Wir fahren heute Morgen dort weiter, wo wir gestern Abend aufgehört haben, nämlich bei 1. Samuel 2. Das Gebet der Hanna umfasst die Verse 1 bis 10.
Wir wollten nochmals auf einige Details eingehen, insbesondere auf Vers 8. Dort spricht Hanna von den Säulen der Erde: "Denn des Herrn sind die Säulen der Erde, und auf sie hat er den Erdkreis gestellt."
Solche Stellen führen oft dazu, dass Menschen sagen: Seht ihr, in der Bibel findet sich ein veraltetes Weltbild. Man stelle sich vor, es wird von einer Scheibe gesprochen, die von Säulen getragen wird – also ein einfaches, falsches Weltbild.
Nun sollten wir zunächst Jesaja 40 aufschlagen. Dort lese ich Verse 21 und 22. Gott spricht: „Wisst ihr es nicht? Hört ihr es nicht? Ist es euch nicht von Anfang an verkündigt worden? Habt ihr nicht Einsicht erlangt in die Grundlegung der Erde? Er ist es, der da thront über dem Kreis der Erde, und ihre Bewohner sind wie Heuschrecken. Er ist es, der die Himmel ausspannt, ausgespannt hat wie einen Schleier und sie ausbreitet wie ein Zelt zum Wohnen.“
Besonders wichtig ist mir der Ausdruck „der da thront über dem Kreis der Erde“, im Hebräischen „Chuk Ha'aretz“. Das Wort „Chuk“ meint dabei nicht einen zweidimensionalen Kreis, sondern einen dreidimensionalen.
Im Buch Hiob wird „Chuk“ ebenfalls verwendet, um diese scheinbare Himmelskugel beziehungsweise Himmelskuppel zu beschreiben. Wenn man den gestirnten Himmel betrachtet, hat man den Eindruck, dass es sich um eine Wölbung handelt. Diese scheinbare Wölbung wird in Jesaja ebenfalls mit „Chuk“ bezeichnet. Daraus wird klar, dass es nicht um einen flachen Kreis, sondern um eine Kuppel geht.
Das bedeutendste hebräische Wörterbuch im englischsprachigen Raum ist das Wörterbuch von Brown, Driver und Briggs, abgekürzt BDB. Dort wird das Wort „Chuk“ als ein Gewölbe, im Englischen „vault“, erklärt. Also nicht ein flacher Kreis, sondern gewölbt.
Das Wörterbuch von Benjamin Davidson, „Analytical Hebrew and Chaldee Lexicon“, auf Seite 294, erklärt „Chuk“ mit „Rug with Sphere“, wobei „sphere“ das englische Wort für Kugel ist.
Es erstaunt daher nicht, dass zum Beispiel die kastilische Übersetzung im Spanischen, etwa die Reina-Valera-Gómez und Reina-Valera 1909, hier mit „El Globo de la Tierra“ übersetzt, also „die Kugel der Erde“.
Schade ist, dass in der Elberfelder Bibel, die sonst so genau ist, hier nur „Kreis“ übersetzt wird. Man müsste besser „Gewölbe“ oder „Kugel“ sagen. So beschreibt die Bibel die Erde.
Und wenn wir zurückgehen zu 1. Samuel 2, wird dort vom Erdkreis gesprochen, der auf Säulen steht. Es heißt: „Und auf sie hat er den Erdkreis gestellt.“
Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass im Hebräischen an dieser Stelle das Wort „Dewel“ verwendet wird. „Dewel“ bezeichnet nicht etwa eine Scheibe oder etwas mit Kreis – das ist ein deutsches Wort, Erdkreis. Vielmehr bezeichnet „Dewel“ einfach das bewohnte Festland der Erde.
Im Neuen Testament entspricht dem das Wort „oikumene“, das ebenfalls das bewohnte Festland der Erde meint. Nun wird hier also gesagt, dass das bewohnte Festland auf Säulen gestellt sei.
