Zweifel an der Unverfälschtheit der Bibel
Das ist ein bisschen aufregend und aufwühlend, aber das ist jetzt nicht der Hauptpunkt. Ja, wir haben schon sehr viel gehört, und wir werden noch einiges dazu hören. Doch bei Punkt sechs kommen wir dann zum Schluss, wie gesagt.
Kommen wir also zu Punkt fünf: Wurde die Bibel verfälscht? Diese kritische Frage taucht immer wieder auf. Die Bibel wurde ja ständig abgeschrieben, dabei entstanden natürlich Fehler. Menschen, die Texte kopieren, machen Fehler. Kann man überhaupt davon ausgehen, dass es heute noch die ursprüngliche Bibel gibt? Wenn ihr sagt, dass ihr in der modernen Zeit immer noch glaubt, was die ursprünglichen Christen geglaubt haben, habt ihr dann auch noch die gleiche Bibel wie die ursprünglichen Christen? Das ist eine gute Frage.
Zuerst ein Wort zum Aufbau der Bibel: Die Bibel besteht aus zwei Teilen, dem Alten und dem Neuen Testament. Das Alte Testament ist eine Sammlung von 39 Büchern, geschrieben von ganz verschiedenen Propheten. Es beginnt mit Mose, der die fünf Bücher Mose verfasst hat – außer Kapitel 34, das von seinem Tod berichtet. Dieses Kapitel hat Josua geschrieben. Das ist im Judentum seit alters her so überliefert.
Dann folgt das Buch Josua, das Josua selbst geschrieben hat. Das Buch Richter wurde vom Propheten Samuel verfasst. So geht es weiter: Die weiteren Bücher wurden von Propheten Gottes geschrieben, die auch in der Lage waren, die Zukunft perfekt vorauszusagen. Es handelt sich also um eine Sammlung von 39 Büchern.
Das Thema dieser Bücher, dieser „Bibliothek“, kann man als die Verheißung des Messias bezeichnen. Der verheißene Erlöser wird einmal kommen. Diese Buchreihe wurde vom Auszug aus Ägypten, etwa 1606 v. Chr., bis zum Propheten Maleachi, dem letzten Propheten, 420 v. Chr., geschrieben.
Im Talmud, dem wichtigsten theologischen Werk im Judentum nach der Bibel, steht im Traktat Sanhedrin, dass nach den Propheten Sacharja, Haggai und Maleachi der Heilige Geist von Israel wich. Es gab keine Propheten mehr in Israel, niemanden mehr, der die Autorität hatte, ein Bibelbuch zu schreiben.
Übrigens wurden in diesen Jahrhunderten die Apokryphen geschrieben, von Juden, die aber wussten, dass diese Bücher nicht inspiriert waren. In 1. Makkabäer zum Beispiel steht, dass in der Makkabäerzeit, also im zweiten Jahrhundert vor Christus, die Trübsal in Israel so groß war wie nie zuvor, seitdem man keine Propheten mehr hatte (1. Makkabäer 9).
Dann kam Jesus Christus zur Zeitenwende. Er erfüllte über dreihundert Prophezeiungen über den leidenden Messias durch sein Kommen. Seine Nachfolger mussten dann das Neue Testament schreiben. Es ist eine Sammlung von 27 Büchern, die zeigt, dass der Messias gekommen ist.
Das Neue Testament wurde in der Zeit zwischen 32 und 100 nach Christus verfasst, auf Griechisch. Das Alte Testament hingegen wurde hauptsächlich auf Hebräisch geschrieben, mit kleinen Teilen auf Aramäisch.
Überlieferung und Authentizität der biblischen Manuskripte
Nun, was haben wir heute noch von den Schriften des Neuen Testaments? Aktuell besitzen wir 5.760 griechische Manuskripte, und zwar aus den Jahrhunderten I bis XV, also vom ersten bis zum fünfzehnten Jahrhundert. Dann wurde ja die Buchdruckkunst erfunden, und von da an konnte man griechische Texte auch drucken.
