
Viele Geschwister, ich schlage vor, dass wir gemeinsam Psalm 19 lesen. Wir lesen gleich den ganzen Psalm.
Psalm 19, Vers 1
Dem Vorsänger, ein Psalm von David:
Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündet das Werk seiner Hände.
Ein Tag berichtet es dem anderen, und eine Nacht meldet der anderen die Kunde.
Keine Rede und keine Worte, doch ihre Stimme wird gehört.
Ihre Messschnur geht aus über die ganze Erde, und ihre Sprache bis an das Ende des Erdkreises.
Er hat der Sonne in ihnen ein Zelt gesetzt, und sie ist wie ein Bräutigam, der hervortritt aus seinem Gemach.
Sie freut sich wie ein Held, die Bahn zu durchlaufen.
Vom Ende der Himmel ist ihr Ausgang und ihr Umlauf bis zu ihren Enden, und nichts ist vor ihrer Glut verborgen.
Das Gesetz des Herrn ist vollkommen und erquickt die Seele.
Das Zeugnis des Herrn ist zuverlässig und macht weise den Einfältigen.
Die Vorschriften des Herrn sind richtig und erfreuen das Herz.
Das Gebot des Herrn ist lauter und erleuchtet die Augen.
Die Furcht des Herrn ist rein und besteht ewig.
Die Rechte des Herrn sind wahrhaftig, sie sind gerecht allesamt.
Sie sind kostbar wie Gold, viel gediegenes Gold, und süßer als Honig und Honigseim.
Auch wird dein Knecht durch sie belehrt.
Im Halten derselben ist großer Lohn.
Verehrungen, wer sieht sie ein, reinige mich von verborgenen Sünden.
Auch von Übermütigen halte deinen Knecht zurück, lass sie mich nicht beherrschen.
Dann bin ich untadelig und rein von großer Übertretung.
Lass die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig vor dir sein, Herr, mein Fels und mein Erlöser.
Vielleicht ist uns beim Lesen aufgefallen, dass dieser Psalm aus drei Teilen besteht. In den Versen eins bis sieben geht es um die Schöpfung, die Herrlichkeit, die Schönheit und die Majestät der Schöpfung.
Ab Vers acht folgt ein ganz anderes Thema. Es geht um die Bibel. Und ab Vers zwölf bis fünfzehn haben wir wieder ein neues Thema: David spricht über sich selbst.
Dieses Thema ist zwar mit dem zweiten Teil verbunden, denn Gottes Wort ist Gottes Belehrung. In Vers zwölf heißt es: „Auch wird dein Knecht durch sie belehrend, im Halten derselben ist großer Lohn.“ Doch im Weiteren geht es um David persönlich.
Was haben diese drei Themen miteinander zu tun? Es ist ähnlich wie bei Intelligenztests: Man muss verschiedene Dinge, die vorgestellt werden, in Beziehung zueinander setzen und herausfinden, was das Gemeinsame ist. Hier ist der Intelligenztest: Was ist das Gemeinsame zwischen Natur, Bibel und gläubigem Menschen?
Die Antwort lautet: Gottes Offenbarung. Gott teilt sich mit durch die Natur, durch sein geschriebenes Wort und durch die Erlösten als seine Zeugen.
Gerade darum geht es im letzten Vers, wo David sagt: „Lass die Reden meines Mundes und das Sehnen meines Herzens wohlgefällig vor dir sein, Herr, mein Fels und mein Erlöser.“ Er ist ein Zeuge, der spricht, genau wie die Natur spricht.
In Vers 1 heißt es: „Dem Vorsänger, einem Psalm von David: Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündet seiner Hände Werk.“
So wird klar: Es beginnt mit Sprechen, und der Psalm endet mit Sprechen. Gottes Wort ist eben Gottes Sprechen zu uns.
Begegnen wir nun der Reihe nach den einzelnen Teilen.
Der Psalm beginnt mit dem Hinweis auf den Vorsänger und ist ein Psalm von David. Dieses Thema ist also nicht nur zum Vorlesen gedacht, sondern es handelt sich um einen Psalm, der gesungen werden soll.
Warum spielt das Singen in der Bibel eine so große Rolle? Weil wir durch Singen unsere Gefühle noch besser ausdrücken können als nur durch gesprochene Sprache. Es besteht zwar ein enger Zusammenhang zwischen Singen und Reden: Man atmet ähnlich, und auch beim Sprechen bewegt sich die Stimme in einem bestimmten Tonumfang. Doch beim Singen ist dieser Tonumfang viel größer, wodurch wir unsere Gefühle noch deutlicher zum Ausdruck bringen können.
Gerade das Buch der Psalmen zeigt uns, wie wichtig es für Gott ist, dass wir das, was wir empfinden, auch ausdrücken – besonders Gott gegenüber. Die Psalmen behandeln die ganze Bandbreite menschlicher Gefühle. Sie reichen von tiefster Niedergeschlagenheit, dem Gefühl des Ausgetrocknetseins und dem am Boden Liegen bis hin zu höchstem Jubel und allem, was dazwischen liegt. All das lässt sich durch Gesang und Musik ausdrücken.
Darum widmet David diesen Psalm dem Vorsänger. Das hebräische Wort Menazer bezeichnet eigentlich den Dirigenten. Auch im modernen Hebräisch wird ein Dirigent eines Sinfonieorchesters so genannt. Wörtlich bedeutet das Wort „Überwinder“. Und genau das ist die Aufgabe eines Dirigenten: Er muss den Eigenwillen aller Orchestermitglieder und des Chors überwinden.
Wenn man ohne Dirigenten singt, möchte der eine etwas langsamer werden, ein Ritardando am Ende einer Strophe machen, der andere kaum, der nächste setzt das neue Tempo erst nach einer Atempause an, und wieder ein anderer möchte die Atempause überbrücken. Im Orchester und Chor muss jedoch jemand bestimmen, wie es abläuft. Deshalb muss der Menazer genau leiten.
Dieses Leiten des Tempos darf nicht starr sein wie in der Pop- oder Rockmusik, wo das Tempo oft wie ein Motor läuft. Stattdessen muss das Tempo geführt werden. In der Musik nennt man das Agogik. Musiker bringen einen der größten Teile dessen ein, was Kunst ausmacht: die Art und Weise, wie man das Tempo führt.
