Einführung in die messianischen Psalmen und Psalm 16
Wir kommen jetzt in der Reihe der messianischen Psalmen zu Psalm 16. Bisher hatten wir die Psalmen 2 und 8 betrachtet – Psalmen, die im Neuen Testament ausdrücklich auf Christus, den Messias, bezogen werden. So ist es auch bei Psalm 16 der Fall.
Wir lesen den ganzen Psalm zunächst durch. Wer liest Psalm 16, Vers 1?
Bewahre mich, Gott, denn ich berge mich bei dir.
Ich habe zum Herrn gesagt: Du bist mein Herr; es gibt kein Glück für mich außer dir.
An den Heiligen auf der Erde ist all mein Wohlgefallen.
Teilreich sind die Schnüre derer, die einem anderen Gott nachlaufen.
Ich werde ihre Krankopfer vom Blut nicht spenden und ihren Namen nicht auf meinen Lippen nehmen.
Der Herr ist das Teil meines Erbes und mein Becher; du bist es, der mein Los festlegt.
Die Messschnüre sind mir gefallen auf liebliches Land, ja, mein Erbteil gefällt mir.
Ich preise den Herrn, der mich beraten hat; selbst des Nachts unterweisen mich meine Nieren.
Ich habe den Herrn stets vor Augen; weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken.
Darum freut sich mein Herz und verlockt meine Seele, auch mein Fleisch wird in Sicherheit ruhen.
Denn meine Seele wirst du dem Scheol nicht lassen, wirst nicht zugeben, dass dein Frommer die Grube sehe.
Du wirst mir kundtun den Weg des Lebens; Fülle von Freude ist vor meinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar.
Die messianische Bedeutung von Psalm 16 im Neuen Testament
In Psalm 2 wurde die Menschwerdung des Messias dargestellt, wo Gott zu seinem Sohn sagt: "Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt."
In Psalm 8 ging es um den Tod des Messias. Dort heißt es: "Du hast ihn für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt." Wie wir im Hebräerbrief Kapitel 2 sehen, bezieht sich das auf die Erniedrigung, die dadurch entstand, dass der Herr Jesus gestorben ist. Engel sterben nicht. Deshalb wurde der Sohn Gottes als Mensch für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt, weil er in den Tod gegangen ist.
Psalm 16 ist der Psalm der Auferstehung im christlichen Verständnis. So sehen wir eine interessante Abfolge in diesen messianischen Psalmen, die ausdrücklich im Neuen Testament auf den Messias bezogen werden: Psalm 2 beschreibt die Geburt, Psalm 8 den Tod und Psalm 16 die Auferstehung.
Schlagen wir auf Apostelgeschichte 2 auf. Dort finden wir die Evangelisationspredigt von Petrus am Pfingsttag. Petrus spricht über die Verwerfung und Kreuzigung Jesu, die einige Wochen zuvor stattgefunden hatte. In Apostelgeschichte 2,23-28 heißt es:
"Aber Jesus wurde durch Verrat an euch ausgeliefert, und ihr habt ihn mit Hilfe der ungläubigen Römer ans Kreuz genagelt und umgebracht. Doch genauso war es von Gott vorausbestimmt. Diesen Jesus hat Gott auferweckt und er hat mit der Macht des Todes gebrochen. Wie hätte auch der Tod über ihn Gewalt behalten können? David sprach schon von Jesus, als er sagte: Ich sehe immer auf den Herrn, er steht mir zur Seite, damit ich nicht falle. Darüber freue ich mich so sehr, dass ich es nicht für mich behalten kann. Selbst wenn ich sterbe, hoffe ich auf dich, Herr, denn du wirst mich nicht dem Tod und der Verwesung überlassen. Ich gehöre ja zu dir. Du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt, du beschenkst mich mit Freude, denn du bist bei mir."
Liebe Brüder, was hier in den Versen 25 bis 28 steht, wird wörtlich aus Psalm 16 zitiert. Nun folgt die Auslegung, wir können sie als die Auslegung des Heiligen Geistes bezeichnen.
Dann wird weiter ausgeführt:
"Brüder, es sei erlaubt, mit Freimütigkeit zu euch zu reden über den Patriarchen David. Er ist sowohl gestorben als auch begraben, und sein Grab ist unter euch bis auf diesen Tag. Da er nun ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid geschworen hatte, von der Frucht seiner Lenden auf seinen Thron zu setzen, hat er voraussehend von der Auferstehung des Christus gesprochen. Er sagte, dass dieser nicht im Hades zurückgelassen worden ist, noch sein Fleisch die Verwesung gesehen hat. Diesen Jesus hat Gott auferweckt, wovon wir alle Zeugen sind. Nachdem er nun durch die Rechte Gottes erhöht worden ist und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfangen hat, hat er diesen ausgegossen, was ihr seht und hört."
So weit die Auslegung.
Die Autorenschaft des Psalms und seine prophetische Bedeutung
Es ist klar, wer den Psalm geschrieben hat: David selbst. Das wird in der Überschrift zum Bibeltext von Psalm 16, einem Gedicht von David, ausdrücklich bezeugt.
Allerdings stellt sich bei den Psalmen die Frage, ob sie immer vom Autor selbst sprechen oder nicht. In manchen Psalmen wird ganz deutlich bezeugt, dass David seine eigenen Erfahrungen beschreibt. Das ist jedoch nicht zwingend immer so, und hier ist es ganz eindeutig nicht der Fall.
Petrus argumentiert nämlich folgendermaßen: Der Psalmist sagt, dass Gott seine Seele nicht im Totenreich zurücklassen und nicht zulassen werde, dass ein Frommer die Verwesung sehe. Damit meint Petrus, dass das Grab von David bis zum heutigen Tag unter uns ist. Für uns alle ist klar, dass David gestorben ist und auch verwest ist. Damals war Davids Grab noch identifizierbar, heute jedoch nicht mehr.
Wer nach Jerusalem reist, findet auf dem Südwesthügel der Altstadt das sogenannte Kever David, das Grab Davids, in einer Synagoge. Diese Synagoge geht in ihrer Bauweise auf das erste Jahrhundert zurück. Dort wird das Grab als leer bezeichnet, was jedoch falsch ist.
Erstens ist diese Identifikation aus viel späterer Zeit. Der Hügel, auf dem sich diese Synagoge befindet, ist nicht der biblische Berg Zion, auf dem das ursprüngliche Grab Davids lag. Die Bezeichnung für diesen Hügel entstand erst nachbiblisch, die älteste Quelle dafür datiert etwa auf das Jahr 100 nach Christus.
Der biblische Berg Zion ist jedoch immer der Tempelberg. Das heißt: Der biblische Zion ist der Tempelberg. Auf diesem nachbiblischen Zion steht die erwähnte Synagoge, die offenbar eine christliche Synagoge aus dem ersten Jahrhundert ist.
Es ist nämlich so, dass Synagogen weltweit mit ihrem Toraschrein, also dem Ort, an dem die Tora aufbewahrt wird, auf Jerusalem ausgerichtet sind – und zwar auf den Tempelberg, den biblischen Berg Zion. Alle Synagogen sind also auf diesen Berg ausgerichtet.
Wenn man jedoch bei dieser Synagoge eine Linie zieht, trifft sie nicht den Tempelberg, sondern Golgatha – und zwar das Golgatha in der Grabeskirche. Das ist ein überraschendes Argument dafür, dass die Grabeskirche, obwohl sie heute ein Ort ist, der für manche Christen kaum auszuhalten ist, doch der richtige Ort sein könnte.
Die Mutter von Kaiser Konstantin, Helena, kam im vierten Jahrhundert nach Jerusalem und ließ diesen Ort ausgraben. Ursprünglich war es das Forum, das Kaiser Hadrian um 135 nach Christus bauen ließ. Beim Ausgraben fand sie einen römischen Tempel, wahrscheinlich einen Venustempel, der direkt über einem ausgedienten Steinbruch errichtet worden war – genau dort, wo die Römer gekreuzigt hatten.
Dieser Bau geht auf Kaiser Hadrian zurück, der nach dem zweiten jüdischen Aufstand die Juden ärgern wollte, wo immer es möglich war. Deshalb ließ er auf dem Tempelplatz einen Jupiter-Tempel errichten. Auf Bethesda, dem Ort, an dem nach Johannes 5 geheilt wurde, baute er einen Eskulap-Tempel – den Gott der Medizin. In Bethlehem, dort, wo man damals noch wusste, in welcher Hirtenhöhle die Geburt Jesu stattfand, ließ er einen Adonistempel errichten. Über Golgatha ließ er offenbar einen Venustempel bauen, um all diese heiligen Orte zu schänden.
In dem Steinbruch, wo heute die Grabeskirche steht, wurde sogar ein Steinring gefunden, der typisch für die römische Methode war, Kreuze zu befestigen. Das bestätigt, dass dies tatsächlich ein Ort der Kreuzigung war.
Die Synagoge macht deutlich, dass dies der Ort von Golgatha war – und das wussten auch die Christen des ersten Jahrhunderts. Denn diese christliche oder messianisch-jüdische Synagoge stammt aus dem ersten Jahrhundert.
Heute findet man dort das sogenannte Grab Davids, das Kever David. Das hat jedoch nichts mit der Authentizität des Ortes zu tun.
Wo lag das ursprüngliche Grab Davids? Das wissen wir heute.
Die Lage des ursprünglichen Davidsgrabes und seine Bedeutung
Ja, wo wurden die Könige aus der Linie Davids begraben? Das steht ja immer in den Büchern der Könige und der Chroniken. David selbst wurde in der Stadt Davids, in der Ir-David, begraben. Die Stadt Davids, Ir-David, befindet sich am Südabhang des Tempelbergs.
