Einführung in die Herkunft und Bedeutung der hebräischen Sprache
Wir wollen uns mit der Herkunft der hebräischen Sprache, ihrer Bedeutung und ihrer Geschichte beschäftigen. Zunächst stellt sich die Frage: Was ist überhaupt Hebräisch?
Hebräisch gehört zum Sprachstamm der semitischen Sprachen, zu dem auch Arabisch, Akkadisch mit den Dialekten Babylonisch, Assyrisch oder Ugaritisch, Äthiopisch und weitere Sprachen zählen. Deutsch hingegen gehört zum Sprachstamm der indogermanischen Sprachen. Zu diesem Stamm gehören die meisten europäischen Sprachen, aber, wie der Name sagt, auch Sprachen bis nach Indien. Diese bilden zusammen eine Sprachfamilie, bei der deutliche Verwandtschaftsbeziehungen nachgewiesen werden können.
Zwischen verschiedenen Sprachstämmen besteht jedoch keine abstammungsmäßige Verwandtschaft. Insofern ist Hebräisch in seiner Herkunft überhaupt nicht mit Deutsch, Französisch oder Englisch verwandt. Hebräisch gehört eben zum Sprachstamm der semitischen Sprachen.
Weltweit gibt es vielleicht etwa sechzig bis hundert verschiedene Sprachstämme. Diese lassen sich auf Ursprachen zurückführen, die von Babel stammen, beziehungsweise auf einige Grundtypen pro Sprachstamm, die in Babel erschaffen worden sind.
Hebräisch ist, wie Phönizisch-Punisch – also die Sprache der Phönizier im Libanon –, Moabitisch, Ammonitisch, Edomitisch und Filisteisch, ein kanaanäischer Dialekt. Das werden wir noch deutlicher sehen. Darum wird Hebräisch in Jesaja 19,18 als die Sprache Kanaans genannt.
Das Kanaanäische beziehungsweise Hebräische kann über einen Zeitraum von circa 3500 Jahren anhand außerbiblischer Dokumente untersucht werden. Wir kennen die Sprachgeschichte also sehr weit zurück.
In der Bibel wird diese Sprache folgendermaßen genannt: Im Alten Testament a) die Sprache Kanaans – wie schon gesagt in Jesaja 19,18, auf Hebräisch Leschon Kanaan; b) Jüdisch. Man findet eine Reihe von Stellen im Alten Testament, zum Beispiel in 2. Könige, 2. Chronik, Nehemia und auch Jesaja 36, wo die Sprache auf Hebräisch „Jehudit“ genannt wird.
Im Neuen Testament finden wir dann den Ausdruck, der uns vertrauter ist: Hebräisch, auf Griechisch „Hebraisti“. Auch hierzu gibt es eine ganze Reihe von neutestamentlichen Stellen, die ich hier aufgeführt habe. Nun, ...
Hebräisch in Schrift und Sprachperioden
Zunächst einmal ein Textbeispiel, damit wir sehen, wie Hebräisch geschrieben wird und wie Hebräisch sich anhört.
Das ist der erste Schöpfungstag, 1. Mose 1,1-5, der hier auf dem Blatt wiedergegeben ist. Ich habe auch gleich die Umschrift darunter gesetzt, eine ganz einfache Umschrift, damit man das zuhause ein bisschen üben und nachvollziehen kann.
Mit einem modernhebräischen Akzent klingt das etwa so:
Bereshit bara Elohim et ha-Shamayim v'et ha-Aretz, we ha-Aretz heita Tohu wa-Wohu, we Choschech al-Peney te-Hom, we Ruach Elohim merachef et al-Peney ha-Mayim, wei Yomer Elohim jehi Or, wei Hi-Or, wei Jar Elohim et ha-Or Kittof.
In der hebräischen Sprachwissenschaft teilt man die hebräische Sprache in verschiedene Perioden ein. Wir können diese Sprachgeschichte in vier Perioden unterteilen.
Zunächst haben wir das Althebräische, von der Zeit Mose – also die Mosebücher – bis zum letzten Buch des Alten Testaments, Maleachi, um 400 vor Christus. Das ist die Periode des Althebräischen und entspricht damit der Abfassungszeit der Schriften des Alten Testaments.
Dann folgt das Mittelhebräische, also die Zeit nach den Schriftpropheten Sacharja, Haggai und Maleachi, nämlich von etwa 400 v. Chr. bis circa 500 n. Chr. Ein wichtiges Dokument in Mittelhebräisch ist die Mischna. Diese ist der Grundstock des Talmud. Die Mischna ist auf Hebräisch abgefasst, eben in diesem mittelhebräischen Sprachstadium, das sich bereits vom alttestamentlichen unterscheidet. So haben die Rabbiner gesprochen, mittelhebräisch hat auch der Herr Jesus Christus gesprochen.
Danach kommt das mittelalterliche Hebräisch ab circa 500 nach Christus. Es wurde gepflegt in den mittelalterlichen Bibelkommentaren der Rabbiner, wie Raschi, Abrabanel, Mosche ben Maimon und anderen. Diese haben mittelalterliches Hebräisch geschrieben. Obwohl die Sprache damals schon tot war, wurde sie weiterhin als Kommentarsprache gepflegt.
