Begrüßung und Einführung in das Thema der Endzeitrede
Guten Abend, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen. Wir haben ein wunderbares Thema für diese dreitägige Konferenz: Matthäus 24 und 25, die Ölbergrede des Herrn Jesus über die Endzeit. Dazu kommen noch die Parallelstellen in Markus 13 und Lukas 21.
Wir haben das gesamte Thema Matthäus 24 und 25 in sieben Teile aufgeteilt. Ich beginne mit den ersten drei Teilen. Der erste Teil ist betitelt mit „Einführung in die Endzeitrede“. Die weiteren Themen, die ich behandeln werde, bevor dann andere wie Wolfgang Bühne und Martin Vetter weitermachen, sind: Zum zweiten „Mehr als zwanzig Endzeitzeichen und ihre Erfüllung“ und zum dritten „Von der Drangsal bis zur Wiederkunft in Herrlichkeit“.
Wir haben also drei parallele Berichte im Neuen Testament: Matthäus 24, Markus 13 und Lukas 21. Es lohnt sich, diese Berichte gemeinsam anzuschauen.
Übrigens, hier auf dem Bild sehen wir einen Blick vom Tempelberg hinüber zum Ölberg. Der Pfeil weist auf den höchsten Punkt des Ölberges, dort, wo heute die russische Auffahrtskirche steht. Das ist der höchste Punkt des Berges. Interessanterweise liegt dieser Punkt in einer Linie mit dem höchsten Punkt des Tempelberges, dem Felsen, auf dem heute der Felsendom steht.
Wenn man eine Linie zieht vom höchsten Punkt des Ölberges bis zum höchsten Punkt des Tempelberges, verläuft diese Linie genau im rechten Winkel zur Ostmauer des Tempels, also des Tempelplatzes, wo das goldene Tor zu sehen ist. Die Ostmauer ist parallel zur natürlichen Kante im Westen des Felsens im Felsendom.
Dieser Fels war der Eckstein des Tempels und hat bestimmt, wie die Ostmauer verlaufen musste. Ich erwähne diese Details, um zu zeigen, wie eng der Tempelberg mit dem Ölberg zusammenhängt. Es gibt also eine topologische Verbindung, also eine Bodenbeschaffenheit an der Oberfläche, die mit einem architektonischen Programm verbunden ist.
Vorgeschichte der Ölbergrede und die Herausforderungen Jesu im Tempel
Nun zur Vorgeschichte der Ölbergrede: Es war Dienstag, der Vorkarfreitag. Jesus war im Tempel und hatte harte Auseinandersetzungen mit verschiedenen Gruppen des Judentums.
Einerseits trat der Sanhedrin auf und forderte ihn heraus: „In welcher Autorität tust du diese Dinge?“ Sie bezogen sich dabei besonders auf die Tempelreinigung am Tag zuvor. Jesus hatte die Verkäufer aus der südlichen Säulenhalle des Tempels hinausgeworfen. Diese Halle war die südliche Halle des Tempels, und obwohl der Sanhedrin die Erlaubnis zum Verkauf dort gegeben hatte, kam Jesus aus Nazareth und sagte, das dürfe man nicht. Er jagte sie hinaus.
Daher kam an diesem Dienstag die Frage auf: „In welchem Recht tust du dies?“
Im Weiteren traten auch andere Gruppen auf, die Jesus angreifen wollten. Da waren die Herodianer, die man als Volksverräter bezeichnen könnte, weil sie sehr mit den Römern verbunden waren und mit der Dynastie Herodes, wie der Name schon sagt. Diese hatten sich mit den Pharisäern verbündet, um Jesus in einer politischen Frage in eine Falle zu locken.
Dann kamen die Sadduzäer, die sehr liberal waren, aber zugleich die reichen führenden Priester des Tempels. Auch sie versuchten, Jesus mit einer Fangfrage zu überführen, doch es gelang ihnen nicht. Jesus gab überwältigende Antworten und widerlegte alle Angriffe.
Schließlich trat ein Gesetzgelehrter auf. Das war nicht irgendein Schriftgelehrter, sondern ein Spezialist für die Halacha. Halacha ist die Zusammenfassung aller verbindlichen Auslegungen, wie man die Tora im Alltag lebt. Zum Beispiel, wie man genau koscher isst oder den Sabbat im Detail einhält. Dieser Spezialist versuchte ebenfalls, Jesus mit einer Frage in Bedrängnis zu bringen. Doch Jesus gab eine so wunderbare Antwort, dass die Schriftgelehrten überwältigt waren und von da an schweigen mussten.
An diesem Dienstag wurde klar: Alle führenden Gruppen des Judentums lehnten Jesus als Messias ab. Dies wird sehr ausführlich beschrieben in Matthäus 21,23-23,39.
Am Ende dieses Nachmittags verließ Jesus mit seinen Jüngern den Tempel und kündigte die bevorstehende Zerstörung des Zweiten Tempels an. Dies kann man in Matthäus 24,1-2, Markus 13,1-2 und Lukas 21,5-6 nachlesen.
Die Fragen der Jünger und die Bedeutung der Endzeit
Die Jünger sind unter Schock. Das war das schönste Gebäude der Welt – dieser herrliche Tempel Gottes in Jerusalem. Danach ging der Herr Jesus durchs Kidron-Tal auf den Ölberg. Von dort aus hat man die allerschönste Sicht auf den Tempel, weil der Ölberg etwas höher liegt als der Tempelberg. Von dort aus bietet sich eine wunderbare Übersicht.
Die Jünger, wirklich unter Schock, stellen vier Fragen. Diese vier Fragen finden sich nicht in einem einzigen Evangelium. Man muss alle drei Evangelien mit ihren parallelen Berichten – Matthäus, Markus und Lukas – zusammennehmen. Dann ergeben sich folgende Fragen:
Erstens: Wann wird die Zerstörung des Tempels stattfinden? Diese Frage findet sich in allen drei Evangelien, wie auf der Folie aufgeführt.
Zweitens: Was wird das Zeichen der Zerstörung des Tempels sein? Also ein ganz besonderes Zeichen, das andeuten wird, dass die Tempelzerstörung nun sehr bald bevorsteht. Diese Frage findet man nur in Lukas 21,7. Sie wird auch nur dort beantwortet. Es ist ganz wichtig, diese Dinge zu beachten, weil schon viel Verwirrung bei Auslegungen zu diesem Thema der Endzeitrede entstanden ist, gerade weil man diese Details nicht beachtet hat.
Drittens: Was ist das Zeichen deiner Wiederkunft? Welches Zeichen wird geschehen, bei dem man erkennen kann, dass die Wiederkunft Christi in Macht und Herrlichkeit unmittelbar bevorsteht?
Viertens: Was ist das Zeichen der Endzeit? Ganz allgemein wollen die Jünger wissen, welches Zeichen zeigt, dass wir jetzt in der Endzeit sind und Jesus bald als König der Welt kommen wird. Kurz vor seinem Kommen wird es dann noch ein spezielles Zeichen geben – das Zeichen seiner Wiederkunft.
Diese vier Fragen lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Zwei Fragen beziehen sich auf den Tempel, und zwei Fragen beziehen sich auf das kommende Königreich des Messias hier auf Erden, nämlich die Fragen nach dem Zeichen der Wiederkunft und dem Zeichen der Endzeit. Man könnte auch sagen, zwei Fragen hängen mit der Zeit des Anfangs zusammen, und zwei Fragen mit der Zeit des Endes.
Das doppelte Kommen des Messias und die prophetische Zeitspanne dazwischen
Um die Bibel wirklich gut verstehen zu können und auch das prophetische Wort der Bibel zu begreifen, ist es wichtig zu wissen, dass der Messias, der Erlöser, im Alten Testament vorausgesagt wurde und im Neuen Testament als gekommen beschrieben wird.
