Einleitung und Überblick der Themenblöcke
Die Bibel – Mythos oder Wahrheit?
Untertitel: Moderne Archäologie und die Glaubwürdigkeit der Bibel
Mein Referat besteht aus fünf Themenblöcken:
Erstens das Vertrauen zur Bibel im Wandel der Zeiten,
Zweitens Mose und das hebräische Alphabet,
Drittens Mose und die Zukunft,
Viertens Schreiben zur Zeit des Alten Testaments,
Fünftens: Es gibt keinen garstigen Graben.
Ich werde noch nicht erklären, was genau sich hinter diesen Themen verbirgt.
Wir beginnen also mit dem Einstiegsthema: Das Vertrauen zur Bibel im Wandel der Zeiten.
Wandel des Vertrauens zur Bibel im historischen Überblick
Wir beginnen mit der Bibel in unserer heutigen Zeit, im sogenannten nachchristlichen Zeitalter oder, wie der Philosoph Francis Schäffer es genannt hat, im postchristlichen Zeitalter des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts.
Es ist ein Phänomen: In Europa gibt es zweitausend Jahre Christentum. Während dieser Zeit hat sich das Christentum stets ausgebreitet. An manchen Orten wurde es durch Gewalt zurückgedrängt, zum Beispiel durch den Islam in der Türkei, in Nordafrika und so weiter. Doch freiwillig ist das Christentum nie zurückgegangen.
Im zwanzigsten Jahrhundert, ganz speziell seit den sechziger Jahren, also den neunzehnhundertsechziger Jahren, beobachten wir ein Phänomen, das es so noch nie gegeben hat: Millionen von Menschen im einst christlichen Abendland haben sich vom Christentum und der Bibel verabschiedet.
Die Umfrage, die vorhin vorgestellt wurde, bestätigt dies im Kleinen. Die 68er-Revolte war ein bewusster Bruch mit allen biblischen Werten. Man sprach von der Auflösung der christlichen Sexualethik, von der Auflösung von Ehe und Familie. Öffentlich wurde Propaganda für Abtreibung und das Recht auf Abtreibung gemacht.
Das war eine Zeit, in der die Bibel für die Mehrheit unserer Gesellschaft keine Relevanz mehr haben sollte.
Das Verhältnis zur Bibel im Urchristentum und die Konstantinische Wende
Aber gehen wir einmal zweitausend Jahre zurück. Wie sah das Verhältnis zur Bibel im Zeitalter des Urchristentums, im ersten Jahrhundert, aus?
Die ersten Christen waren tief überzeugt, dass die ganze Bibel – Altes und Neues Testament – Gottes Wort ist, von Gott inspiriert. Menschen haben sie unter der Inspiration Gottes geschrieben. So schreibt der Apostel Paulus in 2. Timotheus 3,16: „Alle Schrift“ – das heißt die ganze Bibel – „ist von Gott inspiriert und nütze zur Lehre.“
Inspiriert, von Gott inspiriert, heißt im Griechischen Theopneustos, wörtlich „von Gott gehaucht“. Wenn ich jetzt spreche, brauche ich den Hauch; ohne Atem kann ich gar nicht kommunizieren. Nun, wenn die Schrift, das Geschriebene der Bibel, von Gott gehaucht ist, dann bedeutet das, die Bibel ist Gottes direkte Rede an uns Menschen in schriftlich fixierter Form.
Wir gehen nun ein bisschen durch die Kirchengeschichte in großen Sprüngen. Das war der Glaube der Urchristen im ersten, zweiten und dritten Jahrhundert. Das war die Zeit, als die Christen im Römischen Reich verfolgt wurden.
Dann kam die große Wende im vierten Jahrhundert, die sogenannte konstantinische Wende. Plötzlich wurde das verfolgte Christentum zur Staatsreligion erklärt, und es geschahen ganz entscheidende Veränderungen. Die Christen kopierten damals die Machtstrukturen des Römischen Reiches.
Die Gemeinden, die Kirchen, waren ganz anders aufgebaut in der Zeit davor, insbesondere im ersten Jahrhundert. Aber ab dem vierten Jahrhundert wurde das ganz anders. Die Kirche wurde so aufgebaut wie eine Pyramide: zuoberst die allerhöchste Macht, dann ganz hohe Würdenträger und so weiter bis hinunter zu den einfachen Leuten.
