Einführung in die Bedeutung der Bibelsprachen
Wir wollen uns mit einigen grundlegenden Aspekten der Bibelsprachen beschäftigen. Die Bibel wurde größtenteils im Hebräischen verfasst, vor allem das Alte Testament. Einige kleinere Teile des Alten Testaments sind in Aramäisch geschrieben. Das gesamte Neue Testament hingegen ist in Griechisch verfasst.
Zunächst sollten wir vor Augen haben, dass Gott, der Gott der Bibel, ein Gott ist, der spricht. Der Hebräerbrief beginnt eindrücklich – ohne Nennung des Autors oder der Adressaten – mit der Aussage, dass Gott gesprochen hat.
Auf Griechisch ist dies besonders eindrucksvoll formuliert. Im ersten Vers findet man fünfmal den Buchstaben Pi, was einen Stabreim bildet. Diese explosiven Laute erscheinen in Worten wie „polymeros“, „kai“, „polytropos“ und „palai“. Der Vers lautet sinngemäß: Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat, hat er am Ende dieser Tage zu uns im Sohn gesprochen.
Gott ist also ein Gott, der gesprochen hat. Der Sohn Gottes wird im Johannesevangelium, Kapitel 1, Vers 1, sogar als „das Wort“, der „Logos“, bezeichnet. Dies zeigt uns, dass Sprache und Kommunikation zum Wesen Gottes gehören.
Die Bibel macht außerdem deutlich, dass es von Ewigkeit her eine Kommunikation innerhalb der Gottheit gegeben hat.
Ewige Kommunikation in der Gottheit und die Inspiration der Schrift
In Titus 1 spricht Paulus über die Erkenntnis der Wahrheit und das ewige Leben. In Titus 1, Vers 2 heißt es: „In der Hoffnung des ewigen Lebens, welches Gott, der nicht lügen kann, vor ewigen Zeiten verheißene hat.“
Vor ewigen Zeiten hat Gott also etwas versprochen, etwas verheißene. Die Frage ist: Zu wem hat er damals gesprochen? Menschen gab es zu dieser Zeit nicht, auch keine Engel. Wem hat Gott also das ewige Leben verheißene?
Gott, der Vater, hat seinem Sohn versprochen, den Menschen, die durch Christus Erlösung erlangen, das ewige Leben zu schenken. Hier zeigt sich also eine Kommunikation innerhalb der Gottheit von Ewigkeit her.
In Hiob 15, Vers 8 wird ganz in dieser Linie ironisch gefragt. Eliphas fragt Hiob: „Hast du im geheimen Rat Gottes zugehört und die Weisheit an dich gerissen?“ Dieser geheime Rat Gottes ist sehr interessant.
Die Bibel ist Gottes Wort, und zwar in schriftlicher Form fixiert. Dazu müssen wir die klassische Inspirationsstelle in 2. Timotheus 3, Vers 16 betrachten, wo es heißt: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben“ bzw. „von Gott inspiriert.“
Der Gedanke ist bekannt, dass die Bibelschreiber inspiriert waren. Doch hier steht nicht, dass die Schreiber inspiriert waren, sondern dass die ganze Schrift von Gott inspiriert ist. Das bedeutet, das Geschriebene selbst ist inspiriert.
Wenn wir sagen, die Bibelschreiber waren inspiriert, ist das richtig. Davon spricht 2. Petrus 1, Vers 20. Dennoch könnte man denken, die Schreiber hätten beim Aufschreiben Fehler gemacht oder eigene Ideen eingebracht.
Dieser Vers geht darüber hinaus und sagt: Die Schrift, also das Geschriebene in der Bibel, ist von Gott inspiriert. Das bedeutet, das Geschriebene ist Gottes direkte Rede an uns.
Das griechische Wort für „eingegeben“ oder „inspiriert“ heißt Theopneustos, was wörtlich „Gott gehaucht“ bedeutet. Wenn wir sprechen, wird der ganze Luftkanal aktiviert. Ohne dieses „Hauchen“ wäre Sprechen nicht möglich. Man kann es ausprobieren, indem man sich die Luftzufuhr kurz zudrückt und dann versucht zu sprechen.
„Gott gehaucht“ bedeutet also, dass Gott in der Schrift spricht. Es ist Gottes direkte Rede an uns – aber eben genau das, was geschrieben steht.
Diese Stelle ist sehr wichtig, denn sie macht deutlich, dass die Bibel nicht nur Gottes Wort enthält, wie es die Neutestamentlichen Theologen wie Karl Barth behauptet haben. Diese Vertreter der sogenannten „neo-orthodoxen“ Theologie, die eigentlich weder neu noch orthodox waren, sagten, die Bibel enthalte Gottes Wort.
Das ist eine Irrlehre. Die Bibel ist Gottes Wort in schriftlicher Form fixiert.
Wie gesagt, Gott hat für die Bibel die Sprachen Hebräisch, Aramäisch (eine verwandte semitische Sprache) und Griechisch gewählt.
Die Schöpfung der menschlichen Sprachen durch Gott
Nun ist es wichtig, als nächster Punkt zu sehen, dass Gott der Urheber der menschlichen Sprachen ist.
In 1. Mose 2 sehen wir, wie Gott Adam erschaffen hat – und zwar so, dass er von Anfang an fähig war, Sprache zu verstehen. Gott hat zu ihm gesprochen, ihm Gebote und Anweisungen gegeben. Adam war von Anfang an fähig zu sprechen. Sprachverständnis und Sprachfähigkeit waren von Anfang an vorhanden. Adam wurde nicht als Baby erschaffen, sondern als erwachsener, heiratsfähiger Mann.
Die menschliche Sprache ist Gottes Schöpfungswerk. Später finden wir in 1. Mose 11 die Geschichte von der Sprachenverwirrung in Babel. Auch dort ist Gott der Urheber der Sprachen. Heute gibt es etwa 6500 verschiedene Sprachen weltweit, ohne die Dialekte mitzuzählen. Es ist jedoch klar, dass Gott nicht diese 6500 Sprachen damals erschaffen hat, sondern Grundsprachen, diese Ursippen in Babel eingegeben hat.
Man kann die Sprachen nämlich in Sprachstämme einteilen. Ein Sprachstamm umfasst die Sprachen, die untereinander auf allen Ebenen verwandt sind – also nicht nur beim Wortschatz, sondern auch in der Grammatik und auf allen anderen Ebenen. Zum Beispiel gehört Deutsch, also das, was ich gerade versuche zu sprechen, zu den indogermanischen Sprachen. Hebräisch hingegen gehört zu einem anderen Sprachstamm, den semitischen Sprachen.
Das heißt, Sprachen aus diesem Stamm und aus jenem Stamm sind miteinander überhaupt nicht verwandt. Es kann natürlich einen Austausch von Wörtern gegeben haben. Zum Beispiel sagt man in einer Kneipe „Bites“ – das kommt aus dem Hebräischen „Bayit“. Über die Studentensprache ist das hineingekommen. Aber das hat nichts mit Verwandtschaft zu tun, sondern mit Austausch.
So kann man die Sprachen der Welt in vielleicht fünfzig bis hundert verschiedene Sprachstämme unterteilen. Gott hat also in Babel Ursprachen erschaffen – nicht unbedingt eine Sprache pro Sprachstamm. Es kann auch sein, dass er mehrere Grundsprachen innerhalb eines Sprachstamms erschaffen hat. Von diesen leiten sich alle heutigen Sprachen her.
Es ist ja bekannt, dass aus dem Lateinischen Französisch, Italienisch, Spanisch, Rätoromanisch usw. hervorgegangen sind. Alles geht eindeutig auf das Lateinische zurück. Gott hat die Grundsprachen erschaffen und sie in Babel diesen Sippen bei der Verwirrung eingegeben.
Gott hat die Sprachen so erschaffen, dass sie zu allen Zeiten fähig sein sollten, Träger des Wortes Gottes zu werden. Das ist sehr wichtig. Die Neooorthodoxen, mit Karl Barth an der Spitze, haben die Behauptung aufgestellt – und das schreibt Barth in seiner Dogmatik –, dass die Bibel nicht das unfehlbare Wort Gottes sein kann, weil sie ja in menschlichen Sprachen geschrieben ist. Und alles, was menschlich ist, sei mangelhaft und irrtümlich.
Der Denkfehler dabei ist, dass die menschlichen Sprachen eigentlich göttliche Sprachen sind. Nicht der Mensch hat die Sprache erschaffen. Ich habe das in meiner Magisterarbeit gezeigt, die dieses Jahr vielleicht bei Wort und Wissen herauskommt. Dort habe ich belegt, wie die Sprachwissenschaft effektiv zeigen kann, dass der Mensch nie in der Lage gewesen ist, die Sprachen selbst zu erschaffen. Stattdessen gibt es klare Beweise, dass sie Gottes Werk sind.
Die menschlichen Sprachen sind Gottes Sprachen. Gott hat sie so erschaffen, dass sie fähig sind, Träger des Wortes Gottes zu sein. Allerdings schleifen sich die Sprachen im Laufe der Zeit ab – oder besser gesagt, wir schleifen die Sprachen ab.
Zum Beispiel im Schweizerdeutschen: Im 19. Jahrhundert gab es noch ein Imperfekt. Man sagte zum Beispiel „I was im Bödelig-Gütsch bei Interlaken“ für „ich war“. Heute sagt man nur noch „Ibixi“. Das Imperfekt ist weggefallen, ersatzlos gestrichen. Darum bekommen wir „Hühnerhaut“, wenn Deutsche versuchen, Schweizerdeutsch zu sprechen und dabei das Imperfekt wieder einführen. Das ist unerträglich. Sie müssen das nicht versuchen, sondern einfach das Perfekt verwenden: „Ich bin gewesen“, also „ich bin Xie“. So versteht man das.
