Heute Nachmittag haben wir das Vorrecht, uns im Rahmen einer Einführung mit dem Ersten Johannesbrief zu beschäftigen. Das Thema ist die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn.
Der Erste Johannesbrief warnt vor Irrlehren, die die Wahrheit über die Person des Herrn Jesus Christus massiv angreifen. Es war bekannt, dass zum Beispiel die Vertreter der mystischen und moralisch freiheitlichen Gnostikerbewegung damals den Herrn Jesus als wahrer Mensch und wahrer Gott in einer Person leugneten.
Der Erste Johannesbrief macht deutlich: Wer in dieser Weise den Sohn Gottes leugnet, ist ein Antichrist, griechisch Antichristos. Das bedeutet „einer, der sich gegen Christus stellt“. Das ist die Bedeutung von „anti“. Allerdings ist zu sagen, dass „anti“ im Griechischen auch „anstelle von“ bedeuten kann.
In Matthäus 2 heißt es von einem Sohn, der an die Stelle seines Vaters Herodes trat als König. Dort steht im Griechischen ebenfalls „anti“, also „anstelle seines Vaters Herodes“. In diesem Sinn kann Antichrist auch bedeuten, jemand, der sich an die Stelle von Christus setzt.
Gerade der zweite Johannesbrief, Kapitel 2, Vers 18, spricht über den noch zukünftigen, kommenden Antichristen. Dieser wird sich als der verheißene Messias Israels ausgeben und sich darum an die Stelle des Herrn Jesus Christus setzen. Er wird nicht nur gegen Christus wirken, sondern auch Christus ersetzen wollen.
Darum wird der Antichrist in der Offenbarung als das zweite Tier aus der Erde beschrieben (Offenbarung 13,11) „wie ein Lamm“. Doch diese Irrlehrer werden als Antichristen bezeichnet, also als solche, die sich gegen Christus stellen.
Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn als Kennzeichen des wahren Glaubens
Der erste Johannesbrief macht deutlich, wer im Gegensatz zu den Irrlehren den wahren biblischen Jesus kennt und Gemeinschaft mit ihm hat. Wer Gemeinschaft mit ihm, dem ewigen Sohn Gottes, hat, der hat automatisch auch Gemeinschaft mit Gott, dem Vater.
Der wahre und unverfälschte Glaube an den Sohn Gottes zeigt sich, erklärt Johannes, durch Gehorsam gegenüber Gottes Wort und durch Liebe zu den Glaubensgeschwistern.
Dies wird im Brief deutlich, denn ein roter Faden zieht sich hindurch: die wichtigen Auswirkungen des wahren Glaubens sind Treue, Gehorsam und Liebe zu den Geschwistern.
Autorenschaft und historische Zeugnisse zum Ersten Johannesbrief
Der Autor des ersten Johannesbriefes ist offensichtlich der Apostel Johannes. Er nennt zwar seinen Namen nicht in dem Brief, aber wir haben das frühchristliche Zeugnis, zum Beispiel von Polycarp. Polycarp war gewissermaßen ein Schüler des Apostels Johannes und kannte ihn persönlich. Er lebte von etwa 70 bis 155 nach Christus und hinterließ uns das Zeugnis, dass eben der Apostel Johannes diesen Brief verfasst hat.
So besitzen wir das Zeugnis eines Menschen aus der Lebenszeit von Johannes. Auch Justin der Märtyrer, ein Zeuge aus dem zweiten Jahrhundert, bestätigt dies. Ebenso Irenäus, der seinerseits wieder ein Schüler von Polycarp war. Irenäus lebte von 140 bis 202 nach Christus. Übrigens war Irenäus lange Zeit in Lyon tätig. Ich war erst kürzlich dort in Lyon und hielt dort Vorträge.
Diese Stadt ist also der Ort, an dem Irenäus, der in einer sehr direkten Beziehung zum Apostel Johannes stand, bereits in der frühen Zeit das Zeugnis für Christus in Frankreich aufrechterhielt.
Auch Clemens Alexandrinus, der von 150 bis 215 lebte, bestätigt dies. Ebenso Tertullian, ein bekehrter römischer Jurist, der von 160 bis 220 lebte.
So haben wir ganz eindeutige Zeugnisse über die Autorschaft des ersten Johannesbriefes.
Kriterien für die Anerkennung biblischer Schriften
Damit ein Buch als von Gott inspiriert und autoritativ anerkannt werden konnte, mussten zwei Bedingungen erfüllt sein. Nach Epheser 2,20 ist die Kirche die Gemeinde, bestehend aus allen Erlösten. Sie ist aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten.
Nur Bücher, die von einem Apostel Jesu Christi stammten, konnten anerkannt werden. Das heißt, von einem der Zwölf, den direkten Nachfolgern Jesu Christi, die eine besondere Autorität von Christus selbst erhielten. Diese zwölf Apostel für Israel, die zwölf Stämme Israels, mussten Autoren sein. Oder es musste der Apostel Paulus sein, der durch die direkte Begegnung mit dem Auferstandenen als Autorität für die nichtjüdischen Völker eingesetzt wurde. Das war die Bedingung.
Ein Buch konnte nur anerkannt werden, wenn es aus diesem Personenkreis stammte oder von Propheten, die ihrerseits durch die Apostel anerkannt waren. Deshalb wurden das Markus-Evangelium und das Lukas-Evangelium anerkannt. Diese Autoren waren keine Apostel, aber Propheten, die durch die Apostel anerkannt wurden. Ebenso Jakobus, der Bruder des Herrn, der den Jakobusbrief schrieb, und Judas, Bruder des Herrn, der den Judasbrief verfasste. Auch sie waren keine Apostel, sondern Propheten, anerkannt durch die Apostel.
Nur solche Bücher konnten anerkannt werden. Alle Fälschungen aus dem zweiten und dritten Jahrhundert wurden verworfen. Aus wissenschaftlicher Sicht muss man heute ganz eindrücklich sagen: Die frühen Christen ließen sich in keinem einzigen Fall täuschen. Sie konnten alle Fälschungen aufdecken.
Das Thomas-Evangelium und das Judas-Evangelium waren gnostische Schriften. Von den Gnostikern wird ja gerade im ersten Johannesbrief gewarnt, und diesen Warnungen wird man noch öfter begegnen. Alle diese Schriften wurden als Fälschungen unter falschem Namen verworfen.
Heute, in einer sogenannten aufgeklärten Zeit, fallen Millionen von Menschen auf Bücher wie "Sakrileg" herein, die sich auf diese gefälschten gnostischen Evangelien stützen. Das ist ein regelrechter Wahnsinn, oder? Man sagt doch immer, die Menschen früher seien unaufgeklärt und naiv gewesen und hätten alles geglaubt. Tatsächlich aber haben sie jeden Irrtum aufgedeckt.
Die Menschen heute lesen Romane, um zu erfahren, wie es wirklich vor zweitausend Jahren war. Meine Kinder wissen aber, dass man, wenn man etwas wirklich wissen will, ein Sachbuch lesen muss – nicht einen Roman.
Darum ist es sehr wichtig, sich nicht so sehr auf die Frage zu konzentrieren, sondern auf das Zeugnis, das auch für den ersten Johannesbrief gilt: Es stammt vom Apostel Johannes, und das ist ganz klar verbrieft.
Augenzeugenbericht und Adressaten des Briefes
Aus dem Brief selbst geht hervor, dass der Schreiber ein Augenzeuge von Jesus Christus ist und zum Kreis der Apostel gehört. Dies wollen wir nun genauer betrachten.
Wir schlagen auf und lesen die Eingangsverse, 1. Johannes 1,1-4:
„Was von Anfang war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben, betreffend das Wort des Lebens. Und das Leben ist geoffenbart worden, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, welches beim Vater war und uns geoffenbart worden ist. Was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir euch, auf dass auch ihr mit uns Gemeinschaft habt. Und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus, und dies schreiben wir euch, damit eure Freude völlig sei.“
Hier wird mehrmals bezeugt, dass der Schreiber Jesus Christus gesehen hat – zusammen mit anderen Augenzeugen. Er hat Jesus Christus gekannt und verkündet ihn als Augenzeuge, aber auch als Ohrenzeuge: „was wir gehört haben, mit unseren Augen gesehen haben“. Sie hatten sogar so direkten Kontakt mit Jesus Christus, dass sie ihn berührt haben, also betastet. Sie haben ihn wirklich erlebt als einen echten Menschen, nicht als irgendein Geistwesen. Er war ein wirklicher Mensch auf Erden.
In Kapitel 4, Vers 6 macht sich Johannes eins mit all den Aposteln, die von Gott, von Jesus Christus eine direkte Autorität erhalten haben, und sagt:
„Wir sind aus Gott. Wer Gott kennt, hört uns! Wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht. Hieraus erkennt ihr den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums.“
Johannes schließt sich mit allen Aposteln zusammen, nicht mit den Adressaten, denn von diesen sagt er in Vers 4: „Ihr seid aus Gott, Kinder.“ Ja, ihr! Und in Vers 6 sagt er „wir“, das sind die Apostel. Sie sagen: „Wir sind aus Gott, und wer Gott kennt, der hört auf uns, auf die Apostel.“ Für den sind sie wirklich Autorität.
Jesus hat in Matthäus 10 zu den Aposteln gesagt:
„Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf.“
Wer die Apostel ablehnt, lehnt damit auch Jesus Christus ab. So hat der Herr seine Autorität nach Matthäus 10 direkt den Aposteln übertragen.
Die Adressaten sind die Empfänger des Schreibens, das sich ohne genauere Angaben an Wiedergeborene richtet. In 1. Johannes 5,13 heißt es:
„Dies habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.“
Es geht also um solche, die ewiges Leben haben, die durch die Wiedergeburt das Leben aus Gott empfangen haben. Man kann sagen, es richtet sich an Wiedergeborene, die schon länger oder erst seit kurzem im Glauben stehen. Die Adressaten werden allgemein als Kinder bezeichnet, zum Beispiel in 1. Johannes 4,4: „Ihr seid aus Gott, Kinder“ oder in Kapitel 2, Vers 12:
„Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen.“
Alle sind Kinder Gottes, wie es in 1. Johannes 3,1 heißt:
„Seht, welche Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen.“
Diese Kinder werden in drei Reifestufen unterteilt: Väter, Jünglinge und Kindlein. Das sieht man besonders in Kapitel 2, Vers 12-14:
Vers 12: „Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind.“
Vers 13: „Ich schreibe euch, Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang ist.“
„Ich schreibe euch, Jünglinge, weil ihr den Bösen überwunden habt.“
„Ich schreibe euch, Kindlein, weil ihr den Vater erkannt habt.“
Kindlein ist hier ein anderes Wort als in Vers 12. Vers 12 verwendet das griechische Wort technion für Kinder, während in Vers 13 das Wort paideion verwendet wird, das speziell ein kleines Kind meint. Deshalb ist „Kindlein“ hier besser.
Die Kinder zerfallen also in drei Stufen: Väter, die schon länger im Glauben sind; Jünglinge, die mittlere Gruppe; und die ganz Jungen im Glauben, die Kindlein. Diese Aufteilung wird nochmals in Vers 14 wiederholt.
1. Johannes 2,1-2 macht zudem deutlich, dass die Adressaten einen jüdischen Hintergrund hatten. Das ist eigentlich selbstverständlich, denn in Galater 2,8 wird berichtet, wie Paulus als Apostel für die Heidenvölker und Johannes und Petrus als Apostel für Israel anerkannt wurden. Dort heißt es:
„Denn der, welcher in Petrus für das Apostelamt der Beschneidung gewirkt hat, hat auch in mir in Bezug auf die Nationen gewirkt.“
Jakobus, Kephas (Petrus) und Johannes wurden als Säulen angesehen und gaben Paulus und Barnabas die rechte Hand der Gemeinschaft, damit sie unter die Nationen gingen, sie aber unter die Beschneidung.
Johannes hatte also besonders unter den Juden einen Auftrag, was auch in 1. Johannes 2,1-2 klar wird:
„Meine Kinder, ich schreibe euch dieses, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand gesündigt hat, wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten, und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein für die unseren, sondern auch für die ganze Welt.“
Jesus Christus ist für die Gläubigen aus den Juden gestorben, aber auch für alle Gläubigen aus der ganzen Welt. Darum sagt Johannes nicht nur „für die Unseren“, sondern „auch für die ganze Welt“. Dies hat nichts mit der Allerlösung zu tun, die sagt, dass alle gerettet werden. Nein, das Werk Christi gilt für alle Gläubigen.
Nun müssen wir noch Zeit und Ort der Abfassung klären. Am Ende seines Lebens wirkte Johannes in Ephesus, dem Hauptort der römischen Provinz Asia in der heutigen Westtürkei, etwa so groß wie die Schweiz. Dort waren auch die Gemeinden aus Offenbarung 2 und 3, an die Johannes Briefe schrieb: Ephesus, Smyrna, Pergamos, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea. In dieser Provinz lag auch die Gemeinde von Kolossä, an die Paulus den Kolosserbrief schrieb, sowie die Gemeinde von Hierapolis.
Johannes lebte dort, wie uns Clemens Alexandrinus berichtet. Er starb im Jahr 68 nach der Kreuzigung Jesu, so überliefert es Hieronymus, der Übersetzer der Bibel ins Lateinische (Vulgata) um 400 nach Christus. Wenn man die Kreuzigung auf das Jahr 32 datiert und 68 Jahre dazurechnet, kommt man auf das Jahr 100. Das stimmt mit einem anderen Zeugnis der frühen Kirche überein, dass Johannes zu Beginn der Herrschaft des Kaisers Trajan gestorben sei. Zuvor war Domitian Kaiser, unter dem Johannes auf der Insel Patmos verbannt war. Unter Trajan starb er als letzter aller Apostel, vermutlich im Alter von 90 bis 100 Jahren.
Ein Zeugnis der frühen Kirche berichtet, dass Johannes am Ende seines Lebens noch in die Gemeinde getragen wurde und die Gläubigen ermahnte, treu zu bleiben. Polykrates von Ephesus, geboren 125 nach Christus, überlieferte, dass Johannes im Jahrhundert in Ephesus starb. Diese Ereignisse lagen also noch nah zurück.
Der Johannesbrief beschäftigt sich mit Problemen, die am Ende des ersten Jahrhunderts besonders akut waren. So können wir den ersten Johannesbrief in die Schlussjahre des ersten Jahrhunderts, also zwischen 90 und 100 nach Christus, einordnen.
Das macht das Ganze umso feierlicher, wenn man sich vorstellt, dass ein etwa 90-jähriger Apostelkreis schreibt. Ich zitiere nochmals Vers 1:
„Was von Anfang war.“
Damit meint Johannes den Anfang, als Jesus Christus gekommen war. Der Sohn Gottes kam in diese Welt und wurde ein wirklicher Mensch.
Er sagt: „Was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben.“
„Gehört“ kann auch von weiter her sein, „gesehen“ ist noch direkter, aber „angeschaut“ ist ein präzises, intensives Sehen. Schließlich sogar „betastet“, also berührt. Sie haben ihn gegrüßt, wussten, was der Handschlag des Sohnes Gottes bedeutete – ein richtiger Mensch, kein Geist.
Sie haben mit ihm gegessen und getrunken. Dieses Zeugnis gibt Johannes Jahrzehnte später weiter, 60 bis 70 Jahre nach den Ereignissen.
Bemerkenswert ist, dass Johannes für „was wir gehört haben“ nicht den griechischen Aorist verwendet, wie üblich bei Erzählungen, sondern das Perfekt. Im Griechischen bedeutet das Perfekt eine vergangene Handlung mit anhaltender Wirkung. Er hört also die Stimme des Sohnes Gottes von damals noch in seinen Ohren.
Für „was wir gesehen“ benutzt er den Aorist, eine punktuelle Handlung, die damals stattfand. Er sieht es aber noch vor sich.
