Einführung und Gebetsbeginn
Wir wollen noch mit Gebet beginnen. Herr Jesus Christus, danke, dass du uns diesen Tag schenkst, dieses wunderbare Wetter und diese schöne Gemeinschaft. So dürfen wir die Zeit nutzen, um dein Wort in Ruhe zu studieren.
Wir bitten dich um deine Hilfe, deinen Segen und deine Leitung an diesem Nachmittag. Schenke uns deinen Segen und einen geistlichen, reichen Gewinn aus deinem Wort. Leite uns beim Studium des Buchs Daniel. Amen!
Nachdem wir nun das ganze Buch Jesaja Vers für Vers durchgearbeitet haben, kommen wir heute neu zum Buch Daniel. Ich habe schon an einem früheren Bibelstudientag eine allgemeine Einführung in das Buch Daniel gegeben. Jetzt wollen wir das ganze Buch Vers für Vers durchgehen.
Haben alle das Skript bekommen? Wer braucht es noch? Da vorne kann man sich noch bedienen. Man braucht das Skript, um gut mitzukommen. Wir stehen nicht unter Zeitdruck. Obwohl ich hier auf dem Skript die Kapitel 1 bis 3 vorbereitet habe, gehen wir einfach in dem Tempo voran, das einen geistlichen Gewinn bringt. Wir müssen heute nicht unbedingt mit Kapitel 3 fertig werden.
Obwohl ich schon eine allgemeine Einführung gegeben habe, sollten auch jetzt noch ein paar grundsätzliche Dinge zum Buch, seinem Charakter, seiner Bedeutung und seiner Absicht gesagt werden.
Historischer Rahmen und Entstehungszeit
Zuerst einige Worte zum Zeitpunkt der Entstehung des Buches. Das wird uns gleich zu Beginn mitgeteilt. Ich lese nun Daniel 1, Vers 1:
„Im dritten Jahr der Regierung Joachims, des Königs von Juda, kam Nebukadnezar, der König von Babel, nach Jerusalem und belagerte es. Und der Herr gab Joachim, den König von Juda, in seine Hand, und einen Teil der Geräte des Hauses Gottes. Er brachte sie in das Land Sinear, in das Haus seines Gottes. Die Geräte brachte er in das Schatzhaus seines Gottes. Und der König befahl dem Aschpenas, dem Obersten seiner Kämmerer, dass er von den Kindern Israel sowohl von dem königlichen Samen als auch von den Vornehmen Jünglinge brächte, an welchen keinerlei Fehl wäre, schön von Aussehen, unterwiesen in aller Weisheit, kenntnisreich und mit Einsicht begabt, und welche tüchtig wären, im Palast des Königs zu stehen. Außerdem sollten sie die Schriften und die Sprache der Kaldäer lernen. Der König verordnete ihnen ein Tagtägliches von der Tafel Kost des Königs und von dem Wein, den er trank, und dass man sie drei Jahre lang erzöge. Am Ende dieser Zeit sollten sie vor dem König stehen.
Unter ihnen waren von den Kindern Judas Daniel, Hananja, Misael und Asarja. Der Oberste der Kämmerer gab ihnen neue Namen: Er nannte Daniel Belsazar, Hananja Sadrach, Misael Mesach und Asarja Abednego.
Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht mit der Tafelkost des Königs und mit dem Wein, den er trank, zu verunreinigen. Er erbat sich vom Obersten der Kämmerer, dass er sich nicht verunreinigen müsse. Gott gab Daniel Gnade und Barmherzigkeit vor dem Obersten der Kämmerer.
Der Oberste der Kämmerer sprach zu Daniel: „Ich fürchte meinen Herrn, den König, der eure Speise und euer Getränk verordnet hat. Warum sollte ich sehen, dass eure Angesichter verfallener wären als die der Jünglinge eures Alters, sodass ihr meinen Kopf beim König verwirktet?“
Daniel sprach zu dem Aufseher, welchen der Oberste der Kämmerer über Daniel, Hananja, Misael und Asarja bestellt hatte: „Versuche es doch mit deinen Knechten zehn Tage. Man gebe uns Gemüse zu essen und Wasser zu trinken. Dann mögen unser Aussehen und das Aussehen der Jünglinge, welche die Tafelkost des Königs essen, von dir geprüft werden. Tue mit deinen Knechten nach dem, was du sehen wirst.“
Er hörte auf sie in dieser Sache und versuchte es zehn Tage mit ihnen. Am Ende der zehn Tage zeigte sich ihr Aussehen besser und voller an Fleisch als dasjenige aller Jünglinge, welche die Tafelkost des Königs aßen. Da tat der Aufseher ihre Tafelkost und den Wein, den sie trinken sollten, weg und gab ihnen Gemüse.
Diesen vier Jünglingen gab Gott Kenntnis und Einsicht in aller Schrift und Weisheit. Daniel hatte Verständnis für alle Gesichte und Träume.
Am Ende der Tage, nach welchen der König sie zu bringen befohlen hatte, brachte sie der Oberste der Kämmerer vor Nebukadnezar. Der König redete mit ihnen, und unter ihnen allen wurde keiner gefunden wie Daniel, Hananja, Misael und Asarja. Sie standen vor dem König.
In allen Dingen einsichtsvoller Weisheit, welche der König von ihnen erfragte, fand er sie zehnmal überlegen allen Schriftgelehrten und Beschwörern, die in seinem ganzen Königreich waren. Daniel blieb bis zum ersten Jahr des Königs Chores.“
Zur Entstehung des Buches: In Vers 1 lesen wir „im dritten Jahr der Regierung Joachims, des Königs von Juda“. Das ganze Alte Testament ist durchzogen von einer Chronologie ohne Unterbrechung. Diese Chronologie reicht schließlich sogar bis ins Neue Testament. Die Brücke dazu bildet Daniel 9 mit den Jahrwochen.
So gibt es ein chronologisches Gerüst vom Alten Testament bis ins Neue Testament. Es ist so, dass man alle Zahlen der Chronologie in der Bibel in ein in sich völlig geschlossenes System bringen kann. Alle sogenannten Widersprüche sind auflösbar, sodass keine Zahl nachkorrigiert werden muss. Es geht schön auf.
In diesem System entspricht das dritte Jahr der Regierung Joachims dem Jahr 606 v. Chr. Damals kam Nebukadnezar nach Jerusalem. Das war die erste Belagerung Jerusalems in einer Serie von vier Wegführungen.
In dieser Zeit, 606 v. Chr., wurde ein Teil der Bevölkerung nach Babylon deportiert. Später gab es eine zweite Deportation. Man kann das kurz nachlesen auf Seite zwei im Skript unter Kapitel I, „drittes Jahr Joachims“. Dort ist vermerkt, dass dies die erste Wegführung nach Babel ist.
Es gibt vier Wegführungen: 606 die erste, die hier in Daniel 1 erwähnt wird und auch in 2. Chronika 36,5-8. Später, 597, gab es eine zweite Wegführung. Das ist die Wegführung, in der Hesekiel, der Prophet, nach Babel kam (Hesekiel 1,2). Beschrieben wird sie in 2. Chronika 36,9-16.
Schließlich die dritte Wegführung – das war die Katastrophe für Jerusalem. Im Jahr 586 wurde Jerusalem und der salomonische Tempel dem Erdboden gleichgemacht. Dort wurde die Masse der Juden in die Gefangenschaft weggeführt, wie beschrieben in 2. Chronika 36,17-21.
Etwas später, 582, gab es noch eine vierte Wegführung, die nicht so bekannt ist. Sie wird nur in Jeremia 52,30 erwähnt. Dabei wurde noch eine kleinere Gruppe nach Babylon deportiert.
Das gibt also den klaren geschichtlichen Rahmen des Buches. Es beginnt im Jahr 606. In Vers 21 von Kapitel 1 lesen wir, dass Daniel bis zum ersten Jahr des Königs Chores blieb. Das war im Jahr 539 v. Chr., als die Perser und Meder Babylon, das babylonische Weltreich, in wenigen Schlachten völlig eroberten.
Das erste Jahr des Königs Chores von Persien markiert diesen Zeitpunkt. Hier haben wir die ganze Zeitspanne in Kapitel 1 vom Beginn der Wegführung der Juden nach Babylon bis zum Ende.
Im ersten Jahr des Chores wurde auch die Erlaubnis von Persien gegeben, dass alle Juden wieder nach Hause zurückkehren durften. Dies wurde von Tausenden, von Zehntausenden wahrgenommen, alles beschrieben in Esra 1,2-3 usw.
Aber das ist nicht das letzte Datum im Buch Daniel. Das letzte Datum ist in Kapitel 10 zu finden. Dort werden die letzten Kapitel 10 bis 12 datiert auf das dritte Jahr Chores. So kommen wir bis ins Jahr 536 v. Chr.
In diesem Jahr konnte Daniel das Buch geschrieben haben oder in den Jahren, die darauf folgten.
Das macht also klar, dass wir hier eine sehr lange Zeitspanne von der Wegführung Daniels nach Babylon bis zum dritten Jahr des Chores haben. Das zeigt auch, dass Daniel ganz am Schluss ein alter Mann war, mit biblischem Alter, wenn wir von einem biblischen Alter ausgehen. Nach Psalm 90 sind die Lebenstage siebzig Jahre, wenn es hochkommt achtzig.
Das macht auch deutlich, dass Daniel, als er nach Babylon kam, sehr jung war. Man könnte denken, er war dreizehn oder vierzehn Jahre alt, vielleicht auch ein bisschen älter, aber in dieser Größenordnung.
Das Buch Daniel umfasst somit das ganze Leben Daniels – von seiner Teenagerzeit bis in sein hohes Alter.
Autorenschaft und biblische Belege
Wer ist der Autor des Buches? Das wird im Buch selbst nicht ausdrücklich genannt. Allerdings nimmt der Herr Jesus in Matthäus 24,15 Bezug auf das Buch Daniel, und zwar auf Kapitel 9. Dort wird vom Gräuel der Verwüstung gesprochen, von einem Götzenbild auf dem Tempelplatz.
Der Herr Jesus erwähnt dies in Matthäus 24,15: „Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von welchem durch Daniel den Propheten geredet ist, stehen seht an heiligem Ort, wer es liest, der beachte es; alsdann sollen die in Judäa auf die Berge fliehen.“ Somit sagt der Herr Jesus ganz klar, dass das, was in Daniel 9 und auch in weiteren Kapiteln, in denen dieser Gräuel erwähnt wird, beschrieben steht, tatsächlich von Daniel geredet wurde.
In einer Handschrift aus Qumran, die man Florilegium nennt – eine Blumenlese, da sie eine Sammlung verschiedener Bibelstellen aus dem Alten Testament ist – wurde ebenfalls aus dem Buch Daniel zitiert. Diese Handschrift fand man in der vierten Höhle von Qumran. Insgesamt wurden von 1947 bis 1956 elf Höhlen bei Qumran entdeckt. In der vierten Höhle fand man die meisten Handschriften, darunter auch das Florilegium. Deshalb nennt man diese Handschrift auch „vier Q“, also die vierte Höhle von Qumran, mit der Nummer 174.
In dieser Handschrift wird aus dem Buch Daniel zitiert und es wird ausdrücklich gesagt, dass Daniel der Prophet dies gesagt hat. Somit wird durch den Herrn Jesus und auch durch die jüdische Tradition ganz klar bezeugt, dass das Buch Daniel von Daniel selbst stammt.
In den Handschriften aus Qumran hat man insgesamt Überreste von acht verschiedenen Rollen gefunden, die das Buch Daniel enthalten. In Höhle I, die 1947 von einem Beduinenjungen entdeckt wurde, fand man zwei Rollen. In Höhle IV waren es insgesamt fünf Rollen, dazu kommt noch das Florilegium, und in Höhle VI wurde eine weitere Rolle gefunden.
Die Handschriften wurden auf die Zeit zwischen 125 vor Christus und 50 nach Christus datiert, je nach Rolle. Mit Ausnahme von Kapitel zwölf sind alle Kapitel des Buches Daniel durch diese acht Rollenfragmente belegt. Kapitel zwölf wird jedoch im Florilegium zitiert, also in „vier Q 174“. Damit kann man sagen, dass in Qumran alle zwölf Kapitel des Buches Daniel belegt sind.
Was auch für die Forschung interessant war: Im Buch Daniel haben wir ein zweisprachiges Bibelbuch vor uns. Der Anfang ist auf Hebräisch verfasst. Ab Kapitel 2, Vers 4 wechselt die Sprache plötzlich auf Aramäisch und bleibt es bis zum Ende von Kapitel 7. Ab Kapitel 8, Vers 1 bis zum Schluss ist der Text wieder auf Hebräisch.
In diesen Rollen sind diese Sprachübergänge ebenfalls belegt. Es handelt sich also nicht um spätere Übersetzungen einzelner Kapitel ins Aramäische, sondern es ist belegt, dass das Buch ursprünglich in diesen beiden Sprachen verfasst wurde. Warum das so ist, werden wir später noch sehen. Es ist alles sehr, sehr interessant.