Dazu kommen noch zehntausend Manuskripte der antiken Übersetzungen auf Lateinisch, Syrisch, Aramäisch, Beschitta, Koptisch und verschiedenen Dialekten. Zehntausend Manuskripte! Aus allen Jahrhunderten – erstes, zweites, drittes, viertes, fünftes – ohne Unterbruch haben wir Manuskripte.
Besonders interessant ist der P46, Papyrus Nummer 46. Das ist eine Sammlung von Paulusbriefen, inklusive des Hebräerbriefs. Vor einigen Jahren hat der Koreaner Kim sie zum ersten Mal gründlich datiert und kam auf die Zeit von 75 bis 100 nach Christus. Dieses Manuskript allein enthält schon 14 der 27 Bücher des Neuen Testaments und stammt aus dem ersten Jahrhundert, also aus den Jahren nach dem Tod von Paulus. Paulus starb 67, also ziemlich bald danach. Darin sind noch 80 Prozent des Textes erhalten. So wissen wir sehr wohl, was die frühen Christen glaubten.
Das war nicht einfach eine andere Bibel, nicht wahr? Es gibt ja Leute, die lesen den Roman von Dan Brown und denken, sie wüssten jetzt, wie das Christentum entstanden ist. Wenn ich etwas Sachliches wissen möchte, dann lese ich keinen Roman, sondern ein Sachbuch – nur so nebenbei.
Aber Dan Brown sagt zum Beispiel, die Kirche hätte im vierten Jahrhundert die Bibel gründlich durch eine Revision verändert. Ach, woher? Wir haben doch Manuskripte aus dem dritten, aus dem zweiten und sogar aus dem ersten Jahrhundert. Damit können wir ganz klar beweisen, dass das überhaupt nicht wahr ist. Eine solche Revision hat es nie gegeben.
Die Mehrheit der 5.760 griechischen Manuskripte zeigt eine unglaubliche Übereinstimmung. Das ist der sogenannte Mehrheitstext. Früher sagte man, diese Übereinstimmung käme durch eine Revision – aber die hat es nie gegeben. Trotzdem ist die Übereinstimmung da. Das ist der Beweis, dass das der ursprüngliche Text ist.
Nun zum Alten Testament: Auch hier haben wir Tausende von hebräischen Handschriften aus dem Mittelalter. Das ist der sogenannte masoretische Text. Die Rabbiner damals haben beim Abschreiben die Buchstaben und Wörter ausgezählt. Sie wussten zum Beispiel, dass in den fünf Büchern Mose 42 Mal der Buchstabe Aleph vorkommt, 38 Mal Bet, 38 Mal Gimmel und so weiter. So konnte man in der Abschrift nachzählen, und wenn ein Buchstabe fehlte, fiel das sofort auf.
Besonders seltene Wörter und Wortformen haben sie speziell bezeichnet und jeweils am Rand vermerkt. Unten stand, wie oft dieser Begriff vorkommt, damit man in den Abschriften gerade die schwierigen Wörter ganz genau überprüfen konnte.
Dann sagten die Kritiker: Ja gut, aber diese Handschriften sind aus dem Mittelalter. Vor dem Mittelalter hat man bestimmt das Alte Testament verändert. Doch dann kamen die Handschriftenfunde aus der Wüste Judäa. Zuerst in Qumran, in elf Höhlen. Später fand man weitere Handschriften im Wadi Murabba'at und auf Massada.
Diese Handschriften bestätigen die genaue Überlieferung des masoretischen Textes aus dem Mittelalter. Man findet diesen alten masoretischen Text auch dort, bis in die vorchristliche Zeit zurück. Man nennt ihn heute wissenschaftlich den proto-masoretischen Text. Das bedeutet einfach, dass der masoretische Text aus der Zeit vor dem Mittelalter stammt.
Wir haben Abschriften aus dem ersten, zweiten und dritten Jahrhundert vor Christus sowie aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Wir können zeigen, dass dieser Text zuverlässig überliefert wurde – bis in die Antike zurück.
