Wer von euch ist in der letzten Woche im Supermarkt auf leere Regale gestoßen? Darf ich mal um ein Handzeichen bitten? Unfassbar, das sind richtig viele.
Aber haben wir uns schon einmal die Frage gestellt: Was steckt eigentlich dahinter? Im Einzelfall mag es ja berechtigt sein, für den möglichen Fall einer Quarantäne ein paar Konservendosen mehr im Regal zu haben. Doch dieses Massenphänomen – was steckt dahinter?
Die Notärzte in Deutschland warnen ja vor der Corona-Hysterie. Ich stelle mir die Frage: Kann es sein, dass diese Hamsterkäufe mal wieder das aufdecken, wofür wir Deutsche eigentlich bekannt sind – die German Angst? Kann es sein, dass dahinter eine große Angst steckt, eine große Sorge?
Ich möchte jetzt aber nicht weiter über Corona reden. Ich habe den Eindruck, dass generell in unserem Land der Wunsch nach innerer Ruhe enorm groß ist. Die Jobs werden immer anspruchsvoller, die Gesellschaft immer schnelllebiger, der Alltag hektischer.
Viele Menschen stehen dauernd irgendwie unter Strom, man fühlt sich wie ein Getriebener. Man spricht von einer emotionalen Stabilität, die man dringend wiederfinden muss. Ich muss meine innere Balance neu entdecken und finden. Ich muss irgendwie zur Ruhe kommen.
Wenn der Wunsch nach Ruhe groß ist, wächst auch das Angebot, das Ruhe verspricht, immer weiter.
Es beginnt bereits beim Teetrinken. Heutzutage gibt es Teesorten, die Namen wie Entspannung oder Innere Ruhe tragen. Das gesamte Angebot der Esoterik und der fernöstlichen Religionen möchte uns Ruhe und inneren Frieden versprechen. Das ist auch der Grund, warum Yoga in Deutschland so boomt: Dort kann man seine innere Balance wiederfinden.
Andere Menschen gehen sehr schnell zum Psychologen oder Psychotherapeuten und lassen sich Pillen gegen Ängste, Depressionen oder Unruhe verschreiben. Ich habe den Eindruck, dass der Wunsch nach innerem Frieden im Herzen in unserem Land enorm groß ist. Man sehnt sich nach innerer Ruhe – und wir Christen sind davon nicht ausgenommen.
Vielleicht sitzt du heute Morgen hier und bist in deinem Herzen unruhig, obwohl du Kind Gottes bist. Vielleicht sind es Sorgen, die dich wirklich plagen. Vielleicht drehen deine Emotionen in letzter Zeit völlig durch, und du hast Angst, zum Spielball deiner eigenen Gefühle zu werden. Vielleicht bekommst du deine Gedanken nicht mehr richtig klar und hast Angst, verrückt zu werden. Vielleicht plagen dich Ängste oder Zwangsgedanken – und du sitzt heute hier und brauchst ein Wort für diese Situation.
All das sind Phänomene, die ich gerade aufgelistet habe und die in unserem Leben als Menschen vorkommen. Wir sind schwach, zerbrechlich und kommen schnell an unsere Grenzen. Wenn es dir heute Morgen so geht, dass du innerlich keine Ruhe hast, dann ist diese Predigt ganz bewusst für dich.
Ich habe den Eindruck, dass wir Christen neu lernen müssen, in der Bibel nach Wahrheiten zu suchen, die unser Herz zur Ruhe bringen. Wir sollten zuerst zur Bibel gehen, bevor wir direkt einen Psychotherapeuten aufsuchen, um unsere Seele, die so unruhig geworden ist, wieder vor Gott zur Ruhe zu bringen.
Ich habe den Eindruck, dass wir das neu lernen müssen. Schaut mal: Wenn Gott uns geschaffen hat, dann weiß Gott doch am besten, was eine unruhige Seele wirklich braucht.
Und ich möchte heute mit euch über Gottes Rezept gegen innere Unruhe nachdenken.
Der Predigttext stammt aus dem Philipperbrief. Ich setze meine Reihe einfach fort, doch irgendwie passt dieser Text auch gerade gut zur Situation in Deutschland, da wir uns darüber Gedanken machen.
Der Predigttext ist aus Philipper 4,4-9. Zu Beginn möchte ich euch kurz aufzeigen, wie dieser Text aufgebaut ist.
In den Versen 4 bis 6 finden wir zunächst drei Aufforderungen. Darunter, wie wir gleich an der Wand sehen, steht die Verheißung für inneren Frieden. Wenn wir diese drei Aufforderungen befolgen, verspricht uns Gott inneren Frieden.
Der Text geht dann in den Versen 8 und 9 mit zwei weiteren Aufforderungen weiter. Am Ende steht erneut die Verheißung inneren Friedens. Das bedeutet: Der innere Friede, der Friede Gottes, der den menschlichen Verstand übersteigt, ist der rote Faden in unserem heutigen Predigttext.
Deshalb geht es um Gottes Rezept gegen innere Unruhe. Gott möchte dir Frieden schenken. Er will deine Gedanken zur Ruhe bringen, die manchmal ziemlich verwirrt sein können.
Im Text sind fünf Punkte enthalten, daher hat meine Predigt auch fünf Punkte.
Der erste Punkt in Gottes Rezept gegen innere Unruhe lautet: Freue dich an Jesus. Ich lese Vers 4: „Freut euch im Herrn allezeit! Noch einmal will ich sagen: Freut euch!“
Das ist übrigens nicht das erste Mal, dass Paulus im Philipperbrief über die Freude spricht. Er hat die Philipper schon in Kapitel 3 dazu aufgefordert. Dort heißt es in Kapitel 3, Vers 1: „Übrigens, meine Brüder, freut euch im Herrn!“
Um die ganze Aussagekraft dieser Aufforderung zu verstehen, müssen wir uns kurz vor Augen führen, in welcher Situation die Philipper eigentlich sind. Das sagt sich ja so schnell, oder? „Freut euch!“ – vor allem, wenn es einem nicht gut geht. Und genau so ging es den Philippern auch.