Das hebräische Wort für Säule an dieser Stelle ist „Matzuk“. „Matzuk“ bedeutet Säule oder einfach Grundfeste, eine Grundlage. Interessanterweise bedeutet es von der Wurzel her etwas, das geschmolzen wurde. Es ist also ungewöhnlich – „Matzuk“ meint eine geschmolzene Grundlage.
Und nun, wenn wir hier auf der Illustration sehen, wie die Erde aufgebaut ist, haben wir ganz im Zentrum den inneren Kern. Dieser ist fest und besteht zu einem großen Teil aus Eisen. Darauf folgt der äußere Kern. Anschließend liegen der untere Mantel und der obere Mantel.
In dieser Darstellung ist der Mantel als Einheit beschrieben. Man kann jedoch noch zwischen unterem und oberem Mantel unterscheiden. Darüber befindet sich die kristalline Lithosphäre. Diese bildet den Meeresboden und bei den Kontinenten das Festland.
Die Lithosphäre und das Festland liegen also auf dem Mantel. Dieser Mantel ist dadurch gekennzeichnet, dass er zähflüssig ist. Er wird immer wieder aufgeschmolzen, dann wieder verfestigt, erneut aufgeschmolzen und wieder verfestigt.
Das ist die exakte Beschreibung, wie die Erde aufgebaut ist. Der Devel, also die Bewohnung des Festlands, liegt auf dem Mantel. Dieser Mantel zeichnet sich durch das ständige Aufschmelzen und Wiederverfestigen aus.
Wir können Hanna keinen Fehler nachweisen, was umso erstaunlicher ist, da durch Inspiration alles korrekt beschrieben wurde. Hier sehen wir die Kontinente, das Festland und die kristalline Unterlage. Diese kennzeichnet das Festland, das auf dem Mantel als Stütze liegt.
Wir haben in den Versen 7 und 8 noch etwas festzustellen, beziehungsweise in Vers 8, wenn wir Psalm 113 aufschlagen. Dort lese ich in Vers 7: „Der aus dem Staub emporhebt den Geringen, aus dem Kot erhöht den Armen, um ihn sitzen zu lassen bei den Edlen, bei den Edlen seines Volkes.“
Dann stellen wir fest, dass dies praktisch der gleiche Wortlaut ist: „Er hebt aus dem Staub empor den Geringen, aus dem Kot erhöht er den Armen, um sie sitzen zu lassen bei den Edlen.“
Im Psalm 113 wird jedoch nicht gesagt, wer der Dichter ist. Wir können also nicht sicher sagen, wann der Text des Psalm 113 entstanden ist. Ob er schon bestand und Hanna daraus zitiert, oder ob der Psalm 113 später geschrieben wurde und aus dem Gebet von Hanna zitiert, bleibt unklar.
Jedenfalls müssen wir den Zusammenhang sehen und in diesem Zusammenhang auch den letzten Vers vom Psalm 113 beachten, der die Unfruchtbare des Hauses wohnen lässt als eine fröhliche Mutter von Söhnen und den Herrn lobt.
Wenn der Psalm 113 schon bestanden hätte, dann hätte sie allen Grund gehabt, das für sich zu zitieren. Sie hat es allerdings anders ausgedrückt, wie wir schon in Vers 5 gesehen haben: „Sogar die Unfruchtbare hat sieben geboren, und die Kinderreiche ist dahingewelkt.“
Das würde passen, wenn der Psalm 113 später von einem Psalmisten in Anspielung auf das Gebet von Hanna gedichtet wurde.
Ein besonderer Hinweis gilt auch Hanna selbst, der Unfruchtbaren des Hauses, die eine fröhliche Mutter von Söhnen wurde. Nicht nur von einem Sohn, sondern wir haben gesehen, dass sie schließlich noch drei weitere Söhne bekam. Sie hat also insgesamt vier Söhne und noch zwei Töchter bekommen (1. Samuel 2,21).