Das bestätigt sich auch im Wort, das in der vollständig gefundenen Jesaja-Rolle aus Qumran steht: Jesaja 40,8: „Das Gras ist verdorrt, die Blume ist abgefallen, aber das Wort unseres Gottes besteht in Ewigkeit.“
Das ist wirklich phantastisch, wie präzise die Bibel überliefert worden ist – ganz im Gegensatz zu unzähligen lateinischen und griechischen Klassikern.
Ich erinnere mich noch, als wir in der Schule Ciceros Briefe gelesen haben. Da hat doch keiner meiner Mitschüler gezweifelt, dass das Cicero ist, obwohl man von solchen Schriften nur einige wenige Dokumente hat. Aber beim Neuen Testament gibt es Probleme beim Zweifeln – obwohl wir Tausende von Zeugen haben.
Die Prophetie als Beweis für die göttliche Herkunft der Bibel
Und nun zum sechsten Punkt: Wie kann man erkennen, dass die Bibel Gottes Wort ist?
„Gut“, sagt der Kritiker, „ich gebe zu, ihr habt immer noch die Bibel wie früher, aber wer sagt schon, dass die Bibel dann auch die Wahrheit ist und nicht einfach ein menschliches Buch?“ Nun, ein ganz wichtiges Argument ist die erfüllte Prophetie. Sie ist Gottes Siegel auf der Bibel.
Ich möchte etwas über Gott und die Prophetie als Einleitung sagen. Hier haben Sie die Zeitachse mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Uns ist allen klar, dass wir über die Vergangenheit und die Gegenwart noch ziemlich zuverlässige Aussagen machen können. Nicht immer, aber das geht ja ganz gut.
Wenn es aber um die Zukunft geht, wird es schwierig. Natürlich kann man über kurzfristige Entwicklungen noch etwas sagen, aber wir wissen auch, wie man sich da immer wieder kräftig täuschen kann.
Warum können wir über die ferne Zukunft nichts Zuverlässiges sagen? Warum versagen wir darin kläglich? Ganz einfach: Weil wir als Geschöpfe an Raum und Zeit gebunden sind. Wir können nicht zurück, wir können nicht nach vorne, wir sind nur in der Gegenwart. Und die fließt ständig vorbei. Was eben Gegenwart war, ist schon vergangen und kann nicht mehr zurückgeholt werden.
Ein Beispiel: Weltausstellung 1893 in Chicago. Spezialisten und Sozialexperten damals erklärten, wie es in hundert Jahren sein wird. Sie sagten:
Erstens, Menschen werden hundertfünfzig Jahre alt werden. Ja, wir haben schon Fortschritte gemacht, das gebe ich zu. Jetzt muss man sogar das Rentenalter erhöhen. Aber das ist eine andere Sache, wir machen hier ja keine Politik.
Zweitens, Regierungen werden es immer einfacher haben, weil sich wahre Größe immer Richtung Einfachheit entfaltet. Ja, da haben wir schon ein Problem, da atmen wir tief durch, nicht wahr?
Drittens, Gefängnisse werden kaum noch gebraucht werden. Man wisse nicht mehr, wohin mit den Kriminellen.
Viertens, Ehescheidungen werden nicht mehr nötig sein. Sie meinten nicht, dass die Leute nicht mehr heiraten, sondern dass die Leute wissen, wie man Probleme löst. Man muss miteinander reden!
So modern sind wir, dass wir eben diese Erwartungen der Moderne nicht erfüllt haben.
Nun, Gott ist nach der Bibel jemand, der Zeit und Raum nicht unterworfen ist. Ich habe das schon erklärt. Darum ist er allgegenwärtig und kann sagen in Jeremia 23,24: „Erfülle ich nicht den Himmel und die Erde?“, spricht der Ewige.
Und die Bibel sagt, auch jenseits des Universums, des Kosmos ist Gott. Er ist der immanente Gott und der transzendente Gott, im Diesseits und im Jenseits allgegenwärtig. Er ist der, der da war, der da ist und der da kommt.