Sprachen werden also abgeschliffen und verlieren bestimmte Formen. Das Schweizerdeutsche hat einen stärkeren Abschliff erlitten als das Hochdeutsche. Dennoch ist das Schweizerdeutsche mit Reparationsmechanismen versehen worden, wie alle Sprachen. Das bedeutet, dass man das, was verloren geht, auf andere Weise ausdrücken kann. So ist jede Sprache zu allen Zeiten voll in der Lage, Träger des Wortes Gottes zu sein.
Ein ganz wichtiges Prinzip ist, dass es keine degenerierten oder primitiven Sprachen gibt. Das gibt es auf der ganzen Welt nicht. Im 19. Jahrhundert meinten Evolutionisten, die sogenannten „Wilden“ oder „Primitiven“ hätten wahrscheinlich gar keine richtigen Sprachen. Doch als diese Sprachen untersucht wurden, zeigte sich, dass sie zum Teil sogar komplexer sind als europäische Sprachen.
Zum Beispiel besitzt Aymara, eine Indianersprache in Südamerika, Zehntausende von verschiedenen Verbformen. Das ist unglaublich – nichts von primitiv. Man hat weltweit keine einzige primitive Sprache gefunden.
Auch das Schweizerdeutsche, obwohl es einiges verloren hat, ist keine primitive Sprache. Es ist in der Lage, die Bibel zu übersetzen – das ist auch schon gemacht worden. Es funktioniert und ist fähig, Träger des Wortes Gottes zu sein.
Gott hat die Sprachen also geschaffen und mit Reparationsmechanismen versehen, sodass sie auch im 21. Jahrhundert fähig sind, Gottes Wort zu vermitteln. Das ist wichtig.
Die Verwirrung der Sprachen und ihre Unterschiede
Aber der dritte Punkt: Die Sprachen sind verwirrt. In 1. Mose 11,8 heißt es: „Nun, hier müssen wir uns fragen, was das eigentlich bedeutet, verwirrt zu sein.“
Viele stellen sich das so vor, dass es eine Ursprache gab und die einen diese ein wenig abänderten, während andere wiederum etwas Abgeändertes sprachen. Nein, wie gesagt, Gott hat ganz neue Sprachen eingegeben. Die Verwirrung zeigt sich darin, dass es keine Sprache gibt, die mit einer anderen vollständig übereinstimmt.
Und zwar betrifft das alle Bereiche der Grammatik, zum Beispiel die Phonologie. Die Laute im Schweizerdeutschen sind anders als im Hochdeutschen, obwohl die Sprachen eng verwandt sind, da sie aus dem gleichen Sprachstamm stammen. Zum Beispiel hat man in Deutschland Mühe, unser „Kuchikästli“ nachzumachen – dieser typische „raue“ Laut ist schwer nachvollziehbar. Er klingt vielleicht barbarisch, ist es aber nicht. Der Lautstand ist in jeder Sprache anders. Das macht es auch schwierig, wenn man eine andere Sprache lernt.
Das betrifft aber nicht nur die Laute, sondern auch die Morphologie, also wie Wörter zusammengesetzt und gebildet werden. Wenn wir zum Beispiel eine Geschichte erzählen, sagen wir auf Hochdeutsch: „Ich ging in den Wald, sah einen schönen Baum und schlug ihn um.“ Das ist die normale Erzählform im Imperfekt.
Im Französischen würde man das nicht so machen und nicht das Imperfekt benutzen. Denn das Imperfekt bedeutet dort: „J’allais à la forêt“ – ich ging immer wieder in den Wald, sah immer wieder einen Baum und schlug ihn immer wieder um. Das Imperfekt hat eine ganz andere Bedeutung. Deshalb braucht man im Französischen für schriftliche Geschichten das Passé simple. Dieses beschreibt punktuelle Handlungen, die nacheinander geschehen sind.
Das lässt sich noch eindrücklicher zeigen, wenn man das Hebräische mit dem Hochdeutschen vergleicht. Dort sind die Unterschiede noch viel frappanter. Man ist völlig verwirrt, wenn man erfährt, dass man die Aussage „Ich bin, der ich bin“ (Ech je ascher ech je) auf verschiedene Weise übersetzen kann. Zum Beispiel:
- Ich war, der ich war
- Ich war, der ich bin
- Ich war, der ich sein werde
- Ich bin, der ich bin
- Ich bin, der ich war
- Ich bin, der ich sein werde
- Ich werde sein, der ich war
- Ich werde sein, der ich bin
- Ich werde sein, der ich sein werde.
Das liegt daran, dass das System der Verben und Zeitstufen im Hebräischen ganz anders geregelt ist. Dennoch kann man damit sehr schön ausdrücken: „Ech Ye Asher Ech Ye“ bedeutet „Ich bin der unwandelbare Gott, derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.“ Oder wie Johannes es in der Offenbarung 1 sagt: Gott ist „der da war, der da ist und der da kommt.“ Das ist der Unwandelbare. Das kann man auf Hebräisch sehr schön ausdrücken.
Trotzdem werden im Hebräischen Zeiten unterschieden. Man macht das nur auf andere Art und Weise. Damit will ich zeigen, dass die Sprachen gegeneinander verwirrt sind. Man kann sie nicht als deckungsgleich betrachten. Wichtig ist aber: Mit jeder Sprache kann man jeden beliebigen Gedanken ausdrücken.
Zum Teil braucht man in einer Sprache vielleicht etwas mehr Raum, aber prinzipiell ist es möglich, jeden Gedanken auszudrücken. Und wenn einem Wörter fehlen, kann man neue Wörter kreieren. Denn Gott hat die Sprachen als offene Systeme erschaffen.
Adam musste allen Tieren Namen geben. Diesen kreativen Kulturauftrag erhielt Adam am Tag seiner Erschaffung. Er bekam ein fertiges Sprachsystem, hatte aber den Auftrag, das Vokabular künstlich zu erweitern. So wird es bis heute gemacht, und so werden Sprachen erweitert.
Wenn man also ein Wort nicht hat, kann man es schaffen. Zum Beispiel hatte Luther Schwierigkeiten, ein Wort zu finden, um das griechische Wort „mysterion“ im Neuen Testament zu übersetzen. Er überlegte, wie er das tun sollte, und schuf das Wort „Geheimnis“. Er ging vom Wort „Heim“ aus. Im Heim gibt es Dinge, die nur Eingeweihte wissen. Zum Beispiel ein Baby, das drei Wochen alt im Mutterleib ist. Das weiß niemand und geht auch niemanden etwas an, aber die Kinder dürfen es als Erste wissen. Sie sind dann in ein Geheimnis eingeweiht.
Luther nahm als Vorsilbe für etwas Kollektives, Umfassendes das „Ge-“, wie in „Gemeinde“, wo man etwas gemeinsam hat. Viele Dinge haben diesen Kollektivvorspann „Ge-“ und die Schlusssilbe „-nis“. So entstand das Wort „Geheimnis“. Man kann also Wörter schaffen.
Das muss man heute auch tun, wenn man in eingeborenen Sprachen übersetzt. Für manche Begriffe fehlen passende Worte, dann schafft man neue Ausdrücke. Das funktioniert, weil alle Sprachen offene Systeme sind, die kreativ erweitert werden können.
Auch die Wortbedeutung ist im Querstand, die Sprachen sind untereinander verwirrt. Zum Beispiel, wenn man sagen will: „Er übersetzte einen Text.“ Da kann man natürlich dasselbe Wort „übersetzen“ benutzen wie beim Satz „Er setzte über den Fluss über.“ Aber wenn man im Französischen das Wort „traduire“ in beiden Fällen benutzen will, merkt man, dass das nicht geht. „Traduire“ verwendet man nur beim Übersetzen eines Textes, nicht beim Überqueren eines Flusses.
So sind auch die Wörter nicht deckungsgleich. Ein einzelnes Wort hat immer eine Bedeutungsbreite, aber man wird kaum in einer Sprache ein anderes Wort finden, das sich genau hundertprozentig deckt. Darum muss man sich beim Übersetzen immer überlegen: Wenn im Deutschen dieses Wort steht, muss ich in der anderen Sprache ein Wort suchen, das genau das ausdrückt, was gemeint ist. Die Wörter selbst sind nicht hundertprozentig deckungsgleich.
Hier wird deutlich, warum es zum Beispiel nicht möglich ist, konkordant zu übersetzen. Heute spricht niemand mehr davon, aber vor Jahren war das ein Ideal. Eine konkordante Übersetzung ist eine, die jedes griechische Wort im Neuen Testament durch dasselbe deutsche Wort übersetzt. So weiß man immer, welches griechische Wort an welcher Stelle steht.
Das funktioniert aber nicht. Ein griechisches Wort passt vielleicht in einem Zusammenhang zu einem deutschen Wort, in einem anderen Zusammenhang hat es eine andere Nuance. Man braucht auf Deutsch ein anderes Wort, um diese Nuance wiederzugeben.
Im Griechischen gibt es verschiedene Zeitformen, mit denen man ausdrücken kann, ob eine Handlung fortdauernd ist, ob sie nur punktuell gesehen wird oder ob sie punktuell war, aber zu einem Ergebnis führt, das heute noch gilt. Diese drei Möglichkeiten gibt es im Griechischen, aber nicht im Deutschen.
