. Er kann in alle Richtungen gehen, aber es gibt kein Wenden, weil Gott nicht büßen muss über einen falschen Weg.
So wie Gott handelt, ist es immer richtig. Sein Handeln ist immer nach vorne gerichtet. Nun sieht Hesekiel in einer Zeit, in der alles zerschlagen ist, dass Gott noch auf dem Plan ist und alles ihm untertan ist. Das war eine Ermutigung.
Er sieht die Herrlichkeit Gottes. Seine Reaktion steht in Vers 28b: „Und als ich es sah, fiel ich nieder auf mein Angesicht, und ich hörte die Stimme eines Redenden.“ Er betet an.
Durch den Anblick der Herrlichkeit Gottes, durch die Klarheit, dass Gott die Regierung nicht entglitten ist, wird Hesekiel stark, und so muss er wieder aufstehen.
Kapitel 2, Vers 1: „Und er sprach zu mir: Menschensohn, stelle dich auf deine Füße, und ich will mit dir reden.“ Als er zu mir redete, kam der Geist in mich und stellte mich auf meine Füße. Ich hörte den, der zu mir redete, und er sprach zu mir: „Menschensohn, ich sende dich zu den Kindern Israel, zu den empörischen Nationen, die sich wider mich empört haben. Sie und ihre Väter sind von mir abgefallen bis auf diesen selbigen Tag.“
Erst was wir sehen: Hesekiel beginnt nicht einfach zu dienen, sondern er sieht zuerst die Herrlichkeit Gottes und wird davon überwältigt. Er betet an. Dann bekommt er auch Kraft, um wieder auf die Füße zu kommen. Er erhält die Kraft des Heiligen Geistes und muss jetzt auch einen schwierigen Dienst nach außen tun.
So sehen wir, dass immer wieder Diener Gottes in der Bibel berufen werden in Verbindung damit, dass sie zuerst von Gottes Herrlichkeit überwältigt werden. Bei Jesaja sehen wir das: Er hatte zwar schon einen gewissen Dienst getan, aber in Kapitel 6 kommt eine ganz spezielle Dienstberufung, und da sieht er die Herrlichkeit Gottes.
Wir sehen das auch bei Johannes. Natürlich hat er schon ein Leben lang gedient, aber dann musste er die göttliche Offenbarung zum Abschluss bringen, das letzte Buch der Bibel schreiben. Da erscheint ihm der Sohn Gottes in seiner Herrlichkeit so überwältigend, dass Johannes, der ihn wohl am besten kannte von allen Jüngern – nicht nur wohl, sondern mit Bestimmtheit, er war der Jünger, den Jesus liebte und der sich auch der Liebe des Sohnes Gottes am meisten bewusst war – so überwältigt war, dass er wie tot zu Boden fiel.
Dieser tiefe Eindruck der Größe Gottes, der Größe des Sohnes Gottes, war auch dort wieder quasi der Ausgangspunkt für einen ganz speziellen weiteren Dienst.
Oder denken wir an das besondere Werkzeug Gottes, den Apostel für die Heiden, Paulus. Er sah die Herrlichkeit des Sohnes Gottes, ein Licht heller als das Licht der Sonne. Das war der Anfangspunkt für einen ganz entscheidenden wichtigen Dienst für die ganze Zeit der Gemeinde von zweitausend Jahren.
Wir sehen also: Eine wichtige Voraussetzung für einen Dienst für Gott ist dieses Überwältigtsein von der Größe und Herrlichkeit Gottes, von seiner Autorität, seiner Souveränität und seiner Macht – und auch die Überzeugung der eigenen Kleinheit.
Warum betet Hesekiel an auf dem Boden, mit dem Gesicht zum Boden? Das bedeutet: Gott ist so groß und ich bin so klein. Das ist die Bedeutung dieser Gebetshaltung. Und das ist eine ganz wesentliche Voraussetzung für einen gesegneten Dienst.
Wer sich selbst wichtig nimmt, ist von vornherein disqualifiziert für den Dienst. Wem nicht die Herrlichkeit und Größe Gottes vor Augen stehen, der ist auch nicht fähig für diesen Dienst.
Dann sehen wir den Geist Gottes als Kraft für den Dienst. Das Thema Heiliger Geist ist ganz entscheidend wichtig im Buch Hesekiel. Ich habe hier im Skript alle 19 Erwähnungen des Heiligen Geistes aufgeführt. Es beginnt schon in Kapitel 1, Vers 12, dann Vers 20 usw., und dann eben hier Kapitel 2, Vers 2.
Der Heilige Geist kommt in Hesekiel hinein und wird die Kraft für den Dienst.
Ein Unterschied: Wir sehen bei Hesekiel, wie der Geist Gottes wiederholt in ihn kommt. Das heißt, zwischendurch hat der Geist ihn auch wieder verlassen. Das gibt es in der Zeit der Gemeinde nicht.
Der Herr Jesus sagt in Johannes 14, als er das Kommen des Geistes Gottes an Pfingsten ankündigte, Vers 15: „Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote, und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Sachwalter senden, dass er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch kennt. Ihr aber kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein in Ewigkeit bei euch.“
„Er bleibt bei euch, er wird in euch sein.“ Das ist eine Zusage, die alttestamentliche Propheten nicht hatten, denn der Geist Gottes war nicht in der Weise hier auf Erden gegenwärtig, wie er das seit Pfingsten ist.
Das Wohnen in der Gemeinde Gottes gab es im Alten Testament nicht in dieser Weise. Wir sind ganz besonders bevorrechtigt, um einen Dienst zu tun, bei dem wir Gottes Stärkung immer wieder erleben.
Gott macht stark. Der Heilige Geist kommt nicht immer und immer wieder in die Gläubigen hinein, aber wir werden aufgefordert, in Epheser 5, Vers 18: „Und berauscht euch nicht mit Wein, in welchem Ausschweifung ist, sondern seid mit dem Geist erfüllt, redend zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern“ – oder besser übersetzt: „Werdet mit dem Geist erfüllt.“
Die griechische Zeitform hier ist Imperativ Präsens. Jeder, der die Grammatik des Griechischen lernt, weiß, dass Imperativ Präsens immer wieder, repetitiv bedeutet. Also: Werdet immer wieder mit dem Geist Gottes erfüllt.
Das heißt, bei jedem neuen Dienst, den wir für den Herrn tun, will der Heilige Geist sich entfalten in der Wirkung. Er ist da. Aber für jeden Dienst will er sich entfalten, und da müssen wir immer wieder neu für jeden Dienst erfüllt werden.
Und was ist der Dienst hier? Reden zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern. Also das Singen hat bereits eine prophetische Bedeutung. Wenn wir das ganz bewusst tun, dann hat das einen sehr wichtigen Stellenwert.
Sagen wir zum Beispiel das Lied „Befiehl du deine Wege und was dein Herz erkränkt, der allertreusten Pflege, des der den Himmel lenkt.“ Da will der Heilige Geist durch uns wirken, wenn wir singen und so einander auch durch Lieder ermutigen.
Nirgends lesen wir, dass wir um die Erfüllung mit dem Heiligen Geist bitten müssen. Das kommt automatisch, wenn wir es nicht verhindern.
Epheser 4, Vers 30: „Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, durch welchen ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan samt aller Bosheit.“
Wir können den Heiligen Geist in uns betrüben, und damit wird er in seiner Wirkung zurückgehalten. Betrübend durch Sünde, Bitterkeit, Wut, Zorn usw.
Ezekiel hat Voraussetzungen, wie wir sie nur weniger gut haben. Trotzdem war sein Name angebracht: Gott macht stark.
In seiner Berufung wird ihm klargemacht, dass er sagen muss, was Gott ihm sagt, aber Israel wird nicht auf ihn hören.
Kapitel 3, Vers 7: „Aber das Haus Israel wird nicht auf dich hören wollen, denn sie wollen nicht auf mich hören; denn das ganze Haus Israel ist von harter Stirn und verstocktem Herzen.“
In Kapitel 3, Vers 16 wird ihm gesagt: Obwohl er weiß, dass sie nicht hören werden, muss er dennoch sprechen.
„Es geschah am Ende von sieben Tagen, da geschah das Wort des Herrn zu mir: Also Menschensohn, ich habe dich dem Haus Israel zum Wächter gesetzt, und du sollst das Wort aus meinem Mund hören und sie von meinetwegen warnen.
Wenn ich zu dem Gesetzlosen spreche: ‚Du sollst gewisslich sterben‘, und du warnst ihn nicht und redest nicht, um den Gesetzlosen von seinem gesetzlosen Weg zu warnen, um ihn am Leben zu erhalten, so wird er, der Gesetzlose, wegen seiner Ungerechtigkeit sterben, aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern.“
Also Ezekiel ist verantwortlich, dass er warnt, obwohl er von Anfang an nicht damit rechnen durfte, dass die Massen auf ihn hören würden.
Schon ein bisschen frustrierend.
Was hat er falsch gemacht? Wahrscheinlich die Technik hat gefehlt oder die nötige Musik und der nötige Rhythmus oder das nötige Marketing?
Nein, er war ein Prophet Gottes, der die Herrlichkeit Gottes gesehen hatte, er war erfüllt vom Heiligen Geist, und trotzdem sollte er einen Dienst tun, der nicht von großer Fruchtbarkeit gezeichnet war. Aber er musste die Dinge sagen.
Was er sagte, sollte Bedeutung haben für Gottes Volk und auch für die Kirche über die kommenden Jahrtausende hinweg.
Was er in seiner Zeit ernten konnte, war noch nicht so großartig.
Das hilft uns, unsere Prioritäten richtig zu setzen in der heutigen Zeit.
Wir leben in einer Gesellschaft, die in den vergangenen Jahrzehnten ganz bewusst die Wegwendung von Gott und seinem Wort gewählt hat – denken wir an die sechziger Jahre, an die Achtziger und so weiter.
Gott beruft uns in einer solchen Gesellschaft, das Evangelium weiterzugeben. Wir wissen, dass die Menschen massenweise verhärtet sind. Wir erleben es auch.
Wir sehen unsere Freunde in der Dritten Welt, und sie können uns erzählen, was sie alles Wunderbares erleben und wie die Leute dort zum Glauben kommen.
Ich war vor einiger Zeit in Indien. Wenn man sieht, wie Hindus zum Glauben kommen und von diesen Göttern befreit werden – das ist schön.
Und wenn man sieht, wie in China das Werk Gottes sich dort entwickelt.
Bei uns ist das nicht so, aber sie haben nicht die bessere Technik, sie haben das gleiche Evangelium. Der Unterschied ist, dass unsere Gesellschaft verhärtet ist.
Das führt aber nicht zu dem falschen Schluss, dass wir passiv werden dürfen.
Wir müssen warnen, und wenn es nur einzelne sind, die sich warnen lassen, ist das ja schon eine Frucht für die Ewigkeit.
Wir können sehr viel von Ezekiel lernen.
Gott sagt ihm in Kapitel 3, Vers 8: „Siehe, ich habe deine Stirn hart gemacht gegenüber ihrem Angesicht, und deine Stirn hart gegenüber ihrer Stirn, wie einen Diamant, der härter ist als ein Fels, habe ich deine Stirn gemacht. Fürchte sie nicht und erschrick nicht vor ihrem Angesicht, denn ein widerspenstiges Haus sind sie.“
Hesekiel bekommt die Kraft, wirklich wie sein Name sagt, um zu seiner Botschaft zu stehen und nicht zurückzuschrecken.
Wir haben die Verantwortung, ohne auf die Zahl derer zu achten, die zum Glauben kommen werden, diesen Dienst in Hingabe und mit Überzeugung mutig weiter auszuüben.
Nichts von Passivität.
Hesekiel hat am Anfang die Herrlichkeit Gottes gesehen, aber er sieht sie immer wieder neu.
Das ist wichtig für einen Dienst, und jeder Gläubige ist zum Dienst berufen.
Wir müssen beim Lesen der Bibel immer wieder ganz bewusst die Herrlichkeit des Sohnes Gottes sehen, so dass wir mit Johannes sagen können:
„Und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, die Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1,14).
Das stärkt uns für den Dienst.
Also die Bibel lesen ganz bewusst mit dem Ziel, die Herrlichkeit Gottes zu schauen.
Die Herrlichkeit Gottes wird in Hesekiel achtzehnmal erwähnt. Ich habe hier alle Stellen im Skript aufgeführt.
Diese Herrlichkeit steht in Hesekiel ganz besonders in Verbindung mit der wundersamen Wolke und der nächtlichen Feuersäule.
Das war der Ausdruck der Herrlichkeit Gottes und der Gegenwart Gottes.
Diese Wolke und Feuersäule war schon über der Stiftshütte und später über dem Salomontempel.
Ezekiel sieht in weiteren Visionen, wie diese Wolke sich vom Salomontempel entfernt, noch bevor Nebukadnezar das Haus zerstören konnte.
Wir kommen darauf.
Das Thema Herrlichkeit Gottes spielt eine große Rolle – auch für uns.
Denn in Johannes sagt der Herr Jesus in der Abschiedsrede, Vers 13:
„Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was immer er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen. Er wird mich verherrlichen.“
Jetzt sehen wir diesen Zusammenhang in Hesekiel zwischen der Herrlichkeit Gottes und der häufigen Erwähnung des Geistes Gottes.
Der Geist Gottes zeigt die Herrlichkeit Gottes und stellt die Herrlichkeit des Sohnes Gottes ins Zentrum.
Wir haben das heute Morgen gesehen, und das beeindruckt mich immer wieder.
Wenn man den Hesekiel-Tempel durch seine Vorhöfe diagonal betrachtet, sieht man, dass sich die Herrlichkeit Gottes im Altar Gottes in höchster Weise entfaltet hat – im Opfer Jesu.
Hesekiel wird dauernd „Menschensohn“ genannt, wie wir schon in Kapitel 2, Vers 1 gesehen haben: „Und er sprach zu mir: Menschensohn, stelle dich auf deine Füße.“
Im Hebräischen steht hier „Ben Adam“, also Sohn Adams.
Dieser Ausdruck kommt in Hesekiel 93 Mal vor, im ganzen Alten Testament 107 Mal.
Es wird deutlich, dass Hesekiel förmlich geprägt ist von diesem Ausdruck „Menschensohn, Ben Adam“.
Was hat das uns zu sagen?
Es stellt eigentlich dar, was ein Mensch ist nach Gottes Gedanken.
Was ist ein wirklicher Mensch nach Gottes Gedanken?
Das ist jemand, der sich vor Gottes Herrlichkeit beugt und Gott gehorsam dient.
Dann ist man wirklich Mensch.
Da steht also nicht das eigene Ich oder der Mensch als solches im Zentrum – das ist Humanismus.
Der Humanismus hat ab der Renaissancezeit in Europa bewusst gewählt: Wir setzen nicht mehr Gott ins Zentrum, sondern den Menschen.
Das war eine verhängnisvolle Entscheidung, unter der wir heute leiden.
Man sagte, wenn der Mensch im Mittelpunkt steht und durch Schule, Bildung und Kunst gefördert wird, wird der Mensch immer edler und besser werden.
Nach ein paar Jahrhunderten Humanismus in Europa haben wir von Europa ausgehend zwei Weltkriege erlebt.
Das ist fatal.
Der Mensch kann nicht Mensch sein, wenn er sich selbst in den Mittelpunkt stellt.
Hesekiel zeigt, wie man wirklich Mensch sein kann: Wenn man Gott, Gottes Thron, Gottes Autorität im Zentrum sieht, dann kann man wirklich Mensch sein – dann ist man ein wahrer Menschensohn.
Gott wird in Hesekiel sehr oft genannt „Der Herr der Ewige“ oder Luther hat hier geschrieben „Herr“ einmal normal geschrieben, einmal mit Großbuchstaben.
Es ist hebräisch Adonai, Yahweh.
Adonai heißt Herr, der Autorität hat.
Yahweh heißt der Seiende, der Ewigseiende, der Unwandelbare oder der Ewige.
Diese Gottesbezeichnung kommt in Hesekiel 210 Mal vor, im ganzen Alten Testament 287 Mal.
Das zeigt, wie dieser Ausdruck ganz typisch für das Buch Hesekiel ist.
Die Autorität kommt in Adonai zum Ausdruck.
Was hat Hesekiel als Erstes gesehen? Gott auf dem Thron.
Yahweh zeigt, dass Gott der Ursprung aller Dinge ist.
Wenn man das Glück in sich selbst sucht – viele sagen, man müsse sich selber finden, um glücklich zu werden – sucht man den Ursprung der Dinge in sich selbst.
Dabei hätte man doch das Paul-Gerhardt-Lied besser singen sollen.
So deutlich wird gesagt, dass alle unsere Quelle und Ursprung in Gott ist.
Das wird ausgedrückt mit Yahweh: Von ihm kommt alles.
Nur so kann der Mensch wirklich glücklich und wahrhaft Mensch sein, wenn er ihn erkennt, den Herrn als den Herrn der Ewige, Adonai Yahweh.
Hesekiel war ein ganz ungewöhnlicher Prophet.
In Kapitel 3, Verse 24 bis 27 wird erklärt, dass Gott ihn stumm machte für eine gewisse Zeit.
Er konnte nur reden, wenn er über prophetische Dinge sprach, sonst schwieg er einfach.
Oft wird gedacht, wenn man das Evangelium theatralisch bringt – und Hesekiel musste einige Dinge durch Darstellungen auch predigen –, zum Beispiel musste Gott ihm sagen, er solle vor dem Volk so und so viele Tage auf einer Seite liegen, so viele Tage auf der anderen Seite.
Er sollte nur noch eine Tagesration Brot essen, die eigentlich ungenügend war für den Kalorienbedarf, und auch zu wenig Wasser, weil das Volk nicht mehr auf das Wort Gottes hörte.
Gott sprach durch ganz drastische Maßnahmen.
Das war nicht lustig oder unterhaltsam.
Es ist nicht unterhaltsam, wenn einer einfach nichts spricht außer über geistliche Dinge.
Es war schockierend, und Gott wollte die Leute dadurch schockieren, dass sie nachdenken: Was ist das für ein Wort, das er spricht? Alles andere, alles Alltägliche hat keine Bedeutung mehr, nur noch das.
Seine Darstellungen waren oft sehr schockierend – keine Unterhaltung.
Nichtsdestotrotz hat er mit bildlicher Darstellung in bescheidener, knapper Weise sehr eindringlich gesprochen und bildlich dargestellt. Er hat kein Theater aufgeführt.
Diese Stummheit wurde dann aufgehoben in Kapitel 24, Verse 25 bis 27, ab der Zeit, als Gott die Zerstörung Jerusalems und des Tempels geoffenbart hatte, als der Schlag kam mit dem Tod seiner Frau.
Was Hesekiels Reden anbetrifft, erfahren wir einiges in Kapitel 33, Vers 30:
„Und du, Menschensohn, die Kinder deines Volkes unterreden sich über dich an den Wänden und in den Türen der Häuser, und einer redet mit dem anderen, ein jeder mit seinem Bruder, und spricht: ‚Kommt doch und hört, was für ein Wort von dem Herrn ausgeht!‘ Und sie kommen scharenweise zu dir und sitzen vor dir als mein Volk und hören deine Worte, aber sie tun sie nicht, sondern sie tun, was ihrem Munde angenehm ist, und ihr Herz geht ihrem Gewinn nach.
Siehe, du bist ihnen wie ein liebliches Lied, wie einer, der eine schöne Stimme hat und gut zum Spielen versteht; sie hören deine Worte, doch sie tun sie nicht.
Wenn es aber kommt, siehe, es kommt, so werden sie wissen, dass ein Prophet in ihrer Mitte war.“
Das Sprechen Hesekiels war eindrücklich, wie ein Sänger, der sich mit seinem Saitenspiel begleitet.
Die Leute hörten Hesekiel gern, obwohl sie nicht interessiert waren, Konsequenzen für ihr Leben zu ziehen.
Diese Beschreibung gibt ein volleres Bild, wie Hesekiel auftrat: Einerseits diese Kargheit und schockierenden Darstellungen, andererseits ein Reden, das angenehm war zu hören.
Er war für sie ein Lied, ein schönes Lied, das man gerne hört, ohne dass es eine verändernde Wirkung hatte.
Beethoven hätte protestiert.
Beethoven war überzeugt, dass durch Musik der Mensch humanistisch gebildet und edler wird.
Er komponierte Sinfonien mit dem Ziel, den Menschen zu veredeln und besser zu machen.
Er war ein Humanist.
Aber Musik macht den Menschen nicht besser.
Trotz jahrhundertelangem Hören von Beethovens Sinfonien sind trotzdem die zwei Weltkriege von Europa ausgegangen.
Es ist dasselbe, wenn man Gottes Wort nur hört und nicht bereit ist, Konsequenzen zu ziehen.
Es verändert einen nicht, nur wenn das Wort wirklich ins Herz eingepflanzt wird.
Das erinnert an Jakobus 1, wo es heißt:
„Darum legt ab alle Unsauberkeit und alles Übermaß von Schlechtigkeit und empfangt mit Sanftmut das eingepflanzte Wort, das eure Seelen zu retten vermag.
Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen“ (Jakobus 1,21).
Und Vers 25:
„Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineinschaut und dabei bleibt, der wird selig sein in seinem Tun.“
Ein weiterer charakteristischer Punkt im Buch Hesekiel ist sein Refrain der Gotteserkenntnis.
Wenn man Hesekiel zügig durchliest – es lohnt sich, die Bibel genau zu lesen, kurze Abschnitte zu bedenken, aber auch zügig, kapitelweise, großzügig durchzulesen –, fällt auf, wie immer wieder eine Prophetie kommt und Gott sagt:
„Und ihr werdet erkennen, dass ich, Yahweh, der Herr bin.“
Diese Aussage kommt in verschiedenen Variationen vor: „Ihr werdet erkennen“ und „Sie werden erkennen, dass ich der Herr bin.“
Ich habe alle Variationen dieses Refrains mit dem Computer zusammengesucht.
Es kam die Zahl 77 heraus: 77 Mal „Sie werden erkennen, dass ich“ oder „Ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin.“
Dieser Ausdruck kommt im übrigen Alten Testament noch 18 Mal vor, nicht nur in Hesekiel.
Ich habe die Stellen aufgeführt, wo das weiter vorkommt: 2. Mose, 1. Könige, Jesaja, Jeremia und Joel.
Es ist ganz typisch für Hesekiel, und diese Zahl 77 ist bemerkenswert.
Ich habe darüber nachgedacht, was wir daraus ableiten können.
Es ist typisch in Hesekiel, dass Gott etwas voraussagt und dann dieser Ausspruch folgt.
Das macht deutlich, dass der Mensch durch erfüllte Prophetie erkennen kann, wer der wahre Gott ist.
Das ist tatsächlich so.
Was soll man sagen, wenn ein Moslem sagt, der Koran sei Gottes Wort?
Man sagt: Die Bibel ist Gottes Wort.
Ja, wieso sagst du das? Ja, es steht im Koran.
Wieso sagst du das? Es steht in der Bibel.
Ja, und jetzt?
Wie kann ich erklären, dass die Bibel Gottes Wort ist und nicht der Koran oder die Weden der Hindus usw.?
Man muss sagen: Gut, dann studieren wir mal die erfüllte Prophetie im Koran.
Dann gibt es eine kurze Koranstunde.
Standardmäßig gibt es zwanzig Punkte, die erwähnt werden, und eine der wichtigsten Prophetien ist die Erhaltung des Korans.
Dann kann man mit der Bibel sagen: Nehmen wir mal das Buch Daniel durch und entscheiden wir die 200 erfüllten Prophezeiungen.
Das war jetzt nur Daniel.
Jetzt gehen wir zu erfüllter Prophetie in Bezug auf Jesus Christus – über 300.
Jetzt haben wir schon 500.
Dann gehen wir weiter und noch weiter.
Es gibt kein Buch in der Weltgeschichte mit solcher Prophetie dieser Präzision, wo man zeigen kann, dass es vorher geschrieben wurde und sich nachher erfüllte.
Es gibt kein Buch.
Was sagt das aus?
Jemand sagt: Zufall.
Gut, dann rechnen wir die Zufallswahrscheinlichkeit durch.
Für 300 messianische Prophetien nehmen wir eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 2,50 – das ist schon hoch.
Nicht jeder zweite Mensch wird in Bethlehem geboren.
Sagen wir mal 1 zu 2.
Dann gibt es in der Mathematik die Formel 1 zu 2 hoch n, also 1 zu 2 hoch 300.
Das ergibt eine Zahl, die unvorstellbar groß ist – sie übersteigt die geschätzte Elektronenzahl im ganzen Universum mit 5 Milliarden Lichtjahren Durchmesser.
Mathematik sagt, das ist ein Unsinn.
Und das mit 1 zu 2 – die Wahrscheinlichkeit ist noch viel kleiner.
Man kann zeigen: Zufall nein.
Das zeigt, dass hier ein Gott spricht durch die Bibel, der nicht Raum und Zeit unterworfen ist wie wir Menschen.
Wir können die Zukunft nicht voraussagen, weil wir keine Zeitmaschine bauen können.
Da spricht jemand, der nicht der Zeit unterworfen ist, der nicht Teil der Natur ist, der kein Naturgott ist wie in den Religionen dieser Welt – Hinduismus, Buddhismus, Stammesreligionen –, sondern ein Gott, der über Raum und Zeit steht.
Das können wir anhand der erfüllten Prophetie zeigen.
„Sie werden erkennen, dass ich Yahweh, der Ewige, der Seiende, der Unwandelbare bin.“
Es ist wichtig, dass wir die erfüllte Prophetie brauchen, um Menschen, die fragen: Wie kann ich wissen, dass die Bibel Gottes Wort ist?, diese Überzeugung zu vermitteln.
Natürlich kann jemand reagieren, wie ein jüdischer Schulfreund von mir, der sagte: Ich würde auch nicht glauben, wenn alles stimmt.
Dann ist es sein Problem.
Wir können einem Menschen, der wirklich erkennen will, helfen bis zu diesem Punkt.
Dann kommt die Herzensentscheidung, ob er sich bekehren will oder nicht.
Mir ist aufgefallen, als ich diesen Refrain zusammengesucht habe, dass er bis Kapitel 39 vorkommt.
Kapitel 40 bis 48 kommt nicht mehr vor.
Das ist interessant.
Man kann schauen, alle Stellen sind da, es geht bis Kapitel 39, Vers 28.
Kurz vor Beginn von Kapitel 40 und der Beschreibung des tausendjährigen Reiches und des Tempels.
Das ist logisch.
Jesaja 11 gibt die Antwort.
Dort heißt es vom tausendjährigen Friedensreich:
„Man wird nicht übeltun noch verderbt handeln auf einem ganzen heiligen Gebirge, denn die Erde wird voll sein der Erkenntnis des Herrn, der Erkenntnis Jachwes, gleich wie die Wasser den Meeresgrund bedecken“ (Jesaja 11,9).
Im tausendjährigen Reich muss man den Herrn nicht mehr erkennen, weil alle ihn erkennen werden.
Die erfüllte Prophetie ist von Bedeutung bis zur Wiederkunft Christi, bis Kapitel 39 von Hesekiel.
Dann haben wir das tausendjährige Reich, und die Erkenntnis Gottes wird die ganze Erde ausfüllen, so wie die Wasser den Meeresgrund bedecken.
Ein weiteres charakteristisches Merkmal von Hesekiel ist die Beschreibung von Jerusalem als dem Mittelpunkt der Völkerwelt.
Kapitel 5, Vers 5: „So spricht der Herr Yahweh: Dieses Jerusalem inmitten der Nationen habe ich gesetzt, und Länder rings um dasselbe hier.“
Man könnte sagen, das ist immer so gewesen, oder?
Ein Volk betrachtet sich selbst als den Mittelpunkt der Welt.
Aber nehmen wir die Weltkarte: Wo liegt Jerusalem?
Genau am Knotenpunkt der drei Kontinente Europa, Asien und Afrika.
Die Schweiz hat auch keine schlechte Lage, sie ist so das hohle Loch mitten in der EU, so das Loch im Käse.
Aber Jerusalem liegt an der Schnittstelle der drei Kontinente.
Darum war Jerusalem auch strategisch wunderbar alttestamentlich, um die Menschen dahin zu ziehen, zum Tempel nach Jerusalem.
Die alttestamentliche Mission war eine zentripetale Mission.
In der Physik haben wir gelernt: Die Kraft, die von einem Kreis zum Zentrum zieht, heißt Schwerkraft.
Auf der Erde ist alles so eingerichtet, dass alles zum Zentrum der Erde zieht.
Darum kommt man wieder runter, wenn man in der Schweiz hochspringt, aber auch wenn man in Australien hochspringt – alles zieht zum Zentrum.
Das ist die zentripetale Kraft.
Diese Kraft war in der alttestamentlichen Mission.
In Jesaja 43 heißt es: „Kommt, wendet euch zu mir!“
Jesaja 45, Verse 21 und 22: „Wendet euch zu mir und werdet gerettet, alle ihr Enden der Erde! Denn ich bin Gott und keiner sonst.“
So ist eine Frau aus dem Jemen gekommen, die Königin von Saba, nach Zion.
So ist ein Finanzminister aus Kandscha in Äthiopien, heutiger Sudan, nach Jerusalem gekommen, um den Herrn anzubeten.
Das sind Beispiele für unzählige Heiden, die in der Vergangenheit nach Jerusalem kamen, um den wahren Gott kennenzulernen.
Denken wir an die Heiden in Johannes 12, diese Griechen, die gekommen sind, um auf einem Fest anzubeten, und einen Jünger fragten: „Herr, wir möchten Jesus sehen.“
Das war diese Mission „Kommt her!“
Mit dem Kommen des Erlösers hat sich die Mission geändert.
Der Herr sagt: „Geht hin, macht alle Nationen zu Jüngern.“
Jetzt haben wir die zentrifugale Mission.
Wenn man einen Stein an eine Schnur bindet und so herumschleudert, und dann die Schnur loslässt, sieht man diese Kraft, die man zentrifugale Kraft nennt.
Also weg vom Zentrum.
So mussten die Jünger hinausgehen in alle Welt.
Aber Jerusalem war ideal, nicht nur um die Völker von drei Kontinenten herzuholen – Europa, Asien und Afrika –, sondern auch um schnell diese Völker zu erreichen.
So kam das Evangelium ganz früh in diese drei Kontinente.
Jerusalem ist wirklich der Mittelpunkt der Völkerwelt, von Gott ganz bewusst strategisch so gewählt in dem auserwählten Land, das Hesekiel nennt.
Das ist ein weiteres Charakteristikum.
Hesekiel 38, Vers 12 nennt das Land Israel den „Nabel der Erde“.
Ein Feind aus dem äußersten Norden wird in der Endzeit Israel angreifen, um Raub zu rauben und Beute zu erbeuten, um eine Hand zu kehren gegen die wiederbewohnten Trümmer und gegen ein Volk, das aus den Nationen gesammelt ist, welches Hab und Gut erworben hat – also wirtschaftlichen Aufschwung erlebt hat nach der Rückkehr aus der weltweiten Zerstreuung.
Dieses Volk bewohnt den Mittelpunkt der Erde, wörtlich den Nabel der Erde.
Das ist das Land Israel.
Noch etwas Charakteristisches, was man nur in Hesekiel findet: Neunzehn Mal spricht Hesekiel über die Berge Israels.
Wir werden vielleicht im zweiten Teil noch etwas ausführlicher auf die Berge Israels zu sprechen kommen.
Sie werden schon in Hesekiel 6, Verse 2 und 3 zum ersten Mal erwähnt.
Dabei müssen wir bedenken, dass die Topographie von Israel so beschaffen ist, dass die hauptsächliche Bergkette von Norden nach Süden verläuft – Samaria, Judäa.
Das entspricht im Wesentlichen dem heutigen sogenannten Westjordanland, dem sogenannten besetzten Gebiet, den Bergen Israels.
Dieses Gebiet wird in diesem Land, das der Nabel der Erde ist, noch ganz besonders in Hesekiel in den Fokus genommen.
In Hesekiel 6 zeigt der Prophet, dass ein besonderer Fluch auf diesen Bergen liegt, weil das Volk Israel auf diesen Bergen die kanaanitischen Kulte ausgeübt hat, Menschenopfer dargebracht hat usw.
Gott hat diese Berge ganz besonders ins Visier des göttlichen Gerichts genommen.
Der Fluch auf den Bergen Israels ist heute noch spürbar.
Wir haben dann ein ganz besonderes Kapitel, Hesekiel 36, das eine Prophetie zugunsten der Berge Israels ist.
Gott sagt: „Ich will mich euer annehmen, und ich werde die Juden, das Haus Israel, holen, und sie werden auf euch gehen, und sie werden euch besiedeln und euch besäen.“
Können wir das aufschlagen?
Hesekiel 36, Vers 1: „Und du, Menschensohn, weissage über die Berge Israels und sprich: Berge Israels, hört das Wort des Herrn, so spricht der Herr der Ewige.“
Weil der Feind über euch spricht: „Haha, und die ewigen Höhen sind uns zum Besitztum geworden.“
Darum sage und sprich: „So spricht der Herr der Ewige: Darum, ja darum, dass man euch von allen Seiten her verwüstet und euch angeschnaubt hat, so dass ihr dem Überrest der Nationen ein Besitztum geworden seid.“
Völker rund um Israel haben Besitz von diesem Gebiet genommen, das ursprünglich zum Zentralgebiet Israels gehörte.
So seid ihr dem Überrest der Nationen ein Besitztum geworden und ins Gerede der Zunge und ins Geschwätz der Leute gekommen.
Die ganze Welt spricht tagtäglich über diese Berge.
Gewaltig.
Und auch die UNO spricht dauernd über diese Berge.
Jetzt wollen sie nach dem Tod Arafats ein klärendes Wort schaffen, dass auf den Bergen Israels ein Palästinenserstaat entstehen soll.
Die ganze Welt beschäftigt sich mit diesen paar Hügeln.
Dabei haben wir so tolle Berge in der Schweiz!
Aber die ganze Welt spricht über diese Hügel, ins Gerede der Zunge und ins Geschwätz der Leute gekommen seid.
Darum, Berge Israels, hört das Wort des Herrn, des Ewigen.
So spricht der Herr der Ewige zu den Bergen und zu den Hügeln und zu den Gründen und zu den Tälern und zu den wüsten Trümmern – die Gebiete, die ursprünglich jüdisch waren, alttestamentliche Städte im Westjordanland und zu den verlassenen Städten, die dem Überrest der Nationen ringsum zur Beute und zum Spott geworden sind.
Diejenigen, die mit der jüdischen Einwanderung kamen, waren etwa gleich viele Araber aus den umliegenden Ländern, die in dieses Gebiet kamen.
Durch die Besiedlung und die Arbeitsplatzbeschaffung der Juden bekamen viele Araber Arbeit.
So gab es gleichzeitig mit der jüdischen Einwanderung ab 1882 auch eine arabische Einwanderung.
Der Überrest der Nationen ringsum wurde zur Beute und zum Spott.
Darum spricht der Herr der Ewige:
„Wahrlich, im Feuer meines Eifers habe ich geredet gegen den Überrest der Nationen und gegen ganz Edom“ – das ist Südjordanien –, „die sich mein Land zum Besitztum gemacht haben, mit ganzer Herzensfreude, mit Verachtung des Lebens, um es zur Plünderung auszulehren.“
Ich muss erklären: Das Westjordanland sollte nach UNO-Beschluss 1947 nicht Teil eines Judenstaates werden, denn auf diesem Gebiet wollte man einen zweiten Palästinenserstaat bilden.
Den ersten hatte man in Palästina östlich vom Jordan aufgebaut, 1946.
Das war Jordanien, aber ursprünglich Palästina, der erste Palästinenserstaat.
Man wollte einen zweiten Palästinenserstaat machen.
Darum sollte Israel dieses Gebiet nicht bekommen.
Aber einen Tag nach der Staatsgründung kam es zur Attacke.
Jordanien, Irak, Syrien, Libanon, Ägypten mit Kontingenten aus Saudi-Arabien und Jemen überfielen Israel, um den Staat auszulöschen.
In diesem Krieg eroberte Jordanien das Westjordanland.
Die Juden wurden dort abgeschlachtet oder vertrieben, und alle Siedlungen, die sie damals hatten, wurden geraubt.
So wurde das Westjordanland „Judenrein“, um einen Ausdruck aus der Nazizeit zu benutzen.
Darum wird hier speziell Edom erwähnt, also Südjordanien.
Gegen den Überrest der Nationen und gegen ganz Edom, die sich mein Land zum Besitztum gemacht haben, mit ganzer Herzensfreude und Verachtung des Lebens.
Die Juden wurden dort auf den Bergen Israels abgeschlachtet und vertrieben, um es zur Plünderung auszulehren.
Darum sage ich: „Von dem Lande Israel und sprich zu den Bergen und zu den Hügeln und zu den Gründen und zu den Tälern.“
So spricht der Herr der Ewige:
„Siehe, in meinem Eifer und in meinem Grimm habe ich geredet, weil ihr die Schmach der Nationen getragen habt.
Darum so spricht der Herr der Ewige: Ich habe meine Hand erhoben zum Schwur.“
Gott schwört bei sich selbst, weil es kein Hören gibt.
Hebräer 6: „Wenn nicht die Nationen, die rings um euch her sind, ihre eigene Schmach tragen sollen.“
Ihr, Berge Israels, ihr sollt meinem Volk Israel eure Zweige treiben und eure Frucht tragen, denn sie sind nahe daran zu kommen.
Denn siehe, ich will zu euch kommen und mich zu euch wenden, und ihr sollt bebaut und besät werden, und ich werde die Menschen auf euch vermehren, das ganze Haus Israel insgesamt.
Die Städte sollen bewohnt und die Trümmer aufgebaut werden.
Das ist schrecklich, das ist genau das, was die UNO nicht will.
Keine jüdischen Siedlungen dort, und was dort ist, soll evakuiert werden.
Das ist nicht Scharon, das ist Gott, der so spricht über die Berge Israels.
Gehen wir weiter, Vers 11:
„Und ich werde die Menschen auf euch vermehren, das ganze Haus Israel insgesamt, und die Städte sollen bewohnt und die Trümmer aufgebaut werden.“
Heute gibt es schon über 140 jüdische Siedlungen im Westjordanland.
„Und ich werde Menschen und Vieh auf euch vermehren, und sie werden sich mehren und fruchtbar sein.
Und ich werde euch bewohnt machen wie in euren Vorzeiten und werde euch wohltun mehr als in euren Anfängen, und ihr werdet wissen, dass ich der Herr bin.“
Das ist schon die Spitze.
Wenn also das in Erfüllung geht, was gegen die UNO und die Weltgemeinschaft geht, dann kann man erkennen, dass der Herr wirklich Gott ist, weil er es doch durchführt, auch wenn die ganze Welt dagegen ist.
Das ist eindrücklich.
Das ist dieser Refrain, der 77 Mal vorkommt: „Und ihr werdet wissen, dass ich der Herr bin.“
„Ich werde Menschen, mein Volk Israel, auf euch wandeln lassen, und sie werden dich besitzen.
Du wirst ihnen zum Erbteil sein, und du wirst sie hinfort nicht mehr der Kinder berauben.“
Das heißt, wenn Gott diese Verheißung im tausendjährigen Reich endgültig erfüllen wird – heute sind wir noch in der Entwicklung –, da kann es zurück und vorwärts gehen.
Schließlich wird Gott dieses Gebiet Israel geben.
Dann werden die Israeliten nicht mehr Kinderopfer auf diesen Hügeln bringen.
Diese Hügel haben früher Israel der Kinder beraubt durch abscheuliche kanaanitische Kulte.
So spricht der Herr der Ewige:
„Weil sie zu euch sprechen: ‚Du verzehrst Menschen und hast eine Nation der Kinder beraubt‘ – eben durch diesen Kult –, darum wirst du nicht mehr Menschen verzehren und wirst deine Nation nicht mehr straucheln machen, spricht der Herr der Ewige.
Ich will dich nicht mehr die Schmähung der Nationen hören lassen, und den Hohn der Völker sollst du nicht mehr tragen, und du sollst deine Nation nicht mehr straucheln machen, spricht der Herr der Ewige.“
Jetzt haben wir Hesekiels Worte über das Westjordanland gelesen, eindrücklich.
Wer das letzte Wort hat, das ist der Ewige, der Herr der Ewige.
Wir machen jetzt eine halbe Stunde Pause.
Wir haben bisher einiges gesehen, das charakteristisch ist allgemein für das Buch Hesekiel.
Wir haben auch gewisse Perlen herausgepickt.
Das Ziel soll sein, wie immer an diesen Bibelschulentagen, wo wir uns Übersichten verschaffen, dass uns das ermutigt, selber das jeweilige Buch zu studieren und gründlicher zu erarbeiten.
Nun einige Bemerkungen über die Struktur des Buches:
Das Buch Hesekiel zerfällt in drei Hauptteile.
Die Kapitel 1 bis 24 beschreiben die Zeit vor der Zerstörung Jerusalems.
Sie verkündigen das endgültige Gericht Gottes über Jerusalem, den herrlichen Tempel, das jüdische Volk und seinen souveränen Staat.
Zweitens enthalten die Kapitel 25 bis 32 die göttliche Gerichtsankündigung über sieben nichtjüdische Nationen und Städte.
Drittens stellen die Kapitel 33 bis 48 Gottes herrlichen Plan im Blick auf eine vollständige Wiederherstellung des jüdischen Volkes, des Landes Israel, der Stadt Jerusalem und des Tempels vor.
Wir sehen also: Die Teile 1 und 3 entsprechen sich, während Teil 2 ein Einschub ist, der über Israel und Israels Zukunft hinausgeht und die Heidenvölker behandelt.
Wir können den ersten Teil, Kapitel 1 bis 24, überschreiben mit „Der Weggang der Herrlichkeit des Ewigen“, also der Weggang der Schechina aus dem ersten Tempel.