Der Tempelberg, auch Zobers genannt, ist der Ort, an dem heute die Moscheen stehen. Wenn man von dort weiter hinuntergeht, kommt man zu einem Bereich, der heute gründlich ausgegraben wurde. Dieser Abschnitt heißt Ophel. Das ist eben der direkte Abhang unterhalb des Tempelplatzes, der Ophel, welcher auch in der Bibel erwähnt wird.
Anschließend, für diejenigen, die sich das vorstellen können, geht es in Jerusalem auf der anderen Straßenseite weiter hinunter bis zum Fuß des Berges. Dort verläuft die Ir-David, die Davidstraße. Vor einigen Monaten wurde ganz oben in der Ir-David der Davidspalast ausgegraben.
Wenn man von dort weiter hinunter in Richtung Siluateich geht, kommt man zu einem Steinbruch. Dieser war eindeutig ein Ort der Begräbnisse, mit in den Felsen gehauenen Gräbern. Die Römer haben diesen Ort später zerstört, indem sie ihn als Steinbruch genutzt haben. Deshalb sind die Gräber heute leer. Dennoch ist noch erkennbar, wo die Königsgräber in der Davidstadt lagen.
Heute, durch diese römischen Zerstörungen, ist dort nichts mehr zu finden. Aber zur Zeit von Pfingsten konnte Petrus noch sagen: "Es sei mir erlaubt, freimütig zu euch zu reden, von dem Stammvater David. Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist unter uns bis zu diesem Tag." (Apostelgeschichte 2,29)
Damit war klar: David hat die Verwesung gesehen. Jeder hätte sich damals davon überzeugen können. In dem Grab sind nur noch Knochen, David ist nicht mehr da. Die Verheißung „Du wirst nicht zulassen, dass dein Frommer die Verwesung sieht“ kann sich also nicht auf David beziehen.
Petrus erklärt dann weiter, dass David ein Prophet war. In diesem Psalm wollte er nicht einfach nur seine eigenen Erfahrungen beschreiben. Als Prophet hat er voraussehend die Auferstehung des Messias beschrieben.
Er sagt in Vers 31: „Vorausehend hat er von der Auferstehung des Christus geredet, dass er weder im Hades zurückgelassen worden ist, noch sein Fleisch die Verwesung gesehen hat.“
Das konnten die Apostel bezeugen. Christus ist am Kreuz gestorben und hat nicht die Verwesung gesehen.
Der Tod und die Auferstehung Jesu im biblischen Kontext
Was ist der deutlichste Beweis dafür, dass er wirklich gestorben ist? Es gibt ja Leute, die sagen, er sei nur scheintot gewesen.
Der klare, medizinische Beweis des Todes ist Wasser und Blut. In Johannes 19 wird beschrieben, wie ein römischer Soldat die Seite Jesu geöffnet hat. Dabei trennten sich bereits die schweren Bestandteile des Blutes, das Rote, von der Flüssigkeit. Wasser und Blut traten deutlich hervor. Das zeigt, dass das Blut nicht mehr zirkulierte. Die Blutsenkung ist eingetreten – das ist der eindeutige Beweis des Todes.
Jesus war drei Tage tot: Freitag, Samstag und Sonntag. Danach ist er wieder auferstanden, ohne die Verwesung zu sehen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Gott die Schändung seines Sohnes bis in den Tod zugelassen hat. Doch das Letzte war der Speerstich in die Seite des Herrn. Danach ließ Gott nichts mehr zu.
Normalerweise wurden Verbrecher irgendwo verscharrt oder sogar im Hinnomtal beerdigt. Das Hinnomtal ist ein Seitental, das sich ins Kidrontal bei der Davidstadt trifft. Dort gab es eine Verbrennungsanlage, in der man die Toten einfach verbrennen konnte.
Schon Jesaja hat vorausgesagt, dass man Jesu Grab bei Gesetzlosen bestimmen würde. In Jesaja 53,9 heißt es: „Man gab ihm bei Gottlosen sein Grab, aber bei einem Reichen war er in seinem Tod, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund war.“
Das bedeutet, man hatte für Jesus ein minderwertiges Grab oder sogar die Schändung durch Verbrennung vorgesehen. Doch tatsächlich war er in einem Grab bei einem Reichen, nämlich Joseph von Arimathia, der einer der höchsten Würdenträger in Israel war.
Joseph von Arimathia und die Bestattung Jesu
Nicht im Sanhedrin, wie oft angenommen wird. Von Joseph wird gesagt, er war ein—ich gebe nur schnell die Stelle an, die man für sich notieren kann—Lukas 23,50: „Ein Mann mit Namen Joseph, der ein Ratsherr war.“
Dieser Ausdruck im Griechischen bezeichnet jedoch nicht ein Mitglied des Sanhedrins, des obersten Gerichtshofs, der aus 70 Männern unter dem Hohenpriester bestand. Vielmehr war es eine Gruppe von etwa zehn Priestern, die direkt unter dem Hohenpriester standen.
Im Tempel gab es sogar eine spezielle Kammer im Innenhof, die „Kammer der Ratsherren“ genannt wurde. Dort nahm Joseph an Sitzungen teil. Er war also einer der höchsten Priester, direkt unter dem Hohenpriester.
Joseph von Arimathia war zum Glauben an den Messias Jesus gekommen und stellte sein eigenes, aus dem Felsen gehauenes Grab dem Herrn zur Verfügung. Dieses Grab war unbenutzt, das heißt, dort hatte noch nie jemand gelegen, und es war frei von jeglichem Verwesungsgeruch.
In diesem Grab wurde der Leib Jesu bestattet. Jüngerinnen Jesu hatten nach jüdischer Sitte wohlriechende Gewürze vorbereitet, um den Leib einzubalsamieren. Da das Begräbnis jedoch kurz vor dem Sabbat stattfand, nämlich am späten Freitagnachmittag, konnten sie diese Arbeit nicht mehr ausführen.
Der Sabbat begann um sechs Uhr, und deshalb mussten sie warten, um die Einbalsamierung nach dem Sabbat, also am Sonntag, durchführen zu können. Als sie dann am Sonntag zum Grab kamen, war der Herr bereits auferstanden.
Die Bedeutung der Spätzereien und die jüdische Bestattungstradition
Zuerst müssen wir klären, warum im Judentum damals diese Spätzerien angewendet wurden, um den ganzen Zusammenhang zu verstehen. Der Grund war, dass man immer wieder in die Grabeshöhlen gehen musste, um den Geruch zu neutralisieren.
Es hatte also nichts mit Einbalsamierung wie bei den Pharaonen zu tun, die die Verwesung verhindern sollte. Es ging nicht darum, die Verwesung zu stoppen, sondern lediglich um die Geruchsbekämpfung.
Wer es sich leisten konnte, ließ sich damals, vor etwa zweitausend Jahren, in Grabeshöhlen bestatten. Üblicherweise gab es dort eine Steinbank, auf der der Tote aufgelegt wurde. Danach wurde er einbalsamiert und dann ließ man ihn etwa ein Jahr lang verwesen.
Die Spätzerien verhinderten also nicht die Verwesung. Sie dämpften lediglich den üblen Geruch ein wenig, da man ja immer wieder in die Grabkammer hineingehen musste. Wenn die Verwesung vollständig abgeschlossen war, sammelte man die Knochen zusammen und legte sie in eine kleine steinerne Box.
In den Felswänden gab es dafür kleine Nischen, in die man diese Boxen hineinschob. So konnte man eine ganze Familie oder Verwandtschaft in einem Felsengrab unterbringen.
Vergleich zur ägyptischen Bestattung und der Bedeutung des Körpers
Übrigens, warum hat man die Pharaonen mumifiziert? Was war der Gedanke dahinter? Die Pharaonen sollten ja nicht verwesen. Doch warum nicht? Damit sie im Jenseits weiterleben könnten.
Ja, ganz genau. Der ägyptische Glaube war, dass ein Weiterleben nach dem Tod möglich ist, solange der Körper existiert. Sie glaubten, dass die Seele immer wieder Exkursionen aus dem toten Körper macht und dann wieder zurückkehrt.
Deshalb gab es bei den Gräbern und Pyramiden spezielle Ausgänge – sogenannte scheinbare Ausgänge – für die Seele. So konnte sie herausgehen und wieder hineingehen.
Die Seele existiert im Jenseits also so lange, wie der Körper erhalten bleibt. Wenn der Körper verwest, endet auch das Weiterleben nach dem Tod. Das ist nicht gerade sehr hoffnungsvoll, was sie glaubten.
Diese Mumifizierung wurde nur bei den Pharaonen angewandt, nicht beim gewöhnlichen Volk. Das einfache Volk hatte nicht die Hoffnung auf ein Weiterleben wie die Pharaonen.
Erst in späterer ägyptischer Zeit wurde dieser Glaube ausgeweitet. Man glaubte dann, dass das Weiterleben auch für alle möglich sei.
Aber in der klassischen altägyptischen Zeit war die Situation für die normalen Leute eher hoffnungslos. Für den Pharao galt das Weiterleben nur so lange, wie sein Körper existierte.
Deshalb versuchten sie, den Körper so lange wie möglich zu erhalten.
Im Judentum hingegen war das anders. Dort akzeptierte man die Verwesung als eine Folge, als den Fluch, den Gott nach dem Sündenfall ausgesprochen hatte.
Die Verwesung als Fluch und biblische Bestattungspraktiken
Schlagen wir 1. Mose 3,19 auf: Gott spricht zu Adam nach dem Fall. Wer liest?
