Die Vergebung der Vergehungen und die Bedeutung des Gesetzes Mose
Wir fahren weiter in Kolosser 2,14. Nach dieser wunderbaren Botschaft, in der er uns alle Vergehungen vergeben hat – ein Satz, der uns völlig entlastet und innerlich vor Gott zur Ruhe bringt – sagt der Apostel weiter: „Als er ausgetilgt hat die uns entgegenstehende Handschrift in Satzungen, die gegen uns war, hatte er sie auch aus der Mitte weggenommen, indem er sie an das Kreuz nagelte.“
Als er die Fürstentümer und die Gewalten ausgezogen hatte, stellte er sie öffentlich zur Schau, indem er durch dasselbe über sie einen Triumph hielt.
Nun nimmt der Apostel Bezug auf das Gesetz Mose und nennt das Gesetz Mose „die Handschrift in Satzungen, die gegen uns war“. Gemeint ist das Gesetz Mose, also die Gebote, die Gott Israel am Sinai gegeben hat, in Verbindung mit dem Bund, den Gott mit Israel geschlossen hat.
Dieses Gesetz zeigt uns, wie Gott denkt, was er als böse verurteilt und was in seinen Augen gerecht und richtig ist. Darum müssen wir unterscheiden: Das Gesetz hat verschiedene Funktionen.
Einerseits war es für Israel gegeben als ein Riegel, ein Schutz gegen die Sünde. Man muss sich vorstellen: Gott hatte ein Sklavenvolk befreit aus dem Druck in Ägypten. Wenn ein Volk frei wird, besteht die Gefahr, alle Maßstäbe über den Haufen zu werfen.
Indem Gott das Gesetz am Sinai Israel durch Mose übergab, gab er Israel für das weitere Leben als Volk ganz klare Ordnungen – eben Riegel gegen die Sünde –, sodass das Leben als Volk Israel überhaupt möglich war.
Das war so, ähnlich wie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1989. Wir mögen uns erinnern, wie Gorbatschow eine sehr große Rolle spielte mit Glasnost und Perestroika. Glasnost bedeutet Durchsichtigkeit, Perestroika Umstrukturierung. Dadurch brach die Sowjetunion ganz zusammen.
Man hat Gorbatschow in Israel gesagt: „Sie haben etwas Ähnliches gemacht wie mit uns in Ägypten. Sie haben ein Volk freigesetzt, aber Sie haben vergessen, was Mose dann gemacht hat. Er hat Israel ein Gesetz gegeben.“ Das hatte Gorbatschow nicht gegeben – also klare ethische Grundlagen, wie es nach der Sklaverei der Sowjetunion in der Freiheit weitergehen soll. Klare Orientierung ist nötig.
Nun, Israel hat das bekommen. So hatte das Gesetz die Funktion, ein Riegel gegen die Sünde zu sein, um ein normales Leben zu ermöglichen.
Die vielfältige Funktion des Gesetzes: Siegel, Spiegel und Pädagoge
Aber das Gesetz ist auch ein Siegel, ein Siegel der Heiligkeit Gottes. Wenn man die Tora studiert, lernt man, wie Gott ist und wie gerecht Gott ist. Es ist ein Siegel der Gerechtigkeit Gottes. Aber die Tora ist auch ein Spiegel. Darin kann jeder, der denkt: „Ich bin eigentlich schon recht“ und „All das Gute, was ich getan habe, wird vor Gott schon irgendwie die Waage halten“, erkennen, dass dem nicht so ist.
Nein, das Gesetz Mose ist ein Spiegel – und das gilt auch für Nichtjuden, die sich das vor Augen führen. Es sind nicht nur die Zehn Gebote, die ja gewissermaßen eine Zusammenfassung von all den Hunderten von Geboten sind, die in 2., 3., 4. und 5. Mose aufgeschrieben sind. Wenn man diese studiert, sieht man: Wenn das Gottes Anforderungen sind, dann bin ich ein Sünder.
So können wir das Gesetz auch dazu benutzen, Menschen – auch Nichtjuden, die nicht unter dem Gesetz stehen – zu überzeugen. Es zeigt, dass Gott Israel diese geforderte Gerechtigkeit gegeben hat. Da kann niemand sagen: „Ich bin schon gerecht.“ Das Gesetz ist ein Spiegel, der zeigt, was für eine Fratze wir von Natur aus haben. Wir sind Sünder.
Der Apostel Paulus erklärt diesen Gebrauch des Gesetzes in 1. Timotheus 1. Er spricht dort über Irrlehre. Diese Irrlehren ähneln sehr der heutigen sogenannten Hebrew Roots Bewegung. Das ist eine problematische Bewegung, die versucht, die Gläubigen der Gemeinde unter das Gesetz von Sinai zu bringen – ganz entgegen dem, was das Alte und das Neue Testament lehren.
Das Alte Testament sagt, dass dieses Gesetz für Israel bestimmt war. Israel sollte durch dieses Gesetz von den anderen Völkern abgetrennt werden. Darum gab Gott Israel zum Beispiel koschere Gesetze beim Essen. Das macht es schwierig, zu Besuch zu gehen. Wer mit Laktoseintoleranz oder anderen Unverträglichkeiten zu tun hat, weiß, wie kompliziert das sein kann. Heute sind die Menschen zwar etwas verständnisvoller, aber immer wieder zu sagen: „Nein, das kann ich nicht essen“, ist schwierig.
Wenn man dann eingeladen wird und sagt: „Nein, das kann ich nicht essen“, und wenn das Essen noch bestimmte Zutaten enthält, kann man kaum Gemeinschaft haben. Gott wollte Israel durch soziale Trennung von den Heidenvölkern und ihrem Götzendienst absondern. Außerdem gab er ihnen den Sabbat.
Das ist ebenfalls schwierig in einer Gesellschaft, die am Samstag arbeitet und zur Schule geht. Manche haben deshalb jüdische Schulen gegründet. In Zürich zum Beispiel gab es Fälle, in denen der Schulkollege die Tasche am Sabbat tragen musste, weil man selbst nicht arbeiten darf. Man geht dann trotzdem in die Schule – das ist kein Arbeiten. Aber es funktioniert nicht richtig.