Ganz wichtig ist: Dieser Erlöser, der Messias genannt wird, sollte zweimal in diese Welt kommen. Ein erstes Mal als der leidende Messias, um für unsere Sünden zu sterben – der Gerechte für uns Ungerechte –, damit er uns zu Gott führt. So wird der Messias in Jesaja 53 beschrieben. Auch die alten Rabbiner haben erklärt, dass Jesaja 53 vom Messias spricht. Diese Erklärung findet man beispielsweise im Talmud, dem wichtigsten Kommentarwerk des Judentums zur Bibel.
Weitere Stellen beschreiben ebenfalls diesen leidenden Messias, der kommen sollte. Die Propheten des Alten Testaments kündigten aber auch an, dass der Messias später noch einmal kommen wird. Diesmal jedoch nicht mehr als leidender, sondern als herrschender Messias. Er wird Gerechtigkeit und Frieden in diese Welt bringen und die ganze Welt im Frieden regieren.
Übrigens haben die Propheten vorausgesagt, dass der Messias beim ersten Kommen auf einem Esel reiten wird (Sacharja 9,9). In Daniel 7 wurde dagegen vorausgesagt, dass der Messias, wenn er kommt, um die Weltherrschaft zu übernehmen, auf den Wolken des Himmels kommen wird. Das sind nicht dieselben Erscheinungen, sondern zwei verschiedene Kommen des Messias.
Im Talmud wurde darüber gerätselt: Wie kann das sein, dass der Messias einerseits auf einem Esel kommt, andererseits nach Daniel auf den Wolken? Man fragte sich, ob das vielleicht zwei Möglichkeiten sind. Die Lehre war: Wenn der Messias kommt und wir nicht würdig sind, weil wir die Tora nicht halten – das sind die Gebote, die Gott in den fünf Büchern Mose speziell für Israel am Sinai gegeben hat, also im Bund mit Israel –, dann wird er auf dem Esel kommen. Wenn wir aber würdig sind, wird er auf den Wolken des Himmels kommen.
Das ist jedoch nicht ganz richtig. Es sind keine zwei Möglichkeiten, sondern zwei verschiedene Kommen. Das erste Mal sollte er wirklich auf dem Esel kommen. Doch die Masse seines Volkes war nicht bereit und hat die Tora nicht so eingehalten, wie Gott es gewollt hatte.
Wenn er das zweite Mal kommt, wird ein Drittel aus Israel bereit sein und ihn wirklich empfangen mit den Worten: „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn“ (Psalm 118). Aber dann von ganzem Herzen. Zacharja 12 sagt, dass sie auf ihn blicken werden, den sie durchbohrt haben, und dann werden sie wehklagen. Das wird beim zweiten Kommen sein. Beim ersten Mal musste er jedoch durchbohrt werden. Zacharja 12,10 schließt in einem Vers Hinweise auf beide Erscheinungen des Messias ein.
Zwischen diesen beiden Erscheinungen – das kann man aus dem Alten Testament entnehmen, wenn man die Prophetie genau studiert – sollte eine sehr lange Zeitspanne liegen.
Gerade in Verbindung mit dem leidenden Messias sagten die Propheten voraus, dass der Messias beim ersten Kommen von der Masse seines Volkes abgelehnt wird. Als Folge davon wird der Tempel untergehen. Schon im Alten Testament war klar, dass der zweite Tempel nach der Verwerfung des Messias zerstört werden würde. Dieser Blitz hier deutet auf die Zerstörung des Tempels hin.
In Verbindung mit diesem Ereignis fragen die Jünger erstens: Wann wird das stattfinden? Und zweitens: Was wird das Zeichen sein, dass dieses Ereignis unmittelbar bevorsteht?
Die Jünger fragen nach dem Zeichen der Endzeit, wörtlich in Matthäus 24 „die Vollendung des Zeitalters“. Nicht das Ende der Welt, sondern die Vollendung des Zeitalters – das ist die korrekte Übersetzung, wie sie auch die Elberfelder Bibel verwendet.
Das heißt, sie fragen: Wie wird es ganz am Schluss sein, nach dieser langen Zwischenzeit zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen des Messias? Die Jünger möchten wissen, was das Zeichen sein wird, damit man erkennen kann, dass wir am Abschluss dieser langen Zwischenzeit angekommen sind.
Außerdem stellen sie eine weitere Frage: Was wird das Zeichen sein, dass unmittelbar die Wiederkunft des Messias in Herrlichkeit stattfinden wird?
Man merkt, dass dies nicht dieselbe Frage ist. Es sind zwei verschiedene Fragen. Die Jünger wollen also jeweils ein Zeichen wissen: ein Zeichen, um zu erkennen, dass jetzt die Endzeit begonnen hat, und ein Zeichen, um zu wissen, dass unmittelbar die Wiederkunft des Messias in Herrlichkeit bevorsteht.
Die Bedeutung der Endzeit und die neue Zeit durch Jesus Christus
Jetzt wird auch klar, dass die Endzeit nichts mit dem Weltuntergang zu tun hat. Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass jeder von uns irgendwann ganz unverhofft in die Situation kommen kann, dass ein Journalist mit einem Mikrofon auf der Straße eine Frage stellt – und zwar gerade zu solchen Themen.
Journalisten denken oft, evangelikale Christen meinen, der Weltuntergang stehe bald bevor. Dann sagen diese Christen freundlich ins Mikrofon: „Nein, niemand von uns glaubt, dass der Weltuntergang bald kommt.“ Daraufhin sagt der Journalist leicht: „Aber ihr glaubt doch, dass wir in der Endzeit leben.“ „Ja, natürlich“, antworten sie, „aber Endzeit bedeutet nicht Weltuntergang. Endzeit bedeutet, dass die lange Zeit, die zwischen dem ersten Kommen von Jesus Christus vor ungefähr zweitausend Jahren liegt, nun zum Abschluss kommt und Jesus Christus bald wiederkommen wird. Aber die Welt wird nicht untergehen.“
„Ach so!“ Dann lernt der Journalist noch etwas dazu.
Dann kann man weiter erklären: Die Bibel macht klar, dass mit dem Kommen von Jesus Christus vor zweitausend Jahren eine ganz neue Zeit begonnen hat. Im Hebräerbrief 1,1 heißt es: „Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten...“ Das war das ganze Alte Testament hindurch. „Hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn.“
Der Hebräerbrief beginnt übrigens fünfmal mit dem Buchstaben „P“ (Pi): Polymeros, Palai, Hotheos und so weiter – zwei laute und dann noch drei weitere.
Wenn der Journalist etwas mit der Bibel vertraut ist, könnte er sagen: „Sehen Sie, ihr Evangelikalen, ihr glaubt, heute ist Endzeit. Aber die Endzeit nach der Bibel hat ja schon begonnen, als Jesus Christus vor zweitausend Jahren kam.“
Dann antwortet man freundlich ins Mikrofon: „Man muss die Bibel ganz genau lesen. Die Bibel ist kein Roman. Dort steht nicht, dass Jesus Christus in der Endzeit, am Ende der Tage, gesprochen hat. Sondern: Er hat am Ende dieser Tage zu uns gesprochen – im Sohn. Nicht am Ende der Tage, das wäre Endzeit, sondern am Ende dieser Tage. Das sind die Tage des Alten Testaments, in denen Gott durch viele Propheten auf vielerlei Weise und zu vielen verschiedenen Gelegenheiten zu den Vorfahren Israels gesprochen hat.“
Mit dem Kommen des Herrn Jesus begann also etwas ganz Neues – die Anfangszeit. Deshalb beginnt der erste Johannesbrief mit den Worten: „Was von Anfang war.“
Das meint nicht den Anfang der Schöpfung („Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“), sondern wenn Johannes, ein etwa 90-jähriger Mann, zurückblickt auf das, was vor etwa sechzig Jahren war, als er Jünger Jesu war und mit ihm durchs Land reiste. Er spricht von dem, „was von Anfang war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir angeschaut haben und unsere Hände betastet haben – betreffend das Wort des Lebens.“
Jesus Christus ist das Wort des Lebens. Er ist vom Vater in die Welt gekommen, erklärt Johannes weiter. „Was von Anfang war“, das ist der Anfang durch das Kommen des Herrn Jesus. Johannes sagt: „Wir haben zuerst von ihm gehört und dann haben wir ihn mit unseren eigenen Augen gesehen.“
Im Griechischen benutzt Johannes hier nicht die übliche Aoristform, die eine punktuelle, abgeschlossene Handlung in der Vergangenheit beschreibt, sondern die sogenannte Perfektform. Diese beschreibt eine abgeschlossene Handlung in der Vergangenheit, deren Wirkung aber bis heute anhält.