Ein Beispiel: Johannes 6,51. In der Mitte sagt der Herr Jesus: „Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herniedergekommen ist. Wenn jemand von diesem Brot isst, wird er leben in Ewigkeit.“ Die Zeitform für „essen“ ist hier im Griechischen punktuell. Wer den Akt des Essens einmal vollzieht, wird ewig leben. Hier wird gezeigt, was Bekehrung ist: Wer sich wirklich bekehrt, nicht nur probiert, sondern den Herrn Jesus als Retter aufnimmt, wird ewig leben. Das gibt Sicherheit.
In Vers 54 heißt es: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben.“ Auf Deutsch klingt das gleich, aber Johannes benutzt hier eine andere Zeitform. Sie bedeutet etwas Fortdauerndes oder Wiederholtes. Wenn wir das genau ausdrücken wollen, müssen wir auf Deutsch sehr künstlich sagen: „Wer immer wieder mein Fleisch isst und immer wieder mein Blut trinkt, hat fortdauernd ewiges Leben.“
Das heißt, hier geht es nicht um die Bekehrung, sondern um jemanden, der das ewige Leben bereits als gegenwärtigen Besitz hat. Wer das hat, zeigt das, indem er sich ständig von Jesus Christus als Heiland nährt. Seine Person ist die Nahrung für den inneren Menschen.
In Vers 51 haben wir also die Bekehrung, in Vers 54 das normale Glaubensleben. Das bedeutet: Nicht „wer mein Fleisch isst, bekommt ewiges Leben“, sondern „hat ewiges Leben“ – das ist etwas anderes.
Wir haben diese Zeitformen nicht im Deutschen, aber wir können den Gedanken umschreiben. Ich habe es ja jetzt auf Deutsch ausdrücken können. Natürlich ist es beim Übersetzen ein Problem: Soll man diese Nuancen immer direkt einfließen lassen? Das wirkt manchmal künstlich, wenn man „immer wieder“ oder „einmal“ jedes Mal ausdrücken muss.
Deshalb ist es üblich geworden, so zu übersetzen, wie ich es jetzt vorgelesen habe, und in Fußnoten solche Nuancen zu erklären oder in Bibelkommentaren. Dort kann man erläutern: Hier geht es um die Bekehrung, hier um das Glaubensleben. Das geht über die Übersetzung hinaus. Hier sieht man schon, dass ein Bibelkommentar nicht dasselbe ist wie eine Bibelübersetzung. Das ist ein weiterer Punkt, auf den wir noch zurückkommen.
Man kann also zwar alles in jeder Sprache ausdrücken, aber die Mittel dazu sind unterschiedlich. Teilweise hat eine Sprache auf bestimmten Gebieten Vorteile oder Einfachheiten, in anderen Bereichen gilt das für eine andere Sprache.
Übersetzungsideale und ihre Herausforderungen
Jetzt kommen wir zu einem weiteren Hauptpunkt: Übersetzen – aber wie?
Heute unterscheidet man zwei Übersetzungsideale: die wörtliche Übersetzung und die dynamische Übersetzung. Man nennt die dynamische Übersetzung auch äquivalente oder dynamisch äquivalente Übersetzung – das ist alles dasselbe.
Ich erkläre das: Bei der wörtlichen Übersetzung versucht man, sich so nahe wie möglich an die äußere Form des Grundtextes zu halten. Bei der dynamischen Übersetzung versucht man, den Inhalt aus der äußeren Form der Ursprungssprache herauszunehmen und in die äußere Form der Zielsprache einzufügen.
Anders ausgedrückt: Bei der wörtlichen Übersetzung sucht man, wenn möglich, für ein Wort im Grundtext ein möglichst passendes Wort in der Zielsprache. Wenn man das zu weit treibt, wird der Text jedoch unverständlich.
Ein Beispiel für eine deutlich über das Maß hinausgehende wörtliche Übersetzung ist die Übersetzung von Martin Buber. Bei ihm ist es so wichtig, an die äußere Form heranzugehen, dass er sogar versucht, etwas vom Klang der Ursprungssprache wiederzugeben.
Zum Beispiel 1. Mose 1,1: „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.“ Das ist noch einfach. Das ist recht wörtlich übersetzt, wobei man auch hier sagen muss: Auf Hebräisch heißt es „Bereshit“, was „Im Anfang“ bedeutet. Das ist ein Wort, aber auf Deutsch gibt es kein einzelnes Wort, das „im Anfang“ heißt. Deshalb brauchen wir schon zwei Wörter. So wörtlich ist es also auch wieder nicht – es braucht schon zwei Wörter.
Für jedes Wort im Hebräischen wird ein Wort gebraucht in der Übersetzung. Allerdings gibt es zwei Wörter, die überhaupt nicht als Wörter übersetzt werden. Denn im Hebräischen gibt es das Wort „et“, das bedeutet: „das nächste Wort, das kommt, steht im Akkusativ“. Das ist natürlich unübersetzbar, weil es im Deutschen kein Wort gibt, das dies ausdrückt. Also ist das nicht wörtlich übersetzt, aber sinngemäß.
„Et haschamayim“ heißt „den Himmel“. So hat man es übersetzt. Ein Wort fehlt also in der Übersetzung, und doch fehlt es nicht. Das Gleiche gilt für „die Erde“.
Dann geht Buber weiter: Auf Hebräisch heißt es „weha'aretz hayta tohu wa bohu“. Das klingt schön, oder? „Die Erde aber war irsal und wirsal.“ Er versucht das auch wiederzugeben. Natürlich ist zu sagen, dass es nicht ganz genau dieser Gedanke „tohu wa bohu“ mit „Irren und Wirren“ ist. Da sind noch andere Gedanken enthalten. Aber es ist der Versuch, ganz nah heranzugehen und sogar neue Wörter zu kreieren. Das hat es im Deutschen noch nie gegeben, aber der deutsche Jude Buber hat dafür neue Wörter geschaffen.
Das macht er sehr oft, und das macht eine Übersetzung schwerfällig, wenn zu viele neue Wörter kreiert werden, wo es gar nicht unbedingt nötig wäre. Man kann nämlich auch übersetzen: „Und die Erde war wüst und leer.“ Das versteht man auf Deutsch etwas besser.
Dieses Beispiel zeigt, was eine wörtliche Übersetzung bedeutet: Es ist eine Annäherung an die äußere Form der Ursprungssprache.
Bei der dynamischen Übersetzung geht man davon aus: Wir sind auf der einen Seite eines Flusses, dort steht ein Koffer. Auf der anderen Seite gibt es auch einen Koffer, aber er hat eine ganz andere Form und Farbe. Nun machen wir den Koffer auf, nehmen den ganzen Inhalt heraus, setzen mit einem Boot über den Fluss, bringen den Inhalt rüber und packen ihn in den neuen Koffer.
Dieses Bild kann man natürlich nur auf Deutsch machen, nicht auf Französisch.
Der dynamische Übersetzer sagt: Ich überlege mir zuerst bei jedem Vers, was dieser bedeutet, was er aussagen will. Dann nehme ich all diese Gedanken und versuche, das, was auf Hebräisch ausgedrückt wurde, auf Deutsch so zu sagen, wie man heute spricht. Der Inhalt soll genau derselbe sein, nur die äußere Form des „Koffers“ ändert sich.
Das klingt natürlich sehr schön und einleuchtend, aber unser nächster Punkt zeigt, dass es auch einige Probleme gibt.
Zunächst müssen wir sehen: Zwischen diesen Idealen – wörtlich oder dynamisch – gibt es viele Abstufungen. Das heißt, von der Martin-Buber-Übersetzung über die Elberfelder bis zur Guten Nachricht, Hoffnung für alle und Neue Genfer Übersetzung. Sie sind nicht alle gleich.
Man kann sagen, Buber ist in mancher Hinsicht viel wörtlicher als die Elberfelder, nicht unbedingt genauer, sondern er versucht noch mehr, die äußere Form irgendwie reinzubekommen, manchmal auf Kosten des exakten Inhalts.
Zwischen diesen Idealen gibt es also eine ganze Bandbreite, eine Abstufung. Zum Beispiel ist die Schlachterübersetzung auch eine wörtliche Übersetzung, aber nicht so wörtlich wie die Elberfelder Übersetzung.
Innerhalb einer Übersetzung ist es auch unterschiedlich. Manche Verse sind in einer dynamischen Übersetzung so extrem dynamisch, dass andere eigentlich recht wörtlich sind. Ebenso kann es in einer wörtlichen Übersetzung vorkommen, dass ein typischer hebräischer Ausdruck, den niemand versteht, dann doch etwas dynamischer wiedergegeben wird.
Zum Beispiel sagt man auf Englisch, wenn es richtig regnet, „it rains cats and dogs“ (es regnet Katzen und Hunde). Kein Elberfelder-Übersetzer würde eine solche Stelle mit „es regnet Katzen und Hunde“ übersetzen. Sie würden eher schreiben: „Es regnete flutartig“ oder ähnlich, denn dieser Ausdruck wird in der Zielsprache sowieso nicht verstanden. Die Elberfelder würden in so einem Fall auch in einer Fußnote erklären, dass man sich so und so auf Hebräisch ausdrückt.
Es ist also klar: Zwischen den beiden Idealen gibt es alle möglichen Abstufungen, und innerhalb einer Übersetzung ist nicht jeder Vers genau gleich dem Ideal entsprechend.
Nun zum Vorteil der wörtlichen Übersetzung: Durch eine wörtliche Übersetzung können Gedanken im Text übermittelt werden, die das Verständnis des Übersetzers übersteigen. Das ist ein wichtiger Punkt. Es ist nicht so, dass wir als gläubige Menschen die Bibel vollständig verstehen – das gibt es nicht.
