Guten Morgen, ich möchte alle ganz herzlich zu diesem Bibelstudentag mit dem Thema „Tiere und Pflanzen in der Bibel“ begrüßen.
Dieses Thema wird in zwei Teilen behandelt. Heute steht Teil eins auf dem Programm: Tiere im Buch der Sprüche. Beim nächsten Mal folgt Teil zwei, der sich mit Pflanzen im Hohelied beschäftigt.
Das Hohelied ist besonders reich an zahlreichen Pflanzen. Darunter befinden sich viele, die bei uns nicht so bekannt sind.
Einführung: Geistliche Lektionen aus der Natur
Wie gehen wir an dieses Thema heran? Pflanzen in der Bibel. Das Beispiel von Jesus Christus ist hier unser Vorbild.
In Lukas 12,7 sagt der Herr Jesus: Ihr seid vorzüglicher als viele Sperlinge. Er benutzt oft Tiere und Pflanzen als Beispiele für geistliche Lektionen. So betrachtet er in Lukas 12,24 die Raben, die nicht säen, und in Vers 27 danach die Lilien.
In Johannes 12, kurz vor seinem Leiden, sagt der Herr Jesus: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Daraus zieht er eine Lektion aus der Tatsache, dass man beim Säen ein Korn in die Erde gibt. Es sieht aus wie ein Sterben, aber dann kommt neues Leben hervor.
In Matthäus 10,16 sagt Jesus: Seid nun klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben. Anhand der Eigenschaften der Tiere machte der Herr Jesus geistliche Lektionen.
In diesem Sinn gehen wir an das Buch der Sprüche heran. Ganz besonders reich an Tierbeispielen ist Kapitel 30, das einen geschlossenen Teil des Sprüchebuches darstellt. Es wurde nicht von Salomo geschrieben, sondern von Agur ben Jaket.
Zahlensprüche als poetische Form und ihre Bedeutung
Drei sind es, die zu wunderbar für mich sind, und vier, die ich nicht verstehe:
Der Weg des Adlers am Himmel,
der Weg einer Schlange auf dem Felsen,
der Weg eines Schiffes mitten im Meer
und der Weg eines Mannes zu einer Jungfrau.
Hier ist es ähnlich wie bei Intelligenztests. Vier Beispiele werden genannt, und man soll herausfinden, was sie gemeinsam haben. In der Präsentation habe ich das bereits angedeutet, indem ich bestimmte Wörter besonders hervorgehoben habe.
In allen vier Beispielen geht es um einen Weg: den Weg des Adlers, den Weg der Schlange, den Weg des Schiffes und den Weg des Mannes.
Dieser Text ist ein sogenannter Zahlenspruch, eine Form der Poesie im Alten Testament. Hier steht die Zahl vier im Mittelpunkt. Alle vier Dinge sind wunderbar, doch das vierte ist besonders unverständlich und erstaunlich.
Zahlensprüche sind oft so aufgebaut, dass zunächst eine Zahl genannt wird, die knapp unter der vollen Anzahl liegt – hier drei. Deshalb heißt es: „Drei sind es, die zu wunderbar für mich sind“, um dann die Aufmerksamkeit auf das letzte, vierte Element zu lenken: „und vier, die ich nicht erkenne.“
Der Höhepunkt dieses Zahlenspruchs ist somit der Weg eines Mannes zu einer Jungfrau.
Der Weg des Adlers: Ein Bild für Erhabenheit und göttliche Führung
Zunächst geht es um den Weg des Adlers am Himmel. Im Bild sieht man einen Steinadler, erhaben und leicht in der Luft – ein phantastischer Flieger.
Das Verbreitungsgebiet des Steinadlers, lateinisch Aquila chrysaetos, ist auf der Karte dargestellt. Dort, wo die Gebiete dunkelgrün markiert sind, findet man den Steinadler das ganze Jahr über. Er kommt nicht nur in großen Teilen Europas vor, sondern auch im Nahen Osten, gerade in Israel und sogar auf der Sinai-Halbinsel. Die blauen Gebiete zeigen, wo der Steinadler im Winter anzutreffen ist, und die hellgrünen Gebiete markieren seine Sommerverbreitung.
Der Steinadler, der auch in der Bibel erwähnt wird, ist eine Adlerart aus den biblischen Ländern und zugleich die größte Adlerart überhaupt. Die Spannweite der Männchen beträgt bis zu 2,2 Meter, bei den Weibchen sogar bis zu 2,3 Meter. Das Gewicht der Männchen liegt zwischen 2,8 und 4,6 Kilogramm, bei den Weibchen zwischen 3,8 und 6,7 Kilogramm.
Erstaunlich ist, dass Steinadler Beutegewichte von bis zu 15 Kilogramm in die Luft ziehen können – also ein Mehrfaches ihres eigenen Gewichts. Die Flügel sind durch elf Handschwingen gekennzeichnet. Dabei handelt es sich um Federn, die an den Knochen des Flügels angebracht sind und unseren Händen und Fingern entsprechen. Diese Handschwingen können bis zu 60 Zentimeter lang werden. Hinzu kommen siebzehn Armschwingen, die bis zu 40 Zentimeter lang sind, sowie zwölf Steuerfedern am Schwanz, die bis zu 42 Zentimeter lang werden. Diese sind auch im Bild sehr schön zu erkennen.
Agubenjake staunt über den Weg des Adlers. Im Licht des Neuen Testaments ist der Adler ein Hinweis auf Jesus Christus. Gerade in Offenbarung 4, wo die vier Cherubimengel rund um Gottes Thron beschrieben werden und in ihrer Symbolik Eigenschaften Gottes ausdrücken, wird ausdrücklich gesagt, dass ein Cherub das Gesicht eines Adlers hat. So weist der Adler in bestimmten Eigenschaften auf das Wesen Gottes hin – insbesondere auf den Sohn Gottes.
Der Herr Jesus sagt in Johannes 16,28: „Ich bin von dem Vater ausgegangen und bin in die Welt gekommen, und wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.“ Das ist der Weg des ewigen Sohnes Gottes, der von Ewigkeit her beim Vater war, dann aus der Höhe zu uns in unsere Welt gekommen ist. Er ist aber auch wieder von hier weggegangen – auferstanden, in den Himmel gefahren und hat als Mensch den höchsten Platz im Himmel auf dem Thron Gottes eingenommen.
Wir staunen über den Weg des Adlers, dass ein so schweres Tier so erhaben fliegen kann. Noch erstaunlicher ist jedoch die geistliche Bedeutung: Der ewige Gott, der Sohn Gottes, konnte in diese Welt kommen, Mensch werden, unter uns weilen und dann wieder in den Himmel zurückkehren.
Die ganz jungen Adler machen ihre ersten Ausflüge nach 74 bis 80 Tagen. Doch der erste Flug aus der Höhe eines Adlerhorsts auf einem erhabenen Felsen kann auch der letzte sein. Es kommt darauf an, ob der Adler die Flügel im richtigen Winkel ansetzt. Sonst kann er wie ein Fallschirm fliegen – und das war dann das letzte Mal. Andere Adler schaffen den Flug gleich beim ersten Versuch.
Man kennt das Phänomen der Adlermütter, die abstürzende Junge auffangen und sie auf ihren Flügeln tragen. Diese Flügel können ebenfalls eine Spannweite von bis zu 2,3 Metern haben.
Gerade diese Besonderheit der Adler wird in 2. Mose 19,4 erwähnt. Dort spricht Gott zu dem jungen Volk Israel, das er aus Ägypten geführt hatte und zum Sinai brachte, um ihnen sein Wort zu übergeben: „Ihr habt gesehen, was ich an den Ägyptern getan habe, wie ich euch getragen auf Adlersflügeln und euch zu mir gebracht habe.“
Israel wäre als Volk Gottes gleich von Anfang an abgestürzt, wenn man nur die ersten Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Auszug aus Ägypten betrachtet. Doch Gott hat sie auf seinen Flügeln aufgefangen, sie bis zum Sinai gebracht und auch weiterhin so geführt.
Der Weg der Schlange: Geschicklichkeit und geistliche Bedeutung
Nun kommen wir zurück zu dem Zahnspruch von Argo Ben Jake, zweitens: der Weg der Schlange, der Weg einer Schlange auf dem Felsen.
Es ist so: Schlangen haben keine Beine, und trotzdem können sie sich auch auf dem harten Untergrund des Felsens fortbewegen. Obwohl es dort keine Möglichkeit gibt, sich abzustossen wie im Dschungel, gibt es grundsätzlich vier wichtige Fortbewegungstechniken bei den Schlangen.
Erstens das Schlängeln, zweitens das gerade Kriechen, drittens das Seitenwenden, das man hier in der Grafik dargestellt sieht, und schließlich die Ziehharmonika-Bewegung.
Schlängeln bedeutet, die Muskeln drücken sich auf beiden Seiten von kleinen Gegenständen wie Steinchen und Ästchen ab. Das ist die Fortbewegung im Wald, im Dschungel. Und das geht eben gleichzeitig auf beiden Seiten, darum können sie sich vorwärts bewegen, obwohl ja seitlich gedrückt wird mit den Muskeln.