Wenn Gott wirklich der Ewige ist und wenn wirklich der Ewige die Propheten der Bibel inspiriert hat, dann müsste er in der Lage sein, die Zukunft perfekt vorauszusagen. Im Gegensatz zum Hinduismus, denn der Hinduismus glaubt an einen Gott, der die Natur ist, der also selber Brahma ist – an Raum und Zeit gebunden.
Und Sie finden auch keine wahren Prophetien im Hinduismus, auch nicht im Buddhismus. Aber wenn es wirklich der transzendente, ewige Gott ist, der in der Bibel spricht, dann muss das möglich sein.
Gott sagt das auch so. Zum Beispiel im Buch Hesekiel. Im Propheten Hesekiel sagt Gott Dinge voraus und immer wieder wie ein Refrain. Ich habe ausgezählt: Refrain mit Variationen. Alle Variationen zusammengerechnet kommen 77 Mal vor, dass man erkennen wird, dass ich der Ewige bin, oder dass man erkennen wird, dass ich der ewige Yahweh bin, wenn die Prophetie in Erfüllung geht.
Wir Menschen können es nicht, aber Gott kann es, der Gott der Bibel. Er verkündet und fordert die Götter der anderen Religionen heraus: die Götter Ägyptens, der Kanaaniter, der Babylonier, der Assyrer und so weiter.
Jesaja 41,23 verkündet das späterkommende, damit wir erkennen, dass ihr Götter seid. Nun, wo sind die Prophezeiungen der Kanaaniter, der Ägypter, der Babylonier? Sie können diese ganze Wahrsagerei vergessen, so wie die Wahrsagerei von heute.
Die wissen ja jeweils nicht einmal, wer Weltmeister wird bei der WM. Es ist auch unglaublich: Mein jüngster Sohn, der ist dreizehn, kann mir ziemlich gut erklären, wer wahrscheinlich Weltmeister wird – und das könnte sogar stimmen. Aber immer wieder haben Wahrsager, Hellseher und Astrologen solche Dinge vorausgesagt und lagen falsch. Sie wissen nicht mal solche Dinge. Also spricht durch sie nicht der ewige Gott.
Die Bibel ist das einzige Buch der Welt, das absolut zuverlässige und detaillierte Aussagen über die Zukunft machen kann.
Oft geht es bei der Wahrsagerei nach dem Motto: So wenig wie möglich Einzelaussagen und diese so allgemein wie möglich, damit man sie im Nachhinein schön drehen kann.
Zum Beispiel gibt es die Anekdote, dass ein König eine Gesandtschaft zum Orakel von Delphi schickt, um zu fragen, wie es mit dem Krieg ausgehen wird, den er vorhatte. Das Orakel sagt: „Du wirst ein Königreich zerstören.“ Er ging in den Krieg, kam als Verlierer zurück und beschwerte sich in Delphi. Die Antwort lautete: „Wir haben dir gesagt, du wirst ein Königreich zerstören, aber wir haben dir nicht gesagt, welches.“
Messianische Prophetie und ihre Erfüllung in Jesus Christus
Ich möchte jetzt kurz über messianische Prophetie sprechen. Jesus Christus erfüllte durch sein Kommen vor etwa 2000 Jahren über 300 Prophezeiungen aus dem Alten Testament über den Messias. Der Messias ist, wie bereits erwähnt, der im Alten Testament verheißene Erlöser für Israel und alle Völker der Welt.
Ich war sehr überwältigt, als ich mit 14 Jahren ein Buch von einem amerikanischen Juden namens John Meldau las: „Der Messias in beiden Testamenten“. Er legte dar, wie der Messias im Tanach, dem hebräischen Alten Testament, vorausgesagt war und wie sich diese Prophezeiungen in Jesus Christus erfüllten. Das bestärkte mich sehr im Glauben. Meldau spricht von über dreihundert erfüllten Prophezeiungen, behandelt aber nicht alle.