Wenn Johannes sagt: „Was wir gehört haben“, dann meint er, dass er diese Worte noch heute in seinen Ohren hört – sechzig Jahre später. Und „was wir mit unseren Augen gesehen haben“ – er sieht Jesus noch innerlich vor sich, so wie es damals war.
Dann sagt er: „Was wir angeschaut haben“ – das ist mehr als nur Sehen. Sie haben Jesus genau beobachtet. Er ist der Erlöser, der einen völligen Neuanfang gebracht hat. Und sie haben ihn sogar berührt, wirklich betastet. Sie wussten, dass Jesus ein wirklicher Mensch war. Er war keine Geisterscheinung, sondern ein echter Mensch.
Das ist die Anfangszeit. Deshalb beginnt der erste Johannesbrief mit „Was von Anfang war.“ Danach gab es eine sehr lange Zeit, die bis heute andauert. Diese Zeit wird aber nicht ewig weitergehen, sondern mit dem zweiten Kommen von Jesus Christus abgeschlossen werden.
Diese Abschlusszeit, die Epoche vor seinem Kommen in Macht und Herrlichkeit, das ist die Endzeit.
Also, ich glaube, jetzt haben wir es alle verstanden.
Die Antwort Jesu auf die Fragen der Jünger und die Warnung vor falschen Messiasen
In der Ölbergrede des Herrn Jesus ist es besonders interessant, sich zunächst mit der Anfangszeit zu beschäftigen. Wie hat der Herr Jesus auf die zwei Fragen der Jünger in Verbindung mit der Zerstörung des Tempels geantwortet? Diese Betrachtung hilft uns, die Endzeitzeichen besser zu verstehen. Dabei stellt sich die Frage, ob man diese Zeichen wörtlich nehmen soll oder eher symbolisch, oder gar tiefenpsychologisch deuten, wie es etwa ein Drewermann tun würde.
Ich sage Ihnen, solche Ansätze gibt es zwar, aber wir wollen sehen, wie der Herr Jesus selbst die Fragen beantwortet hat – zuerst in Bezug auf die Anfangszeit und dann, wie sich diese Antworten erfüllt haben. Das wird uns sehr dabei unterstützen, die Endzeitzeichen korrekt auszulegen, ganz analog.
Dieser Vortrag dient als Einführung. Erst im zweiten Vortrag werde ich dann gezielt auf die Endzeitzeichen eingehen. Doch diese Grundlage ist notwendig, darum ist dieser Vortrag einführend.
Die Jünger stellten diese Fragen, und der Herr Jesus begann seine Rede mit einer Warnung vor falschen Messiasen, die kommen würden. Das ist sehr wichtig, denn der Herr Jesus beantwortet die Frage nicht einfach nur direkt. Er gibt viel mehr Informationen, als gefragt wurde. Tatsächlich erwähnt er nicht nur zwei Zeichen in Bezug auf die Endzeit, sondern eine ganze Reihe von über zwanzig Zeichen. So ist unser Herr: Er gibt mehr, als wir bitten oder erwarten.
Er stellt das Thema so vor, dass die Herzen und Gewissen der Zuhörer erreicht werden. Darum sagt er: „Passt auf, seht zu!“ Ich lese aus Matthäus 24,4-5:
„Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Passt auf, dass euch niemand verführe! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: ‚Ich bin der Christus!‘ und viele werden sie verführen.“
Wörtlich heißt es also: „Seht zu, passt auf, dass euch niemand verführe.“ Wenn diese Endzeitrede, die wir in diesen drei Tagen studieren, uns dabei hilft, vor Verführung in unserer heutigen Zeit geschützt und bewahrt zu werden, dann hat sich diese Konferenz wirklich gelohnt.
Wir stehen jetzt ganz am Anfang, und am Schluss können wir dann sagen, ob es sich gelohnt hat oder nicht. Aber ich sage: Wenn das Ergebnis ist, dass man weiß, wie man vor Verführung geschützt wird, dann ist das sehr wichtig. Und das ist dem Herrn Jesus so wichtig, dass er die ganze Rede damit beginnt: „Passt auf, dass euch niemand verführe!“
Viele werden unter seinem Namen kommen und sagen: „Ich bin der Christus!“ Christus (griechisch Christos) ist im griechischen Text des Neuen Testaments die Übersetzung des hebräischen Titels Messias. Der Messias ist der verheißene Erlöser im Alten Testament, der für Israel und alle Völker kommen soll.
Der Herr Jesus sagt also, es werden viele kommen, die sich als Messias ausgeben. Und er kündigt auch an, dass sie viele verführen werden.
Dies ist noch nicht die eigentliche Endzeitrede, sondern eine erste Warnung an die Jünger. Die Jünger waren Juden und gehörten damals noch nicht zur Gemeinde oder Kirche. Die Gemeinde, im Neuen Testament Ekklesia genannt, beginnt erst am Pfingsten (Apostelgeschichte 2).
Der Herr Jesus spricht hier also zu Juden und warnt sie vor dem Problem falscher Messiasse. Diese falschen Messiasse werden ein besonderes Problem für das Judentum sein, das damals den Messias abgelehnt hatte. Denn wer den wahren Erlöser ablehnt, ist besonders gefährdet, durch falsche Messiasse verführt zu werden. Dieses Problem wird die ganze Zeit von der Anfangszeit bis in die Endzeit bestehen.
Erste Endzeitzeichen und die Bedeutung kleiner Wörter im Bibeltext
Das ist also noch kein Endzeitzeichen. Gleich danach beginnt der Herr Jesus in Vers 6 mit der Endzeitrede. Er sagt dort: „Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsnachrichten hören.“ Das ist das erste Endzeitzeichen.
Wie erkennt man, dass man sich dem Abschluss dieser langen Zwischenperiode nähert, die zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen liegt? Der Herr setzt dies mit dem kleinen Wort „aber“ ab. Dieses kleine Wort markiert im Text eine Abgrenzung: Vers 5 steht ein wenig getrennt von dem, was nun folgt, nämlich den Endzeitzeichen.
Man sieht, dass ganz kleine Wörter in der Bibel wichtig sind. Heute gibt es die Tendenz, Bibelübersetzungen zu lesen, die eigentlich keine Übersetzungen sind, sondern Übertragungen. Man könnte sie auch „Kinderbibeln für Erwachsene“ nennen. Dort wird alles ganz anders formuliert, mit anderen und oft mehr Wörtern, als der Herr sie verwendet hat.
Wenn das eine Hilfe ist, so wie man einen Bibelkommentar zur Hilfe nimmt, um den Bibeltext besser zu verstehen, ist das in Ordnung – vor allem dann, wenn die Übersetzer wirklich gottesfürchtige Menschen waren und nicht liberale Theologen, wie es zum Beispiel bei der Gute-Nachricht-Übersetzung der Fall ist. Diese ist eher eine Übertragung als eine Übersetzung.