In Kapitel 1 erfahren wir, dass sie extremen Druck und Leid erleben. Sie haben viele Probleme von außen, aber auch von innen. Und mitten in dieser Situation sagt Paulus: „Freut euch!“ Sie führen einen Kampf um ihren Glauben. Paulus selbst saß in Philippi im Gefängnis für den Glauben, und dennoch sagt er den Philippern: Trotz allem, freut euch!
Heute stellt sich uns die Frage: Kann man sich wirklich freuen, obwohl man Probleme hat? Geht das überhaupt? Ich möchte dir heute sagen: Ja, das geht. Paulus ist uns hier ein großes Vorbild. Als er diesen Philipperbrief schreibt, sitzt er selbst gerade im Gefängnis in Rom. Er weiß nicht, wie sein Leben weitergehen wird.
Und was macht er am Anfang des Briefes? Er sagt: „Wisst ihr was, liebe Philipper, ich bete mit Freude.“ Dann schildert er uns einige Personen, die bewusst gegen ihn sind, auch Prediger, die ihm Schaden zufügen wollen. Und er sagt: „Ach, solange diese Leute Christus predigen, freue ich mich.“
Paulus weiß nicht, ob er für den Glauben hingerichtet wird. Er weiß nicht, ob er aus dem Gefängnis herauskommt. Und er sagt in Kapitel 2: „Aber auch wenn ich geopfert werde, wenn ich als Märtyrer sterbe, freue ich mich.“
Moment, worüber reden wir hier eigentlich? Über welche Freude sprechen wir heute Morgen? Wir sprechen über eine Freude, die nicht an Lebensumstände geknüpft ist. Es geht nicht einfach nur um ein emotionales Empfinden, das in uns aufkommt, wenn die Sonne scheint in unserem Leben. Darum geht es nicht.
Wir sprechen über eine Freude, die nicht von den äußeren Umständen abhängt. Und wir sprechen über eine Freude, die eine Entscheidung ist. Wusstest du, dass man sich für Freude entscheiden kann? Das war mir auch neu, ehrlich gesagt. Aber das kann man. Sonst dürfte Paulus ja nicht dazu auffordern.
Wenn Freude nur ein Gefühl wäre, könnte man ja nicht sagen: „Freu dich!“ – wenn man sich gerade nicht so fühlt. Wie soll das funktionieren? Das bedeutet, Freude ist auch eine Entscheidung. Und zu dieser Entscheidung, die aus dem Herzen kommt, ruft Paulus die Philipper auf.
Hier steht im Text: „Freut euch im Herrn! Freut euch an Jesus!“ Freut euch darüber, was ihr mit Jesus habt! Die Beziehung zu Jesus ist die eigentliche Quelle der Freude. Freude entsteht genau dann, wenn man darüber nachdenkt, was man alles in Jesus hat.
Am 14. August 2003 kam es im Nordosten der USA zu einem gewaltigen Stromausfall. Wir sehen es auf der Karte: Eine ganze Region ist dunkel, ein großer dunkler Fleck.
Tony Evans, ein afroamerikanischer Pastor, den ich sehr schätze, erzählt, wie er diese Begebenheit erlebt hat. Er und seine Frau waren gerade am Flughafen von New York und wollten zurück nach Dallas fliegen. Plötzlich funktionierte am Flughafen gar nichts mehr. Die Gepäckbeförderungsbänder standen still, die Klimaanlagen fielen aus, keine Flugzeuge starteten oder landeten. Es wurde immer dunkler.
Dann kam die Durchsage an den ganzen Flughafen: „Der Flughafen wird geschlossen.“ Das bedeutete, alle Passagiere mussten sich schnell ein Hotelzimmer in der Gegend suchen, denn es wurde richtig dunkel, weil es kein Licht gab.
Sie fanden auf den letzten Drücker ein Zimmer. Im Hotel brannten Kerzen, weil es keinen Strom gab. Das ganze Check-in geschah handschriftlich, da die Computer nicht funktionierten. Es gab kein warmes Essen, weil die Küche nicht arbeitete. Die Klimaanlage war ausgefallen, es war recht warm im Zimmer.
Tony Evans ging ans Fenster, um es zu öffnen, und sah, dass im Hotel gegenüber Licht brannte. Und zwar richtig hell, und die Leute feierten und aßen gut.
Er stellte sich die Frage: Wie kann das sein? Ganz New York ist dunkel, und das Hotel da vorne leuchtet wie ein Weihnachtsbaum im Dunkeln.
Neugierig ging er auf die andere Straßenseite und fragte einen Hotelmitarbeiter: „Wie kann das sein? Das müssen Sie mir mal erklären. Ganz New York ist dunkel, und in Ihrem Hotel sind alle fröhlich und das Licht brennt.“
Der Mitarbeiter antwortete: „Das ist ganz einfach. Als wir dieses Hotel gebaut haben, haben wir einen großen Generator eingebaut. Wenn von außen der Strom nicht mehr läuft, können wir uns immer noch von innen mit eigenem Strom versorgen. Wir haben einen eigenen Generator.“
Wisst ihr, als Christen haben wir einen integrierten Generator für unsere Freude, der nicht von den Umständen außerhalb abhängig ist. Wenn wir Jesus in unserem Herzen haben, haben wir immer einen Grund zur Freude, egal wie es außen aussieht. Denn wir haben Jesus in uns, und er bleibt bei uns, auch in der Not.
Das müssen wir, glaube ich, neu verstehen: Wir können uns deshalb für die Freude entscheiden, weil wir Jesus in uns haben.
Die Tatsache ist aber, dass es häufig anders aussieht. Martin Lloyd-Jones, ein Arzt und Theologe aus dem letzten Jahrhundert, schreibt: „Ich glaube, dass die größte Notwendigkeit heute eine neu erwachte, also eine erweckte und frohe Kirche ist. Nichts ist wichtiger, als dass wir uns aus einem Zustand befreien, der anderen Menschen den Eindruck vermittelt, dass Christsein gleichbedeutend ist mit Unglücklichsein, Traurigkeit und Krankhaftigkeit. Dass ein Christ jemand ist, der Freude verachtet und sein Leben in Mühsal verbringt.“
Christen scheinen zu oft niedergeschlagen zu sein und vermitteln häufig den Eindruck von Trauer, Mangel an Freiheit und fehlender Freude. Es steht völlig außer Frage, dass dies der Hauptgrund dafür ist, dass viele Menschen das Interesse am Christentum verloren haben.