Wenn jemand eine Beethoven-Sonate spielt und ein anderer dieselbe, klingt das oft ganz unterschiedlich. Der Grund dafür liegt genau darin, wie das Tempo geführt wird. Im Orchester und beim Chor muss der Dirigent diese Führung übernehmen. Deshalb widmet David diesen Psalm dem Menazer, der im Tempel den Chor und das Orchester leitete.
Gerade dieses Führen des Tempos ermöglicht es, unsere tiefsten Gefühle auszudrücken. Pop- und Rockmusik wirken dagegen oft oberflächlich. Dort gibt es zwar auch Gefühle, und sogar sehr starke, doch sie sind von einer anderen Art. Es fehlt die Tiefe, die in der klassischen Musik durch das Führen des Tempos möglich wird.
Darum deutet David mit der Widmung an den Vorsänger an, wie wichtig es ist, dass das Tempo nicht einfach mechanisch läuft. Denn wenn alle nur einem festen Schlag folgen, wissen sie zwar, wie es geht, aber die Tiefe der Seele wird nicht erreicht.
In modernen Gemeinden, in denen eine Rockband auf der Bühne spielt, haben oft alle Musiker einen kleinen Ohrstöpsel. Dort läuft das Metronom genau mit dem Schlag, und alle spielen exakt danach. Das Tempo wird nicht geführt, sondern läuft wie eine Maschine. So perfekt das Zusammenspiel auch sein mag – die Tiefe der Seele kann auf diese Weise niemals erreicht werden.
Und nun betrachten wir dieses Thema, das unsere Herzen erreichen soll. Es soll tief in unsere Herzen eindringen. Es handelt sich um einen Psalm von David. David bedeutet „der Geliebte“, und das ist sehr wichtig. Er löst in uns das Bewusstsein aus, dass der Herr uns liebt.
Dieses Bewusstsein ist für Satan sehr bedeutend. Er versucht ständig, Zweifel in unserem Herzen zu säen, ob der Herr uns wirklich liebt. Dabei ist er sehr bemüht, und beim Sündenfall war ihm das besonders erfolgreich. Das merkt man kaum, wenn man kurz in 1. Mose 3,1 nachschlägt.
Nachdem die vollkommene Schöpfung in 1. Mose 1,2 beschrieben wird – und darauf kommen wir gleich noch zurück – geht es dort genau um die Herrlichkeit, die die Himmel erzählen, die Herrlichkeit Gottes. Doch die große Wende kam mit dem Sündenfall.
In 1. Mose 3,1 heißt es: „Und die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott, der Herr, gemacht hatte. Und sie sprach zu der Frau: ‚Hat Gott wirklich gesagt, ihr sollt nicht essen von jedem Baum des Gartens?‘“ Die Frau antwortete der Schlange: „Von der Frucht der Bäume des Gartens essen wir, aber von der Frucht des Baumes, der in der Mitte des Gartens ist, hat Gott gesagt, davon sollt ihr nicht essen und sie nicht anrühren, damit ihr nicht sterbt.“
Die Frage ist interessant. Satan, der hier die Schlange als Medium missbraucht, stellt zunächst keine Behauptung auf, sondern eine Frage. Und eine Frage kann Zweifel wecken. Fragen sind an bestimmten Stellen gefährlich, wenn sie darauf abzielen, zu verunsichern. Sie können aber auch sehr nützlich sein, wenn sie zum Nachdenken anregen. Deshalb hat der Herr Jesus oft Fragen in den Evangelien gestellt. Es lohnt sich, diesen Fragen nachzugehen. Er hat auch auf Fragen Gegenfragen gestellt, um den Fragenden selbst zum Nachdenken anzuregen.
Hier aber wird eine Frage gestellt, um Zweifel zu säen. Satan sagt: „Hat Gott wirklich gesagt, ihr sollt nicht essen von jedem Baum des Gartens?“ Im Deutschen klingt das etwas seltsam. Im Hebräischen ist das ganz normal. Dort sagt man so etwas wie „nicht essen von allem“ oder „von nichts essen“. Das ist die Ausdrucksweise.
„Nicht essen von jedem Baum“ bedeutet also eigentlich: „Hat Gott gesagt, ihr dürft von keinem Baum essen?“ Man sollte es eigentlich so übersetzen, dann wird es im Deutschen klar. So ist es eigentlich noch ganz wörtlich übersetzt. Jeder, der Hebräisch versteht, erkennt: „Aha, ja klar, hat Gott wirklich gesagt, ihr dürft von keinem Baum des Gartens essen?“
Satan wusste genau, dass Gott gesagt hatte: „Alle Bäume habe ich euch gegeben, alles grüne Kraut“ – so steht es in 1. Mose 1,29: „Und Gott sprach: Siehe, ich habe euch alles samenbringende Kraut gegeben, das auf der Fläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an dem samenbringende Baumfrucht ist, der soll euch zur Speise sein.“ Gott gibt alles.
Aber in Kapitel 2 erfahren wir von einer Ausnahme. Von einem Baum sagt Gott, dass der Mensch davon nicht essen soll. In 1. Mose 2,9 wird der Baum des Lebens erwähnt, von dem sie essen durften, und der Baum der Erkenntnis. Von diesem Baum sagt Gott ab Vers 16: „Davon darfst du nicht essen.“
Nochmals, in Vers 16 heißt es zuerst: „Von jedem Baum des Gartens darfst du nach Belieben essen.“ Alle Bäume sind erlaubt, mit einer Ausnahme. Die Schlange sagt aber: „Ist das so? Hat Gott gesagt, ihr dürft von keinem Baum essen?“
Was sollte das bewirken? Es sollte den Fokus darauf richten, dass von einem Baum nicht gegessen werden darf. Warum eigentlich von einem Baum nicht? Plötzlich wird das, was eine absolute Ausnahme unter all den vielen Bäumen ist, wichtig.
Und dann kommt der Gedanke: „Hat Gott gesagt, von keinem Baum dürft ihr essen?“ Wer sagt denn so etwas? Dabei sind doch alle Früchte so gut. Das sagt doch jemand, der einem das Glück nicht gönnt. Das sagt doch jemand, der einen nicht liebt. Und das war der entscheidende Punkt.
Da hat er Eva getroffen. Danach konnte er sagen, dass Gott ein Lügner sei. In Vers 4 von 1. Mose 3 sagt die Schlange: „Ihr werdet durchaus nicht sterben, sondern Gott weiß ...“ Gott hat gelogen, wenn er gesagt hat, dass man sterben wird, wenn man von diesem Baum isst.