Das Problem bei solchen Übertragungen ist, dass oft die kleinen Strukturwörter der Bibel nicht beachtet werden. Ich hatte als Teenager einmal eine Auseinandersetzung mit einem Pfarrer, der sagte, die Bibel sei nicht wörtlich inspiriert. Man könne ja nicht sagen, dass jedes „und“ in der Bibel inspiriert sei. Ich habe behauptet, natürlich sei alles inspiriert – auch diese kleinen Wörter.
Diese Verachtung des Wortes „und“ ist falsch, denn diese Wörter sind ganz wichtig. „Und“ verknüpft zwei Dinge miteinander, „aber“ setzt ab. Diese Strukturwörter braucht man unbedingt. Man sollte einmal einen Text lesen, ohne diese Wörter wie „und“, „aber“ oder „denn“ und „damit“. Je nachdem verliert der ganze Text seine Struktur und innere Logik. Sie sind alle ganz wichtig.
Darum lohnt es sich, eine genaue Übersetzung zu haben. Zum Beispiel: „Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsnachrichten hören.“
Ich fasse zusammen: Der Herr kündigt an, dass viele falsche Messiasse kommen werden – und zwar von der Anfangszeit bis in die Endzeit.
Historische Beispiele falscher Messiasse und ihre Auswirkungen
Hier eine Liste mit über fünfzig falschen Messiasen, die nach dem Kommen des Herrn Jesus aufgetreten sind. Der Erste auf der Liste ist Theudas, ein falscher Messias, der zwischen den Jahren 44 und 46 nach Christus auftrat. Das lässt sich nur wenige Jahre später beobachten.
Der Messias aus Ägypten trat zwischen 52 und 58 auf. Gleich im darauffolgenden Jahr erschien ein weiterer falscher Messias, der als der namenlose Prophet bekannt ist. Im Jahr 66 kam Menachem, der Galiläer, auf die Bühne – das war noch vor der Zerstörung des Tempels.
Nach der Zerstörung des Tempels trat erneut ein falscher Messias auf, den wir Jonathan den Weber nennen. Später, um das Jahr 115, folgte Lukas. Die meisten kennen den nächsten: Bar Kochba. Er lebte in der Zeit zwischen 100 und 135 nach Christus. Bar Kochba behauptete, der Messias zu sein und stiftete das jüdische Volk zum zweiten Aufstand gegen Rom an.
Dieser Krieg dauerte von 132 bis 135 nach Christus und war furchtbar. Am Ende starben mehr als eine Million Juden. Hier zeigte sich deutlich, dass es sich um einen falschen Messias handelte – ein falscher Messias mit teils verheerenden Auswirkungen.
So ging es weiter: Der Moses-Messias von Kreta trat zwischen 440 und 470 auf Kreta auf. Dann kam der Messias von Syrien und so weiter. Ich möchte jetzt nicht alle einzeln erläutern. Auf sermon-online.de gibt es einen Vortrag von mir über die 50 falschen Messiasse. Dort kann man noch einiges dazu hören. Einfach meinen Namen und „falsche Messiasse“ in die Suchmaske eingeben, dann sollte man das finden.
Ich möchte dennoch noch etwas zu dem Messias David Alroy aus Kurdistan sagen, der zwischen 1120 und 1147 auftrat. Er erschien unter den Juden in der Zerstreuung Kurdistans und behauptete, er sei der Messias. Er sagte, die Zeit der Erlösung sei gekommen und wir würden bald „nach Hause fliegen“, so wie es in Jesaja 60 steht: In der Endzeit werde das jüdische Volk wie Tauben und Wolken heimfliegen ins Land der Väter.
Das war bekannt. David Alroy behauptete, er könne fliegen. In hellen Mondnächten sprang er von einem Baum zum anderen, und die Leute sahen, dass er fliegen könne. Er verkündete: „Bald werden wir nach Hause fliegen, die Zeit der Erlösung ist jetzt da, quasi die Endzeit.“ Später brach die ganze Bewegung zusammen, und es wurde klar, dass alles nur Betrug war.
Ein weiterer erwähnenswerter falscher Messias ist nicht Ascher Lämmlein aus Reutlingen, sondern jemand, der etwa 1666 lebte: Schabbetai Zwi aus Smyrna, geboren 1626 und gestorben 1676. Er behauptete, der Messias zu sein und trat in der heutigen Türkei, in Smyrna, auf. Er verführte das Judentum von England bis nach Persien und hatte eine enorme Wirkung auf die jüdische Gemeinschaft.
Wenn er Reden hielt, geschahen besondere Dinge: Menschen begannen prophetisch zu sprechen und in unbekannten Lauten zu reden, das sogenannte Zungenreden. Es gab zu dieser Zeit noch keine charismatische Bewegung, wie wir sie aus dem 20. Jahrhundert kennen. Schabbetai Zwis Wirken löste eine charismatische Bewegung aus.
Viele waren überzeugt, dass er der Messias sei. Doch die Muslime nahmen ihn gefangen, setzten ihn ins Gefängnis und zwangen ihn, zum Islam überzutreten. Danach brach alles zusammen. Immer wieder endeten solche Bewegungen mit Depressionen. Er war es doch nicht.
So ging es immer weiter. Der letzte auf der Liste ist Rabbi Menachem Mendel Schneerson aus New York, der 1922 geboren wurde und 1994 als alter Mann starb. Seine Anhänger, etwa 300.000 an der Zahl, sagen: In Jesaja 53 steht, dass der Messias sterben wird. Sie warten darauf, dass er aufersteht – und warten immer noch, bis heute, 2019. Er ist immer noch nicht auferstanden.
Es ist klar, dass alte Männer sterben. Aber in Jesaja 53 steht nicht, dass ein alter Mann sterben wird, sondern dass der Messias um unserer Übertretungen willen verwundet und misshandelt wird. Das ist bei Menachem Mendel Schneerson nicht geschehen.
Damals wurde bereits ein Haus in Israel für ihn gebaut. Er selbst ist nie nach Israel gegangen, aber man erwartete, dass er sich als Messias offenbaren und dann nach Israel in dieses Haus kommen würde. Er war übrigens sehr schlau: Er hat nie gesagt, „Ich bin der Messias“. Nur seine Nachfolger behaupteten das. Gleichzeitig hat er aber auch nie gesagt, „Ich bin nicht der Messias“.
Noch heute sieht man an vielen Orten in Israel Plakate mit Menachem Mendel Schneerson. Dort steht: „Wer hat’s Lacha? Segen und Gelingen, Maschiach!“ Und er winkt – obwohl er schon lange tot ist.
Das ist furchtbar: Diese Verführungen ziehen sich bis in die Endzeit und durch alle Jahrhunderte hindurch.
Die Anfangszeit und die Erfüllung der Zeichen der Tempelzerstörung
Jetzt schauen wir uns die Anfangszeit an, und dazu müssen wir Lukas 21 aufschlagen. Die Frage nach dem Zeichen der Zerstörung des Tempels wird nur in Lukas beantwortet. Wenn man Lukas Kapitel 21 liest, dann nennt der Herr auch diese Endzeitzeichen. Das erste ist das mit den Kriegen, das wir schon in Matthäus gelesen haben. Außerdem nennt er verschiedene weitere Zeichen.
Dann sagt der Herr in Lukas 21,12: „Vor diesem allem aber …“ Wenn man in der Bibel unterstreicht – und das lohnt sich – sollte man dieses Wort „vor“ besonders anstreichen. Mit diesem Ausdruck führt der Herr Jesus, der die Jünger bereits in die Endzeit versetzt hatte, wieder zurück in die Anfangszeit. Er zeigt, wie die Zeit ablaufen wird, bis der Tempel zerstört wird.
