Heute kommen wir zu einem ganz besonderen Kapitel: Hesekiel 37, die Vision von den Totengebeinen in der Talebene. Diese Vision gibt uns ein zusammengefasstes Panorama der vergangenen Kapitel und zeigt, was noch folgen wird.
Bruno liest uns Kapitel 37 vor. Wir haben hier also eine Vision vor uns. Hesekiel sieht eine Talebene. Das Wort für Tal im Vers 1 ist nicht „gay“, was eine Schlucht oder ein enges Tal bedeutet, sondern „emek“. Das ist ein flaches, breites Tal – also eine große Ebene. Darin sieht er viele Gebeine.
In einer ersten Phase drücken diese Gebeine aus, dass sie ganz verdorrt sind. Dann stellt sich die Frage, ob dort etwas geschehen kann. Wie verlaufen die Phasen? Können wir das zusammentragen? Was ist das Erste, was in der Vision geschieht?
Zunächst muss ein Gotteswort da sein. Dann rücken die Knochen zusammen, und es entstehen Fleisch und Zähne. Jawohl. Und weiter?
Die zweite Phase ist, dass der Lebenshauch Gottes kommt und die Gebeine lebendig werden.
Jawohl. Dabei könnte man die erste Phase noch weiter unterteilen, denn in Vers 7 heißt es, dass zunächst ein großer Lärm entsteht. Das Erste ist also, dass die Gebeine zusammenrücken. Eine weitere Phase in Vers 8 beschreibt dann die Sehnen, das Fleisch und die Haut, die darüberkommen.
Man könnte sogar noch weitergehen und sagen, die dritte Phase ist das Entstehen der Haut, die darüberkommt. Dann wäre die vierte Phase der Odem, der diese Toten lebendig macht.
Die Bedeutung der Totengebeine und die Phasen der Wiederherstellung
Nun wird diese Vision im Text selbst erklärt. Was stellen diese Gebeine dar? Vers elf, jawohl. Diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Das bedeutet, diese Gebeine symbolisieren das ganze Haus Israel.
Es ist wie beim Abendmahl: Der Herr sagte vom Brot: „Dies ist mein Leib“, das bedeutet mein Leib. Vom Kelch sagte er: „Dies ist mein Blut“, das bedeutet mein Blut. Das ist eine ganz übliche Sprache in der Bibel, die wir hier wiederfinden. Die Gebeine bedeuten also das ganze Haus Israel.
Was bedeuten diese verdorbenen Gebeine? Ja, sie sprechen ja in Vers elf. Was sagen sie? Und nun, was stellt das dar?
Es erinnert an die Öffnung der Konzentrationslager, an die Bilder, die man dort gesehen hat, und an das kaputte Volk, wirklich die verdorbenen Leute, die am Ende des Zweiten Weltkriegs gewissermaßen aus den Gräbern, aus den Konzentrationslagern geöffnet wurden. Aber das Ganze umfasst mehr, nicht nur diese Schlussphase vor der Staatsgründung Israels, sondern eigentlich überhaupt das staatenlose Volk, das zerstreut ist unter den Völkern.
Denn es wird hier genauer erklärt in Vers zwölf. Liest das nochmals jemand?
„Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht der Herr: Ich öffne eure Gräber und lasse euch aus euren Gräbern heraufkommen als mein Volk und bringe euch ins Land Israel.“
Also steht der Ort der Gräber im Gegensatz zum Land Israel. Es geht hier effektiv um Israel in der Diaspora, zerstreut unter allen Völkern. Und zwar um ein Volk, das von sich selbst sagt: Wir sind verdorrt, wir haben keine Hoffnung, wir sind dahin.
Man muss sich das mal ganz konkret vorstellen: Seit dem Jahr siebzig wurde der Judenstaat dort durch die Römer zerstört. In einem jahrhundertelangen Prozess wurde das ganze Volk auf alle fünf Kontinente zerstreut. Man kann sagen von Argentinien bis nach China und von Kanada bis nach Australien, wirklich in alle fünf Kontinente.
Die Sehnsucht war durch all die Jahre hindurch da, zurückzukehren ins Land der Väter, doch es wurde nie möglich. Jahrzehnte sind vergangen, Jahrhunderte sind vergangen, und jetzt könnten wir fast sagen, Jahrtausende sind vergangen, und es ist nichts geschehen, obwohl diese Hoffnung oder dieser Wunsch da war.
Aber diese Hoffnung ist irgendwie verloren gewesen. Übrigens, wie heißt die israelische Landeshymne? Sie heißt „Die Hoffnung“. Und das Lied heißt im Text so lange im Herzen drinnen, solange in der jüdischen Seele noch ein Schreien ist nach Zion.
Solange gibt es noch Hoffnung: Hatikwa, dass wir nach zweitausend Jahren wieder ein freies Volk werden in unserem Land, Be'azenu, in Judah und Jerusalem, Behudah Wiruschalaim.
Also das Lied, das dann, nachdem der Staat Israel gegründet wurde, oder mit der Staatsgründung gewissermaßen die ganze neue Hoffnung verkörpert, steht effektiv im Gegensatz zu der Zeit der Zerstreuung. Dort war diese Hoffnung so vertrocknet, dass sie sagten: Wir sind dahin.
Es ist also schon ganz eindrücklich: „Unsere Hoffnung ist dahin“ – das ist die Sprache der Diaspora. Aber jetzt sehen wir die Erfüllung: Heraufgekommen aus den Völkern. Die Völker waren ein Grab für sie, und nun kommen sie ins Land Israel (Vers 12).
Und jetzt kennen Sie wieder diese Realisierung: Hoffnung nach zweitausend Jahren Zerstreuung.
Historische Hintergründe und weltgeschichtliche Ereignisse als Erfüllung der Vision
Nun, was ganz interessant ist, ist eben diese Entwicklung in Phasen. Die erste Phase oder das allererste, was geschieht, bevor die Gebeine zusammenrücken: Was ist das? Ein riesiges Getöse. Ein Lärm oder das erste Wort „Geräusch“ kann auch Donner bedeuten, und das zweite Getöse oder Lärm.
Was war ganz wesentlich für die Wiederentstehung des Staates Israel als weltgeschichtliches Ereignis zunächst im zwanzigsten Jahrhundert? Zumindest der Erste und der Zweite Weltkrieg, was ja auch ziemlich viel Getöse war. Der Erste Weltkrieg hat das Land Palästina für die Juden freigemacht, indem die Alliierten den Türken Palästina aus der Hand geschlagen haben. Und der Zweite Weltkrieg hat den Staat Israel möglich gemacht. Denn als Folge der Vernichtung von sechs Millionen Juden war die Mehrheit der Völker bereit, nun wirklich Ja zu sagen zu einem Judenstaat in Palästina.
Also das ist schon interessant: Hier dieses Getöse, und dann kommen die Gebeine zusammen. Die allerersten Rückführungswellen begannen 1882. Tausende kehrten aus Russland zurück, unter dem Druck der Verfolgung dort. Also auch da war schon ein Donner und Getöse. Sie kamen zurück, und dann dieser Riesenlärm des Ersten Weltkrieges. Die Menschen waren damals wie Träumende in Palästina. Man wusste ja: Was sollen wir hier in Palästina? Es war das Osmanische Reich, ein islamisches Reich, und man wünschte sich, dass hier einmal ein Judenstaat entsteht. Das war also wie eine Phantasie, diese Vorstellung.
Plötzlich kam der Erste Weltkrieg, und während des Weltkriegs dann diese unerwartete Wende: Die Engländer eroberten Palästina. Und dann sehen wir nicht nur, wie die Gebeine näher zusammenrücken. Das ist die zweite Phase: Es kommen Sehnen darüber.