Kritik und Verteidigung der Prophetie im Buch Daniel
In der Bibelkritik, also in der liberalen Theologie, wird behauptet, das Buch Daniel sei um 165 vor Christus geschrieben worden und nicht, wie wir aus der Bibel entnehmen, von Daniel selbst im sechsten Jahrhundert vor Christus.
Warum sagen die Liberalen das? Das Problem ist die Prophetie im Buch Daniel. Aus liberaler Sicht gibt es keine echte Prophetie. Denn das würde bedeuten, dass Gott wirklich Propheten Offenbarungen gegeben und sie inspiriert hat. Das wird in der liberalen Theologie grundsätzlich abgelehnt. Die Bibel ist nicht Gottes Wort, sondern Menschenwort.
Für die Liberalen ist die erfüllte Prophetie daher ein Problem. Prophetie, die sich über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg erfüllt, würde bedeuten, dass jemand hinter dem Bibelschreiben steht, der selbst Raum und Zeit nicht unterworfen ist. Also gilt: Entweder ist die Bibel wirklich von Gott inspiriert, oder die Prophetie ist eine Fälschung. Für die Liberalen ist es kein Problem zu sagen, dass es eine Fälschung ist. Sie behaupten, dass jemand um 165 oder 160 vor Christus dieses Buch geschrieben hat. Er tat so, als wäre es von Daniel und als wäre es echte Prophetie, obwohl er es nach der Erfüllung der Prophetie verfasst hat.
Die Idee, das Buch Daniel um 165 oder 160 vor Christus anzusetzen, kommt daher, dass ein großer Teil – aber nicht alles – der Prophetie im Buch Daniel die Zeit von Daniel im sechsten Jahrhundert über das fünfte, vierte und dritte Jahrhundert bis 165 vor Christus umfasst. Die Liberalen sagen sich: Gut, wenn wir das Buch Daniel auf 165 datieren, dann hat der Verfasser das meiste geschrieben, nachdem die Ereignisse bereits geschehen sind. Er hat es also betrügerisch als Prophetie ausgegeben.
Das Problem für die Liberalen – für uns nicht – ist jedoch, dass die Prophetie Daniels darüber hinausgeht. In Daniel 9 wird der genaue Zeitpunkt des Kommens des Messias vorausgesagt, nämlich das Jahr 32 nach Christus, sowie seine Ermordung. Das ist aber nach 165 vor Christus.
In Daniel 9 wird außerdem gesagt, dass infolge der Verwerfung des Messias die Stadt Jerusalem und der Tempel zerstört werden. Das geschah im Jahr 70 nach Christus. Die Kritiker können daher nicht behaupten, das Buch Daniel sei nach 70 nach Christus geschrieben worden, denn es gibt Handschriften aus dem zweiten und ersten Jahrhundert vor Christus und sogar bis ins Jahr 50 nach Christus. Das ist also ausgeschlossen.
So können wir den gesamten Ansatz der liberalen Theologie verwerfen. Er funktioniert nicht. Die Bibel enthält nachweislich erfüllte Prophetie.
Schon der Neuplatoniker Porphyrius, ein eifriger Gegner des Christentums um 300 nach Christus, schrieb in seinem zwölften Buch „Gegen das Christentum“ über das elfte Kapitel von Daniel, in dem so viele erfüllte Prophezeiungen vorkommen – etwa 150. Er behauptete, das könne gar keine echte Prophetie sein, weil es viel zu genau sei.
Doch genau das ist auch die Logik der modernen Theologen heute: „Das kann nicht Prophetie sein, es ist viel zu genau.“ Prophetie gibt es nicht. Aber wir können beweisen, dass es tatsächlich Prophetie gibt.
Sprachliche Besonderheiten des Buches Daniel
Und nun kommt das Hebräische im Buch Daniel hinzu. Dieses Hebräisch ist nicht das, das heute in Israel gesprochen wird. Es ist auch nicht das Hebräisch, das gelehrte Juden im Mittelalter in ihren Kommentaren verwendet haben. Ebenso ist es nicht das Hebräisch, das man in Israel zur Zeit des Herrn Jesus sprach. Und es ist auch nicht das Hebräisch, das im zweiten Jahrhundert vor Christus gesprochen wurde, als Daniel angeblich geschrieben worden sein soll.
Vielmehr entspricht es genau dem Hebräisch des sechsten und fünften Jahrhunderts vor Christus. Heute wissen wir ganz genau, wie sich die Grammatik im Laufe der Jahrhunderte verändert hat. Wir müssen sagen: Wunderbar, das Buch Daniel ist genau in dem Hebräisch geschrieben, das der biblischen Zeitangabe entspricht.
Heute kommt noch etwas hinzu. Noch vor einigen Jahren konnte man das nicht so genau sagen. Doch heute wissen wir sogar, wie sich die Rechtschreibung im Laufe der Jahrhunderte geändert hat. Wenn ich zum Beispiel ein Manuskript aus Qumran aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus sehe und lese, kann ich sofort sagen: Das ist späteres Hebräisch, nicht das Hebräisch des sechsten Jahrhunderts vor Christus – und das allein anhand der Rechtschreibung.
Die Rechtschreibung im Buch Daniel entspricht jedoch der Zeit des sechsten und fünften Jahrhunderts vor Christus. Das ist also ein Volltreffer. Nicht nur die Sprache selbst ist genau korrekt und passend für die Zeit, sondern auch die Orthographie. Dasselbe gilt für das Aramäische.
Das aramäische Buch Daniel ist nicht das Aramäische, das man im zweiten Jahrhundert vor Christus geschrieben und gesprochen hat, wie die Liberalen behaupten, die dieses Datum für das Buch annehmen. Stattdessen entspricht es der Zeit Daniels.
Es ist schwer, wenn man gegen die Wahrheit kämpfen muss. Doch es lohnt sich, auf der richtigen Seite zu stehen. Man hat immer Recht, nicht weil man besonders schlau ist, sondern weil es sich lohnt, auf der Seite des Herrn Jesus und seines Wortes zu stehen. Wer wirklich die Seite des Herrn wählt, hat immer Recht.
Beginn der Auslegung: Daniel 1, Vers 1 ff.
Nun gehen wir Vers für Vers voran, also Daniel 1, Vers 1. Parallel dazu kann man auf Seite 2 die Notizen mitverfolgen.
Nebukadnezar, der König von Babel, kam nach Jerusalem. Den Namen Nebukadnezar habe ich hier aufgeführt. Auf Babylonisch, also auf Akkadisch ausgesprochen, lautet er Nabu Kuduri Uzur, was „Nabu, schütze meinen Erbsohn“ bedeutet. In manchen Kommentaren steht auch „Nabu-Schütze, meine Krone“, doch das wird heute als falsche Übersetzung angesehen. Kuduri übersetzt man heute aus dem Akkadischen mit Erbsohn.
Nebukadnezars Vater, Nabopolassar, war ebenfalls eine bedeutende Persönlichkeit. Ihm gelang es nämlich, das assyrische Weltreich zu besiegen, vor dem der ganze Nahe Osten jahrhundertelang gezittert hatte. So kam es im Jahr 612 v. Chr. zum Fall der Hauptstadt Ninive, was übrigens im Buch Nahum vorausgesagt wurde. Die Details, wie das geschehen sollte, haben sich eindrücklich erfüllt.
Nabopolassar hatte dies zusammen mit den Medern und den Skythen geschafft – das sind die Vorfahren der heutigen Ukrainer. Nabopolassar gab seinem Sohn, der sein Nachfolger werden sollte, den Namen „Nabu, schütze meinen Erbsohn“. Nabu ist einer der vielen Götter Babylons. In der Fußnote habe ich erklärt, dass Nabu nach babylonischer Ansicht der Sohn von Marduk war.
Marduk war der Hauptgott von Babylon – zuerst der Stadtgott von Babylon und schließlich auch der Hauptgott von Babylonien. Nabu bedeutet auf Deutsch „Sprecher“ und ist verwandt mit dem hebräischen Wort für Prophet, also derjenige, der Gottes Sprechen offenbart. Nabu heißt gewissermaßen „der sich offenbarende Gott“. Er war der Gott der Weisheit, wurde als der Planet Merkur verehrt und galt als Gott des Feuers.
Das wird für uns noch wichtig sein, denn wir werden sehen, dass Nabu in Daniel 2 offensichtlich nicht einmal den Traum Nebukadnezars deuten kann. Das kann nur Daniel. Also der „sich offenbarende Gott“ konnte nichts dazu sagen. Bereits in Daniel 1 haben wir gesehen, dass die gescheitesten Leute in Babylon nicht die Anhänger von Nabu waren, sondern Daniel und seine drei Freunde.
Wo war Nabu, der Gott der Weisheit? Wir werden sehen, dass Nabu auch der Gott des Feuers war. In Daniel 3 wurden Daniels drei Freunde in den Feuerofen geworfen, weil sie die Götter Babylons nicht anbeten wollten. Doch sie wurden nicht verbrannt. Wo war Nabu? Er hat vollkommen versagt.
Nabu wurde auch als Gott der Schreibkunst verehrt – sogar als Erfinder der Schrift. Doch warum konnten die Priester Nabus die Schrift an der Wand in Daniel 5 weder lesen noch deuten? Nur Daniel konnte das. Man sieht, wie viele Anspielungen auf die Religion der Babylonier im Buch Daniel gemacht werden.
In einer erhaltenen Inschrift Nebukadnezars bezeichnet sich der König selbst als Liebling Nabus. Im dritten Jahr der Regierung Joachims, des Königs von Juda, kam Nebukadnezar, also „Nabus Schütze“, sein Erbsohn, der König von Babel, nach Jerusalem und belagerte es.
Interessant ist Vers 2: „Und der Herr gab Joachim, den König von Juda, in seine Hand.“ Das war nicht Nabu, auch nicht Marduk und nicht Ishtar. Ishtar erwähne ich in Fußnote zwei. Der Herr gab Jerusalem in die Hand Nebukadnezars, und nicht etwa Ishtar.
Ishtar, im Sumerischen Inanna genannt, wurde als Planet Venus verehrt, als Abend- und Morgenstern. Sie entspricht in der Bibel an anderen Stellen Astarte, die von den Westsemiten unter diesem Namen verehrt wurde. Sie war die Göttin der Liebe und der Fruchtbarkeit. Ihre alte Stadt war Uruk, die als Stadt der Kurtisanen, Dirnen und Prostituierten bekannt war.
Ishtar war also eine Prostituiertengöttin, eine Hurengöttin. Sie wurde aber auch als Göttin des Krieges und als Königin des Himmels verehrt. In Babylon wurde ein Tor, das wohl gewaltigste Tor, ihr geweiht – das Ishtar-Tor, dessen Vorderbau heute im Pergamonmuseum in Berlin zu sehen ist.
Dieses Tor war der Kriegsgöttin geweiht. Im Jahr 606 v. Chr. gab es dieses Ishtar-Tor noch nicht, als Daniel nach Babylon kam. Doch in den folgenden Jahren wurde es gebaut. Für Daniel war klar, dass nicht diese Kriegsgöttin Jerusalem zerstört hatte, sondern der Herr, der Gott Israels. Im Hebräischen steht hier Adonai, also der Herr über den Verlauf der Geschichte.
Dieser Vers gibt den Schlüssel zum Verständnis des Buches Daniel. Es geht in der Prophetie um den weiteren Verlauf der Geschichte, wie Gott alles im Voraus wusste und verkündete. Er hat die ganze Weltgeschichte in seiner Hand. Die Juden mussten, wie aus Daniel 9 klar wird, nach Babylon gehen und all das Schicksal der Zerstörung des Tempels und der Stadt erleben, weil sie gegen den Herrn gesündigt hatten.
Das war Gottes Strafe, Gottes Zucht über sein Volk. Es war nicht das Versagen des Herrn, sondern das Versagen des Volkes. Darum betont Daniel 1,2: „Der Herr gab Joachim, den König von Juda, in seine Hand.“ Auch einen Teil der Geräte des Hauses Gottes, des Salomonischen Tempels, gab er in seine Hand.
Im Nahen Osten war es üblich, dass ein siegreicher König die Götter eines eroberten Volkes und ihre Schätze mitnahm und in seinen eigenen Tempel stellte. Damit wollte er demonstrieren, dass er Macht über diese örtlichen Götter hatte. Was Nebukadnezar tat, war somit ein Vergehen gegen den wahren Gott. Er wollte sagen: „Ich und meine Götter haben gesiegt über den Gott Israels.“
Die Geschichte geht weiter: In Daniel 5 geht Belsazar, der offensichtlich sein Enkel war, noch einen Schritt weiter. Er ließ diese Geräte aus dem Haus Gottes nehmen, um sie bei einer letzten Party in gotteslästerlicher Weise zu missbrauchen, während die Götter Babylons gepriesen wurden.