Sie hatten gefragt, wann der Tempel zerstört wird. Der Herr sagt ihnen, was zuerst alles geschehen muss, bis der Tempel zerstört ist. Außerdem nennt er das Zeichen der Zerstörung. Nachdem er all das in diesen Versen erklärt hat, geht er in Vers 24 wieder in die Endzeit über. Er sagt: „Und das wird so geschehen: Jerusalem wird zertreten werden von den Heidenvölkern, bis die Zeiten der Nation erfüllt sein werden.“ Dann spricht er über sein Kommen in Herrlichkeit.
Dieses Wort „bis“ ist ebenfalls wichtig, ebenso „vor“. Das sind kleine Strukturwörter, die uns nicht entgehen dürfen, denn sie helfen uns, den Bibeltext besser zu erfassen. Also heißt es: „Vor diesem allem aber …“ Und da sagt der Herr: „Werden sie ihre Hände an euch legen und euch verfolgen, indem sie euch an die Synagogen und Gefängnisse überliefern, um euch vor König und Statthalter zu führen, um meines Namens willen. Es wird euch aber zu einem Zeugnis ausschlagen.“
Merken wir uns: Der Herr spricht hier über die Verfolgung seiner Jünger. Und zwar über eine jüdische Verfolgung. Das ist keine endzeitliche prophetische Ankündigung einer Verfolgung durch die Sowjetunion oder Ähnliches. Siebzig Jahre lang wurde in der Sowjetunion das christliche Zeugnis verfolgt, und viele mussten das mit ihrem Leben bezahlen.
Aber hier geht es um eine jüdische Verfolgung, denn es heißt: „Indem sie euch an die Synagogen überliefern.“ Der Herr sagt also, dass die Jünger vor Synagogen gebracht werden, gerichtet und ins Gefängnis gebracht werden.
In Markus 13,9, der Parallelstelle, sagt der Herr Jesus noch: „Und sie werden euch vor die Synedrien bringen.“ Mehrzahl Synedrien, das sind lokale Gerichte. Das Synedrium oder auf Hebräisch der Sanhedrin ist dasselbe, nur der oberste Gerichtshof in Jerusalem im Tempel.
Der Herr sagt also, sie werden euch vor Synedrien bringen, also vor lokalen Gerichten. Damit ist auch das oberste Synedrium in Jerusalem eingeschlossen. Aber der Herr sagt: Das wird eine Chance für euch sein. Ihr werdet Zeugnis ablegen können vom Evangelium. Diese Verfolgung wird eine Gelegenheit für euch sein.
Das wird uns wunderbar in der Apostelgeschichte beschrieben. Die Apostelgeschichte ist eigentlich eine Kirchengeschichte – die einzige, die inspiriert ist vom Heiligen Geist. Alle anderen Kirchengeschichten haben Fehler, aber die Apostelgeschichte nicht. Sie beschreibt die Zeit vom Jahr 32 bis 62.
Apostelgeschichte 1 beginnt mit der Auferstehung und Himmelfahrt, Apostelgeschichte 2 beschreibt Pfingsten im Jahr 32. Die Geschichte reicht bis ins Jahr 62, das sind die zwei Jahre, die Paulus als Gefangener in Rom war. Nach diesen zwei vollen Jahren endet die Apostelgeschichte.
So beschreibt sie etwa dreißig Jahre der ersten Zeugen. Chronologisch war die Kreuzigung im Jahr 32, ebenso die Auferstehung und Himmelfahrt. Danach kam Pfingsten, ebenfalls im Jahr 32. In Apostelgeschichte 3, 4, 5 und den folgenden Kapiteln lesen wir, wie diese ersten Zeugen verhaftet wurden.
Die zwölf Apostel wurden verhaftet, besonders Petrus und Johannes. Sie wurden vor den Sanhedrin gebracht. Dort sagten sie: „Ob es vor Gott Recht ist, auf euch mehr zu hören als auf Gott, urteilt ihr. Wir können nicht schweigen von dem, was wir erlebt haben.“ Die Richter waren überwältigt und wussten nicht, wie sie ihnen den Mund stopfen konnten.
Sie ließen die Apostel wieder frei. Diese gingen zurück in den Tempel und predigten weiterhin, dass Jesus Christus der Messias sei, gestorben und auferstanden. So erfüllte sich genau das, was Jesus gesagt hatte: Synagogen und Gefängnisse, wie es in Apostelgeschichte 3 bis 8 beschrieben wird.
Nach etwa einem Jahr, also nach biblischer Chronologie im Jahr 33, wurde Stephanus ermordet. Zuvor konnte er in Apostelgeschichte 7 vor dem Sanhedrin Zeugnis ablegen. Diese Rede ist einfach wunderbar. Wenn man sie studiert, erkennt man, dass sie etwa ein Fünftel des gesamten Textes der Apostelgeschichte ausmacht. Das muss eine besondere Bedeutung haben.
Stephanus sprach vor dem hohen Rat, der ihm die Erlaubnis zum Sprechen gegeben hatte. Er stand in der Königin-Säulenhalle, genau dort, wo einige Wochen zuvor Jesus vor Kajafas gestanden und zum Tode verurteilt worden war. Nun stand einer der Zeugen dort und erzählte die ganze Geschichte von Abraham bis zum ersten Kommen des Messias, Jesus.
Die Anspielungen, die er machte, sind fantastisch. Er erzählte zum Beispiel die Geschichte von Joseph und sagte, wie die Brüder Joseph verworfen hatten. Sie hatten nicht erkannt, dass Gott Joseph als großen Herrscher vorgesehen hatte.
Dann kam eine große Drangsal über sie, aber schließlich führte Gott die Brüder Josephs durch diese Drangsal, und sie erkannten ihn. Stephanus erzählte auch die Geschichte von Mose, der in Ägypten auftrat und das Gute für sein Volk wollte. Doch sie sagten: „Wer hat dich als Herrscher über uns eingesetzt?“ und verworfen ihn.
Mit all diesen Anspielungen zeigte Stephanus: „Schaut mal, das, was ihr jetzt macht, ist genau das Gleiche, was wir wiederholt im Alten Testament finden.“ Ihr macht denselben Fehler. Aber jetzt habt ihr noch einmal die Möglichkeit, diese Fehler von früher zu vermeiden – die Verwerfung von Joseph, die Verwerfung von Mose.
Es ist fantastisch. Jedes Wort, das er benutzt, war wohlüberlegt und notwendig, kein Wort zu viel. Und dann wurde Stephanus ermordet.
Zeugnis vor Königen und Landpflegern – Die Ausbreitung des Evangeliums
Jesus sagte in Vers zwölf: „Nicht nur werden sie euch an die Synagogen und Gefängnisse überliefern.“ Ebenso wichtig ist Apostelgeschichte 26,11. Dort wird von Paulus berichtet, wie er als Saulus bei der Verfolgung der Gläubigen mit dabei war und versuchte, sie zu zwingen, dass sie lästern würden. Das war also wirklich eine ganz massive Verfolgung, die damals stattfand.
Jesus sagte weiter, sie werden euch auch vor Könige und Landpfleger führen. Wenn man aber Apostelgeschichte Kapitel 1 bis 11 liest, findet man keinen Bericht, dass ein Zeuge Jesu vor einen Landpfleger gestellt wurde. Das kommt erst viel später in Apostelgeschichte 23, als Paulus vor Felix erscheint. Auch hier legt Paulus Zeugnis ab. Er spricht mit Felix über das ewige Gericht und ein Leben in Enthaltsamkeit. Felix wird dabei sichtlich unruhig und sagt, Paulus könne jetzt gehen, man werde später wieder Gelegenheit haben, miteinander zu sprechen.
Das war im Jahr 58. Man muss genau lesen: Es steht „Landpfleger“ in der Mehrzahl, ebenso „Könige und Landpfleger“. Im Griechischen ist das Mehrzahl. Im Jahr 58 gab es aber erst einen Landpfleger, Felix. Felix ging und Paulus wurde dem nächsten Landpfleger übergeben, Porcius Festus. Dieser Mann hatte im Gegensatz zu Felix kaum Ahnung vom Judentum.