Gott wollte dadurch Israel von den übrigen Völkern absondern. Die Hebrew Roots Bewegung zerstört genau diese Absonderung Israels. Man sollte nach Jescha gehen und mit Rabbinen in Judäa und Samaria sprechen. Dort findet man Rabbiner, die über diese Bewegung nicht erfreut sind. Sie sagen: „Diese Bewegung zerstört unsere Absonderung! Sie wollen alle zu Juden machen, aber das sind sie nicht!“
Solche Irrlehren gab es damals häufig. Im ersten Timotheusbrief wird das auch angedeutet. Dort heißt es von solchen, die leeres Geschwätz lehren: „Von einigen, die abgeirrt sind und sich zu leerem Geschwätz gewandt haben, die Gesetzlehrer sein wollen“ (1. Timotheus 1,6-7). Sie wollen Experten für das Gesetz Mose sein und den Bund am Sinai vertreten, verstehen aber weder, was sie sagen, noch was sie fest behaupten.
Der Apostel sagt, sie begreifen es gar nicht. Das trifft genau auf die Hebrew Roots Bewegung zu. Sie verstehen weder, was sie sagen, noch was sie fest behaupten.
Dann sagt Paulus: „Wir wissen aber, dass das Gesetz gut ist.“ Ja, die Tora ist wirklich gut. Es ist Gottes Wort und wurde nicht aus der Bibel gestrichen. Aber man muss wissen, für wen was gilt. Das Gesetz wurde Israel gegeben, nicht der Gemeinde und nicht den übrigen Völkern.
Darum sagt Paulus: „Wir wissen aber, dass das Gesetz gut ist, wenn jemand es gesetzmäßig gebraucht, indem er weiß, dass das Gesetz nicht für den Gerechten bestimmt ist.“ Das Gesetz gilt also nicht für diejenigen, die sich bekehrt haben, an den Messias geglaubt und durch den Glauben gerechtfertigt worden sind (vgl. Römer 5,1). Sie sind nicht mehr unter dem Gesetz von Sinai.
Paulus sagt auch in Römer 7, dass mit dem Tod Christi jeder, der unter dem Gesetz stand, von dem Gesetz befreit ist. Das Gesetz gilt nur, solange jemand lebt. Wenn jemand zum Beispiel eine Bank überfällt – sagen wir die Raiffeisenbank in Erlinsbach – und es gibt eine Verfolgungsjagd durch die Polizei, bei der er mit seinem Ferrari in eine Betonmauer fährt und stirbt, dann gibt es keine Verfolgung mehr. Die Sache ist erledigt.
Das liegt daran, dass das Gesetz nur so lange Gültigkeit hat, wie jemand lebt. Das ist etwas sehr Ungewöhnliches. Vor kurzem wurde in Russland noch ein Prozess über einen Toten geführt, was aber abgelehnt wurde. Es ist eigentlich klar, dass mit dem Tod die Bedeutung des Gesetzes aufhört. Das sagt Paulus auch in Römer 7.
Das gilt auch für die Tora: Sie gilt und verfolgt einen Menschen, solange er lebt. Aber Paulus sagt den messiasgläubigen Juden in Rom: „Ihr seid durch den Tod Christi im Gesetz gestorben.“ Das heißt, es gibt keine Verfolgung mehr.
Er sagt weiter: „Das Gesetz ist nicht für den Gerechten bestimmt, sondern für Gesetzlose und Zügellose, für Gottlose und Sünder, für Unheilige und Ungöttliche, für Vaterschläger und Mutterschläger, für Menschenmörder, Hurer, Knabenschänder, Menschenräuber, Lügner, Meineidige und für alles, was der gesunden Lehre entgegensteht, gemäß dem Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes, das mir anvertraut worden ist“ (1. Timotheus 1,9-11).
Also sagt er, dass wir das Gesetz gesetzmäßig gebrauchen müssen. Es hilft, Menschen, die Sünder sind, von ihrer Sünde zu überführen. Aber nicht, indem wir lehren, dass alle Menschen unter einem Gesetz stehen. Das Gesetz dient als Spiegel, der zeigt, dass in uns eine sündige Natur steckt.
Nämlich jedes Mal, wenn Gott sagt: „Du sollst nicht“, kommt der Gedanke: „Oh, das könnte ich eigentlich machen.“ Und wenn die Bibel sagt: „Du sollst“, kommt der Gedanke: „Das möchte ich eigentlich nicht machen.“ Komisch, woher kommt das?
Das Gesetz ist ein Riegel, ein Siegel und ein Spiegel. Es hilft, auf Christus hinzuweisen. Das ist auch das, was wir aus Galater 4 lernen.
Das Gesetz als Pädagoge bis zum Kommen Christi
Dort wird das Gesetz als Pädagoge bezeichnet. Gott hat das Gesetz für Israel als Pädagoge gegeben, und zwar bis auf den Messias, bis auf Christus.
Im Galaterbrief, Kapitel 3, lese ich ab Vers 23: Bevor aber der Glaube kam, also das Zeitalter, in dem verkündet wird, dass wir durch den Glauben an den Messias errettet werden, wurden wir – Paulus sagt hier nicht „ihr“, er spricht nicht die Heiden an, sondern er sagt „wir“, also die Juden – unter dem Gesetz verwahrt. Wir sehen diesen Unterschied auch in Epheser 2 zwischen „ihr“ und „wir“.
Bevor der Glaube kam, wurden wir, das heißt die Juden, unter dem Gesetz eingeschlossen, verwahrt auf den Glauben hin. Das bedeutet, bis auf die Zeit, wenn der Messias kommt und gelehrt wird, dass derjenige, der an den Messias Jesus glaubt, durch seinen Glauben gerechtfertigt wird. Wir waren also auf den Glauben hin eingeschlossen, der offenbart werden sollte, der in der Zukunft kommen sollte.
