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Johannes 14+15

Das Johannes-Evangelium, Teil 20/31
06.03.2005Johannes 14,1-31
SERIE - Teil 20 / 31Das Johannes-Evangelium

Einführung in die Abschiedsreden Jesu und die Rolle des Heiligen Geistes

Wir stehen am Schluss von Johannes 14 und werden uns dann Johannes 15 zuwenden. Deshalb lesen wir heute zunächst ab Johannes 14,26 bis zum Ende des Kapitels 15. Geht das für dich, Peter?

Wir haben gesehen, wie der Herr Jesus in diesen Abschiedsreden von Johannes 13 bis 16 ausführlich darauf hinweist, dass er jetzt zum Vater zurückkehrt, ins Haus des Vaters, in den himmlischen Tempel (Johannes 14,1 und folgende). Gleichzeitig kündigt er an, dass der Heilige Geist auf diese Erde kommen wird, um den Herrn Jesus hier zu vertreten.

Er nennt den Heiligen Geist wiederholt den Sachwalter. Das Wort Parakletos bedeutet Sachwalter, Fürsprecher und auch Tröster. Der Heilige Geist ist also der Advokat der Gläubigen hier auf Erden. Ein Advokat ist jemand, der sich voll für die Person seines Mandanten einsetzt, als wäre er selbst diese Person, als steckte er in seiner Haut.

Der Unterschied ist jedoch, dass der Advokat im Gegensatz zum Mandanten das ganze Gesetz kennt, ebenso wie alle Probleme rundherum, und sie besser beurteilen kann als der Mandant selbst. So tut es der Heilige Geist in vollkommener Weise. Er setzt sich völlig für die Gläubigen hier auf Erden ein.

Auf der anderen Seite ist der Herr Jesus heute im Himmel der Sachwalter. Wir haben also auf der Erde einen Advokaten und auch im Himmel. Wo steht das? In 1. Johannes 2. Genau, in 1. Johannes 2 finden wir dasselbe Wort Parakletos in Bezug auf den Herrn Jesus. Lesen wir gleich Kapitel 2, Verse 1 und 2:

„Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, haben wir einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten. Er ist die Sühne für unsere Sünden – nicht allein für die unseren, sondern auch für die ganze Welt.“

Jawohl, nach Offenbarung 12,10-11 hat Satan heute noch Zugang zur Gegenwart Gottes im Himmel. Dort klagt er die Gläubigen an; Tag und Nacht verklagt er sie vor Gott. Jesus ist der Advokat vor dem Richterthron Gottes und setzt sich für die Erlösten ein. Er kann sagen, dass ihre Schuld auf Golgatha vollkommen geregelt und bezahlt ist.

Der Heilige Geist ist also derjenige, der sich für die Gläubigen hier auf Erden einsetzt. Seit der Heilige Geist auf Erden gekommen ist, um hier zu wohnen – ich muss erklären: Gott ist allgegenwärtig und war schon immer überall. Auch der Heilige Geist ist Gott und somit allgegenwärtig.

Wenn es heißt, dass Gott an einem Ort wohnt, bedeutet das, dass Gott dort seine Herrlichkeit und seine Macht auf besondere Weise offenbart. So war es, als Gott im Tempel zu Jerusalem im Alten Testament wohnte. Das war keine Einschränkung der Allgegenwart Gottes, sondern dort war die Gegenwart Gottes auf besondere Weise für die Menschen erfahrbar.

Ebenso wohnt heute der Heilige Geist auf Erden in der Gemeinde, in den Gläubigen. Wir haben das ja in Johannes 14,16-17 gesehen. Lesen wir diese Verse nochmals:

„Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht, noch kennt. Ihr kennt ihn, und er bleibt bei euch und wird in euch sein.“

Der Heilige Geist wohnt also in den erlösten Menschen hier auf Erden. Das bedeutet, dass durch die Erlösten, die zur Gemeinde gehören, Gott besonders erfahrbar wird.

Das wird auch durch statistische Untersuchungen bestätigt. Tausende von Menschen wurden gefragt, wie sie zum Glauben gekommen sind. Im allerhöchsten Prozentsatz war es durch den Kontakt mit Christen. Es gibt zwar auch Menschen, die sagen, sie seien durch ein Buch oder eine Radiosendung zum Glauben gekommen. Doch in den meisten Fällen haben gerade persönliche Kontakte mit Gläubigen eine entscheidende Rolle dabei gespielt, dass sie überhaupt Gott, den Gott der Bibel, erkennen konnten.

So offenbart sich Gott durch den Heiligen Geist, der in den Erlösten wohnt.

Kritik und Abgrenzung gegenüber islamischer Interpretation

Vielleicht ist es in diesem Zusammenhang hilfreich, darauf hinzuweisen, dass im Islam Johannes Kapitel 14 und den Hinweis auf den Parakletos als Prophetie auf Muhammad verstanden wird. Es wird behauptet, der Text sei an dieser Stelle leicht verändert. Das Wort heiße nicht Parakletos, sondern ein ähnlich klingendes Wort, das „Der Herrliche“ bedeutet. Dies sei die griechische Form des arabischen Namens Muhammad. Damit sei Muhammad hier angekündigt.

Allerdings gibt es keine Manuskripte, die diese Änderung von Parakletos stützen könnten. Von den fünf griechischen Manuskripten des Neuen Testaments findet sich kein einziges, das diese Abweichung aufweist.

Wenn man jedoch einen Hinweis auf Muhammad im Neuen Testament sucht, könnte man ihn in Galater 1, Vers 8 finden. Muhammad wurde etwa 540 nach Christus geboren und starb 632. Das ist ungefähr ein halbes Jahrtausend nach der Abfassung des Neuen Testaments. Paulus schreibt dort in Galater 1, Vers 8: „Wenn aber auch wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündigen, als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht.“

Bis Vers 10 heißt es weiter: „Wenn jemand euch etwas anderes verkündigt, als das, was ihr empfangen habt, der sei verflucht. Ich rede jetzt Menschen zuliebe oder Gott zuliebe? Oder suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich noch Menschen gefiele, wäre ich kein Diener Christi.“

Die koranischen Offenbarungen sollen durch den Engel Gabriel Muhammad in Visionen gegeben worden sein. Das, was ihm in den koranischen Suren verkündet wurde, widerspricht jedoch dem Evangelium, das Paulus verkündigt hat. Deshalb heißt es, wenn ein Engel vom Himmel euch etwas anderes verkündet, so sei er verflucht.

Noch deutlicher wird dies in 1. Johannes 2. Der Koran betont, dass Gott keinen Sohn hat. Damit wird im Islam auch abgelehnt, dass Gott die Bezeichnung „Vater“ tragen könnte. Gott ist weder Vater noch hat er einen Sohn.

In 1. Johannes 2, Verse 22 und 23 lesen wir: „Wer ist der Lügner, wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Das ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Wer den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht. Wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater.“

Man erkennt, dass Jahrhunderte bevor Muhammad kam, vor solchen gewarnt wird, die den Vater und den Sohn leugnen und damit Gott nicht haben. Etwa 500 Jahre später kam Muhammad und baute darauf eine Religion auf, die heute mehr als eine Milliarde Menschen prägt. Das ist eindrücklich, wenn man diese Hinweise aus dem Neuen Testament betrachtet.

Antichrist und die Zeit der Irrlehren

Vielleicht noch etwas, ja, bitte. Hier wird ja schon gesagt, der Antichrist ist also hier im fünften oder sechsten Jahrhundert, und eigentlich warten wir ja noch auf den Antichristen.

Lesen wir gerade im gleichen Kapitel, 2. Johannes 2, Vers 18, dann wird das deutlicher.

  1. Johannes 2,18: Wer liest?
    Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so werden ja auch jetzt viele Antichristen auftreten. Daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist.

Der Antichrist kommt, das ist der schlimmste Antichrist, der gegen Christus kämpft, kurz vor der Wiederkunft Christi. Das ist der Antichrist. Aber vor seinem Kommen sollten bereits viele Antichristen kommen, die so gegen Christus kämpfen, dass sie eben seine Gottessohnschaft leugnen und den Vater leugnen.

Insofern ist also Mohammed, kann man sagen, einer dieser Antichristen, die schon viel früher kommen sollten. Aber es ist nicht der Antichrist; der kommt erst unmittelbar in den Jahren vor der Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit.

Ist das so eine Erklärung?

Dann wollte ich noch hinweisen auf Offenbarung 22. Das Neue Testament wird abgeschlossen mit der göttlichen Offenbarung an uns Menschen mit diesem Buch, das Johannes noch ganz am Schluss des ersten Jahrhunderts geschrieben hat. Da spricht der Herr Jesus in den Versen 18 und 19 im Kapitel 22.

Liest jemand?
Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buchs hört: Wenn jemand zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch geschrieben sind. Und wenn jemand von den Worten des Buches dieser Weissagung wegnimmt, so wird Gott seinen Teil wegnehmen von dem Baum des Lebens und aus der heiligen Stadt, von denen in diesem Buch geschrieben ist.

Jawohl! Und dann kam Jahrhunderte später der Koran, der als das Siegel aller schriftlichen Offenbarungen Gottes zum Alten und Neuen Testament gesehen wird. Im Koran werden ja das Taurat, damit ist das Gesetz Mose gemeint, die Psalmen Davids erwähnt und das Incil, das Evangelium, das steht für das Neue Testament.

Jetzt zeigt quasi der Koran den krönenden Abschluss. Aber hier wird gesagt: Wer jetzt noch zur Offenbarung etwas hinzufügt, dem wird Gott von diesen Plagen hinzufügen.

Und noch eine Stelle: 2. Korinther 11, Verse 3-4.
Ich fürchte aber, dass die Schlange Eva durch ihre List verführte, so dass vielleicht euer Sinn von der Einfalt und Lauterkeit Christi gegenüber abgewandt und verdorben wird. Denn wenn der, welcher kommt, einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertragt ihr das Rechtgut.

Also Paulus hatte Angst um die Korinther, dass sie von Verführern in eine falsche Richtung gebracht werden könnten. Da spricht er über einen Verführer, der kommt, der einen anderen Jesus predigt. Da empfängt man einen anderen Geist, und es geht um ein anderes Evangelium.

Und all das findet man im Islam. Ein anderer Jesus, der koranische Jesus wird Isa genannt. Er ist eine Erschaffung Allahs, hat keine Vorexistenz gehabt, keine Präexistenz. Er ist nicht Gott, sondern eine Erschaffung Allahs. Er ist nicht am Kreuz gestorben und hat also keine Erlösung durch den Opfertod erwirkt. Es ist ein anderer Jesus.

Und hier wird genau darüber gesprochen. Er heißt zwar Jesus, Isa, aber es ist ein anderer Jesus, den wir nicht gepredigt haben. Es ist ein anderer Geist, es ist ein anderes Evangelium.

So haben wir im Neuen Testament ganz interessante Hinweise, und das Jahrhunderte bevor der Islam überhaupt in der Geschichte aufgekommen ist, wird da bereits ganz ausdrücklich gewarnt.

Aber der Paulus hat doch eine andere Irrlehre angesprochen damals, er musste ja damals noch nicht vor der Irrlehre Mohammeds warnen.

Also jetzt in 2. Korinther 11?

Doch, der Zusammenhang ist schon da. Denn es gab diese Irrlehre, die zum Beispiel die Gottheit Christi leugneten, die gab es schon im ersten Jahrhundert. Das hat sich dann immer mehr ausgedehnt.

So war besonders das vierte und fünfte Jahrhundert in der Kirchengeschichte die Zeit der christologischen Kämpfe, wie man sagt. Das heißt, es gab eine Überschwemmung von Irrlehren, die sagten: Jesus Christus ist ein erschaffenes Wesen, Jesus Christus ist Gott nicht gleich, Jesus Christus ist zwar ein gottähnliches Wesen, aber … und so weiter. Alle möglichen Formen gab es, und die Christenheit wurde damit förmlich überschwemmt.

Es war ein absolutes Wunder, dass wirklich Männer, die eine ganz klare biblische Sicht hatten in Bezug auf die Person des Herrn Jesus Christus, überzeugend anhand der Bibel darstellen konnten: Jesus Christus ist der wahrhaftige Gott. Er ist wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person.

Das war besonders Athanasius, der gekämpft hat wie ein Löwe, aber auf ganz feine Art. Er hat wirklich die Bibel benutzt als Schwert und hat das sehr schön anhand der wichtigen Bibelstellen belegen können.

Schließlich kam es zum Konzil von Nizäa 325. Dort wurde die Gottgleichheit des Sohnes im Konzil bekannt.

Also nicht, dass diese Lehre erfunden wurde, sondern dann wurde das öffentlich deklariert: Das ist die biblische Lehre.

Dort war die Christenheit wirklich dabei, voll abzudriften und die Gottheit Christi zu verwerfen. Wenn man denkt, wie schlecht der Zustand der Kirche im Allgemeinen war, dann ist es eigentlich ein absolutes Wunder, dass das nicht in die falsche Richtung gegangen ist, sondern dass diese Grundwahrheit des Glaubens, des Evangeliums, festgehalten und bekannt wurde.

Denn auch später, im Konzil von Konstantinopel 381, wurde die Gottheit des Heiligen Geistes ganz klar bekannt. Und dann noch im Konzil von Ephesus 451 wurde ganz klar bekannt: Jesus Christus ist Gott und Mensch, wirklicher Gott, wirklicher Mensch in einer Person.

Dann waren diese Grundfragen des Glaubens geklärt.