Im vierten Jahrhundert wurde die päpstliche Kirche als Kopie des Römischen Reiches aufgebaut. Dabei geschah im Glauben etwas ganz Entscheidendes: Der Machtapparat der römischen Kirche ersetzte die Autorität der Heiligen Schrift.
Konkret sah das so aus: Wenn man im ersten Jahrhundert irgendeine Frage hatte, zum Beispiel „Wie ist das? Wie sieht Gott das?“, dann argumentierte man: „Die Heilige Schrift sagt dies.“ Damit war die Sache klar.
Im vierten Jahrhundert hätte man dieselbe Frage stellen können, doch dann hieß es: „Die kirchliche Führung sieht es so und so.“ Es konnte natürlich sein, dass die kirchliche Führung im vierten Jahrhundert das Gleiche sagte wie die Heilige Schrift, aber die Basis hatte sich trotzdem verändert.
Man berief sich nicht mehr in erster Linie auf die Heilige Schrift, sondern auf die Autorität von Menschen. Das hat die Christenheit in den folgenden Jahrhunderten geprägt.
Reformation und Rückbesinnung auf die Schrift als höchste Autorität
Eine ganz entscheidende Veränderung begann mit der Reformation am 31. Oktober 1517. An diesem Tag schlug der Augustinermönch Martin Luther seine 95 Thesen öffentlich an. Luther sagte: „Sola Scriptura“ – das lernen wir aus der Bibel. Allein die Schrift, nur die Schrift ist zuverlässig. Wir können uns nicht auf Menschen verlassen, denn alle Menschen irren, auch wenn sie hohe Würdenträger sind. Nur die Heilige Schrift irrt nicht und ist absolut zuverlässig.
Menschliche Autoritäten sind fehlbar, deshalb soll sich der Glaube nicht auf sie stützen. Personen wie Calvin, Zwingli, Beza und andere verkündeten dieselbe Lehre. Das war im Grunde ein Rückbesinnen auf das Urchristentum, in dem die Bibel die absolute Autorität darstellte.
Diese Haltung löste jedoch einen gewaltigen Konflikt in Europa aus. So kam es zu den Religionskriegen. Die römische Kirche wollte ihre Autorität nicht zugunsten der Heiligen Schrift verlieren. Daraus entstanden zahlreiche Kriege.
Die Gegenreformation in Europa im 16. und 17. Jahrhundert führte zu schrecklichen Auseinandersetzungen. Beispiele dafür sind der Schmalkaldische Krieg 1546/47, die Hugenottenkriege in Frankreich von 1562 bis 1598 sowie der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648. Deutschland war damals am Boden zerstört. Und...
Aufklärung und die Skepsis gegenüber der Bibel
Angesichts dieser grauenhaften Ereignisse machten sich Philosophen Gedanken darüber, zum Beispiel Voltaire (1694–1778). Er sagte nur noch: „Le dogme aborte le fanatisme.“ Das bedeutet: Das Dogma führt zum Fanatismus.
Wir wollen gar nichts mehr zu tun haben mit Kirche, Bibel und Religion, denn das macht die Menschen nur verrückt. Die Menschen werden dadurch nur blutrünstig, und damit wollen wir nichts mehr zu tun haben. So entstand die Aufklärungszeit als Folge der Religionskriege.
Die Aufklärungszeit des achtzehnten Jahrhunderts predigte folgende wichtige Punkte: Die Vernunft des Menschen ist die höchste Instanz für richtig und falsch – nicht die Bibel, nicht die Autorität der Kirche, sondern die Vernunft. Deshalb spricht man vom Rationalismus, weil „Ratio“ ja Vernunft bedeutet. Die Vernunft ist der letzte Referenzpunkt.
Man sagte sich: Glaubwürdig ist nur das, was vernünftig ist. Allerdings kann die Frage, was vernünftig ist, natürlich sehr unterschiedlich beantwortet werden.
In der heutigen Zeit gibt es Menschen, die sagen, Abtreibung sei vernünftig und ein Recht der Frau. Die WHO veröffentlicht auf ihrer Homepage die Zahl von 40 bis 50 Millionen Abtreibungen weltweit jedes Jahr. Das sind fast so viele Tote wie im Zweiten Weltkrieg. Ist das wirklich vernünftig? Viele sagen: Ja, das ist vernünftig. So sehen Sie, wie relativ vernünftig sein kann.
Wenn man diese Todeszahlen auf die letzten zehn Jahre hochrechnet, gibt es eine halbe Milliarde Tote. Diese Zahl stellt alle Religionskriege an Grausamkeit in den Schatten.
