Beobachtungen der Naturkreisläufe
Wir fahren nun weiter. Vor der Pause sind wir bei der Aussage stehen geblieben: „Die Erde besteht ewiglich oder auf unabsehbare Zeit.“
Nun spricht der Prediger über Kreisläufe in der Natur, so wie man sie von der Erde aus beobachtet. Die Sonne geht auf und die Sonne geht unter. Sie eilt ihrem Ort zu, wo sie aufgeht. Es ist ein täglich zu beobachtender Kreislauf – ein Kreislauf des Lebens.
Dann, in Vers 6: „Der Wind geht nach Süden und wendet sich nach Norden, sich wendend und wendend geht er, und zu seinen Wendungen kehrt der Wind zurück.“
Es ist erstaunlich, dass die moderne Wissenschaft, insbesondere die Meteorologie, ein Windsystem entdeckt hat, das über die Nordhälfte der Erdkugel bis zum Äquator reicht und dann wieder zurückkehrt. Und zwar genau so, wie es hier beschrieben wird: Der Wind geht nach Süden und wendet sich nach Norden, sich wendend und wendend geht er, und zu seinen Wendungen kehrt der Wind zurück. Grandios!
Auch hier handelt es sich um einen ständigen Kreislauf in der Natur.
Des Weiteren wird der Kreislauf des Wassers beschrieben: „Alle Flüsse gehen in das Meer, und das Meer wird nicht voll.“ Das ist eigentlich schon erstaunlich – und das seit Urzeiten. Das Meer wird nicht voll.
Salomo erklärt den Kreislauf des Wassers: „An dem Ort, wohin die Flüsse gehen, dorthin gehen sie immer wieder.“ Tatsächlich wird Wasser durch die Flüsse vom Festland in die Ozeane gebracht. Dort bleibt es jedoch nicht. Tag für Tag werden unter der gewaltigen Kraft des Sonnenlichts Unmengen von Wasser verdunstet. Sie bilden Wolken, die durch den Wind wieder aufs Festland verschoben werden. Dort regnen sie aus, fließen wieder in die Flüsse und schließlich wieder ins Meer.
Auch das ist eine wissenschaftliche Erkenntnis der Neuzeit. Doch Salomo beschreibt das vor etwa dreitausend Jahren als Selbstverständlichkeit. Auch hier handelt es sich um einen ständig sich wiederholenden Kreislauf.
Die Wiederholung in Geschichte und Natur
Und weiter sagt Salomo: Überhaupt ist das ganze Leben, die Abfolge der Dinge in der Geschichte, eigentlich eine ständige Wiederholung. Die Menschen haben in der Geschichte immer wieder die gleichen Dummheiten begangen. Es gibt nichts, bei dem man sagen könnte, das ist nun wirklich etwas ganz Neues.
Dabei geht es hier nicht um wissenschaftliche Entdeckungen, sondern um das, was geschehen ist. Vers 9: „Und das, was geschehen ist, ist das, was geschehen wird.“ Das heißt, dass immer wieder dieselben Dinge in der Geschichte geschehen. Vom Grundprinzip her kommt immer dasselbe wieder neu vor. Es gibt nichts, bei dem man sagen könnte, es sei wirklich ganz etwas Neues.
Das ist die Beobachtung, die man anhand der Beweise in der Natur machen kann. Tatsächlich spricht Jakobus im Neuen Testament in Kapitel 3, Vers 6 über das Rad der Schöpfung. Ganz wörtlich übersetzt entspricht dies dem „Trochos tes Genesios“ in Jakobus 3,6. In Bibelübersetzungen wird das zum Teil freier wiedergegeben, etwa als „der Lauf der Natur“ oder „der Lauf des Daseins“ und so weiter.
Aber ganz wörtlich ist es das Rad der Schöpfung. „Genesis“ kann auch „Geburt“ bedeuten, und so weiter – es ist das Rad der Schöpfung. Es gibt tatsächlich ein stetiges Drehen in der Natur. Das hat die Denker im Orient dazu geführt, dies auch auf Geburt und Sterben anzuwenden. So entstand die Reinkarnationslehre.
Darum spielt in den östlichen Religionen das Symbol des Rades eine so große Rolle. Der Orientale im Hinduismus und Buddhismus empfindet dieses Rad als etwas, das zu Verzweiflung führt, als etwas Sinnloses. Das Ziel sollte sein, aus diesem Kreislauf auszubrechen.
Wir sehen also: Es ist eine Teilwahrheit, dieses Rad, denn wir sehen diese Räder in der Geschichte und in der Natur. Doch die Gedanken, die über die Beobachtung hinausgehen, waren eine Art Verehrung.
Natürlich geschah dies unter dem Einfluss und der Inspiration des Reiches der Finsternis.
Die biblische Perspektive auf Leben und Tod
Durch die Offenbarung Gottes, durch das geschriebene Wort, erfahren wir laut Hebräer 9 am Schluss: „Denn es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben.“
Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben. Das würde etwas anderes bedeuten, wenn es anders wäre. Der Grundtext enthält ein Zahlwort: Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben. Danach aber folgt das Gericht. Das ist das Normale für den verlorenen Menschen: Er stirbt einmal, und dann kommt das Gericht. Es gibt kein Zurück, keine Reinkarnation.
Wie gesagt, diese Kreise haben die Denker im Osten zur Verzweiflung geführt. Ähnlich ist es auch mit Salomo, wenn er sagt: „Eitelkeit der Eitelkeiten.“ Welchen Gewinn hat der Mensch? Dann spricht er über all diese Kreisläufe, um zu zeigen: Es dreht sich, es dreht sich, aber wo ist der Sinn, wo ist das Ziel? Welchen Gewinn hat der Mensch bei all seiner Mühe?
Heute Morgen haben wir uns mit dem Thronwagen Gottes in Hesekiel beschäftigt. Er hat Räder, aber diese Räder drehen nicht im Morast der Geschichte an Ort, sondern der Thronwagen Gottes geht ständig voran. Dieser Thronwagen Gottes muss sich nie wenden. In welcher Richtung er auch geht, kann er vorwärts fahren. Gott muss nie etwas bereuen in dem Sinn, dass er etwas verurteilen müsste, falsch gehandelt hätte oder sich geirrt hätte.
