Geografische Einordnung und Überblick über das Land Kanaan
Wir haben uns heute Morgen mit Sichem sowie den Bergen Ebal und Garizim beschäftigt. Dabei ging es auch um den Altar auf dem Garizim. Damit klar wird, wo das alles geografisch zu finden ist, hier eine Karte.
Wir sehen das Land Israel mit dem Toten Meer und weiter oben den See Genezareth. Der See Genezareth wird hier angezeigt, ebenso das Tote Meer unten. Jericho liegt ganz nahe beim Jordan, der dort ins Tote Meer mündet.
Nun hatten wir von Sichem gesprochen. Das liegt weiter oben. Man muss sich vorstellen, dass nördlich im Land Israel, auf dieser Höhe über Sichem hinweg, über Jerusalem hinweg bis nach Hebron, das zentrale Bergland Israels verläuft. Dieses Gebiet gehört heute zum sogenannten besetzten Westjordanland – ich betone, sogenanntes besetztes Westjordanland.
Wir haben heute Morgen auch von Bethel und Ai gesprochen. Diese Orte liegen ebenfalls im Bergland, aber etwas nördlich von Jerusalem. Jerusalem selbst liegt hier, etwas nördlich davon Bethel und Ai, die ganz nah beieinander liegen. Von dort gehen wir nördlich hinauf nach Sichem.
Nochmals: Jericho liegt unten in der Ebene. Im nächsten Kapitel, Joshua 9, wird von Gibeon und den Gibeonitern die Rede sein. Diese muss man im Bergland ansiedeln, etwas südlich von Bethel und nördlich von Jerusalem, also ebenfalls im Bergland Israels.
Ich lese aus Joshua 9, Vers 1:
„Und es geschah, als alle Könige hörten, die diesseits des Jordan waren, auf dem Gebirge und in der Niederung…“
Für „Niederung“ steht hier „Scheffela“. Das habe ich in der Einführung bereits erklärt: Es ist die Niederung, das Tiefland westlich des zentralen Gebirgszuges von Israel in Richtung Mittelmeer.
Also: „auf dem Gebirge und in der Scheffela und an der ganzen Küste des großen Meeres gegen den Libanon hin“. Damit ist die Küste nördlich von Tel Aviv gemeint, bis hinauf zum Libanon. Dort liegt die Scharon-Ebene, die ich ebenfalls am Einführungsabend erklärt habe.
Gegen den Libanon hin lebten die Hethiter, die Amoriter, die Kananiter, die Peresiter, die Hewiter und die Jebusiter. Sie versammelten sich alle zusammen, um einmütig gegen Joshua und gegen Israel zu kämpfen.
Wir sehen also, dass mit der Eroberung von Jericho und Ai, verbunden mit Bethel, das ganze Land Kanaan in Bewegung geraten ist. Jetzt beginnt der große Gegenschlag im ganzen Land.
Die List der Gibeoniter und Israels Versagen
Die Bewohner von Gibeon aber, als sie hörten, was Josua in Jericho und Ai getan hatte, handelten ebenfalls mit List. Sie gingen und stellten sich als Boten dar.
Sie nahmen abgenutzte Säcke für ihre Esel mit, ebenso abgenutzte, geborstene und zusammengebundene Weinschläuche. An ihren Füßen trugen sie abgenutzte und gepflegte Schuhe, und sie hatten abgenutzte Kleider an.
Das ganze Brot ihrer Verpflegung war vertrocknet und schimmelig. Sie gingen zu Josua in das Lager nach Gilgal und sprachen zu ihm und zu den Männern Israels: „Aus fernem Land sind wir gekommen. Nun macht einen Bund mit uns.“
Doch die Männer Israels antworteten den Hewitern: „Vielleicht wohnst du in meiner Mitte, und wie sollte ich einen Bund mit dir machen?“
Sie aber sprachen zu Josua: „Wir sind deine Knechte.“ Josua fragte sie: „Wer seid ihr, und woher kommt ihr?“
Sie antworteten: „Aus sehr fernem Land sind deine Knechte gekommen, um des Namens Jachwes willen, deines Gottes. Denn wir haben seinen Ruf gehört, alles, was er in Ägypten getan hat, und alles, was er den beiden Königen der Amoriter getan hat, die jenseits des Jordan wohnten: Sihon, dem König von Hesbon, und Og, dem König von Baschan, der zu Astaroth wohnte.“
Man sieht also deutlich, dass diese Gibeoniter, die zum Stamm der Hewiter gehörten – einer der Unterstämme Kanaans –, all dies mitbekommen hatten. Das war allgemein überall bekannt, was in Ägypten geschehen war.
Man erkennt hier auch die missionarische Bedeutung des Auszugs aus Ägypten, nicht nur für Ägypten selbst. Die Menschen erkannten, dass alle Götter Ägyptens nichts wert sind, auch nicht der höchste Gott, der Sonnengott. Die neunte Plage war Finsternis für drei Tage. Yahweh, der Gott Israels, hatte gesagt: „Jetzt ist Finsternis.“ Und es war Finsternis. Die verschiedenen Sonnengötter Ägyptens konnten nichts dagegen tun.