Gut, glaubwürdig ist also nur, was vernünftig ist. In der Aufklärungszeit betonte man, die Bibel könne nicht Gottes Wort sein, denn es sei nicht vernünftig zu glauben, dass ein Gott sich schriftlich den Menschen mitteilt.
Man sagte auch, Gott existiere zwar – irgendwie müsse ja das Leben entstanden sein –, aber er greife nicht in den Lauf der Welt ein. Gott sei weit weg. Daraus folgte eine prinzipielle Ablehnung von Wundern.
Übernatürliche Ereignisse oder biblische Prophetie, also die Voraussage der Zukunft, konnte man nicht akzeptieren. Das sei nicht möglich, denn das gebe es ja nicht. Ein Gott, der mit uns Menschen zu tun hat und uns die Zukunft sagt, das gebe es nicht. Gott sei ganz weit weg.
Diese Überlegungen basierten auf der Annahme, dass das nicht vernünftig sei.
Lessing und die Skepsis gegenüber der Bibel
Sie sehen hier Lessing, einen wichtigen Dichter der Aufklärung. Er hat das Theaterstück „Nathan der Weise“ geschrieben, in dem er betont, dass eigentlich alle Religionen gleichwertig sind und wir gar nicht wissen können, was Wahrheit ist.
Lessing war übrigens Pfarrer, ein aufgeklärter Pfarrer. Im Blick auf die Bibel sagte er ungefähr Folgendes: Wir können heute nicht mehr genau wissen, welche Ereignisse in der Bibel tatsächlich stattgefunden haben und welche nicht. Die Ereignisse liegen so lange zurück, dass uns ein großer Graben von ihnen trennt.
Aus dieser Distanz folgte eine prinzipielle Skepsis gegenüber der Bibel und ihren Berichten. Diese Skepsis beruhte nicht darauf, dass man etwas beweisen konnte, sondern vielmehr darauf, dass man von vornherein annahm, dass die Berichte wahrscheinlich nicht stimmen.
Liberale Theologie und die moderne Archäologie
Und nun ein ganz wichtiger Schritt: Im 18. und 19. Jahrhundert erobert die Aufklärung die Theologie, und zwar ausgerechnet die reformierte Theologie. In der Reformation hatte man die Autorität der Bibel betont. Doch plötzlich wollten viele Theologen modern und aufgeklärt sein.
Sie übernahmen die aufklärerischen Ideen und führten sie in die Bibel und die Theologie ein. So entstand in der reformierten evangelischen Theologie eine prinzipielle Skepsis gegenüber der Bibel. Es ist ganz erstaunlich: Diese Entwicklungen sind schon lange geschehen, und dennoch gibt es heute immer noch Menschen, die sehr schablonenhaft urteilen.
Zum Beispiel denken manche, Pfarrer seien Menschen, die ganz besonders an die Bibel glauben. Wenn man heute jedoch an einer staatlichen Universität in Deutschland evangelische Theologie studiert, lernt man oft, dass die Bibel nicht Gottes Wort ist, dass sie voller Fehler sei und dass es sich lediglich um Dokumente aus früher Zeit handelt. Diese Zeugnisse zeigen, wie man damals geglaubt hat, seien aber für uns heute nicht relevant. Man müsse die Texte irgendwie übertragen oder entmythologisieren.
Wie ist das Ganze entstanden? Die Entwicklung begann mit der Kritik an den ersten Büchern der Bibel, den fünf Büchern Mose. Im 19. Jahrhundert wurde behauptet, Mose könne die fünf Bücher Mose gar nicht geschrieben haben.
Zu jener Zeit, so argumentierte man, lebten die Israeliten um 1500 vor Christus, also vor dreieinhalbtausend Jahren, noch ganz primitiv. Sie hätten noch nicht schreiben können. Deshalb sei es unmöglich, dass Mose die fünf Bücher Mose verfasst habe.
Die Entstehung des Alten Testaments und die Kritik daran
Nun möchte ich kurz erklären, wie die Bibel das Alte Testament darstellt. Das Alte Testament wurde nach der Bibel ab der Zeit von Mose, etwa 1560 v. Chr., verfasst. Es handelt sich um eine Sammlung von einzelnen Schriften, die zusammen das Alte Testament bilden. Das letzte Buch dieser Sammlung wurde von Maleachi geschrieben, etwa 400 v. Chr.