Doch alles beginnt mit diesem Zweifel an Gottes Liebe. Dann werden wir verunsichert, und unsere Standfestigkeit verliert ihre Rutschfestigkeit.
Als schöner Kontrast dazu sehen wir im Johannesevangelium, dass der Evangelist sich immer wieder als „der Jünger, den Jesus liebte“ bezeichnet. Man fragt sich, liebt Jesus nicht alle Jünger? Natürlich liebt er sie alle. Aber Johannes war sich seiner Liebe am meisten bewusst.
Von ihm sollten wir lernen, uns ebenfalls als den Jünger zu sehen, den Jesus liebte, oder als die Jüngerin, die Jesus liebte. Im Neuen Testament finden wir beide Ausdrücke: „Jünger“ für Männer und „Jüngerin“ für Frauen.
Ausgehend von Psalm 19,1 – einem Psalm von David, also von dem Geliebten – möchte er uns dieses Bewusstsein der Liebe Gottes weitergeben. Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündet sein Werk.
Wir schlagen auf in 1. Mose 1. Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Hier wird uns gezeigt, wie Gott das Universum, das Weltall, den Kosmos erschaffen hat – und auch den Planeten Erde.
Vielleicht noch eine Erklärung zum Wort „Himmel“. Es heißt hier „die Himmel“. Andere Übersetzungen verwenden „Am Anfang schuf Gott den Himmel“. In der Fußnote der Elberfelder Bibel finden wir eine nützliche Erklärung: Im Hebräischen steht das Wort „Himmel“ immer im Plural. Es ist ein Mehrzahlwort. Ein Einzahlwort für Himmel gibt es im Hebräischen nicht, nur „Schamayim“, und das heißt „Himmel“ im Plural. Dieses Wort wird aber auch dann gebraucht, wenn eigentlich Einzahl gemeint ist.
Das ist gar nicht so seltsam. Wir kennen das zum Beispiel aus dem Englischen. Wie sagt man „Fisch“ auf Englisch? „Fish“. Und wenn man zwei Fische hat? Nicht „two fishes“, sondern „two fish“. Es ist ein Einzahlwort, das auch im Plural verwendet wird. Ein weiteres Beispiel: „Sheep“ ist ebenfalls ein Einzahlwort. Man sagt nicht „a thousand sheeps“, sondern „a thousand sheep“. Und wenn es nur eins ist, sagt man „one sheep“. So ist es im Hebräischen gerade umgekehrt: „Himmel“ ist immer Mehrzahl, auch wenn Einzahl gemeint ist.
Was ist also gemeint in 1. Mose 1,1? Dort ist das Universum, der Kosmos gemeint, den wir auch als Himmel im Deutschen bezeichnen. Das ist aber zu unterscheiden vom zweiten Schöpfungstag.
In 1. Mose 1,6 heißt es: „Und Gott sprach: Es werde eine Ausdehnung inmitten der Wasser, und sie scheide die Wasser von den Wassern. Und Gott machte die Ausdehnung und schied die Wasser unter der Ausdehnung von den Wassern über der Ausdehnung. Und es geschah so. Und Gott nannte die Ausdehnung Himmel. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der zweite Tag.“
Da erschafft Gott also die Ausdehnung. Was ist das? Luther hat es mit „Firmament“ übersetzt. „Firmament“ heißt etwas Festes. Deshalb gibt es auch Übersetzungen, die sagen: „Gott schuf die Feste“. Aber das ist eine Fehlübersetzung, die auf die Septuaginta zurückgeht, die älteste griechische Übersetzung aus dem dritten Jahrhundert vor Christus. Dort wurde das hebräische Wort „rakia“ mit „stereoma“ übersetzt, was „Feste“ bedeutet, also eine feste Kuppel.
Das hebräische Wort „rakia“ meint jedoch etwas, das hauchdünn und weit ausgedehnt ist. Es bezeichnet die Luft, den Lufthimmel, den wir als blauen Himmel am Tag sehen. Durch die Luft wird Licht gefiltert, und deshalb erscheint der Himmel blau.
Das ist also der blaue Himmel. Gott hat von dem Wasser, dem Urozean, etwas hinaufgebracht und die Wolken eingerichtet, wie es in Sprüche 8 beschrieben wird. Dort wird erklärt, wie Gott den Wasserzyklus mit der Wolkenbildung für Regen eingerichtet hat.
Mit der Ausdehnung ist hier also die Atmosphäre, der Lufthimmel gemeint. Wenn wir mit dem Flugzeug fliegen, bewegen wir uns in diesem Himmel. Später, in 1. Mose 1,20, wird erwähnt, dass die Vögel dort fliegen. So haben wir also zwei Himmel.
Darum die Mehrzahl „Himmel“. Die Bibel unterscheidet verschiedene Himmel, nämlich den ersten und den zweiten Himmel.
Wenn wir kurz in 1. Könige 8 nachschlagen, sehen wir die Einweihung des Salomonstempels. Der König weiß, Gott wird in der Tschechina, dem Allerheiligsten im Salomonstempel, wohnen. Aber wie ist das möglich? Gott ist allgegenwärtig – im Diesseits und im Jenseits gleichzeitig, überall. Wie kann er dann in Jerusalem in einem Raum von etwa zehn mal fünfzig Metern wohnen?
In 1. Könige 8,27 heißt es: „Sollte Gott wirklich auf der Erde wohnen? Siehe, die Himmel und der Himmel der Himmel können dich nicht fassen, wie viel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe!“
Der „Himmel“ ist hier der Lufthimmel, die Ausdehnung, die Gott schuf, wie wir in 1. Mose 1,8 gesehen haben. „Der Himmel der Himmel“ meint das Weltall. Diese Schöpfung umfasst also zwei Himmel.
In 2. Korinther 12 spricht der Apostel Paulus ganz bescheiden von einem Mann, den er kennt – vermutlich sich selbst. Vor 14 Jahren, ob im Leib oder außerhalb des Leibes, konnte er nicht sagen, wurde dieser Mann entrückt in den dritten Himmel. Er sagt, dieser Mann wurde entrückt ins Paradies.
Es ist klar: Das Paradies im Jenseits, der Aufenthaltsort der Erlösten in der himmlischen Herrlichkeit, ist der dritte Himmel.