Glücklicherweise kam hoher Besuch: König Agrippa kam nach Caesarea. Porcius dachte, Agrippa kenne sich gut mit dem Judentum aus. Er wollte Paulus vorführen, damit Agrippa die Sache beurteilen konnte, da er selbst nicht wusste, wie er Paulus einschätzen sollte. So durfte Paulus nicht nur vor Porcius Festus Zeugnis ablegen, sondern auch vor König Agrippa.
Hier haben wir nun schon zwei Landpfleger – das Minimum für die Mehrzahl – und dazu einen König. Jesus hatte gesagt, sie würden vor Könige geführt werden. Paulus wurde vor Agrippa geführt und hielt in Apostelgeschichte 26 eine eindrückliche Rede. Es war ein persönliches Zeugnis, verbunden mit einer tiefen evangelistischen Botschaft.
Der König reagierte etwas zynisch: „In kurzem überredest du mich, ein Christ zu werden.“ Damit meinte er, dass Paulus ihn mit diesen Argumenten kaum überzeugen könne. Paulus antwortete, dass er wünsche, alle Menschen wären so wie er – nur ohne die Ketten, die er tragen müsse. Das wünschte er niemandem.
Es folgte eine Beratung zwischen Agrippa und Porcius Festus. Agrippa sagte, Paulus sei kein Problem, er hätte freigelassen werden können, da er nichts getan habe, was den Tod verdient. Allerdings habe Paulus bereits auf das höchste Gericht im römischen Reich appelliert und wolle zum Kaiser gehen.
Für Agrippa wurde klar, dass Christen politisch keine Gefahr für das römische Reich sind. Dann beschreibt die Apostelgeschichte die bewegte Reise, wie Paulus schließlich nach Rom kommt. Dort muss er warten, bis die Ankläger aus Israel erscheinen. Er kann nicht vor Kaiser Nero gerichtet werden, solange die Ankläger nicht kommen.
Diese Ankläger erschienen jedoch nicht. Sie verzichteten auf die lange Seereise. Nach römischem Gesetz kann ein Angeklagter freigelassen werden, wenn zwei volle Jahre vergehen und die Kläger nicht erscheinen. Genau so endet die Apostelgeschichte – mit zwei vollen Jahren, einem juristischen Begriff.
In der Folge konnte Paulus freigelassen werden. Er deutet das im Philipperbrief an, wo er von guten Fortschritten in Rom spricht. Auch im Philimonbrief, den er in dieser Zeit schrieb, bittet er darum, ihm eine Herberge bereitzumachen, wenn er komme. Das zeigt, dass die Sache schon klar war.
Weitere Hinweise aus der frühchristlichen Überlieferung sagen, dass Paulus wieder herumreiste und bis nach Spanien kam. Das erfüllte seinen Wunsch, den er schon im Römerbrief geäußert hatte: bis ans Ende des Kontinents zu gelangen.
Doch dann wurde er erneut verhaftet und kam in die Todeszelle. Kaiser Nero ließ ihn köpfen. Vor seinem Tod schrieb Paulus den zweiten Timotheusbrief, in dem er sagt, das Abschiednehmen sei nahe. Er habe den guten Kampf gekämpft und den Glauben bewahrt.
Paulus wurde also tatsächlich vor König Agrippa gebracht, im Jahr 60, und später vor Kaiser Nero, dem Oberkönig über alle Unterkönige wie Agrippa im römischen Reich. Damit ist die Mehrzahl von Königen erfüllt. Das war im Jahr 62.
Das beantwortet die Frage, wann die Zerstörung des Tempels geschehen wird. Jesus sagt, vorher muss all das geschehen: sie müssen vor Landpfleger und Könige gebracht werden. Das führt uns bis ins Jahr 62.
Im Jahr 67 wurde Paulus nochmals vor diesen König gebracht. Auch Petrus wurde damals verhaftet und mit dem Kopf nach unten gekreuzigt, wie die frühchristliche Überlieferung berichtet. Vor seiner Kreuzigung schrieb Petrus den zweiten Petrusbrief, in dem er sagt, dass der Herr ihm kundgetan habe, dass er diese „Hütte“ ablegen müsse.
Jesus hatte ihm bereits in Johannes 21 angekündigt, dass ein anderer ihn gürten und führen werde, wohin er nicht wolle. Johannes erklärt, das sei eine Andeutung auf die Art seines Todes, mit dem er den Herrn verherrlichen würde.
Das bringt uns bis ins Jahr 67. Im Jahr 70 folgte dann die Zerstörung des Tempels.
Die Weisung Jesu an die Jünger und die Flucht aus Jerusalem
Ich möchte noch lesen, wie der Herr Jesus den Jüngern das in Lukas 21, Vers 14 vorstellt: „Setzt es nun fest in euren Herzen, nicht vorher darauf zu sinnen, wie ihr euch verantworten sollt; denn ich werde euch Mund und Weisheit geben, welcher alle eure Widersacher nicht werden widersprechen oder widerstehen können.“
Genau das hat Stephanus erlebt. In seiner Rede war diese Weisheit spürbar – das ist das Grandiose daran. Sein Gesicht leuchtete wie das eines Engels, lesen wir. Er war so ergriffen von der Evangeliumsbotschaft, die er weitergegeben hat, und sie war so überzeugend, dass seine Gegner nur mit den Zähnen knirschten, weil sie keine Argumente fanden. Da kann man nur noch knirschen, und das ist sehr schlecht für die Zähne – das könnte man meine Tochter fragen.
Der Herr Jesus sagt: „Ich werde euch Mund und Weisheit geben.“ In Lukas 20 sehen wir diese Diskussionen im Tempel. Dort kann man bewundern, wie der Herr Jesus jeder Gruppe auf die angemessene Weise erwidert hat. Jede Antwort war von Weisheit geprägt. Er sagt: „Diese Weisheit gebe ich euch auch, wenn es darauf ankommt.“
Dann fährt er fort: „Ihr werdet aber sogar von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden überliefert werden, und sie werden etliche von euch zu Tode bringen, und ihr werdet von allen gehasst werden um meines Namens willen. Und nicht ein Haar von eurem Haupt wird verloren gehen.“ Das heißt: So lange, wie es der Herr bestimmt, ist der Moment zum Sterben da. Paulus wurde geköpft, Petrus wurde gekreuzigt, aber erst, als ihr Lauf vollendet war.
Whitefield hat einmal gesagt, nachdem er von einer wilden Volksmenge fast ermordet worden wäre: „Es ist unglaublich, wie unsterblich die Auserwählten sind.“ Alle wahren Erlösten, die sich wirklich echt bekehrt haben, werden in der Bibel „die Auserwählten“ genannt. Sie dürfen wirklich wissen: Wir sind unsterblich, bis wir gehen müssen. Darum sagt der Herr: „Nicht ein Haar von eurem Haupt wird verlorengehen.“ Gewinnt eure Seelen durch euer Ausharren, haltet durch!
Dann sagt der Herr Jesus in Lukas 21, Vers 20: „Wenn ihr aber Jerusalem von Armeelagen umzingelt seht, dann erkennt, dass ihre Verwüstung nahegekommen ist.“ Hier nennt er das Zeichen für die unmittelbar bevorstehende Zerstörung. Bis jetzt hat er erklärt, was alles geschehen muss in einem Zeitrahmen, bis endlich das kommt. Jetzt folgt das Zeichen: Armeelager rund um Jerusalem.