Das Gesetz ist unser Erzieher gewesen, auf Christus hin, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden. Das Wort für Erzieher ist Paidagogos, der Pädagoge. Bei den alten Griechen war das typischerweise ein Sklave, ein gewillter Sklave, der die Kinder in die Schule begleiten musste. Er verbrachte auch die Freizeit mit ihnen und sollte ihnen interessante Dinge beibringen, zum Beispiel aus der Natur. Das war der Paidagogos.
Paulus sagt, Christus ist unser Pädagoge gewesen, auf den Messias hin. Das Volk Israel sollte durch das Gesetz lernen, dass wir gar nicht fähig sind, diese Gebote einzuhalten. Wir haben etwas Böses in uns, das dem Gesetz genau widerspricht. Deshalb brauchen wir einen Erlöser.
Der Sinn des Gesetzes war also, uns zur Überzeugung zu führen, dass wir verzweifelt über uns selbst sind. Wir können es gar nicht schaffen. Wir brauchen einen Retter, der uns von der Macht der Sünde in uns befreit und uns die Kraft gibt, gottgemäß zu leben.
Die Handschrift in Satzungen und ihre Aufhebung am Kreuz
Nun gehen wir zurück zu Kolosser 2. Dort erläutert Paulus, dass die Handschrift des Gesetzes in Satzungen geschrieben war. Satzungen bezeichnet feste Gebote Gottes, die nicht relativ sind und nicht dem Zeitgeist angepasst werden. Es handelt sich um unveränderliche Grundsätze.
Im Hebräischen entspricht das im Alten Testament dem Wort Chuk, Chukim, also Satzungen. Dieses Wort stammt von einer Wurzel, die „eingraben“ bedeutet. Es beschreibt etwas, das in Stein gemeißelt ist. Eintagsfliegen an Ideen meißelt man nicht in Stein, aber eine Satzung ist gewissermaßen etwas, das in Stein gemeißelt ist.
Die Handschrift in Satzungen enthielt also ganz feste Grundsätze, die gegen uns waren. Das Gesetz verurteilt alle Menschen: die, für die es gegeben wurde, das Volk Israel, und auch alle anderen Völker. Wenn sie das Gesetz betrachten und sich überlegen, wie es wäre, es wirklich zu befolgen, sehen sie, dass sie Sünder sind. Das Gesetz verurteilt die ganze Welt.
Aber nun heißt es hier, Gott hat uns alle Vergehungen vergeben. Er hat die uns entgegenstehende Handschrift in Satzungen ausgelöscht. Diese Handschrift, die gegen uns war, hat er aus der Mitte weggenommen, indem er sie ans Kreuz nagelte. Die Anklageschrift wurde ans Kreuz genagelt.
Der Herr Jesus wurde ans Kreuz genagelt. Er hat in seinem Leben als einziger Mensch die Tora wirklich eingehalten. Manche behaupten, Jesus hätte ständig das Gesetz gebrochen, etwa am Sabbat Dinge getan, die gegen das Gesetz waren. Doch das stimmt nicht. Er hat das Gesetz immer so eingehalten, wie es ursprünglich gemeint war.
Wer hat Mose das Gesetz gegeben? Ja, Gott, der „Ich bin, der ich bin“. Im Neuen Testament nennt sich Jesus ebenfalls „der Ich bin“. Er sagt in Johannes 8,24: „Wenn ihr nicht glaubt, dass ich bin, werdet ihr in euren Sünden sterben.“ Jesus kannte das Gesetz genau und wusste, wie man es richtig anwendet. Deshalb hat er es ganz korrekt erfüllt – nicht so, wie es teilweise falsch von den Rabbinern ausgelegt wurde.
Er ist der Einzige, der das Gesetz vollkommen erfüllt hat. Deshalb sagt er in Matthäus 5,17 in der Bergpredigt: „Denkt nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen.“ Erfüllen bedeutet auch „völlig zur Geltung bringen“, wie die Fußnote der Elberfelder Bibel erklärt.
In seinem Leben hat Jesus das Gesetz Mose zur Vollendung gebracht und genau gezeigt, wie jemand perfekt nach Gottes Gedanken, nach Gottes Tora lebt. Er sagt, er sei nicht gekommen, um die Tora aufzulösen. Das Wort „auflösen“ (katalyo) bedeutet auflösen und zerstören. Jesus ist nie gekommen, um die Tora zu zerstören, sondern um sie vollkommen darzustellen.
Gleichzeitig macht er im Neuen Testament klar, dass die Gemeinde heute nicht mehr unter diesem Gesetz steht. Korrekt gesagt: Die Gemeinde stand nie unter dem Gesetz. Aber die Gläubigen aus Israel, die jetzt Gläubige der Gemeinde sind, stehen nicht mehr unter dem Gesetz.
Diese Handschrift in Satzungen war gegen uns und hat uns alle verurteilt. Doch sie wurde ans Kreuz genagelt. Indem Jesus, der das Gesetz vollkommen erfüllt hat, am Kreuz starb, nahm er die Strafe auf sich, die wir verdient haben. Wir wurden durch Gottes Gerechtigkeit im Gesetz verurteilt.
Jetzt ist diese Handschrift ans Kreuz genagelt, und die Anklage ist aufgehoben. Alles ist vergeben, weil er uns alle Vergehungen vergeben hat, als er die uns entgegenstehende Handschrift ausgelöscht hat.
Der Triumph über Fürstentümer und Gewalten am Kreuz
Und dann steht weiter in Vers 15: Als das geschehen war, als Jesus so am Kreuz war und damit die Anklageschrift auf sich genommen hat, sodass sie uns nicht mehr trifft, da heißt es in Vers 15, dass er noch mehr getan hat.
Als er die Fürstentümer und die Gewalten ausgezogen hatte, stellte er sie öffentlich zur Schau. Der Ausdruck „die Fürstentümer und Gewalten“ ist ein Begriff, der immer wieder im Neuen Testament vorkommt. Er bezeichnet die Engelwelt, die in verschiedene hierarchische Kategorien eingeteilt ist.