Und dann möchten wir unser Augenmerk noch auf Vers 10 richten: „Der Herr, es werden zerschmettert werden, die mit ihm hadern, über ihnen im Himmel wird er donnern, der Herr wird richten die Enden der Erde.“
Hier wird das Kommen des Messias in Macht und Herrlichkeit beschrieben. Es lohnt sich, einmal alle Stellen im Alten und Neuen Testament nachzugehen, in denen beschrieben wird, wie der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit kommt. Es gibt so viele, und die Stellen sind derart beeindruckend und ehrfurchtgebietend. Das ist ganz gewaltig.
Ich gebe zum Beispiel Jesaja 63 an, eine Stelle im Alten Testament, wo das Kommen des Herrn als Richter der Welt beschrieben wird. Wir können ein paar Verse anlesen:
„Wer ist dieser, der von Edom kommt, von Bozra? In hochroten Kleidern, dieser prächtig in seinem Gewand, der ein Heer zieht in der Größe seiner Kraft? Ich bin es, der in Gerechtigkeit redet, der mächtig ist zu retten. Warum ist rot an deinem Gewand, und sind deine Kleider wie die eines Keltertreters? Ich habe die Kelter allein getreten, und von den Völkern war niemand bei mir. Ich zertrat sie in meinem Zorn und zerstampfte sie in meinem Grimm. Und ihr Saft spritzte auf meine Kleider, und ich besudelte mein ganzes Gewand, denn der Tag der Rache war in meinem Herzen, und das Jahr meiner Erlösung war gekommen. Ich blickte umher, da war kein Helfer, und ich staunte, da war kein Unterstützer. Da hat mein Arm mir geholfen, und mein Grimm hat mich unterstützt. Ich trat die Völker nieder in meinem Zorn und machte sie trunken in meinem Grimm, und ich ließ ihren Saft zur Erde rinnen.“ (Jesaja 63)
Oder Jesaja einige Kapitel vorher, zum Beispiel Jesaja 28, Vers 21: „Der Herr wird sich aufmachen wie beim Berg Perazim, wie im Tal bei Gibeon wird er zürnen, um sein Werk zu tun. Befremdlich ist sein Werk, und außergewöhnlich ist seine Arbeit.“
Auch Jesaja 30, Vers 27 beschreibt das Kommen des Herrn: „Siehe, der Name des Herrn kommt von fern her, sein Zorn brennt, und der aufsteigende Rauch ist gewaltig. Seine Lippen sind voll Grimm, und seine Zunge ist wie ein verzehrendes Feuer. Sein Odem ist wie ein überflutender Bach, der bis an den Hals reicht, um die Nation zu schwingen mit einer Schwinge der Nichtigkeit und um einen irreführenden Zaum an die Kinnbacken der Völker zu legen.“
„Gesang werde ihr haben wie in der Nacht, da das Fest geweiht wird, und Freude des Herzens wie diejenigen, die unter Flötenspiel hinziehen, um auf den Berg des Herrn, zum Felsen Israels, zu kommen. Der Herr wird hören lassen die Majestät seiner Stimme und sehen lassen das Herabfahren seines Armes mit Zornesschnauben und einer Flamme verzehrenden Feuers, Wolkenbruch, Regenguss und Hagelsteine. Denn vor der Stimme des Herrn wird Assur zerschmettert werden, wenn er mit dem Stock schlägt.“
Hannah erwähnt das Donnern, nicht wahr? Über ihnen im Himmel wird er donnern. Hier haben wir Wolkenbruch, Regenguss und Hagelsteine.