Wenn ich die Bibel wörtlich übersetze, kann es sein, dass in einem Vers gewisse Dinge verborgen sind, deren Bedeutung ich als Übersetzer nicht sehe. Trotzdem kann das durch die wörtliche Übersetzung rüberkommen.
Bei der dynamischen Übersetzung hingegen kommt nur das rüber, was der Übersetzer verstanden hat beziehungsweise zu verstehen glaubt. Mehr nicht.
Hier zeigen sich also Probleme und Vorteile: Bei einer wörtlichen Übersetzung kann es sein, dass der Text so wörtlich ist, dass der Leser in der Zielsprache ihn gar nicht richtig versteht, weil er zu fremdartig klingt. Er kommt dann nicht richtig „über den Fluss“ hinüber.
Der Vorteil der dynamischen Übersetzung ist, dass sie für den Leser meist sehr gut verständlich ist. Sie liest sich flüssig und eingängig. Aber es ist fraglich, ob das, was rüberkommt, wirklich das ist, was auf der anderen Seite des Flusses stand.
Wir haben also zwei Probleme: Entweder kommt nicht alles rüber, weil man nicht alles eingepackt hat, oder man bringt es bis zur Flussmitte, und dort geht es verloren.
Das unerreichbare Ideal der dynamischen Übersetzung ist folgendes: Wenn man theoretische Abhandlungen liest, heißt es, die Übersetzung soll beim Leser die gleichen, das heißt äquivalenten Reaktionen und Eindrücke erwecken wie bei den ersten Lesern des Urtextes.
Das will man erreichen: dass der gleiche direkte Eindruck entsteht wie ursprünglich.
Ich kenne jedoch keine dynamische Übersetzung, die das wirklich geschafft hat. Denn die Sprache ist besonders flüssig, aber das gibt nicht den Urtext wieder. Der Urtext wirkte für die ersten Leser nicht einfach so flüssig.
Es kommt auch darauf an, wer gelesen hat. Zum Beispiel hat das Griechische der neutestamentlichen Schreiber viele Anklänge ans Hebräische. Für Leute in Korinth, die keinen jüdischen Hintergrund hatten, war das ein ungewohntes Griechisch. Der Erste Korintherbrief war für sie nicht einfach flüssig zu lesen, sondern an einigen Stellen musste man stutzen und sich fragen: Was bedeutet das?
Für die ursprünglichen Leser war es also nicht so flüssig.
Außerdem ist die Sprache sehr unterschiedlich. Meistens ist das Neue Testament in der Umgangssprache, dem sogenannten Koine-Griechisch, geschrieben, nicht in der gehobenen Sprache der Philosophen und Schriftsteller.
Zum Beispiel ist der Hebräerbrief einer der Briefe, der sich am nächsten an das klassische Griechisch annähert – eine sehr gehobene Schriftsprache.
Aber in welcher dynamischen Übersetzung merkt man, dass die Sprache im Hebräerbrief eine sehr gehobene Sprache ist, im Gegensatz zum Zweiten Petrusbrief? Das wird in keiner Übersetzung so realisiert.
Das ist eigentlich ein unerreichbares Ideal.
Es kann auch nicht gelingen, denn zum Beispiel kommen Wortspiele nicht mit rüber.
Ich habe schon erklärt, wie der Hebräerbrief beginnt mit „Polumeroskeit“, „Polytropos“, „Palai“, „Hoteos“, „Lalesas“ und so weiter, und dann kommen nochmals zwei „Pi“ – dieses Feierliche an der Sprache kann man auf Deutsch gar nicht übertragen.
Oder wenn Jesaja schreibt: „Ti lota minu, lota meno“ – „Wenn ihr nicht glaubt, werdet ihr keinen Bestand haben.“ Das ist ein schönes Wortspiel auf Hebräisch, weil „Glauben“ und „Bestand haben“ praktisch gleich klingen.
Eine wirklich dynamische Übersetzung müsste dieses Wortspiel rüberbringen, aber das schafft meist niemand.
Manchmal wird das versucht, gerade bei poetischen Texten, Poesie nachzuahmen, aber das Typische kommt oft nicht rüber.
Vielleicht möchte ich nun sagen: Gerade das gleiche Eindruckserwecken kann in der wörtlichen Übersetzung je nach Fall besser realisiert worden sein als in einer dynamischen.
Wenn Buber als extrem wörtlicher Übersetzer schreibt: „Die Erde aber war Irrsal und Wirrsal, Finsternis über Urwirbels Antlitz“, kann das vom Klang her viel mehr übermitteln als eine dynamische Übersetzung.
Risiken und Beispiele von Manipulationen in dynamischen Übersetzungen
Ein wichtiger Punkt ist: Mit einer dynamischen Übersetzung kann man viel leichter und besser tricksen. Man kann den Gedanken viel leichter verändern und dem Leser den Eindruck vermitteln, dass es Gottes Wort ist.
Ich möchte ein paar Beispiele geben.
In der Übersetzung „Hoffnung für eine gute Nachricht“ heißt es in 1. Korinther 12,13: „Denn wir alle, Juden und Nichtjuden, Sklaven und Freie, sind in der Taufe durch denselben Geist in den einen Leib Christi eingegliedert worden.“
Man merkt, wo getrickst worden ist. Wörtlich übersetzt, zum Beispiel in der Elberfelder, heißt es: „Wir sind in einem Geist zu einem Leib getauft worden.“ Das bedeutet die Taufe mit dem Heiligen Geist. Der Heilige Geist bewirkt bei dem Menschen, der sich bekehrt, dass er in den Leib Christi eingefügt wird.
Denn „taufen“ bedeutet im Griechischen „einführen in ein anderes Element“. Bei der Wassertaufe ist es das Einführen ins Wasser. Bei der Taufe mit dem Heiligen Geist ist es das Einführen in den Leib Christi, sodass man ein Glied am Leib Christi wird.
Die „Gute Nachricht“ übersetzt das jedoch als: „Wir sind in der Taufe in den Leib Christi eingegliedert.“ Das heißt, wer sich taufen lässt, als Kind oder als Erwachsener, wird dadurch in die Kirche eingegliedert, also in den Leib Christi.
Das ist natürlich getrickst. Denn sie übersetzen das Wort „durch den Heiligen Geist getauft“ nicht als Verb. Stattdessen sagen sie: In der Taufe, also der Wassertaufe, hat der Heilige Geist das Eingliedern in den Leib Christi bewirkt.
Ein weiteres Beispiel, gerade bevor wir in die Pause gehen, ist aus Sacharja 13.
Sacharja 13,6: Sacharja 12 bis 14 handelt von der Endzeit und der Wiederkunft des Messias. In Sacharja 12,10 heißt es: Wenn der Messias kommt, wird das jüdische Volk auf ihn blicken, den sie durchbohrt haben.
In Sacharja 13,6 in der Elberfelder Übersetzung steht: „Und wenn jemand zu ihm spricht: Was sind das für Wunden in deinen Händen? So wird er sagen: Es sind die Wunden, womit ich geschlagen worden bin im Haus derer, die mich lieben.“
Das „zu ihm“ bezieht sich auf den Durchbohrten aus Sacharja 12,10, den wiedergekommenen Christus.
Was hat die „Gute Nachricht“ daraus gemacht? Dort heißt es: „Und wenn man ihn auf die Striemen an seinem Leib hinweist, was sind das für Wunden zwischen deinen Händen?“ Wörtlich heißt es: „An deinem Leib.“
Sie haben also „Händen“ mit „Leib“ wiedergegeben. Sie haben den Inhalt verändert, indem sie dachten, es gehe um jemanden, der einfach verletzt worden ist.
Dort heißt es: „Wenn man ihn auf die Striemen an seinem Leib hinweist, wird er sagen: Das ist von einer Schlägerei mit meinen Zechbrüdern.“
Das ist unglaublich! Das ist echtes Tricksen, das steht nicht in der Bibel!
Das zeigt, wie man unter dem Vorwand, dynamisch zu übersetzen, zum Neuautor werden kann. Dabei geht es letztlich um Gottes Ehre und Herrlichkeit, die dadurch angetastet wird.
Gut, das war ein abschreckendes Beispiel für die Pause. Wir machen jetzt Pause bis 11:15 Uhr.
Nach der Pause: Fortsetzung der Diskussion über Übersetzungen
Wir haben uns also vom Schock vor der Pause erholt. Das ist ein wichtiger Punkt: Mit einer dynamischen Übersetzung kann man viel leichter und besser tricksen. Oft geschieht das unter dem Vorwand, man habe sich vor der Übersetzung erst überlegt, was der Vers aussagt. Dann wird dieser Gedanke ganz neu ausgedrückt, sodass der Text etwas ganz anderes bedeutet.
Schon vor der Übersetzung „Gute Nachricht“, „Hoffnung für alle“ oder der „Neuen Genfer Übersetzung“ begann man mit diesem Typ Übersetzung. Dazu gehörte auch die Übersetzung von Jörg Zink. Auch Bruns suchte in diese Richtung einen Weg. Im Vorwort schreibt Bruns jedoch, dass er dort, wo er etwas ergänzt hat, um den Gedanken klarer rüberzubringen, Klammern gesetzt habe.
Das ist ein Punkt, von dem man heute deutlich weggekommen ist. Es wird übersetzt und zugleich eingefügt, was das Verständnis erleichtern soll. So wird der ursprüngliche Gedanke ausgedrückt, aber ohne zu kennzeichnen, was eine Hinzufügung oder klärende Ergänzung ist. Das führt dazu, dass man den Eindruck gewinnt, alles, was da steht, stehe so im Grundtext.