Es wurde quasi nochmals richtig der Sieg Babylons über Jerusalem und den Gott Israels gefeiert. Dann erschien die Schrift an der Wand. Niemand konnte die Schrift lesen oder deuten – nur Daniel konnte das. Daniel erklärte, dass die Schrift besagt, dass es nun aus ist mit Babylonien. Die Perser und Meder würden kommen und dieses Reich zerstören.
Damit zeigte der Herr, wer der Herr über die Geschichte ist. Es musste eine gewisse Zeit so gehen, weil Gott sein eigenes Volk gezüchtigt hatte. Doch Gott lässt sich nicht spotten. Auch wenn es im Moment so aussah, als sei er nicht da, ließ er zu, dass in schändlicher Weise die Tempelgeräte abtransportiert wurden – und sie wurden in das Haus seines Gottes gebracht.
Nebukadnezar fühlte sich den vielen Göttern Babylons gegenüber am meisten Marduk verpflichtet. Marduk war der Stadtgott von Babylon und der Hauptgott Babyloniens. Er brachte die Tempelgeräte also in den Marduk-Tempel in Babylon.
Dazu habe ich in Fußnote drei etwas geschrieben: Marduk war der Stadtgott von Babylon und Hauptgott der Babylonier. Er wurde als Planet Jupiter verehrt. So sehen wir den Zusammenhang mit der babylonischen Astrologie. Die Planeten spielten in der Astrologie eine wichtige Rolle und wurden als Götter verehrt.
Der Planet Jupiter entspricht Marduk. Er wurde als Schöpfer der Welt verehrt. Gemäß dem babylonischen Schöpfungsmythos, genannt Enuma Elisch – so beginnen die ersten Worte des Schöpfungsberichts –, wird Marduk als Gott der Allmacht und Weisheit verehrt.
Doch auch Marduk hat versagt bei der Prüfung von Daniel und seinen Freunden. Sie waren intelligenter und weiser als alle Priester Babylons, die schon lange ausgebildet waren. Marduk war ja auch Gott der Weisheit.
Weiterhin war er Gott der Unergründlichkeit, doch auch hier hat er deutlich versagt, als er den unergründlichen Traum Nebukadnezars in Daniel 2 nicht deuten konnte.
Marduk hatte ein kriegerisches Auftreten und war zudem Gott der Krankenheilung. Doch auch hier versagte er in Daniel 4. Nebukadnezar wurde wahnsinnig. Diese Art von Wahnsinn kennt man in der Psychiatrie unter dem Begriff Boanthropie.
Das ist eine Krankheit, bei der jemand meint, er sei ein Tier. Zum Beispiel ein Vogel, der auf Bäumen übernachtet und überzeugt ist, ein Vogel zu sein. Das Wort Boanthropie bedeutet eigentlich „Rindmenschenkrankheit“, also jemand, der glaubt, ein Rind zu sein.
Bei Nebukadnezar war es so, dass er während seines siebenjährigen Wahnsinns Gras fraß wie ein Rind. Seine Nägel wuchsen jedoch wie Vogelkrallen. Wo war Marduk, der Gott Nebukadnezars und der Krankenheilung? Er konnte ihn nicht gesund machen.
Erst als nach sieben Jahren Wahnsinn der Gott Israels ihm den Verstand wiedergab und ihn den wahren Gott erkennen ließ, pries Nebukadnezar ihn. Es wurde klar: Marduk ist es nicht. Der Gott Israels steht über allem.
Marduk wird in einem Gebet, das aus Inschriften überliefert ist, so verehrt: „Mein Herr ist mein Gott, mein Herr ist mein Herrscher. Gibt es einen Herrn außer ihm?“ An dieser Stelle müssen wir sagen: Ja, bitte, lesen wir Daniel 1, Vers 2: Adonai gab Joachim in seine Hand.
Jawohl, er ist der Herr über alle Götter. Viele Götter werden als Manifestationen Marduks betrachtet. Die Babylonier dachten, wenn man vom Gott Bel spricht, könnte das eine Erscheinungsform von Marduk sein – also dieselbe Person, aber mit einer anderen Erscheinung.
Das ist sehr verbreitet im Götzendienst. Auch in Indien gibt es angeblich Millionen von Göttern. Verschiedene Götter können Ausdruck des Allgeistes Brahman sein. Mit dem Allgeist ist eine Kraft in der Natur gemeint, nicht ein jenseitiger Gott.
So wurde Marduk auch als Allgeist gesehen, der in verschiedenen Formen erscheinen kann. Marduk erhält in den Inschriften den Beinamen Bel. Bel heißt auf Babylonisch „Herr“ und entspricht bei den Westsemiten dem kanaanäischen Baal, ebenfalls „Herr“.
Damit wird Marduk mit Bel und im Sumerischen mit Enlil, dem Gott der Luft, identifiziert. Bel oder Enlil ist der Gott der Luft. In Epheser 2, Vers 2 heißt es: „Von dem Satan, der Fürst der Gewalt der Luft.“ Das zeigt uns das Neue Testament, wer wirklich dahintersteckt.
Das gilt für alle Religionen, auch für Hinduismus und Buddhismus. Das sind nicht nur Götzenbilder, sondern hinter diesen Götzenbildern steckt eine reale Kraft: Satan und alle seine Dämonen, die gefallenen Engel. Das Neue Testament deckt auf, wer Beel beziehungsweise Marduk in Wirklichkeit ist.
Daniel erlebt all dies als eine scheinbare Demütigung des wahren Gottes. In Wirklichkeit war das jedoch nicht so. Diese Katastrophe der Juden musste wegen ihrer Sünde kommen. Darum konnte Nebukadnezar diese Tempelgeräte von Jerusalem im Schatzhaus Marduks unterbringen.
Übrigens war der Marduk-Tempel ein gigantischer Tempel, der sich ganz in der Nähe des Turms von Babel befand. Ich habe das irgendwo im Skript notiert – auf Seite 2 bei Vers 2, wo ich vermerkt habe: „Sein Gott ist Marduk, der Hauptgott Babyloniens. Das Haus seines Gottes ist der Marduk-Tempel in Babylon, genannt E-Sagila, der Tempel mit hohem Haupt.“
Im Pergamonmuseum in Berlin lohnt es sich, dieses Museum einmal zu besuchen. Dort gibt es ein Modell des alten Babylon. Man sieht das Ishtar-Tor, das man auch heute noch im Original besichtigen kann. In diesem Modell sieht man den Turm von Babel gleich neben dem Marduk-Tempel.
Der Turm von Babel aus 1. Mose 11 wurde damals nicht vollendet, aber später von Nebukadnezar vollständig wieder aufgebaut. Zur Zeit Daniels stand der Turm von Babel vollständig in Babylon, direkt neben dem Haus Marduks.
Man muss sich überlegen, was das für die Juden bedeutete. Sie kannten aus den Heiligen Schriften den Ursprung des Turms von Babel in 1. Mose 11 als Ausdruck des ersten Abfalls der Menschheit von Gott.
Dort heißt es: „Und die ganze Erde hatte eine Sprache und einerlei Worte. Und es geschah, als sie nach Osten zogen, da fanden sie eine Ebene im Land Sinear und wohnten dort.“
Das Wort Sinear finden wir auch in Daniel 1, Vers 2, in der Mitte. Dort heißt es, dass man sie in das Land Sinear brachte. Dass hier ausdrücklich Land Sinear und nicht Babylonien genannt wird, erzeugt eine Gedankenverbindung zu 1. Mose 11.
Dort sehen wir, wie Gott eingriff, damit der Turm nicht vollendet werden konnte. Später kam Babel unter Nebukadnezar zur Macht und vollendete sogar den Turm.
Die Juden fragten sich wohl: Was ist jetzt geschehen? Wo ist unser Gott? Wer lässt das zu? Doch es war alles eine Frage der Zeit, bis die Perser Babylon eroberten. Daniel durfte das noch als alter Mann erleben.
Später wurde der Turm von Babel wieder zerstört. Noch später wollte ein Mann in rebellischer Weise den Turm wieder aufbauen. Das war Alexander der Große. Um 323 v. Chr., als er in Babylon war und die Welt von Griechenland bis Indien erobert hatte, sagte er: „So bauen wir den Turm von Babel wieder auf.“
Dann wurde er krank, wahrscheinlich an Malaria, und starb. Der Turm wurde nicht mehr fertiggestellt.
Wir sehen in der Geschichte, dass Gott manchmal eingreift und manchmal nicht. Doch er ist der Herr über die Geschichte und weiß, warum er damals zuließ, dass Babylon zur Macht kam.
Wie viele Jahre waren das? Von 606 bis 539 v. Chr., als die Perser Babylon eroberten – 67 Jahre. Da denkt man vielleicht an Jeremia und die siebzig Jahre.
In Jeremia 25, Vers 11 heißt es: „Und dieses ganze Land wird zur Einöde, zur Wüste werden. Und diese Nationen – das sind die Nationen im Nahen Osten – werden dem König von Babel siebzig Jahre dienen. Und es wird geschehen, wenn siebzig Jahre voll sind, werde ich an dem König von Babel und an jenem Volk, spricht der Herr, ihre Schuld heimsuchen und an dem Land der Chaldäer.“
Auch in Jeremia 29, Vers 10 steht: „Denn so spricht der Herr: Sobald siebzig Jahre für Babel voll sind, werde ich mich euer annehmen und mein gutes Wort an euch erfüllen und euch an diesen Ort zurückbringen. Denn ich weiß die Gedanken, die ich über euch denke, spricht der Herr, Gedanken des Friedens und nicht zum Unglück, um euch Ausgang und Hoffnung zu gewähren.“
Hier wird nicht gesagt, dass die Juden siebzig Jahre in Babel sind, sondern dass siebzig Jahre für Babel sind. In Kapitel 25 steht, dass diese Nationen dem König von Babel siebzig Jahre dienen. Es steht nicht, dass Israel siebzig Jahre in Gefangenschaft sein wird.
Die Lösung des Rätsels ist: Nabopolassar, der Vater von Nebukadnezar, schlug das assyrische Reich so, dass 612 v. Chr. Ninive fiel. Doch der assyrische König floh mit einem Rest seiner Armee nach Westen. Das Reich war noch nicht endgültig vorbei.
Es gab weitere Kriege, bis 609 v. Chr. das assyrische Reich endgültig beseitigt war. Damit war Babylon die Nummer eins unter den Weltmächten – von 609 bis 539 v. Chr. genau siebzig Jahre.
Das Wort stimmt also genau. Es zeigt, wie exakt man die Bibel lesen muss, damit sich Probleme von selbst lösen.
Auch Daniel selbst hat das gelesen. In Daniel 9 sehen wir, wie er das Buch Jeremia studierte. Das zeigt die alttestamentlichen Bezüge. Daniel nimmt Bezug auf das Buch Jeremia.
Daniel 9, Vers 1: „Im ersten Jahr Darius, des Sohnes Ahasveros aus dem Samen der Meder, der über das Reich der Chaldäer König geworden war, merkte ich, Daniel, in den Schriften auf die Zahl der Jahre, betreffend welches das Wort des Herrn zu dem Propheten Jeremia geschehen war.“
Das erste Jahr von Darius, dem Meder, ist das gleiche wie das erste Jahr von Kyrus. Kyrus war Oberkönig von Persien, und sein Kollege aus Medien war Unterkönig, der das Gebiet von Babylonien innerhalb des viel größeren Persischen Reiches beherrschte.
Wir sind hier im Jahr 539, genau am Ende der siebzig Jahre von Babel. Daniel studierte die Schriften im Plural, also nicht nur das Buch Jeremia, sondern mehr vom Alten Testament. Er studierte die Bibel und die Zahl der Jahre, die nun genau in Erfüllung gegangen war.
Das ist ein Beispiel aus biblischer Zeit, wie ein Gläubiger die Heilige Schrift, das prophetische Wort, studiert und mit den Erfüllungen vergleicht.
Daniel 9, Vers 2: „Dass nämlich siebzig Jahre für die Verwüstung Jerusalems vollendet werden sollten.“ Diese siebzig Jahre Babylons waren die Zeit, in der das jüdische Volk die Verwüstung erlebte.
Dann beginnt Daniel zu beten. Das zeigt, dass er nicht einfach trocken die Heilige Schrift studierte und sah: „Jetzt hat sich das erfüllt.“ Nein, es führte ihn ins Gebet und in die Beziehung zum Herrn.
So verstand Daniel aufgrund der Heiligen Schrift, dass es kein Sieg der babylonischen Götter war. Alles war im Plan Gottes. Der Gott der Bibel hatte gesagt, es würde siebzig Jahre dauern, und dann käme ein anderes Königreich.
Dort sehen wir, wer das Sagen hatte. Doch das konnte von Anfang an klar sein. Das erklärt auch, warum Daniel in Babylon blieb, treu war und nichts mit den babylonischen Göttern zu tun haben wollte.
Das war eine Versuchung zu denken: „Der Herr hat Jerusalem nicht gerettet, die babylonischen Götter waren stärker.“ Nein, für Daniel war der Plan Gottes klar.