Das Alte Testament umfasst insgesamt 39 Bücher, die über einen Zeitraum von etwa 1160 Jahren entstanden sind. Diese Bücher wurden von zahlreichen unterschiedlichen Autoren verfasst. Dazu gehörten Könige, Staatsbeamte, Hirten, Musiker und andere.
Von Anfang an wurde Kritik an den ersten Büchern geübt. Diese Kritik weitete sich im Laufe der Zeit auf alle Bücher des Alten Testaments aus. Schließlich wurde auch das Neue Testament kritisch betrachtet. So wurde die gesamte Bibel stark hinterfragt und angezweifelt.
In der Zwischenzeit wollte man innerhalb der katholischen Kirche modern sein. Deshalb fand die liberale Theologie, die die Bibel grundsätzlich infrage stellt, auch in der katholischen Kirche Eingang. Allerdings geschah dies meist versteckt und subtil.
Fragen Sie einmal den Priester, der Ihnen am nächsten ist: Glauben Sie wirklich, dass die Bibel Gottes Wort ist und dass wir uns genau auf den Wortlaut verlassen können, so wie er dort steht? Versuchen Sie es einmal.
Die moderne Archäologie als neue Erkenntnisquelle
In der gleichen Zeit, in der die Theologie liberalisiert wurde, entstand die moderne Archäologie. Diese junge Wissenschaft gibt es seit dem 19. Jahrhundert. In dieser Zeit wurden umfangreiche Ausgrabungen im Nahen Osten, in den biblischen Ländern, durchgeführt.
Im 19. Jahrhundert gelang es schließlich, die ägyptischen Hieroglyphen zu entziffern. Dies gelang Champollion, einem Franzosen, der sich schon als Kind vornahm, die Hieroglyphen lesen zu können – und er schaffte es.
Außerdem wurden im 19. Jahrhundert sumerische und babylonische Keilschrifttafeln gefunden und ebenfalls entziffert. Das war eine Sensation! Durch die moderne Archäologie entdeckte man auch das urhebräische Alphabet. All diese Dinge waren zuvor völlig unbekannt.
Man muss sagen, dass die Archäologie ab 1948 in Verbindung mit der Bibel einen rasanten Aufschwung erlebte. Warum gerade 1948? In diesem Jahr wurde der Staat Israel gegründet.
In der Vergangenheit waren es oft englische und deutsche Gelehrte, die als führende Persönlichkeiten in der biblischen Archäologie galten. Seit der Gründung Israels wurden sie jedoch von israelischen Forschern überholt.
Wer also auf dem neuesten Stand sein möchte, muss nach Israel gehen und die dortige Forschung verfolgen. Es ist beeindruckend, was dort ans Licht kommt. Ständig gibt es Meldungen über sensationelle neue Funde – vorausgesetzt, man weiß, wo man diese Informationen findet.
Dies war eine Art Einleitung zum Thema „Das Vertrauen zur Bibel im Wandel der Zeit“.
Mose und die Entwicklung der Schriftkultur
Nun kommen wir zu Zweitens Mose und dem hebräischen Alphabet. Seit dem 19. Jahrhundert kennt man die Keilschrift und kann sie lesen. Damals wurde deutlich, dass die liberalen Theologen, die behaupteten, Mose habe gar nicht schreiben können, weil man damals zu primitiv gewesen sei, falsch lagen. Die Ausgrabungen zeigten, dass die Sumerer und die Babylonier schon lange vor Mose schreiben konnten.
Allerdings ist die babylonische Keilschrift ziemlich kompliziert. Um babylonische Keilschrifttexte zu entziffern, benötigt man die Kenntnis von circa 700 Zeichen. Diese Zeichen sind Silbenzeichen. Ein Zeichen steht für eine Silbe, zum Beispiel „Nabuchodonosor“, das heißt Nebukadnezar – zusammen „Nabuchodonosor“.
Die sumerische Bilderschrift ist älter als die babylonische Keilschrift. Die ältesten Inschriften werden traditionell auf etwa 3200 vor Christus datiert – darüber kann man noch diskutieren. Die babylonische Silbenschrift kennt man aus Texten ab 2500 vor Christus. Mit anderen Worten: Lange, lange vor Mose konnte man schon schreiben. Aber es waren komplizierte Schriften.