Das war eindrücklich für die Ägypter, aber diese Erkenntnis verbreitete sich auch automatisch unter den anderen Völkern im Nahen Osten. Sie bekamen das mit und standen vor der Frage: „Wer ist dieser Gott Israels, der über allen Göttern der Heiden steht?“
Die Gibeoniter geben also Zeugnis davon, dass sie all dies mitbekommen hatten, und es machte ihnen Angst.
Vers 11 berichtet: „Da sprachen unsere Ältesten und alle Bewohner unseres Landes zu uns und sagten: Nehmt Verpflegung mit auf den Weg und geht ihnen entgegen und sprecht zu ihnen: ‚Wir sind eure Knechte. Nun macht einen Bund mit uns.‘ Dieses unser Brot haben wir warm aus unseren Häusern als Verpflegung mitgenommen, an dem Tag, da wir auszogen, um zu euch zu gehen. Nun aber ist es vertrocknet und schimmelig geworden, und diese Weinschläuche, die wir neu gefüllt hatten, sind geborsten. Unsere Kleider und Schuhe sind abgenutzt infolge des sehr langen Weges.“
Die Männer nahmen von ihrer Verpflegung, aber den Mund des Herrn befragten sie nicht.
Hier zeigt sich eine weitere Niederlage Israels, ganz anders als die Niederlage von Ai. Das Problem ist nicht ein Bann in ihrer Mitte, sondern dass sie sich durch die freundliche Art der Gibeoniter täuschen ließen.
Ganz wichtig ist, dass das Wort Gottes deutlich sagt: Sie haben den Herrn nicht befragt.
Das zeigt eine andere Art von Selbstsicherheit: Man fragt den Herrn nicht, sondern meint, mit der Sache selbst zurechtzukommen.
Josua schloss Frieden mit ihnen und machte einen Bund, sie am Leben zu lassen. Die Fürsten der Gemeinde schwuren ihnen.
Am Ende von drei Tagen, nachdem sie den Bund gemacht hatten, hörten sie, dass diese Leute nahe bei ihnen wohnten, mitten unter ihnen.
Kurz darauf wurde klar, dass alles reiner Lug und Trug war.
Unterschiedliche Angriffsformen des Feindes und Wachsamkeit in der Gemeinde
Der Feind kann sich auf ganz verschiedene Weisen zeigen. Er kann kommen wie ein brüllender Löwe. So heißt es in 1. Petrus 5,8: „Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.“
Aber er kann auch auftreten wie eine zischende Schlange. Dabei ist es wirklich so, dass dieser Betrug vielfältige Formen annimmt. Wenn wir genauer hinschauen, gibt es verschiedene Arten, wie der Feind auch heute die Gemeinde angreift.
Zum Beispiel sagt der Apostel Paulus in Apostelgeschichte 20,29 Folgendes zu den Ältesten von Ephesus: „Denn ich weiß dieses, dass nach meinem Abschied verderbliche Wölfe zu euch hereinkommen werden, die der Herde nicht schonen.“
Das ist eine ganz andere Art von Angriff. Paulus fährt fort: „Und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her.“
Hier sehen wir also Gefahren von außen, die hereinkommen, aber auch Gefahren von innen. Diese Wölfe sind sehr offensichtlich aggressiv. Dann gibt es diejenigen, die aus der Gemeinde aufstehen und verkehrte Dinge reden, um Jünger mit verführerischen Worten abzuziehen.
Wenn wir weiter nachschlagen, finden wir in Römer 16,17 eine weitere Warnung. Paulus sagt: „Ich ermahne euch aber, Brüder, dass ihr Acht habt auf die, welche Zwiespalt und Ärgernis anrichten, entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt. Und wendet euch von ihnen ab, denn solche dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern ihrem eigenen Bauch.“
Wie kommen diese Angreifer? Sie kommen durch süße Worte und schöne Reden. So verführen sie die Herzen der Arglosen. Das ist sehr typisch: Lehrer kommen nicht und sagen offen, dass sie etwas Falsches lehren wollen. Stattdessen wirken sie verführerisch, mit süßen Worten und schönen Reden. Besonders die Arglosen, die nichts Böses vermuten, sind in besonderer Gefahr.
Weiter spricht Paulus in Galater 2 über eine reale Gefahr, die damals durch Infiltration entstanden ist. Das heißt, dass sich falsche Brüder eingeschlichen haben. In Galater 2,4 heißt es: „Es war aber der Nebeneingeführten falschen Brüder wegen, die nebeneingekommen waren, um unsere Freiheit auszukundschaften, die wir in Christus Jesus haben, damit sie uns in Knechtschaft brächten.“
Paulus betont, dass sie diesen falschen Brüdern nicht eine Stunde durch Unterwürfigkeit nachgegeben haben, damit die Wahrheit des Evangeliums bei den Gläubigen verbliebe.
Es ist erstaunlich, dass selbst in den ersten Gemeinden der Anfangszeit des Christentums so wachsam darauf geachtet wurde, wer hereinkommt. Die Gemeinden prüften sorgfältig und tauschten sich über Empfehlungsbriefe aus. Trotzdem gab es keinen hundertprozentigen Schutz.
Wir sehen, dass es damals, in den Tagen der Apostel, möglich war, dass falsche Brüder sich einschleichen konnten – und sie hatten böse Absichten.
Doch wir sehen auch die Reaktion des Apostels Paulus. Er hat diesen falschen Ideen nicht eine Stunde durch Unterwürfigkeit nachgegeben, sondern sie sofort durchschaut und bekämpft.
