Einführung und historischer Hintergrund
Wir haben heute Nachmittag ein großes Projekt vor uns: Zacharia, Teil 2. Beim letzten Mal haben wir uns mit den ersten sechs Kapiteln des Buches Zacharia beschäftigt. Diese enthalten die acht Nachtgesichte des Propheten, die er in acht Träumen empfing.
In diesen Visionen erhielt Zacharia ermutigende Botschaften für sein Volk. Das war um das Jahr 520 v. Chr. Die Juden durften ab 539 v. Chr. auf Veranlassung von Kyrus, dem Perserkönig, der Babylon eroberte, wieder heimkehren. Sie kehrten aus der babylonischen Gefangenschaft, dem heutigen Irak, zurück ins Land ihrer Väter. Zehntausende nutzten diese Möglichkeit und kehrten mit Serubbabel zurück. Das kann man alles in Esra 1 und 2 nachlesen.
Das Erste, was sie machten, war der Bau des Altars (Esra 3). Sie bauten den zerstörten Salomonstempel an derselben Stelle auf dem Tempelberg in Jerusalem wieder neu auf. Im nächsten Jahr begannen sie auch mit dem Bau des eigentlichen Tempelhauses und legten den Grundstein.
Nach einiger Zeit gab es jedoch Widerstand von den Feinden. Das waren die Samariter, dann die Ammoniter (heutiges Jordanien) und die Araber, also Ismaeliten. Sie leisteten Widerstand und erreichten, dass schließlich ein späterer persischer König sogar einen Baustopp durchsetzte. So hörte das Volk auf zu bauen.
Dann trat Haggai als Prophet auf und sagte: „Ihr macht euch schöne Häuser, aber das Haus Gottes steht wüst.“ Das Volk erkannte, dass es die Prioritäten falsch gesetzt hatte. Es ließ sich von Haggai ermahnen, der von Zacharja unterstützt wurde.
Während Haggai mehr auf die momentane Situation, also das Haus Gottes damals, einging, zeigt Zacharja mehr die Zukunft Jerusalems. Er macht den damaligen Juden in ihrer schwierigen Lage Mut, treu zu bleiben, weil der Herr wunderbare Pläne für Jerusalem hat. Einige dieser Pläne haben wir beim letzten Mal bereits in den acht Nachtgesichten des Zacharja gesehen.
Überblick über die Buchgliederung und Themen
Und nun folgt, weiterhin zum ersten Teil gehörend, ein weiterer eigenständiger Abschnitt, nämlich die Kapitel sieben und acht. In diesen Kapiteln gibt es Belehrungen über Trauer und Freude. Die Juden stellten dem Herrn eine Frage zum Thema Fasten, und der Herr gibt daraufhin vier Antworten. Diese Kapitel sieben und acht werden wir jetzt gemeinsam betrachten. Damit ist der erste Teil des Buches Sacharja abgeschlossen.
Es folgt der zweite Hauptteil von Sacharja, der die Kapitel neun bis vierzehn umfasst. Dieser Teil besteht aus zwei Blöcken. Die Kapitel neun bis elf habe ich überschrieben mit „Der verworfene Messias – sein erstes Kommen“. In diesen Kapiteln finden wir insbesondere den Schlüsselvers Sacharja 9,9: „Jerusalem soll frohlocken, denn der König kommt auf einem Esel.“ Das beschreibt das erste Kommen des Herrn Jesus.
Die Kapitel zwölf bis vierzehn bilden einen weiteren Block, den ich mit „Der angenommene Messias – sein zweites Kommen“ überschrieben habe. Ein ganz wichtiger Schlüsselvers ist Sacharja 14,3, in dem es heißt, dass der Herr kommen wird und seine Füße an jedem Tag auf dem Ölberg stehen werden, östlich von Jerusalem. Dies beschreibt das zweite Kommen Jesu in Macht und Herrlichkeit.
Zusammengefasst: Die Kapitel neun bis elf behandeln den verworfenen Messias und sein erstes Kommen, die Kapitel zwölf bis vierzehn den angenommenen Messias und sein zweites Kommen.
Doch jetzt wollen wir uns unmittelbar der Belehrung über Trauer und Freude zuwenden, beginnend mit Kapitel 7, Vers 1.
Die Frage zum Fasten und historische Fastentage
Ich lese den Text einfach so vor, wie er im Skript steht. Die ersten drei Verse habe ich überschrieben mit „Frage zum Fasten“.
Es geschah im Jahr vier von Darius dem König. Das können wir schön datieren: Es ist das Jahr 518 vor Christus. Im Jahr vier von Darius dem König geschah das Wort des Ewigen zu Sacharja am Tag vier des neunten Monats im Kislev.
Damals hatte Bethel den Saräser und den Regemelech und seine Männer gesandt, um das Angesicht des Ewigen anzuflehen. Sie taten dies, indem sie den Priestern, die dem Haus des Ewigen gehörten, und den Propheten – das sind Haggai und Sacharja – die Frage stellten: „Soll ich weinen im fünften Monat, indem ich mich enthalte, wie ich das schon so viele Jahre getan habe?“
Was ist dieses Weinen im fünften Monat? Durch die Ereignisse der babylonischen Gefangenschaft haben die Juden verschiedene Tage als Fastentage neu eingeführt. Gott hatte dafür keinen Befehl gegeben. Das einzige in der Bibel vorgeschriebene Fasten war eigentlich das Fasten des Jom Kippur. Im Buch Mose, Kapitel 16, ist beschrieben, dass jeder an diesem Tag seine Seele kasteien musste. Das bedeutet, in Trauer sich der Speise zu enthalten. Aber sonst gibt es kein allgemeines Fastengebot.
Die Juden haben sich jedoch selbst Fastentage für bestimmte Ereignisse auferlegt. Zum Beispiel im vierten Monat, am neunten Tag, wurde ein Gedenkfasten eingeführt wegen der Zerstörung der Mauer von Jerusalem durch Nebukadnezar. Das ist beschrieben in Jeremia 39,2 und 52,6-7.
Dann gibt es den fünften Monat, der hier im Text erwähnt wird, am neunten Tag – das ist der neunte Av. Das ist der Tag der Zerstörung des Tempels. An diesem Tag haben die Babylonier den Salomontempel in Schutt und Asche gelegt. So wurde der neunte Av als Fastentag eingeführt.
Jetzt fragen diese Juden aus der Stadt Bethel eine Gesandtschaft nach Jerusalem, die zu Sacharja geschickt wurde: „Sollen wir dieses Fasten jetzt weiterführen?“ Die Zerstörung Jerusalems fand im Jahr 586 v. Chr. statt, und jetzt sind wir im Jahr 518. Sollen wir das Fasten weiterhin beibehalten?
Gott beantwortet diese Frage in vier Antworten, wie gesagt.
Dann gab es noch andere Ereignisse: Im siebten Monat, am dritten Tag, gedachte man der Ermordung Gedalias. Diese Ermordung wird ausführlich beschrieben in Jeremia 40 und in 2. Könige 25,25. Gedalias war ein treuer Mann. Nachdem die Babylonier das jüdische Königreich vernichtet hatten und der letzte König Zedekia abgesetzt worden war, setzten die Babylonier diesen treuen Mann, Gedalias, als Statthalter ein – immer noch im Land Israel. Dieser Mann wurde ermordet. Dieses schlimme Ereignis hat man ebenfalls mit einem Fastentag im Gedächtnis zu halten versucht.
Ein weiteres Fasten, das noch erwähnt wird in dem weiteren Text von Sacharja 7, ist das Fasten im zehnten Monat. Das ist der Tag, an dem die Belagerung Jerusalems begann. Das wird beschrieben in 2. Könige 25,1 und Jeremia 39,1.
Solche wichtigen Ereignisse wurden also mit Fasten im Gedächtnis gehalten. Und jetzt kommt die Frage: Sollen wir das auch weiterhin so tun?
Erste Antwort Gottes: Das Fasten ohne wahre Herzenshaltung
Jetzt kommt die erste Antwort, ab Vers 4. Da geschah das Wort des Ewigen zu mir, indem er sagte: Sprich zu dem ganzen Volk des Landes und zu den Priestern, indem du sagst: Wenn ihr trauernd gefastet habt im fünften und im siebten Monat, und zwar diese siebzig Jahre lang, habt ihr wirklich für mich gefastet?
Und wenn ihr esst und wenn ihr trinkt, seid nicht ihr die Essenden und ihr die Trinkenden?
Kennt ihr nicht die Worte, die der Ewige gesprochen hatte durch die früheren Propheten, als Jerusalem bewohnt und ruhig war und ihre Städte rings um sie her und der Negev und die Scheffela bewohnt waren?
Das ist die erste Antwort. Also Gott sagt: Ja, ihr habt das jetzt so viele Jahre gemacht, dieses Fasten. Aber habt ihr das eigentlich für mich gemacht? Habe ich dadurch irgendwie etwas Besonderes gewonnen?
Man kann es ja auch umkehren. Wenn ihr esst und wenn ihr trinkt, macht ihr das, weil das Gott etwas bringt? Nein, ihr esst und trinkt, weil ihr das nötig habt.
Und so sagt ihr: So war das auch mit dem Fasten, wenn ihr euch der Speise enthalten habt. Da könnt ihr nicht meinen, ihr hättet dadurch etwas verdient vor Gott.
Also müsst ihr euch fragen: Ist das wirklich geschehen für Gott, oder hat das nicht eigentlich eher einen Nutzen gehabt für euch, weil ihr euch bewusst wurdet, warum all diese Katastrophen gekommen sind? Das war wegen unserer Sünden.
Darum erinnert Gott sie an das Wort der früheren Propheten, Vers 7: Kennt ihr nicht die Worte, die der Ewige gesprochen hatte durch die früheren Propheten?
Gott hat ja gewarnt, als Jerusalem noch bewohnt und ruhig war und als man noch in all den Städten rund um Jerusalem her normal wohnte, und auch im Negev, also in der Wüste unten, und in der Scheffela.
Die Scheffela habe ich erklärt in Fußnote sechs: Sie ist die Bezeichnung der Westabhängung der jüdischen Berge und der Niederung entlang des Mittelmeers. Also das ganze Gebiet, auch vom Gazastreifen hinauf bis nach Tel Aviv, das ist alles die Scheffela.
Das heißt eigentlich wörtlich übersetzt „das Tiefland“ und war alles noch damals bewohnt. Die Propheten haben gewarnt: Wenn ihr euch vom Herrn weiter entfernt und nicht umkehrt, dann werdet ihr eben unter dieses Gericht kommen.
Und das ist geschehen.
Warum fastet ihr? Ihr müsst einfach daran denken: Das ist ja alles gekommen, weil ihr gesündigt habt. Ihr könnt also nicht denken, jetzt mit dem Fasten verdient ihr etwas, denn diese Tage wären nicht gekommen, hättet ihr damals aufs Wort Gottes gehört.
Zweite Antwort Gottes: Aufruf zu Gerechtigkeit und Barmherzigkeit
Und nun folgt die zweite Antwort, ab Vers acht:
Und das Wort des Ewigen geschah zu Zacharja, indem er sagte: So spricht der Ewige der Hirscharen: Richtet ein Gericht der Wahrheit und übt Bundestreue und Barmherzigkeit, einer gegen den anderen. Unterdrückt nicht die Witwe und den Waisen, bedrückt nicht den Fremden und den Elenden und hegt kein böses Denken gegeneinander in euren Herzen.
Ab hier wechselt der Text vom Versmaß zur Prosa. Gott kommentiert nun, wie es früher war:
Aber sie weigerten sich, aufzumerken. Sie boten einen verhärteten Nacken dar, ihre Ohren machten sie stumpf und wandten sich ab vom Hören. Ihr Herz machten sie zu einem Diamanten, fern vom Hören des Gesetzes und der Worte, die der Ewige der Hirscharen durch seinen Geist durch die früheren Propheten sandte. So entstand ein großer Zorn seitens des Ewigen der Hirscharen.
Und es geschah: Gleichwie ihr gerufen habt und sie nicht hörten, so werden sie rufen, und ich werde nicht hören, spricht der Ewige der Hirscharen. Ich zerstreute sie unter alle Nationen, die sie nicht kannten, und das Land wurde zu einer entsetzlichen Wüste ohne Hin- und Herziehende. So machten sie das Land der Köstlichkeit zu einer entsetzlichen Wüste.
Wichtig ist nicht das Fasten, sondern dass ihr nach der Bibel lebt und die Dinge richtig beurteilt, so wie Gott es beurteilt. Richtet ein Gericht der Wahrheit! Übt Bundestreue und Barmherzigkeit, bedrückt nicht die Witwen und Waisen, hegt keine bösen Gedanken oder Pläne gegen den anderen. Doch die ganze Katastrophe kam, weil sie nicht hören wollten.
Was hier in den Versen elf bis vierzehn beschrieben wird, hat eine Doppelbedeutung und geht über die babylonische Gefangenschaft hinaus. Das Gleiche geschah erneut mit den Juden, die aus Babylon zurückgekehrt waren. Auch sie hörten nicht, und deshalb kam die weltweite Zerstreuung unter alle Völker ab dem Jahr siebzig.
Ich war da ab dem Jahr 605 vor Christus, als die Juden nach Babylon gebracht wurden, zu einer anderen Nation. Doch hier steht es in prophetischer Vergangenheitsform: Vers 13 und 14 sagen: „Und es geschah...“ und „Ich zerstreute sie unter alle Nationen, die sie nicht kannten.“ Das ist genau nochmals geschehen mit den Juden, also ihren Nachkommen, die aus Babylon zurückgekehrt waren.
So machten sie das Land der Köstlichkeit – ein wunderbarer Name für das Land Israel – zu einer entsetzlichen Wüste. Tatsächlich wurde ab dem Jahr siebzig nach Christus in einem jahrhundertelangen Prozess das Land der Bibel vollkommen verwüstet.