Das gerade Kriechen besteht aus periodisch verlaufenden Wellen, also aufeinanderfolgenden Muskelkontraktionen. Diese Art brauchen Schlangen in engen Spalten, Felsenspalten oder Röhren.
Dann kommt das Seitenwinden, das man hier dargestellt findet. Das ist wichtig, zum Beispiel in der Wüste, und zwar speziell in der Sandwüste. Man sieht, es gibt ganz wenige Berührungsstellen mit dem Boden. Vorne richtet sich die Schlange auf und zieht dann das Ganze seitlich rüber. Es gibt nur zwei leichte Kontaktstellen mit dem Boden, und trotzdem kann sich die Schlange auf diese Art vorwärts bewegen.
Die Ziehharmonika-Bewegung ist das, was uns interessiert und was für Agur so ein wunderbarer Weg war. Dabei zieht die Schlange den hinteren Teil an sich in engen Schleifen und streckt sich vorne wieder weiter aus, um dann den Schwanz nachzuziehen. So bewegt sie sich auf dem Felsen fort. Wirklich ein erstaunlicher Weg. Dahinter lässt sie keine Spuren auf dem Felsen.
Eben, sie kann sich ja nicht so abdrücken wie im Dschungel mit Steinchen und Ästchen. Und so ist es auch in der geistlichen Bedeutung der Angelegenheit.
Christus wird in der Bibel mit dem Felsen verglichen (1. Korinther 10,4): „Der Fels aber war der Christus.“ Die Schlange ist ein Bild von Satan. Das liegt daran, dass Satan in der Versuchungsgeschichte in Eden zum ersten Mal ein Medium benutzt hatte, nämlich eine Schlange, ein Tier.
Satan präsentiert sich sehr selten direkt so, wie er ist. Meistens benutzt er irgendein Mittel, ein Medium. Und so benutzte er das Medium der Schlange, und so kam es zur Sünde in der Welt.
Nun, die Schlange auf dem Felsen – das ist das Erstaunliche. In Matthäus 4 sehen wir, wie der Herr Jesus, bevor er seinen öffentlichen Dienst begann, in die Wüste ging und von Satan versucht wurde – er, der Vollkommene.
Es werden uns vier letzte Versuchungen berichtet in den Evangelien Matthäus, Markus und auch Lukas. Es wird gezeigt, wie der Herr Jesus als Vorbild für uns überwunden hat, indem er die Bibel zitiert, das Schwert des Geistes, und so den Teufel in jeder Versuchung besiegt hat.
Warum diese Versuchungsgeschichte? Sie war wichtig, um uns Menschen deutlich zu machen, dass Jesus Christus absolut vollkommen ist. Die Schlange konnte keine Spuren hinterlassen in seinem Leben. Er blieb vollkommen. Darum war er der Einzige, der für uns stellvertretend am Kreuz sterben konnte.
Jesus sagt auch in Johannes 12 am Schluss, dass der Satan jetzt kommt und er sagt: „Er hat nichts in mir.“ Bei uns hat der Satan einen Bundesgenossen in uns, nämlich die in uns wohnende Sünde, die sündige Natur, die wir von Adam geerbt haben und die in Römer ab Vers 12 immer wieder genannt wird. Die Sünde in der Einzahl oder auch das Fleisch – das ist die sündige Natur, den bösen Drang in uns, den wir von Adam haben.
Vom Sündenfall an gibt es das in der Welt. Aber Jesus Christus hatte keine Sünde in sich. So hat Satan in ihm nichts gefunden und keine Spuren hinterlassen in der Versuchung.
Wenn wir schon bei dem Weg der Schlange sind: Ich habe betont, dass Schlangen keine Beine haben, aber sie hatten Beine. Denn wir sehen im Fluch Gottes über das Medium, über das erste Medium, die Schlange, das steht in 1. Mose 3,14-15:
„Weil du dieses getan hast, sollst du verflucht sein, mehr als alles Vieh und mehr als alles Getier des Feldes. Auf deinem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens.“
Dann wird angekündigt, dass einmal der Retter kommen wird, als Nachkomme von Eva, der der Schlange, das heißt Satan, den Kopf zertreten wird und seine Macht zerstört.
Hier wird gesagt, die Schlange solle als Folge der Sünde des Menschen unter einen Fluch kommen. Die ganze Schöpfung kam unter einen Fluch, aber die Schlange sollte mehr verflucht sein als alle anderen Tiere. Das zeigt sich durch den Verlust der Beine.
Bei Riesenschlangen sieht man die Ansätze zu Beinen immer noch im Skelett. Und zwar sind diese Ansätze genau dort beim Beckengürtel der Schlange. Die Schlange hat also auch ein Becken, nicht nur eine riesenlange Wirbelsäule mit Rippen.
Dort beim Becken gibt es in den Knochen die Ansätze zu Beinen. Dort sind übrigens auch die Geschlechtsorgane der Schlange platziert. Bei den Riesenschlangen sieht man noch kleine Sporen, das sind diese Ansätze von Beinen.
Damit können sie nicht gehen, aber sie haben immer noch eine Funktion. Und zwar bei der Begattung braucht die männliche Schlange, die männliche Riesenschlange, diese Ansätze. Sie haben also eine Funktion, aber nicht mehr zum Gehen.
Gott sagt also nicht nur, dass sie auf dem Bauch kriechen sollen und die Beine verlieren, sondern auch Staub fressen.
Was bedeutet das? Das hat mit der Orientierung der Schlange bei der Fortbewegung zu tun. Es geht hier um den Weg der Schlange.
Bei der Schlange gibt es sogenannte Labialgruben, die man hier bei der Python sehr schön sieht. Das sind Infrarotrezeptoren zur Wahrnehmung von Temperaturunterschieden bis zu 0,026 Grad Celsius. Das ist fantastisch.
Damit kann die Schlange im Dunkeln sehen. Schlangen sehen ja sehr schlecht. Es gibt Schlangen, die sehen nur Farben, und es gibt Schlangen, die sehen keine Farben, also haben sie nur eine eingeschränkte Sicht. Sie orientieren sich aber ganz speziell durch diese Infrarot-Rezeptoren, und das sogar nachts.
Hier sieht man ein Infrarot-Bild, das eine gewisse Wärme aufweist. Eine Maus oder eine Ratte wird von der Schlange so wahrgenommen, wie hier im Bild. Sie kann mit absoluter Treffsicherheit ein solches Tier auch in der Nacht beißen und verschlingen.
Dann kommt noch hinzu: Das hat speziell mit dem Ausdruck „Staub fressen“ zu tun.
Die Schlange besitzt das Jakobsche Organ. Die gespaltene Zunge kann gleichzeitig zwei verschiedene Duftstoffe aufnehmen. Die Schlange züngelt ständig und nimmt Moleküle, den Staub der Erde gewissermaßen, auf. Diese Moleküle führt sie dann in das Jakobsche Organ, das zwei kleine Vertiefungen im Gaumen sind.
Dort werden die Moleküle analysiert. Dadurch kann sich die Schlange ganz genau orientieren. Weil es zweifach ist, kann sie sich auch räumlich sehr gut orientieren.
Dieses „Staubfressen“ trägt also zu einem etwas erniedrigten Aussehen der Schlange bei: Sie ist immer am Züngeln. Dadurch kann die Schlange sich räumlich orientieren und ihren Weg gehen – durch den Dschungel, weichen Dschungelboden, durch den Sand und eben auch auf dem Felsen.
Ein erstaunlicher Weg.
Wir sehen, sogar der Fluch Gottes nach dem Sündenfall war ein kreativer Fluch, ein schöpferischer Fluch, in dem wir in allen Details die Größe, Weisheit und Intelligenz des ewigen Gottes sehen.
Darum kann man wirklich staunen über den Weg der Schlange.
Der Weg des Schiffes: Symbol für Gemeinde und göttlichen Schutz
Drittens der Weg des Schiffes, das der Vollständigkeit halber erwähnt wird, obwohl es kein Tier ist. Sprüche 30,18 sagt: „Der Weg eines Schiffes im Herzen des Meeres.“ Im Herzen des Meeres bedeutet auf offener See, mitten im Meer. Das ist wirklich erstaunlich. Wie kann ein so schwerer Gegenstand auf dem Meer erhaben schwimmen?
Hier im Bild ist ein phönizisches Schiff dargestellt, auf einem Sarkophag. Es ist eine echte Darstellung aus der Zeit der Phönizier, das sind die Kanaaniter im Libanon. Diese waren die großen Seefahrer in biblischen Zeiten. Als Jona seine Flucht nach Spanien unternahm, nach Tarsis, hatte er ein solches phönizisches Schiff genommen, das von Jaffa bei Tel Aviv durchs Mittelmeer startete, Richtung Spanien.