Vielleicht findest du dich genau dort wieder. Vielleicht sagst du: „Ja, jetzt mal ganz ehrlich, meine Freude ist weg. Und selbst wenn ich so eine Aufforderung höre, ‚Freu dich!‘, kann ich mich immer noch nicht freuen.“
Was kann ich tun, um die verlorene Freude als Christ wiederzufinden? Ich möchte dir zwei Ratschläge mitgeben.
Der erste lautet: Verweile nicht in der Opfermentalität. Weißt du, wir neigen manchmal dazu, wenn wir uns in einem Zustand der Freudlosigkeit befinden, eine Opfermentalität zu entwickeln. Wir sagen dann: „Naja, das ist halt so, ich kann nichts dagegen machen. Ich habe keine Freude, ich kann mich auch nicht mehr an Jesus freuen, da muss ich jetzt durch.“
Nein, musst du nicht! Du kannst dich entscheiden, aus dieser Opfermentalität herauszukommen und aktiv zu werden, weil Jesus da ist. Du musst ihn vielleicht nur wieder neu in deinem Leben suchen.
Es ist eine Lüge, dass wir nichts dagegen tun können, wenn wir Freudlosigkeit empfinden. Diese Opfermentalität ist nicht das, wozu Gott uns berufen hat. Gott hat uns nicht zur Passivität berufen, sondern zum geistlichen Kampf.
Mir ist in der Vorbereitung noch einmal neu wichtig geworden: Unser geistlicher Kampf als Christen ist auch immer ein Kampf um die Freude, die wir in Jesus haben. Der geistliche Kampf ist ein Kampf um die Freude. Deshalb verweile nicht in der Opfermentalität, sondern entscheide dich zum Kampf – zum Kampf für die Freude.
Der zweite Ratschlag lautet: Predige dir selbst das Evangelium. Das klingt jetzt vielleicht etwas theoretisch, aber ich möchte das ausführen, denn es ist der Schlüssel.
Der Philipperbrief ist ja bekanntlich der Freudenbrief. In keinem anderen Brief spricht Paulus so viel über Freude. Aber wisst ihr, was interessant ist? Im Verhältnis zur Länge des Briefes – der Philipperbrief hat nur vier Kapitel – wird das Wort „Evangelium“ so häufig verwendet wie in keinem anderen Paulusbrief.
Das heißt: Dort, wo von Freude die Rede ist, muss auch vom Evangelium gesprochen werden. Und wo vom Evangelium gesprochen wird, da freut man sich. Diese beiden Dinge gehören eng zusammen.
Warum ist es wichtig, dass wir uns selbst das Evangelium immer wieder predigen? Wenn dir die Freude momentan fehlt, in deiner jetzigen Situation, dann kann es – ich sage nicht, dass es muss, aber es kann – daran liegen, dass du für dich ein anderes Evangelium zu glauben begonnen hast.
Was meine ich damit? Wenn wir uns nicht selbst das Evangelium predigen, dann werden unsere Gedanken uns ein anderes Evangelium predigen.
Das andere Evangelium sagt: „Du musst erst noch einiges leisten, damit Gott dich liebt.“ Und dann fühlen wir keine Freude mehr, weil wir ständig unter Leistungsdruck stehen: „Ich muss, ich muss, ich muss, damit Gott mich annimmt.“
Das ist falsch. Es ist ein falsches Evangelium. Du musst nichts tun, damit Gott dich liebt. Er liebt dich einfach. Das ist ein Teil des Evangeliums.
Das andere falsche Evangelium sagt: „Ja, Jesus ist für die Sünder gestorben, aber jetzt bist du wieder gefallen – schon wieder gefallen in die gleiche Sünde. Jetzt hat die Gnade für dich aufgehört, jetzt gilt das nicht mehr für dich, jetzt ist es vorbei, du hast es verspielt.“
Das ist ein anderes Evangelium. Das ist nicht das Evangelium von Jesus Christus.
Ihr merkt, es ist so wichtig, dass wir damit in den Tag starten. Ich will mir für mich neu vornehmen, mir jeden Morgen, bevor ich in den Tag gehe und bevor meine Gedanken mir etwas anderes predigen, das Evangelium noch einmal neu zu predigen.
Wisst ihr, was das Evangelium ist? Das Evangelium ist, dass Gott seinen Sohn in diese Welt gesandt hat, um für unsere Sünden zu sterben. Er hat für alle Sünden bezahlt – alle, alle, alle, die wir begangen haben, begehen und begehen werden. Er hat bezahlt, er hat uns gerechtfertigt, er hat uns für gerecht erklärt.
Das ist schwer zu fühlen, aber es ist die Wahrheit. Er hat es getan. Er hat uns seinen Geist gegeben, der uns durchs Leben begleitet. Wir haben eine lebendige Hoffnung vor uns.
Eine lebendige Hoffnung – das ist der Kern des Evangeliums. Und wenn wir das angenommen haben, dann trifft das alles auf uns zu. Und das sollte unsere Freude am Herrn jeden Tag aufs Neue maximieren.
Schuldgefühle und Leistungsdruck vertragen sich nicht gut mit Freude. Aber das Evangelium ist die Antwort auf Schuldgefühle und Leistungsdruck. Deshalb predige dir jeden Tag neu das Evangelium.
Zu diesem Thema gäbe es noch viel zu sagen. Meine Predigt hat aber noch vier weitere Punkte. Deshalb möchte ich an dieser Stelle eine Buchempfehlung aussprechen.
John Piper hat ein gutes Buch geschrieben mit dem Titel „Wenn die Freude nicht mehr da ist“. Wenn du dich in dieser Situation befindest, kannst du dort gerne weiter nachlesen.
Ich komme zum zweiten Punkt: Gottes Rezept gegen innere Unruhe – vermeide Streitigkeiten.