So betont Johannes, dass er wirklich ein Augenzeuge von Anfang an war.
Dieser Neuanfang, der mit dem Erscheinen des Sohnes Gottes in der Welt kam, ist grundlegend, vergleichbar mit der Erschaffung der Welt in 1. Mose 1,1:
„Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.“
Auch hier heißt es: „Was von Anfang war, was wir gehört haben.“ Das ist der Neuanfang durch das Kommen Gottes als Mensch in diese Welt.
Johannes spricht vom Wort des Lebens und nennt Jesus Christus das Wort. Diesen Ausdruck kennen wir aus Johannes 1,1:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.“
Dort geht es um den Herrn Jesus, der schon bei der Erschaffung der Welt da war. Das heißt nicht, dass das Wort im Anfang wurde, sondern dass es im Anfang war – ewig. Das griechische Imperfekt drückt ein andauerndes Sein aus.
Im Anfang, bei der Schöpfung, war das Wort einfach da, weil er ewig ist. Das Wort war bei Gott, das heißt, Jesus Christus war in Gemeinschaft mit dem Vater, und das Wort war Gott.
Jesus Christus ist nicht einfach ein besonderes Wesen, sondern wirklich Gott.
Johannes betont, dass alles durch das Wort geschaffen wurde. Ohne das Wort wurde nichts geschaffen.
Manche Irrlehrer könnten sagen, Jesus sei ein geschaffenes Wesen, doch Johannes widerspricht klar: Alles wurde durch ihn geschaffen, er selbst aber ist ewig.
Das ist ein starkes Bekenntnis: Jesus Christus ist der Ewige, ohne Anfang und Ende.
Warum nennt Johannes ihn das Wort? Im Judentum war „Wort“ (Memra, Adonai) eine aramäische Umschreibung für den Gottesnamen Yahweh, der ewig und unveränderlich ist. So wird im Alten Testament der Name Gottes umschrieben.
Wenn Johannes sagt: „Im Anfang war das Wort“, meint er den Memra Adonai, der alles erschaffen hat. Jesus Christus ist also Yahweh.
Im ersten Johannesbrief nennt er Jesus Christus erneut das Wort, das Wort des Lebens, um sein ewiges Sein zu betonen.
Er sagt weiter:
„Und das Leben ist geoffenbart worden, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, welches beim Vater war.“
Jesus Christus ist das ewige Leben, das beim Vater war und nun in die Welt gekommen ist, um sich zu offenbaren.
Die Apostel haben ihn gesehen und gehört und geben dieses Zeugnis weiter. Wenn man es annimmt, kann man Gemeinschaft mit den Aposteln haben.
Diese Gemeinschaft ist die Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.
Und diese Gemeinschaft bringt die höchste Freude, wie Johannes in Vers 4 erklärt:
„Dies schreiben wir euch, damit eure Freude völlig sei.“
So wird klar, warum der erste Johannesbrief geschrieben wurde, was seine Absicht ist, wer ihn schrieb, an wen und wann.
Nun zum besonderen Anlass des Briefes: Es ist eine Warnung vor Irrlehren, besonders vor solchen, die der Gnosis nahestehen.
Die Gnosis war eine Bewegung im ersten Jahrhundert, die sich im zweiten und dritten Jahrhundert stark ausbreitete. Sie behaupteten, Christen zu sein, glaubten aber an einen anderen Jesus.
Sie sagten, Jesus Christus sei nicht der ewige Gott, sondern ein geschaffenes Wesen, das später aus Gott hervorging.
Man muss sich klarmachen, dass diese Gnostiker christliche Anhänger waren, aber eine falsche Lehre verkündeten.
Die Gnostiker waren nicht einheitlich, ihre Lehren variierten, aber einige Kennzeichen waren:
- Im Menschen steckt ein göttlicher Funke, der durch höhere Erkenntnis (Gnosis) entdeckt werden soll.
- Höhere Erkenntnis führt zur Erlösung; der Glaube allein reicht nicht.
- Materie ist schlecht, der Körper schlecht, Christus habe nur einen Scheinleib angenommen und sei nur scheinbar gestorben.
- Der sündige Lebenswandel im Körper beeinträchtigt den Geist nicht; wichtig ist nur das höhere geistige Erleben, nicht das Verhalten.
- Der höchste Gott sei nur eine Person, keine Trinität; Christus sei nicht ewig, sondern erst später Sohn Gottes geworden.
- Die Lehre der Apostel sei nicht verbindlich; sie seien offen für Privatoffenbarungen.
- Es gab viele widersprüchliche Lehren, keine einheitliche Systematik.
Johannes setzt diesen Irrlehren die wahre Erkenntnis entgegen.
In 1. Johannes 5,20 heißt es:
„Wir wissen, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns ein Verständnis gegeben hat, auf dass wir den Wahrhaftigen kennen. Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“
Johannes betont, dass wir nicht erst zu einer höheren Erkenntnis gelangen müssen, sondern dass wir durch den Glauben an Jesus Christus bereits die wahre Erkenntnis besitzen.
Der Sohn ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.
Zur Leugnung der Fleischwerdung Christi sagt Johannes in 1. Johannes 4,1-3:
„Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind. Jeder Geist, der Jesus Christus im Fleisch gekommen bekennt, ist aus Gott; wer das nicht bekennt, ist nicht aus Gott.“
Wer Christus nicht als im Fleisch gekommen bekennt, wird von einem bösen Geist getrieben und ist ein falscher Prophet und Antichrist.
In 1. Johannes 2,19 heißt es:
„Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns. Denn wenn sie von uns gewesen wären, so würden sie bei uns geblieben sein.“
Diese falschen Lehrer waren in den Gemeinden präsent, brachten ihre Lehren, verließen die Gemeinden und verbreiteten ihre falschen Lehren.
Zur Bedeutung des praktischen Lebenswandels betont Johannes in 1. Johannes 2,3-6:
„Hieran erkennen wir, dass wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten. Wer sagt, ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, ist ein Lügner.“
Ein wahrer Gläubiger lebt entsprechend den Geboten Gottes und wandelt, wie Jesus gewandelt ist.
Wer in der Sünde lebt, ist nicht wiedergeboren, sondern aus dem Teufel, wie in 1. Johannes 3,8 gesagt wird:
„Wer die Sünde tut, ist aus dem Teufel, denn der Teufel sündigt von Anfang an.“
Das bedeutet, dass Sünde nicht nur punktuell, sondern fortdauernd praktiziert wird. Das griechische Verbalsystem unterscheidet zwischen punktuellen und andauernden Handlungen. Wer fortdauernd sündigt, lebt in der Sünde.
Der nächste Punkt betrifft die Leugnung der Trinität und der ewigen Sohnschaft Christi. Die Gnostiker lehnten die Dreieinigkeit ab und behaupteten, Christus sei erst später aus Gott hervorgegangen.
Johannes hält dem entgegen, dass wer den Vater und den Sohn leugnet, ein Lügner und Antichrist ist (1. Johannes 2,22).
Zur Autorität der Apostellehre betont Johannes, dass wir nur das glauben sollen, was Christus und seine Apostel von Anfang an gelehrt haben (1. Johannes 2,24).
Es gibt keine neuen Offenbarungen oder Privatoffenbarungen, die etwas hinzufügen.
Wer die Schriften der Apostel nicht als Autorität akzeptiert, ist nicht aus Gott.
Johannes spricht von der Wahrheit in der Einzahl, nicht von verschiedenen Wahrheiten.
Im zweiten Johannesbrief 2,9 heißt es:
„Wer weitergeht und nicht bleibt in der Lehre des Christus, hat Gott nicht.“
Wer also von der Lehre abweicht, hat Gott nicht.
Diese Warnungen sind auch heute noch aktuell.
So leugnet zum Beispiel der Islam die Gottheit Christi, die ewige Sohnschaft, die Fleischwerdung, den Kreuzestod und die Autorität der Bibel.
Der Koran behauptet, Jesus sei aus dem Nichts erschaffen und habe nicht wirklich gelebt.
Der Islam leugnet die ewige Sohnschaft Christi und den Kreuzestod.
Er behauptet, die Bibel sei verfälscht, was durch die vorhandenen Handschriften des Neuen Testaments widerlegt werden kann.
Auch die Arianer im 4. und 5. Jahrhundert leugneten die Gottheit Christi und seine ewige Sohnschaft. Die Glaubenskämpfe führten zum Konzil von Nizäa (325 n.Chr.), wo die Gottheit Christi bekräftigt wurde, und später zu weiteren Konzilen, die die Dreieinigkeit und die Menschwerdung bestätigten.
In der Reformation lehnten die Reformatoren die Autorität der Konzile ab, akzeptierten aber deren Bekenntnisse, weil sie diese in der Bibel fanden.
Heute leugnen Zeugen Jehovas, Mormonen und andere Sekten die Gottheit Christi.
Auch in der liberalen Theologie ist die Leugnung der Gottheit Christi verbreitet.
Der erste Johannesbrief ist daher auch heute noch hochaktuell.
Zur Struktur des Briefes:
Der erste Johannesbrief besteht aus vier Zyklen, die sich thematisch an der Tora orientieren, den fünf Büchern Mose.
Diese Bücher sind:
- Genesis – Buch der Anfänge
- Exodus – Buch der Erlösung
- Levitikus – Buch des Opferdienstes und der Heiligkeit
- Numeri – Buch der Wüstenreise und praktischen Umsetzung
- Deuteronomium – Buch des Gehorsams
Der erste Zyklus umfasst Kapitel 1,1 bis 2,11 und entspricht dem Buch Genesis. Er ist überschrieben mit „Neuanfang im Licht“. Die Stichworte sind Anfang, Licht, Finsternis und Leben.
In Vers 5 heißt es:
„Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm.“
Das erinnert an den ersten Schöpfungstag, an dem Gott sprach: „Es werde Licht.“
Johannes erklärt, dass Gott Licht ist, und es keine Finsternis in ihm gibt.
Das Leben, das Wort des Lebens, ist ebenfalls ein Thema, das an 1. Mose erinnert, wo Gott das Leben erschafft.
Die Verse 6 bis 10 entsprechen dem Buch Exodus. Hier geht es um Gemeinschaft mit Gott, den Wandel im Licht und das Blut Jesu Christi, das uns von aller Sünde reinigt.
Das Blut des Passalammes in Exodus ist das biblische Bild für das Blut Jesu Christi.
Johannes erklärt, dass, wenn wir in dem Licht wandeln, wir Gemeinschaft miteinander haben und das Blut Jesu uns reinigt.
Levitikus entspricht 1. Johannes 2,1-2, wo Johannes von Jesus Christus als Sachwalter und Sühnung für unsere Sünden spricht.
Das ist das große Opferkapitel, das an den Jom Kippur, den Versöhnungstag, erinnert.
Numeri entspricht 1. Johannes 2,3-6, wo es um den Wandel gemäß Gottes Geboten geht.
Die Stichworte sind Wandeln und Gebote halten.
In Numeri wird beschrieben, wie Israel durch die Wüste wandert und die Gebote Gottes umsetzt.
Deuteronomium entspricht 1. Johannes 2,7-11, wo von altem und neuem Gebot die Rede ist.
Das alte Gebot ist das Wort Gottes, das neue Gebot ist die Wahrheit in Christus und in uns.
Wer in dem Licht ist, liebt seinen Bruder; wer ihn hasst, wandelt in der Finsternis.
Der zweite Zyklus beginnt in 1. Johannes 2,8 und reicht bis 3,24. Er entspricht wiederum Genesis und ist überschrieben mit „Die reine Lehre vom Anfang an“.
Hier geht es um den Antichristen und die Verführung.
Johannes spricht von der Lust des Fleisches, der Lust der Augen und dem Hochmut des Lebens – genau wie in 1. Mose 3,6.
In Vers 12-14 erfolgt die Aufteilung in die drei Reifestufen: Kinder, Väter und Jünglinge.
Väter haben den erkannt, der von Anfang ist; Jünglinge haben den Bösen überwunden; Kindlein haben den Vater erkannt.
In Vers 15-17 warnt Johannes vor der Liebe zur Welt, die Lust des Fleisches, der Augen und der Hochmut des Lebens sind nicht von Gott, sondern von der Welt.
Die Welt vergeht, wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.
Die letzte Stunde ist angebrochen, viele Antichristen sind schon da.
Die Verführungen sind besonders für die jungen Gläubigen gefährlich.
Johannes betont, dass die jungen Gläubigen die Salbung des Heiligen Geistes haben und alles wissen, nicht erst eine höhere Gnosis brauchen.
Der Heilige Geist ist eine Person, die uns in alle Wahrheit leitet.
Im weiteren Verlauf werden die Gegensätze zwischen Welt und Volk Gottes dargestellt.
Die Liebe Gottes wird hervorgehoben: Gott hat seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt als Sühnung für unsere Sünden.
Der Wandel in der Liebe zeigt sich im praktischen Leben.
Wer Gott liebt, hält seine Gebote, und die Gebote sind nicht schwer, weil die Kraft Gottes in uns wirkt.
Der Sieg über die Welt ist der Glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes.
Der Brief endet mit der Betonung des ewigen Lebens, das Gott uns gegeben hat.
Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer ihn nicht hat, hat das Leben nicht.
Johannes schreibt, damit wir wissen, dass wir ewiges Leben haben, wenn wir an den Namen des Sohnes Gottes glauben.
Er mahnt zur Wachsamkeit, zur Reinigung und zum Gebet.
Er unterscheidet zwischen Sünde zum Tod und Sünde, die nicht zum Tod führt.
Der Gläubige wird bewahrt, auch wenn er durch die Welt geht.
Johannes warnt vor Götzendienst und fordert uns auf, in der Wahrheit zu bleiben.
Zum Schluss beten wir:
Herr Jesus, wir danken dir für dein Wort, das lebendig und wirksam ist. Wir danken dir für die Ermutigungen und Ermahnungen, die uns helfen, in dieser letzten Stunde treu zu bleiben. Schenke uns Gnade, ein Leben mit dir zu führen, dass wir in dieser Zeit der Versuchung standhaft sind und zu denen gehören, die Leben aus Gott haben und Freimütigkeit besitzen, wenn du wiederkommst. Wir bitten dich: Komm, Herr Jesus! Amen.
Zeit und Ort der Abfassung des Briefes
Nun müssen wir noch Zeit und Ort der Abfassung klären. Am Ende seines Lebens wirkte Johannes in Ephesus. Ephesus war der Hauptort der römischen Provinz Asia, die sich in der heutigen Westtürkei befindet, also am Mittelmeer. Diese Provinz war etwa so groß wie die Schweiz.
Dort gab es nicht nur die Gemeinde von Ephesus, sondern auch die Gemeinden, an die Johannes in der Offenbarung Briefe schrieb. Neben Ephesus waren das Smyrna, Pergamos, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea. In dieser Provinz lag außerdem die Gemeinde von Kolossä, an die Paulus den Kolosserbrief schrieb. Auch die Gemeinde von Hierapolis, die Paulus im Kolosserbrief erwähnt, befand sich dort.
Johannes lebte also in Ephesus. Das wissen wir aus dem Zeugnis von Clemens Alexandrinus. Er starb im Jahr 68 nach der Kreuzigung Jesu. Diese Angabe stammt von Hieronymus, dem Übersetzer der Bibel ins Lateinische, der Urheber der Vulgata um 400 nach Christus.
Wenn man für die Kreuzigung das Jahr 32 annimmt und 68 Jahre hinzurechnet, ergibt sich das Jahr 100. Das stimmt mit einem weiteren Zeugnis der frühen Kirche überein, das besagt, dass Johannes zu Beginn der Herrschaft des Kaisers Trajan starb. Dies fällt genau in die Anfangszeit von Trajan.