Wie ist das möglich? Heute verstehen wir das physikalisch. Es ist das archimedische Prinzip, das Archimedes um 212 v. Chr. entdeckt hat – also Jahrhunderte nach Agobignake. Dieses Prinzip besagt, dass der Auftrieb eine Gegenkraft zur Gewichtskraft ist und dadurch das Schwimmen ermöglicht wird. Es hat mit dem spezifischen Gewicht der Flüssigkeit und dem des schwimmenden Gegenstandes zu tun. Man kann es erklären, doch das nimmt dem Wunder nichts weg.
Auch in geistlicher Hinsicht hat das etwas zu bedeuten, denn das Schiff ist im Neuen Testament wiederholt ein Bild der Gemeinde. In den Evangelien finden sich zwei Schifffahrtsgeschichten:
Eine erzählt, dass Jesus am Schluss von Markus 4 im Boot schlief, während die Jünger in einen Sturm gerieten und in großer Not waren. Jesus stillte den Sturm. Das soll darstellen, dass die Gläubigen, die Jünger, auch im weiteren Verlauf der Kirchengeschichte eine Reise durch die Nöte und Stürme des Lebens gehen müssen. Aber Jesus Christus ist da. Er hat verheißen: „Ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“ Weil er Gott ist, ist er allgegenwärtig. Als Mensch ist er im Himmel, nicht hier auf Erden, aber als der Allgegenwärtige kann er sagen: „Ich bin bei euch alle Tage.“ So ist er bei uns im Schiff, auch wenn es uns manchmal so vorkommt, als würde er schlafen. Doch er greift im richtigen Moment ein.
Die andere Geschichte, zum Beispiel in Matthäus 14, erzählt, dass Jesus auf einen Berg geht, um zu beten, während die Jünger selbst mit dem Schiff durch den Sturm fahren. In größter Not kommt Jesus ihnen auf dem Wasser entgegen und bringt sie in Sicherheit. Das zeigt eine andere Seite der Geschichte der Gemeinde: Der Herr Jesus ist als Hoherpriester im Himmel, als Mensch, und er betet für uns, damit wir das Ziel erreichen.
Wir gehen als Gemeinde durch die Stürme des Lebens, durch Verfolgung, Druck und Verachtung. Doch der Tag wird kommen, an dem Jesus Christus wiederkommt und uns nach Hause bringen wird. So ist der Weg der Gemeinde durch zweitausend Jahre Kirchengeschichte mit so viel Verfolgung und Verführung erstaunlich – die Gemeinde existiert heute noch.
Der Herr hatte das verheißen in Matthäus 16: „Die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen.“ Das ist der Weg, der erstaunliche Weg des Schiffes, das nicht im Wasser untergeht.
Der Weg des Mannes zur Jungfrau: Das Wunder der Beziehung und Ehe
Und dann viertens: der Weg des Mannes zu einer Jungfrau, im Hebräischen sogar „be alma“, das heißt „in die Jungfrau“.
Dieser Ausdruck „die Wege eines Mannes zu einer Jungfrau“ umfasst den gesamten Weg von der Zeit der Werbung bis hin zur völligen Einheit in der Ehe.
Und das ist, sagt Agobignac, das Wunderbarste von diesen vier Wegen. Es ist so erstaunlich – der Adler ist erstaunlich, die Schlange ist erstaunlich, das Schiff ist erstaunlich, aber das ist noch erstaunlicher.
Wie kommt es, dass zwei Menschen, die zuerst gar keine Beziehung zueinander haben, plötzlich durch das Werben des Mannes eine Beziehung entsteht? Und zwar in beiden Herzen. Zum Heiraten braucht es immer zwei, sonst geht es nicht.
Aber wie kommt es, dass genau diese zwei, wenn Gott das führt, zusammenkommen? Und dass auch die Gefühle erwachen, immer tiefer werden und schließlich das klare Versprechen der Treue für ein ganzes Leben geben? Schließlich entsteht die Einheit in der Ehe, die Gott gewollt hat, nach 1. Mose 2.
Dort heißt es: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen.“ Im Hebräischen steht dort wörtlich sogar „ankleben“. Und die zwei werden ein Fleisch sein.
Das ist der erstaunlichste Weg eines Mannes zu einer Jungfrau oder sogar „in eine Jungfrau hinein“.
Die kleinen Tiere der Erde: Weisheit in scheinbarer Schwäche
Wir setzen unsere Betrachtung in Sprüche 30 fort. In Vers 24 finden wir die sogenannten „vier Kleinen der Erde“:
„Vier sind die Kleinen der Erde, und doch sind sie mit Weisheit wohl versehen:
Die Ameisen, ein nicht starkes Volk, und doch bereiten sie im Sommer ihre Speise;
die Klippendechse, ein nicht kräftiges Volk, und doch setzt sie ihr Haus auf den Felsen;
die Heuschrecken haben keinen König, und doch ziehen sie allesamt aus in geordneten Scharen;
denn den Gecko kannst du mit Händen fangen, und doch ist er in den Palästen der Könige.“ (Sprüche 30,24-28)
Hier ist der Intelligenztest etwas anders gestaltet. Man muss nicht erst herausfinden, was das Gemeinsame ist, denn das wird gleich gesagt: Es sind alles kleine Tiere der Erde. Es handelt sich nicht um die Mächtigen oder Großen, nicht um Saurier oder starke Tiere wie Löwen. Es sind die Kleinen der Erde, die jedoch alle mit Weisheit ausgestattet sind.
Die Herausforderung besteht nun darin, das Besondere in jedem Beispiel zu erkennen. Was genau macht jedes dieser kleinen Tiere bemerkenswert?
Die Ameisen: Vorbilder für Vorsorge und Fleiß
Die Ameisen sind kein starkes Volk, und doch bereiten sie im Sommer ihre Speise vor. Das sind kleine Tiere, die echte Vorbilder zum Thema Vorsorge sind. Sie legen im Sommer Vorräte an, also in einer Zeit, in der es gut geht, mit Blick auf kommende Zeiten, die schwierig werden können.
Man muss staunen: Wie wissen diese Ameisen, dass sie das tun müssen, gerade im Hinblick auf die Winterzeit? Das hat der Schöpfer in sie hineingelegt. Es ist ein Zeugnis der Weisheit des Schöpfers.
In der Biologie wurde das lange Zeit anders gesehen. Man führte diesen Punkt als einen Fehler in der Bibel an. Es gibt Menschen, die Fehler in der Bibel sammeln. Wenn sie aber ehrlich die Bibel lesen, merken sie plötzlich, dass die Bibel bei ihnen Fehler findet. Doch dieser Punkt stand auf der Liste: Wintervorräte bei Ameisen gebe es gar nicht.
Problematisch war, dass die Bibel das sogar zweimal erwähnt, nämlich auch in Sprüche 6,6. Dort spricht Salomo: „Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihre Wege und werde weise! Sie hat keinen Richter, keinen Vorsteher und keinen Gebieter. Sie bereitet im Sommer ihr Brot und sammelt in der Ernte ihre Nahrung ein. Bis wann willst du liegen bleiben, du Fauler? Wann willst du von deinem Schlaf aufstehen?“
Auch hier wird nochmals betont, dass es nicht nur um Vorsorge geht, sondern um Fleiß bei der Vorsorge. Weiterhin wird hervorgehoben, dass es keine zentrale Organisation gibt und trotzdem funktioniert das „Staatswesen“ der Ameisen. Diese Staaten können Tausende von Exemplaren umfassen, es gibt sogar Millionen Ameisen und Staatsverbindungen.
Zum Beispiel hat man in Italien eine Verbindung von Kolonien entdeckt, die sich über Tausende von Kilometern erstreckt. Sie gehören alle zusammen und umfassen Milliarden von Ameisen. Es gibt keine zentrale Führung, trotzdem funktioniert das Zusammenleben. Und eben diese Ameisen wissen, dass sie sich vorbereiten müssen.
In der Wissenschaft braucht es manchmal Zeit, bis man Dinge entdeckt, die die Bibel schon längst genannt hat. Um 1880 entdeckten J. T. Mockridge und H. MacCook, dass es tatsächlich Winterkammern in den Anlagen der Ameisen gibt. Im Lexikon von Microsoft, in Charta, findet sich unter dem Artikel „Ameisen“ eine wunderbare Darstellung. Man sieht dort, dass die Winterkammer am tiefsten unten im Boden liegt. Sie existiert also wirklich.
Was ist die Lektion für uns? Einerseits, dass wir fleißig sein sollen in den Dingen Gottes. Andererseits, dass wir im Blick auf schwere Zeiten Nahrung vorbereiten sollen.
Darum ist es wichtig, die Bibel nicht nur zu lesen, um gerade momentane Bedürfnisse zu stillen. Viele Bibelleser sagen: „Diese Predigt hat mir nichts gebracht.“ Warum? Weil sie nicht auf ihre aktuellen Probleme im Alltag eingeht.
Man muss sich jedoch überlegen, welche Belehrung angesprochen wurde, die man in anderen Situationen oder Zusammenhängen dringend braucht. So werden wir auch in Judas 3 aufgerufen, für den ein für allemal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen.
Es ist wichtig, die Bibel in ihren ganzen Zusammenhängen zu studieren, die Lehre der Bibel kennenzulernen, damit wir Angriffe auf die biblische Lehre abwehren können. So wissen wir, warum wir das glauben, was wir glauben, und die Bibel wird uns immer mehr zu einem kostbaren Schatz.