„Im Schweisse deines Angesicht wirst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zum Erdboden; denn von ihm bist du genommen. Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren.“
Jawohl, also ist die Verwesung Gottes Fluch über den gefallenen Menschen – der Tod, aber nicht nur der Tod als solcher, sondern auch die Verwesung des Körpers.
Beim Herrn Jesus sollte es jedoch anders sein. Darum hat Gott auch verhindert, dass diese Spätzereien angewendet werden konnten, sodass man sich überzeugen konnte, dass in diesem Grab keinerlei Verwesungsgeruch war – in Erfüllung von Psalm 16.
Kann man 1. Mose 19 als Begründung gegen die Verbrennung des Leichnams anführen? Ja gut, dort hat Gott ja Menschen verbrannt. Sie meinen Sodom und Gomorra, nicht wahr? 1. Mose 19.
Ah, Sie meinten 1. Mose 3,19. Ja, natürlich. Gott sagt ja, der Mensch soll zurückkehren zum Staub, nicht zurückkehren zur Asche.
Übrigens klingen im Hebräischen die beiden Wörter für Staub und Asche fast gleich. Es gibt so ein schönes Wortspiel, wenn zum Beispiel Hiob sagt in Hiob 42: „Ich verabscheue mich in Staub und Asche.“ Aber eben, Staub und Asche sind nicht dasselbe.
Gott sagt, du sollst zurückkehren zum Staub und nicht zur Asche.
Wir sehen, dass die Israeliten ihre Toten immer bestattet haben. Sie haben sie nie verbrannt, wie es im Buch der Könige manchmal heißt, wenn ein großer Brand veranstaltet wurde, nachdem ein König begraben wurde.
Das war kein Kremationsbrand, sondern ein Gedächtnisbrand.
Die Toten wurden also immer bestattet, sodass sie verwesen konnten.
Schlagen wir mal Amos 2,2 auf. Das ist ein sehr starkes Argument gegen die Kremation.
Amos 2,1: Gottes Gerichtsurteil über Moab, das dem Mitteljordanien entspricht.
Wer liest?
„So spricht der Herr: Wegen drei und wegen vier Übertretungen von Moab werde ich es nicht abwenden, weil sie die Gebeine des Königs von Edom zu Kalk verbrannt haben. Darum will ich ein Feuer nach Moab senden, das die Paläste von Keriot verzehren soll.“
Jawohl, Gott spricht hier Gericht über Moab aus, weil sie den feindlichen König von Südjordanien, von Edom, verbrannt und somit mit Verbrennung, mit Kremation, geschändet haben.
Die Bedeutung der Bestattungsweise im Christentum und in der Antike
Es ist üblich, dass die Römer ihre Toten kremierten. In der Archäologie aus der römischen Zeit gilt eine plötzliche Änderung der Bestattungsweise als ein Hinweis darauf, dass das Christentum an einen bestimmten Ort gelangt ist. Wenn die Toten plötzlich nicht mehr kremiert, sondern bestattet werden, ist dies ein Signal für die Ankunft des Christentums.
Ein Beispiel dafür ist die französische Schweiz. Dort, in Aventicum, einem der ersten Orte, an denen das Christentum Einzug hielt, änderte sich die Bestattungsweise. Dieses Indiz deutet darauf hin, dass das Christentum bereits Aventicum erreicht hatte.
Ich habe bereits Sodom und Gomorra erwähnt. Dort hat Gott die Menschen durch Feuer vom Himmel verbrannt. Im Judasbrief wird erklärt, dass dieses Gericht ein Hinweis auf die Hölle ist. Die Verbrennung ist somit ein Symbol für die Hölle, in die die gottlosen Menschen mit Geist, Seele und Körper kommen werden.
Jesus sagt dazu in Matthäus 10, Vers 28, dass Gott Geist, Körper und Seele in der Hölle verderben kann. Das Feuer in Sodom und Gomorra war ein Vorgeschmack auf dieses ewige Feuer. Die entsprechende Stelle im Judasbrief ist Judas 1, Vers 7: „Sie gehen anderem Fleisch nach, sie liegen als ein Beispiel vor, in dem sie des ewigen Feuers Strafe leiden.“
Eine Parallelstelle findet sich in 2. Petrus 2, Vers 6: „Und die Städte Sodom und Gomorra äscherte er ein und verurteilte sie zur Zerstörung, indem er sie denen, welche gottlos leben würden, als Beispiel hinstellte.“
Judas 1,7 und 2. Petrus 2,6 sind also die Stellen, die diese Aussage belegen.
Aus diesen Befunden wird deutlich, dass es für ein Kind Gottes völlig unangemessen ist, sich kremieren zu lassen. Die Kremation ist ein Symbol des ewigen Feuers und somit nicht passend für Gläubige.
Auch die Aussage Gottes, dass der Mensch zum Staub zurückkehrt und nicht zur Asche, unterstreicht dies. Manche Atheisten, besonders in früheren Zeiten und teilweise auch heute noch, glaubten, durch Kremation könne man die Auferstehung verhindern.
Aus heutiger wissenschaftlicher Sicht ist das jedoch Unsinn. Bei der Verbrennung geht kein einziges Atom verloren. Der menschliche Körper besteht zu etwa 70 Prozent aus Wasser (H2O). Beim Kremieren verdunstet das Wasser, aber die Atome gehen nicht verloren, sondern in die Luft.
Das, was übrig bleibt, ist Kohlenstoff. Die Biologie basiert auf Kohlenstoffverbindungen. Kein Atom geht verloren, und so wird der Herr der Atome, wenn es um die Auferstehung der Gerechten und Ungerechten geht, alle Körper wieder auferwecken können – ohne Probleme.
Atome könnten nur verloren gehen, wenn sie gespalten würden. Doch bei der Kremation findet keine Atomspaltung statt.
Persönliche Erfahrungen und gesellschaftliche Entwicklungen zur Bestattung
Ja, noch etwas zu dem Thema. Heute ist es schon normal, dass Menschen kremiert werden.
Zum Beispiel bei meinem Vater musste er fast darauf bestehen, also mit Nachdruck in der Gemeinde, in unserer Heimatgemeinde Fischental, Zürich, dass er nicht kremiert wird. Nicht in der Stadt Zürich, sondern in Fischental.
Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass man später in Dialogen erkennen kann, wo die Schweiz entchristianisiert worden ist – dort, wo keine Erdbestattung mehr stattfindet.
Es hängt damit zusammen, dass die Erdbestattung für viele keine Bedeutung mehr hat. Der Körper wird als unwichtig angesehen, weil es ja „jetzt endgültig vorbei“ sei. Deshalb könne man ihn auch verbrennen. Zudem wird oft mit hygienischen Gründen argumentiert.
Das zeigt jedoch, dass Gott die Erdbestattung möchte. Es zeigt Gottes Wertschätzung des Körpers. Nicht nur der Geist und die Seele sind ihm wichtig, sondern auch der Körper.
Die Bestattung Jesu und die Bedeutung des Leibes
Wenn wir in Johannes 19 nachsehen, bei der Bestattung des Herrn, staunt man darüber, wie dort von seinem Leib gesprochen wird. Johannes 19,42 beschreibt: An dem Ort, wo er gekreuzigt wurde, war ein Garten. In diesem Garten gab es eine neue Gruft, in die noch nie jemand gelegt worden war. Dort legten sie Jesus wegen des Rüsttages der Juden hinein, weil die Gruft nahe war.
Wir erfahren hier einiges über den Ort des Begräbnisses. Er lag ganz nahe bei der Kreuzigung, also ganz in der Nähe von Golgatha. Außerdem war der Ort nahe bei der Stadt und es gab dort einen Garten. Bei den Ausgrabungen in der Altstadt von Jerusalem nach dem Sechstagekrieg 1967 konnte man den Mauerverlauf zur Zeit Jesu wieder freilegen. Dabei wurde auch das Gartentor gefunden, von dem schon der jüdische Geschichtsschreiber Josephus Flavius berichtet hatte. Dieses Tor führt direkt nach Golgatha hinaus.
Das sind weitere Bestätigungen dafür, wo die Kreuzigung und Auferstehung Jesu stattgefunden haben. Mir geht es jetzt aber vor allem darum, wie von dem Leib Jesu gesprochen wird.
In Johannes 19,40 und 42 heißt es, dass sie Jesus dorthin legten – nicht nur seinen Leib. Jesus hatte seinen Geist in die Hände des Vaters übergeben, wie es in Johannes 19,30 steht. Dort sagt er: „Es ist vollbracht“, neigt das Haupt und übergibt den Geist. Nun legen sie den Leib Jesu ins Grab, doch die Bibel sagt, sie legten Jesus ins Grab. Der Körper wird also immer noch mit seiner Person identifiziert. Das zeigt, dass der Körper nicht einfach eine nebensächliche Hülle ist.
Dass der Körper für Gott wichtig ist, wird auch daran deutlich, dass Gott unseren Körper wieder auferwecken wird. Es ist derselbe Körper, aber ohne die Spuren der Sünde und die Unvollkommenheiten, die durch die Sünde entstanden sind. Deshalb beschreibt 1. Korinther 15 den Auferstehungsleib als einen herrlichen und kraftvollen Leib.
Für Gott ist der Körper also von großer Bedeutung. Im Gegensatz dazu ist der Körper für den Atheismus nicht wichtig – dort gilt er als vorbei. Auch in östlichen Religionen spielt der Körper keine wesentliche Rolle, weil man glaubt, die Seele springe in einen anderen Körper. Der Körper ist dort nicht entscheidend, sondern nur die Seele. Das ist eine Verachtung des Körpers.