Dieser Prozess erreichte seinen Höhepunkt im 19. Jahrhundert, als das Land wirklich ein kaputtes Land war. Mark Twain beschreibt es in seinem Reisebericht „Innocence Abroad“ als ein Land, spärlich bewohnt, ohne etwas Liebliches für die Augen, ein Land ohne Perspektive, gebrochen und ohne Hoffnung. Das war Palästina im Jahr 1867, Jahre bevor die erste große jüdische Einwanderung 1882 begann.
So machten sie das Land der Köstlichkeit zu einer Wüste. Und ab dem Jahr siebzig wurden sie unter alle Nationen zerstreut. Gott sagt: Was nützen diese Fastentage, wenn ihr nicht auf die Bibel hört? Das ist das Entscheidende.
Traurig ist, dass die Nachkommen dieser Juden, die hier fragen, ob sie mit dem Fasten weitermachen sollen, denselben Fehler wieder begangen haben und nicht auf das Wort des Herrn hören.
Herr Jesus sagt in der letzten Woche vor Karfreitag, Matthäus 23: „Wie oft habe ich dich, Jerusalem, versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter die Flügel, und ihr habt nicht gewollt!“
So kam die noch schlimmere Verwüstung und die weltweite Zerstreuung der Juden.
Noch etwas Eindrückliches: Der Tempel wurde im Jahr siebzig erneut zerstört – und zwar am neunten Aw. Genau an dem Tag, den die Juden als Fastentag eingeführt hatten, seit der Zerstörung des Salomo-Tempels, des ersten Tempels, 586 v. Chr.
Diesen Fastentag haben wir bis ins Jahr siebzig beibehalten, und danach konnte man ihn weiterhin beibehalten bis heute. Der neunte Aw ist der Tag, an dem Juden in aller Welt schreien und weinen wegen der Zerstörung des Tempels.
Dritte Antwort Gottes: Verheissung der Wiederherstellung Jerusalems
Jetzt kommt die dritte Antwort, Haggai 8,1-17.
Und es geschah das Wort des Ewigen der Heerscharen, indem er sprach: So spricht der Ewige der Heerscharen: Ich habe um Zion geeifert mit großem Eifer, und mit großem Grimm habe ich um Es geeifert. So spricht der Ewige: Ich kehre nach Zion zurück und werde wohnen in Jerusalem. Und Jerusalem wird genannt werden die Stadt der Wahrheit, und der Berg des Ewigen der Heerscharen der Berg der Heiligkeit.
Also sagt Gott: Jerusalem habe ich nicht aufgegeben, trotz all der Sünden meines Volkes. Es kommt die Zeit, wo Gott in Jerusalem wohnen wird. Diese Prophetie bezieht sich auf die Endzeit, auf das Tausendjährige Reich und auf die Wiederkunft Jesu. Jerusalem wird einmal die Stadt der Wahrheit werden.
Wir haben bei der zweiten Antwort gelesen: Richtet ein Gericht der Wahrheit! Das war das Problem, dass sie das eben oft nicht getan haben. Aber einmal wird diese Stadt die Stadt der Wahrheit werden, und der Tempelberg wird dann heißen der Berg der Heiligkeit.
Bis heute ist dieser Berg entweiht und wird tagtäglich gelästert durch den Muezzinruf vom Tempelberg herab, wo ein anderer Gott als größer gepriesen wird. „Aber der Tag kommt“, sagt der Herr, „da wird dieser Berg des Ewigen der Heerscharen der Berg der Heiligkeit genannt.“ Es ist nicht der Berg Aller, es ist der Berg des Ewigen der Heerscharen, das ist der Gott der Bibel.
Weiter, Vers 4: So spricht der Ewige der Heerscharen, es werden noch Sitzen, Greise um Greise in den Straßen Jerusalems. „Ein jeder mit seinem Stab in seiner Hand vor Menge an Tagen“ – das ist also ein Blick auf das Tausendjährige Reich. Jerusalem wird wieder eine Stadt sein, die pulsierendes Leben hat. Die Straßen der Stadt werden voll sein von Knaben und Mädchen, die auf ihren Straßen spielen.
So spricht der Ewige der Heerscharen: „Wenn es ein Wunder ist in den Augen des Überrestes dieses Volkes in jenen Tagen, wird es auch ein Wunder sein in meinen Augen“, spricht der Ewige der Heerscharen. Er sagt, Juden werden später einmal denken: Wie kann es möglich sein, dass sich dieses Wort einmal erfüllen würde? Man denkt daran, wie Jerusalem durch die Jahrhunderte hindurch eine verlassene Stadt war, die Juden zerstreut in aller Welt. Am Passafest, am Schluss, grüßt man sich in New York oder in Moskau oder wo auch immer, in Casablanca am Familientisch und sagt: „Bashana Habba bir Uschalayim“ – im kommenden Jahr in Jerusalem.
Aber Gott sagt: Wenn das für euch etwas Großes, Unmögliches, ein Wunder ist, dann ist es auch für mich ein Wunder, das ich nicht tun könnte.
Vers 7: So spricht der Ewige der Heerscharen: „Siehe, ich rette mein Volk aus dem Land des Aufgangs und aus dem Land des Sonnenuntergangs, und ich werde sie herbeibringen, und sie werden wohnen inmitten Jerusalams.“ Ja, Gott verheißt, um diese Prophetie über Jerusalem als pulsierende jüdische Stadt zu erfüllen, wird er die Zerstreuten in aller Welt zurückführen.
Jetzt wird in dieser Stelle besonders der Sonnenaufgang erwähnt, der Osten, und der Westen, das Land des Sonnenuntergangs. Ich habe ja vor einiger Zeit an einem Bibelstudientag diesen Vortrag gehalten – nein, ich habe es anders formuliert: Ein Volk kehrt heim. Da haben wir gesehen, wie die Bibel ganz konkret beschreibt, aus welchen Ländern Juden zurückkehren werden.
Wir haben gesehen, dass sogar China speziell erwähnt wird und wie sich das wirklich erfüllt hat in unserer Zeit, wie Juden aus China wieder zurückgekehrt sind ins Land der Väter, also sogar aus dem fernen Osten, ganz vom Ende des asiatischen Kontinents. Sie sind hierhergekommen aus China und auch aus anderen asiatischen Ländern. Sie sind auch gekommen aus Amerika, aus Südamerika, Mittelamerika, Nordamerika, aus dem Land des Sonnenuntergangs.
„Und ich werde sie herbeibringen, und sie werden wohnen inmitten Jerusalams, und sie werden mir zum Volk sein, und ich werde ihnen zum Gott sein in Wahrheit und in Gerechtigkeit.“ Man kann sich auch erinnern, als wir Hosea durchgenommen haben. In Hosea 1 sagt Gott seinem Volk: Weil ihr so gegen mich gesündigt habt, seid ihr jetzt nicht mehr mein Volk, ihr seid Lo-Ammi, nicht mein Volk, und ich bin nicht mehr euer.
Aber in dieser Prophetie von Hosea wird gesagt, dass der Tag kommen wird, wo Gott sein Volk wieder annehmen wird als sein Volk, und er wird es nennen „Ami“, mein Volk. Aber wir haben dort gesehen, das bezieht sich erst auf die Endzeit, wenn dann im Zusammenhang mit der großen Drangsal in Israel eine Erweckung kommen wird und Gott schließlich dieses Volk wieder als sein Volk anerkennen wird.
Wichtig: In der heutigen Zeit ist Israel immer noch Lo-Ammi, nicht mein Volk. Und Petrus sagt ja in 1. Petrus 2, er schreibt an Juden, 1. Petrus 1,1, sagt er ja, er schreibt denen in der Zerstreuung verschiedener Landschaften. Und Zerstreuung ist Diaspora auf Griechisch, das ist der Fachausdruck für die Juden, die im Ausland zerstreut wohnen.
Diesen bekehrten, wiedergeborenen Juden sagt er: Ihr seid einst nicht ein Volk gewesen, aber jetzt seid ihr ein Volk Gottes. Dadurch, dass sie zum Glauben an den Messias gekommen waren und Teil des himmlischen Volkes Gottes, der Gemeinde, wurden, wurden sie eben Gottes Volk, mein Volk.
Aber wir haben in Hosea gesehen: Die Verheißung bleibt, dass Gott das irdische Volk Israel wieder als sein Volk annehmen wird. Und das ist genau auch das, was hier steht: Gott bringt dieses irdische Volk aus aller Welt zurück nach Jerusalem, und sie werden mir zum Volk sein, und ich werde ihnen zum Gott sein. Wir werden noch mehr davon hören.
„In Wahrheit und in Gerechtigkeit“, so spricht der Ewige der Heerscharen: Stärkt eure Hände, die ihr in diesen Tagen hört diese Worte aus dem Mund der Propheten, die an dem Tag wirkten, als der Grund des Hauses des Ewigen gelegt wurde, des Tempels, um ihn zu bauen.
Haggai und Sacharja haben prophezeit, während der Tempel gebaut wurde, der zweite Tempel. Denn vor jenen Tagen gab es keinen Lohn für die Menschen und Lohn für das Vieh. Und für den Aus- und Eingehenden gab es keinen Frieden vor dem Bedränger. Ja, ich ließ alle Menschen los, den einen gegen den anderen.
Das hat Bezug auf diese ersten Jahre der Rückkehr aus Babylon. Es gab viel Missernte und viel Feindschaft der umliegenden Völker gegen die Juden. Und jetzt sagt Gott: Aber jetzt soll eine Wende kommen.
Vers 11: Nun aber, nicht wie in den früheren Tagen will ich sein dem Überrest dieses Volkes, spricht der Ewige der Heerscharen, sondern die Saat des Friedens, der Weinstock, er wird seine Frucht geben, und das Land wird seinen Ertrag geben, und der Himmel seinen Tau.
Ja, ich werde erben lassen den Überrest dieses Volkes, alles dieses. Und es wird geschehen, so wie ihr wart ein Fluch unter den Nationen, Haus Juda und Haus Israel. Also werde ich euch retten, und ihr werdet ein Segen sein. Fürchtet euch nicht, stärkt eure Hände.
Denn so spricht der Ewige der Heerscharen: So wie ich plante zum Unglück für euch, als eure Väter mich erzürnten, spricht der Ewige der Heerscharen, und ich es mir nicht gereuen ließ, so plane ich wiederum in jenen Tagen – und jetzt geht es wieder auf die Zukunft.
Er sagt also: In der unmittelbaren Vergangenheit habt ihr viel Schweres erlebt, aber ich plane etwas ganz Wunderbares für die Zukunft. Also plane ich wiederum in jenen Tagen Gutes zu tun an Jerusalem und an dem Haus Juda. Fürchtet euch nicht.
Dies sind die Dinge, die ihr tun sollt: Redet Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, und mit Wahrheit und mit einem Rechtsentscheid des Friedens richtet in euren Toren. Ein jeder, der das Böse für seinen Nächsten plant, tue es nicht in seinen Herzen. Und einen Schwur des Betrugs liebt nicht, denn all dies ist es, was ich hasse, spricht der Ewige.
Also sagt Gott: Ihr habt viel Trauriges erlebt, da versteht man, dass ihr fasten wollt. Aber ihr müsst wissen, ich habe Wunderbares vor. Aber wieder wichtig ist für mich, wie ihr lebt, dass ihr gemäß der Bibel lebt und die göttliche Gerechtigkeit auslebt, eben nicht lügt.
Es geht einfach nicht, dass ihr lügt, einer gegen seinen Nächsten. Auch da wird wieder betont: Das Fasten an sich bringt nichts, sondern es geht darum, wollt ihr wirklich euer Leben grundsätzlich ändern und bibelgemäß leben? Ja.
Und jetzt kommt die vierte Antwort, aber vielleicht noch etwas Wichtiges. Wir haben noch gelesen, Vers 13: Ganz oben auf dem Blatt. Gott spricht wen an? Haus Juda und Haus Israel.
Juda, das sind die beiden Stämme, das Haus Juda, Benjamin und Juda. Das Haus Israel sind die übrigen zehn Stämme. Aber sind die zehn Stämme auch da? Es waren doch die Juden, die nach Babylon kamen. Die zehn Stämme wurden doch schon früher deportiert, im Jahr 721 vor Christus nach Assyrien. Die Juden blieben noch im Land, und dann kamen sie in die babylonische Gefangenschaft. Die Juden sind zurückgekehrt.
Aber hier spricht er von Haus Juda und Haus Israel. Und es ist ganz einfach: Natürlich waren im Südreich hauptsächlich die Stämme Juda und Benjamin. Aber während der ganzen Königszeit gab es immer Überläufe aus den zehn Stämmen, die nach Süden kamen, weil sie sahen, dass Gott mit ihnen ist.
Sie hatten ja auch den Tempel in Jerusalem, und die aus den zehn Stämmen gingen eigentlich nicht mehr nach Jerusalem. So kann man das nachlesen in 2. Chronik 15, bei Asa werden verschiedene aus verschiedenen Stämmen erwähnt, die nach Süden gingen.
Dann bei Hiskia kann man nachlesen, 2. Chronik 30 und 31, da kommen auch wieder Leute aus den zehn Stämmen und gingen in den Süden. Es gab schließlich aus allen zehn Stämmen auch Leute im Südreich.
Das macht dann verständlich, warum im Lukasevangelium, als der Herr Jesus geboren war, Lukas 2 eine Prophetin Hanna erwähnt wird aus dem Stamm Asser, das ist aus den zehn Stämmen, und sie war da in Jerusalem.
Und der Apostel Paulus sagt vor König Agrippa in der Apostelgeschichte: Unser zwölfstämmiges Volk dient Gott Tag und Nacht. Wieso spricht er vom zwölfstämmigen Volk? Weil alle da waren.