Ausbildung und innerer Konflikt Daniels
Jetzt gehen wir weiter zu Vers 3. Der König befahl Aschpenas, dem Obersten seiner Kämmerer, von den Weggeführten aus Israel vornehme Jünglinge und solche aus dem Königengeschlecht auszuwählen. Diese sollten eine Ausbildung durchlaufen, die in der Bibel mit drei Jahren angegeben wird. Es handelt sich dabei um eine Ausbildung, um fähig zu sein, in babylonische höhere Staatsdienste aufgenommen zu werden.
Interessant ist, dass wir aus den babylonischen Keilschriften eine Inschrift kennen, die eine Priesterausbildung erwähnt, die ebenfalls drei Jahre dauerte. Diese Übereinstimmung zeigt, dass das Buch Daniel nicht eine Erfindung eines späteren Betrügers ist, sondern authentisch. Wer eine Geschichte erfunden hätte, käme kaum auf die Idee, Jahrhunderte später zu wissen, dass eine solche Ausbildung genau drei Jahre dauerte.
In den Keilschriften findet man auch den Hinweis, dass das körperliche Aussehen sehr wichtig war. Es wird beschrieben, dass die Jünglinge makellos und schön von Ansehen sein mussten. Sie mussten wirklich schön sein, nicht nur hübsch. Das war in Babylon sehr wichtig.
Später sehen wir, dass Daniel kein Fleisch essen wollte, was viele Kalorien liefert. Man fürchtete, sein Kopf könnte sich verändern und er würde nicht mehr so perfekt schön aussehen. Babylon, die Stadt der Götzen, entspricht in dieser Hinsicht unserer Kultur, in der dem Aussehen eine übertriebene Bedeutung zugemessen wird. Doch Gott hat einen Plan.
Diese drei Freunde und Daniel sollten diesen Weg gehen, um ein Zeugnis des wahren Gottes in Babylon zu werden. Darum hat Gott sie schön gemacht. Wir dürfen wissen, dass Gott uns genau so gemacht hat, wie es für unsere Aufgabe nötig ist. Wir müssen nicht traurig sein, wenn wir nicht schön sind, sondern nur hübsch. Aber wir haben ja auch nicht die gleiche Aufgabe wie Daniel.
Was war das für ein innerer Konflikt? Man stelle sich vor, ein Vierzehnjähriger kommt nach Babylon. Von Mama und Papa wird nichts gesagt. Nun müssen sie die Schrift und die Sprache der Kaldäer lernen.
Am Schluss von Vers 4, ja? Wenn man sich im Klaren ist, was in den Keilschrifttexten von Babylon steht – es gibt geschichtliche Tafeln, zum Beispiel die Nabonidus-Chronik, die beschreibt, wie Nebukadnezar den Nahen Osten eroberte. Die ganzen Ereignisse, die im Buch Daniel wichtig sind, sind original von Nebukadnezar als Keilschrifttafel überliefert.
Man hat sogar die AHV-Tafel von Joachim, nicht zu verwechseln mit dem späteren Joachim. Dieser wurde nach Babel gebracht und bekam dort gemäß Jeremia 52 eine bestimmte Essensration bis zum Lebensende, eine Art Altersversicherung. Das Original haben wir heute. Es ist fantastisch.
Diese Tafeln sind kein Problem, aber es gibt viele Tafeln über Beschwörung, Astrologie und Götzendienst. Dieser junge Mann und seine Freunde wurden mit solchen Texten konfrontiert. Schaut man sich an, was Kinder und Jugendliche heute in der Schule lesen müssen, muss man sich mehr dafür interessieren. Oft erzählen sie es gar nicht, und es ist so abscheulich.
Ich dachte zu meiner Zeit, das sei schon extrem, was wir lesen mussten, aber bei meinen Kindern habe ich noch viel Schlimmeres gesehen. Manche Autoren sind so pervers, dass man kaum Worte findet, um das angemessen zu beschreiben. Oft sind diese Autoren geisteskrank, werden aber als kreativ angesehen. Und das müssen unsere jungen Leute in der Schule lesen, aus denen kreative Typen werden sollen. Diese Leute würden besser in eine Klinik passen als in öffentliche Dienste.
Das bringt riesige Konflikte mit sich. Ich erinnere mich an meine Zeit auf dem Gymnasium. Ich hatte Konflikte mit dem, was man lesen musste, und fragte mich: Soll ich das überhaupt lesen? Wie soll ich damit umgehen? Heute staune ich, dass viele junge Leute keine Probleme haben. Sie machen einfach das Programm mit und sagen: Ja, das liest man heute so.
Daniel war nicht so. Er hatte wirklich Kämpfe, was wir im Weiteren noch deutlicher sehen werden.
Ich möchte noch auf etwas hinweisen, was ich auch im Skript vermerkt habe: Er musste die Sprache der Kaldäer, also Akkadisch, lernen. Diese Sprache ist verwandt mit Hebräisch, aber viel komplizierter. Man muss gegen tausend Formen für ein Verb lernen.
Zum Beispiel Parasum, das heißt „scheiden“. Man lernt alle Formen, wie man es konjugieren kann. Nicht wie im Deutschen mit Umschreibungen wie „haben“ und „sein“. Dort muss man einfach das Partizip lernen, dann kann man das Perfekt und das Präteritum bilden. Aber insgesamt gegen tausend Formen.
Die Schrift selbst ist auch sehr kompliziert, denn es ist eine Silbenschrift, die Keilschrift. Man muss etwa sechshundert Zeichen können, um Texte lesen zu können. Das mussten sie alles lernen.
Unten hatten sie noch die Ehre, am Tisch des Königs zu essen, die Tafel Nebukadnezars. Für Daniel war das jedoch ein Problem als Gläubiger. Warum? Ich habe das in Fußnote 5 erklärt.
Die Götter Babylons bekamen zwei Mahlzeiten pro Tag mit zwei Gängen, morgens und abends. Über Mittag mussten sie fasten. Die Mahlzeit in Babylon bestand aus Fleisch, Geflügel, Fisch, Früchten, Öl, Milch, Wein, Brandopfer, Honig und so weiter.
Jetzt verstehen wir, warum Daniel ein Problem hatte, Fleisch zu essen und Wein zu trinken. In den Texten der Babylonier gibt es Belege dafür, dass dieses Essen den Götterstatuen vorgelegt wurde. Danach wurde ein Vorhang gezogen, sodass niemand sehen durfte, wie die Götter aßen. Das war auch besser so, sonst hätten wir gesehen, dass nichts passiert.
Man glaubte, die Götter essen nicht so wie Menschen, sondern geistig. Der Vorhang wurde also gezogen, und niemand durfte zuschauen. Danach wurden Gerichte der Götter auf den Tisch des Königs gesandt. Das war eine Art Recycling.
Für Daniel war das ein Problem, denn das bedeutete, dass das Fleisch, das den Göttern Babylons vorgelegt worden war und das er jetzt am Tisch des Königs essen sollte, Götzenopferfleisch war. Er würde Gemeinschaft mit den Göttern Babylons haben. Das war für ihn ganz klar nicht möglich.
Man musste essen! Natürlich kam hinzu, dass dieses Fleisch nicht koscher sein konnte. Je nachdem, was serviert wurde, konnten unreine Tiere dabei sein. Das war ein Konflikt mit 3. Mose 11 für Daniel als Juden.
Was sollte er tun? Er hätte sagen können: In Hosea steht, dass die Wegführung nach Assyrien bedeutet, dass sie Unreines essen. Gott hat gesagt, sie kommen wegen seines Gerichts nach Assyrien und essen Unreines. Aber das heißt nicht, dass sie es sollen, sondern dass es so kommen wird.
Man kann die Bibel nicht einfach biegen. Für Daniel war klar: Ob in Jerusalem oder in Babylon, er bleibt dem Herrn treu.
In Vers 8 lesen wir: „Und Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht mit der Tafelkost des Königs und mit dem Wein, den er trank, zu verunreinigen.“ Für ihn war klar: Götzenopferfleisch geht nicht.
Heute würde jemand sagen, das sei kein Problem gewesen, Daniel habe es übertrieben. Er war ein junger Mann in der Jugendgruppe. Wenn das ein Prediger des Wortes Gottes gewesen wäre, wäre es schwerwiegender gewesen.
Nach 1. Korinther 8 kann man Götzenopfer essen. Götzenopferfleisch ist nur dann ein Problem, wenn man dadurch jemand anderen durch sein Beispiel zu Fall bringt. Wenn das nicht der Fall ist, kann man essen. Das wird oft falsch verstanden.
In 1. Korinther 8 geht es darum, dass Götzenbilder nichts sind und das Fleisch ganz normales Fleisch ist. Paulus sagt aber: Wenn du durch das Essen dieses Fleisches jemanden veranlasst, zu glauben, es sei kein Problem, Gemeinschaft mit Götzen zu haben, dann schadest du seinem Glauben, das geht nicht.
Manche denken: Man kann es essen, man muss nur darauf achten, dass niemand durch das Beispiel zu Fall kommt. Aber in 1. Korinther 10 wird erklärt: „Ich will nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit Dämonen.“ Wenn man Götzenopfer isst, hat man Gemeinschaft mit Dämonen.
In 1. Korinther 10 heißt es weiter: Wenn ihr auf den Fleischmarkt in Korinth geht, esst alles ohne zu untersuchen. Dort wurde Fleisch einfach als Fleisch verkauft, ohne weitere Angaben. Ein Korinther hätte fragen können: War das Fleisch vorher im Zeus-Tempel? Paulus sagt: Das soll man nicht fragen. Fleisch, das als solches verkauft wird, ist kein Problem.
Wenn man aber bei Ungläubigen eingeladen wird und sie servieren Fleisch, und jemand sagt: Das Stück war im Venustempel, dann soll man es nicht essen. Nicht wegen euch, sondern als Zeugnis für die anderen, damit sie nicht denken, ihr akzeptiert die Götter.
In 1. Korinther 10 erklärt Paulus grundsätzlich: Wenn man Fleisch isst, das als Götzenopferfleisch deklariert ist und im Tempel gegessen wird, hat man Gemeinschaft mit den Göttern und damit mit Dämonen. Das geht nicht.
Man muss also differenzieren: Wenn Fleisch einfach als Fleisch verkauft wird, ohne Hinweis, ist das kein Problem. Durch das Vorlegen an die Götter ändert sich an der Materie nichts.
Für Daniel bedeutete das mehr. Für ihn war klar, dass das Fleisch vom Tempel der Götter Babylons stammte. Wenn er das aß, hatte er offiziell Gemeinschaft mit den Göttern Babylons. Das wollte er nicht. Er fasste in seinem Herzen den Entschluss, bevor er einen Ausweg sah: „Ich mache da nicht mit.“ Er wusste nicht, wie das gehen sollte.
Das Schöne ist: In Vers 9 steht: „Und Gott gab Daniel Gnade und Barmherzigkeit vor dem Obersten der Kämmerer.“ Wenn Daniel gedacht hätte: Ich warte erst ab, ob der Mann, der serviert, mich fragt, ob ich wirklich von diesem Fleisch essen will, dann wäre das blauäugig gewesen. Keiner in Babylon hätte ihn so gefragt.
Er musste sich vornehmen: Ich esse das nicht. Das ist wichtig. Man muss darauf achten, nicht einfach in gefährliche Situationen hineinzutappen. Dort, wo sie im Voraus absehbar sind, muss man sich überlegen, was man tut, wenn man in die Situation kommt.
Daniel fasste im Innersten seiner Persönlichkeit den Beschluss: „Ich verunreinige mich nicht.“ Das hat der Herr gesehen und darum eingegriffen.
Das ist ein biblisches Prinzip: Wir müssen uns entscheiden und bereit sein, dem Herrn treu zu sein, und dann erleben wir, wie Gott eingreift. Nicht umgekehrt, dass wir warten, bis der Herr eingreift.
Manche schämen sich, über den Glauben zu sprechen, und warten, bis andere fragen. Es gibt solche Fälle, aber das ist nicht üblich. Wenn wir bereit sind, Zeugnis zu geben, öffnet Gott Türen.
Darum ist dieses Beispiel gegeben. Es war eine schwierige Sache. Der hohe Minister sagte zu Daniel, das könnte sein Leben bedeuten. Nebukadnezar war offensichtlich cholerisch. Wir werden das noch in Kapitel 3 sehen. Er konnte plötzlich explodieren und wütend werden.
Was der König entschied, war Gesetz in Babylon. Er tat, was er wollte. Er sagte, wenn jemand nicht mehr perfekt aussieht, schlägt er ihm den Kopf ab.
Daniel schlug vor, ein wissenschaftliches Experiment zu machen, eine empirische Untersuchung: Zehn Tage nur Gemüse und Wasser essen, dann kontrollieren, was herauskommt.
Das ist genau die Art, wie man Experimente durchführt. Für uns ist das selbstverständlich, aber bis ins Mittelalter war das nicht üblich.
Auch die alten Griechen wären wissenschaftlich weitergekommen, hätten sie empirische Tests gemacht. Sie waren hauptsächlich Theoretiker, die Geometrie und Linien betrachteten, ohne Breite, ohne Anfang und Ende. So etwas gibt es in der Natur nicht. Jede Linie hat einen Durchmesser.