Die vierte Periode ist das moderne Hebräisch, Ivrit. Ivrit bedeutet einfach „Hebräisch“ auf Hebräisch. Es ist also nichts völlig Neues, aber es ist üblich, diese moderne Sprachstufe einfach als „Ivrit“ zu bezeichnen. Ab 1922 ist Ivrit eine offizielle Sprache in Israel, neben Englisch und Arabisch.
Die Ursprache vor Babel und die semitische Herkunft der biblischen Namen
Nun, wir haben mit Mose begonnen, aber es ist uns klar, dass Hebräisch nicht erst zu seiner Zeit entstanden ist. Es stellt sich nämlich die Frage: Welche war die Ursprache vor der Sprachenverwirrung von Babel? Diese Frage beschäftigt immer wieder.
Wir können einige Schlüsse aus den ersten Kapiteln der Bibel ziehen. Die Namen der vorsintflutlichen Menschen, also zum Beispiel Adam, Eva, Kain, Abel, aber auch die ganze Linie der Geschlechter von Adam bis Noah – diese zehn Generationen – oder die Linie, die in 1. Mose 4 von Kain bis Lamech aufgezeichnet ist, sind allesamt semitisch. Das heißt, wir haben mit europäischen Sprachen nichts zu tun. Sie lassen sich am besten innerhalb des Semitischen durch das Hebräische erklären. Das ist einfach eine Feststellung beim Bibellesen.
Hinzu kommen Wortspiele, wie wir sie in 1. Mose 2,7 und 23 oder 3,20 finden. Diese sind hebräisch. Zum Beispiel in 1. Mose 2,7: „Und der Herr, Gott, bildete den Menschen Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens, und der Mensch wurde eine lebendige Seele.“ Hier haben wir den Namen für Mensch, den Begriff Adam im Grundtext. Der Herrgott bildete also Adam, den Menschen. Für Erdboden steht hier „Adama“. Daraus ergibt sich ein schönes Wortspiel: Adam wurde genommen von der Adama, und darum heißt er Adam. Dieses Wortspiel funktioniert natürlich nicht auf Deutsch, sondern nur auf Hebräisch. Es gibt damit eine Erklärung für den Namen Adam.
Weiter in Vers 23, nachdem Eva erschaffen worden war und Adam sie zum ersten Mal sieht, wird er gleich poetisch und romantisch. Der Mensch sprach: „Diese ist einmal Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch; diese soll ‚Männin‘ heißen, denn von dem Mann ist diese genommen.“ Mann heißt hier „Isch“ auf Hebräisch, und „Ischa“, Männin, klingt wie die weibliche Form von „Isch“. Auf Deutsch funktioniert das nicht; „Männin“ klingt gekünstelt. Aber „Ischa“ ist im Hebräischen das normale Wort für Frau. Es ist nicht einmal ganz klar, ob es tatsächlich abstammungsmäßig auf „Isch“ zurückgeht. Vom Klang her ergibt sich jedoch diese Analogie. Dieses Wortspiel funktioniert natürlich nur auf Hebräisch.
Dann weiter in 3,20: „Und der Mensch gab seiner Frau den Namen Eva, hebräisch ausgesprochen Chawa, denn sie war die Mutter aller Lebendigen.“ „Chawa“ heißt auf Hebräisch Leben und ist hier wieder ein Wortspiel, denn sie war die Mutter aller Lebendigen.
Es war so, dass Gott zu Adam sagte: An dem Tag, da du von der verbotenen Frucht isst, wirst du sterben. Aber dann kündigte Gott in 1. Mose 3,15 an, dass einmal der Nachkomme von Eva erscheinen wird. Er soll der Schlange, dem Satan, den Kopf zertreten. Das heißt, er soll die Macht des Bösen brechen.
Daraufhin gab Adam seiner Frau den Namen Chawa. Neugierig wäre es gewesen, wenn er sie „Mawet“ genannt hätte, was „Tod“ bedeutet. Aber er gab ihr ausgerechnet den Namen Chawa, obwohl Gottes Urteil feststand: „Du wirst sterben.“ Er glaubte jedoch der Verheißung, dass Eva noch Nachkommen haben würde und nicht vorher sterben würde. Dieser Nachkomme würde schließlich das Leben bringen. Darum nannte er sie Chawa.
Auch dieses Wortspiel mit dem Namen ist nur innerhalb des Hebräischen möglich. Und weiter...
Die Echtheit der hebräischen Namen und ihre Bedeutung
Die vorsintflutlichen Namen wurden bestimmt nicht nachträglich von Mose ins Hebräische übersetzt. Man könnte meinen, diese Namen seien alle in einer anderen Sprache, nämlich in der Ursprache, verfasst gewesen. Mose hätte diese Namen dann ins Hebräische übertragen, damit sie für die Leser verständlich wären. Das ist jedoch sehr unwahrscheinlich.
Denn die nichthebräischen Namen im Rest der Genesis, also im ersten Buch Mose, wurden ebenfalls nicht ins Hebräische übertragen. So finden wir zum Beispiel Eigennamen aus dem Elamitischen, wie den König Kedorlaomer in 1. Mose 14,1. Dieser Name ist elamitisch. In der Fußnote habe ich noch ergänzt, dass „Kudur“ das elamitische Wort für „Sklave“ ist. Lagamar war eine Hauptgöttin in der Götterversammlung, im Pantheon der Elamiter. Kedor Laomer bedeutet also nichts anderes als „Knecht der Lagamar“. Dieser Name wurde nicht von Mose ins Hebräische übertragen.