Deshalb ist es wichtig, die Bibel auch in Themen zu studieren, die vielleicht gerade nicht unsere persönlichen Probleme und Fragen betreffen, sondern Fragen, die später einmal relevant werden.
Und der Herr ist da. Er führt sein Volk unsichtbar und führt uns auch dazu, Themen zu studieren, die plötzlich aktuell werden, wenn ganz neue Fragen an uns herankommen. Dann müssen wir die Nahrung bereit haben – auch in Zeiten der Hungersnot.
Die Klippendechse: Symbol für Sicherheit und Gemeinschaft
Das zweite Beispiel: die Klippendechse. Ein nicht kräftiges Volk, und doch setzen sie ihr Haus auf den Felsen. Was ist hier das Thema? Sicherheit, Vorsorge – jetzt Sicherheit. Diese Tiere suchen ihre Sicherheit im Felsen.
Ich habe gesagt, der Fels ist in der Bibel wiederholt ein Bild für Jesus Christus. Der Fels war der Christus, wie es in 1. Korinther 10,4 heißt. So sucht also dieses Volk Sicherheit und Schutz, bildlich gesprochen in Jesus Christus.
Die Klippendchsen leben nicht allein, sondern immer in kleinen Kolonien von vielleicht fünfzig Exemplaren. Diese Tiere lehren uns, dass es kein Solochristentum gibt. Wir können nicht allein als Christen durchs Leben gehen; wir brauchen die örtliche Gemeinde.
Wenn man die Klippendchsen beobachtet, wie hier in der Oase Engedi am Toten Meer, hat man oft den Eindruck, dass sie nicht sehr aktiv sind. Viele Exemplare liegen einfach auf den Felsen in der Sonne herum. Das hat damit zu tun, dass sie nachts ihre Temperatur senken, um Energie zu sparen. Tagsüber tanken sie mit Sonnenenergie wieder auf. Darum müssen sie manchmal liegen.
Gleichzeitig gibt es immer ältere Exemplare, die auf der Wache sind. Sobald sie sehen, dass für andere in ihrer Kolonie Gefahr droht, geben sie Pfeiftöne von sich – ähnlich wie Murmeltiere, obwohl sie nicht biologisch verwandt sind. Hier lernen wir, wie wichtig es ist, dass es in den örtlichen Gemeinden Brüder gibt, die Gefahren erkennen, darauf achten und hinweisen.
Die Klippendchsen reagieren auf diese Warnungen. Sie springen weg und suchen Zuflucht im Felsen. Es sind besondere Tiere, denn ihre Stoßzähne und Füße sind mit denen der Elefanten verwandt, obwohl ihr Körperbau kaum Ähnlichkeit mit Elefanten hat. Für Elefantenliebhaber ist das ein echtes Problem.
Man sieht hier ihre Füße, die eigentlich Hufe sind – Elefantenhufe. Sie haben die besondere Fähigkeit, an Oberflächen zu haften, sodass ein Vakuum entsteht, wenn sie sich auf dem Felsen bewegen. Ähnlich wie bei diesen Vakuum-Henkeln in der Küche, die oft herunterfallen. Aber bei den Klippendchsen hält es besser als in der Küche.
Dieses Bild spricht uns deutlich an: Es ist ein Bild von Menschen, die an Jesus Christus kleben. Wie David sagt im Psalm 63, Vers 10: „Meine Seele hängt dir nach, es hält mich aufrecht deine Rechte.“
Diese kleinen Tiere erinnern uns daran, dass wir auch nicht die Großen dieser Welt sind. Die Gemeinde Jesu Christi ist nicht die angesehene Gruppe in dieser Welt. Es gibt viele Organisationen, die in der Welt angesehen sind – nicht unbedingt von allen, aber von vielen, wie zum Beispiel die UNO. Die Gemeinde dagegen besteht aus den Kleinen dieser Erde, die jedoch mit Weisheit ausgestattet sind, weil sie wissen, wo Sicherheit zu finden ist.
Der UN-Sicherheitsrat sollte der Welt Sicherheit lehren, doch oft sind sie unsicher, was zu tun ist. Die Kleinen der Erde hingegen wissen, wo Sicherheit zu finden ist: in Jesus Christus.
In 3. Mose 11, wo von reinen und unreinen Tieren die Rede ist, wird gesagt, dass der Klippendachs zu den unreinen Tieren gehört, die von Juden nicht gegessen werden durften – sie sind nicht koscher. So entspricht das auch uns, denn nach Römer 3,23 sind wir alle von Natur aus unrein. Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes.
Aber wie gesagt, die Klippendchsen suchen Zuflucht im Felsen. So auch jeder, der sich als Sünder erkennt und in Jesus Christus Zuflucht sucht – dem einzigen Retter, der unsere Schuld vergeben kann.
Das hebräische Wort für Klippendachs heißt Schaffan und bedeutet wörtlich übersetzt „Verstecker“ – derjenige, der sich im Felsen birgt, also in Christus.
Wie gesagt, das kleine Volk lebt zusammen, so wie die Ortsgemeinde. Wächter warnen das Volk, so wie es in der Ortsgemeinde sein soll. Es sind die Kleinen der Erde, wie 1. Korinther 1,26 sagt: „Nicht viele Edle …“ Gott hat das, was unedel ist, auserwählt.
Mit Weisheit wohl versehen, wie 1. Korinther 1,30 sagt, denn Christus ist unsere Weisheit. Diese Kleinen kleben am Felsen, wie David es von sich ausdrückt im Psalm 63, Vers 11.
Die Heuschrecken: Ordnung ohne sichtbare Führung
Drittens: Die Heuschrecken
Die Heuschrecken haben keinen König, und doch ziehen sie allesamt in geordneten Scharen aus. Dabei geht es um das Thema Ordnung – und zwar erneut um Ordnung, obwohl kein sichtbarer Führer vorhanden ist.
Wenn man einen Papst an der Spitze hat, versteht man, warum das Ganze zusammengehalten wird. Vor kurzem hat mir jemand, der katholische Theologie studiert hat, eine E-Mail geschrieben. Er sagte, die Protestanten und die Freikirchen seien sich so uneins, aber die katholische Kirche sei so einig.
Ich habe ihm geantwortet, dass das nur äußerlich so sei. Wenn man mit den Einzelnen spricht und auch mit verschiedenen Priestern, kann man Leuten begegnen, die die Grundlagen des Glaubens leugnen. Es ist alles möglich. Doch durch eine äußere Autorität wird das ganze Schiff zusammengehalten.
Es gibt so viele verschiedene Richtungen und Unterorganisationen in der Kirche von Rom, und diese sind sich oft uneinig. Äußerlich wird jedoch alles durch eine sichtbare Führung zusammengehalten, die die ganze Welt sieht.
Bei der Gemeinde von Jesus Christus, so wie sie im Neuen Testament beschrieben wird, gibt es kein sichtbares Haupt, denn Christus ist im Himmel. Trotzdem, wenn die Einzelnen auf die Stimme des Hirten, des guten Hirten, hören, wird die ganze Herde geführt.
So ist es auch bei den Heuschrecken: Sie ziehen allesamt in geordneten Scharen aus, aber man sieht keine zentrale Führung.
Der Gecko: Verachtung und königliche Würde
Und dann viertens: Der Gecko. Was ist dort das Thema?
Der Gecko lässt sich mit den Händen fangen, und doch ist er in den Palästen der Könige zu finden. Aus dem Zusammenhang wird deutlich, dass hier nicht einfach „Eidechse“ übersetzt werden darf. Es handelt sich um eine Echse, die speziell in Häusern vorkommt. Deshalb muss hier mit „Gecko“ übersetzt werden, denn das ist die Hausechse.
Ich habe noch nie erlebt, dass Menschen in Afrika oder anderen weit entfernten Ländern dem Gecko besondere Achtung entgegengebracht hätten. Er wird überall verachtet, sieht nicht besonders schön aus und ist dennoch überall anzutreffen, sogar in den Palästen. Man kann ihn mit den Händen fangen.
So ist es auch mit den Christen in dieser Welt. Die echten Christen, die wirklich zu Gottes Wort stehen, werden verachtet. Sie werden oft als Fundamentalisten bezeichnet, was nichts anderes als Verachtung bedeutet.
Aber in Offenbarung 1,5 heißt es: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blute und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater, ihm sei die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“
Sie sind ein Königtum, sie sind Priester Gottes – nicht durch eine offizielle Weihe, sondern durch die Bekehrung. Und in Offenbarung 5 wird sogar gesagt, dass sie eines Tages als Könige mit Christus über diese Welt regieren werden.
Es gab eine Zeit, da wusste ich selbst nicht, dass ich ein König bin. Vielleicht gibt es auch den einen oder anderen, der das noch nie gehört hat. Jetzt weiß er es: Er hat königliche Würde.