In den Zwanzigerjahren begann der islamische Terrorismus in Palästina gegen die jüdischen Siedler und gegen die Engländer. Das hat die Juden gezwungen, die zunächst eigentlich sehr zusammenhangslos im Land waren. Sie hatten kein Zusammengehörigkeitsgefühl als Volk. Einer gründete einen Kibbuz, und dort wieder einer, und so weiter. Jede Gruppe war so ein bisschen für sich. Aber dieser Terrorismus hat sie gezwungen, sich miteinander zu organisieren in Widerstandsgruppen. Da kommen die Sehnen darüber, und die Muskeln, das Fleisch kommt auch darüber. Also eine nächste Phase.
Durch den Terrorismus der Zwanzigerjahre entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl und die Ausrichtung mit Stärke und Kraft, diesem Terrorismus die Stirn zu bieten.
Dann haben wir eine weitere Phase: Am Schluss kommt nämlich noch Haut oben darüber, und dann ist gewissermaßen der Mensch so vollständig. Worauf können wir das beziehen? Auf die Staatengründung. Hier hat das gewissermaßen die Anerkennung durch die UNO erfahren. Genau, also die Staatsbildung.
Zuerst waren das zusammenhangslose Knochen, die sich näher gekommen sind, dann kamen die Sehnen und Muskeln, und dann wird das Ganze abgeschlossen zu einem Staatsgebilde. Aber was fehlt? Odem. Jawohl.
In Vers 8 ist das Wort für Odem eigentlich „Ruach“, Geist – also kein Geist ist darin.
Die zukünftige Reinigung und Geistesausgießung Israels
Und wir haben doch letztes Mal in Hesekiel 36 etwas über die Rückführung gelesen. Liest nochmals jemand Vers 24: „Und ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern und euch in euer Land bringen.“
Also, da haben wir diese Rückführung im Klartext: aus allen Ländern zurück ins Land Israel.
Aber danach, als zweite Phase, lesen wir Vers 25: „Und ich werde reines Wasser auf euch sprengen, und ihr werdet rein sein.“ Das heißt also, sie kehren unrein zurück ins Land, und in einer späteren Phase werden sie gereinigt.
In Vers 27 steht: „Und ich werde meinen Geist in euer Inneres geben.“ Jawohl, es soll nicht nur das Volk zurückkehren ins Land, sondern es soll auch gereinigt und erneuert werden.
Also ist eine künftige Geistesausgießung über Israel hier verheißen, und das ist bis heute nicht geschehen.
Wir haben also gesehen, dass bis zur Staatsgründung und darüber hinaus dieses Gebilde sich entwickelt und seit über fünfzig Jahren besteht. Aber diese Reinigung der Nation und diese Geistesausgießung sind noch eine zukünftige Phase.
Diese wird aber auch kommen. Wir haben gesehen, das Ganze ist eine lange Entwicklung von heute bereits hundertzwanzig Jahren, seit 1822.
Eine Phase nach der anderen hat sich erfüllt, und so wird auch diese Phase noch Realität werden.
Aber wir wissen natürlich auch, dass das erst möglich ist nach der Entrückung der Gemeinde.
Denn hier sehen wir: Israel als Nation wird erneuert und bekommt den Heiligen Geist. Aber wenn sich heute ein Jude bekehrt, dann ist er vor Gott nicht mehr einfach ein Jude.
Das lesen wir in Galater 3, das ist ganz wichtig. Galater 3, Vers 28: „Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christo Jesu.“
Diese Unterschiede gelten nicht. Natürlich unter uns Menschen schon, denn es ist ein deutlicher Unterschied zwischen Mann und Frau, auch in der Gemeinde.
Aber vor Gott, in der Stellung vor Gott, zählen diese Unterschiede nicht. Oder soziale Unterschiede wie Sklave und Freier sind auch da, aber vor Gott haben sie nichts zu sagen.
Jude noch Grieche – natürlich gibt es Unterschiede zwischen gläubigen Juden und gläubigen Nichtjuden, aber vor Gott gilt das nicht. Ihr seid einer in Christus.
Also sind alle Gläubigen heute zusammengefügt, ob sie Juden oder Nichtjuden sind.
Aber wir sehen in Hesekiel 37, dass Israel als Nation die Zusage hat, wieder eine besondere Stellung zu haben, wie im Alten Testament.
Also, was ist nötig, damit dieser heilsgeschichtliche Wechsel stattfinden kann? Ganz einfach: Die Gemeinde muss weg.
Darum braucht es die Entrückung, bevor Israel als Nation erneuert werden kann.
Die Entrückung ist noch nicht geschehen, darum sind wir noch hier.
Aber wir sehen also, dass dieses Ereignis auf die Entrückung erst folgen wird.
Die militärische Stärke Israels als Zeichen göttlichen Handelns
Übrigens ist es interessant, in Vers 10, wenn dieser Mensch aufsteht, wird er dargestellt, als ob Israel in seiner Wiederherstellung steht. Sie wurden lebendig und standen auf ihren Füßen – all diese toten Knochen zusammen. Es gibt viele Leute, und sie wurden lebendig und standen auf ihren Füßen, ein überaus großes Heer. Die Betonung liegt auf ihrer militärischen Macht.
Es ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass heute die israelische Armee bereits als die drittstärkste Armee der Welt gilt. Zuerst kommen die USA, dann die Sowjetunion, und danach Israel. Die beiden anderen sind Weltreiche, während Israel ein sehr kleines Land ist. Es ist so klein, dass man auf der Weltkarte den Namen nicht einmal direkt darauf schreiben kann, sondern ihn immer ins Mittelmeer hineinsetzen muss. Dennoch ist Israel eine starke Macht, besonders in Bezug auf Effektivität und Schlagkraft.
Die ganze arabische Welt hat sich gegen Israel gestellt und wollte es ausrotten. Doch in nur sechs Tagen wurden sie geschlagen. In der gesamten Militärgeschichte hat man einen solchen Blitzkrieg in der modernen Zeit noch nie gesehen – absolut einzigartig. Der Golfkrieg orientierte sich beispielsweise am Sechstagekrieg.
Natürlich ist das Gottes Wirken. Israel wäre gar keine Nation geworden ohne Gottes Eingreifen. Es waren sogar zwei Weltkriege notwendig, damit dies überhaupt realisiert werden konnte. So unmöglich schien es, dass zwei Kriege stattfinden mussten, die so verrückt waren, wie man es sich kaum vorstellen kann. Denn so etwas hat es früher nie gegeben. Es gibt ja nur zwei Weltkriege in der Geschichte.
Wenn sich die Türkei, also das Osmanische Reich, nicht auf die Seite der Achsenmächte gestellt hätte und geschlagen worden wäre, hätte sich das vielleicht auch nicht so entwickelt. Doch wir sehen, dass sich die ganze Weltgeschichte nach dem Ratschluss Gottes erfüllt – egal, ob die Menschen zustimmen oder nicht.
Es gibt eine eindrückliche Stelle in Jesaja 8, Vers 10: "Schmiedet einen Plan, ergeht eine Brücke, verredet die Sache – sie wird nicht zustande kommen, denn Gott ist mit uns." Das ist besonders eindrucksvoll, wenn man bedenkt, wie viele Pläne die Welt fasst, auch im Hinblick auf Israel und die umstrittenen Gebiete.
Anstatt von besetzten Gebieten zu sprechen, kann man von umstrittenen Gebieten sprechen. Die Welt beschließt etwas, die UNO beschließt etwas – und Gott sagt: "Beschließt einen Ratschluss, er soll vereitelt werden. Redet ein Wort, und es soll nicht zustande kommen, denn Immanuel, Gott ist mit uns."