Dann gibt es den hittitischen Namen Tidal, ebenfalls einer dieser Könige, in 1. Mose 14,1. Später finden wir ägyptische Namen wie Potiphar in 1. Mose 37,36 oder Asnat, Zafnat Paneach – der ägyptische Name für Joseph – in 1. Mose 41,45. Auch diese Namen wurden nicht übersetzt, sondern so belassen, wie sie waren.
Auch in den anderen Büchern, also von Exodus bis Deuteronomium (Zweiter Mose bis Fünfter Mose), ist es allgemein üblich, dass Eigennamen und geographische Bezeichnungen aus anderen Sprachen lediglich transkribiert werden. Das heißt, sie werden in hebräischen Buchstaben und mit hebräischer Aussprache wiedergegeben, aber nicht durch eine Übersetzung ersetzt.
Man denke zum Beispiel an die akkadischen und persischen Königsnamen wie Osnapar, Sanherib, Nebukadnezar, Ewelmerodach, Belsazar, Kores, Artasasta, Darius, Ahasveros und viele mehr. Diese Namen bleiben in ihrer ursprünglichen Sprache erhalten und werden lediglich in eine hebräische Umschrift übertragen.
Zum Beispiel wurde Nebukadnezar auf Babylonisch „Nabuchodonosor“ ausgesprochen. Im Hebräischen wurde das dann als „Nebukadnezzar“ wiedergegeben. Das ist aber keine Übersetzung, sondern eine Umschrift. Ähnlich verhält es sich mit dem Namen Jesus, der im Französischen als „Jesu“, im Italienischen als „Gesù“ und im Spanischen als „Jesús“ transkribiert wird. Auch hier handelt es sich nicht um eine Übersetzung, sondern um eine Transkription in die jeweilige Sprache.
Es ist also sehr schwierig, Ausnahmen von dieser Regel zu finden. Eine solche Ausnahme habe ich in der Fußnote angegeben: Der aramäische Name Kefas, mit dem Petrus bezeichnet wurde. Dieser Name wird parallel zur griechischen Übersetzung Petros bzw. Peter verwendet, was ebenfalls „Stein“ bedeutet, genau wie Kephas (siehe Johannes 1 und Matthäus 16). Dies ist jedoch eine ganz außergewöhnliche Ausnahme, wenn ein Name so übersetzt wird.
Daraus können wir nun schließen, dass die hebräischen Namen in Genesis (1. Mose 1-11) ursprünglich sind. Daraus folgt, dass es sich bei der Ursprache bis zur babylonischen Verwirrung um ein Urhebräisch gehandelt haben muss. So erklären sich auch die vielen Wortspiele in der Urgeschichte der Genesis auf natürliche Weise. Sie müssen keineswegs als gekünstelte Übertragungen angesehen werden.
Die Bedeutung der vorsinkflutlichen Namen als Botschaft des Evangeliums
Es ist sogar so, dass die Namen von Adam bis Noah zusammen die ganze Botschaft des Evangeliums ausmachen.
Adam bedeutet „Mensch“, so wie er aus der Hand Gottes hervorgegangen ist. Seth kommt vom hebräischen Wort für „Schied setzen“, also „stellen“ oder „legen“. Enosch, der Dritte, bedeutet ebenfalls „Mensch“, trägt aber den Nebenbegriff „sündig“, „sterblich“ oder „verdorben“. Das gibt schon den Gedanken wieder, dass der Mensch in die Stellung eines sündigen Menschen kam.
Die nächste Generation, Kena'an, kann man vom Hebräischen her als „weinend“ oder „wehklagend“ erklären. Mahalalel heißt schlicht „der gelobte Gott“. Jered stammt von „Jarad“ und bedeutet „herabsteigen“. Also: Der gelobte Gott stieg herab. Henoch bedeutet auf Hebräisch „geweiht“; er war geweiht. Methusalah kann man auf verschiedene Weise übersetzen. Vom Hebräischen her lässt er sich auch im Sinn von „Ist der Tod, so schickt er es“ erklären.
Lamech schickt dem wilden Mann Noah, der „Ruhe“ bedeutet. So ergibt sich die Botschaft: Der Mensch kam in die Stellung eines sterblichen Sünders, er wehklagte, der gelobte Gott stieg herab, er war geweiht, und sein Tod bewirkt dem wilden Menschen Ruhe.
Wenn die Namen einfach übersetzt werden, weist das vielmehr auf eine ursprüngliche, gewollte Botschaft hin, die mit den hebräischen Wortwurzeln zusammenhängt, die darin verborgen sind. Diese Botschaft muss vor Babel existiert haben.
Die Geschichte des Hebräischen von Abraham bis zur babylonischen Gefangenschaft
Nun gehen wir weiter nach Babel zur Geschichte des Hebräischen. Um zweitausend vor Christus zog Abraham aus Ur im Südirak, Babylonien, weg nach Kanaan. Das wird beschrieben in 1. Mose 12, Verse 1 und folgende.
In Ur sprach Abraham Babylonisch, einen Dialekt des Akkadischen. Früher hatte man in dieser Gegend des Südiraks auch Sumerisch gesprochen. Das war das Land der Sumerer. Sumerisch war damals aber wohl bereits eine tote Sprache, also ähnlich wie Latein für uns.