Die Räder des Thronwagens gehen immer vorwärts! Das ist die wunderbare Botschaft der Bibel. Darum haben wir in der Bibel dieses lineare Denken. Das ist typisch biblisch. In anderen Kulturen hat man nirgends ein solches Geschichtsdenken entwickelt wie in Europa.
Dieses Geschichtsdenken in Europa kommt aus der Bibel, aus der Kenntnis dieses Gottes, der am Anfang Himmel und Erde geschaffen hat. Er ließ die Geschichte in Zeitaltern ablaufen, als Heilsgeschichte, die letztlich zur Vollendung führt, wie es in Offenbarung 21 beschrieben ist: ein neuer Himmel und eine neue Erde.
Der Versuch des Ausbruchs aus dem Kreislauf
In den orientalischen Religionen hat man versucht, aus dem Rad des Lebens auszubrechen. Bis zum heutigen Tag wird in der Meditation die Auslöschung der Individualität angestrebt. Dabei wird der Geist des Menschen passiv gemacht, um das Gefühl der Einheit mit dem Allgeist zu erzeugen.
Ähnlich verfahren andere Völker mit Drogen, wie die Schamanen. Es ist gewissermaßen ein Austreten aus dem sinnlosen Rad. Man glaubt, in der Auflösung der Individualität das Ziel zu finden. Genau das ist das Nirwana im Hinduismus und das Nibbana im Buddhismus. Buddha sagte, das Nibbana sei ein Zustand, in dem man nicht sagen kann, man ist, aber auch nicht sagen kann, man ist nicht. Es ist quasi die Auflösung der Individualität.
Was ist das? Es ist nichts anderes als Nihilismus, die Suche nach dem Nichts – und das soll das große Glück sein. Wie wunderbar zeigt uns die Bibel, dass wir nicht ausbrechen müssen aus dem Rad. Wir dürfen jeden Tag neu an unsere Arbeit gehen, Gott danken – am Morgen beim Frühstück, am Mittag beim Mittagessen, am Abend beim Abendessen, ja, wenn wir das überhaupt haben.
800 Millionen Menschen erleben das ganz anders, doch wir dürfen alles mit Dank aus der Hand Gottes nehmen. Wir dürfen wissen: Jeder Tag führt uns näher zum Ziel. Jeder Tag bringt uns einen Schritt näher zur Wiederkunft Christi und damit auch zur Vollendung. Es ist doch wunderbar, die Geschichte – im Allgemeinen und die Geschichte unseres Lebens – als ein Vorwärtsgehen zur Vollendung zu sehen.
Wir dürfen die Wiederkunft Christi gemäß dem Neuen Testament jeden Tag erwarten, vielleicht sogar heute. Manche haben sich diese Erwartung als Erinnerung an einem schönen Plätzchen in der Wohnung notiert. Der christliche Glaube zeigt uns, dass Gott ein persönlicher Gott ist, nicht unpersönlich. Dieser persönliche Gott hat uns als Personen geschaffen, und wir bleiben Personen in aller Ewigkeit.
Keine Auflösung, sondern eine herrliche Zukunft in Gemeinschaft als Geschöpfe, ja sogar als Kinder Gottes, bei Gott, dem Vater. Das ist die Antwort des Neuen Testaments auf die Fragen, die im Buch Prediger Kapitel 1 aufgeworfen werden. Uns braucht das nicht zur Verzweiflung zu führen, sondern es macht uns Mut. Gott hat seinen Plan – in der Weltgeschichte, aber auch in meinem persönlichen Leben.
Alles läuft nach dem entsprechenden Rädergang des Thronwagens Gottes. Wie gesagt, dieser Wagen kann sich mal in die eine Richtung vorwärts bewegen, mal in eine andere. So ist es auch in unserem Leben. Wir können nicht immer alles verstehen. Warum hat Gott uns so geführt und nicht anders? Doch wir dürfen wissen: Es ist Gottes Weise, Führung entsprechend seinem Thron.
Hesekiel sah Gott, den Sohn, auf dem Thron oben, der zu Hesekiel sprach. So dürfen wir wissen: Gott ist noch auf dem Plan, und alles ist ihm untertan, wie es in einem schönen Lied heißt.
Überblick über den Aufbau des Buches Prediger
Nun schauen wir uns den Aufbau des Predigerbuches an. Das ist der letzte Abschnitt.
Ich habe bereits erklärt, dass der Autor sich vorstellt in Kapitel 1,1. Die These des Buches wird in 1,2-3 vorgestellt. Danach folgt die Einleitung, die ich mit „Der Rat der Schöpfung“ betitelt habe (1,4-11).
Nun beginnt der erste Hauptteil mit „Studieren und Probieren“ (1,12-2,11). Wir haben schon den Abschnitt 1,12-18 gelesen. Salomo sagt, dass er mit Weisheit alles erkunden und verstehen wollte, was in der Welt vorgeht. Doch er stellt fest, dass es ein übles Geschäft ist und bei viel Weisheit auch viel Kummer entsteht.
Heißt das, dass das Denken uns immer zu Enttäuschung führen muss? Nein, es ist hier das Denken ohne Gemeinschaft mit Gott. Das führt uns letztlich zum Nihilismus. Viele große Philosophen haben uns das gezeigt. Sie haben über alles nachgedacht und scharfe, spitze Gedanken gehabt. Doch wie viele von ihnen sind wirklich im Elend geendet? Ich habe bereits auf Kafka hingewiesen, und viele andere könnten genannt werden.
Das Denken ohne Gemeinschaft mit Gott führt zur Enttäuschung. So hat Salomo das probiert – eben mit Philosophie, hier überschrieben als „Studieren“. Aber in Kapitel 2 zeigt er, dass er es nicht nur mit Studieren, sondern auch mit Probieren versucht hat.