Den zweiten Teil überschreiben wir mit „Das Gericht über die Nationen“, also die Heidenvölker.
Der dritte Teil wird mit „Die Rückkehr der Herrlichkeit des Ewigen“ betitelt.
So, wie wir im ersten Teil sehen, wie die Schechina weggeht aus dem ersten Tempel, so sehen wir im letzten Teil die Rückkehr der Schechina in den letzten Tempel, den dritten Tempel.
Natürlich können wir diese groben drei Teile noch weiter unterteilen, und diese Kleingliederung ist hier auf dem Blatt.
Das nützt aber nicht viel, wenn ich das alles einfach durchlese.
Das kann man selber für sich machen.
Diejenigen, die die Kassette hören, können auf der Homepage rogerie.ch das entsprechende Skript gratis herunterladen, dann hat man diese Übersicht auch.
Was den letzten Teil betrifft, möchte ich etwas ausführlicher werden, weil wir heute Morgen die Kapitel 40 bis 48 behandelt haben, die aber zu einem größeren Teil gehören, der mit Kapitel 33 beginnt.
Wir können also sagen: Kapitel 33 bis 39 ist für sich ein Block, der den Weg zur Wiederherstellung Israels beschreibt.
Das ist auch ein kleiner Schreibfehler: 33 bis 29.
Dort wird der Weg bis zur Wiederherstellung des tausendjährigen Reiches beschrieben.
Die Kapitel 40 bis 48 beschreiben den neuen Tempel und die neue Landverteilung, das Ergebnis dieses Weges.
Wenn wir die erste Unterteilung 33–39, den Weg zur Wiederherstellung Israels, genauer gliedern, dann sehen wir:
Erstens, Hesekiels Verantwortung als Wächter, Kapitel 33.
Er hat als Prophet eine Wächterfunktion, um Israel diese Dinge vorzustellen, den Weg zur Wiederherstellung.
Zweitens, Kapitel 34 behandelt die falschen Hirten und den guten Hirten.
Hier werden die vielen Verführer im Volk Israel als falsche Hirten angeprangert, die dem Volk Schaden zugefügt haben.
Das Kapitel endet mit einer wunderbaren Aussicht auf den Messias, der als der gute Hirte Israels vorgestellt wird.
Er wird schließlich die zerstreuten Schafe sammeln und im Land in der Endzeit weiden.
Drittens bilden Kapitel 35 und 36 einen Block, überschrieben mit „Edom und die Berge Israels“.
Vor der Pause haben wir uns mit Kapitel 36 beschäftigt, mit der Prophetie über die Berge Israels.
In Kapitel 35 geht es um eine Prophetie gegen das Gebirge Edom.
Kapitel 36 ist eine Prophetie zugunsten eines Gebirgszugs, nämlich der Berge Israels.
Diese zwei Kapitel gehören zusammen zu einer Einheit: die Berge Edoms, Südjordanien, Heimatgebiet der Nachkommen von Esau, der später Edom genannt wurde.
Das Gebirge Edom wird hier angeprangert, weil seine Bewohner Israel gehasst haben und diese Berge Israels an sich reißen wollten.
Das ist interessant, weil im Krieg 1948 tatsächlich Jordanien die Berge Israels in Besitz genommen und annektiert hat bis 1967.
Die Weltpolitik sprach damals nicht von einem Palästinenserstaat, der dort gegründet werden sollte.
Erst nach dem Sechstagekrieg, als Israel diese Berge eroberte, kamen sie ins Gerede der Leute.
Kapitel 35 kündigt also das Gericht über Edom an, weil sie die Berge Israels an sich reißen wollten.
Das ist eine interessante Prophetie über die Zukunft Jordaniens, die mit Gericht enden wird.
Viertens, Kapitel 37 beschreibt Israels Auferstehung.
Das Volk Israel wird als eine Unzahl toter Gebeine in einer riesigen Talebene beschrieben – vertrocknet und ohne Hoffnung.
Diese Knochen werden belebt, sie stehen auf.
Es wird erklärt, dass dies das Volk Israel ist, das in der Endzeit wieder neu zum Leben kommen soll – eine gewaltige Prophetie.
Fünftens, Kapitel 38 und 39 beschreiben den Untergang des letzten Feindes Gog aus dem äußersten Norden.
Gog ist der Fürst von Rosh, Meschech und Tubal.
Diese Stammesnamen Meschech und Tubal haben später den Namen Moschowiter und Tobeliter ergeben.
Das waren Völker zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer, die später entscheidend für die Entstehung des russischen Volkes waren.
Gog wird als Fürst von Meschech und Tubal beschrieben, der aus dem äußersten Norden Israels in der Endzeit angreifen wird.
Der äußerste Norden, wenn man auf dem Globus von Israel aus sieht, ist der Nordpol.
Dort wohnt niemand.
Wenn man vorher stoppt, wo es noch Leute gibt, ist man in Russland.
Hier wird ein endzeitlicher russischer Angriff aus dem äußersten Norden beschrieben.
Man denke an den Angriff des Königs des Nordens nach Daniel 11, Vers 45.
Der König des Nordens war in der erfüllten Prophetie immer eine Bezeichnung für Syrien, Großsyrien bis nach Pakistan.
Diese Macht wird Israel am Anfang der großen Drangsalzeit angreifen.
Das ist nicht zu verwechseln mit dem Angriff aus dem äußersten Norden.
Dieser Angriff kommt erst, wenn Israel in Sicherheit ist.
Hesekiel 38, Vers 8: „Nach vielen Tagen sollst du heimgesucht werden, am Ende der Jahre, das heißt in der Endzeit, sollst du in das Land kommen, das vom Schwert wiederhergestellt, das aus vielen Völkern gesammelt ist, auf die Berge Israels, welche beständig verödet waren, und es ist herausgeführt aus den Völkern, und sie wohnen in Sicherheit allesamt.“
„Du sollst hinaufziehen wie ein Sturm, herankommen wie eine Wolke, um das Land zu bedecken, und alle deine Haufen und viele Völker mit dir, eine Unzahl von Völkern, die Russland begleiten wird, wird in Versen davor beschrieben: Völker aus Asien, Europa und Afrika.“
Dieser Angriff wird in der Endzeit kommen, wenn das Land Israel wiederhergestellt ist.
Das ist eine Tatsache seit 1882, als dieses Land in einem jahrzehntelangen Prozess wiederhergestellt wurde.
1948 kam die Staatsgründung.
Immer mehr sind eingewandert aus allen fünf Kontinenten, aus vielen Völkern gesammelt.
In diesen 122 Jahren hat man das verwüstete Land, das man Palästina nannte, wieder fruchtbar gemacht.
Abermillionen von Bäumen wurden gepflanzt.
Hier heißt es: „Auf die Berge Israels, welche beständig verödet waren“, also lange Zeit eine Öde.
Jetzt in der Endzeit wird dieses Land wiederhergestellt.
Es heißt: „Sie wohnen in Sicherheit allesamt.“
Es hat nie ein Jahr gegeben seit 1882, wo die Juden im Land der Vorväter in Sicherheit wohnten.
Wann kann Israel in Sicherheit sein?
Erst, wenn das geschehen ist, was wir im Kapitel davor lesen.
Kapitel 37, Vers 20: „Und mein Knecht David wird König über sie sein, und sie werden allesamt einen Hirten haben, und sie werden in meinen Rechten wandeln und meine Satzungen bewahren und tun.“
Der Ausdruck „Knecht David“ ist im Alten Testament wiederholt eine Bezeichnung für den Messias, der von König David abstammen sollte.
Zum Beispiel in Hosea 3, Vers 4: „Israel viele Tage ohne König, ohne Fürsten, ohne Schlachtopfer. Danach werden sie zurückkehren und den Herrn, ihren Gott, und David, ihren König, suchen am Ende der Tage.“
Sogar der jüdische Kommentar Mezudat Dawid aus dem Mittelalter sagt zu Hosea 3: „Ihr König David, das ist der Messias.“
Zu ihm werden sie in der Endzeit zurückkehren.
Wenn er kommt, wird er herrschen.
Sie werden ihn als guten Hirten haben.
Dann wird Israel in Sicherheit wohnen.
Dann soll auch der Tempel gebaut werden.
Vers 26: „Und ich werde einen Bund des Friedens mit ihm machen, ein ewiger Bund wird es sein, wird es mit ihnen sein, und ich werde sie einsetzen und sie vermehren, und ich werde mein Heiligtum in ihre Mitte setzen, ewiglich.“
Dann kommt Kapitel 38.
Hier wird beschrieben, dass dieser Angriff kommt, nachdem der Messias bereits zurückgekehrt ist.
Dann werden sie in Sicherheit wohnen.
Dann kommt dieser Angriff.
Der Angriff ist gewaltig mit einem großen Heer.
Aber man muss die Beschreibung in den Kapiteln 38 und 39 weiterlesen.
Diese Waffen werden schließlich als Heizmaterial benutzt.
Wie kann man mit Flugzeugen, Düsenflugzeugen, Tanks usw. heizen?
Man hat schon viele ökologische Ideen, wie man mit Abfall heizen kann, aber mit diesen Waffen?
Es gibt eine einfache Lösung.
Wenn der Messias auf dem Ölberg zurückkehrt, wird die Drangsalzeit enden, nach 1260 Tagen.
Jesus wird der Selbstvernichtung der Menschheit ein Ende setzen.
Dann kommt die weltweite Abrüstung.
Das, was die Völker bis heute nicht geschafft haben, wird er schaffen: die totale Abrüstung.
Dazu können wir Micha 4 aufschlagen.
Das ist die Bibelstelle, die vor dem UNO-Gebäude in New York dargestellt ist.
Das war ein Geschenk von den gottlosen Kommunisten – ironisch.
Micha 4, Vers 1: „Und es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses des Herrn feststehen, das ist der Tempelberg.
Berg des Hauses, hebräisch Har Habayit, ist der normale Ausdruck auf Hebräisch für den Tempelberg.
Der Tempelberg des Herrn wird feststehen, auf dem Gipfel der Berge und erhaben sein über die Hügel.“
Wir wissen warum, jetzt kommen wir noch zur Auffaltung.
Völker werden zu ihm strömen, viele Nationen werden hingehen und sagen: „Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn, zum Tempelberg, zum Haus des Gottes Jakobs.“
Das ist der Hesekiel-Tempel.
Er wird uns belehren aus seinen Wegen, und wir wollen wandeln auf seinen Pfaden.
Denn von Zion wird ausgehen das Gesetz oder die Weisung und das Wort des Herrn von Jerusalem.
Manche Voreiligen meinen, heute schon geht das Wort von Zion aus.
Wenn man meint, die beste Bibelauslegung kommt heute aus Zion, ist man falsch im Kalender.
Das wird so sein, wenn der Herr Jesus zurückkommt.
Dann geht sein Wort von Zion aus, also Jerusalem.
Er wird richten zwischen vielen Völkern und rechtsprechen mächtigen Nationen bis in die Ferne.
Alle zwischenstaatlichen Konflikte wird der Herr lösen.
Das, was wir in unserem großen Verein bis heute nicht geschafft haben – wir sind ja jetzt auch Mitglieder – können wir mitsprechen.
Die UNO ist ein Verein, und wir sind Mitglieder oder die meisten von uns.
Das haben wir nicht geschafft: Recht sprechen zwischen Völkern.
Aber das wird der Herr tun.
Sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden und ihre Speere zu Winzermessern.
Keine Nation wird das Schwert gegen eine andere erheben.
Sie werden den Krieg nicht mehr lernen.
Keine Rekrutenschule mehr.
Im tausendjährigen Reich gibt es keine Rekrutenschule mehr.
Die Jugendlichen können jubeln.
Sie werden den Krieg nicht mehr lernen.
Sie werden sitzen, jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, und niemand wird sie aufschrecken.
Warum?
Sie werden in Sicherheit wohnen.
Die weltweite Abrüstung wird so geschehen, dass man das nicht einfach nur vernichtet, sondern recycelt.
Schwerter zu Pflugmessern, Speere zu Winzermessern.
Dann kommt diese Sicherheit.
Aber selbst dann wird die Saat des Kommunismus noch aufgehen.
Gog, der Fürst von Rosh, Meschech und Tubal, wird eine große Invasion mit herkömmlichen Waffen gegen Israel unternehmen.
Selbst traditionelle Waffen sind tödlich.
Die großen Massen, die im Krieg umkommen, waren schon früher furchtbar, auch ohne moderne Massenvernichtungswaffen.
Sie werden kommen, Israel ist in Sicherheit.
Dann wird der Herr endgültig Ruhe schaffen.
In Hesekiel 39, Vers 7 lese ich zuerst Vers 4:
„Auf den Bergen Israels wirst du fallen, du und alle deine Haufen und die Völker, die mit dir sind.
Den Raubvögeln allerlei Gefieders und den Tieren des Feldes habe ich dich zur Speise gegeben.
Auf dem freien Feld sollst du fallen.“
Vers 7:
„Und ich werde meinen heiligen Namen kundtun inmitten meines Volkes Israel und werde meinen heiligen Namen nicht mehr entweihen lassen.
Und die Nationen werden wissen, dass ich der Herr bin, der Heilige in Israel.“
„Siehe, es kommt und es wird geschehen, spricht der Herr der Ewige.
Das ist der Tag, von welchem ich geredet habe.“
Gott sagt: Nach diesem Angriff lasse ich meinen Namen nicht mehr entweihen.
Da ist Stopp.
Das ist der letzte Angriff.
Manche Ausleger setzen das mit dem König des Nordens gleich, mit dem die große Drangsalzeit beginnt, nachdem der Antichrist im dritten Tempel entweiht.
Das ist nicht dasselbe.
Das kommt ganz am Schluss.
Nach diesem Angriff ist Schluss für tausend Jahre.
Nach tausend Jahren wird Gott den Aufstand von Gog und Magog in Offenbarung 20 richten.
Das ist nicht dasselbe wie hier.
Das ist ein Angriff am Ende des tausendjährigen Reiches.
Darum kommen diese Ausdrücke nochmals vor, weil sie an diesen letzten Angriff am Anfang des tausendjährigen Reiches erinnern.
Die Gottlosigkeit des Kommunismus ist eine solche Saat, dass selbst wenn der Sohn Gottes auf Erden herrscht, sie dennoch einen Angriff wagen.
Das ist eine tiefe Rebellion gegen Gott.
Dann ist Schluss.
Das ist der letzte Angriff.
Das erklärt, warum diese Waffen sieben Jahre verheizt werden können.
Dann haben wir Kapitel 40 bis 48, den Endzeit-Tempel, wo wieder geopfert wird.
Aber warum?
Diese Opfer sind nur eine Erinnerung an Golgatha.
Der Herr Jesus hat das eine Opfer vollbracht im Jahr 32 nach Christus.
Damit waren alle Opfer erfüllt.
Von da an haben Christen das Abendmahl gefeiert.
Das war keine Wiederholung des Opfers, sondern ein Gedächtnis an Golgatha.
Dieses Gedächtnis wird nicht ewig sein, nur bis zur Entrückung (1. Korinther 11).
„Ihr verkündigt den Tod des Herrn, bis er kommt.“
Nach der Entrückung?
Dann haben diese Opfer im dritten Tempel ihre Bedeutung als Erinnerung an Golgatha.
Diese Opfer werden gestoppt, sobald der Antichrist den Tempel entweiht und der Überrest flieht.
Die große Drangsal beginnt.
Nach 1260 Tagen ist Ende.
Der Herr Jesus kommt wieder.
In Daniel 12 lesen wir, dass das Opfer ausbleiben wird, 1290 Tage.
Das heißt, 30 Tage nach der Wiederkunft Christi wird der Opferdienst wieder eingeführt.
Dann wird der Hesekiel-Tempel in seinem weiten Ausbau realisiert.
Diese Opfer in Hesekiel 40 bis 48 werden als Erinnerung an Golgatha da sein.
Sie haben keine Bedeutung und keinen Wert in sich.
Das ist wichtig festzuhalten.
Deshalb haben wir heute Morgen gesehen, dass Golgatha in den äußersten dritten Vorhof hineinfallen wird.
Der Golgatha-Felsen wird durch das ganze tausendjährige Reich gewissermaßen der Gedenkort sein, wo die Völker jährlich zum Laubhüttenfest kommen.
Sie sehen, dass das wahre Opfer in Jerusalem im Heidenvorhof geschehen ist.
Diese Opfer nach Hesekiel haben nur symbolische Bedeutung als Gedächtnis an Golgatha.
Ich wurde verschiedentlich gefragt, wo der Platz der Gemeinde ist.
Die Gemeinde wird mit Christus kommen, wenn er auf dem Ölberg erscheint.
Sie wird alles mit ihm teilen und mit ihm tausend Jahre herrschen (Offenbarung 20).
Viele andere Stellen bestätigen das.
In Lukas 19, im Gleichnis der Pfunde, sagt der Herr: „Ein treuer Knecht wird über zehn Städte regieren, ein anderer über fünf Städte, ein anderer über eine Stadt.“
Das heißt, der Herr wird den Gläubigen der Gemeinde, der Kirche, Regierungs- und Verwaltungsaufgaben während des tausendjährigen Reiches übertragen.
Wir werden mit den Menschen im tausendjährigen Reich Umgang haben, obwohl wir einen Auferstehungskörper haben, sie nicht.
Ein ganz normaler Umgang, wie der Herr als Auferstandener normalen Umgang mit den Jüngern hatte, mit ihnen aß und sprach.
Das wird ganz normal möglich sein.
Unsere Wohnung ist im Haus des Vaters im Himmel, dort wohnen wir, und auf der Erde arbeiten wir.
Es wird nie langweilig werden.
Wir müssen auch Probleme lösen.
1. Korinther 6 sagt Paulus: „Ihr habt Probleme in der Gemeinde und könnt sie nicht lösen; jetzt geht ihr vor das Gericht? Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden?“
Wenn ihr in der Zukunft die Probleme der Welt und juristische Probleme lösen werdet, warum könnt ihr sie nicht jetzt lösen?
Die Gemeinde hat die Aufgabe, zivilrechtliche Dinge zwischen Geschwistern in der Gemeinde zu regeln.
Das macht die Gemeinde.
Das hat praktische Bedeutung.
Wenn man weiß, dass wir mit Christus regieren werden, haben wir eine Würde, die uns verpflichtet, zwischenmenschliche Probleme in der Gemeinde mit Hilfe und Weisheit zu lösen, die Gott uns durch sein Wort geben will.
Nicht davonlaufen, sondern lösen.
Zu Hesekiel 38 und 39 noch etwas Wichtiges, was Antwort auf eine oft gestellte Frage gibt.
Am Schluss von Hesekiel 39 heißt es:
Vers 26: „Und sie werden ihre Schmach tragen und alle ihre Treulosigkeit, mit welcher sie treulos gegen mich gehandelt haben, wenn sie in ihrem Land sicher wohnen und niemand sie aufschreckt, wenn ich sie aus den Völkern zurückgebracht und sie aus den Ländern ihrer Feinde gesammelt habe und mich an ihnen geheidigt habe vor den Augen der vielen Nationen.
Sie werden wissen zum letzten Mal und sie werden wissen, dass ich der Herr, ihr Gott, bin, indem ich sie aus den Völkern weggeführt und wieder in ihr Land gesammelt habe und keinen mehr von ihnen dort übrig lasse.
Ich werde mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen, wenn ich meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen habe.“
So spricht der Herr der Ewige.
Erst dann kommt die völlige Sammlung der Juden aus aller Welt.
Es wird keine Diaspora mehr geben im Ausland, weder in New York noch irgendwo, auch nicht in Zürich, Enge und so.
Keinen mehr wird Gott zurücklassen.
Wichtig ist: Die Juden müssen nach der Bibel nicht alle vor der Wiederkunft Christi zurückkehren.
Manche Schlaumeier sagen: Rechnen wir mal aus, 122 Jahre, jetzt sind so und so viele Juden zurückgekehrt, aber wie viele gibt es noch im Ausland?
Dann können wir vielleicht noch ein paar hundert Jahre warten, bis alle zurückgekehrt sind vor der Wiederkunft Christi.
Die müssen gar nicht alle.
Nach der biblischen Prophetie kehrt ein Teil aus aller Welt zurück ins Land der Väter.
Die letzten werden erst nach der Wiederkunft Christi gesammelt.
Darauf bezieht sich Matthäus 24.
Nach der Beschreibung der Wiederkunft Jesu heißt es:
„Die Engel werden ausgesandt mit Posaunen, um die Auserwählten von den vier Winden her von den äußersten Enden des Himmels zu sammeln“ (Matthäus 24,31).
Das sind die Auserwählten aus Israel.
Sie werden alle ins Land Israel gesammelt.
Dann kommt die Geistesausgießung, Vers 29.
Das ist das Pfingsten nach Joel 3.
Das hat nichts mit unserer Zeit zu tun.
Wer glaubt, heute sei die Zeit einer neuen Geistesausgießung, hat den Kalender total durcheinandergebracht.
Das ist gefährlich.
Paulus sagt in 2. Timotheus 2, dass solche Leute den Glauben etlicher zerstören und umkehren, indem sie sagen, die Auferstehung sei schon geschehen.