Seine Verwandten in Haran – Abraham ging ja von Ur dem Euphratlauf entlang nach Norden und kam bis nach Harran, das liegt ganz im Süden der heutigen Türkei – sprachen Aramäisch. Das sieht man zum Beispiel in 1. Mose 31,47. Nachdem Jakob später von seinem Onkel Laban geflohen war, jagte dieser ihm nach. Es kam zu einer Auseinandersetzung, und sie schlossen ein Bündnis. Laban stellte einen Haufen auf als Symbol für das Bündnis und nannte ihn Jegar Sahaduta. Das ist Aramäisch und bedeutet „Haufen des Zeugnisses“. Jakob nannte ihn dann mit dem hebräischen Wort Galed, das ebenfalls „Haufen“ bedeutet.
Das macht deutlich, dass Labans Familie in Haran Aramäisch sprach. Darum heißt es auch in 5. Mose 26,5 in einem Gebet, das die Israeliten im Tempel immer wieder sprechen sollten, wenn sie die Erstlingsfrüchte brachten: „Mein Vater war ein umherirrender Aramäer.“ Das bezieht sich auf Jakob, der viele Irrwege in seinem Leben ging und einen guten Teil seines Lebens im aramäischsprachigen Haran verbrachte.
Abraham lernte in Kanaan eine weitere semitische Sprache, nämlich die Sprache der Ureinwohner, das Kanaanäische. Damit begann Abraham, Hebräisch zu sprechen.
Woran erkennen wir, dass die Kanaaniter diese Sprache gesprochen haben? Ganz einfach an den Inschriften. Es gibt viele kananitische Inschriften, die nicht von Israel stammen. Sie sind recht leicht zu entziffern, wenn man Hebräisch kann. Es ist dieselbe Sprache, nämlich Kanaanäisch.
So sprach also Abraham Kanaanäisch beziehungsweise Hebräisch. Seine Nachkommen pflegten diese Sprache weiter. Wir kennen die Geschichte, wie die Großfamilie von Jakob nach Ägypten hinabging und dort überleben konnte. Dort wurden sie ein Volk, und diese Sprache wurde auch in Ägypten weiterhin gepflegt.
Nach dem Auszug aus Ägypten, circa 1500 vor Christus, schrieb Mose seine fünf Bücher in hebräischer Sprache auf. Das war die Sprache, die in der Familie Abrahams nun bereits über Jahrhunderte hinweg gepflegt worden war.
Später, viel später, nachdem die Königszeit zu Ende ging und die Juden durch die Babylonier in die Verbannung geführt wurden, in den Jahren 605 bis 539 v. Chr., erlernten die Juden die damalige Weltsprache, das Aramäisch. Das war sozusagen das Englisch jener Zeit. Natürlich sprach man in Babylon weiterhin Akkadisch, Babylonisch, aber die Weltsprache, mit der man sich über verschiedene Völker hinweg verständigte, war Aramäisch. Es war die Handelssprache und die politische Sprache im Reich.
Diese Sprache ist dem Hebräischen näher verwandt als Akkadisch oder Babylonisch. Deshalb fiel es den Juden leicht, in dieser Zeit Aramäisch zu lernen. Vielleicht ist das vergleichbar mit Deutsch und Niederländisch. Als Deutschsprachiger hat man es wirklich leicht, Niederländisch zu lernen. Aber man muss es wollen, sonst lernt man es nie. Doch grundsätzlich ist es leicht.
Aramäische Texte im Alten Testament und ihre Bedeutung
Hier haben wir die Erklärung, warum gewisse Teile im Alten Testament auf Aramäisch und nicht auf Hebräisch geschrieben wurden. Zum Beispiel ist in Jeremia 10 ein Vers plötzlich auf Aramäisch verfasst.
Jeremia war der Prophet, der das Volk warnte. Wenn sie nicht umkehrten, müssten sie nach Babylon verschleppt werden. Das Gericht musste ganz deutlich ausgesprochen werden: Es wird so kommen, ihr werdet nach Babylon gehen. Deshalb hat er einen Vers auf Aramäisch mitgegeben, den sie auswendig lernen sollten, um dies dort gleich bezeugen zu können.
Das ist also Jeremia 10, Vers 11. Plötzlich wechselt die Sprache. Vers 10 ist noch Hebräisch, und dann kommt: "Kidna demrun le hom, elahaja di shemaya bearka la avadu jevadu me'a'a um Minterhorn Minterhott Schmaja Elle." Das heißt nichts anderes als: So sollt ihr zu ihnen sprechen: Die Götter, welche den Himmel und die Erde nicht geschaffen haben, sollen zugrunde gehen, unter von der Erde hinweg und unter dem Himmel, unter diesem Himmel hinweg.
Das war eine Botschaft für das von Götzen nur so strotzende Babylon. Als die Juden dahin kamen, hieß es: Eure Götter werden einmal alle verschwinden.
Nun haben wir in Daniel die Kapitel 2 bis 7, beziehungsweise Kapitel 2, Verse 4 bis 7 am Schluss, die ebenfalls auf Aramäisch sind. Dort kommen die Weisen vor Nebukadnezar, die ihm den Traum deuten sollten. Im Text heißt es: "Und sie sprachen auf Aramäisch." Das ist immer noch in hebräischer Schrift geschrieben, aber der Inhalt ist dann Aramäisch.