Er sagt: „Ich sprach in meinem Herzen: Wo landen? Ich will dich prüfen durch Freude und das Gute genießen. Aber siehe, auch das ist Eitelkeit. Zum Lachen sprach ich, es sei unsinnig, und zur Freude, was sie denn schaffe. Ich beschloss in meinem Herzen, meinen Leib durch Wein zu pflegen, während mein Herz sich mit Weisheit benehme und es mit der Torheit zu halten, bis ich sehe, was den Menschenkindern gut wäre unter dem Himmel zu tun.“
Dann erzählt er, wie viele Häuser er gebaut hat, Weinberge gepflanzt, Parkanlagen geplant und ausgeführt. Er hat viele Knechte und Mägde angeschafft und großen Grundbesitz erworben. Er sagt: „Ich sammelte mir auch Silber und Gold und Reichtum der Könige und Landschaften. Ich schaffte mir Sängerinnen und Sänger und die Wohnen der Menschenkinder, Frau und Frauen, und ich wurde groß und größer.“
Er hat es mit allen möglichen und unmöglichen Dingen versucht. Sein Fazit und seine Schlussfolgerung lauten: Eitelkeit, ein Haschen nach Wind. Also, alles Genießen in dieser Welt bringt nichts. Trotzdem versuchen die Menschen jedes Wochenende aufs Neue, Freude zu finden. Dabei hat jemand schon vor dreitausend Jahren erklärt, dass das nichts bringt – und sie machen weiter. Unglaublich!
Aber da, in Kapitel 2, Vers 10, spricht er zum ersten Mal so in einer Schlussfolgerung über Freude: „Ich versagte meinem Herzen keine Freude, denn mein Herz hatte Freude von all meiner Mühe, und das war mein Teil von all meiner Mühe.“
Doch er muss dann doch sagen, in Vers 11: „Und ich wandte mich hin zu allen meinen Werken, die meine Hände gemacht, und zu der Mühe, womit ich mich abgemüht hatte, und siehe, das alles war Eitelkeit und ein Haschen nach Wind. Es gibt keinen Gewinn unter der Sonne.“
Er hat Gewaltiges geleistet. Manche würden sagen: Wenn ich ein großer, erfolgreicher Architekt würde wie Corbusier, dann hätte ich das Ziel des Lebens erreicht. Oder ein junger Mensch sagte mir einmal: Wenn jemand zwei Doktortitel schafft, dann hat er wirklich das Ziel erreicht.
Aber Salomo sagt, er hat keine wirkliche Ruhe und Befriedigung in seinen eigenen Werken gefunden. Das ist ein erstaunlicher Gegensatz zu Gottes Werken. Gott hat alle seine Werke angeschaut, und sie waren sehr gut. Dann kam der Sabbat, die göttliche Ruhe. Gott hat sich gefreut an seinen Werken und eine innere Freude empfunden.
Was ist geschehen, dass wir selbst bei unserem Lebenswerk zurückblicken und fragen: Was hat es eigentlich gebracht? Jemand bekommt einen Nobelpreis – und dann stirbt er doch. Und es wird wieder vergessen. Wer weiß noch all die Namen der Nobelpreisträger? Sie sind längst vergessen, genauso wie Wilhelm Busch sagte: Der Ruhm, wie alle Schwindelware, dauert selten mehr als tausend Jahre.
Also ist es wirklich so, dass der Mensch in seinen eigenen Werken ohne die Beziehung zu Gott, die dem Ewigkeitswert geben könnte, keine wirkliche Befriedigung finden kann.
Studieren und Probieren – das geht bis Kapitel 2,11.
Weisheit und Torheit im Leben
Dann folgt der zweite Hauptteil: Weisheit und Torheit 2,12-26. Hier steht Weisheit für intellektuelles Wissen. Salomo untersucht, ob das Wissen des Menschen eigentlich etwas bringt. Er kommt schließlich zu der Überzeugung, dass es trotz vieler Enttäuschungen einen relativen Vorzug hat. In Vers 13 heißt es: „Und ich sah, dass die Weisheit den Vorzug hat vor der Torheit, gleich dem Vorzug des Lichtes vor der Finsternis. Der Weise hat seine Augen in seinem Kopf, der Tor aber wandelt in der Finsternis.“
Im Prinzip ist es also ein Vorteil, viel zu wissen im Vergleich zu jemandem, der nichts weiß – so wie Licht und Finsternis ein Unterschied sind. Doch dann sagt Salomo, es ist enttäuschend, denn am Ende sterben beide. Sie haben dasselbe Geschick. In Vers 15 spricht er: „Und ich sprach in meinem Herzen, gleich dem Geschick des Toren wird auch mir widerfahren. Und wozu bin ich dann überaus weise gewesen?“
Er spricht auch darüber, dass selbst das Andenken an die Weisen vergeht. Trotz all dieser Überlegungen bleibt die Weisheit zwar relativ überlegen, aber letztlich müssen alle sterben. Dann stellt sich die Frage, wer das Weiterführen dessen übernimmt, was man aufgebaut hat. Auch hier drückt Salomo die Enttäuschung aus, die man dabei erleben kann. Man baut etwas auf, aber wie wird es mit dem Nachfolger weitergehen?
In Vers 18 heißt es: „Und ich hasste alle meine Mühe, womit ich mich abmühe unter der Sonne, weil ich sie dem Menschen hinterlassen muss, der nach mir sein wird. Und wer weiß, ob er weise oder töricht sein wird?“
Salomo hatte tatsächlich einen törichten Sohn: Rehabeam erbte das große Reich. Er ging zu den älteren Leuten und fragte, wie er regieren solle. Sie rieten ihm, die Härte seines Vaters in der Regierung zu mildern. Dann wandte er sich an die jungen Leute, die ihm sagten, er solle den Menschen sagen, das sei nur das Vorspiel gewesen, jetzt komme die Hauptsache. So kam es zur Reichsspaltung. Das war töricht – er hat alles kaputtgemacht.
Wer weiß, wie der Sohn handeln wird? Manche bauen ein schönes Geschäft auf und fragen sich dann: Wer macht weiter? Wenn niemand will oder kann, oder wenn jemand übernimmt und alles wieder zerstört.