Eine weitere Stelle dazu findet sich in Psalm 33, Verse 9-12. Dort geht es um Gott, den Schöpfer, und die Schöpfergewalt seines Wortes: "Denn er sprach, und es war; er gebot, und es bestand. Der Herr macht zunichte den Ratschluss der Nationen, er vereitelt die Gedanken der Völker. Der Ratschluss des Herrn besteht ewiglich, die Gedanken seines Herzens von Geschlecht zu Geschlecht. Glückselig die Nation, deren Gott der Herr ist, das Volk, das er sich erkoren hat zum Erbteil."
Das ist besonders eindrücklich, gerade in der heutigen Situation. Israel ist das auserwählte Volk. Gott hat diese Verheißungen an die Väter nie rückgängig gemacht, und darum ist dieses Volk glücklich, denn Gott hat es erwählt.
Die Völker können Beschlüsse fassen, wie sie wollen, doch der Herr macht zunichte den Ratschluss der Nationen und vereitelt die Gedanken der Völker.
Was mich besonders bedrückt hat, ist, dass sich Gott dabei der Christen bedient, die solche negativen Parolen herausgeben. Zum Beispiel der UNO-Generalsekretär, und auch Bush ist immer noch der Meinung, Israel müsste einen Teil Jerusalems abgeben usw. Es sind also nicht nur die Araber oder die islamischen Staaten, sondern auch zum großen Teil sogenannte Christen.
Natürlich stimmt das, denn letztlich ist das Erdöl dort das Maß aller Dinge, und es liegt in einem sehr hohen Prozentsatz in der Gegend. Es ist letztlich die Liebe zum Geld als Götzen.
Diese Vision ist sehr eindrücklich, weil sie eine Übersicht über die Wiederherstellung des Volkes Israel in der Endzeit gibt. Dabei wird deutlich, dass dies in Phasen verläuft und nicht einfach plötzlich geschieht. Wie wir sehen, geschieht dies bereits in einer Phase von 120 Jahren.
Die Anfänge der Rückkehr und die Judenverfolgungen als Auslöser
Was war denn damals der Auslöser im Jahr 1882 in Russland? Es waren die Pogrome, also die Judenverfolgungen unter den letzten Zaren. Also, auf Wiedersehen lernen, oder? Dieses Getöse hat... Unter dem Zaren, der in Jekaterinburg erschossen worden ist – nein, oder dessen Vater? In welchem Jahr wurde er erschossen? 1917 oder 1918? Ja, das war zuvor. Das muss der Vater von ihm gewesen sein.
Das war in den 1880er Jahren. Ja, 1882 sagten Sie. Und 1882 kam dann als Folge die erste Auswanderungswelle. Das muss der Vater der letzten Zaren gewesen sein. Die Schlussphase war also gekennzeichnet von Judenverfolgungen. Dieses Getöse hat die Menschen dahin gerafft, und der Lärm wurde noch größer – eben mit dem Ersten Weltkrieg und dann dem Zweiten.
Was war eigentlich der Grund, warum sich am Ende des Zweiten Weltkrieges die Briten dagegen stellten, dass die Juden heim ins Reich, also nach Israel, kamen? Sie haben es doch zu verhindern versucht. Bereits vorher, in der Zeit, als sie das Mandat hatten, bekamen sie kalte Füße wegen des Terrorismus der Muslime gegen sie. Da wollten sie am liebsten nichts mehr mit der ganzen Sache zu tun haben und sich herausziehen.
Auch um den Muslimen entgegenzukommen, haben sie diese Einreisesperren eingeführt. Das war also wieder unter dem Druck des Islam, denn der Islam ist von Grund auf antisemitisch.
Die nationale Erweckung Israels und ihre Vollendung
Herr Schiff, ich habe eine Frage: Wann wird die nationale Erweckung Israels einen Abschluss finden? Die Erweckung geschieht nach der Entdrückung und geht von Jerusalem aus. Ich spreche von der nationalen Erweckung, die wir jetzt schon erleben, nicht von der geistlichen Erweckung. Aber wann findet diese ihren Abschluss? Beim Wiederkommen des Herrn Jesus, um das tausendjährige Friedensreich zu errichten, oder nach der Entrückung?
Ich verstehe jetzt nicht genau, was du mit nationaler Erweckung meinst. Die sieht man doch jetzt schon, diese Rückführung in der Zeit Israels.
Ach so, die ganze Sammlung?
Ja, ja.
Ah, ja, die ist am Schluss und wird abgeschlossen in Hesekiel 39, Verse 27 und 28. Lies mal: „Wenn ich sie aus den Völkern gebracht und aus den Landen ihrer Feinde versammelt habe und ich an ihnen geheiligt worden bin vor den Augen vieler Heiden. Also werden sie erfahren, dass ich der Herr, ihr Gott, bin, der ich sie habe wegführen lassen zu den Heiden und wiederum in ihr Land versammeln und nicht einen von ihnen dort gelassen habe.“
In der Elberfelder Übersetzung heißt es: „Indem ich sie zu den Nationen weggeführt habe und sie wieder in ihr Land sammle und keinen mehr von ihnen dort übrig lasse.“ Das ist eine Aussage nach der Vernichtung von Gog, von Rosch aus dem äußersten Norden. Wir werden gleich sehen, wenn wir diese Kapitel 38 und 39 durchgehen: Der letzte Angriff auf Israel wird von Russland her geschehen. Das wird der letzte Angriff sein, ich beweise das noch aus dem Text.
Das ist also bereits nach der großen Drangsalzeit. Danach sagt Gott: „Jetzt werde ich keinen mehr davon übrig lassen.“ Die, die in der Diaspora noch sind, werden dann zurückkehren. Es ist also nicht so, dass eine totale Rückführung der Juden vor der Wiederkunft Christi geschehen müsste. Nur ein Teil kehrt zurück, und ein anderer Teil bleibt in der Diaspora, wie das heute der Fall ist. Millionen sind zurückgekehrt, aber noch mehr Millionen sind zurückgeblieben. Die werden erst nachher kommen.
Das ist in Übereinstimmung mit Matthäus 24, wo Gott sogar Engel einsetzen wird, um die Auserwählten zu sammeln. Lies mal Matthäus 24, 30 und 31: „Dann werden alle Geschlechter auf Erden sehen den kommenden Menschensohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird seine Engel mit hellen Posaunen senden, und sie werden seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern, sammeln.“
Die Wiederkunft Christi entspricht genau der Stelle Hesekiel 39, 27 und 28. Danach kommt das Tausendjährige Reich, ab Hesekiel 40. Das heißt, die Erweckung, die geistliche Erweckung, geschieht vorher, und zwar nach der Entdrückung. Von Jerusalem aus wird der Überrest zum Glauben kommen, aber zuerst nur eine Vorhut. Da sind diese 144 Versiegelten.
Wenn der Antichrist den dritten Tempel entweiht, werden die Gläubigen ins Ausland flüchten. Dann beginnt die große Drangsal von dreieinhalb Jahren. Das ganze Land Israel wird militärisch überrannt werden, vom Norden her. Zwei Drittel der Bevölkerung kommen ums Leben, und ein Drittel wird in dieser Not zum Glauben kommen, das ist Sacharja 13, Vers 8.
Dieser Drittel, der überlebt und zum Glauben kommt, wird dann ganz Israel darstellen. Über diesen Drittel wird Gott am Anfang des Tausendjährigen Reiches seinen Geist ausgießen. Das wäre dann die letzte Phase: „Ich werde meinen Geist in euch geben, damit ihr lebt“ (Hesekiel 37, Vers 14).
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch Hesekiel 37, Vers 14: „Und ihr werdet wissen, dass ich der Herr geredet und es getan habe“, spricht der Herr, oder „ihr werdet erkennen.“ Dort sehen wir, dass diese Wiederherstellung Israels eine Möglichkeit ist, dass Menschen den Gott der Bibel erkennen können.