Die sumerische Bilderschrift bedeutet, dass für jedes Wort ein Zeichen steht. Ich zeige Ihnen hier mal ein Beispiel für Keilschrift aus dem Schwarzen Obelisken. Das ist ein Obelisk mit Inschriften und auch bildlichen Darstellungen. Dieser Obelisk stammt von dem assyrischen König Schalmaneser III., der von 859 bis 824 v. Chr. regierte. Der Obelisk stammt aus dem Jahr 841 v. Chr.
Schauen Sie mal: Dort sieht man einen Mann, der sich vor dem König von Assyrien verbeugt. Wer ist das wohl? Ich kann Ihnen genau sagen, wer das ist – Sie müssen nur den Text lesen. Dieses Zeichen bedeutet Ma, Da, Tu, Ma Da Tu, Sha, Yauwa, Ma Chumri. Das heißt Tributzahlung von Jehu, dem Sohn von Omri. Omri war ein König in Israel, im Alten Testament, und die Assyrer nannten das Land Israel „das Land Omris“.
Hier wird also der König Jehu aus der Bibel namentlich erwähnt und sogar abgebildet – aus dem 9. Jahrhundert vor Christus. Sehen Sie mal, was für einen schönen Bart er hatte. Sie wissen auch, wie Schalmaneser, der ebenfalls in der Bibel erwähnt wird, ausgesehen hat. Es gab zwar keine Fotografie, aber wenigstens können wir uns so ein Bild machen.
Dieser Jehu wird zum Beispiel im Alten Testament erwähnt, in 2. Könige 10,36: „Die Tage aber, die Jehu über Israel zu Samaria regierte, waren 28 Jahre.“ In der Bibel werden immer genaue Jahreszahlen für die Regierungszeiten der Könige angegeben, und so kann man eine Chronologie aufstellen. Jehu regierte nach biblischer Chronologie etwa von 841 bis 813 v. Chr.
Ein Volltreffer, nicht wahr? Dieser Obelisk stammt aus dem Jahr 841 v. Chr. Damals wurde Jehu König und musste dem König von Assyrien Tribut zahlen, weil Israel ein unterworfener Staat im Nahen Osten war.
Das war also ein kleiner Exkurs im Zusammenhang mit der Frage, was eigentlich Keilschrift ist und wie sie funktioniert.
Die ägyptische Hieroglyphenschrift und Mose
Jetzt möchte ich etwas zur Hieroglyphenschrift sagen. Die Ägypter konnten also schon lange vor Mose schreiben. Allerdings ist dieses Schriftsystem sehr kompliziert.
Um Hieroglyphentexte lesen zu können, benötigt man die Kenntnis von etwa 700 Zeichen. Diese Zeichen sind unterschiedlich aufgebaut: Einige stehen für ein ganzes Wort, andere für eine Silbe, und wieder andere nur für einen Konsonanten. In den Texten sind diese verschiedenen Zeichen gemischt. Man muss also erkennen, ob es sich gerade um ein Wortzeichen, ein Silbenzeichen oder ein Konsonantenzeichen handelt. Das macht das Lesen schwierig.
Die Hieroglyphen sind traditionell ab etwa 2900 v. Chr. belegt. Interessant ist, dass die Bibel sagt, Mose sei am Hof des Pharaos in Ägypten aufgewachsen (Apostelgeschichte 7,22). Dort wurde Mose in aller Weisheit der Ägypter unterwiesen. Das bedeutet, Mose konnte die Hieroglyphenschrift lesen.
Außerdem war es üblich, dass Gelehrte in Ägypten auch Keilschrifttexte lesen konnten. Denn es gab wirtschaftlichen und politischen Verkehr mit dem Zweistromland. Somit konnte Mose vernünftigerweise beide Schriftsysteme lesen und schreiben. Dennoch waren diese Schriften sehr kompliziert.
Das hebräische Alphabet als kulturelle Revolution
Die Bibel wurde nicht in babylonischer Keilschrift oder in Hieroglyphen geschrieben, sondern mit der hebräischen Alphabetschrift. Das ist etwas ganz anderes.
Durch die moderne Archäologie ist es möglich, immer weiter in die Vergangenheit zurückzublicken. Heute kennen wir die urhebräische Alphabetschrift. Man nennt sie auch die Sinai-Schrift, weil die ersten dieser Alphabetzeichen des Urhebräischen in der Sinai-Wüste entdeckt wurden.
Auf Abbildungen sind Felsinschriften im Sinai zu sehen, die in der Archäologie allgemein auf etwa 1600 v. Chr. datiert werden. Nach der Bibel war der Auszug aus Ägypten 1560 v. Chr. Das bedeutet, dass es zur Zeit von Mose bereits die Alphabetschrift gab.