Aber nun, wie ist das überhaupt zu verstehen, dass es da nicht völlig in die falsche Richtung ging?

Das ist die Tatsache, dass der Heilige Geist als Parakletos hier auf Erden war. Er hat das verhindert.

Wenn man auf die Treue der Kirche schaut, war schon so viel Verderben in die Kirche eingedrungen, dass man hätte sagen müssen, wenn es um die Treue der Menschen gegangen wäre, dann wäre das schiefgegangen.

Trotzdem konnte das noch gerechtet werden, das war der Parakletos.

In den Jahrhunderten vorher, ich sagte viertes, fünftes Jahrhundert, das waren die christologischen Kämpfe. Aber in den Jahrhunderten vorher war der Kampf um den Kanon: Welche Bücher gehören zum Neuen Testament, was ist heilige Schrift und was Menschenwort?

Wenn man da sieht, welche Kämpfe es gab, kursierten Bücher wie das Thomas-Evangelium, eine Petrus-Apokalypse, ein Petrus-Evangelium und so weiter und so fort.

Warum sollte man diese Bücher nicht nehmen?

Klar war aufgrund von Epheser 2, Vers 20, dass die Gemeinde, die neutestamentliche Gemeinde, gegründet ist auf dem Fundament der Apostel und Propheten.

Liest das jemand?
 Epheser 2,20:
Ihr werdet als Gemeinde gesehen als Tempel Gottes, als ein Gebäude. Ihr seid aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus selbst Eckstein ist.

In ihm zusammengefügt wächst der ganze Bau zu einem heiligen Tempel im Herrn. Und in ihm werdet auch ihr mit aufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geist.

Also die Grundlage dieses Tempels ist die Grundlage der Apostel und Propheten. So hat man nur Bücher als Gotteswort akzeptiert, die von einem der Apostel Jesu Christi geschrieben waren, also von einem der zwölf Apostel – zwölf waren es im Blick auf ihren Dienst für Israel, entsprechend den zwölf Stämmen – oder vom Apostel Paulus, der Apostel für die Nichtjuden.

Ein Buch musste von solchen Personen geschrieben worden sein oder von einem neutestamentlichen Propheten, der von den Aposteln anerkannt war.

Nun ist es wunderbar, dass in diesen ersten Jahrhunderten man konfrontiert war mit allen möglichen Schriften. Man hat genau untersucht: Ist das wirklich von Thomas? Ist das wirklich von Petrus?

Alle diese gefälschten Schriften waren samt und sonders gefälscht. Das Thomas-Evangelium stammte aus dem Jahr 140, Thomas war schon längst tot.

Der letzte Apostel, der heimgegangen ist, war der Apostel Johannes am Ende des ersten Jahrhunderts, nachdem er die Offenbarung geschrieben hatte und seine Briefe und das Evangelium.

Alle diese Schriften wurden rausgeschmissen, und heute, zweitausend Jahre später, mit all unserer wissenschaftlichen Forschung, müssen wir sagen, sie haben sich in keinem einzigen Fall geirrt.

Das, was an 27 Büchern festgehalten wird, ist eindeutig von den Aposteln und Propheten geschrieben worden, und alles, was sie abgewiesen haben, waren Fälschungen.

Man kann also nicht im Nachhinein plötzlich zeigen: Ja, seht ihr, das Evangelium wurde abgelehnt, aber das war ja authentisch.

Sie haben alles rausgeschmissen.

Wie war das möglich?

Das war das Werk des Parakletos, der in den ersten Jahrhunderten diesen klaren Durchblick, diese ganz klare Erkenntnis gegeben hat für die Bücher, die wirklich zur Heiligen Schrift gehören.

Dann hat er den Durchblick gegeben, trotz der Schwäche des Menschen, für die Grundwahrheiten in Bezug auf Gott, Gottes Sohnschaft, Dreieinheit Gottes.

Wenn wir denken, wie die Kirche dann doch in tiefste Finsternis versunken ist, dann kam es im sechzehnten Jahrhundert zur Reformation, wo wieder neu das Evangelium und die Rettung aus Glauben allein entdeckt wurde.

Zuerst Luther, der dann andere beeinflusst hat: Calvin, Zwingli, Martin Buser usw.

Das war auch wieder das Werk des Parakletos, der neu die Wahrheit des Evangeliums wieder ans Licht gebracht hat.

So sehen wir das Wirken des Heiligen Geistes durch die ganze Kirchengeschichte hindurch.

Wenn man sich das alles so überlegt, muss man sagen, das ist zum Staunen, dass es so kommen durfte und dass zum Beispiel auch die Reformation nicht einfach eingedunkelt werden konnte.

Gerade im sechzehnten Jahrhundert, als die Reformation aufkam, hat Gott den Islam benutzt.

Da war ja der große Kaiser, der die Katholiken und ihren Kampf gegen die Reformierten gestützt hat. Der war abgelenkt durch die islamische Gefahr, denn die Moslems wollten Europa erobern und wurden dann vor Wien gestoppt.

Dadurch, dass man sich so stark mit den europäischen Heeren auf den Islam konzentrieren musste, konnte die Reformation schön aufleben in Deutschland, Frankreich und so weiter.

Auch da sieht man, wie Gott, der Heilige Geist, auch die Weltgeschichte in seiner Hand gehabt hat, um das Licht des Evangeliums zum Leuchten zu bringen.

Daheim, wo die ersten Briefe überhaupt geschrieben wurden, gab es eigentlich noch kein geschriebenes Wort.

Es war sicher 40 bis 50 nach Christus, als die ersten Briefe geschrieben wurden.

Wir können das nicht auf das Jahr genau sagen. Zum Beispiel das Matthäusevangelium könnte gut schon in den dreißiger Jahren geschrieben worden sein. Es gibt kein Argument, dass man das später ansetzen müsste, jedenfalls vor dem Jahr siebzig.

Denn zum Beispiel der Fall von Jerusalem als Erfüllung der Voraussagen des Herrn wird mit keinem Wort in den Evangelien erwähnt als Erfüllung, sondern nur prophetisch angekündigt.

Man muss die Schriften des Neuen Testaments eigentlich ansetzen in die Zeit von 32, das war Pfingsten (Apostelgeschichte 2), bis etwa 98, da wurden die letzten Schriften von Johannes verfasst.

Was man auch bedenken muss: Es war damals sehr verbreitet, dass man auch stenografisch Dinge festhielt, auf solchen Wachstäfelchen, wo man Notizen machte.

Ein solches Wachstäfelchen wird ja erwähnt in der Geschichte von Johannes dem Täufer. Nach seiner Geburt hat der stumme Vater auf ein solches Wachstäfelchen den Namen Johannan geschrieben: Johannes soll er heißen.

Es gab also die Kurzschrift, die städographische Schrift, und so kann man auch damit rechnen, dass die Jünger auch Dinge schon in der Frühzeit festgehalten haben und dann, als es um die Abfassung der Evangelien ging, diese ausgeführt haben.

Gerade in der Abfassung der Evangelien kündigt der Herr an, Johannes 14,26.

Wer liest das?
Dabei stand aber der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

Das hat sich natürlich ganz besonders niedergeschlagen in der Abfassung der Evangelien, dass der Heilige Geist also in seiner Macht als Sachwalter die Jünger, die Augenzeugen waren, an die Dinge erinnert hat, die Jesus Christus gesprochen hatte.

Das hat dann zur Abfassung der Evangelien geführt.

Es kommt noch dazu: Im Judentum damals war es sehr verbreitet, dass man die Lehrsätze seines Rabbis auswendig lernte.

Das Auswendiglernen hatte einen ganz anderen Stellenwert als in unserem Schulsystem heute.

Unsere Schüler sind extrem schwach im Auswendiglernen.

Das war aber in der jüdischen Kultur gerade umgekehrt. Man war sehr stark im Auswendiglernen.

Aber es ist nicht nur die menschliche Seite, sondern hier wird wirklich gesagt: Der Heilige Geist wird euch erinnern und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.

So konnten Matthäus und Johannes als Augenzeugen ihre Evangelien abfassen.

Im Fall von Johannes wurde sein Evangelium erst in den neunziger Jahren geschrieben. Der Abstand ist riesig, aber er war Augenzeuge.

Im Fall des Lukas-Evangeliums wurde es effektiv in den sechziger Jahren geschrieben. Lukas sagt in Kapitel 1, er habe viele Augenzeugen aufgesucht. Er hat also wie ein Historiker das Quellenmaterial von den Augenzeugen gesammelt und unter Inspiration des Sachwalters dann zum Lukas-Evangelium zusammengefügt.

Das Wunderbare ist die Einheit der Evangelien, die ein schönes Zeugnis dafür sind, wie der Heilige Geist die Abfassung des Neuen Testaments als Sachwalter hier auf Erden bewirkt hat.

Das war nicht das Erste: die Abfassung des Neuen Testaments, dann die Erkennung des Kanons.

Der Kanon muss nicht gemacht werden, man muss nur erkennen, welche Bücher zum Kanon gehören.

Das ist ein wichtiger Unterschied.

Dann ging es um die Lehre in Bezug auf die Person Jesu und in Bezug auf die Gottheit im Allgemeinen und später die Wiederentdeckung des Evangeliums.

Man könnte weitergehen.

Im neunzehnten Jahrhundert geschah eigentlich das Wunder: Nachdem man wusste, wie man errettet wird, was die Basis des Evangeliums ist, brach im neunzehnten Jahrhundert ein richtiges Interesse am allgemeinen Bibelstudium auf.

Da wurde wieder so richtig der ganze Heilsplan Gottes entdeckt, in verschiedenen Zeitaltern, auch die Prophetie und die Wiederkunft Christi, die Unterscheidung von Entrückung und Wiederkunft in Herrlichkeit.

All diese Dinge wurden so klar und deutlich wieder ans Licht geführt, dass man auch da wieder sagen muss: Das war allein der Sachwalter, der das bewirkt hat.

Ich habe eine Frage. An einer Stelle sagt Jesus, ich werde euch einen noch Größeren schicken. Also er meint mit dem Heiligen Geist nur den Ausdruck „einen noch Größeren“, finde ich. Für mich ist das etwas schwer verständlich.

Ja, aber den finden Sie auch nicht so. An welcher Stelle haben Sie danach „einen noch Größeren“?

Ich weiß nicht mehr genau, wo das ist.

Also etwas, was ähnlich klingt, haben wir in Johannes 14, Vers 28. Da sagt der Herr Jesus:
Wenn ihr mich liebtet, so würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe, denn mein Vater ist größer als ich.

Vom Vater sagt er das. Das bedeutet, der Herr Jesus als Mensch hat eine Stellung unter dem Vater.

Wenn er sagt, der Vater ist größer als ich, dann sagt er das als der Mensch Jesus.

Aber als Gott ist er dem Vater gleich, und darum sagt Paulus in Philipper 2, Vers 5, dass Christus, in der Gestalt Gottes seiend, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein.

Dort wird die Gottgleichheit ganz klar verkündigt.

So müssen wir unterscheiden, weil Jesus Gott und Mensch in einer Person ist.

Wenn wir Stellen sehen, wo er als niedriger als der Vater bezeichnet wird, dann geht es um seine Menschheit.

Wenn er als Gott gleich beschrieben wird, dann geht es um seine Gottheit.

So nennt zum Beispiel Gott in Sacharja 13, Vers 7 den Messias „mein Genosse, Schwert, erwache wieder, mein Genosse, wieder den Hirten, wieder den Mann, der mein Genosse ist“, auf Hebräisch Amiti. Amit bedeutet der Genosse im Sinn von der Gleichgestellte.

Das ist der Grundgedanke von Genosse Amit, der mir Gleichgestellte.

Das erklärt sich so.

Nun wird aber vom Heiligen Geist nicht gesagt, dass er größer sei als der Sohn.

Diese Ausdrucksweise finden wir so nicht.

Größere Werke, also die Jünger werden größere Werke tun, haben wir letztes Mal behandelt.

Es muss dabei nicht speziell um Wunder gehen, denn wir finden in der Kirchengeschichte nicht wirklich größere Wunder.

Aber größere Werke, wenn man an das denkt, was in der Mission geleistet wurde, wie Leute erlebt haben, wie ganze Stämme und große Teile von Völkern eine Umkehr erlebt haben.

Das hat der Herr Jesus nicht erlebt.

Denkt man nur schon an Petrus am Pfingsttag: Dreitausend kommen zum Glauben an einem Tag. Das findet man nie in den Evangelien.

Das war einfach eine Verheißung, dass solche größeren Werke geschehen werden, wenn der Heilige Geist kommt, um in den Gläubigen zu wohnen.

Vielleicht noch zum Schluss von Johannes 14.

Oder ist zu dem Thema noch eine Frage?

Kann man es doch nicht so auslegen, dass aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten auch bedeutet, dass sie ja Kontakt hatten zu den Aposteln, die Augenzeugen waren, und dass auch in der ersten Zeit das mündliche Gespräch stattfand, was der Geist Gottes der Gemeinde sagen wollte?

Also dass die Apostel vom Heiligen Geist benutzt wurden, ihnen das Wort so weiterzugeben, wie sie es gelernt haben oder wie Gott es von ihnen wollte, also ein bisschen unabhängig von der Schrift, also dass es einen unabhängigen Grund gibt.

Da sehen wir sogar gerade nach Pfingsten, die Apostel haben sich konzentriert, tagtäglich auf die Verkündigung der apostolischen Lehre.