Darum ist es so wichtig, dass wir über solche Dinge sprechen und Ungläubigen anhand der Bibel zeigen, dass dies vorausgesagt ist. Schaut mal, es hat sich genauso erfüllt, obwohl es völlig unmöglich aussah. Unsere Hoffnung schien dahin, wir seien verloren, haben diese Totengeweihten gesagt. Trotzdem ist in unserer Zeit das Unmögliche möglich geworden – auf eine Art und Weise, die die ganze Welt erschüttert hat.
Das war nicht etwas, das irgendwo in einer Ecke geschehen ist und leicht ignoriert werden kann. Das kann niemand ignorieren, denn es hat die ganze Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts geprägt. Die ganze Welt beschäftigt sich dauernd mit einem kleinen Volk, auch heute noch. Das ist unglaublich, weil es jetzt doch so viele Probleme auf der Welt gibt. Aber warum beschäftigt sich ein Drittel der UNO-Resolutionen mit Israel? Und jetzt ist die Sammlung noch größer geworden.
Es ist doch unglaublich, wie ist das möglich? Die Weltgemeinschaft beschäftigt sich in einem Drittel ihrer Resolutionen mit einem ganz kleinen Land, das kleiner ist als die Schweiz. Wir kommen uns bald als Großmacht vor, ja?
Ja. Noch etwas zu diesem Abschnitt?
Ja, ist das dasselbe Ereignis wie in Joel 2, das Ausgießen des Geistes?
Ja, genau. Nur dort geht es noch weiter. Dort heißt es eben, das Ausgießen über alles Fleisch. Darum wird ein spezifisch jüdisches Ereignis auf die Versammlung angewandt. Das finde ich seltsam, was Petrus in der Pfingstpredigt macht: Ein spezifisch jüdisches Ereignis wird also für die Versammlung als erfüllt angesehen.
Schauen wir mal, schlagen wir auf Joel 2 auf. Bei mir ist es Joel 2, Vers 28, bei Ihnen vielleicht Joel 3, Vers 1. Aber wir haben die gleiche Bibel, es ist nur eine andere Zählung, keine Angst. Wer liest mal dort?
Übrigens, in Joel 2 wird die große Drangsal beschrieben, wie Israel durch eine riesige Armee von Norden total überrannt wird. Das Land davor ist wieder Garten Eden, hinter dieser Armee ist alles verbrannt. Dann kommt das Eingreifen Gottes, Israel wird aus dieser Not herausgerettet, eben durch die Wiederkunft Christi. Jetzt kommt Joel 2,28 (oder 3,1):
„Und danach wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch, und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Ältesten werden Träume haben, eure Jünglinge werden Gesichte sehen, und selbst über die Knechte und über die Mägde werde ich meinen Geist ausgießen in jenen Tagen.“
Jawohl, das reicht schon.
Nun, die Frage von Erich: Warum wendet Petrus ein spezifisch jüdisches Ereignis an? Ist das dasselbe Prinzip?
Ja, genau. Er sagt nämlich nicht, es ist jetzt erfüllt. Hier sehen wir ganz klar: „Danach wird es geschehen“, also nach der großen Drangsal, oder? Joel 2 beschreibt die große Drangsal, die zukünftig ist, und dann heißt es: „Und danach wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgießen werde.“ Also bezieht sich die Stelle wörtlich ganz eindeutig auf ein noch zukünftiges Ereignis.
Jetzt schauen wir, was Petrus an Pfingsten, als er diese Stelle zitierte, genau gesagt hat. Da gab es Leute, die gespottet haben: „Die sind ja betrunken.“ Das waren Leute, die die Sprachen nicht verstanden haben, weil sie keine Ausländer waren. Es war ein Spott, sie merkten, dass es eigentlich nicht stimmt. Dann erklärt Petrus, was da geschehen ist.
Lies mal Apostelgeschichte 2,14, Erich:
„Petrus aber stand auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: ‚Männer von Judäa und ihr alle, die hier zu Jerusalem wohnt, dies sei euch kund und nehmt zu Ohren meine Worte. Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, denn es ist die dritte Stunde des Tages, sondern dies ist, was durch den Propheten Joel gesagt ist: Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, dass ich von meinem Geist ausgießen werde über alles Fleisch, und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Jünglinge werden Gesichte sehen, und eure Ältesten werden Träume haben.‘“
Und dann, Vers 19 noch: „Und ich werde Wunder geben im Himmel oben und Zeichen auf der Erde unten, Blut und Feuer und Rauchdampf.“
Ja, Petrus sagt erst mal: „Die sind nicht betrunken, es ist ja neun Uhr morgens, die dritte Stunde.“ Das ist übrigens kein Argument, dass Leute am Morgen nicht betrunken sein können. Das gibt es bei starken Alkoholikern schon. Aber das Argument ist: Im Judentum hat man vor neun Uhr morgens noch nicht gefrühstückt. Man durfte erst nach der Darbringung des Morgenbrandopfers frühstücken.
Also arbeiteten sie schon davor, aber noch mit nüchternem Magen. Um neun Uhr wurde das Morgenbrandopfer als erstes Opfer auf den Altar gelegt, danach wurden Opfer bis zehn Uhr gebracht. Erst dann wurde gefrühstückt. Übrigens ein reichliches Frühstück, denn es war damals nicht üblich in Israel, um zwölf Uhr Mittag zu essen. Man nahm erst wieder gegen fünf Uhr die große Abendmahlzeit ein. Man hatte also zwei Mahlzeiten, nicht drei wie heute.
Das Argument ist also hier, jetzt ist sowieso die Nüchternzeit. Es ist noch vor der Darbringung des Morgenbrandopfers, da hat noch keiner Wein getrunken.
Zur Stelle mit Joel: Petrus sagt nicht, dass dies die Erfüllung ist. Nun hat sich erfüllt, was der Prophet gesagt hat. Sondern: „Dies ist es.“ Es ist genau das Gleiche, was Joel sagt: eine Ausgießung des Geistes. Er sagt nicht, diese Stelle ist erfüllt. Denn wo wäre damals das Wunder am Himmel gewesen? Blut, Feuer und Rauchdampf, das zitiert er ja auch. Das war damals nicht zu sehen.
Petrus sagt also nicht, es ist erfüllt, sondern: „Dies ist es.“ Das ist ganz wichtig. So muss man sagen, diese Joel-Stelle erfüllt sich im wörtlichen Sinn erst nach der großen Drangsal. Aber die Gemeinde hat eine Vorerfüllung davon am Pfingsttag bekommen.
Weiter muss man natürlich auch sagen: Wenn heute jemand um eine Geistesausgießung betet, dann tut er etwas ganz Unbiblisches. Denn der Geist Gottes ist da, er ist gar nicht weggegangen. Wir verehren Gottes Geist, wenn wir um eine Ausgießung bitten. Denn wir sagen gewissermaßen, wir merken überhaupt nichts vom Wirken Gottes. Er ist da.
Bei der Entrückung wird er jedoch mit der Gemeinde weggehen. Dann kann der Antichrist offenbar werden, denn der Geist Gottes hält ihn heute zurück. Indem er bei der Entrückung weggeht, wird es möglich sein, nach der großen Drangsal, dass der Geist wieder neu ausgegossen wird.
Es braucht also die Entrückung, damit überhaupt diese Erfüllung für Israel und die Völker realisiert werden kann. Joel geht über Hesekiel hinaus. In Hesekiel haben wir nur gesehen: „Ich werde den Geist in dieser Nation geben“, in Israel. Aber bei Joel lesen wir von „alles Fleisch“. Das heißt, der Blickwinkel von Joel ist universal. Er sieht Israel und die Völker.
Darum ist auch dieser Vers in Joel 2,32 (oder 3,5) so wichtig. Dort heißt es am Schluss, nein, am Anfang: „Und es wird geschehen, jeder, der den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden.“ Jeder! Ob Jude oder Nichtjude. Dieser Vers wird darum in Römer 10 wieder aufgenommen. Damit wird bewiesen: Der Herr ist reich für alle, die ihn anrufen, ob Juden oder Nichtjuden.