In Vers 5 heißt es: „Eure Milde soll allen Menschen bekannt werden, der Herr ist nah.“ Statt „Milde“ könnte man auch „Freundlichkeit“ übersetzen. Interessant ist jedoch, in welchem Zusammenhang dieses Wort „Milde“ verwendet wird.
In 1. Timotheus 3,3 ist von einem Ältesten die Rede. Dort heißt es, er soll kein Trinker sein, kein Schläger, sondern milde und nicht streitsüchtig. Im Kontext von Schlagen und Streiten steht also „milde“ dazwischen. An einer anderen Stelle, in Titus, wird gesagt, er solle niemanden lästern und nicht streitsüchtig, sondern milde sein.
Das bedeutet, wir haben es hier nicht einfach mit Freundlichkeit im Sinne von „Hauptsache, wir haben immer ein Lächeln auf dem Gesicht“ zu tun. Es geht besonders um unsere Reaktion in angespannten Situationen. Wie reagiere ich, wenn mich jemand verbal angreift? Greife ich zurück an, lasse ich die Situation eskalieren oder trägt meine milde Reaktion zur Deeskalation bei? Vermeide ich dadurch Streitigkeiten?
Paulus sagt, diese Einstellung soll euer Leben bestimmen. Und warum ist das gerade in Philippi so wichtig? Die Gemeinde dort steht unter großem Druck von außen. Wie reagieren sie darauf? Sie haben Streitigkeiten in der Gemeinde – Evodia und Sintyché lassen grüßen, wie es in der letzten Predigt erklärt wurde. Das war Philippi.
Gerade deshalb ist es so wichtig, dass Paulus sagt: Vermeidet Streitigkeiten! Reagiert auch in angespannten Situationen mit Milde. Eure Motivation dafür ist: Der Herr kommt bald wieder, der Herr ist nahe. Deshalb vermeidet Streitigkeiten.
Manche Menschen kann man mit Zitronen vergleichen. Wenn sie unter Druck stehen, reagieren sie sauer. Der Text fordert uns auf, eher wie Zitronen zu sein, die auch unter Druck süß bleiben. Aber die Wahrheit ist: Was in dir drin ist, kommt unter Druck aus dir heraus.
Wenn du momentan in einer Situation bist, in der es ungeklärte Beziehungen und Streit gibt und du damit nicht klarkommst, kann das ein Hinweis darauf sein, dass in deinem Herzen etwas ungeordnet ist. Dann hast du auch keinen inneren Frieden. Dein Herz ist unruhig, weil du ständig ungeklärte Beziehungen in deinem Umfeld hast.
Auf der anderen Seite ist es sehr wichtig, Streitigkeiten zu vermeiden, damit der innere Friede in unserem Herzen erhalten bleibt. Innerer Friede und Bitterkeit passen nicht zusammen. Dort, wo wir Streit haben und ungeklärte Konflikte, finden wir häufig Bitterkeit und Unruhe im Herzen.
Vielleicht fehlt dir momentan der innere Friede. Vielleicht fehlt dir die Ruhe im Herzen, weil du in deinem Leben viele ungeklärte Beziehungen hast. Deswegen bist du so unruhig. Kann es sein, dass das auf dich zutrifft?
Ich weiß, in der letzten Predigt habe ich schon einiges dazu gesagt, deshalb möchte ich das hier nicht weiter ausführen. Aber ich möchte dich trotzdem daran erinnern: Kläre deine Beziehungen, soweit es an dir liegt. Freue dich an Jesus, und aus dieser Freude heraus kannst du auch in Drucksituationen freundlich reagieren.
Wir kommen zum dritten Punkt, und der geht noch einmal so richtig ins Eingemachte: Gib Gott deine Sorgen ab, gib Gott deine Sorgen ab.
In Vers 6 heißt es: „Seid um nichts besorgt, seid um nichts besorgt.“ Also bleibt nicht viel Spielraum, oder? Da passt nichts mehr zwischen: Seid um nichts besorgt. Ähnlich wie Paulus sagt: „Freut euch allezeit“ – hier die nächste absolute Aussage: Seid um nichts besorgt.
Vielleicht denkst du jetzt: „Andre, weißt du was? Das sagt sich so einfach, das hat ganz, ganz wenig mit meinem Alltag zu tun. Das ist doch alles nur Theorie von der Kanzel: Seid um nichts besorgt! Wenn du wüsstest, was ich für Probleme habe!“
Weißt du, Paulus tätigt die Aussage hier auch nicht am grünen Tisch. Das ist das, was ich dir da entgegenhalten möchte. Paulus weiß nicht, ob er lebend aus dem Gefängnis kommt. Das sind existenzielle Fragestellungen, die das ganze Leben betreffen. In dieser Situation ist er.
Und wenn er uns sagt: „Seid um nichts besorgt“, dann sollten wir dem doch zumindest mal Gehör schenken. Dann bedeutet das ja auch, dass ich in meiner Situation, in der ich vielleicht auch existenzielle Ängste habe, da mal weiter zuhören kann: Seid um nichts besorgt.
Warum sollen wir um nichts besorgt sein? Warum? Ich meine, was ist das Problem an unseren Sorgen und an unseren Ängsten? Ich möchte hier nur mal vier Dinge nennen. Ich erhebe nicht den Anspruch, dass das vollständig ist, aber der erste Punkt ist: Die Sorge denkt zu klein von Gott.
Die Sorge denkt zu klein von Gott. Schaut mal, wenn wir uns Sorgen machen, dann glauben wir in dem Moment der Lüge, dass Gott nicht alles in unserem Leben unter Kontrolle hat. Wenn wir uns Sorgen machen, glauben wir der Lüge, dass Gott etwas in unserem Leben entgleiten könnte.
Wir malen uns Szenarien aus – und ich kenne das aus meinem Leben, ihr Lieben, ich halte diese Predigt heute in erster Linie mir selbst. Aber wir malen uns Szenarien aus in unseren Sorgen, und in diesen Szenarien kommt Gott irgendwie nicht vor oder zumindest nur sehr, sehr klein.