Das geschah mündlich, aber der Heilige Geist hat dann eben so geführt, dass diese apostolische Lehre schließlich in den 27 Büchern des Neuen Testaments schriftlich kristallisiert wurde.

Die Apostel sind gestorben, Johannes war der Letzte. Er hatte keine apostolischen Nachfolger.

Es gab nach der Bibel keine apostolische Sukzession, was aber die katholische Kirche trotzdem wollte.

Darum beharrt sie darauf, die Päpste seien die direkte Nachfolge der Apostel, und zwar des Apostels Petrus.

Das ist absolut unbiblisch, es gab keine Nachfolger.

Darum hat die Gemeinde nur das geschriebene Wort als Autorität.

Auch die Konzilien haben überhaupt keine Autorität.

Aber es ist interessant: Die Reformatoren, die ja wieder entdeckten, was Autorität hat – allein die Heilige Schrift – die haben gesagt, wir anerkennen das Konzil, die Konzilaussagen von Nizäa, von Konstantinopel, von Ephesus.

Aber nicht, weil Konzilien das verkündigt haben, sondern weil wir sehen, das stimmt genau mit der Bibel überein.

Spätere Konzilien haben sie vollkommen abgelehnt, weil sie gesagt haben, die sind völlig im Widerspruch zur Bibel.

Das ist sehr interessant.

Darum haben eigentlich die reformierten Kirchen und später auch die evangelikalen Kirchen diese Grundlehren der frühen Konzilien, der ökumenischen Konzilien – ökumenisch heißt hier im Sinn die ganze Christenheit umfassend, denn sie haben eine Bedeutung für die ganze Christenheit – anerkannt.

Aber eben nicht, weil es Konzilien waren, sondern weil das mit dem Wort Gottes übereinstimmt.

Wenn darin irgendeine Formulierung nicht sauber ist, dann hat sie keine Autorität.

Sie hat nur Autorität, insofern sie wirklich mit dem geschriebenen Wort übereinstimmt.

Dann gehen wir weiter, Johannes 14.

Am Schluss sagt der Herr Jesus, Vers 30:
Ich werde nicht mehr vieles mit euch reden, denn der Fürst der Welt kommt und hat nichts in mir.

Wer ist dieser Fürst der Welt?

Der Satan.

Er wird übrigens dreimal so genannt.

Wir hatten das schon früher in Johannes 12,31.

Wer liest das?
Jetzt ist das Gericht dieser Welt, jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden.

Jawohl.

Der Herr Jesus spricht gerade im nächsten Vers über seine Kreuzigung. Das soll gleichzeitig das Gericht über Satan sein, den Fürsten dieser Welt.

Hier nochmals: Der Fürst dieser Welt kommt und hat nichts in mir.

Und nochmals in Johannes 16, Vers 11:
Der Heilige Geist wird die Welt überführen von Gericht.

Der Herr Jesus erklärt: Von Gericht, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist.

Einen noch stärkeren Namen bekommt der Teufel in 2. Korinther 4, Vers 3-4.

Wer liest?
Ist nun unser Evangelium verdeckt, so ist das Sehen verdeckt, die verloren werden, den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes.

Jawohl, der Gott dieser Welt.

Übrigens: Für Welt steht hier das Wort Aion, das bedeutet Welt, Zeitlauf.

Und zwar Zeitlauf besonders im Sinn von Zeitgeist.

Jedes Zeitalter hat so seinen besonderen Zeitgeist, und Satan ist der Gott dieses Aions.

Das heißt, er ist auch der Gott, der an der Spitze steht des momentanen Zeitgeistes.

Das muss man sich schon bewusst sein.

Wir leben in einer bestimmten Zeit, wo ein besonderer Zeitgeist herrscht.

In der Generation früher herrschte ein besonderer Zeitgeist.

Die Bibel sagt, wer da an der Spitze steht des Zeitgeistes, das ist der Satan selbst.

Das hilft einem, eine sehr kritische Haltung zu bekommen gegenüber dem momentanen Zeitgeist, der so Mode ist und eben auch als Zeitgeist in die Gemeinde hineinkommt.

Also der Fürst dieser Welt, und der Herr Jesus sagt, er kommt und hat nichts in mir.

Das heißt, der Teufel hatte keinen Anknüpfungspunkt in Christus, weil er vollkommen war.

In uns hat er so viel Anknüpfungspunkt, denn er hat einen Bundesgenossen in uns.

Wer ist das?

Das Fleisch.

Also dann ist unser Körper sehr schlecht, oder?

Was ist das Fleisch im Römerbrief?

Ja, die sündige Natur.

Also die sündige Natur des Menschen, die wir von Adam geerbt haben, die wir spüren als das böse Verlangen.

Das bezeichnet die Bibel als das Fleisch.

Freud, der tiefenpsychologische, der sich selbst als gottloser Jude und hoffnungsloser Heide bezeichnete, sprach immer von dem Es als dem Trieben im Menschen, dem bösen Trieben im Menschen.

Das ist kein biblischer Ausdruck.

Der biblische Ausdruck ist Fleisch.

Paulus sagt in Römer 7, Vers 18.

Als Gläubiger sagt er das.

Wer liest?
Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt, denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten nicht.

Ja, das reicht also: In mir, in meinem Fleisch, wohnt nichts Gutes.

Das ist genau das Gegenteil von dem, was die moderne Psychologie immer gelehrt hat, nämlich dass der Mensch im Prinzip einen guten Kern hat.

Und gerade der Kern ist schlecht.

Das ist der Bundesgenosse.

Dort kann Satan angreifen.

Die Werke des Fleisches werden in Galater 5, Vers 19-21 beschrieben.

Wir können das auch kurz aufschlagen, damit wir wissen, was in uns steckt und wozu eigentlich jeder Mensch potenziell fähig ist, je nach Gelegenheit.

 Galater 5, Verse 19-21.

Wer liest?
Offenbar aber sind die Werke des Fleisches: Es sind Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Hader, Eifersucht, Zornausbrüche, Selbstzüchtelungen, Zwistigkeiten, Parteiungen, Neidereien, Trinkgelage, Völlereien und dergleichen.

Von diesen sage ich euch im Voraus, so wie ich vorher sagte, dass die, die so etwas tun, das Reich Gottes nicht erben werden.

Jawohl, das sind die Auswüchse des Fleisches.

Also Satan hat auch in einem erlösten Menschen immer eine Angriffsfläche, eben in seinem Fleisch.

Aber der Jesus konnte sagen von sich: Er kommt und hat nichts in mir, keine Angriffsfläche.

Paulus sagte in 2. Korinther 5, Vers 21:
Der, der keine Sünde kannte, hat Gott für uns zur Sünde gemacht.

Petrus sagt in 1. Petrus 2, Vers 21:
Der keine Sünde tat.

Johannes schreibt in 1. Johannes 3, Vers 5:
Sünde ist nicht in ihm.

Ich gebe die genaue Stelle noch an: 1. Johannes 3, Vers 5.

Also der keine Sünde kannte, er tat keine Sünde, Sünde ist nicht in ihm.

So war Satan von Anfang an der Verlierer.

Aber der Jesus wurde diesem Totalangriff voll ausgesetzt, als dann die Bosheit des Menschen sich völlig entfesseln konnte in der Kreuzigung Christi.

Machen wir an dieser Stelle Pause bis zwanzig nach.

Wenn wir pünktlich mit zwanzig nach beginnen könnten, wäre das gut.

Also, wir fahren weiter.

Wir sind stehen geblieben in Johannes 14, Vers 30: Der Fürst der Welt kommt und hat nichts in mir.

Dazu ein geheimnisvoller Spruch von Agur Benjake aus Sprüche 30.

Wer liest die Verse 18 und 19, bitte?
 Sprüche 30:
Dieses Kapitel stammt gemäß Vers 1 von Agur, dem Sohn Jaques.

Drei sind es, die mir zu wunderbar sind, und vier, die ich nicht erkenne:
Der Weg des Adlers am Himmel, der Weg einer Schlange auf dem Felsen, der Weg eines Schiffes im Herzen des Meeres und der Weg eines Mannes mit einem Mädchen oder der Weg eines Mannes zu einer Jungfrau.

So heißt es wörtlich, oder?

Ja.

Agur hat die Natur gut beobachtet.

Das sind alles ganz ungewöhnliche Wege:

Der Weg des Adlers am Himmel – wie kann ein so schwerer Vogel überhaupt in der Luft fliegen und schweben?

Dann der Weg einer Schlange auf dem Felsen – wie kann ein Tier ohne Beine sich auf einem Untergrund bewegen, wo es sich nicht einmal irgendwie eingraben kann?

Dann der Weg eines Schiffes im Herzen des Meeres – wie kann so ein schweres Ding überhaupt auf der Meeresoberfläche schwimmen?

Und dann das Geheimnisvolle: Wie kommt ein Mann dazu, das Herz einer ganz bestimmten Frau für sich zu gewinnen?

Das sind vier ungewöhnliche Wege.

Nun ist besonders interessant der Weg der Schlange auf dem Felsen.

Die Schlange in der Bibel ist ein Bild für Satan, und der Fels ist ein Bild für Christus.

 1. Korinther 10, Vers 4:
Der Fels aber war Christus.

Alle diese Wege hinterlassen keine Spuren.

Wenn der Adler am Himmel fliegt, kein Nachbrenner, dann sieht man keine Spuren mehr.

Nachbrenner sind die weißen Spuren am Himmel.

Die Schlange hinterlässt keine Spuren auf dem Felsen.

Wenn ein Schiff auf dem Meer gefahren ist, sieht man in kürzester Zeit keine Spuren mehr.

Auch wenn ein Mann eine Jungfrau heiratet, das sind verborgene Wege.

Die meisten Leute wissen nicht, was da wirklich gegangen ist, wie es dazu gekommen ist, ja, wirklich dazu gekommen ist.

Das sind alles verborgene Wege, wo die Spuren nicht mehr zu sehen sind.

In Bezug auf die Schlange auf dem Felsen: Der Jesus sagt, der Fürst dieser Welt kommt und hat nichts in mir.

Es ist gewaltig, dass Gott überhaupt zugelassen hat, dass diese Schlange Christus versuchen durfte, schon damals in der Wüste.

Dann heißt es, er wich von ihm für eine Zeit.

Nun, in Verbindung mit der Kreuzigung, wo Satan versucht hat, mit seiner ganzen Gewalt gegen Christus vorzugehen, hat er keine Spuren hinterlassen können.

Der Herr Jesus hat nicht gesündigt, nie!

Die Schlange hat keine Spur auf dem Felsen zurückgelassen.

Übrigens noch ganz kurz der Vollständigkeit halber:

Der Adler ist auch ein Bild von Christus, der vom Himmel gekommen ist und wieder zurückgekehrt ist.

Der Weg der Schlange habe ich erklärt.

Der Weg eines Schiffes im Herzen des Meeres – im Neuen Testament ist an mehreren Stellen das Schiff auf dem Meer ein Bild der Gemeinde.

Da haben wir dieses Wunder, wie Gott die Gemeinde durch die Geschichte auf dem Völkermeer gehen ließ.

Trotz aller Verfolgung, trotz aller Stürme konnte die Gemeinde nicht untergehen.

Der Weg des Mannes zu einer Jungfrau ist das Wunder, wie Christus die Gemeinde als seine Frau gewonnen hat.

So wollte ich nur diese Verbindung herstellen: Die Schlange auf dem Felsen und hier „Der Fürst der Welt kommt und hat nichts in mir“.

Der Herr Jesus war bis dahin noch im Obersaal auf dem Hügel, der heute Zion heißt, in Jerusalem.

Das ist der Südwesthügel von Jerusalem, ein Nachbarhügel von dem Tempelberg, der in der Bibel Zion heißt oder Moria.

Dann sagte der Herr Jesus, Vers 31b:
Steht auf, lasst uns von hinnen gehen.

Nun gehen sie also vom Berg Zion, römisch zwei zur Unterscheidung, hinüber, um schließlich durchs Kidrontal nach Gethsemane am Abhang des Ölberges zu beten.

Auf diesem Weg steht der Herr auf und kommt das Gleichnis von dem Weinstock.

 Johannes 15, Vers 1:
Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner.

Warum sagt der Herr Jesus: Der wahre Weinstock?

Das ist doch ein Gegensatz zu einem anderen Weinstock.

Inwiefern ist er der wahre, und was ist das Gegenstück?

Israel ist ja auch als Weinstock bezeichnet.

Wo? Sagen Sie mir das bitte.

Ja, Psalm 80, Jesaja 5, Verse 1 bis 7.

Auch, ja.

Schlagen wir mal auf, zuerst Psalm 80.

 Psalm 80, je nach Zählung Vers 8 oder 9:
Einen Weinstock zogst du aus Ägypten, vertriebest Nationen und pflanztest sie.

Also die Nation Israel wird mit einem Weinstock verglichen, der aus Ägypten geholt wurde.

Der Auszug aus Ägypten, der Exodus.

Dann kamen sie ins Land Kanaan, diese Einwohner wurden vertrieben, und der Weinstock wurde dort in Kanaan eingepflanzt.

Weiter:
Du machtest Raum vor ihm, und er schlug Wurzeln und erfüllte das Land.

Die Berge wurden bedeckt von seinem Schatten, und seine Äste waren gleich Zedern Gottes.

Das ist die Ausdehnung der israelitischen Besiedlung Kanaans.

Weiter:
Er streckte seine Reben aus bis ans Meer und bis zum Strom hin seine Schösslinge, also bis zum Mittelmeer und dann im Norden bis zum Euphrat unter Salomo.