Das ist der universelle Blick.
Darum, Erich, lange Rede, kurzer Sinn: Die Stelle ist sehr treffend für die Gemeinde, weil die Gemeinde gerade eine Ausgießung erlebt hat, nicht nur über Juden, sondern in der Apostelgeschichte schließlich auch über die zum Glauben Gekommenen.
Herr Roche, ich habe da noch eine Frage: Die 144, die das Evangelium des Reiches bis an alle Enden der Erde predigen. Da kommen ja Menschen zum Glauben, eine Zahl, die niemand zu zählen vermag, angetan mit weißen Gewändern und Palmzweigen in ihren Händen. Sind die schon unter dem Spätregen, oder ist das noch nicht erfüllt?
Nein, die 144 werden Zeugnis ablegen. Aber der Herr sagt in Matthäus 10, sie werden mit den Städten in Israel nicht fertig werden, bis der Menschensohn kommt. Man kann also nicht zu viel erwarten, wie sie auch weltweit evangelisieren werden. Die Heiden werden auch zum Glauben kommen in dieser Zeit durch das Evangelium der Schöpfung, das ewige Evangelium.
Diese unzählbare Schar muss man nicht nur der Aktivität der 144 zuschreiben, und das ist relativ kurz. Dazu kommt noch die Stelle in Matthäus 24,14: „Dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden allen Nationen zum Zeugnis, und dann kommt das Ende.“
Diese Stelle ist im Prinzip heute erfüllt, denn jede Nation ist mit dem Evangelium erreicht worden. Es sind nicht alle Stämme erreicht, noch lange nicht alle Stämme und alle Sprachen, aber alle Nationen. Welche Nation hätte noch nie etwas vom Evangelium gehört? Gerade wenn wir an die Arbeit von Transworld Radio denken.
Diese Stelle ist im Prinzip erfüllt, weil man nicht zu stark drücken kann, wenn es heißt: „Das Evangelium des Reiches.“ Wir verkündigen auch das Evangelium des Reiches. Denn wir predigen davon, dass Jesus Christus wiederkommen wird und Frieden und Gerechtigkeit auf dieser Erde schaffen wird.
Natürlich wird der Überrest diese Botschaft noch dringlicher verkündigen, weil das unmittelbar bevorsteht. Aber im Prinzip ist das auch schon erfüllt.
Noch etwas?
Ja, wenn da steht, dass Gott alle, jeden zurückbringt nach Israel, zukünftig, sind das auch die, die irgendwann assimiliert sind und gar nicht wissen, dass sie Juden sind? Wo wird Gott die Grenze machen? Oder es gibt viele Deutsche oder Schweizer, die konvertieren, obwohl sie überhaupt nicht Juden von der Abstammung sind. Gehören die auch dazu?
Ja, Proselyten werden in der Bibel immer als richtige Juden betrachtet. Der Übertritt wird als richtig betrachtet, zum Beispiel Ruth, die Stammmutter des Herrn Jesus. Sie ist zum Judentum übergetreten, obwohl sie eine Moabiterin war, aber sie ist eine richtige Jüdin geworden und in den jüdischen Stammbaum des Messias eingepflanzt worden.
Aber eben, wo Gott die Grenze macht, das entscheidet er dann. Natürlich, denn die Übergänge sind fließend. Wahrscheinlich könnten einige von hier auf zehn Generationen zurückzeigen, dass sie jüdische Vorfahren haben. Das ist eigentlich nichts Besonderes. Das haben sehr viele, viel mehr als man denkt. Aber Gott selbst wird dann zeigen, wo die Grenze ist.
Das führt uns aber auch noch zu Herr Präsident! Die Frage ist gut, weil sie uns zum nächsten Thema führt, mit den zehn Stämmen, die zurückkehren sollen. Aber machen wir jetzt Pause bis zwanzig nach und nehmen dann diese Frage auf.
Herr Haigel hält auch hervor, dass der elfte und der zwölfte Stamm gar nicht mehr existieren im Gottesratsschluss. Welchen Stamm meinen Sie? Es wird doch immer nur gewählt, Judah und die zehn Stämme. Da fehlt ja einer, es waren ja ursprünglich mal zwölf.
Gut, darüber werden wir auch sprechen.
Noch ein kleiner Nachtrag: Ich habe gesagt, es steht das Wort „Emek“ für Talebene hier in Kapitel 37. Es ist aber das Wort „Pikach“, das auch Talebene bedeutet. Ich hatte „Emek“ im Gedächtnis, aber im Text hat mich jemand darauf hingewiesen, dass es „Pikach“ heißt.
Das ist das gleiche Wort wie in Kapitel 3, Vers 22, wo es auch um eine Talebene geht. Der Unterschied ist, die Talebene soll zum Ausdruck bringen, dass es so viele Totengeweihte sind, ein großes Volk zerstreut unter allen Völkern, die Gott zurückführt ins Land der Väter.
Jetzt fahren wir weiter mit Vers 15.
Die symbolische Vereinigung der zwei Königreiche Israels
Worum geht es in diesem Abschnitt? Es geht um die Beschreibung eines Symbols. Genauer gesagt: Das Thema ist die Wiedervereinigung der zwei Königreiche Israels.
Nach dem Tod Salomos wurde Israel in zwei Nationen gespalten – ähnlich wie es Jugoslawien erlebt hat, allerdings waren es hier nur zwei Teile: Das Nordreich, genannt Israel oder auch Ephraim, weil der Stamm Ephraim eine besondere Rolle in der Geschichte spielte, und das Südreich, das Königreich Juda, das die Stämme Juda und Benjamin umfasste.
Bereits vor der Pause wurde angedeutet, dass es ein Problem mit der Anzahl der Stämme gibt. Judah bezeichnet das Gebiet der Stämme Juda und Benjamin, also zwei Stämme. Die Stämme Israels werden jedoch unterschiedlich gezählt. Manchmal spricht man von den zwölf Stämmen, doch der Stamm Levi wird nicht mitgezählt. Trotzdem hat man zwölf Stämme, weil der Stamm Joseph als zwei Stämme gezählt wird: die Söhne Ephraim und Manasse, die jeweils ein Erbteil im Land erhielten.
Es gibt auch andere Zählungen, bei denen Levi zu den zwölf gezählt wird, und trotzdem bleiben es zwölf Stämme. Zum Beispiel bei den 144.000 aus allen zwölf Stämmen in Offenbarung 7. Dort fehlt allerdings der Stamm Dan. Auch das hat einen besonderen Grund: Möglicherweise wird der Antichrist aus dem Stamm Dan kommen. Je nach Bibelstelle muss man also auf die unterschiedliche Zählweise achten. Deshalb habe ich schon vor der Pause angedeutet, dass es sogar die Möglichkeit gibt, von mehr als zwölf Stämmen zu sprechen.
Grundsätzlich geht es hier um die zwei Königreiche: das Südreich Judah und das Nordreich Israel, auch Joseph genannt, die wieder zusammengeführt werden sollen. In der Endzeit soll es keine Spaltung mehr im Volk Gottes geben. Das ist die große Botschaft hier.
Wie wird das symbolisiert? Hesekiel muss ein Stück Holz nehmen und darauf schreiben: einmal für Judah und die Söhne Israels, und ein anderes Holz, einen anderen Stab, für Josef und das Holz Ephraims. Diese sollen dann zusammengebracht werden, so dass sie wie ein Stab sind. Das soll symbolisieren, dass Gott im Tausendjährigen Reich Israel als ein vereintes Volk zurückführen wird.