In Kolosser 1,16 hatten wir gelesen, dass der Herr Jesus der Schöpfer aller Dinge ist – der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. Dort wird es so ausgedrückt: „Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde sind, die Sichtbaren und die Unsichtbaren, seien es Throne, Herrschaften, Fürstentümer oder Gewalten; alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.“
Hier wird also in Verbindung mit den unsichtbaren Dingen im Himmel von verschiedenen Abstufungen von Engeln gesprochen. Es gibt Thronengel, das sind mächtige Cherubim, die um den Thron Gottes herum sind, wie zum Beispiel in Ezechiel 1 beschrieben. Diese Cherubim haben Gesichter wie ein Löwe, einen Ochsen, einen Adler oder einen Menschen. Auch in Offenbarung 4 finden wir bei dem Thron Gottes vier lebendige Wesen, die solche Thronengel um den Thron Gottes darstellen.
Throne, Herrschaften, Fürstentümer und Gewalten drücken also verschiedene Kategorien in der Engelwelt aus.
Es ist jedoch so, dass ein Drittel der Engelwelt mit Luzifer abgefallen ist. Offenbarung 12 spricht von Luzifer als dem Drachen, der ein Drittel der Sterne mit sich gerissen hat. In Hiob 38,7 werden die Engel mit Sternen verglichen, mit himmlischen Lichtern. Ein Drittel hat Luzifer mitgezogen, und diese Engel sind zu Dämonen geworden.
Am Kreuz hat Jesus die Fürstentümer und die Gewalten ausgezogen. Die Elberfelder Fußnote erklärt das sehr schön: Es bedeutet, dass sie völlig entwaffnet wurden. Die dämonischen Mächte, Satan selbst, wurden am Kreuz besiegt und völlig entwaffnet.
Der Herr Jesus hat uns also nicht nur von unserer Schuld befreit, die er uns vergeben hat (Vers 13), sondern auch aus dem Reich der Schlange. Wir waren Gefangene im Reich der Schlange. In Epheser 2 sehen wir, dass wir unter dem Einfluss des Fürsten der Gewalt der Luft standen, des Geistes, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirksam ist. Durch die Bekehrung sind wir jedoch auch von der Macht Satans befreit.
Ich möchte das noch einmal mit Kolosser 1,12 unterstreichen: „Danksagend dem Vater, der uns fähig gemacht hat zum Anteil am Erbe der Heiligen im Licht, der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt hat in das Reich des Sohnes seiner Liebe.“
Wir haben die Erlösung und die Vergebung der Sünden. Es heißt, dass er uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis. Die Gewalt der Finsternis ist das Königreich der Schlange, von Satan. Dort waren wir gefangen.
Im Griechischen steht hier ein Aorist, das heißt eine abgeschlossene Handlung in der Vergangenheit. Es ist kein Prozess, bei dem man immer mehr aus dem Reich der Schlange herauskommt. Nein, es ist vollbracht. Auf der anderen Seite steht ebenfalls ein Aorist: Wir sind versetzt worden, ebenfalls eine abgeschlossene Handlung in der Vergangenheit.
Das bedeutet, wir gehören jetzt zum Reich, dem Königreich des Sohnes seiner Liebe. Dort ist der geliebte Sohn Gottes Herrscher, und wir sind befreit, um dem wahren König in diesem Königreich zu dienen.
Am Kreuz wurden also alle diese Fürstentümer völlig entwaffnet, sodass sie keine Macht mehr über die Gläubigen haben. Das ist sehr wichtig. Es gibt nämlich Gläubige, die immer noch das Gefühl haben, sie seien belastet und gefangen.
Wenn man sich erinnert, dass es Sünden in der Vergangenheit gab, die man nicht vor Gott aufgedeckt hat – zum Beispiel Sünden in Verbindung mit Götzendienst und Okkultismus – dann muss man diese bekennen und um Vergebung bitten. Auch für die Befreiung sollte man danken.
Aber es ist nicht richtig, immer noch zu denken, der Feind habe Anrecht an mich. Nein, es heißt doch, Gott wird rächen bis ins dritte und vierte Glied. Bitte lesen Sie den Text genau in 2. Mose 20: Dort heißt es, dass Gott die Sünden derer heimsucht, die ihn hassen, bis ins dritte und vierte Glied.
Wenn du den Herrn Jesus liebst, dann gilt: „Der Güte erweist er über Tausende hin denen, die ihn lieben.“ Die Sache ist klar.
Manche haben Angst vor Dämonen, Flüchen und Belastungen der Vorfahren. Nein, man muss das im Glauben erfassen. Hier steht: „Der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt hat in das Reich des Sohnes seiner Liebe.“
Dann kann man fest stehen.
Man weiß, wie es ist, wenn jemand in einer Firma gemobbt wird und immer wieder Schläge bekommt. Dann ist er seelisch so belastet oder gebückt und wartet auf den nächsten Schlag. Das ist keine gute Voraussetzung, um gute Arbeit zu leisten.
So ist es auch als Gläubiger, wenn man immer das Gefühl hat, nicht ganz erlöst zu sein. Wie kann man dann freudig den Weg mit dem Herrn gehen? Das geht nicht.
Man muss wirklich festhalten: Der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt hat in das Reich des Sohnes seiner Liebe.
Man muss auf Vers 15 schauen: Als er die Fürstentümer und die Gewalten völlig entwaffnet hatte. Satan und seine Engel, die Dämonen, haben kein Anrecht mehr auf jeden, der den Herrn Jesus als Retter im Glauben erfasst hat.
Und dann wird noch mehr gesagt: Damals, als der Herr Jesus am Kreuz diesen Sieg errungen hatte, stellte er sie öffentlich zur Schau, indem er durch dasselbe über sie einen Triumph hielt.
Das ist der Triumph des Gekreuzigten. Golgatha ist der Triumph Gottes über Sünder, über den Tod, der besiegt wurde, und über den Teufel.