Da ich kein Buch kannte, in dem alle Prophezeiungen aufgeführt waren, begann ich, das selbst zu sammeln. Ich las systematisch das Alte Testament, Kapitel für Kapitel, Buch für Buch. Jedes Mal, wenn ich eine Prophezeiung fand, die auf Jesus Christus hinwies, trug ich sie in meine Liste ein. Damals schrieb ich noch handschriftlich: erstens, zweitens, drittens, viertens und so weiter. Schließlich kam ich auf 299, 300, 301, 302 Prophezeiungen. Sie können sich vorstellen, wie sehr mich das im Glauben bestärkte.
Auch in Diskussionen mit Lehrern in der Schule, wenn es um das Christentum und die Glaubwürdigkeit der Bibel ging, brachte ich diese Argumente vor. Keiner konnte ihnen widerstehen – das ist auch nicht möglich! Die Argumente sind sehr stichhaltig und betreffen ganz konkrete Dinge.
Darum schrieb ich damals auch meine Abiturarbeit in Geschichte über den Messias. Diese Arbeit wurde später mein erstes Buch, das in viele verschiedene Sprachen übersetzt wurde. Die letzte Übersetzung war ins Tadschikische, also für ein muslimisches Land.
Im Alten Testament wird vorausgesagt, dass der Messias ein Nachkomme von König David sein wird. Das lässt sich durch die Geschlechtsregister belegen, die im öffentlichen Archiv in Jerusalem aufbewahrt werden. Er musste in Bethlehem geboren werden. Er sollte als Fürst im Jahr 32 nach Christus auftreten, gemäß den Jahrwochenprophezeiungen aus dem Buch Daniel. Diese wurden von Robert Anderson zusammen mit Astronomen aus Greenwich genau nachgerechnet.
Weiterhin sollte der Messias von der Masse seines Volkes abgelehnt und gekreuzigt werden. David sagte voraus, dass seine Hände und Füße durchbohrt würden – zu einer Zeit, als es die Kreuzigung noch gar nicht gab. Danach sollten Jerusalem und der Tempel zerstört werden, was im Jahr 70 nach Christus geschah. Daraufhin sollte das Volk der Juden unter alle Nationen der Welt zerstreut werden, was tatsächlich eintrat.
Damals verloren die Juden ihr eigenes Land und wurden zu geächteten Wanderern. Sie zogen von einem Ghetto zum anderen, wurden von verschiedenen Völkern gehasst und waren unerwünscht. Das Alte Testament prophezeite auch, dass sie ständig verspottet und verfolgt würden. All das hat sich bis in unsere Zeit erfüllt.
Diese Erkenntnisse gaben mir Mut, mich weiter mit Prophetie zu beschäftigen. Besonders intensiv studierte ich das Buch Daniel, das aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus stammt. Es enthält viele Prophezeiungen über die Weltgeschichte, die bereits eingetroffen sind.
Ich zählte für mich alle prophetischen Aussagen und Informationen auf: erstens, zweitens, drittens – und kam auf über zweihundert erfüllte Prophezeiungen über Babylon, Persien, Griechenland, Rom, Syrien, Ägypten und Israel. Das ist fantastisch, nicht wahr? Man kann jeden Punkt mit Geschichtsbüchern detailliert belegen.
Darüber schrieb ich ebenfalls ein Buch mit dem Titel „Weltgeschichte im Visier des Propheten Daniel“. Darin behandele ich diese über zweihundert Prophezeiungen und gebe stets die entsprechende Geschichtsliteratur als Beleg an.
Natürlich gibt es Kritiker, die behaupten, echte Prophetie könne es nicht geben. Sie sagen, das Buch Daniel sei erst nach der Erfüllung der Ereignisse geschrieben worden – etwa im zweiten Jahrhundert vor Christus. Bis dahin seien die meisten Prophezeiungen erfüllt gewesen, so ihre Argumentation.