Vielleicht noch Jesaja 31, Vers 4: „Denn so hat der Herr zu mir gesprochen: Wie der Löwe und der junge Löwe, gegen den die Menge der Hirten zusammengerufen wird, um über seinen Raub, knickt er vor ihrer Stimme nicht ein und ergibt sich nicht vor ihrem Lärmen, so wird der Herr der Heerscharen herabsteigen, um auf dem Berg Zion – das ist der Tempelberg, gerade neben dem Ölberg – auf seinem Hügel Krieg zu führen. Wie schwirrende Vögel wird der Herr der Heerscharen Jerusalem beschirmen, beschirmen, erretten, verschonen und befreien.“
So gibt es noch viele, viele weitere Stellen, die sein Kommen beschreiben.
Im Neuen Testament möchte ich noch Matthäus 24 erwähnen, insbesondere Vers 29. Sogleich aber nach der Drangsal jener Tage, also am Ende dieses Weltkrieges von 1260 Tagen, wird die Sonne sich verfinstern, und der Mond wird seinen Schein nicht geben. Die Sterne werden vom Himmel fallen – gemeint sind Meteore – und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden.
Dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen. Alle Stämme des Landes werden wehklagen, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit.
Schließlich möchte ich noch auf 2. Timotheus 4 hinweisen, wo der Apostel Paulus aus der Todeszelle schreibt, dass die Zeit seines Abscheidens gekommen ist. Für ihn liegt die Krone der Gerechtigkeit als Lohn bereit. In 2. Timotheus 4,8 heißt es: „Fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag, nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben.“
Der Apostel Paulus sagt, dass der Herr ihm als Belohnung für seinen treuen Dienst und seine treuen Nachfolger in seinem Leben die Krone der Gerechtigkeit geben wird. Doch das ist nicht nur für ihn bestimmt. Er sagt, diese Krone erhalten alle, die seine Erscheinung lieben.
„Erscheinung“, die Epiphania, wird nie für die Entrückung verwendet. Es ist ein typischer Ausdruck für das Kommen des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit als Richter der Welt. Dann wird er von der Welt gesehen werden, so wie wir es gelesen haben und noch an vielen anderen Stellen erweitert lesen können.
Der Apostel Paulus sagt, alle, die diese Erscheinung lieben, werden die Krone der Gerechtigkeit erhalten. Was ist damit gemeint? Wenn der Herr kommt, wird er absolute Gerechtigkeit in diese Welt bringen. Alles, was sich den Geboten Gottes widersetzt, alles, was Hochmut gegen Gott ist, wird erniedrigt werden.
Wie kann man eine solche Beschreibung lieben, wenn man in seinem Leben Sünde ungerichtet stehen lässt? Wenn man sein eigenes Leben nicht ordnet, müsste man diese Stellen eigentlich hassen. Darum gibt es Menschen, die solche Beschreibungen hassen.
Aber wenn wir uns bewusst sind, dass wirklich alles in dieser Welt geordnet werden wird, dann können wir das lieben. Es wird nicht mehr die Frage geben, warum Gott nicht eingreift oder warum er dies zulässt. Das wird vorbei sein.
Man wird dann sagen, ja, er hat damals zugelassen, weil er noch Gnadenzeit geben wollte, damit die Schuldigen umkehren und gerettet werden. Doch der Tag wird kommen, an dem keine offene Frage mehr möglich sein wird in Bezug auf die Gerechtigkeit Gottes.
Diese Erscheinung kann man nur lieben, wenn man auch bereit ist, in seinem eigenen Leben immer wieder aufzuräumen. Nach 1. Johannes 1,9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“
Man muss aufräumen, so wie der Apostel Paulus auch in 1. Korinther 11 sagt: Wenn wir uns selbst beurteilen – etwa wenn wir uns fragen, ob etwas nicht in Ordnung ist und ob wir würdig sind, zum Abendmahl zu gehen –, dann spricht Paulus von Selbstgericht.
Das heißt, wir müssen unsere Sünden bekennen. Wenn wir regelmäßig in unserem Leben aufräumen und die Dinge nicht stehen lassen, dann können wir die Erscheinung des Herrn lieben. Und diejenigen, die diesen Weg gehen, werden einmal die Krone der Gerechtigkeit erhalten.