Vor Trajan war Domitian Kaiser. Unter Domitian wurde Johannes auf die Insel Patmos verbannt. Um das Jahrhundert herum, also zur Zeit Trajans, starb er als letzter aller Apostel. Wenn man bedenkt, dass Johannes ein ähnliches Alter wie Jesus hatte, vielleicht etwas jünger, dann wirkte er als alter Mann, zwischen neunzig und hundert Jahre alt, noch in der heutigen Westtürkei.
Ein weiteres Zeugnis der frühen Kirche berichtet, dass Johannes am Ende seines Lebens in die Gemeinde getragen wurde. Er hatte ein außerbiblisches Zeugnis und sprach die Gläubigen, auch die Kinder, an, um sie zur Treue zu ermahnen. Ein sehr eindrückliches Bild des gebrechlichen, alten Johannes, der in die Versammlung nach Ephesus getragen wurde.
Johannes starb um das Jahr 100 in Ephesus. Diese Überlieferung stammt von Polykrates von Ephesus, der um 125 nach Christus geboren wurde. Er lebte somit noch sehr nahe an den Ereignissen.
Wie wir noch sehen werden, beschäftigt sich der erste Johannesbrief mit Problemen, die besonders am Ende des ersten Jahrhunderts akut waren. Deshalb kann man den ersten Johannesbrief in die Schlussjahre des ersten Jahrhunderts datieren, also in die Zeit von etwa 90 bis 100 nach Christus, geschrieben in Ephesus.
Zeugnis des Augenzeugen und Bedeutung der Zeitform im Griechischen
Und das macht das Ganze natürlich noch viel feierlicher, wenn man bedenkt, dass ein etwa neunzigjähriger Apostelkreis schreibt. Ich zitiere nochmals Vers 1: „Was von Anfang war.“ Damit meint er den Anfang, als Jesus Christus gekommen war. Der Sohn Gottes kam in diese Welt und wurde ein wirklicher Mensch.
Er sagt: „Was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben.“ Ja, „was wir gehört haben“ kann auch noch von weit her sein. Aber dann heißt es: „Was wir gesehen haben, mit den Augen.“ Das ist noch direkter. Doch er sagt auch: „Was wir angeschaut haben.“ Das ist ein präzises Sehen. Man kann vieles sehen, aber „anschauen“ ist viel intensiver.
Schließlich sagt er sogar: „Was wir betastet haben.“ Sie haben ihn berührt, sie haben ihn gegrüßt. Sie wussten, dass der Handschlag des Sohnes Gottes von einem richtigen Menschen kam. Das war kein Geist. Sie haben mit ihm gegessen und getrunken. Also gibt er dieses Zeugnis Jahrzehnte später weiter.
Können Sie sich vorstellen, dass sechzig, siebzig Jahre nach den Ereignissen der Augenzeuge hier nochmals ein Zeugnis durch diesen Brief gibt? Besonders eindrücklich ist, dass er sagt: „Was wir gehört haben“, aber Johannes benutzt hier nicht den griechischen Aorist, wenn man etwas erzählt.
Im Griechischen verwendet man für Erzählungen den Aorist. Das ist vergleichbar mit dem Deutschen, wenn wir erzählen: „Ich ging in den Wald, schlug einen Baum, kehrte zurück und machte ein Feuer an.“ So erzählt man, nicht im Perfekt.
Der Aorist beschreibt eine punktuelle Handlung in der Vergangenheit. Wenn aber in einer Erzählung plötzlich das Perfekt gebraucht wird, hat das im Griechischen eine besondere Bedeutung. Das Perfekt beschreibt eine Handlung, die zwar in der Vergangenheit liegt, deren Wirkung aber noch anhält.
Hier sagt er: „Was wir gehört haben.“ Und ich höre es jetzt noch in meinen Ohren. Sechzig, siebzig Jahre später hört er gewissermaßen noch die Stimme des Sohnes Gottes von damals. Wenn er dann sagt: „Was wir gesehen haben“, sehe ich es jetzt noch vor mir. „Was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben“ – hier ist ein Aorist. Das war punktuell damals.
Aber „was wir gehört haben“ – ich höre es jetzt noch. „Gesehen“ – ich sehe es jetzt noch vor meinen Augen. So betonte er also, dass er wirklich ein Augenzeuge von Anfang an war.
Jesus Christus als das ewige Wort und Schöpfer
Dieser Neuanfang, der mit dem Erscheinen des Sohnes Gottes in der Welt gekommen ist, ist ein grundsätzlicher Neuanfang. Er ist vergleichbar mit der Erschaffung der Welt in 1. Mose 1, wo es heißt: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.“
Das, was von Anfang an war und was wir gehört haben, ist dieser Neuanfang durch das Kommen Gottes als Mensch in diese Welt. Es heißt: „Wir haben gehört, gesehen, angeschaut, betastet“ – und es geht hier um das Wort des Lebens. Jesus Christus wird als das Wort bezeichnet. Diesen Ausdruck kennen wir aus dem Johannes-Evangelium, Johannes 1.
Das ist der Anfang, ähnlich wie in 1. Mose 1: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.“ In Johannes 1,1 heißt es: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Alles wurde durch dasselbe geschaffen, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.
Dort in Johannes 1 geht es um den Herrn Jesus, der schon bei der Erschaffung der Welt da war. Das bedeutet nicht, dass im Anfang das Wort wurde, sondern dass im Anfang das Wort war. Das griechische Imperfekt drückt ein dauerndes Sein aus, nicht ein punktuelles, sondern ein fortwährendes.
Im Anfang, zu dem Zeitpunkt der Schaffung der Welt, war das Wort einfach da, weil es ewig ist. Das Wort war bei Gott, das heißt, Jesus Christus war in Gemeinschaft mit dem Vater. Und das Wort war Gott. Jesus Christus ist nicht einfach ein besonderes Wesen, sondern er ist wirklich Gott.
Es heißt sogar, dass er alles erschaffen hat: „Alles ward durch dasselbe.“ Hier könnte ein Irrlehrer sagen: „Ja, gut, natürlich hat er alles erschaffen als der Werkmeister Gottes, aber die erste Schöpfung, die es überhaupt je gegeben hat, ist Jesus Christus selbst.“ Nein, sagt Johannes: „Alles wurde durch dasselbe.“ Und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.
Mit anderen Worten: Es gibt nichts, das irgendwann einmal ins Dasein gekommen ist, das nicht durch Jesus Christus, das Wort, ins Dasein gekommen ist. Damit ist er selbst ewig. Denn alles, was jemals geworden ist, ist durch ihn geworden.
Wenn alles durch ihn geworden ist, dann ist er selbst nie geworden, sondern er war immer da. Das ist wirklich der Hammer: Der Vers macht ganz klar, dass Jesus Christus der Ewige ist, ohne Anfang und ohne Ende.
Bedeutung des Begriffs „Wort“ im jüdischen Kontext
Und warum nennt er ihn das Wort? Ganz einfach: In den aramäischen Übersetzungen des Alten Testaments im Judentum, zum Beispiel in Israel, in Galiläa, wenn in der Synagoge das Alte Testament vorgelesen wurde – etwa Werde, Bereshit, Bara, Elohi, Metta, Schamaim, Weta, Aretz – hatten viele Galiläer Schwierigkeiten, das zu verstehen, weil sie Aramäisch sprachen.
Deshalb musste der Meturgeman in der Synagoge diesen Satz sofort danach auf Aramäisch übersetzen. Er las einen Satz wie Wera Aretz, Haitha, Tohu, Wawohu und übersetzte ihn dann ins Aramäische.
In den aramäischen Umschreibungen wurde der Gottesname Yahweh, der ewig Seiende und Unwandelbare, mit Memra, Adonai – das Wort des Herrn – wiedergegeben. Das ist also die typische aramäische Umschreibung für den Gottesnamen Yahweh, der ewig Seiende, der einfach ist, weil er die Existenz in sich selbst hat, ohne Anfang und ohne Ende.
Wenn Johannes also sagt: „Im Anfang war das Wort“, dann heißt das: „Im Anfang war der Memra Adonai“, und dieser Memra Adonai ist derjenige, der alles erschaffen hat. Er ist der Schöpfer aller Dinge. Es ist also völlig klar durch diese Ausdrucksweise, dass Jesus Christus Yahweh ist (Johannes 1,1).
Im Ersten Johannesbrief nennt er Jesus Christus das Wort wieder Memra, das Wort des Lebens. Damit betont er nochmals, dass das Sein in ihm selbst ist. Er ist das Sein, er hat selbst keinen Anfang. Aber dieses Wort des Lebens ist jetzt Mensch geworden.
Deshalb sagt er im Weiteren: „Und das Leben ist geoffenbart worden, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, welches bei dem Vater war.“ Jesus Christus ist das ewige Leben. Er war bei seinem Vater und ist jetzt in die Welt gekommen, wo er uns offenbart wurde.
Wir haben ihn gesehen und gehört, und das geben wir jetzt weiter. Wenn ihr das annehmt, könnt ihr mit uns Aposteln Gemeinschaft haben. Die Gemeinschaft, die wir Apostel haben, ist die Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.
Wenn man diese Gemeinschaft hat, weiß man, was völlige Freude ist. Er erklärt in Vers 4: „Und dies schreiben wir euch, damit eure Freude völlig sei.“ Die höchste, tiefste Freude, die der Mensch kennen kann, ist die Freude, wenn er diese Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus kennt.
Anlass, Absicht und Adressaten des Briefes
Jetzt ist etwas klarer geworden, warum der erste Johannesbrief geschrieben wurde, was seine Absicht ist, wer ihn verfasst hat, an wen er gerichtet war und wann sowie wo dieser Brief entstanden ist.
Es muss jedoch noch erklärt werden, was der besondere Anlass für diesen Brief war. Das geht aus dem Brief selbst hervor: Es handelt sich um eine Warnung vor Irrlehren, und zwar vor solchen, die ganz auf der Linie der Gnosis standen.
Die Gnosis war eine Bewegung, die es bereits im ersten Jahrhundert gab und die sich im zweiten und dritten Jahrhundert stark ausbreitete. Diese Menschen behaupteten, Christen zu sein und an Jesus Christus zu glauben.
Doch wer war für sie Jesus Christus? Sie sagten: Er ist der Sohn Gottes. Aber seit wann? Seit er erschaffen wurde. Sie glaubten nicht, dass er der ewige Gott sei, sondern dass er später aus dem ewigen Gott hervorgegangen sei.
Man muss sich also klarmachen, dass diese „Christen“ einen anderen Jesus predigten. Die Gnostiker waren keine einheitliche Gruppe; sie waren eine Bewegung, die man nicht einfach in einen Korb werfen konnte. Es gab Gnostiker, die unterschiedliche Auffassungen vertraten. Eine verbindliche Systematik gab es nicht, vielmehr war die Bewegung sehr weit gefächert.
Dennoch lassen sich einige allgemeine Kennzeichen der Gnostiker benennen.
Irrlehren der Gnostiker und ihre Gegenüberstellung im Johannesbrief
Erstens: Im Menschen steckt ein göttlicher Funke. Das merkt man, wenn die Esoteriker heute sprechen. Ganz typisch ist die Aussage: Im Menschen steckt ein göttlicher Funke, der durch höhere Erkenntnis, Gnosis genannt, wieder entdeckt werden soll. Gnosis bedeutet Kenntnis oder Erkenntnis. Man müsse das Potenzial in sich selbst entdecken, so haben sie gesprochen.
Höhere Erkenntnis führe zur Erlösung, so behaupteten sie. Sie sagten, es sei gut, gläubig zu sein, aber man müsse noch eine höhere Stufe erreichen als den Glauben. Sie teilten den Glauben in verschiedene Stufen ein. Die untersten Stufen waren die normalen Gläubigen, und dann konnte man eine zweite Erfahrung machen. Hier sollte die Alarmglocke läuten, wenn jemand von einer zweiten Erfahrung spricht. Das ist genau der alte Schnee von gestern.
Johannes setzt in seinem Brief dieser angeblichen höheren Erkenntnis die wahre Erkenntnis der nicht-gnostischen Gläubigen entgegen. In 1. Johannes 5,20 sagt er zum Beispiel: „Wir wissen...“ – genau das Stichwort der Gnostiker.
Auf der zweitletzten Seite des Skripts habe ich eine kleine Konkordanz mit wichtigen Wörtern aus dem Johannesbrief zusammengestellt. Ganz unten steht das Wort „kennen, erkennen“ (griechisch ginosko), das 25 Mal in diesem Brief vorkommt. Ich habe hier alle Stellen aufgeführt und am Schluss nochmals Kapitel 5, Vers 20.
Johannes sagt: Wir müssen nicht langsam zu einer höheren Erkenntnis kommen. Wenn wir an Jesus Christus glauben, uns bekehrt haben und an den Sohn Gottes glauben, dann haben wir diese Erkenntnis schon. Darum sagt er: „Wir wissen, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns ein Verständnis gegeben hat, auf das wir den Wahrhaftigen kennen. Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus.“
Wir brauchen keine weitere Entwicklung, um dahin zu gelangen. Wir sind bereits in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben. Nun wissen wir, wer Jesus Christus ist. Johannes bezieht sich hier auf seinen Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.
Er setzt also diese wahre Erkenntnis der falschen, angeblichen höheren Erkenntnis entgegen. Übrigens, das Wort „Verständnis“ hat uns ein Verständnis gegeben, steht hier auch. In der Wörterliste auf der letzten Seite habe ich unter dem zweiten Punkt „Verständnis“ das griechische Wort Dianoia aufgeführt. Es bedeutet „völliges Verständnis“. Dieses Wort kommt hier einmal vor. Es heißt also nicht nur „Verständnis“, sondern „völliges Verständnis“. Das haben wir, wir brauchen nichts weiter, keinen Aufstieg.
Übrigens sagen die Zeugen Jehovas, die die Gottheit Christi leugnen, dass sich „Dieser ist der wahrhaftige Gott“ auf den Vater bezieht, der hier als der Wahrhaftige genannt wird. „Der Wahrhaftige, auf das wir den Wahrhaftigen kennen, und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus, und dieser beziehe sich auf den Wahrhaftigen.“ Da muss man sagen: Dann sollten sie noch ein bisschen Griechisch üben.
Auch im Deutschen gibt es Hinweiswörter wie „dieser“ und „jener“. Im Englischen entspricht das „this“ und „those“. Im Griechischen ist es ähnlich, aber mit einer wichtigen Unterscheidung: Houtos bezeichnet das Naheliegende, Ekeinos das Fernerliegende. Hier steht Houtos. Das Naheliegende ist Jesus Christus.
Also: „Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“ Johannes sagt nicht nur, er sei Gott – und man könnte noch fragen, was „Gott“ oder „göttlich“ eigentlich bedeutet –, sondern: „Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“
Das ist der erste Punkt: Im Menschen steckt zwar ein göttlicher Funke, so die Esoteriker. Aber Johannes stellt dem die wahre Erkenntnis der ganz normalen Gläubigen entgegen.
Weitere Punkte der gnostischen Irrlehren und die biblische Widerlegung
Der zweite Punkt der Gnostiker besagt, dass Materie schlecht sei und der Körper ebenfalls schlecht sei. Deshalb habe Christus nur einen Scheinleib angenommen, um Erlöser zu werden. Er sei auch nur scheinbar gestorben. Damit leugneten sie, dass Christus im Fleisch gekommen ist, und sie leugneten die Erlösung durch den wirklichen Kreuzestod Christi.
Dem setzt Johannes entgegen: Wer nicht bekennt, dass Christus im Fleisch gekommen ist, der wird von einem bösen Geist getrieben und ist selbst ein falscher Prophet und ein Antichrist. In 1. Johannes 4,1 steht: "So, Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen."
Hieran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, ist aus Gott. Jeder Geist aber, der dies nicht bekennt, ist nicht aus Gott. Und dies ist der Geist des Antichrists, von dem ihr gehört habt, dass er komme, und jetzt schon in der Welt ist. Also sagt Johannes, daran könnt ihr gleich erkennen, dass es Antichristen sind.