„Alsdann erkennt, dass ihrer Verwüstung nahegekommen ist, dass alsdann die in Judäa sind, auf die Berge fliehen, und die in der Mitte Jerusalems sind, daraus entweichen, und die auf dem Land sind, nicht in sie hineingehen.“
Nun muss ich erklären, wie das in Erfüllung gegangen ist. Im Jahr 66 gab es in Galiläa einen spontanen Volksaufstand gegen die Römer. Der Grund war, dass der letzte Landpfleger, Gessius Florus, den Tempelschatz in Jerusalem plündern wollte. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Es kam zum spontanen Aufstand gegen die römische Besatzungsmacht, und die Juden hatten damals enorme militärische Erfolge – unglaublich. Die Römer hatten große Probleme.
Doch dann zogen sie immer mehr Legionen zusammen – am Schluss ein Drittel aller Legionen im römischen Reich, das bis nach England reichte, wurde nach Israel geschickt, um den Aufstand brutal niederzuschlagen. So konnten die Römer Galiläa zurückerobern, ebenso Transjordanien, das sind die jüdischen Gebiete im heutigen Jordanien, und auch den Süden.
Dann gingen die Truppen am Toten Meer vorbei, oder besser gesagt entlang. Sie kamen nach Qumran. Dort hatten die Menschen gesehen: Jetzt kommt das Ende. Darum nahmen sie die Rollen aus der Bibliothek der Siedlung heraus und versteckten sie in Höhlen, damit wenigstens die Rollen erhalten bleiben. Doch die Siedlung wurde zerstört, und man fand eine Ascheschicht. Die jüngsten Münzen unter der Ascheschicht stammen aus dem Jahr 68. Das bestätigt: Im Jahr 68 wurde Qumran in Staub und Asche gelegt.
Danach gingen die Truppen hinauf nach Jerusalem und errichteten die Armeelager rund um die Hauptstadt. Die Gläubigen wussten nun, dass dies das Zeichen war, das der Herr Jesus genannt hatte: „Wenn ihr aber Jerusalem von Armeelagen umzingelt seht, dann kommt die Zerstörung.“
Im Vorfeld hätte man sich fragen können: Wenn das Lukasevangelium damals schon existierte – die Apostelgeschichte ist ja die Fortsetzung des Lukasevangeliums –, und die Apostelgeschichte geht bis Kapitel 28, die zwei vollen Jahre beschreibt, aber noch nichts von der Freilassung des Paulus sagt, dann wurde die Apostelgeschichte noch vollendet, bevor Paulus entlassen wurde. Das war im Jahr 62.
Im Jahr 62 wurde der zweite Teil geschrieben, das Lukasevangelium, der erste Teil, noch früher. Wenn also irgendein Theologe sagt, das Lukasevangelium sei viel später geschrieben worden, dann ist das falsch. Die Apostelgeschichte wurde im Jahr 62 geschrieben und das Lukasevangelium noch früher. Bleiben wir logisch.
Die Gläubigen wussten also aus dem Lukasevangelium, dass sie fliehen müssen, wenn das Zeichen kommt. Doch man hätte sich fragen können: Wie kann man mitten im Krieg fliehen? Überall sind Checkpoints, die lassen uns doch nicht durch. Aber wenn der Herr Jesus etwas sagt, dürfen wir sicher sein, dass es funktionieren wird.
Wie war das? Die Armeelager wurden aufgestellt, und dann beging Kaiser Nero in Rom Selbstmord. Heute wird oft der Begriff Suizid verwendet, aber Suizid bedeutet Selbsttötung. Mord ist eine Tötung, die nach Gottes Gesetz nicht erlaubt ist. Man darf sich nicht selbst töten, darum spreche ich von Selbstmord.
Nero beging Selbstmord, nachdem er Petrus, den Apostel für die zwölf Stämme Israels, und den Apostel Paulus, den Apostel für die Heidenvölker, getötet hatte. Das war ein Gericht Gottes. Er ließ diesen Mann fallen. Selbst Mord kann, man verstehe mich richtig, ein Gericht Gottes sein, wo Gott jemanden fallen lässt. Nicht in allen Fällen, aber hier ist es eindeutig so.
Das brachte großes Chaos im Römischen Reich. Wer wurde Nachfolger? Vespasian, der General in Israel, stoppte den Krieg. Er wollte Kaiser werden und trat die Reise nach Rom an. Der Krieg war gestoppt, und all die messiasgläubigen Juden, also die Judenchristen damals im Land Israel, konnten fliehen.
Sie flohen auf die Berge im heutigen sogenannten Westjordanland – damals gab es diesen Begriff noch nicht, es war einfach Israel – und dann über den Jordan nach Pella. Pella liegt im heutigen Jordanien. Dort war König Agrippa II., der wusste, dass Christen kein Problem sind und sie aufnahm. Sie durften dort Zuflucht finden.
Die anderen Juden gingen weiterhin nach Jerusalem, aber hier sagt der Herr: „Geht nicht mehr nach Jerusalem!“ Vespasian wurde Kaiser. Im Frühjahr 70 kam sein Sohn Titus, um an seiner Stelle den Krieg in Israel zu Ende zu führen. Es war vor Pessach, und er sah, dass all die Festpilger auf dem Weg waren, um die Pessach-Lämmer in Jerusalem am Altar zu schlachten, wie es in der Tora vorgeschrieben war.
Titus wartete, bis sie alle schön säuberlich nach Jerusalem hineingegangen waren. Ein Augenzeuge, Josephus Flavius, beschreibt, dass 2,7 Millionen Menschen in der Stadt waren – die Stadt war zum Bersten voll, sagte er. Titus wartete, bis sie drin waren. Die messiasgläubigen Juden gingen jedoch nicht mehr zum Pessachfest, obwohl sie es hätten tun müssen, denn es steht in der Tora. Aber sie wussten, dass der Herr Jesus gesagt hatte, sie sollen nicht mehr nach Jerusalem gehen, und sie sind nicht gegangen.
Dann sagte der Herr Jesus in Vers 22: „Denn dies sind Tage der Rache, damit alles erfüllt werde, was geschrieben steht. Wehe aber den Schwangeren und den Säugenden in jenen Tagen.“
Ich weiß, wenn Krieg ist und man fliehen muss, ist das nicht einfach, besonders wenn man ein Baby unter dem Herzen trägt oder ständig stillen muss. Das ist schwierig, selbst ohne Probleme. Ich weiß, wie das geht, denn meine Frau hat es sechs Mal gemacht. Man hat mitgelebt, auch mit den Problemen beim Stillen und wie man durchhält, um dann belohnt zu werden, wenn es gut geht. Das war nur eine kleine Ermutigung für junge Frauen, die Probleme beim Stillen haben: Gebt nicht auf!
Aber es ist schwierig, und darum sagte der Herr: „Wehe aber den Schwangeren und den Säugenden in jenen Tagen, denn große Not wird in dem Land sein und Zorn über dieses Volk. Sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt werden unter alle Nationen. Jerusalem wird zertreten werden von den Nationen, bis die Zeiten der Nationen erfüllt sein werden.“
Jetzt ist klar: Jerusalem wird fallen und der Tempel wird zerstört. Mehr als eine Million Menschen kamen damals ums Leben, nach den Aussagen von Josephus Flavius, dem Augenzeugen. 97.000 kamen in Kriegsgefangenschaft, wie der Herr hier vorausgesagt hat: „Sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes, gefangen weggeführt werden unter alle Nationen.“
Von da an begann ein Prozess über Jahrhunderte hinweg, in dem das jüdische Volk über alle fünf Kontinente zerstreut wurde: Argentinien, Chile bis nach China, Japan, Thailand, Philippinen, von Schweden und Norwegen bis nach Südafrika und von Kanada und den USA bis nach Neuseeland und Australien.
Darum habe ich diesen Pfeil eingetragen. Er zeigt, dass nach der Verwerfung des leidenden Messias das jüdische Volk unter alle Völker zerstreut wird. Aber es ist so: Die Propheten haben vorausgesagt, dass in der Endzeit das jüdische Volk aus der weltweiten Zerstreuung zurückkehren wird.
