Einführung und Kontext der Kreuzigung
Wir befinden uns in Johannes 19. Beim letzten Mal haben wir uns unter anderem mit den sieben Worten des Erlösers am Kreuz beschäftigt. Heute lesen wir nochmals ab Vers 30 bis zum Ende des Kapitels.
Bruno, kannst du uns vorlesen?
- Ja, zuerst lesen wir bis hierhin, dann fahren wir später mit Kapitel 20 fort.
Vielleicht können wir für diejenigen, die beim letzten Mal nicht dabei waren, einige Dinge wiederholen.
Was war der Grund, warum die Gekreuzigten unbedingt vor Anbruch des Abends abgenommen werden sollten?
Sabbat.
Ja, und wie begründet man das?
Man durfte doch am Sabbat nicht arbeiten.
Das stimmt, aber die Kreuzigung hätte je nachdem mehrere Tage dauern können.
Sie wurden unrein am Sabbat, wenn sie Tote begruben.
Ja, aber es heißt ja nicht unbedingt, dass die Verurteilten schon tot sein mussten. Sie könnten eventuell sogar mehrere Tage am Kreuz bleiben.
Die Römer haben die Kreuzigung von den Griechen übernommen, und die Griechen von den Persern.
Während dieser ganzen Entwicklungszeit, von den Persern bis zu den Römern, wurde die Kreuzigung ständig weiterentwickelt.
Die Römer perfektionierten diese Todesart so sehr, dass sie Menschen bis zu vierzig Tage am Kreuz halten konnten, bis sie schließlich verendeten.
Gesetzliche und religiöse Hintergründe der Kreuzigung
Das ist genau der Punkt! Ein Verfluchter darf nicht über Nacht hängen. Wo steht das? Hier kommt die Antwort: im 5. Buch Mose, Kapitel 21, Vers 22.
Liust du gerade vor, Peter? „Wenn an einem Mann eine todeswürdige Sünde ist und er wird getötet und du hängst ihn an ein Holz, so sollst du seinen Leichnam nicht über Nacht an dem Holz bleiben lassen, sondern du sollst ihn jedenfalls an denselben Tagen begraben. Denn ein Fluch Gottes ist ein Gehenkte. Du sollst dein Land nicht verunreinigen, damit der Herr, dein Gott, dir nicht verzeiht.“
Jawohl, also ein Gehängter soll nicht über Nacht hängen, da dies das Land Israel verunreinigen würde. Deshalb wollte man insbesondere im Blick auf den Sabbat verhindern, dass die Leiche über Nacht hängen bleibt. Man wollte die Kreuzigung daher abbrechen.
Das ist so, weil das 5. Buch Mose Kapitel 21 im 16. Jahrhundert vor Christus geschrieben wurde. Zu dieser Zeit gab es die Kreuzigung noch nicht. Mose geht hier also von dem Fall aus, dass jemand getötet wird und man den Leichnam zur Schau stellt, indem man ihn an ein Holz hängt.
Später, als die Kreuzigung auch in Israel praktiziert wurde, musste man diese Stelle natürlich auch auf die Kreuzigung anwenden. Denn es geht de facto darum, dass jemand am Holz hängt – als ein Fluch, als jemand, der eine todeswürdige Sünde begangen hat.
In der längsten Qumranrolle, der sogenannten Tempelrolle – weiß jemand zufällig, wie lang die ist? Die Tempelrolle ist etwa elf Meter lang. Dort findet sich ein interessanter Text, in dem 5. Mose zitiert wird. Dieser Text wird aber so gedeutet, dass in Vers 22 steht: „Und du hängst ihn an ein Kreuz, so dass er getötet wird.“
Das wurde ein wenig umgestellt. Im Originaltext steht ja: „Er wird getötet und du hängst ihn an ein Holz.“ In der Tempelrolle wird diese Ausdrucksweise übernommen, aber so formuliert: „Du hängst ihn an ein Holz, so dass er getötet wird.“
So gibt es also auch einen Beleg dafür, wie diese Stelle ganz direkt mit der Kreuzigung verbunden wurde in späterer Zeit. Deshalb war es wichtig, dass die Leiche nicht über Nacht hängen sollte, sondern abgenommen wurde.
Die Praxis des Beinbrechens und der Tod Jesu
Und jetzt kommen wir zum Thema Beine brechen. Das haben wir auch beim letzten Mal besprochen. Für diejenigen, die nicht dabei waren, hier eine kurze Erklärung: Die Verurteilten ersticken, weil sie zusammenbrechen.
Der Gekreuzigte muss sich zum Atmen immer wieder aufrichten, also auf den durch die Nägel durchbohrten Beinen und Füßen aufstehen. Um diesen Prozess zu erleichtern, haben die Römer manchmal kleine Holzbrettchen unter die Füße genagelt. Dadurch konnten die Verurteilten besser atmen und lebten länger.
Man holt also Luft, indem man auf den durchbohrten Füßen steht. Wenn jedoch die Beine gebrochen werden, ist das nicht mehr möglich. Dann ersticken die Verurteilten. Das Brechen der Beine war also eine Art Gnade der Soldaten, um den Tod schneller herbeizuführen und das Leiden zu verkürzen.
Bei den beiden Verbrechern, die mit Jesus gekreuzigt wurden, brachen sie die Beine. Als die Soldaten zu Jesus kamen, war er bereits tot. Das ist überraschend, denn eine Kreuzigung konnte sich über eine längere Zeit erstrecken. Aber Jesus war schon tot.
Was ist geschehen? Manche sagen, Jesus sei an Erschöpfung gestorben. Das sagt die Bibel aber nirgends. Wir haben gelesen, im Vers 30, dem sechsten Wort Jesu am Kreuz: „Es ist vollbracht.“ Dann neigte er das Haupt und übergab den Geist. Dabei sprach er noch ein siebtes Wort: „In deine Hände befehle ich meinen Geist.“
Wie hat er das gesprochen? Mit einem lauten Schrei, lesen wir in Matthäus 27. Das zeigt deutlich, dass er nicht an Erschöpfung gestorben ist. Sein Tod ist höchst geheimnisvoll.
In Matthäus 27,50 heißt es: „Jesus aber schrie wiederum mit lauter Stimme und gab den Geist auf.“ Es wird nicht gesagt, was er genau rief, aber in Lukas 23,46 steht übereinstimmend: „Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: ‚Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist.‘ Und als er das gesagt hatte, verschied er.“
Das zeigt, dass er mit lauter Stimme sprach. Da ist Kraft drin.
Die Souveränität Jesu im Sterben
Die Erklärung liegt in Johannes 10. Dort wird auch wiederholt, wie der Herr sein Sterben vorausgesagt hat, insbesondere in Johannes 10, Verse 17 und 18: „Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Vollmacht, es zu lassen, und habe Vollmacht, es wiederzunehmen.“
Im Johannes-Evangelium wird uns der Herr Jesus als der ewige Sohn Gottes vorgestellt. Er hat niemals aufgehört, Gott zu sein, auch als er Mensch wurde. Dieses Wort findet man nur im Johannes-Evangelium. Nicht so in Matthäus, wo Jesus als König dargestellt wird, nicht in Markus, wo er als Knecht beschrieben wird, und auch nicht in Lukas, wo die stärkste Betonung auf seiner Menschheit liegt. Im Johannes-Evangelium wird Jesus am Anfang als Gott vorgestellt: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“
Hier sagt der Mensch gewordene Sohn Gottes, dass er die Gewalt oder Autorität hat, sein Leben zu lassen und auch wiederzunehmen. So stehen wir hier vor dem Wunder, dass der Herr sein Leben bewusst dargelegt hat. Er ist nicht einfach nur als Resultat dessen gestorben, was die Menschen ihm angetan haben. Nein, er hat sich festnehmen, misshandeln und kreuzigen lassen und ist so in den Tod gegangen.
Das macht jedoch keinen Abbruch an der Tatsache, dass andere Schriftstellen sagen, dass er ermordet wurde. So steht es in Apostelgeschichte 3. Dort wird die Verantwortung der Menschen betont. Der Tod des Herrn war aber zugleich die Souveränität Gottes.
In Apostelgeschichte 3, Verse 14 und 15 spricht Petrus zur Volksmenge im Tempel: „Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und gebeten, dass euch ein Mörder geschenkt würde, den Fürsten des Lebens aber habt ihr getötet, den Gott aus den Toten auferweckt hat, wovon ihr Zeugen seid.“ Hier wird die andere Seite betont: Sie waren die Mörder, er ist der Urheber oder der Fürst des Lebens, den sie getötet haben.
Doch der Herr Jesus hatte die Macht, sein Leben hinzugeben. Der Spott am Kreuz – „Wenn du Gottes Sohn bist, so steig herab vom Kreuz“ – zeigt, dass er die Autorität gehabt hätte, vom Kreuz herunterzukommen. Aber er wollte nicht. Er wollte sein Leben darlegen, hatte aber auch die Autorität, es wiederzunehmen.
Johannes betont, dass der Herr als ewiger Sohn sich auch auferweckt hat. Es ist eine andere Wahrheit, dass 1. Petrus 3,18 und folgende sagen, dass er in der Kraft des Heiligen Geistes auferweckt worden ist. In Römer 6 wird gesagt, dass er durch die Herrlichkeit des Vaters auferweckt wurde. Und in Johannes 10 sagt Jesus, dass er die Autorität hatte, sein Leben wiederzunehmen.
Es ist ganz wichtig, dies klar festzuhalten: Der Herr hat sein Leben dargelegt. Für die Soldaten war es eine Überraschung, dass er bereits tot war, weshalb sie ihm die Beine nicht brechen konnten.