Johannes sagt außerdem, dass solche, die in dieser Weise Christus angreifen, nicht zur Schar der Erlösten gehören. In 1. Johannes 2,19 heißt es: "Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns. Denn wenn sie von uns gewesen wären, so würden sie wohl bei uns geblieben sein; aber auch, damit sie offenbar würden, dass sie alle nicht von uns sind." Diese Personen waren in verschiedenen Gemeinden präsent, brachten dort ihre Lehren vor und verließen dann die Gemeinden, um mit ihren neuen Lehren über einen neuen Jesus zu "evangelisieren". Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; sie gehörten nicht zu den wahren Erlösten.
Früher meinte man, das seien echte Erlöste, die mit in der Gemeinde waren, und plötzlich sind sie gegangen.
Der dritte Punkt bei den Gnostikern lautet: Der sündige Lebenswandel im Körper, der ohnehin verrechtlicht ist, kann der Reinheit des menschlichen Geistes nichts anhaben. Wichtig sei nur das höhere geistige, mystische Erleben. Dieses sei für sich rein und völlig unabhängig vom Körper. Darum sagten sie, es komme gar nicht darauf an, wie man lebt. Man könne in Unzucht leben, das sei kein Problem, Hauptsache, der Geist lebe in der geistigen Sphäre in direkter Kommunikation mit Gott.
Johannes betont dagegen die Wichtigkeit des praktischen Lebenswandels gemäß den Geboten Gottes. Zum Beispiel in 1. Johannes 2,3 heißt es: "Und hieran erkennen wir, dass wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten. Wer da sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in diesem ist die Wahrheit nicht. Wer aber sein Wort hält, in diesem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollendet. Hieran wissen wir, dass wir in ihm sind. Wer da sagt, dass er in ihm bleibe, der ist schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie er gewandelt hat."
Johannes sagt also, wenn jemand sich nicht an die Gebote im Neuen Testament hält, die an Christen gerichtet sind, dann ist er kein wahrer Gläubiger. Ein wahrer Gläubiger hat den Auftrag, so zu leben, wie der Herr Jesus gelebt hat und wie er uns in den Evangelien vorgestellt wird. Das ist unser vollkommenes Beispiel, dem wir auch in unserem praktischen Leben nacheifern sollen.
Wer dagegen so oberflächlich lebt und denkt, man müsse es nicht so genau nehmen, der ist laut Johannes ein Lügner. Wer in der Sünde lebt, ist nicht wiedergeboren und ist aus dem Teufel. In 1. Johannes 3,8 heißt es: "Wer die Sünde tut, ist aus dem Teufel, denn der Teufel sündigt von Anfang an."
Jetzt könnte jemand Probleme bekommen, wenn er das liest, denn jeder sündigt ja auch. Hier ist es hilfreich zu wissen, dass das griechische Verbalsystem grundsätzlich zwischen punktuellen und andauernden Handlungen unterscheidet. Wer eine osteuropäische Sprache spricht, zum Beispiel Kroatisch, Serbisch oder Russisch, kennt diese Unterscheidung ebenfalls. Dort gibt es Verbformen, die eine vollendete Handlung oder eine andauernde Handlung ausdrücken. Im Griechischen ist das genauso.
An dieser Stelle ist die andauernde Handlung gemeint. Der Sinn ist also: Wer die Sünde fortdauernd tut, also wer in der Sünde lebt, ist aus dem Teufel. Der wahre Gläubige ist gerade dadurch gekennzeichnet, dass er tief betrübt ist, wenn er sündigt, und dass er Dinge abbricht und wieder in Ordnung bringt. Wer aber einfach so cool weitermacht, ist aus dem Teufel.
Ein weiterer Punkt bei den Gnostikern ist die Lehre, dass der höchste Gott nur eine Person sei. Es gebe keine Trinität – Vater, Sohn und Heiliger Geist. Gott sei nur eine Person, ähnlich wie im Islam. Später sei Christus aus Gott hervorgegangen. Damit wird die ewige Existenz Christi geleugnet, ebenso seine Gottheit und seine ewige Sohnschaft.
Die Bibel sagt, dass der Herr Jesus nicht nur dadurch, dass er von Gott dem Vater als Mensch gezeugt wurde, Gottes Sohn ist, sondern dass er von Ewigkeit her Gottes Sohn ist. Er stand in einer Liebesbeziehung als Sohn zum Vater, ebenso der Vater zum Sohn. Die Gnostiker leugnen diese ewige Sohnschaft Christi und damit auch die ewige Vaterschaft Gottes.
Johannes hält dem entgegen: Wer den Vater und den Sohn leugnet, ist ein Lügner und ein Antichrist. In 1. Johannes 2,22 heißt es: "Wer ist der Lügner, wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Dieser ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Wer den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht. Wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater."
Johannes betont, dass der Sohn der wahrhaftige Gott und das ewige Leben ist, wie in 1. Johannes 5,20.
Ein weiterer wichtiger Punkt bei den Gnostikern ist, dass die Lehre der Apostel für sie nicht verbindlich war. Sie waren offen für Privatoffenbarungen. Johannes hält dem entgegen, dass wir nur das glauben sollen, was Christus und seine Apostel von Anfang an gelehrt haben. Es gibt kein Fortschreiten in der Offenbarung.
In 1. Johannes 2,24 heißt es: "Was ihr von Anfang an gehört habt, bleibe in euch." Der Anfang ist eben dieser Anfang: Jesus Christus ist als Mensch in die Welt gekommen, hat seine Apostel eingesetzt, und diese Botschaft, die durch Christus und seine Apostel gekommen ist, ist das, was von Anfang an da war.
Wer in dem bleibt, was er von Anfang an gehört hat, wird auch im Sohn und im Vater bleiben. Es braucht nichts Neues, keine Neuoffenbarungen oder Privatoffenbarungen, die etwas hinzufügen.
In Kapitel 4, Vers 6 heißt es: "Wir, wir Apostel, sind aus Gott. Wer Gott kennt, hört uns. Wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht. Hieraus erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums." Wer also nicht die Schriften der Apostel im Neuen Testament und der Propheten als Autorität akzeptiert, ist nicht aus Gott.
Man kann einen Test machen und einen Pfarrer fragen: Glauben Sie, dass das Neue Testament verbindliche Offenbarung Gottes ist? Dann weiß man Bescheid. Das ist die volle Schärfe dieses Wortes. Die wahren Gläubigen akzeptieren das, was von Anfang an im Neuen Testament war.
Ein letzter Punkt bei den Gnostikern: Es gab viele verschiedene Lehren, kein einheitliches System. Man konnte bei dem einen ein bisschen so hören, bei dem anderen wieder etwas anders. Es gab keine Systematik. Das ist das echte Chaos. Das kennen wir auch heute: Der eine sagt so, der andere sagt etwas anderes, ein weiterer erklärt es wieder ganz anders. Sie haben keine Systematik, sondern es ist völlig chaotisch.
Johannes spricht dagegen von der Wahrheit in der Einzahl. Er spricht immer über die Wahrheit, zum Beispiel in 1. Johannes 1,6: "Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit."
Auch in Vers 2,4 heißt es: "Wer da sagt, ich kenne ihn und hält seine Gebote nicht, ist ein Lügner, und in diesem ist die Wahrheit nicht." Oder in Vers 2,1: "Ich habe euch nicht geschrieben, weil ihr die Wahrheit nicht wisst, sondern weil ihr sie wisst und dass keine Lüge aus der Wahrheit ist." Die Wahrheit ist in der Einzahl; es gibt nicht Wahrheiten.
Im Zweiten Johannesbrief spricht Johannes von der Lehre in der Einzahl. In 2. Johannes 1,9 heißt es: "Jeder, der weitergeht und nicht bleibt in der Lehre des Christus, hat Gott nicht. Wer in der Lehre bleibt, hat sowohl den Vater als auch den Sohn." Es geht hier um Verführung im Zusammenhang mit neuen Offenbarungen. Wer weitergeht, hat Gott nicht, aber wer in der Lehre bleibt, hat Gott.
Schauen wir uns an, wie über Lehren gesprochen wird, zum Beispiel in 1. Timotheus 1,3. Paulus warnt den jungen Timotheus: "So wie ich dich bat, als ich nach Mazedonien reiste, in Ephesus zu bleiben, auf dass du etlichen gebötest, nicht andere Lehren zu lehren." Die anderen Lehren sind falsche Lehren.
Im gleichen Brief, 1. Timotheus 4,1, heißt es: "Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten etliche vom Glauben abfallen werden, achtend auf betrügerische Geister und Lehren der Dämonen." Es gibt viele verschiedene Lehren und Richtungen. Das ist typisch für den Irrtum.
Johannes dagegen spricht von der Wahrheit, die sie von Christus geoffenbart bekommen haben, und spricht von der Lehre des Christus.
Aktualität des ersten Johannesbriefes im Blick auf heutige Glaubensrichtungen
Ja, und jetzt können wir gleich hier anfügen: Etwas über die Aktualität des ersten Johannesbriefes.
Der Islam mit heute 1,2 Milliarden Menschen lehrt im Koran bereits, dass Christus nicht Gott ist. Der Koran, der Islam, leugnet die Gottheit Christi – genau das, was im ersten Johannesbrief als antichristliche Lehre beschrieben wird. Das muss man sich klar machen: 500 Jahre bevor der Islam entstand, wurde davor gewarnt. Mohammed kam ein halbes Jahrtausend später und starb im Jahr 632 nach Christus. Er wird gewarnt vor solchen, die die Gottheit Christi leugnen.
Der Islam leugnet die Existenz Christi vor seiner Menschwerdung. Denn der Koran sagt, Allah habe Isa – das ist der islamische Jesus – im Leib der Jungfrau Maria aus dem Nichts erschaffen. Also Christus war nicht schon da und ist dann Mensch geworden. Der Islam leugnet, dass Christus im Fleisch gekommen ist.
Das haben wir schon gesehen in 1. Johannes 4,1: Dort wird vor falschen Propheten gewarnt. Der Islam leugnet die ewige Sohnschaft Christi und auch seine Sohnschaft als Mensch, denn der Koran sagt in der letzten Sure, Allah habe keinen Sohn und habe keinen Sohn gezeugt.
Weiter leugnet der Koran ausdrücklich den Kreuzestod Christi, indem er sagt, einer, der ähnlich aussah, sei gestorben, aber Isa sei nicht gestorben. Schließlich leugnet der Koran die Authentizität und damit die Autorität der Bibel. An zahlreichen Stellen in den frühen Suren heißt es, dass die Juden und Christen die Wahrheit abgeändert hätten.
Darum sagen Muslime heute, wenn man mit ihnen über die Bibel spricht: „Ja, das war einmal gut, aber das ist alles gefälscht. Die Bibel ist nicht mehr das, was sie ursprünglich war.“ Wäre sie noch ursprünglich, würde sie genau mit dem Koran übereinstimmen und also auch die Sohnschaft Christi leugnen.
Das Dumme ist jedoch: Wir haben vom Neuen Testament Handschriften aus dem ersten Jahrhundert, aus dem zweiten, dritten, vierten, fünften, sechsten, siebten, achten, neunten Jahrhundert – das geht so weiter bis zur Erfindung der Buchdruckerkunst im fünfzehnten Jahrhundert. Wir haben aus jedem Jahrhundert griechische Handschriften des Neuen Testaments.
Daraus können wir durch alle Jahrhunderte zeigen: Erstens, die Bibel wurde nicht gefälscht. Wir haben immer noch die gleiche Bibel wie ursprünglich. Und zweitens wurde die Gottessohnschaft und die Gottheit Christi durch alle Handschriften hindurch gelehrt, durch alle Jahrhunderte hindurch. Also wann haben die Christen das geändert, bitte? Das ist ein echtes Problem, jetzt ist es ein Bumerang.
Aber sehen wir, wie aktuell der erste Johannesbrief ist: Er nimmt die ganze Problematik des Islams vorweg. Der Brief ist auch im Blick auf die Arianer aktuell. Die Arianer, die zur Zeit der sogenannten christologischen Kämpfe im vierten und fünften Jahrhundert nach Christus lebten, leugneten die Gottheit Christi und seine ewige Sohnschaft.
Im dritten und vierten Jahrhundert gab es viele Leute, die sagten: Jesus Christus ist nicht von Ewigkeit her existierend, also nicht der ewige Gott. Er wurde erst später Sohn Gottes. So brachen diese Glaubenskämpfe aus – nicht mit Gewalt, sondern als Kämpfe, bei denen man mit der Bibel argumentieren musste.
Schließlich führte das zum Konzil von Nizäa. An diesem Konzil 325 nach Christus wurde bekannt, dass Jesus Christus dem Vater gleich ist. Im Konzil von Konstantinopel 382 wurde das Bekenntnis abgelegt, dass auch der Heilige Geist Gott ist und nicht einfach eine unpersönliche Kraft.
Schließlich wurde im Konzil von Ephesus 451 das Bekenntnis abgelegt, dass Jesus Christus wahrer Gott und auch wahrer Mensch in einer Person ist.
Interessant ist: In der Reformation sagten die Reformatoren „Allein die Schrift“. Sie verwarfen das Papsttum als völlig unbiblisch und antichristlich, sie verwarfen den ganzen Klerus mit den Kardinälen und die Autorität der Konzile. Für sie galt nur die Bibel.
Aber die Reformatoren sagten auch, dass sie das Bekenntnis von Nizäa, Konstantinopel und Ephesus in Bezug auf die Person Christi glauben. Sie glaubten das nicht, weil die Konzile es gesagt haben, sondern weil es in der Bibel steht. Das ist der Punkt – das biblische Zeugnis, und zwar von den frühesten Jahrhunderten an.
Das ist wirklich eine dicke Lüge, wenn Leute sagen, die Gottheit Christi sei erst im vierten Jahrhundert erfunden worden. Dabei können wir das anhand der Handschriften aus den frühesten Jahrhunderten zeigen. Das stand ja von Anfang an in der Bibel. Es wurde nie abgeändert. Das ist einfach nicht wahr und wissenschaftlich ganz klar zu belegen.
Es war ein Wunder Gottes, dass, obwohl die Christenheit damals schon so verdreht war, dieses Bekenntnis in Bezug auf die Person des Herrn Jesus Christus noch klar herauskommen konnte.
Man muss sich auch im Klaren sein: Praktisch alle germanischen Stämme waren Arianer. Heute würden wir sagen, das sind Zeugen Jehovas. Diese gaben schließlich den arianischen Glauben auf und übernahmen den Glauben an die ewige Sohnschaft und Gottheit Christi.
Es war wirklich an der Kippe, dass das ganze Christentum in den Arianismus hineingefallen wäre. Es war ein Wunder Gottes, dass das so gewendet werden konnte.
Zur Aktualität: Die Zeugen Jehovas, die Mormonen und die Christliche Wissenschaft, die weder christlich noch wissenschaftlich ist, leugnen alle die Gottheit Christi. Das sind zwar ganz verschiedene Sekten, aber in diesem Punkt sind sie sich einig. Sie leugnen die Gottheit Christi und seine ewige Sohnschaft.
In der liberalen Theologie, wenn man heute nach Zürich an die Universität geht, um Theologie zu studieren, oder nach Lausanne, Neuchâtel oder Basel, ist die Leugnung der Gottheit Christi und seiner ewigen Sohnschaft weit verbreitet.
Man kann sagen, dass bereits die sogenannten Altliberalen im 19. Jahrhundert, die mit der Quellkritik an den fünf Büchern Mose und so weiter begannen, ganz normal Arianer waren – also die Gottheit Christi leugneten.
So sehen wir, wie aktuell dieser Brief ist.
Struktur des ersten Johannesbriefes und seine Orientierung an der Tora
Jetzt zur Struktur des Briefes, und dann gehen wir wirklich in die Bibel hinein. Das war jetzt fast alles über die Bibel, aber es war wichtig, um das Ganze einordnen zu können.