Wenn man das genauer betrachtet, verachten diese Lehren auch die Seele. Denn das Endziel ist es, aus dem Kreislauf von Körper zu Körper auszubrechen. Was ist das Endziel? Nirwana. Nirwana bedeutet auf Deutsch wörtlich „ausgelöscht“. Es ist die Auslöschung der Person. Das ist ihr höchstes Ziel der Glückseligkeit.
Das ist Nihilismus pur und die Zerstörung der Seele – hoffnungsloser noch als die Lehre der Pharaonen. Die Bibel zeigt uns jedoch, dass Gott uns als Einheit von Geist, Seele und Körper geschaffen hat. Alles ist für ihn wichtig. Bei der Auferstehung wird Gott Seele, Geist und Körper wieder vereinigen.
Umgang mit Gräbern und die Auferstehungshoffnung
Ja, ich möchte dazu noch sagen, dass ich es auch nicht in Ordnung finde, wenn Gräber nach zwanzig Jahren oder so wieder ausgegraben werden und neue Bestattungen darüber erfolgen. Ja, das schändet alles noch einmal, genau.
Auch das Grab von David wissen wir heute nicht mehr genau, wo es ist. Dennoch wird David auferstehen und die künftige Herrlichkeit erleben. Das muss uns keine Sorgen bereiten. Wenn jemand gegen unseren Willen etwas anordnet, ändert das an der Auferstehung überhaupt nichts, das ist klar.
Gott hat das im Fall des Herrn Jesus nicht mehr zugelassen. Darum sagt der Psalm – gehen wir zurück zu Psalm 16, Vers 10: „Du wirst nicht zulassen, dass dein Frommer die Verwesung sieht.“
In Vers 10 steht noch mehr. Wer liest die erste Hälfte nochmals? Vers 10 oder 11, je nach Zählung: „In meiner Seele wirst du den Scheol nicht lassen.“
Was ist der Scheol? Das Totenreich. Das hebräische Wort Scheol, das in der Elberfelder Übersetzung so belassen wurde, kommt von einem Verb, das „fordern“ oder „verlangen“ bedeutet. Es drückt aus, dass das Totenreich ständig seine Opfer fordert. Tagtäglich sterben weltweit unzählige Menschen, und das ist das Verhängnis der Menschheit seit dem Sündenfall.
Der Lohn der Sünde ist der Tod, und der Scheol fordert immer weiter und hat nie genug. Das wird übrigens in den Sprüchen erwähnt. In Sprüche 30 werden vier Dinge genannt, die nie satt sind und nie sagen: „Es reicht.“
Wenn wir das kurz anschauen: Sprüche 30, die Worte von Agur Ben Jake, Vers 15 in der Mitte: „Drei Dinge werden nimmer satt, wir sagen nie, es ist genug: das Totenreich, der verschlossene Mutterleib, die Erde, die vom Wasser nicht satt wird, und das Feuer, das nie spricht ‚Es ist genug‘.“
Der Scheol wird hier also als der Fordernde bezeichnet. Dann der verschlossene Mutterleib, bei dem einfach kein Baby entsteht, egal was man tut. Die Erde, die das Wasser verschluckt und nicht satt wird, und das Feuer, das nie sagt, es sei genug. Man kann immer noch mehr nachschieben, so viel man will.
So wird der Scheol hier unter den Unersättlichen genannt.
Bedeutung von Scheol und Hades im biblischen Verständnis
Im Neuen Testament begegnet uns ein anderes Wort: Hades. In den verschiedenen Übersetzungen wird es je nach Kontext unterschiedlich wiedergegeben, oft mit „Totenreich“ oder „Grube“. Hades ist die griechische Entsprechung des hebräischen Wortes Scheol. Das Alte Testament wurde in Hebräisch verfasst, das Neue Testament hingegen in Griechisch.
Was bedeutet Hades wörtlich? Es heißt „der Unsichtbare“ und drückt den Zustand des Todes aus, der für uns nicht mehr wahrnehmbar ist. In der Wissenschaft kann man messen, sehen, fühlen und schmecken, doch alles, was darüber hinausgeht, lässt sich wissenschaftlich nicht erforschen. Deshalb ist der Bereich des Jenseits für die Wissenschaft verschlossen – das ist eben der Hades, der Unsichtbare.
Das Wort Hades sagt jedoch nichts über die Qualität dieses Zustands aus. Für die Gläubigen bedeutet es das Paradies, während es für die Verlorenen noch nicht so ist – das kommt erst später. Im Moment ist die Hölle noch leer. Dies werde ich gleich erläutern.
Der „Ort der Qual“ wird in Lukas in einer bestimmten Geschichte genannt, und es handelt sich dabei nicht um ein Gleichnis. In Lukas 16, der Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus, heißt es in Vers 22: „Es starb aber auch der Reiche und wurde begraben. Und als er im Hades seine Augen aufschlug und in Qualen war, sah er Abraham von Weitem und Lazarus in seinem Schoß. Und er rief und sprach: ‚Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle, denn ich leide Pein in dieser Flamme.‘“
Abraham antwortete: „Kind, gedenke, dass du dein Gutes völlig empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus ebenso das Böse. Jetzt aber wird er hier getröstet, du aber leidest Pein. Und zu diesem allen ist zwischen uns und euch eine große Kluft festgelegt, damit die, welche von hier zu euch hinübergehen wollen, es nicht können, noch die, welche von dort zu uns herüberkommen wollen.“
An dieser Stelle sehen wir, dass der arme Lazarus in den Schoß Abrahams getragen wird. Im Judentum ist der „Schoß Abrahams“ ein fester Ausdruck für das Paradies, also für den Hades, den Scheol der Erlösten, der Gläubigen. Von dem reichen Mann heißt es, dass er im Hades seine Augen aufschlägt und sich in Qualen befindet. In Vers 28 wird dieser Ort ausdrücklich als „Ort der Qual“ bezeichnet.
Doch es ist noch nicht die Hölle. Nach Offenbarung 20, Vers 11 werden erst nach dem Tausendjährigen Reich alle ungläubigen Toten auferweckt. Sie werden vor dem großen weißen Thron Gottes gerichtet und anschließend in den Feuersee geworfen, weil ihre Namen nicht im Buch des Lebens verzeichnet sind. Die Hölle wird also erst nach dem Tausendjährigen Reich für die Menschheit aktuell.
Dieser Zwischenbereich wird in 1. Petrus 3, Vers 18-19 als „Gefängnis“ bezeichnet. Dort warten die Seelen der Verlorenen und leiden bereits Qualen, doch es ist noch nicht das Endgericht. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, dass das Wort Hades weder Freude noch Leiden an sich beschreibt. Es bezeichnet einfach den Zustand des Todes.
Wenn wir in Apostelgeschichte 2 lesen, dass die Seele des Herrn Jesus im Hades war, bedeutet das nicht, dass er ins Totenreich der Verlorenen gegangen wäre. Der Herr Jesus sagt in Lukas 23, Vers 43, zu dem mit ihm gekreuzigten Verbrecher, der im letzten Moment umkehrt: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
Ganz genau – heute mit mir im Paradies. Und in Vers 46 desselben Kapitels heißt es: „Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist.“ Danach ging der Herr ins Paradies.
Psalm 16 sagt, dass seine Seele nicht im Scheol, also im Zustand des Todes, bleiben soll. Damit macht Petrus deutlich, dass David die Auferstehung Christi vorausgesagt hat.
Die Überschrift und der Sprecher im Psalm 16
Ja, jetzt gehen wir der Reihe nach durch.
Zum Titel: Wie wird dieser Psalm hier genannt? Steht wirklich „Über den Weg des Lebens und der Freude“ als Titel? Nein, das ist eine Hinzufügung. Bei mir steht „Ein Migtam“. Die Übersetzer haben einfach den hebräischen Ausdruck belassen. Vorhin hatten sie „Gedicht“ gesagt. Wer hat etwas anderes? Das schöne Erbteil? Wie? Überschrift: „Das schöne Erbteil“. Das ist auch wieder ein Zwischentitel, denn die meisten Bibeln haben ja hinzugefügte Zwischentitel.
Aber eben der Ausdruck „Ein Migtam von David“ gehört zum Grundtext. „Ein goldenes Kleinod Davids“ – jawohl, das kommt von dort. Ganz etwas anderes ist „Ein goldenes Kleinod“. Das kommt daher, dass das Wort „Michtam“ schwierig ist. Man hat gedacht, es könnte von „ketem“ stammen, was Gold heißt. Also wäre „Michtam“ ein goldenes Gedichtstück, ein besonders schönes Gedicht.
Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit: Es gibt das Wort „Katam“, das „einprägen“ bedeutet. Dann wäre ein „Michtam“ ein eindringliches Gedicht. Oder es gibt eine dritte Möglichkeit: Ein anderes Wort „Katam“ bedeutet „verbergen“. Dann würde „Michtam“ ein Bergungslied bedeuten.
Das Interessante ist, dass „Michtam“ außer in Psalm 16 noch in den Psalmen 56, 57, 58, 59 und 60 vorkommt – jedes Mal im Titel. In jedem dieser Psalmen sucht der Psalmist in der Not Zuflucht bei Gott. Von daher würde es gut passen, „Michtam“ als Bergungslied zu übersetzen. Ein Psalm, der speziell um die Zuflucht in Gott geht.
Und wie heißt nun der erste Vers? „Bewahre mich, Gott, denn ich traue auf dich“ oder „Ich berge mich in dir“. Das passt also ganz gut. Bei mir steht „Ich berge mich bei dir“. Ja, genau. Das passt sehr gut zur Übersetzung von „Michtam“ als Bergungslied oder Gedicht.