Doch schließlich kommt Salomo zu folgender Schlussfolgerung, obwohl alles ein Haschen nach Wind ist (Vers 24): „Es gibt nichts Besseres unter den Menschen, als dass man esse und trinke und seine Seele Gutes sehen lasse bei seiner Mühe. Ich habe gesehen, dass auch das von der Hand Gottes abhängt, denn wer kann essen und wer kann genießen ohne ihn? Denn dem Menschen, der ihm wohlgefällig ist, gibt er Weisheit und Kenntnis und Freude. Dem Sünder aber gibt er das Geschäft einzusammeln und aufzuhäufen, um es dem abzugeben, der Gott wohlgefällig ist. Auch das ist Eitelkeit und ein Haschen nach Wind.“
Salomo sagt also: Unser Leben ist kurz, vergänglich und voller Enttäuschungen. Aber Essen und Trinken sind Gaben Gottes. Tatsächlich ist das ganz wichtig. In unserer Kultur essen wir dreimal am Tag, oft auch mit Zwischenmahlzeiten. Man sollte einmal zusammenrechnen, wie viel Zeit wir für die Zubereitung aufwenden. Und danach muss das Essen auch wieder verschwinden. Wie viel Zeit unseres Lebens hängt mit dem Essen zusammen?
Salomo hat versucht, im Schwelgen Freude zu finden (Kapitel 2, Vers 1), doch er sagt, das hat nichts gebracht. Wer aus Gottesfurcht die Dinge dankbar aus Gottes Hand nimmt, erlebt etwas anderes. Das Tischgebet ist nicht nur eine Sitte, sondern ein Ausdruck, dass wir die Gaben aus Gottes Hand nehmen – nicht schwelgerisch, sondern dankbar genießen. So kann eine Pizza wirklich wunderbar schmecken. Wer kann genießen ohne ihn?
Mahnung zur Genügsamkeit und Warnung vor Geldliebe
Der wahre Genuss muss aus der Hand des Schöpfers genommen werden.
Nun lesen wir etwas aus dem ersten Timotheusbrief. Dort finden wir bereits die Aussage: Der Mensch ist nackt in die Welt gekommen und wird sie auch so wieder verlassen. Genügsamkeit ist sehr wichtig.
Paulus sagt in 1. Korinther 6,8: „Wenn wir aber Nahrung und Bedeckung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen.“ Er warnt diejenigen, die reich werden wollen. Denn wer reich werden will, fällt in Versuchung und Fallstrick sowie in viele unvernünftige und schädliche Lüste, welche die Menschen ins Verderben und den Untergang stürzen. Die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen. Deshalb sind einige, die ihr nachtrachten, vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt.
Es ist eine Torheit, reich werden zu wollen. Das bedeutet jedoch nicht, dass es falsch ist, reich zu sein. Das ist eine andere Klasse. Es gibt Menschen, die sind reich, aber es gibt auch solche, die reich werden wollen – und das ist gefährlich. Vor dieser Geldliebe wird gewarnt, denn sie ist die Wurzel allen Übels.
In Vers 11 heißt es: „Du aber, Mensch Gottes, fliehe diese Dinge.“ Im Vers 17 spricht Paulus dann die Reichen an. In Gottes Souveränität sind einige reich geworden, andere nicht. Paulus fordert die Reichen in der Gemeinde auf, nicht hochmütig zu sein und nicht auf die Ungewissheit des Reichtums zu hoffen. Stattdessen sollen sie auf Gott vertrauen, der uns alles reichlich zum Genuss darreicht.
Das ist erstaunlich! Hier wird keine Askese gelehrt. Vielmehr dürfen wir das, was Gott uns an natürlichen Gaben gibt, aus seiner Hand nehmen und genießen. Denn wir wissen, dass alles von Gott kommt, der die Quelle allen Lebens ist.
Weiter erklärt Paulus, dass es wichtig ist, Gutes zu tun, reich zu sein in guten Werken, freigebig und mitteilsam zu sein. So sammelt man sich selbst eine gute Grundlage für die Zukunft, damit man das wirkliche Leben ergreifen kann. Wer das wirkliche Leben in irdischen Dingen sucht, hat es verpasst.
Auch der Reiche in der Gemeinde muss diese innere Haltung haben, wie sie hier gezeigt wird.
In unserer Gesellschaft sind die meisten Menschen reich – so etwas hat es in der Weltgeschichte noch nie gegeben. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt heute so, wie früher Fürsten lebten. Mehr als 50 Prozent der Haushalte in Zürich sind Einpersonenhaushalte. Das ist unglaublich. Die durchschnittliche Wohnfläche beträgt 170 Quadratmeter. Das wäre doch toll für zehn oder zwölf Kinder, aber viele leben allein und finden das ganz großartig. Das ist ein Problem für sich.
Man kann sagen: Sie leben wie Fürsten. Auch diejenigen, die zwei Einkommen haben, leben wie Fürsten. Sie verdienen mehr als der Präsident von Israel. Der Präsident verdient nicht so viel. Es ist wirklich erstaunlich, welcher Reichtum in unserer Gesellschaft vorhanden ist.
Doch es ist ein Segen, wenn Gläubige wirklich die Gesinnung haben, die in 1. Timotheus 6 gelehrt wird. Auf der Grundlage des Buchs Prediger nehmen sie alles aus Gottes Hand. So haben wir gesungen.
Zeit und Ewigkeit im Leben
Nun gehen wir weiter zum Teil 3. Römer 3, Kapitel 3, Verse 1-22 behandelt das Thema Zeit und Ewigkeit.
Alles hat eine bestimmte Zeit, und jedes Vornehmen unter dem Himmel hat seine Zeit. Geboren werden hat seine Zeit und Sterben hat seine Zeit. Pflanzen hat seine Zeit und das gepflanzte Ausreißen hat seine Zeit. Töten hat seine Zeit und Heilen hat seine Zeit. Abbrechen hat seine Zeit und Bauen hat seine Zeit. Weinen hat seine Zeit und Lachen hat seine Zeit. Klagen hat seine Zeit und Tanzen hat seine Zeit. Steine werfen hat seine Zeit und Steine sammeln hat seine Zeit. Umarmen hat seine Zeit und sich vom Umarmen fernhalten hat seine Zeit. Suchen hat seine Zeit und Verlieren hat seine Zeit. Aufbewahren hat seine Zeit und Fortwerfen hat seine Zeit. Zerreißen hat seine Zeit und Nähen hat seine Zeit. Schweigen hat seine Zeit und Reden hat seine Zeit. Lieben hat seine Zeit und Hassen hat seine Zeit. Krieg hat seine Zeit und Frieden hat seine Zeit.