Der Erste Johannesbrief besteht aus vier Zyklen, also vier Teilen. Diese orientieren sich jeweils in der Anordnung und in der Thematik an der Tora, den fünf Büchern Mose, die die Basis der Bibel bilden. Das ist ganz erstaunlich.
Nun müssen wir uns kurz eine Übersicht über die fünf Bücher Mose verschaffen. Das erste Buch Mose nennt man Genesis. Es ist das Buch der Anfänge: der Schöpfung, des Anfangs der Menschheit, der Ehe, der Familie, der Völker, des Volkes Israel und so weiter.
Das zweite Buch Mose heißt Exodus. Es ist das Buch der Erlösung. Dort wird beschrieben, wie Israel ein Sklavenvolk in Ägypten war, grausam geknechtet unter dem Pharao. Sie feiern das Passafest, streichen das Blut des Lammes an die Türen und werden dann aus Ägypten erlöst und gehen in die Freiheit.
Das dritte Buch Mose, Levitikus genannt, ist das Buch des Opferdienstes und der Heiligkeit. Hier zeigt Gott einem erlösten Volk, wie sie ihm im Gottesdienst dienen können.
Das vierte Buch Mose, Numeri genannt, beschreibt die Wüstenreise Israels, die 38 Jahre dauerte, nach den zwei Jahren Lagerung am Sinai. Es geht um die praktische Umsetzung dessen, was sie durch die Erlösung kennengelernt haben.
Das fünfte Buch Mose, Deuteronomium genannt, ist das Buch des Gehorsams. Am Ende der Wüstenwanderung hält Mose vor seinem Tod acht Abschiedsreden. Darin wiederholt er die Gebote, die Gott in der Wüste gegeben hatte, und erklärt sie nochmals, wie sie zu verstehen sind – in der neuen Situation, wenn sie ins verheißene Land kommen. Außerdem gibt er einige neue Gebote dazu.
Erster Zyklus: Neuanfang im Licht (1,1–2,11)
Ja, jetzt wenden wir uns dem ersten Johannesbrief zu. Dort finden wir einen ersten Zyklus von Kapitel 1,1 bis 2,11. Die Eingangsverse, 1 bis 5, haben wir bereits gelesen. Diese entsprechen dem Buch Genesis, und ich habe diese Verse mit „Neuanfang im Licht“ überschrieben.
Wir haben die Stichwörter Anfang, Licht, Finsternis und auch den Begriff Leben beziehungsweise das Wort des Lebens gefunden, das von Anfang an war. In Vers 5 – hier liegt ein Schreibfehler vor, es ist nicht Vers 3, sondern Vers 5 – finden wir das Licht. Dort heißt es: „Dies ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, dass Gott Licht ist und gar keine Finsternis in ihm ist.“
Das sind ganz klare Begriffe, die an 1. Mose 1,1 anspielen. So wie damals der Anfang der Schöpfung war, ist durch das Kommen von Christus dieser Neuanfang gekommen. Christus hat uns Gott offenbart, der Licht ist, und in dem keine Finsternis ist. Das erinnert an den ersten Schöpfungstag: Es war Finsternis, Gott spricht: „Es werde Licht!“ und es ward Licht. Gott scheidet klar begrifflich zwischen Licht und Finsternis. Hier wird erklärt: Gott ist Licht, und es ist gar keine Finsternis in ihm. Man kann Gott nicht irgendwie mischen – es ist nicht das Böse und das Gute in Gott, oder er ist ein Mischwesen. Nein, ganz klar: Gott ist Licht, gar keine Finsternis in ihm.
Betont wird auch das Leben, das Wort des Lebens, das ewige Leben. Im ersten Buch Mose finden wir, wie Gott das Leben erschafft: 1. Mose 1,20 lebendige Wesen, auch Verse 21, 24 und 30. Dann 2,7, wie Gott den Hauch des Lebens in Adam einhaucht, und schließlich Kapitel 3,22: Nach der Ankündigung des Erlösers bekommt Eva den neuen Namen Leben. Eva heißt Leben. So haben wir eine ganz klare Beziehung zum ersten Buch Mose.
Nun gehen wir weiter zu den Versen 6 bis 10. Hier haben wir Parallelen zu Exodus. Es heißt: Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben und in der Finsternis wandeln, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.
Weiter heißt es: Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.
Hier finden wir die Stichwörter Blut, das Blut Jesu Christi. Das ist ein Stichwort aus 2. Mose 12, wo in Verbindung mit Opfern zum ersten Mal in der Bibel das Blut erwähnt wird. Das Blut des Passalammes musste an die Türpfosten und an die Oberschwelle gestrichen werden. Gott sagt: Wenn er das Blut sieht, dann wird er einen Israeliten vorübergehen und verschonen.
Über dieses Passafest heißt es in 2. Mose 10,23: Es geht um die drei Tage Finsternis, und der dritte Tag davon war übrigens der Tag, an dem das Passa gefeiert wurde. Dort steht in 2. Mose 10,22: „Und Mose streckte seine Hand aus gen Himmel, da entstand im ganzen Land Ägypten eine dichte Finsternis drei Tage lang. Sie sahen einander nicht, und keiner stand von seinem Platz auf drei Tage lang. Aber alle Kinder Israel hatten Licht in ihren Wohnungen.“ Ägypten war in der Finsternis, und die Israeliten, das Volk Gottes, im Licht.
Was hatten sie in ihren Häusern? Vier Tage – seit vier Tagen vor dem Passa – das Lamm, das Licht. Hier wird erklärt: Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben und in der Finsternis wandeln, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander. So waren die Israeliten zusammen in den Häusern in Gemeinschaft.
Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde. Über den Wandel im Licht wird gesprochen, und hier haben wir die Parallele: Die Israeliten sind nach dem Passa ausgezogen. In 2. Mose 13,21 heißt es, dass sie für ihren Wandel ein Hilfsmittel hatten: „Und der Herr zog vor ihnen her des Tages in einer Wolkensäule, um sie auf dem Weg zu leiten, und des Nachts in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht ziehen könnten.“
So haben wir den Wandel im Licht, auch wenn es dunkel ist. Johannes erklärt hier, dass wenn wir realisieren, dass wir auch als Gläubige gesündigt haben, es einen Ausweg gibt. Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt.
Dabei ist zu beachten, dass es sich um durative Verben handelt. Der Sinn ist: Wenn wir unsere Sünden immer wieder bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns immer wieder die Sünden vergibt und uns immer wieder reinigt von aller Ungerechtigkeit. Diejenigen, die im Licht wandeln, sind bereit, immer wieder ihr Leben zu ordnen. Sie dürfen wissen: Es gibt jedes Mal Vergebung, denn er ist treu und gerecht – und das eben auf der Grundlage des Blutes.
Dann kommt Levitikus, nämlich 1. Johannes 2,1-2: „Meine Kinder, ich schreibe euch dies, auf dass ihr nicht sündigt. Und wenn jemand gesündigt hat, wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten, und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein für die unseren, sondern auch für die ganze Welt.“
Im dritten Buch Mose, Levitikus, finden wir das große Opferkapitel, Kapitel 16, über den Yom Kippur, den Tag der Sühnung oder Versöhnung. „Chippurim“ heißt Versöhnung oder Sühnung. Genau dieser Begriff wird auf Jesus Christus angewandt: Er ist die Sühnung für unsere Sünden.
Johannes erklärt, dass dieser Yom Kippur durch Jesus Christus noch viel größer ist als der Jom Kippur im Judentum, denn dieser war nur ein Opfer für das Volk Israel. Hier aber haben wir Jesus Christus, der die Sühnung für unsere Sünden ist – nicht allein für die unseren, sondern auch für die ganze Welt. Ein Jom Kippur-Opfer nicht nur für Israel, sondern für die ganze Welt. Herrlich!
Johannes schreibt deutlich: Er warnt die Gläubigen, sie sollen nicht sündigen. Aber er geht nicht davon aus, dass sie sündlos sind. Darum sagt er: Wenn jemand gesündigt hat – oder wenn jemand sündigt –, dann haben wir einen Sachwalter bei dem Vater. Das Wort Sachwalter bedeutet auch Fürsprecher oder Advokat.
In der Offenbarung Kapitel 12 kommt der Satan immer wieder vor Gottes Thron und verklagt die Gläubigen: „Siehst du, das sollen Kinder Gottes sein, und wie haben sie sich benommen, was sie gemacht haben?“ Aber Jesus Christus ist der Advokat und spricht die Sache gut: „Ich habe das Sühnungswerk auf Golgatha vollbracht, darum wird er nicht verdammt.“
Jesus Christus ist der Sachwalter. Als Sachwalter will er uns auch Dinge, die uns nicht bewusst sind, zum Bewusstsein führen. Das ist seine Aufgabe: Er spricht mit seinem Mandanten. Das ist nicht so eine kalte Beziehung wie bei den Advokaten in unserem Land, sondern er liebt diese einen und will sie immer wieder zur Einsicht führen, damit sie 1. Johannes 1,9 praktizieren: Wenn wir unsere Sünden bekennen.
Nun kommt der nächste Abschnitt, 1. Johannes 2,3-6, der dem Buch Numeri entspricht. Ich habe ihn mit „Wandel gemäß Gottes Geboten“ überschrieben. Die Stichwörter sind hier Wandeln und das ganze Buch Numeri handelt vom Wandel Israels durch die Wüste und davon, wie sie die Gebote Gottes, die sie am Sinai erhalten haben, umsetzen sollten.
In diesem Abschnitt sind die Stichwörter Gebote halten beziehungsweise nicht halten, sein Wort halten. Im vierten Buch Mose sehen wir auch, wie viele ungehorsam waren und die Gebote nicht hielten. In 4. Mose 15,37-41 wird gesagt, dass alle Israeliten an ihren Gewändern hellblaue, also blaue Quasten aus blauem Purpur anbringen sollen. Wenn sie diese Quasten anschauen, sollen sie an die Gebote Gottes denken.
Diese Farbe erinnert an den Himmel. Sie sollen daran denken, dass wir Gottes Wort aus dem Himmel haben, das uns zeigt, wie wir leben sollen. Die Quasten an den Kleidern erinnern immer wieder daran: Die Gebote Gottes sind himmlische Gebote für ein irdisches Leben, also zum Gehorsam. Ausgerechnet steht das so im Buch Numeri.
Nun lese ich 1. Johannes 2,3-6: „Hieran erkennen wir, dass wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten.“ Das ist durativ gemeint, also wenn wir gewohnheitsmäßig nach seinen Geboten leben. Wenn jemand sagt: „Ich kenne ihn“ und hält seine Gebote nicht – ebenfalls durativ, also fortdauernd nicht –, der ist ein Lügner, und die Wahrheit ist nicht in ihm.
Wer aber sein Wort hält – als fortdauernden Prozess –, in dem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollendet beziehungsweise zum Ziel gekommen. Die Liebe Gottes will das als Ziel, dass wir nach Gottes Wort leben. Hieran erkennen wir, dass wir in ihm sind.
Wer da sagt, dass er in ihm bleibe, ist schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie er gewandelt hat. Jemand, der sagt, er sei wirklich wiedergeboren, muss sich selbst fragen: Ist es mir ein Anliegen, nach der Bibel zu leben? Natürlich bin ich nicht vollkommen, niemand ist sündlos. Aber ist es dein Wunsch, wirklich nach Gottes Wort zu leben? Das muss klar sein.
Hieran erkennen wir, dass wir in ihm sind, wenn wir uns an seinem Wort ausrichten. Wir sollen wissen, dass es unsere Verpflichtung ist, nach dem Vorbild des Lebens des Herrn Jesus Christus zu leben. Wir sollten auch die Evangelien unter diesem Aspekt lesen: Wie hat der Herr gelebt? Wie hat er gehandelt, gesprochen? Das muss vor uns stehen.
Dann kommt 1. Johannes 2,7-11, das dem Deuteronomium entspricht: Neues und altes Gebot. Dort steht: „Geliebte, ich schreibe euch nicht ein neues Gebot, sondern ein altes Gebot, welches ihr von Anfang hattet. Das alte Gebot ist das Wort, welches ihr gehört habt. Wiederum schreibe ich euch ein neues Gebot, das, was wahr ist in ihm und in euch, weil die Finsternis vergeht und das wahrhaftige Licht schon leuchtet.“
Wer sagt, dass er im Licht sei und seinen Bruder hasst, ist in der Finsternis bis jetzt. Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht, und kein Ärgernis ist in ihm. Wer aber seinen Bruder hasst, ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht, weil die Finsternis seine Augen verblendet hat.
Wie im fünften Buch Mose, wo die alten Gebote vorgestellt werden und dann neue Gebote für die neue Situation gegeben werden, die aber auf einer Linie mit den alten stehen. Es wird über das alte Gebot gesprochen, das Wort, welches ihr gehört habt. Das heißt, all das, was durch den Herrn Jesus und die Apostel gebracht worden ist, ist verbindlich für unser Leben.
Dieses Wort ist, kann man sagen, in der Einzahl das Gebot Gottes. Dann sagt Johannes: ein neues Gebot, das, was wahr ist in ihm und in euch. Eigenartig: Was müssen wir jetzt tun? Wir müssen uns überlegen, was bei Jesus Christus Realität ist und auch bei denen, die ihm angehören.
Zum Beispiel sagt die Bibel: Jesus Christus ist der Gerechte, und die Erlösten werden Gerechte genannt. Oder Jesus Christus wird der Himmlische genannt (1. Korinther 15), und seine Nachfolger werden die Himmlischen genannt (1. Korinther 15). Jesus Christus war der treue Zeuge, und wir sollen treue Zeugen sein.
Es gibt viele Dinge, die die Bibel erwähnt, die wahr sind bei Jesus Christus, aber eigentlich auch bei denen, die an ihn glauben. Wenn man sich dieser Übereinstimmungen bewusst wird, realisiert man „noblesse oblige“ – man fühlt sich verpflichtet. Darum ist es ein Gebot.
Wenn wir uns überlegen, was wahr bei ihm ist und was wahr bei uns ist, müssen wir das auch sehen. Darum ist es ein Gebot.
Ich möchte noch etwas zum Deuteronomium-Abschnitt sagen: Dort wird circa fünfzigmal das Wort „beobachten“, „einhalten“ oder „bewahren“ (hebräisch: Schamar) erwähnt. Etwa fünfzigmal findet man das Wort „hören“ oder „gehorchen“. So kann man wirklich sagen, dass das fünfte Buch Mose das Buch des Gehorsams ist, in dem man die Worte Gottes hört, ihnen gehorcht und sie einhält. Genau um diese Begriffe geht es in diesem Abschnitt.
Zweiter Zyklus: Die reine Lehre vom Anfang an (2,8–3,24)
Nun gehen wir weiter zum zweiten Zyklus. Dieser beginnt bei 1. Johannes 2,8 und reicht bis 3,24. Dieser Abschnitt ist etwas länger. Von 2,8 bis 27 finden wir den Genesis-Abschnitt, der in meinem Skript mit „Die reine Lehre vom Anfang an“ überschrieben ist.
Hier tauchen die Stichwörter „Anfang“ besonders häufig auf, nämlich in 1. Johannes 2,13, 14 und zweimal in Vers 24. Danach geht es um den Antichristen und die Antichristen, die verführen. Im ersten Buch Mose haben wir das große Verführungskapitel, das zum Sündenfall hinführt, nämlich 1. Mose 3.
In diesem Abschnitt spricht Johannes über die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und den Hochmut des Lebens. Das kennen wir aus 1. Mose 3,6, wo es heißt: „Und die Frau sah, dass der Baum gut zur Speise war, dass er eine Lust für die Augen war und dass der Baum begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben.“ Hier finden wir genau diese drei Punkte: die Lust des Fleisches – dass der Baum gut zur Speise war –, die Lust der Augen – dass er eine Lust für die Augen war – und den Hochmut des Lebens – dass der Baum begehrenswert war, um Einsicht zu geben, also höhere Erkenntnis. Das ist das Stichwort der Gnostiker. Die alte Schlange lässt grüßen, das kommt von dort her.