Es wurden jedoch auch weitere Funde gemacht. So wurde eine Inschrift nicht nur in Serabit el-Chadim, sondern auch in Gezer im Land Israel gefunden. Diese Inschrift wird auf etwa 1650 v. Chr. datiert, also noch etwas weiter zurück.
Vor einigen Jahren entdeckte eine Doktorandin im Wadi El Chol in Oberägypten erneut solche Zeichen. Diese werden nun auf 1850 v. Chr. datiert.
Früher nahm man an, dass die Zeichen im Sinai von den Kanaaniten erfunden wurden, in dem Gebiet, das später Israel und Libanon wurde. Man glaubte, die Kanaaniter hätten diese Schrift entwickelt. Serabit el-Chadim ist ein Ort mit Türkisminen, wo tatsächlich kanaanitische Sklaven arbeiteten. Diese haben dort die Schriftzeichen eingekritzelt.
Seit wenigen Jahren ist jedoch klar geworden, dass diese Schrift viel älter ist. Die ältesten Inschriften finden sich in Ägypten selbst. Offensichtlich wurde diese Schrift von Semiten in Ägypten erfunden.
Interessant ist, dass Semiten in Ägypten lebten. Die Bibel berichtet, wie Jakob mit seinen zwölf Söhnen nach Ägypten kam. Joseph, einer der Söhne Jakobs, kam um 1900 v. Chr. nach Ägypten.
Diese Semiten, die Nachkommen Jakobs, wurden in Ägypten ansässig. Aus dieser Großfamilie entstand schließlich das Volk Israel. Sie wurden von den Ägyptern versklavt, dann kamen die zehn Plagen über Ägypten. Mose führte das Volk aus, als das ägyptische Reich durch diese Plagen zusammenbrach, und zog ins verheißene Land.
Nach der Bibel gab es also tatsächlich Semiten in Ägypten. Ich möchte nicht behaupten, dass es die Israeliten waren, die diese Schrift erfunden haben. Aber es waren jedenfalls Semiten, die diese Schrift in Ägypten in der Zeit erfanden, als Israel dort lebte.
Bedeutung der Alphabetschrift für die Gesellschaft
Die Erfindung der Alphabetschrift stellt eine kulturelle Revolution dar, vergleichbar mit der Erfindung der Druckerpresse. Diese war eine Sensation in Europa und veränderte die Kultur grundlegend.
Stellen Sie sich vor: Mit etwas mehr als zwanzig Zeichen kann man plötzlich alles schreiben. Schreiben ist nicht länger nur ein Privileg für Gelehrte oder Berufsschreiber. Jetzt können ganz einfache Menschen lesen und schreiben lernen. Unsere Art zu schreiben ist so simpel, dass Kinder sie in der ersten Primarschule innerhalb eines Jahres erlernen. Viele Kinder lernen es sogar schon zuhause. Wir haben unsere Kinder nicht gezwungen, schreiben zu lernen. Einige wollten es einfach selbst und fragten Eltern oder Geschwister: „Wie geht das?“ Sie zeigten ihnen ein Zeichen, und so konnten sie lesen und schreiben. Ein fünfjähriges Kind kann sich das fast selbst beibringen, so einfach ist es.
Hier sehen Sie übrigens den Geser-Scherben abgebildet. Darauf sind nur drei Zeichen zu sehen. Diese sind noch Bildzeichen, die von den ägyptischen Hieroglyphen abgeleitet sind, funktionieren aber ganz anders.
Das erste Zeichen zeigt eine Handfläche. Auf Hebräisch heißt Handfläche „Kaf“. Dieses Zeichen wurde verwendet, um den Laut „K“ zu schreiben. Das nächste Zeichen ist ein Rinderstachel. Um Rinder zu bewegen, sticht man sie hinten mit einem Stachel. Auf Hebräisch heißt dieses Zeichen „Lamed“ und steht für den Laut „L“. Das dritte Zeichen ist ein Viereck mit einer Tür. Es stellt ein Haus dar und ist der Buchstabe „Bet“, der den Laut „B“ kennzeichnet.
Nun können Sie das Wort lesen. Auf Hebräisch schreibt man nur die Konsonanten und ergänzt die Vokale, da es eine Konsonantensprache ist. Das ergibt den Namen „Kaleb“. Einer hieß so während der Wüstenwanderung nach dem Auszug aus Ägypten.