Sie waren Gelehrte, aber erst im Mittelalter, zum Beispiel Roger Bacon, begann man, Experimente zu machen und zu schauen, was dabei herauskommt. Damit begann die moderne Wissenschaft.
In der Bibel sehen wir bei Daniel bereits so ein Experiment: Test mit Fleisch, Test ohne Fleisch, nach zehn Tagen Kontrolle und Vergleich. So arbeitet man auch in der Medizin: Die einen bekommen eine Pille, die anderen nicht, und dann sieht man, was passiert.
Das Schwierige war, dass Gemüse nicht so viele Kalorien liefert wie Fleisch. In diesen zehn Tagen haben die jungen Männer Gemüse gegessen, was nicht üblich war. Nach zehn Tagen waren sie alle besser.
Wir sehen, wie der Herr wirken kann, auch in der Natur. Er half, weil sie es unbedingt wollten. Wer wollte unbedingt? Daniel. Aber es geht hier um die vier.
Das Beispiel von Daniel gab den anderen drei Mut. Sie sagten: „Wir machen auch so. Wir wollen nichts mit diesen Göttern zu tun haben.“
Wir sehen, was einer bewirken kann durch sein Beispiel. Die hatten keine Eltern, das wird nicht erwähnt. Sie mussten als Teenager auf eigenen Beinen stehen.
Sie konnten ein Wort sagen, das viele heute nicht mehr können: Nein. Wir müssen unseren Kindern beibringen, Nein zu sagen. Oft kommen wir in Situationen, da ist es wichtig, klar Nein zu sagen.
Das hilft, wenn man Nein sagen kann und nicht „Ja, nein“. Ich hatte einen israelischen Komponisten als Lehrer am Konservatorium. Er sagte einmal: Ihr sagt immer „Ja, nein“. Was gilt jetzt? Im Hebräischen gibt es das nicht. Dort sagt man „Ken“ für Ja und „Lo“ für Nein. Wir sagen „Ja, nein“, aber das heißt letztlich doch Nein.
Viele können nicht klar Nein sagen, ohne mit Ja zu vermischen. Daniel konnte das, und das gab seinen Freunden Mut, ebenfalls Nein zu sagen.
Sie bestanden den Test, und nach drei Jahren kam die Prüfung. In den Versen 17 bis 21 erhielten die vier von Gott eine so gewaltige Weisheit, dass sie alle Weisen in Babylon übertrafen.
Das war ein enormes missionarisches Zeugnis für die Elite Babylons, wer der wahre Gott ist. Wie wir schon gesehen haben, waren Nabu, Gott der Weisheit, und Marduk, der Allmächtige und Allweise, nicht fähig, ihren Leuten die Weisheit zu geben, die diese Hebräer hatten.
Im Alten Testament wurden die Hebräer anstatt Israeliten genannt, was ein verächtlicher Ausdruck war. Diese Hebräer hätten den Ton angeben können.
Zusammenhang von Reinheit und Weisheit
Ein wichtiger Vers zum Thema ist Apostelgeschichte 11, Vers 23. Dort heißt es, dass Menschen in Antiochia, in Nordsyrien – heute gehört diese Region zur Südtürkei – zum Glauben kamen. Barnabas machte daraufhin einen Besuch dort.
In Apostelgeschichte 11, Vers 22-24 lesen wir: Es kam die Rede von ihnen zu den Ohren der Gemeinde in Jerusalem. Daraufhin sandten sie Barnabas aus, damit er nach Antiochien ging. Als Barnabas dort ankam und die Gnade Gottes sah, freute er sich und ermahnte alle, mit Herzensentschluss beim Herrn zu verharren. Barnabas war ein guter Mann, voll Heiligen Geistes und Glaubens. Viele wurden dem Herrn hinzugefügt.
Diese Menschen hatten sich also bekehrt. Dann kam Barnabas zu Besuch und sagte zu den Bekehrten: Ihr sollt jetzt einen Herzensentschluss fassen. Ja, ihr habt euch bekehrt, aber auch nach der Bekehrung ist es wichtig, an den Punkt zu kommen, an dem man sagt: Herr, ich entscheide mich in meinem Herzen, dir ganz treu zu sein auf meinem Weg. Man muss nicht abwarten, wie es weitergeht, sondern diesen Entschluss fassen. Am besten geschieht das früh im Glaubensleben, aber es kann auch sein, dass man zehn Jahre später oder noch später merkt: Ja, diesen Entschluss muss ich fassen – Herr, ich will dir treu sein.
Daniel war, aus der Sicht des Neuen Testaments, auch bekehrt, als er nach Babylon kam. Deshalb hatte er die Kraft, Nein zu sagen. Er nahm sich in Babylon vor: Herr, ich bleibe dir treu. Das war der Schlüssel dafür, dass Gott ihm Weisheit gab. Der Ausgangspunkt war die Suche nach Reinheit. Es besteht also ein Zusammenhang zwischen Reinheit und Weisheit.
Das lehrt auch das Neue Testament, zum Beispiel in Jakobus 3. Dort wird zwischen Weisheit von unten und Weisheit von oben unterschieden. Weisheit von unten ist auch vorhanden, die Babylonier wussten einiges und nicht nur Schrott. Beides gibt es, aber richtig zusammengefügt.
In Jakobus 3, Vers 13 heißt es: Wer ist weise und verständig unter euch? Der zeige aus dem guten Wandel seiner Werke in Sanftmut die Weisheit. Jakobus erklärt hier, dass echte Weisheit Auswirkungen auf das Leben hat. Das ist ganz anders als in der Welt. Man sieht oft Professoren, die sehr klug sind, aber moralisch fragwürdig leben. Die Weisheit und Intelligenz dieser Welt wirken sich nicht unbedingt auf das Leben aus.
Jakobus sagt aber: Wenn jemand wirklich gottgemäß weise und verständig ist, zeigt sich das im guten Wandel seiner Werke in Sanftmut der Weisheit.
Weiter heißt es in Vers 14: Wenn ihr aber bitteren Neid und Streitsucht in eurem Herzen habt, so rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit.
Das ist nicht die Weisheit, die von oben kommt, sondern eine irdische, sinnliche und teuflische Weisheit. Wo Neid und Streit sind, herrscht Zerrüttung und jede schlechte Tat. Wenn Weisheit mit Streit und Neid verbunden ist, dann wissen wir, dass es nicht die Weisheit Gottes ist.
Dann wird die Weisheit von oben beschrieben: Sie ist rein, friedsam, gelinde, folgsam, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch und ungeheuchelt. Das sind die sieben Kennzeichen der Weisheit Gottes.
Als kleiner Hinweis: In Sprüche 10 geht es um Frau Weisheit im Gegensatz zu Frau Torheit. Das hebräische Wort für Weisheit, Chochma, ist weiblich, wie im Deutschen. Deshalb wird die göttliche Weisheit mit einer Frau verglichen. In Sprüche 10 heißt es, Frau Weisheit habe ein Haus gebaut und sieben Säulen ausgehauen. Auf diesen sieben Säulen stehen die Eigenschaften, die wir gerade genannt haben: rein, friedsam, gelinde und so weiter bis ungeheuchelt.
Zum Schluss betrachten wir noch die Lösung des Problems, wenn wir 1. Korinther 8 lesen.
In 1. Korinther 8, Vers 1 heißt es: Was aber die Götzenopfer betrifft, so wissen wir, denn wir alle haben Erkenntnis. Die Erkenntnis bläht auf, die Liebe aber erbaut.
Heute hört man oft, dass viel Bibelwissen nicht so wichtig sei. Die Bibel sagt aber, Erkenntnis bläht auf. Wichtig ist die Liebe. Doch es geht weiter:
Wenn jemand meint, er erkenne etwas, so hat er noch nicht erkannt, wie man erkennen soll. Wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt.
Hier wird gezeigt, dass es zwei Arten von Erkenntnis gibt. Die eine ist nicht die richtige und führt zu Stolz. Die richtige Erkenntnis entsteht durch eine Beziehung zu Gott, zum Herrn Jesus. Wenn man Gott liebt und sein Wort liebt, bläht diese Weisheit nicht auf. Sie zeigt sich in Friedsamkeit und den anderen genannten Eigenschaften.
Wir müssen also sagen, es geht nicht um die Art von Weisheit, die Wissen ohne Leben schafft. Diese Art macht stolz. Wir können bei uns selbst testen: Wenn Bibelstudium oder Vorträge mich stolz machen, ist etwas falsch. Wenn ich aber merke, dass ich den Herrn mehr liebe, Freude an seinem Wort habe und es umsetzen möchte, dann ist es die richtige Erkenntnis.
In Hosea 4 heißt es: Mein Volk geht zugrunde aus Mangel an Erkenntnis. Das ist heute ein großes Problem. Man sagt oft, Erkenntnis und Bibelwissen seien nicht wichtig, sondern Liebe. Aber wie soll man lieben, wenn man nicht weiß, was echte Liebe ist? Echte Liebe bedeutet zum Beispiel Kompromisslosigkeit gegenüber dem Bösen. In 1. Korinther 13 heißt es: Die Liebe freut sich nicht mit der Ungerechtigkeit. Wer gegenüber Ungerechtigkeit innere Toleranz zeigt, zeigt nicht die Liebe Gottes.
Hosea sagt also, dass das Volk zugrunde geht wegen Mangel an Erkenntnis. Doch was wir nicht brauchen, ist Erkenntnis nur zum Erwerb eines akademischen Grades. Kürzlich erhielt ich eine Ausarbeitung einer Studentin, für die sie einen Bachelor bekam. Da muss man sich fragen: Geht es um eine Auszeichnung vor der Welt oder darum, Weisheit zu lernen, die man im Leben umsetzt?
Es ist etwas anderes, wenn jemand einen Bachelor in Theologie machen muss, um in einem muslimischen Land als Missionar arbeiten zu dürfen. Dann geht es nicht um einen geistlichen Titel, sondern um praktische Voraussetzungen.
Ich selbst habe einen Doktortitel in Archäologie und Judaistik im Rahmen der Theologie erworben. Dabei ging es nicht um einen geistlichen Titel, sondern darum, wissenschaftlich gearbeitet zu haben. Ich habe das Angebot geprüft und mich entschieden, weil es zu meiner Situation passte. Der Doktortitel ist ein Ausweis wissenschaftlicher Arbeit, kein geistlicher Titel. Ich hoffe, das wird verstanden.
Wichtig ist, dass Wissen nicht stolz macht. Ich habe oft erlebt, wie Bibelschüler und Theologiestudenten später stolz auf ihr intellektuelles Können wurden. Sie können verschiedene Ansichten nennen und wissen, in welchen Kommentaren sie stehen. Doch sie wissen nicht, was wirklich stimmt.
Es geht nicht darum, intellektuell aufzuzeigen, welche Meinungen es gibt, sondern geistliche Überzeugungen zu haben: Was ist Gottes Gedanke? Kürzlich sagte mir jemand, er wolle ein Buch über Prophetie schreiben. Ich merkte, er hatte keine Überzeugungen. Ich sagte ihm, es wäre besser, wenn er das Buch nicht schreibt. Das fand er nicht so toll.
Es ist sehr wichtig, dass wir nicht einfach weitergeben, was wir denken, dass es so sein könnte, sondern nur das, wovon wir überzeugt sind, dass es Gottes Wille ist. In 1. Petrus 4 heißt es: Wenn jemand redet, der rede als Aussprüche Gottes. Wir müssen uns immer fragen: Bin ich wirklich überzeugt, dass der Herr das so denkt und möchte, dass ich es weitergebe? Wenn nicht, sollte man es nicht weitergeben.
Jemand sagte zu mir: Du bist immer so überzeugt, wenn du predigst. Ich antwortete: Über Dinge, bei denen ich nicht sicher bin, predige ich gar nicht. Das ist wichtig. Man muss nicht alles weitergeben, wenn man nicht ganz sicher ist. Und selbst wenn man überzeugt ist, kann man sich in einzelnen Punkten irren. Das macht uns demütig. Aber wir sollen nicht über Dinge predigen, bei denen wir nicht sicher sind, dass es Gottes Gedanken sind.
Jetzt haben wir eine Pause verdient. Danach möchte ich noch einmal auf die Verse 6 und 7 zurückkommen.
Daniel, Hananja, Misael und Asarja erhielten neue Namen, nämlich akkadische, also babylonische Eigennamen. Ihre ursprünglichen Namen wiesen alle auf den wahren Gott der Bibel hin.
Daniel bedeutet „Mein Richter ist Gott“. „Dan“ heißt Richter, „i“ ist mein, „El“ bedeutet Gott. Das Wort Richter kann auch „Advokat“ bedeuten. In den Psalmen wird Gott als Richter der Weisen und Witwen beschrieben. Das bedeutet nicht, dass er sie richtet, sondern dass er ihnen vor Gericht hilft.