Würde man die Ergänzungen deutlicher machen, wäre das gewissermaßen ein Rechenschaftsbericht gegenüber dem Leser: Hier ist wirklich eine Ergänzung, die hinzugefügt werden musste. Die alte Elberfelder Übersetzung, sogar als wörtliche Übersetzung, hat das getan, indem sie immer wieder durch Kursivdruck deutlich machte, dass eine Ergänzung im Deutschen nötig ist, die aber im Grundtext nicht steht.
Sogar bei solchen Nuancen, ob vor „Heiliger Geist“ der Artikel steht oder nicht, wurde das gekennzeichnet. Das hat tatsächlich große Bedeutung für die Übersetzung. Zum Beispiel: „Heiliger Geist“ ohne Artikel bezieht sich mehr auf die Kraft des Geistes, während „der Heilige Geist“ eher die göttliche Person des Heiligen Geistes meint.
Das kann entscheidend sein, etwa in Hebräer 6, wo es darum geht, dass die, die einmal erleuchtet waren, das gute Wort Gottes geschmeckt haben und teilhaftig geworden sind am Heiligen Geist, wenn sie wieder abfallen und unter das Gericht kommen. Da sagt man oft, das sei ein wiedergeborener Mensch. Doch „teilhaftig Heiligen Geistes“ bedeutet nicht, dass er den Heiligen Geist innewohnend hat, sondern dass er an dessen Wirken Anteil bekommen hat.
Jeder Mensch, der mit dem Wort Gottes in Berührung kommt, zum Beispiel durch die Evangelisationsverkündigung, wird teilhaftig am Heiligen Geist. Das geschieht insofern, als der Heilige Geist ihm die Augen öffnet und das Herz für Gottes Wort empfänglich macht. So können selbst solche Details von großer Bedeutung sein.
Grundprinzipien und Herausforderungen bei Bibelübersetzungen
Als Grundprinzip jeder Übersetzung, ob wörtlich oder dynamisch, sollte gelten: Jeder Gedanke und jedes Wort im Grundtext muss im Text der Übersetzung wiederzufinden sein. Der Übersetzer darf nicht zum Neuautor werden.
Es ist durchaus möglich, dass für ein Wort im Grundtext mehrere Wörter in der Übersetzung notwendig sind. Wörtlich bedeutet ja nicht, dass es für jedes Wort genau ein Wort gibt. Entscheidend ist, dass jeder Gedanke, der im Grundtext ausgedrückt wird, auch in der Übersetzung rüberkommt.
Viele haben das schon erlebt, zum Beispiel in Hauskreisen: Da liest einer eine Übersetzung vor, dann eine andere wie die Gute Nachricht, und plötzlich merkt man, dass bestimmte Gedanken gar nicht enthalten sind. Die Formulierungen können ganz unterschiedlich sein, und trotzdem ist der Gedanke in beiden Übersetzungen vorhanden. Doch wenn wir feststellen, dass ein Gedanke im Text fehlt, dann liegt ein Problem vor.
Ein Beispiel aus der Hoffnung für alle, Markus 8,35: In der Elberfelder heißt es: „Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, wird es retten.“ In der Hoffnung für alle steht: „Wer sein Leben um jeden Preis erhalten will, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben für mich einsetzt, der wird es für immer gewinnen.“
Ist jeder Gedanke dort enthalten? Man kann sich fragen, ob „wer sein Leben verliert um meinetwillen“ wirklich äquivalent ist zu „wer sein Leben für mich einsetzt“. Ich würde sagen, es ist schwächer formuliert. Tragischer ist, dass in der Hoffnung für alle „um meinetwillen und um des Evangeliums willen“ vollständig weggelassen wurde. Dieser Gedanke fehlt also ganz. Wenn man sagen würde „wer sein Leben einsetzt, auch für die frohe Botschaft“, wäre das anders formuliert, aber der Gedanke wäre enthalten. So fehlt er jedoch, und das ist nicht akzeptabel.
Jeder Gedanke müsste also enthalten sein. Bei der Neuen Genfer Übersetzung wird im Vergleich zu Hoffnung für alle oder zur Guten Nachricht viel strenger darauf geachtet, dass trotz Neuformulierungen möglichst jeder Gedanke rüberkommt. Dieses Ziel wird dort deutlich konsequenter verfolgt. Der Übersetzer darf nicht zum Neuautor werden und auch nichts weglassen.
Zusätzliche Fußnoten sind in allen Übersetzungen sehr wichtig. Die Sprachen sind nicht deckungsgleich, daher braucht es klärende Fußnoten. In den vergangenen Jahrzehnten ist das dynamische Übersetzen sehr populär geworden, vor allem unter Linguisten. Daraus entstand die Ansicht, dass eine gute Bibelübersetzung dynamisch sein müsse. Wörtliche Übersetzungen wurden oft abgewertet, weil man meinte, sie seien linguistisch nicht mehr zeitgemäß.
Heute zeichnet sich jedoch eine neue Richtung in der Linguistik ab, besonders bei israelischen Linguisten. Diese haben in jüngerer Vergangenheit begonnen, die dynamische Übersetzungsweise unter Evangelikalen stark zu kritisieren. Es könnte also sein, dass dieser Zeitgeist wieder umkehrt.
Dynamische Übersetzer sagen oft: „Jede Übersetzung ist eigentlich schon ein Kommentar.“ Das, was wir tun, sei nur eine ausgeprägtere Form davon. Diese Aussage ist jedoch nur sehr bedingt richtig. Die israelischen Linguisten betonen, dass man sehr wohl zwischen Bibelübersetzung und Bibelkommentar unterscheiden kann und muss. Sie denken dabei an ihre rabbinischen Bibeln, wo der hebräische Urtext, alte aramäische Übersetzungen (Targumim) und Kommentare von Raschi, Ibn Ezra und anderen nebeneinander auf einer Seite stehen.
Sie sagen: Wir wissen, was ein Kommentar ist – nämlich die Kommentare der großen mittelalterlichen Rabbiner – und wir wissen, was eine Übersetzung ist. Die Übersetzung ist eine Übersetzung, der Kommentar ist ein Kommentar. Natürlich kann man in einer Übersetzung durch Umschreibungen schon etwas kommentierend klären, aber das ist nur bedingt nötig. Man sollte diese Bereiche klar trennen. Wenn man das nicht tut, handelt es sich nicht um eine Übersetzung, sondern um eine Übertragung.
Viele haben gesagt, als der Römerbrief als Einzelschrift bei der Neuen Genfer Übersetzung herauskam – ein tolles Geschenk, das sogar an hohe Regierungsleute in der Schweiz verteilt wurde –, dass sie den Römerbrief endlich verstanden hätten. Das ist ein gutes Zeugnis. Doch man muss sich bewusst sein, dass es sich dort um eine Mischung aus Übersetzung und Kommentar handelt. Diese Mischung kann gut gelungen sein und eine große Hilfe sein. Dennoch sollte man unterscheiden: Das ist eine Übertragung, das ist eine Übersetzung.
Übertragungen und Kommentare können sehr hilfreich sein, und wir sollten alle nützlichen Hilfsmittel dankbar annehmen. Doch ich würde niemandem empfehlen, eine Übertragung als Grundbibel zu benutzen, weil der Leser oft nicht unterscheiden kann, was Kommentar und was Übersetzung ist. Die Bereiche sollten klar getrennt bleiben.
Die Neue Genfer Übersetzung wird sicher eine große Hilfe beim Bibelstudium sein. Ich empfehle jedoch, sie unbedingt in Ergänzung zu einer wörtlichen Übersetzung zu benutzen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Person des Bibelübersetzers. Ist der Übersetzer bekehrt oder ungläubig? Das reicht noch nicht. Man muss sich auch fragen, ob er ein gottgemäßes Leben führt oder in der Sünde lebt. Manche Menschen studieren Theologie und perfektionieren ihr Christsein, aber das hat nichts miteinander zu tun.
Weiterhin ist entscheidend, ob der Übersetzer bibeltreu ist. Bibeltreu heißt, dass er die Bibel als ganzes, hundertprozentig als Gottes Wort und unfehlbares Wort ansieht, oder ob er liberal eingestellt ist. Das kann in verschiedenen Abstufungen der Fall sein.
Außerdem ist die Frage wichtig, ob der Übersetzer eine gute oder schlechte Kenntnis der Gedanken Gottes hat. Das hängt nicht unbedingt davon ab, ob er Theologie studiert hat oder nicht. Ein Theologiestudium umfasst hauptsächlich das Studium rund um die Bibel: Alte Sprachen, Kirchengeschichte, Religionsgeschichte, Dogmengeschichte und weitere Bereiche. Wer ein solches Studium abgeschlossen hat, hat damit aber noch nicht bewiesen, dass er die Bibel und Gottes Gedanken wirklich gut kennt.
Natürlich sind diese Studienbereiche nützlich. Eine gute Kenntnis der Kirchengeschichte oder Dogmengeschichte kann hilfreich sein, aber sie geben keine Auskunft darüber, wie gut jemand Gottes Gedanken versteht.
Ein weiterer Punkt ist die philologische Kompetenz des Übersetzers. Viele Theologen sind schlechte Philologen. In den letzten 150 Jahren hat sich das Niveau der Sprachkenntnisse stark verschlechtert. Wer im 19. Jahrhundert Theologie studierte, hatte oft eine sehr gründliche Kenntnis des Hebräischen und Griechischen. Dieses Niveau ist heute meist nicht mehr gegeben.