Nun stellt sich die Frage: Warum heißt es beim ersten Holz nicht einfach „für Judah“, sondern „für Judah und die Kinder Israels“? Das ist doch ein Problem, oder? Und beim anderen heißt es „für Ephraim und das ganze Haus Israel“. Einmal wird von den Söhnen Israels gesprochen, dann vom Haus Israel.
Der Ausdruck „Haus Israel“ bedeutet Familie und wird oft verwendet, um die zwölf Stämme zu bezeichnen. Man kann darunter aber auch die zehn Stämme verstehen. Joseph war der führende Stamm, und Ephraim wird speziell erwähnt, weil er führender war als Manasse, der zweite Sohn Josephs. Das Ganze wird dann als Haus Israel bezeichnet.
Aber im ersten Fall gibt es ein Problem: „für Judah und die Kinder Israels“ – da sind doch schon alle zwölf Stämme zusammen, oder? Vielleicht gehörten einzelne Personen in Judah auch anderen Stämmen an.
Schlagen wir mal auf in 2. Chronik 15. Dort lesen wir von der Erweckung unter König Asa, der den Altar auf dem Tempelplatz erneuerte. In Vers 9 heißt es:
„Und er versammelte ganz Judah und Benjamin und die Fremden, die aus Ephraim und Manasse und aus Simeon bei ihnen wohnten; denn in großer Menge waren sie aus Israel zu ihnen übergelaufen.“
Im Süden gibt es also die zwei Stämme Judah und Benjamin, eigentlich drei, denn die Priester aus dem Stamm Levi waren auch beim Tempel in Jerusalem. Nun kommen hier aus anderen Stämmen hinzu: Ephraim, Manasse und Simeon. Damit hätten wir schon sechs Stämme.
Weiter in 2. Chronik 30, bei der Erweckung unter König Hiskia, der die Nordstämme einlud, lesen wir in Vers 11:
„Einige Männer von Aser und von Manasse und von Sebulon bemühten sich und kamen nach Jerusalem. Auch über Judah kam die Hand Gottes, dass er ihnen ein einmütiges Herz gab, um das Gebot des Königs und der Obersten zu tun, nach dem Wort des Herrn.“
Hier kommen also noch Sebulon und Aser hinzu, das sind bereits sieben Stämme.
So sehen wir, dass in der Zeit der Könige aus dem Nordreich Menschen zum Süden wechselten. Das erklärt auch, warum in Lukas 2 die Prophetin Anna, die im Tempel war, aus dem Stamm Aser stammte. Sie gehörte also nicht zu Judah oder Benjamin, sondern zu Aser.
Paulus sagt in seiner Rede vor Agrippa in Apostelgeschichte 26, Vers 7, dass unser zwölfstämmiges Volk unablässig Nacht und Tag Gott dient. Er spricht vom zwölfstämmigen Volk, das Gottesdienst darbringt.
Der Jakobusbrief richtet sich an die zwölf Stämme in der Zerstreuung, wie in Jakobus 1,1 zu lesen ist. Unter denen, die man schon vor über zweitausend Jahren mit dem Oberbegriff „Juda“ oder „Juden“ bezeichnete, war also Blut aus allen zwölf Stämmen.
Darum passt es gut in Hesekiel, wenn er sagt, ein Stab heißt „Judah und das Haus Israel“ – das waren die Überläufer, die sowieso schon mit dabei waren. Dann braucht es einen zweiten Stab für die zehn Stämme, die im Jahr 722 v. Chr. nach der Zerstörung der Hauptstadt Samaria durch die Assyrer deportiert wurden. Ihre Spuren gehen in der Geschichte verloren, weshalb man von den „verschollenen zehn Stämmen“ spricht.
Wenn heute Juden nach Israel zurückkehren, kann man davon ausgehen, dass Blut aus allen zwölf Stämmen dabei ist. Man könnte denken, dass die zwölf Stämme bereits erfüllt sind, indem sie zurückkehren. Hesekiel macht jedoch klar, dass dies nicht die endgültige Erfüllung ist. Es gibt in der Endzeit auch eine Rückführung derer, die durch die assyrische Wegführung zerstreut wurden. Das ist eine prophetische Hoffnung.
Zum Beispiel gibt es in Indien einen Stamm, der sich nicht assimiliert hat und behauptet, Nachkommen des Stammes Manasse zu sein. An verschiedenen Orten auf der Welt gibt es Stämme, die sich mit den verschollenen Stämmen identifizieren, etwa die Falascha aus Äthiopien. Diese äthiopischen Juden bringen sich mit dem Haus Dan in Verbindung. Sie praktizieren den mosaischen Glauben, beschneiden ihre Kinder am achten Tag und halten den Sabbat, obwohl sie offiziell Muslime sind. Sie sagen, sie stammen vom Volk Israel und werden bei der Ankunft des Messias zurückkehren.
Ebenso gibt es andere Ethnien, die sich mit den verschollenen Stämmen verbinden, etwa ein Volk in Afghanistan. Man muss jedoch bedenken, dass die Zerstreuung weit über Zentralasien hinausging, ähnlich wie beim jüdischen Volk, das sich über alle fünf Kontinente ausgebreitet hat.
Im Lauf der Geschichte gab es unter den Juden immer die Hoffnung, besonders in Zeiten starker Verfolgung, dass irgendwo ein Königreich der zehn Stämme entdeckt werden könnte, das ihnen Unterschlupf bietet. Ich habe schon erzählt, dass bei der Entdeckung Amerikas sogar ein Hebräischsprachiger mitgenommen wurde, falls man dort ein Königreich der zehn Stämme finden würde, um mit ihnen kommunizieren zu können.
Diese Hoffnung entstand besonders 1492, als die Juden aus Spanien vertrieben wurden. Hunderttausende mussten Spanien innerhalb kurzer Zeit verlassen. In dieser Zeit gab es große Hoffnungen, irgendwo ein Volk der zehn Stämme zu finden, das helfen könnte. Amerika wurde entdeckt, aber kein Königreich der zehn Stämme.
Dennoch ist es eindrücklich, wie Gottes Vorsehung diesen Kontinent für das Schicksal des jüdischen Volkes wichtig machte. Heute muss man sagen: Ohne diesen Kontinent würde der Staat Israel menschlich betrachtet kaum bestehen.
Es gibt noch eine weitere Unterscheidung innerhalb des Judentums, besonders im Zweiten Weltkrieg: die sephardischen Juden und die aschkenasischen Juden.
Das ist eine Einteilung nach Tradition. Die sephardischen Juden sind im engeren Sinne die spanischen Juden und im weiteren Sinne jene aus arabischen Ländern. Die aschkenasischen Juden stammen aus Osteuropa oder speziell aus Europa.
In der Regel galten die sephardischen Juden als wohlhabender, während die aschkenasischen Juden oft ärmer waren. Heute ist es in Israel eher ein Konkurrenzkampf zwischen Aschkenasim und Sephardim. Die Aschkenasim haben meist eine bessere Ausbildung, während die Sephardim oft als rückständiger gelten.
Sie haben auch unterschiedliche Traditionen. Zum Beispiel singen sie die hebräischen Bibeltexte mit unterschiedlichen Melodien. Die sephardischen Melodien klingen orientalischer als die aschkenasischen.
Diese Unterscheidung beruht auf der Region, in die sie zerstreut wurden, was ihre Traditionen beeinflusste.
Die wichtige Unterscheidung ist jedoch: Die Juden stammen hauptsächlich von Judah und Benjamin ab, aber auch Blut aus allen zwölf Stämmen ist vorhanden. Die zehn Stämme sollen ebenfalls wieder ans Licht kommen.
Wir lesen dazu in Jesaja:
„Und an jenem Tag wird es geschehen, da wird der Herr noch einmal seine Hand erheben, um den Überrest seines Volkes, der übrig bleibt, loszukaufen, aus Assur und den Brücken, aus Patros und Kusch, aus Elam, Schinear und Hamath und von den Inseln des Meeres.