Vor kurzem hat mich ein Mormone angesprochen. Ich sagte ihm, dass die Mormonen lehren, Gott sei ursprünglich ein Mensch gewesen und habe sich zu einem Gott entwickelt. Wir könnten uns auch zu einem Gott entwickeln. Er stimmte zu und meinte, das sei genau das Gleiche, was die Schlange schon in 1. Mose 3 gesagt habe: „Ihr werdet sein wie Gott, wissend Gutes und Böses.“
Jetzt machen wir eine halbe Stunde Pause und lesen dann den Genesis-Abschnitt, der vor uns liegt.
Ich lese nun 1. Johannes 2,12: „Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen.“ Dieser Vers richtet sich an alle Gläubigen, die als Kinder bezeichnet werden. Danach folgt eine Aufgliederung in drei Reifegrade.
„Ich schreibe euch, Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang ist.“ Die Väter sind dadurch gekennzeichnet, dass sie den Herrn Jesus Christus erkannt haben, der als Mensch in diese Welt gekommen ist und einen völlig neuen Anfang geschaffen hat. Manche denken, wenn jemand zum Glauben kommt, liest er besonders gern die Evangelien. Die Briefe der Apostel sind manchmal schwieriger zu verstehen. Später beginnt man sich dann besonders für die Briefe zu interessieren. Mit fortschreitender Reifung im Glauben kommt man wieder auf die Evangelien zurück und sieht sie aus einem neuen Blickwinkel – eben die Herrlichkeit des Herrn Jesus in seinem Leben hier auf Erden. Das ist genau das, was hier gemeint ist: Die Väter, die den erkannt haben, der von Anfang ist.
Dann folgen diejenigen, die schon fortgeschritten sind: „Ich schreibe euch, Jünglinge, weil ihr den Bösen überwunden habt.“ Das beschreibt die geistliche Kraft derjenigen, die im Glauben vorangekommen sind. Sie kennzeichnen sich als Überwinder.
Dann kommen die ganz Jungen: „Ich schreibe euch, Kindlein, weil ihr den Vater erkannt habt.“ Sie sind zum Glauben gekommen und haben entdeckt, was es bedeutet, ein Kind Gottes zu sein, den ewigen Gott als Vater zu kennen.
Weiter in Vers 14: „Ich habe euch Väter geschrieben, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang ist.“ Das klingt ähnlich, ist aber nicht dasselbe. In Vers 13 heißt es „ich schreibe euch Väter“ in der Gegenwartsform, das bezieht sich auf das, was jetzt im Weiteren noch im Brief kommt. Vers 14 geht zurück auf das, was von Kapitel 1,1 bis 2,11 gelesen wurde: „Ich habe euch Väter geschrieben, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang ist.“
Weiter: „Ich habe euch Jünglinge geschrieben, weil ihr stark seid, und das Wort Gottes in euch bleibt, und ihr den Bösen überwunden habt.“ In manchen Übersetzungen gibt es Unterschiede, die mit dem Minderheitstext zusammenhängen. Viele moderne Übersetzungen orientieren sich nicht mehr an der Mehrheit der Handschriften. Es gibt fünf griechische Handschriften des Neuen Testaments, von denen 90 Prozent eine unglaubliche Einheit zeigen. Das ist der Mehrheitstext, zu dem auch der Textus Receptus gehört – der Text, der zur Zeit der Reformation verwendet wurde.
Daneben gibt es den Minderheitstext, der vor allem aus Ägypten stammt und manche Ungenauigkeiten oder Verfälschungen enthält. Diese können mit Hilfe des Mehrheitstextes korrigiert werden. Dadurch entstehen kleinere Unterschiede, die die schöne Strukturierung stören. Im Mehrheitstext ist ganz klar die Reihenfolge: „Ich schreibe euch Väter, ich schreibe euch Jünglinge, ich schreibe euch Kindlein.“ Und dann: „Ich habe euch Väter geschrieben, ich habe euch Jünglinge geschrieben,“ und ab Vers 18 folgen die Kindlein ausführlich.
Das nur am Rande, falls man Unterschiede in Übersetzungen entdeckt. Die schöne Ordnung ist im Mehrheitstext zu finden.
Also nochmals: „Ich habe euch Jünglinge geschrieben, weil ihr stark seid, und das Wort Gottes in euch bleibt, und ihr den Bösen überwunden habt.“ Nun ermahnt er sie: „Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm, denn alles, was in der Welt ist – die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens – ist nicht von dem Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Lust, wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“
Was heißt „liebt nicht die Welt“? In Johannes 3,16 heißt es doch: „Also hat Gott die Welt geliebt.“ Es ist dasselbe griechische Wort Kosmos.
Man muss wissen: Das gilt für alle Sprachen der Welt. Ein Wort hat normalerweise mehrere Bedeutungen. Wenn man sich Wörter bildlich vorstellen will, kann man einen Kreis zeichnen. Ein Wort hat ein Bedeutungsfeld. Deshalb will man zum Beispiel Englisch lernen und schaut ein Wort nach, was es auf Deutsch bedeutet. Dann sieht man, dass es viele Bedeutungen hat. Das englische Wort hat ein Bedeutungsfeld mit verschiedenen Nuancen im Deutschen. Je nach Zusammenhang bedeutet es nicht alles, was im Wörterbuch steht, sondern nur eine Bedeutung daraus. Normalerweise klärt der Zusammenhang, was speziell gemeint ist.
Das ist wunderbar, denn wäre es anders, hätten wir für jede Nuance ein anderes Wort. Dann könnten wir gar nicht richtig miteinander sprechen. Es wäre wie mit den chinesischen Schriftzeichen, von denen es Zehntausende gibt. Gebildete Leute kennen vielleicht sechstausend, weniger Gebildete nur wenige hundert. Das ist ein echtes Problem in der Schrift.
Wäre das mit den Wörtern so, hätte man vielleicht sechzigtausend Wörter, und die wenigsten könnten sie. Ein Erwachsener hat normalerweise einen Wortschatz von etwa 29.000 Wörtern. Passiv kann man je nach Situation noch mehr haben, aber er ist sehr begrenzt.
Darum hat Gott die Sprachen so konzipiert, dass ein Wort mehrere Bedeutungen haben kann, und wir je nach Zusammenhang eine Nuance herauslösen können. Im Neuen Testament gibt es etwa 5.000 Wörter. Hätte Gott für jede Nuance ein anderes Wort gewählt, hätten auch Gelehrte große Probleme, das Neue Testament zu verstehen.
Also hat das Wort „Welt“ verschiedene Bedeutungen. Es kann die ganze Menschheit meinen – „Gott hat die Welt geliebt.“ Es kann das Universum, die ganze Schöpfung meinen – „Wir sind auserwählt vor Grundlegung der Welt“ (Epheser 1). Oder es kann das System meinen, das durch Satan beherrscht wird. Satan beherrscht die Menschheit und hat eine klare Ordnung, eine Systematik, die die Bibel auch „die Welt“ nennt.
Dieses System ist in allen Bereichen zu finden: Als Christus verworfen wurde, gab es eine Überschrift auf Hebräisch, Griechisch und Lateinisch. Hebräisch war die Sprache der religiösen Führer, die Jesus ablehnten; Griechisch war die Sprache der Wissenschaft und Philosophie; Lateinisch die Sprache der politischen Macht in Rom. So ist die Welt – das Wirken Satans – in allen Bereichen zu finden: Religion im weitesten Sinne, Wissenschaft, Philosophie und Politik.
All diese Bereiche sind für Gläubige eine Gefahr. Darum sagt Johannes: „Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist.“ Satan hat ein Drei-Punkte-Programm: die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und den Hochmut des Lebens.
Man kann in Gedanken Revue passieren lassen, was für Dinge eine Gefahr sind. Man kann sie einteilen: Das gehört zur Lust des Fleisches – das kommt von innen heraus, spricht das Böse in mir an, die eigenen Begierden. Die Lust der Augen – das, womit ich durch Sehen gefährdet bin, heute hochaktuell in einer Zeit, in der Bilder allgegenwärtig und oft sehr aggressiv auf uns einwirken, über Fernsehen, Internet, DVDs usw. Und der Hochmut des Lebens – der Wunsch, höher zu kommen.
Das ist ein Drei-Punkte-Programm, das von Anfang an existiert. Wir haben den Bezug zu 1. Mose 3,6 bei der Verführung von Eva gesehen. Das hat von Anfang an funktioniert und geht heute weiter. Darum müssen wir laut Johannes besonders aufpassen, denn alles, was in der Welt ist – die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens – ist nicht vom Vater, sondern von der Welt.
Auch die Wissenschaft zeigt das eindrücklich. Wenn ein Christ, der Wissenschaftler ist, sich zum Thema Schöpfung und Evolution äußert und die Evolution ablehnt, muss er damit rechnen, dass er wissenschaftlich angegriffen wird. Die Mehrheit der Wissenschaftler hält ihn für einen Spinner, seine Wissenschaftlichkeit wird infrage gestellt.
In solchen Bereichen spielt das eine große Rolle. Sind wir bereit, auf unsere Ehre zu verzichten, um der Wahrheit willen? Hier kann jemand zu Fall kommen, wenn er seine Ehre sucht. Das ist nur ein Beispiel. Es gibt viele andere Bereiche, in denen es darauf ankommt, ob man bereit ist, schlicht zur Wahrheit des Wortes Gottes zu stehen oder lieber belächelt werden will.
Hier wird erklärt: Alles, was in der Welt ist – die Lust des Fleisches, die Lust der Augen, der Hochmut des Lebens – ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Die Welt vergeht und ihre Lust, wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit. Eine wunderbare Verheißung! Man sieht, wie alles Vergängliche einmal vorbei sein wird.
Nun folgt ein ganz besonderes Wort für die Jungbekehrten, die Kindlein: „Es ist die letzte Stunde.“ Wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden. Daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist.
Bemerkenswert ist, dass im Grundtext vor „letzte Stunde“ kein bestimmter Artikel steht. Eigentlich steht da: „Kindlein, es ist letzte Stunde!“ Der fehlende Artikel kann ausdrücken, dass die Betonung auf dem Charakter einer Sache liegt. Also: Kindlein, es ist letzte Stunde! Unsere Zeit hat den Charakter, das Wesen der letzten Stunde.
Ihr habt gehört, dass der Antichrist kommt – dieser größte Verführer aller Zeiten. Ganz kurz vor der Wiederkunft des Herrn Jesus in Herrlichkeit. Dann wird erklärt: „So sind auch jetzt viele Antichristen geworden.“ Viele tragen schon den Geist der Auflehnung gegen Christus in sich. Daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist.
Das Antichristliche ist ein besonderes Zeichen der letzten Zeit. Aus anderen Bibelstellen wissen wir, dass die Endzeit besonders die Zeit ist, in der die Juden aus einer weltweiten Zerstreuung in das Land der Väter zurückkehren. Wir leben seit 124 Jahren in dieser Zeit. Wir sind also ganz speziell in der Zeit, die die Bibel die Endzeit nennt.
Das ist ein Prozess von über hundert Jahren. Im Vergleich zu den vergangenen zweitausend Jahren ist das relativ kurz. Man kann zeigen, dass in diesen 124 Jahren über 100 Prophezeiungen zur Endzeit erfüllt wurden. Ich habe eine Sammlung gemacht: 1, 2, 3, 99, 100, 101 – das ist eindrücklich.
Für uns gilt: Unsere Zeit hat nicht nur den Charakter der letzten Stunde, wir sind wirklich im letzten Abschnitt. Er ist dadurch gekennzeichnet, dass besonders viele Antichristen da sind.
Wenn man die Christenheit heute betrachtet: Die liberale Theologie bildet die Leute geradezu dazu aus, Antichristen zu sein, die die Gottheit und Sohnschaft Christi leugnen.
Die Kindlein, also die ganz jungen Bekehrten, werden besonders mit dem Thema der Verführung konfrontiert. Dann wird erklärt: „Sie sind von uns ausgegangen.“ Sie waren Christen. Darum können wir die Verhaltensregeln, die Johannes im zweiten Johannesbrief gibt, nicht einfach auf Muslime übertragen, obwohl diese genau diesen Geist des Antichristen in sich haben. Muslime sind keine Christen, die aus den christlichen Kirchen hervorgegangen sind.
Hier wird besonders betont: „Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so würden sie bei uns geblieben sein.“ Das geschieht, damit offenbar wird, dass sie alle nicht von uns sind.
„Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles.“ Interessant: Die Junggläubigen, nicht die Ungläubigen, werden hier angesprochen. Sie wissen alles. Sie brauchen also keine höhere Gnosis, keine höhere Erkenntnis oder Erfahrung. Sie wissen schon alles, weil sie den Heiligen Geist haben.
Der Heilige Geist ist die Salbung. Der Geist Gottes kann bei einem Jungbekehrten bewirken, dass er merkt: Das ist nicht die Stimme des guten Hirten, und er erkennt den Irrtum. Nicht, dass sie die ganze Bibel oder Lehre Gottes schon kennen, aber im Prinzip wissen sie alles. Sie merken: Das ist nicht die Stimme des guten Hirten.
Jesus erklärt in Johannes 10: Seine Schafe hören seine Stimme und folgen ihm, aber der Stimme eines Fremden folgen sie nicht. Ein Jungbekehrter muss nicht alle falschen Stimmen kennen. Es ist wichtig, dass er die Stimme des guten Hirten kennt und merkt, dass eine andere Stimme nicht die seine ist. Dem darf er nicht folgen.
Das ist ein wunderbares Phänomen, das man bei Jungbekehrten oft sieht: Sie merken sofort, dass etwas Verführung ist. Während manche, die schon lange im Glauben sind und etwas eingeschlafen sind, blauäugig in vielen Dingen sind.
Johannes sagt ihnen: „Ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles.“ Er sagt nicht, ihr solltet noch eine Salbung bekommen. Das ist eine Lüge! Nirgends in der Bibel steht, dass Gläubige noch eine Salbung erhalten sollen. Es heißt, wir haben die Salbung, und das geschieht beim Empfang des Heiligen Geistes.
In 2. Korinther 1,21-22 heißt es: „Der uns aber mit euch befestigt in Christus und uns gesalbt hat, ist Gott, der uns auch versiegelt hat und das Pfand des Geistes in unsere Herzen gegeben hat.“ Paulus geht bei den Korinthern mit aller Selbstverständlichkeit davon aus, dass alle gesalbt, versiegelt und das Unterpfand des Geistes in den Herzen haben.
Es gibt Nichtgläubige, die den Heiligen Geist noch nicht haben. Obwohl es unter den Korinthern viele gab, die große Probleme im Glauben und mit ihrer Fleischlichkeit hatten. Paulus geht davon aus, dass alle gesalbt und versiegelt sind. Von einer neuen Salbung zu sprechen, ist eine völlig falsche und verführerische Ausdrucksweise. Das gibt es in der Bibel nicht.
Er sagt den Jungen, den Kindlein: „Ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles.“ Er schreibt nicht, weil sie die Wahrheit nicht wissen, sondern weil sie sie wissen, „dass keine Lüge aus der Wahrheit ist.“
In Johannes 21 sagt der Herr Jesus zu Petrus, der nach seinem Fall wiederhergestellt wird und als Hirte berufen wird: „Weide meine Lämmlein.“ Bei den Schafen sagt er: „Hüte meine Schafe.“ Den Lämmlein muss man einfach gute Nahrung geben, aber bei den Schafen, die schon etwas faul und fett geworden sind im Glauben, muss man hüten.
Interessant: Johannes schreibt nicht, weil er Angst um sie hat, sondern weil sie die Wahrheit wissen und dass keine Lüge aus der Wahrheit ist.
Wer ist der Lügner, wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Dieser ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht. Wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater. Wir können nur durch den Sohn zum Vater kommen.