Das hängt auch mit der liberalen Theologie zusammen. Solange man überzeugt ist, dass die Bibel Gottes Wort ist, ist man motiviert, die Grundsprachen zu lernen. Ein hebräischer Dozent begann seine Vorlesungen oft mit den Worten: „Meine Damen und Herren, wir lernen jetzt die Sprache, die Gott gesprochen hat.“
In der modernen, oft liberalen Theologie fehlt dieses Gewicht. Viele Studenten sind nicht mehr motiviert, die alten Sprachen gründlich zu lernen. Und wenn sie sie gelernt haben, nutzen sie sie später kaum noch. Nach zehn Jahren im Pfarrdienst kennen viele ihre Konjugationen und Grammatik kaum noch.
Ein weiteres Problem entsteht durch dynamische Übersetzungen, bei denen Begriffe oft durch Umschreibungen wiedergegeben werden. Das fällt besonders auf, wenn man verschiedene Übersetzungen nebeneinanderlegt. Dynamische Übersetzungen benötigen meist viel mehr Wörter. Zum Beispiel führt die Neue Genfer Übersetzung oft zu einem höheren Wortumfang, weil Gedanken ausführlich umschrieben werden, damit sie verständlich sind.
Das hat jedoch eine Konsequenz: Es entsteht beim Leser eine Begriffslosigkeit. Ein Beispiel ist die Gute Nachricht Übersetzung bei Römer 5,1. Wörtlich heißt es: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“ In der Guten Nachricht steht: „Gott hat uns also angenommen, weil wir uns ganz auf ihn verlassen.“
Hier wird „aus Glauben“ mit „wir verlassen uns ganz auf ihn“ umschrieben, und „rechtfertigen“ wird als „Gott hat uns angenommen“ wiedergegeben. Rechtfertigung ist ein Begriff, den viele nicht verstehen, deshalb wurde er ersetzt. Durch solche Umschreibungen entsteht aber eine Begriffslosigkeit. Der Leser weiß nicht mehr, was „Rechtfertigung“ eigentlich bedeutet.
Die Reformatoren im 16. Jahrhundert haben diesen Begriff entdeckt, und das war eine Sensation. Die Frage war: Wie kann der Mensch vor Gott gerecht sein? Die katholische Kirche lehrte damals, dass man durch das Besuchen von Messen, das Bezahlen von Opfergaben und das Erfüllen von Pflichten tröpfchenweise von der Gerechtigkeit Gottes empfangen könne.
Die Reformatoren entdeckten, dass Rechtfertigung ein Akt Gottes ist, der geschieht, wenn der Mensch im Glauben das Opfer Jesu Christi für sich in Anspruch nimmt. Dann ist der Mensch gerechtfertigt – nicht tröpfchenweise, sondern vollständig. Daraus entsteht eine völlige Gewissheit.
Natürlich ist „rechtfertigen“ ein schwieriges Wort. Doch wenn man es in der Bibel immer wieder liest, versteht man mit der Zeit, was es bedeutet: Jemanden für gerecht erklären. Wenn ich mich selbst rechtfertige, versuche ich zu zeigen, dass ich Recht hatte. Wenn Gott uns rechtfertigt, sagt er: „Du bist gerecht in meinen Augen.“ Alle Schuld ist weg. Das ist nicht dasselbe wie „Gott hat uns angenommen.“
So gehen diese biblischen Grundbegriffe des Evangeliums verloren, wenn sie in Umschreibungen aufgelöst werden. Ein Begriff entsteht ja gerade dadurch, dass wir ihn greifen können. Rechtfertigung ist ein Wort, das wir fassen können. Ebenso Versöhnung, Vergebung, Auserwählung, Zuvorbestimmung – diese Begriffe sind in der Bibel vorhanden, aber sie werden oft aufgelöst.
Zum Beispiel in Epheser 1,4 heißt es in der Guten Nachricht: „Er liebte uns schon, bevor er die Welt schuf. Für ihn gehörten wir mit Christus zusammen vor aller Zeit. So hat er uns dazu erwählt, sein Volk zu sein und heilig und fehlerlos vor ihm zu stehen. Aus freiem Willen entschloss er sich, uns als seine Kinder anzunehmen.“
Hier ist zumindest der Ausdruck „Erwählung“ enthalten. Im Grundtext steht jedoch, dass Gott uns „zuvorbestimmt“ hat zur Sohnschaft. Der Begriff „Zuvorbestimmung“ ist verloren gegangen. Durch solche Umschreibungen entsteht Begriffslosigkeit.
Diese Begriffslosigkeit führt zu einer großen Unschärfe in der Lehre. Es ist wie Nebel: Keine scharfen Konturen, keine klare Linie. Dadurch entsteht ein Gefühl der Unverbindlichkeit des Gotteswortes. Im Hauskreis liest einer so, der andere anders – alles ist fließend. Das Gefühl von Verbindlichkeit geht verloren.
Das ist eine Katastrophe. Wir müssen auch an die nächste Generation denken, die das Zeugnis als Christen weitertragen wird. Wenn diese Generation nur noch in Begriffslosigkeit und Gedankenunschärfe aufwächst, was können sie dann weitergeben? Es ist vorprogrammiert, dass biblische Grenzlinien und Barrieren fallen und sich verflüchtigen.
Das ist typisch postmodern. Postmodern ist ein Schlagwort, das beschreibt, wie unsere Jugend denkt. Meine Frau und ich sind modern, unsere Kinder wachsen in einer postmodernen Umgebung auf. Das bedeutet: Wir sind altmodisch, die Postmodernen sind modern. Das ist etwas kompliziert.
Postmoderne drückt sich durch Unverbindlichkeit aus. Es ist unverbindlich, zusammenhangslos, etwas hier und etwas dort. Wie läuft die Kommunikation? Per Mail oder SMS, kurz und knapp: „Heu, wie geht’s?“ „Urs.“ Das ist Kommunikation. Dann kommt eine Antwort, und man glaubt, man hat eine Beziehung. Doch diese Beziehungen sind oft oberflächlich und unverbindlich.
Unsere Kinder wachsen also in einer postmodernen Welt auf. Sie glauben, sie haben Kommunikation, aber sie haben an Tiefe verloren. Beziehungen sind punktuell und zusammenhangslos. Man surft im Internet, bekommt viele Informationen, aber die sind fragmentarisch. Man verbringt Stunden mit Suchen, doch was hat man wirklich gelernt? Nur Information, aber keinen Zusammenhang. Das stört niemanden.
Postmoderne bedeutet: Etwas hier, etwas dort. Das zeigt sich auch darin, dass ein Jugendlicher sagen kann, er sei bekehrt und glaubt gleichzeitig an Reinkarnation. Das wird nicht als Widerspruch empfunden. Das hängt mit der Unschärfe zusammen. Wichtig ist, dass man sich wohlfühlt. Wenn das stimmt, ist alles in Ordnung.
Dieses Plädoyer soll zeigen, wo die Schwierigkeiten liegen. Wir müssen diese Probleme erkennen und überlegen, wie wir helfen können. Das ist sehr schwierig, aber notwendig.
Wichtig ist auch: Übersetzungen ersetzen nicht Predigten, Lehrvorträge, Bibelkommentare, Sachlexika oder den persönlichen Austausch über Gottes Wort. Wir sollten uns gegenseitig einladen, nicht nur über Autos oder Ferien zu sprechen, sondern einen geistlichen Austausch zu pflegen. Das ist sehr wichtig, denn so können wir voneinander lernen.
Epheser 4,11-16 zeigt, wie der Herr Jesus seiner Gemeinde Gaben gegeben hat: Lehrer, Evangelisten, Hirten usw. 1. Korinther 12 bis 14 spricht ebenfalls über verschiedene Gaben. Ein Solo-Christentum funktioniert nicht. „Ich und die Bibel allein“ ist gut im Alltag, aber das reicht nicht.
Wir brauchen zur Bibel Übersetzungen, auch wenn sie viele Fußnoten haben und Studienbibeln mit ausführlichen Kommentaren sind. Aber sie ersetzen nicht all diese anderen Bereiche.
Die Bedeutung des Lernens der Bibelsprachen
Nun, wenn wir so über Übersetzung gesprochen haben, stellt sich natürlich auch die Frage, warum eigentlich nicht die Bibelsprachen lernen.
Ich kenne einen Juristen, der gesagt hat: „Ich habe nie Zeit gehabt, Hebräisch zu lernen.“ Das stimmt ja gar nicht. Er hat nur nie Zeit nehmen wollen. Ja, es ist ja klar, wir haben doch alle gleich viel Zeit in der Woche – sieben mal vierundzwanzig Stunden.
Es ist nur eine Frage: Was finden wir jetzt wichtiger und was weniger wichtig? Wir müssen ja entscheiden, denn nicht alle können dasselbe machen. Wir müssen vor Gott wissen, was unser Auftrag ist.
Aber niemand kann sagen, er habe keine Zeit gehabt. Wir müssen uns immer wieder Rechenschaft ablegen, was für uns wichtig ist. Gerade junge Leute, die eine Begabung in dieser Richtung haben, sollten sich fragen, warum sie nicht gerade die Grundsprachen lernen.
Von Martin Luther gibt es ein wunderbares Zitat, wie er sich darüber geäußert hat: Wir sollten hart über den Bibelsprachen sitzen und sie gründlich lernen – mit Fleiß und Eifer. Das führte er ganz, ganz eindrücklich aus.
Also hat er das sehr, sehr empfohlen. Das ist nicht für alle, aber ich sage gerade für die, die die Fähigkeiten oder Möglichkeiten haben: Warum eigentlich nicht gerade den Grundtext lernen?
Dadurch können sie der Gemeinde auch wieder dienen, wenn sie das in der richtigen Weise einsetzen.