Prophetische Erfüllung und das Passalamm
Und Johannes betont, dass dies auch der Prophetie entspricht. Welches Bibelwort hat das vorausgesagt? In den Psalmen steht es, und genau das wird hier in Vers 36 zitiert. Ich höre es schon: Psalm 34. Schlagen wir auf, denn das ist einer der messianischen Psalmen. Viele Psalmen weisen prophetisch auf den kommenden Erlöser hin. Sie beschreiben ihn in seiner Erniedrigung oder auch in seiner herrlichen Erhöhung.
Wer liest Psalm 34, Vers 20, je nach Zählung auch Vers 21? Er bewahrt alle seine Gebeine, nicht eines von ihnen wird zerbrochen. Ja, es geht im Zusammenhang um den Gerechten. Lesen wir noch den Vers davor dazu: Vielfältig ist das Unglück des Gerechten, aber aus dem allen errettet ihn der Herr.
Der Gerechte ist ein wichtiges Thema in den Psalmen. Das zieht sich von Psalm 1 an durch alle fünf Psalmenbücher bis Psalm 150. Als Gegensatz dazu steht der Rascha, der Gesetzlose, also derjenige, der bewusst Gottes Gebote bricht. Diese beiden werden durch die Psalmen hindurch behandelt. Doch wer ist der Inbegriff des Gerechten in den Psalmen? Das ist der Messias.
All die, die ihm nachfolgen, werden ebenfalls als die Gerechten bezeichnet. So kommen die Gerechten sehr oft vor. Hier haben wir also den Gerechten, und zwar speziell den Messias. Von ihm wird gesagt, dass seine Beine nicht zerbrochen werden. Das durfte also nicht geschehen. Gott hat all die Schändlichkeiten zugelassen, die seinem Sohn angetan wurden, aber mit seinem Tod ließ er diese weitere Schändung nicht mehr zu, dass die Beine gebrochen würden.
Es kommt noch etwas Interessantes in Verbindung mit dem Passa hinzu. Dort gab es eine bestimmte Vorschrift, wie man das Passalam zubereiten musste. Weiß das jemand? Ja, genau. Schlagen wir auf: Zweites Buch Mose 12. Dort wird das Passalam beschrieben, wie es geschlachtet und gegessen werden musste. In Vers 46 lesen wir unter all diesen vielen Anweisungen: „In einem Haus soll man es essen, er soll von dem Fleisch nichts vor das Haus hinaustragen, und keine Knochen sollen ihm zerbrochen werden.“
Ja, das Passalamm, dessen Blut zur Rettung der Erstgeborenen in Ägypten gegeben wurde, durfte keinen Knochenbruch erleiden. Das war bereits eine Vorschattung auf den Erlöser, wie wir es hier in Johannes 19 finden.
Übrigens, wenn wir schon beim Passa sind, können wir noch dazu lesen, Vers 6: „Und ihr sollt es in Verwahrung haben bis auf den vierzehnten Tag dieses Monats, und die ganze Versammlung der Gemeinde Israel soll es schlachten zwischen den zwei Abenden. Und sie sollen von dem Blut nehmen und es an die beiden Pfosten und an die Oberschwelle tun, an den Häusern, in welchen sie es essen.“
Hier haben wir diesen eigenartigen Ausdruck „zwischen den zwei Abenden“. Hat das jemand anders in seiner Bibel übersetzt? Zur Abendzeit. Ja, zur Abendzeit. Der hebräische Ausdruck ist eigentlich unübersetzbar in dem Sinne, dass es kein deutsches Wort gibt, das dem entspricht. Ben Arbaim – Erev ist der Abend, aber Arbaim ist der Doppelabend. Das kennen wir nicht.
Der Ausdruck bezeichnet die Zeit von ungefähr fünfzehn Uhr bis achtzehn Uhr. Im Frühjahr ist das der Moment des Sonnenuntergangs in Israel, also die letzten drei Stunden vor dem Sonnenuntergang. Das Interessante ist, dass man das Passa um fünfzehn Uhr schlachten musste. Der Herr Jesus ist exakt um fünfzehn Uhr gestorben, wie uns Matthäus 27,46 sagt – um die neunte Stunde, gerechnet von sechs Uhr morgens, ergibt das fünfzehn Uhr.
Auch hier haben wir also sehr interessante und detaillierte Parallelen. Übrigens musste das Lamm am zehnten Tag des Monats in Verwahrung genommen werden, am zehnten Nissan. Das steht in Zweites Buch Mose 12, Vers 3. Kann das jemand noch dazu lesen? „Am zehnten Tage dieses Monats nehme jeder Hausvater ein Lamm, je ein Lamm für ein Haus.“ Wenn aber in einem Haus... Ja, das reicht.
Am zehnten des Monats, dem Monat Nissan, musste das Lamm genommen werden. Dann musste es vier Tage in Verwahrung gehalten werden – Vers 6: „Und ihr sollt es in Verwahrung haben bis auf den vierzehnten Tag dieses Monats.“ Dann kam die Schlachtung, und am fünfzehnten Tag musste es gegessen werden.
Der Herr Jesus ist am zehnten Nissan, wie wir in Johannes 12 gesehen haben, als Fürst nach Jerusalem eingezogen. Am fünfzehnten, am Tag, an dem das Passa gegessen werden musste, wurde er gekreuzigt. Und zwar um fünfzehn Uhr, so dass er um diese Zeit sein Leben hinlegte – auch wieder in Parallele zu dem Ausdruck „zwischen den zwei Abenden“.
Diese Parallelen sind eindrücklich. All diese Details sind keine Zufälle. Darum betont Johannes auch so sehr diese Prophetie: Kein Bein wird von ihm zerbrochen werden.
Zeitliche Abläufe und Opferzeiten
Ja, es ist bis dahin eine Frage und eine Ergänzung. Und dann waren doch drei Stunden Finsternis bis achtzehn Uhr, richtig? Nein, von zwölf Uhr.
Also begann die Kreuzigung, der Herr wurde um neun Uhr morgens, in der dritten Stunde, gekreuzigt. Um zwölf Uhr kam dann die Finsternis, die von der sechsten Stunde bis zur neunten dauerte, also bis fünfzehn Uhr.
Die Eckdaten der Kreuzigung sind diese sechs Stunden, zweimal drei Stunden: von neun Uhr morgens bis drei Uhr nachmittags. Das war auch die Zeit der Opfer im Tempel.
Zu dieser Zeit wurde das erste Opfer des Tages, das Brandopfer, um neun Uhr morgens auf dem Altar aufgelegt. Zur gleichen Zeit wurde der Herr außerhalb der Stadt gekreuzigt. Das letzte Opfer, das Abendbrandopfer, wurde um fünfzehn Uhr aufgelegt.
So hat die Kreuzigung Christi genau den Stunden des Opferdienstes im Tempel entsprochen. Das ist schon erstaunlich, in all diesen Details diese Übereinstimmungen, die von Gott geplant waren. Nichts war Zufall, auch wenn der Mensch in seiner eigenen Bosheit dabei gehandelt hat und zu diesem Zeitpunkt seine Bosheit in der höchsten Weise entfesseln konnte.
Doch das hat nicht dazu beigetragen, dass Gottes Wege durcheinandergekommen oder chaotisch geworden wären. Alles geschah nach Gottes Plan.
Der Speerstich und die Bedeutung von Blut und Wasser
Nun, die Soldaten sind überrascht, dass der Herr schon gestorben war (Johannes 19). Dann durchbohrt einer der Soldaten seine Seite mit dem Speer, sodass Blut und Wasser herauskommen. Johannes betont das sehr. Warum ist das so wichtig? Das ist auch die Erfüllung der Prophetie.
Er führte diese Stelle an im nächsten Vers: „Sie werden den anschauen, welchen sie durchstochen haben.“ Es zeigt, dass Jesus als Mensch gestorben ist. Nur beim Menschen, glaube ich, teilt sich das Blut in Wasser und Blut, wenn der Mensch gestorben ist. Beim Geist geschieht das nicht.
Ganz wichtig ist auch der Hintergrund der Gnostiker, die zur Zeit, als Johannes sein Evangelium schrieb, die schlimmste Irrlehre-Bewegung waren. Die Gnostiker sagten, es gibt den wahren Gott und einen Gegengott. Der Gegengott hat die Welt geschaffen. Die ganze Materie, alles, was wir berühren können, ist eigentlich etwas ganz Schlechtes. Das ist ganz ähnlich wie im Hinduismus, wo nicht gesagt wird, es sei schlecht, sondern dass es Einbildung sei.
Die Hindus sagen, die Wahrheit sei nur Brahman, aber alles, was wir sehen, sei Einbildung, also Maya. Die Gnostiker sagten, alles, was wir sehen und berühren können, sei schlecht und negativ. Darum, als Christus in diese Welt kam, habe er keinen wirklichen Leib angenommen, denn der Körper sei schlecht. Stattdessen habe er einen Scheinleib angenommen.
Nun betont Johannes, dass ein Soldat in Jesu Seite stach und Blut und Wasser herauskamen. Das zeigt klar, dass es kein Scheinkörper war. Das ist sehr wichtig. In 1. Johannes 4 betont derselbe Apostel Johannes, wie man den Geist des Antichristen erkennen kann.