Daniel wusste mit seinem Namen: Mein Richter ist Gott, der mir zu meinem Recht verhilft. Das hatte er in Daniel 1 und 2 erfahren. Nun sollte er „Belet Scharauzur“ heißen, was bedeutet: Bel schütze den König.
Bel war eine Manifestation von Marduk, dem Hauptgott Babylons, und wurde als Gott der Atmosphäre gesehen. Er verweist auf Satan, den Fürsten der Gewalt der Luft (Epheser 2,2). Man versuchte, die jüdischen Jungen kulturell und im Glauben zu entwurzeln. Statt des wahren Gottes, der zum Recht verhilft, sollte Daniel nun einen Namen tragen, der auf Bel verweist, der den König schützt.
Hananja bedeutet „Gnädig ist der Herr“. „Ja“ ist die Abkürzung von Jahwe, dem Ewigen. Hananja sollte den Namen „Sadrach“ tragen, akkadisch „Shaduraku“. Shaduraku bedeutet „Ich fürchte mich“. Das war ein typischer Ausdruck in Babylon, denn man lehrte, der Mensch solle vor den Göttern Furcht und Schrecken haben.
Anstatt den gnädigen Herrn, der im Leben eingreift und vor dem man Ehrfurcht, aber keine Angst hat, zu kennen, sollte Hananja nun „Shaduraku“ heißen – einer, der in Schrecken vor babylonischen Göttern ist.
Misael bedeutet „Wer ist wie Gott?“ Nun sollte er „Misha Akku“ heißen, was „Wer ist wie Akku?“ bedeutet. Auch hier ist der Bezug zum ursprünglichen Namen erhalten, doch nun wird an den Mondgott Akku erinnert.
Akku, der Mondgott, wurde als weiser, unergründlicher Gott dargestellt, dessen Pläne kein anderer Gott kennt. Er legt die Schicksale für weit entfernte Tage fest. Die Priester von Akku wussten jedoch nichts von der Bedeutung des Traumes, der bis in die Endzeit weist (Daniel Kapitel 2).
Akku wurde auch als Urheber des Lebens verehrt. Doch in Daniel 5, Vers 23 heißt es: Der Gott, der deinen Lebensatem in der Hand hält, hast du nicht geehrt. Belsazar wird vorausgesagt, dass er unter das Gericht Gottes kommt. Noch in derselben Nacht wurde er durch einen Schwertstreich der Perser getötet.
Der Mondgott Akku konnte Belsazar nicht vor dem Gericht des wahren Gottes retten. Akku wurde zudem als Wächter und Leiter der Menschen, als Richter des Himmels und der Erde und als Herr der Schicksale verehrt. Man sagte, er mache Menschen und Vieh zahlreich.
In Babylon war die Stadt Ur besonders dem Mondgott geweiht. Dort gab es eine Kopie des Turmes von Babel, eine Ziggurat, die zur Zeit Abrahams gebaut wurde. Abraham, der Stammvater Israels, von dem Daniel abstammte, war ursprünglich Mondgott-Verehrer. Er lebte in Ur zusammen mit seiner Frau Sarai.
Die Bibel sagt in 1. Mose 11, dass Sarai unfruchtbar war. Das ist ironisch, denn der Mondgott, dem die Stadt Ur geweiht war, macht Menschen und Vieh zahlreich, aber bei Sarai versagte er.
Dann erschien der wahre Gott. Apostelgeschichte 7 sagt: Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er noch in Ur in Chaldäa war. Der Mondgott wurde als Glanzlicht des Himmels verehrt, aber was ist dieses aschfahle Licht gegen den Gott der Herrlichkeit?
Wenn Gott erscheint als Gott der Herrlichkeit, denken wir an Saulus, der vor Damaskus um die Mittagszeit von einem Licht überwältigt wurde, das heller war als die Sonne. Das ist der Gott der Herrlichkeit.
Abraham war ein Verehrer des Mondgottes und dann erschien ihm das Licht Gottes, heller als die Sonne.
In 1. Mose 12 finden wir die Berufung Abrahams in Ur: Gehe aus deinem Haus und deiner Verwandtschaft hinaus, ich will dich zu einem großen Volk machen. Er sollte nicht nur ein Kind bekommen, sondern Stammvater Israels und schließlich des Retters der Welt werden. In seiner Nachkommenschaft sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.
Das wusste Daniel und seine Freunde, auch als ihnen diese babylonischen Namen gegeben wurden: Wer ist wie der Mondgott? Wer ist wie dieses aschfahle Licht? Für sie galt weiterhin: Wer ist wie Gott, der Gott der Herrlichkeit?
Der letzte der vier war Abednego, früher Azarja. Azarja bedeutet „Der Herr hilft“. Azar heißt helfen, Jahwe ist der Ewige. Nun sollte er „Abednego“ heißen. „Abed“ heißt Diener. Man kennt das von vielen muslimischen Namen, zum Beispiel Abdullah – Knecht Allahs.
Abednego bedeutet Diener von Nebo, dem Gott der Offenbarung und Weisheit. Das ist umgekehrt: Er soll Nebo helfen. Die Babylonier lehrten, die Götter hätten die Menschen geschaffen, damit diese ihnen die Arbeit abnehmen. Die Götter waren zu faul zum Arbeiten, deshalb schufen sie Menschen.
Abednego sollte also Diener der Götter sein, damit diese sich ausruhen können. Der Kontrast ist schön: Azarja heißt „Der Herr hilft“. Gott ist nicht unser Diener, aber er hilft uns. Seine Kraft und Macht will er für uns einsetzen, zu unserem Wohl und Guten.
Diese Namen nahmen sie an. Interessant ist, dass im Neuen Testament viele Gläubige Namen tragen, die auf heidnische Götter verweisen. In Römer 16 finden sich viele Namen, zum Beispiel Nerois, der Gott des Meeres. Diese Gläubigen hatten mit ihren Namen kein Problem. Es war einfach ihr Eigenname.
So müssen wir auch kein Problem haben, wenn wir sagen: Sonntag. Der Name bedeutet „dem Sonnengott geweihter Tag“. Wir wissen aber, dass es der Tag des Herrn ist. An diesem Tag setzen wir unsere Kraft nicht für das Geschäft ein, sondern für den Herrn. Es ist der Tag, an dem wir als Gemeinde zusammenkommen und die Sache des Herrn Priorität hat.
Montag erinnert an den Mondgott. Natürlich erinnert er daran, aber wir wissen, dass der Mond ein toter Stein ist. Die Amerikaner haben das erlebt, als sie zum Mond flogen. Dort gibt es keine Atmosphäre, und der Mond wurde von Meteoriten bombardiert. Er kann keine Kinder geben, im Gegensatz zu dem Mondgott Akku.
Wir müssen unterscheiden: Das ist nicht dasselbe wie Götzenopfer essen. Dabei geht es darum, Gemeinschaft mit falschen Göttern auszudrücken. Wenn jemand einen ungewöhnlichen Vornamen hat, muss er nicht ins Grübeln kommen.
Ich kenne einen Bekannten, der früher Shiva hieß, wie der höchste Gott im Hinduismus. Er bekehrte sich und heißt jetzt Peter. Sein Nachname ist noch Shiva Kumar. Den Nachnamen zu wechseln ist schwieriger, aber jetzt heißt er Peter.
Das soll helfen, den Unterschied zu sehen: Namen sind nur Namen. Diese vier jungen Männer ließen sich innerlich nicht entwurzeln und blieben dem Herrn treu.
Beginn von Kapitel 2: Nebukadnezars Traum
Ja, und jetzt kommen wir zu Kapitel zwei. Im zweiten Jahr der Regierung Nebukadnezars hatte dieser Träume, und sein Geist wurde beunruhigt, sodass sein Schlaf für ihn dahin war. Der König befahl, dass man die Schriftgelehrten, Beschwörer, Zauberer und Chaldäer rufen sollte, um ihm seine Träume kundzutun.
Sie kamen und traten vor den König, und dieser sprach zu ihnen: „Ich habe einen Traum gehabt, und mein Geist ist beunruhigt, um den Traum zu wissen.“ Die Chaldäer sprachen zu dem König auf Aramäisch.
Nun, das nächste Wort ist im Grundtext tatsächlich Aramäisch, also wechselt die Sprache hier. Aramäisch war nämlich immer mehr die Verkehrssprache im Babylonischen Reich. Das hatte schon bei den Assyrern begonnen, wurde aber bei den Babyloniern besonders stark. Die sprachen Akkadisch, genauer gesagt Babylonisch, ein anderer Dialekt von Akkadisch ist Assyrisch. Diese Sprachen sind sehr nah beieinander, das, was die Assyrer und die Babylonier sprachen.
Da es ein großes Reich im Nahen Osten wurde, eignete sich Aramäisch sehr gut als Verkehrssprache. So wurde Aramäisch gewissermaßen das Englisch von damals. Auch später, als die Perser an die Macht kamen, war nicht Persisch die Weltsprache, sondern Aramäisch, über das ganze Reich von Teilen Afrikas bis nach Indien.
Mit Aramäisch kam man durch. Es gab auch eine Post im Persischen Reich, und man hat sogar noch einen Postbotensack aus der Zeit des Persischen Reichs gefunden, mit aramäischen Briefen darin. Fantastisch, nicht wahr? Übrigens, das ist der Dialekt, den man im Buch Daniel und im Buch Esra findet.
Ich lese jetzt weiter, was diese Leute sagen: „O König, lebe ewiglich!“ Übliche höfliche Begrüßung. Aber man sollte sich auch bei Grüßen Gedanken machen, nicht wahr? Hätte Nebukadnezar an den wahren Gott geglaubt, wäre das etwas anderes. Johannes 3,16 sagt: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“
Aber ohne den Sohn Gottes – wie kann man dann sagen: „O König, lebe ewiglich?“ Ein babylonisch-frommer Wunsch, ja? „O König, lebe ewiglich! Sage deinen Knechten den Traum, so wollen wir die Deutung anzeigen.“
Der König antwortete und sprach zu den Chaldäern: „Die Sache ist von mir fest beschlossen. Wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht kundtut, so sollt ihr in Stücke zerhauen und eure Häuser sollen zu Kotstädten gemacht werden. Wenn ihr aber den Traum und seine Deutung anzeigt, so sollt ihr Geschenke, Gaben und große Ehre empfangen. Darum zeigt mir den Traum und seine Deutung an.“
Das Ereignis wird auf das zweite Jahr der Regierung Nebukadnezars datiert. Die Bibelkritiker, die sagen, das Buch Daniel sei viel später geschrieben worden, haben nach allen möglichen Fehlern im Buch gesucht. Sie wollen zeigen, dass es jemand viel später geschrieben hat, der keine Ahnung hatte. Dann sagen sie: „Seht ihr, das ist doch ganz falsch. Im zweiten Jahr der Regierung Nebukadnezars hat er diesen Traum. Daniel kann ihn deuten, und am Schluss des Kapitels wird er befördert. Diese Jungs mussten doch drei Jahre in die Schule, das geht ja zeitlich nicht auf, das wäre ja dann im zweiten Jahr.“
Aber das Problem ist, sie meinen tatsächlich, aus dem 20. Jahrhundert wüssten sie mehr über die Zeit Daniels als Daniel selbst damals in Babylon. Hier wird nicht gesagt „im zweiten Jahr, nachdem Jerusalem erobert worden war“. Die Chronologie war so: Ich habe das hier aufgeführt – im Jahr 606 v. Chr., im dritten Jahr Jojakims, war die Wegführung nach Babylon, und da begann die dreijährige Ausbildung in Babylon.
Aber erst im Jahr 605 v. Chr. wurde Nebukadnezar König. Das war sein erstes Regierungsjahr. In diesem Jahr war übrigens zuerst noch die berühmte Schlacht von Karkemisch. Da mussten die Babylonier noch Ägypten besiegen, um dann die volle Vorherrschaft im Nahen Osten zu haben. Diese Schlacht von Karkemisch wird im Buch Jeremia auf das vierte Jahr Jojakims datiert. Sehen wir, das ist eben 605.
Ganz wichtig: Die Eroberung von Jerusalem in Daniel 1,1 war noch vor der Schlacht von Karkemisch. Im Jahr 605, in der Mitte des Jahres nach unserem Kalender, errang Nebukadnezar den Sieg und wurde im Herbst König. Da begann sein erstes Regierungsjahr, und das war natürlich Daniels zweites Ausbildungsjahr.
Im Jahr 604 v. Chr. war Nebukadnezars zweites Regierungsjahr, und das war Daniels drittes Ausbildungsjahr. Danach wurde er befördert. Also es geht zeitlich schön auf.
Aber da hat einer noch ein Problem. Ja, das akzeptieren wir nicht einfach so. Da steht doch in Daniel 1,1: „Im dritten Jahr der Regierung Jojakims, des Königs von Juda, kam Nebukadnezar, der König von Babel, nach Jerusalem und belagerte es.“ Ja, aber der war ja schon König. Was sagt man dazu?
Was sagen wir zu einer Sonntagsschullehrerin, die ihren Schülern sagt: „Der König David hütete die Schafe seines Vaters.“ Absolut korrekt! Der König David hütete die Schafe seines Vaters, nur wurde er viel später König. Aber das war nichtsdestotrotz der König David, der damals Schafe hütete.