Wir haben sonst viele Übersetzungen, die wir ergänzend benutzen können. Das ist alles nützlich. Aber wir sollten wissen, wie man die Übersetzungen einordnet und gewichtet.
So ist sicher eine wörtliche Übersetzung als Basis wichtig – nicht eine extrem wörtliche, sondern eben das Maß, das die Elberfelder Bibel benutzt. Dieses hat sich bis heute wirklich als ein Idealmass erwiesen.
Ich bin erstaunt, wenn junge Leute sagen: „Diese Sprache verstehe ich überhaupt nicht.“ Ich habe schon viel erlebt, als ich an verschiedenen Orten war und aus meiner Bibel zitiert habe. Dann haben die Leute gefragt: „Was ist das für eine Übersetzung? Die versteht man so gut.“ Das ist die alte Elberfelder.
Komisch, wie gewisse Leute – ich weiß nicht, ob sie vielleicht geprägt waren durch eine etwas altertümlichere Luthersprache – plötzlich finden, dass es so klingt, als könne man es besser fassen.
Also ist das für mich zumindest ein Beweis, dass sie so unverständlich nicht sein kann. Man sollte eine gründliche Basis haben und die anderen Übersetzungen ergänzend benutzen – mit den nötigen Vorbehalten dort, wo wirklich ein Problem vorliegt.
Denn bei der Guten Nachricht wissen wir, dass dort liberale Theologen am Werk waren. Bei der Neuen Genfer Übersetzung ist das bei keinem einzigen so.
Also gibt es schon mal ganz deutliche Unterschiede.
Die Frage nach dem richtigen Grundtext für Bibelübersetzungen
Und vielleicht noch zum Schluss ein Argument: Wenn jemand sagt, die dynamische Übersetzung sei eigentlich die einzige, die heute noch gilt – so wird es auch im Buch von Harjung vertreten, das die richtige Bibelübersetzung behandelt –, dann muss man dem entgegenhalten:
Nehmen wir an, in der Wüste Judäa wird eine neue Höhle entdeckt, in der ganz geheimnisvolle Handschriften gefunden werden. Solche Handschriften hat man noch nie zuvor entdeckt. Nun werden diese Handschriften veröffentlicht, nicht unter Verschluss gehalten durch den Vatikan, sondern so, wie es mit allen Qumran-Handschriften geschehen ist.
Was würdet ihr bevorzugen? Möchtet ihr eine wörtliche Übersetzung oder eine dynamische? Der Fall ist klar: Jeder möchte doch möglichst wörtlich übersetzt bekommen, damit er sich ein Bild machen kann. Denn bei der dynamischen Übersetzung wird umschrieben, und man weiß sicher nur, dass das dasteht, was der Übersetzer denkt, was es bedeutet haben könnte. Aber ich möchte wissen, was genau da drinsteht, in diesem Geheimnisvollen.
Dieses Argument zeigt deutlich den Vorteil einer wörtlichen Übersetzung.
Nun kommen wir am Schluss zur Frage, welchen Grundtext Bibelübersetzungen verwenden sollten. In der Pause wurde ich darauf angesprochen – das ist eigentlich die große Frage, die man am Anfang stellen sollte. Ich habe gesagt, das kommt jetzt noch. Jetzt, am Schluss, ist es eine didaktische Frage, was man zuerst bringt und was am Schluss. Ich möchte das getrennt für das Alte und das Neue Testament angehen.
Beim Alten Testament ist es so: Wir hatten vom Mittelalter her Tausende von Handschriften, die sogenannten masoretischen Handschriften. Die jüdischen Rabbiner im Mittelalter haben die Bibel getreu abgeschrieben. Sie haben Buchstaben, Wörter und Wortverbindungen gezählt und in den Abschriften immer wieder nachgezählt. So haben sie mit einer Perfektion überliefert, die wirklich einzigartig ist und an das Computerzeitalter erinnert. Denn mit Computern werden Texte heute auch so kontrolliert und gezählt. Es geht zwar etwas schneller, aber das Prinzip ist dasselbe.
Die Bibelkritik hat jedoch gesagt: „Ja, aber das sind Handschriften aus dem Mittelalter, und wir hatten praktisch nichts, was älter war.“ Was ist denn vorher geschehen? Haben sie auch so getreu überliefert?
1947 bis 1956 wurden in elf Höhlen in Qumran Schriftrollen entdeckt, die aus vorchristlicher Zeit stammen. Danach kamen noch weitere Funde dazu, etwa im Wadi Murabba'at und auf Masada. Seit der Qumranforschung ist nun Folgendes klar geworden: Es gibt nichts Besseres als den masoretischen Text. Dieser mittelalterliche Text weist oft eine Orthographie auf, die altertümlicher ist als manche Handschriften aus Qumran. Man kann die Orthographie etwa einordnen: Sie entspricht der Schreibweise des siebten, sechsten oder fünften Jahrhunderts vor Christus. Also einem altertümlicheren Typ als viele moderne Handschriften aus Qumran.
Zum Beispiel die Jesajarolle aus dem Jahrhundert vor Christus hat bereits eine modernisierte Orthographie. Und der mittelalterliche Text, obwohl tausend Jahre jünger, repräsentiert einen deutlich älteren Stand. Natürlich gibt es noch den Text der Samaritaner und die alten Übersetzungen, zum Beispiel die griechische Übersetzung, die Septuaginta aus Ägypten. Aber es ist deutlich geworden, dass der masoretische Text alle anderen Texte an Qualität übertrifft.
Selbst unter liberalen Spezialisten ist das heute anerkannt. Ich habe hier auf das große Werk von Dominique Barthélemy hingewiesen, einem katholischen Gelehrten: „Critique textuelle de l’Ancien Testament“, also Textkritik des Alten Testaments, in drei Bänden. Das ist die ausführlichste Information, die man über Handschriften und Unterschiede in den Handschriften bekommen kann.
Dominique Barthélemy, obwohl bibelkritisch, sagt: Im Zweifelsfall gilt immer der masoretische Text. Unglaublich! Da wird ein Textproblem nach dem anderen durchgegangen, und der masoretische Text steht einfach über allem. Er hat die höchste Qualität. Man hat einen Text gefunden, der bis in vorchristliche Zeit in der Wüste Judäa gefunden wurde und diesem mittelalterlichen Text entspricht. Man nennt ihn heute den vormasoretischen Text.
Es ist also das Beste, und darum sollten Bibelübersetzungen sich heute weiterhin in erster Linie auf diesen Text stützen, wie es auch frühere Übersetzungen und Luther selbst getan haben. Luther hatte schon diesen Text. Natürlich kann man bei Problemen auch die alten Übersetzungen beiziehen, aber man muss sich bei der Gewichtung klar sein, dass dieser masoretische Text der allerbeste ist.
Jetzt kommen wir zum Neuen Testament, wo das Problem heute eher beginnt. Vor zwanzig Jahren stritt niemand in den Gemeinden darüber, welchen Text man eigentlich nehmen sollte: den Nestle-Aland, den Textus Receptus oder den Majority Text. Heute gibt es jedoch eine große Kontroverse: Welchen Urtext oder Grundtext soll man verwenden?
Ich möchte die Begriffe klären für diejenigen, die das nie gehört haben: Textus Receptus heißt „der überlieferte Text“. Damit bezeichnet man die griechischen Handschriften, die zur Zeit der Reformation zur Verfügung standen. Die Reformatoren wollten wieder auf den Grundtext zurückgreifen, nicht mehr auf die lateinische Vulgata der Kirche, sondern aus dem Grundtext verständlich für die Menschen übersetzen. Deshalb griff man auf die damals verfügbaren Handschriften zurück, die man gewissermaßen als Grundlage für den Textus Receptus bezeichnet.
Im 19. Jahrhundert gab es eine Änderung. Man wollte noch ältere Handschriften finden. Tischendorf reiste extra in den Sinai, um im Kloster nach älteren Handschriften zu suchen. Dort fand er den Codex Sinaiticus, eine Bibelhandschrift aus dem 4. Jahrhundert, etwa um 350 nach Christus. Damit stieß er noch weiter zurück, so alte Handschriften hatte man bisher nicht.
Diese Suche ging weiter. Im 20. Jahrhundert kamen sogar Handschriften aus dem 1. Jahrhundert ans Licht. Zum Beispiel der P 47, eine Papyrushandschrift, die in den 1930er Jahren entdeckt wurde. Sie umfasst fast alle Paulusbriefe, und etwa 80 % sind noch erhalten. Nach neuerer Datierung stammt sie aus der Zeit zwischen 75 und 100 nach Christus aus Ägypten. Das ist phänomenal.
Damit konnte man zeigen, dass die Behauptung, das Neue Testament sei im 4. Jahrhundert völlig verändert worden, ein Märchen ist. Kritiker hatten immer gesagt, dass es im 4. Jahrhundert, als das Christentum Staatskirche wurde, eine Rezension gab, bei der alles entfernt wurde, was der Kirche nicht passte. Doch heute haben wir Handschriften, die bis ins 1. Jahrhundert zurückreichen. Eine solche Textrezension hat es nie gegeben.
Ausgehend von Tischendorf begannen Gelehrte zu sagen, der bisherige Text sei eine spätere Erscheinung, und man wolle sich möglichst auf die ältesten Handschriften stützen. Das führte dazu, dass in Europa heute die Textausgabe von Nestle-Aland hochgehalten wird. Das ist der beste wissenschaftliche Standard, weil diese alten Handschriften ganz deutlich berücksichtigt werden.