Jetzt muss uns klar sein: Wer spricht hier in Vers 1? David spricht. Ja, beziehungsweise als Prophet spricht er und drückt aus, was der Messias einmal sagen wird. Denn wir haben ja den Beweis gehabt, dass Vers 10 nicht David spricht. Du wirst nicht zugeben, dass er in Verwesung sehe, sondern das spricht der Messias, Christus.
So ist die Person, die spricht, immer dieselbe im ganzen Psalm. Man kann also nicht verschiedene Personen unterscheiden. Alles bezieht sich auf den Herrn Jesus als Mensch hier auf der Erde, in die inneren Empfindungen des Erlösers hinein.
Das ist so erstaunlich: In den Evangelien wird alles meist von außen beschrieben. Es gibt verschiedene Stellen, wo uns der Vorhang gelüftet wird und wir etwas über das Innere des Herrn erfahren. Aber vergleichsweise wenig, wo wir ganz besonders in sein Herz hineinschauen.
Johannes 17 ist so ein Beispiel, dieses Gebet zum Vater am Vorabend der Kreuzigung. Oder zum Beispiel Matthäus 11, ganz eindrücklich.
Zunächst schildert der Herr Jesus Städte in Galiläa, die besonders viel von seinem Dienst und seinen Wundern erlebt haben, aber im Unglauben verharrt sind. Er kündigt ihnen das Gericht an. Gleich im Anschluss steht in Matthäus 11, Vers 25:
„Zu jener Zeit begann Jesus und sprach: Ich preise dich, Herr, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen und es Unmündigen geoffenbart hast. Ja, Vater, denn so war es wohlgefällig vor dir. Alles ist mir übergeben worden von meinem Vater, und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater, noch erkennt jemand den Vater als nur der Sohn.“
Ich denke, das reicht. Hier zeigt sich etwas von den inneren Empfindungen des Herrn Jesus. Er ist zutiefst enttäuscht über diese Ablehnung. Dann betet er zum Vater.
Aber er verharrt nicht einfach in der Enttäuschung. Er kann den Vater preisen. Er preist ihn für das Wunder, dass Gott denen, die in ihren eigenen Augen groß, einsichtig und verständig sind, alles verschlossen hat. Und es für diejenigen sichtbar und klar gemacht hat, die sich selbst nicht groß vorkommen vor Gott – eben die Unmündigen.
Da sieht man etwas von den inneren Empfindungen des Herrn: Er erlebt Enttäuschung, aber er sagt sie dem Vater und fällt nicht in die Enttäuschung hinein, wie das bei uns so schnell geschehen kann.
Wenn man das mit den Psalmen vergleicht, werden wir in den weiteren messianischen Psalmen viel über die inneren Empfindungen und Gefühle des Herrn finden.
Darum ist es sehr eindrücklich zu sehen: Die Psalmen sind ein Liederbuch, das Liederbuch des Tempels. Gott hat uns die Musik und den Gesang als Geschenk gegeben, mit dem wir uns besonders gut innerlich ausdrücken können.
Es gibt Leute, die können ihre Gefühle überhaupt nicht ausdrücken. Für sie ist das eine Not. Aber wenn sie singen würden – was heute in unserer Gesellschaft sehr wenig praktiziert wird –, würde es helfen, verstockte Gefühle zu lösen.
Gott hat dem Menschen das gegeben. Gerade im Liederbuch der Psalmen finden wir viele Psalmen, wo wir die inneren Empfindungen und Gefühle des Erlösers entdecken.
Der Herr Jesus sagt als Mensch: „Bewahre mich, Gott, denn ich traue auf dich.“ Als Mensch war er völlig abhängig von Gottes Bewahrung und hat in allen Nöten bei ihm Zuflucht gesucht. „Trauen“ oder „ich berge mich“ – Herr Bahr steht in Ihrer Übersetzung, das ist richtig. Das hebräische Wort „Chassah“ bedeutet beides.
Wir können daraus lernen: Wenn der Herr Jesus, der Sohn Gottes, als Mensch Zuflucht in Gott gesucht hat, wie viel mehr brauchen wir das. Er ist uns das Vorbild, wie man richtig Mensch ist.
Ein richtiger Mensch ist ein Wesen, das sich in Gott birgt und sich abhängig weiß von Gott – ganz im Gegensatz zu Psalm 2, wo die Gottlosen am Anfang auftreten und sagen: „Lasst uns zerreißen die Bande, die uns mit Gott verbinden.“ Der gottlose Mensch will sich von Gott lösen. Aber der wahre Mensch vertraut auf Gott, so wie der Herr Jesus.
In den Evangelien sehen wir auch diese Abhängigkeit des Herrn Jesus. In welchem Evangelium sehen wir die meisten Gebete Jesu? Nein? Gut. Von der Ausführlichkeit her wäre das ja ein Aspekt. Johannes 17 ist ein ganzes Kapitel.
Aber wie oft wird erwähnt, dass der Herr Jesus gebetet hat? Nicht in Johannes, sondern in Lukas. Weißt du spontan, wie oft? Die Anzahl weiß ich nicht mehr genau. Elfmal. Elfmal wird erwähnt, dass er gebetet hat.
Das zieht sich wie ein roter Faden durch das Lukas-Evangelium. Das spezielle Thema des Lukas-Evangeliums ist nicht wie bei Johannes der ewige Sohn Gottes, Gott selbst, sondern die Betonung liegt auf der Menschheit.
Auch die Geburt wird dort am ausführlichsten beschrieben. Der wahre Mensch wird dort beschrieben. Und der wahre Mensch kennzeichnet sich dadurch, dass er im Gebet Gemeinschaft mit Gott sucht.
Das sehen wir hier in Psalm 16: „Bewahre mich, Gott, denn ich traue auf dich.“
Psalm 16, Vers 2 und 3: Die Liebe zu Gott und den Heiligen
Ja, machen wir jetzt Pause, dann fahren wir weiter mit den übrigen Versen. Also, wir fahren weiter, und zwar mit Vers drei jetzt. Das ist eine ganz schwierige Stelle für Übersetzer, und ich will euch erklären, warum. Aber hören wir verschiedene Übersetzungen.
Wer liest Vers drei?
"An den Heiligen, die auf Erden..."
Noch vorher, also dann wäre das Vers zwei.
Du bist mein Herr, es gibt kein Glück für mich außer dir.
Jawohl, gut, das reicht schon.
Also, ich habe gesagt zum Herrn, ja. Und wer hat alte Elberfelder?
Du, meine Seele, hast zu dem Herrn gesagt: Du bist der Herr, meine Güte reicht nicht hinauf zu dir.
Ja, und vielleicht noch eine dritte Übersetzung. Haben Sie Luther, nicht wahr?
Nein, nein, ich habe die revidierte Elberfelder.
Ah, ja, Schlachter:
Meine Seele, du hast zum Herrn gesagt: Du bist mein Herr, es gibt für mich nichts Gutes außer dir.
Jawohl, das ist wie die alte Elberfelder.
Und noch eine dritte Version, Hirnebruns:
Mein Gebieter bist du, mein Glück ruht allein bei dir.
Noch weiter?
Ja, aber davor steht nichts.
Auch davor steht wohl was.
Und zwar?
Halte mich fest, Gott, ich suche meine Zuflucht bei dir.
Ich sage zum Herrn: Mein Gebieter bist du. Ah eben, ich sage zum Herrn.
Also, wir haben diese zwei Unterschiede gehabt: "Ich sage" und "du sagst" und dann wird hinzugefügt "du, meine Seele". Es ist so, dass das nur um einen Buchstaben geht. Wenn im Bibeltext die Konsonanten stehen, die man ausspricht als 'amart', das heißt "du hast gesagt". Wenn man sagt "Ich habe gesagt", dann sagt man "amarti" und hängt noch ein Jota an. Weil dieser Unterschied von einem Jota gibt "ich habe gesagt" oder "du hast gesagt". Daher auch das Sprichwort "ist kein Jota wert"?
Ja, das kommt daher, weil das Jota der kleinste hebräische Buchstabe ist, nur ein kleiner Strich. Also dieser Unterschied macht aus "ich habe gesagt" und "du hast gesagt" zwei verschiedene Formen. Und jetzt hat der Übersetzer das Problem: Wenn da steht eigentlich "du hast gesagt", ja, wer ist das? Und dann hat man in der alten Elberfelder aber sichtbar mit Kursivschrift eingesetzt "meine Seele", um gleich klarzumachen, das steht im Grundtext nicht, aber wir verstehen das sinngemäß so, dass der Psalmist sich selbst anspricht, ein Selbstgespräch.
Das ist übrigens nicht, hat nichts zu tun mit Schizophrenie. Selbstgespräch gibt es noch mehr in der Bibel, zum Beispiel: "Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen." Selbstgespräch, "meine Seele", das bin ich, ja? Aber dort steht eben "meine Seele" im Bibeltext. Also man darf mit sich selbst reden, man muss nicht meinen, man sei krank, wenn man mit sich selbst spricht, ja? Gut, früher, Menschen, die dauernd nur laut auf der Straße mit sich selber sprechen, da hat man von Schizophrenie gesprochen. Heute ist das viel häufiger, dass die Leute so über die Straße gehen und niemand da ist, und sie sprechen. Aber die haben dann noch ein Schizophon am Ohr.