Salomo weiß um Gottes Souveränität in allen Ereignissen des Lebens. Es wird hier nicht erklärt, was nun positiv und was negativ ist. Manchmal sind es Gegensätze: Das eine ist gut, das andere ist schlecht. Manchmal sind einfach beide Sachen gut. Aber es sind Gegensätze.
Wir haben den Zeitpunkt unserer Geburt nicht bestimmt. Das haben wir bei unseren Kindern gemerkt. Einmal hat die Berechnung gestimmt. Und das war ja auch nicht von uns abhängig, sondern einfach, wenn man ausrechnet, wie lange die Schwangerschaft dauert. Aber meistens war der Tag der Geburt irgendwie neben dem errechneten Termin der Gynäkologen.
Nun, Gott hat über unsere Geburt bestimmt. Er hat den Zeitpunkt bestimmt, er hat den Ort bestimmt. Warum sind wir nicht irgendwo in der dritten Welt geboren worden? Wir haben überhaupt nichts dafür. Und dann haben wir auch den Zeitpunkt unseres Sterbens nicht in der Hand.
Gut, da könnte man sagen: Aber da kann der Mensch doch etwas tun. Aber auch da kann man nicht sagen, dass der Mensch tun kann, was er will. Denn letztlich ist es auch in Gottes Souveränität, ob er das Töten zulässt oder nicht.
Ich habe schon einmal erzählt, dass der Evangelist Whitfield in Irland fast vom Straßenpöbel ermordet wurde. Dann schreibt er in einem Brief: Es ist unglaublich, wie unsterblich man ist, bis man seinen Dienst erfüllt hat.
Wir wissen, dass Gott auch darin seine Hand hat, in allen einzelnen Dingen. Oder wenn die Kinder Steine sammeln und Steine werfen. So klein die Dinge in unserem Leben auch sind, sie sind alle in Gottes Hand.
Nicht so, dass die Verantwortung des Menschen keine Bedeutung hat. Das werden wir noch später sehen. Aber hier wird die Souveränität Gottes vorgestellt, die letztlich über allem steht und auch über der menschlichen Entscheidungsfähigkeit.
Der Mensch kann nicht machen, was er will. Wir haben auch nicht alle Möglichkeiten. Wären wir irgendwo in einer Mafiafamilie geboren worden, hätten wir ganz andere Möglichkeiten gehabt, als wir jetzt haben. Aber das hängt nicht von uns ab.
Also hat Gott uns vor viel Sünde bewahrt, indem er uns in bestimmte Umstände hineingeführt hat, die wir gar nicht selbst bestimmen konnten. Auch das ist in der Souveränität Gottes.
Aber diese einzelnen Ereignisse im Leben sind so kurz. Es sind nur Zeitpunkte. Alles hat seine bestimmte Zeit.
Und nun wird im Gegensatz dazu in Kapitel 3, Vers 11 gesagt: Alles hat er schön gemacht zu seiner Zeit. Auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt, ohne dass der Mensch das Werk, welches Gott gewirkt hat, von Anfang bis zu Ende erfassen vermag – die Ewigkeit.
Gott hat dem Menschen ein inneres Wissen um die Ewigkeit ins Herz gelegt. Darum haben Kinder bereits die Ahnung von der Existenz Gottes.
So schlimm es in unserer Gesellschaft manchmal ist, wie Kleinkinderherzen schon ganz früh von den Eltern ausgerissen oder zerstört werden, oder durch das Fernsehen usw.
Da erzählt meine kleine Tochter in der zweiten Primarklasse, ihre Freundin habe gesagt: Gott gibt es nicht und das Leben macht mit einem, was es will. So spricht doch kein Zweitklässler, das hat sie von der Mutter, in anderen Fällen vom Vater.
Nun, der Mensch hat dieses innere Wissen um die Ewigkeit, und darum macht er sich auch Gedanken über das Leben und über das, was nach dem Leben ist.
In den meisten Kulturen der Welt ist das Wissen um die Existenz eines Schöpfergottes vorhanden. Das ist eine ganz erstaunliche Entdeckung.
Sehr schön beschrieben ist das in dem Buch von Don Richardson „Ewigkeit in ihrem Herzen“, das genau auf diesen Vers anspielt.
Also lehrt uns dieser Abschnitt, dass wir die zeitlichen Dinge, die so vergänglichen, kurzen Dinge im Licht der Ewigkeit anschauen müssen. Und dann sehen wir, was wichtig ist und was unwichtig ist. Erst dann.
Aber Salomo schreibt in Vers 18: Ich sprach in meinem Herzen: Wegen der Menschenkinder geschieht es, damit Gott sie prüfe und damit sie sehen, dass sie an und für sich Tiere sind. Denn was das Geschick der Menschenkinder und das Geschick der Tiere betrifft, so haben sie ein und dasselbe Geschick. Wie diese sterben, so sterben jene. Und einen Odem haben sie alle, und da ist kein Vorzug des Menschen vor dem Tier. Denn alles ist Eitelkeit, alles geht an einen Ort, alles ist aus dem Staub geworden und alles kehrt zum Staub zurück.
Wer weiß von dem Odem der Menschenkinder, ob er aufwärts fährt? Oder von dem Odem der Tiere, ob er niederwärts zur Erde hinab fährt?
Das ist eine moderne pessimistische Sicht, auch nach seiner Umkehr. Nein, es ist aber nicht so. Wir müssen genau schauen, was er da sagt.
Vers 18 am Schluss: Damit sie sehen, dass sie an und für sich Tiere sind. Das ist ein hebräisches Wortspiel, das im Deutschen nicht so gut wiedergegeben werden kann. Es heißt, der Mensch, nur für sich betrachtet, ohne die Beziehung zu Gott und zur Ewigkeit, ist wie ein Vieh.
Nebenbei steht er auf wie die Kuh und schläft wieder wie die Kuh. Und es ist so, dass der Mensch tatsächlich vieles mit dem Tier teilt. Er hat auch einen Körper, er hat auch vier Extremitäten wie viele Tiere, und er hat auch einen Hauch zur Atmung, wie alle Lungenatmer in der Tierwelt. Und beide sterben.
Wenn man ein Tier tot sieht und einen Menschen tot sieht, was ist der Unterschied? Wir sehen nicht, dass irgendwie etwas weitergeht.