Aber die Sorgen zweifeln an Gottes Allmacht. Oder vielleicht zweifeln sie nicht an Gottes Allmacht, aber sie zweifeln an Gottes Güte für mein Leben, daran, dass Gott wirklich gut mit mir meint, dass Gott wirklich gute Gedanken über mein Leben hat. Die Sorge denkt zu klein von Gott.
Und das führt uns zum zweiten Punkt: Die Sorge übersieht, wie sehr Gott an uns denkt.
Guckt mal, Jesus sagt das, und es geht in Matthäus 6 auch um Sorgen. Jesus sagt in Matthäus 6, Vers 26: „Seht die Vögel unter dem Himmel an, sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie?“
Wisst ihr, welche Logik hinter dem Argument von Jesus steckt? Jesus führt hier ein Argument vom Kleineren zum Größeren. Er sagt: Guckt mal, wie Gott sich um die kleinen Vögel kümmert, dann doch erst recht um euch. Ihr seid doch viel kostbarer, ihr seid doch viel wertvoller als die Vögel.
Die Sorge übersieht das, die Sorge übersieht, wie sehr Gott an uns denkt. In 1. Petrus 5, Vers 7 heißt es: „Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“
Stell dir mal vor, du gehst mit jemandem essen ins Restaurant, und auf dem Weg dahin stellst du fest: Ich habe mein Portemonnaie nicht dabei. Du sagst in dem Moment: „Oh, ich habe kein Geld dabei.“ Und der andere sagt dir: „Mach dir keine Sorgen.“
Was meint er damit? Wenn er sagt: „Mach dir keine Sorgen“, meint er doch in dem Kontext: Ich übernehme die Rechnung, oder?
Jetzt stellt euch mal folgendes Szenario vor: Die Rechnung kommt, und der andere sagt: „Ach, das ist jetzt aber echt umständlich. Ich denke, du musst ja noch ein bisschen im Restaurant sitzen bleiben und das Geschirr spülen.“ Du sagst im Moment: „Aber du hast mir doch gesagt, ich soll mir keine Sorgen machen.“
„Ja, aber das meinte ich nicht so, ich wollte einfach, dass du ein schönes emotionales Gefühl hast, während wir hier zusammen essen.“ Leute, das wäre ein mieser Witz, oder? Das wäre ein richtig mieser Witz, und weißt du was? So etwas macht Gott nicht mit dir. Gott macht mit dir keine miesen Witze, macht er nicht.
36 Mal finden wir in der Bibel die Aufforderung „Fürchte dich nicht“ – so häufig wie keine andere Aufforderung in der Bibel. Das ist die häufigste Aufforderung: Fürchte dich nicht – für jeden Tag in deinem Leben, auch im Schaltjahr.
Wenn Gott das sagt, dann meint er damit doch auch: Ich kümmere mich um dich. Dann sagt Gott doch nicht nur: „Ach, ich will einfach, dass du so ein bisschen durch den Tag kommst und dich dabei gut fühlst, deswegen mach dir mal keine Sorgen.“
Wenn Gott sagt: „Sorg dich um nichts“, dann sagt Gott: Ich übernehme die Rechnung. Dann sagt Gott: Ich helfe dir.
Und ich möchte dir das wirklich ans Herz legen: Wenn du in die nächste Woche gehst, und vielleicht hast du momentan echt ein Problem, dann nimm das bitte aus dem Gottesdienst heute mit: Sorgen übersehen, wie sehr Gott an dich denkt. Deswegen mach dir keine Sorgen.
Es gibt eine dritte Wahrheit über die Sorgen: Die Sorge beschäftigt sich zu viel mit sich selbst.
Sorgen können daher rühren, dass wir uns zu viele Gedanken über uns machen. Wir denken in dem Moment nicht nur klein von Gott, wir denken auch sehr groß von uns. Wir denken: Wenn wir uns wichtig sind, machen wir uns Sorgen über uns; wenn wir uns nicht wichtig sind, machen wir uns weniger Sorgen über uns.
Paulus sagt in Apostelgeschichte 20: „Ich achte mein Leben nicht der Rede wert.“ Es geht nicht um mein Leben. Das sagt er übrigens auch im Philipperbrief: „Mein Leben ist Christus.“ Und deswegen hatte Paulus auch nie Sorgen – also jetzt, selbst in so einer Gefängnissituation.
Er hatte schon mal Sorgen und auch Kämpfe, das will ich hier auch nicht unerwähnt lassen, aber er ist immer wieder dahingekommen, dass er gesagt hat: „Gott, ich vertraue dir mein Leben an, weil es nicht um mich geht.“
Kann es sein, dass du manchmal deswegen so viele Sorgen hast, weil du so viel an dich denkst, weil du dir so wichtig bist?
Die vierte Wahrheit geht in eine ähnliche Richtung: Die Sorge offenbart die Dinge, die uns am wichtigsten sind.
Jady Greer, ein Pastor aus Amerika, den ich sehr schätze, sagt dazu: „Die meisten von uns betrachten Angst als eine Emotion, die ganz natürlich aus der Ungewissheit des Lebens entsteht – so nach dem Motto: Ist halt so, wir alle haben schon mal Ängste.“
Aber Jesus sagt, dass es eine Emotion ist, die eng mit unseren tiefsten Wünschen verbunden ist. Wir machen uns am meisten Sorgen darüber, was wir am meisten lieben.
Denkt da mal drüber nach. Ich denke, es macht Sinn. Warum machen wir uns so viele Sorgen um unsere Gesundheit? Weil uns unsere Gesundheit wichtig ist. Warum haben wir vielleicht Geldsorgen und machen uns so viele Sorgen um Geld? Weil uns Geld wichtig ist.
Das, was uns wichtig ist, darüber machen wir uns Sorgen. Und Sorgen und Ängste entstehen eben häufig – ich sage nicht immer, aber häufig – dort, wo wir Angst haben, etwas zu verlieren, was uns wichtig ist.
Jetzt habe ich einiges zum Wesen der Sorgen gesagt und zu ihrer möglichen Herkunft, aber ich möchte dich jetzt auch mal ganz persönlich fragen: Was hast du momentan für Sorgen?