Die Städte der Gibeoniter und die politische Organisation Kanaans
Ja, gehen wir zurück zu Josua 9, Vers 17, und fahren wir weiter. Dort heißt es: Die Kinder Israel brachen auf und kamen am dritten Tag zu ihren Städten. Diese Städte waren Gibeon, Kephira, Be'erot und Kirjat-Jearim.
Ich muss noch erklären, dass wir unbedingt verstehen müssen, wie Kanaan damals organisiert war. Die Kanaaniter bestanden aus verschiedenen Stämmen, wie den Jebusitern, Hewitern usw. Diese wiederum waren in verschiedene Königreiche aufgeteilt. Typischerweise war eine Stadt das Zentrum eines Königreichs mit einem König. Um diese Stadt herum gab es Tochterstädte, die zusammen das Königreich bildeten.
So gab es in Kanaan damals über dreißig Königreiche. Man muss sich vorstellen: ein Stadtkönig mit ein paar wenigen Tochterstädten – so war das aufgebaut. Deshalb gehörten zu den Gibeonitern als Hauptstadt auch die Städte Kephira, Be'erot und Kirjat-Jearim.
Kirjat-Jearim ist übrigens die Ortschaft, in der später die Bundeslade einige Zeit verweilen würde, bevor David sie nach Jerusalem brachte. Diese Stadt wird hier also schon erwähnt. Wenn man von Tel Aviv, vom Flughafen kommend, auf der Autobahn Nummer eins nach Jerusalem fährt, kommt man ziemlich nahe an Kirjat-Jearim vorbei. Die Stadt ist ausgeschildert, und man kann direkt von der Autobahn nach Kirjat-Jearim abfahren.
Ich lese weiter, Vers 18: Die Kinder Israel schlugen sie nicht, weil die Fürsten der Gemeinde ihnen bei dem Herrn, dem Gott Israels, geschworen hatten. Da murrte die ganze Gemeinde gegen die Fürsten. Alle Fürsten sprachen zur ganzen Gemeinde: „Wir haben ihnen bei dem Herrn, dem Gott Israels, geschworen, und nun können wir sie nicht antasten. Das wollen wir ihnen tun und sie am Leben lassen, damit nicht ein Zorn über uns komme wegen des Eides, den wir ihnen geschworen haben.“
Sie waren nun durch diesen Eid gebunden. Sie hätten sich verschuldet, wenn sie diesen Eid gebrochen hätten. Die Fürsten sprachen zu ihnen, sie sollen am Leben bleiben. So wurden sie Holzhauer und Wasserschöpfer für die ganze Gemeinde, so wie die Fürsten es ihnen zugestanden hatten.
Josua rief sie und sprach zu ihnen: „Warum habt ihr uns betrogen und gesagt, wir seien sehr weit von euch entfernt, da ihr doch mitten unter uns wohnt? Und nun, verflucht seid ihr, und nicht sollt ihr aufhören, Knechte zu sein, sowohl Holzhauer als auch Wasserschöpfer für das Haus meines Gottes.“
Sie antworteten Josua: „Weil deinen Knechten als gewiss berichtet wurde, dass der Herr, dein Gott, Mose, seinem Knecht, geboten hat, euch das ganze Land zu geben und alle Bewohner des Landes vor euch zu vertilgen, fürchteten wir sehr um unser Leben vor euren Wegen und taten diese Sache.“
Es ist erstaunlich: Sie wussten also mehr als nur grobe Angaben. Sie kannten auch Mose, den Knecht des Herrn, und die Verheißungen, die Gott Israel gegeben hatte, dass das ganze Land keinem anderen gehören würde.
Sie sagten weiter: „Und nun siehe, wir sind in deiner Hand. Tu, wie es gut und recht ist in deinen Augen, uns zu tun.“ Josua tat ihnen so und rettete sie aus der Hand der Kinder Israel. Sie wurden nicht getötet.
Josua machte sie an jenem Tag zu Holzhauern und Wasserschöpfern für die Gemeinde und für den Altar des Herrn bis auf diesen Tag, an dem Ort, den er erwählen würde.
Das ist ganz gewaltig: Diese Gibeoniter haben erkannt, dass sie gegen den Gott Israels nichts ausrichten konnten. Natürlich hätten sie ganz anders vorgehen können. Eine Rahab wurde auch verschont, und sie hatte keinen Betrug angerichtet. Gott sah, dass diese Anerkennung seiner Macht da war.
Der Betrug der Gibeoniter war also ein Versuch, sich zu retten. Deshalb sagt Josua: „Und nun verflucht seid ihr!“ Aber erstaunlich ist, dass dieser Fluch in einen Segen verwandelt wird. Sie werden zwar zu Holzhauern und Wasserschöpfern verpflichtet, aber nicht für irgendetwas, sondern für den Altar des Hauses Gottes.
Sie wurden also zu Dienern, ähnlich den Leviten, eingesetzt in der Stiftshütte. Sie mussten für Holz sorgen, für den Altar und den Gottesdienst, und auch Wasser schöpfen, das nötig war. Wie wir im Stiftshüttenmodell sehen, gab es dort den Altar und das Waschbecken. Die Priester mussten sich jeden Tag mit Wasser aus dem Waschbecken die Hände und Füße waschen. Diese Gibeoniter waren dafür zuständig.