Es ist ja etwas sehr Typisches, wenn jemand stirbt, dass er quasi so einen letzten Atemzug tut. Das ist der Hauch. Und jetzt? Was ist? Beide gehen zum Staub zurück, das Tier wie der Mensch.
Und wer kann wissen, wie es weitergeht? Nun, das ist eine rhetorische Frage. Wer weiß es? Nein, es ist mehr als eine rhetorische Frage. Es will eine Antwort.
Der, der die heilige Schrift ernst nimmt, weiß es. Und Salomo weiß es: Prediger 12, Vers 7: Und der Staub kehrt zur Erde zurück, so wie er gewesen, und der Geist kehrt zu Gott zurück, der ihn gegeben hat.
Das können wir nur wissen durch göttliche Offenbarung in seinem Wort, nicht aus der Beobachtung. Wer kann es wissen? Der, der auf Gottes Wort hört.
Recht und Unrecht in der Welt
Wir gehen weiter zu Teil vier: Recht und Unrecht, Kapitel 4, Verse 1 bis 25. Salomo hat sich in der Weltgeschichte umgesehen und beobachtet, wie Menschen unterdrückt werden und weinen, ohne jemanden zu haben, der sie tröstet.
In all dieser Realität des Unrechts in der Welt sagt Salomo, dass es dennoch eine Möglichkeit gibt, in einem begrenzten Rahmen einigermaßen normal zu leben. Auch eine Regierung kann normal funktionieren, wenn sie sich an göttliche moralische Normen hält.
Das wird sehr schön beschrieben in Prediger 5,1: „Bewahre deinen Fuß, wenn du zum Haus Gottes gehst, und sei vorsichtig, um zu hören. Es ist besser, zuzuhören, als den Toren Schlachtopfer zu bringen, denn sie haben keine Erkenntnis und tun Böses. Sei nicht vorschnell mit deinem Mund und eile nicht, ein Wort vor Gott hervorzubringen. Denn Gott ist im Himmel und du bist auf der Erde. Darum sollen deine Worte wenige sein.“
Übrigens ist es interessant, wie die Weisheitsliteratur der Bibel – zu der Prediger, Sprüche, Hiob und andere Bücher gehören – sehr wortkarg ist. Die deutsche Poesie versucht oft, möglichst viele Worte zu machen, während die Weisheitsliteratur sehr sparsam mit Worten umgeht. Die Worte der Weisen sind wenig und klar überlegt, was ausgedrückt wird.
So erklärt Salomo viele weitere Dinge, wie der Mensch leben soll. Wenn er sich daran hält, ist es auch in einer ungerechten Welt innerhalb eines beschränkten Rahmens möglich, ein Zusammenleben mit schönen Seiten zu erleben.
Anfang und Ende im Leben
Und dann gehen wir weiter zu Teil 5,6,1 bis 7,14, Anfang und Ende.
Dort stellt Salomon verschiedene Dinge des Lebens einander gegenüber, sozusagen das Geborenwerden und das Sterben. Er sagt: Besser ist das Ende einer Sache als der Anfang.
Es gibt manche, die haben gut begonnen und schlecht geendet. Aber was ist dann all das wert, was vorher war? Es ist alles zertreten und zerstört.
Es gibt aber auch andere, die haben schlecht begonnen und sind wie der Schächer am Kreuz gut geendet. So ist das Ende besser als der Anfang.
Wir leben in einer Welt der Ungerechtigkeit und der Sünde. Doch es ist wichtig, im Vergleich von Anfang und Ende besonders auf das Ende zu achten, damit es wenigstens nach Gottes Willen geschieht.
Gerechte und Gesetzlose
Dann in den Kapiteln 6, 7 und 8, Verse 15 geht es um das Thema Gerechte und Gesetzlose. Salomo kommt dabei zu der biblischen Grundwahrheit, dass alle Menschen Sünder sind. In Vers 20 heißt es: „Denn unter den Menschen ist kein Gerechter auf Erden, der Gutes tue und nicht sündige.“ Der Mensch ist also schlechthin ein Ungerechter.
Trotzdem gibt es Gerechte und Menschen, die wir als Gerechte bezeichnen. In Jerusalem werden manche Leute in Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern tituliert. In Kapitel 7, Vers 15 sagt der Weise: „Allerlei habe ich gesehen in den Tagen meiner Eitelkeit: Da ist ein Gerechter, der bei seiner Gerechtigkeit umkommt, und da ist ein Gesetzloser, der bei seiner Bosheit seine Tage verlängert.“
Er warnt: „Sei nicht allzu gerecht und zeige dich nicht übermäßig. Warum willst du dich verderben? Sei nicht allzu gesetzlos und sei nicht töricht. Warum willst du sterben, ehe deine Zeit da ist?“ Es ist gut, dass du an diesem festhältst und auch von jenem deine Hand nicht abziehst. Denn der Gottesfürchtige entgeht dem allen.
Eigenartig: „Sei nicht allzu gerecht.“ Ja, gut, wir sind alle grundsätzlich von Natur Sünder – das ist die große Wahrheit, wie es im Römerbrief 3,23 heißt: „Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes.“
Nun wird der Gottesfürchtige in Vers 18 eingeführt. Das ist der Sünder, der zu Gott zurückkehrt, seine Schuld bekennt und Gottes Vergebung in Anspruch nimmt. Wenn wir erlöst sind, wenn wir Vergebung haben, und uns dann selbstgerechter aufführen wollen, dann ist das eine große Falle.
Man kann auch, was die Pharisäer als Prinzip aufgestellt haben, gerechter sein wollen als Gott. Die Pharisäer haben die Gebote bewusst strenger ausgelegt, als sie dastehen, damit man ja sicher geht, gerecht zu leben. Aber das Über-das-Wort-Hinausgehen bringt keinen Segen. Es bewahrt nämlich nicht vor der Sünde.
Ganz erstaunlich: Der Herr Jesus hat sich nicht an solche Dinge gehalten, die darüber hinausgingen. Darum hat er in den Evangelien immer wieder solche übertriebenen Auslegungen abgelehnt. Aber er hat genau getan, was die Schrift sagt.