1. Johannes 4,1: „Beliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind, denn viele falsche Propheten sind in die Welt hinausgegangen. Hieran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, ist aus Gott; und jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott. Dies ist der Geist des Antichristen, von dem ihr gehört habt, dass er komme, und jetzt ist er schon in der Welt.“
Man konnte genau an dieser Stelle die Gnostiker erkennen. Sie leugneten, dass Jesus Christus ein wirklicher Mensch geworden ist, im Fleisch gekommen, also ein Mensch mit Fleisch und Blut. Darum war das Johannesevangelium eigentlich eine Kampfschrift. Es wurde speziell geschrieben, um zu beweisen, dass der ewige Sohn Gottes ein wirklicher Mensch geworden ist.
Schlagen wir noch schnell Johannes 1 auf. Vers 1 betont die Gottheit Christi: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Gott wird hier sogar im Griechischen betont durch die Wortstellung und durch den fehlenden griechischen Artikel, sodass man lesen muss: „und das Wort war Gott“.
In Vers 14 heißt es: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“
Das Wort wurde Fleisch, wurde ein wirklicher Mensch, kein Scheinleib. Darum auch diese Betonung. Engel sind Geistwesen, ebenso Dämonen, die gefallene Engel sind. Solche Wesen kann man nicht mit einem Speer durchbohren, sodass Wasser und Blut herauskommen. Aber der Herr ist ein wirklicher Mensch geworden, das betont Johannes hier.
Nun, was bedeutet die Betonung von Wasser und Blut? Es ist eine Blutsenkung, das heißt, ein ganz wichtiger Parameter, um den Tod festzustellen. Das zeigt, dass das Blut nicht mehr zirkuliert. Unser Blut besteht zu einem großen Teil aus Wasser und vielen weiteren Bestandteilen, auch roten Blutkörperchen, die die Farbe geben.
Wenn das Blut zirkuliert, ist es eine schöne Mischung. Wenn man das Blut jedoch im Glas für eine gewisse Zeit aufbewahrt, fallen die schweren Teilchen nach unten, und es entsteht die sogenannte Blutsenkung – Wasser und Blut. Hier wird durch diese Trennung deutlich, dass der Tod eingetreten ist. Jesus ist wirklich gestorben, es war kein Scheintod.
Das ist ein wichtiges Argument, weil es auch heute noch Leute gibt, die sagen: Natürlich hat Christus gelebt und wurde gekreuzigt, aber er ist nicht auferstanden, denn es war nur ein Scheintod. Sie behaupten, er sei als Scheintoter wieder erschienen, und die Leute hätten geglaubt, er sei auferstanden. Später sei er dann nach Indien gegangen. So etwa lauten diese Geschichten.
Hier haben wir aber einen Augenzeugenbericht, denn Johannes betont in Johannes 19,35: „Und der es gesehen hat, hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß, dass er sagt, was wahr ist, damit ihr glaubt.“
Darum diese Betonung: Er hat es wirklich gesehen. Das ist ein Augenzeugenbericht. Nun muss man sich im Klaren sein: Wenn heute Leute sagen, diese Evangelienberichte seien später von der Gemeinde verfasst worden und nicht historisch, sondern Mythen, dann muss man sagen: Wie geht das?
Die Evangelien wurden sehr schnell verbreitet. Zum Beispiel ist eine der ältesten Evangelienhandschriften der Papyrus P52, der in Ägypten gefunden und in den 1930er Jahren veröffentlicht wurde. P52 wird heute auf etwa 115 nach Christus datiert. Das ist sensationell, denn das Johannesevangelium wurde wann geschrieben? Etwa 90 nach Christus.
Das heißt, die Abschrift ist nur wenige Jahre jünger. Dieser Papyrus wurde in Ägypten gefunden, aber Johannes hat sein Evangelium in Patmos geschrieben, das zur Provinz Asia gehört, also in der Westtürkei. Patmos liegt vor der Westtürkei, in der Provinz Asia, zu der auch Ephesus gehört, die größte Stadt der Provinz Asia.
Mit anderen Worten zeigt dieser Fund, wie schnell die Evangelien in der alten Welt zirkulierten. Wenn man schon um 115 eine Abschrift in Ägypten findet, dann wurden diese Schriften schnell unter Christen in verschiedenen Ländern des römischen Reiches verbreitet.
Wenn etwas in diesen Berichten historisch falsch gewesen wäre, hätte das Judentum, das damals die aufkommenden Christen verfolgte, das als Argument nehmen können. Sie hätten sagen können: „Wir waren dabei, oder mein Großvater hat das alles noch miterlebt, oder mein Vater hat das miterlebt, und er hat ganz klar gesagt, das war nicht so, wie hier steht.“
Man hätte die Christen sehr leicht als unglaubwürdig hinstellen können, indem man die Geschichtlichkeit dieser Aussagen angezweifelt hätte. Doch es gibt keine jüdischen Angriffe oder Argumente in dieser Richtung. Es wird nicht in Frage gestellt, ob diese Dinge geschehen sind, sondern nur, ob Jesus wirklich der Messias war.
Das verleiht den Evangelien ein unglaubliches Gewicht an Glaubwürdigkeit. Wenn wir hier lesen, wie Johannes betont: „Ich habe das gesehen, das Zeugnis ist wahrhaftig“, zeigt das auch, wie sehr die Schreiber daran interessiert waren, dass die Dinge, die sie schrieben, wirklich so geschehen sind und nicht einfach mythische Uminterpretationen.
Abgrenzung von Mythen und Fabeln
Das war zum Beispiel Professor Rudolf Bultmann in den sechziger Jahren. Er machte in Deutschland als Theologieprofessor Furore, weil er sagte: Gott ist tot. Die Evangelien seien Mythen, und wir müssten sie für den modernen Menschen uminterpretieren. Der moderne, wissenschaftlich aufgeklärte Mensch könne keine Mythen mehr glauben. Er könne nicht glauben, dass Christus am dritten Tag auferstanden ist oder dass er für unsere Sünden gestorben ist. Deshalb müssten die Evangelien entmythologisiert werden.
Bultmann unterstellte den Schreibern damals, sie seien Menschen mit einem mythischen Weltbild gewesen. Aber das ist nicht mythisch. Wenn jemand betont, er habe es gesehen, dass Blut und Wasser herauskamen, dann ist das nicht das Kennzeichen von Mythen.
Schauen wir uns an, wie die Bibelschreiber über Mythen sprechen. Zum Beispiel in 2. Petrus 1. Der Apostel Petrus schreibt hier, nicht der Apostel Johannes. Er sagt: „Ich werde darauf bedacht sein, dass ihr auch nach meinem Abschied jederzeit imstande seid, euch diese Dinge ins Gedächtnis zu rufen. Denn wir haben euch die Macht und Ankunft unseres Herrn Jesus Christus kundgetan, nicht indem wir ausgeklügelten Fabeln folgten, sondern weil wir Augenzeugen seiner herrlichen Größe gewesen sind.“
Petrus betont also, dass sie Augenzeugen waren. Sie beschreiben, was sie mit eigenen Augen gesehen haben, nicht irgendwelche ersonnenen Dinge. Dann sagt er, sie folgten nicht künstlich erdichteten Mythen. Mit Fabeln sind hier nicht etwa schöne Gedichte von La Fontaine über Grillen oder andere Tiere gemeint, die sprechen können. Sondern es geht um etwas anderes.
Was ist ein Mythos? Eine Scheinbarkeit? Ist ein falscher Zeitungsartikel ein Mythos? Nein, auch das ist eine Scheinbarkeit, aber kein Mythos. Wenn ich mich in einen Mythos hineinversetze, entdecke ich oft Wahrheiten, denn in jeder Mythologie steckt eine verborgene Wahrheit. Eine Geschichte will eine Moral vermitteln, aber sie ist nicht tatsächlich geschehen.
Es gibt viele Geschichten, bei denen man sagen würde, ein Roman sei ein Mythos. Ein Roman kann eine tiefere Wahrheit vermitteln, ist aber ganz bewusst nicht geschehen. Was ist also der Mythos? Es ist ein philosophisches Gedankengebäude. Aber ist dann jeder Philosoph ein Mythos?
Beispielsweise ist „Der Herr der Ringe“ ein Mythos. Warum? Weil es Fantasie ist. Weil es verherrlicht wird. Es geht nicht unbedingt um Zukünftiges. Der Mythos berichtet rückblickend über Ereignisse, ohne sie historisch an einem bestimmten Punkt in Raum und Zeit verankert zu haben. Das ist ein wichtiger Punkt: Ein Mythos ist nicht historisch nachweisbar, sondern erdacht, ein religiöses Märchen.
Das religiöse Element ist entscheidend, mit allen möglichen Wesen wie Feen, Trollen, Geistern, Zwergen und anderen Fabelwesen. Das wichtigste Element sind die Götter, die darin vorkommen. Das Wesentliche ist, dass es sich um ein religiöses Märchen handelt. Das ist typisch für die griechische Religion, daher die griechischen Mythen oder die Edda-Sage, also die skandinavische Eddasage. Das ist alles Mythologie, religiöse Märchen.
Daher trifft die Bezeichnung „Mythos“ auch auf „Der Herr der Ringe“ genau zu. Ebenso auf Narnia, den neuen Film mit dem Löwen Aslan.
Petrus distanziert sich hier klar von Mythen. Er sagt: „Wir haben euch diese Wahrheit nicht durch Fabeln, durch Mythen mitgeteilt, sondern als Augenzeugen.“
An einer anderen Stelle sagt der Apostel Paulus etwas über Mythen, was deutlich macht, dass Rudolf Bultmann völlig danebenlag. Diese Bibelschreiber waren nicht mythologisch. In 1. Timotheus 4,6-7 heißt es: „Wenn du dies den Brüdern vorstellst, wirst du ein guter Diener Christi Jesu sein, der sich nährt durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre, der die Gefolgschaft ist. Die unheiligen und altweiberhaften Fabeln aber weise ab, übe dich aber zur Verzähligkeit.“
Fabeln sind hier wieder griechisch für Mythen. „Altweibische Fabeln“ werden diese Mythen genannt, weil im Altertum alte Frauen als gute Mythen-Erzählerinnen bekannt waren. Daher kommt dieser Ausdruck.