Weiter:
Warum hast du seine Mauer niedergerissen, so dass ihn beraubten alle, die des Weges vorübergehen?

Es zerwühlten ihn der Eber aus dem Walde, und das Wild des Gefildes weidet ihn ab.

Gott, der Herrscher, kehre doch wieder, schaue von Himmel und sieh und suche heim diesen Weinstock.

Jawohl.

Es kam eine Katastrophe über Israel.

Die Mauer wurde niedergerissen, alles wurde verwüstet.

Die Assyrer haben das Nordreich zerstört und die Israeliten deportiert.

Die Babylonier haben das Südreich verwüstet und sie nach Babylon deportiert.

Das ist altprophetisch vorgesehen.

Asaf lebte zur Zeit von David, von König David.

Jahrhunderte vor all diesen Katastrophen wird hier schon gezeigt und gebetet: Suche heim diesen Weinstock!

Die Frage wird gestellt: Warum hat Gott diesen Weinstock so verwüsten lassen?

Lies mal weiter, Vers 15 bei dir und den Setzling, den deine Rechte gepflanzt und das Weib, das du dir gestärkt hattest.

Er ist mit Feuer verbrannt, er ist abgeschnitten.

Vor dem Schelten deines Angesichts kommen sie um.

Jawohl.

Wenn wir Jesaja 5 lesen würden, das wurde ja auch erwähnt, dort wird Israel auch mit einem Weinberg verglichen und damit auch mit Weinbergpflanzungen.

Dort wird erklärt, dass dieser Weinberg eben keine guten Früchte gebracht hat.

Israel hätte eigentlich Frucht für Gott bringen sollen, aber sie haben darin völlig versagt.

Sie sind im Götzendienst und in Treulosigkeit untergegangen.

Darum kam die Verwüstung über sie.

Wenn wir noch in Psalm 80 bleiben, wird gefragt, warum ist dieser Weinstock verwüstet worden, verbrannt worden.

Nun Vers 17 bei dir, 18 bei den meisten anderen:
Deine Hand sei auf dem Manne deiner Rechten, auf dem Menschensohn, den du dir gestärkt hast.

So werden wir nicht von dir abweichen, belebe uns, und wir werden deinen Namen anrufen.

Herr, Gott der Herrschaft, führe uns zurück, lass dein Angesicht leuchten, so werden wir gerettet werden.

Der Weinstock hat versagt, er wird gerichtet, und jetzt wird gebetet: Deine Hand sei auf dem Mann, der auf deiner rechten Seite ist, der Menschensohn.

Wer ist das? Das ist der Messias.

 Psalm 110, Vers 1:
Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege.

Dann wird im Gebet gesagt: Wenn Gott diesen Mann auf der rechten Seite einsetzt, seine Hand sei auf ihm, dann werden wir nicht von dir abweichen.

Dann werden wir deinen Namen anrufen, dann können wir wirklich beten.

Vers 19: Herr Gott, der Herrscher, führe uns zurück.

Nun sagte Herr Jesus: Ich bin der wahre Weinstock.

Er ist eben dieser Mann aus Psalm 80, der den Weinstock Israel, der keine Frucht gebracht hatte, ersetzen soll.

Dann erklärte Jesus: Mein Vater ist der Weingärtner.

Jede Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, die nimmt er weg, und jede, die Frucht bringt, die reinigt er, auf dass sie mehr Frucht bringe.

Er ist der Weinstock, und alle, die sich zu ihm bekannt haben aus Israel, das waren Reben an diesem Weinstock.

Der Jesus sagt ganz klar, Vers 5, den Jüngern, wer liest?
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.

Er spricht ganz klar die Jünger, die elf Jünger, Judas war ja weggegangen, an.

Ihr seid die Reben.

Das ist Israel.

Sie sind die Reben, aber diese Israeliten, die sich zu Jesus Christus bekannt haben, sind nun Reben an dem Weinstock, und sie können nun Frucht bringen.

So wie im Psalm 80 gesagt wird: Lege deine Hand auf den Mann auf deiner rechten Seite, dann werden wir aufleben können.

Nun wird erklärt, der Vater geht so vor: Es gibt Reben, die bringen keine Frucht.

Vers 2: Solche Reben werden weggenommen.

Solche Reben, die Frucht bringen, werden noch verbessert, gereinigt, damit sie noch mehr Frucht bringen.

Nun sagt der Herr Jesus in Vers 3:
Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.

Den Elfen, die wirkliche Gläubige waren, sagte er: Ihr seid schon rein.

Diese Reinheit ist gekommen durch das Wort Gottes, um des Wortes willen.

Das Wort Gottes ist es ja, was Wiedergeburt bewirkt.

Sehen wir das ganz kurz in 1. Petrus 1, Vers 23.

Liest uns das jemand vor?

Denn ihr seid wiedergeboren, nicht aus vergänglichem Samen, sondern aus unvergänglichem, durch das beständige und bleibende Wort Gottes.

Jawohl.

Diese Wiedergeburt geschieht durch das Wort Gottes.

So sagt der Herr Jesus hier: Ihr seid schon rein, um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.

Weiter, Vers 4:
Bleibt in mir und ich in euch, wie die Rebe nicht von sich selbst Frucht bringen kann, sie bleibe denn am Weinstock, so auch ihr nicht, ihr bleibt denn in mir.

Es braucht eine lebendige, organische Verbindung mit Jesus Christus, so wie die Rebe mit dem Weinstock.

Wenn diese organische Verbindung funktioniert und die Nährstoffe durch den Weinstock in die Reben gelangen, dann kann eine Rebe Frucht bringen.

Wenn eine Blockade ist, wenn die organische Verbindung gestört ist, bringt sie keine Frucht.

Dann muss sie abgeschnitten werden.

Nun Vers 5 nochmals, aber den ganzen Vers:
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.

Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun.

Das ist genau das, was wir aus Psalm 80 wissen.

Ohne den Mann zu deiner Rechten kann niemand Frucht bringen.

Der Jesus sagt: Außer mir, oder ganz wörtlich getrennt von mir, könnt ihr nichts tun.

Es braucht eine lebendige organische Beziehung zu Christus.

Nun Vers 6:
Wenn jemand nicht in mir bleibt, so wird er hinausgeworfen wie die Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennt.

Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen.

Jawohl, das bleibt, das ist schon gut.

Man muss sich besonders merken im Text, der Herr wird hier plötzlich ganz unbestimmt, indem er sagt: Wenn jemand nicht in mir bleibt.

Er sagt nicht: Wenn ihr nicht in mir bleibt, sondern: Wenn jemand.

Aber in Vers 7 geht er wieder ganz direkt weiter:
Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen.

Nun haben wir ein Beispiel von einer solchen Rebe, die keine Frucht gebracht hat und die nun weggenommen wurde.

Das war Judas.

Der Herr wusste von Anfang an, dass er ein Teufel ist, so steht das in Johannes 6, Vers 70-71.

Habe ich nicht euch die Zwölf auserwählt, und von euch ist einer ein Teufel?

Er sprach aber von Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, denn dieser sollte ihn überliefern, er, der einer von den Zwölfen war.

Der Herr wusste ganz genau, was das für einer war.

In Johannes 17 sagt er im Gebet zum Vater, Vers 12b:
Als ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ist verloren, als nur der Sohn des Verderbens, auf dass die Schrift erfüllt wäre.

Jawohl, Judas ist verloren gegangen.

Er wird genannt der Sohn des Verderbens.

Diesen schrecklichen Titel bekommt in der Bibel nur noch der Antichrist in 2. Thessalonicher 2.

Judas war so jemand, der nicht in organischer Verbindung und dauerhaft mit Christus war.

Er wurde hinausgeworfen.

Hier wird gesagt, die Rebe verdorrt, und dann wird sie sogar ins Feuer gebrannt.

Das ist ein Hinweis auf das ewige Feuer.

Aber der Herr sagt das nicht in Bezug auf die Elfe, die wirklich wiedergeboren waren, die er als rein bezeichnete.

Übrigens schon in Johannes 13 hatten wir das.

Herr Liddy, über eine Frage: Ist das mit ein Grund, warum die katholische Kirche die sogenannten Ketzer teilweise öffentlich verbrannt hat?

Eine Rebe, die abgefallen war vom Weinstock und die musste verbrannt werden?

Nein, ich denke, dass sie eher die Verbrennung abgeleitet hatten.

Im Gesetz Mose gab es im Fall von Okkultismus, von Wahrsagerei die Todesstrafe der Verbrennung.

Wahrscheinlich hat man das von daher abgeleitet.

Aber das war ja nur ein Recht, das Israel hatte, und zwar die nationale Obrigkeit.

Das war nicht ein Bürgerrecht und schon gar nicht ein Recht der Gemeinde.

Denn Epheser 6, Vers 12 sagt ausdrücklich:
Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die geistlichen Mächte der Bosheit.

 Johannes 13, Vers 10:
Jesus spricht zu Petrus, der gebadet ist, hat nicht nötig, sich zu waschen, ausgenommen die Füße, denn er ist ganz rein.

Und ihr seid rein, aber nicht alle.

Denn er kannte den, der ihn überlieferte.

Darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein.

Elf waren wiedergeboren, Judas war es nicht.

Ihr seid rein.

Darum bezieht er das „Jemand“ nicht mehr auf diese elf.

In Vers 7 verbindet der Herr Jesus dann diese Verbindung mit dem Weinstock mit dem Gebet.

Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen.

Dann werdet ihr wirklich beten können.

Wenn diese lebendige Beziehung da ist, dann beten die Reben nicht irgendetwas, was irgendwie kommt, sondern das, was wirklich aus Christus und mit Christus kommt und mit Christus übereinstimmt.

Dafür gibt es die Verheißung.

Man kann sich fragen: Wie kommt das, dass hier gerade die Verbindung gemacht wird mit dem Beten?

Nun, in Psalm 80 haben wir diesen Bezug alttestamentlich schon vorgegeben.

Da wird gesagt, nachdem der Weinstock Israel verbrannt wurde, Vers 17 beziehungsweise 18:
Deine Hand sei auf dem Mann deiner Rechten.

Vers 18:
So werden wir nicht von dir abweichen, belebe uns, und wir werden deinen Namen anrufen.

Da haben wir den Bezug zum Gebet.

So nimmt das der Herr Jesus auch hier auf: das Gebet.

Weiter Vers 8:
Dass ihr viel Frucht bringt und meine Jünger werdet.

Jawohl.

Das Wichtigste am Weinstock ist das Fruchtbringen.

Das ist seine Existenzberechtigung.

In Hesekiel 15 gibt es ein interessantes Kapitel.

Da wird der Prophet von Gott befragt: Was könnte man aus dem Weinstock sonst noch machen? Aus dem Holz, kann man da irgendwie für nützliche Arbeit einsetzen?

Jeder Schreiner weiß, mit Weinstock-Holz kann man nichts anfangen, kann man nichts Gescheites machen.

Dort wird erklärt: Wenn der Weinstock keine Frucht bringt, dann kann man ihn nur noch verbrennen.

Das ist noch die einzige Nützlichkeit.

Dann entsteht nämlich ein bisschen Energie oder wird Energie frei.

Aber sonst ist seine raison d’être, seine Existenzberechtigung, das Fruchtbringen.

Darum wird in diesem Bild so schön betont die Wichtigkeit des Fruchtbringens im Leben eines Christen.

Darf ich da noch was fragen?

In Vers 2 heißt es: „Die nimmt er weg, die Rebe, die keine Frucht bringt.“

Das könnte man auch übersetzen mit „die hebt er hoch, hebt er auf.“

Im Weinbau ist es so, dass wenn Reben absinken, dann bringen sie ja keine Frucht mehr.

Geht der Weingärtner durch und hebt sie auf, damit sie fruchten können.

Das wäre doch eine seelsorgerliche Tat, wenn man das so übersetzen darf und kann.

Ja, das Wort hat eine Mehrdeutigkeit.

Wenn es Apeiro ist, Moment …

Ja, jetzt genau: Heirio, das heißt aufnehmen, wegnehmen.

Also beides.

Im ganzen weiteren Verlauf geht es eigentlich um die zwei Möglichkeiten: Entweder wird die Rebe gereinigt oder dann wird sie weggetan.

Das wäre dann schon eher das Argument, dass es auch hier um das Wegnehmen geht.

Nicht wahr?

Dann wird erklärt: Ihr seid schon rein, ihr müsst in mir bleiben, dann könnt ihr Frucht bringen.

Wer dann nicht in mir bleibt, wird hinausgeworfen.

Es gibt diese beiden Möglichkeiten in den weiteren Versen.

So ist Vers 2 gewissermaßen die Vorstellung dieser zwei Möglichkeiten.

Das wird in den weiteren Versen ausführlich dargelegt: die Möglichkeit des Fruchtbringens und die Möglichkeit, dass jemand weggenommen, hinausgeworfen und verbrannt wird.

Darum würde ich das eigentlich schon mit Wegnehmen übersetzen.

Bei mir steht ein Hinweis an dieser Stelle auf Matthäus 25, Vers 30, wo auch von Hinauswerfen die Rede ist.

Ja, ganz genau.

Dort geht es auch um das ewige Gericht, und da wird auch dieser Ausdruck Hinauswerfen verwendet.

Das ist eine Bestätigung, dass das Hinauswerfen mit dem ewigen Gericht zu tun hat.

Übrigens gab es am Eingang des Tempelhauses in Jerusalem einen goldenen Weinstock.