Jesus sagt in Johannes 14,6: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ Es gibt keinen anderen Zugang als über den Sohn. Wer den Sohn angreift, hat alles verloren, hat alles verpasst.
Es gibt Leute, die sagen: Gott in Ordnung, aber Jesus nicht. Die haben gar nichts. Wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater. Nirgends heißt es, wer den Vater hat, hat auch den Sohn. Der Weg führt nur über den Sohn. Darum ist auch der Sohn in die Welt gekommen, nicht der Vater. Der Sohn ist nicht der Vater, und der Vater ist nicht der Sohn.
„Ihr, was ihr von Anfang gehört habt, bleibt in euch.“ Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang gehört habt – also die Lehre der Apostel, die Lehre der Bibel – so werdet auch ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben.
Das Wort „bleiben“ ist im ersten Johannesbrief sehr wichtig. Es kommt 24 Mal vor. Es bedeutet auch „wohnen“ und drückt aus, hier zu Hause zu sein.
Wenn das Wort Gottes in unserem Herzen wohnt, dann bleiben wir in dem Sohn und in dem Vater. Das ist die Verheißung des ewigen Lebens.
„Dies habe ich euch betreffs der geschrieben, die euch verführen, und ihr, die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch.“ Er sagt nicht „Bleibt in euch“, sondern „bleibt in euch“. Wer den Heiligen Geist empfangen hat, der Geist bleibt in ihm.
Ihr bedürft nicht, dass euch jemand belehre, sondern wie diese Salbung euch über alles belehrt und wahr ist und keine Lüge. Wie sie euch belehrt hat, so werdet ihr in ihm bleiben.
Jetzt wird klar: Diese Salbung ist keine Sache oder Spezialsegnung, sondern eine Person. Der Heilige Geist ist nicht eine unpersönliche Kraft, sondern Gott, der Heilige Geist.
Jesus spricht in Johannes 14 über ihn: „Jener wird euch in alle Wahrheit leiten, jener wird euch erinnern“ (Johannes 14-16). Ekeinos, als eine Person, nicht einfach „jenes“, sondern „jener“ mit männlichem Fürwort.
„Wie diese Salbung euch über alles belehrt und wahr ist und keine Lüge, und wie sie euch belehrt hat, so werdet ihr in ihm bleiben.“
Nun folgt gemäß dem Blatt der Exodus-Abschnitt 2,28 bis 3,3, überschrieben mit „Die Welt und das geliebte Volk Gottes.“ In 2. Mose haben wir den Gegensatz zwischen Ägypten auf der einen Seite und den Kindern Israel im Land Ägypten auf der anderen.
Genau das wird hier gegenübergestellt: Die Kinder Gottes auf der einen Seite und die Welt, die sie nicht kennt, auf der anderen.
Dann wird auch über die Wiederkunft Christi gesprochen, was eigentlich auch ein wichtiges Thema in 2. Mose ist.
In 2. Mose 12,12 sagt Gott, dass er auf die Erde kommt. Beim Passa wird Gott durch Ägypten gehen und alle Erstgeburt schlagen. Gott kommt nach Ägypten. Die Wiederkunft Christi ist das Gegenstück dazu.
Ich lese 1. Johannes 2,28: „Und nun, Kinder, bleibt in ihm, auf dass wir, wenn er offenbart wird, Freimütigkeit haben und nicht vor ihm beschämt werden bei seiner Ankunft. Wenn ihr wisst, dass er gerecht ist, so erkennt, dass jeder, der die Gerechtigkeit tut – und zwar fortdauernd, gewohnheitsmäßig, ein Durativ – aus ihm geboren ist.“
An dem Handeln kann man erkennen, dass jemand neues Leben hat.
„Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen. Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen, dass, wenn es offenbar werden wird, wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, reinigt sich selbst, gleich wie er rein ist.“
Hier wird die Liebe des Vaters eindrücklich vorgestellt. Es heißt nicht „Seht, wie viel Liebe uns der Vater gegeben hat.“ In Epheser 2 wird die Menge der Liebe betont, wie Gott uns geliebt und errettet hat.
Hier geht es nicht um die Menge, sondern um das Wesen, die herrliche Qualität der Liebe des Vaters. Ich hatte einmal eine Tante, die hat einen richtigen Überschuss an Liebe gezeigt, und das war ziemlich unangenehm.
Gottes Liebe ist überfließend in der Menge, aber auch herrlich in ihrem Wesen. Eine Liebe, die sich darin zeigt, dass Gott uns nicht einfach als Sklaven für die Ewigkeit geschaffen hat, sondern als Kinder, damit wir in die Beziehung hineingeführt werden, die der Sohn Gottes von Ewigkeit her mit dem Vater hatte.
Gott hätte uns nicht so machen müssen, wenn er uns retten wollte. Die Rettung hätte gereicht. Aber er wollte mehr: Er wollte uns in diese Beziehung bringen, dass wir den Vater so kennen, wie der ewige Sohn ihn schon immer gekannt hat.
Es geht also darum, dass wir an die Wiederkunft des Herrn Jesus denken. Darum ist es wichtig, wie wir jetzt leben. Wenn wir ihn wirklich erwarten, führt das dazu, dass wir unser Leben fortdauernd in Ordnung bringen.
Darum steht hier: „Und jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, reinigt sich selbst, gleich wie er rein ist.“
Wie wir uns reinigen können, wissen wir aus Kapitel 1, Vers 9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns reinigt.“ Die Selbstreinigung geschieht, indem wir uns vom Herrn reinigen lassen.
Nun gehen wir zum nächsten Abschnitt, 1. Johannes 3,4 bis 12, dem Levitikus-Abschnitt, überschrieben mit „Wegnahme der Sünde.“ Levitikus ist das Buch der Opfer, in dem es um Sünde und Vergebung geht, um den großen Versöhnungstag, an dem die Sünde weggenommen wird (3. Mose 16). Es geht auch um Heiligkeit: 150-mal finden sich in 3. Mose die Wörter „heilig“, „Heiligen“, „Heiligtum“ usw.
In diesem Buch finden wir auch das Gebot der Nächstenliebe. Viele meinen, die Nächstenliebe sei erst in der Bergpredigt gekommen. Das stimmt nicht. Dieses Gebot hat Gott bereits in der Tora gegeben: 3. Mose 19,18: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Unter diesem Aspekt lesen wir 1. Johannes 3,4: „Jeder, der die Sünde tut, fortwährend tut, tut auch fortwährend Gesetzlosigkeit. Und die Sünde ist die Gesetzlosigkeit.“
Hier wird gleich definiert, was Sünde ist. Anomia bedeutet die Verachtung von Recht und Ordnung, also das, was Gott in seinem Wort klar festgelegt hat. Die Sünde lehnt diese göttliche Ordnung ab. Darum ist jede Sünde auch Gesetzlosigkeit.
„Und ihr wisst, dass er offenbart worden ist, auf dass er unsere Sünden wegnehme.“ Wir haben wieder ein Versöhnungsmerkmal vor uns.
„Und Sünde ist nicht in ihm.“ Jesus hatte keine sündige Natur in sich. „Jeder, der in ihm bleibt, sündigt nicht.“ Das ist wieder der Durativ: Er sündigt nicht fortwährend, lebt nicht in der Sünde.
„Jeder, der sündigt, beziehungsweise fortwährend sündigt, hat ihn nicht gesehen noch erkannt.“ Das ist kein richtiger Gläubiger, kein Wiedergeborener.
„Kinder, dass niemand euch verführe! Wer Gerechtigkeit tut, ist gerecht, gleich wie er gerecht ist. Wer die Sünde tut, fortwährend, ist aus dem Teufel. Denn der Teufel sündigt von Anfang an.“
Der Fall des Teufels fällt in die Zeit von 1. Mose 1,1 hinein, nachdem Gott im Anfang Himmel und Erde geschaffen hat. Dann wurde die Erde wüst und leer. Der Teufel sündigt von Anfang an. Da stürzte er auf die Erde.
Nun geht Johannes weiter: „Hierzu ist der Sohn Gottes offenbart worden, auf dass er die Werke des Teufels vernichte.“ Wieder haben wir ein Versöhnungsmerkmal vor uns.
„Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde, das heißt, tut nicht fortwährend Sünde, denn sein Same bleibt in ihm, und er kann nicht fortwährend sündigen.“ Das ist der Sinn hier. Es geht nicht um den einzelnen Akt der Sünde. Er kann nicht fortwährend sündigen, weil er aus Gott geboren ist.
Hieran sind offenbar die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels zu erkennen: „Jeder, der nicht Gerechtigkeit tut, ist nicht aus Gott, und wer nicht seinen Bruder liebt.“
Die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels. Das ist eine Rückbesinnung auf 1. Mose 3,15, wo Gott zur Schlange sagt: „Ich setze Feindschaft zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen.“ Der Same der Frau ist letztlich der Messias, und alle, die mit ihm verbunden sind, werden als Same gerechnet – die Kinder Gottes. Der Same der Schlange sind die Kinder des Teufels.
Darum kommt Johannes hier auf Kain und Abel zu sprechen. Dort haben wir die Prototypen für diese beiden Gruppen.
Vers 10 in der Mitte: „Jeder, der nicht Gerechtigkeit tut, ist nicht aus Gott, und wer nicht seinen Bruder liebt.“ Denn dies ist die Botschaft, die ihr von Anfang gehört habt: Dass wir einander lieben sollen, „nicht wie Kain, der aus dem Bösen war und seinen Bruder ermordete.“
Und weshalb ermordete er ihn? Weil seine Werke böse waren, die seines Bruders aber gerecht.
Abel ist der Prototyp für die Kinder Gottes, Kain für die Kinder des Teufels. Kain war sehr religiös, kein Atheist, aber er wollte ohne ein blutiges Opfer zu Gott kommen.
Ab Vers 13 beginnt der neue Abschnitt bis Vers 18: „Wandel gemäß Gottes Geboten.“ Hier wird ein Gegenpol zur Welt gemacht. Es geht um den Wandel der Gläubigen in dieser Welt, so wie im vierten Buch Mose das erlöste Volk getrennt von Ägypten gottgemäß in der Wüste wandeln sollte.
Es wird gezeigt, was echtes Christenleben ist, das sogar bis zum Leben darlegen gehen kann. Es geht um Liebe in Tat und Wahrheit, also um den praktischen Wandel als Erlöste aus der Sklaverei Satans, Ägyptens.
„Wundert euch nicht, Brüder, wenn die Welt euch hasst.“ Die Ägypter sind ihnen nachgegangen und haben sie gehasst.
„Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind.“ Wir sind hinübergegangen durch das Rote Meer, wurden von Ägypten abgeschnitten.
„Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben hinübergegangen sind, weil wir die Brüder lieben. Wer den Bruder nicht liebt, bleibt in dem Tode.“
„Jeder, der seinen Bruder hasst, fortwährend hasst, ist ein Menschenmörder. Und ihr wisst, dass kein Menschenmörder ewiges Leben in sich hat.“
Hieran haben wir die Liebe erkannt: „Dass er für uns sein Leben dargelegt hat. Auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben darzulegen.“
„Wer aber der Welt Güter hat und sieht seinen Bruder Mangel leiden und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt die Liebe Gottes in ihm?“
„Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit!“
Dann folgt der Deuteronomium-Abschnitt „Gehorsam gegen die Gebote.“ Hier sind wieder die Stichworte „Gebot“ oder „Gebote halten“, „das vor ihm Wohlgefällige tun.“
Mit dem fünften Buch Mose werden die Gebote vorgestellt, und der Gehorsam wird gefordert.
„Hieran werden wir erkennen, dass wir aus der Wahrheit sind und werden vor ihm unsere Herzen überzeugen, dass, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles kennt.“
„Geliebte, wenn unser Herz uns nicht verurteilt, so haben wir Freimütigkeit zu Gott, und was irgend wir bitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun.“
Dies ist sein Gebot: „Dass wir an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, gleich wie er uns ein Gebot gegeben hat.“
„Und wer seine Gebote hält, bleibt in ihm und er in ihm, und hieran erkennen wir, dass er in uns bleibt durch den Geist, den er uns gegeben hat.“
Es geht zuerst darum, wenn unser Herz uns verurteilt – das kann ein schlechtes Gewissen sein, auch ohne klaren Grund. Johannes sagt: Wenn unser Herz uns verurteilt, ist Gott größer und kennt alles.
Aber wenn wir beten und keine innere Verurteilung haben, haben wir eine besondere Freiheit zu Gott. Das zeigt sich in der Gebetserhörung.
„Was irgend wir bitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun.“
Wer in dieser Haltung ist, betet nicht um dumme Dinge, sondern gemäß Gottes Plan und Willen.
Vers 24 zeigt, wie man erkennen kann, dass man ein richtiger Gläubiger ist. Wir haben schon viele Hinweise gefunden, was deutlich macht, ob man wiedergeboren ist oder nicht.
Hier heißt es: „Hieran erkennen wir, dass er in uns bleibt durch den Geist, den er uns gegeben hat.“ Der Heilige Geist gibt im Herzen die innere Überzeugung, dass wir Kinder Gottes sind.
Das entspricht Römer 8, wo es heißt: „Der Geist selbst bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.“
Das nennt man das Testimonium Spiritus Sanctus Internum, das innere Zeugnis des Heiligen Geistes. Calvin schrieb darüber, dass der Gläubige einfach weiß, dass die Bibel Gottes Wort ist. Das ist der Heilige Geist, der dieses innere Zeugnis gibt.
Das war typisch reformatorisch.
Ein Beispiel: Ein ehemaliger Polizist, ein sehr skeptischer Mensch, wurde durch ein Wunder Gottes bekehrt. Er muss nicht mehr überzeugt werden, dass 1. Mose die Schöpfungsgeschichte richtig darstellt. Woher weiß er das? Durch das Zeugnis des Geistes im Herzen.
Hier wird gesagt, dass wir wissen, dass er in uns bleibt und dass wir wahre Gläubige sind, die in Christus wohnen, weil der Geist dieses Zeugnis gibt.
Nun kommen wir zur dritten Serie, Kapitel 4,1 bis 5,5.
4,1-3 ist der Genesis-Abschnitt „Scheiden zwischen Irrtum und Wahrheit.“ Die Stichwörter sind „Geister prüfen“, „nicht jedem Geist glauben“, ganz entsprechend 1. Mose 1,4, wo Gott zwischen Licht und Finsternis scheidet.
In 1. Mose 3 haben wir wieder das Verführungskapitel, in dem Satan den Sündenfall durch Verführung bewirkt hat.
1. Johannes 4,1: „Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind, denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen.“
Hieran erkennt ihr den Geist Gottes: „Jeder Geist, der bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, ist aus Gott. Und jeder Geist, der nicht bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, ist nicht aus Gott. Und dies ist der Geist des Antichrists, von welchem ihr gehört habt, dass er komme, und jetzt ist er schon in der Welt.“
Jesus Christus hat schon existiert und ist dann ein wirklicher Mensch geworden, im Fleisch gekommen. Das ist eines der Kennzeichen.
Man könnte in die Irre gehen, wenn man einen Zeugen Jehovas fragt: „Glauben Sie, dass Christus im Fleisch gekommen ist?“ „Ja, natürlich.“ Dann fragt man: „Glauben Sie, dass er als Mensch wiederkommt?“ „Sicher nicht, er ist als Geist auferstanden.“ Und dann steht im zweiten Johannesbrief, Vers 7: „Denn viele Verführer sind in die Welt ausgegangen, die nicht bekennen, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist.“
Viele Übersetzungen haben hier „gekommen“ – das kann man streichen, es ist falsch. Es steht nicht dasselbe Wort wie in 1. Johannes 4. Dort ist das Partizip Präsens „erchomenos“ mit Zukunftsbedeutung, dass Jesus Christus im Fleisch kommen wird bei seiner Wiederkunft.