Paulus beschreibt sie als ungöttliche, altweibische Mythen und fordert dazu auf, sie abzulehnen. Damit wollen wir gar nichts zu tun haben. Eine ganz klare Opposition. Paulus kann selbst kein mythisches Denken haben.
Im gleichen Brief, in 1. Timotheus 1,3-4, heißt es: „Wie ich dich bei meiner Abreise nach Mazedonien ermahnt habe, in Ephesus zu bleiben, damit du gewissen Leuten gebieten solltest, nicht dem Evangelium Fremdes zu lehren, noch auf Fabeln und endlose Geschlechtsregister zu achten, die vielmehr Streitfragen hervorbringen statt Dienstleistung im Haushalt Gottes, welche im Glauben geschieht.“
Noch ein Vers weiter: „Das Endziel des Gebots aber, das du verkündigen sollst, ist Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben.“
Timotheus bekam den Auftrag, in Ephesus darauf zu achten und Leuten zu gebieten, keine anderen Lehren zu bringen und sich nicht mit Mythen zu beschäftigen. Die Übersetzung sagt, sie sollten sich nicht mit Mythen abgeben oder sie achten. Das griechische Verb bedeutet beides: achten oder sich mit etwas beschäftigen. Paulus fordert, dass das nicht geschehen soll.
Mythen sollen innerlich ganz klar abgelehnt werden. Sie bringen Streitfragen hervor und fördern nicht die Verwaltung Gottes. Diese besteht in Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben. Mit Mythen wird diese gute Botschaft nicht vermittelt.
So haben die Bibelschreiber ganz klar Stellung genommen gegen Fabeln und Mythen. Paulus sagt voraus, dass in der Endzeit in seinem Brief an Timotheus aus der Todeszelle, in 2. Timotheus 3,1, die letzten Tage beschrieben werden. In der Bibel ist das immer die Zeit, wenn die Juden aus der weltweiten Zerstreuung zurückkehren ins Land der Vorfahren. In dieser Zeit leben wir.
In 2. Timotheus 4,2 heißt es: „Predige das Wort, stehe bereit zur gelegenen und ungelegenen Zeit, so führe, strafe, ermahne mit aller Langmut und Lehre. Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Lüsten sich selbst Lehrer aufhäufen werden, weil es ihnen in den Ohren kitzelt, und sie werden die Ohren von der Wahrheit entfernen und sich den Fabeln zuwenden.“
„Du aber sei nüchtern in allem, ertrage Leid, tue das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst!“
Hier wird also davor gewarnt, dass der endzeitliche Mensch sich für Mythen interessiert. Interessant ist, dass die Zeit von Rudolf Bultmann, die sechziger Jahre, vorbei sind. Damals wurde über Christen gespottet, sie würden immer noch an Mythen glauben. Das war eine falsche Unterstellung.
Heute aber ist der Zeitgeist so, dass unsere westliche Gesellschaft förmlich den Mythen nachrennt. Diese sind die Kassenschlager in Kinos und Büchern. Auch Harry Potter ist genau Mythologie.
Das hängt damit zusammen, dass viele die gesunde Lehre nicht mehr ertragen. Sie wollen Dinge hören, die ihnen in den Ohren kitzeln, und wenden sich deshalb von der Wahrheit ab und den Mythen zu.
Für den einzelnen Christen gilt: „Du aber“, im Gegensatz zur Masse, „sei nüchtern in allem“. Das griechische Wort „nepho“ wird im Wörterbuch von Walter Bauer zum Neuen Testament definiert als Abwesenheit von geistiger und seelischer Trockenheit, Überstürztheit und Exaltiertheit.
Interessant ist, dass gerade der Zeitgeist unter Christen dazu führt, sich mit sogenannter Worship-Musik in Fahrt zu bringen. Das ist genau das Gegenteil von nüchtern sein.
„Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tue das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst.“
Der Zeitgeist, in dem man nicht mehr nüchtern ist, passt genau zum Mythischen. Es ist auch die Zeit, in der Drogen eine wichtige Rolle in der Gesellschaft spielen. Dort interessiert man sich ebenfalls für Mythen.
Der Christ muss sich ganz klar gegen diese Dinge abgrenzen, so wie es auch die ersten Christen getan haben.
Literatur und Mythologie: Tolkien und Lewis
Wie muss man das beurteilen, wenn Gläubige oder angeblich Gläubige wie Tolkien und Lewis solche Mythen als Literatur verfassen, als Bücher?
Ich meine, ihre Wirkung ist absolut verheerend. Denn dadurch beeinflussen sie die Massen, gerade mythologisch zu denken oder Mythen gegenüber aufgeschlossen zu sein. Ohne ihre Person selbst zu beurteilen, kann man allein von der Wirkungsgeschichte her sagen: Die Wirkung ist verheerend. Die Bibel sagt, wir sollen uns nicht mit Mythen beschäftigen und ihnen nicht Aufmerksamkeit schenken.
Hinzu kommt, dass Tolkien ein überzeugter Katholik war. Die katholische Theologie ist stark mythologisch geprägt, durch und durch. C. S. Lewis war schon als Kind völlig in die Mythologie der nordischen Länder eingetaucht. Das war wirklich sein Lebenselement, und das hat er nicht aufgegeben. Auf der anderen Seite hat er aber auch klare Zeugnisse in seinen Büchern abgelegt. Dennoch hat er sich von diesen mythologischen Dingen nicht distanziert. Das macht die Situation noch gefährlicher.
In der langen Rede kurzer Sinn: Wir sind ausgegangen von Johannes 19, wo Johannes betont: „Ich habe es gesehen, Blut und Wasser kam heraus, der Herr ist gestorben.“
Das ist die Basis für das Evangelium. Nur durch den Opfertod des Herrn Jesus konnte Erlösung geschehen.
Warnung vor philosophischen und mystischen Irrlehren
Ja, jemand wollte noch eine Frage stellen. Kolosser 2,8 bestätigt das ja auch noch einmal. Dort geht es darum, dass jemand als Beute gefangen genommen oder weggeführt wird. Das betrifft sowohl das Aktive, wenn man sich etwas verschreibt, als auch das Passive, wenn jemand in Bann gezogen wird von etwas.
Hier kommt der Begriff Philosophie vor, im Griechischen Philosophia. Der gesamte Zusammenhang des Kolosserbriefes macht jedoch deutlich, dass es um eine mystische Philosophie geht, also eine sehr stark mythologische Philosophie, die die Christen in Kolossä in Gefahr brachte.
Wer liest? Kolosser 2,8: "Seht zu, dass nicht jemand euch als Beute wegführe durch die Philosophie und durch eitlen Betrug, nach der Überlieferung der Menschen, nach den Elementen der Welt und nicht nach Christus."
Im Großbrief geht es übrigens auch speziell um eine gnostische Philosophie. Damit schließt sich der Kreis wieder. Das ist genau das, was auch ganz speziell durch das Johannesevangelium bekämpft wird.
Der Herr Jesus ist gestorben. Der Koran leugnet diesen Punkt. Der Koran sagt, Jesus sei nicht gestorben, sondern einer, der ihm ähnlich aussah, sei gestorben.
Ja, bitte?
Ich wollte nur sagen, dass C.S. Lewis sich ja selbst als motivgnostisch bezeichnet hat. Soweit ich weiß, hat er sich auch nie davon distanziert. Er hat zum Beispiel auch das Gebet für die Toten befürwortet. Wenn man schaut, was der Mann festgehalten hat, auch später noch, ist man wirklich entsetzt.
Und eben dieses gnostische Denken hängt sehr stark mit dem Mythologischen zusammen.
Ja?
Also, ich habe mal einen Bericht von einem Arzt gelesen, einem ungläubigen Arzt. Er schrieb, dass bei einem Toten, wenn man ihm eine Wunde zufügt, überhaupt nichts mehr austritt.
Ja, das hängt natürlich davon ab, wie lange der Tod zurückliegt. Er hat natürlich in die Seite, ins Herz gestochen, nicht irgendwo anders. Dort, wo eine Öffnung in der Herzgegend gemacht wurde, konnte Blut und Wasser herauskommen. Und das war nicht lange nach dem Tod, sondern kurze Zeit danach.
Ich denke auch, dass vielleicht bei einem hängenden Körper eher etwas heraustritt als bei einem, der liegt. Das ist nicht vergleichbar mit einem Schnitt in den Finger.
Genau.
Nun wurde schon angedeutet, dass das auch die Erfüllung einer Prophetie war, nämlich: "Sie werden den anschauen, welchen sie durchstochen haben." Das ist Sacharja 12,10.
Darauf kommen wir nach der Pause zurück. Wir machen jetzt zwanzig Minuten Pause. Wenn man um Viertel nach schon denkt, dass es bald wieder beginnt, können wir um zwanzig nach sicher weitermachen.
Wir sind stehen geblieben bei dem Hinweis Johannes 19,37 auf Sacharja 12,10. Schlagen wir diese Stelle auf und lesen Sacharja 12,10-13.
Prophetische Wehklage und die Dreieinigkeit Gottes
An jenen Tagen wird die Weglage in Jerusalem groß sein, wie die Weglage von Hadadrimmon im Tal Megiddo. Das Land wird in Weglagen aufgeteilt, jedes Geschlecht besonders: das Geschlecht des Hauses Davids und ihre Frauen, das Geschlecht des Hauses Nathans und ihre Frauen, das Geschlecht des Hauses Levi und ihre Frauen, das Geschlecht der Simeiter und ihre Frauen sowie alle übrigen Geschlechter, jedes Geschlecht und ihre Frauen besonders.