Und er wird den Nationen ein Feldzeichen aufrichten und die Vertriebenen Israels zusammenbringen, und die Verstreuten Judas wird er sammeln von den vier Enden der Erde.“
Hier werden die Gebiete genannt, aus denen Gott die Juden sammelt: Assyrien (Syrien, Nordirak), Ägypten (Patros ist Oberägypten), Äthiopien (Sudan, Eritrea und weiter Schwarzafrika), Elam (Iran), Schinear (Südirak), Hamath (ein Gebiet in Syrien) und die Inseln des Meeres, die die Inseln und Küstengebiete des Mittelmeers, also Europa, bezeichnen.
In Vers 12 heißt es, er werde die Nationen und die Vertriebenen Israels zusammenbringen, und im Parallelvers die zerstreuten Judas von den vier Enden der Erde sammeln. Das ist eine doppelte Sammlung: die Vertriebenen Israels, also die zehn Stämme der assyrischen Zerstreuung, und die Vertriebenen Judas, die Zerstreuung nach 70 n. Chr. und die babylonische Gefangenschaft.
In Vers 13 lesen wir dazu:
„Und der Neid Ephraims wird weichen, und die Bedränger Judas werden ausgerottet werden; Ephraim wird Judah nicht beneiden, und Judah wird Ephraim nicht bedrängen.“
Ephraim steht hier für die zehn Stämme. Ephraim wird Judah nicht mehr beneiden, und Judah wird Ephraim nicht bedrängen oder unter Druck setzen.
Heute hat Judah eine bevorzugte Stellung, da die anderen Stämme ihre Tradition und Identität weitgehend verloren haben. Deshalb gibt es einen gewissen Neid gegenüber denen, die man als Juden bezeichnet. Doch dieser Neid wird weichen, und Judah wird die anderen nicht mehr unter Druck setzen.
In Vers 14 heißt es weiter:
„Und sie werden den Philistern auf die Schultern fliegen; gegen Westen werden sie miteinander Brüder sein. Die Söhne des Ostens werden sie plündern; an Edom und Moab werden sie ihre Hand legen, und die Kinder Ammon werden ihnen gehorchen.“
Mit „den Philistern auf die Schultern fliegen“ ist gemeint, dass sie die Bergabhänge der Scheffela, die in die Ebene des Gazastreifens führen, einnehmen werden. Zusammen werden sie die Söhne des Ostens plündern: Edom, Moab und Ammon, das Gebiet des heutigen Jordanien.
Die Philister sind nicht ausgestorben, sondern haben ihre Identität verloren. Die naheöstlichen Völker haben sich im Laufe der Zeit vermischt und ihre ursprüngliche Identität nicht bewahrt. Wer heute Edomiter, Moabiter oder Ammoniter sind, ist schwer zu sagen. Trotzdem verwendet die Prophetie weiterhin diese Bezeichnungen für die Menschen in diesen Gebieten.
Die Philister bewohnen das Gebiet des Gazastreifens. Interessant ist, dass sich die Palästinenser auf Arabisch „Filistini“ nennen, was Philister bedeutet. Sie identifizieren sich so, obwohl sie ethnisch nicht direkt von den Philistern abstammen. Es gibt Vermischungen, aber die Bibel benutzt diese Begriffe auch in der Endzeit.
Die zwölf Stämme werden also auch ihre Hand an Jordanien legen. Das ist ein sehr plastisches Bild, das wir heute besser verstehen können als frühere Generationen.
Kehren wir nun zu Hesekiel zurück. Wir sehen deutliche Verheißungen, dass es auch eine Rückkehr aus der assyrischen Zerstreuung geben wird.
Die Symbolik mit den zwei Holzstücken zeigt, dass das Volk Gottes in der Endzeit vollständig vereinigt wird.
Lesen wir nochmals Hesekiel 37, Vers 22:
„Und ich mache sie zu einer Nation im Land, auf den Bergen Israels, und ein einziger König wird für sie alle König sein. Sie sollen nicht mehr zu zwei Nationen werden, sie sollen sich künftig nicht mehr in zwei Königreiche teilen.“
Gott will also die Einheit des Volkes Gottes in der Endzeit im Tausendjährigen Reich wiederherstellen.
Die Einheit des Volkes Gottes als Vorbild für die Gemeinde
Da können wir natürlich auch eine Anwendung auf die Geschichte der Gemeinde machen, denn die hat sich nicht nur in zwei Teile geteilt, sondern noch viel mehr. Wie? Gut, ich meine im Prinzip ist das im jüdischen Volk genauso. Denn es sind ja nicht nur Israel und Juda, sondern allein die Juden haben sich in viele Gruppen aufgespalten, oder?
Zum Beispiel gibt es allein unter den Ultraorthodoxen vielleicht etwa zwanzig verschiedene Richtungen. Je nach Ort haben sie andere Richtungen und Traditionen angenommen. Die Aufspaltung ist dort also eigentlich ganz ähnlich wie im Christentum.
Aber Gott will sein Volk, das er auserwählt hat, am Ende wieder zu einer Einheit zusammenbringen. Und das ist auch im Blick auf das Volk Gottes heute Gottes Plan. Wir werden die Gemeinde in der Vollendung dann wieder in völliger Einheit beieinander sehen.
Wir können das nicht schaffen. Wir können einfach die Einheit des Geistes bewahren, indem wir das, was aus unbiblischen Gründen trennt, wegtun. Aber die Einheit schaffen können wir nicht, denn dazu müsste man Kompromisse machen – in grundsätzlichen Lehrfragen und in Fragen der Moral.
Also, wir können das nicht schaffen, aber wir können uns bemühen, diese Einheit zu bewahren, indem wir nur das festhalten, was wir in der Bibel haben – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Wir haben aber die Hoffnung, dass wir in der Zukunft, in der Herrlichkeit, das ganze Volk Gottes vollkommen vereinigt sehen werden. Das nehmen wir als Anwendung für die Gemeinde.
Und wie wird diese Einheit letztlich bewerkstelligt? Wir haben gelesen: Es soll eine Nation sein, aber mit einem König. Dieser König wird noch genauer beschrieben in Vers 24: „Mein Knecht David wird König über sie sein, und sie werden allesamt einen Hirten haben.“
Wer ist dieser Knecht David? Jesus. Ja, der Herr Jesus. Warum wird er David genannt? Weil er der Nachkomme Davids ist. Nach Jeremia 23, Vers 5 muss der Messias von David abstammen, so wird er hier auch David genannt.
Was heißt David auf Deutsch? Der Geliebte. In Epheser 1, Vers 7 lesen wir, dass Gott uns angenehm gemacht hat in dem Geliebten – das ist der David.
Übrigens heißt es auch in der rabbinischen Literatur, wenn es zum Beispiel in Hosea 3, Vers 4 heißt, dass Israel in der Endzeit umkehren wird zu David, ihrem König, dann heißt es im rabbinischen Kommentar Mezudat David zu Hosea an dieser Stelle, dass dies der Messias ist. Also auch im Judentum versteht man das ganz einfach als einen Titel für den Messias.
„Mein Knecht David wird König über sie sein.“ Dann ist die Spaltung vorbei, wenn alle sich der Autorität Jesu unterstellen.
Und wir lesen weiter: „Sie werden einen Hirten haben.“ Das heißt, sie hören alle nur noch auf die Stimme des guten Hirten und nicht auf die tausend anderen Stimmen.
Und noch etwas, Vers 24b: „Sie werden in meinen Rechtsbestimmungen leben und meine Ordnungen bewahren und sie tun.“ Mit anderen Worten: Sie werden sich nach der Bibel ausrichten.