Als die Sowjetunion im Jahr 1922 gegründet wurde, war das das erste Mal in der Geschichte, dass ein Staat die Zerstörung des Christentums als staatliches Programm auf die Agenda setzte. In der Folge wurden Millionen Christen umgebracht. Das Bekenntnis zu Christus reichte aus, um verfolgt zu werden.
War es etwas Großartiges, dass so viele Christen in Konzentrationslager, Arbeitslager, Psychiatrien oder Gefängnisse gebracht wurden? Nein, das war keine Heldentat – etwa so, wie wenn man einen Gecko fängt. Das ist wirklich keine Heldentat. Man kann ihn mit den Händen fangen, aber das ändert nichts an der Würde, die wir vor Gott haben: Könige und Priester.
Ja, dann machen wir jetzt hier eine Pause von einer Viertelstunde.
Weitere Intelligenztests: Würdevoller Gang und Königsherrschaft
Wir kommen zu einem weiteren Intelligenztest in Sprüche 30. Diesmal geht es um drittens die vier würdevoll gehenden Tiere, beschrieben in Sprüche 30, Vers 29: „Drei haben einen stattlichen Schritt und vier einen stattlichen Gang.“
Das erste Beispiel für einen würdevollen Gang ist der Löwe. Der Löwe ist der Held unter den Tieren und weicht vor nichts zurück. Alle Beispiele, alle Tierbeispiele weisen letztlich auf den vierten Punkt hin: den König, bei welchem das Volk ist. Das ist das Ziel. Wir wissen, dass der König der Könige Jesus Christus ist – so wird er genannt in Offenbarung 19.
Die ganze Weltgeschichte nach Gottes Plan führt hin zum Reich Gottes am Ende der Tage. Wenn Jesus Christus als König regiert, wird sein Volk Israel ihm unterworfen sein und ihm dienen. Hier geht es nicht um ein revolutionäres Volk, bei dem der König nicht mehr würdevoll geht, sondern um ein Volk, das sich dem König und seiner Regierung unterstellt.
So deuten alle diese Beispiele ganz speziell auf den würdevoll gehenden Jesus Christus, den König der Könige. Das erste Beispiel ist also der Löwe, der Held unter den Tieren, der vor nichts zurückweicht. In Offenbarung 5 wird Jesus Christus als der Löwe aus dem Stamm Juda bezeichnet, der überwunden hat. Er hat Satan am Kreuz besiegt. Auch die Macht des Todes, die Macht der Sünde und die Schuld hat er vernichtet, wie Sacharja 3 sagt: „an einem Tag hinweggetan“.
Hier ist der Herr Jesus der Überwinder, dieser Löwe, der Held unter den Tieren, der vor nichts zurückweicht. Jesus ging mit völliger Entschiedenheit nach Jerusalem, obwohl er wusste, was auf ihn zukommen würde. In Lukas 9, Vers 51 lesen wir: „Es geschah aber, als sich die Tage seiner Aufnahme erfüllten, dass er sein Angesicht feststellte, nach Jerusalem zu gehen.“ Die folgenden Kapitel beschreiben den Weg Jesu über viele Zwischenstationen bis schließlich nach Jerusalem.
Das war das Schrecklichste. So schrecklich, dass Jesus im Garten Gethsemane, als er nochmals sah, was auf ihn zukommen würde, am Kreuz zur Sünde gemacht werden sollte. Er, der Vollkommene, der vollkommen Gerechte, sollte mit fremder Schuld beladen werden. Jesus bat den Vater: „Wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber.“ Aber es war nicht möglich, denn sonst wären wir verloren gewesen.
So ging Jesus mit Energie auch den letzten Teil seines Weges. Johannes 19 beschreibt sogar, wie Jesus sein Kreuz tragend, also den Querbalken, aus der Stadt hinaus nach Golgatha ging. Nichts konnte ihn zurückhalten, er wich nicht zurück und errang den Sieg. Darum wird er in Offenbarung 5 als der Löwe aus dem Stamm Juda gepriesen, der überwunden hat.
Der Löwe strahlt, wenn man ihn gehen sieht, etwas Würdevolles aus. Jedes Mal, wenn wir das sehen, sollten wir an den König der Könige denken, der den Sieg am Kreuz errungen hat. Das sind zwei Seiten der Medaille: Einerseits wird Jesus als das Lamm beschrieben, das am Kreuz unsere Sünden getragen hat. Andererseits zeigt Offenbarung 5 die andere Seite: Er ist der Löwe aus dem Stamm Juda, der überwunden hat und Satan besiegt hat. Satan wird ebenfalls als Löwe beschrieben, zum Beispiel in 1. Petrus 5. Doch Jesus ist der Löwe, der das letzte Wort hat.
Das zweite würdevoll gehende Tier ist das gesattelte Pferd (Vers 31). Die Übersetzer hatten große Probleme mit dem Ausdruck, denn er bedeutet wörtlich „der Gegürtete um die Lenden“. Es muss ein Tier sein, das um die Lenden gegürtet ist und einen würdevollen Schritt hat. Das wäre nicht das Kamel.
Ja, das Kamel wird zwar auch um die Lenden gegürtet, um es zu satteln, aber es hat nicht diesen würdevollen Schritt. Das Brachtross hingegen hat jede Muskelbewegung, die Würde ausstrahlt. Ein Pferd ist einfach etwas Schönes. Es ist verständlich, warum so viele Mädchen Pferde gern haben.
Das Pferd weist ebenfalls auf Jesus Christus hin, der nach Offenbarung 19, Vers 11 aus dem Himmel wiederkommen wird – und zwar auf einem weißen Pferd. Beim ersten Kommen kam er auf einem Esel, wie in Sacharja 9, Vers 9 vorausgesagt wurde: Der Messias würde auf einem Esel kommen. Offenbarung 19 zeigt uns, dass er bei seiner Wiederkunft auf einem Schlachtross kommen wird.
Das ist der Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen. Der Esel drückt das demütige Kommen Jesu als Retter der Welt aus. Das Schlachtross hingegen betont, dass er wiederkommt als Richter der Welt.
Das dritte Tier ist der Ziegenbock. Auch ein Ziegenbock hat einen ganz würdevollen Gang. Wir müssen wissen: Unter allen Opfertieren, die Gott eingesetzt hat, um ein Bild auf Jesus Christus zu sein, ist der Ziegenbock das Opfer, das am häufigsten in Verbindung mit dem Sündopfer erwähnt wird.
Es gibt grundsätzlich vier verschiedene blutige Opfer, die in 3. Mose 1-7 beschrieben sind: das Brandopfer, das Friedensopfer, das Sündopfer und das Schuldopfer.
Das Brandopfer ist das Opfer zur Ehre Gottes. Es wird nur für Gott verbrannt und drückt aus, dass Jesus Christus durch sein Sterben am Kreuz Gott verherrlicht hat – über alle Maßen, durch alles, wie er sein Werk vollbracht hat. Jede Einzelheit, jedes Wort und auch jedes Schweigen genau zum richtigen Moment – alles war zur Ehre Gottes.
Jesus war anders als andere Menschen. Menschen, die gekreuzigt wurden, fluchten und drohten. 1. Petrus 2 sagt, dass Jesus beschimpft wurde, aber nicht scholten, und leidend drohte er nicht. Das haben die Menschen bemerkt. Man hat noch nie einen solchen Gekreuzigten erlebt.
Das zweite blutige Opfer ist das Friedensopfer. Dabei dürfen Menschen etwas davon essen, ein Teil wird für Gott verbrannt. Es drückt aus, dass Jesus Christus gestorben ist, um die Gemeinschaft zwischen uns Menschen und Gott möglich zu machen. Wenn man vom Gleichen teilt und isst, hat man Gemeinschaft. Darum isst man ja zusammen.
Es gibt Menschen, die nicht zusammen essen. Der eine sieht zu einer bestimmten Zeit das Programm im Fernsehen, der andere zu einer anderen Zeit. Das ist aber keine Gemeinschaft in der Familie, sondern familienzerstörerisch. Im Friedensopfer geht es um die Gemeinschaft des Menschen mit Gott.
Dann gibt es noch das Sündopfer und das Schuldopfer. Das Sündopfer betont, dass Jesus Christus für unsere Verdorbenheit, für die Sünde in uns und auch für die Sünde, die daraus hervorgegangen ist – als Tatssünde – gestorben ist.
Das Schuldopfer, eng damit verbunden, betont, dass durch die Sünden Schäden entstanden sind. Darum musste man beim Schuldopfer nicht nur die Sache wiedergutmachen, zum Beispiel das Gestohlene zurückgeben, sondern man musste zusätzlich ein Fünftel des Wertes dem Geschädigten geben und ein Schuldopfer bringen.
Das bedeutet, Jesus Christus ist gestorben für das, was wir getan haben, aber auch im Blick auf den Schaden, den wir durch unsere Sünde angerichtet haben. Manche Dinge kann man ordnen, aber es gibt auch Dinge, die wir nicht mehr wieder gutmachen können. Doch wir dürfen wissen, dass Jesus Christus auch dafür gestorben ist.