Doch zum Beispiel die Jahrwochenprophezeiung aus Daniel geht über diese Zeit hinaus bis ins Jahr 32 nach Christus. Sie erfüllte sich exakt in diesem Jahr, als der Messias kommen und ermordet werden sollte. Außerdem wird dort vorhergesagt, dass ein Volk den Tempel und die Hauptstadt Jerusalem zerstören würde.
Die Kritiker müssten also Daniel auf eine Zeit nach 70 nach Christus datieren. Das geht aber nicht, da man Daniel-Fragmente in Qumran gefunden hat. Trotzdem behaupten sie, das Buch sei eine Fälschung aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus.
Komisch ist auch, dass im Judentum bekannt war, dass es keine Propheten mehr gab und keine Bücher mehr zur Bibel hinzugefügt wurden. Und plötzlich soll das Buch Daniel erst später entstanden sein – wie passt das zusammen?
Aber das ist noch nicht alles. Das Buch Daniel ist auf Hebräisch geschrieben, wobei einige Kapitel auf Aramäisch verfasst sind. Heute wissen wir genau, wie Hebräisch im sechsten Jahrhundert vor Christus gesprochen wurde. Ebenso kennen wir die Grammatik und den Sprachgebrauch des Hebräischen im zweiten Jahrhundert vor Christus, im ersten und zweiten Jahrhundert nach Christus und bis heute.
Das Gleiche gilt für das Aramäische: Wir wissen, wie es im sechsten, zweiten und ersten Jahrhundert vor Christus bzw. nach Christus gesprochen wurde. Im Buch Daniel findet sich jedoch Hebräisch und Aramäisch, wie es im sechsten Jahrhundert vor Christus üblich war.
So lässt sich eindrücklich beweisen, dass das Buch Daniel tatsächlich zu dieser Zeit geschrieben wurde und die Prophezeiungen wörtlich eingetroffen sind.
Endzeitprophetie und ihre Erfüllung in der Gegenwart
Dann noch etwas über Prophetie und die Endzeit. Ich schreibe an einem Buch, das am Anfang als kleines Büchlein geplant war, aber inzwischen zu einem dicken Buch geworden ist. Jetzt ist es bald fertig. Darin behandle ich die Prophetie über die Endzeit.
Nach der Bibel ist die Endzeit die Zeit, in der die lange Zerstreuung der Juden zu Ende geht und sie wieder in das Land ihrer Väter zurückkehren. Dort gründen sie einen Staat und so weiter.
Ich habe mehr als 160 Prophezeiungen gefunden, die sich ab dem Jahr 1882 erfüllt haben. Das war die Zeit, als die ersten Juden begannen, massenweise wieder in das Land ihrer Väter zurückzukehren – bis heute, also 2011. Es sind 160 konkrete Einzelaussagen, die sich erfüllt haben.
Allein diese Zahl ergibt schon mehr als 300, mehr als 200, mehr als 500 – und dann über 160. Insgesamt können wir also ohne Probleme mehr als 660 erfüllte Prophezeiungen nachweisen.
Fragt man Buddhisten, ob sie eine Liste mit 660 erfüllten Prophezeiungen vorlegen können, oder Muslime, andere Gruppen oder Atheisten, dann kann das niemand. Aber wir können das! Und jetzt verstehen Sie, warum wir glauben, dass die Bibel heute noch gültig ist.
Diese Prophetie über die Endzeit enthält konkrete Aussagen wie: Die Juden werden aus aller Welt zurückkehren in das Land ihrer Vorfahren. Wir sind Augenzeugen, wie sie aus allen fünf Kontinenten und aus über hundert Ländern zurückgekehrt sind – über drei Millionen Menschen. Der Staat soll wieder gegründet werden. Die Wüste soll wieder aufblühen.
Israel ist heute weltweit führend darin, die Wüste zurückzudrängen. Deshalb wird dieses Wissen auch in die Dritte Welt gebracht, um dort gegen Hungersnot zu kämpfen. Alttestamentliche Städte sollen wieder zum Leben erwachen. Heute sind das moderne Städte mit pulsierendem Leben.