Diese Gibeoniter spielen in der weiteren biblischen Geschichte eine Rolle. Im Skript habe ich dazu folgende Stellen aufgeführt: 1. Samuel 21, 1. Chronik 16,39 und nach der Rückkehr aus Babylon Nehemia 3,7.
Also wird dieser Fluch zum Segen, weil sie sich vor Gott fürchteten und keinen Widerstand leisteten. So ist Gott: Er erkennt das Gute bei diesen Gibeonittern an und lässt ihnen einen Segen zukommen.
Verbotene Bündnisse und die moralische Lage Kanaans
Für Israel war das ein schweres Versagen, denn Josua schloss einen Bund, ohne den Herrn zu fragen. Dieser Bundesschluss mit den Kanaanäern war verboten. Das steht so in 5. Mose 7,2, wenn wir das kurz aufschlagen.
Ich lese ab Vers 1:
„Wenn der Herr, dein Gott, dich in das Land bringt, wohin du kommst, um es in Besitz zu nehmen, und viele Nationen vor dir vertreibt.“ Das ist die Rede von Mose in seiner Abschiedsrede vor seinem Tod auf der anderen Seite des Jordan. Die Hethiter, Girgasiter, Amoriter, Kanaaniter, Perisiter, Hewiter, dazu gehörten die Geboniter und die Jebusiter – sieben Nationen, größer und stärker als du. Und der Herr, dein Gott, gibt sie vor dir hin, und du schlägst sie.
So sollst du sie ganz und gar vertreiben. Du sollst keinen Bund mit ihnen schließen, noch Gnade gegen sie üben. Du sollst dich nicht mit ihnen verschwägern. Deine Tochter sollst du nicht seinem Sohn geben, und seine Tochter sollst du nicht für deinen Sohn nehmen. Denn sie würden deine Söhne von mir abwendig machen, da sie anderen Göttern dienten. Und der Zorn des Herrn würde gegen euch entbrennen, und er würde dich schnell vertilgen.
Sondern so sollt ihr ihnen tun: Ihre Altäre sollt ihr niederreißen, ihre Bildsäulen zerbrechen, ihre Ascheriemen umhauen und ihre geschnitzten Bilder mit Feuer verbrennen. Denn ein heiliges Volk bist du dem Herrn, deinem Gott. Dich hat der Herr, dein Gott, erwählt, ihm zum Eigentumsvolk zu sein aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind.“
Ganz wichtig ist in Vers 1 die Aussage: „Und viele Nationen vor dir vertreibt.“ Es war also nicht nur nötig, die Kanaaniter im Krieg zu besiegen, sondern sie hätten auch abwandern können. Das war eine Möglichkeit, sich vertreiben zu lassen aus diesem Land, das Gott für Israel bestimmt hatte.
Doch es kam so, dass die meisten sich zum Widerstand gegen Israel entschlossen, und so kam es meist zum Krieg. Jericho hätte kampflos sich ergeben können, und dann wären sie einfach vertrieben worden. Aber weil sie Widerstand gegen den Plan Gottes leisteten, kamen sie unter Gericht.
Man muss sich nochmals klar machen: Die kanaanitische Religion war eine der perversesten, die man sich vorstellen kann. Der Baalkult spielte eine ganz zentrale Rolle. Diesem Gott Baal wurden, wie ich schon erklärt habe, Kinder geopfert. Es war also eine Kultur des Todes, in der das Leben nicht mehr geschützt wird. Der Grundsatz gilt: Wenn eine Kultur das Leben nicht mehr schützt, dann schützt Gott ihr Leben auch nicht mehr.
Baal wurde als Blitz- und Regengott verehrt, als Gott der Fruchtbarkeit. Nach der Lehre der Kanaaniter war er im Frühjahr verantwortlich dafür, dass alles fruchtbar ist: die Gerstenernte, dann im Juni die Weizenernte, im Oktober etwa die Olivenernte und die Weinernte. Sie glaubten, dass die Regenzeit in Kanaan in der zweiten Hälfte Oktober beginnt und bis April dauert. Diese Regenzeit bewirkt Baal.
Dann wird es im Frühjahr immer heißer bis zur Sommerhitze im Juli, wenn alles Grün braun wird. Das sei der Moment, in dem Baal stirbt, um im nächsten Frühjahr wieder aufzuerstehen. So wurde gelehrt, dass Baal der Gott des Todes und der Auferstehung ist, der immer stirbt und wieder aufersteht. Er sei verantwortlich dafür, dass die Fruchtbarkeit im Land kommt.
Um diese Fruchtbarkeit zu fördern, betrieben die Kanaaniter einen Prostitutionskult. Überall im Land, besonders auf den Höhen, hatten sie ihre Altäre für Baal und ihre Bildsäulen. Dort mussten die Frauen Prostitution betreiben. Dadurch war davon auszugehen, dass alle Ehen eigentlich kaputt waren. Diese Prostitution stand im Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit des Landes.
Darum sagte Gott auch ganz deutlich: Ihr dürft euch nie mit diesen Völkern verschwägern, denn durch die Verheiratung würde dieser abscheuliche Kult nach Israel hineingebracht werden. Das war der moralische Zustand der Kanaaniter.