Der Triumphzug des Glaubens und die Bedeutung für das Leben
Paulus schreibt im 2. Korintherbrief, Kapitel 2, dass wir unser Leben als einen Triumphzug sehen sollen. Das ist schon etwas Besonderes. Als Missionar ist Paulus viel herumgereist, und in 2. Korinther 2, Vers 14 heißt es: „Gott aber sei Dank, der uns allezeit im Triumphzug umherführt in Christus.“
Wenn Paulus von einem Ort zum anderen ging, sah er sich selbst auf einem Triumphzug. Aber was ist ein Triumphzug? Wenn ein römischer Feldherr einen militärischen Sieg errungen hatte, kehrte er nach Rom zurück. Dort gab es einen großen Umzug, bei dem er als Sieger gefeiert wurde. An diesem Umzug durften alle seine Angehörigen teilnehmen, auch diejenigen, die nichts zum Sieg beigetragen hatten. Die Ehre des Feldherrn wurde gewissermaßen auf die ganze Familie übertragen.
Im Triumphzug wurden auch Kriegsgefangene mitgeführt. Dabei wurden wohlriechende Kräuter verbrannt. Für die Gefangenen war das teilweise ein Geruch des Lebens, für andere jedoch ein Geruch des Todes. Denn nach dem Triumphzug wurden einige Gefangene hingerichtet, andere dagegen freigelassen.
Der Apostel Paulus sagt nun: „Gott aber sei Dank, der uns allezeit im Triumphzug umherführt in Christus.“ Nicht wir haben den Triumph errungen, sondern Christus hat ihn am Kreuz errungen. Doch durch den Glauben sind wir mit ihm verbunden und somit auf dem Triumphzug mit ihm. Der Geruch seiner Erkenntnis wird an jedem Ort durch uns offenbart.
Denn wir sind für Gott ein Wohlgeruch Christi, in denen, die errettet werden, und in denen, die verloren gehen. Für die einen ist es ein Geruch vom Tod zum Tod, für die anderen ein Geruch vom Leben zum Leben.
Versteht man das? Paulus sagt, wir sind auf dem Triumphzug. Nach Epheser 1, Vers 7 sind wir wohlannehmlich gemacht worden in dem Geliebten. Die Herrlichkeit des Herrn Jesus wird uns unverdientermaßen zugerechnet. Ein unglaublicher Ausdruck: „Wohlannehmlich gemacht in dem Geliebten“ (Epheser 1,7).
Darum sagt Paulus, wir sind für Gott ein Wohlgeruch Christi, in denen, die errettet werden, und in denen, die verloren gehen. Für die einen ist es ein Geruch vom Tod zum Tod. Das entspricht den Gefangenen, die damit rechnen mussten, nach dem Triumphzug getötet zu werden. Sie waren gewissermaßen schon lebendig tot auf dem Triumphzug und wurden dann getötet.
Für andere, die erwarteten, nach dem Triumphzug freigelassen zu werden, war der Geruch ein Wohlgeruch vom Leben zum Leben. Sie lebten schon während des Triumphzugs und erst recht danach. So ist es auch heute: Wir geben das Evangelium weiter, und es gibt immer eine Zweiteilung. Manche lehnen es freiwillig ab, sie wollen nicht glauben. Einmal sagte mir jemand, er würde auch nicht glauben, selbst wenn alles wahr wäre. Er wollte nicht.
Andere hingegen bekehren sich und kommen zum Glauben. So sind wir ein Wohlgeruch vom Tod zum Tod und vom Leben zum Leben.
Dann sagt Paulus: „Und wer ist dazu tüchtig? Denn wir verfälschen nicht, wie viele, das Wort Gottes, sondern aus Lauterkeit, sondern aus Gott; vor Gott reden wir in Christus.“ Wenn wir das wahre Wort Gottes unverfälscht weitergeben, dann dürfen wir uns wirklich auf diesem Triumphzug sehen.
Das ist eine ganz andere Lebenshaltung: Wir sind ständig auf dem Triumphzug. Der Apostel Paulus wurde in einer Stadt fast zu Tode gesteinigt und erlitt auf dem Weg nach Rom Schiffbruch. War das ein Triumphzug? Ja, das war es.
Für uns sieht das manchmal nicht so aus wie ein Triumphzug, aber so werden wir hindurchgeführt. Aus der Sicht Gottes ist es ein Triumphzug, weil der Herr Jesus am Kreuz diesen Triumph errungen hat.
Es gibt auch ein Lied, das mit „Triumph“ beginnt: „Der Feind ist überwunden, die Beute losgebunden.“ Das ist der Triumph des Gekreuzigten.
Freiheit von Gesetzesvorschriften in der Gemeinde
Und jetzt geht es weiter in Kolosser 2, Vers 16: „So richte euch nun niemand wegen Speise oder wegen Trank oder hinsichtlich eines Festes oder Neumondes oder von Sabbaten.“
Zu dieser Zeit kamen Besucher nach Kolossä und sagten: „Ja, schön, dass ihr vom Glauben gekommen seid, aber jetzt müsst ihr noch Folgendes wissen.“
Sie behaupteten, Epaphras habe euch nicht alles gesagt. Er sei kein guter Lehrer gewesen. Paulus erwähnt Epaphras jedoch in Kolosser 1, Vers 7. Dort heißt es, dass sie die Gnade Gottes in Wahrheit erkannt haben, so wie sie von Epaphras gelernt haben, unserem geliebten Mitknecht, der ein treuer Diener Christi für euch ist und uns auch eure Liebe im Geist kundgetan hat.
Gerade in den ersten Versen erwähnt Paulus diesen Epaphras. Er hat keine halbe Arbeit geleistet, sondern gute Arbeit gemacht. Er ist ein geliebter Mitknecht und ein treuer Diener Christi für euch. Aber er hat den Kolossern nicht gesagt, sie sollten jetzt auch noch die Tora einhalten. Die Tora gelte auch für die Gemeinde. Nein, Paulus sagt, das Gesetz, die Handschrift in Satzungen, ist ans Kreuz genagelt.