Daniel schrieb das Buch Jahrzehnte später, als er das Buch Daniel fertigstellte. Im Rückblick sagt er eben: „Der König Nebukadnezar kam nach Jerusalem und belagerte es.“ Das bedeutet nicht, dass er damals schon König war, aber es war Nebukadnezar, der König von Babel.
Ja, also, wenn man jemanden nicht liebt, hört man ständig Fehler aus seinem Mund. So ist es auch in Ehen, die nicht gut laufen. Da sagt vielleicht sie oder er: „Siehst du, jetzt hast du gesagt...“ – „Was habe ich gesagt?“ – „Ja, du hast es doch gesagt!“ – „Ich habe es doch nicht so gemeint.“ – „Doch, du hast es so gemeint.“ – „Ja, aber ich weiß doch, was ich meine.“ – „Nein, du hast das gesagt.“ So geht das. Kommunikation funktioniert nur, wenn man sich liebt. Sonst wird man sich immer missverstehen, das ist einfach so.
Das sehen wir übrigens auch im Johannesevangelium. Dort wird Jesus im ersten Vers vorgestellt: „Im Anfang war das Wort, das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.“ Der Herr Jesus wird als das Wort bezeichnet. Das heißt, Gott offenbart sich und spricht zu uns Menschen durch seinen Sohn. Darum kam auch der Sohn in diese Welt, wurde Mensch und zeigte uns, wer der Vater ist.
Im Johannesevangelium finden wir viele Dialoge, in denen Jesus mit Menschen spricht. Es gibt viele Beispiele, in denen es Streit oder Schwierigkeiten um Wörter gibt.
Ich warte: Jesus ist im Tempel und sagt in Johannes 2: „Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.“ Die führenden Juden sagen: „46 Jahre ist an diesem Haus gebaut worden, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten?“ Johannes erklärt: „Er sprach von dem Tempel seines Leibes.“ Aber sie verstanden ihn nicht.
Es wäre ganz einfach gewesen, wenn sie gefragt hätten: „Wie meinst du das jetzt? Du brichst diesen Tempel ab, und in drei Tagen baust du ihn wieder auf.“ Dann hätte Jesus es erklären können. Aber sie lehnten ihn ab, und die Kommunikation endete. Sie ärgerten sich: „Der hat so gegen den Tempel gesprochen!“
Im nächsten Kapitel, Kapitel drei, kommt ein berühmter Rabbiner, der Lehrer Israels genannt wird, Nikodemus, nachts zu Jesus. Er sagt: „Du bist ein großartiger Lehrer, wir wissen...“ Doch Jesus geht nicht darauf ein und sagt: „Ihr müsst von Neuem geboren werden.“ Nikodemus fragt: „Wie kann man von Neuem geboren werden? Man kann doch nicht wieder zurück in den Mutterleib.“ Jesus erklärt: „Nein, das ist nicht so gemeint. Es geht um eine Wiedergeburt, die durch Wasser, das Wort und den Heiligen Geist geschieht.“ So, wie es in Hesekiel 36 beschrieben wird, wenn es um die Wiedergeburt Israels in der Zukunft geht.
Jesus sagt zu Nikodemus: „Du bist der Lehrer Israels und weißt das nicht.“ Er hätte es eigentlich wissen sollen. Dieser gute Mann fragte nach, wie das gemeint ist, und Jesus erklärte es.
Dann gehen wir zu Kapitel vier. Jesus begegnet der samaritanischen Frau am Brunnen und sagt: „Gib mir zu trinken.“ Sie ist erstaunt, und es kommt zu einem Gespräch. Sie fragt: „Wie ist es möglich, dass du als jüdischer Mann mich bittest?“ Jesus sagt: „Wenn du die Gabe Gottes kennst und wer es ist, der mit dir redet, würdest du mich bitten, und ich würde dir lebendiges Wasser geben.“
„Lebendiges Wasser“ (Mayim Chayyim auf Hebräisch) ist der normale Ausdruck für frisches Quellwasser. Sie dachte zuerst, er meint Quellwasser statt Brunnenwasser. Sie sagte: „Aber du hast kein Gefäß, wie willst du mir lebendiges Wasser geben?“ Jesus erklärte ihr immer mehr, was lebendiges Wasser bedeutet.
So geht das ganze Johannesevangelium weiter. Es ist nicht unser Thema, ich möchte das nur als Ansporn für weiteres Studium geben.
Jesus predigt in der Synagoge in Kapernaum und sagt: „Wer nicht mein Fleisch isst und mein Blut trinkt...“ Viele ärgerten sich darüber. Wie kann er sagen, man solle sein Blut trinken? Das sei Kannibalismus. Aber Jesus erklärt später: „Meine Worte sind Geist und Wahrheit.“ Das ist geistlich, bildlich gemeint. Doch die Menschen ärgerten sich, weil sie Jesus ablehnten und nicht nachfragten: „Wie meinst du das mit dem Fleisch essen?“ Er hätte es ihnen erklärt.
So geht es weiter. Denken wir an ein letztes Beispiel: Lazarus ist gestorben, und Jesus geht nach Bethanien. Er sagt zu den Jüngern: „Er schläft.“ Das war klar, er war tot. Im Deutschen unterscheiden wir zwischen „schlafen“ und „entschlafen“ – „entschlafen“ heißt klar sterben. Im griechischen Grundtext gibt es diesen Unterschied nicht. Es ist dasselbe Wort für Schlafen und Entschlafen, aber es kann bedeuten normaler Schlaf oder Tod. Es war zweideutig.
Jesus sagte, Lazarus schläft, und er geht hin, ihn aufzuwecken. Die Jünger fragten: „Aber er schläft doch.“ Im Verlauf des Kapitels wird das geklärt.
Wir sehen: Die, die Jesus ablehnten, konnten nicht verstehen, was gemeint war. Die, die nachfragten und Jesus liebten, konnten es verstehen. So funktioniert wahre Kommunikation.
Das ist der Grund, warum Menschen, die Gottes Wort ablehnen, ständig über sogenannte Widersprüche in der Bibel stolpern. Das muss so sein. In 1. Petrus 2 steht: „Dazu sind sie gesetzt.“ Das hat nichts mit Calvinismus zu tun, denn Petrus sagt, die, die dem Wort nicht gehorchen, stoßen sich daran, wozu sie auch gesetzt sind. Das heißt, weil sie nicht gehorchen, setzt Gott sie dazu, zu Fall zu kommen.
Wenn jemand nicht will, lässt Gott ihn über solche scheinbaren Hindernisse stürzen. So suchen Kritiker nach Fehlern, sagen: „Das zweite Jahr von Nebukadnezar ist eine falsche Chronologie.“ Aber der, der den Herrn liebt, studiert die Bibel weiter und sagt: „Ah, so ist es.“ Und dann kommt man zum Königtum – es geht genau auf. So einfach kann man das in drei Sätzen erklären.
In Vers zwei sehen wir, wie die Schriftgelehrten, Beschwörer, Zauberer und Chaldäer zum König kommen. Es gab viele verschiedene Priesterklassen in Babylon. Übrigens, der Ausdruck hier, übersetzt mit „Chaldäer“, sollte eigentlich „Astrologen, Priester“ bedeuten.
Im Aramäischen gibt es das Wort für Chaldäer, das sowohl „zum Stamm der Chaldäer gehörend“ bedeutet – das war der wichtigste Stamm von Babylon, zu dem auch Nebukadnezar gehörte – und auch „Astrologen, Priester“. Hier geht es nicht um den Stamm, sondern man müsste übersetzen: Schriftgelehrte, Beschwörer, Zauberer und Astrologen rufen.
Der König war nach babylonischer Ansicht der oberste Leiter der ganzen Priesterschaft. Das ist ähnlich wie in Thailand, wo der König als oberster Buddhist des Landes gilt.
Man muss sich vorstellen, König Nebukadnezar als Oberster der gesamten Priesterschaft Babylons, die in direktem Kontakt mit den Göttern standen. Die Babylonier lehrten auch, dass sich oft die Götter direkt dem König offenbaren durch Träume.
Nun hatte er einen Traum und war ganz unruhig. Er merkte, dass dieser Traum etwas ganz Besonderes bedeutete, wusste aber selbst nicht, was. Als Oberster aller Priester wussten auch seine untergebenen Priester nicht, was der Traum sollte.
Nebukadnezar war so schlau, dass er ihnen nicht erzählte, was er geträumt hatte. Der Pharao zur Zeit Josephs war so freundlich, dass er seine zwei Träume erzählte, und Joseph war der einzige, der sie deuten konnte. Aber bei den Chaldäern war das klar ein Risiko.
Es ist wie bei einem Psychologen: Erzählt man den Traum und erklärt alle Einzelheiten, ist das leicht. Aber wenn man sagt: „Bitte sagen Sie mir, was ich geträumt habe und was das bedeutet“, hat man Probleme.
Nebukadnezar war intelligent genug. Wenn sie wirklich in Verbindung mit den Göttern stünden, könnten die Götter ihm auch den Traum sagen. Doch hinter diesen Göttern stehen dämonische Mächte.
Warum haben sie ihm das nicht erzählt? Ganz einfach: Gott hat gesagt, das wird nicht erzählt.
Das ist ähnlich wie zur Zeit Josaphats, als falsche Propheten da waren. Als Joseph sich mit Ahab verbunden hatte, kam ein wahrer Prophet, Micha, und sah im Himmel Gott, der über allem thront. Dann kamen Engel, und der Satan, genannt der Geist, erschien. Gott erlaubte ihm, ein Lügengeist im Munde aller Propheten Ahabs zu sein.
Gott musste die Erlaubnis geben, dass sie lügen konnten. Es hätte auch sein können, dass Gott sagt, es wird gar nichts gelogen, gar nichts gesagt. Das ist Gottes Souveränität: Er kann zulassen oder nicht zulassen.
Oder wie bei Hiob in Hiob 1 und 2: Satan sagt, Hiob sei nur fromm, weil es ihm gut geht. Gott erlaubt ihm, Hiobs Besitz zu antasten. Alles ging kaputt.
Dann sagt Satan, Hiob ist nur treu, weil er gesund ist. Man gibt alles her, das ist ja so. Wenn das Haus brennt, ist das eine Katastrophe, man ist am Boden zerstört. Aber wenn die Gesundheit angegriffen wird, merkt man, wie sehr man sie liebt.
Satan sagt: Hiob ist nur so treu, weil es ihm gut geht mit der Gesundheit. Gott erlaubt, seine Gesundheit zu antasten.
Das ist ein biologischer Kampf. Das gab es bei den Finsternismächten schon vor Jahrtausenden, bei den Menschen gibt es das erst jetzt.
Ein Freund von mir, ein Universitätsprofessor in Düsseldorf, sagte mir einmal, er würde aufgrund des Buches Hiob und der Krankheitsindizien darauf schließen, dass Hiob Pest hatte. Das könnte man heute mit Antibiotika behandeln, denn es sind Bakterien, Pestbakterien.
Satan hat Hiob krank gemacht, soweit Gott es erlaubte.
Hier hat Gott nicht erlaubt, dass die Priesterschaft eine Information über den Traum Nebukadnezars bekam. Sie konnten es nicht.
Warum? Weil das bereits Mission im Alten Testament war. Ganz Babylon sollte wissen, wer der wahre Gott ist. Nach dem scheinbaren Erfolg der Babylonier über die Juden.
Mission ist also nicht erst ein Thema im Neuen Testament, sondern schon im Alten Testament. Denken wir an Josefs Geschichte.
Damals wurde klar: Der Pharao, gewissermaßen der inkarnierte Sonnengott, wusste nicht, was sein Traum bedeutete. Was ist das für ein oberster Gott Ägyptens, der nicht weiß, was sein Traum bedeutet?
Dann kommt ein Hebräer aus dem Gefängnis, der es deuten kann, und alles erfüllt sich genau wie erklärt. Das war ein Zeugnis für ganz Ägypten, wer der wahre Gott ist.
Auch später, als die Plagen über Ägypten kamen – all diese Plagen waren Schläge gegen die Götter Ägyptens: Hapi, der Nilgott, der Lebensspender. Was, wenn der Herr, der Gott Israels, sagt, der Nil wird zu Blut, und niemand kann mehr davon trinken?
Dann kann Hapi schreien und tun, was er will. Aber er ist nur ein Fluss. All die Wehklagen sind Schläge gegen diese und jene Götter Ägyptens.
Ganz Ägypten konnte erkennen: Unsere Götter sind Nichts. Aber der Gott dieses Sklavenvolkes, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, ist der wahre Gott.
So sollte es auch in Babylon sein. Darum hat Gott diese Dramatik zugelassen.
„Bitte erklär uns, sag uns den Traum, wir sagen dir die Deutung.“ Den Trick kannte Nebukadnezar. Er sagte: „Ihr wollt nur Zeit gewinnen.“ Er macht klar, dass sie sterben müssen – entweder deuten oder sterben.