Der Herr hat auch mit seinen Jüngern diese Weihgeschenke, wie sie genannt werden, angeschaut.

Ich gebe nur die Stelle schnell an, weil wir nicht mehr so viel Zeit haben: Lukas 21, Vers 5.

Da heißt es von solchen, die vom Tempel sagten, er sei mit schönen Steinen und mit Weihgeschenken geschmückt.

Der Herr sagt: Diese Dinge werden alle zerstört werden.

Am Eingang gab es einen Weihgeschenk-Weinstock, einen riesigen Weinstock.

Jeder, der dem Tempel etwas schenken wollte, konnte Geld geben.

Dann wurden wieder neue Trauben oder Blätter angehängt.

So wuchs dieser Tempel-Weinstock beständig während der Zeit des Zweiten Tempels als Gold.

Etwas ganz Prächtiges.

Es gab noch mehr solcher Weihgeschenke, aber das war wohl das prächtigste Weihgeschenk überhaupt im Tempel.

Der Herr spielt hier an und zeigt, dass er der wahre Weinstock ist, nicht Israel.

Wer mit ihm in Verbindung steht, bringt Frucht, die kostbar ist für den Vater, viel Frucht, die wirklich goldwert ist.

Wir haben schon gesehen, früher in Johannes 8, Vers 12, hat der Herr Jesus sich bezeichnet:
Ich bin das Licht der Welt.

In Verbindung mit dem Laubhüttenfest war das eine Anspielung auf die großen Leuchter im Frauenvorhof, die nachts während des Laubhüttenfestes die Dunkelheit erleuchteten.

Der Herr sagt: Ich bin das Licht der Welt.

Hier haben wir wieder einen Bezug: Ich bin der wahre Weinstock.

So wie wir das auch schon hatten: Wenn der Herr Jesus sagt in Johannes 10:
Ich bin die Tür der Schafe.

Das Nordtor des Tempels war ja die Tür der Schafe, wo man die Opfertiere hineinbrachte.

Wer durch mich eingeht, wird errettet werden.

Das hatten wir schon mal gesehen.

Wir sehen, wie mehrere der Ich-bin-Worte einen Bezug haben zu konkreten Strukturen im damaligen Tempel.

Gehen wir weiter.

Vers 9:
Gleichwie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch.

Bleibt in meiner Liebe.

Das ist nun eine Aussage, die wir nie behaupten würden, wenn sie nicht so ausdrücklich dastehen würde.

Der Herr Jesus, das Maß seiner Liebe zu uns persönlich als erlösten Menschen, ist bestimmt durch das Maß der Liebe, wie der Vater den Sohn geliebt hat.

Das ist unfasslich.

Das müssen wir noch ergänzen durch Johannes 17, Vers 23.

Hier haben wir also die Liebe des Sohnes zu uns, Johannes 15,9, und in Johannes 17,23 die Liebe des Vaters zu uns.

Wer liest?
Ich in ihnen und du in mir, dass sie ihn einst vollendet seien, damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast.

Jawohl!

Die Liebe des Vaters zu uns ist gemessen an der Liebe des Vaters zu seinem Sohn.

Das ist unfasslich.

Schauen wir im Weiteren auf Vers 24:
Vater, ich will, dass die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir sind, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast.

Denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.

Da geht es um die Liebe des ewigen Vaters zum ewigen Sohn.

Diese Liebe ist quasi der Maßstab für die Liebe des Sohnes zu den Erlösten und die Liebe des Vaters zu den Erlösten.

Das können wir nicht groß kommentieren, das übersteigt uns absolut!

Wir sehen nun, wie das Thema der Liebe hier weiter entfaltet wird, also die Liebe des Sohnes zu uns.

Nun Vers 10:
Wenn er meine Gebote hält, so bleibt er in meiner Liebe, gleichwie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe.

Hier wird deutlich gemacht, dass Gehorsam Jesus Christus gegenüber dazu führt, dass wir im Bewusstsein dieser Liebe leben können.

Judas sagt in Judas 20:
Erhaltet euch selbst in der Liebe Gottes.

Es ist eine objektive Tatsache, dass der Sohn die Erlösten so liebt.

Ob wir dieses Bewusstsein dieser Liebe haben, ist eine andere Frage.

Judas sagt, wir sollen uns in der Liebe Gottes erhalten.

Das heißt, dass wir wirklich im Bewusstsein dieser Liebe des Sohnes und des Vaters, die uns umgibt, leben.

Das ist ein ganz besonderer Schutz.

Dieses Bewusstsein ist nur möglich, wenn wir gehorsam sind gegenüber seinen Geboten.

Wenn wir ungehorsam sind, können wir uns auch gar nicht in dieser Liebe erfreuen.

Vers 11:
Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch sei und eure Freude völlig werde.

Das Symbol des Weinstocks, der Trauben, ist Freude und auch des Weins.

Die Traubenernte war eine ganz besonders fröhliche Sache.

Das Alte Testament spricht über die Freude der Winzer beim Traubenlesen.

Das Thema der Freude ist stark verbunden mit dem Weinstock.

Nun spricht der Herr über die völlige Freude.

Diese völlige Freude kann der Mensch bekommen, indem er das Bewusstsein der Liebe des Sohnes bekommt.

Das ist nur möglich über den Gehorsam.

Völlige Freude.

Der Herr Jesus sagt: Meine Freude in euch.

Das heißt, die Freude, die der Sohn Gottes innerlich hatte, will er den Erlösten geben.

Wir hatten schon mal so etwas Ähnliches.

Der Herr Jesus sagt in Johannes 14, Vers 27:
Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch, nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch.

Euer Herz werde nicht bestürzt, sei auch nicht furchtsam.

Hier spricht der Herr über seinen Frieden.

Das ist der Friede, den er innerlich empfand.

Er ging ans Kreuz, um Frieden mit Gott zu machen.

So kann der Gläubige sagen aufgrund von Römer 5, Vers 1:
Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott.

Das ist eine feste Tatsache.

Trotzdem kann der Gläubige tiefe Unruhe und Friedelosigkeit empfinden durch irgendwelche Umstände.

Der Herr sagt: Frieden lasse ich euch.

Das ist dieser grundsätzliche Friede mit Gott, den jeder Erlöste hat.

Das ist objektiv und unerschütterlich.

Es hat nichts damit zu tun, ob wir es empfinden oder nicht.

Der Herr sagt: Meinen Frieden gebe ich euch, oder meinen Frieden gebe ich euch immer wieder.

Der Herr will den Erlösten immer wieder diesen Frieden geben, den er innerlich empfand.

Nun haben wir hier: Meine Freude in euch.

Daher auch diese Freude, die er innerlich empfand, will er an die Erlösten weitergeben.

Wenn sie das haben, dann haben sie völlige Freude.

Vers 12:
Ich habe noch eine Zwischenfrage.

Bei mir wird hier „meinen Frieden“ kursiv geschrieben, während „meine Freude“ nicht kursiv geschrieben ist.

Ist das eine Absicht oder ein Zufall?

Das ist kein Zufall.

 Johannes 14,25-27, ja.

Dann haben wir hier Johannes 15,11.

Eigentlich sollte man es an beiden Stellen kursiv setzen.

Es ist tatsächlich beides Mal im Griechischen speziell betont.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man das „Mein“ ausdrücken kann auf Griechisch.

Hier in diesen beiden Fällen haben wir eine starke Betonung.

Der Friede, der meine, die Freude, die meine.

Das muss man in Deutschland eben unterstrichen oder kursiv ausdrücken: meine Freude, meinen Frieden.

Das ist nicht ganz konsequent, sollte man hier auch schon, wenn man es an der anderen Stelle kursiv gesetzt hat.

Es betont nochmals: Es ist wirklich diese Freude, die der Herr persönlich empfand, der Friede, den er persönlich empfand.

Vers 12:
Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, gleichwie ich euch liebe.

Jawohl.

Nun geht es nicht nur darum, dass wir uns freuen, dass der Sohn uns so liebt, wie der Vater ihn geliebt hat, dass wir in dieser Liebe leben.

Jetzt geht es darum: Wenn wir diese Liebe bekommen, dann sollen wir diese Liebe auch den Geschwistern weitergeben im Glauben.

Das ist eines dieser Gebote von Christus.

In Vers 10 hatten wir „meine Gebote“ und nun dies ist „mein Gebot“, das Gebot der Liebe.

Vers 13:
Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.

Jawohl.

Der Herr zeigt, wie seine Liebe zu den Erlösten sich durch Taten zeigt, nämlich dadurch, dass er bereit ist, für sie ans Kreuz zu gehen.

Das Thema der Liebe wird weiter entfaltet.

Das Wort Freund auf Griechisch heißt Philos und kommt von phileo, lieben.

Freund hat den Unterklang, den etymologischen Klang im Griechischen von Geliebter.

Das muss man hier gut vor Augen haben.

Es geht um die Liebe des Sohnes, die Liebe des Vaters, die Liebe zu den Erlösten und dann die Liebe für seine Freunde, also Liebe für seine Geliebten.

Wir haben letztes Mal angesprochen, in den Offenbarungen steht über die Gemeinde von Philadelphia, da steckt diese Liebe zu den Brüdern.

Die Gemeinde ist komischerweise auch die einzige, von der nichts Negatives steht, sondern dass sie die Kraft zum Überwinden hat.

Ist das vielleicht ein Zeichen dafür, dass wir Liebe zu den Brüdern haben, dass wir dann auch so leben können, wie Jesus das wollte?

Ja, Philadelfia kommt von Phileo, lieben, und Adelphos heißt Bruder.

Philadelfia heißt Bruderliebe.

Tatsächlich ist das die Gemeinde in der Offenbarung, von der der Herr sagt, dass sie am Wort Gottes festhält.

Wahres Festhalten am Wort Gottes, wahres Gehorsam zeigt sich gerade darin, dass wir uns nicht wie die Galater verhalten.

Paulus sagt in Galater 5: Wenn ihr einander beißt und fresset, so seht zu, dass ihr nicht voneinander verzehrt werdet.

Da ging es nicht toll zu und her.

Philadelphia hat bereits den Namen Bruderliebe, und es ist dort in Verbindung mit Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber.

Genau.

Nun Vers 14:
Also sinnbildlich gibt er sein Leben hin, eigentlich für Unerlöste, eben für seine noch Feinde.

Für einen Erlösten brauche ich mir nicht mehr mein Leben hinzugeben, deshalb komme ich nicht ganz klar hin.

Wahre Gläubige waren rein, also sie hatten bereits das neue Leben.

Bezieht sich das jetzt ausschließlich auf diese Elf?

Die Bibel sagt, dass Gott seinen Sohn gegeben hat im Blick auf die ganze Welt.

 Johannes 3, Vers 16:
Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab.

Auf der anderen Seite wird speziell betont, dass Jesus für die Gemeinde gestorben ist.

 Epheser 5, Vers 25:
Ihr Männer, liebt eure Frauen, gleichwie auch Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, auf dass er sie heiligte.

Man kann es vielleicht so vergleichen: Die Gemeinde ist wirklich das, was Gott schon vor Grundlegung der Welt als ganz Besonderes sah, was er dem Sohn schenken wollte.

Vielleicht so wie eine holländische Geschichte: Ein Vater hatte ein Kind auf einem Schiff, und das ging unter.

Dieser Vater war so verzweifelt und hat sich total eingesetzt, dass sein Kind gerettet wird.

Da wurde die ganze Mannschaft auf dem Schiff auch noch gerettet.

So kann man vergleichen, dass Gott die Gemeinde besonders sah, für die Christus sich hingeben sollte.

Christus hat sich auch im Blick auf die ganze Welt hingegeben.

Für die, die ihn nicht annehmen, hatte der Tod keinen Sinn.

Für die war der Tod sinnlos, in Anführungszeichen.

Ja, ganz genau.

Die Zeit ist vorüber, wir wollen das auf nächstes Mal verschieben.

Beachte nochmals, wie der Herr jetzt weiterfährt mit dem Thema Freunde.

Vers 14:
Ihr seid meine Freunde, wenn …

Ich habe euch Freunde genannt.

Später kommt ein ganzer Abschnitt, wo der Herr spricht über den Hass, den er von der Welt bekommen hat, und den Hass, den seine Nachfolger auch noch erleben werden.

Dieses Thema kommt nicht einfach so plötzlich, sondern es ist ein Gegensatz zur Liebe.

Die Erlösten kennen die Liebe des Vaters, die Liebe des Sohnes und die Liebe zueinander.

Der Herr sagt: Ihr müsst nun das Gleiche erleben.

Ihr seid hier in dieser Welt, und ihr werdet den Hass dieser Welt erleben, genauso wie ich diesen Hass erlebt habe.

So leben wir in diesem Spannungsfeld.

Einerseits können wir uns freuen über diese Liebe Gottes, in der wir uns erhalten sollen.

Andererseits sind wir hier mit Ablehnung und Feindschaft konfrontiert, gerade weil wir eben zu diesem verworfenen Christus gehören wollen und mit ihm in einer lebendigen, organischen Beziehung leben wollen, um für Gott Frucht zu bringen.

Wollen wir noch beten zum Schluss?

Die Stellung Jesu und des Heiligen Geistes im Verhältnis zum Vater

Ich habe eine Frage. An einer Stelle sagt Jesus: „Ich werde euch einen noch Größeren schicken.“ Er meint damit den Heiligen Geist, zumindest finde ich, dass das so gemeint ist. Für mich ist das jedoch etwas schwer verständlich.