Dieser Scherben stammt aus früher Zeit, nämlich aus dem siebzehnten Jahrhundert vor Christus. Mose konnte also die ersten Bücher der Bibel in dieser Schrift verfassen. Das ist zugleich ein Programm: Gottes Wort ist für alle Menschen bestimmt, auch für einfache, nicht nur für die gebildete Oberschicht. Gott möchte zu uns allen sprechen – ein ganz wichtiges Programm.
Das hebräische Alphabet im Detail
Ich erkläre Ihnen jetzt ein bisschen die urhebräische Alphabetschrift. Sie sehen hier den Buchstaben Aleph. Das ist ein Rinderkopf, denn Aleph bedeutet auf Hebräisch „Rind“. Er bezeichnet den Knacklaut.
Ja, ich kann Ihnen sagen, das gibt es im Deutschen in diesen Buchstaben nicht, aber wir brauchen ihn trotzdem. Was ist der Unterschied zwischen „verreisen“ und „vereisen“? Bei „vereisen“ knackt es vor dem „j“, also „vereisen“. Ich hatte einen Deutschlehrer aus Deutschland, der sagt, das Knallen vor den Vokalen ist exakt das Aleph im Hebräischen.
Dann sehen Sie Bet, ein Haus, B und so weiter. Hier zum Beispiel sehen Sie Ayin, ein Auge. Ayin heißt eben Auge. Das bezeichnet übrigens diesen Laut ganz tief unten in der Kehle. Sie brauchen das heute noch im Arabischen. In der Grammatik steht, man braucht genau diese Muskeln, um den Laut zu bilden, den Europäer brauchen, bevor sie erbrechen. Aber das können Sie ja zu Hause üben, nicht?
Und Sie sehen hier zum Beispiel den letzten Buchstaben, ein Kreuz, Taf. Denn Taf heißt auf Hebräisch Kreuz oder Zeichen. Man hat also die Möglichkeit, einzelne Laute zu schreiben, was man von den Ägyptern gelernt hat. Aber die haben das nicht richtig ausgenutzt. Ja, sie hätten es gekonnt, nur mit einzelnen Buchstaben zu schreiben, aber sie haben es nicht gemacht.
Man hat das System völlig verändert und richtig für die hebräische Sprache beziehungsweise die urhebräische Sprache angepasst. Sie sehen, man hat die Schrift im Laufe der Zeit ein bisschen abstrahiert. Aus dem Rinderkopf ist dieses Zeichen geworden. Sehen Sie da, die Hörner sind noch da, aber das Ganze hat sich um neunzig Grad gedreht.
Die Kanaaniter im Libanon, die Phönizier, haben diese Schrift auch übernommen und sie später den Griechen weitergegeben. So haben die Griechen begonnen, ihre Sprache mit einer etwas abgewandelten Schrift zu schreiben. Sie sehen, das Alpha ist auch ein Rinderkopf, aber nochmals um neunzig Grad gedreht. Jetzt sind die Hörner unten, und das ist der Kopf.
Die Griechen haben die Schrift dann den Römern gegeben. Die Römer haben sie auch wieder ein bisschen angepasst und den Kelten in der Schweiz sowie den Germanen in Deutschland weitergegeben. Sie sehen also: Unsere Schrift geht auf die urhebräische Schrift zurück. Die meisten Alphabetschriften der Welt stammen von der urhebräischen Alphabetschrift ab. Echt interessant.
Übrigens, beim O sehen Sie heute noch, dass es ein Auge ist. Es stammt vom Ayin ab. Und weiter das Taf, das T, da sehen Sie eben noch das Kreuz in unserer Schrift.
Mose und die Zukunft – Prophetie in den Mosebüchern
Nun ist also klar geworden: Mose konnte schreiben, das war nicht das Problem. Im 19. Jahrhundert wusste man einfach noch zu wenig, und deshalb erzählte man diesen Unsinn.
Jetzt möchte ich unter drittens etwas zum Thema Mose und die Zukunft sagen. Es geht um Prophetie in den Büchern Mose. Man könnte jetzt sagen: Ja gut, Mose hat das geschrieben, aber was er schrieb, zum Beispiel die Schöpfung oder die Sintflut, das sind alles Legenden und Mythen, die stimmen einfach nicht. Aha, ja klar, man nimmt ja alles an, nicht?