Warum? In Daniel 2 bis 7 finden wir großartige Prophezeiungen über die Weltreiche der Heidenvölker, über die Zukunft Babylons, Persiens, Griechenlands und Roms. Diese Prophezeiungen sollten nicht nur die Juden, sondern auch die Heiden kennen. Deshalb hat Daniel das in der damaligen Weltsprache aufgeschrieben, damit auch die Heiden Zugang zu diesen bedeutenden weltgeschichtlichen Prophezeiungen hätten.
Ich habe weiter noch notiert: Esra 4,9-18 und 7,12-26 sind ebenfalls plötzlich auf Aramäisch. Und zwar aus folgendem Grund: Esra beschreibt, wie die Juden aus der Gefangenschaft in Babylon zurückgekehrt waren. Sie waren Untertanen der Perser, die das babylonische Reich abgelöst hatten. Damals war Aramäisch immer noch die Weltsprache.
Esra gibt in diesen Kapiteln originale persische Königsbriefe wieder – natürlich im originalen aramäischen Wortlaut. In Verbindung mit der Kopie dieser Briefe, die er zitiert, wechselte er auch die Sprache in seinem Buch an diesen Stellen. Also nicht nur die Briefe, sondern auch der begleitende Text, genau wie die angegebenen Verse, sind dort auf Aramäisch.
Die Koexistenz von Hebräisch und Aramäisch nach der Rückkehr aus Babylon
Nach der Rückkehr aus Babylonien wurden beide Sprachen nebeneinander gesprochen. Für diejenigen, die Schwierigkeiten mit Hebräisch hatten, musste man beim Vorlesen der Bibel Erklärungen auf Aramäisch geben.
In Nehemia 8, Vers 8 lesen wir etwas über die Erweckung, die es unter den Zurückgekehrten gegeben hatte. Es wird berichtet, dass Esra sie wieder neu in das Wort Gottes, in das Gesetz Mose, eingeführt hatte.
Ich lese Nehemia 8, Vers 5: „Und Esra öffnete das Buch vor den Augen des ganzen Volkes, denn er ragte über dem ganzen Volk empor.“ Und in Vers 8 heißt es: „Sie lasen in dem Buch, in dem Gesetz Gottes, deutlich und gaben den Sinn an, so dass man das Gelesene verstand.“
Man hat also sehr sorgfältig gelesen, weil die große Masse, die neue Generation, nicht mehr so fest im Hebräischen war. Dabei wurde das Gelesene nicht nur einfach ausgelegt, sondern man gab den Sinn an, so dass es verstanden wurde.
Darunter muss man auch verstehen, dass man es auf Aramäisch erklärte. Das ist dann auch in der folgenden Zeit im Judentum, besonders in den Synagogen, so geblieben: Man las aus der Bibel auf Hebräisch vor und übersetzte das Ganze anschließend auf Aramäisch.
Wir haben eine ganze Reihe sogenannter Targumim. Targumim heißt Übersetzungen, also aramäische Übersetzungen des Alten Testaments. Man hat zum Beispiel ein Targum von dem Buch Hiob in Qumran, in den Höhlen, gefunden.
Das zeigt, wie es bereits in vorchristlicher Zeit üblich war, das Hebräische zum besseren Verständnis ins Aramäische zu übertragen.
Wichtig ist: Zur Zeit Jesu waren beide Sprachen nebeneinander in Gebrauch. Es kam auch auf die Gegend an. Zum Beispiel war Jerusalem ganz deutlich vom Hebräischen dominiert. In anderen Gegenden, wie wohl Galiläa, herrschte das Aramäische vor.
Die Mehrsprachigkeit zur Zeit Jesu
Eine dritte Sprache war zur Zeit Jesu ebenfalls üblich, nämlich Griechisch. Zu jener Zeit war Griechisch unter den Römern die Weltsprache – nicht Latein. Latein war keine Weltsprache, sondern Griechisch, auch unter den Römern.
Mit Griechisch kam man zur Zeit Jesu in ganz Nordafrika, im Nahen Osten sowie in den europäischen Mittelmeerländern von der Türkei über Europa bis nach Spanien gut zurecht. In Spanien allerdings musste man Lateinisch können; mit Griechisch kam man dort nicht durch.
Man bedenke zum Beispiel den Römerbrief: Paulus verfasste ihn nicht auf Lateinisch, sondern auf Griechisch. Selbst die Gemeinde in Rom war in der Lage, einen griechisch geschriebenen Brief zu verstehen. Der Brief wurde dort auf Griechisch vorgelegt. Das zeigt etwas von der Universalität der Sprache damals, vergleichbar mit Englisch heute.
Auch in Israel selbst gibt es viele Beweise dafür, etwa durch Inschriften, dass alle drei Sprachen – Hebräisch, Aramäisch und Griechisch – im Gebrauch waren. Wir können davon ausgehen, dass Jesus in den Evangelien alle drei Sprachen sprach. Wenn er zum Beispiel mit Pontius Pilatus sprach, dann wohl Griechisch. Wenn er in Galiläa sprach, etwa am See Genezareth, dann vermutlich Aramäisch.