Sie haben den Heilsplan Gottes durcheinandergebracht.
Die Auferstehung ist nicht jetzt.
Sie wird sein, wenn der Herr bei der Entrückung wiederkommt.
So ist es auch mit dem Kalender der Geistesausgießung nach Joel.
Die kommt erst am Anfang des tausendjährigen Reiches.
Details aus Hesekiel anschauen, zuerst den ersten Teil.
Ich habe erklärt, der erste Teil wird sinnvoll überschrieben mit „Der Weggang der Herrlichkeit des Ewigen“.
Das wollen wir näher anschauen.
Hesekiel 8: In der Vision sieht Hesekiel den ersten Tempel in Jerusalem.
Er flog nicht nur in der Vision aus dem Irak nach Israel in der Endzeit, sondern auch zur damaligen Zeit.
Er sah den ersten Tempel.
Ich lese Vers 3:
„Und er streckte das Gebilde einer Hand aus – ein Engel, der hier erscheint – und nahm mich beim Haarschopf meines Hauptes.
Der Geist hob mich zwischen Erde und Himmel empor und brachte mich in Gesichten Gottes nach Jerusalem an den Eingang des Tores des inneren Vorhofs, welches gegen Norden sieht.
Dort war das Lager der Schechina im Salomontempel, wo der Standort des Bildes der Eifersucht war, welches zum Eifer reizt.
Dort sah Hesekiel ein Götzenbild im Tempel aufgestellt.“
Und siehe, daselbst war die Herrlichkeit des Gottes Israels.
Er sah also im inneren Vorhof die Wolkensäule, die die Gegenwart Gottes anzeigte, die Schechina.
Dann wurde ihm gezeigt, wie viel Götzendienst in diesem Tempel betrieben wurde.
Ganz traurig sah er eine Gruppe führender Leute, wie sie ganz versteckt an einem Ort Götzendienst betreiben.
Ich lese Vers 11:
„Siebenzig Männer von den Ältesten des Hauses Israel und Jaasanja, der Sohn Schaffans, in ihrer Mitte stehend, standen davor, jeder mit seinem Rauchfass in der Hand.
Der Duft einer Weihrauchwolke stieg empor.“
Ganz im Versteckten im Tempelbezirk betrieben sie Götzendienst.
Wer ist dieser Jaasanja ben Schaffan?
Das ist eine traurige Gestalt.
Schaffan ist bekannt aus der Erweckungszeit von König Josia.
Einige Jahre früher wurde von Hohepriester Hilkija, als er den Tempel restaurierte, das fünfte Buch Mose, die Originalrolle von Mose, wiedergefunden.
Hilkija gab diese Rolle dem Schreiber Schaffan, der so gut lesen konnte.
Schaffan ließ diese Rolle dem König verlesen.
Das löste eine gewaltige Erweckung und Erneuerung aus: „Zurück zur Bibel, zurück zur Heiligen Schrift.“
Schaffan war ein Mann, den Gott in der Erneuerung gebrauchen konnte.
Das ist einer seiner traurigen Söhne, der führend im Götzendienst war.
Er ist selbst vor Gott verantwortlich.
Nicht die Eltern können einfach verantwortlich gemacht werden für die Kinder, das zeigt sich hier.
In der Familie Schaffan gibt es andere, die den Weg mit dem Gott Israels gegangen sind, aber Jasanja nicht.
Noch etwas Abscheuliches sieht Hesekiel, Vers 14:
„Und er brachte mich an den Eingang des Tores des Hauses des Herrn, das gegen Norden ist.
Siehe, dort saßen die Frauen, welche den Tammuz beweinten.
Er sprach zu mir: ‚Hast du gesehen, Menschensohn? Du sollst noch größere Gräuel sehen als diese.‘“
Tammuz ist ein babylonischer Fruchtbarkeitsgott, entspricht dem Baal der Kanaaniter.
Die Kanaaniter lehrten Baal: Nach der fruchtbaren Zeit stirbt er, die Sommerhitze, das ist der Gott Mot, tötet ihn.
Dann ist er tot, bis er im Frühjahr wieder aufersteht und neue Fruchtbarkeit bringt.
Es gab diesen Mythos von Tammuz, dem sterbenden und wieder auferstehenden Gott, entsprechend dem Zyklus von Fruchtbarkeit und Dürre im Land Kanaan.
Es gab den Ritus, dass besonders Frauen den Tod der Fruchtbarkeit Gottes Baal/Tammuz beweinten.
Das wurde im Tempel gemacht.
Es gibt noch Schlimmeres.
Vers 16:
„Er brachte mich in den inneren Vorhof des Hauses des Herrn.
Am Eingang des Tempels des Herrn, zwischen der Halle und dem Altar, waren fünfundzwanzig Männer.
Ihre Rücken waren gegen den Tempel des Herrn, ihre Gesichter gegen Osten gerichtet.
Sie bückten sich gegen Osten hin vor der Sonne.“
Gott sagte: „Ich muss sie richten.“
Der Tempel in Jerusalem war so ausgerichtet, dass man in den inneren Vorhof von Osten kam.
Die Eingänge waren gegen Osten gerichtet.
Der Eintretende hatte den Rücken gegen die Sonne.
Das ist anders als in Ägypten.
Dort sind die Tempel oft genau umgekehrt orientiert.
Der Eintretende hatte sein Gesicht gegen die aufgehende Sonne.
Die Sonne war einer der höchsten Götter.
Der Pharao wurde mit dem Sonnengott in Verbindung gebracht: Re, Re Amun oder Aton, die Sonnenscheibe.
Man betrachtete die Sonne als einen Gott, der am Morgen aufersteht und am Abend stirbt.
Er geht in die Unterwelt, um am nächsten Tag wieder neu aufzuerstehen.
Darum war es wichtig, den Blick gegen Sonnenaufgang zu haben.
Die Israeliten kehrten der aufgehenden Sonne den Rücken zu und hatten das Gesicht gegen das Haus, das Tempelhaus, das Allerheiligste.
Sie wollten nicht der Schöpfung begegnen, sondern dem Schöpfer.
Was machen diese Männer?
Sie drehen den Rücken gegen das Tempelhaus, damit sie die Gesichter gegen die aufgehende Sonne über dem Ölberg haben.
Es ist eine bewusste Abwendung von dem Gott der Bibel.
Das ist genau das, was unsere Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten seit den sechziger Jahren gemacht hat: Rückkehr zur Natur und zu Naturgöttern.
Man glaubt an kosmische Kräfte in der Natur, in Heilmitteln, in Edelsteinen usw.
Das ist die Verehrung der Schöpfung und von angeblichen Schöpfungskräften anstatt den Schöpfer zu verehren.
Der Rücken ist gegen das Tempelhaus, das Gesicht gegen die Sonne.
Gott sagt: Das ist genug Grund, ich muss Jerusalem zerstören.
Wir haben die Wolke der Herrlichkeit gesehen, Kapitel 8, Vers 4.
Schauen wir Kapitel 9, Vers 3:
„Und die Herrlichkeit des Gottes Israels erhob sich von dem Cherub, über welchem sie war, zur Schwelle des Hauses hin.“
Da sieht Hesekiel sie am Eingang des Tempelhauses.
Nächste Stelle, Kapitel 10, Vers 3 und 4:
„Und die Wolke erfüllte den inneren Vorhof, und die Herrlichkeit des Herrn hatte sich von dem Cherub auf die Schwelle des Hauses hin erhoben.“
Weiter, Vers 18:
„Und die Herrlichkeit des Herrn begab sich von der Schwelle des Hauses hinweg und stellte sich über die Cherubim.
Die Cherubim erhoben ihre Flügel und hoben sich vor meinen Augen von der Erde empor, als sie sich hinweg begaben.
Die Räder waren neben ihnen, und sie stellten sich an den Eingang des östlichen Tores des Hauses des Herrn.
Die Herrlichkeit des Gottes Israels war oben über ihnen, beim Osttor des Tempels.“
Weiter, Kapitel 11, Vers 22:
„Und die Cherubim erhoben ihre Flügel, und die Räder waren neben ihnen, und die Herrlichkeit des Gottes Israels war oben über ihnen.
Die Herrlichkeit des Herrn erhob sich aus der Mitte der Stadt und stellte sich auf den Berg, welcher gegen Osten der Stadt ist.“
Der Ölberg.
Jetzt ist die Schechina aus dem Tempelhaus hinausgegangen.
Sie hatte den inneren Vorhof erfüllt, ging durch das Osttor hinaus – das Tor, wo heute das goldene Tor ist, mit den originalen Torpfosten des Tempelosttors.
Sie ging hinüber auf den Ölberg und verschwand.
Die Schechina kam nie mehr zurück, als der zweite Tempel gebaut wurde.
Aber wir haben heute Morgen gelesen, Hesekiel 43, wie Hesekiel sieht, wie die Schechina am Anfang des tausendjährigen Reiches zurückkehren wird.
Von Osten her durch das Osttor in den Tempel hinein.
Das Osttor wird geschlossen werden, um zu zeigen: Gott wird sein Volk nie mehr verlassen.
Bis ans Ende der Welt wird die Schechina bleiben.
Sehr eindrücklich, wie man diesen Weggang sieht.
Gott war geduldig.
Er ging nicht sofort weg aus diesem Tempel, obwohl so viel Gräuel und Sünden im Tempelbezirk waren.
Die Wolke geht zögerlich weg.
Man könnte sagen, es ist dem Herrn keine Freude, hier wegzugehen, aber er muss, weil mit der Sünde nicht gebrochen wird.
Dann ging er weg.
Das kann man auf eine Kirche übertragen, die den Weg Gottes und sein Wort verlässt.
Da muss Gott auch weg.
Damit müssen auch diejenigen, die ihm nachfolgen, weg.
Eindrücklich ist, dass Hesekiel inmitten Jerusalems Leute sieht, die trauern und leiden unter den Missständen im Volk Gottes.
Hesekiel 9: Er sieht Engel, die kommen, um die Stadt zu zerstören, Engel, die hinter der Szene standen, als die Babylonier Jerusalem zerstören mussten.
Ich lese Kapitel 9, Vers 4:
„Da sieht Hesekiel einen Engel in Leinen gekleidet mit einem Tintenfass eines Schreibers an seiner Hüfte.
Der Herr sprach zu ihm: ‚Gehe mitten durch die Stadt, mitten durch Jerusalem, und mache ein Zeichen an die Stirnen der Leute, welche seufzen und jammern über all die Gräuel, die in ihrer Mitte geschehen.‘
Zu jenen sprach er: ‚Geht hinter ihm her durch die Stadt und schlagt, euer Auge schone nicht und erbarmt euch nicht.
Mordet bis zur Vertilgung Greise, Jünglinge, Jungfrauen, Kinder und Weiber.
Naht euch niemandem, an welchem das Zeichen ist.
Bei meinem Heiligtum sollt ihr anfangen.‘
Sie fingen bei den alten Männern an, welche vor dem Haus waren.“
Gott sieht in Jerusalem diejenigen, die traurig sind über die Missstände und den Götzendienst.
Da muss dieser Engel ein Zeichen an ihre Stirn machen, damit diese Personen im Gericht verschont werden.
Jeremia war einer dieser Menschen.
Er kam lebend aus dem Krieg.
Die Babylonier wussten genau, wo Jeremia stand, und töteten ihn nicht.
Er hatte ein unsichtbares Zeichen an der Stirn.
Das hebräische Wort hier für Zeichen heißt „Taw“.
Das ist gleichzeitig der Name für den letzten Buchstaben im Alphabet, das T.
Das T schrieb man zur Zeit Hesekiels im Hebräischen als ein Kreuz.
Man malte ein Kreuz auf die Stirn.
Diejenigen, die das Kreuzzeichen auf der Stirn hatten, sollten vor dem göttlichen Gericht verschont werden.
Das ist ein eindrücklicher Hinweis auf die einzige rettende Grundlage, das Kreuz von Golgatha.
Das wollte ich zu diesem besonderen Teil in der ersten Partie von Hesekiel, dem Weggang der Wolke der Herrlichkeit, sagen.
Die Rückkehr der Wolke der Herrlichkeit haben wir heute Morgen behandelt.
Jetzt möchte ich noch eine Perle aus dem Mittelteil herausgreifen: Die Prophetie über die Heidenvölker.
Ich lese aus Hesekiel 26 die Prophetie über den Untergang von Tyrus.
Tyrus war damals etwa das, was heute New York ist – das Zentrum des Welthandels.
Die Tyrer, die Libanesen dort, wurden steinreich durch die Kontrolle des internationalen Handels im Mittelmeer und weit darüber hinaus in der ganzen alten Welt.
Die Tyrer freuten sich, als sie hörten, dass Jerusalem unterging.
So konnten sie noch mehr Einnahmen sichern, die in Jerusalem auf der Handelsroute abgezwackt wurden.
Hesekiel 26, Vers 1:
„Und es geschah im elften Jahr, also 586, am ersten des Monats, da geschah das Wort des Herrn zu mir: ‚Menschensohn, darum, dass Tyrus über Jerusalem spricht: ‚Haha, zerbrochen ist die Pforte der Völker, sie hat sich mir zugewandt, ich werde erfüllt werden, sie ist verwüstet.‘“
Jetzt kann Jerusalem keinen Zoll mehr verlangen für die Händler, die von Süden in den Libanon kommen.
Darum spricht der Herr der Ewige:
„Siehe, ich will an dich, Tyrus, und ich werde viele Nationen wieder dich heraufbringen, wie das Meer seine Wellen heraufführt.
Sie werden die Mauern von Tyrus zerstören und seine Türme abbrechen.
Ich werde seine Erde von ihm wegfegen und es zu einem kahlen Felsen machen.
Ein Ort zum Ausbreiten der Netze wird es sein, mitten im Meer.
Denn ich habe geredet, spricht der Herr der Ewige, und es wird die Nationen zur Beute werden.
Seine Töchter, die auf dem Gefilde sind, werden mit dem Schwert getötet.
Sie werden wissen, dass ich der Herr bin, denn so spricht der Herr der Ewige.
Siehe, ich werde Nebukadnezar, den König von Babel, den König der Könige von Norden, hier gegen Tyrus bringen mit Rossen und Wagen und Reitern und mit einer großen Volksschar.
Er wird deine Töchter auf dem Gefilde mit dem Schwert töten.
Er wird Belagerungstürme gegen dich aufstellen, einen Wall gegen dich aufschütten und Schilde gegen dich aufrichten.
Er wird seine Mauerbrecher wieder ansetzen und deine Türme mit Eisen niederreißen.
Von der Menge seiner Rosse wird ihr Staub dich bedecken.
Vor dem Lärm der Reiter, Räder und Wagen werden deine Mauern erbeben.
Wenn er in deine Tore einzieht wie in eine erbrochene Stadt.
Mit den Hufen seiner Rosse wird er alle deine Straßen zerstampfen.
Dein Volk wird er mit dem Schwert töten.
Die Bildsäulen deiner Stärke werden zu Boden sinken.
Sie werden dein Vermögen rauben und deine Waren plündern.
Sie werden deine Mauern abbrechen und deine Prachthäuser niederreißen.
Deine Steine, dein Holz und deinen Schutt werden sie ins Wasser werfen.
Ich werde dem Getöne deiner Lieder ein Ende machen.
Der Klang deiner Lauten wird nicht mehr gehört werden.
Ich werde dich zu einem kahlen Felsen machen, ein Ort zum Ausbreiten der Netze.
Du wirst nicht wieder aufgebaut werden.“
Wir haben einige klare Prophezeiungen: Die Mauern von Tyrus werden zerstört, Tyrus wird ein kahler Fels, die Menschen auf dem Gefilde werden getötet, Nebukadnezar wird Tyrus zerstören.
Schließlich wird das Vermögen geraubt, und Steine, Holz und Schutt werden ins Wasser geworfen.
Dann wird Tyrus ein kahler Fels sein, wo man Netze ausspannt.
Das hat sich so erfüllt.
Einige Jahre später, in den Jahren 585 bis 573, haben die Babylonier unter Nebukadnezar Tyrus dreizehn Jahre belagert.
Schließlich haben sie die ganze Stadt dem Erdboden gleichgemacht.
Aber die schlauen Tyrer hatten eine Flotte.
Sie nahmen alle Reichtümer aus der Stadt auf ihre Schiffe und fuhren hinaus auf die vorgelagerte Insel vor Tyrus.
Sie sagten: „Lieber Nebukadnezar, du hast nichts gekriegt.“
Tyrus wurde zerstört, alle Punkte wurden erfüllt.
Aber Nebukadnezar konnte ihren Reichtum nicht plündern.
Tyrus war von nun an eine Ruinenstadt.
Aber nichts von dem wurde ins Wasser geworfen und es wurde kein kahler Fels, wo man Netze ausspannt.
Man hätte sagen können: Das ist ein Beispiel für falsche Prophetie.
Nur ein Teil hat sich erfüllt, aber nicht alles.
Hesekiel ein Falschprophet?
Nein.
Lesen wir den Text genau.
Ich habe meine Bibel immer angestrichen, wenn es heißt, ab Vers 7: Nebukadnezar.
Dann heißt es im selben Vers 8 und 11: Er.
Das hat sich unter Nebukadnezar erfüllt.
Dann Vers 12 heißt es:
„Sie werden dein Vermögen rauben und deine Waren plündern und deine Mauern abbrechen und deine Prachthäuser niederreißen.
Deine Steine, dein Holz und deinen Schutt werden sie ins Wasser werfen.“
Dieser Wechsel von „Er“ auf „sie“ ist eigentümlich.
Man musste etwas warten.
332 kommt Alexander der Große.
Er will die Stadt auf der Insel erobern.
Er hat keine Flotte, aber gute Ingenieure.
Sie warfen die Ruinen von Alt-Tyrus ins Meer.
Sie bauten einen Damm von etwa einem Kilometer zur Insel.
Sie bauten hohe Türme mit Rädern, etwa 30 Meter hoch.
Sie fuhren damit über den Damm und eroberten die Stadt auf der vorgelagerten Insel und plünderten sie.
Sie mussten viel Material ins Meer werfen, sodass die Stadt wirklich ein kahler Fels wurde.
Die Steine reichten nicht, also warfen sie auch den Schmutz und Dreck von Alt-Tyrus ins Meer, um den Damm zu bauen.
Das hat sich alles erfüllt, erst mit Alexander.
Genau da, wo der Prophet von „er“ auf „sie“ wechselt, hat sich das erfüllt.
Die Archäologie hat ein Problem mit Tyrus.
Man konnte Tyrus nicht mehr finden.
Archäologisch nicht belegbar.
Den Felsen kennt man.
Durch Schwemmsand wurde der Damm angereichert, sodass die vorgelagerte Insel heute eine Halbinsel ist.
Dort ist das moderne Tyrus von heute.
Der Fels ist immer noch dort.
Fischer spannen dort heute Netze zum Trocknen auf.
Ich möchte noch Hesekiel 26, Vers 20 lesen:
„So werde ich dich hinabstürzen zu denen, welche in die Gruben hinabgefahren sind, zu dem Volk der Urzeit, und werde dich wohnen lassen in den untersten Orten der Erde, in den Trümmern von der Vorzeit, mit denen, welche in die Grube hinabgefahren sind, auf dass du nicht mehr bewohnt werdest.
Ich werde Herrlichkeit setzen in dem Lande der Lebendigen.
Zum Schrecken werde ich dich machen, und du wirst nicht mehr sein.
Du wirst gesucht und in Ewigkeit nicht wiedergefunden werden, spricht der Herr der Ewige.“
Die Gegner, die Gottesleugner, hätten bis heute Gelegenheit, dort wieder eine Stadt aufzubauen.
Dann könnten sie dieses Wort widerlegen.
Es ist nie geschehen.
Die Prophetie hat sich bis in unsere Zeit erfüllt.
Man muss manchmal Geduld haben, um die Phasen in der Erfüllung abzuwarten.
Das ist eine schöne Perle aus dem Buch Hesekiel.
Wir wollen zum Schluss miteinander danken.
Die Bedeutung der Begegnung mit Gottes Herrlichkeit für den Dienst
Und so sehen wir immer wieder, dass Diener Gottes in der Bibel berufen werden, und zwar in Verbindung damit, dass sie zuerst von Gottes Herrlichkeit überwältigt sind.
Bei Jesaja sehen wir das deutlich: Er hatte zwar schon einen gewissen Dienst getan, aber in Kapitel 6 kommt eine ganz spezielle Dienstberufung. Dort sieht er die Herrlichkeit Gottes.
Wir erkennen das auch bei Johannes. Natürlich hat er schon ein Leben lang gedient, aber dann musste er die göttliche Offenbarung zum Abschluss bringen, das letzte Buch der Bibel schreiben. Dabei erscheint ihm der Sohn Gottes in seiner Herrlichkeit so überwältigend, dass Johannes – der ihn wohl am besten kannte von allen Jüngern, nicht nur wohl, sondern mit Bestimmtheit – der Jünger war, den Jesus liebte und der sich der Liebe des Sohnes Gottes am meisten bewusst war. Dennoch war er so überwältigt, dass er wie tot zu Boden fiel.