Allein die Schrift haben die Reformatoren entdeckt – nur die Schrift, nicht etwas dazu, nichts davon weg. Und den beiden Extremen der falschen Gerechtigkeit und der falschen Gesetzlosigkeit entgeht der Gottesfürchtige.
Göttliche Regierung und menschliche Verantwortung
Der siebte Teil, Kapitel 8, Verse 16-19, handelt von göttlicher Regierung und menschlicher Verantwortung. Dieses Thema wurde bereits im Zusammenhang mit Zeit und Ewigkeit sowie Gottes Souveränität behandelt. Hier wird nun gezeigt, wie der Mensch trotz Gottes Souveränität eine Verantwortung und einen Willen besitzt. Er kann Entscheidungen treffen und handeln, allerdings nur innerhalb des Rahmens, den Gott ihm gewährt. Dieser Abschnitt widmet sich genau diesem Thema.
Ich möchte gerne aus Kapitel 8, Vers 17 vorlesen: „Da habe ich bezüglich des ganzen Werkes Gottes gesehen, dass der Mensch das Werk nicht zu erfassen vermag, welches unter der Sonne geschieht, in dem der Mensch sich abmüht, es zu suchen, aber es nicht erfasst. Und selbst wenn der Weise es zu erkennen meint, vermag er es doch nicht zu erfassen.“
Im 19. Jahrhundert entstand die Philosophie des Positivismus. Dieser hochmütige Ansatz vertrat die Ansicht, dass der Mensch letztlich mit seiner Wissenschaft alle Fragen und Rätsel lüften könne. Viele moderne Menschen dachten damals so.
Vor einigen Jahrzehnten hielt Professor Wilder-Smith Vorträge vor Studenten und Gymnasialschülern, die für viele junge Leute eine Bereicherung waren. Zu dieser Zeit wurden auch die Schwarzen Löcher im Weltall entdeckt. Er erklärte anschaulich, dass man bisher annahm, der Mensch könne letztlich alles erklären und erforschen.
Doch Schwarze Löcher sind Orte im Weltall, an denen Materie so stark konzentriert ist, dass selbst Lichtstrahlen eingesogen werden und nie wieder entkommen können. Der Materialismus hat sich damit selbst in eine Sackgasse manövriert. Denn der Materialismus musste erkennen, dass es Dinge gibt, aus denen man niemals Informationen gewinnen kann.
Man kann zwar etwas in ein Schwarzes Loch hineingeben, aber man kommt nicht mehr heraus. In diesem Zusammenhang wird sehr treffend gesagt: Selbst wenn der Weise meint, Gottes Werk zu erfassen, vermag er es doch nicht. Das ist schlicht und klar.
Vermögen und Unvermögen des Menschen
Dann Abschnitt acht, neun sowie elf bis achtzehn – da geht es um Vermögen und Unvermögen. Das Wort Vermögen ist hier ungewöhnlich. Es meint nicht Reichtum, sondern das, was der Mensch vermag zu tun und das, was er einfach nicht kann. Über diese Thematik, was uns möglich ist und was uns unmöglich ist, wird gesprochen.
Dann werden konkrete Dinge angesprochen: Wenn wir etwas unternehmen, setzen wir uns dauernd Gefahren aus. Viele sind heute mit dem Auto gekommen, aber das ist unglaublich gefährlich. Es braucht nur ein bisschen Nebel, und sechzig Autos sind ineinander gefahren.
In Vers 8 heißt es: „Wer eine Grube gräbt, kann hineinfallen.“ Es muss ganz klar sein: Wer eine Grube gräbt, kann hineinfallen – es ist gefährlich. Man kann also lieber auf dem Sofa zu Hause bleiben, das ist weniger gefährlich. Wer eine Mauer einreißt, den kann eine Schlange beißen. Wer Steine bricht, kann sich daran verletzen. Wer Holz spaltet, kann sich dadurch gefährden – darum spalte ich kein Holz. Ihr habt das mal erlebt, so in einem Lager: Da hat sich einer voll die Wade geöffnet mit dem Schlag. Dann muss er eben lernen, die Beine zu spreizen, damit das Beil zwischendurch geht. Aber Holzspalten ist gefährlich. Es gibt solche, die können es besser als ich, aber so geht es weiter:
Wenn das Eisen stumpf geworden ist und er die Schneide nicht geschliffen hat, so müssen seine Kräfte sich mehr anstrengen. Klar, man kann sich sagen, ich schleife das Messer nicht, denn es ist gefährlich, das Messer zu schleifen. Man kann sich auch sagen, gewisse technologische Fortschritte muss man nicht unbedingt in Anspruch nehmen, denn es sind auch Gefahren damit verbunden.
In diesem Abschnitt wird uns gezeigt, dass der Mensch Möglichkeiten hat und dass er diese Möglichkeiten auch gebrauchen darf, aus der Hand des Schöpfers nehmend. Da ist von Gott ein Freiraum gegeben, auch in der Entwicklung. So zeigt uns dieses Kapitel, dass wir prinzipiell nicht fortschrittsfeindlich sein dürfen, aber wir haben unsere Verantwortung, und über allem steht Gott.
Letztlich geht es im neunten Abschnitt um Jugend und Alter. In Vers 9 heißt es: „Freue dich, Jüngling, in deiner Jugend, und dein Herz mache dich fröhlich in den Tagen deiner Jugendzeit, und wandle in den Wegen deines Herzens und im Anblick deiner Augen.“ Es ist so schön, jung zu sein! Früher habe ich ein Lied gesungen: „Jung, es ist schön, jung zu sein.“ Aber es ist noch schöner, gerettet zu sein. Es ist wunderschön, jung zu sein und errettet zu sein.
Als junger Mensch hat man noch viel mehr Möglichkeiten als der alte Mensch, der alt geworden ist. Salomo sagt: Freue dich, es ist ein Geschenk, dass wir jung sein dürfen. Doch er sagt auch: Wisse, dass Gott dich um dies alles ins Gericht bringen wird. Das heißt nicht, du hast Freude, dass du jung bist, und jetzt kannst du machen, was du willst. Sobald du sündigst, wird Gott dich zur Rechenschaft ziehen.