Aber warum diese lange Ausführung, dieser ausführliche Exkurs?
Wir sehen, dass Hanna betet, und ihr Gebet hat heilsgeschichtliche Dimensionen. Ihr Blick reicht bis zu dem Tag, an dem der Herr Jesus kommen wird und alle Gerechtigkeit sichtbar wird. An diesem Tag wird alle Ungerechtigkeit bestraft werden. Das gehörte zu ihrem Glauben, zu ihrem Glaubensinhalt.
Also eine Frau, die sich für Prophetie interessierte, und das prägte auch ihr Gebetsleben. Sie spricht davon und sagt: Der Herr wird richten die Enden der Erde.
Die Enden der Erde – das ist ein Ausdruck, der sehr oft in der Bibel vorkommt. Er bezeichnet aus der Sicht Israels das Land, das Gott als Mittelpunkt betrachtet. In seiner Sichtweise der Erde ist das Land am Knotenpunkt der drei Kontinente Europa, Afrika und Asien. Dieses Land betrachtet er als die Mitte. Von dort aus gesehen, von diesem Land, das er auch den Nabel der Erde nennt (vgl. Hesekiel 38), sind die am weitesten entfernten Teile des bewohnten Festlandes die Enden der Erde.
Der Ausdruck kommt sehr häufig in der Bibel vor. Ich habe zum Beispiel in Thailand den Leuten aus den Bergstämmen erklärt, dass sie auch in der Bibel vorkommen. Jedes Mal, wenn von den Enden der Erde die Rede ist, sind zum Beispiel Thailand, die Philippinen, Indonesien, Australien, Neuseeland und Südamerika gemeint.
Kein Land ist in der Bibel ohne Bedeutung. Der Herr wird seine Gerechtigkeit dann über das gesamte Festland der Erde hinweg erweisen.
Dann lesen wir: „Und Macht verleihen seinem König und erhöhen das Horn seines Gesalbten.“ Ich habe bereits erklärt, dass das hebräische Wort Maschiach Messias bedeutet.
Und dies ist das erste Mal in der Bibel, dass das Wort Messias vorkommt.
In den fünf Büchern Mose wird der Begriff Messias für den verheißenden Erlöser noch nicht verwendet. Auch in den Büchern von Josua und Richter sowie im Buch Hiob, das Mose bereits Israel gegeben hatte, kommt dieser Begriff nicht vor. Ebenso wenig im Psalm 90, den Mose während der Wüstenwanderung am Ende seiner Lebenszeit verfasst hat. Dieser Psalm war die Bibel von Hannah, doch auch hier findet sich der Begriff Messias nicht.
Erst später wird dieser Begriff eingeführt. Natürlich gibt es bereits viele messianische Prophezeiungen. So kündigt Gott zum Beispiel in 1. Mose 3,15 nach dem Sündenfall an, dass der Nachkomme, der Same der Frau, der Schlange – dem Satan – den Kopf zertreten wird, dabei aber selbst eine Todeswunde erleidet. Dies ist der erste direkte prophetische Hinweis auf den kommenden Messias.
Die Prophezeiungen setzen sich fort: Zum Beispiel in 1. Mose 49,10 heißt es, dass das Zepter nicht von Juda weichen wird, bis „Schilo“ kommt, der Friedensbringer. Erst dann wird die nationale Identität Israels als Staat bestehen können. So gibt es viele Prophezeiungen bis zu diesem Punkt.
Doch zum ersten Mal wird der Begriff Messias als Bezeichnung für den verheißenden Erlöser verwendet, der gesalbt sein sollte. Die Salbung bedeutete, dass jemand mit Öl gesalbt wurde, so wie es bei hohen Priestern, Propheten und Königen in der Bibel üblich war.