Die Konsequenz ist: Wenn jemand uns verurteilt mit Argumenten wie „Oh, du hast Schweinefleisch gegessen, das geht gar nicht!“, dann muss man sagen: So richte euch nun niemand wegen Speise oder wegen Trank.
In 3. Mose 11 wird genau für Israel beschrieben, welche Tiere koscher sind und welche unrein. Koscher heißt rein. Dort wird erklärt, welche Speisen rein und welche unrein sind. Ebenso wird erklärt, welche Getränke rein und welche unrein sind.
Doch der Apostel sagt den Gläubigen in der Gemeinde in Kolossä, dass euch niemand im Zusammenhang mit Speise oder Trank oder hinsichtlich eines Festes verurteilen kann. Wenn sie sagen: „Was habt ihr das Pessachfest gefeiert vor ein paar Tagen?“
Wisst ihr nicht, was in 2. Mose 12, 3. Mose 23 und 5. Mose 16 steht? Dort wird ganz klar gesagt, dass das Pessachfest gefeiert werden soll. Wem wird das gesagt? Dem Volk Israel unter dem Gesetz, aber nicht der Gemeinde.
Darum wird im Neuen Testament auch niemand der Gemeinde gesagt, dass sie das Laubhüttenfest, das Pessachfest oder Jom Kippur feiern soll. Hier steht allgemein: „Hinsichtlich eines Festes oder Neumondes.“
Der Beginn eines Monats war immer ein Fest. Und zwar wurde der Monat bestimmt, indem man das erste Erscheinen der Mondsichel erkundete.
Man beobachtete den Vollmond, dann den abnehmenden Mond. Plötzlich kam der Moment, wo man nichts mehr sah – das ist der Leermond. Danach kam der Neumond, die erste Erscheinung der Sichel. Das markierte den ersten Tag eines Monats.
Die Monate der Bibel, wie Nissan bis Schwat, sind immer durch den Mondstand bestimmt. Das gesamte Jahr wird jedoch immer wieder durch das Sonnenjahr korrigiert, weil die Feste wie Pessach, Schawuot (das Wochenfest, Pfingsten) und Sukkot (das Laubhüttenfest im Herbst) immer mit landwirtschaftlichen Ereignissen verbunden sind.
Die Ernte von Gerste, Weizen, Oliven und Wein ist damit verknüpft und folgt nicht dem Mondjahr. Im Islam gibt es einen strengen Mondkalender, weshalb der Ramadan wandert.
Gerade ist der Ramadan mit dem Pessachfest zusammengefallen, was in Israel zu Spannungen führte. Man hat gesehen, wie auf dem Tempelplatz Leute tobten, mit Schuhen in die Al-Aqsa-Moschee gingen und Steine hineinwarfen, um später Menschen mit Steinen zu beschießen.
Das ist ein Fest des Friedens, doch die Spannung entstand, weil diesmal Pessach und Ramadan zusammenfielen. Der Hass gegen Juden wurde geschürt, zum Beispiel von der Hamas und anderen Terrororganisationen im Gazastreifen. Besonders junge Leute wurden aufgehetzt. Wenn viele arbeitslos sind, kann man solche Menschen leicht wie eine Maschine steuern – das ist furchtbar.
Diese Spannung wird durchs Jahr wandern. Im nächsten Jahr verschiebt sich der Ramadan wieder um ein paar Tage. Nach einigen Jahren kann der Ramadan wieder im Juli liegen, wenn es sehr heiß ist. Dann ist nicht das Pessachfest das Problem, sondern die Hitze und der lange Tag, an dem nichts gegessen werden darf.
So wandert das. Der biblische Kalender hat zwar Monate nach dem Mond, doch das Jahr wird immer wieder nach dem Sonnenjahr ausgerichtet.
Der Neumond ist in der Bibel immer ein Fest, wenn die neue Sichel erscheint. Paulus erwähnt auch Sabbate. Niemand kann euch in Kolossä verurteilen, wenn ihr das Neumondfest feiert.
Übrigens: All jene, die versuchen, die Gemeinde unter das Gesetz zu bringen, wollen oft wissen, wann die Neumondfeste gefeiert werden und was dort genau gemacht wird. Wenn man sie untersucht, wird man Mühe haben, bei ihnen die Quasten zu finden.
Sie tragen nicht die schwarzen Quasten, sondern weiß und blau. Das ist völlig inkonsequent. Sie halten das Gesetz gar nicht, tun aber so und bringen Menschen in eine Sklaverei.
Hier sagt der Kolosserbrief: „So richte euch nun niemand wegen Speise oder wegen Trank oder hinsichtlich eines Festes oder Neumondes oder von Sabbaten.“
Wenn sie sagen: „Ihr haltet den Sabbat nicht!“, dann fragt man: Wann kommt ihr zusammen? Am Sonntag, dem Tag des Sonnengottes?
Nein, wir kommen am ersten Tag der Woche zusammen. In der Bibel steht nie „Sonntag“, aber der Herr Jesus ist am ersten Tag der Woche auferstanden.
An diesem ersten Tag der Woche waren die Jünger versammelt. In Johannes 20 erscheint der auferstandene Herr in ihrer Mitte und sagt: „Shalom Aleichem“ – Friede euch.
Eine Woche später, am ersten Tag der Woche, waren die Jünger wieder versammelt, und der Herr erschien erneut in ihrer Mitte.
Dann wurden die Wochen weitergezählt. Aus der Passawoche wurden sieben Sabbate gezählt, und dann kam Pfingsten.
Als der Tag von Pfingsten erfüllt war – in Apostelgeschichte 2 – entstand die Gemeinde, und das war ebenfalls der erste Tag der Woche.
Das, was wir in unserer Sprache „Sonntag“ nennen, nennen andere „Domingo“, was „Tag des Herrn“ bedeutet – der dem Herrn gehörige Tag.
Das ist der Ausdruck, den Johannes in Offenbarung 1, Vers 10 verwendet: „Am Tag des Herrn“, wörtlich „an dem dem Herrn gehörenden Tag“, war ich im Geist.