Der Ziegenbock ist in der Bibel das ausgesprochene Opfer für die Sünde, das Sündopfer. So haben wir den Gedanken, dass Jesus bereit war, obwohl dieser Schrecken vor ihm stand. Er, der Reine, sollte zur Sünde gemacht werden. Trotzdem ging er würdevoll schreitend, das Kreuz tragend, hinaus nach Golgatha. Darauf weist der Ziegenbock besonders hin.
Auch am Jom Kippur sollte ein Ziegenbock die Sünde Israels in die Wüste hinaustragen – auf Nimmerwiedersehen. Darum war es kein Schaf und auch kein Stier, sondern es musste ein Ziegenbock sein.
Das letzte Beispiel habe ich bereits am Anfang erklärt, damit man die einzelnen Bilder gut verstehen kann, worauf sie hinzielen: der König, bei welchem das Volk ist. So wird Jesus erhaben über diese Welt in der Zukunft regieren, wenn er wiederkommt als König und Richter der Welt. Die Menschen, die ins tausendjährige Reich eingehen werden – aus Israel und den Völkern –, werden sich ihm vollkommen unterstellen.
Dann wird es Ordnung und Frieden in dieser Welt geben. Das betont umso mehr den Kontrast zu heute, wo Chaos herrscht und die Weltpolitik nicht mehr weiß, wie sie die Probleme meistern soll. Auch die Großen dieser Welt sind ratlos, auch wenn sie es nicht zugeben.
Es käme besser an, wenn auch Mächtige einmal sagen würden: „No, we can't.“
Weitere Tierbilder aus den Sprüchen: Hirschkuh und Steinbockweibchen
Zwei Tiere aus dem Buch der Sprüche werden erwähnt: die Hirschkuh und der Steinbock. Beide finden sich in den Sprüchen von Salomo wieder. Dabei wird die Hirschkuh, das Weibchen des Rothirsches, das auch in Israel vorkommt, besonders hervorgehoben. Im älteren Deutsch nannte man die Hirschkuh „Hinde“ oder „Hindin“. Wer seine Bibel von früher liest, versteht nun besser, warum im Psalm 22 im Titel von der „Hindin der Morgenröte“ die Rede ist. Es handelt sich dabei um die Hirschkuh, die in der Morgenröte am Waldrand grast.
In Sprüche 5,18 spricht der Vater zu seinem Sohn im Hinblick auf eine gottgemäße Ehe: „Deine Quelle sei gesegnet, und er freue dich an der Frau deiner Jugend, die liebliche Hirschkuh und das anmutige Steinbockweibchen. Ihre Brüste mögen dich berauschen zu aller Zeit, taumle stets in ihrer Liebe.“ Hier wird also die treue Ehefrau beschrieben und mit der Hirschkuh verglichen. Betrachtet man dieses Tier, so erkennt man seine Grazie und Anmut.
Salomo sagt seinem Sohn, dass er die persönlichen Eigenschaften und Lieblichkeiten seiner Frau sehen soll. Wenn er das tut, bewahrt ihn das davor, auf falsche Wege zu geraten. Den Zusammenhang muss man in Sprüche 5 lesen. Gleich danach heißt es in Vers 20: „Und warum solltest du, mein Sohn, an einer Fremden taumeln und den Busen einer Fremden umarmen?“ Die Treue in der Ehe und die Pflege der Ehebeziehung, damit man Freude aneinander hat, sind eine Bewahrung vor Ehebruch.
Die „Fremde“, die hier erwähnt wird, ist die Frau, die einem nicht gehört. Wenn man nicht immer wieder die Schönheit der eigenen Frau sieht, besteht die Gefahr, dass man plötzlich Schönheiten am falschen Ort wahrnimmt. Den Zusammenhang möchte ich ab Vers 15 lesen: „Trinke Wasser aus deiner Zisterne und Fließendes aus deinem Brunnen.“ Der nächste Vers sollte als Fragesatz übersetzt werden. Der Übersetzer hatte hier zum Teil Schwierigkeiten. Sollten sich deine Quellen, deine Wasserbäche, nach außen auf die Straßen ergießen? Das ist eine rhetorische Frage – natürlich nicht! Denn der nächste Satz sagt: „Dir allein sollen sie gehören und nicht Fremden mit dir. Deine Quelle sei gesegnet, und erfreue dich an der Frau deiner Jugend.“
Hier wird die Ehefrau mit einer Zisterne verglichen, die erfrischendes Wasser bringt, beziehungsweise mit einer Quelle, die Quellwasser liefert. Ähnliches finden wir bereits im Hohenlied, wo die treue Ehefrau Sulamit mit einem verschlossenen Garten verglichen wird, aus dem eine Quelle entspringt, umgeben von vielen wunderbaren Pflanzen. Im Hohenlied wird bildlich dargestellt, dass die Frau, die Ehefrau, wie ein Garten ist, der für andere Männer verschlossen bleibt. Nur Salomo hatte Zutritt zu diesem verschlossenen Garten und zu dieser Quelle.
Dies drückt aus, was der Ehemann in seiner eigenen Frau findet. Übrigens finden wir im Hohenlied auch das Umgekehrte, nämlich was die Frau in ihrem Mann findet. Hier aber geht es um diese Beziehung, denn Salomo warnt seinen Sohn vor Untreue.
Interessant ist der Vergleich der Ehefrau: Sie ist wie eine Zisterne, wie eine Quelle, die Erfrischung bringt und den Durst löscht. Sie ist eben wie eine Hirschkuh, so lieblich, und wie wir gleich noch sehen werden, wie ein Steinbockweibchen.
Die Frage in Vers 16 ist höchst aktuell: „Sollen sich deine Quellen, deine Wasserbäche, nach außen auf die Straßen ergießen?“ Dies ist eine rhetorische Frage. Nein, sie sollen dir allein gehören. Hier geht es darum, dass Gott der Frau sexuelle Reize gegeben hat, die er als Schöpfer in die Schöpfung hineingelegt hat. Das ist von Gott gegeben, aber diese Quelle im verschlossenen Garten des Hohenliedes soll nur dort getrunken werden. Sie soll nicht auf der Straße für die Öffentlichkeit sichtbar sein, sodass jeder etwas davon mitbekommt.
Das ist genau das Problem unserer Zeit. Die ganze Modeindustrie ist darauf angelegt, dass Frauen wie Quellen sind, die sich auf der Straße ergießen, sodass alle etwas mitbekommen. Das muss ich nicht näher erklären, wo der Schneider etwas an einer normalen Kleidertracht verändern muss, damit das Wasser hinausfließen kann. Das kann sich an allen Bereichen zeigen: bei der Ausschnittöffnung, bei der Enge oder Weite der Kleider, bei der Länge – überall kann man das Wasser hinausfließen lassen.
Hier wird rhetorisch gefragt: Soll das für die Öffentlichkeit sein? Nein, dir allein sollen sie gehören und nicht Fremden mit dir. Im Zusammenhang heißt es also: „Deine Quelle sei gesegnet, und erfreue dich an der Frau deiner Jugend.“
Es ist erstaunlich, wie offen die Bibel über Sexualität spricht. In der Kirchengeschichte gab es Zeiten, in denen man verklemmt über Sexualität sprach. Das kam aber nicht aus der Bibel. Man kann sogar zeigen, dass das letztlich aus der griechischen Philosophie stammt, ganz speziell aus dem Platonismus, der nie christlich war.
Die Bibel spricht würdevoll über diese Dinge, nicht so wie heute, wo viele das in unwürdigster und schamloser Weise behandeln. Die Bibel spricht sehr konkret, aber so, wie Eltern mit ihren Kindern offen, aber nicht schamlos, sprechen sollen. Darum sagt Salomo – was viele Bibelleser überrascht: Die Sexualität in der Ehe ist Gottes Wille und sogar ein Schutz gegen Ehebruch.
Darum steht auch in 1. Korinther 7, wo der Weg der Ehelosigkeit beschrieben wird. Dort wird der Wert der Ehelosigkeit betont, aber auch gezeigt, dass dieser Weg mit Gefahren verbunden ist und besondere Gnade Gottes braucht, um ihn zur Ehre Gottes zu gehen. Es wird auch gezeigt, dass dies ein höherer Weg sein kann, weil man mehr Zeit für die Arbeit des Herrn hat. Kinder beanspruchen viel Zeit, ebenso die Frau und der Mann.
In 1. Korinther 7,1 heißt es: „Was aber das betrifft, wovon ihr mir geschrieben habt: So ist es gut für einen Menschen, keine Frau zu berühren.“ Damit ist gemeint, keinen sexuellen Kontakt zu haben – in der Bibel wird das als „berühren“ bezeichnet, was interessant ist. Weiter heißt es: „Aber um der Hurerei willen habe ein jeder seine eigene Frau, und eine jede habe ihren eigenen Mann.“
Gerade um das Problem der Unzucht, also der Sexualität außerhalb der Ehe, zu vermeiden, ist die Ehe eine praktische Hilfe. Das heißt aber nicht, dass man deswegen heiraten muss. Eine Ehe muss wirklich Gottes Weg sein und eine Herzenssache bleiben. Man darf aber wissen, dass die Ehe eine Hilfe ist.