Indem man dieses "amart" liest als "Ich habe gesprochen, ich habe gesagt", und zwar im Phönizischen, das ist ja ein hebräischer Dialekt, den man im Libanon, bei den Kanonitern gesprochen hat, die haben üblicherweise "ich habe gesagt" so geschrieben wie hier. Also die haben den Unterschied gar nicht gemacht in der Schrift. Und so muss man davon ausgehen, dass David hier einfach eine seltenere Schreibweise benutzt, wie die Phönizier, und da kann man also mit Recht übersetzen: "Ich habe zu dem Herrn gesagt." Da muss man also gar nicht den Umweg machen mit "meine Seele".
Ja, also, der Herr sagt: "Ich habe gesagt zu dem Herrn", das steht auf Hebräisch "Yahweh", zu dem Ewigen. Was sagt er? "Du bist mein Herz. Es gibt kein Glück für mich außer dir." Ja, schön.
Wir haben das andere übersetzt, das auch wieder recht schwierig zu übersetzen ist: "Mein Gebieter bist du, mein Glück hängt meinem..." Moment, "mein Glück hängt meinem ganzen Herz." Das ist aber komisch. "Du, mein Glück hängt mein ganzes Herz." Ja, das ist ziemlich frei übersetzt.
Noch eine Version: "Du bist mein Herr, es gibt für mich nichts Gutes außer dir." Jawohl, also ganz wörtlich steht eben hier: "Mein Gutes nicht über dich hinaus." Und der Sinn ist eben der, es gibt für mich nichts in dieser Welt, das ich als Gut besitze, das höher ist als du, Herr. Also der Sinn ist effektiv: Es gibt nichts für mich, was ein größeres Glück ist als du allein.
Mit anderen Worten, der Herr drückt aus, der Herr Jesus drückt aus, dass der Vater für ihn das Allerhöchste ist. Und auch damit ist dies eben das vollkommene Beispiel für uns, denn Gott erwartet das auch von den Erlösten, dass er in unserem Leben den allerersten Platz hat.
In Kolosser 1, Vers 18 finden wir Gottes Ratschluss in Bezug auf Christus, dass er in allen Dingen den Vorrang habe. Das will Gott, dass also Christus im Zentrum unseres Lebens steht.
Und in Offenbarung 2, im Sendschreiben an Ephesus, macht der Herr einen Vorwurf, einen ganz gewaltigen Vorwurf, in Vers 4. Offenbarung 2, Vers 4, kann das jemand vorlesen?
"Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Denk nun daran, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke. Wenn aber nicht, so komme ich dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust."
Gesagt, dass diese Gemeinde sehr eifrig war und sehr aktiv war, aber dann kommt dieser Einwand: Du hast deine erste Liebe verlassen. Und die erste Liebe ist die Liebe zu Jesus Christus, die ihm den ersten Platz gibt.
Und das zeigt uns hier, dass der Herr mit dem zweiten Platz nicht zufrieden ist. Er sagt, wenn die Gemeinde nicht umkehrt und wenn er zurückkommt zu dieser ersten Liebe, dann wird er ihren Leuchter wegrücken. Das heißt, er wird sie nicht mehr als sein Zeugnis, sein Lichtträger anerkennen – alles oder nichts.
Und wenn wir daran denken, in den zehn Geboten heißt das erste Gebot: "Ich bin der Herr, dein Gott, so sollst du keine anderen Götter neben mir haben." Mit anderen Worten: Götzendienst ist etwas, das auf die gleiche Stufe oder sogar auf eine höhere Stufe gestellt wird als Gott.
Und jetzt versteht man, warum im ersten Johannesbrief, wo über die Kennzeichen der wahren Erlösten gesprochen wird, der Brief ganz unverhofft mit einer Ermahnung endet, die man da eigentlich so nicht erwarten würde, aber sie passt genau dahin.
1. Johannes 5, Vers 21:
"Kinder, hütet euch vor den Götzen!"
Also die Götzen sind Dinge, die eben den ersten Platz des Herrn in unserem Leben streitig machen. Und das können ganz subtile Dinge sein.
So endet der Brief mit dieser Warnung: Hütet euch vor den Götzen!
Und der Herr Jesus zeigt, wie das bei ihm war. Er konnte sagen: "Du bist mein Herr, es gibt für mich kein größeres Glück oder kein Glück, das über dich hinausgeht." Der Vater hatte immer den ersten Platz in seinem Leben, und so soll es auch bei uns sein.
Und dann im nächsten Vers, Vers drei, zeigt er, wie er die Gläubigen sieht. Wie nennt er sie? Die Heiligen, die auf Erden sind. Und? Die Herrlichen. Und was sagt er von ihnen? Sie sind sein Wohlgefallen. Wie? Sie sind sein Wohlgefallen. Ja, seine Freude. "An ihm ist alle meine Lust."
Also die Liebe zu Gott, Vers 2, und Vers 3, die Liebe zu den Erlösten. Ich hatte das hier, die Heiligen und an den Herrlichen als eine andere Bezeichnung des Heiligen verstanden, weil bei mir jedenfalls kein Unterschied ist. "An den Herrlichen", und dann kommt nach "Sint" ein Komma und dann "an den Herrlichen", als wenn das dieselben Adressaten wären, nur eine andere Bezeichnung dafür.
Das sind die Herrlichen auf der Erde, an ihnen ist alle meine Lust.
Ach so, ich dachte, es war die zweite Kategorie.
Nein, das sind also zwei Verszeilen im Hebräischen, die das Gleiche ausdrücken. Das ist der sogenannte synonyme Parallelismus, sehr oft zwei Verszeilen, die genau dasselbe aussagen, mit anderen Wörtern.
Also der Herr nennt die Erlösten Heilige und die Herrlichen, die auf der Erde sind. An ihnen ist alle meine Lust. Wir denken vielleicht manchmal, an ihm ist alle meine Last, aber der Jesus ist auch darin das Vorbild für die Gläubigen.
Im Epheserbrief haben wir einen Brief, der sich nicht konzentriert auf die Ortsgemeinde, wie zum Beispiel der erste Korintherbrief, sondern der Epheserbrief hat im Auge Gottes Ratschluss über die Gemeinde, über alle, umfasst alle Gläubigen von Pfingsten bis zur Entrückung, bis zur Wiederkunft Jesu.
Und da finden wir immer wieder diesen Ausdruck "Liebe zu allen Heiligen", zum Beispiel Epheser 1, Vers 15:
"Auch ich, nachdem ich gehört habe von dem Glauben an den Herrn Jesus, der in euch ist, und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, höre nicht auf, für euch zu danken usw."
Jawohl, also er hat gehört von der Liebe, die sie zu allen Heiligen haben. Und dieser Ausdruck wiederholt sich mehrere Male im Epheserbrief, zum letzten Mal dann in Kapitel 6.
Was war das eben? Epheser 1, Vers 15.
Ach so, mhm.
Aber die Heiligen werden doch so weltlich gehalten, wenn man denkt, was die katholische Kirche macht und dann von Heiligen spricht.
Ja, also in der Bibel sind die Heiligen alle Erlösten. Alle wahren Gläubigen werden Heilige genannt. Und darum nennt der Epheserbrief schon im ersten Vers die Adressaten die Heiligen, die in Ephesus sind.
Und vielleicht auch noch etwas Bemerkenswertes: Die Heiligen kommen nie in der Einzahl vor. Die Bibel spricht über die Erlösten immer in der Mehrzahl von den Heiligen, aber nie von dem Heiligen Petrus oder dem Heiligen Paulus. Immer die Mehrzahl, die Heiligen.
Also schon das ist eine Verdrehung und kommt dazu nach katholischem Verständnis: Wann ist jemand ein Heiliger? Und wann wird der Heilige gesprochen?
Ja, aber auch nicht sofort, sondern zuerst muss er Wunder vollbracht haben, die nachgewiesen sind, und zuerst muss er selig gesprochen werden. Das heißt, nach ihrem Verständnis landet er zuerst im Fegefeuer, das es in der Bibel gar nicht gibt, und muss also eine zeitliche Strafe für seine Sünden noch abbüßen, und dann, wenn er selig gesprochen wird, dann springt er quasi vom Fegefeuer ins Paradies, angeblich.
Und nochmals in einem späteren Prozess wird er dann zum Heiligen gemacht, durch die Kirche selbst, wieder durch den Entscheid des Papstes.
Aber sehr interessant: Als vor kurzem, noch nicht so lange Zeit, der letzte Papst gestorben ist, ist er gestorben und einmal hart, was haben Sie gemacht?
Um Gleichheit sprechen wollen.
Nein, ja wollen vielleicht, aber das hat er nicht erlebt, und er ist auch nicht selig gesprochen worden.
Das heißt, für Sie war er noch nicht einmal im Paradies, und das ist der Chef, der Big Boss der ganzen Organisation. Der hat nicht mal einfach das Heil, so, ja? Also ganz schrecklich diese Hoffnungslosigkeit.
Aber die Bibel nennt die Erlösten hier auf der Erde, nennt die Bibel die Heiligen. Und das Wort "heilig" bedeutet ganz wörtlich "abgesondert", das heißt sie sind für Gott reserviert, für Gott auf die Seite gestellt, für ihn da.
Er ist der einzige Mensch in der katholischen Kirche, der zu Lebzeiten lieber als Heiliger Anspruch wird, als Heiliger Vater. Nachher muss er heiliger Spruch werden, das ist ein Paradox.
Absolut, absolut.
Und nebenbei eine Blasphemie, nicht?
Ja klar, heiliger Vater.
Ja, die Anrede.
Absolute Gotteslästerung, denn dieser Name wird nur gebraucht für Gott den Vater.