Hier wird gesagt: Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben. Diese Stelle wurde bereits im Talmud, im babylonischen Talmud, Traktat Sukka 52a, auf den Messias gedeutet. Auch im Jerusalemer Talmud, der weniger verbindlich ist als der babylonische, wird dies im Traktat Sukka 55a auf den Messias bezogen. Somit hat man im Judentum verstanden, dass diese Stelle vom Messias spricht. Das ist sehr eindrücklich.
Es stellt sich jedoch die Frage, um wen und worüber hier wehgeklagt wird, wenn es heißt: „und werden über ihn wehklagen“. Die Frage lautet: Ist das eine Wehklage über den Messias oder über den bösen Trieb im Menschen? Warum weinen sie? Die Formulierung ist eigenartig: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben“, aber nicht „sie werden über mich wehklagen“, sondern „sie werden über ihn wehklagen“.
Daher die Frage: Worüber wehklagen sie? Über den Messias, der durchbohrt wurde, oder über den bösen Trieb im Menschen, über den sie nun Buße tun? Vielleicht wehklagen sie über sich selbst, weil sie ihn damals nicht erkannt haben. Doch dann müsste es heißen: „Sie werden über sich wehklagen“, aber es heißt: „Sie werden über ihn wehklagen, dass er so leiden musste.“
Wer spricht in diesem Kapitel? Wo steht das? Lesen wir den ganzen Vers 1: Es spricht der Herr, der den Himmel ausspannt und die Grundmauer der Erde legt und den Geist des Menschen in seinem Inneren bildet. Dann folgt ein Doppelpunkt: „Siehe, ich mache Jerusalem zu einer Taumelschale für alle Völker ringsum.“
Man kann die Verse so lesen, dass immer Gott spricht, und zwar Yahweh, der ewige, unwandelbare Gott, ohne Anfang und ohne Ende. Er sagt: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“ Das ist erstaunlich. Yahweh sagt, er wird durchbohrt. Kann man einen ewigen Gott durchbohren? Ja, weil das Wort Fleisch wurde und unter uns wohnte. Gott wurde ein wirklicher Mensch, darum konnte er durchbohrt werden und Wasser und Blut kamen heraus.
Dieser Wechsel überrascht nicht, denn Yahweh ist nicht eine Person, sondern es gibt nur einen Gott, aber in diesem einen Gott sind drei Personen: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Wenn es heißt: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben“, dann spricht Yahweh, der Sohn. Und „werden über ihn wehklagen“ – im gleichen Satz wechselt die Person, der Vater spricht über den Sohn. Das erklärt sich nur durch die Lehre der Dreieinigkeit Gottes.
Sie werden also darüber wehklagen, dass sie den Messias durchbohrt haben und erkannt haben, dass er doch der wahre Messias war. Ich habe das schon einmal erzählt: Vor zweitausend Jahren sprach ich mit einem Taxifahrer in Jerusalem, quasi am Ölberg, über den Messias. Er wollte wissen, wie ich das sehe. Ich sagte: Ich glaube, dass der Messias kommen wird, wie in Sacharja 14 beschrieben, aber ich glaube auch, dass er schon gekommen ist. Dabei zitierte ich diese Stelle: „Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“ Das erste Mal kam er, wurde durchbohrt in dieser Stadt, Jerusalem. Und er wird wiederkommen, und dann werden sie auf den blicken, den sie durchbohrt haben.
So haben wir zwei Kommen des Messias, in der Vergangenheit und in der Zukunft. Dann wird ganz Israel, alle, die die große Drangsal überleben, Buße tun. Wir haben gelesen, es wird eine große Wehklage in Jerusalem geben. Das ganze Land wird wehklagen, jede Sippe, jedes Geschlecht für sich. Dabei werden zwei königliche Geschlechter und zwei priesterliche Geschlechter besonders erwähnt. Dann wird nochmals allgemein gesagt: Alle Geschlechter werden wehklagen, jedes Mal wird betont, dass auch ihre Frauen besonders wehklagen.
Das entspricht genau der Art, wie man an der Klagemauer in Jerusalem betet, wo Männer und Frauen getrennt sind. Man könnte sagen, das sei schlecht, denn als Ehepaar sollte man doch zusammen beten. Das kann man zu Hause machen. Aber dort beten Männer und Frauen getrennt. Diese Trennung geht auf diese Stelle zurück, ebenso die Trennung in den Synagogen.
Der besondere Gedanke dahinter ist, dass, wenn Israel Buße über den Messias tut, jeder einzelne sich bekehren muss. Die Frau kann nicht sagen: „Mein Mann hat sich bekehrt“, oder der Mann: „Meine Frau ist fromm und bekehrt.“ Jeder steht vor Gott persönlich. Die Buße ist eine persönliche Angelegenheit, die niemand abgeben kann. Auch Kinder können das nicht auf die Eltern abschieben, sie müssen sich selbst bekehren. So auch Mann und Frau. Die Ehe ist zwar die tiefste Gemeinschaft, die es unter Menschen gibt, aber bekehren muss sich jeder einzeln – ihre Frauen für sich, jedes Geschlecht für sich.
Das ist ein gewaltiger Ausblick. Johannes sieht vor zweitausend Jahren bereits, wie es einmal sein wird: Sie werden auf den blicken, den sie durchstochen haben. Er hat miterlebt, wie ein Soldat den Speer in die Seite des Herrn gestochen hat.
Hat das noch mehr zu bedeuten, dass das Wasser so besonders erwähnt wird, neben dem, was wir bisher gesagt haben? Wovon ist Wasser in der Bibel ein Bild? Von lebendigem Wasser, das herausfließt. Das wird auf den Heiligen Geist gedeutet, wie in Johannes 7,37 erklärt wird: „Das sagte er vom Geist, den die, die an ihn glauben, empfangen sollten.“
Aber was hat das Wasser sonst noch für eine Bedeutung? Reinigung. Die Betonung von Blut und Wasser zeigt, dass das Blut Jesu Christi von aller Sünde reinigt. Das ist die Wahrheit aus 1. Johannes 1,7: „Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von jeder Sünde.“
Das ist die Botschaft: Das Blut Jesu, das geflossen ist, reinigt von jeder Sünde – aber nur den Glaubenden. Das zeigt sich im gesamten Johannesevangelium immer wieder. Der Glaube ist entscheidend, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Nur durch den Glauben wird diese Reinigung von allen Sünden zugerechnet.
Eine Ergänzung zur Frage: Im Tempel gab es das Wasser der rituellen Reinigung und das Blut beim Opfer. Dort werden diese beiden Seiten betont. Das Reinigungswasser ist ein Bild des Blutes Jesu. Man kann mit Blut keine Kleider waschen, denn Blutflecken sind schwer zu entfernen. Hausfrauen kennen einen Trick, wie man das macht.
Das Blut Jesu ist einzigartig. Alles Blut der Menschen war schuldiges Blut, sein Blut war heiliges Blut. So lesen wir in Offenbarung 7,14: „Mein Vater weiß es, und er sprach zu mir: Diese sind es, die aus der großen Bedrängnis kommen, und sie haben ihre Gewänder gewaschen und sie weiß gemacht im Blut des Lammes.“
Hier wird von Erlösten gesprochen, die durch die große Drangsal hindurchgehen. Sie haben ihre Kleider gewaschen und sie weiß gemacht im Blut des Lammes. Das kommt sehr oft in der Offenbarung vor – solche drastischen Ausdrücke, die überraschen. Blut macht nicht weiß, aber das Blut Jesu reinigt so vollständig, dass es heißt: Sie haben ihre Kleider gewaschen und weiß gemacht im Blut des Lammes.
Das ist gleichzeitig eine Anspielung auf die Ritualbäder. Nach 3. Mose 15 muss man sich vollständig ins Wasser eintauchen, um gereinigt zu werden. Auch die Kleider mussten, wenn sie verunreinigt waren, in den Ritualbädern gewaschen werden.
Wir können uns fragen: Wie ist der Zusammenhang zwischen dem Wasser des Ritualbades und dem Blut Jesu? Sehr direkt, denn ein großer Teil des Blutes ist Wasser. Das wird besonders deutlich in Johannes 19, als Blut und Wasser herauskamen. Dieses Blut reinigt von aller Sünde.
Gut, dann gehen wir weiter.
Die Bestattung Jesu durch Joseph von Arimathia und Nikodemus
Vers 38: Joseph von Arimathia, ein verborgener Jünger Jesu, wird plötzlich mutig. Er möchte den Leib Jesu abnehmen, erhält von Pilatus die Erlaubnis, und dann kommt Nikodemus hinzu. Nikodemus kennen wir schon aus Johannes 3, bei der nächtlichen Unterredung über die Wiedergeburt, die durch die Bekehrung geschieht. Auch er wird plötzlich mutig und steht nun zu seinem Glauben an den Messias.
Nun die Frage: Wer waren Nikodemus und Joseph von Arimathia?
Beginnen wir mit Nikodemus. Er war ein Pharisäer. Wo steht das? Johannes 3, Vers 1 sagt: „Es war aber ein Mensch aus den Pharisäern mit Namen Nikodemus, ein Oberster der Juden.“ Jawohl, er war Pharisäer und ein Archon der Juden. Das ist der Ausdruck für die oberen Richter Israels. Er war Mitglied des Sanhedrins, dem obersten Gerichtshof mit 72 Mitgliedern, dessen Vorsitz beim Hohenpriester lag. Zur Zeit Jesu war das der Hohepriester Caiaphas.