Die Bibel spricht nicht von sieben Himmeln – das ist heidnische Fantasie. Aber die drei Himmel werden unterschieden.
Nun noch einmal Psalm 19,2: „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes.“ So beginnt die Bibel mit der Herrlichkeit Gottes. Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.
Dann wird das weitere Schöpfungswerk im Zusammenhang mit der Erde beschrieben. So wird uns klar, wie Gott ist – wie wunderbar und herrlich er ist.
Die Bibel beginnt also mit der Herrlichkeit Gottes. Römer 1,20 zeigt uns, wie dieses Zeugnis der Schöpfung klar ist.
In Römer 1, Vers 18 und den folgenden Versen spricht der Apostel über die Völker der Welt, die die Bibel nicht kennen. Er sagt jedoch, dass sie durch die Schöpfung die Möglichkeit haben, Gott zu erkennen.
Lese dazu Römer 1, Vers 20: Schon Vers 19 sagt, dass das, was von Gott erkennbar ist, unter ihnen und all diesen Nationen, Völkern und Stämmen der Welt offenbar ist. Gott hat es ihnen offenbart. Das Unsichtbare von ihm – sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit – wird seit der Erschaffung der Welt in den geschaffenen Dingen wahrgenommen. Dadurch sind sie ohne Entschuldigung.
Denn obwohl sie Gott kennen, verherrlichten sie ihn nicht als Gott und brachten ihm keinen Dank dar. Stattdessen verfielen sie in ihren Überlegungen in Torheit, und ihr unverständiges Herz wurde verfinstert. Sie hielten sich für weise, doch sie wurden zu Toren.
Der Apostel sagt weiter, dass sie anstatt den Schöpfer zu verehren und anzubeten, die Schöpfung anbeteten. Das ist Götzendienst.
Schauen wir nun genauer in Vers 20: „Das Unsichtbare von ihm wird geschaut.“ In 1. Timotheus 6, Vers 16 lesen wir, dass Gott ein unzugängliches Licht bewohnt, das kein Mensch je gesehen hat oder sehen kann. Grundsätzlich heißt das, dass Gott in seiner absoluten Gottheit für Geschöpfe unsichtbar ist.
Auch Johannes 1, Vers 18 sagt: Niemand hat Gott jemals gesehen. Der einzige Sohn, der im Schoß des Vaters ist, hat ihn kundgemacht. Das macht klar: Dieser unsichtbare, absolut unsichtbare Gott wollte sich uns mitteilen.
Johannes 1, Vers 18 sagt, dass Gott sich durch seinen Sohn, der Mensch geworden ist, auf ganz besondere Weise geoffenbart hat. Aber Römer 1, Vers 20 sagt, dass dieser unsichtbare Gott etwas von sich und seiner Herrlichkeit durch die Erschaffung der Welt sichtbar gemacht hat.
Dort heißt es: „Denn das Unsichtbare von ihm wird geschaut in den Werken der Schöpfung, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit.“ Gott hat eine unbeschränkte Kraft, er ist allmächtig. Diese Allmacht sehen wir, wenn wir den gestirnten Himmel beobachten, die Sternenwelt, und sind durch die ganze Menschheitsgeschichte hindurch tief beeindruckt.
Auch Beethoven hat einmal geschrieben, dass, wenn man den gestirnten Himmel anschaut, einem klar wird, dass ein Schöpfer da ist, der das alles ins Dasein gerufen hat.
Stellen wir uns vor, jemand würde sagen, Beethovens Fünfte sei durch Zufall entstanden, durch einen Zufallsgenerator. Niemand würde ihm das glauben. Doch was ist die Fünfte von Beethoven verglichen mit der Schöpfung des Universums? Trotzdem sagen viele Menschen in unserer Gesellschaft, dass niemand das gemacht hat. Sie bewundern die Schöpfung, aber nicht den Schöpfer.
Die ewige Kraft und die Göttlichkeit, die dahinterstehen, werden sichtbar. Paulus sagt weiter, dass sie „von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen werden.“
Jetzt ist es sehr wichtig, auf die Fußnote der Elberfelder Bibel zu achten: „Wahrnehmen“ bedeutet hier auch „erkennen“, „ergreifen“, „begriffen“. Noch besser: „Noeo“ meint, mit dem Verstand erfassen.
Der Mensch kann mit dem Verstand die ganze Logik der Schöpfung, die Ordnung und die überwältigende Herrlichkeit erkennen. Verstandesmäßig ist nur so zu begreifen, dass es einen unendlichen, allmächtigen, allwissenden und allgegenwärtigen Gott geben muss.
So kommen wir zurück zu Psalm 19, der die Herrlichkeit Gottes in der Schöpfung besingt. Dort heißt es in Vers 2: „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes.“ Das ist die erste Verszeile des Gedichts.
Die zweite Verszeile lautet: „Und die Ausdehnung verkündet das Werk seiner Hände.“ Das ist ein sogenannter synonymer Parallelismus, der in der Bibel oft vorkommt. Zwei Verszeilen drücken denselben Gedanken aus, mit anderen Worten, aber nicht ganz gleich, sondern ergänzend.
Die Himmel sind hier das Universum, und die Ausdehnung meint den Lufthimmel. Zusammen sind das der erste und der zweite Himmel. Dabei spielt am Tag die Sonne eine besondere Rolle, die uns Leben, Wärme und Klarheit für den Weg gibt. Nachts sind es die Sterne und der Mond, die eine große Rolle spielen, damit man die Größe Gottes erkennt.
In diesen Werken heißt es weiter: „Ein Tag berichtet es dem anderen, und eine Nacht meldet der anderen die Kunde.“ Besonders der Lufthimmel, der blaue Himmel mit der Sonne, berichtet am Tag. Nachts spricht die Schöpfung durch die Sterne und den Mond, das himmlische Licht, das Orientierung in der Dunkelheit gibt.
Vers 4 sagt: „Keine Rede und keine Worte, doch wird ihre Stimme gehört.“ Wenn wir den Himmel anschauen, könnte man denken, ein stummes Universum gähnt uns an. Wir hören zwar nichts, aber dennoch ist eine Botschaft da: Gott ist herrlich.
Obwohl keine Rede und keine Worte vorhanden sind, wird eine Stimme, eine Botschaft vernommen. Diese Botschaft ist nicht nur auf das Land Israel beschränkt, sondern reicht über die ganze Erde.