Nicht die assyrische Gefangenschaft war zu Ende, die sind nicht zurückgekommen, diese deportierten Stämme. Aber aus den zehn Stämmen waren eben Leute da.
Und jetzt wird auch klar, warum Jakobus seinen Brief an messiasgläubige Juden im Neuen Testament richtet, an die zwölf Stämme, die in der Diaspora sind, eine Zerstreuung. Er sendet seinen Gruß.
Er schreibt an die zwölf Stämme, und darum spricht der Prophet hier von Haus Juda und Haus Israel, beziehungsweise Gott sagt Haus Juda und Haus Israel.
Vierte Antwort Gottes: Verwandlung der Fastentage in Freudenfeste
8,18 Und es geschah das Wort des Ewigen der Heerscharen zu mir, indem er sprach: So spricht der Ewige der Heerscharen: Das Fasten des vierten, das Fasten des fünften, das Fasten des siebten und das Fasten des zehnten Monats – ich habe in der Fußnote alle Fastentage erklärt, ja? Mit den dazugehörigen Bibelstellen.
Diese Fasttage sollen dem Haus Juda zum Verlocken werden, zur Freude und zu Festzeiten des Guten. Doch die Wahrheit und den Frieden sollt ihr lieben. Gott sagt also, es wird eine Zeit kommen, in der ihr nicht mehr fasten werdet. Diese traurigen Tage werden einmal umgewandelt werden in Tage der Freude. Wichtig ist jedoch, dass ihr euch an die Bibel haltet und die Wahrheit sowie den Frieden liebt.
Das ist noch nicht erfüllt. Der neunte Av ist bis heute ein Tag des Schreiens und Wehklagens im gesamten weltweiten Judentum. Es ist herzergreifend, wenn man hört, wie sie an solchen Fasttagen schreien können. In den Psalmen steht: „Wenn ich Jerusalem erhöhe über die Freude, dann soll meine rechte Hand verdorren, dass sie nicht mehr funktioniert.“ Beim Heiraten ist das eine große Gefahr, denn es ist ein Freudentag. Die Freude der Hochzeit könnte höher sein als die Freude an Jerusalem.
Darum macht man es im Judentum so, dass man am Hochzeitstag ein Glas nimmt und es auf den Boden wirft, zerschmettert – als Gedächtnis an die Zerstörung des Tempels. Aber hier sagt Gott, diese Trauertage werden einmal zu Festzeiten des Guten werden.
Vers 20: So spricht der Ewige der Heerscharen: Noch wird es geschehen, dass Völker kommen und Bewohner vieler Städte, und die Bewohner der einen Stadt werden zu der anderen gehen, indem sie sagen: „Lasst uns doch gehen, um das Angesicht des Ewigen anzuflehen und den Ewigen der Heerscharen zu suchen!“
Jetzt kommt Seite sechs: „Ich will gehen, auch ich!“ Es werden viele Völker und gewaltige Nationen kommen, um den Ewigen der Heerscharen in Jerusalem zu suchen und sein Angesicht anzuflehen. So spricht der Ewige der Heerscharen.
Nun folgt ein kurzer Prosavers: So spricht der Ewige der Heerscharen: In jenen Tagen werden zehn Männer aus allen möglichen Sprachen der Nationen den Rockzipfel eines jüdischen Mannes ergreifen und sagen: „Wir möchten mit euch gehen, denn wir haben gehört, Gott ist mit euch.“
Hier sehen wir, dass das jüdische Volk wieder zum Zeugnisträger auf Erden wird. Durch die Verwerfung des Messias und seine Verurteilung zum Tod durch den höchsten Gerichtsrat, den Sanhedrin, ist Israel als Volk auf die Seite gesetzt worden. Das erklärt Römer 9-11.
Gott hat nun Menschen aus den Heidenvölkern eingesetzt, um sein Zeugnis auf Erden zu sein. Doch diese Zeit ist begrenzt. Gott wird Israel wieder einsetzen als sein Volk, sobald – so sagt Römer 11, Vers 25 – die Vollzahl der Nationen eingegangen ist.
Gott hat genau festgelegt, dass eine bestimmte Zahl von Menschen aus allen Heidenvölkern zum Glauben kommen wird. Dann geschieht die Entrückung. Wenn die Vollzahl der Nationen eingegangen ist, kommt Israel wieder ins Spiel. Es wird eine Erweckung in Israel geben, und Menschen aus anderen Völkern werden erkennen, dass der Gott dieses Volkes der wahre Gott ist.
Darauf bezieht sich der Vers, in dem zehn Männer aus allen möglichen Sprachen der Nationen den Rockzipfel eines jüdischen Mannes ergreifen und sagen: „Wir möchten mit euch gehen, denn wir haben gehört, Gott ist mit euch.“ Hier sieht man eine poetische Anspielung.
Man erkennt die Anspielung auf den messianischen Namen in Jesaja 9,6: „Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen wunderbarer Berater, starker Gott, Friedefürst.“
Dieser Messias wird auch in Jesaja 7,14 genannt: „Immanuel – Gott mit uns.“ Gott mit uns ist ein messianischer Name. Hier wird auf diesen Namen angespielt: „Gott ist mit euch“ – Elohim im Achem spielt auf Immanuel an.
Jetzt verstehen wir auch in der Offenbarung, Kapitel 7, dass die Entrückung schon vorbei ist, wie wir heute Morgen gesehen haben. Wenn Johannes in Offenbarung 4,1 entrückt wird, symbolisiert das die Entrückung der Gemeinde. Dann sieht er in Offenbarung 4,5 die 24 Ältesten – Könige und Priester –, die das königliche Priestervolk der Gemeinde symbolisieren. Sie sind im Himmel.
Dann beginnt das Lamb Gottes die ersten Siegelgerichte über die Erde zu bringen. In Offenbarung 7 wird von den 144.000 aus Israel gesprochen. Das sind die ersten, die sich nach der Entrückung aus Israel bekehren. Sie gehören nicht mehr zur Gemeinde, so wie die jüdischen Gläubigen heute in Israel zur Gemeinde gehören.
Wenn die Gemeinde entrückt ist und sich weitere Juden bekehren, gehören sie zu diesen 144.000 aus Israel. Danach sieht Johannes eine unzählbare Schar aus allen Völkern, die durch die große Drangsal hindurchgehen und zum Tempel nach Jerusalem kommen. Das sind Menschen aus allen möglichen Sprachen der Nationen, die sich bekehren werden.
Wichtig ist, dass wir heute Morgen aus 2. Thessalonicher 2 gelesen haben. Dort steht, dass Gott den Antichristen kommen lässt als eine totale Verführung, als einen Irrwahn, um alle zu verführen, die die Wahrheit nicht geliebt haben und sich nicht bekehren wollten.
Das heißt: Alle Menschen, die die Wahrheit nicht geliebt haben und sich nicht bekehren wollen – das sind diejenigen, die bis zur Entrückung der Gemeinde das Evangelium gehört haben und sich nicht bekehrt haben – werden durch den Betrug des Antichristen verführt und sind chancenlos.
Aber es gibt viele Menschen aus allen möglichen Völkern, die noch nie etwas vom Evangelium gehört haben. Eine unzählbare Schar aus allen Sprachen – nicht nur Völkern, denn es gibt viel mehr Sprachen als Völker. Heute zählt man weltweit etwa 6.900 Sprachen ohne Dialekte.
Aus allen Sprachen werden Menschen zum Glauben kommen. Das sind die aus den Nationen. Sie werden das Zeugnis der Juden erkennen und sagen: „Wir möchten mit euch gehen, denn wir haben gehört, Gott ist mit euch.“
Aber wichtig: Das ist nicht die Zeit heute. Es ist nicht die Zeit, in der die Gemeinde zum Laubhüttenfest nach Jerusalem geht und sagt: „Wir wollen mit euch gehen.“ Nein, jetzt müssen wir sie missionieren, und zwar nach Römer 1,16: „Das Evangelium ist Gottes Kraft zum Heil, dem Juden zuerst, aber auch dem Griechen.“
Judenmission hat sogar Vorrang. Darum ist Paulus immer zuerst in die Synagoge gegangen und hat dann den Heiden verkündigt. Er hat die Juden nie vergessen, obwohl er ein Heidenmissionar war.
Aber das ist eine ganz andere Zeit. Dann sagen sie den Juden: „Wir möchten mit euch gehen, denn wir haben gehört, Gott ist mit euch.“
Hier sehen wir, dass das jüdische Volk wieder eine Vorrangstellung als Zeugnis auf der Erde haben wird.
Das ist die vierte Antwort auf das Fasten. Nirgends sagt Gott, dass Fasten etwas ganz, ganz Wichtiges ist. Er sagt aber auch nicht, dass ihr nicht fasten dürft. Er sagt einfach: Macht ihr das für mich?
Und ich denke eigentlich, warum fastet ihr? Ja, eben weil ihr auf das Wort Gottes nicht gehört habt. Dadurch werden die Prioritäten richtig gesetzt.
Übergang zum zweiten Hauptteil: Der verworfene Messias
Nun gehen wir weiter und kommen zum zweiten Hauptteil des Propheten Sacharja, in den Kapiteln 9 bis 14. Die Kapitel 9, 10 und 11 bilden dabei einen eigenen Block, der den verworfenen Messias und sein erstes Kommen behandelt. Wichtig ist, dass in diesen Kapiteln auch das zweite Kommen Jesu erwähnt wird, jedoch liegt der besondere Fokus hier auf dem ersten Kommen.
In den Kapiteln 12 bis 14 finden wir ebenfalls das erste Kommen Jesu, doch der Akzent liegt dort auf dem zweiten Kommen in Herrlichkeit.
Nur damit wir uns richtig verstehen: Vers 1 ist zunächst Prosa als Einleitung. Dort heißt es: „Der Ausspruch des Wortes des Ewigen ergeht über das Land Chadrach, und Damaskus ist ein Ruheort, denn der Ewige hat ein Auge auf die Menschen und auf alle Stämme Israels und auch auf Hamad.“ Das Land Chadrach grenzt an Hamad sowie an Tyrus und Zidon, weil sie sehr viel Weisheit besitzen.
Nun kommt das Wort Gottes über heidnische Völker: das Land Chadrach, Damaskus, Hamad, Tyrus und Zidon. Der Ausdruck „Ausspruch des Wortes“ habe ich in der Fußnote erklärt: Ausspruch bedeutet auf Hebräisch zugleich „Last“, eine Doppelbedeutung. Es ist also ein Ausspruch Gottes, der an die Menschen ergeht und wie eine schwere Last auf ihnen liegt. Es handelt sich hier um eine Gerichtsbotschaft.
Das Land Chadrach entspricht dem Land Hattarika, einer Stadt und Landschaft im heutigen Syrien. Südlich davon liegt Damaskus, die Hauptstadt Syriens. In Vers 2 wird auch Hamad genannt, ein Ort, eine Stadt und ein Land im eher südlichen Bereich Syriens. Dann folgen Tyrus und Sidon, zwei wichtige Küstenstädte im Libanon.
Man kann sagen, hier wird das Gebiet von Syrien und Libanon ins Visier der Prophetie genommen. Tyrus war im ersten Jahrtausend vor Christus, zur Zeit Sacharjas, das „New York“ von damals. Es war das Zentrum des Welthandels. Die Phönizier, die alten Libanesen, waren geschickte Schiffsbauer, gründeten Kolonien in aller Welt und kontrollierten den Welthandel. Dadurch wurden sie sehr reich und waren stolz auf ihre Weisheit.
Welche Weisheit? Nicht die Weisheit, wie sie in den Sprüchen Salomos beschrieben wird, sondern ökonomische Weisheit. Sie wussten genau, was man tun muss, damit die Kasse klingelt. Dieses wirtschaftliche Wissen haben die Libanesen bis heute nicht verloren. Sie sind stolz darauf, Nachkommen der alten Phönizier zu sein. Das haben wir auch erlebt: Nach 18 Jahren Bürgerkrieg begann dort sehr schnell wieder der Handel. Andere Länder bleiben nach Kriegen oft am Boden, aber die Libanesen sind geschickt und bringen ihr Business schnell wieder in Gang. Das ist eben Tyrus und Sidon.
Vers 3: „Und Tyrus hat sich eine Feste gebaut und Silber angehäuft wie Staub und Gold wie Dreck der Straßen. Siehe, der Herr wird es einnehmen und seine Macht im Meer schlagen, und es wird durch Feuer verzehrt werden.“
Nebukadnezar hat nicht nur Jerusalem erobert, sondern nach und nach den ganzen Nahen Osten. Bevor er nach Ägypten zog, eroberte er den Libanon, speziell Tyrus. Die Stadt wollte er haben und belagerte sie dreizehn Jahre lang. Das war ein unglaublicher Aufwand, denn eine Armee so lange in einer Stadt zu belagern, kostet viel. Die Libanesen in Tyrus waren schlau: Sie packten ihren ganzen Reichtum auf Schiffe und flohen auf eine vorgelagerte Insel, wo sie Neu-Tyrus aufbauten. Nebukadnezar zerstörte ganz Tyrus, erhielt dafür aber keinen Kriegslohn.
Wenn zum Beispiel die Amerikaner in den Irak einmarschieren, hoffen sie, die Kosten durch Beute oder Öl wieder hereinzuholen. Das war bei Nebukadnezar nicht so. Im Propheten Hesekiel wird beschrieben, wie Nebukadnezar dreizehn Jahre lang kämpfte, aber keinen Lohn erhielt. Danach zog er weiter nach Ägypten, und Gott sagt, dass er Ägypten als Lohn bekommen werde, weil er in Tyrus nichts erlangte.