Das war der erste Tag der Woche. Dort haben sich die Gläubigen versammelt, wie wir zum Beispiel in Apostelgeschichte 20 sehen.
Paulus kam auf Besuch nach Troas, offensichtlich an einem Montag, und wartete, bis er den ersten Tag der Woche erlebte, um dann die ganze Nacht hindurch zu predigen und am Morgen zu Fuß weiterzugehen.
Den Tag des Herrn wollte er mit der Gemeinde in Troas zusammen verbringen und das Brot brechen.
Lukas schreibt in Apostelgeschichte 20, Vers 7: „Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, um Brot zu brechen, unterredete sich Paulus mit ihnen, da er am folgenden Tag abreisen wollte, und er dehnte das Wort bis Mitternacht aus.“
Das zeigt, dass die Versammlung am ersten Tag der Woche keine spätere Erfindung ist, sondern im Neuen Testament belegt wird.
In 1. Korinther 16, Vers 1 macht Paulus auch klar, dass die Gemeinden Geld für Sammlungen am ersten Tag der Woche auf die Seite legen sollen.
Warum sagt er das? Weil dieser Tag ein besonderer Tag war, aber kein verschobener Sabbat.
Das hat mit dem Sabbat gar nichts zu tun, sondern es ist das Gedenken an die Auferstehung Jesu im Triumph. Die Erlösung ist vollendet und klar anerkannt durch seine Auferstehung.
Im Judentum wurde die Woche meist so angesehen, dass am Ende die Ruhe kommt. So lebte man im Alten Testament auf die Zukunft hin, wenn der Messias kommt, der das Problem der Sünde lösen und uns ganz zur Ruhe bringen wird.
Diese Haltung bezog sich auf den Sabbat. Am Freitagabend wurde ein großes Fest gefeiert, wenn der Sabbat kam – der Tag, an dem die Ruhe eintraf.
Jesus stellt sich in Matthäus 11 und 12 als der Herr des Sabbats vor und sagt dort: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch Ruhe geben.“
Er ist gekommen und hat diese Ruhe gebracht.
Die Haltung der Gemeinde ist, den dem Herrn gehörenden Tag, den ersten Tag der Woche, ganz speziell für die Sache des Herrn und für Zusammenkünfte einzusetzen.
Man stellt an diesem Tag alles andere hinten an. Es ist nicht der Tag, an dem man Geschäfte macht oder Umsätze tätigt, sondern der Tag des Herrn, an dem es um die Auferstehung geht.
Danach gehen wir in die Woche hinaus, aber mit einer ganz anderen Haltung. Wir gehen in die Woche hinaus aus der Erfüllung heraus.
Das ist kein Sabbat, kein Quasi-Sabbat oder ein verschobener Sabbat, sondern ein völlig anderer Tag.
Das Neue Testament lehrt nirgends, dass die Gemeinde den Sabbat einhalten soll.
Stattdessen wird uns der Tag des Herrn vorgestellt – ein Tag, den wir ganz speziell für den Herrn einsetzen.
Alle Tage sind dem Herrn, aber diesen Tag besonders, weil wir dann unser Geschäft in den Hintergrund stellen.
Der Apostel Paulus erklärt: Niemand kann euch verurteilen. Hört nicht auf diese Lehre.
Die geistliche Bedeutung der alttestamentlichen Vorschriften
Und dann erklärt er: Alle diese Dinge – Speise, Trank, Fest, Neumond, Mond, Sabbate – sind ein Schatten der zukünftigen Dinge. Der Körper aber ist des Christus. Christus heißt auf Hebräisch Messias. Diese alttestamentlichen Vorschriften sind also ein Schattenbild auf etwas, das in Verbindung mit dem Messias, wenn er kommen würde, Realität werden sollte.
Der Körper braucht ja für einen Schatten immer einen Körper. Zum Beispiel versuche ich, einen Schatten auf den Tisch zu werfen – meine Hand. So sehe ich umrissartig meine Hand als Schatten. Aber der Körper ist natürlich etwas anderes als der Schatten. Er ist dreidimensional und hat noch ein bisschen mehr Inhalt. Am Schatten ist überhaupt nichts; er ist einfach nur die Skizze davon.
So erklärt der Apostel Paulus: All diese Dinge haben eine geistliche Bedeutung. In Römer 7 sagt der Apostel Paulus, das Gesetz, die Tora, ist geistlich. Darum haben alle diese Vorschriften über Speise und Trank eine geistliche, symbolische Bedeutung. Wenn wir diese erforschen, ist das wunderbar fürs Herz – unglaublich, was man da fürs praktische Leben lernt.
Ich habe im Internet, nicht auf einem Kanal, sondern irgendwo von jemandem ohne zu fragen, etwas hochgeladen. Allein in diesem Fall war es legal – hundert Prozent legal, nicht nur neunzig, hundert Prozent legal. Es ging um die reinen und unreinen Tiere, 3. Mose 11, und was das für das christliche Leben bedeutet. Mit Glittendachs, Kamel, Hase, den Fischen – eben ohne Flossen und Schuppen –, den Heuschrecken und so weiter. Alles, was da erklärt wird, die geistliche Bedeutung, ist so wunderbar!
Das sind alles Schatten auf Christus hin. Wenn man die Tora studiert, entdeckt man einen unglaublichen Reichtum. Alles hat seine Bedeutung. Jesus ist nicht gekommen, das Gesetz aufzulösen oder zu zerstören. Nein, jetzt sehen wir mit Klarheit, was die geistliche Tiefe und Bedeutung ist – und zwar, weil wir jetzt den Körper kennen.
Im Alten Testament, als sie die Erfüllung durch Christus noch nicht vor sich sahen, war es schwierig, von den Schattenbildern auf den Körper zu schließen. Es war zwar schon teilweise möglich, aber nicht so klar. Wenn man irgendwo ein Schattenbild sieht, kann man den Körper nicht genau erkennen. Meine Hand sehe ich ja, meinen Arm ein bisschen. Wenn man die Hand kennt, kann man den Schatten richtig interpretieren.