Allerdings müssen wir davon ausgehen, dass viele Tempelreden in Jerusalem, die kapitelweise in den Evangelien, besonders im Johannesevangelium, überliefert sind, ursprünglich auf Hebräisch gehalten wurden.
Nach der Zerstörung des zweiten Tempels im Jahr 70 n. Chr., als Jerusalem unterging und die Juden in alle Völker zerstreut wurden, trat eine große Veränderung ein. Dazu lese ich aus 5. Mose 28,64: Mose hatte diese Zerstreuung bereits vorausgesehen und um 1520 v. Chr. aufgeschrieben: „Und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde. Du wirst dort anderen Göttern dienen, die du nicht gekannt hast, weder du noch deine Väter, Holz und Stein. Unter jenen Nationen wirst du nicht ruhen, und deine Fußsohle wird keine Ruhestätte finden. Der Herr wird dir dort ein zitterndes Herz geben, erlöschende Augen und eine verschmachtende Seele. Dein Leben wird schwebend vor dir hängen, und du wirst dich fürchten, Nacht und Tag, und deinem Leben nicht trauen. Am Morgen wirst du sagen: ‚Wäre es doch Abend!‘ und am Abend wirst du sagen: ‚Wäre es doch Morgen!‘ wegen der Furcht deines Herzens, womit du dich fürchtest, und wegen des Anblicks deiner Augen, den du erblicken wirst.“
Das ist die Prophetie über die zweitausend Jahre dauernde jüdische Zerstreuung auf alle fünf Kontinente ab dem Jahr 70. Durch die Jahrhunderte hindurch wurde das jüdische Volk vertrieben, verfolgt und abgeschlachtet. Die Gesamtzahl der Opfer von 70 n. Chr. bis heute liegt bei etwa dreizehn Millionen.
Mit dieser weltweiten Zerstreuung wurde Hebräisch zu einer toten Sprache. Es fand aber weiterhin Verwendung als religiöse Sprache. Dazu kann man die Gebetsbücher im Judentum vergleichen, den Talmud und viele andere Schriften. Im Talmud heißt die Mischna Hebräisch, während die Gemara, der Kommentar zur Mischna, meistens aramäisch ist. Hier sieht man die zwei Sprachen nebeneinander.
Auch die Midraschim, das sind Auslegungen oder Predigten, sowie die mittelalterlichen Bibelkommentare sind auf Hebräisch verfasst. Die Sprache wurde also weiter gepflegt, doch nach der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 wurde Hebräisch mehr und mehr zu einer toten Sprache.
Bei der weltweiten Zerstreuung übernahmen die Juden die jeweiligen Landessprachen. So entstanden im Ghetto-Dasein zum Teil eigene Dialekte, zum Beispiel das Jiddische. Jiddisch ist ein mittelhochdeutscher Dialekt, der bis heute erhalten ist. Die Sprache wurde stark durch hebräische Wörter bereichert, und da sie eine große Rolle in Osteuropa spielte, sind auch viele slawische Wörter darin enthalten. Die Struktur der Sprache ist jedoch deutsch, weshalb Jiddisch für uns relativ leicht verständlich ist. Wir können uns mit jiddischsprechenden Juden unterhalten und sie verstehen, auch wenn wir kein Jiddisch gelernt haben.
Ich habe hier ein jiddisches Neues Testament, den sogenannten Brit Hadascha, aufgelegt. Das bedeutet „Neuer Bund“ oder „Neues Testament“ auf Jiddisch. Wenn man versucht, es zu lesen, ist man erstaunt: Es sind alles hebräische Buchstaben. Das Jiddische wird nämlich mit hebräischen Buchstaben geschrieben, obwohl es für uns verständlich ist, weil es deutsch ist.
Zum Beispiel wünscht Paulus in den Briefen Schalom und Chesed von Gott dem Vater – Gnade und Friede. Chesed und Schalom, Chesed und Schalom.
Im spanischen Bereich hat sich ebenfalls ein jüdischer Dialekt entwickelt, das Ladino. Es gibt noch weitere Dialekte. Auch im Arabischen hat sich ein typischer arabisch-jüdischer Dialekt herausgebildet. Durch die Abkapselung der Sprache im jeweiligen Land entwickelte sich daraus ein Dialekt, den die anderen nicht mehr sprechen konnten.
Nun stellt sich die Frage, wie Hebräisch wieder zu einer lebendigen Sprache wurde, nachdem es vom Mittelalter bis in die Neuzeit eine tote Sprache war. Das führt uns zu Eliezer ben Yehuda und seiner Pionierarbeit. Durch seine Arbeit wurde Hebräisch, das eine tote Sprache war, wieder zum Leben erweckt.
Es gibt ein wunderbares Buch, das diese Geschichte beschreibt: „Die Sprache der Propheten“ von Robert Zinchen. Die genauen Angaben finden sich im Literaturhinweis. Das Buch erzählt die Lebensgeschichte von Eliezer Ben Yehuda, dem Schöpfer der neuhäbräischen Sprache, erschienen 1985 in Gerlingen. Ich habe zwei Exemplare hier, die man einsehen kann. Das Buch liest sich wie ein Roman und ist sehr mitreißend. Es enthält auch eine wunderbare Liebesgeschichte, denn Eliezer Ben Yehuda heiratete, wie wir noch sehen werden, und auch die Ehezeit war sehr interessant. Es lohnt sich also, das Buch zu lesen.