Später, nach Sacharja, kam Alexander der Große, ein zwanzigjähriger Mann aus Griechenland, der durch Überlieferung verehrt wurde. Hundertfünfzig Jahre zuvor führten die Perser, zur Zeit Sacharjas Weltmacht, einen verheerenden Krieg gegen die Griechen, der tiefe Wunden hinterließ. 150 Jahre später startete Alexander mit nur 10.000 Soldaten einen Rachefeldzug gegen Persien. Innerhalb von dreizehn Jahren eroberte er den gesamten Nahen Osten, der persisch war, bis nach Indien – eine sagenhafte Leistung!
Er kam auch nach Tyrus. Obwohl er keine Flotte wie die Phönizier hatte, verfügte er über eine gute Genietruppe. Sie warfen die Ruinen von Alt-Tyrus ins Meer und bauten einen etwa einen Kilometer langen Damm bis zur Insel von Neu-Tyrus. Mit etwa dreißig Meter hohen Kampftürmen stürmten sie über den Damm und zerstörten Tyrus im Meer vollständig.
Darauf bezieht sich diese Prophetie: „Tyrus hat sich eine Feste gebaut und Silber angehäuft wie Staub und Gold wie Dreck der Straßen. Siehe, der Herr wird es einnehmen und seine Macht im Meer schlagen, und es wird durch Feuer verzehrt werden.“
Alexander – meine Frau sagt, ich soll ihn nicht „Alex“ nennen – zog weiter zum Gazastreifen. Es gibt Überlieferungen, dass er die Hauptstadt dort fünf Monate lang belagerte und schließlich einnahm. Darauf folgt die weitere Vision: „Es wird Aschkalon sich fürchten, auch Gaza wird sehr zittern.“ Das geschah tatsächlich vorher.
Alexander zog weiter nach Ägypten, aber zuerst durch den Gazastreifen. Dort heißt es: „Und sich fürchten, auch Gaza, und es soll sehr zittern, und Ekron, getäuscht ist seine Hoffnung. Und vertilgt wird der König aus Gaza, und Aschkelon wird nicht mehr bewohnt sein, und ein Bastard wird wohnen in Aschtot.“
Ein Bastard meint hier ein Mischvolk, ein Volk, das sich vermischt hat. So gibt es heute die Philister nicht mehr als reines Volk, sie haben sich mit anderen Völkern vermischt. Gott sagt: „Ich werde ausrotten den Hochmut der Philister. Ich werde sein Blut aus seinem Mund hinwegtun und seine Gräuel zwischen seinen Zähnen.“
Das bedeutet, dieses Volk liebt es zu morden und zu reissen, Blut an seinen Zähnen zu haben, Gräuel zwischen seinen Zähnen. Doch Gott wird das alles wegtun und Menschen aus diesem Volk erneuern. Sie werden übrig bleiben für unseren Gott und im Land Israel eine besondere Stellung erhalten. Er wird sie wie einen Tausendschaftsführer in Juda machen und Ekron wie den Jebusiter.
Gott spricht also über die Philister im Gazastreifen und Umgebung: Dort wird Gericht kommen, aber Gott hat auch mit diesem Volk etwas vor. Er wird für die Endzeit einen Überrest herausholen. Das kann man in Zephanja 2 nachlesen, wo für die Endzeit beschrieben wird, wie Gott diesen Landstreifen am Meer vernichten wird. Auch am Schluss von Hesekiel 25 wird dieser Landstrich ganz vernichtet.
Doch hier wird erklärt, dass es einen Überrest geben wird, der umkehren wird. Gott wird sein Blut aus seinem Mund hinwegtun und seine Gräuel zwischen seinen Zähnen. Das bedeutet, es wird ein Volk geben, das sich zu Gott bekehrt.
Die Jebusiter, die in Ekron erwähnt werden, wohnten zum Beispiel auch in Jerusalem. Als das Volk Israel unter David Jerusalem eroberte, lebten die Jebusiter dort als Enklave. Gott wird Ekron übrig lassen wie die Jebusiter, die eine Enklave im Land Israel bildeten.
An dieser Stelle möchte ich auch auf eine schöne Passage in Hesekiel 47 verweisen. Dort wird das Land Israel im Tausendjährigen Reich unter den israelitischen Stämmen verteilt. Die Grenzen werden genau angegeben in Hesekiel 47,13 und folgende bis Kapitel 48.
In Vers 21 heißt es: „Und dieses Land sollt ihr unter euch verteilen nach den Stämmen Israels. Und es soll geschehen, euch und den Fremdlingen, die in eurer Mitte weilen und welche Kinder in eurer Mitte gezeugt haben, sollt ihr es als Erbteil verlosen. Sie sollen euch sein wie Eingeborene unter den Kindern Israels. Mit euch sollen sie um ein Erbteil losen inmitten der Stämme Israels. Und es soll geschehen, in dem Stamm, bei welchem der Fremdling weilt, daselbst sollt ihr ihm sein Erbteil geben, spricht der Herr, der Ewige.“
Gott sagt also: Fremdstämmige, die nicht zum Volk Israel gehören, aber in diesem Land wohnen und Kinder gezeugt haben, sollen dort bleiben – in dem Stammesgebiet, in dem sie wohnen. Sie erhalten einen Platz wie Geborene Israels.
Man muss die Bibel ganzheitlich lesen. Einerseits sieht man das schreckliche Gericht über den Gazastreifen, andererseits Gottes Werk unter den Palästinensern, dass es einen Überrest geben wird. Ebenso wird nur ein Überrest aus dem Volk Israel gerettet werden. Darauf werden wir noch ausführlich eingehen.
Nun weiter zu Vers 7: „Und ich will mich lagern für mein Haus gegen ein Heer, gegen den Hin- und Herziehenden, und kein Bedränger wird mir über sie herziehen, denn nun habe ich mit meinen Augen hingesehen.“
Ab Vers 7 geht der Prophet gedanklich in die Endzeit. Wie wir gesehen haben, wird aus den Philistern im Gebiet Gaza ein Überrest entstehen. Dies ist auch die Zeit, in der Gott sich für seinen Tempel gegen ein Heer einsetzen wird. Interessant ist, dass hier steht „für mein Haus“. Das ist der dritte Tempel in der Endzeit. Darauf werden wir später noch ausführlicher eingehen.
Gott verspricht hier, dass eine Zeit kommen wird, in der kein Bedränger mehr über Israel herziehen wird. Gott schaut auf sein Volk und will sich für es einsetzen. Wie? Ganz einfach, indem er den Erlöser schickt.
Jetzt Vers 9: „Frau Locke, siehe Tochter Zion, jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir, gerecht und mit Rettung, mit Rettung begabt ist er, demütig ist er und auf einem Esel reitend, auf einem Füllen, einem Jungen der Eselinnen.“
Jahrhunderte nach Sacharja hat sich das erfüllt: Tyrus, Gaza, Aschkelon und so weiter sind gefallen, wie wir gesehen haben. Dann musste man noch ein wenig warten, bis der Herr Jesus am Palmsonntag auf einem Esel vom Ölberg nach Jerusalem ritt. Die Volksmassen begrüßten ihn als König und Messias. Doch die folgenden Tage zeigten, dass es nur eine äußere Aufnahme war. Vor Pilatus, angestachelt durch die Führer, schrie die Menge: „Hinweg, hinweg mit ihm! Kreuzige ihn!“
Aber Gott hatte ihnen den König angeboten. Dieser König predigte drei Jahre lang und sagte: „Das Reich Gottes ist nahegekommen, tut Buße!“ Doch die Masse tat keine Buße, und darum konnte er das Reich nicht aufrichten. Das Reich musste verschoben werden.
Jetzt wird beschrieben, wie es einmal erfüllt wird, dass wirklich Frieden für Israel entsteht – durch viel Not hindurch.
Vers 10: „Und ich werde die Wagen ausrotten aus Ephraim und die Pferde aus Jerusalem, und es wird ausgerottet werden der Kriegsbogen. Er wird Frieden reden zu den Nationen und herrschen von Meer zu Meer und vom Strom bis zu den Enden der Erde.“
Dieser Mann, der auf dem Esel nach Jerusalem einzog, wird derjenige sein, der über die ganze Welt regiert und den Krieg beendet. Er wird alles Kriegsmaterial entfernen, Frieden zu allen Völkern reden und herrschen von einem Ozean bis zum anderen, vom Euphrat bis ans Ende der Erde.
Übrigens: Wo ist das Ende der Erde? Manchmal wirkt das eigenartig, aber es ist nicht so. Wenn wir eine Weltkarte vor uns haben, wissen wir genau, wo die Welt aufhört: links oben bei Alaska, links unten bei Südamerika, ganz unten, dann rechts unten bei Australien und rechts oben beim Ende Russlands. Das ist das Ende der Welt.
Natürlich kann man sagen, das ist eine europazentrierte Sicht. Was ist in der Mitte der Weltkarte? Europa! Das entspricht aber nicht ganz der biblischen Weltsicht. In Hesekiel 38 wird Jerusalem als der Nabel der Erde genannt. Dieser Punkt, der Knotenpunkt der drei Kontinente Europa, Asien und Afrika, liegt nicht weit vom Zentrum der Weltkarte entfernt. Für Gott ist das das Zentrum.
Wenn Gott sagt, dass er die Juden von einem Ende der Erde bis zum anderen zerstreuen wird (5. Mose 28,64), dann heißt das, sie kommen bis nach Nordamerika, Südamerika, Australien, Südafrika, China und Russland. So ist es auch geschehen.
Wenn der Herr Jesus dann einmal in Jerusalem regiert, von Meer zu Meer, vom Strom bis zu den Enden der Erde, wird er bis Südamerika, Australien, Alaska, China, Russland und Japan herrschen.
Vers 11: „Auch du, um des Blutes deines Bundes willen, entlasse ich deine Gefangenen aus der Grube, in der kein Wasser ist. Kehrt zur Festung zurück, ihr Gefangenen der Hoffnung! Auch verkündige ich heute: Das Doppelte werde ich dir vergelten, denn ich habe mir Juda gespannt, den Bogen mit Ephraim gefüllt.“
An wen spricht Gott hier? Er spricht zu seinem Volk. In Vers 9 hat er die Tochter Zion aufgerufen, froh zu sein. Jetzt in Vers 11 spricht er zu den Gläubigen aus dem jüdischen Volk nach der Entrückung. Sie sollen zur Festung zurückkehren. Sie sind Gefangene, die wissen, dass sie eine Hoffnung haben, wieder frei zu werden.
Was ist damit gemeint? Wir werden das im Weiteren noch deutlicher sehen. Ich sage es mal einfach: In Matthäus 24 kündigte der Herr Jesus die große Drangsal an, die schrecklichste Zeit der Weltgeschichte von dreieinhalb Jahren kurz vor seiner Wiederkunft in Macht und Herrlichkeit.
Dort spricht er zu den jüdischen Gläubigen und sagt, dass diejenigen, die in Judäa sind, noch bevor die Drangsal beginnt, auf die Berge fliehen sollen, denn dann wird die Drangsal losgehen.
Diese 144.000, von denen in Offenbarung 7 die Rede ist, die sich im Land Israel nach der Entrückung der Gemeinde bekehren, wissen, dass sobald der Antichrist den Gräuel – ein Götzenbild, das sprechen kann – auf dem Tempelplatz aufstellt (Matthäus 24,15), sie auf die Berge fliehen müssen.
Die Berge sind hauptsächlich im heutigen Westjordanland. Dort werden sie hinfliehen.
Jesaja 16 ruft Moab auf, diese Flüchtlinge aufzunehmen. Ich lese Jesaja 16, Vers 3: „Schaffe Rat, triff Entscheidung, mache der Nacht gleich deinen Schatten am hellen Mittag, verbirg die Vertriebenen, den Flüchtling entdecke nicht, lass meine Vertriebenen bei dir weilen, sei, o Moab, ein Schutz vor dem Verwüster.“
Denn der Bedrücker hat ein Ende, die Zerstörung hat aufgehört, die Zertreter sind aus dem Land verschwunden, und ein Thron wird durch Güte aufgerichtet werden. Auf ihm wird im Zelt Davids einer sitzen, in Wahrheit, der da richtet und nach Recht trachtet und der Gerechtigkeit kundig ist.
In Vers 5 wird der Thron Davids erwähnt, auf dem der Herr Jesus als König des Friedens sitzen wird, wenn er wiederkommt.
Aber gerade vorher wird Moab aufgerufen, die Flüchtlinge Gottes aufzunehmen. Moab ist das Gebiet von Mitteljordanien.
Wenn dieser Überrest auf die Berge flieht, ins Westjordanland, wird er nach Jordanien gehen und dort von den Moabitern Zuflucht erhalten.
Dann beginnt die große Drangsal. Nach Daniel 11, Vers 40 wird der König des Nordens, Syrien, mit seinen Verbündeten das ganze Land überrennen und verwüsten.
Der Überrest geht ins Ausland, nach Moab. Dort wird er von Gott während dreieinhalb Jahren versorgt und ernährt werden. Das wird ausführlich in Offenbarung 12 beschrieben, wo dieser Überrest mit einer Frau verglichen wird, die den Messias geboren hat – das jüdische Volk. Diese Frau muss in die Wüste fliehen und wird dort von Gott während der dreieinhalb Jahre bewahrt.
Dieser Überrest muss also ins Ausland fliehen, um vor der Katastrophe im Land Israel verschont zu bleiben. Sie wissen, dass sie nur für kurze Zeit wie Gefangene im Ausland sind, aber bald wird der Messias kommen und sie aus der Not retten.
In Lukas 21 sagte der Herr Jesus ebenfalls, dass man auf die Berge fliehen soll, wenn man Jerusalem von Armeelagern umzingelt sieht. Doch das ist nicht dasselbe wie in Matthäus 24.
In Matthäus 24 heißt es, wenn ein Gräuelbild auf dem Tempelplatz am heiligen Ort aufgestellt wird, soll man auf die Berge fliehen.