So ist es auch, wenn man das Neue Testament kennt und die Erfüllung sieht. Dann kann man plötzlich diese Bilder im Alten Testament ganz korrekt deuten. Das ist wunderbar, denn dann sieht man: Das Alte Testament ist das Bilderbuch für das Neue Testament.
All diese schwierigen Dinge – jetzt haben wir einen Kolosserbrief gelesen, und das war ja echt nicht einfach, oder? Sogar Petrus schreibt, dass die Paulusbriefe schwer zu verstehen sind (2. Petrus 3). Man muss also nie Minderwertigkeitskomplexe haben, wenn man denkt, das war jetzt echt schwierig heute und ich bin nicht überall rausgekommen. Das ist ganz normal.
Es ist wie beim Pingpongspielen: Ich rede jetzt nicht von denen, die es beruflich machen, aber man freut sich über jeden Ball, den man erwischt. Und alle, die runtergehen, egal – man macht weiter und freut sich über das, was man auffängt. So ist es auch beim Studium des Wortes. Man muss sich keine Gedanken machen über all die Dinge, die man jetzt nicht verstanden hat, sondern sich freuen über all die Bälle, die man erwischt hat.
Warnung vor Irrlehren und falscher Demut
Dann sagt er weiter in Vers 18: Niemand bringe euch um den Kampfpreis. Wer seinen eigenen Willen tut, tut dies in Demut und Anbetung der Engel, indem er auf Dinge eingeht, die er nicht gesehen hat, grundlos aufgebläht von dem Sinn seines Fleisches.
Hier warnt der Apostel Paulus die gläubigen Kolosser: Hört nicht auf diese Irrlehrer, die euch unter das Gesetz bringen wollen. Wenn ihr das tut, werdet ihr verloren gehen. Nein, jemand, der wiedergeboren ist, geht nicht mehr verloren. Ein bloßer Bekenner hingegen kann verloren gehen. Wer gerettet ist, geht nicht verloren, aber er kann seine Belohnung im Himmel verlieren.
Dazu wird an vielen anderen Stellen mehr ausgesagt und erklärt, was das alles beinhaltet. Nur als Hinweis: In 1. Korinther 9 spricht Paulus über einen unverwüstlichen Siegeskranz. Unverwüstlich heißt, dass er nie vergeht. Es geht also nicht nur um eine Belohnung, die man für das tausendjährige Reich bekommt und die danach keine Relevanz mehr hat. Der Lohn hat Relevanz für die Ewigkeit.
Diesen Lohn kann man verlieren, wenn man auf solche Leute hört – besonders auf solche Hebrew Roots-Leute im Zusammenhang mit dem Kolosserbrief. Es gibt noch viele andere Gefahren, aber genau das muss man sich ganz klar vor Augen halten. Richtet euch nicht nach ihnen! Niemand muss sich von ihrem Urteil verunsichern lassen.
Dann muss man aber sehen, wie schön das Alte Testament ist, wie es auf Christus hinweist und uns in diese Reichtümer tiefer hineinführt. Das Verständnis wird dadurch vertieft. Wir müssen uns im Klaren sein: Achtung, wir können unseren Lohn verlieren. Darum wird hier gewarnt: Niemand bringe euch um den Kampfpreis.
Anschließend erklärt Paulus, was diese Irrlehrer tun. Sie folgen ihrem eigenen Willen. Das sind eigenwillige Leute, die nicht das tun, was Gott will, sondern was sie wollen – und zwar in Demut. Solche Leute können sehr demütig auftreten. Es gibt echte Demut, aber auch falsche Demut. Gerade diese Lehrer sind gefährlich, weil sie so richtig demütig erscheinen – wirklich so demütig! Aber Achtung, das ist Tarnung.
Dann heißt es: „in Anbetung der Engel“. Ich habe ja schon letztes Mal darauf hingewiesen. Interessant ist, dass diese Kolosser-Lehrer so weit gingen wie auch die katholische Kirche bis zur Anbetung und Anrufung von Engeln. Gerade in Kolossä war die Verehrung des Erzengels Michael ein besonderer Standort in der Kirchengeschichte. Komisch, oder?
Paulus warnt sie davor, dass diese Leute auf Dinge eingehen, die sie nicht gesehen haben. Es sind Menschen, die über Dinge reden, als ob sie sie gesehen hätten, dabei haben sie sie nie gesehen – gerade wenn es um die unsichtbare Welt geht. Er nennt sie „grundlos aufgebläht“ – demütig und trotzdem aufgebläht. Nach außen wirken sie demütig, aber im Inneren steckt Stolz und Aufgeblasenheit. So wie ein Frosch, der sich aufbläht, sind sie grundlos aufgebläht von dem Sinn ihres Fleisches, von ihrer sündigen Natur.
Dann sagt Paulus: Sie halten nicht fest am Haupt, Jesus Christus. Dieses Haupt war ja die große Lehre in Kolosser 1. Er hat das Sagen, und wir müssen uns nach ihm und seinem Wort ausrichten. Das Haupt lenkt alle wahren Gläubigen, die zum Leib Christi gehören. Aus diesem Leib wächst der ganze Leib durch Gelenke und Bänder, die ihn unterstützen und zusammenfügen. So wächst Gottes Gemeinde.
Alle Gläubigen sind Glieder an diesem Leib (vgl. 1. Korinther 12). Zusätzlich wird erwähnt, was in 1. Korinther 12 nicht gesagt wird: Es gibt Gelenke. Man kann mal zusammenzählen, wie viele Gelenke der Mensch hat – unglaublich viele, und ganz verschiedene Typen. Alle sind so eingerichtet, dass sie genau das tun können, wofür sie vorgesehen sind. Dazu gibt es viele Bänder, die mit den Knochen und Gelenken verbunden sind.
So ist die Gemeinde ein Ganzes, das vom Haupt gesteuert wird. Jeder soll helfen, dass das Ganze, der Leib Christi, geistlich gesund bleibt und wirklich vor solchen Irrlehren geschützt wird. Nächstes Mal fahren wir mit Vers 20 weiter.