In den letzten Jahren haben vor allem Theologen aus Amerika Einwände erhoben. Sie sagen: Nein, das stimmt nicht. Der Textus Receptus, der Text aus der Reformation, wird zu Unrecht verachtet. Er spiegelt den Urtext viel besser wider. Diese Argumente kommen nun auch nach Europa, und es gibt einen Streit zwischen Nestle-Aland-Verfechtern und Textus-Receptus-Verfechtern.
Nun muss noch der Majority Text oder English Majority Text erklärt werden: Man hat Handschriften gesammelt, heute gibt es etwa 5300 griechische Handschriften vom Neuen Testament. Das ist unglaublich. Wenn man an lateinische Klassiker denkt, ist man froh, wenn man von Cicero ein Dutzend Handschriften eines Werkes hat. Das Neue Testament hat 5300.
Der größte Teil dieser Handschriften stimmt stark überein. Diese Übereinstimmung nennt man Mehrheitstext. Der Majority Text ist sehr nah am Textus Receptus und stützt ihn stark. Es gibt Unterschiede, aber sehr wenige. Deshalb kann man Textus Receptus und Majority Text auf eine Seite stellen und Nestle-Aland auf die andere.
Wichtig ist: 90 % des Neuen Testaments sind absolut unstrittig. Diese 90 % entsprechen wortwörtlich dem Urtext, da gibt es keine Diskussion über ein Wort oder einen Buchstaben. Es geht nur um die restlichen 10 %, wo es Unterschiede gibt.
In den vergangenen Jahren konnten starke Argumente für den Majority Text gegen Nestle-Aland vorgebracht werden. Ich habe das ein wenig zusammengestellt, man könnte dafür natürlich noch einige Stunden verwenden, aber hier einige Punkte:
Punkt 1: Der Nestle-Aland-Text stützt sich extrem stark auf sehr alte, aber zahlenmäßig wenige Manuskripte, die zudem geografisch eng begrenzt sind. Dass ältere Handschriften näher am Urtext sind, ist klar und gut. Aber Nestle-Aland stützt sich letztlich auf sehr wenige Manuskripte, die hauptsächlich aus Ägypten stammen.
Wenn es einen Unterschied nur an einem Ort in Ägypten gibt, und alle anderen Handschriften aus der Türkei, Griechenland oder Italien einstimmig anders sind, muss man sich fragen, ob das nicht ein Lokalkolorit, also eine lokale Färbung, ist. Das ist ein schweres Problem. In der Textkritik gilt das Prinzip: Je älter, desto gewichtiger; je geografisch verbreiteter, desto gewichtiger. Hier ist Nestle-Aland in der geografischen Verbreitung schwach.
Warum gibt es aus der Türkei, Griechenland oder Italien keine so frühen Manuskripte? Weil das Klima anders ist. In Ägypten konnten die Handschriften gut erhalten bleiben, in den feuchteren Gebieten wie Süditalien nicht. Ägypten ist zu 95 % Wüste.
Punkt 2: Es hat nie eine byzantinische Rezension des Neuen Testaments gegeben. Das kann heute klar bewiesen werden. Das war ein Mythos, ein Märchen. Man hatte gesagt, der Textus Receptus oder Majority Text sei ein künstlich im 4. Jahrhundert geschaffener Text, auf den man sich nicht stützen könne. Das stimmt nicht. Es gibt kirchengeschichtlich keine Beweise für eine solche Rezension, aber viele Gegenbeweise.
Man hat auch in den älteren Handschriften aus Ägypten Textus-Receptus-Lesarten gefunden. Das heißt, es gab keinen Einschnitt im 4. Jahrhundert, sondern man kann den Text zurückverfolgen.
Punkt 3: Ägypten war in den frühen Jahrhunderten stark durch Irrlehren geprägt, zum Beispiel durch die Gnosis. Das muss man berücksichtigen.
Zum Beispiel heißt es in Johannes 1,18 in den ägyptischen Texten: „Niemand hat Gott jemals gesehen, der eingeborene Gott hat ihn uns kundgetan“, anstatt „der eingeborene Sohn“. Durch eine kleine Änderung im Text wurde „Hyios“ (Sohn) zu „Theos“ (Gott). Die Lehre, dass Jesus Christus nicht der ewige Gott ist, sondern zu Gott geworden ist, war in Ägypten verbreitet. Wenn man „der eingeborene Gott“ schreibt, kann man sagen, er sei durch Geburt zu Gott geworden, also nicht von Ewigkeit her.
Das überrascht nicht, wenn der Text aus Ägypten stammt. Man kann das auch bei anderen Stellen zeigen, zum Beispiel 1. Timotheus 3,16: Anstatt „Gott ist geoffenbart worden im Fleisch“ heißt es „Er, der geoffenbart worden ist im Fleisch“. Eine kleine Änderung von „Theos“ zu „Hos“ – das ist das Gepräge von Irrlehren.
Der Majority Text stützt sich auf die allermeisten und geografisch weit verbreitetsten Handschriften, nämlich etwa 95 % der 5300 Manuskripte. Das gibt ihm ein enormes Gewicht.
Punkt 4: Der Nestle-Aland-Text ist eine künstliche Auswahl und Zusammensetzung von Lesarten, die so in keinem Manuskript vorkommen. Es wird sehr eklektisch und wählerisch vorgegangen: Mal wird diese Lesart gewählt, mal jene. So entsteht ein Text, der eigentlich künstlich ist.
Es gibt kein Manuskript, das den Nestle-Aland-Text genau wiedergibt. Es ist ein Flickwerk, das es so nirgends gibt. Man springt von einer Lesart zur nächsten, ohne zu beachten, dass zwischen den Lesarten eine Kontinuität bestehen sollte. Das ist ein methodischer Fehler.
Im Majority Text hingegen ist das Gegenteil der Fall. Die Lesarten finden sich tatsächlich in den Handschriften, im Zusammenhang bestehend. Es ist ein wirklicher Text, kein künstlich zusammengesetzter.
Nun etwas aus einem anderen Fachgebiet, der Gräzistik, der Forschung zur griechischen klassischen Literatur, etwa der Homer-Forschung. Homer kennt die Ilias und die Odyssee, und man hat dort eine große Wissenschaft aufgebaut und viele Handschriften gesammelt.
Man hat festgestellt, dass es drei Texttypen gibt: einen gekürzten Text, einen mittleren Text und einen verlängerten Text. Die Gräzisten haben sich nicht für das Neue Testament interessiert, aber sie haben festgestellt, dass der mittlere Text der ursprüngliche ist. Es gab also die Tendenz zum Verkürzen und die mehr volkstümliche Tendenz zum Verlängern. Der mittlere Text ist der richtige.
Überträgt man das auf das Neue Testament, kommt Folgendes heraus: Nestle-Aland hat meistens die kürzeren Lesarten gewählt. Das ist der gekürzte Text. Der verlängerte Text ist der westliche Text, aber der interessiert eigentlich kaum jemanden, da sind sich fast alle einig. Der mittlere Text ist der Majority Text.
Das ist ein schlagendes Argument: Der Majority Text entspricht in der Gräzistik dem Text, der eigentlich der wirkliche Text ist.
Ich habe unten eine gründliche Arbeit zu diesem Thema angegeben: Robinson, „New Testament Textual Criticism: The Case for Byzantine Priority“. Das war ein Symposium im April 2000, also wissenschaftlich auf der Höhe. Dort kann man großartige Argumente für den Majority Text finden.
Nicht für den Textus Receptus, sondern für den Majority Text. Man muss sagen: In der Reformation hatte man nur begrenzten Zugang zu Handschriften. Heute haben wir 5300. Durch die große Zahl an Handschriften können wir den Textus Receptus noch etwas verbessern, aber es sind keine großen Unterschiede. Das muss man sich klar machen. Dadurch wissen wir noch deutlicher, was der richtige Text ist.
Die zweite Angabe unten ist von Robinson und Pierpont: Sie haben 1991 das Neue Testament herausgegeben unter dem Titel „The New Testament in the Original Greek According to the Byzantine Majority Textform“. Diese Bibelausgabe kann man sich anschauen.
Es gibt nur ganz seltene Stellen, an denen ein Wort in Klammern gesetzt wird, um zu zeigen, dass beim Vergleich unzähliger Handschriften eine gewisse Unsicherheit entstanden ist, weil das prozentuale Verhältnis unklar war. Aber das ist sehr selten. Das meiste im Text ist völlig klar.
Aus wissenschaftlicher Sicht könnte man also sagen, dass dies eigentlich die beste Grundlage für den neutestamentlichen Text ist. Wir sind also nicht schwammig oder unklar, sondern können wirklich sagen: Das ist Gottes Wort.
Schlussgebet
Wir wollen noch gemeinsam beten. Herr Jesus, wir danken dir, dass du uns dein Wort gegeben hast und zu uns sprichst. Du bist ein Gott, der spricht. Du bist das Wort, das am Anfang war, und du bist Mensch geworden, um uns Gott zu offenbaren.
Wir danken dir, dass du durch die Schrift klar zu uns gesprochen hast. Wir sind nicht auf subjektive Gefühle und Visionen angewiesen, sondern wissen, was dein Wort ist. Wir haben es schriftlich in unseren Händen.
Wir danken dir auch für die vielen Bibelübersetzungen, die uns dabei helfen, wirklich zu verstehen, was du uns sagen willst. So können wir es auf unser Leben, auf die Gemeinde, auf die Evangelisation und unser Zeugnis übertragen.
Herr Jesus, hilf uns, dein Wort mehr zu lieben und immer tiefer zu verstehen. Hilf uns auch, dein Wort klar weiterzugeben, damit es zum Segen für dein Volk wird. Amen.
Nun kommt die Mittagspause. Darauf haben sich ja viele gefreut.