Ja, aber Sie finden das auch nicht so leicht verständlich. An welcher Stelle sagt Jesus denn, dass er einen noch Größeren schicken wird? Ich weiß nicht mehr genau, wo das steht.

Etwas Ähnliches finden wir in Johannes 14,28. Dort sagt der Herr Jesus: „Wenn ihr mich liebtet, so würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe; denn mein Vater ist größer als ich.“ Hier spricht er vom Vater. Das bedeutet, der Herr Jesus als Mensch hat eine Stellung unter dem Vater.

Wenn er also sagt, „Der Vater ist größer als ich“, dann sagt er das als der Mensch Jesus. Aber als Gott ist er dem Vater gleich. Deshalb sagt Paulus in Philipper 2,5: „Christus Jesus, der in der Gestalt Gottes war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein.“ Dort wird die Gottgleichheit ganz klar verkündigt.

Wir müssen also unterscheiden, weil Jesus Gott und Mensch in einer Person ist. Wenn wir Stellen finden, in denen er als niedriger als der Vater bezeichnet wird, dann geht es um seine Menschheit. Wenn er als Gott gleich beschrieben wird, dann geht es um seine Gottheit.

So nennt zum Beispiel Gott in Sacharja 13,7 den Messias „mein Genosse“: „Schwert, erwache wieder, mein Genosse, wieder den Hirten, wieder den Mann, der mein Genosse ist.“ Auf Hebräisch heißt das „Amiti“. „Amit“ bedeutet „der Genosse“ im Sinn von „der Gleichgestellte“. Das ist der Grundgedanke von „Genosse Amit“ – der mir Gleichgestellte.

Das erklärt sich so. Nun wird aber über den Heiligen Geist nicht gesagt, dass er größer sei als der Sohn. So eine Ausdrucksweise finden wir nicht.

Ja, es heißt, die Jünger werden größere Werke tun. Wir haben das zuletzt behandelt. Dabei muss es nicht speziell um Wunder gehen, denn in der Kirchengeschichte finden wir nicht wirklich größere Wunder als zu Jesu Zeiten. Aber größere Werke – wenn man an die Mission denkt, an das, was dort geleistet wurde: wie Menschen erlebt haben, wie ganze Stämme und große Teile von Völkern eine Umkehr erlebt haben. So etwas hat der Herr Jesus nicht erlebt.

Denkt man nur an Petrus am Pfingsttag: Dreitausend Menschen kommen an einem Tag zum Glauben. So etwas findet man nie in den Evangelien. Das war also eine Verheißung, dass solche größeren Werke geschehen werden, wenn der Heilige Geist kommt, um in den Gläubigen zu wohnen.

Vielleicht noch zum Schluss zu Johannes 14. Oder gibt es zu dem Thema noch eine Frage?

Man kann es doch nicht ausschließen, dass auf der Grundlage der Propheten und Apostel – die ja Kontakt zu den Augenzeugen hatten – auch in der ersten Zeit mündliches Gespräch stattfand, was der Geist Gottes der Gemeinde sagen wollte. Die Apostel wurden vom Heiligen Geist benutzt, um das Wort so weiterzugeben, wie sie es gelernt hatten oder wie Gott es von ihnen wollte. Das geschah also ein Stück weit unabhängig von der Schrift.

Es gab einen unabhängigen Verkündigungsdienst. Gerade nach Pfingsten konzentrierten sich die Apostel tagtäglich auf die Verkündigung der apostolischen Lehre. Das geschah mündlich. Doch der Heilige Geist führte so, dass diese apostolische Lehre schließlich in den 27 Büchern des Neuen Testaments schriftlich festgehalten wurde.

Die Apostel sind gestorben. Johannes war der Letzte. Er hatte keine apostolischen Nachfolger. Nach der Bibel gab es keine apostolische Sukzession. Das wollte die katholische Kirche jedoch anders sehen. Darum beharrt sie darauf, dass die Päpste die direkte Nachfolge der Apostel seien, und zwar des Apostels Petrus.

Das ist absolut unbiblisch. Es gab keine Nachfolger. Darum hat die Gemeinde nur das geschriebene Wort als Autorität. Auch die Konzilien haben überhaupt keine Autorität.

Interessant ist, dass die Reformatoren, die wieder entdeckten, was Autorität hat – nämlich allein die Heilige Schrift – sagten, sie anerkennen die Konzilaussagen von Nicaea, Konstantinopel und Ephesus. Aber nicht, weil die Konzilien das verkündigt haben, sondern weil diese Aussagen genau mit der Bibel übereinstimmen.

Spätere Konzilien wurden abgelehnt, weil sie im Widerspruch zur Bibel standen. Das ist sehr interessant. Darum haben die reformierten Kirchen und später auch die evangelikalen Kirchen die Grundlehren der frühen ökumenischen Konzilien anerkannt. „Ökumenisch“ bedeutet hier „die ganze Christenheit umfassend“, denn diese Lehraussagen haben Bedeutung für die gesamte Christenheit.

Diese Lehraussagen wurden anerkannt, aber nicht, weil es Konzilien waren, sondern weil sie mit dem Wort Gottes übereinstimmen. Wenn eine Formulierung nicht sauber ist, hat sie keine Autorität. Sie hat nur Autorität, soweit sie wirklich mit dem geschriebenen Wort übereinstimmt.

Der Fürst dieser Welt und die Sündhaftigkeit des Menschen

Ja, dann gehen wir weiter zu Johannes 14. Am Schluss sagt der Herr Jesus in Vers 30: „Ich werde nicht mehr vieles mit euch reden, denn der Fürst der Welt kommt und hat nichts in mir.“

Wer ist dieser Fürst der Welt? Es ist der Satan. Er wird übrigens dreimal so genannt. Wir hatten das schon früher in Johannes 12,31: „Jetzt ist das Gericht dieser Welt, jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden.“ Wer liest das? Jawohl, also der Herr Jesus spricht gerade im nächsten Vers über seine Kreuzigung. Das soll gleichzeitig das Gericht über Satan sein, den Fürsten dieser Welt.

Hier nochmals: „Der Fürst dieser Welt kommt und hat nichts in mir.“ Und nochmals in Johannes 16, Vers 11: Der Heilige Geist wird die Welt überführen von Gericht. Der Herr Jesus erklärt: von Gericht, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist.

Einen noch stärkeren Namen bekommt der Teufel in 2. Korinther 4, Vers 3 und 4. Wer liest? „Ist nun unser Evangelium verdeckt, so ist es bei denen verdeckt, die verloren werden, den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes.“

Jawohl, der Gott dieser Welt. Übrigens steht für „Welt“ hier das Wort Aion, das bedeutet Welt, Zeitlauf. Und zwar Zeitlauf besonders im Sinn von Zeitgeist. Jedes Zeitalter hat seinen besonderen Zeitgeist, und Satan ist der Gott dieses Aions. Das heißt, er steht an der Spitze des momentanen Zeitgeistes.

Das muss man sich schon bewusst machen. Wir leben in einer bestimmten Zeit, in der ein besonderer Zeitgeist herrscht. In früheren Generationen herrschte ein anderer Zeitgeist. Die Bibel sagt, wer an der Spitze des Zeitgeistes steht, das ist Satan selbst. Das hilft einem, eine sehr kritische Haltung gegenüber dem momentanen Zeitgeist zu entwickeln, der so Mode ist und eben auch als Zeitgeist in die Gemeinde hineinkommt.

Also, der Fürst dieser Welt – und der Herr Jesus sagt, er kommt und hat nichts in mir. Das heißt, der Teufel hatte keinen Anknüpfungspunkt in Christus, weil er vollkommen war. In uns hat er so viele Anknüpfungspunkte, denn er hat einen Bundesgenossen in uns. Wer ist das? Das Fleisch.

Also, dann ist unser Körper sehr schlecht? Was ist das Fleisch im Römerbrief? Ja, die sündige Natur, also die sündige Natur des Menschen, die wir von Adam geerbt haben, die wir spüren als das böse Verlangen. Das bezeichnet die Bibel als das Fleisch.

Freud, der Tiefenpsychologe, der sich selbst als gottlosen Juden und hoffnungslosen Heide bezeichnete, sprach immer vom Es als dem Trieb im Menschen, dem bösen Trieb im Menschen. Das ist kein biblischer Ausdruck. Der biblische Ausdruck ist Fleisch.

Paulus sagt in Römer 7, Vers 18: Als Gläubiger sagt er das. Wer liest? „Denn ich weiß, dass in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten nicht.“

Ja, das reicht also: „In mir, in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt.“ Das ist genau das Gegenteil von dem, was die moderne Psychologie immer gelehrt hat, nämlich dass der Mensch im Prinzip einen guten Kern hat. Gerade der Kern aber ist schlecht. Und das ist der Bundesgenosse. Dort kann Satan angreifen.

Die Werke des Fleisches werden in Galater 5, 18 beschrieben. Wir können das auch kurz aufschlagen, damit wir wissen, was in uns steckt und wozu eigentlich jeder Mensch potenziell fähig ist – je nach Gelegenheit.

 Galater 5, Verse 19-21, wer liest? „Offenbar aber sind die Werke des Fleisches: Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Hader, Eifersucht, Zornausbrüche, Selbstzüchtelungen, Zwistigkeiten, Parteiungen, Neidereien, Trinkgelage, Völlereien und dergleichen. Von diesen sage ich euch im Voraus, so wie ich vorher sagte, dass die, die so etwas tun, das Reich Gottes nicht erben werden.“

Jawohl, das sind die Auswüchse des Fleisches. Also hat Satan auch in einem erlösten Menschen immer eine Angriffsfläche, eben in seinem Fleisch. Aber Jesus konnte von sich sagen: „Er kommt und hat nichts in mir“, keine Angriffsfläche.

Paulus sagte in 2. Korinther 5, Vers 21: „Der, der keine Sünde kannte, hat Gott für uns zur Sünde gemacht.“ Und Petrus sagt in 1. Petrus 2, Vers 21: „Der keine Sünde tat.“ Johannes schreibt in 1. Johannes 3, Vers 5: „Sünde ist nicht in ihm.“

So war Satan von Anfang an der Verlierer. Aber Jesus wurde diesem Totalangriff voll ausgesetzt, als dann die Bosheit des Menschen sich völlig entfesseln konnte in der Kreuzigung Christi.

Bildhafte Darstellung: Der Weg der Schlange auf dem Felsen

Machen wir an dieser Stelle eine Pause bis zwanzig nach. Wenn wir pünktlich um zwanzig nach weiterbeginnen könnten, wäre das gut. Also, wir fahren fort.

Wir sind stehen geblieben bei Johannes 14,30: „Der Fürst dieser Welt kommt und hat nichts in mir.“ Dazu ein geheimnisvoller Spruch von Agur Benjake aus Sprüche 30. Wer liest bitte die Verse 18 und 19?

 Sprüche 30. Dieses Kapitel stammt gemäß Vers 1 von Agur, dem Sohn Jaques. Es heißt dort: „Drei sind es, die mir zu wunderbar sind, und vier, die ich nicht erkenne: Der Weg des Adlers am Himmel, der Weg einer Schlange auf dem Felsen, der Weg eines Schiffes im Herzen des Meeres und der Weg eines Mannes mit einem Mädchen“ – oder „der Weg eines Mannes zu einer Jungfrau.“

So heißt es wörtlich, oder?

Ja.

Nun, Agur hat die Natur gut beobachtet. Das sind alles ganz ungewöhnliche Wege: der Weg des Adlers am Himmel – wie kann ein so schwerer Vogel überhaupt in der Luft fliegen und schweben? Dann der Weg einer Schlange auf dem Felsen – wie kann ein Tier ohne Beine sich auf einem Untergrund bewegen, auf dem es sich nicht einmal eingraben kann? Dann der Weg eines Schiffes im Herzen des Meeres – wie kann so ein schweres Ding überhaupt auf der Meeresoberfläche schwimmen? Und schließlich das geheimnisvolle: Wie kommt ein Mann dazu, das Herz einer ganz bestimmten Frau für sich zu gewinnen?

Das sind vier ungewöhnliche Wege.

Nun ist besonders interessant der Weg der Schlange auf dem Felsen. Und zwar, weil die Schlange in der Bibel ein Bild für Satan ist und der Fels ein Bild für Christus. 1. Korinther 10,4: „Der Fels aber war der Christus.“

Alle diese Wege hinterlassen keine Spuren. Wenn der Adler am Himmel fliegt – ohne Nachbrenner, das sind die weißen Spuren am Himmel – dann sieht man keine Spuren mehr.

Die Schlange hinterlässt keine Spuren auf dem Felsen. Wenn ein Schiff auf dem Meer gefahren ist, sieht man in kürzester Zeit keine Spuren mehr. Und auch wenn ein Mann eine Jungfrau heiratet, das sind verborgene Wege. Die meisten Leute wissen nicht, was da wirklich geschehen ist, wie es dazu gekommen ist – ja, wirklich dazu gekommen ist.

Das sind alles verborgene Wege, auf denen keine Spuren mehr zu sehen sind.

Aber nun, in Bezug auf die Schlange auf dem Felsen: Jesus sagt, „Der Fürst dieser Welt kommt und hat nichts in mir.“ Es ist ja gewaltig, dass Gott überhaupt zugelassen hat, dass diese Schlange Christus versuchen durfte, schon damals in der Wüste. Aber dann heißt es, Jesus wich von ihm für eine Zeit.