Ich lese nochmals Vers 6 und dann weiter: „Wenn ihr aber den Traum und seine Deutung anzeigt, so sollt ihr Geschenke, Gaben und große Ehre von mir empfangen. Darum zeigt mir den Traum und seine Deutung an.“
Sie antworteten zum zweiten Mal: „Der König sage seinen Knechten den Traum, so wollen wir die Deutung anzeigen.“
Der König antwortete: „Ich weiß zuverlässig, dass ihr Zeit gewinnen wollt.“ Übrigens, der Ausdruck „Zeit gewinnen“ wird in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta, verwendet. Diese wird oft im Neuen Testament zitiert.
Dort wird ein Wort benutzt, das später der Apostel Paulus in Epheser 5,16 verwendet: „Wir sollen die Zeit auskaufen, denn die Zeit ist böse.“ Das ist in einem ganz anderen Zusammenhang eine wichtige Sache: Wir müssen Zeit gewinnen – für den Herrn.
Warum müssen wir sie gewinnen? Weil sie uns ständig geklaut wird. Von wem? Von kleinen Kästchen – Handys, und viele meinen iPhones. Es ist unglaublich, wie sie uns die Zeit förmlich klauen.
Es gibt auch größere Kästchen, die man aufklappen kann – Laptops. Es ist unglaublich, wie sie uns Zeit stehlen wollen, wenn sie nicht mehr nur Arbeitsinstrumente sind, sondern uns dienen sollen und wir ihnen nicht.
So müssen wir die Zeit auskaufen, Zeit gewinnen, denn die Tage sind böse.
Der König sagt weiter: „Ich weiß, dass ihr Zeit gewinnen wollt, weil ihr seht, dass die Sache von mir fest beschlossen ist. Wenn ihr mir den Traum nicht kundtut, bleibt es bei eurem Urteil. Ihr habt euch verabredet, Lug und Trug vor mir zu reden, bis die Zeit sich ändere. Wir warten, bis bessere Zeiten kommen. Darum sagt mir den Traum, und ich werde wissen, dass ihr mir seine Deutung anzeigen könnt.“
Das war schlau, eine Garantie.
Die Chaldäer antworteten vor dem König: „Kein Mensch auf Erden kann die Sache des Königs anzeigen, denn kein großer und mächtiger König hat jemals so etwas von irgendeinem Schriftgelehrten, Zauberer oder Astrologen verlangt. Die Sache, die der König verlangt, ist schwer, und es gibt keinen anderen, der sie vor dem König anzeigen könnte als nur die Götter, deren Wohnung nicht bei dem Fleisch ist.“
Gut, deren Wohnung ist nicht bei dem Fleisch. Aber sie hatten zum Beispiel den Turm von Babel gebaut, mit Stufen und einem kleinen Haus oben – das Allerheiligste –, damit die Götter hinabsteigen und die Menschen über die Stufen hinaufsteigen und den Göttern begegnen konnten.
Sie sollten also die Verbindung zu den Göttern darstellen. Aber jetzt wird klar, das hat nicht viel Wert.
Der König wurde zornig. Er war emotional unkontrolliert. Deshalb wurde er sehr zornig und befahl, alle Weisen von Babel umzubringen. Der Befehl ging aus, und die Weisen wurden getötet.
Die Alte Elberfelder Bibel erklärt in einer Fußnote, dass die Form des aramäischen Zeitwortes andeutet, dass die Tötung erst begann – also ein Prozess. Das war dramatisch. Ein Weiser nach dem anderen wurde umgebracht, und man suchte Daniel und seine Genossen, um sie zu töten.
Aus irgendeinem Grund war Daniel bei dieser Audienz beim König nicht dabei. Das Reich war groß, es gab Berufsreisen und so weiter, Daniel war nicht gerade verfügbar.
Dann begann die Tötung, und jetzt suchte man Daniel und seine Genossen, um sie zu töten.
Da erwiderte Daniel mit Verstand und Einsicht dem Arioch – das ist ein interessanter Name, den ich bei Kapitel 2, Vers 24 erklärt habe. Arioch ist akkadisch „Eri Akku“, Diener des Mondgottes.
Das ist der Mondgott, ein alter Mann mit Bart, weiser, unergründlicher Gott, dessen Pläne kein Gott kennt, der die Schicksale für weit entfernte Tage festlegt. Urheber des Lebens, Wächter und Leiter der Menschen.
Interessant, dieser Arioch ist eine wichtige Person.
Daniel erwiderte mit Verstand und Einsicht dem Arioch, dem Obersten der Trabanten des Königs, der ausgezogen war, um die Weisen von Babel zu töten. Er fragte Arioch, den Oberbeamten des Königs, warum der strenge Befehl vom König sei.
Arioch erklärte Daniel die Sache. Er war also nicht einmal informiert, was genau los war.
Daniel ging hinein und bat den König um eine Frist, um ihm die Deutung anzuzeigen. Das war für Nebukadnezar interessant. Was bringt es, wenn alle umgebracht sind? Er weiß immer noch nicht, was der Traum bedeutet. Also ging er auf das Angebot ein.
Daniel ging nach Hause und tat die Sache seinen Genossen Hananja, Misael und Asarja kund, damit sie vom Gott des Himmels Barmherzigkeit erbitten, wegen dieses Geheimnisses, damit Daniel und seine Genossen nicht mit den übrigen Weisen von Babel umkämen.
So sehen wir schön, wie Daniel heimgeht und mit seinen Freunden über das Problem spricht. Er schlägt vor, zusammen zu beten. Daniel war ein Mann des Gebets und wollte mit anderen zusammen beten. Dort wusste er, lag die Lösung.
Dann, in Vers 19, wurde Daniel in einem Nachtgesicht, in einem Traum, das Geheimnis geoffenbart. Der wahre Gott kann es mitteilen, die Götter Babylons konnten es nicht.
Daniel pries den Gott des Himmels. Er war nicht nur ein Mann des Gebets und der Bitten, sondern auch der Anbetung und des Dankes für die erhörten Bitten.
Ein wunderbares Gebet folgt: Daniel hob an und sprach: „Gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit! Denn Weisheit und Macht sind sein, und er ändert Zeiten und Zeitpunkte, setzt Könige ab und setzt Könige ein. Er gibt den Weisen Weisheit und Verstand den Verständigen.“
Wir sehen das Prinzip: Der Weise bekommt noch mehr Weisheit. Daniel war schon weise, bevor er nach Babel kam. Wo steht das? In Daniel 1, Vers 4. Dort stand, man musste junge Leute aus Israel suchen, die schön von Ansehen waren, unterwiesen in aller Weisheit, kenntnisreich und mit Einsicht begabt.
Sie suchten nach intelligenten jungen Männern. Daniel war also schon vorher gebildet.
Was war Bildung in Israel damals? Daniel konnte Hebräisch lesen und schreiben. Warum konnten Juden im Allgemeinen so gut schreiben, auch Leute, die nicht adlig waren wie Daniel? Ganz einfach: Lesen und Schreiben war in Israel in der Zeit der Könige viel verbreiteter als bei den Völkern rund um Israel.
Wie wissen wir das? In der Archäologie hat man viele Siegel gefunden. Siegel wurden im Alltag beim Kaufen und Verkaufen benutzt, um Dinge zu versiegeln.
Man hat nirgendwo so viele Siegel gefunden wie in Israel – weder im Libanon noch in Jordanien, also im Norden, wo die Ammoniter waren, in der Mitte, wo die Moabiter waren, im Süden bei den Edomitern oder bei den Philistern.
Das zeigt drastisch, dass kein Volk in diesem Umfeld so schreibfähig im Alltag war wie die Israeliten.
Man muss sich als Archäologe sagen: Die Juden hatten eine besondere Motivation zu schreiben – mehr als die Völker rundherum.
Natürlich, sie hatten die Heilige Schrift, das Alte Testament, Gottes Wort. Das motivierte sie, schreiben und lesen zu können, um zum Beispiel Bibelverse auf Scherbenstücken zu notieren. Das ist auch aus der Archäologie belegt.
Daniel kannte die Heiligen Schriften.
Als er nach Babylon kam, merkte man, dass der junge Mann recht gut drauf war. Aber das war keine weltliche Bildung, sondern die Kenntnis der Heiligen Schrift.
Diese Weisheit führte dazu, dass er ein reines Leben führte. Er nahm sich vor, sich nicht zu verunreinigen.
Gott belohnte das, indem er ihm noch mehr Weisheit gab, ebenso seinen Freunden.
Diese Weisheit machte ihn nicht stolz, sondern abhängig vom Herrn. Er ging wieder ins Gebet mit seinen Freunden, und Gott gab ihm erneut Weisheit.
Diese Weisheit machte ihn wiederum nicht stolz, sondern führte ihn zu mehr Treue.
Später, als alter Mann, wurde er treu in die Löwengrube geworfen – wir werden das noch sehen.
Es ist eine Spirale: Wahre Weisheit führt zu Treue, und Treue führt dazu, dass Gott wieder Weisheit gibt. Diese Weisheit führt zu Treue, und so weiter.
Das ist wahre Weisheit.
Darum sagt Daniel: „Er gibt den Weisen Weisheit und Verstand den Verständigen.“
Bei den Banken ist das so: Ein Bankier sagte mir, wer bekommt Kredite? Das sind die Leute, die schon etwas haben.
Er sagte mir von der Credit Suisse: „Bei uns gilt: Wer hat, dem wird gegeben.“ Das hat er aus dem Neuen Testament.
Jesus sagt weiter: „Wer nicht hat, dem wird selbst das genommen, was er zu haben meint.“
So gilt: Den Weisen gibt der Herr Weisheit.
Dann wollen wir noch schließen.
Er offenbart das Tiefe und Verborgene, nicht diese Götter, von denen man sagte, sie wüssten das Tiefe und Verborgene. Nein, nur der wahre Gott weiß, was in der Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht.
Man denke an 1. Timotheus 6,16: „Dem König der Könige, der Alleinunsterblichkeit hat, der ein unzugängliches Licht bewohnt.“
Bei ihm wohnt das Licht. Gott in seiner absoluten Gottheit hat nie ein Geschöpf gesehen.
Darum sagt Paulus in 1. Timotheus 6,16: „Den hat kein Mensch je gesehen noch sehen kann.“
Aber der Sohn hat den Vater gesehen. Darum steht in Johannes 1,18, dass er den Vater geoffenbart hat, weil er selber Gott ist und kennt, was es heißt, Gott zu sein, ein unzugängliches Licht zu bewohnen.
Er wurde Mensch, um uns zu erzählen, wer Gott ist: Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist.
„Ich bin der Gott meiner Väter.“ Da besinnt er sich wieder darauf. Es ist der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.
Man spricht heute von der abrahamitischen Ökumene.
Bevor man eine Ökumene mit allen Religionen macht – man denke an das Gebetstreffen in Assisi vor Jahren mit Papst Johannes Paul II. – muss man zunächst eine Ökumene der abrahamitischen Religionen hinkriegen.
Das sind alle, die sich auf Abraham berufen: Juden, Christen und Muslime.
Abrahamitische Religion – also der Gott Abrahams. Wer ist das?
Der Gott Abrahams vor der Bekehrung oder nach der Bekehrung?
Vorher war es der Mondgott, nachher der Gott der Herrlichkeit.
Bevor man eine abrahamitische Ökumene mit dem Gott macht, der als Symbol einen Halbmond über den Gebetshäusern hat, muss man sich im Klaren sein: Es gibt den Gott Abrahams vor der Bekehrung und den Gott nach der Bekehrung.
Der nach der Bekehrung war nicht derselbe, denn der vor der Bekehrung konnte keine Kinder geben, der nach der Bekehrung gab Isaak, dann das Volk Israel und schließlich den Retter der Welt, den Herrn Jesus.
Darum ganz wichtig: „Der Gott meiner Väter“ – das ist der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott Abrahams nach der Bekehrung.
„Lobe und rühme ich, dass du mir Weisheit und Kraft gegeben und mir jetzt kundgetan hast, was wir von dir erbeten haben, denn du hast uns die Sache des Königs kundgetan.“
Fangen wir nächstes Mal bei Vers 24 weiter an.
Und zum Schluss noch ein Gebet:
Herr Jesus, wir danken dir, dass wir dich kennen dürfen, dass wir den Vater kennen dürfen. Wir danken dir für dein Wort, das vollkommen ist, und danken dir, dass du uns hilfst, zu deinem Wort zu stehen, auch in dieser Welt, die sich gegen dein Wort wendet.
Hilf uns, ein klares Zeugnis zu sein und das Beispiel von Daniel und seinen Freunden in unserem Leben umzusetzen. Ermutige uns, dir treu nachzufolgen, in echter Demut, aber mit Überzeugung für deine Wahrheit.
Lass uns ein Zeugnis sein in einer Welt, die so in der Finsternis ist und dich, den Gott des Lichts, der ein unzugängliches Licht bewohnt, nicht kennt.
Danke, dass wir dich kennen dürfen und mit dir verbunden sein dürfen.
Amen.