Ihre Messschnur geht aus über die ganze Erde, und ihre Sprache bis an das Ende des Erdkreises. Das hebräische Wort für Erdkreis ist „Dewel“. Dabei steckt nichts von einem Kreis im Wort. Damit werden Flat-Earther enttäuscht, die meinen, beim Lesen von „Erdkreis“ sei die Erde eine Scheibe und alle NASA-Bilder der Erdkugel seien Lügen.
Das Wort „Dewel“ meint einfach das bewohnte Festland, also die Kontinente, auf denen Menschen leben. Die Sprache der Schöpfung erreicht alle Völker und damit alle Sprachen.
In 1. Mose 11 sehen wir, wie Gott die eine Sprache der Menschheit stoppte und viele verschiedene Sprachen gab. So wurden die Völker geteilt, und die Kommunikation weltweit wurde erschwert.
Doch die Botschaft Gottes durch die Schöpfung wurde nie durch Babel, die Sprachenverwirrung, behindert. Diese Botschaft erreicht alle Völker, egal welche Sprache sie sprechen.
Und dann wird weiter gesagt: „Er hat der Sonne in ihnen ein Zelt gesetzt.“ Diese Sonne wird nun auf wunderbare, poetische Weise beschrieben. Auf Deutsch sagen wir „die Sonne“, im Hebräischen jedoch „schemesch“, was männlich ist. Deshalb wird hier die Sonne mit einem Bräutigam und nicht mit einer Braut verglichen, mit einem Helden und nicht mit einer Heldin.
Das ist eine grammatikalische Kategorie: Auf Deutsch ist die Sonne weiblich. Niemand meint, die Sonne sei eine Frau, und niemand meint, die Sonne sei im Hebräischen ein Mann. Das ist eben Gender, und das ist nicht dasselbe wie biologisches Geschlecht. Im Schweizerdeutschen sagt man zum Beispiel „der Butter“, aber niemand denkt, Butter sei ein Mann. Grammatikalisch ist es jedoch männlich. Diese Einteilung hat Gott in vielen Sprachen so gemacht, weil dadurch in gewissen Fällen, in denen Zweideutigkeit entstehen kann, mehr Klarheit geschaffen wird.
Gerade bei Relativpronomen ist das wichtig. Wenn ein langer Satz einen Relativsatz enthält, bezieht sich „der“ auf das Männliche zurück, „die“ auf das Weibliche. Fehlt diese Unterscheidung, kann es manchmal unklar werden. So ist das also eingerichtet. In manchen Fällen entspricht das grammatikalische Gender auch dem biologischen Geschlecht. Wenn wir „die Frau“ sagen, dann ist das eben nicht nur Gender – das verstehen die Gender-Leute heute oft nicht. Aber wir alle sind früher in die Schule gegangen, haben das noch richtig gelernt und auch ein richtiges Empfinden dafür entwickelt.
Wir sagen „die Frau“, aber wir hatten auch kein Problem, wenn wir „das Fräulein“ sagen. Es ist Neutrum, aber jeder weiß, dass es biologisch weiblich ist. In der Poesie wird das genutzt: Da die Sonne im Hebräischen zur männlichen Kategorie gehört, wird sie hier mit einem Bräutigam verglichen. Sie ist, auf Hebräisch, ein „wer“ (männlich), und er ist wie ein Bräutigam, der aus seinem Gemach hervortritt. Sie freut sich wie ein Held, die Bahn zu durchlaufen.
Es gibt tatsächlich Leute, die sagen: „Seht ihr, die Bibel ist so altmodisch, da glaubt man noch, die Sonne kreist um die Erde.“ Die gleichen Leute möchte ich fragen: Wenn ihr am Morgen aufsteht und den Sonnenaufgang seht, was sagt ihr dann? „Oh, ein wunderbarer Erdaufgang?“ Nein, alle sagen „Sonnenaufgang“. Wir wissen doch, dass die Sonne gar nicht aufgeht, sondern die Erde sich dreht. Aber wir beschreiben es so, wie man es beobachtet.
Das ist auch in der modernen Astronomie noch so. Man bestimmt ganz genau für jeden Tag, zu welcher Minute Erdaufgang, Sonnenaufgang oder Mondaufgang ist, wenn der Mond über dem Horizont erscheint. Man beschreibt die Bewegungen, indem man die Erde als Fixpunkt nimmt. In der Physik ist das üblich: Wenn man Bewegungen beschreibt, muss man einen festen Punkt setzen, von dem aus die Bewegungen gemessen werden.
Wir können nicht alles gleichzeitig betrachten. Ich meine, ich bewege mich von einem Ort zum anderen, die Erde dreht sich ziemlich schnell – etwa 40 Kilometer in 24 Stunden – und die Erde selbst bewegt sich um die Sonne. Die Sonne mit ihren Planeten bewegt sich innerhalb der Galaxie, die Galaxie dreht sich und bewegt sich selbst im Raum. Wie soll man da beschreiben, dass jemand von Dietikon nach Zürich geht? Man muss einen Bezugspunkt festlegen. Zürich ist ruhig, Dietikon auch, und da bewegt sich jemand von A nach B.
So beschreiben wir ganz normal: Die Sonne geht auf, die Sonne geht unter. Die Sonnenbahn kann man genau beschreiben, und in der modernen Astronomie wird sie als Bogen über der Erde dargestellt. Wir müssen hier normal bleiben. Deshalb war es auch bei Josua kein Fehler, als er sagte: „Sonne, stehe still zu Gibeon, und du, Mond, im Tal Ajalon“ (Josua 10).
Als Gott dieses Wunder vollbrachte, stand die Sonne still – vom Beobachter auf der Erde aus gesehen – und der Mond bewegte sich ebenfalls nicht mehr, er war fix über dem Tal Ajalon. So wird das hier wunderbar beschrieben: Die Sonne als Bräutigam freut sich, die Bahn zu durchlaufen. Das drückt die Freude des Tagesablaufs aus.
Wenn wir morgens aufstehen, haben wir vielleicht ein klares Programm. Doch oft laufen die Dinge ganz anders als geplant. Wir denken vielleicht: „Oh, wird das ein schwieriger Tag.“ Aber der Herr möchte uns Mut machen, in den Tag hineinzugehen – mit Vorfreude, denn der Herr geht mit uns. Er hat die Sonne so eingerichtet für den Tagesablauf, und zwar nicht als Symbol für Trübseligkeit.