Und nun schließlich, in Verbindung mit der Kreuzigung, wo Satan versucht hat, mit seiner ganzen Gewalt gegen Christus vorzugehen, hat er keine Spuren hinterlassen können. Der Herr Jesus hat nicht gesündigt – nie! Die Schlange hat keine Spur auf dem Felsen zurückgelassen.

Übrigens noch ganz kurz, der Vollständigkeit halber: Der Adler ist ja auch ein Bild von Christus, der vom Himmel gekommen ist und wieder zurückgekehrt ist.

Dann der Weg der Schlange habe ich erklärt.

Der Weg eines Schiffes im Herzen des Meeres ist im Neuen Testament an mehreren Stellen ein Bild der Gemeinde. Da haben wir dieses Wunder, wie Gott die Gemeinde durch die Geschichte auf dem Völkermeer geführt hat. Trotz aller Verfolgung, trotz aller Stürme konnte die Gemeinde nicht untergehen.

Und dann schließlich der Weg des Mannes zu einer Jungfrau ist das Wunder, wie Christus die Gemeinde als seine Frau gewonnen hat.

Also, ich wollte nur diese Verbindung herstellen: die Schlange auf dem Felsen und hier „Der Fürst der Welt kommt und hat nichts in mir.“

Übergang zum Gleichnis vom Weinstock

Der Herr Jesus war bis dahin noch im Obersaal auf dem Hügel, der heute Zion heißt, in Jerusalem. Das ist also der Südwesthügel von Jerusalem, ein Nachbarhügel des Tempelbergs, der in der Bibel Zion oder Moria genannt wird.

Dann sagte der Herr Jesus in Vers 31b: "Steht auf, lasst uns von hinnen gehen." Nun gehen sie also von diesem Berg Zion, römisch zwei zur Unterscheidung, hinüber, um schließlich durchs Kidron-Tal nach Gethsemane am Abhang des Ölbergs zu beten.

Auf diesem Weg steht der Herr auf, und es folgt das Gleichnis vom Weinstock. In Johannes 15,1 sagt Jesus: "Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner." Warum bezeichnet sich der Herr Jesus als den wahren Weinstock? Das ist doch ein Gegensatz zu einem anderen Weinstock. Inwiefern ist er der wahre, und was ist das Gegenstück? Israel wird ja auch als Weinstock bezeichnet. Wo? Sagen Sie mir das bitte. Ja, in Psalm 80 und Jesaja 5,1-7. Schlagen wir zuerst Psalm 80 auf.

 Psalm 80, je nach Zählung Vers 8 oder 9: "Einen Weinstock zogst du aus Ägypten, vertriebest Nationen und pflanztest sie." Die Nation Israel wird hier mit einem Weinstock verglichen, der aus Ägypten geholt wurde – dem Auszug aus Ägypten, dem Exodus. Dann kamen sie ins Land Kanaan, die Einwohner wurden vertrieben, und der Weinstock wurde dort eingepflanzt.

Weiter heißt es: "Du machtest Raum vor ihm, und er schlug Wurzeln und erfüllte das Land. Die Berge wurden bedeckt von seinem Schatten, und seine Äste waren gleich Zedern Gottes." Das beschreibt die Ausdehnung der israelitischen Besiedlung Kanaans.

"Er streckte seine Reben aus bis ans Meer und bis zum Strome hin seine Schösslinge" – also bis zum Mittelmeer und im Norden bis zum Euphrat unter Salomo.

Weiter: "Warum hast du seine Mauer niedergerissen, so dass ihn berupften alle, die des Weges vorübergehen? Es zerwühlten ihn der Eber aus dem Walde, und das Wild des Gefildes weidet ihn ab. Gott, der Herrscher, kehre doch wieder, schaue vom Himmel und sieh und suche heim diesen Weinstock."

Also kam eine Katastrophe über Israel. Die Mauer wurde niedergerissen, alles wurde verwüstet. Die Assyrer zerstörten das Nordreich, und die Israeliten wurden deportiert. Die Babylonier verwüsteten das Südreich und deportierten sie nach Babylon.

Das ist altprophetisch vorgesehen. Asaf lebte zur Zeit von König David, also Jahrhunderte vor all diesen Katastrophen. Hier wird schon gezeigt und gebetet: "Suche heim diesen Weinstock!" Die Frage wird gestellt: Warum hat Gott diesen Weinstock so verwüsten lassen?

Lesen wir weiter, Vers 15 bei dir: "Und den Setzling, den deine Rechte gepflanzt und das Weiß, das du dir gestärkt hattest, er ist mit Feuer verbrannt, er ist abgeschnitten, vor dem Schelten deines Angesichts kommen sie um."

Wenn wir Jesaja 5 lesen, wird Israel ebenfalls mit einem Weinberg verglichen, und dort wird erklärt, dass dieser Weinberg keine guten Früchte gebracht hat. Israel hätte eigentlich Frucht für Gott bringen sollen, aber sie versagten völlig. Sie verfielen dem Götzendienst und der Treulosigkeit. Darum kam die Verwüstung über sie.

Wenn wir noch in Psalm 80 bleiben, wird gefragt, warum dieser Weinstock verwüstet und verbrannt wurde. Nun Vers 17 bei dir, 18 bei den meisten anderen: "Deine Hand sei auf dem Manne deiner Rechten, auf dem Menschensohne, den du dir gestärkt hast. So werden wir nicht von dir abweichen, belebe uns, und wir werden deinen Namen anrufen. Herr, Gott der Herrschaft, führe uns zurück, lass dein Angesicht leuchten, so werden wir gerettet werden."

Der Weinstock hat versagt, er wird gerichtet, und jetzt wird gebetet: "Deine Hand sei auf dem Mann, der auf deiner rechten Seite ist, der Menschensohn." Wer ist das? Das ist der Messias.

In Psalm 110,1 heißt es: "Setze dich zu meinen Rechten, bis ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße." Im Gebet wird erklärt, dass wenn Gott diesen Mann auf der rechten Seite einsetzt und seine Hand auf ihm liegt, dann werden wir nicht von ihm abweichen. Nur mit diesem Mann an Gottes rechter Seite können wir mit Gott in Verbindung bleiben. Dann werden wir seinen Namen anrufen und wirklich beten können.

Und Vers 19: "Herr Gott, der Herrscher, führe uns zurück." Nun sagte der Herr Jesus: "Ich bin der wahre Weinstock." Er ist eben dieser Mann aus Psalm 80, der den Weinstock Israel, der keine Frucht gebracht hatte, ersetzen soll.

Dann erklärte Jesus: "Mein Vater ist der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, die nimmt er weg, und jede, die Frucht bringt, die reinigt er, auf dass sie mehr Frucht bringe." Er ist der Weinstock, und alle, die sich zu ihm bekannt haben, sind Reben an diesem Weinstock.

Jesus sagt ganz klar in Vers 5 zu seinen Jüngern: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben." Er spricht die elf Jünger an, Judas war ja weggegangen. Sie sind die Reben. Das heißt, nicht Israel als Ganzes, sondern die Israeliten, die sich zu Jesus Christus bekannt haben, sind nun Reben an dem Weinstock und können Frucht bringen.

So wie im Psalm 80 gesagt wird: "Lege deine Hand auf den Mann auf deiner rechten Seite, dann werden wir aufleben können."

Der Vater geht so vor: Es gibt Reben, die keine Frucht bringen (Vers 2). Solche Reben werden weggenommen, und solche, die Frucht bringen, werden gereinigt, damit sie noch mehr Frucht bringen.

Jesus sagt in Vers 3: "Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe." Den elf, die wirkliche Gläubige waren, sagte er: "Ihr seid schon rein." Diese Reinheit ist durch das Wort Gottes gekommen. Das Wort Gottes bewirkt die Wiedergeburt.

Sehen wir das kurz in 1. Petrus 1,23: "Denn ihr seid wiedergeboren, nicht aus vergänglichem Samen, sondern aus unvergänglichem, durch das beständige und bleibende Wort Gottes."

Die Wiedergeburt geschieht also durch das Wort Gottes. So sagt der Herr Jesus hier: "Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe."

Weiter, Vers 4: "Bleibt in mir und ich in euch, wie die Rebe nicht von sich selbst Frucht bringen kann, sie bleibe denn am Weinstock, so auch ihr nicht, ihr bleibt denn in mir."

Es braucht eine lebendige, organische Verbindung mit Jesus Christus, so wie die Rebe mit dem Weinstock verbunden ist. Wenn diese Verbindung funktioniert und die Nährstoffe durch den Weinstock in die Reben gelangen, kann eine Rebe Frucht bringen. Wenn die Verbindung gestört ist, bringt sie keine Frucht und muss abgeschnitten werden.

Nun Vers 5 nochmals ganz: "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun."

Das entspricht genau dem, was wir aus Psalm 80 wissen: Ohne den Mann zu deiner Rechten kann niemand Frucht bringen. Jesus sagt: "Getrennt von mir könnt ihr nichts tun." Es braucht eine lebendige, organische Beziehung zu Christus.

Vers 6: "Wenn jemand nicht in mir bleibt, wird er hinausgeworfen wie die Rebe, verdorrt, und man sammelt sie, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennt."

"Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen." Das ist eine wichtige Verheißung.

Besonders bemerkenswert ist, dass der Herr hier plötzlich ganz unbestimmt sagt: "Wenn jemand nicht in mir bleibt." Er sagt nicht "Wenn ihr nicht in mir bleibt", sondern "wenn jemand." In Vers 7 geht er wieder direkt weiter: "Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten."

Ein Beispiel für eine Rebe, die keine Frucht brachte und weggenommen wurde, ist Judas. Der Herr wusste von Anfang an, dass Judas ein Teufel ist, wie es in Johannes 6,70-71 heißt: "Habe ich nicht euch die Zwölf auserwählt? Und von euch ist einer ein Teufel." Jesus sprach von Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, der ihn überliefern sollte.

In Johannes 17,12 betet Jesus zum Vater: "Als ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ist verloren, als nur der Sohn des Verderbens, auf dass die Schrift erfüllt würde."

Judas ist verloren gegangen; er wird "Sohn des Verderbens" genannt. Diesen schrecklichen Titel bekommt in der Bibel nur noch der Antichrist (2. Thessalonicher 2).

Judas war also jemand, der nicht dauerhaft in organischer Verbindung mit Christus war. Er wurde hinausgeworfen, seine Rebe verdorrte und wurde ins Feuer geworfen – ein Hinweis auf das ewige Feuer.

Der Herr sagt dies jedoch nicht in Bezug auf die elf, die wirklich wiedergeboren waren und die er als "rein" bezeichnete. Schon in Johannes 13 wurde das deutlich, als Jesus zu Petrus sagte, der gebadet war, habe nicht nötig, sich zu waschen außer die Füße, er sei ganz rein. Und er sagte: "Ihr seid rein, aber nicht alle," denn er kannte den, der ihn überlieferte. Die elf waren wiedergeboren, Judas nicht.

Das "jemand" in Vers 6 bezieht sich also nicht auf diese elf.

In Vers 7 verbindet der Herr Jesus die Verbindung mit dem Weinstock mit dem Gebet: "Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen."

Das heißt, dann könnt ihr wirklich beten. Die Reben beten nicht irgendetwas, sondern das, was wirklich aus Christus kommt, mit Christus übereinstimmt. Dafür gibt es die Verheißung.

Man kann sich fragen, warum hier gerade die Verbindung mit dem Beten gemacht wird. In Psalm 80 haben wir diesen Bezug schon alttestamentlich vorgegeben. Dort heißt es nach der Verwüstung des Weinstocks Israel (Vers 17 bzw. 18): "Deine Hand sei auf dem Mann deiner Rechten," und "So werden wir nicht von dir abweichen, belebe uns, und wir werden deinen Namen anrufen." Das ist der Bezug zum Gebet.

So nimmt Jesus das hier auf, das Gebet. Weiter in Vers 8: "Dass ihr viel Frucht bringt und meine Jünger werdet." Das Wichtigste am Weinstock ist das Fruchtbringen; das ist seine Existenzberechtigung.

In Hesekiel 15 gibt es ein interessantes Kapitel, in dem der Prophet von Gott befragt wird, was man sonst noch aus dem Weinstock machen könnte. Kann man aus dem Holz etwas Nützliches herstellen? Jeder Schreiner weiß, dass man aus Weinstockholz nichts Gescheites machen kann.

Dort wird erklärt: Wenn der Weinstock keine Frucht bringt, kann man ihn nur noch verbrennen. Das ist die einzige Nützlichkeit, denn so entsteht Energie. Die Existenzberechtigung des Weinstocks liegt im Fruchtbringen.

Darum betont dieses Bild die Wichtigkeit des Fruchtbringens im Leben eines Christen.

Darf ich noch etwas fragen? In Vers 2 heißt es: "Die nimmt er weg," über die Reben, die keine Frucht bringen. Das könnte man auch mit "hochheben" oder "aufheben" übersetzen. Im Weinbau ist es nämlich so, dass Reben, die absinken, keine Frucht mehr bringen. Der Weingärtner geht dann durch und hebt sie auf, damit sie wieder fruchten können.

Wäre das nicht eine seelsorgerliche Tat, wenn man das so übersetzen darf und kann?

Ja, das Wort hat eine Mehrdeutigkeit. Es heißt "Heirio," was sowohl "aufnehmen" als auch "wegnehmen" bedeuten kann.

Im weiteren Verlauf geht es aber eigentlich um zwei Möglichkeiten: Entweder wird die Rebe gereinigt, oder sie wird weggetan. Das spricht eher dafür, dass es hier um das Wegnehmen geht.