Wissta ihr, wenn wir alle Sorgen – ich meine, ich glaube, wir haben so ziemlich alle hier Sorgen oder kennen Sorgen aus ihrem Leben – wenn wir das jetzt mal für alle sichtbar machen könnten und uns das mal anschauen könnten: Welche Sorgen werden hier im Raum vertreten?
Der eine hat Geldsorgen und sagt: „Ich weiß nicht, wie ich meine Familie durchbringen soll. Ich habe nicht die Möglichkeit, Geld anzusparen. Wir leben von der Hand in den Mund. Was ist, wenn das Auto kaputt geht? Dann haben wir ein echtes finanzielles Problem. Oder die Heizung.“ Das wären Geldsorgen.
Dann ist der eine oder andere hier im Raum vielleicht ängstlich und besorgt, weil er einsam ist, und der Gedanke, im Alter allein zu sein, ruft in dir heftigste Emotionen hervor. Du willst nicht einsam sein – das sind Ängste.
Dann gibt es diejenigen, die sich Sorgen machen wegen des Coronavirus und den wirtschaftlichen Auswirkungen. Andere sind so besorgt darüber, ob sie bei Menschen gut ankommen und was Menschen über sie denken. Wie komme ich bei den anderen an? Lehnen sie mich ab oder geben sie mir Komplimente?
Einige haben Angst und Sorgen, zum Arzt zu gehen, manchmal völlig unberechtigt, aber es könnte ja plötzlich eine Verdachtsdiagnose im Raum stehen. Andere haben Sorgen, dass sie die Kontrolle über ihr eigenes Leben verlieren.
Singles haben Sorge, den richtigen Partner zu finden. Dann können uns ja auch noch politische und gesellschaftliche Sorgen echt lähmen: neue Gesetzentwürfe, die im Raum stehen, der wachsende Druck auf evangelikale Christen in Deutschland.
Ich weiß nicht, wo du dich wiederfindest. Vielleicht habe ich deine Sorge nicht erwähnt. Aber manchmal fühlen wir uns echt gelähmt vor Sorgen.
Wissta ihr, was Burgeon dazu gesagt hat? „Angst nimmt dir nicht deine Sorgen von morgen, sondern nur deine Stärke von heute.“ Angst nimmt dir nicht deine Sorgen von morgen, aber nur deine Stärke von heute.
Und ich möchte dich heute einladen, in dieser Predigt heute, in diesem Gottesdienst, deine Sorgen noch einmal ganz bewusst Gott abzugeben.
Wie kann das geschehen? Komm, wir lesen den Vers mal weiter. Da heißt es in Vers 6: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden.“
Anstatt dass wir uns mit den Sorgen beschäftigen, sollen wir sie abgeben. Und zwar hier heißt es: im Gebet. Wir sollen Gott unsere Sorgen kundtun durch Gebet und Flehen.
Ich meine, hier geht es nicht um auswendig gelernte Phrasen. Hier geht es um Flehen, um spezifische Anliegen, die wir vor Gott bringen und immer wieder vor Gott bringen.
Ich habe vor einiger Zeit mal Nick Ripken kennengelernt. Er hat das Buch „Gottes unfassbare Wege“ geschrieben. Er war in Somalia, hat viele verfolgte Christen besucht und mit ihnen gesprochen. Ich habe ihn auf der Konferenz gehört, und er sagte: „Wisst ihr was, ich mache nicht immer stille Zeit.“ Wir haben uns erst mal gewundert: „Okay, Prediger macht nicht immer stille Zeit?“ Er sagt: „Manchmal mache ich laute Zeit mit Gott. Meine Frau macht stille Zeit und notiert sich dann alles im Kalender. Ich gehe raus in den Wald und mache laute Zeit mit Gott.“
Aber darum genau geht es doch auch: dass wir unsere Anliegen mit Flehen vor Gott kundtun.
Und dann, was passiert dann? Dann sollen wir die Danksagung nicht vergessen. Das Danken vergegenwärtigt uns, was Gott alles schon in unserem Leben getan hat. Und die Erfahrungen mit Gott in der Vergangenheit geben uns Zuversicht für die Ungewissheit in der Zukunft, weil Gott das ja schon getan hat. Und das vergegenwärtigen wir uns, wenn wir ihm danken.
Aber ich glaube, hier geht es auch um das Danken, dass wir am Ende des Gebets beim Flehen es Gott abgeben und ihm schon mal danken: „Herr, danke, es ist bei dir sicher, du wirst dich um mich kümmern.“
Als ich 2017 im Krankenhaus war – ich habe die Situation hier schon mal erzählt, ich möchte sie auch nicht zu häufig erzählen – aber ich musste noch mal daran denken in der Vorbereitung: Da stand ja ein Tumorverdacht in der Lungengegend bei mir im Raum.
Ich wurde dann zum Arzt reingerufen, und er hat sich das CT vom letzten Jahr und das CT von diesem Jahr angeschaut, und er sagt mir: „Herr Theus, warum kommen Sie dann erst jetzt?“ Ich dachte: „Oh, ich dachte, das wäre gutartig.“
„Ja, das Ding ist gewachsen.“ Leute, ich kann euch sagen: Es hat mich in dem Moment umgehauen.
Was habe ich gemacht? Ich bin rausgegangen, ins Gebet. Und das geht nicht in fünf Minuten. So etwas hast du nicht in fünf Minuten mit Gott geklärt. Da gehst du zwanzig, dreißig Minuten beten und flehen, und irgendwann fängst du an zu danken.
Und was passiert dann? Dann passiert genau das, was Vers 7 sagt: „Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus.“
Ihr Lieben, das ist eine Verheißung. Das ist eine Verheißung, die geschieht nicht auf Knopfdruck, Amen gesagt, bum, Friede da – so nicht. Aber es ist dennoch eine Verheißung, auf die wir bauen können.
Wenn wir unsere Gedanken abgeben, will Gott uns früher oder später einen Frieden schenken. Es ist sein Friede, und deswegen übersteigt er den menschlichen Verstand. Den kannst du menschlich nicht erklären.
Und dieser Frieden bewahrt dein Inneres, Gedanken und Herzen – damit ist unser Innenleben gemeint. Er bewahrt unsere Gedanken in Christus.