In Johannes 7,57 haben wir früher gesehen, wie Nikodemus bei einer Sanhedrin-Sitzung bereits etwas Mut zeigte, sich für den Herrn Jesus einzusetzen – wenn auch noch nicht ganz klar. Jetzt aber tritt er offen hervor.
Wer war Joseph von Arimathia? Wo steht das? Lukas 23, Verse 50 und 51 sagen: „Und siehe, da war ein Mann namens Josef, der ein Ratsherr war, ein guter und gerechter Mann. Er hatte ihrem Rat und Tun nicht beigestimmt. Er kam aus Arimathia, einer Stadt der Juden, und wartete auf das Reich Gottes.“
Joseph war also ein Ratsherr. Was bedeutet das? Der Ausdruck „Ratsherr“ kommt in der Bibel nur hier vor. In Kommentaren liest man meist, Joseph von Arimathia sei ebenfalls Mitglied des Sanhedrins gewesen. Der Begriff „Ratsherr“ stammt aus dem rabbinischen Hebräisch und bezeichnet eine führende Gruppe der obersten Priester, direkt unterhalb des Hohenpriesters. Diese Ratsleute hatten im inneren Vorhof des Tempels auf der Südseite eine spezielle Kammer, in der sie ihre Sitzungen abhielten.
So gehörte Joseph von Arimathia zu den vierzehn höchsten Priestern im Zweiten Tempel. Auch er erlebte eine Bekehrung, ebenso wie Nikodemus. Solche Umkehrer aus den Führungsreihen waren selten. Die meisten Bekehrten kamen aus dem einfachen Volk. Das ist etwas ganz Besonderes.
Wenn wir zum Beispiel zurückdenken an die Reformation, einen gewaltigen Aufbruch in Europa, zuerst in Deutschland, dann in der Schweiz, Frankreich und anderen Ländern – gab es damals keinen einzigen Bischof, der sich bekehrte. Tausende Mönche verließen die Klöster, erkannten die Gnade Gottes und wurden durch das Evangelium glücklich, aber kein einziger Bischof oder Kardinal bekehrte sich. Das zeigt, wie schwer es für Menschen mit Macht fällt, umzukehren.
Deshalb ist es umso mehr ein Wunder der Gnade Gottes, dass diese beiden Männer, Joseph von Arimathia und Nikodemus, hier eine Umkehr erlebten – und das in den höchsten Rängen Israels damals.
Nun bringen sie eine Mischung aus Myrrhe und Aloe mit. Warum? Was sollen diese Gewürze bedeuten? So wurden damals die Toten bestattet.
War das eine Art Einbalsamierung, ähnlich wie in Ägypten? Nein, es diente dazu, den Geruch des Verfalls zu überdecken. Die übliche Bestattung verlief so: Man richtete Grabkammern her, in denen steinerne Bänke standen. Dort legte man den Toten ab und ließ ihn verwesen, bis nur noch die Knochen übrig waren.
Sobald das geschehen war, sammelte man die Knochen ein und legte sie in kleine Ossuarien, Knochenboxen. Diese wurden in vorgesehenen Nischen in den Felswänden aufgestellt. So konnte ein Grab für zahlreiche Menschen der Bestattungsort sein.
Da man die Grabhöhlen immer wieder besuchte, war es unangenehm, den Verwesungsgeruch zu ertragen. Deshalb balsamierte man die Toten ein, um diesen Geruch zu überdecken. Die Myrrhe und Aloe dienten genau diesem Zweck.
Doch sie konnten diese Mittel nicht anwenden, weil der Sabbat bevorstand. Dennoch bereiteten sie alles nach jüdischer Sitte für das Begräbnis vor. Nach dem Sabbat brachten sie diese kostbaren Gewürze – ein unglaublicher Schatz. Sie setzten ihren Reichtum für den Herrn ein, was auch ein Zeichen neuen Lebens war.
Doch der Herr stand am ersten Tag der Woche auf, sodass sie die Einbalsamierung gar nicht mehr vollenden konnten. Warum ließ Gott nicht zu, dass der Herr einbalsamiert wurde? Weil er ja sowieso nicht verwesen sollte.
Wo steht das? Es ist bereits erwähnt: „Er wird die Verwesung nicht sehen.“ Das ist eine wichtige Schriftstelle. Unser Glaube muss auf der Schrift gegründet sein. Wir sollten uns bemühen, diese Worte durch Wiederholung zu verinnerlichen, damit unser Glaube auf dem geschriebenen Wort beruht – nicht auf mystischen Erfahrungen, Gefühlen oder Mythen.
Psalm 16 ist ein solcher messianischer Psalm, in dem die Stimme des Erlösers zu hören ist. Wer liest vor? Psalm 16, Verse 7 bis zum Schluss:
„Ich lobe den Herrn, der mir Rat gegeben hat; auch bei Nacht mahnt mich mein Inneres. Ich halte den Herrn allezeit vor Augen; weil er zu meiner Rechten ist, wanke ich nicht. Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich; auch mein Fleisch wird sicher ruhen. Denn du wirst meine Seele nicht dem Totenreich preisgeben und wirst nicht zulassen, dass dein Getreuer die Verwesung sieht. Du wirst mir den Weg des Lebens zeigen; vor deinem Angesicht sind Freuden in Fülle, liebliches Leben zu deiner Rechten ewiglich.“
Es ist wichtig, diesen Text gut zu verstehen. In Vers 10 heißt es: „Denn meine Seele wirst du dem Totenreich nicht lassen.“ Oder ist das bei euch Vers 9? Ja, Vers 10. Das bedeutet nicht, dass er nicht sterben würde, sondern dass er nicht im Totenreich bleiben wird.
Die genaue Übersetzung, wie sie die alte Elberfelder Bibel hat, lautet: „Denn du wirst meine Seele dem Totenreich nicht lassen.“ Das heißt, er wird nicht dort bleiben, sondern herausgeholt werden.
Weiter heißt es: „Du wirst nicht zulassen, dass dein Frommer die Verwesung sieht.“ Wer kennt etwas anderes als Verwesung? Die Grube, der Scheol, das Totenreich – das alles meint Verwesung.
Diese Stelle wird auch im Neuen Testament zitiert, in Apostelgeschichte 2, Verse 25 bis 28. Dort heißt es in Vers 27: „Denn du wirst meine Seele nicht im Hades, der griechischen Entsprechung für Scheol, zurücklassen, noch zulassen, dass ein Frommer Verwesung sieht.“
Gott hat all die Schändungen seines Sohnes vor und am Kreuz zugelassen – bis zum Speerstich. Dann war es genug. Er sollte keine Verwesung sehen. Damit wollte Gott deutlich machen, dass sein Sohn vollkommen war, ohne Sünde, und keine Folgen der Sünde trug, wie wir es tun.
Er hätte nie sterben müssen, sondern legte sein Leben freiwillig hin. Bei ihm trat kein Verwesungsprozess ein. Das wollte Gott demonstrieren, indem die üblichen Gewürze nicht angewendet werden durften. Jesus hinterließ keinen Verwesungsgeruch.
Der Heilige Geist erwähnt die Tat dieser Jünger mit Myrrhe und Aloe, weil sie ihre Wertschätzung für den Herrn ausdrücken – diesen Wohlgeruch symbolisieren.
Wenn wir einen weiteren messianischen Psalm aufschlagen, Psalm 45, Verse 7 bis 9, lesen wir:
„Dein Thron, o Gott, ist ewig und immerdar. Ein Zepter der Gerechtigkeit ist das Zepter deines Reiches. Du liebst die Gerechtigkeit und hasst die Gottlosigkeit. Darum hat dich, o Gott, dein Gott gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten. Myrrhe und Aloe sind alle deine Kleider; aus Palästen von Elfenbein erfreut dich das Spiel der Saiten.“
Hier geht es um den menschgewordenen Sohn Gottes, der in der Zukunft als König in Jerusalem herrschen wird. Das ist das Thema des ganzen Psalms.
In Vers 9 heißt es: „Myrrhen und Aloe sind alle deine Kleider.“ Das symbolisiert den Wohlgeruch des Königs in Jerusalem.
Deshalb sind die Myrrhe und Aloe in Johannes 19 so wichtig. Sie zeigen die Wertschätzung für den Herrn Jesus. Er brauchte diese Mittel nicht, um besser zu riechen, aber sie drücken aus, was seine Herrlichkeit war.
Diese beiden bekehrten Führer des Volkes schätzten ihn in ihren Herzen so sehr, dass sie ihm diese wohlriechenden Gewürze aus Indien brachten.
Die Höllenfahrt Christi und die Bedeutung von 1. Petrus 3
Ich habe jetzt noch eine Frage, die mich schon öfter beschäftigt hat: Im Glaubensbekenntnis heißt es doch, Jesus sei hinabgestiegen in das Reich der Toten.
In das Totenreich, ja, das steht eben nirgends so ausdrücklich. Diese Aussage wurde abgeleitet aus 1. Petrus 3. Vers 18. Es ist zu betonen, dass dies natürlich das lutherische Glaubensbekenntnis ist, denn Calvin hat das ganz klar abgelehnt.
Aber im Glaubensbekenntnis von Lizea steht es auch. Ja, aber bei den Reformatoren haben das nicht alle übernommen. Gerade Luther hat das gelehrt und hat es auch überschrieben mit „1. Petrus 3, die Höllenfahrt Christi“.