Gott hatte, wie ich schon erklärt habe, von Abraham an bis auf Josua 470 Jahre Gnadenzeit gegeben. Den Völkern wurde die Möglichkeit gegeben, Buße zu tun und umzukehren. Doch sie taten es nicht. Schließlich kam das Gericht Gottes über Kanaan.
Israel aber versagte, wie im Buch der Richter nach Josua deutlich wird. Nach dem Tod Josuas wandte sich Israel immer mehr vom Herrn ab. Sie begannen, sich mit den Kanaanäern zu vermischen. So kam der ganze Baalskult nach Israel hinein und zerstörte auch dort das Eheleben.
Die Moral, die in den Zehn Geboten festgeschrieben war – „Du sollst nicht Ehe brechen“ – wurde an der Tagesordnung gebrochen. Man kann sich kaum vorstellen, wie schlimm das war.
Sodom und Gomorra waren ebenfalls Kanaaniter. Doch sie waren so schrecklich und so fortschrittlich unter den Kanaanäern, dass Gott diese Städte der Ebene – Sodom, Gomorra, Adama und Zeboim – schon zur Zeit Abrahams durch Feuer vom Himmel vernichtete. Dort war die Gnadenzeit schon damals vorbei.
In den anderen kanaanitischen Städten wurde noch jahrhundertelang die Chance gegeben, umzukehren. Das sind wichtige Dinge, die man sich vor Augen halten muss, um das Buch Josua richtig zu verstehen.
Manche haben Mühe mit diesen Kriegen. Aber es geht hier um das Gericht Gottes, nachdem er den Menschen in Kanaan Gnade und Umkehr angeboten hatte.
Die Gibeoniter beispielsweise haben sich unterworfen. Sie wurden sogar Diener des wahren Gottes. Der Fluch, Wasserschöpfer und Holzhauer zu sein, wurde so in einen Segen verwandelt, dass sie am Gottesdienst des Gottes Israels durch ihre Arbeit beteiligt waren.
Der Angriff der fünf Könige und Joshuas Sieg
Nun wenden wir uns weiter dem Buch Josua Kapitel 10 zu. Es geschah, als Adoni-Zedek, der König von Jerusalem, hörte, dass Josua Ai eingenommen und vollständig vernichtet hatte. Ebenso hatte er Ai und dessen König behandelt, wie er zuvor Jericho und dessen König behandelt hatte. Außerdem hatten die Bewohner von Gibeon Frieden mit Israel geschlossen und lebten in ihrer Mitte. Daraufhin fürchteten sie sich sehr.
Hier wird der König von Jerusalem erwähnt: Adoni-Zedek. Sein Name klingt sehr ähnlich wie Melchizedek, auf Hebräisch Malki-Zedek, was „König der Gerechtigkeit“ bedeutet. Adoni-Zedek heißt „Herr der Gerechtigkeit“. Er ist ein späterer König von Jerusalem. Melchizedek hingegen war ein kanadischer König, der den wahren Gott verehrte, wie ich bereits erklärt habe.
Dieser Adoni-Zedek hat fast denselben Namen, stellt sich hier aber in Josua 10 als Feind des wahren Gottes dar. Deshalb zieht er auch gegen Israel, das Volk des wahren Gottes, vor.
Gibeon war eine große Stadt, eine der Königsstädte. Sie war größer als Ai, und alle ihre Männer waren Helden. Adoni-Zedek, der König von Jerusalem, sandte daher zu Hoham, dem König von Hebron, zu Piram, dem König von Jarmut, zu Japhia, dem König von Lachis, und zu Debir, dem König von Eglon. Er ließ ihnen sagen: „Kommt zu mir herauf und helft mir, damit wir Gibeon schlagen.“
Sie wollten also gegen ihre eigenen Leute vorgehen, weil diese sich mit Israel verbündet hatten. Denn Gibeon hatte Frieden mit Josua und den Kindern Israel geschlossen. Für die Kanaaniter war das keine Option, mit Israel Frieden zu schließen.
So versammelten sich die fünf Könige der Amoriter: der König von Jerusalem, der König von Hebron, der König von Jarmut, der König von Lachis und der König von Eglon, mit all ihren Lagern. Sie belagerten Gibeon und kämpften gegen die Stadt.
Die Männer von Gibeon sandten daraufhin zu Josua ins Lager nach Gilgal und ließen ihm sagen: „Zieh deine Hände nicht von deinen Knechten ab, komm schnell zu uns herauf und rette uns. Hilf uns, denn alle Könige der Amoriter, die das Gebirge bewohnen, haben sich gegen uns versammelt.“
Es entsteht also eine Art Bürgerkrieg in Kanaan. Israel wird von den Gibeoniten um Hilfe gerufen.
Josua zog von Gilgal hinauf, er und das ganze Kriegsvolk. Auch dieser nächste Siegeszug begann wieder in Gilgal. Das ist der Ausgangspunkt für die Eroberungen im Land. Dort wird man sich bewusst, wenn man an die Beschneidung denkt, dass wir eine sündige Natur haben und auf den Herrn und seine Gnade angewiesen sind.
Gilgal ist auch der Ort, an dem das Passah gefeiert wurde, nach dem Durchzug durch den Jordan. Hier wurde bewusst, dass alle Erlösung auf dem Blut des Lammes basiert.