Darum sagt Paulus: „Um der Hurerei willen habe ein jeder seine eigene Frau und eine jede ihren eigenen Mann.“ Damit wird im Neuen Testament auch ganz klar die Monogamie, die Einehe, gelehrt.
In diesem Zusammenhang wird die liebliche Hirschkuh erwähnt. Auf Deutsch klingt das nicht schön, doch auf Hebräisch ist es viel schöner: Es ist einfach die „liebliche Ayelet“. Man sollte sich am Wort „Hirschkuh“ nicht stören. „Hindin“ habe ich nicht verwendet, weil man das heute kaum noch versteht. Deshalb bleiben wir bei „lieblicher Hirschkuh“ – im Gedanken an die liebliche Ayelet, die so graziös ist.
Jede Frau hat vom Schöpfer eine Lieblichkeit erhalten, und der Mann muss immer wieder sein Auge dafür schärfen. Diese Stelle zeigt auch, dass es Gottes Wille ist, die Sexualität in der Ehe zu pflegen. Nach der Bibel dient Sexualität nicht nur der Fortpflanzung. Das ist eine Bedeutung, aber hier sehen wir, dass sie auch die Beziehung zwischen Mann und Frau verbindet und festigt.
Das Steinbockweibchen habe ich in En-gedi gesehen, wo man viele davon findet. Es handelt sich um eine spezielle Steinbockart, die im Nahen Osten vorkommt. Sie ist verwandt mit unseren Steinböcken, aber auch mit Ziegenböcken, also mit Hausziegen.
Diese Tiere werden nicht sehr groß, sind aber ungemein graziös. Betrachtet man den Körperbau, das Gesicht und die Details, so ist alles einfach schön. Soll das Evolution sein, das Ergebnis von Zufällen? Nein, das zeigt die Weisheit des Schöpfers, der das Schöne und Anmutige liebt.
Aber eben: Dieses Schöne ist nicht dazu da, sich für alle zu verbreiten. Es ist ein Geschenk, das einem allein gehört.
Abschluss und Fragerunde
Das hat es selten gegeben, dass ich vor der Zeit fertig bin an einem Bibelstudientag. Wir können die verbleibende Zeit nutzen, um einige Fragen zu klären. Kann man etwas Licht ins Dunkel bringen? Wer möchte beginnen? Ja, bitte, Rainer.
Die letzten zwei Kapitel besprechen Christus und das Heil. Ich wiederhole die Frage für die Aufnahme und für diejenigen, die sie nicht gehört haben: Sprüche 30 stammen von Agur, dem Sohn Jakes, und Sprüche 31 von Lemuel. Nun die Frage: Stammen diese von anderen Personen als Salomo? In Kapitel 25 wird sogar gesagt, dass sie von den Männern Hiskias zusammengestellt wurden.
Ja, das ist richtig. Das Buch der Sprüche, obwohl oft gesagt wird, dass es die Sprüche Salomos sind, ist nicht nur das Werk Salomos. Der größte Teil wurde zwar von Salomo geschrieben, aber es sind mehrere Autoren beteiligt.
Bei Salomo handelt es sich eigentlich um zwei Weisheitsbücher. Das erste Buch ist eine Einleitung in einem zusammenhängenden Text, Kapitel 1 bis 9. Dort steht am Anfang „Sprüche Salomos“. Ab Kapitel 10 heißt es wieder „Sprüche Salomos“, aber dann folgen Einzelsprüche, kein durchgehender Text mehr.
Wenn man den Hintergrund kennt, versteht man das besser. In der frühen Zeit des ersten Jahrtausends vor Christus gab es diese Form von Weisheitsbüchern nicht nur in Israel, sondern im gesamten Nahen Osten. Sie bestanden in der großen Version aus zwei Teilen: Ein erster Teil mit dem Titel „Einleitung“ und ein zweiter Teil, der gewissermaßen der Hauptteil ist. So ist es auch hier: Wir haben ein Buch aus zwei Teilen, das bis einschließlich Kapitel 24 reicht. Dabei baut Salomo noch einige Sprüche ein, ausdrücklich von anderen. Denn in Kapitel 24, Vers 23 steht: „Auch diese sind von den Weisen.“ Hier hat er also andere Autoren mit einbezogen. Das ist nicht das Einzige, es gibt noch mehr, deshalb sagt er auch „diese“.
Dann kommt Kapitel 25, das sind ebenfalls Sprüche Salomos, aber diese wurden erst später, lange nach Salomos Tod, unter König Hiskia zusammengestellt. Dort heißt es: „Auch diese sind Sprüche Salomos, welche die Männer Hiskias, des Königs von Juda, zusammengetragen haben.“
Dieses Weisheitsbuch geht also bis Kapitel 29. Das ist jetzt ein Weisheitsbuch in Kurzform und besteht nur aus einem Teil. Genauso ist es mit dem Weisheitsbuch von Agur, das wir heute besonders betrachtet haben, mit Tierbeispielen. Agur war offensichtlich ein naturverbundener Mann.
Dann folgt Kapitel 31, das Buch von Lemuel. Auch hier ist es nicht Salomo, weshalb ein anderer Name genannt wird: Lemuel. Dieses Weisheitsbuch ist ebenfalls in Kurzform nur ein Teil und behandelt die gottgemäße Frau. Es ist kein Zufall, dass das Sprüchebuch so aufgebaut ist und dass dieses Weisheitsbuch, Kapitel 31, das Buch krönt.
Es endet mit der wunderbaren, tugendhaften Frau, die in Sprüche 31, Verse 10 bis 31 gelobt wird. Diese 22 Verse entsprechen den 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets. Vers 10 beginnt mit Aleph, dem ersten Buchstaben, Vers 11 mit Bet, dem zweiten Buchstaben, und so weiter bis Vers 31 mit Taw, dem letzten Buchstaben. So ist dieses kunstvoll aufgebaute Gedicht ein Lob der Frau.
Das muss man wissen, denn heute gibt es immer wieder Bemerkungen, wenn man mit Leuten spricht: „Ja, die Bibel ist so verächtlich gegenüber Frauen.“ Woher kommt das? Das Sprüchebuch wird sogar mit dem Lob der tugendhaften, gottgemäßen Frau abgeschlossen.
Der Grund ist die Weisheit. Die Sprüche sind ja ein Weisheitsbuch. Das hebräische Wort „Chochma“ ist weiblich, genauso wie das deutsche Wort „Weisheit“. Im Sprüchebuch wird die Weisheit personifiziert – als eine Frau, und zwar als die gottgemäße Frau. Im Gegensatz dazu steht Frau Torheit, die ehebrecherische Frau, die ständig andere sucht.
Frau Weisheit ist die treue Ehefrau. So wird sie auch hier beschrieben. In diesem Licht muss man auch die Verse noch einmal sehen, die wir bereits in Sprüche 5 behandelt haben. Dort ist die Rede von Frau Weisheit, dieser liebliche Ayelet und dieser liebliche Ja'ella, dem Steinbockweibchen. Das klingt auf Hebräisch viel schöner als „Steinbockweibchen“ auf Deutsch, das ist nicht so romantisch.
Nebenbei sei noch erwähnt: In Sprüche 8 wird die Weisheit ebenfalls personifiziert, aber nicht als Frau, sondern als der Werkmeister des Herrn, der von Ewigkeit her ist. Dort sieht man einen Hinweis auf den Sohn Gottes, der sich schließlich mit der Gemeinde verbinden sollte.
Frau Weisheit ist ein Hinweis auf die Gemeinde als die wahre Frau Gottes, wie sie in Epheser 5 beschrieben wird – für die Christus gestorben ist. So gibt es also Herr Weisheit und Frau Weisheit.
Fragen zur Natur und geistlichen Symbolik
Eine weitere Frage: Also nochmals zum Adler. Wie ist es möglich, dass er eine Beute von 15 Kilogramm tragen kann, also ein Vielfaches seines Eigengewichts? Die Erklärung liegt in seiner perfekten Flugausstattung und der enormen Kraft, die ein Adler besitzt, um die Flügelschläge auf diese Weise auszuführen. Es ist wirklich ein Wunder, das zum Staunen über den Schöpfer anregt, wie er das alles so perfekt eingerichtet hat.
Das gilt übrigens für alle Vögel. Wieso sind sie eigentlich nicht schwerer? Ich meine, es gibt Kolibris, die nur drei Gramm wiegen. Wie ist das möglich? Bei Vögeln ist es typisch, dass ihre Knochen hohl sind. Das haben wir glücklicherweise nicht so, aber wir sind ja auch keine Vögel. Die hohlen Knochen machen die Vögel von Grund auf viel leichter und speziell für das Fliegen eingerichtet.
Wenn man mit einem Evolutionisten spricht, sagt er: „Schau, wie stellst du dir das vor? Der Zufall macht ihnen hohle Knochen, dann bekommen sie noch Federn – und zwar flugfähige Federn – und dann können sie fliegen.“ Nein, das ist alles Design. Es zeigt, dass da jemand auf ganz wunderbare Art geplant hat. Man staunt über jedes Detail der Natur.