Schauen wir uns das mal an. Wenn wir sehen, dass Calvin hier eben Recht hatte, auch wenn er nicht überall Recht hatte – zum Beispiel in der Prädestinationslehre –, aber da hat er Recht, lesen wir 1. Petrus 3,18:
„Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf dass er uns zu Gott führe; getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geiste, in welchem er auch hinging und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind, welche einst ungehorsam waren, als die Langmut Gottes harrte in der Zeit Noas, während die Arche zugerichtet wurde, in welche wenige, das sind acht Seelen, durchs Wasser gerettet wurden.“
Bis hierhin wird erklärt: Christus ist für unsere Sünden gestorben, der Gerechte für die Ungerechten. Das Ziel war, uns zu Gott zu führen. Nun wird erklärt: „getötet nach dem Fleisch“ – das heißt, er ist als Mensch gestorben. Als Gott konnte er nicht sterben, darum musste Gott Mensch werden; getötet nach dem Fleisch. Aber lebendig gemacht nach oder in der Kraft des Geistes, durch den Heiligen Geist auferweckt.
Ich habe schon erklärt, dass die ganze Trinität Gottes wirksam war. Der Herr hat gesagt: „Ich habe Autorität, mein Leben zu nehmen und wieder an mich zu nehmen.“ (Römer 6). Er wurde „auferweckt durch die Herrlichkeit des Vaters“, hier lebendige Macht in der Kraft des Geistes.
Nun fügt Petrus hinzu: In diesem Geist ist er auch hingegangen und hat den Geistern, die im Gefängnis sind, gepredigt. Das sind jene Menschen, die in der Zeit Noas Gelegenheit hatten, umzukehren. Gottes Langmut hat damals gewartet, bis das Gericht kam.
In 1. Mose 6 lesen wir, wie Gott im Blick auf die verdorbene Menschheit vor der Flut sagt:
„Und der Herr sprach: Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten, da er ja Fleisch ist; und seine Tage seien hundertzwanzig Jahre.“ (1. Mose 6,3)
Das bedeutete, Gott gab der Menschheit noch hundertzwanzig Jahre Frist bis zum Gericht durch die Sintflut. Das bedeutet nicht, dass die Menschen jetzt nur noch hundertzwanzig Jahre alt werden, denn nach der Flut (1. Mose 11) wurden die Menschen noch viel älter als hundertzwanzig Jahre.
Gott sagt vielmehr, hundertzwanzig Jahre werde ich sie mit meinem Geist überführen von Sünde. Und dann ist es vorbei.
Nun wirkte dieser Geist Gottes durch Noah, der gemäß 2. Petrus 2 ein Prediger der Gerechtigkeit war und den Menschen damals gepredigt hat.
Darum sagt Petrus, der Herr Jesus ist auferweckt worden durch den Geist. In diesem Geist ist er hingegangen und hat den Geistern gepredigt, die jetzt im Gefängnis sind. Das ist der Sinn.
Also er ist nicht ins Gefängnis, ins Totenreich gegangen und hat ihnen gepredigt, sondern er hat damals, zur Zeit von Noah, gepredigt, als die Langmut Gottes harrte und die Arche zugerichtet wurde.
Schließlich sind dann nur acht Menschen durchs Wasser gerettet worden.
Es ist so, als würde ich sagen: Ich predige Hans heute das Evangelium, morgen kommt er in den Knast, und am Dienstag sage ich, ich habe Hans im Gefängnis das Evangelium gepredigt. Aber ich habe es ihm noch am Sonntag gepredigt, als er noch nicht im Knast war. Doch der Hans im Knast hat das Evangelium gehört.
So hat der Herr eben gepredigt, wie es in der alten Elberfelder Bibel sehr genau heißt: „in welchem er auch hinging und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind, welche einst ungehorsam waren, als die Langmut Gottes harrte, in den Tagen Noas.“
Das Predigen bezieht sich also nicht auf das Totenreich, sondern auf das Predigen zur Zeit von Noah.
Warum macht aber Petrus diese Verknüpfung von Christi Totenauferstehung mit der Sintflut?
Weil hier ein ganz direkter Zusammenhang besteht: Das Werk am Kreuz ist das Werk der Rettung. Die Sintflut war die Rettung für diese acht Menschen durch die Arche.
In beiden Fällen ging es um das Gericht Gottes über die Sünde, aber Menschen wurden verschont.
Und dann landete schließlich die Arche auf dem Ararat. An welchem Tag? Weiß das jemand auswendig? Nein, es hat ja vierzig Tage und vierzig Nächte geregnet, und die ganze Sintflut dauerte über ein Jahr.
Der Landungstag der Arche auf dem Ararat ist angegeben in 1. Mose 8,7: Siebter Monat am siebzehnten Tag des Monats.
Jawohl, das ist der Auferstehungstag Christi. Das Werk war vollendet.
So besteht eine Übereinstimmung: Die ganze Sache mit der Flut weist auf die Rettung hin, die Gott auch in Christus durchführen wollte.
Es war jetzt eigentlich eine ganz gewaltig lange Antwort auf die Frage: Ist er jetzt ins Totenreich gekommen oder nicht? Wo ist er denn jetzt?
Der langen Rede kurzer Sinn: Aufgrund dieser Stelle wollte man sagen, der Herr hätte den Verlorenen im Totenreich gepredigt nach seinem Tod.
Aber der Herr ging ins Paradies. Lukas 23,43: „Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.“
Und diese Stelle von Psalm 16 und Apostelgeschichte 2, die wir vorhin erwähnt haben, beziehen sich darauf.
Wir haben gesagt, er ist ins Totenreich gegangen, aber dort nicht geblieben. Bezieht sich das auch wieder auf ihn als Mensch oder als Gott?
Ja, als Mensch.
Ich muss erklären: Das Totenreich, Hebräisch Scheol, Griechisch Hades, bezeichnet einfach den Zustand des Todes, ohne zu spezifizieren, ob das für die Verlorenen ist – nach Lukas 17 der Ort der Qual, 1. Petrus 3 das Gefängnis, wo sie auf die Auferstehung zum Gericht warten – oder ob es eben das Paradies ist, der dritte Himmel nach 2. Korinther 12, der dritte Himmel, das Paradies.
Dort sind die Erlösten im Himmel bei Christus.
Jesus ist also nicht zu den Verlorenen gegangen, um ihnen eine zweite Chance nach dem Tod zu geben. Nein, die haben das ja schon zur Zeit von Noah gehört und haben nicht gehört.
Es gibt keine zweite Chance. Darum heißt es in Hebräer 9,27:
„Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach das Gericht.“
Einmal als Zahlwort.
Ja, einmal zu sterben. Einmal zu sterben, danach das Gericht.
Also nur während des Lebens auf der Erde kann der Mensch sich bekehren.
Darum hat der Herr Jesus in Markus 2 gesagt:
„Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Gewalt hat, Sünden zu vergeben auf Erden.“
Nicht im Totenreich, da ist es zu spät. Nur auf Erden kann man Sündenvergebung bekommen.
So ist 1. Petrus 3,18 einfach zu verstehen: Der Herr ist auferweckt, aber dieser Geist, in dem er auferweckt wurde, ist der Heilige Geist, der schon zur Zeit von Noah Zeugnis abgelegt hat und den Menschen die Möglichkeit zur Rettung gab.
Ist das jetzt ein bisschen klar?
Also er ist nicht hinabgestiegen. Nicht hinabgestiegen, nein. Er ist einfach ins Paradies gegangen.
Und das bezeichnet die Bibel für die gestorbenen Menschen als das Totenreich.
Das Paradies ist das Totenreich für die Gestorbenen, und zwar einfach, weil nur Seele und Geist dort sind, während der Körper im Grab ist.
Nun ist ganz wichtig: Scheol im Alten Testament hat zwei Bedeutungen – das Totenreich oder auch das Grab.
In manchen Stellen findet man Scheol als einfach das Grab.
Warum? Weil der Tod zwei Seiten hat.
Beim Tod kommt es zur Trennung zwischen Körper und Geist und Seele.
Der Körper geht ins Grab, Geist und Seele gehen beim Erlösten ins Paradies.
So wird beides als Scheol, als Totenreich, bezeichnet.
Psalm 16 sagt, dass die Seele des Herrn Jesus nicht im Totenreich bleiben sollte, also nicht in diesem Zustand der Trennung von Körper und Seele.
So stand der Herr am dritten Tag wieder auf.
Das war die Vereinigung seiner menschlichen Seele, seines menschlichen Geistes mit seinem menschlichen Körper.
Wenn wir noch einmal in Johannes 19 schauen, ein kleines Detail:
Dort wird speziell die Seite des Körpers beschrieben.
Joseph von Arimathia hat sein eigenes Grab dem Herrn zur Verfügung gestellt, und Jesus wurde in diese neue Gruft hineingelegt (Vers 41).
Interessant ist Vers 42:
„Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten; und im Garten ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war.“
Im nächsten Vers steht:
„Dahin legten sie Jesus wegen des Festrats der Juden, weil das Grab nahe war.“
Interessant ist, dass hier nicht gesagt wird, sie legten Jesu Leib oder Jesu Körper – das wäre richtig gewesen –, sondern es heißt: „Sie legten Jesus.“
Das erstaunt, denn nur der Körper, getrennt von Geist und Seele, wird Jesus genannt.
Der Herr sagt ja: „In deine Hände befehle ich meinen Geist.“ Und zu dem Verbrecher am Kreuz: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
Nur der Körper wird Jesus genannt.
Das zeigt, wie wichtig der Körper in den Augen Gottes ist.
Er ist ein Teil unserer Person.
Wir sind eine Einheit von Geist, Seele und Körper.