Sie ist wie ein Bräutigam, der aus seinem Gemach hervortritt. Sie freut sich wie ein Held. Ein Held hat keine Angst vor Widerständen, Feinden oder Gefahren. Sie freut sich wie ein Held, die Bahn zu durchlaufen. Vielleicht sind wir morgens mutlos und denken: „Wie schaffe ich das? Das ist mir zu viel.“ Aber wir wissen, dass der Herr mit uns geht.
„Der Herr ist mit euch, wenn ihr mit ihm seid“ (2. Chronik 15,2). Wenn wir uns morgens neu dem Herrn zur Verfügung stellen und sagen: „Herr, ich möchte mit dir durch den Tag gehen“, dann wissen wir, dass er mit uns kommt. Und darauf können wir uns freuen.
„Vom Ende der Himmel ist ihr Ausgang und ihr Umlauf bis zu ihren Enden, und nichts ist vor ihr Glut verborgen“ (Psalm 19,7). Die Sonnenstrahlen erreichen alles. So ist es auch ein wunderbares Bild von dem Herrn Jesus selbst. Er wird in Maleachi als die Sonne der Gerechtigkeit bezeichnet:
„Aber euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln“ (Maleachi 3,20). Wenn der Herr Jesus wiederkommt in Macht und Herrlichkeit, werden seine Füße auf dem Ölberg stehen, der östlich von Jerusalem liegt (Sacharja 14). Genau dort geht jeden Tag die Sonne in Jerusalem auf.
Wenn der Herr so erscheint, wird er kommen als die Sonne der Gerechtigkeit. Wie die Sonne alles durchleuchtet, so sieht der Herr Jesus alles, wie wir in Psalm 19,7 gelesen haben. Das ist ermutigend, wenn wir in den Tag gehen: Der Herr Jesus kennt alles, was vor uns liegt, und er versorgt uns mit seinem Licht, damit wir unseren Weg klar sehen können.
Und jetzt kommt ab Vers 8 das Zeugnis der Heiligen Schrift. Man kann so viel durch die Natur erfahren – über die Weisheit, die Größe und die Gedanken Gottes, über seine Macht und auch über seine Liebe. Ich meine, manchmal, wenn ich zum Beispiel gewisse Früchte esse und daran denke, dass der Herr sie genau so geschaffen hat, damit wir diesen Geschmack genießen dürfen, dann staune ich über die Vielzahl ganz unterschiedlicher Früchte. Zum Beispiel in Asien die Drachenfrucht aus Vietnam und Thailand – so etwas Spezielles, auch wie sie aussieht, etwas Apartes. Der Herr hat das so gemacht, um uns zu erfreuen.
Aber auch Orangen, Mandarinen, Passionsfrucht oder Äpfel – und da gibt es wirklich ganz gute Äpfel – das hat er uns alles so geschenkt. In der Schöpfung erkennt man die Liebe Gottes. Das ist nur ein kleines Beispiel, man könnte tausend andere bringen. So erfährt man viel über Gott, aber so viel, wie wir im Wort Gottes finden und über Gott erfahren, das ist in der Schöpfung nicht möglich.
Da zeigt uns Gott wirklich die Tiefe seines Herzens. Er hat sie uns geöffnet von 1. Mose 1 bis Offenbarung 22. Wir haben hier verschiedene Bezeichnungen für die Bibel: Vers 8 nennt sie das Gesetz des Herrn, dann das Zeugnis des Herrn, weiter die Vorschriften des Herrn, dann das Gebot des Herrn, die Furcht des Herrn und die Rechte des Herrn.
Es sind also sechs Namen, man könnte sagen dreimal zwei Namen. Die Zahl zwei ist in der Bibel stets die Zahl des Zeugnisses. So hat Jesus in Lukas 10 immer zwei Jünger ausgesandt, als er die Siebzig aussandte, also 35 Zweiergruppen. Auch in Matthäus 10, als er die zwölf Apostel aussandte, waren sie immer in Zweiergruppen unterwegs. Die Zahl zwei ist die Zahl des Zeugnisses, und die Zahl drei ist die Zahl der Gottheit – Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Das Wort Gottes gibt uns Zeugnis über das tiefste Wesen Gottes. So haben wir das Gesetz des Herrn, Torah auf Hebräisch. Torah kommt von einem Wort, Yara, das heißt „ausstrecken“, und zwar den Finger. Martin Buber hat das in seiner Übersetzung mit Rosenzweig schön wiedergegeben: Er übersetzt „Gesetz“ mit „Weisung“, also die Weisung Gottes. Gott zeigt uns den Weg, und schon das Gesetz wies mit ausgestrecktem Finger auf den hin, der einmal kommen würde, um Erlösung zu bringen – auf den Messias, den Herrn Jesus. Das ist das Gesetz des Herrn.
Dann folgt das Zeugnis des Herrn. Die Bibel gibt uns Zeugnis über Gottes Gedanken und über sein Wesen. Dann sind da die Vorschriften des Herrn. In diesem Wort steckt auch der Auftrag, also Gott gibt uns mit seinem Wort ganz klare Aufträge und auch einen Lebensauftrag für jeden Einzelnen.
Darauf folgen das Gebot des Herrn, das sind einzelne, ganz konkrete und detaillierte Weisungen im Wort. Dann wird die Bibel überraschend die Furcht des Herrn genannt. Denn die Bibel führt uns dazu, Ehrfurcht vor Gott zu bekommen. Und schließlich die Rechte des Herrn, Mischpat, das ist eine Rechtsentscheidung. Wenn ein Gesetzgeber festlegen muss, was richtig ist, oder ein Richter ein Urteil fällt, dann ist das Mischpat – die klare Rechtsentscheidung. Gott sagt, was richtig und was falsch ist, und so zeigt er uns das in seinem Wort.
Zu diesen zweimal drei Bezeichnungen des Wortes Gottes werden Eigenschaften der Bibel genannt – vierzehn, zweimal sieben Kennzeichen. Das Gesetz des Herrn ist vollkommen. Das zeigt uns, dass die Bibel fehlerlos ist, perfekt, hundertprozentig Wahrheit. Zweitens erquickt es die Seele. Das Wort Gottes kann uns wiederbeleben, also erquicken, erfrischen in der Seele.