Dieser tiefe Eindruck der Größe Gottes, der Größe des Sohnes Gottes, war auch dort wieder quasi der Ausgangspunkt für einen ganz speziellen weiteren Dienst.
Oder denken wir an das besondere Werkzeug Gottes, den Apostel für die Heiden, Paulus. Er sah die Herrlichkeit des Sohnes Gottes als ein Licht, heller als das Licht der Sonne. Das war der Ausgangspunkt für einen ganz entscheidenden und wichtigen Dienst für die ganze Zeit der Gemeinde von zweitausend Jahren.
Wir sehen also, dass eine wichtige Voraussetzung für einen Dienst für Gott dieses Überwältigtsein von der Größe und Herrlichkeit Gottes ist – von seiner Autorität, seiner Souveränität und seiner Macht – sowie die Überzeugung der eigenen Kleinheit.
Warum betet Hesekiel auf dem Boden, sein Gesicht zum Boden? Das bedeutet: Gott ist so groß, und ich bin so klein. Das ist die Bedeutung dieser Gebetshaltung.
Und das ist eine ganz wesentliche Voraussetzung für einen gesegneten Dienst. Wer sich selbst wichtig nimmt, ist von vornherein disqualifiziert für den Dienst. Und wer nicht die Herrlichkeit und Größe Gottes vor Augen hat, ist auch nicht fähig für diesen Dienst.
Der Heilige Geist als Kraftquelle für den Dienst
Aber dann sehen wir den Geist Gottes als Kraft für den Dienst. Das Thema Heiliger Geist ist im Buch Hesekiel ganz entscheidend wichtig. Ich habe hier im Skript alle 19 Erwähnungen des Heiligen Geistes aufgeführt. Es beginnt schon in Kapitel 1, Vers 12, dann 20 und so weiter, und dann eben hier in Kapitel 2, Vers 2.
Der Heilige Geist kommt in Hesekiel hinein und wird die Kraft für den Dienst. Einen Unterschied sehen wir bei Hesekiel darin, wie der Geist Gottes wiederholt in ihn kommt. Das heißt also, zwischendurch hat der Geist ihn auch wieder verlassen. Das gibt es in der Zeit der Gemeinde nicht.
Der Herr Jesus sagt in Johannes 14, als er das Kommen des Geistes Gottes an Pfingsten ankündigte, in Vers 15:
„Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote, und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Sachwalter senden, dass er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht, noch ihn kennt. Ihr aber kennt ihn, denn er bleibt bei euch, und er wird in euch sein, in Ewigkeit bei euch.“
„Er bleibt bei euch, er wird in euch sein.“ Das ist eine Zusage, die alttestamentliche Propheten nicht hatten, denn der Geist Gottes war nicht in der Weise hier auf Erden gegenwärtig, wie er es seit Pfingsten ist. Das Wohnen des Geistes in der Gemeinde Gottes gab es im Alten Testament nicht in dieser Weise.
Wir sind also ganz besonders bevorrechtigt, um einen Dienst zu tun, bei dem wir Gottes Stärkung immer wieder erleben. Gott macht stark. Der Heilige Geist kommt nicht immer und immer wieder in die Gläubigen hinein. Aber wir werden aufgefordert, in Epheser 5, Vers 18:
„Und berauscht euch nicht mit Wein, in welchem Ausschweifung ist, sondern seid mit dem Geist erfüllt, redend zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern.“
Besser übersetzt heißt es: „Werden Sie mit dem Geist erfüllt.“ Die griechische Zeitform hier ist Imperativ Präsens. Jeder, der die Grammatik des Griechischen lernt, weiß, dass das Imperfekt Präsens immer wieder, also repetitiv bedeutet. Das heißt, wir sollen immer wieder mit dem Geist Gottes erfüllt werden.
Das bedeutet: Bei jedem neuen Dienst, den wir für den Herrn tun, will der Heilige Geist sich entfalten in seiner Wirkung. Er ist da, aber für jeden Dienst will er sich neu entfalten. Und dafür müssen wir immer wieder neu erfüllt werden.
Was ist der Dienst hier? Reden zueinander in Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern. Das Singen hat also bereits eine prophetische Bedeutung. Wenn wir das ganz bewusst tun, hat das einen sehr wichtigen Stellenwert.
Nehmen wir zum Beispiel das Lied „Befiehl du deine Wege und was dein Herz erkränkt, der allertreusten Pflege, des der den Himmel lenkt.“ Da will der Heilige Geist durch uns wirken, wenn wir singen und uns durch Lieder gegenseitig ermutigen.
Nirgends lesen wir, dass wir um die Erfüllung mit dem Heiligen Geist bitten müssen. Das geschieht automatisch, wenn wir es nicht verhindern.
Epheser 4, Vers 30 sagt:
„Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, durch welchen ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan samt aller Bosheit.“
Wir können also den Heiligen Geist in uns betrüben, und damit wird er in seiner Wirkung zurückgehalten. Das Betrüben geschieht durch Sünde, Bitterkeit, Wut, Zorn und ähnliches.
Hesekiel hatte also Voraussetzungen, die wir nur weniger gut erfüllen. Trotzdem war sein Name „Gott macht stark“ angebracht.
Hesekiels Auftrag trotz Widerstand
In seiner Berufung wird dem Propheten klargemacht, dass er sagen muss, was Gott ihm sagt. Dennoch wird Israel nicht auf ihn hören. In Kapitel 3, Vers 7 heißt es: "Aber das Haus Israel wird nicht auf dich hören wollen, denn sie wollen nicht auf mich hören, denn das ganze Haus Israel ist von harter Stirn und verstocktem Herzen."
In Kapitel 3, Vers 16 wird ihm gesagt, dass er trotz dieses Wissens sprechen muss: "Es geschah am Ende von sieben Tagen, da geschah das Wort des Herrn zu mir: 'Menschensohn, ich habe dich dem Haus Israel zum Wächter gesetzt, und du sollst das Wort aus meinem Mund hören und sie von mir warnen. Wenn ich zu dem Gesetzlosen spreche: Du sollst gewisslich sterben, und du warnst ihn nicht und redest nicht, um den Gesetzlosen von seinem gesetzlosen Weg zu warnen, um ihn am Leben zu erhalten, so wird er, der Gesetzlose, wegen seiner Ungerechtigkeit sterben, aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern.'"
Ezekiel ist also verantwortlich dafür, zu warnen, obwohl er von Anfang an nicht damit rechnen durfte, dass die Massen auf ihn hören würden. Das ist sicherlich frustrierend. Was hat er falsch gemacht? Wahrscheinlich fehlte die Technik, die nötige Musik, der Rhythmus oder das Marketing? Nein. Er war ein Prophet Gottes, der die Herrlichkeit Gottes gesehen hatte und vom Heiligen Geist erfüllt war. Trotzdem sollte er einen Dienst tun, der nicht von großer Fruchtbarkeit geprägt war. Aber er musste die Dinge sagen.
Was er sagte, sollte Bedeutung haben für Gottes Volk und auch für die Kirche über die kommenden Jahrtausende hinweg. Doch was er in seiner Zeit ernten konnte, war noch nicht großartig. Das hilft uns, unsere Prioritäten in der heutigen Zeit richtig zu setzen.
Wir leben in einer Gesellschaft, die in den vergangenen Jahrzehnten ganz bewusst die Abkehr von Gott und seinem Wort gewählt hat. Denken wir an die 1960er Jahre, an die späten 1960er und so weiter. Doch Gott beruft uns auch in einer solchen Gesellschaft, das Evangelium weiterzugeben. Wir wissen, dass die Menschen massenweise verhärtet sind. Wir erleben das selbst und sehen es auch an unseren Freunden in der Dritten Welt. Sie können uns erzählen, was sie alles Wunderbares erleben und wie dort Menschen zum Glauben kommen.
Ich war vor einiger Zeit in Indien. Wenn man dort sieht, wie Hindus zum Glauben kommen und von ihren Göttern befreit werden, ist das beeindruckend. Ebenso sieht man, wie sich in China das Werk Gottes entwickelt. Bei uns ist das nicht so. Aber sie haben nicht die bessere Technik, sie haben dasselbe Evangelium. Der Unterschied ist, dass unsere Gesellschaft verhärtet ist.
Das darf jedoch nicht zu dem falschen Schluss führen, dass wir passiv werden dürfen. Wir müssen warnen. Wenn sich auch nur einzelne warnen lassen, ist das schon eine Frucht für die Ewigkeit.
Wir können viel von Ezekiel lernen. Gott sagt ihm in Kapitel 3, Vers 8: "Siehe, ich habe deine Stirn hart gemacht gegenüber ihrem Angesicht, und deine Stirn hart gegenüber ihrer Stirn, wie einen Diamanten, der härter ist als ein Fels, habe ich deine Stirn gemacht. Fürchte sie nicht und erschrick nicht vor ihrem Angesicht, denn ein widerspenstiges Haus sind sie."
Ezekiel bekommt die Kraft, wirklich wie sein Name es sagt, zu seiner Botschaft zu stehen und nicht zurückzuschrecken. Auch wir haben die Verantwortung, diesen Dienst in Hingabe und mit Überzeugung mutig weiter auszuüben – ohne auf die Zahl der Menschen zu achten, die zum Glauben kommen. Nichts von Passivität.
Die ständige Sicht der Herrlichkeit Gottes als Kraftquelle
Hesekiel hat am Anfang die Herrlichkeit Gottes gesehen, doch er sieht sie immer wieder neu. Das ist wichtig für jeden Dienst, denn jeder Gläubige ist zum Dienst berufen.
Beim Lesen der Bibel sollten wir daher immer ganz bewusst die Herrlichkeit des Sohnes Gottes wahrnehmen. So können wir mit Johannes sagen: „Und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, die Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“ (Johannes 1,14). Diese Erkenntnis stärkt uns für den Dienst.
Es ist also wichtig, die Bibel bewusst mit dem Ziel zu lesen, die Herrlichkeit Gottes zu schauen. Die Herrlichkeit Gottes wird im Buch Hesekiel achtzehnmal erwähnt. Ich habe alle Stellen auf dem Skript aufgeführt. Besonders in Hesekiel steht die Herrlichkeit Gottes in engem Zusammenhang mit der wundersamen Wolke und der nächtlichen Feuersäule.
Diese Wolke und Feuersäule sind Ausdruck der Herrlichkeit und Gegenwart Gottes. Schon über der Stiftshütte und später über dem Salomontempel war sie sichtbar. In den weiteren Visionen sieht Hesekiel, wie sich diese Wolke vom Salomontempel entfernt, noch bevor Nebukadnezar das Haus zerstören konnte. Darauf werden wir später noch eingehen.
Das Thema „Herrlichkeit Gottes“ spielt also eine große Rolle – nicht nur in Hesekiel, sondern auch für uns heute. Im Johannes-Evangelium sagt der Herr Jesus in seiner Abschiedsrede (Vers 13): „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was immer er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen. Er wird mich verherrlichen.“
Wir sehen hier den Zusammenhang in Hesekiel zwischen der Herrlichkeit Gottes und der häufigen Erwähnung des Geistes Gottes. Der Geist Gottes zeigt die Herrlichkeit Gottes und stellt die Herrlichkeit des Sohnes Gottes ins Zentrum. Das haben wir heute Morgen schon gesehen.
Mich beeindruckt immer wieder, wenn ich daran denke: Betrachtet man den Tempel des Hesekiel, so schneidet die Diagonale durch seine Vorhöfe genau den Altar, an dem sich die Herrlichkeit Gottes in dem Opfer Jesu auf höchster Weise entfaltet hat.
Der Ausdruck „Menschensohn“ und seine Bedeutung
Hesekiel wird häufig als „Menschensohn“ bezeichnet. Das haben wir bereits in Kapitel 2, Vers 1 gesehen, wo es heißt: „Und er sprach zu mir: Menschensohn, stelle dich auf deine Füße.“ Im Hebräischen steht hier „Ben Adam“, also „Sohn Adams“. Dieser Ausdruck kommt in Hesekiel 93 Mal vor und im gesamten Alten Testament 107 Mal.
Es wird dadurch deutlich, dass Hesekiel förmlich von diesem Ausdruck „Menschensohn“ geprägt ist. Was will uns das sagen? Es stellt eigentlich dar, was ein Mensch nach Gottes Gedanken ist. Was ist ein wirklicher Mensch nach Gottes Gedanken? Das ist jemand, der sich vor Gottes Herrlichkeit beugt und Gott gehorsam dient. Dann ist man wirklich Mensch.
Im Mittelpunkt steht also nicht das eigene Ich oder der Mensch an sich – das wäre Humanismus. Der Humanismus hat ab der Renaissancezeit in Europa bewusst entschieden: „Wir setzen nicht mehr Gott ins Zentrum, sondern den Menschen.“ Das war eine verhängnisvolle Entscheidung, unter der wir heute noch leiden. Man ging davon aus, dass der Mensch, wenn er im Mittelpunkt steht und durch Schule, Bildung und Kunst gefördert wird, immer edler und besser werden wird.
Nach einigen Jahrhunderten Humanismus in Europa haben wir jedoch, vom Zentrum Europas ausgehend, zwei Weltkriege erlebt. Das ist fatal. Der Mensch kann nicht wirklich Mensch sein, wenn er sich selbst in den Mittelpunkt stellt.
Hesekiel zeigt uns hingegen, wie man wirklich Mensch sein kann: Wenn man Gott, Gottes Thron und Gottes Autorität ins Zentrum stellt, dann kann man wirklich Mensch sein. Dann ist man ein wahrer Menschensohn.
Gottesbezeichnungen im Buch Hesekiel
Gott wird im Buch Hesekiel sehr oft genannt „Der Herr der Ewige“. In der Lutherbibel ist hier „Herr“ einmal mit großem Anfangsbuchstaben und einmal normal geschrieben. Im Hebräischen lautet der Name Adonai, Yahweh. Adonai bedeutet „Herr“, also derjenige, der Autorität hat. Yahweh bedeutet „der Seiende“, „der Ewigseiende“ oder „der Unwandelbare“, also „der Ewige“.
Diese Gottesbezeichnung kommt in Hesekiel 210 Mal vor, im gesamten Alten Testament 287 Mal. Das zeigt, wie typisch dieser Ausdruck für das Buch Hesekiel ist. Die Autorität Gottes wird durch den Namen Adonai zum Ausdruck gebracht.
Was hat Hesekiel als Erstes gesehen? Gott auf dem Thron. Und Yahweh zeigt, dass Gott der Ursprung aller Dinge ist. Viele Menschen suchen das Glück in sich selbst und sagen, man müsse sich selbst finden, um glücklich zu werden. Dabei sucht man den Ursprung der Dinge in sich selbst.
Hätte man doch das Lied von Paul Gerhardt besser gesungen, das so deutlich sagt, dass alle unsere Quelle und unser Ursprung in Gott ist. Das wird durch Yahweh ausgedrückt: Von ihm kommt alles.
Nur so kann der Mensch wirklich glücklich und wahrhaftig Mensch sein, wenn er ihn erkennt – den Herrn als den Herrn der Ewige, Adonai Yahweh.
Hesekiels besondere prophetische Berufung und sein Schweigen
Hesekiel war ein ganz ungewöhnlicher Prophet. In Kapitel 3, Verse 24 bis 27 wird erklärt, dass Gott ihn für eine gewisse Zeit stumm machte. Er konnte nur dann sprechen, wenn es um prophetische Dinge ging; sonst schwieg er einfach.
Oft wird angenommen, dass das Evangelium auf eine theatralische Weise verkündet wird. Hesekiel musste tatsächlich einige Dinge durch Darstellungen predigen. Zum Beispiel sagte Gott ihm, er solle vor dem Volk eine bestimmte Anzahl von Tagen auf einer Seite liegen und dann auf der anderen Seite. Außerdem sollte er nur noch eine Tagesration Brot essen, die eigentlich nicht ausreichte, um den Kalorienbedarf zu decken. Auch das Wasser war begrenzt. Diese drastischen Maßnahmen wählte Gott, weil das Volk nicht mehr auf sein Wort hörte.
Das war jedoch nicht einfach lustig oder unterhaltsam. Es ist nicht unterhaltsam, wenn jemand nichts spricht, außer über geistliche Dinge. Vielmehr sollte es schockieren. Gott wollte die Menschen dadurch zum Nachdenken bringen: Was ist das für ein Wort, das Hesekiel spricht? Alles andere, das Alltägliche, hatte keine Bedeutung mehr – nur noch das Geistliche zählte.
Auch Hesekiels Darstellungen waren oft sehr schockierend. Es war keine Unterhaltung, sondern eine ernste und eindringliche Botschaft. Er führte kein Theater auf, sondern stellte die Dinge in knapper, bescheidener Weise bildlich dar.
Diese Stummheit wurde dann aufgehoben, wie in Kapitel 24, Verse 25 bis 27 beschrieben. Das geschah ab dem Zeitpunkt, als Gott die Zerstörung Jerusalems und des Tempels offenbarte und als Hesekiel den Tod seiner Frau erlitt.
Hesekiels Reden und die Reaktion des Volkes
Was Hesekiels Reden betrifft, erfahren wir einiges in Kapitel 33, Vers 30:
„Und du, Menschensohn, die Kinder deines Volkes unterreden sich über dich an den Wänden und in den Türen der Häuser, und einer redet mit dem anderen, ein jeder mit seinem Bruder, und spricht: ‚Kommt doch und hört, was für ein Wort von dem Herrn ausgeht!‘“
Sie kommen scharenweise zu ihm, sitzen vor ihm als sein Volk und hören seine Worte. Doch sie tun sie nicht, sondern handeln so, wie es ihrem Munde angenehm ist. Ihr Herz geht ihrem Gewinn nach. Sie sehen Hesekiel wie ein liebliches Lied, wie jemanden, der eine schöne Stimme hat und gut zum Spielen versteht. Sie hören seine Worte, doch sie setzen sie nicht um.
Wenn es aber kommt – siehe, es kommt –, dann werden sie wissen, dass ein Prophet in ihrer Mitte war.
So war Hesekiels Reden eindrücklich, wie ein Sänger, der sich mit seinem Seitenspiel begleitet. Die Leute hörten gerne auf Hesekiel, obwohl sie überhaupt nicht daran interessiert waren, Konsequenzen für ihr Leben zu ziehen.
Diese Beschreibung gibt ein volleres Bild davon, wie Hesekiel auftrat und sprach. Einerseits gab es diese Kargheit und schockierenden Darstellungen, andererseits war sein Reden angenehm zu hören. Er war für sie wie ein Lied, ein schönes Lied, das man gerne hört, das aber keine verändernde Wirkung hat.
Hier könnte man an Beethoven denken. Beethoven war überzeugt, dass Musik den Menschen humanistisch bildet und edler macht. Er komponierte Sinfonien mit dem Ziel, den Menschen zu veredeln und besser zu machen. Er war ein Humanist.
Doch Musik macht den Menschen nicht besser. Trotz jahrhundertelangem Hören von Beethovens Sinfonien gingen zwei Weltkriege von Europa aus.
Dasselbe gilt, wenn man Gottes Wort nur hört, ohne bereit zu sein, Konsequenzen zu ziehen. Es verändert einen nicht, nur wenn dieses Wort wirklich ins Herz eingepflanzt wird.
Das erinnert uns an Jakobus 1, wo wir die Ermahnung finden, Täter des Wortes zu sein. Ich lese Jakobus 1, Vers 21:
„Deshalb legt ab alle Unsauberkeit und alles Übermaß von Schlechtigkeit und empfangt mit Sanftmut das eingepflanzte Wort, das eure Seelen zu erretten vermag.“
Weiter heißt es: Seid Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen.
Und in Vers 25, am Schluss, wird gesagt:
„Von dem Täter des Werkes wird er glücklich sein in seinem Tun.“
Der Refrain der Gotteserkenntnis in Hesekiel
Ein weiterer charakteristischer Punkt im Buch Hesekiel ist sein Refrain der Gotteserkenntnis. Wenn man Hesekiel zügig durchliest – es lohnt sich ja, die Bibel genau zu lesen und kurze Abschnitte zu bedenken, aber es lohnt sich auch, zügig und kapitelweise großzügig durchzulesen – bekommt man die Zusammenhänge besser mit.
Beim Lesen fällt einem besonders auf, wie immer wieder eine Prophetie kommt und Gott sagt: „Und ihr werdet erkennen, dass ich, Yahweh, also der Herr, bin.“ Dieser Ausdruck erscheint in verschiedenen Variationen, zum Beispiel: „Und ihr werdet erkennen“ oder „Sie werden erkennen, dass ich der Herr bin.“
Ich habe alle Variationen dieses Refrains mit dem Computer zusammengestellt. Dabei kam ich auf die Zahl siebenundsiebzig. Siebenundsiebzig Mal erscheint der Ausdruck „Sie werden erkennen, dass ich“ oder „Ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin.“
Dieser Ausdruck kommt im übrigen Alten Testament noch achtzehn Mal vor, also nicht nur in Hesekiel. Die Stellen, an denen er weiter vorkommt, finden sich in Zweiter Mose, Erster Könige, Jesaja, Jeremia und Joel. Dennoch ist er ganz typisch für Hesekiel, wo er siebenundsiebzig Mal vorkommt.