In Lukas bezieht sich das auf die Zeit um das Jahr 70. Im Jahr 68 umzingelten die Römer Jerusalem mit Armeelagern, doch der Krieg wurde zunächst gestoppt, weil der Kaiser in Rom Selbstmord beging. So konnten alle Juden aus Jerusalem und Judäa auf die Berge fliehen, ins Westjordanland und dann nach Pella im heutigen Jordanien, wo sie von König Agrippa aufgenommen wurden.
Sie überlebten so den Krieg im Jahr 70, als Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht wurde und mehr als eine Million Menschen starben. Das hat sich bereits erfüllt (Lukas 21). Das, was in Matthäus 24 steht, ist aber noch nicht erfüllt.
Man muss also die Ähnlichkeiten, aber auch die Unterschiede beim Lesen beachten. Ein weiterer Unterschied: In Lukas 21 heißt es, die in Jerusalem und Judäa sollen fliehen, in Matthäus 24 nur die in Judäa.
Wir werden noch sehen, dass in Jerusalem ein Überrest zurückbleibt, während die in der Landschaft ins Ausland fliehen.
Jetzt spricht Gott zu ihnen: „Auch du, um des Blutes deines Bundes willen, entlasse ich deine Gefangenen aus der Grube, in der kein Wasser ist.“ Ihr Gefängnis wird mit einer Zisterne ohne Wasser verglichen, die als Gefängnis dient.
Warum werden sie entlassen? Wegen des Blutes deines Bundes. Das ist der neue Bund, den der Herr Jesus durch sein Blut gestiftet hat, als er beim Abendmahl erklärte: „Das ist der neue Bund in meinem Blut.“
Aufgrund des Werkes des Herrn Jesus wird dieser gläubige Überrest gerettet werden. Gott sagt, wegen dieses Blutbundes wird er sie befreien.
Vers 12: „Kehrt zur Festung zurück!“ Sie sollen nach Jerusalem zurückkehren. Ganz am Schluss der großen Drangsal werden diese 144.000 zurückkehren und in die Kämpfe um Jerusalem eingreifen. Sie können den Feinden in den Rücken fallen, wenn sie von Jordanien herüberkommen.
Gott sagt in Vers 12: „Auch verkündige ich heute: Das Doppelte werde ich dir vergelten.“ Man kann dazu Jesaja 61, Vers 7 lesen, wo Gott zu Israel sagt: „All das Traurige, was ihr erlebt habt, werde ich euch doppelt erstatten im tausendjährigen Friedensreich.“
So macht Gott Mut: Ihr müsst durch viel Not gehen, aber am Ende wird er euch alles doppelt zurückgeben. Ähnlich wie bei Hiob. Am Ende erhielt Hiob alles doppelt zurück, nachdem er durch viele Nöte gegangen war. Hiob ist somit ein Bild für das Volk Israel, das durch viele Nöte gehen muss, aber am Schluss wendet Gott die Gefangenschaft und gibt alles doppelt zurück.
Vers 13: „Denn ich habe mir Juda gespannt, den Bogen mit Ephraim gefüllt.“ Juda wird mit einem Pfeilbogen verglichen, und der Pfeil darin ist Ephraim. Ephraim steht als wichtigster Stamm für die zehn Stämme. Hier wird also wieder das ganze Volk gesehen.
Wir müssen wissen, dass unter denen, die heute Juden heißen, Blut aus allen zwölf Stämmen zu finden ist. Zur Zeit Jesu waren alle zwölf Stämme im Land. Im Jahr 70 verbrannten die Römer die Geschlechtsregister, seitdem haben die Menschen kreuz und quer geheiratet. Aber das Blut, die DNA, aus allen zwölf Stämmen ist noch da.
Gott sagt, dass er dieses Volk bei den Kämpfen brauchen wird: „Ich wecke deine Söhne auf, Zion, gegen deine Söhne Griechenland, und mache dich wie das Schwert eines Helden.“ Hier wird Griechenland erwähnt, eine Macht aus Europa.
An anderen Stellen in der Offenbarung sehen wir, dass das römische Reich wieder erstehen wird und in die Kämpfe im Nahen Osten verwickelt sein wird. Hier wird speziell Griechenland, das zur EU gehört, genannt.
Vers 14: „Und der Ewige wird über ihnen erscheinen, und sein Pfeil wird ausfahren wie der Blitz. Der Herr, der Ewige, wird ins Schofahorn stoßen und einhergehen in den Stürmen des Südens.“
Jetzt kommt Jesus Christus zurück. Die Rückkehrer aus Jordanien werden eingreifen, während Jerusalem in höchster Not durch die Besatzungsmacht aus Syrien ist. Gott wird über ihnen erscheinen, Jesus mit dem Schofahorn.
Vers 15: „Der Ewige, der Heerscharen, wird einen Schutz über sie halten.“ Sie brauchen keine Luftwaffe. Der Herr wird sie von oben schützen.
Sie werden die Schleudersteine verzehren und zertreten, sie werden trinken, lärmen wie vom Wein und voll werden wie die Opferschale. Die Opferschale ist voll Blut, das Schlachtopfer, und die Menschen, die da umkommen, werden in ihrer eigenen Sünde verglichen mit Opfern.
Der Mensch, der das Opfer des Herrn Jesus nicht annimmt, wird im Gericht Gottes selbst zum Opfer, wie die Ecken des Altars, an denen das Blut gesprengt wird.
Nun werden die Feinde als Schleudersteine genannt, die gegen Israel kämpfen. Das steht im Gegensatz zu einem Namen, den die gläubigen Juden erhalten: Sie heißen in Vers 16 „Kronensteine“.
Lesen wir Vers 16: „Und retten wird sie der Ewige, ihr Gott, zu jener Zeit, sein Volk wie das Kleinvieh. Die Kronensteine sind sie, funkelnd auf seinem Land.“
Gott rettet sein Volk wie ein Hirte, der seine Schafherde vor einem Löwen oder Bären schützt. Er kämpft und tötet den Löwen und rettet so die Schafe.
Diese gläubigen Juden sind wie funkelnde Kronensteine auf seinem Land. Das wäre eine ganz neue Sicht für die UNO, sie als Kronensteine auf dem Land zu sehen – die Siedler, die Außenposten. Aber Gott wird seinen Überrest so sehen.
Wichtig: Sein Land, es ist Gottes Land.
Vers 17: „Denn wie groß ist seine Vortrefflichkeit, und wie groß seine Schönheit!“ Das bezieht sich auf das Volk Israel, den Überrest, der umkehren wird nach der Entrückung.
Gott wird diesen Überrest als ein schönes Volk sehen. Diese 144.000 werden in Offenbarung 14 beschrieben. Ich möchte das lesen, denn man sieht, was für ein Glaubensleben sie führen.
Sie werden durch schwierige Zeiten hindurchgehen und dennoch dem Herrn treu bleiben.
Offenbarung 14 zeigt eine Vision, in der dieser Überrest aus Israel, die 144.000, zurückgekehrt aus dem Ausland, auf dem Tempelberg in Jerusalem zu sehen sind. Der Herr Jesus ist zurück, das Lamm Gottes.
Dort heißt es: „Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion, der Herr Jesus auf dem Tempelberg, und mit ihm 144.000, die seinen Namen – das ist der Name Jesus – und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen.“
In Vers 3 heißt es: „Und sie singen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten, und niemand konnte das Lied lernen als nur die 144.000, die von der Erde erkauft waren.“
Denn diese sind es, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind Jungfrauen. Das griechische Wort „patinos“ bedeutet Unberührte, unabhängig vom Geschlecht. Besser müsste man übersetzen: „Diese sind es, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind Unberührte.“
Diese folgen dem Lamm, wohin es auch geht. Sie sind aus den Menschen erkauft als Erstlinge für Gott und das Lamm. In ihrem Mund wurde kein Falsch gefunden, denn sie sind tadellos.
Wenn das mal auf einem Grabstein stehen könnte: „Diese sind es, die dem Lamm folgen, wohin es auch geht.“ Das ist gewaltig. Jesus sagte zu Petrus, dass er geführt werden wird, wohin er nicht will, aber er folgte ihm (Johannes 21). Petrus wurde später gekreuzigt, doch er ging dorthin, wohin der Herr ihn führte.
Diese sind es, die dem Lamm folgen, wohin es auch geht.
Weiter heißt es, dass sie Erstlinge für Gott sind. Erstlingsfrüchte waren in Israel immer die Früchte, die man auf seinem Grundstück mit einer Schnur umband und als Erstlingsfrüchte kennzeichnete. Diese Früchte durfte man nicht selbst essen, sondern musste sie zuerst nach Jerusalem bringen. Erst wenn diese Erstlingsernte eingebracht war, durfte man die weiteren Früchte ernten.
Erstlingsfrucht bedeutet also, dass noch mehr folgen werden. Es werden sich nicht nur 144.000 bekehren, sondern es kommt noch viel mehr hinzu. Schließlich wird sich ein Drittel aller Juden im Land bekehren.
Nach der Pause werden wir darauf ausführlich eingehen.
Wir sind stehen geblieben in Kapitel 9, am Schluss. Wir haben den Überrest in seiner Schönheit gesehen, von dem Offenbarung 14 sagt, dass sie dem Lamm folgen, wohin es auch geht.
„Denn wie groß ist seine Vortrefflichkeit, und wie groß seine Schönheit!“
Die weiteren Zeilen sprechen über die Nachkommenschaft dieses Überrestes, der im Land aufwachsen wird, das Korn lässt Jünglinge und der Most Jungfrauen hervorsprossen.
Kapitel 10 folgt.
Kapitel 10: Bitte um Regen und Gericht über falsche Führer
Er bittet um den ewigen Regen zur Zeit des Spätregens. Der Ewige lässt Blitzstrahlen und Regengüsse kommen und wird jedem Kraut auf dem Feld Wasser geben.
Wir müssen daran denken, dass in der Offenbarung von den dreieinhalb Jahren der Drangsal gesprochen wird. Dort ist die Rede von zwei Propheten in Jerusalem, die während der Drangsal in Jerusalem weissagen werden. Diese beiden Propheten gehören zum Überrest, der in Jerusalem zurückbleiben wird, während der andere Überrest aufs Land flieht, ins Ausland nach Moab.
Von diesen zwei Propheten, den zwei Zeugen, heißt es in Offenbarung 11, dass sie während der ganzen Zeit ihrer Weissagung den Himmel verschließen werden, sodass kein Regen fällt (Offenbarung 11,3 und 6). Das bedeutet, dass während der gesamten Drangsalzeit Hungersnot in Israel herrschen wird, weil kein Regen mehr fällt. Nach der Drangsal wird der Regen wiederkommen, wie wir das vor einiger Zeit beim Durchnehmen des Buches Joel in Kapitel 2 schön beschrieben gefunden haben. Hier wird darauf Bezug genommen: Er bittet um den ewigen Regen zur Zeit des Spätregens.
Was ist der Spätregen? Ich habe das in der Fußnote erklärt. Die Regenzeit in Israel umfasst das Winterhalbjahr von Oktober bis April. Der Anfang dieser Periode heißt die Zeit des Frühregens, das Ende die Zeit des Spätregens. Also im Frühjahr soll dann der Regen wiederkommen, am Ende der Drangsalzeit.
Vers 2: „Denn die Hausgötzen redeten Trug, und die Wahrsager schauten Lüge, und Träume der Lehre redeten sie; sie trösteten mit Hauch.“ Hier wird wieder auf all die Falschprophetie und den Aberglauben in der Vergangenheit verwiesen. Darum sind sie weggezogen wie Kleinvieh, sie werden unterdrückt, denn kein Hirte ist da. Gegen die Hirten ist mein Zorn entbrannt, und die Böcke werde ich heimsuchen. Denn der Ewige, der Hirscharen, wird sich annehmen seiner Herde, des Hauses Juda.
Gott ist also erzürnt über all die falschen, schlechten Volksführer, die das Volk in der Vergangenheit in die Irre geführt haben. Denken wir an die Führer zur Zeit des Herrn, wie sie die Masse völlig in die falsche Richtung getrieben haben, um den Messias abzulehnen. Aber nicht nur dort. Hier wird gesagt, dass Gott all diese Volksführer zur Verantwortung ziehen wird und sich seines Volkes annehmen wird. Denn der Ewige, der Hirscharen, wird sich seiner Herde, des Hauses Juda, annehmen.
Sie werden wie ein Prachtross im Krieg sein. So wird der Überrest kämpfen, wie wir schon gesehen haben, am Ende der Drangsalzeit. Gott macht ihn zu einem Prachtross. Merken wir den Gegensatz hier: das Prachtross zu dem Esel in Sacharja 9,9. Der Esel war nicht das typische Tier für den Kampf, das Prachtross aber schon.
Jesus kam beim ersten Mal auf einem Esel, weil er Israel das Reich anbieten wollte. Er kam nicht als Richter der Welt, aber so wurde er verworfen. Wenn er wiederkommt, wird er auf einem weißen Pferd kommen, offenbar um 19,11. Als Richter der Welt. Das ist der Kontrast: das erste Mal auf dem Esel, das zweite Mal auf dem Prachtross. Und auch sein Volk wird wie ein Prachtross im Krieg sein – die Juden, das Haus Juda.
Vers 4: „Von ihm, das ist aus dem Haus Juda, kommt der Eckstein, von ihm der Pflock, von ihm der Kriegsbogen; von ihm werden zusammen hervorkommen alle Bedränger, und sie werden sein wie Helden, die im Krieg den Straßendreck zertreten.“
Aus dem Stamm Juda soll der Eckstein kommen. Wer ist das? Das ist der Herr Jesus. In Epheser 2,20 wird er ausdrücklich als der Eckstein genannt, ebenso in Jesaja 28,16. Wer auf ihn vertraut, wird nicht ängstlich eilen.