Diese Wiederbelebung einer toten Sprache ist ohne Parallele in der Weltgeschichte. So etwas hat es noch nie gegeben. Es wäre vergleichbar damit, wenn man heute Latein in Italien oder in der EU wieder einführen würde – schließlich versteht sich die EU als Fortsetzung des Römischen Reiches.
Man kann sich vorstellen, dass diejenigen, die Latein in der Schule hatten, am lautesten protestieren würden: „Wie sollen wir das schaffen, was uns sechs Jahre so viel Mühe gemacht hat, soll nun Alltagssprache werden?“
Es ist so: Wenn man sechs Jahre Latein in der Schule hatte, kann man zwar Texte wie Julius Caesars „Gallischer Krieg“ übersetzen – etwa „Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae“ –, aber man kann am Bahnhofsschalter kein Ticket lösen. Man weiß auch nicht, wie man der Mutter sagen soll, ob sie heute Wäsche hat oder ob man die Unterwäsche wieder abgeben kann.
Gemäß dem Propheten Jesaja sollte Hebräisch die Sprache Kanaans sein, und in der Endzeit – das ist in der Bibel immer die Zeit, in der das jüdische Volk aus dem weltweiten Exil ins Land der Väter zurückkehrt – eine lebendige, gesprochene Sprache werden.
Jesaja 19 enthält eine Prophetie über Ägypten. Vers 1 lautet: „Ausspruch über Ägypten: Siehe, der Herr fährt auf schneller Wolke und kommt nach Ägypten.“
Der Menschensohn wird laut Matthäus 24,30 auf den Wolken erscheinen, zum Gericht. Hier heißt es: „Siehe, der Herr fährt auf schneller Wolke und kommt nach Ägypten.“ Es wird also eine Intervention in Ägypten geben, und es wird beschrieben, was mit den Ägyptern in dieser Endzeit geschieht.
Man sieht auch, dass die Juden wieder im Land sind, zum Beispiel in Vers 17, wo es heißt, dass das Land für Ägypten zum Schrecken wird. Die Militärmacht Israels wird für Ägypten ein Schrecken sein.
In Vers 21 heißt es aber auch schön: „Und der Herr wird sich den Ägyptern kundgeben, und die Ägypter werden den Herrn erkennen an jenem Tag. Sie werden dienend mit Schlachtopfern und Speisopfern dem Herrn Gelübde tun und bezahlen. Der Herr wird die Ägypter schlagen und heilen, und sie werden sich zu dem Herrn wenden. Er wird sich von ihnen erbitten lassen und sie heilen.“
In weiteren Versen nennt Gott Ägypten sogar „mein Volk“. Das ist ein Text, den die ägyptischen Christen ganz besonders lieben.
Hier lesen wir also, dass in der Zeit der Wiederkunft Christi Ägypten eine besondere Chance zur Umkehr haben wird und den Herrn erkennen wird – im hebräischen Text Yahweh, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Das ist nicht Allah. Im Islam wird Allah nie mit dem Ausdruck Yahweh benannt, der der typische Eigenname Gottes in der Bibel ist. Allah ist nicht Yahweh.
Hier wird gesagt, dass Yahweh sich den Ägyptern kundgeben wird (Vers 21) und sie sich zu Yahweh wenden werden (Vers 22). Das bedeutet eine großartige Erweckung aus dem Islam heraus. Ägypten wird dann sehr eng mit Israel verbunden sein, auch mit Assyrien. Es wird eine Straße geben von Ägypten durch Israel nach Assyrien, Syrien und so weiter.
Nun, worauf ich hinaus will: Vers 18 sagt, dass an jenem Tag fünf Städte in Ägypten sein werden, die die Sprache Kanaans sprechen und bei dem Herrn, dem Herrn der Heerscharen, schwören werden. Es wird also sogar in Ägypten fünf Städte geben, in denen Hebräisch gesprochen wird.
Damit diese Prophetie erfüllt werden konnte, musste Hebräisch wieder eine lebendige, gesprochene Sprache werden. Doch das war es zu jener Zeit nicht mehr, und es schien absolut unmöglich, dass eine tote Sprache je wieder zum Leben erweckt werden würde.
Darüber mehr nach der Pause.
Wir machen jetzt eine Viertelstunde Pause.
Die Wiederbelebung des Hebräischen als lebendige Sprache
Und nun geht es um die Frage, wie Hebräisch wieder eine lebendige Sprache geworden ist, nachdem es über so lange Zeit – vom Mittelalter bis in die Neuzeit – eine tote Sprache war.
Das führt uns zu Eliezer ben Yehuda und seiner Pionierarbeit. Durch seine Arbeit wurde Hebräisch, das eine tote Sprache war, wieder zum Leben erweckt.
Es gibt ein wunderbares Buch, das diese Geschichte beschreibt: von Robert Zinchen, „Die Sprache der Propheten“. Ich habe die genauen Angaben noch unten im Literaturhinweis angegeben. Also „Die Sprache der Propheten – die Lebensgeschichte des Eliezer ben Yehuda, des Schöpfers der neuhäbräischen Sprache“, erschienen in Gerlingen 1985. Ich habe zwei Exemplare hier liegen, die man sich mal ansehen kann. Das liest sich wie ein Roman; es ist ein ganz tolles Buch.