Hebräisch, das zwischenzeitlich ausgestorben war, sollte wieder eine lebendige Sprache werden. Das ist bisher einmalig: Eine Sprache, die mehr als tausend Jahre tot war, wurde wieder lebendig. Heute sprechen wir Hebräisch. Es ist eine lebendige Sprache.
Ich kann kein Latein sprechen, obwohl ich es sechseinhalb Jahre gelernt habe. Man kann höchstens Texte rezitieren, zum Beispiel aus dem Gallischen Krieg: „Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae...“ Gallien war völlig in drei Teile geteilt, und einer davon wurde von den Belgiern bewohnt. Latein ist eine tote Sprache geblieben, aber Hebräisch ist wirklich lebendig.
Die umliegenden Völker wollen Israel ausrotten. Das ist ein zentrales Thema und ein andauernder Konflikt. Der Tempelberg soll dramatisch befreit werden – das ist geschehen und beschäftigt die gesamte Weltpolitik.
Und so geht es weiter. Diese Ereignisse sind einzigartig.
Jesaja 53 als Beispiel messianischer Prophetie
Zum Schluss möchte ich ein konkretes Beispiel für messianische Prophezeiung anführen: Jesaja 53. Dieses Kapitel hat die meisten der etwa eine halbe Million an Jesus Christus gläubigen Juden zum Glauben geführt. Es handelt sich um echte Prophetie, denn in Qumran wurde eine vollständige Jesajarolle aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus gefunden. Jesaja 53 ist darin enthalten. Ich habe die Rolle durchgelesen, und die gesamte Prophetie ist darin enthalten.
Schon gemäß dem Zeugnis der alten Rabbiner im Judentum spricht Jesaja 53 über den Messias. Das ist ersichtlich aus dem babylonischen Talmud, Sanhedrin 98b, aber auch aus dem Targum Jonathan. Dort wird beschrieben, wie der Messias, der eigentlich so sehr von seinem Volk ersehnt wurde, dennoch von der Masse verworfen wird.
In prophetischer Vergangenheitsform wird das lebendig geschildert, und das schon etwa 700 Jahre vor Golgatha. Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann, der Schmerzen kannte und mit Leiden vertraut war, wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt. Er war verachtet, und wir haben ihn für nichts geachtet.
„Fürwahr, er hat unsere Leiden getragen, und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen. Wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch um unserer Übertretung willen war er verwundet, um unserer Missetat willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Doch dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen; er hat ihn leiden lassen. Wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird, so wird er Samen sehen, er wird seine Tage verlängern, und das Wohlgefallen des Herrn wird in seiner Hand gedeihen.“
Dies ist nur ein Ausschnitt aus diesem Kapitel, in dem deutlich gemacht wird, wie der Messias als Opfer für unsere Sünden stellvertretend sterben wird. Das war die Botschaft, die die Christen durch alle Jahrhunderte hindurchgetragen haben: Jesus Christus ist wirklich für unsere Sünden am Kreuz gestorben. Er ist am dritten Tag auferstanden. Jeder Mensch, der seine persönliche Schuld Gott im Gebet bekennt, bereut und glaubt, dass Jesus Christus die Strafe getragen hat, die er verdient hat – die ich verdient habe –, dem vergibt Gott die ganze Schuld.
Diese Botschaft verkünden fundamentalistische Christen auch heute. Sie stehen dazu, auch in einer modernen Zeit. Sie haben gesehen, dass sie die Argumente überhaupt nicht fürchten müssen. Nein, sie stellen sich diesen Argumenten gerne. Doch es ist nicht nötig zu streiten. Vielmehr müssen sie einfach erklären, warum sie daran glauben, warum sie davon überzeugt sind und warum sie weiterhin daran festhalten.