Ja, da vorne war noch eine Frage. Die Fragestellerin sagt, es wundert sie, wie sich Schiffe auf dem Meer orientieren können. Das hat sie schon früher als Frage gehabt: Wie orientieren sich die Seeleute? Früher haben sich die Seeleute an den Gestirnen orientiert. Auch das hat der Schöpfer so eingerichtet, damit man sich in der Dunkelheit der Nacht auf offener See zurechtfinden kann.
Und das findet man übrigens auch im Tierreich. Es gibt verschiedene Zugvögel, die sich an der Position der Sterne orientieren. Gott hat das also in sie hineingelegt. Auch hier kann man den Evolutionisten fragen: Wie stellt ihr euch das vor? Durch Schreibfehler im Erbgut ist plötzlich die Information entstanden, wie man sich nach der Position der Sterne orientieren kann? Die Sterne verändern ja im Lauf der Nacht ihre Position. Oder wie man seit kurzem weiß, dass der Mistkäfer sich unter anderem an der Milchstraße orientieren kann, um auf dem kürzesten Weg seine Dreckkugel vom Misthaufen in sein Versteck zu bringen, damit ihm kein Kollege die Kugel wegnimmt.
Er kann den kürzesten Weg nachts anhand der Milchstraße ermitteln. Das ist fantastisch! In diesem Zusammenhang ist es auch interessant, dass im Neuen Testament die Gläubigen mit Sternen oder Himmelslichtern verglichen werden. In Philipper 2,15 steht: „Damit ihr tadellos und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter welchem ihr leuchtet wie Lichter in der Welt.“
Die Gläubigen sollen in einer orientierungslosen Gesellschaft durch ihr Leben Orientierung geben, sodass man sich an diesem Sternlicht orientieren kann. Jeder muss sich persönlich fragen: Durch meine Art zu leben und zu sprechen – bin ich für Menschen, die nicht wissen, was Recht und Unrecht ist, eine Orientierung? So wie die Sterne in Bezug auf die Seefahrt Orientierung boten.
Woran man sich aber nicht orientieren kann, das sind auch Lichter in der Nacht wie Sternschnuppen. Diese werden im Judasbrief als Bilder für Irrlehre verwendet, also für Leute, die die Bibel verdrehen und falsch verkündigen. Dort heißt es in Judas 13: „Sie sind wilde Meereswogen, die ihre eigene Schändlichkeit ausschäumen, Irrsterne.“ Gemeint sind Meteore, Irrsterne, denen das Dunkel der Finsternis in Ewigkeit aufbewahrt ist.
Sie sind zwar Licht für einen kurzen Moment am Himmel, doch dann verschwinden sie in der Dunkelheit. Judas erklärt, dass dies ein Bild ist: Sie geben Licht, aber es ist ein Irrlicht. Man kann sich daran nicht orientieren. Und sie gehen dann in die ewige Finsternis, genauso wie die Meteore nicht mehr zu sehen sind.
Ja, noch eine weitere Frage da hinten. Ich wiederhole die Frage: Ich habe gesagt, die Schiffsreise in den jüngeren Evangelien ist ein Bild der Gemeinde, die gewissermaßen als Schiff durch die Stürme der Geschichte hindurchgeht. Die Fragestellerin sagt, sie hätte gehört, dass in der Bibel das Land ein Bild für Israel und das Meer ein Bild für die Völker ist.
Es ist richtig, dass das Meer ein Bild für die Völker, also für die Nationen dieser Welt, ist. Ich lese Jesaja 17,12 als Beleg: „Wehe dem Getümmel vieler Völker, wie das Brausen des Meeres, der Meere brausen sie, und dem Rauschen von vielen Völkerschaften, wie das Rauschen gewaltiger Wasser rauschen sie.“
Völkerschaften rauschen wie das Rauschen vieler Wasser. Es ist also klar, dass das unruhige Meer ein Bild für die unruhigen Völkernationen dieser Welt ist. Diese sind ständig durch militärische Konflikte, Revolutionen, soziale Schwierigkeiten oder politische Wirren gekennzeichnet.
Aus diesen Völkern hat Gott ein Volk auserwählt – im Kontrast zu den Völkern dieser Welt. Diesem Volk hat Gott seine Bibel als Orientierung gegeben. Darum ist das Land in der Bibel im Gegensatz zum Völkermeer ein Bild für Israel.
Deshalb wird auch in Offenbarung 13 der kommende Diktator des Westens, des wiedererstandenen römischen Reiches, als ein Tier aus dem Meer beschrieben. In Kapitel 13, Vers 11, wird ein zweites Tier beschrieben, das aus der Erde kommt. Das ist der Antichrist. Dieses Tier sieht aus wie ein Lamm.
Etwa dreißig Mal wird in der Offenbarung Jesus Christus als Lamm bezeichnet. Dort wird gesagt, dass dieses Tier, das aus der Erde kommt wie ein Lamm, der Antichrist ist. Er wird nicht aus den Nationen dieser Welt kommen, sondern aus Israel. Er wird der schlimmste aller falschen Messiasse sein, die es in Israel je gab.
In den vergangenen zweitausend Jahren, nachdem der Herr Jesus, der wahre Messias, gegangen ist, sind im Judentum über fünfzig falsche Messiasse aufgetreten. Über die Jahrhunderte haben sie große Teile des Judentums verführt, von Persien bis nach England, zum Beispiel Schabbatei Zwi im siebzehnten Jahrhundert.
Aber der schrecklichste Verführer wird noch kommen – der Antichrist. Er wird aus Israel hervorkommen. Darum wird er als Tier aus der Erde beschrieben.
Wir haben noch fünf Minuten. Da hinten war noch eine Frage, ganz hinten. In Offenbarung 12 wird der Adler auch erwähnt. Es geht dort um diese Frau, die in die Wüste flieht. In Vers 14 heißt es, dass ihr die zwei Flügel des großen Adlers gegeben wurden, damit sie in die Wüste fliegen kann, an ihre Stätte, wo sie selbst ernährt wird – eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit – fern vom Angesicht der Schlange.
Es ist so: Diese Frau in Offenbarung 12 trägt eine Sternenkrone mit zwölf Sternen. Das ist nicht die EU. Die EU hat zwar zwölf Sterne auf ihrem Wappen, obwohl heute viel mehr Nationen dazugehören. Ein katholischer Designer hatte das Wappen entworfen, und es sollte die Krone von Maria sein, der Schutzpatronin Europas.
Die katholische Kirche hat diese Frau mit den zwölf Sternen falsch ausgelegt und behauptet, es sei Maria. In Wirklichkeit ist es Israel. Es ist also nicht die EU, nicht Maria, sondern Israel.
Es wird beschrieben, dass diese Frau in Geburtswehen ist und den Messias, den männlichen Sohn, Jesus Christus, gebiert. Dann versucht der Drache, Satan, dieses Kind zu fressen. Das gelingt ihm aber nicht. Das ist ein Hinweis auf die Geburt Jesu in Bethlehem.
Satan wollte durch seinen Agenten, Herodes den Großen, die Kinder in Bethlehem und Umgebung töten, um den Messias zu vernichten. Aber das gelang nicht.
Dann wird erklärt, dass dieses Kind – in Zeitraffer – zu Gott und seinem Thron entrückt wurde. Das beschreibt die Zeit von der Geburt Jesu bis zur Himmelfahrt.
Man könnte noch denken, das sei Maria, denn sie war das auserwählte Gefäß, um den Messias zu gebären. Aber in den weiteren Versen wird eine Beschreibung von Israel in der Zukunft gegeben, und da passt es nicht mehr auf Maria.
Darum ist klar: Diese Frau, die den Messias gebiert, ist ein Bild für Israel, aus dem der Messias durch Maria kommen sollte.
Im Zeitraffer versetzt der Leser der Offenbarung in die Endzeit, und zwar in die Zeit der letzten dreieinhalb Jahre der großen Drangsal – eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit, also dreieinhalb Jahre.
Diese Frau ist ein Bild für den Überrest, der nach der Entrückung der Gemeinde zum Glauben kommt in Israel. Sie werden schließlich ins Ausland fliehen, bevor Israel von Syrien mit seinen Verbündeten von Norden her überrannt wird.
Das ganze Land wird verbrannt werden, wie in Joel 2 beschrieben. Sie werden nach Jesaja 16 Zuflucht in Moab finden, dem heutigen Mitteljordanien, jenseits des Toten Meeres. Dort wird Gott sie dreieinhalb Jahre durchbringen.
Die Flügel des großen Adlers sind auch hier wieder ein Bild für Gott, der nicht zulassen wird, dass der Überrest aus Israel in der Zukunft abstürzt. Er bringt sie in Sicherheit nach Jordanien, und am Ende der Drangsal kehren sie zurück.
Der Herr Jesus kommt wieder, und sie werden in das Tausendjährige Reich eingehen. So wie ein Adler seine schwachen und hilflosen Jungen beim ersten Ausfliegen auffängt und in Sicherheit bringt.
Gut, dann sind wir für heute Morgen am Ende.