Ein zweiter Name für den Messias ist der Pflock. Das ist ein schönes Bild: Der Pflock, den man in die Erde schlägt, gibt Festigkeit und Fixierung. Der Herr Jesus ist gewissermaßen dieser Pflock, der absolute Sicherheit und Stabilität gibt – so wie der Eckstein der Stein ist, auf den man zuerst baut und der allen weiteren Mauern die Richtung vorgibt.
So richtet sich alles nach dem Herrn Jesus, und er ist der Pflock, der wirklich Festigkeit gibt. Wenn wir heute sehen, wie Gläubige immer mehr verunsichert sind und alles relativ wird, merken wir, dass früher diese Relativität eher von der Welt kam, von den Nichtchristen. Heute sehen wir das aber auch unter Bibelgläubigen: Der eine sieht es so, der andere so, und man weiß oft nicht, was richtig ist.
Diese Verunsicherung kann überwunden werden, wenn wir eine enge Beziehung zu dem Herrn Jesus pflegen. Er ist der Pflock, der Sicherheit und Stabilität gibt.
Von ihm ist auch der Kriegsbogen. Wir haben vorhin in den vorigen Versen gesehen, wie das Volk Israel mit einem Kriegsbogen verglichen wird – also der Überrest, der kämpfen wird. Von ihm werden zusammen alle Bedränger hervorkommen. Diese Bedränger sind die Gläubigen aus den Juden, die jetzt ihre Feinde bedrängen werden, wie die Drangsal sagt, am Ende.
Sie werden sein wie Helden, die im Krieg den Straßendreck zertreten, und sie werden siegen, denn der Ewige wird mit ihnen sein, wenn der Herr Jesus zurückkehrt.
So werden die Reiter der Pferde zu Schanden, und ich werde das Haus Juda stärken, und das Haus Joseph werde ich stärken. Das Haus Juda umfasst Juda und Benjamin, und das Haus Joseph ist der Name für die zehn Stämme. Joseph hatte zwei Söhne, Ephraim und Manasse, und Ephraim hat die Führung unter den zehn Stämmen übernommen. Der erste König über die zehn Stämme war Jerobeam der Erste, der aus dem Stamm Ephraim stammte. Darum werden die zehn Stämme oft Ephraim oder auch das Haus Joseph genannt.
Das Haus Joseph werde ich stärken, und ich werde sie wohnen lassen, denn ich habe mich über sie erbarmt, und sie werden sein, als ob ich sie nie verworfen hätte. Auch hier wird wieder klar: Gott hat sein Volk auf die Seite gestellt (Römer 9 bis 11), aber nicht für immer. Es kommt die Zeit, in der sie so sein werden, als hätte Gott sie nie auf die Seite gestellt.
Denn ich bin der Ewige, ihr Gott, und ich werde ihnen antworten. Wie ein Held wird Ephraim sein, und ihr Herz wird sich freuen wie vom Wein. Ihre Söhne werden es sehen und sich freuen, ja, ihr Herz wird frohlocken im Ewigen.
Ich will sie durch Zischen herbeirufen und sammeln, denn ich erlöse sie, und sie werden sich mehren, so wie sie sich vermehrt hatten. Ja, ich werde sie ausstreuen unter den Völkern, aber in der Ferne werden sie meiner gedenken.
Jetzt kommt Seite neun: Sie werden leben mit ihren Kindern und zurückkehren. Auch hier wird wieder gezeigt, dass Gott in der Endzeit sein Volk aus aller Welt sammeln wird. Das, was wir heute erfüllt sehen: Seit 1882 bis etwa 2008 sind ungefähr drei Millionen Juden aus allen fünf Kontinenten und über hundert verschiedenen Ländern zurückgekehrt. Gott zischt sie herbei und sammelt sie.
Er hat sie unter den Völkern ausgestreut, aber sie kehren zurück. Und nun eine schöne Verszeile: „Und sie werden leben mit ihren Kindern und zurückkehren.“ In Fußnote 43 habe ich erklärt, dass das bedeutet, dass sie unter den Nationen über Generationen hinweg erhalten bleiben – obwohl dieses Volk durch all die Jahrhunderte hindurch gehasst und verfolgt wurde.
Man kann heute von etwa dreizehn Millionen Toten seit dem Jahr 70 bis heute sprechen. Aber sie konnten nicht ausgelöscht werden. So hat auch der Herr Jesus in Matthäus 24 gesagt: „Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist.“ Damit ist die Generation von 1948 gemeint.
Das griechische Wort für „Geschlecht“ kann auch „Volk“ oder „Volksstamm“ bedeuten. Dieser Vers bedeutet, dass sie als jüdisches Volk erhalten bleiben, trotz aller Verfolgung bis ans Ende. Sie werden leben mit ihren Kindern und zurückkehren, durch all die Jahrhunderte hindurch, bis die Generationen ab 1882 begonnen haben zurückzukehren.
Vers 10: „Und ich werde sie zurückbringen aus dem Land Ägypten und aus Assyrien werde ich sie sammeln.“
Aus dem Land Ägypten? Ja, im Jahr 1948 gab es noch eine jüdische Gemeinschaft in Ägypten von etwa 80.000 Juden. Diese waren seit Jahrhunderten, ja sogar Jahrtausenden dort. Als der Staat Israel 1948 gegründet wurde, führte das zu grauenhafter Judenverfolgung in Ägypten und zu Demütigungen. Das führte dazu, dass später praktisch alle 80.000 Juden Ägypten verließen.
Ein riesiger Exodus aus Ägypten unserer Zeit, den man kaum wahrgenommen hat. Die Bibel sagt ausdrücklich, sie kommen aus dem Land Ägypten. Zehntausende von ihnen sind nach Israel eingewandert.
Dann heißt es: „Und aus Assyrien werde ich sie sammeln.“ Assyrien, das Kerngebiet war der heutige Nordirak. Im Irak gab es bis ins 20. Jahrhundert eine jüdische Gemeinschaft, seit der babylonischen Gefangenschaft vor etwa 2.500 Jahren. Die Nachkommen lebten noch bis ins 20. Jahrhundert dort.
Ab 1941 gab es eine starke Verbindung zwischen Irak und Hitler-Deutschland. Das führte zu Massenabschlachtungen der Juden in Bagdad. Von da an begannen die Juden zu fliehen und auszuwandern. Heute gibt es nur noch etwas mehr als zwanzig Juden im Irak, alles alte Leute.
Übrigens gibt es in Ägypten noch ungefähr hundert Juden. Von den 80.000 sind also fast alle gegangen. Auch aus dem Irak sind sie ausgewandert, aus Orten im Nord- und Südirak, und Abertausende sind nach Israel eingewandert. Genau so, wie es hier steht: „Aus dem Land Ägypten und aus Assyrien werde ich sie sammeln.“
„Und in das Land des Gilead und des Libanon werde ich sie bringen, aber es wird nicht als ausreichend befunden werden.“
Die Grenzen des Landes Israel im Tausendjährigen Reich werden in Hesekiel 47,13 und folgende beschrieben. Dort sieht man, dass das Land Israel im Norden größer sein wird als heute. Es wird große Gebiete des Libanon und Syriens und sogar des heutigen Jordaniens umfassen.
Das wäre mal ein Thema für eine internationale Konferenz: die künftigen Grenzen Israels. Gott hat das so versprochen!
Hier haben wir also: „Und in das Land des Gilead“, das ist im heutigen Jordanien, „und des Libanon werde ich sie bringen, aber es wird nicht als ausreichend befunden werden.“
Weil das Volk Israel sich dann im Tausendjährigen Reich stark mehren wird, wird das Land noch größer werden. Schließlich wird die Verheißung an Abraham in 1. Mose 15 in Erfüllung gehen.
Vom Strom Ägyptens – nicht zu verwechseln mit anderen Stellen, wo vom Bach Ägyptens als Südgrenze die Rede ist. Das ist El Arisch, ein Wadi in der Nähe, wo die Grenze heute zu Ägypten verläuft. Wenn aber der Strom Ägyptens genannt wird, ist das der Nil bis zum Euphrat, also in diesem ganzen Gebiet.
Das heißt, auch die Sinaiwüste wird dann besiedelt werden. Und es wird in Erfüllung gehen, was in Jesaja steht: Die Wüste wird aufblühen, sogar der Sinai wird aufblühen, sodass Israel Platz bekommt.
Gilead und Libanon sind zwar eine Vergrößerung im Norden und Westen, aber es wird nicht als ausreichend befunden werden.
Er wird hindurchgehen durch das Meer der Drangsal, er wird im Meer die Wellen schlagen und alle Tiefen des Nils trockenlegen – sein Gericht über Ägypten.
In Jesaja 19,1 steht: „Der Herr kommt auf einer Wolke nach Ägypten als Richter.“
Wir sehen, die Wiederkunft Jesu geschieht in verschiedenen Phasen. Wir werden gleich noch sehen, dass in Sacharja 14 der Herr auf dem Ölberg bei Jerusalem kommt. Aber wer weiß nicht, dass der Herr in Harmagedon kommen wird? Offenbarung 16.
Harmagedon ist eine Ebene im Hinterland von Haifa im Norden. Dann haben wir Jesaja 19: Der Herr kommt nach Ägypten. Und in Habakuk 3,3 heißt es: „Gott kommt von Teman her und der Heilige vom Gebirge Paran“, das ist Südjordanien.
Der Herr wird also in verschiedenen Phasen erscheinen, und wenn der Überrest aus Jordanien kommt, wird der Herr über ihnen erscheinen.
Man muss das ganz dynamisch sehen, die Wiederkunft Christi. Es ist nicht einfach Harmagedon und fertig, aber davon mehr später.
Es kommt auch ein Gericht über Ägypten. Die Wiederkunft Jesu wird auch in Ägypten stattfinden und alle Tiefen des Nils trockenlegen.
Der Hochmut Assyriens, des Nordiraks, wird hinabgestürzt, und der Stock Ägyptens wird weichen.
„Ich werde sie stärken im Ewigen, und in seinem Namen werden sie wandeln“, Spruch des Ewigen.
Der Stock Ägyptens hat versucht, Israel dreimal auszurotten – 1948 in all den Vernichtungskriegen der Araber. Aber dieser Stock Ägyptens wird weichen.
„Ich werde sie stärken im Ewigen, und in seinem Namen werden sie wandeln“, Spruch des Ewigen.
Kapitel 11: Der gute Hirte und die Ablehnung Israels
Jetzt folgt Kapitel 11, eine ganz interessante Prophetie über den Herrn Jesus als den guten Hirten.
„Öffne, lieber Non, deine Tore, und so soll Feuer fressen deine Zedern. Heult, ihr Zypressen, denn gefallen ist die Zeder, denn die Herrlichen sind verwüstet.“ Gemeint sind die herrlichen Bäume. „Heult, ihr Eichen Basans, denn gefallen ist der unzugängliche Wald, das ist der Dickichtwald früher im Altertum im Jordantal unten.“ Basan sind die Golanhöhen und das Gebiet weit darüber hinaus. „Denn gefallen ist der unzugängliche Wald, Stimme des Wegeschreis der Hirten, denn verwüstet ist ihre Herrlichkeit.“
Hier haben wir eine Prophetie auf das Jahr 70, als die Römer das ganze Land Israel eroberten, im Krieg von 66 bis 73. Die Römer hatten eine so große Wut auf die Juden, dass sie nicht nur die Städte zerstörten, sondern auch das Land und die Ökologie, wo sie es konnten. Und zwar nicht nur im Krieg von 66 bis 73, der dann mit dem Fall von Masada endete.
Die Juden rafften sich wieder auf, und im Jahr 132 gab es unter Kaiser Hadrian nochmals einen Aufstand der Juden, weil ein falscher Messias sie dazu verführt hatte, Bar Kochba. Dieser Aufstand wurde von Rom bis ins Jahr 135 so brutal niedergeschlagen, dass die Römer auch die Ökologie und die Umwelt verwüsteten.
Darauf nimmt die Prophetie Bezug: diese Zedern, die Zypressen, die Eichen Basans sind gefallen. Die „Stimme des Wegeschreis der Hirten“ – die Hirten sind die Führer des Volkes, die in diesen beiden Kriegen völlig verzweifelt waren.
Jetzt kommt Vers 4: „So sprach der Ewige zu mir: Weide die Schafherde des Schlachtens, deren Käufer sie schlachten werden und nicht dafür büßen werden, und deren Verkäufer sprechen: ‚Gepriesen sei der Ewige, dass ich reich werde!‘ und deren Hirten sie nicht schonen.“
Zacharja bekommt einen Auftrag: Er soll eine Schafherde, die letztlich zum Schlachten bestimmt ist, weiden. Das ist wieder eine symbolische Handlung, wie oft Propheten symbolische Handlungen ausführen mussten, zum Beispiel Hesekiel. Also: Weide die Schafherde des Schlachtens.
In Vers 6 wird erklärt: „Denn ich will die Bewohner des Landes nicht weiterhin schonen“, Spruch des Ewigen, „und siehe, ich gebe den Menschen preis, einen jeden in die Hand seines Nächsten und in die Hand seines Königs. Sie werden das Land verwüsten, aber ich werde nicht retten aus ihrer Hand.“
Wer symbolisiert diese Schafherde? Das ist das Volk Israel, die Bewohner des Landes. Zacharja soll diese Schafherde hüten wie ein guter Hirte. Aber diese Schafherde wurde gekauft, deren Käufer sie schlachten werden und nicht dafür büßen werden, und deren Verkäufer sprechen: „Gepriesen sei der Ewige, dass ich reich werde!“
Wer hat das jüdische Volk so unter den Nagel gerissen? Das waren die Römer, die unter Pompeius im Jahr 63 v. Chr. einmarschierten, übrigens am Jom Kippur. Ein schreckliches Massaker hatten sie unter der Bevölkerung angerichtet, und so kam das jüdische Volk unter die römische Besatzung.