Josua zog also von Gilgal hinauf, er und alle kriegstüchtigen Männer mit ihm. Der Herr sprach zu Josua: „Fürchte dich nicht vor ihnen.“ Inzwischen hatten die Amoriter erkannt, dass es ein Fehler war, was sie mit den Gibeonitern getan hatten, und dass sie sich täuschen ließen. Sie hatten ihren Irrtum erkannt. Doch jetzt ist Gott wieder auf der Seite Israels.
Der Herr gab Josua ausdrücklich die Ermutigung, wie schon in Kapitel 1, als alles noch ganz frisch war: „Fürchte dich nicht, denn ich habe sie in deine Hand gegeben.“ Wieder in der Vergangenheitsform: „Kein Mann von ihnen wird vor dir standhalten.“
Josua zog plötzlich gegen sie los. Die ganze Nacht zog er von Gilgal hinauf. Das war ein sehr schwieriger Weg, denn Gilgal liegt unter dem Meeresspiegel in der Ebene von Jericho. Sie mussten das steile Gebirge hinaufsteigen, das zentrale Gebirge des heutigen Westjordanlandes.
Die ganze Nacht über machten sie diese schwere Wanderung ins Gebirge hinauf. Dort verwirrte Josua die Feinde Israels und fügte ihnen eine große Niederlage zu, in Gibeon. Er jagte ihnen auf dem Weg über die Anhöhe von Beth-Horon nach und schlug sie bis Aseka und bis Makeda.
Es geschah, als sie vor Israel flohen und am Abhang von Beth-Horon waren, dass der Herr große Steine vom Himmel auf sie herabwarf bis nach Aseka. Dabei starben viele. Es waren mehr, die durch die Hagelsteine starben, als diejenigen, die die Kinder Israel mit dem Schwert töteten.
Das Eingreifen Gottes durch Naturereignisse und das Verständnis von Töten
Jetzt haben wir das Eingreifen Gottes durch eine Naturkatastrophe, und zwar Steine vom Himmel, das sind Meteore. Zwischen Mars und Jupiter gibt es den sogenannten Asteroidengürtel. Dort befinden sich zahlreiche Steine, von ganz kleinen Körnern bis zu großen Stücken mit Kilometer-Durchmesser. Diese Steine kreisen um die Sonne.
Dieser Asteroidengürtel stellt eine Gefahr für die Erde dar. Denn ab und zu verirren sich solche Steine im Weltall und verlieren ihre Bahn. Wenn sie in Erdnähe kommen, werden sie von der Erde angezogen und stürzen ab. Die kleinen Steine sind kein Problem, da sie mit so hoher Geschwindigkeit in die Atmosphäre eintreten, dass sie verglühen. Dann sieht man sie als Sternschnuppe.
Sobald die Steine jedoch eine gewisse Größe erreichen, verglühen sie nur teilweise. Sie kommen als Steine auf die Erde und können große Kratereinschläge verursachen. Ein berühmtes Beispiel ist der riesige Krater in Arizona, Kalifornien, der durch einen solchen Einschlag in der Vergangenheit entstanden ist.
Gott hat jedoch auch einen Schutzschirm für die Erde eingerichtet. Der Asteroidengürtel liegt zwischen Mars und Jupiter. Jupiter ist ein riesiger Planet, viel größer als Erde, Mars, Venus und Merkur. Dadurch besitzt Jupiter eine enorme Anziehungskraft. Ein großer Teil der Steine aus dem Asteroidengürtel, die von ihrer Bahn abkommen, werden von Jupiter angezogen und stürzen auf diesem Gasplaneten ab. Das ist also ein eingebauter Schutzschild für die Erde.
Gott benutzt dieses Lager an Steinen aber auch für die Tage des Gerichts. Zum Beispiel lesen wir in Lukas 21, dass dies in der Endzeit eine große Rolle spielen wird. Jesus sagt in seiner Endzeitrede in Lukas 21, Vers 26: „Die Menschen werden verschmachten vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen; denn die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden.“ Das bedeutet, es wird gewaltige Abweichungen im Umlauf um die Erde geben.
Weiter heißt es: „Und dann werden sie den Sohn des Menschen kommen sehen mit einer Wolke, mit Macht und großer Herrlichkeit.“ Noch vorher sagt Jesus in Vers 25: „Und es werden Zeichen sein an Sonne, Mond und Sternen und auf der Erde Bedrängnis der Nationen in Ratlosigkeit.“
Aus der Parallelstelle Matthäus 24, Vers 29, lesen wir: „Bald aber nach der Drangsal jener Tage wird die Sonne verfinstert werden und der Mond seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen. Und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden, und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen im Himmel erscheinen.“
Wenn hier steht, dass Sterne vom Himmel fallen, muss man nicht meinen, dass irgendwelche Sonnen aus dem Weltall herunterfallen. Sterne sind ja eigentlich Sonnen, aber so weit entfernt, dass sie am Nachthimmel nur als kleine Lichtpunkte erscheinen. Solche Sonnen werden nicht herabfallen. Der Ausdruck „Sterne, die vom Himmel fallen“ ist eine bildhafte Redeweise für Meteore und Meteoriten, die auf die Erde stürzen.