In Vers 10 heißt es: „Entferne den Unmut aus deinem Herzen und tue das Übel von deinem Leibe.“ Das ist die Antwort auf die 68er. Die 68er haben gesagt, wir müssen protestieren. Das war letztlich Groll, Unmut gegen Gott und seine Gebote. Salomo sagt: Entferne den Groll aus deinem Herzen. Die 68er haben gesagt, lebe deine Sexualität schrankenlos aus. Salomo sagt: Tue das Übel von deinem Körper weg. Eindrücklich – vor dreitausend Jahren hat er schon die Antwort für die 68er gegeben.
Denn die Jugend und das Mannesalter sind Eitelkeit. Und gedenke deines Schöpfers in den Tagen deiner Jugendzeit, ehe die Tage des Übels kommen und die Jahre herannahen, von welchen du sagen wirst: Ich habe keinen Gefallen an ihnen. Wichtig ist, die Jugend zu erleben, also eine Zeit, in der wir uns ganz klar auf Gott und sein Wort ausrichten. Und warum? Weil der Mensch später in eine Zeit hineinkommt, die viel schwieriger ist als die Jugendzeit.
Weiter heißt es in Vers 2: „Ehe sich verfinstern die Sonne und das Licht und der Mond und die Sterne und die Wolken nach dem Regen wiederkehren.“ Das göttliche Licht, die Verfinsterung des himmlischen Lichts, bedeutet die Abnahme der Aufnahmefähigkeit des Wortes Gottes.
Ich habe vor kurzem wieder eine aktuelle Statistik gesehen, die zeigt, dass sich die allermeisten Menschen, die sich bekehren, als Jugendliche bekehren. Es ist schon ein Wunder, wenn ein Jugendlicher sich bekehrt, aber es ist noch ein größeres Wunder, wenn sich jemand nach 25 bekehrt. Und es gibt tatsächlich Leute, die sich nach 70 bekehren. Aber das ist ein ganz großes Wunder. Gott ist ein Gott, der Wunder tut.
Hier wird gesagt: Du musst in der Jugend an deinen Schöpfer denken, bevor diese Zeit kommt, in der das göttliche Licht durch Wolken zugetan wird. Dann wird erklärt, dass die Hüter des Hauses zittern – das sind die Hände, die beginnen zu zittern. Aber mit den Händen können wir uns erschüttern, das sind die Hüter des Hauses.
Weiter heißt es: Die starken Männer krümmen sich – das sind die Beine, die krumm werden. Wir wissen ja, dass die Oberschenkel zu den stärksten Muskeln unseres Körpers gehören. Dann wird weiter beschrieben: Die Müllerinnen feiern, weil ihr wenige sind – das ist das reduzierte Gebiss, das den Dienst des Mahlens versagt. Die durch die Fenster Sehenden verdunkeln sich – das ist die Abnahme der Sehfähigkeit.
Dann wird gesprochen von der sich schließenden Türe und dem dumpfen Geräusch der Mühle – das ist die Abnahme der Hörfähigkeit. Der alte Mensch steht auf vor dem Gesang des Vogels, und die Töchter seines Gesangs werden gedämpft – das ist die Abnahme der Stimmbänderfunktionen. Da hat der Alte Ehrfurcht vor dem schönen Gesang der Pirole und der Amsel.
In Prediger 12,5 heißt es: Angst vor der Höhe und den Gefahren auf dem Weg – es ist die Abnahme der Unternehmungsfreude. Salomo argumentiert immer: Gedenke deines Schöpfers, ehe alle diese Dinge kommen. Du musst nicht warten, bis es so weit ist.
Und dann steht so schön der Mandelbaum in Blüte – es sind diese wunderbaren weißen Haare wie der Mandelbaumende. Der Mandelbaum kündigt mit seinen weißen Blüten als Erster das neue Leben des Frühlings an. Die Heuschrecke schleppt sich dahin, der alte Mensch geht mühsam am Stock, die Kaper ist wirkungslos. Selbst wunderbare Zusätze im Essen helfen nicht gegen die Essfreude, die vergangen ist.
Glücklicherweise hat Migros hier eingesprungen und hat spezielle Rezepte für das dritte Alter hergestellt, damit man sich täglich richtig kochen kann. Es darf nicht sein, dass man einfach nur noch kleine Restchen isst. (Ich bekomme nichts von Migros.)
In Prediger 12,6 heißt es: „Ehe die silberne Schnur zerrissen wird“ – das ist die Wirbelsäule, die uns den wunderbaren aufrechten Gang ermöglicht. „Ehe die goldene Schale zerschlagen wird“ – das ist der Schädel mit dem Inhalt, den wir so besonders schätzen, unsere grauen Gehirnzellen. „Der Eimer am Quell“ ist das Flüssigkeitsgefäß, die Blutgefäße. Ehe der Eimer am Quell zerstört wird und die Schöpfwelle einer Zisterne kaputt geht – das ist das Herz, das den Eimer am Quell hochholt, der Motor.
Dann geht der Mensch zurück zum Staub, wie er gewesen ist. Salomo erklärt, und das ist nicht das Ende. Dieses Bibelbuch geht über den Horizont des Lebens hinaus und endet mit dem Vers: „Denn Gott wird jedes Werk, sei es gut oder böse, in das Gericht über alles Verborgene bringen.“
Das Leben in Gemeinschaft mit Gott zu leben, nach seinem Wort und in Ehrfurcht vor Gott, bewahrt uns vor dem Übel in dieser Welt. Schön, wie der Prediger uns zeigt, wie wir moderne Menschen gottgemäß leben können.
Zum Schluss noch ein Gebet: Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass du uns dein Wort gegeben hast. Es ist eine so große Vielfalt in deinem Wort anzutreffen. Jedes Bibelbuch hat seine eigene Schönheit und Herrlichkeit, die uns den Weg weist durch diese Welt.
Danke, dass du uns auch dieses Buch gegeben hast, das uns zeigt, wie wir als Menschen in dieser Welt gottgemäß leben können. Besonders für uns als Menschen in der modernen Zeit, wie wir als Christen dir wohlgefällig leben können.
Hilf uns, diese Lektionen wirklich auf unser Leben zu übertragen, dass dein Name verherrlicht wird. Dass wir Menschen sind, die nicht irgendwo abgehoben in Sphären leben, sondern auf dieser Erde, aber in Gemeinschaft mit dir, dem Sohn Gottes, der in der Herrlichkeit ist. Amen.