Zuverlässig ist das Zeugnis des Herrn. Das heißt, wir können uns genau darauf verlassen, was Gott sagt, dass es so ist. Dadurch werden wir weise, weil wir die Weisheit der Bibel übernehmen und nicht meinen, in unseren Augen weise zu sein und das, was wir erfinden, für Weisheit halten.
Dann sind die Vorschriften des Herrn richtig – das Gegenteil von falsch. Man kann bei jedem Eigenschaftswort überlegen, was das Gegenteil ist, und so versteht man noch besser, was gemeint ist. Die Vorschriften des Herrn sind richtig und geben Freude – die Freude am Wort Gottes.
Das Gebot des Herrn ist lauter. Das heißt, es steckt nichts Unreines darin. In Psalm 12, Vers 7 finden wir einen schönen Vergleich: Die Worte des Herrn sind reine Worte, reines oder lauter Silber, das im Schmelztiegel siebenmal gereinigt wird. Man schmilzt Silber, bringt es in flüssige Form, um Unreinheiten auszusondern. Diese schwimmen oben und werden entfernt. So kann man Silber läutern.
Hier wird gesagt, dass der Läuterungsprozess siebenmal erfolgt – nicht nur einmal, sondern immer wieder, um zu zeigen, dass es absolut nichts in der Bibel gibt, was durch Menschen oder den Eigenwillen der Bibelschreiber hineingekommen wäre. Es ist alles Gottes Wort, wie das siebenfach geläuterte Silber.
Weiter erleuchtet die Bibel die Augen. In Epheser 1,18 wird von den Augen unseres Herzens gesprochen. Diese Augen dürfen nicht blind sein. Durch das Wort Gottes werden wir geistlich erleuchtet und bekommen Klarheit.
Die Furcht des Herrn ist rein, also auch nichts Unmoralisches, sondern moralisch vollkommen. Dieses Wort weckt Ehrfurcht vor Gott, und es ist für ewig, nicht zeitlich begrenzt. Alles im Leben ist vergänglich, aber das Wort bleibt.
Die Rechte des Herrn, also die Rechtsentscheidungen des Herrn, sind Wahrheit – absolute Wahrheit – und absolut gerecht.
Weiter wird gesagt, dass das Wort Gottes kostbar ist, und zwar kostbar wie Gold, viel gediegenes Gold. So wird das Wort Gottes in Psalm 12 mit Silber verglichen – perfekt geläutertes Silber – und hier mit Gold, mit der Betonung, dass das Wort Gottes kostbar ist wie Gold, also als Metall.
Gold ist in der Bibel ein Symbol für Herrlichkeit. Der älteste Freund von Hiob hieß Eliphaz (Hiob 4,1), und das bedeutet „Mein Gott“. Eliphaz ist Feingold. Die Herrlichkeit Gottes wird durch dieses wunderbare Edelmetall ausgedrückt, und das Wort Gottes zeugt von dieser Herrlichkeit. Es wird betont, dass das Wort Gottes kostbar ist wie Gold.
Weiter wird das Wort Gottes süßer als Honig und Honigseim genannt. Hier wird das Wort Gottes mit Honig verglichen und zeigt uns die Wirkung des Wortes: Wenn wir lesen, erleben wir Freude. Ich erinnere mich an Momente bis zurück in die Kindheit, in denen ich etwas im Wort Gottes studiert und erkannt habe. Das hat mir riesige Freude bereitet, dieses Detail zu sehen. Diese Erfahrung hat mich geprägt.
Wenn ich mich zurückerinnere, waren es genau solche Momente, die meine ganze Lebenshaltung bis heute geprägt haben. Solche Momente, in denen man wirklich merkt, wie wunderbar das Wort Gottes ist.
Ich erinnere mich zum Beispiel an einen Moment, als ich zum ersten Mal das mit den Jahrwochen in Daniel 9 verstanden habe, wie man auf den Tag genau das Kommen des Herrn Jesus an Palmsonntag berechnen kann. Das hat unglaubliche Freude geweckt. Ich erinnere mich auch, dass ich als Teenager das Büchlein von Darby und Kelly über das Buch Daniel gelesen habe. Dann Daniel 11, diese Prophezeiungen in den Versen 1 bis 35 – ich habe das später im Detail ausgezählt und bin auf über 150 Einzelprophezeiungen gekommen, die sich alle nachweislich erfüllt haben. Das hat mich mit unglaublicher Freude erfüllt.
Jetzt haben wir hier die Vergleiche mit Gold und Honigseim. Es gibt aber noch viel mehr Vergleiche.
In Jakobus 1 wird das Wort Gottes mit einem Spiegel verglichen. Das heißt, wenn wir die Bibel lesen, ist es nicht immer nur Honig, sondern man sieht sich auch darin. Der Spiegel ist unbestechlich. Er zeigt einfach, was ist. Je nachdem, was man ändern muss, hat das Wort eine verändernde Wirkung. Wenn man sich am Morgen zerzaust sieht, geht man nicht einfach weg und ist gleichgültig, sondern das hat eine Wirkung.
So hat das Wort Gottes als Spiegel eine solche Wirkung, wie uns Jakobus 1 zeigt.
Das Wort wird auch mit Wasser verglichen. In Epheser 5,26 heißt es, dass der Herr Jesus sich für uns hingegeben hat, um die Gemeinde zu heiligen, und er wäscht sie mit Wasser durch das Wort. Wenn wir lesen, ist das nicht nur das Erschrecken wie beim Spiegel, sondern der Spiegel kann auch bestätigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das ist auch eine Wirkung des Spiegels.
Das Waschen ist ein weiterer angenehmer Aspekt. Es entfernt alles, was nicht dazugehören soll. Das Wort Gottes hilft uns, uns zu reinigen und Dinge von uns zu trennen.
Das Wort Gottes wird auch mit Muttermilch verglichen. In 1. Korinther 3 sagt der Apostel, dass er den Korinthern noch keine feste Speise geben konnte, weil sie noch nicht reif im Glauben waren. Sie brauchten immer noch Muttermilch, obwohl der Brief fünf Jahre nach ihrer Bekehrung geschrieben wurde. Das ist ein bisschen problematisch. Mit fünf Jahren noch gestillt zu werden und keine feste Nahrung zu bekommen, ist eine Fehlentwicklung.