Der Jesus in Johannes 17, in diesem wunderbaren Gebet, nennt Gott "heiliger Vater". Und dann kommt doch jemand zu Jesus und sagt "Guter Meister" und dann sagt er: "Keiner ist gut, nur Gott." Also eine Unterstufe unterm Heiligen noch. Ja, also das heißt, wenn er ihn gut nennt, das dürfte er gar nicht, weil nur Gott wirklich gut ist. Ja, aber der Jesus wollte damit sagen: Wenn du mich so nennst, ohne dass du überzeugt bist, dass ich Gott bin, wie kannst du so einen Ausdruck benutzen? Genau.
Ja, und gehen wir zurück zu Psalm 16. Entschuldigung, die katholische Kirche muss ja auch den Passus kennen, den wir vorhin gelesen haben, wo der eine im Schoß von Abraham sitzt und sagt: Der eine kann nicht von dort nach hier kommen, und die anderen können nicht von hier nach dort kommen. Muss denen ja auch bekannt sein.
Das heißt also, der Sprung vom Fegefeuer, dann plötzlich in das Paradies, ist ja von der Bibel her schon nicht möglich. Ganz genau, ganz genau.
Wobei die natürlich Fegefeuer jetzt nicht gleichsetzen mit dem Reich im Gefängnis. Das ist ja ein Zwischenzustand für die... ich will jetzt nicht für die katholische Kirche sprechen, aber sie setzen gerade den Platz der verlorenen Gläubigen im Totenreich gleich mit dem Fegefeuer. Das tun wir ja nicht. Das ist ja nur eine Vorstufe für dann den endgültigen Platz.
Ja, aber eben, in der Geschichte in Lukas 16 kommt ja der arme Lazarus nicht noch zuerst in ein Fegefeuer, sondern sofort ins Paradies und der andere eben an den Ort der Qual. Es gibt keinen Zwischenzustand, ja.
Ja, gut, gehen wir zurück. Diesen Titel würden wir uns auch nicht geben, wenn Gott es nicht tun würde, dass er die Erlösten nennt, die Herrlichen. Aber wie ist das möglich? Epheser 1, Vers 7 gibt uns die Antwort. Wer liest den Vers?
"In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut."
Noch davor, also das wäre dann 6b:
"Zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadigt hat in dem Geliebten."
Ja, begnadigt hat in dem Geliebten, und das kann man auch übersetzen: womit er uns angenehm gemacht hat in dem Geliebten. Das ist die Übersetzung in der alten Elberfelder in der Fußnote: womit er uns angenehm gemacht hat in dem Geliebten.
Wenn jemand zum Glauben an Jesus Christus kommt, vergibt Gott ihm alle seine Schuld, er reinigt ihn vollkommen, und er wird angenehm gemacht in dem Geliebten. Das heißt, die Herrlichkeit des Herrn Jesus wird ihm zugerechnet.
Genauso wie der Herr Jesus am Kreuz unsere Sünden auf sich genommen hat und er ließ sich zur Sünde machen, so hat der Jesus seine Herrlichkeit uns gegeben, sodass Gott uns, wenn wir an Jesus glauben, sieht in ihm, eben angenehm gemacht in dem Geliebten. Gott sieht die Herrlichkeit Christi als unser Kleid.
Und darum verstehen wir, dass dieser Ausdruck gebraucht wird für die Gläubigen, die Herrlichen, nicht weil wir in uns so herrlich wären, sondern weil die Herrlichkeit Christi uns zugerechnet wird.
Und in dem Sinn sagte Herr Jesus: "An Ihnen ist alle meine Lust."
Psalm 16, Vers 4: Warnung vor falschen Göttern und Trankopfern
Gehen wir zu Vers vier. Wer liest nochmals?
Zahlweise sind die Schmerzen derer, die einem anderen Gott nachlaufen. Ich werde ihre Trankopfer von Blut nicht spenden und ihre Namen nicht auf meine Lippen nehmen. Ganz wörtlich steht sogar nur „die einem anderen nacheilen“. Es steht gar nicht „einem anderen Gott“, sondern einfach „einem anderen“.
Jesus hat ja die Jünger berufen mit dem Wort „Folge mir nach“ oder „Folget mir nach“. Hier wird von solchen gesprochen, die einem anderen nacheilen. Das ist natürlich in der Konsequenz ein Abgott. Kinder, hütet euch vor den Götzen!
Hier wird auch verheißt, dass wer einen solchen Weg geht, sich mit Schmerzen durchbohren wird. Das ist eine Verheißung für diejenigen, die einem anderen nachgehen. Wenn ein Gläubiger vom Weg abkommt und andere Dinge in seinem Leben wichtiger werden, dann hat er hier die Verheißung, dass er einen Weg der Schmerzen gehen wird. Und zwar Schmerzen, die nicht sein müssten.
Es gibt ja Schmerzen, durch die wir hindurch müssen, als Prüfung Gottes, und das ist nicht abwendbar. Aber es gibt Schmerzen im Leben, die wir nie erleben müssten, wenn wir nicht anderen nachgehen würden.
Diese Leute sind bereit, alles herzugeben. Ihre Trankopfer von Blut werde ich nicht spenden.
Der Apostel Paulus spricht im zweiten Timotheusbrief, den er aus der Todeszelle in Rom geschrieben hat, von seinem Sterben. Dort sagt er in 2. Timotheus 4,6-8: „Denn ich werde schon als Trankopfer gesprengt, und die Zeit meines Abscheidens steht bevor.“
Sein Sterben vergleicht er also mit einem Opfer, und zwar einem Trankopfer.
Was war das Trankopfer im Tempel? Bei den verschiedenen Opfern wurden solche Trankopfer vorgeschrieben, zum Beispiel in 3. Mose 1-7. Es war eine Kanne mit Wein, die am Ende des Opfers – also nachdem das Opfer auf dem Altar dargebracht war – an den Fuß des Altars ausgegossen wurde. Das war das Trankopfer.
Das drückt aus, dass das Sterben – wie in Jesaja 53 beschrieben – das Ausschütten der Seele in den Tod bedeutet. Die Seele heißt auf Hebräisch auch Leben. Also das Leben ausschütten in den Tod heißt, das Blut hergeben.
Paulus sagt also, er steht jetzt vor dem Martyrium. Er wird gewissermaßen wie ein Trankopfer gesprengt. Das bedeutet seine völlige Hingabe an Gott wie ein Opfer bis zum Schluss.
Hier spricht der Herr Jesus von solchen, die anderen nachgehen. Es gibt Menschen, die haben gewaltige Ideale und geben alles her – bis zum Letzten. Aber es ist nicht im Dienst für Gott, sondern für ihre eigene Ehre.
So sagt Jesus: „Ihre Trankopfer von Blut werde ich nicht spenden.“ Das heißt, damit hat er nichts zu tun. Es ist ja nicht zur Ehre Gottes, sondern zur Ehre der Menschen. Und ihre Namen werde ich nicht auf meine Lippen nehmen.
Es ist tragisch, wenn man bedenkt, wie Menschen bereit sind, riesige Opfer zu bringen, aber Gott in ihrem Leben bis zum Schluss ohne Bedeutung bleibt.
Das ist der große Gegensatz zu dem, was der Herr Jesus uns in Vers 2 gezeigt hat: „Du bist mein Herr, es gibt kein Glück, kein Gut für mich außer dir.“
Psalm 16, Vers 5 und 6: Gott als Erbteil und das schöne Erbteil
Und dann gehen wir noch zu Psalm 16, Vers 5.
Der Herr ist mein Erbteil und das Teil meines Bechers, du sicherst mir mein Los.
Ja, noch Vers 6 dazu:
Die Messschnüre sind mir in einer lieblichen Gegend gefallen, ja, mir wurde ein schönes Erbe zuteil.
Hier sagte Herr Jesus, dass der Herr das Teil seines Erbes ist. Die Stämme Israels haben ja alle ein Erbteil im Land bekommen. Ein Stamm jedoch sollte kein Erbteil erhalten, das war der Stamm Levi. Denn er hatte das Priestertum als Vorrecht bekommen, den Priesterdienst, den Gottesdienst ausüben zu dürfen.
Der Herr sagte in 4. Mose, dass er selbst das Erbteil von Levi ist. Also hatten sie den Herrn als ihr Erbteil. So stellt sich der Herr Jesus hier als der wahre Levit dar. Sein Erbteil war der Herr selbst, der Vater selbst.
Jesus sagt in Matthäus 8, dass die Füchse Höhlen haben und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er sein Haupt hinlege. Doch der Herr war sein Erbteil, sein ganzes Leben war zur Ehre Gottes.
Darum hat auch der Vater den Himmel bei der Taufe am Jordan geöffnet und gesagt: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe.“
Am Ende seines dreijährigen Dienstes, gegen dessen Ende, auf dem Berg der Verklärung, hört man wieder diese Stimme, diesen Ruf aus dem Himmel: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe.“
Siebenmal findet man diesen Ausdruck in der Bibel. Siebenmal wird er zitiert. Der Herr Jesus hat das vollkommen ausgelebt: „Der Herr ist das Teil meines Erbes und meines Bechers.“
Weiter sagt er in Vers 6:
„Die Messschnüre sind mir gefallen in lieblichen Örtern, ja, ein schönes Erbteil ist mir geworden.“
Trotzdem gibt es noch ein zusätzliches Erbteil für ihn. Was ist das?
Der Herr Jesus sagt in Johannes 17 ausdrücklich: „Die, welche du mir gegeben hast.“ Immer wieder nennt er die Erlösten so: „Die, welche du mir gegeben hast.“
Aber es umfasst noch viel mehr. Hebräer 1, Vers 1 erklärt den Ausdruck Messschnüre. Er meint die Schnüre, die man zum Vermessen des Landes benutzt hat.