Und wenn du dann in den OP geschoben wirst und die OP-Schwestern sich wundern über den niedrigen Puls, obwohl du keine Beruhigungspillen genommen hast – das ist der Friede Gottes, der in dem Moment übernatürlich auf dir liegt.
Ich möchte dich ermutigen, deine Sorgen Gott abzugeben.
Jady Greer sagt: „Die Antwort auf die Sorge ist kein störungsfreies Leben oder eine unverwundbare Zukunft, sondern eine Beziehung zu dem Gott, der die Zeit kontrolliert und verspricht, dass ohne sein Wissen und ohne sein Erlaubnis kein Haar von deinem Kopf fällt.“
Ihr Lieben, das ist der Gott, an den wir glauben. Das ist der Gott, an den wir glauben.
Und ich möchte dich einladen, heute diesem Gott noch einmal neu dein Vertrauen zu geben in deiner Situation.
Wir werden am Ende nach der Predigt einige Lieder singen, und du kannst das auch öffentlich machen und zum Kreuz kommen oder mit jemandem beten hier, und dass du sagst: „Jesus, ich möchte dir noch mal ganz vertrauen. Ich möchte meine Sorgen, die mich jetzt wochenlang so beschäftigt haben, ich gebe sie dir ab, weil ich darauf vertraue, was da steht, dass dann der Friede Gottes über mich kommt und mein Herz und meine Gedanken regiert.“
Gottes Rezept gegen innere Unruhe – wir kommen zum vierten Punkt: Sei diszipliniert und lenke deine Gedanken auf das Gute.
Ich lese Vers 8: „Übrigens, Brüder, alles, was wahr ist, alles, was ehrbar ist, alles, was gerecht ist, alles, was rein ist, alles, was liebenswert ist, alles, was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend gibt und wenn es irgendein Lob gibt, das erwägt.“ Die Neue Genfer Übersetzung gibt das sehr gut wieder.
Es geht hier darum, dass wir unsere Gedanken auf die Dinge richten, die hier aufgezählt werden. Ob wir inneren Frieden empfinden oder innere Unruhe, hängt häufig sehr stark davon ab, womit wir uns gedanklich beschäftigen.
Unsere innere Unruhe ist eigentlich immer ein Produkt unserer Gedanken. Wir bauen Gedankengebäude auf – kennt ihr das? Ein Gedanke, dann kommt der nächste dazu, und dann geben wir dem Ganzen auch noch eine Rechtfertigung, ein falsches Fundament. Plötzlich macht dieses Schreckensszenario alles Sinn.
Ich kenne das aus meinem Leben, ihr vielleicht auch. Wir bauen uns Gedankengebäude auf, die völlig falsch sind, weil sie auf einem falschen Grund stehen. So etwas kann passieren.
Wisst ihr, was uns die Welt manchmal sagen möchte? Dass du deine Gedanken nicht kontrollieren kannst. Du bist Opfer, Knecht deiner Gedanken. Wenn du diese Gedanken hast, dann hängt das mit deiner Vergangenheit zusammen. Da kommst du jetzt auch nicht mehr raus, du brauchst Medikamente.
Wenn ich sage, dass im Zweifel vielleicht wirklich auch mal Medikamente nötig sind, will ich nicht grundsätzlich dagegen sprechen. Versteht mich nicht falsch. Ich will einfach nur sagen: Die Bibel geht davon aus, dass wir unsere Gedanken steuern können. Und das ist total befreiend, finde ich.
Dann bin ich nicht nur Opfer meiner Gedanken, sondern kann sie aktiv steuern. Paulus sagt, worauf wir unsere Gedanken richten sollen. Er sagt auch, wir sollen unsere Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam Christi.
Worauf sollen wir unsere Gedanken richten? Auf das Gute. Paulus sagt: Richte deine Gedanken auf das, was wahr ist – glaube nicht den Lügen, sondern der Wahrheit. Richte deine Gedanken auf das, was ehrbar ist – also keine schändlichen Gedanken, sondern Gedanken, die Respekt verdienen, wenn wir sie an der Wand sehen könnten.
Richte deine Gedanken auf das, was gerecht ist – auf das, was dem Maßstab Gottes entspricht. Richte deine Gedanken auf das, was rein ist – halte deine Gedanken fern von sexuell unmoralischen Gedanken.
Richte deine Gedanken auf das, was rein ist. Hier geht es aber auch um reine Motive, nicht nur um sexuelle Reinheit. Ich denke, es geht allgemein um Aufrichtigkeit in unseren Gedanken.
Paulus sagt: Denke liebenswerte Gedanken. Das heißt Gedanken, die man schnell lieben kann, wenn man sie aussprechen würde, weil sie so gut sind.
Richte deine Gedanken auf das, was wohllautend ist – Gedanken, die sich gut anhören, wenn man sie ausspricht.
Am Ende fasst Paulus das noch einmal zusammen und sagt: Es geht um tugendhafte Gedanken und Gedanken, die lobenswert sind. Es sind Gedanken, die Gottes Gedanken widerspiegeln.
Ich habe ein gutes Zitat gehört: „Lass die Gedanken deines Herrn Herr deiner Gedanken sein.“
Wie kann das praktisch aussehen? Wenn du dir viele Gedanken über deine Einsamkeit machst, lenke deine Gedanken vielmehr darauf, wie du anderen Menschen helfen kannst. Denke deine Gedanken weg von deiner Einsamkeit und lenke sie darauf, wie du anderen ein Segen sein kannst.
Wenn du als Ehemann mit unreinen, sexuellen Gedanken zu kämpfen hast, lege sie vor das Kreuz. Mach dir umso mehr Gedanken darüber, wie du deiner Frau in der nächsten Woche wirklich ein Segen sein kannst. Denke in dieser Kategorie. Das kannst du steuern.
Lenke deine Gedanken darauf. Das sind Gedanken, die liebenswert und kostbar sind.
Jemand hat mal gesagt: „Achte auf deine Gedanken, sie werden zu Worten. Achte auf deine Worte, sie werden zu Handlungen. Achte auf deine Handlungen, sie werden zu Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, sie werden zum Charakter.“ Aber es beginnt alles mit unseren Gedanken.