Auch heute noch sagt man in der tadschikischen Sprache, dass Sterne vom Himmel fallen, wenn Sternschnuppen herunterkommen. Das ist die normale Ausdrucksweise, und auch hier spricht der Herr darüber. Es wird also gesagt, dass in Verbindung mit dem Erschüttern der Kräfte der Himmel ein Regen von Meteoriten auf die Erde niedergeht. Die Menschheit wird vor Angst verschmachten.
In der Offenbarung wird dies noch konkreter beschrieben, besonders in Kapitel 8, das sich auf die große Drangsalzeit der letzten dreieinhalb Jahre vor der Wiederkunft Jesu bezieht. Dort heißt es in Offenbarung 8, Vers 7: „Und der erste Engel posaunte, und es kam Hagel und Feuer mit Blut vermischt, und es wurde auf die Erde geworfen; und der dritte Teil der Erde verbrannte, und der dritte Teil der Bäume verbrannte, und alles grüne Gras verbrannte.“
In Vers 10 lesen wir: „Und der dritte Engel posaunte, und es fiel vom Himmel ein großer Stern, brennend wie eine Fackel, und er fiel auf den dritten Teil der Ströme und auf die Wasserquellen. Der Name des Sternes heißt Wermut, und der dritte Teil der Wasser wurde zu Wermut, und viele der Menschen starben von den Wassern, weil sie bitter geworden waren.“
Das gibt eine Vorstellung von diesem Eingreifen Gottes. Nun sehen wir, wie sich das ausgewirkt hat, als der Herr als Heerführer Israels für Israel kämpfte. Die Steine, die damals herabkamen, töteten mehr Menschen als die israelische Armee, die Joshua damals tötete.
An dieser Stelle ist es wichtig, auf eine Frage einzugehen, die auch in den Pausen aufkam: Ist das nicht ein Widerspruch zu den zehn Geboten? Dort steht doch „Du sollst nicht töten.“ Wie passt das zusammen?
Das ist ein sprachliches Problem. Auf Hebräisch steht dort das Wort „razach“. „Razach“ bedeutet illegales Töten. Im Hebräischen gibt es verschiedene Wörter für „töten“, aber in dem Gebot wird „razach“ verwendet. Das heißt immer illegales Töten, am besten im Deutschen mit „morden“ übersetzt.
Diese Übersetzung hat sich in unserer Kultur jedoch nicht durchgesetzt. Die zehn Gebote sind vielen auswendig bekannt, und der Wortlaut lautet „Du sollst nicht töten“. Würde man plötzlich sagen „Du sollst nicht morden“, käme das wahrscheinlich falsch rüber, obwohl es den Sinn besser trifft – nämlich kein unerlaubtes Töten.
Manche haben sich auch gefragt, wie es möglich ist, dass die Israeliten Tiere für Opfer töten durften, wenn doch „Du sollst nicht töten“ gilt. Das Schlachten hat Gott Israel erlaubt. Bereits Noah gegenüber hat Gott in 1. Mose 9 die Erlaubnis gegeben, Tiere zu töten, um ihr Fleisch zu essen.
Wenn Gott also sagt „Ja“, dann müssen wir nicht „Nein“ sagen. Und wenn Gott „Nein“ sagt, dann sollen wir ebenfalls „Nein“ sagen. So ist das.
Es ist wichtig, dies festzuhalten. Es wäre vielleicht gut, in Fußnoten eine Übersetzung anzugeben, die „eigentlich morden“ heißt, also „Du sollst nicht morden“. Hier handelte es sich jedoch um das Gericht Gottes, und Gott hat Israel damals den Auftrag gegeben, gegen die Kanaaniter so vorzugehen.
Das Wunder der verlängerten Tageszeit und die Perspektive der biblischen Beschreibung
Vers 12: Damals redete Joshua zu dem Herrn an dem Tag, als der Herr die Amoriter vor den Kindern Israel hingab, und sprach vor den Augen Israels: „Sonne, stehe still in Gibeon, und du, Mond, im Tal Ajalon!“
Und die Sonne stand still, und der Mond blieb stehen, bis das Volk sich an seinen Feinden gerecht hatte. Ist das nicht geschrieben im Buch Jaschar? Die Sonne blieb mitten am Himmel stehen und eilte nicht zum Untergang, ungefähr einen ganzen Tag lang.
Es gab keinen Tag wie diesen, weder zuvor noch danach, an dem der Herr auf die Stimme eines Menschen gehört hätte; denn der Herr kämpfte für Israel. Hier wird also nochmals deutlich die Macht Gottes, indem dieser Tag verlängert wurde.
Das ist etwas, was man nicht mit natürlichen Gesetzen erklären kann. Es ist ein absolutes Wunder, das viele Fragen aufwirft: Wie ist das möglich, wenn plötzlich die Erde in ihrer Umdrehung stehenbleibt? Was würde das auslösen? Das Wasser würde aus den Ozeanen ausgeschüttet werden und so weiter.
Doch die Bibel sagt uns, dass Gott in seiner Allmacht dies so verfügt hat, und es war möglich. Das zeigt wirklich, dass der Herr dieses Gericht über die Kanaaniter wollte und dieses einmalige Wunder auf diese Weise vollbrachte.