Beispiele dafür finden sich in der Geschichte von Elija, wo die Salbung von Propheten erwähnt wird, und im ersten Buch Samuel, wo Saul und David gesalbt werden. Allerdings gibt es einen Unterschied bei der Art der Salbung: Saul wird mit einer Flasche gesalbt, David hingegen in 1. Samuel 16 mit einem Horn. Die Flasche ist zerbrechlich – wenn man sie auf den Boden wirft, zerbricht sie. Das Symbol steht für die Vergänglichkeit. Das Schofarhorn hingegen bleibt intakt, auch wenn man es auf den Boden wirft. Dies symbolisiert, dass Davids Königtum bestehen bleiben wird. David sollte der Vater und Vorfahre des Messias sein.
Der Messias sollte also alles in sich vereinen: gesalbter Priester, gesalbter Prophet und gesalbter König sein. Im ersten Buch Samuel sind all diese Rollen wichtig: der Dienst des Propheten Samuel, der Dienst des Hohenpriesters Eli und weiterer Hoherpriester sowie die Salbung der Könige. Doch der Messias sollte all diese Funktionen in sich vereinen.
Nun gehen wir weiter zu Vers 11: Elkanah ging nach Rama in sein Haus, der Knabe aber diente dem Herrn unter Fuheli, dem Priester.
Dieser ganz kleine Junge ist nun an einem besonderen Ort. Die Mutter hatte, wie versprochen, ihn ganz dem Herrn gewidmet.
In Vers 12 heißt es: Die Söhne Elis waren Söhne Belials; sie kannten den Herrn nicht. Die Weise der Priester gegenüber dem Volk war folgende: So oft jemand ein Schlachtopfer darbrachte, kam der Diener des Priesters, wenn das Fleisch gekocht wurde, mit einer Gabel mit drei Zinken in der Hand.
Er stieß in das Becken, die Schüssel, den Kessel oder den Topf. Alles, was die Gabel heraufbrachte, nahm der Priester weg. So taten sie in Schilo allen Israeliten, die dorthin kamen.
Sogar ehe man das Fett räucherte, kam der Diener des Priesters und sprach zu dem Mann, der opferte: „Gib Fleisch zum Braten für den Priester, denn er will kein gekochtes Fleisch von dir annehmen, sondern rohes.“
Der Mann antwortete ihm: „Sogleich werden sie das Fett räuchern, dann nimm dir, was deine Seele begehrt.“ Doch der Diener sagte: „Nein, jetzt sollst du es geben, und wenn nicht, so nehme ich es mit Gewalt.“
Die Sünde der Jünglinge war sehr groß vor dem Herrn, denn die Leute verachteten die Opfergabe des Herrn.
Samuel diente als Knabe vor dem Herrn, bekleidet mit einem leinenen Ephod. Seine Mutter fertigte ihm ein kleines Oberkleid an und brachte es ihm Jahr für Jahr, wenn sie mit ihrem Mann hinaufging, um das jährliche Schlachtopfer darzubringen.
Eli segnete Elkanah und seine Frau und sprach: „Der Herr gebe dir Nachkommen von dieser Frau anstelle des Geliehenen, das man dem Herrn geliehen hat.“ Danach ging sie nach Hause.
Der Herr wandte sich Hannah zu, und sie wurde schwanger. Sie gebar drei Söhne und zwei Töchter. Der Knabe Samuel wuchs beim Herrn heran.
Eli war sehr alt und hörte alles, was seine Söhne und ganz Israel taten. Er wusste, dass sie bei den Frauen lagen, die sich am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft versammelten.
Er sprach zu ihnen: „Warum tut ihr solche Dinge? Denn ich höre von euren bösen Handlungen vom ganzen Volk. Nicht so, meine Söhne, denn nicht gut ist das Gerücht, das ich höre. Ihr macht das Volk des Herrn zum Übertreter.
Wenn ein Mensch gegen einen Menschen sündigt, so entscheidet Gott über ihn. Wenn aber ein Mensch gegen den Herrn sündigt, wer wird für ihn bitten?“
Doch sie hörten nicht auf die Stimme ihres Vaters. Der Herr war willens, sie zu töten.