Der geistliche Kampf ist ein Kampf um unsere Gedanken, hundertprozentig. Und das, womit wir uns am meisten beschäftigen, beeinflusst unsere Gedanken am stärksten.
Weißt du, wenn du pro Woche zwanzig Serien guckst, wird das deine Gedankenwelt auf jeden Fall beeinflussen. Wenn du dir pro Woche zwanzig Predigten anhörst, wird das auch deine Gedanken beeinflussen. Wenn du pro Woche zwanzig Stunden Spiele zockst, wird das deine Gedankenwelt beeinflussen.
Wenn du pro Woche zwanzig Kapitel in der Bibel liest, wird das auch deine Gedankenwelt beeinflussen.
Wir können unsere Gedanken mehr beeinflussen, als wir denken.
Ich möchte dich ermutigen mit diesem Bibelvers: Sei diszipliniert und lenke deine Gedanken auf das Gute.
Damit kommen wir zum letzten Punkt der heutigen Predigt: Sei aktiv. Lebe deinen Glauben in der Praxis.
Vers 9: „Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut, und der Gott des Friedens wird bei euch sein.“
Es ist die letzte Aufforderung, die Paulus hier den Philippern vor den Grüßen mitgibt. Er sagt: „Wisst ihr was, ihr lieben Philipper, ihr habt gelernt, ihr habt empfangen, ihr habt gehört. Ich habe euch ganz viel Lehre mitgegeben. Ihr habt aber auch gesehen, wie ich gelebt habe. Ihr habt einiges an mir gesehen, ihr habt mein Vorbild gesehen, ihr habt meinen Eifer fürs Evangelium gesehen, ihr habt meine Hingabe an Christus gesehen. Ihr habt gesehen, wie ich im Gefängnis mit Silas zusammen reagiert habe in der Notsituation.“
Das ist alles auf die Gnade Gottes zurückzuführen, aber ahmt dem nach, was ihr an mir gesehen habt, das tut! Für Paulus gab es immer nur die Flucht nach vorne. Ein Problem – und ich habe den Eindruck, er ist nie groß resigniert hängen geblieben. Für ihn gab es immer nur die Flucht nach vorne, nicht den Rückzug ins Schneckenhaus. Aktiv, Vollgas, jetzt erst recht!
Er sagt: „Ich vermag alles durch den, der mich stark macht.“ Und jetzt seid ihr, Philipper, dran, Schritte zu gehen.
Am Ende sagt Paulus: „Und dann wird der Gott des Friedens bei euch sein.“ Ich finde es interessant, dass diese Verheißung des göttlichen Beistandes häufig an eine Aufforderung, aktiv zu werden, geknüpft ist.
Wir haben das in Matthäus 28 genauso: „Geht hin, macht zu Jüngern, und siehe, ich bin bei euch.“ Hier das Gleiche: Macht das doch einfach! Lebt euren Glauben. Zieht euch jetzt nicht in der Problemsituation in euer Schneckenhaus zurück. Geht, lebt es aus! Glaube ist praktisch. Geht Vertrauenschritte! Mit anderen Worten: Steigt doch mal aus dem Boot aus und geht auf dem Wasser! Dann werdet ihr merken, dass Jesus da ist in eurem Leben.
Vielleicht ist das deine Situation heute: Du weißt so viel von Gott, aber du erlebst nichts mehr mit ihm. Das kann frustrieren. Das kann dich dazu führen, dass du an Gott zweifelst: Ist er denn wirklich real? Ich erlebe ihn nicht.
Vielleicht ist das genau der Ratschlag für dich: Steig doch aus dem Boot der Bequemlichkeit aus oder aus dem Schneckenhaus, in das du dich ängstlich zurückgezogen hast. Geh Glaubensschritte mit dem Herrn. Steig aus, geh auf Wasser! Da wirst du seinen Frieden erleben – aber sowas von! Er wird bei dir sein, und er wird dir neue Freude schenken und einen inneren Frieden.
Vielleicht muss der ein oder andere heute Morgen seine Beziehung zu Gott neu ordnen. Vielleicht ist es Sünde in deinem Leben, wodurch du so viel Unfrieden hast. Vielleicht sind es ungeklärte Beziehungen, vielleicht sind es Dinge, die dein Gewissen sehr belasten – vielleicht zu Recht.
Vielleicht hast du aber auch inneren Unfrieden, weil du dein Leben noch nie Jesus anvertraut hast. Weißt du, du brauchst einen inneren Halt, und den wünsche ich dir wirklich. Du brauchst einen inneren Halt im Leben. Der Mensch wird nie innere Ruhe in sich selbst finden, durch sich selbst. Ein Halt muss immer außerhalb von uns sein.
Dieser Halt in deinem Leben möchte Jesus für dich sein. Und ich möchte dich heute auch einladen: Wenn du diesen inneren Frieden nicht hast, weil du Jesus nicht in deinem Leben hast, dann kannst du die Entscheidung heute treffen. Du kannst zu ihm kommen, ihm deine Sünden bekennen, und er vergibt gerne. Er kommt in dein Leben, und er möchte dich durch das Leben begleiten.
Wir möchten jetzt einige Lieder singen. Joni, darf ich dich schon mal nach vorne bitten?
Im ersten Lied geht es darum: Lege deine Sorgen nieder. Das ist eine Einladung an dich. Wir werden hier mit einigen Gesprächspartnern vorne stehen. Wenn du mit jemandem zusammen beten möchtest, kannst du einfach während des Liedes, während wir singen, nach vorne kommen und deine Sorgen niederlegen.
Im zweiten Lied geht es darum: In Christus ist mein ganzer Halt. Wenn du diesen Halt nicht hast in deinem Leben, möchte Christus das sein.
Da möchte ich dich einladen, auch heute die Entscheidung für ihn zu treffen, dass du ihm dein Leben übergibst und dass er mit seinem Frieden in dein Leben kommt.
Lass uns gemeinsam dazu aufstehen, und wer möchte, kann gerne nach vorne kommen zum Gebet.