Aber jetzt möchte ich eine Frage stellen: Was ist schwieriger, die korrekte Beschreibung der Vergangenheit oder die Beschreibung der Zukunft? Die Antwort ist ganz einfach: Es ist viel schwieriger, über die Zukunft etwas zu sagen als über die Vergangenheit.
Bei der Vergangenheit haben wir wenigstens noch Spuren. Bei der Zukunft aber können wir nicht mit einer Zeitmaschine tausend Jahre vorwärts reisen und schauen, wie es dann ist. Die Beschreibung der Zukunft ist also das Schwierigste.
Schauen wir uns nun die fünf Bücher Mose an. Sie enthalten nicht nur Geschichte, sondern auch Prophetie. Nun wollen wir prüfen, ob sich diese Prophetien erfüllt haben.
Natürlich sagen die Aufklärer: Das gibt es ja gar nicht, Prophetie. Warum gibt es denn in der Bibel Prophetie? Das sind Dinge, die man geschrieben hat, nachdem die Ereignisse schon geschehen waren, und hat das als Prophetie ausgegeben. So einfach ist das.
Aber wie ist das dann mit den Mosebüchern? Heute haben wir die Qumran-Handschriften, die Lessing noch nicht hatte. Diese haben wir erst seit 1940. Nun besitzen wir Handschriften der Bibel aus vorchristlicher Zeit.
Damit können wir zeigen: Diese Prophetien haben sich später erfüllt. Wir können heute beweisen, dass die fünf Bücher Mose älter sind als die Erfüllung ihrer Prophetien.
Beispiel einer erfüllten Prophetie aus 5. Mose
Ich gebe ein Beispiel aus 5. Mose 28,64: Mose spricht über die Zukunft des jüdischen Volkes. Er beschreibt, wie Gott eingreifen und sie strafen wird, wenn sie untreu sind und den Messias verwerfen.
5. Mose 28,64 lautet: „Und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.“ Dieses Ereignis ist tatsächlich eingetreten. Ab dem Jahr 70 nach Christus wurden die Juden auf alle fünf Kontinente zerstreut. Deshalb gibt es Juden auf der ganzen Welt, und das über viele Jahrhunderte hinweg. Dies geschah nur wenige Jahre nach der Kreuzigung Jesu.
Mose beschreibt weiter die zweitausend Jahre der Verfolgung der Juden. Ich lese weiter in 5. Mose 28: „Und unter jenen Nationen wirst du nicht rasten, und deine Fußsohle wird keine Ruhestätte finden.“ Diese Worte haben sich grausam erfüllt. Die Juden waren stets geächtet und gehasst. Die Vergangenheit, die zweitausend Jahre zurückreicht, ist geprägt durch das Bild des von Ghetto zu Ghetto wandernden Juden. Überall wurden sie als unerwünscht betrachtet.
Weiter heißt es: „Und der Herr wird dir daselbst ein zitterndes Herz geben, erlöschende Augen und Verschmachten der Seele.“ Man könnte meinen, diese Beschreibung stammt von jemandem, der in den Ghettos der Nazizeit lebte. Deshalb können wir diesen Text mit diesen Bildern veranschaulichen.
„Und dein Leben wird schwebend vor dir hängen, und du wirst dich fürchten Nacht und Tag und deinem Leben nicht trauen.“ Hat das jemand im Konzentrationslager geschrieben? Nein, die Handschriften sind viel, viel älter als das zwanzigste Jahrhundert.
„Am Morgen wirst du sagen: Wäre es doch Abend, und am Abend wirst du sagen: Wäre es doch Morgen. Wegen der Furcht deines Herzens, womit du dich fürchtest, und wegen des Anblicks deiner Augen, den du erblicken wirst.“ Jedes Wort hat sich erfüllt.
Erklären Sie mir, wie es möglich sein kann, dass die fünf Bücher Moses so präzise Prophezeiungen enthalten, wenn sie nicht von Gott inspiriert wären. Gott ist nicht der Zeit und dem Raum unterworfen wie wir Menschen. Wir können die Zukunft nicht voraussagen, weil wir Geschöpfe sind, die an Raum und Zeit gebunden sind.
Gott aber, der ewige Gott der Bibel, ist das nicht. Deshalb wird er etwa siebentausend Mal in der Bibel Yahweh genannt, was normalerweise mit „der Herr“ übersetzt wird. Yahweh bedeutet „der Ewige“, „der Unwandelbare“. Deshalb ist er der Herr über allem.