Merkt man diesen Antiparallelismus? Erstes Kommen – Zerstreuung; zweites Kommen – davor Sammlung. So steht es in Hesekiel 38,8. Gott spricht dort zu einer Nation, die aus dem äußersten Norden Israel aus gesehen angreifen wird. Diese Prophetie ist noch nicht erfüllt, sie kommt noch.
Schauen wir, wie es formuliert wird: Hesekiel 38,8 „Am Ende der Jahre“, sagt Gott zu dieser Nation, die aus dem Norden Israel angreifen wird: „Am Ende der Jahre sollst du in das Land kommen.“ „Am Ende der Jahre“ ist ein anderer Ausdruck für „Am Ende der Tage“. Im gleichen Kapitel kommt auch der Ausdruck „Am Ende der Tage“ vor. Das ist die Endzeit, nicht das Ende dieser Tage.
„Am Ende der Tage, am Ende der Jahre sollst du in das Land kommen, das vom Schwert wiederhergestellt sein wird, zu einem Volk, das aus vielen Völkern gesammelt sein wird.“ In der Endzeit wird das jüdische Volk also wieder gesammelt sein, und das Land, das so verwüstet war durch die Römer, wird wiederhergestellt und aufgeforstet werden.
Ja, auf die Berge Israels, welche beständig verödet dalagen. Über Jahrhunderte hinweg waren die Berge von Samaria und Judäa so verwüstet. Heute sind auf diesen Bergen, die im Westjordanland liegen, unzählige israelische Siedlungen mit Kibbuzen und landwirtschaftlichen Unternehmen.
Es wird herausgeführt sein aus den Völkern, das ist die Endzeit, also die Zeit, wenn das jüdische Volk heimkehrt. Und da müssen wir die Augen drauf haben. Das hat mit der Endzeit zu tun. Es ist so, dass ab 1882 Juden in Massen wieder heimkehrten in das Land ihrer Vorfahren. 1882 war die erste Aliyah, die erste große Rückwanderungswelle.
Das hat Hesekiel so vorausgesagt, Hesekiel 36, Vers 24: „Und ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern und euch in euer Land bringen.“ Wir sind Augenzeugen, dass drei Millionen Juden aus allen fünf Kontinenten und aus circa 130 verschiedenen Ländern heimgekehrt sind.
Jetzt sehen wir: Die Endzeit ist eine Periode von bereits 137 Jahren. Ich habe mich gefragt, wie viele Prophezeiungen über diese Endzeit seit der ersten Aliyah bis heute schon erfüllt worden sind, und habe eine Liste zusammengestellt, die nach und nach gewachsen ist: 180 erfüllte Prophezeiungen.
Diese grünen Striche zeigen all diese Prophezeiungen, die in Erfüllung gehen werden. Am Schluss, das ist noch zukünftig, wird der Herr Jesus kommen. Dieser Pfeil dort ist der Abschluss dieser Zeit.
In der Anfangszeit gab es auch eine abgesetzte Periode von über hundert Jahren, nämlich 135 Jahre. Sie begann mit der Geburt in Bethlehem. Der Messias wurde in Bethlehem geboren, wie Micha 5 vorausgesagt hat. Durch das Leben des Herrn Jesus wurden viele Prophezeiungen erfüllt, und auch danach wurden Prophezeiungen erfüllt, bis schließlich der endgültige Untergang des Judenstaates kam, als Kaiser Hadrian den zweiten Aufstand so brutal niederschlug, dass es ab 135 keinen Staat mehr gab.
Ab 135 begann die Zeit des jüdischen Leidens in der Diaspora, in der Zerstreuung ohne Staat. Heute haben wir eine Zeit ab 1882, von deutlich über hundert Jahren, aber klar abgesetzt. Das ist die Zeit, in der genau die Umkehrung geschieht: Von dem Untergang damals sehen wir heute die Wiederherstellung und die Rückführung.
Das führt uns zum Thema morgen. Dort werde ich zeigen, dass der Herr mehr als zwanzig Endzeitzeichen erklärt. Die Jünger baten um zwei Zeichen, aber der Herr gab ihnen eine ganze Serie von über zwanzig Zeichen.
Wichtig ist: Jesus erklärt einige Zeichen und sagt dann in Matthäus 24,8: „All dies aber ist der Anfang der Geburtswehen.“ Er macht klar, dass diese Zeichen wie Geburtswehen sind. Geburtswehen kommen nicht einmal und dann ist das Kind da, sondern sie treten immer wieder zyklisch auf, in der Tendenz immer intensiver.
Am Anfang machen sie kaum weh, man hört sie, spürt sie nur ein wenig. Ich habe erklärt, wie ich zu diesen Erkenntnissen gekommen bin – meine Frau hat alles durchgemacht, und ich habe mein Bestes gegeben, zumindest glaube ich das. Die Schmerzen werden immer intensiver.
Der Herr macht hier also einen Vergleich: Die Zeit, in der wir heute leben, von seinem ersten Kommen bis zum zweiten Kommen, wird in der Bibel das gegenwärtige Zeitalter genannt. Epheser 1, Vers 19 spricht von diesem Zeitalter im Kontrast zu dem zukünftigen, wenn der Messias einmal regieren wird.
Dieses Zeitalter wird mit einer Schwangerschaft verglichen – ungefähr neun Monate, so genau kann man das nicht sagen. Aber es ist wichtig, nicht zu berechnen, welcher Tag genau der Entbindungstermin ist, sondern auf die Wehen zu achten.
Wehen können auch schon im achten Monat kommen. Man muss natürlich wissen, welche die richtigen Wehen sind. Es gibt wilde Wehen, bei denen man keine Angst haben muss, vielleicht ein bisschen liegen und weniger Programm machen sollte, aber das ist nichts Ernstes.
Wenn man aber die richtigen Wehen erkennt, dann weiß man, dass der Koffer längst gepackt sein sollte, falls man im Krankenhaus entbinden möchte. Diese mehr als zwanzig Zeichen sind parallel zu diesen Wehen. Sie deuten darauf hin, dass das Ende dieses Zeitalters naht.
Das künftige Zeitalter wird dann beginnen. Die Wehen zeigen, dass das Ende der Schwangerschaft naht. Am Schluss kommt eine sehr schwere Zeit, die Eskalation der Presswehen – unglaubliche Schmerzen, auf einer Skala von eins bis zehn als zehn eingestuft.
Aber dann folgt die große Freude: Ein Mensch kommt in die Welt, und die Frau vergisst die Schmerzen. Es ist wirklich so, wie der Herr Jesus in Johannes 16 sagt: Die Frau vergisst die Schmerzen. Darum hat meine Frau sechs Kinder bekommen, die jedes Mal wieder vergessen.
Ich möchte nur sagen: Junge Frauen sind manchmal erschrocken, wenn sie erfahren, wie eine Geburt abläuft. Es ist ein Erlebnis, unglaublich, man kann es kaum beschreiben – man muss es erlebt haben. Aber eben diese Eskalation am Schluss entspricht der großen Drangsalzeit.
Dann folgt die große Freude, wenn der Menschensohn in diese Welt kommt. Für den Überrest, der an ihn glaubt, wird das die große Freude sein, wenn sie rufen: „Gepriesen sei der da kommt im Namen des Herrn“, wenn er endlich erscheint auf dem Ölberg in Macht und Herrlichkeit.
Zum Schluss: Der Ölberg, die Wiederkunft Christi, aber davor die große Drangsal und die Stunde der Versuchung, wenn der Antichrist auftreten wird, und davor ein Familiengeheimnis – die Entrückung der Gemeinde.
Ich will nicht alles schon jetzt erzählen im ersten Vortrag. Wir haben ein ganzes Wochenende vor uns.