Persönliche Erfahrungen und der Wert des Glaubens
Am kommenden Samstag werde ich in der Schweiz eine öffentliche Debatte führen. Eingeladen von den Freidenkern geht es um die Frage, woher Ethik und Moral kommen – von Gott oder von der Evolution. Auf Seiten der Freidenker wird eine Neurologin, Doktor Strasser, teilnehmen. Ich werde den Standpunkt der christlichen Fundamentalisten vertreten.
Aber Sie wissen ja, was Fundamentalisten sind. Ich habe kein Maschinengewehr oder Sprenggürtel dabei, nicht wahr? Nein, es geht darum, miteinander zu sprechen und Argumente vorzutragen. Wir zwingen niemanden, sondern möchten einfach zeigen, warum wir heute noch an unseren Glauben festhalten können. Und es ist wirklich so.
Dann hält auch unser Leben. Selbst in den Stürmen des Lebens bricht das Haus nicht zusammen. In unserer Familie haben wir ebenfalls schwere Dinge erlebt. Aber das können die meisten Menschen von sich erzählen, was sie alles im Leben schon erfahren haben.
Stellen Sie sich vor: Im Jahr 2009 waren wir mit den meisten Kindern in der Wildnis von Kanada. Ich sollte anschließend noch Vorträge im Mittleren Westen halten. Dort, in der Wildnis, erhielt ich eine Nachricht: Mein ältester Sohn war im Fluss, dort wo wir wohnen, ums Leben gekommen. Das sind wirklich diese Stürme des Lebens, von denen das Fundamentalistengleichnis spricht.
Wir können nicht stolz auf uns sein, gar nicht. Aber wir müssen sagen: Es lohnt sich, wenn man dieses Fundament, Jesus Christus, hat. Dann ist es ganz anders, wenn man durch die Schwierigkeiten des Lebens geht. Man braucht nicht zu verzweifeln.
Es ist sowieso etwas ganz Eigenartiges, wie ich vorbereitet war. Am Tag zuvor hörte ich morgens draußen in der Wildnis jemanden schreien. Ich ging auf den Balkon, um zu sehen, was los ist. Dort war jemand im Fluss, der am Ertrinken war. Wir sind sofort aus dem Haus raus, ich wollte ein Boot holen. Ein anderer kam mit, wir nahmen ein Motorboot und fuhren sofort hin. Doch es war schon zu spät – vielleicht eine oder zwei Minuten zu spät.
Ich sah ihn noch im Wasser. Er war ganz auf der anderen Seite bei einem Biberbau. Ich überlegte, ob ich hinschwimmen sollte, doch ich dachte, es ist wahrscheinlich auch schon zu spät. Wir fanden ihn nicht mehr. Das Wasser war braun und dunkel. Wir suchten mit dem Paddel, das war eine Erschütterung.
In der darauffolgenden Nacht, als wir in der Wildnis zelteten, musste ich kurz raus. Da sah ich den Sternenhimmel. Noch nie habe ich ihn so gesehen – eine solche Vielzahl von Sternen. Das war fantastisch. So habe ich das noch an keinem Ort der Welt erlebt wie dort, auf der Höhe der nördlichsten transkanadischen Route. Fantastisch! Da habe ich so richtig die Größe Gottes gesehen.
Am nächsten Tag kam dann die Nachricht. Aber ich muss sagen: Wir waren innerlich nie so verzweifelt, dass wir an Verzweiflung gedacht hätten. Dieses Durchgetragenwerden ist einfach eine echte Erfahrung. Man kann lange darüber diskutieren, aber es ist Wirklichkeit: dieses Fundament Jesus Christus.
Das wünsche ich jedem. Denn obwohl wir in einer Gesellschaft mit Überfluss leben, gibt es so viel Not – so viel versteckte Not! Ich muss auch oft oder immer wieder Seelsorge machen. Da sieht man manchmal in die Hintergründe von Menschen hinein. Es ist unglaublich, was dahinter steckt.
Wenn man einen solchen Gott kennt, der wirklich ein Fels ist, auf dem man festen Grund unter den Füßen hat, dann ist das wunderbar. Das wünsche ich jedem, der hier ist.
Danke fürs Zuhören!