Ich habe darüber nachgedacht, was wir daraus ableiten können. Es ist typisch für Hesekiel, dass Gott etwas voraussagt und dann dieser Ausspruch folgt. Das zeigt deutlich, dass der Mensch durch die erfüllte Prophetie erkennen kann, wer der wahre Gott ist.
Und das ist tatsächlich so. Was soll man sagen, wenn ein Moslem behauptet, der Koran sei Gottes Wort? Man antwortet, die Bibel sei Gottes Wort. Dann fragt der Moslem: „Wieso sagst du das?“ – „Weil es in der Bibel steht.“ – „Und im Koran steht es auch.“
Wie kann man erklären, dass die Bibel Gottes Wort ist und nicht der Koran oder die Weden der Hindus oder andere heilige Schriften? Da muss man sagen: „Gut, dann studieren wir mal die erfüllte Prophetie im Koran.“ Dann gibt es eine kurze Koranstunde, denn standardmäßig werden zwanzig Punkte erwähnt. Einer der wichtigsten Prophetien ist die Erhaltung des Korans.
Aber dann kann man mit der Bibel antworten: „Wir nehmen mal das Buch Daniel und prüfen die zweihundert erfüllten Prophezeiungen.“ Das war nur Daniel. Jetzt gehen wir weiter zur erfüllten Prophetie in Bezug auf Jesus Christus – über dreihundert Prophezeiungen. Damit sind wir schon bei fünfhundert.
Und dann gehen wir noch weiter. Es gibt kein Buch in der Weltgeschichte, das solche Prophetien mit dieser Präzision enthält. Man kann zeigen, dass sie vorher geschrieben wurden und sich danach erfüllt haben. Es gibt kein anderes Buch als die Bibel, das das aussagt.
Wenn jemand sagt, das sei Zufall, dann kann man die Zufallswahrscheinlichkeit berechnen. Für die 300 messianischen Prophezeiungen nehmen wir eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 2,50 an. Das ist schon hoch, denn nicht jeder zweite Mensch wird in Bethlehem geboren. Aber sagen wir mal 1 zu 2.
Dann gibt es in der Mathematik die Formel 1 zu 2 hoch n, also 1 zu 2 hoch 300. Das ergibt eine Zahl, die so hoch ist, dass sie unvorstellbar ist. Sie übersteigt die geschätzte Elektronenzahl im ganzen Universum mit einem Durchmesser oder Radius von 5 Milliarden Lichtjahren.
Man kann sagen, das sei Unsinn, weil wir 1 zu 2 annehmen, aber die Wahrscheinlichkeit ist noch viel kleiner. Also kann man zeigen: Zufall? Nein.
Das zeigt, dass hier ein Gott durch die Bibel spricht, der nicht Raum und Zeit unterworfen ist wie wir Menschen. Wir können die Zukunft nicht voraussagen, weil wir keine Zeitmaschine bauen können, um in die Zukunft zu reisen. Aber hier spricht jemand, der nicht der Zeit unterworfen ist, der nicht Teil der Natur ist.
Dieser Gott ist kein Naturgott wie in den Religionen dieser Welt – im Hinduismus, Buddhismus oder in den Stammesreligionen –, sondern ein Gott, der über Raum und Zeit steht. Das können wir anhand der erfüllten Prophetie zeigen.
„Sie werden erkennen, dass ich Yahweh, der Ewige, der Seiende, der Unwandelbare bin.“ So ist es sehr wichtig, dass wir die erfüllte Prophetie brauchen, um Menschen, die fragen: „Wie kann ich wissen, dass die Bibel Gottes Wort ist?“, diese Überzeugung zu vermitteln.
Natürlich kann jemand immer noch reagieren, wie ein jüdischer Schulfreund von mir, der sagte: „Ich würde auch nicht glauben, wenn alles stimmt.“ Dann ist das sein Problem. Aber wir können einem Menschen, der wirklich erkennen will, helfen bis zu einem gewissen Punkt.
Dann kommt die Herzensentscheidung, ob er sich bekehren will oder nicht.
Die Erfüllung der Prophetie bis Kapitel 39 und das tausendjährige Reich
Und was mir so aufgefallen ist: Als ich diesen Refrain mit all seinen Variationen zusammengesucht habe, fiel mir auf, dass er bis Kapitel 39 vorkommt. Aber ab Kapitel 40 bis 48 sehe ich ihn nicht mehr. Das ist doch interessant.
Man kann nachschauen: Alle Stellen sind vorhanden, und der Refrain geht bis Kapitel 39, Vers 28, also kurz vor Beginn von Kapitel 40. Danach folgt die Beschreibung des tausendjährigen Reiches und des Tempels. Das ist ja völlig logisch.
In Jesaja 11 finden wir die Antwort. Dort heißt es vom tausendjährigen Friedensreich in Jesaja 11, Vers 9: "Man wird nicht übeltun noch verderbt handeln auf einem ganzen heiligen Gebirge, denn die Erde wird voll sein der Erkenntnis des Herrn, der Erkenntnis Jachwes, gleich wie die Wasser den Meeresgrund bedecken."
Im tausendjährigen Reich muss man den Herrn nicht mehr erkennen, weil alle ihn erkennen werden. Die erfüllte Prophetie ist also von Bedeutung bis zur Wiederkunft Christi, dargestellt bis Kapitel 39 von Hesekiel. Danach haben wir das tausendjährige Reich, und dann wird die Erkenntnis Gottes die ganze Erde ausfüllen, so wie die Wasser den Meeresgrund bedecken.
Also ist es eigentlich völlig klar.
Jerusalem als Mittelpunkt der Völkerwelt
Ein weiteres charakteristisches Merkmal von Hesekiel ist die Beschreibung Jerusalems als Mittelpunkt der Völkerwelt. In Kapitel 5,5 heißt es: „So spricht der Herr Yahweh: Dieses Jerusalem inmitten der Nationen habe ich es gesetzt, und Länder rings um dasselbe hier.“
Natürlich könnte man sagen: „Das ist ja immer so gewesen.“ Jedes Volk betrachtet sich selbst als den Mittelpunkt der Welt. Doch wenn wir uns die Weltkarte anschauen, stellt sich die Lage Jerusalems als etwas Besonderes heraus. Wo liegt Jerusalem? Genau am Knotenpunkt der drei Kontinente Europa, Asien und Afrika.
Die Schweiz hat zwar auch eine zentrale Lage, sie liegt sozusagen als „Loch im Käse“ mitten in der EU. Aber Jerusalem befindet sich an der Schnittstelle von drei Kontinenten. Deshalb war Jerusalem auch strategisch wunderbar im Alten Testament, um Menschen zum Tempel zu ziehen.
Die alttestamentliche Mission war eine zentripetale Mission. In der Physik bezeichnet man die Kraft, die von einem Kreis zum Zentrum hin zieht, als Zentripetalkraft, etwa die Schwerkraft. Auf der Erde ist alles so eingerichtet, dass alles zum Erdmittelpunkt zieht. Deshalb kommt man wieder runter, wenn man in der Schweiz oder in Australien hochspringt – alles zieht zum Zentrum.
Diese Kraft war auch in der alttestamentlichen Mission wirksam. So heißt es in Jesaja 43: „Kommet, wendet euch zu mir!“ Und in Jesaja 45,21-22: „Wendet euch zu mir und werdet gerettet, alle ihr Enden der Erde! Denn ich bin Gott und keiner sonst.“
So kam beispielsweise die Königin von Saba aus dem Jemen nach Zion. Ebenso reiste ein Finanzminister aus Kandake im heutigen Sudan nach Jerusalem, um den Herrn anzubeten. Das sind Beispiele für unzählige Heiden, die in der Vergangenheit nach Jerusalem kamen, um den wahren Gott kennenzulernen.
Denken wir auch an die Heiden in Johannes 12, jene Griechen, die zu einem Fest kamen, um anzubeten, und einen Jünger fragten: „Herr, wir möchten Jesus sehen.“ Das war die Mission: „Kommt her!“
Mit dem Kommen des Erlösers änderte sich die Mission jedoch. Der Herr sagt nun: „Geht hin, macht alle Nationen zu Jüngern.“ Jetzt haben wir eine zentrifugale Mission. Wenn man einen Stein an eine Schnur bindet und ihn herumschleudert, spürt man eine Kraft, die man als Zentrifugalkraft bezeichnet – eine Scheinkraft, die vom Zentrum wegführt.
So mussten die Jünger hinausgehen in alle Welt. Jerusalem war jedoch ideal gelegen, nicht nur um die Völker von drei Kontinenten – Europa, Asien und Afrika – anzuziehen, sondern auch, um diese Völker schnell zu erreichen. Deshalb kam das Evangelium sehr früh in diese drei Kontinente.
Jerusalem ist wirklich der Mittelpunkt der Völkerwelt, von Gott ganz bewusst strategisch so gewählt im auserwählten Land. Das nennt Hesekiel, und das ist ein weiteres Charakteristikum.
Israel als „Nabel der Erde“ und die Berge Israels
Hesekiel 38, Vers 12: Dort wird das Land Israel als der „Nabel der Erde“ bezeichnet. Ein Feind aus dem äußersten Norden wird in der Endzeit Israel angreifen, um Raub zu machen und Beute zu erbeuten. Er wird seine Hand gegen die wiederbewohnten Trümmer und gegen ein Volk richten, das aus den Nationen gesammelt ist, welches Hab und Gut erworben hat – also wirtschaftlichen Aufschwung erlebt hat nach der Rückkehr aus der weltweiten Zerstreuung. Dieses Volk bewohnt den Mittelpunkt der Erde, wörtlich den Nabel der Erde. Das ist das Land Israel.
Noch etwas Charakteristisches, das man nur in Hesekiel findet: Neunzehn Mal spricht Hesekiel über die Berge Israels. Wir werden vielleicht im zweiten Teil noch etwas ausführlicher auf die Berge Israels zu sprechen kommen. Sie werden schon in Hesekiel 6, Verse 2 und 3 zum ersten Mal erwähnt. Dabei müssen wir bedenken, dass die Topographie Israels so beschaffen ist, dass die hauptsächliche Bergkette von Norden nach Süden verläuft – Samaria und Judea. Das entspricht im Wesentlichen dem heutigen sogenannten Westjordanland, dem sogenannten besetzten Gebiet, den Bergen Israels.
Dieses Gebiet wird in diesem Land, das der Nabel der Erde ist, besonders in Hesekiel in den Fokus genommen. In Hesekiel 6 zeigt der Prophet, dass ein besonderer Fluch auf diesen Bergen liegt, weil das Volk Israel auf diesen Bergen die kanaanitischen Kulte ausgeübt hat, Menschenopfer dargebracht hat und so weiter. Gott hat diese Berge deshalb ganz besonders ins Visier des göttlichen Gerichts genommen. Der Fluch auf den Bergen Israels ist bis heute spürbar.
Ein ganz besonderes Kapitel ist Hesekiel 36. Es ist eine Prophetie zugunsten der Berge Israels. Gott sagt: „Ich will mich euer annehmen, ich werde das Haus Israel holen, und sie werden auf euch gehen, euch besiedeln und euch besäen.“ So steht es geschrieben.
Schauen wir nach Hesekiel 36, Vers 1: „Und du, Menschensohn, weissage über die Berge Israels und sprich: Berge Israels, hört das Wort des Herrn. So spricht der Herr, der Ewige: Weil der Feind über euch spricht: ‚Haha, und die ewigen Höhen sind uns zum Besitztum geworden.‘ Darum weissage und sprich, so spricht der Herr, der Ewige: Darum, weil man euch von allen Seiten her verwüstet und euch angeschnaubt hat, so dass ihr dem Überrest der Nationen zum Besitztum geworden seid.“
Das heißt, Völker rund um Israel haben Besitz von diesem Gebiet genommen, das ursprünglich zum Zentralgebiet Israels gehörte. So seid ihr dem Überrest der Nationen zum Besitztum geworden und ins Gerede der Zunge und ins Geschwätz der Leute gekommen. Die ganze Welt spricht täglich über diese Berge.
Auch die UNO spricht ständig über diese Berge. Nach dem Tod Arafats will man dort ein klärendes Wort schaffen, damit auf den Bergen Israels ein Palästinenserstaat entstehen soll. Die ganze Welt beschäftigt sich mit diesen paar Hügeln, dabei haben wir in der Schweiz so tolle Berge! Doch die ganze Welt spricht über diese Hügel. Sie sind zum Gegenstand des Geredes und Geschwätzes geworden.
Darum, ihr Berge Israels, hört das Wort des Herrn, des Ewigen! So spricht der Herr, der Ewige, zu den Bergen, zu den Hügeln, zu den Gründen und Tälern und zu den wüsten Trümmern – den Gebieten, die ursprünglich jüdisch waren, alttestamentliche Städte im Westjordanland und die verlassenen Städte, die dem Überrest der Nationen ringsum zur Beute und zum Spott geworden sind.
Mit der jüdischen Einwanderung kamen auch etwa gleich viele Araber aus den umliegenden Ländern in dieses Gebiet. Durch die Besiedlung und die Arbeitsplatzbeschaffung der Juden erhielten viele Araber Arbeit. So hat es gleichzeitig mit der jüdischen Einwanderung ab 1882 auch eine arabische Einwanderung gegeben. Der Überrest der Nationen ringsum wurde zur Beute und zum Spott.
Darum spricht der Herr, der Ewige: „Wahrlich, im Feuer meines Eifers habe ich geredet gegen den Überrest der Nationen und gegen ganz Edom“, das ist Südjordanien, „die sich mein Land zum Besitztum gemacht haben, mit ganzer Herzensfreude, mit Verachtung des Lebens, um es zur Plünderung auszulehren.“
Ich muss erklären: Das Westjordanland sollte nach dem UNO-Beschluss von 1947 nicht Teil eines Judenstaates werden. Auf diesem Gebiet wollte man einen zweiten Palästinenserstaat bilden. Den ersten hatte man ja in Palästina östlich vom Jordan aufgebaut, 1946. Das ist dann Jordanien. Aber ursprünglich war das Palästina, der erste Palästinenserstaat.
Man wollte also einen zweiten Palästinenserstaat schaffen und Israel sollte dieses Gebiet nicht als Staatsgebiet erhalten. Doch einen Tag nach der Staatsgründung kam es zur Attacke: Jordanien, Irak, Syrien, Libanon, Ägypten sowie Kontingente aus Saudi-Arabien und Jemen überfielen Israel, um den Staat auszulöschen.
In diesem Krieg eroberte Jordanien das Westjordanland. Die Juden wurden dort abgeschlachtet oder vertrieben, und alle Siedlungen, die sie damals hatten, wurden geraubt. So wurde das Westjordanland zu einem Judenrein-Gebiet – um einen Ausdruck aus der Nazizeit zu verwenden.
Darum wird hier speziell Edom, das Südjordanien ist, erwähnt: Gegen den Überrest der Nationen und gegen ganz Edom, die sich mein Land zum Besitztum gemacht haben, mit ganzer Herzensfreude und Verachtung des Lebens. Die Juden wurden dort auf den Bergen Israels abgeschlachtet und vertrieben, um es zur Plünderung auszulehren.
Darum weissage vom Land Israel und sprich zu den Bergen, zu den Hügeln, zu den Gründen und Tälern. So spricht der Herr, der Ewige: „Siehe, in meinem Eifer und meinem Grimm habe ich geredet, weil ihr die Schmach der Nationen getragen habt.“
Darum spricht der Herr, der Ewige: „Ich habe meine Hand erhoben zum Schwur.“ Gott schwört bei sich selbst, denn es gibt kein Hören. (Hebräer 6) Wenn nicht die Nationen, die rings um euch sind, ihre eigene Schmach tragen sollen, so ist das ein Schwur Gottes.
„Ihr Berge Israels, ihr sollt meinem Volk Israel eure Zweige treiben und eure Frucht tragen, denn sie sind nahe daran zu kommen. Denn siehe, ich will zu euch kommen und mich zu euch wenden. Ihr sollt bebaut und besät werden, und ich werde die Menschen auf euch vermehren, das ganze Haus Israel insgesamt. Die Städte sollen bewohnt und die Trümmer aufgebaut werden.“
Das ist schrecklich für die UNO, die keine jüdischen Siedlungen dort will und alles evakuieren möchte. Das ist nicht Scharon, das ist Gott, der so über die Berge Israels spricht.
Weiter heißt es: „Ich werde die Menschen auf euch vermehren, das ganze Haus Israel insgesamt, und die Städte sollen bewohnt und die Trümmer aufgebaut werden. Ich werde Menschen und Vieh auf euch vermehren, sie werden sich mehren und fruchtbar sein. Ich werde euch bewohnt machen wie in euren Vorzeiten und euch wohltun mehr als in euren Anfängen, und ihr werdet wissen, dass ich der Herr bin.“
Das ist schon die Spitze. Wenn das in Erfüllung geht, was gegen die UNO und die Weltgemeinschaft steht, dann kann man erkennen, dass der Herr wirklich Gott ist, weil er es durchführt, auch wenn die ganze Welt dagegen ist. Das ist eindrücklich.
Dieser Refrain kommt 77 Mal vor: „Und ihr werdet wissen, dass ich der Herr bin.“ Ich werde Menschen, mein Volk Israel, auf euch wandeln lassen, und sie werden dich besitzen. Wer besitzt? Israel besitzt. „Du wirst ihnen zum Erbteil sein, und du wirst sie hinfort nicht mehr der Kinder berauben.“
Das heißt, wenn Gott diese Verheißung im tausendjährigen Reich endgültig erfüllt – heute sind wir noch in der Entwicklung –, dann wird Gott dieses Gebiet Israel geben. Dann werden die Israeliten keine Kinderopfer mehr auf diesen Hügeln bringen. Früher haben diese Hügel Israel der Kinder beraubt durch abscheuliche kanaanitische Kulte.
So spricht der Herr, der Ewige: „Weil sie zu dir sprechen: ‚Du verzehrst Menschen und hast eine Nation der Kinder beraubt‘ – eben durch diesen Kult –, darum wirst du nicht mehr Menschen verzehren und deine Nation nicht mehr straucheln machen“, spricht der Herr, der Ewige.
„Ich will dich nicht mehr die Schmähung der Nationen hören lassen, und den Hohn der Völker sollst du nicht mehr tragen. Du sollst deine Nation nicht mehr straucheln machen“, spricht der Herr, der Ewige.
Jetzt haben wir Hesekiels Worte über das Westjordanland gelesen – so eindrücklich. Wer das letzte Wort hat, ist der Ewige, der Herr, der Ewige.
Wir machen jetzt eine halbe Stunde Pause.
Bisher haben wir einiges gesehen, das charakteristisch ist für das Buch Hesekiel. Wir haben auch gewisse Perlen herausgepickt. Das Ziel soll sein, wie immer an diesen Bibelschulentagen, dass uns das ermutigt, selbst das jeweilige Buch zu studieren und gründlicher zu erarbeiten.
Nun einige Bemerkungen zur Struktur des Buches:
Das Buch Hesekiel zerfällt in drei Hauptteile. Die Kapitel 1 bis 24 beschreiben die Zeit vor der Zerstörung Jerusalems. Sie verkünden das endgültige Gericht Gottes über Jerusalem, den herrlichen Tempel, das jüdische Volk und seinen souveränen Staat.
Die Kapitel 25 bis 35 enthalten die göttliche Gerichtsankündigung über sieben nichtjüdische Nationen und Städte.
Die Kapitel 33 bis 48 stellen Gottes herrlichen Plan im Blick auf eine vollständige Wiederherstellung des jüdischen Volkes, des Landes Israel, der Stadt Jerusalem und des Tempels vor.
Wir sehen also, die Teile 1 und 3 entsprechen sich, während Teil 2 ein Einschub ist, der über Israel und dessen Zukunft hinausgeht und die Heidenvölker behandelt.
Wir können den ersten Teil, Kapitel 1 bis 24, überschreiben mit „Der Weggang der Herrlichkeit des Ewigen“, also der Weggang der Schechina aus dem ersten Tempel.
Den zweiten Teil überschreiben wir mit „Das Gericht über die Nationen“, also die Heidenvölker.
Der dritte Teil wird mit „Die Rückkehr der Herrlichkeit des Ewigen“ betitelt. So wie wir im ersten Teil sehen, wie die Schechina aus dem ersten Tempel weggeht, so sehen wir im letzten Teil die Rückkehr der Schechina in den letzten Tempel, den dritten Tempel.
Natürlich können wir diese groben drei Teile noch weiter unterteilen. Diese Kleingliederung ist hier auf dem Blatt, aber es nützt wenig, wenn ich das alles einfach durchlese. Das kann man selbst machen. Diejenigen, die die Aufnahme hören, können auf der Homepage rogerie.ch das entsprechende Skript gratis herunterladen. Dann hat man diese Übersicht auch.
Besonders den letzten Teil möchte ich etwas ausführlicher behandeln, weil wir heute Morgen die Kapitel 40 bis 48 besprochen haben, die zu einem größeren Teil gehören, der mit Kapitel 33 beginnt.