Dort haben wir die Quelle der Einheit: Unterwerfung unter die Autorität des Herrn Jesus Christus. Nur auf den guten Hirten hören und sich ausrichten – auch in der Praxis nach seinen Rechtsbestimmungen wandeln. Das heißt, sich nach der Bibel ausrichten.
Nicht nur theoretisch im Bekenntnis, sondern auch im Tun. Wenn wir das alle tun würden, dann wären alle Christen eine Einheit. Dann bräuchten wir keine Ökumene.
Das sind die biblischen Voraussetzungen für eine biblische Einheit, die keine Kompromisse mit der Wahrheit und mit der Moral macht.
Ein Beispiel: Ich habe eine Frau, die in der Scheidung ist. Sie hat eine Freundschaft begonnen, und ich habe ihr gesagt: Das ist Ehebruch, denn diese Ehe besteht ja noch, oder? Natürlich, ihr Mann hat sie verlassen und wohnt mit einer Freundin zusammen, aber es ist keine Scheidung erfolgt. Dann ist doch sowieso klar, dass die Ehe als Ehe besteht.
Jetzt hat sie eine neue Freundschaft und hat gesagt, ein Seelsorger habe ihr gesagt, dass das eigentlich wunderbar sei, weil diese Beziehung ihr wahrscheinlich hilft, kein schlechtes Männerbild zu bekommen.
Und auch an einem anderen Ort, in einem christlichen Kreis, hat man sich eigentlich damit gut abfinden können und war ziemlich entsetzt über die Idee, dass das Ehebruch sein könnte.
Natürlich glaube ich auch, dass es keinen sexuellen Kontakt gab. Aber sie liebt in ihrem Herzen einen anderen Mann, und die Ehe ist faktisch immer noch da. Sonst bräuchte es ja gar keine Scheidung.
Doch da argumentieren sie: Die Ehe sei ja schon gebrochen, der Mann ist weg, also spiele das keine Rolle mehr. So wird argumentiert.
Gut, aber selbst der Richter sagt, die Ehe besteht. Sonst müsste man sie ja nicht mehr auflösen. Was muss man auflösen, wenn es gar nicht mehr da ist?
Da gibt es eben auch unterschiedliche Rechtsauffassungen, je nachdem, wie es ist. Und wie sieht es vor Gott aus? Der Mann hat die Ehe gebrochen, ist fort, und dann ist die Frau quasi frei.
Ja, aber gilt dann vor Gott die Rechtsform nicht? Hat die nichts zu sagen? Ja, natürlich. Aber ich meine, so gut ab. Ja, ja, ich verstehe schon ganz genau, so ist das.
Aber dann sagt die Frau mir, es sei so schwierig in christlichen Kreisen, und jetzt eben in evangelikalen Kreisen, da gebe es so viele verschiedene Meinungen.
Darum betone ich: Es geht nicht nur um grundsätzliche Lehrfragen, sondern auch um grundsätzliche moralische Fragen, die effektiv ein Problem bilden, denn solche Dinge spalten und trennen.
Darum ist es so schön, hier zu sehen: Die Einheit wird entstehen, aber da ist ein König da, der Herr Jesus, niemand anders regiert. Ein Hirte, und sie wandeln nach seinen Rechten, das heißt nach den Rechtsbestimmungen Gottes in seinem Wort.
Das ist die einzige Grundlage für eine echte biblische christliche Gemeinschaft und Einheit.
Weiter dann im Vers 25 wird betont: „Ihr werdet im Land eurer Väter wohnen.“
Zuvor haben wir im Vers 22 gelesen: „Im Land auf den Bergen Israels.“ Dort haben wir wieder diesen Ausdruck – wir haben uns ja ausdrücklich mit den Bergen Israels in Kapitel 35 und 36 beschäftigt.
Das ist der Ausdruck, der ganz speziell die Westbank bezeichnet. Gott sagt nicht nur einfach, ihr werdet im Land wohnen, sondern ihr werdet auf den Bergen Israels wohnen, denn das ist das Herzstück des Landes Israel.
Man muss einmal schauen: Die wichtigen Orte in der biblischen Geschichte Israels im Land liegen ganz speziell in der Westbank, angefangen mit Jerusalem und dem Tempelberg über Silo, Hebron, Sichem und so weiter. Das ist alles in diesem Zentralgebiet der Berge Israels.
Hier haben wir Gottes Ratsschluss: Ihr werdet im Land wohnen, ihr werdet auf den Bergen Israels wohnen.
Also genau an dem Ort, wo die UNO sagt, es sei illegal, wenn ihr dort seid. Es sei illegal.
In rechtsmäßiger Hinsicht rebelliert die Welt gegen Gottes Rechte. Das ist unglaublich. Die Welt sagt, wie Gott seinen Ratschluss gefasst hat, das sei Unrecht.
Aber wir haben ganz am Anfang diese Stellen gelesen: „Beschließt ein Ratschluss, er soll zunichte werden.“ Die Gedanken des Herrn werden sich realisieren.
Es ist eindrücklich zu sehen, wie die Prophetie uns wirklich zeigt, dass die Endzeit letztlich ein Kampf der Menschheit gegen Gottes Ratschluss ist. Aber Gott wird seinen Ratschluss durchführen.
Dann Vers 26: Wir sprechen von einem Bund des Friedens.
Was ist das für ein Bund? Das Neue Testament wird nach der Bibel mit wem geschlossen? Wo steht das?
„Ich werde einen Bund des Friedens mit ihnen machen, mit Israel.“
Es gibt keine Stelle in der Bibel, wo gesagt wird, dass der Neue Bund mit der Gemeinde geschlossen wird. Aber wir als Glieder der Gemeinde sind Nutznießer aller Segnungen, die zum Neuen Bund gehören.
Darum verkündigen wir auch beim Abendmahl mit dem Kelch: „Das ist der Kelch des Neuen Bundes.“
Aber wir haben all diese Segnungen auch bekommen und noch mehr dazu. Das dürfen wir wissen.
Das ist also der Neue Bund, und in Verbindung mit dem Neuen Bund wird gesagt, dass Gott etwas in die Mitte Israels setzt.
Nochmals in Vers 28: „Wenn mein Heiligtum in ihrer Mitte sein wird.“ Also wird ein zukünftiger Tempel in der Mitte Israels stehen.
Wie kommt es, dass gewisse Christen sagen, es wird nie einen dritten Tempel geben? Dann müssen sie alles umdeuten.
Wenn „Tempel“ steht, müssen sie „Gemeinde“ einsetzen. Wenn „Israel“ steht, müssen sie „Gemeinde“ einsetzen. Wenn „Juda“ steht, müssen sie „Gemeinde“ einsetzen.
Und wenn es „Ammon, Moab und Edom“ heißt, was sollen wir da einsetzen? Dann ist es plötzlich Jordanien – und sonst immer „Gemeinde“.
Warum? Was soll die Gemeinde mit Jordanien? Greift die Gemeinde Jordanien an und nimmt es in Besitz?
Und wenn sie den Philistern im Westen auf die Schulter fliegt, macht das die Gemeinde?
Es geht gar nicht auf. Man muss wirklich die Bibel umdeuten. Und wenn man die Umdeutung mal versucht, wird es absurd.
Denn alles bedeutet dasselbe: Jerusalem bedeutet dasselbe, Zion ist die Gemeinde, Jerusalem ist die Gemeinde, Israel ist die Gemeinde, das Haus Juda ist die Gemeinde, das Haus Joseph ist die Gemeinde – alles ist die Gemeinde.
Was hat das denn noch für einen Sinn?
Und sobald man dann die Feinde Israels nimmt – Assur, Ägypten, Ammon, Moab, Edom, Tyrus, Sidon – wird es plötzlich absurd. Man kann es nicht mehr einordnen.
Gut, dann kommen wir zum Schluss. Oder gibt es noch eine wichtige Frage?
Ja, wir beten zusammen.