Wer gerne auch mal etwas Flüssiges liest, sollte dieses Buch lesen. Es ist ganz, ganz mitreißend. Es ist auch eine wunderbare Liebesgeschichte. Eliezer ben Yehuda hat geheiratet, wie wir noch sehen werden, und auch die Ehezeit war sehr interessant. Es lohnt sich also, das Buch nur schon deswegen zu lesen.
Diese Wiederbelebung einer toten Sprache ist ohne Parallele in der gesamten Weltgeschichte. Das hat es noch nie gegeben. Das wäre, als würde man Latein heute wieder einführen – in Italien oder eben in der EU, die sich ja sowieso als Fortsetzung des Römischen Reiches versteht. Jetzt sollte man Latein wieder einführen.
Ich glaube, diejenigen, die Latein in der Schule hatten, würden am lautesten protestieren: Wie sollen wir das schaffen, was uns sechseinhalb Jahre so Mühe gemacht hat? Das soll man quasi als Alltagssprache lernen?
Es ist so: Wenn man in der Schule sechseinhalb Jahre Latein gemacht hat, und dann sollte man an den Bahnhofschalter gehen und ein Ticket lösen – das kann keiner. Man kann Julius Caesar lesen, den Gallischen Krieg: „Gallia est omnis divisa in partes tres“ – Gallien ist in drei Teile geteilt, und einer davon wurde von den Belgiern bewohnt. Das kann man übersetzen, aber man kann kein Ticket lösen. Man weiß auch nicht, wie man der Mutter sagen soll, ob sie heute Wäsche hat und ob man die Unterwäsche wieder mal abgeben kann. Das kann keiner sagen.
Aber eben alte Texte kann man übersetzen.
Gemäß dem Propheten Jesaja sollte Hebräisch die Sprache Kanaans sein. In der Endzeit – das ist in der Bibel immer die Zeit, in der das jüdische Volk aus dem weltweiten Exil ins Land der Väter zurückkehrt – soll es eine lebendige, gesprochene Sprache sein.
Jesaja 19: Schlagen wir auf. Es ist eine Prophetie über Ägypten, Vers 1: „Ausspruch über Ägypten“. Der erste Vers spricht gleich über die Wiederkunft Christi: „Siehe, der Herr fährt auf schneller Wolke und kommt nach Ägypten.“
Der Menschensohn wird ja nach Matthäus 24,30 auf den Wolken erscheinen, zum Gericht. Hier haben wir: „Siehe, der Herr fährt auf schneller Wolke und kommt nach Ägypten.“ Es wird also eine Intervention in Ägypten geben, und es wird beschrieben, was mit den Ägyptern in dieser Endzeit geschehen wird.
Man sieht auch, dass die Juden wieder im Land sind, zum Beispiel Vers 17. Das Land wird für Ägypten zum Schrecken sein. Also die Militärmacht in Israel wird für Ägypten ein Schrecken sein.
Dann heißt es aber so schön in Vers 21: „Und der Herr wird sich den Ägyptern kundgeben, und die Ägypter werden den Herrn erkennen an jenem Tag. Und sie werden dienend mit Schlachtopfern und Speisopfern dem Herrn Gelübde tun und bezahlen. Und der Herr wird die Ägypter schlagen und heilen, und sie werden sich zu dem Herrn wenden, und er wird sich von ihnen erbitten lassen und sie heilen.“
In weiteren Versen wird Gott Ägypten sogar „mein Volk“ nennen. Das ist ein Text, den die ägyptischen Christen ganz besonders lieben. Man versteht das gut: „Ägypten, mein Volk“.
Hier lesen wir also, dass in der Zeit der Wiederkunft Christi Ägypten eine ganz besondere Chance zur Umkehr haben wird, und sie werden den Herrn erkennen – im hebräischen Text „Yahweh“, das ist der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.
Das ist nicht Allah. Im Islam wird Allah nie mit diesem Ausdruck „Yahweh“ benannt. Das ist der typische Eigenname Gottes in der Bibel. Allah ist nicht Yahweh.
Aber hier wird gesagt: „Und Yahweh wird sich den Ägyptern kundgeben“, und sie werden sich zu Yahweh wenden – Vers 22. Eine großartige Erweckung aus dem Islam heraus.
Ägypten wird dann sehr eng mit Israel verbunden sein, auch mit Assyrien. Es wird eine Straße geben, also von Ägypten durch Israel nach Assyrien, Syrien usw.
Nun, worauf ich hinauswill: Vers 18 sagt: „An jenem Tag werden fünf Städte im Land Ägypten sein, welche die Sprache Kanaans reden und bei dem Herrn der Herrscharen schwören werden.“
Also es wird sogar in Ägypten fünf Städte geben, in denen man Hebräisch sprechen wird.
Damit diese Prophetie in Erfüllung gehen konnte, musste Hebräisch wieder eine lebendige, gesprochene Sprache werden. Aber das war sie nicht mehr. Es schien absolut unmöglich, dass eine tote Sprache je wieder zum Leben erweckt werden sollte.
Aber darüber mehr nach der Pause. Wir machen jetzt eine Viertelstunde Pause.
Die prophetische Bedeutung der Wiederbelebung des Hebräischen
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