Wir können also sagen: Kapitel 33 bis 39 bilden einen Block – den Weg zur Wiederherstellung Israels. (Hier ist ein kleiner Schreibfehler: 33 bis 29.) Dort wird der Weg hin zur Wiederherstellung des tausendjährigen Reiches beschrieben.
Die Kapitel 40 bis 48 beschreiben den neuen Tempel und die neue Landverteilung – also das Ergebnis dieses Weges.
Wenn wir die erste Unterteilung 33-39, den Weg zur Wiederherstellung Israels, genauer gliedern, dann sehen wir:
Erstens, Hesekiels Verantwortung als Wächter in Kapitel 33. Er hat als Prophet eine Wächterfunktion, um Israel diese Dinge vorzustellen, den Weg zur Wiederherstellung.
Zweitens, Kapitel 34 behandelt das Thema „Die falschen Hirten und der gute Hirte“. Dort werden die vielen Verführer im Volk Israel als falsche Hirten angeprangert, die dem Volk Schaden zugefügt haben. Das Kapitel endet mit einer wunderbaren Aussicht auf den Messias, der als guter Hirte Israels vorgestellt wird. Er wird die zerstreuten Schafe sammeln und im Land in der Endzeit weiden.
Drittens, Kapitel 35 und 36 bilden einen Block, überschrieben mit „Edom und die Berge Israels“. Vor der Pause haben wir uns mit Kapitel 36 beschäftigt, mit dieser Prophetie über die Berge Israels. Kapitel 35 ist eine Prophetie gegen das Gebirge Edom, Kapitel 36 eine Prophetie zugunsten der Berge Israels.
Diese zwei Kapitel gehören zusammen. Die Berge Edoms, Südjordanien, sind das Heimatgebiet der Nachkommen von Esau, der später Edom genannt wurde. Das Gebirge Edom wird angeprangert, weil seine Bewohner Israel gehasst haben und die Berge Israels an sich reißen wollten.
Das ist interessant, denn im Krieg 1948 hat Jordanien tatsächlich die Berge Israels in Besitz genommen und bis 1967 annektiert. Die Weltpolitik sprach damals nicht von einem Palästinenserstaat, der dort gegründet werden sollte. Es war einfach jordanisch.
Erst nach dem Sechstagekrieg, als Israel diese Berge eroberte, kamen sie ins Gerede der Leute.
Kapitel 35 kündigt also das Gericht über Edom an, weil sie die Berge Israels an sich reißen wollten. Das ist eine interessante Prophetie über die Zukunft Jordaniens, die mit Gericht enden wird.
Viertens, Kapitel 37 beschreibt Israels Auferstehung. Das Volk Israel wird als eine Unzahl toter Gebeine in einer riesigen Talebene dargestellt, vertrocknet und hoffnungslos. Doch schließlich werden diese Knochen belebt und stehen auf. Es wird erklärt, dass dies das Volk Israel ist, das in der Endzeit wieder neu zum Leben kommen soll – eine gewaltige Prophetie.
Fünftens, Kapitel 38 und 39 beschreiben den Untergang des letzten Feindes Gog aus dem äußersten Norden. Gog ist der Fürst von Rosch, Mesech und Tubal. Diese Stammesnamen Mesech und Tubal führten später zu den Namen Moschowiter und Tobeliter. Das waren Völker zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer, die entscheidend für die Entstehung des russischen Volkes waren.
Dieser Gog wird als Fürst von Mesech und Tubal beschrieben, der aus dem äußersten Norden Israels in der Endzeit angreifen wird. Der äußerste Norden, wenn man auf dem Globus schaut, ist der Nordpol, wo niemand wohnt. Wenn man weiter südlich schaut, wo noch Menschen leben, dann ist das Russland.
Hier wird also ein endzeitlicher russischer Angriff aus dem äußersten Norden beschrieben.
Man mag sich erinnern: Heute Morgen sprach ich über den Angriff des Königs des Nordens nach Daniel 11, Vers 45. Der König des Nordens war in der erfüllten Prophetie immer eine Bezeichnung für Syrien, allerdings Großsyrien bis nach Pakistan. Diese Macht wird Israel am Anfang der Großen Drangsal angreifen.
Das ist nicht zu verwechseln mit dem Angriff aus dem äußersten Norden. Dieser Angriff kommt erst, wenn Israel in Sicherheit ist.
Hesekiel 38, Vers 8: „Nach vielen Tagen sollst du heimgesucht werden, am Ende der Jahre, das heißt in der Endzeit, sollst du in das Land kommen, das vom Schwert wiederhergestellt ist, das aus vielen Völkern gesammelt ist, auf die Berge Israels, welche beständig verödet waren. Es ist herausgeführt aus den Völkern, und sie wohnen in Sicherheit allesamt.“
„Und du sollst hinaufziehen wie ein Sturm, herankommen wie eine Wolke, um das Land zu bedecken, mit allen deinen Haufen und vielen Völkern.“ Eine Unzahl von Völkern wird Russland begleiten, darunter Völker aus Asien, Europa und Afrika.
Dieser Angriff wird also in der Endzeit kommen, in der Zeit, in der das Land Israel wiederhergestellt wird. Das ist eine Tatsache seit 1882, als dieses Land in einem jahrzehntelangen Prozess wiederhergestellt wurde. 1948 kam die Staatsgründung, und immer mehr Menschen wanderten aus allen fünf Kontinenten ein.
In diesen 122 Jahren wurde das verwüstete Land, das man Palästina nannte, wieder fruchtbar gemacht. Abermillionen Bäume wurden gepflanzt. Hier heißt es: „Auf die Berge Israels, welche beständig verödet waren“ – also lange Zeit Ödland –, aber jetzt in der Endzeit wird dieses Land wiederhergestellt.
Schließlich heißt es: „Sie wohnen in Sicherheit allesamt.“ Es hat nie ein Jahr gegeben seit 1882, in dem die Juden im Land der Vorväter sicher wohnten. Wann kann Israel in Sicherheit sein? Erst dann, wenn das geschieht, was wir in Kapitel 37, Vers 20 lesen:
„Und mein Knecht David wird König über sie sein, und sie werden alle einen Hirten haben, und sie werden in meinen Rechten wandeln und meine Satzungen bewahren und tun.“
Der Ausdruck „Knecht David“ ist im Alten Testament wiederholt eine Bezeichnung für den Messias, der von König David abstammen soll. Zum Beispiel in Hosea 3, Vers 4: „Israel viele Tage ohne König, ohne Fürsten, ohne Schlachtopfer. Danach werden sie zurückkehren und den Herrn, ihren Gott, und David, ihren König, suchen am Ende der Tage.“
Sogar der jüdische Kommentar Mezudat David aus dem Mittelalter sagt zu Hosea 3, dass „ihr König David“ der Messias ist.
Zu ihm werden sie in der Endzeit zurückkehren. Wenn er kommt, wird er herrschen. Sie werden ihn als guten Hirten haben, und dann wird Israel in Sicherheit wohnen.
Dann soll auch der Tempel gebaut werden (Vers 26): „Ich werde einen Bund des Friedens mit ihnen machen, einen ewigen Bund, und ich werde sie einsetzen und vermehren, und ich werde mein Heiligtum in ihre Mitte setzen, ewiglich.“
Dann kommt Kapitel 38. Dort wird beschrieben, dass dieser Angriff kommt, nachdem der Messias bereits zurückgekehrt ist. Dann wohnen sie in Sicherheit, und dann wird dieser Angriff kommen.
Dieser Angriff ist gewaltig, mit einem großen Heer. Doch man muss die Beschreibung in den Kapiteln 38 und 39 weiterlesen, dann stellen sich Fragen zu den Waffen. Diese Waffen werden schließlich als Heizmaterial benutzt.
Ich greife vor: Diese Armee wird Israel angreifen, „wir werden auf die Berge Israels kommen“, und dann wird Gott sie mit Feuer vom Himmel vernichten. Die Waffen werden gesammelt, und man kann sieben Jahre damit heizen.
Wie kann man mit Flugzeugen, Düsenflugzeugen, Panzern und so weiter heizen? Es gibt viele ökologische Ideen, wie man mit Abfall heizen kann, aber mit diesen Waffen?
Die Lösung ist einfach: Wenn der Messias auf dem Ölberg zurückkehrt, wird die Drangsalzeit enden nach 1260 Tagen. Jesus wird der Selbstvernichtung der Menschheit ein Ende setzen. Dann kommt es zur weltweiten Abrüstung – das, was wir Völker der Welt bis heute nicht geschafft haben, wird er schaffen.
Die totale Abrüstung wird so geschehen, wie es in Micha 4 beschrieben ist. Diese Bibelstelle ist vor dem UNO-Gebäude in New York dargestellt – ein Geschenk der gottlosen Kommunisten, was schon ironisch ist.
Micha 4, Vers 1: „Und es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses des Herrn feststehen, das ist der Tempelberg. Der Tempelberg des Herrn wird auf dem Gipfel der Berge feststehen und erhaben sein über die Hügel.“
(Har Habayit ist der hebräische Ausdruck für Tempelberg.)
Völker werden zu ihm strömen, viele Nationen werden hingehen und sagen: „Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Berg des Herrn, zum Tempelberg, zum Haus des Gottes Jakobs.“ Das ist der Hesekiel-Tempel.
Sie werden belehrt aus seinen Wegen und auf seinen Pfaden wandeln, denn von Zion wird das Gesetz oder die Weisung und das Wort des Herrn von Jerusalem ausgehen.
Manche Voreilige meinen, heute schon geht das Wort von Zion aus. Wenn man meint, die beste Bibelauslegung komme heute aus Zion, liegt man falsch. Das ist noch nicht so. Aber es wird so sein, wenn der Herr Jesus zurückkommt. Dann geht sein Wort von Zion aus, also von Jerusalem.
Er wird richten zwischen vielen Völkern und rechtsprechen mächtigen Nationen bis in die Ferne. Alle zwischenstaatlichen Konflikte wird der Herr lösen. Das, was wir in unserem großen Verein bis heute nicht geschafft haben – wir sind ja jetzt auch Mitglieder der UNO –, das wird er schaffen.
Sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden und ihre Speere zu Winzermessern. Keine Nation wird mehr das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen. Keine Rekrutenschule mehr. Im tausendjährigen Reich wird es keine Rekrutenschule mehr geben – die Jugendlichen können jubeln.
Sie werden unter ihrem Weinstock und unter ihrem Feigenbaum sitzen, und niemand wird sie aufschrecken. Warum? Weil sie in Sicherheit wohnen.
Die weltweite Abrüstung wird so geschehen, dass man nicht einfach nur vernichtet, sondern recycelt: Schwerter werden zu Pflugmessern, Speere zu Winzermessern.
Selbst dann wird die Saat des Kommunismus noch aufgehen. Gog, der Fürst von Rosch, Mesech und Tubal, wird eine große Invasion mit herkömmlichen Waffen gegen Israel unternehmen.
Doch selbst traditionelle Waffen sind tödlich. Die großen Massen an Gefallenen gab es schon lange vor den modernen Massenvernichtungswaffen, in alten Kriegen.
Israel wird in Sicherheit sein, und dann wird der Herr endgültig Ruhe schaffen.
In Hesekiel 39, Vers 4 heißt es: „Auf den Bergen Israels wirst du fallen, du und alle deine Haufen und die Völker, die mit dir sind. Den Raubvögeln allerlei Gefieders und den Tieren des Feldes habe ich dich zur Speise gegeben. Auf dem freien Feld sollst du fallen.“
Vers 7: „Ich werde meinen heiligen Namen kundtun inmitten meines Volkes Israel und werde meinen heiligen Namen nicht mehr entweihen lassen. Die Nationen werden wissen, dass ich der Herr bin, der Heilige in Israel.“
„Siehe, es kommt und es wird geschehen“, spricht der Herr, der Ewige. „Das ist der Tag, von dem ich geredet habe.“
Gott sagt, nach diesem Angriff wird er seinen Namen nicht mehr entweihen lassen. Das ist der letzte Angriff.
Manche Ausleger haben diesen Angriff mit dem König des Nordens gleichgesetzt, der die Große Drangsalzeit eröffnet, nachdem der Antichrist den dritten Tempel entweiht. Aber das ist nicht dasselbe.
Dieser Angriff kommt ganz am Schluss, und nach ihm ist für tausend Jahre Frieden.
Nach tausend Jahren wird Gott dann den Aufstand von Gog und Magog in Offenbarung 20 richten. Das ist nicht dasselbe wie hier.
Das ist ein Angriff am Ende des tausendjährigen Reiches, und darum kommen diese Ausdrücke nochmals vor, weil sie an den letzten Angriff am Anfang des tausendjährigen Reiches erinnern.
Die Gottlosigkeit des Kommunismus ist eine Saat, dass selbst wenn der Sohn Gottes auf Erden herrscht, sie noch einen Angriff wagen werden.
Das ist zutiefst eine Rebellion gegen Gott. Aber dann ist Schluss. Das ist der letzte Angriff.
Das erklärt auch, warum diese Waffen sieben Jahre als Heizmaterial verwendet werden können.
Der Endzeittempel und die Opfer
Dann haben wir Kapitel 40 bis 48 des Endzeit-Tempels, in denen wieder geopfert wird. Aber warum? Diese Opfer werden nur eine Erinnerung an Golgatha sein, nicht wahr? Der Herr Jesus hat das eine Opfer im Jahr 32 nach Christus vollbracht, und damit waren alle Opfer erfüllt.
Von da an haben die Christen das Abendmahl gefeiert – durch die Jahrhunderte hindurch. Das war keine Wiederholung des Opfers, sondern ein Gedächtnis an Golgatha. Dieses Gedächtnis wird jedoch nicht ewig sein, sondern nur bis zur Entrückung. In 1. Korinther 11 heißt es: Ihr verkündigt den Tod des Herrn, bis er kommt.
Was geschieht nach der Entrückung? Dann haben diese Opfer im dritten Tempel als Erinnerung an Golgatha ihre Bedeutung. Doch diese Opfer werden gestoppt, sobald der Antichrist den Tempel entweiht. Der Überrest wird fliehen, und die große Drangsal beginnt. Nach 1260 Tagen ist das Ende, und der Herr Jesus kommt wieder.
In Daniel 12 lesen wir, dass das Opfer ausbleiben wird – 1290 Tage. Das bedeutet: Bereits dreißig Tage nach der Wiederkunft Christi wird der Opferdienst wieder eingeführt. Dann wird der Hesekiel-Tempel in seinem weiten Ausbau realisiert. Diese Opfer in Hesekiel 40 bis 48 werden als Erinnerung an Golgatha dargebracht. Sie haben in sich keine Bedeutung und keinen Wert. Es ist ganz wichtig, dass wir das festhalten.
Deshalb haben wir heute Morgen gesehen, dass Golgatha in den äußersten dritten Vorhof hineinfallen wird. So wird der Golgatha-Felsen durch das ganze tausendjährige Reich gewissermaßen der Gedenkort sein, an dem die Völker jährlich zum Laubhüttenfest kommen. Sie sehen, dass das wahre Opfer in Jerusalem im Heidenvorhof geschehen ist. Die Opfer nach Hesekiel haben nur symbolische Bedeutung als Gedächtnis an Golgatha.
In der Pause wurde ich verschiedentlich gefragt: Wo ist dann der Platz der Gemeinde? Die Gemeinde wird mit Christus kommen, wenn er auf dem Ölberg erscheint. Sie wird alles mit ihm teilen und mit Christus tausend Jahre lang herrschen (Offenbarung 20 und viele andere Stellen).
Im Gleichnis der Pfunde in Lukas 19 sagt der Herr: Ein treuer Knecht wird über zehn Städte regieren, ein anderer über fünf Städte, ein weiterer über eine Stadt. Das heißt, der Herr wird den Gläubigen der Gemeinde, der Kirche, Regierungs- und Verwaltungsaufgaben während des Tausendjährigen Reiches übertragen.
So werden wir also mit den Menschen im Tausendjährigen Reich Umgang haben, obwohl wir einen Auferstehungskörper haben und sie nicht. Es wird ein ganz normaler Umgang sein, so wie der Herr als Auferstandener einen normalen Umgang mit den Jüngern hatte, mit ihnen aß und mit ihnen sprach. Das wird ganz normal möglich sein.
Unsere Wohnung ist im Haus des Vaters im Himmel, dort wohnen wir, und auf der Erde arbeiten wir. Es wird also ganz sicher nie langweilig werden. Wir müssen auch Probleme lösen. Paulus sagt in 1. Korinther 6: Ihr habt Probleme in der Gemeinde und könnt sie nicht lösen, und jetzt geht ihr vor Gericht. Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden?
Wenn ihr also in der Zukunft die Probleme der Welt und auch juristische Probleme lösen werdet, warum könnt ihr das nicht jetzt? Die Gemeinde hat die Aufgabe, zivilrechtliche Dinge zwischen Geschwistern in der Gemeinde zu regeln. Dafür braucht es nicht das öffentliche Gericht, das macht die Gemeinde. So sagt Paulus das.
Das hat ganz praktische Bedeutung, wenn man weiß, dass wir einmal mit Christus regieren werden. Denn wir haben eine Würde, die uns jetzt schon verpflichtet, zwischenmenschliche Probleme in der Gemeinde mit der Hilfe und Weisheit zu lösen, die Gott uns durch sein Wort geben will. Nicht davonlaufen, sondern lösen.
Die vollständige Sammlung Israels und die Geistesausgießung
Ja, zu Ezechiel 38,39 gibt es noch etwas Wichtiges, das uns eine Antwort auf eine immer wiederkehrende Frage gibt.
Ganz am Schluss von Hesekiel 39 heißt es – ich lese Vers 26 schon:
„Und sie werden ihre Schmacht tragen und alle ihre Treulosigkeit, mit welcher sie treulos gegen mich gehandelt haben, wenn sie in ihrem Lande sicher wohnen und niemand sie aufschreckt, wenn ich sie aus den Völkern zurückgebracht und sie aus den Ländern ihrer Feinde gesammelt habe und ich mich an ihnen geheidigt habe vor den Augen der vielen Nationen. Und sie werden zum letzten Mal wissen, dass ich der Herr, ihr Gott, bin, indem ich sie aus den Nationen weggeführt habe und sie wieder in ihr Land sammle und keinen mehr von ihnen dort übrig lasse. Und ich werde mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen, wenn ich meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen habe.“ Sprich der Herr, der Ewige.
Also erst dann kommt es zur völligen Sammlung der Juden aus aller Welt. Dann wird Gott sie vollständig zurückführen. Es wird keine Diaspora mehr geben im Ausland, weder in New York noch irgendwo, auch nicht in Zürich, Enge und so weiter. Keinen wird er mehr zurücklassen.
Aber wichtig ist: Die Juden müssen nach der Bibel nicht alle vor der Wiederkunft Christi zurückkehren. Es gibt manchmal so Schlaumeier, die sagen: „Ja, rechnen wir doch mal aus, 122 Jahre, jetzt sind so und so viele Juden zurückgekehrt, aber wie viele gibt es noch im Ausland? Ja, dann können wir vielleicht noch ein paar hundert Jahre warten, bis alle zurückgekehrt sind vor der Wiederkunft Christi.“
Die müssen gar nicht alle. Nach der biblischen Prophetie kehrt ein Teil aus aller Welt zurück ins Land der Väter, aber die letzten werden erst nach der Wiederkunft Christi gesammelt. Darauf bezieht sich übrigens Matthäus 24. Nach der Beschreibung der Wiederkunft Jesu heißt es: „Die Engel werden ausgesandt werden mit Posaunen, um die Auserwählten von den vier Winden her, von den äußersten Enden des Himmels, zu sammeln“ (Matthäus 24,31).
Das sind die Auserwählten aus Israel, die alle gesammelt werden ins Land Israel. Und dann kommt es zur Geistausgießung (Vers 29). Das ist das Pfingsten nach Joel 3. Das hat also nichts zu tun mit unserer Zeit.
Alle, die glauben, heute wäre die Zeit, in der eine neue Geistausgießung kommt, haben den Kalender total durcheinandergebracht. Und das ist eine gefährliche Sache. Paulus sagt in 2. Timotheus 2 von solchen, die den Glauben etlicher zerstören und umkehren, indem sie sagen, dass die Auferstehung schon geschehen sei.
Diese haben auch den Heilsplan Gottes durcheinandergebracht. Sie sagen, das sei schon jetzt. Die Auferstehung ist aber nicht schon jetzt, sondern wird erst sein, wenn der Herr wiederkommt bei der Entrückung. Und so ist es auch, wenn man den Kalender durcheinanderbringt und sagt: Die Geistausgießung aus Joel sei heute. Damit zerstört man den Glauben, indem man die Gläubigen irreführt und ganz falsche Erwartungen in ihnen weckt.
Das kommt erst da, am Anfang des Tausendjährigen Reiches.
Die Vision des ersten Tempels und der Abfall Israels
Details aus Ezechiel anschauen, und zwar im ersten Teil zuerst. Ich habe erklärt, der erste Teil wird sinnvoll überschrieben mit „Der Weggang der Herrlichkeit des Ewigen“. Und das wollen wir näher anschauen, Ezechiel 8.