So sagt die Bibel klar: In Lukas 24 dachten die Jünger, sie sähen einen Geist, und der Herr sagt: „Ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich habe.“ Er aß Honig und Fisch, um zu zeigen, dass er als wirklicher Mensch auferstanden ist, mit einem wirklichen physischen Körper. Er ist als Mensch in den Himmel gegangen und wird so als Sohn des Menschen wiederkommen.
Wer das im Evangelium Matthäus 24 sagt, wird wiederkommen: Jesus Christus im Fleisch kommend. Das leugnen sie, indem sie sagen, er komme als Geistwesen und sei als Geistwesen auferstanden. In einer Zeugen Jehovas-Kinderbibel steht, Gott habe den Körper Jesu aus dem Grab verschwinden lassen. Dabei ist gerade der Körper, der im Grab war, wieder auferstanden. So wird auch unser Körper, wenn wir sterben, als vollkommener Körper wieder auferstehen und einen wirklichen Körper aus Fleisch und Knochen haben.
Alle Punkte müssen zusammenpassen.
Der Islam sagt, Jesus Christus habe nicht existiert, sondern sei einfach erschaffen worden. Aber er ist im Fleisch gekommen, das heißt, er wurde Mensch.
Nun gehen wir weiter zum Exodus-Abschnitt 4,4-6, „Scheidung zwischen Volk Gottes und Verführung.“ Die Stichwörter sind „aus Gott“ im Gegensatz zu „aus der Welt.“
In 2. Mose 10,23 sehen wir Ägypten in der Finsternis, Israel im Licht. In 2. Mose 8,23 sagt Gott, er mache eine Scheidung zwischen seinem Volk und dem Volk der Ägypter.
Das Wort „Scheidung“ zwischen diesen beiden Völkern.
Hier heißt es: „Ihr seid aus Gott, Kinder, und habt die falschen Propheten aus 1 bis 3 überwunden, weil der, welcher in euch ist, größer ist als der, welcher in der Welt ist.“
Christus in uns ist stärker als der Geist des Antichristen in der Welt.
Sie sind aus der Welt, das heißt, sie entsprechen dem Grundsatz und Wesen der Welt, dieser falschen Propheten. Sie sind aus der Welt und reden aus der Welt, also nach den Grundsätzen dieser Welt. Die Welt hört sie.
Interessant ist, dass es eine Gnostikerbewegung gab, eine sogenannte christliche Bewegung, aber auch eine heidnische Gnostikerbewegung. Beide hatten ähnliche Begriffe: höhere Erkenntnis, Erlösung, Gott als das Höchste, aber die einen waren Nichtchristen.
Das waren quasi weltliche Esoteriker und christliche Esoteriker.
Man kann heute Parallelen sehen, zum Beispiel in den 1960er-Jahren, als es im christlichen Bereich die charismatische Bewegung als mystische Bewegung gab – die zweite Erfahrung, bei der man ohne den Geist direkt durch Zungenreden mit Gott kommunizieren kann, auf einer höheren Ebene als der Normalgläubige.
Zur gleichen Zeit entstand die esoterische New-Age-Bewegung mit vielen Parallelen im Denken: Heilung des Körpers, Heilung durch Glauben, Festglauben, Positivdenken usw.
Johannes sagt: Diese Christen, die eine Gefahr sind, sind aus der Welt, reden aus der Welt, haben die gleichen Konzepte dahinter. Die Apostel sind aus Gott. Wer Gott kennt, hört uns. Wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht.
Hieraus erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums.
Darum ist es sehr ernst, wenn jemand sagt: „Das ist die Meinung des Apostels Paulus, aber das hat keine Autorität für uns. Paulus war sowieso ein Frauenhasser und hatte Schwierigkeiten mit Frauen.“
Sehr ernst! Wir sind aus Gott. Wer Gott kennt, hört uns. Hier scheidet sich, ob wir die volle Autorität des Neuen Testaments anerkennen oder nicht.
Nun kommen wir zum Levitikus-Abschnitt, überschrieben mit „Opfer Jesu.“ Die Stichwörter sind „Sühne für unsere Sünden“, entsprechend dem Jom-Kippur in 3. Mose 16.
„Geliebte, lasst uns einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott.“
Wie in 3. Mose 18 steht das Gebot der Liebe: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
„Geliebte, lasst uns einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt, denn Gott ist Liebe.“
Hierin ist die Liebe Gottes zu uns offenbart worden: „Dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, auf dass wir durch ihn leben möchten.“
Hierin ist die Liebe nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und seinen Sohn gesandt hat als Sühne für unsere Sünden.
Fast alles, was mit Sühne und Liebe zu tun hat.
Wichtig: Gott hat seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt. Das heißt nicht, dass er Jesus gesandt hat, der dann als Mensch wurde und eingeborener Sohn Gottes wurde, sondern er war der eingeborene Sohn schon vor seiner Menschwerdung.
Gott hat seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt, so ist der ewige Sohn in die Welt gekommen, um als Mensch das Opfer, die Sühne für unsere Sünden zu werden.
Vers 11 bis 12 gehört noch zum Vorigen: „Geliebte, wenn Gott uns also geliebt hat, sind auch wir schuldig, einander zu lieben.“
Nun folgt der Nummeri-Abschnitt „gottgemäßer Wandel.“
„Niemand hat Gott je gesehen. Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist vollendet in uns.“
Hieran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns, weil er uns seinen Geist gegeben hat.
„Wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt.“
„Wer irgend bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in ihm bleibt Gott und er in Gott.“
Ich habe einen Fehler auf dem Blatt: Bis hier sollte eigentlich der Levitikus-Abschnitt gehen.
Jetzt mit Vers 15 bis 21 kommt der Numeri-Abschnitt.
„Wer irgend bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in ihm bleibt Gott und er in Gott.“
„Wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm.“
„Hierin ist die Liebe mit uns vollendet worden, auf dass wir Freimütigkeit haben am Tag des Gerichts.“
„Gleich wie er ist, sind auch wir in dieser Welt.“
„Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein.“
„Wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe.“
„Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“
„Wenn jemand sagt, ich liebe Gott und hasse seinen Bruder, so ist er ein Lügner.“
„Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, wie kann er Gott lieben, den er nicht gesehen hat?“
„Dieses Gebot haben wir von ihm, dass wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebt.“
Es geht wieder um den gottgemäßen Wandel, entsprechend dem Gebot, insbesondere zeigt sich das in der Liebe.
Wichtige Stichwörter sind „Lieben“ und „Liebe.“
Dann auch der Tag des Gerichts. Bedenken wir, wie oft das Gericht in 4. Mose über ein ungläubiges Volk kam, das nicht wirklich gläubig war, sondern sich nur äußerlich zu Gott bekannte.
Im Gegensatz dazu sehen wir die Treue von Kaleb und Josua, von denen in 4. Mose 32,12 gesagt wird, dass sie Gott völlig nachgefolgt sind.
Nun folgt der Deuteronomium-Abschnitt 5,1-5, überschrieben mit „Gebote halten, gleich Liebe zu Gott.“
Wir haben gesehen, dass wir einander lieben sollen, nun geht es um die Liebe zu Gott.
„Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott geboren, und jeder, der den liebt, welcher geboren hat, liebt auch den, der aus ihm geboren ist.“
Hieran wissen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten.
Manche sagen: „Ich liebe Gott, aber ich hasse Gläubige.“ Johannes sagt, das geht nicht. Wenn man den liebt, der geboren hat, also Gott, der die Wiedergeburt gegeben hat, liebt man automatisch auch die, die aus Gott geboren sind.
Das geht nicht auseinander.
Hieran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben, „wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten, denn dies ist die Liebe Gottes.“
Das bedeutet: Die Liebe zu Gott – die Liebe, die von Gott kommt, oder die Liebe zu Gott (Genitivus objectivus) – zeigt sich darin, dass wir bereit sind, nach der Bibel zu leben und die Autorität des Wortes Gottes im Leben anerkennen.
Dann sagt Johannes: „Die Gebote sind nicht schwer.“
Da gibt es wieder ein Problem. Johannes zeigt: Wenn wir wirklich mit dem Herrn Jesus verbunden sind und uns von ihm die Kraft aus dem ewigen Leben schenken lassen, dann ist es nicht mehr schwer, gottgemäß zu leben.
Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt, und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube.
„Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, welcher glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?“
Letzter Zyklus: Ewiges Leben und das Verständnis des Wahrhaftigen (5,6–21)
Und jetzt kommt die letzte Serie: 5, Vers 6 bis 21, beziehungsweise 6 bis 13. Ich lese einfach durch. Das ist der Genesis-Abschnitt. Gott hat uns ewiges Leben gegeben. Hier sind die Stichwörter fünfmal Leben.
Das Leben, das Gott in der Schöpfung gegeben hat, wird besonders in den Kapiteln 1, 2 und 3 von Genesis betont. Es wird darüber gesprochen, Gott zum Lügner zu machen. Genau das hat Eva getan: Sie hat der Schlange geglaubt, dass Gottes Verheißung eigentlich nicht stimmt. „Du wirst sterben“, heißt es, wenn man davon isst.
Hier wird betont, dass die Zeichen des Todes von Jesus Christus Wasser und Blut sind. Der Herr Jesus musste als wirklicher Mensch in die Welt kommen, damit er sterben konnte. Nur durch den Tod konnte er Menschen retten, die durch den Sündenfall unter den Tod gekommen sind. Darum wird hier Wasser und Blut hervorgehoben.
Als ein Soldat die Seite des Herrn Jesus öffnete, kam Wasser und Blut heraus. Das bedeutet, die Blutgerinnung war bereits eingetreten, die schweren Teile sind gesunken, und die Flüssigkeit blieb oben. Das ist der sichere Beweis für den Tod, keinen Scheintod.
Dieser ist es, der durch Wasser und Blut gekommen ist: Jesus Christus, nicht durch das Wasser allein, sondern durch Wasser und Blut. Und der Geist ist es, der erzeugt, weil der Geist die Wahrheit ist.
Denn drei sind die Zeugen: der Geist, das Wasser und das Blut. Und die drei sind einstimmig. Wenn wir das Zeugnis der Menschen annehmen, ist das Zeugnis Gottes größer. Denn dies ist das Zeugnis Gottes, das er über seinen Sohn gezeugt hat.
Wer an den Sohn Gottes glaubt, hat das Zeugnis in sich selbst. Wer Gott nicht glaubt, macht ihn zum Lügner, weil er nicht an das Zeugnis glaubt, das Gott über seinen Sohn gezeugt hat.
Dies ist das Zeugnis, dass Gott uns ewiges Leben gegeben hat. Und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, hat das Leben. Wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht.
Dies habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, wenn ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt.
Nach dem Sündenfall, 1. Mose 3, Vers 15, hat Gott angekündigt, dass der Erlöser kommen wird, der der Schlange den Kopf zertreten wird. Adam hat das geglaubt und seiner Frau deshalb den Namen Eva gegeben, was Leben bedeutet. Er hat an das Leben geglaubt, das kommen wird, trotz des Todes durch den Erlöser.
Jetzt kommt der Exodus-Abschnitt, Verse 14 bis 15, Gebetserhöhung. Die Stichwörter sind bitten und hören.
In 2. Mose 3, Vers 7 bis 9 sagt Gott zu Mose aus dem Dornbusch, dass er das Schreien der Kinder Israel gehört habe. Darum sei er jetzt heruntergekommen, um sie zu befreien.
Dies gibt uns die Zuversicht, dass wenn wir etwas nach seinem Willen bitten, er uns hört. Und wenn wir wissen, dass er uns hört, können wir sicher sein, dass wir die Bitten erhalten, die wir von ihm erbeten haben.
Manchmal wissen wir nicht, was wir beten sollen. In solchen Fällen können wir auch darum bitten, dass Gott uns zeigt, warum wir beten sollen. Und wenn wir dann erhört werden, sehen wir, dass wir wirklich die Bitten erhalten haben, die wir von ihm erbeten haben.
Jetzt kommt der Levitikus-Abschnitt. Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht – eine Sünde, die nicht zum Tod führt –, wird er für ihn bitten und ihm das Leben geben, für diejenigen, die nicht zum Tod sündigen.
Es gibt Sünden zum Tod, und es gibt Sünden, die nicht zum Tod führen. Für diese sage ich, dass man bitten soll.
Jede Ungerechtigkeit ist Sünde, aber es gibt Sünde, die nicht zum Tod führt. Hier geht es um priesterliche Fürbitte.
Im dritten Buch Mose sehen wir, wie die Priester bemüht waren, Sündopfer für jemanden, der gesündigt hat, Gott darzubringen. Sie nahmen daran teil, indem sie von den Sündopfern selbst aßen.
Nun bedeutet Sünde zum Tod, dass ein Gläubiger sündigen kann. Im schlimmsten Fall kann Gott sein Leben auf der Erde früher beenden.
In 1. Korinther 11 haben viele das Abendmahl ganz unwürdig genommen, und darum sind viele gestorben, sagt Paulus.
Ananias hat diesen Betrug begangen in Apostelgeschichte 5 und ist darum gestorben, ebenso Saphira. Das waren Sünden zum Tod.
Das heißt, es gibt Fälle, in denen jemand so sündigt, dass Gott sagt: Jetzt muss ich sein Leben früher abschließen. Das hat nichts damit zu tun, dass der Wiedergeborene verloren geht, aber es ist ernst, was wir in 1. Korinther 11 lesen.
Paulus sagt, die Welt wird gezüchtigt, damit ihr nicht mit der Welt verurteilt werdet. Es war also die schlimmste Zucht auf Erden.
Jetzt kommt der Numeri-Abschnitt, Verse 18 bis 19. Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt, also nicht ständig sündigt. Der aus Gott Geborene bewahrt sich, und der Böse kann ihn nicht angreifen.
Wir wissen, dass wir aus Gott sind, und die ganze Welt liegt im Bösen.
Hier haben wir wieder den Wandel durch die Wüste in einer unwirtlichen Umgebung. So gehen die Gläubigen durch die Welt, aber sie werden von Gott bewahrt.
Der Deuteronomium-Abschnitt, Kapitel 20 und 21, ist überschrieben mit „Das Verständnis des Wahrhaftigen“.
Wir wissen, dass der Sohn Gottes gekommen ist und uns ein Verständnis gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen.
Wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.
Kinder, hütet euch vor den Götzen!
Interessant ist, dass genau das auch in 5. Mose 4, Vers 15 und 23 sowie 11, Vers 16 zu finden ist – ein typisches Wort aus dem Deuteronomium: sich hüten vor den Götzen.
Er hat uns ein Verständnis gegeben. Im fünften Buch Mose heißt es, Kapitel 1, Vers 5, dass Mose begonnen hat, die Gebote auszulegen und zu erklären.
Er hat dem Volk ein Verständnis gegeben. Dieses Verständnis haben wir. Wir brauchen also nichts Stufenweise Höheres. Wir haben alles in Christus, und er ist für uns alles: der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.
Dieses Schlusswort ist einfach ein Schockwort: Kinder, hütet euch vor den Götzen!
Alles, was uns wichtiger ist als der Herr Jesus, ist Götzendienst.
Darum wird so angehängt: Kinder, hütet euch vor den Götzen!
Zum Schluss wollen wir beten:
Herr Jesus, wir danken dir für dein Wort. Es ist lebendig und wirksam.
Auch dieser Johannesbrief ist so aktuell und spricht uns direkt ins Herz. Wir danken dir, dass wir all diese Ermutigungen und Ermahnungen haben, die uns helfen, in dieser letzten Stunde, in der wir leben, zurechtzukommen.
Herr Jesus, schenke jedem von uns Gnade, wirklich ein Leben mit dir zu führen, dass wir uns in dieser letzten Stunde von der Sünde abwenden und ganz auf deiner Seite stehen.
Dass wir offensichtlich zu denen gehören, die Leben aus Gott haben und auch Freudigkeit und Freimütigkeit besitzen, wenn du plötzlich kommst.
Wir bitten dich: Komm, Herr Jesus! Amen!