Allerdings könnte jemand sagen: „Da steht nicht, dass die Erde in ihrer Umdrehung gestoppt hätte, sondern es heißt ganz klar, die Sonne solle stillstehen in Gibeon und der Mond im Tal Ajalon.“
Es gab tatsächlich Leute, die sagten: „Seht ihr, wie falsch die Bibel ist? Die Bibel geht wirklich davon aus, dass die Sonne um die Erde dreht, und dort sei sie dann stillgestanden.“
Ich frage mich manchmal, wie solche Leute überhaupt romantisch sein können. Sie könnten ja nicht auf einer schönen Bank sitzen, mit ihrer Frau, und sagen: „Schau mal, dieser wunderschöne Sonnenuntergang – die Sonne geht gar nicht unter.“
Wenn die Frau dann sagen würde: „Was hast du? Die Sonne geht gar nicht unter?“ – dann wäre alle Romantik kaputt.
In der Physik beschreibt man Bewegungen immer so, indem man einen absoluten Standpunkt einnimmt. Diesen absoluten Standpunkt kann man willkürlich wählen. Man sagt also: „Da ist der Ruhepunkt, und jetzt beschreiben wir die Bewegung im Weltall von Himmelskörpern in Bezug auf diesen absolut genommenen Punkt.“
Aber man muss wissen: Einen absoluten Punkt gibt es gar nicht. Auch die Sonne steht nicht still. Die Sonne ist nämlich in einer Umlaufbahn innerhalb der Galaxie. Alles ist in Bewegung.
Darum ist es in der Astronomie auch heute noch üblich, den Zeitpunkt des Mondaufgangs und Monduntergangs sowie den Zeitpunkt des Sonnenaufgangs und Sonnenuntergangs zu beschreiben.
In der modernen Astronomie spricht man von Sonnenaufgang, indem man als Beobachter – idealerweise von der Erde aus – sagt: „Um wie viel Uhr geht die Sonne auf, und um welche Uhrzeit geht sie unter?“
Das ist natürlich aus der Sicht der Erde gesehen. In der Bibel wird das auch ganz normal so beschrieben: die Bewegungen vom Beobachterstandpunkt der Erde aus.
Darum bewegt sich vom Beobachterstandpunkt die Sonne, und Joshua sagt: „Sonne, stehe still; Mond, stehe still im Tal Ajalon.“ Und so ist es auch geschehen.
Das bedeutet aber nicht, dass die Sonne nach der Bibel um die Erde kreist. Die Sonne blieb still an dem Standpunkt, und zwar ganz klar gesagt in Gibeon. Über Gibeon blieb die Sonne am gleichen Ort, und über dem Tal Ajalon konnte man den Mond sehen, der sich nicht mehr weiterbewegte. Erst danach setzte die Bewegung wieder ein.
Joshua schreibt dann noch dazu: „Ist das nicht geschrieben im Buch Jaschar?“ Damit verweist er auf ein weiteres Buch, das damals existierte und ebenfalls dieses Phänomen beschrieben hatte.
Hier wird also auf ein außerbiblisches Buch verwiesen. Übrigens ist das sehr üblich in den Büchern der Könige und der Chroniken. Dort werden viele Bücher erwähnt, und es wird gesagt, dass man bestimmte Geschichten auch dort nachlesen kann – auch in außerbiblischen Büchern, die nicht inspiriert sind und nicht zur Bibel gehören, aber auf die verwiesen wird.
Das zeigt, dass die Bibel nicht einfach in einem Vakuum geschrieben wurde, sondern in Raum und Zeit. Was in der Bibel geschrieben steht, wurde auch anderswo festgestellt und aufgeschrieben.
Darum haben wir auch außerbiblische Zeugnisse, zum Beispiel über Jesus Christus im Judentum und im Römischen Reich. Dort wird ebenfalls darüber geschrieben, weil es Dinge sind, die tatsächlich hier auf Erden in Raum und Zeit stattgefunden haben.
Die Bibel verweist sogar in manchen Fällen auf solche außerbiblischen Quellen. Das gibt uns auch das Recht oder die Basis, warum wir außerbiblische Literatur beiziehen dürfen – im vollen Bewusstsein, dass die absolute Wahrheit das Wort Gottes ist, das inspirierte Wort Gottes.
Andere Bücher, die nützliche Informationen zur Zeitgeschichte liefern, sind durchaus von Nutzen, wenn man sie am richtigen Ort einordnet und nicht zu hoch ansetzt. Die Bibel zeigt uns das auch.
Das zum Buch Jaschar.
Ich lese weiter in Vers 15: „Und Joshua und ganz Israel mit ihm kehrten in das Lager nach Gilgal zurück.“
Ein gewaltiger Sieg – der Kampf in Gibeon – und dann geht das Volk zurück an den Ort, der sie daran erinnert: Wir können uns nicht rühmen. Das hat alles der Herr für uns gewirkt.
Wenn wir auf uns schauen würden, hätten wir eine verdorbene, sündige Natur. Sie gehen zurück an den Ort der Beschneidung nach Gilgal, an den Ort, wo sie wieder daran denken dürfen, dass der Herr die ganze Schande unserer Vergangenheit abgewälzt hat.
Gilgal heißt „die Abwälzung“. Die Schande Ägyptens wurde abgewälzt. Dort gehen sie zurück.
Das ist das Mittel, um bewahrt zu bleiben nach einem großen Erlebnis mit dem Herrn – damit man nicht stolz wird, sondern weiß, dass es alles Gnade ist.
So, jetzt machen wir eine halbe Stunde Pause.