Der Knabe Samuel wurde immer größer und angenehmer, sowohl beim Herrn als auch bei den Menschen.
Dieser kleine Samuel wurde an einen Ort gebracht, an dem man sagen könnte: Wunderbar, er ist in der besonderen Gegenwart des Herrn und darf dort schon als kleiner Junge dienen.
Doch der Bibeltext macht uns ab Vers zwölf deutlich, dass der Ort, an dem Gott mitten in Israel wohnte, ein sehr gefährlicher Ort war. Dort gab es nämlich gefährliche Menschen. Das ist schon schrecklich, wenn eine Gemeinde der Ort ist, an dem man die Gegenwart des Herrn in besonderer Weise erleben kann – und gleichzeitig ein gefährlicher Ort für manche Menschen ist, weil dort Personen sind, die Verderben und Verführung bringen.
Genau diese Situation liegt hier vor. Wenn man darüber nachdenkt, dass dieser kleine Junge solchen gefährlichen Menschen ausgesetzt ist, fragt man sich: Was wird aus ihm?
Ich muss immer wieder daran denken, als ich ein Kind war. Ich hörte meine Mutter oft sagen, dass keine Mutter weiß, was aus ihrem Kind einmal wird. Wir hatten damals eine sehr bekannte Komposition eines Schweizer Komponisten gehört, der die Weihnachtsgeschichte vertont hat – die sogenannte Zellerweihnacht. Darin gibt es ein Lied, das auf Schweizerdeutsch heißt: „Keine Mutter weiss, was aus ihrem Kind mal wird.“ Und das ist wirklich wahr. Keine Mutter hat es in der Hand, was aus einem Kind wird.
Diese Sorge musste auch Hanna haben. Sie hatte ihren Sohn dem Herrn gegeben, aber der Ort war sehr gefährlich. So ist es auch mit unseren Kindern. Wie wir gestern gesehen haben, muss man ab der Geburt in kleinen Schritten immer mehr loslassen. Im Fall von Hanna war es sogar so, dass sie Samuel in einem sehr zarten Alter loslassen musste und sich Sorgen machte, was aus ihm werden würde.
Doch wir sehen, dass diese Mutter, die schon vor der Geburt für ihr Kind gebetet hatte, erleben durfte, wie dieser kleine Junge selbst in einer so schwierigen Umgebung bewahrt blieb und ein treuer Mann Gottes wurde.
Ja, wir sehen hier auf der Folie, wie in den Versen zwölf bis siebzehn dargestellt, dass diese beiden Söhne Elis den Opferdienst geschändet haben. Sie waren wirklich Fleischfresser, und das war ein ernstes Problem.
In den letzten Tagen haben wir auch ein wenig darüber nachgedacht, über den Unterschied zwischen Fleisch essen und Gemüse essen. Hanna zum Beispiel hatte gar keinen Hunger, um in Shiloh Fleisch zu essen. Aber das ist etwas anderes als das Fleischfressen, wie es diese beiden getan haben. Für sie wurde es zur Sünde.
Ein weiteres Beispiel zeigt, wie Feinschmeckerei zur Sünde führen kann. Wir denken an den alten Isaak. Er hatte kaum noch die Möglichkeit, etwas mit den Augen wahrzunehmen. Das war ein Bild dafür, wie er im Alter seinen geistlichen Durchblick verloren hatte. Trotzdem wollte er Esau segnen, obwohl prophetisch längst offenbart war, dass nicht Esau das Erstgeburtsrecht erhalten würde, sondern der Jüngere, Jakob, weil Gott es so gewählt hatte.
Isaak ignorierte diese Offenbarung und handelte nach der Gewohnheit, dass der Älteste das Erstgeburtsrecht bekommt. Er sagte: „Bevor ich dich segne, möchte ich noch ein gutes Stück Fleisch, denn du weißt ja, wie ich es liebe.“ Esau ging auf die Jagd, um dieses Fleisch zu bringen. Doch diese übertriebene Liebe zum Fleisch führte Isaak in die falsche Richtung.