Die Messschnüre zeigen also, was das Erbteil ist, das ausgemessene Erbteil von jemandem, der erbt.
Doch das Erbe des Herrn Jesus ist sehr umfassend. Hebräer 1, Verse 1 und 2 sagen:
„Propheten hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn, den er zum Erben aller Dinge eingesetzt hat, durch den er auch die Welten gemacht hat.“
Hier wird Jesus als der Erbe aller Dinge genannt. Er selbst ist ja auch der Schöpfer, durch den die Welten gemacht wurden. Jesus hat alles erschaffen, auch das ganze Weltenall.
Auch diese geschätzten hundert Milliarden Galaxien, hundert Milliarden Sterne – alles hat er erschaffen.
Doch der Herr Jesus war bereit, sich so zu erniedrigen und wurde Mensch auf diesem kleinen Planeten.
Er erniedrigte sich sogar unter die Engel, indem er in den Tod ging.
Aber als Erbe hat Gott ihm als Mensch alles vermacht.
So ist der Herr Jesus der Erbe aller Dinge.
Die Erlösten werden in Römer 8 in diesem Zusammenhang genannt: die Miterben Christi.
Sie werden einmal alles mit ihm zusammen erben.
Das ist dieses liebliche Teil, dieses schöne Erbteil, das der Herr bekommt.
Doch dazu musste er durch Leiden hindurchgehen.
Hier hat der Herr Jesus bewiesen, dass der Vater für ihn alles war.
Er war sein Erbteil hier auf Erden.
Psalm 16, Vers 7: Gottes Rat und innere Führung
Der Vers lautet: „Jetzt wäre eigentlich die Zeit vorbei, aber wir gehen noch kurz bis Vers sieben durch.“ Jemand liest gerade vor: „Der Herr, der mir Rat gegeben hat, mahnt mich auch in der Nacht mein Inneres.“ Jawohl, also: Ich werde den Herrn preisen, der mich beraten hat.
Jesus hat als Mensch im Gebet immer wieder die Gemeinschaft mit dem Vater gesucht. Als Mensch war der Herr Jesus nicht allwissend – das ist auch ein Geheimnis. Der allwissende Gott ist Mensch geworden, aber als Mensch war er nicht allwissend.
Zum Beispiel sehen wir in Lukas 6 den Herrn Jesus in der Nacht, bevor er die zwölf Apostel wählt. Dort heißt es, dass er die ganze Nacht hindurch im Gebet zu Gott verharrte. Das entspricht genau dem, wie Gott ihn beraten hat. Das steht in Lukas 6,12. Diese Stelle ist eine von elf Gebetsstellen im Lukas-Evangelium.
Am nächsten Tag wählt er dann die zwölf Apostel. Der Letzte, der in Vers 16 genannt wird, ist Judas Iskariot, der später sein Verräter wird. Es war Gottes Ratschluss, diesen Verräter in die Zwölf einzubeziehen. So sehen wir etwas vom Inneren des Herrn Jesus als Mensch.
„Den Herrn werde ich preisen, der mich beraten hat, und selbst des Nachts unterweisen mich meine Nieren.“ Wörtlich steht hier „meine Nieren“. Was bedeuten diese Nieren in der Bibel? Sie symbolisieren das Innerste des Menschen. Aber was genau?
Die Bibel spricht auch über das Herz, das ebenfalls das Innerste des Menschen ist. Trotzdem sind Herz und Nieren nicht dasselbe. Die Nieren stehen für das Gewissen. Warum? Weil man die Nieren reinigen kann, so soll auch das Gewissen gereinigt werden.
Im Buch Hiob heißt es: „Gott hat Weisheit in die Nieren hineingelegt.“ Das stammt aus der Zeit von Hiob, vor über viertausend Jahren. Heute können wir nachvollziehen, dass die Nieren unglaublich intelligente Organe sind. Sie unterscheiden genau zwischen dem, was nützlich ist, und dem, was schädlich ist.
Tag für Tag trennen sie, was als Urin ausgeschieden werden muss, von dem, was im Körper behalten wird. Woher kommt diese Weisheit? Chemisch analysieren sie genau die Verbindungen, die entfernt werden müssen, und die, die bleiben sollen. Das ist eine chemische Maschine mit einer Analysefähigkeit, die uns überwältigt.
So hat Gott wirklich Weisheit in die Nieren hineingelegt. Man kann sagen, die Nieren unterscheiden zwischen dem, was schadet und böse ist, und dem, was nützt und gut ist. Das Gewissen ist die Fähigkeit des Menschen, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.
Herr Jesus spricht hier über das Gewissen, dieses Empfinden für Recht und Unrecht, das selbst in der Nacht im Innern des Menschen wirkt. Wir kennen das ja: Selbst im Halbschlaf kann man sich mit Fragen beschäftigen, ob etwas Recht oder Unrecht ist. So unterweisen uns die Nieren sogar in der Nacht.
Jesus war jedoch immer vollkommen in seinem Leben. In Vers 8 heißt es: „Ich habe den Herrn stets vor Augen; weil er zu meinen Rechten ist, werde ich nicht wanken.“ Jawohl, sein Leben war vollkommen, und darin ist er unvergleichlich.
Jesus konnte den jüdischen Führern gegenüber in Johannes 8 sagen: „Wer von euch überführt mich einer Sünde?“ Und sie konnten es nicht. Er war wirklich vollkommen. „Ich habe den Herrn stets vor mich gestellt.“ Wir sollten anstreben, den Herrn immer wieder ganz bewusst in all unseren Entscheidungen und Vorhaben vor uns zu stellen.
Der Herr Jesus hat das in Vollkommenheit gezeigt. Interessant ist, dass dieser Sachverhalt auch ins bürgerliche Leben übernommen wurde: Demjenigen, dem man Ehre erweist, lässt man rechts gehen. Die rechte Seite ist immer die Seite der Ehre.
Darum hat der Herr Jesus dem Vater diesen Platz der Ehre in seinem Leben ständig gegeben: „Weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken.“ Darin liegt auch die Begründung: Wer wankt, ist jemand, der Gott nicht bewusst den Ehrenplatz in seinem Leben gibt.
Gott den Ehrenplatz zu geben bedeutet auch innere Festigkeit im Leben. Diese Festigkeit hat Jesus vollkommen ausgeübt. So wie er zu seinen Lebzeiten den Vater zu seiner Rechten hatte, so hat der Vater ihm später im Himmel den Ehrenplatz zu seiner Rechten gegeben.
Psalm 110, Vers 1 sagt: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde als Schemel unter deine Füße lege.“ Der Herr Jesus wurde in den Himmel aufgenommen und erhielt den Ehrenplatz zur Rechten des Vaters – genauso, wie er auf Erden dem Vater den Ehrenplatz gegeben hatte.
Dann kommen die Verse, die wir am Anfang schon behandelt haben: die Gewissheit, dass er nicht im Tod bleiben und nicht die Verwesung sehen wird – die Gewissheit der Auferstehung. Jesus wusste, dass er sterben musste.
In Hebräer 12,1-3 lesen wir, dass er wegen der vor ihm liegenden Freude die Schande des Kreuzes erduldet hat. Man sieht hier seine Gewissheit: Er wird sterben, aber auferstehen. Das war ihm ganz klar.
Zum Schluss schauen wir noch auf Vers 11, den wir noch nicht betrachtet haben. Jemand liest: „Du wirst mir den Weg des Lebens zeigen; vor deinem Angesicht sind Freuden in Fülle, liebliches Wesen zu deiner Rechten ewiglich.“
Der Herr Jesus vertraute ganz darauf, dass Gott ihm den Weg, nämlich den Lebensweg, immer wieder zeigt. Wie viel mehr sollten wir das tun! Darum können wir diese Verse auch ganz persönlich für uns anwenden.
Wir müssen klar wissen: Hier spricht der Herr Jesus. Aber das hindert uns nicht daran, diese Verse auch für uns persönlich zu nehmen. „Bewahre mich, Gott, denn ich traue auf dich. Ich habe gesagt zu dem Herrn: Du bist mein Gebieter, es gibt kein Glück für mich außer dir.“
Auch hier heißt es wieder: „Du wirst mir kundtun den Weg des Lebens, und Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht.“ Das Angesicht Gottes drückt in der Bibel immer die Gegenwart Gottes aus – die spezielle, erfahrbare Gegenwart Gottes.
Wer bewusst in der Gegenwart Gottes lebt, erlebt Fülle von Freuden. So hat der Herr Jesus ständig in Gemeinschaft mit Gott gelebt.
Es gibt einen alttestamentlichen Mann, der ganz besonders in der Gegenwart Gottes lebte. Wer war das? Bei Henoch heißt es ausdrücklich, er wandelte mit Gott. Das ist so, aber ganz bewusst in der Gegenwart Gottes lebte ein anderer: Elija.
Wie hat er gesprochen? Zum Schluss noch: 1. Könige 17,1: „Elija, der Tisbiter aus den Beisassen Gileads, sprach zu Ahab: So wahr der Herr lebt, der Gott Israels, vor dessen Angesicht ich stehe! Wenn in diesem Jahr Tau und Regen fallen wird, es sei denn auf mein Wort.“
Dann kam eine dreieinhalbjährige Hungersnot. Aber Elija wiederholte immer wieder den Ausdruck „vor dessen Angesicht ich stehe“. Dieser Mann lebte ganz bewusst in der Gegenwart Gottes.
Das ist der Ort, an dem Gott Fülle von Freuden gibt. Elija musste durch viel Leiden hindurchgehen, aber er hatte diese innere Freude der Gemeinschaft mit Gott.