In der Vision sieht Ezechiel den ersten Tempel in Jerusalem. Er sah also nicht nur, er flog nicht nur in der Vision aus dem Irak nach Israel in der Endzeit, sondern er flog auch in der Vision aus dem Irak nach dem Land Israel zur damaligen Zeit und sah den ersten Tempel.
Ich lese Vers 3: „Und er streckte das Gebilde einer Hand aus, ein Engel, der hier erscheint, und er streckte das Gebilde einer Hand aus und nahm mich beim Haarschopf meines Hauptes, und der Geist hob mich zwischen Erde und Himmel empor und brachte mich in Gesichten Gottes nach Jerusalem an den Eingang des Tores des inneren Vorhofs, welches gegen Norden sieht.“
An diesem Ort, dem Lager der Schechina im Salomontempel, war der Standort des Bildes der Eifersucht, welches zum Eifer reizt. Dort sah Ezechiel ein Götzenbild im Tempel aufgestellt, damals. Und siehe, daselbst war die Herrlichkeit des Gottes Israels.
Er sah also im inneren Vorhof die Wolkensäule, die die Gegenwart Gottes anzeigte, die Schechina. Dann wird ihm weiter gezeigt, wie viel Götzendienst in diesem Tempel betrieben wurde.
Ganz traurig sieht er eine Gruppe von führenden Leuten, die ganz versteckt an einem Ort Götzendienst betreiben. Ich lese Vers 7: „Und siebzig Männer von den Ältesten des Hauses Israel und Jaasanja, der Sohn Schaffans, in ihrer Mitte stehend, standen davor, jeder mit seinem Rauchfass in seiner Hand. Der Duft einer Weihrauchwolke stieg empor.“
Ganz im Versteckten im Tempelbezirk betreiben sie Götzendienst. Und wer ist dieser Jaasanja ben Schaffan? Das ist eine traurige Gestalt.
Schaffan kennt man doch aus der Erweckungszeit von König Josia. Einige Jahre früher war das, als der Hohepriester Hilkja, als er den Tempel wieder restaurierte, das fünfte Buch Mose, die originale Rolle von Mose, wiedergefunden hatte. Hilkja gab diese Rolle dem Schreiber, also dem, der so gut lesen konnte, Schaffan. Und Schaffan ließ diese Rolle dem König verlesen, was eine gewaltige Erweckung und Erneuerung auslöste: zurück zur Bibel, zurück zur Heiligen Schrift.
Schaffan war also ein Mann, den Gott gebrauchen konnte in der Erneuerung und Reformation des Volkes Gottes. Und das ist einer seiner traurigen Söhne, der führend war im Götzendienst und selber vor Gott verantwortlich ist. Nicht die Eltern können einfach verantwortlich gemacht werden für die Kinder, das zeigt sich hier.
Es lohnt sich, dem nachzugehen: In der Familie Schaffan gibt es noch andere, die den Weg mit dem Gott Israels gegangen sind, aber Jaasanja nicht.
Ja, und noch etwas Abscheuliches sieht Ezechiel. Vers 14: „Und er brachte mich an den Eingang des Tores des Hauses des Herrn, das gegen Norden ist, und siehe, dort saßen die Frauen, welche den Tammuz beweinten.“
Und er sprach zu mir: „Hast du gesehen, Menschensohn? Du sollst noch größere Gräuel sehen als diese.“
Tammuz ist ein babylonischer Fruchtbarkeitsgott, entsprechend dem Baal der Kanaaniter. Die Kanaaniter lehrten, dass Baal nach der fruchtbaren Zeit stirbt. Die Sommerhitze, der Gott Mot, tötet ihn. Dann ist er tot, bis er im Frühjahr wieder aufersteht und neue Fruchtbarkeit bringt.
So gab es diesen Mythos von Tammuz, dem sterbenden und wieder auferstehenden Gott, entsprechend dem Zyklus von Fruchtbarkeit und Dürre im Land Kanaan. Es gab also diesen Ritus, dass besonders Frauen den Tod des Fruchtbarkeitsgottes Baal-Tammuz beweinten. Das wurde dann im Tempel gemacht.
Aber es gibt noch Schlimmeres, sagt er. Vers 16: „Und er brachte mich in den inneren Vorhof des Hauses des Herrn, und siehe, am Eingang des Tempels des Herrn, zwischen der Halle und dem Altar, waren fünfundzwanzig Männer, ihre Rücken gegen den Tempel des Herrn und ihre Angesichter gegen Osten gerichtet, und sie bückten sich gegen Osten hin vor der Sonne.“
Und Gott sagte: „Ich muss sie richten.“
Der Tempel in Jerusalem war so ausgerichtet, dass man in den inneren Vorhof von Osten her kam. Die Eingänge waren gegen Osten gerichtet. Der Eintretende hatte also den Rücken gegen die Sonne.
Das ist ganz anders als oft in Ägypten. Dort sind die Tempel oft genau umgekehrt orientiert, so dass der Eintretende sein Gesicht gegen die aufgehende Sonne hatte.
Der Sonnengott war einer der höchsten Götter. Der Pharao wurde mit dem Sonnengott in Verbindung gebracht: Re, Re Amun oder Aton, die Sonnenscheibe.
Man betrachtete in Ägypten die Sonne als einen Gott, der am Morgen aufersteht und am Abend stirbt. Er geht in die Unterwelt, um am nächsten Tag wieder neu aufzuerstehen.
Darum war es wichtig, den Blick gegen Sonnenaufgang zu haben, weil der Mensch mit diesen Naturgöttern eine Begegnung in den Tempeln Ägyptens suchte.
Aber die Israeliten kehrten der aufgehenden Sonne den Rücken zu und hatten das Gesicht gegen das Tempelhaus, gegen das Allerheiligste. Sie wollten nicht der Schöpfung begegnen, sondern dem Schöpfer.
Und was machen diese Männer? Sie drehen den Rücken gegen das Tempelhaus, damit sie das Gesicht gegen die aufgehende Sonne über dem Ölberg haben.
Es ist eine ganz bewusste Abwendung von dem Gott der Bibel.
Es ist genau das, was unsere Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten, seit den sechziger Jahren, gemacht hat: Retour zur Natur, zurück zu den Naturgöttern.
Man glaubt an kosmische Kräfte in der Natur, in Heilmitteln und in Edelsteinen usw. Das ist genau die Verehrung der Schöpfung und von angeblichen Schöpfungskräften, anstatt den Schöpfer zu verehren.
Sie wenden den Rücken gegen das Tempelhaus und haben das Gesicht gegen die Sonne.
Und Gott sagt: „Das ist genug Grund, ich muss Jerusalem zerstören.“
Der Weggang der Herrlichkeit Gottes aus dem Tempel
Und nun haben wir die Wolke der Herrlichkeit gesehen, Kapitel 8, Vers 4, und schauen wir Kapitel 9, Vers 3:
„Und die Herrlichkeit des Gottes Israels erhob sich von dem Cherub, über welchem sie war, zu der Schwelle des Hauses hin.“
Da sieht er sie am Eingang des Tempelhauses.
Nächste Stelle: Kapitel 10, Vers 3 und 4, am Schluss:
„Und die Wolke erfüllte den inneren Vorhof, und die Herrlichkeit des Herrn hatte sich von dem Cherub auf die Schwelle des Hauses hin erhoben.“
Weiter, Vers 18:
„Und die Herrlichkeit des Herrn begab sich von der Schwelle des Hauses hinweg und stellte sich über die Cherubim. Und die Cherubim erhoben ihre Flügel und hoben sich vor meinen Augen von der Erde empor, als sie sich hinweg begaben, und die Räder waren neben ihnen. Sie stellten sich an den Eingang des östlichen Tores des Hauses des Herrn. Und die Herrlichkeit des Gottes Israels war oben über ihnen.“
Beim Osttor des Tempels.
Und weiter lese ich in Kapitel 11, Vers 22:
„Und die Cherubim erhoben ihre Flügel, und die Räder waren neben ihnen, und die Herrlichkeit des Gottes Israels war oben über ihnen. Und die Herrlichkeit des Herrn erhob sich aus der Mitte der Stadt und stellte sich auf den Berg, welcher gegen Osten der Stadt ist.“
Der Ölberg.
Jetzt ist die Schechina also aus dem Tempelhaus hinausgegangen, hatte den inneren Vorhof erfüllt, ging durch das Osttor hinaus. Somit ging sie durch das Tor hinaus, wo heute das goldene Tor ist, wo in diesem Bau noch die originalen Torpfosten vom Tempel-Osttor zu sehen sind. Sie ging hinüber auf den Ölberg und dann war sie verschwunden.
Und die Schechina kam nie mehr zurück, als der zweite Tempel gebaut wurde.
Aber wir haben heute Morgen gelesen, Ezekiel 43, wie Ezekiel sieht, dass die Schechina am Anfang des Tausendjährigen Reiches zurückkehren wird, von Osten her durch das Osttor in den Tempel hinein. Und das Osttor wird geschlossen werden, um zu zeigen: Gott wird sein Volk nie mehr verlassen. Bis ans Ende der Welt wird die Schechina bleiben.
Also sehr eindrücklich, wie man diesen Weggang sieht. Gott war geduldig, er ging nicht sofort weg aus diesem Tempel, obwohl so viel Gräuel und Sünden dort waren, im Tempelbezirk sogar. Und wir sehen, die Wolke geht so zögerlich weg. Man könnte richtig sagen, es ist dem Herrn überhaupt keine Freude, hier wegzugehen, aber er muss, weil hier mit der Sünde nicht gebrochen wird. Und dann ging er weg.
So können wir das auch übertragen auf eine Kirche, die den Weg Gottes und sein Wort verlässt. Da muss Gott auch weggehen, und er verlässt. Und damit müssen natürlich auch diejenigen, die ihm nachfolgen, ebenfalls weggehen.
Das Gericht über Jerusalem und die Rettung der Gerechten
Nun sieht Hesekiel in seiner Vision eindrücklich Menschen mitten in Jerusalem, die trauern und unter den Missständen im Volk Gottes leiden.
In Hesekiel 9 sieht er Engel, die kommen, um schließlich die Stadt zu zerstören – Engel, die hinter der Szene standen, als die Babylonier Jerusalem zerstören sollten.
Im Kapitel 9, Vers 4, sieht Hesekiel einen Engel, der in Leinen gekleidet ist und ein Tintenfass eines Schreibers an seiner Hüfte trägt. Der Herr spricht zu ihm: „Gehe mitten durch die Stadt, mitten durch Jerusalem, und mache ein Zeichen an die Stirnen der Leute, die seufzen und jammern über all die Gräuel, die in ihrer Mitte geschehen.“
Dann spricht der Herr vor Hesekiels Ohren zu den anderen Engeln: „Geht hinter ihm her durch die Stadt und schlagt; euer Auge schone nicht und erbarmt euch nicht. Mordet bis zur Vertilgung Greise, Jünglinge, Jungfrauen, Kinder und Weiber. Aber naht euch niemandem, an dem das Zeichen ist. Und bei meinem Heiligtum sollt ihr anfangen.“
Sie fingen bei den alten Männern an, die vor dem Haus standen, und so weiter.
Gott sieht also in Jerusalem diejenigen, die traurig sind über diese Missstände und den Götzendienst. Deshalb muss der Engel ein Zeichen an ihre Stirn machen, damit diese Personen im Gericht verschont werden.
Jeremia war ein solcher Mensch. Er überlebte den Krieg. Als die Babylonier Jerusalem eroberten, befreiten sie Jeremia, obwohl sie genau wussten, wo er war. Sie töteten ihn nicht. Er war einer, der ein unsichtbares Zeichen an der Stirn hatte.
Das Interessante ist, dass das hebräische Wort für Zeichen hier „Taw“ heißt. Es ist zugleich der Name des letzten Buchstabens im Alphabet, des T. Zur Zeit Hesekiels schrieb man das T im Hebräischen als ein Kreuz.
Man malte also ein Kreuz auf die Stirn, und diejenigen, die dieses Kreuzeszeichen auf der Stirn hatten, sollten vor dem göttlichen Gericht verschont werden.
Dieser Hinweis ist ganz eindrücklich und verweist auf die einzige rettende Grundlage: das Kreuz von Golgatha.
Das wollte ich zu diesem besonderen Teil in der ersten Partie von Hesekiel sagen – dem Weggang der Wolke der Herrlichkeit. Die Rückkehr der Wolke der Herrlichkeit haben wir heute Morgen behandelt.
Prophetie über den Untergang von Tyrus
Und jetzt möchte ich noch eine Perle herausgreifen aus dem Mittelteil: die Prophetie über die Heidenvölker. Ich lese hier aus Hesekiel 26 die Prophetie über den Untergang von Tyrus.
Tyrus war damals etwa das, was heute New York ist – das Zentrum des Welthandels. Die Tyrer, die Libanesen dort, wurden steinreich durch die Kontrolle des internationalen Handels im Mittelmeer und weit darüber hinaus in der ganzen alten Welt, kann man sagen. Die Tyrer freuten sich sogar, als sie hörten, dass Jerusalem unterging, weil sie dadurch noch mehr Einnahmen sichern konnten, die in Jerusalem auf der Handelsroute abgezwackt wurden.
Hesekiel 26,1: „Und es geschah im elften Jahr, also 586, am ersten des Monats, da geschah das Wort des Herrn zu mir: Menschensohn, darum, dass Tyrus über Jerusalem spricht: ‚Haha, zerbrochen ist die Pforte der Völker, sie hat sich mir zugewandt, ich werde erfüllt werden, sie ist verwüstet.‘“
Jetzt konnte Jerusalem keinen Zoll mehr verlangen für die Händler, die von Süden in den Libanon kamen. Darum spricht der Herr, der Ewige: „Siehe, ich will an dich, Tyrus, und ich werde viele Nationen wieder zu dir heraufbringen, wie das Meer seine Wellen heraufführt. Sie werden die Mauern von Tyrus zerstören und seine Türme abbrechen. Ich werde seine Erde von ihm wegfegen und es zu einem kahlen Felsen machen. Ein Ort zum Ausbreiten der Netze wird es sein, mitten im Meer, denn ich habe geredet“, spricht der Herr, der Ewige.
„Es wird die Nationen zur Beute werden, und seine Töchter, die auf dem Gefilde sind, werden mit dem Schwert getötet werden. Sie werden wissen, dass ich der Herr bin. Denn so spricht der Herr, der Ewige: ‚Siehe, ich werde Nebukadnezar, den König von Babel, den König der Könige von Norden, hier gegen Tyrus bringen mit Rosten und Wagen und Reitern und mit einer großen Volksschar. Er wird deine Töchter auf dem Gefilde mit dem Schwert töten. Er wird Belagerungstürme gegen dich aufstellen, einen Wall gegen dich aufschütten und Schilde gegen dich aufrichten.‘
Er wird seine Mauerbrecher wieder ansetzen, deine Mauern niederreißen und deine Türme mit seinem Eisen zertrümmern. Von der Menge seiner Rosse wird ihr Staub dich bedecken. Vor dem Lärm der Reiter, Räder und Wagen werden deine Mauern erbeben, wenn er in deine Tore einziehen wird, wie man in eine erbrochene Stadt einzieht. Mit den Hufen seiner Rosse wird er alle deine Straßen zerstampfen, und dein Volk wird er mit dem Schwert töten. Die Bildsäulen deiner Stärke werden zu Boden sinken.
Sie werden dein Vermögen rauben, deine Waren plündern, deine Mauern abbrechen und deine Prachthäuser niederreißen. Deine Steine, dein Holz und deinen Schutt werden sie ins Wasser werfen. Ich werde dem Getöne deiner Lieder ein Ende machen. Der Klang deiner Lauten wird nicht mehr gehört werden. Ich werde dich zu einem kahlen Felsen machen. Ein Ort zum Ausbreiten der Netze wirst du sein, du wirst nicht wieder aufgebaut werden.‘“
Wir haben hier einige klare Prophezeiungen: Die Mauern von Tyrus werden zerstört, Tyrus wird ein kahler Fels, die Menschen auf dem Gefilde werden getötet, Nebukadnezar wird Tyrus zerstören. Schließlich lesen wir, dass das Vermögen geraubt wird und Steine, Holz und Schutt ins Wasser geworfen werden. Dann wird Tyrus ein kahler Fels, wo man die Netze ausspannt.
Diese Prophezeiungen haben sich erfüllt. Einige Jahre nach dieser Prophetie, also zwischen 585 und 573, belagerten die Babylonier unter Nebukadnezar Tyrus dreizehn Jahre lang. Schließlich wurde die ganze Stadt dem Erdboden gleichgemacht. Doch die schlauen Tyrer hatten eine Flotte. Sie nahmen all ihre Reichtümer aus der Stadt, luden sie auf ihre Schiffe und zogen sich auf die vorgelagerte Insel vor Tyrus zurück. Dort konnten sie sagen: „Haha, lieber Caniza, du hast nichts gekriegt!“
Tyrus wurde zerstört, all diese Punkte sind erfüllt worden, aber Nebukadnezar konnte ihren Reichtum nicht plündern. Von nun an war Tyrus eine Ruinenstadt, doch nichts von dem wurde ins Wasser geworfen oder wurde ein kahler Fels, wo man die Netze ausspannt. Man könnte sagen, das sei ein Beispiel für eine falsche Prophetie. Nur ein Teil hat sich erfüllt, aber längst nicht alles, was in diesem Kapitel steht. Hesekiel ein Falschprophet?
Halt, halt, halt, lesen wir den Text genau. Ich habe mir meine Bibel immer angestrichen, wenn es ab Vers 7 heißt: Nebukadnezar, dann in Vers 8 „er“, im gleichen Vers 11 „er“ – das hat sich unter Nebukadnezar erfüllt. Aber dann in Vers 12 heißt es: „Und sie werden dein Vermögen rauben und deine Waren plündern und deine Mauern abbrechen und deine Prachthäuser niederreißen. Deine Steine, dein Holz und deinen Schutt werden sie ins Wasser werfen.“
Dieser Wechsel von „er“ auf „sie“ ist eigentümlich. Man musste ein bisschen warten. Im Jahr 332 kam Alexander der Große. Er wollte die Stadt auf der Insel erobern. Er hatte keine Flotte, aber sehr gute Ingenieure. Sie warfen all die Ruinen von Alt-Tyrus ins Meer, bauten einen Damm von etwa einem Kilometer zur Insel und errichteten hohe Türme mit Rädern, etwa dreißig Meter hoch. Damit fuhren sie über den Damm, eroberten die Stadt auf der vorgelagerten Insel und plünderten sie.
Sie mussten so viel Material ins Meer werfen, dass die Stadt wirklich ein kahler Fels wurde. Die Steine reichten nicht, deshalb warfen sie auch den Schmutz und Dreck von Alt-Tyrus ins Meer, um den Damm zu bauen. Das hat sich alles erfüllt – erst mit Alexander, genau dort, wo der Prophet vom „er“ auf „sie“ wechselt.
So sehen wir, dass sich die Prophetie in Phasen, also wellenweise, erfüllte. Das stand ja schon in Hesekiel 26,3: „Ich werde viele Nationen wie dich heraufführen, wie das Meer seine Wellen heraufführt.“ Zuerst erfüllte sich das eine, dann musste man Geduld haben, bis Alexander der Große kam und das Weitere erfüllt wurde.
Die Archäologie hat ein Problem mit Tyrus: Man konnte Tyrus nicht mehr finden, archäologisch nicht belegen. Den Felsen kennt man, ja. Durch den Schwemmsand im Laufe der Jahrhunderte wurde der Damm so angereichert, dass die vorgelagerte Insel heute eine Halbinsel ist. Dort liegt das moderne Tyrus von heute.
Der Fels ist immer noch da, und was machen die Fischer dort? Sie spannen noch heute Netze zum Trocknen aus!
Zum Schluss möchte ich noch Hesekiel 26,20 lesen: „So werde ich dich hinabstürzen zu denen, welche in die Gruben hinabgefahren sind, zu dem Volk der Urzeit, und werde dich wohnen lassen in den untersten Orten der Erde, in den Trümmern von der Vorzeit, mit denen, welche in die Grube hinabgefahren sind, auf dass du nicht mehr bewohnt werdest. Ich werde Herrlichkeit setzen in dem Land der Lebendigen, zum Schrecken werde ich dich machen, und du wirst nicht mehr sein. Du wirst gesucht und in Ewigkeit nicht wiedergefunden werden“, spricht der Herr, der Ewige.
Die Gegner, die Gottesleugner, hätten ja bis heute Gelegenheit gehabt, dort wieder eine Stadt auf dem Felsen aufzubauen. Dann könnten sie dieses Wort widerlegen. Doch das ist nie geschehen. Die Prophetie hat sich bis in unsere Zeit hinein erfüllt. Man muss manchmal Geduld haben, um die Phasen der Erfüllung abzuwarten.
Auch das ist eine schöne Perle aus dem Buch Hesekiel. Zum Schluss wollen wir miteinander danken.