Auch hier, bei den Söhnen Elis, wurde der Opferdienst geschändet. Es ging um das Friedensopfer, das in 3. Mose 3 beschrieben ist. Ein Teil des Opfers wurde für Gott geräuchert, und das war das Wichtigste – das, was Gott von dem Opfer bekam. Deshalb wehrten sich die Israeliten, wenn der freche Priesterdiener mit der riesigen Gabel kam. In Vers 16 heißt es: „Sogleich werden sie das Fett räuchern, dann nimm dir, wie deine Seele begehrt.“
Zuerst also, wie in 3. Mose 3 vorgeschrieben, wurden diese Teile des Opfers für Gott verbrannt. Danach durften auch die, die das Opfer brachten, davon essen. Doch diesen Priestern war es völlig egal, was Gott darüber gesagt hatte.
Warum gab Gott das Friedensopfer? Er wollte damit zeigen, dass Menschen durch das Opfer des Messias, wenn er einmal kommen würde, in Gemeinschaft mit Gott gebracht werden können. Außerdem können Menschen untereinander Gemeinschaft haben.
Der Inhalt dieser Gemeinschaft ist das Opfer des Herrn Jesus. Das Friedensopfer spricht von der Gemeinschaft der Erlösten mit Gott und untereinander. Das wird auch in 1. Johannes beschrieben, als Quelle höchster Freude.
Ich lese aus 1. Johannes 1, Vers 3: „Wir, die Apostel, die Augenzeugen dessen sind, was wir gesehen und gehört haben, verkündigen es auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt. Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und dies schreiben wir euch, damit unsere Freude völlig sei.“
Die Gemeinschaft mit dem Vater und untereinander hat als Inhalt die Liebe Gottes, das Opfer von Golgatha, Jesus selbst. Johannes sagt, dass dies zu völliger Freude führt.
Darauf wies auch das Friedensopfer hin. Doch diese Gottlosen gingen einfach darüber hinweg. Für sie war es nur ein Mittel zum Frass.
Ich möchte noch darauf hinweisen, dass sie dieses Fleisch im Übermaß für sich sammelten. Auch Eli hatte letztlich einen Profit davon.
Schauen wir uns an, wie der Mann im Alter von 98 Jahren in 1. Samuel 4 stirbt. Ihm wird eine furchtbare Botschaft überbracht, die ihn erschüttert. In Kapitel 4, Vers 18 heißt es über diesen Mann, dessen Augen zu diesem Zeitpunkt erstarrt waren (siehe Vers 15):
„Und es geschah, als er die Lade Gottes erwähnte, dass Eli rücklings vom Stuhl an der Seite des Tores fiel, sich das Genick brach und starb. Denn der Mann war alt und schwer.“
Israel hatte zu dieser Zeit vierzig Jahre lang gerichtet.
Der Mann war 98 Jahre alt und übergewichtig. Es gibt verschiedene Gründe für Übergewicht, und oft kann man nichts dafür. Deshalb ist es problematisch, wenn Menschen vorschnell urteilen, ohne die Hintergründe zu kennen.
Es gibt jedoch auch Übergewichtigkeit, die durch Schuld verursacht wird. Dieser Mann war so schwer, weil er viel Fleisch gegessen hatte. Fleisch enthält mehr Kalorien als Gemüse. Daniel und seine Freunde mussten viel Gemüse essen, um mit den anderen Jungen, die in Babylon Rindfleisch und andere Speisen bekamen, mithalten zu können.
Sein hohes Gewicht trug bei seinem Tod dazu bei, dass er wie ein Sack zusammenbrach und sich das Genick brach.
Wir machen jetzt eine Viertelstunde Pause und fahren dann weiter.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
Noch mehr Inhalte von Roger Liebi gibt es auf seiner Webseite unter rogerliebi.ch