Die Käufer sind die Römer, die das Volk schließlich abschlachten, und das ist dann auch geschehen im Krieg von 66 bis 73, bei dem über eine Million Menschen umkamen, und im Aufstand von 132 bis 135, bei dem nochmals etwa eine Million starben. In beiden Kriegen etwa zwei Millionen Juden.
Es wird gesagt: „deren Käufer sie schlachten werden und nicht dafür büßen werden.“ Ist Rom danach untergegangen? Ja, als Babylon Jerusalem zerstört hat im Jahr 586 v. Chr., war Babylon 539 v. Chr. bereits von den Persern erobert. Die Assyrer, die die zehn Stämme zusammengeschlagen hatten, waren hundert Jahre später ebenfalls verschwunden, erobert durch die Babylonier. Das ging recht schnell.
Ein großes Reich vergreift sich an den Juden – und schwupp, weg sind sie. Wie war das bei den Nazis? 1933 kam Hitler an die Macht und wollte ein tausendjähriges Reich errichten. Nach zwölf Jahren waren die Nazis weg – mit sechs Millionen Toten, Verletzten und Vermissten unter den Bewohnern des Nazireiches. Das ging jeweils ganz schnell.
Aber im Jahr 135 geschah nichts mit den Römern. Das römische Reich bestand noch Jahrhunderte, bis Westrom unter dem Angriff der Barbaren im Jahr 476 fiel. Darauf bezieht sich die Aussage: „deren Käufer sie schlachten werden und nicht dafür büßen werden.“
Und die Verkäufer? Ja, es gab Juden, die mit der Besatzungsmacht der Römer zusammenarbeiteten und sahen, dass das Einnahmequellen brachte. So kooperierten zum Beispiel die Sadduzäer sehr stark mit den Römern und wurden steinreich. Das waren die Reichen in Jerusalem, vor allem die Priester, die führenden Persönlichkeiten.
Dann gab es die Partei der Herodianer, die auch die römische Herrschaft stützten. Und es gab die Zöllner, die sahen: „Es ist zwar ein Verrat am eigenen Volk, aber wir arbeiten mit der Besatzungsmacht zusammen. Das bringt Finanzen. Wir liefern zwar ab, was wir müssen, aber wir können unsere Brüder finanziell ausnehmen, wie wir wollen.“ Ein Zachäus wurde steinreich. Das waren böse Menschen, und darum wurden sie auch als böse verworfen.
Aber der Herr Jesus ist auch für solche Menschen gekommen und hat sie gerettet, wie Matthäus oder Zachäus. Das ist ganz wunderbar. Doch die Frommen, die sagen: „Gepriesen sei der Ewige, dass ich reich werde“, haben ihr eigenes Volk verkauft. Und deren Hirten schonen sie nicht – das sind die falschen Volksführer, die dem Volk schaden, statt ihm zu helfen.
Nochmals Vers 6: „Denn ich werde die Bewohner des Landes nicht weiterhin schonen“, Spruch des Ewigen, „und siehe, ich gebe den Menschen preis, einen jeden in die Hand seines Nächsten und in die Hand seines Königs. Sie werden das Land verwüsten, aber ich werde nicht retten aus ihrer Hand.“
So weidete ich die Schafherde des Schlachtens, somit auch die Demütigen der Schafherde. Zacharja, ein Bild des guten Hirten, weidet jetzt diese Schafherde, die unter den Käufern, Verkäufern und schlechten Hirten leidet. Aber dadurch, dass Zacharja als guter Hirte die ganze Herde weidet, versorgt er natürlich auch die Demütigen unter der Schafherde.
Ich habe da eine Fußnote gemacht: Das hebräische Wort bedeutet demütig, gottesfürchtig, elend. Dieser Ausdruck bezieht sich besonders auf Menschen, die durch Not gehen, sich aber in der Not an den Herrn halten und auf ihn vertrauen. Die Demütigen in der Herde sind ein Bild der wahrhaftig Gläubigen im Volk Israel.
Jesus ist als der gute Hirte gekommen (Johannes 10). Er sah, dass das ganze Volk eigentlich verschmachtet war wie eine Schafherde ohne Hirten, und er erbarmte sich innerlich über sie. So lesen wir es am Schluss in Matthäus 9,26: „Als er auf die Volksmenge sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.“
Wie, sie hatten doch schon Hirten! Aber so schlimme! Jesus ging umher und tat wohl diesem ganzen Volk. Viele erkannten in ihm den Messias und wurden gläubig. Es gab nicht nur die zwölf Jünger, sondern auch die siebzig Jünger und noch viel mehr. Viele im Volk Israel erkannten: „Das ist der Messias!“
So nahm er sich der ganzen Schafherde an, besonders derjenigen, die zum Glauben an ihren Messias gekommen waren, also auch der demütigen Schafherde. Als eine kanaanitische Frau in Matthäus 15 zu ihm kam und sagte: „Hilf mir, meine Tochter!“, antwortete er: „Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“ Das war sein erster Auftrag, diese Herde zu weiden, insbesondere die Gläubigen.
Und ich nahm mir zwei Stäbe: den einen nannte ich Freundlichkeit, den anderen Verbindung. So weidete ich die Schafherde. „Und ich vertilgte die drei Hirten in einem Monat, und meine Seele wurde ungeduldig über sie. Und ihre Seele empfand Widerwillen gegen mich. Da sprach ich: Ich will euch nicht mehr weiden. Das Sterbende mag sterben, und was vertilgt wird, mag vertilgt werden, und die Überbleibenden mögen das Fleisch ihres Nächsten fressen.“
Ich vertilgte die drei Hirten – das ist eine ganz interessante Stelle. Das Wort „vertilgen“ kann auch „absetzen“ bedeuten. In der neuen Version, die ich vom Text gemacht habe, habe ich hinzugefügt: „Ich vertilgte oder ich setzte ab die drei Hirten in einem Monat, und meine Seele wurde ungeduldig über sie.“
Jetzt kommt es zu einer Entscheidung. Zacharja ist der gute Hirte in diesem Beispiel, und es gibt diese schlechten Hirten. Diese schlechten Hirten haben genug vom guten Hirten, empfinden Widerwillen gegen ihn, und auch der gute Hirte wird ungeduldig und will nicht mehr.
Die Evangelien konzentrieren sich ganz speziell auf die letzte Zeit bis zur Kreuzigung hin. Ich habe mal die Verse in allen Evangelien ausgezählt und festgestellt, dass 30 Prozent der Evangelientexte sich nur mit den Tagen von Palmsonntag bis zur Auferstehung beschäftigen. Ein Drittel der Evangelien konzentriert sich also auf diese letzten Tage im Leben des Herrn Jesus.
In diesem letzten Monat kam auch die Konfrontation des Herrn mit den Führern und dem jüdischen Volk zum Höhepunkt. Wir finden Weherufe über die Schriftgelehrten und Pharisäer in Matthäus 23, wo der Herr sie als Führer verwirft.
Damals gab es drei Gruppen von Führern: die Schriftgelehrten, die Priester, die führenden Priester (dazu gehört auch der Hohepriester) und die höchsten Richter. Zum Beispiel war Nikodemus kein Priester, gehörte aber zum Hohen Rat und war somit ein höchster politischer Führer.
Diese drei Gruppen – die führenden Priester, die führenden Richter und die führenden Schriftgelehrten – verwirft der Herr in diesem letzten entscheidenden Monat. Er setzt sie ab: „Meine Seele wurde ungeduldig über sie, wehe euch, wehe euch!“
Ihre Seele empfand Widerwillen gegen ihn, und sie entscheiden sich, den guten Hirten zu töten. Vers 9: „Da sprach ich: Ich will euch nicht mehr weiden. Das Sterbende mag sterben, und was vertilgt wird, mag vertilgt werden, und die Überbleibenden mögen das Fleisch ihres Nächsten fressen.“
Was hat Jesus gesagt, als er am Palmsonntag auf dem Esel nach Jerusalem einzog? Er weinte und sprach in Lukas 19,41: „Als er sich näherte und die Stadt sah, weinte er über sie und sprach: ‚Wenn auch du erkannt hättest an diesem deinen Tag, was zu deinem Frieden dient! Jetzt aber ist es vor deinen Augen verborgen. Denn Tage werden über dich kommen, dass deine Feinde einen Wall um dich aufschütten, dich umzingeln und von allen Seiten einengen werden. Sie werden dich und deine Kinder in dir zu Boden werfen und nicht einen Stein auf dem anderen lassen, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast.‘“
Der Herr gibt auf, er will nicht mehr weiterführen, und übergibt dieses Volk der Katastrophe. Auch Matthäus 23 am Schluss sagt: „Und ihr habt nicht gewollt, siehe, euer Haus wird euch Wüste gelassen werden.“ Das entspricht dem hier: „Das Sterbende mag sterben, und was vertilgt wird, mag vertilgt werden.“
Die Überbleibenden mögen das Fleisch ihres Nächsten fressen – das heißt, es gibt grässliche Streitigkeiten im Volk. Genau das geschah besonders in den Jahrzehnten nach der Kreuzigung bis zum Jahr 70. Es gab so viel Hass und Streitigkeiten unter verschiedenen Volksgruppen im jüdischen Volk. Das schwächte die Widerstandskraft gegen die Römer entscheidend.
Josephus Flavius beschreibt diese innerjüdischen Streitigkeiten, was genau dem hier entspricht: „Fressen eines das Fleisch seines Nächsten.“
Man hat vielleicht bemerkt: In diesem Kapitel 11 sind nur die ersten drei Verse ein Gedicht, und ab Vers 4, wo die Gleichnishandlung des guten Hirten kommt, ist es Prosa. Das geht auch weiter.
Vers 10: „Dann nahm ich meinen Stab Freundlichkeit und zerbrach ihn, um den Bund zu brechen, den ich geschlossen hatte mit allen Völkern. Und er wurde an jenem Tag gebrochen. Und also erkannten die Demütigen der Schafherde, die auf mich achteten, dass dies das Wort des Ewigen war.“
Dieser Bund Freundlichkeit bedeutet den Zusammenhalt innerhalb des Volkes, der durch gegenseitige Freundlichkeit gestärkt wird. Aber der Herr sagt jetzt: „Ich übergebe euch sogar gegenseitigen Streit.“ Er zerbricht den Stab Freundlichkeit.
Ab der Kreuzigung wurde es immer schlimmer mit diesen innerjüdischen Streitigkeiten. Die Demütigen, also die wahren Gläubigen der Schafherde, realisieren, dass dies das Wort des Ewigen ist. Er hat vorausgesagt, dass es so kommen sollte.
Der Bund, der mit allen Völkern geschlossen ist, ist hier nicht das Wort, das oft für die Heidenvölker (Gojim) gebraucht wird, sondern das Wort „Amim“, das auch für die Stämme Israels verwendet wird. Zum Beispiel in der Apostelgeschichte wird dieser Ausdruck „die Völker Israels“ für die zwölf Stämme Israels gebraucht.
Der Herr sagt, dieser Bund mit allen Völkern, also der innerliche Zusammenhalt der zwölf Stämme, wird aufgebrochen.
Vers 12: „Und ich sprach zu ihnen: Wenn es gut ist in euren Augen, so gebt mir meinen Lohn, und wenn nicht, so lasst es bleiben.“ Da wogen sie meinen Lohn dreißig Silberstücke.
Der gute Hirte sagt: „Jetzt ist Schluss, ich will nicht mehr weitermachen. Dieser eine Monat hat es auf den Punkt gebracht. Die drei Hirten werden von ihm verworfen. Dann sagt er: Wenn ihr mir eine Bezahlung geben wollt für meinen Hirtendienst, dann könnt ihr das tun, sonst lasst es einfach.“
Hier werden dreißig Silberstücke abgewogen – genau der Preis, den Judas nach Matthäus 27 für den Verrat des guten Hirten erhielt.
Warum gerade dreißig Silberstücke? Sie hätten auch zwanzig Silberstücke geben können, so viel wie Joseph, als er an die Heiden verkauft wurde. Die Brüder Josephs verkauften ihn für zwanzig Schäkel oder Silberstücke.
Das haben sie aber nicht gemacht. Zwanzig Silberstücke wären eine Ehre gewesen, den Herrn Jesus mit Joseph zu vergleichen. Stattdessen gaben sie dreißig, was laut Fußnote in 2. Mose 21,32 der Haftpflichtbetrag für einen toten Sklaven war.
Das Gesetz Mose enthielt verschiedene Haftpflichtgesetze. Wenn zum Beispiel ein Stier eines Besitzers einen Sklaven tötete, musste der Besitzer des Stiers bezahlen, denn der Sklave konnte nicht lebendig gemacht werden.
Das ist vergleichbar mit einem Autounfall, bei dem jemand unabsichtlich jemanden tötet, aber zur Verantwortung gezogen wird. Damals musste man dreißig Silberstücke für einen toten Sklaven bezahlen.
Sie gaben bewusst diese dreißig Silberstücke – ein verächtlicher Betrag für einen toten Sklaven. Schon im Preis liegt eine Lästerung des guten Hirten.
Der gute Hirte hat nicht gesagt: „Gib mir dreißig Silberstücke!“ Das Geld wurde ihm angeboten und gewogen.
Vers 13: „Da sprach der Ewige zu mir: Wirf ihn dem Töpfer hin, diesen herrlichen Wert, mit dem ich von ihnen wertgeschätzt worden bin.“
Das ist Ironie. „Diesen herrlichen Wert“ betont noch einmal den verächtlichen Preis.
Gott sagt also: „Wirf ihn dem Töpfer hin.“ In Matthäus 27 sehen wir, dass Judas plötzlich von schlechtem Gewissen geplagt wurde – das ist nicht unbedingt echtes schlechtes Gewissen, aber ein Gewissensbiss, wie man es bei bösen Menschen manchmal sieht.