Der Körper ist nicht einfach etwas Zusätzliches oder, wie man manchmal sagt, eine äußere Hülle.
Er ist mehr als das.
Darum lehrt die Bibel auch die Auferstehung der Toten.
Der Körper, der ins Grab gelegt wird und verwest, wird auferweckt und zu einem wunderbaren Auferstehungskörper geformt.
Es ist nicht so wie die Verachtung des Körpers im Hinduismus und im Buddhismus.
Dort schlüpft die Seele von einem Körper in den anderen, aber der Körper ist nicht wichtig.
Letztlich ist übrigens auch die Seele nicht wichtig, denn Hinduismus und Buddhismus lehren, das Ziel sei das Nirwana.
Nirwana heißt auf Sanskrit – es ist ein Partizip – „ausgelöscht“.
Buddha sagte, es sei ein Zustand, von dem man nicht sagen kann, dass man existiert, aber auch nicht, dass man nicht existiert.
Es ist die Auslöschung des Ich-Bewusstseins.
Das ist ein totaler Nihilismus.
Man strebt das Nichts an.
Ich habe mir gesagt: Die sollen doch mal ganz konsequent hinduistisch denken, wenn sie Probleme haben mit Pakistan.
Das ist alles nur Einbildung, ja? Das ist alles nur Maya.
Warum regen sie sich eigentlich so auf über solche Konflikte?
Oder wenn die Moslems da einen großen Tempel der Hindus zerstören?
Ja, ist ja alles nur Einbildung, man muss sich nicht aufregen, das Ziel ist ja das Nirwana.
Nein, das ist ein totaler Nihilismus.
Während die Bibel uns lehrt, dass Gott uns geschaffen hat als Einheit von Geist, Seele und Leib, und unsere Ich-Identität wird nie aufgelöst.
Darum konnte der Herr sagen: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
Er, der Herr und Erlöste, in Gemeinschaft miteinander.
Paulus sagt: „Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christus zu sein.“ (Philipper 1,21)
Dieses Ich-Bewusstsein bleibt.
Auch der Körper ist nicht nebensächlich.
Gott wird ihn wieder auferwecken.
Darum wird hier der Leib Jesu genannt: „Jesus, legten sie Jesus.“
Was kann damit gemeint sein, wenn sie ihn als Gärtner bezeichnen und ihn gar nicht erkannt haben?
Darauf kommen wir nächstes Mal in Johannes 20 zurück.
Nun, Maria Magdalena war ja am Weinen am Grab, und das sieht man nicht mehr ganz klar.
Sie hört den Gärtner, und sie erkennt ihn eigentlich an der Stimme. Sobald er sagt „Maria“, dreht sie sich um.
Interessant ist auch, dass sie ihn nicht angestarrt hat und ihn gar nicht groß zur Kenntnis nahm.
Dann erst dreht sie sich um und sagt „Rabbuni“, das heißt auf Hebräisch „Lehrer“.
Die Bibel lehrt, dass der Herr, dass sein Körper am dritten Tag auferweckt worden ist und dass auch unser Körper auferweckt wird.
Er wird gesät und auferweckt, aber Gott wandelt unseren Körper um (1. Korinther 15).
Dort lesen wir:
„Es wird gesät in Schwachheit, es wird auferweckt in Kraft; es wird gesät in Unehre, es wird auferweckt in Ehre.“
Alles, was uns vielleicht an unserem Körper stört oder was uns die Medien eingeredet haben, dass es uns stören sollte, wird vollkommen sein.
Das ist eine biblische Botschaft: Alles wird vollkommen sein.
Alle Krankheit, alle Folgen der Sünde werden weg sein.
Die Auferstehung meint wirklich die Auferweckung des Körpers.
Die Zeugen Jehovas lehren, Gott hätte diesen Körper aus dem Grab verschwinden lassen und Christus sei nur als Geist auferstanden.
Wir kommen nächstes Mal darauf zu sprechen.
Der Herr sagt den Jüngern: „Ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich habe.“ (Lukas 24,39)
Man kann in seine Wunden hineinlangen und merkt, es ist wirklich der Körper, es ist wirklich der Herr selbst.
So ist es wichtig zu sehen, dass im 2. Johannesbrief heißt, dass der Antichrist, die Antichristen, die Lehren vertreten, die leugnen, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist.
Schlagen wir das noch auf zum Schluss: 2. Johannesbrief, Vers 7.
„Viele Verführer sind in die Welt gekommen, die nicht bekennen, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist. Das ist der Verführer und der Antichrist.“
Lesen wir jetzt aus der neuen Elberfelder oder Schlachter?
Schade. Wer liest die alte Elberfelder mal vor?
„Denn viele Verführer sind in die Welt ausgegangen, die nicht Jesus Christus im Fleisch kommend bekennen.“
Kommend ist das Partizip Präsens.
Wir haben doch vorhin gelesen, 1. Johannes 4, dass jeder Geist, der nicht bekennt, Jesus Christus im Fleisch gekommen ist – das ist perfekt im Griechischen: elelytota, also gekommen in der Vergangenheit.
Aber hier steht „erchominos“, und „erchominos“ bezeichnet eine sichere Zukunft, im Fleisch kommend.
Das heißt, dass er in der Zukunft im Fleisch kommen wird.
Das sind zwei verschiedene Dinge.
Das steht als Fußnote in der revidierten Elberfelder.
Ah, wunderbar, wörtlich „im Fleisch kommt“.
Also dann muss man die Fußnote anstreichen und nicht den Text.
Das gibt es schon mal.
Wörtlich, das ist genau der Punkt.
Es ist übrigens dasselbe Wort wie „der da war und der da ist und der da kommt“.
Der da kommt ist „erchomenos“.
Also Christus wird kommen als wirklicher Mensch, nicht als Geist, sondern er wird kommen als der, der am ersten Tag der Woche auferstanden ist – Leib, Seele und Geist vereinigt.
Darum sagt der Herr Jesus:
„Der Sohn des Menschen wird auf den Wolken kommen. Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und sie werden seine Seite sehen, sie werden seine Hände sehen.“ (Sacharja 13,7)
Und wenn jemand sagt: „Was sind das für Wunden in deinen Händen?“, so wird er sagen: „Das sind die Wunden, die mir geschlagen worden sind im Hause derer, die mich lieben.“
Man wird sie sehen. Es ist wirklich der Herr selbst.
Damit können wir die Zeugen Jehovas als antichristliche Irrlehre entlarven.
Denn viele Verführer sind in die Welt gegangen und gehen von Haus zu Haus, die nicht bekennen, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist.
Dies ist der Verführer und der Antichrist.
Das ist ein ganz klares Wort, mit dem man sie überführen kann.
Am besten mit der alten Elberfelder, weil das war ja ihre ursprüngliche Bibel, in der noch Jehova stand.
Dort haben sie sich aber genau daran gehalten, und dann haben sie eine Fälschung selbst produziert – die neue Weltübersetzung.
Aber sie haben immer noch Achtung vor der Bibel von früher mit Jehova, und da kann man sie mit dieser Stelle überführen.
Ihr bekennt das nicht, das ist eine antichristliche Irrlehre.
Die Gottheit und Menschheit Jesu in der Auferstehung
Aber wenn Jesus als Mensch kommt, dann wird er doch nach wie vor auch Gott sein. Ja, der Herr Jesus ist von Ewigkeit zu Ewigkeit Gott. Aber um für uns zu sterben, musste er Mensch werden. Deshalb ist er eben nach dem Fleisch getötet worden. Er konnte nur als Mensch für Menschen sterben.
Er ist als Mensch wieder auferstanden und 40 Tage später als Mensch in den Himmel aufgefahren. Dort hat er seinen Platz als Mensch zu Rechten Gottes eingenommen. Er wird als Mensch wiederkommen, um hier auf der Erde zu herrschen. Aber er hat nie aufgehört, Gott zu sein. Gleichzeitig wird er auch nie aufhören, Mensch zu sein. Wenn er das täte, wäre er gar nie ein Mensch geworden.
Menschen existieren, wenn sie einmal entstanden sind, ewig – ob gläubig oder ungläubig. Die Existenz menschlicher Wesen hört nicht mehr auf, im Gegensatz zum Vieh, das vertilgt wird, wie es in Psalm 49 (nicht 46) beschrieben ist. Der Mensch existiert ewig, entweder in Gemeinschaft mit Gott oder in Gottesferne. So ist der Herr Jesus ein wirklicher Mensch geworden und hört darum auch nicht mehr auf, Mensch zu sein. Das ist sehr wichtig.
Er konnte durch verschlossene Türen gehen und vorstehen. Ja, gut, aber auch vorher konnte er auf dem Wasser gehen. Und was ist eine verschlossene Tür? Das ist ja mehr Zwischenraum als Raum. Warum können wir durchs Wasser gehen? Weil die Atome einfach so schön auf die Seite gehen. Der Herr der Atome kann also bewirken, dass jeder menschliche Körper durch verschlossene Türen gehen kann. Solche Phänomene gibt es auch im Okkultismus.
Das hat eigentlich nichts mit der Natur des Körpers an sich zu tun, sondern mit höherer Physik. Aber das bedeutet nicht, dass sein Körper nicht ein wirklicher Körper war.
Gut, dann wollen wir noch ... Und er ist doch auch der Erstling aller Auferstandenen. Ja, genau. Darauf kommen wir auch nächstes Mal zurück. Entschuldigung, dass ich auf nächstes Mal verweise. Das bedeutet, dass er als Erster auferstanden ist und nicht mehr stirbt. Darum ist er der Erstling der Entschlafenen.
Gut, wir wollen noch weiter darüber sprechen.