Dann wird erklärt: Ihr seid schon rein, ihr müsst in mir bleiben, dann könnt ihr Frucht bringen. Wer aber nicht in mir bleibt, wird hinausgeworfen.

In den folgenden Versen wird ausführlich dargelegt, dass es die Möglichkeit des Fruchtbringens gibt und die Möglichkeit, dass jemand weggenommen, hinausgeworfen und verbrannt wird.

Darum würde ich "wegnehmen" übersetzen.

Ein Hinweis an dieser Stelle auf Matthäus 25,30, wo auch vom Hinauswerfen die Rede ist. Dort geht es um das ewige Gericht, und der Ausdruck "hinauswerfen" wird ebenfalls verwendet.

Das bestätigt, dass das Hinauswerfen mit dem ewigen Gericht zu tun hat.

Übrigens gab es am Eingang des Tempelhauses in Jerusalem einen goldenen Weinstock. Der Herr hat mit seinen Jüngern diese Weihgeschenke, wie sie genannt werden, angeschaut.

Ich gebe nur die Stelle schnell an, weil wir nicht mehr viel Zeit haben: Lukas 21,5. Dort heißt es: "Von solchen, die vom Tempel sagten, er sei mit schönen Steinen und mit Weihgeschenken geschmückt."

Der Herr sagte, diese Dinge würden alle zerstört werden.

Am Eingang gab es also ein Weihgeschenk, einen riesigen Weinstock. Jeder, der dem Tempel etwas schenken wollte, konnte Geld geben, und es wurden neue Trauben oder Blätter angehängt. So wuchs dieser Tempelweinstock beständig während der Zeit des Zweiten Tempels als Gold – etwas ganz Prächtiges.

Es gab noch mehr solcher Weihgeschenke, aber das war wohl das prächtigste überhaupt im Tempel.

Der Herr spielt hier an und zeigt, dass er der wahre Weinstock ist, nicht Israel. Wer mit ihm in Verbindung steht, bringt Frucht, die kostbar für den Vater ist – viel Frucht, die wirklich goldwert ist.

Die Liebe als zentrales Gebot und die Freude in Christus

Wir haben bereits gesehen, dass der Herr Jesus sich in Johannes 8,12 als „das Licht der Welt“ bezeichnet hat. In Verbindung mit dem Laubhüttenfest war das eine Anspielung auf die großen Leuchter im Frauenvorhof, die nachts während des Laubhüttenfestes die Dunkelheit erleuchteten. Der Herr sagt: „Ich bin das Licht der Welt.“ Hier haben wir wieder einen Bezug zu einem Ich-Bin-Wort, ähnlich wie bei „Ich bin der wahre Weinstock“.

Im Johannes 10 sagt Jesus: „Ich bin die Tür der Schafe.“ Das Nordtor des Tempels war die Tür der Schafe, durch die man die Opfertiere hineinbrachte. Wer durch mich eingeht, wird errettet werden. Das hatten wir schon einmal gesehen. Wir erkennen, wie mehrere der Ich-Bin-Worte einen Bezug zu konkreten Strukturen im damaligen Tempel haben.

Gehen wir weiter zu Johannes 15, Vers 9: „Gleichwie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe.“ Das ist eine Aussage, die wir nie behaupten würden, wenn sie nicht so ausdrücklich dastehen würde. Der Herr Jesus zeigt hier, dass das Maß seiner Liebe zu uns persönlich als erlöste Menschen bestimmt ist durch das Maß der Liebe, mit der der Vater den Sohn liebt. Das ist unfasslich.

Wir müssen das noch ergänzen durch Johannes 17, Vers 23: Hier sehen wir die Liebe des Sohnes zu uns (Johannes 15,9) und in Johannes 17,23 die Liebe des Vaters zu uns. Dort heißt es: „Ich in ihnen und du in mir, damit sie einst vollkommen seien, damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast.“ Jawohl! Die Liebe des Vaters zu uns ist gemessen an der Liebe des Vaters zu seinem Sohn. Das ist unfasslich.

Schauen wir gerade im Weiteren in Johannes 17, Vers 24: „Vater, ich will, dass die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir sind, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.“ Hier geht es um die Liebe des ewigen Vaters zum ewigen Sohn. Diese Liebe ist quasi der Maßstab für die Liebe des Sohnes zu den Erlösten und für die Liebe des Vaters zu den Erlösten.

Das können wir nicht groß kommentieren, das übersteigt uns absolut! Wir sehen nun, wie das Thema der Liebe hier weiter entfaltet wird – die Liebe des Sohnes zu uns.

Nun weiter zu Johannes 15, Vers 10: „Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, gleichwie ich die Gebote meines Vaters halte und in seiner Liebe bleibe.“ Hier wird deutlich gemacht, dass Gehorsam gegenüber Jesus Christus dazu führt, dass wir im Bewusstsein dieser Liebe leben können.

Judas sagt in Judas 3, Vers 20: „Erhaltet euch selbst in der Liebe Gottes.“ Es ist eine objektive Tatsache, dass der Sohn die Erlösten so liebt. Aber ob wir dieses Bewusstsein dieser Liebe haben, ist eine andere Frage. Judas fordert uns auf, uns in der Liebe Gottes zu erhalten. Das heißt, wir sollen wirklich im Bewusstsein dieser Liebe des Sohnes und des Vaters leben, die uns umgibt. Das ist ein ganz besonderer Schutz.

Dieses Bewusstsein ist aber nur möglich, wenn wir gehorsam sind gegenüber seinen Geboten. Wenn wir ungehorsam sind, können wir uns auch gar nicht an dieser Liebe erfreuen.

 Johannes 15, Vers 11: „Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch sei und eure Freude völlig werde.“ Das Symbol des Weinstocks, der Trauben, steht für Freude und auch für Wein. Die Traubenernte war immer eine besonders fröhliche Zeit. Das Alte Testament spricht von der Freude der Winzer beim Traubenlesen.

Das Thema Freude ist also eng verbunden mit dem Weinstock. Nun spricht der Herr von der völligen Freude. Diese völlige Freude kann der Mensch bekommen, indem er das Bewusstsein der Liebe des Sohnes erhält. Das ist nur möglich durch Gehorsam – völlige Freude.

Der Herr Jesus sagt: „Meine Freude in euch.“ Das bedeutet, die Freude, die der Sohn Gottes innerlich hatte, will er den Erlösten geben. Ähnlich hatten wir das schon einmal, als Jesus in Johannes 14, Vers 27 sagt: „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz werde nicht bestürzt und sei auch nicht furchtsam.“ Hier spricht der Herr von seinem inneren Frieden.

Jesus ging ans Kreuz, um Frieden mit Gott zu schaffen. So kann der Gläubige aufgrund von Römer 5, Vers 1 sagen: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott.“ Das ist eine feste Tatsache. Trotzdem kann der Gläubige durch Umstände tiefe Unruhe und Friedlosigkeit empfinden.

Der Herr sagt: „Frieden lasse ich euch.“ Das ist der grundsätzliche Friede mit Gott, den jeder Erlöste hat. Er ist objektiv und unerschütterlich, unabhängig davon, ob wir ihn empfinden oder nicht. Aber der Herr sagt auch: „Meinen Frieden gebe ich euch.“ Das heißt, er will den Erlösten immer wieder diesen inneren Frieden schenken.

Nun haben wir hier „meine Freude in euch“. Die Freude, die er innerlich empfand, will er den Erlösten weitergeben. Wenn sie das haben, dann besitzen sie völlige Freude.

Eine Zwischenfrage: Bei mir wird hier „meinen Frieden“ kursiv geschrieben, während „meine Freude“ nicht kursiv ist. Ist das Absicht oder Zufall? Das ist kein Zufall. In Johannes 14,25-27 und Johannes 15,11 ist im Griechischen jeweils eine starke Betonung auf „mein“ gelegt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man das „Mein“ auf Griechisch ausdrücken kann.

In diesen beiden Fällen liegt eine besondere Betonung auf dem Frieden und der Freude, die der Herr persönlich empfand. In der deutschen Übersetzung sollte man das eigentlich an beiden Stellen durch Kursivschrift oder Unterstreichung hervorheben. Es betont, dass es wirklich die Freude und der Friede sind, die der Herr persönlich empfand.

 Johannes 15, Vers 12: „Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, gleichwie ich euch liebe.“ Hier geht es nicht nur darum, dass wir uns freuen, dass der Sohn uns so liebt, wie der Vater ihn geliebt hat, und dass wir in dieser Liebe leben. Nun sollen wir diese Liebe auch den Geschwistern weitergeben – im Glauben. Das ist eines der Gebote Christi.

In Vers 10 hatten wir „meine Gebote“, und nun heißt es: „Dies ist mein Gebot“ – das Gebot der Liebe.

Vers 13: „Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ Hier zeigt der Herr Jesus, wie sich seine Liebe zu den Erlösten durch Taten zeigt, nämlich dadurch, dass er bereit ist, für sie ans Kreuz zu gehen.

Das Thema Liebe wird weiter entfaltet, denn das griechische Wort für Freund ist „Philos“, abgeleitet von „phileo“, was „lieben“ bedeutet. Freund hat also den Unterklang von „Geliebter“ im Griechischen.

Das muss man gut vor Augen haben: Es geht um die Liebe des Sohnes, die Liebe des Vaters, die Liebe zu den Erlösten und die Liebe für seine Freunde, also die Liebe für seine Geliebten.

Wir hatten beim letzten Mal angesprochen, dass in der Offenbarung die Gemeinde von Philadelphia erwähnt wird. Dort steckt auch diese Liebe zu den Brüdern. Komischerweise ist sie die einzige Gemeinde, über die nichts Negatives gesagt wird, sondern die die Kraft zum Überwinden hat.

Ist das vielleicht ein Zeichen dafür, dass wir Liebe zu den Brüdern haben und so leben können, wie Jesus es wollte? „Philadelphia“ setzt sich zusammen aus „Phil“ von „phileo“ (lieben) und „Adelphos“ (Bruder). Philadelphia bedeutet also Bruderliebe.

Tatsächlich ist das die Gemeinde in der Offenbarung, von der der Herr sagt, dass sie am Wort Gottes festhalten. Wahres Festhalten am Wort Gottes und wahrer Gehorsam zeigen sich darin, dass wir uns nicht wie die Galater verhalten.

Paulus sagt in Galater 5: „Wenn ihr einander beißt und fresset, so seht zu, dass ihr nicht voneinander verzehrt werdet.“ Dort ging es also nicht ganz friedlich zu. Philadelphia aber trägt bereits den Namen „Bruderliebe“ und verbindet dies mit Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes.

Nun Vers 14: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.“ Sinnbildlich gibt Jesus sein Leben hin – eigentlich für die Unerlösten, für seine noch Feinde. Für einen Erlösten braucht er sein Leben nicht mehr hinzugeben, denn sie haben bereits das neue Leben.

Bezieht sich das jetzt ausschließlich auf diese elf Jünger? Die Bibel sagt, dass Gott seinen Sohn im Blick auf die ganze Welt gegeben hat. Johannes 3, Vers 16: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab.“

Auf der anderen Seite wird besonders betont, dass Jesus für die Gemeinde gestorben ist. Epheser 5, Vers 25: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, gleichwie auch der Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, auf dass er sie heilige.“

Man kann es vielleicht so vergleichen: Die Gemeinde ist das, was Gott schon vor Grundlegung der Welt als ganz Besonderes sah, was er dem Sohn schenken wollte.

Vielleicht ähnlich wie eine holländische Geschichte: Ein Vater hatte ein Kind auf einem Schiff, das unterging. Der Vater war so verzweifelt, dass er sich total dafür einsetzte, sein Kind zu retten. Dadurch wurde auch die ganze Mannschaft auf dem Schiff gerettet.

So kann man vielleicht vergleichen, dass Gott die Gemeinde als ganz besonders ansieht, für die Christus sich hingeben sollte. Aber Christus hat sich auch im Blick auf die ganze Welt hingegeben.

Hier wird besonders betont, wie der Herr ganz bewusst für die, die an ihn glaubten und noch glauben werden, ans Kreuz gegangen ist. Man kann auch sagen, dass es für diejenigen, die ihn nicht annehmen, keinen Sinn gehabt hat. Für sie war der Tod „sinnlos“ in Anführungszeichen.

Ja, ganz genau.

Die Zeit ist vorüber, wir wollen das auf das nächste Mal verschieben.

Beachte noch einmal, wie der Herr mit dem Thema Freunde weitermacht. Vers 14: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.“ Später folgt ein ganzer Abschnitt, in dem der Herr über den Hass spricht, den er von der Welt erfahren hat, und den Hass, den seine Nachfolger ebenfalls erleben werden.

Dieses Thema kommt nicht plötzlich, sondern ist ein Gegensatz zur Liebe. Die Erlösten kennen die Liebe des Vaters, die Liebe des Sohnes und die Liebe zueinander. Aber der Herr sagt: Ihr werdet den Hass dieser Welt erfahren, so wie ich ihn erfahren habe.

So leben wir in diesem Spannungsfeld: Einerseits freuen wir uns über die Liebe Gottes, in der wir uns erhalten sollen. Andererseits sind wir hier mit Ablehnung und Feindschaft konfrontiert, gerade weil wir zu diesem verworfenen Christus gehören und mit ihm in einer lebendigen, organischen Beziehung leben wollen, um für Gott Frucht zu bringen.

Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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