Judas brachte die Silberstücke zurück in den Tempel und warf sie in den Tempelhof. Die Priester sagten sofort: „Das darf man nicht! Dieses Geld darf nicht in den Opferkasten des Hauses Gottes, es ist Blutgeld und würde den Tempel entweihen.“
Sie beschlossen, das Geld zu verwenden, um einen Acker von einem Töpfer zu kaufen, damit die Armen, die kein Geld für ein Begräbnis hatten, dort begraben werden konnten.
Warum ein Acker eines Töpfers? Töpfer machen schöne Gefäße, aber manchmal missraten diese. Was macht man mit missratenen Gefäßen? Man muss sie entsorgen. Wo aber entsorgt man Scherben? Am besten auf einem billigen Stück Land, wo man sie einfach hinschmeißen kann.
Später ist es nicht angenehm, daraus einen Garten zu machen, weil man die Scherben zusammensuchen müsste.
So wurde ein solches billiges Ackerstück von einem Töpfer gekauft, und man sagte: „Da können wir die armen Toten begraben.“
Es heißt hier also: „Wirf ihn dem Töpfer hin, diesen herrlichen Wert, mit dem ich von ihm wertgeschätzt worden bin.“
Zacharja führte diese symbolische Handlung aus: Das Geld kam ins Haus Gottes, und dann durfte der Töpfer es für den Kauf des Ackers verwenden.
Genau so brachte Judas das Geld ins Haus Gottes, aber die Priester leiteten es um und kauften damit ein Ackerstück im heutigen Hinnom-Tal, einem Tal direkt außerhalb der Altstadt Jerusalems.
Dieses Tal war ab König Josia die Kehrichtverbrennungsanlage Jerusalems, wo man Abfall verbrannte. Dort gab es dieses billige Ackerstück eines Töpfers.
Wie schön, dass sich jedes Wort erfüllt! Der Text ist allerdings sehr schwierig. Wie soll man das einzelne verstehen? Wenn man es betrachtet, fügt sich alles wie ein Puzzle zusammen.
Vers 14: „Da zerbrach ich meinen zweiten Stab Verbindung, um die Bruderschaft zwischen Juda und Israel zu brechen.“
Wir haben gesehen: Freundlichkeit wurde gebrochen, das war das Erste. So kam es zu den schrecklichen innerjüdischen Streitigkeiten und Kämpfen bis zum Tod in den Jahren nach der Kreuzigung bis ins Jahr 70, bis zum Untergang Jerusalems.
Sogar im Kampf um Jerusalem stritten sie miteinander. Dann kam der zweite Stab „Verbindung“, um die Bruderschaft zwischen Juda und Israel zu brechen. Das bedeutet, das Volk sollte zerstreut werden und der Zusammenhalt verloren gehen.
Ab dem Jahr 70 begann die lange Zerstreuung der Juden in alle fünf Kontinente.
Jetzt bekommt Zacharja nochmals einen Auftrag: „Da sprach der Ewige zu mir: Nimm noch an dich die Ausrüstung eines törichten Hirten!“
Er soll also einen törichten Hirten spielen. Das Wort bedeutet nicht nur dumm im Sinne von unwissend, sondern auch böse. Es gibt Menschen, die dumm und böse zugleich sind – das ist schlimm.
Er soll also einen bösen Hirten spielen und die Ausrüstung eines törichten Hirten anlegen – alle zugehörigen Instrumente, die ein Schäfer hat.
Jetzt wird erklärt: „Denn siehe, ich lasse einen Hirten aufstehen im Land, der sich nicht um die Umkommenden kümmert, das Versprengte nicht sucht, das Verwundete nicht heilt, das Gesunde versorgt, und das Fleisch des Fetten isst, und ihre Klauen zerreißt.“
Sie haben den guten Hirten verworfen, jetzt gibt es nur noch die Alternative: den bösen, den törichten Hirten.
So sind über das Volk Israel in den weiteren Jahren, Jahrzehnten, Jahrhunderten und Jahrtausenden über fünfzig falsche Messias gekommen, die schreckliches Elend angerichtet haben. Allein Bar Kochba im Jahr 135 hat mehr als eine Million Tote verursacht.
Letztlich geht diese Prophetie auf den letzten törichten Hirten ein, der kommen wird: der Antichrist, der als Herrscher in Israel auftreten wird, aber das Volk ins Elend stürzen wird.
Jesus hat gesagt in Johannes 5 – übrigens, ich werde jetzt nicht durchhetzen bis Sacharja 14, das wollen wir uns aufsparen für nächstes Mal, dann gibt es den Block Kapitel 12 bis 14 – aber jetzt Johannes 5, Vers 43:
Der Herr Jesus sagt zu den Volksführern, den falschen Hirten: „Ich bin im Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmt mich nicht auf. Wenn aber ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr aufnehmen.“
Wer den Erlöser ablehnt, wird automatisch offen für Verführung. Dieses Grundprinzip sehen wir immer wieder. Es ist unglaublich, was Menschen alles akzeptieren und glauben können, wenn sie das Evangelium ablehnen.
Napoleon soll gesagt haben: „Es ist unglaublich, was die Menschen glauben, es darf nur nicht in der Bibel stehen.“
Menschen werden verspottet und verhöhnt, weil sie an Jesus Christus glauben. Aber dieselben Menschen können zum Beispiel einen Stein um den Hals tragen und glauben tatsächlich, dass dieser tote Stein ihnen hilft. So verdreht ist das.
Wer den Erlöser ablehnt, der im Namen des Vaters gekommen ist, wird den Falschen aufnehmen. „Den werdet ihr aufnehmen, der in seinem eigenen Namen kommt“ – das ist der Antichrist.
Jetzt folgt ein Gedicht, ab Vers 17, ein Gedicht über den Antichristen:
„Wehe dem nichtigen Hirten, der die Schafherde verlässt! Das Schwert über seinen Arm und über sein rechtes Auge! Sein Arm soll vollständig verdorren und sein rechtes Auge gänzlich erlöschen!“
Der Antichrist wird zu Beginn der Stunde der Versuchung auftreten, nach der Entrückung. Er wird die Masse in Israel verführen, die sagen wird: „Das ist der Messias, endlich ist er da! Ein starker Mann, der uns jetzt in einer Zeit, in der wir so viele Schwache hatten, wirklich hilft im Nahostkonflikt.“
Er wird sogar mit dem römischen Reich im Westen verbunden sein und mit ihm zusammenarbeiten.
Schließlich wird der Antichrist auf dem Tempelplatz ein sprechendes Götzenbild aufstellen. Dann wird die große Drangsal beginnen.
Das ist der Moment, wo nach Daniel 11,40 der König des Nordens Israel vollkommen überrennen wird.
Joel 2 beschreibt diesen Kommenden aus dem Norden als eine riesige Armee, so groß wie nie zuvor in der Geschichte Israels. Das ganze Land ist vor ihm wie der Garten Eden, hinter ihm alles verbrannt.
Der König des Nordens ist in der erfüllten Prophetie der Bibel (Daniel 11,1-35) auserfüllt. Das war immer Syrien, der König des Südens war Ägypten.
Nicht nur das heutige Syrien, sondern Großsyrien, das damals das ganze Gebiet von Libanon, Syrien bis nach Pakistan umfasste – interessant ist, dass es heute die islamische Welt ist.
So wird der König des Nordens, also Syrien mit all seinen Verbündeten, den tödlichen Schlag gegen Israel ausführen, sobald die Masse das Gräuelbild des Antichristen angenommen hat.
Dann wird Gott seine schützende Hand wegnehmen. Der Überrest flieht nach Moab, nach Jordanien, und der Antichrist haut ab zu seinem Freund nach Europa. Das ist das erste Tier aus dem Meer.
Wehe dem Hirten, der die Schafherde verlässt und sich absetzt – so wie es schon andere gemacht haben, wenn es brenzlig wurde. Ihm liegt überhaupt nicht an seinem Volk.
„Das Schwert über seinen Arm“ – so verliert er seine Macht, wo er war, aber dann wird er mit seinem Freund zurückkommen.
Der Westen wird dann aufmarschieren in Harmagedon nach Offenbarung 16. Das ist eine riesige Ebene im Hinterland von Harmagedon. Dort gibt es nicht viele Häuser, weil es die Kornkammer Israels ist.
In dieser Zeit wird es nicht mehr regnen, aber das Gebiet eignet sich gut für den Aufmarsch vieler Armeen.
Der große Kriegshafen Israels befindet sich in Haifa. Man kann also gut aufmarschieren, wenn man mit Kriegsschiffen von Europa nach Haifa kommt und dann ins Hinterland zieht.
In Harmagedon gibt es einen der größten Militärflughäfen mit Abflugpisten in alle Himmelsrichtungen, ideal für die Luftwaffe, um dort aufzurücken.
Der Antichrist kommt zurück, aber dann wird der Herr Jesus erscheinen.
In Offenbarung 19 lesen wir, dass sein Freund und er – der falsche Prophet – lebendig ergriffen und in den Feuersee geworfen werden.
„Das Schwert über seinen Arm“, wenn er flieht am Anfang der Drangsalzeit, und „über sein rechtes Auge“ – dann kommt er lebendig in den Feuersee.
Das ist ein totales Ende: „Sein Arm soll vollständig verdorren und sein rechtes Auge gänzlich erlöschen.“
Dann ist der erste Teil vorbei: der verworfene Messias. Hätten sie damals, als er nach Jerusalem kam, erkannt, dass ihr König kommt, hätte es dieses Elend nicht gegeben.
Jetzt kommen Kapitel 12 bis 14, und das wollen wir wirklich beim nächsten Mal auskosten.
Dort werden wir sehen, wie sein zweites Kommen aussehen wird und wie der Überrest ihn empfangen wird, wenn er kommt und sie aus der großen Drangsal befreit.
Zum Schluss noch ein Blick auf Kapitel 13, Vers 8, wo gezeigt wird, was geschieht, wenn Israel überrannt wird:
„Es wird geschehen im ganzen Land“, spricht der Herr, „dass zwei Drittel davon ausgerottet werden und verscheiden. Aber der dritte Teil wird übrig bleiben.
Ich werde den dritten Teil ins Feuer bringen, ich werde sie läutern wie Silber, prüfen wie Gold. Sie werden meinen Namen anrufen, und ich werde ihnen antworten. Ich werde sagen: ‚Es ist mein Volk‘, und sie werden sagen: ‚Der Herr ist mein Gott.‘“
Das bezieht sich nicht auf die Nazizeit, denn hier steht: „So wird es geschehen im Land, nicht im Ausland.“
Syrien mit allen Verbündeten wird das Land verwüsten, zwei Drittel der Bevölkerung werden umkommen. Aber ein Drittel wird umkehren und gerettet werden. Gott wird diesen Drittel anerkennen als „mein Volk“ (Ami), nicht mehr „Lo Ami“ (nicht mein Volk).
Die 144.000 waren die Erstlingsfrucht, und die ganze Ernte umfasst ein Drittel des Volkes.
So wird, wie Römer 11,25 sagt, ganz Israel gerettet werden. Es ist nur ein Überrest, aber dieser Überrest lebt dann noch und bildet das ganze Volk.
In Römer 9 steht: „Wenn Israel wäre wie der Sand am Meer, wird nur ein Überrest errettet werden.“ Und in Römer 11 steht: „Ganz Israel wird gerettet werden.“
Wie geht das? Der Überrest wird überleben und dann ganz Israel ausmachen.
Man kann natürlich nicht sagen, dass wir keine Judenmission mehr betreiben müssen. Gott kommt mit seinem Volk zum Ziel und wird einmal ganz Israel retten.
Was ist mit den zwei Dritteln im Land? Wir haben noch nicht über die Juden gesprochen, die jetzt leben und vielleicht morgen sterben. Wir müssen ihnen die Botschaft bringen – den Juden zuerst, aber auch den Griechen.
Wir sehen mit Dankbarkeit, dass Gott ein Drittel des Volkes im Land schließlich retten wird.
Als der Staat Israel gegründet wurde, gab es etwa 650.000 Juden im Land. Dann dachte man an die 144.000, die zuerst zum Glauben kommen und evangelisieren werden. Heute ist die Bevölkerung mehr als fünf Millionen.
Diese 144.000 sind ein kleiner Teil, der zuerst zum Glauben kommt, und dann wird ein Drittel der Bevölkerung gläubig werden.
Vielleicht denkt man: Das ist ja traurig, zwei Drittel nicht. Aber wie ist es mit der Schweiz? Glauben wir, dass ein Drittel der Schweiz gerettet wird? Das wäre doch zum Jubeln!
Wir sehen jedoch mehr und mehr den großen Abfall, von dem der zweite Thessalonicherbrief spricht. Aber Gott wird unter seinem Volk eine Errettung und Erweckung bewirken, so dass dieser Überrest, dieser eine Drittel, Gottes Volk werden wird.
Zum Schluss wollen wir beten:
Herr Jesus Christus, wir danken Dir für Dein Wort und dafür, dass es so wunderbar ist. Vieles ist schwierig, was wir heute gelesen haben, und trotzdem dürfen wir erkennen, dass es wirklich Dein Wort ist.
Wir sehen, wie auch schwierige Dinge plötzlich aufgehen und wie Du alles in der Hand hast und geführt hast.
Heute haben wir besonders Dich gesehen, Deine Herrlichkeit, Dein erstes Kommen, Dein Wirken als guter Hirte.
Aber wir haben auch vieles gesehen von Deinem Wiederkommen in der Zukunft, auf das wir uns so freuen – auf die Entrückung und dann, wenn Du kommst, um auf dieser Erde anerkannt zu werden.
Du, der Verworfene, wirst kommen und das letzte Wort sprechen.
Es ist wunderbar, dass wir jetzt auf der Seite des Verworfenen stehen dürfen und wissen, dass wir einmal auf der Seite dessen stehen werden, der das letzte Wort hat.
Hilf uns, in der jetzigen Zeit treu zu sein im Blick auf Dein Kommen. Amen.