Paulus musste also immer noch Muttermilch geben. Er spricht aber auch von fester Speise. So ist das Wort Gottes verglichen mit Milch, die den Bedürfnissen von Neubekehrten angepasst ist, die wachsen – ein Jahr, zwei Jahre und so weiter.
Muttermilch ist nicht einfach immer gleich. Am Anfang ist sie anders als etwas später, und später wieder anders. Die Muttermilch ändert sich ständig, genau den Bedürfnissen des Säuglings entsprechend. Auch das ist ein Beweis der Schöpferweisheit.
Das Wort Gottes wird auch mit einem Samen verglichen. Lukas 8 spricht vom Samen, der gesät wird und aufgeht. 1. Petrus 2 sagt, dass das Wort Gottes der Samen ist, durch den wir wiedergeboren worden sind. Das ist interessant: Im Samen ist die DNA enthalten, die heute als eine Schrift, ein ganzes Buch, eine ganze Bibliothek verstanden wird. Alles ist darauf geschrieben, wie der Weizen sich entwickeln muss und wie er wird.
So ist das Wort Gottes verglichen mit einem Samenkorn, das die DNA enthält, um die Wiedergeburt zu bewirken (Lukas 8, 1. Petrus 2).
Weiter wird das Wort Gottes mit Feuer und mit einem Hammer verglichen. Jeremia 23, Vers 29 sagt: „Ist mein Wort nicht wie Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?“ Jeremia spricht in seinem Buch davon, wie er schweigen wollte gegenüber dem Wort Gottes, aber es brannte in ihm wie Feuer.
Das ist die Wirkung des Wortes: Der Herr drängt uns, dieses Wort weiterzugeben, weil es in uns brennt und unsere Herzen entflammt. Der Hammer, der Felsen zerschmettert, bedeutet, dass das Wort Gottes auch Menschen mit verschlossenem Herzen erreichen kann, indem es ihr hartes Herz trifft und zerschlägt.
Hebräer 4,12 sagt, das Wort Gottes ist wie ein zweischneidiges Schwert, schärfer als jedes zweischneidige Schwert und kann alles durchdringen. Es dringt bis zur Scheidung von Seele und Geist ein. Es geht tief in unsere Seele hinein und wirkt verändernd.
Das Wort wird auch mit Licht verglichen. Psalm 119, Vers 105 sagt: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Pfad.“ So sehen wir viele Vergleiche im Wort Gottes.
Es wird auch mit Brot verglichen. 5. Mose 8 sagt: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes hervorgeht.“ Das macht uns klar: Wenn die Bibel wie Muttermilch, feste Speise (1. Korinther 3) und Brot (5. Mose 8) ist, dann können wir nicht einfach mal lesen und mal nicht.
Essen muss man jeden Tag. Lesen und Leben mit dem Wort Gottes gehört einfach zum normalen Bestand, damit wir leben und arbeiten können.
Und jetzt noch zum Schluss: Der Knecht in Psalm 19, Vers 12.
„Auch wird ein Knecht durch sie belehrt; im Halten derselben ist großer Lohn.“
Wenn wir uns an das Wort Gottes halten und es umsetzen, werden wir einmal einen ewigen Lohn bekommen.
David spricht dann über vier Typen von Sünden: Verehrungen in Vers 13, verborgene Sünden, dann in Vers 14 übermütige Sünden und schließlich große Übertretung.
Bei den Verehrungen ist das Problem, dass es mit Blindheit zu tun hat und es schwierig ist, diese zu erkennen. Aber warum die Frage bei den Verehrungen? Wer sieht sie ein? Warum stellt David eine Frage?
Das Wort Gottes kann sie in uns aufdecken. Das ist das Thema: Ein Knecht wird durch dieses Wort belehrt, und es kann auch Verehrungen aufdecken.
Dann heißt es: „Von verborgenen Sünden reinige mich.“ (Fußnote: sprich mich los.) Ein wunderbarer Vers.
Wie kann das helfen in Situationen, in denen man sich wirklich fragt, ob noch etwas in meinem Leben nicht stimmt, was vielleicht eine Trennung oder Trübung in der Gemeinschaft mit dem Herrn verursacht?
Oder es gibt auch Situationen, in denen man sich fragt, ob etwas Sünde war oder nicht. Das kann das Gewissen sehr plagen und niederdrücken.
Wenn man dann beten kann: „Von verborgenen Sünden reinige mich, sprich mich los,“ kann man völlige Entlastung erfahren.
Auch bei Übermütigen halte einen Knecht zurück. Es gibt Dinge, bei denen man sich einfach zu wenig beherrscht und sich gehen lässt. Das sind übermütige Sünden.
Da müssen wir beten, dass der Herr uns bewahrt und zurückhält, damit wir nicht einen falschen Mut, der eben Übermut ist, zeigen.
„Lass sie mich nicht beherrschen, dann bin ich untadelig und rein von großer Übertretung.“
Denn Übermut kann schließlich zu schwerer Verschuldung führen.
Dann kommt wieder ein Gebetswunsch: „Lass die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig vor dir sein, Herr, mein Fels und mein Erlöser!“
Es gibt eben nicht nur das, was man hört, das Reden, sondern auch die Gedankenwelt.
Die Welt sagt: „Die Gedanken sind frei.“ Die Bibel sagt jedoch: Nein, das stimmt nicht.
Auch unsere Gedankenwelt wollen wir unter den Herrn stellen und können einfach beten, dass der Herr uns hilft, unsere Gedanken so auszurichten, dass unser inneres Denken immer mehr mit ihm übereinstimmt.
Dann natürlich auch das, was wir sagen und reden, damit wir wirklich Zeugen sein können, wie es in Apostelgeschichte 1, Vers 8 heißt:
„Der Heilige Geist wird auf euch kommen, der Herr kündigt Pfingsten an, und ihr werdet meine Zeugen sein bis an das Ende der Erde.“
So ist dieser dritte Zeuge auch ein Zeuge, der den Auftrag hat, weltweit hinauszugehen – so wie das Zeugnis der Schöpfung.
Aber es ist eben klar: Die Menschen können nicht einfach denken, „Ja, diese Lahu-Stämme da in den Bergen von Thailand, die haben ja die Schöpfung.“
Nein, sie mussten mit dem Wort Gottes erreicht werden, denn Gott öffnet uns in seinem geschriebenen Wort sein Herz wirklich.
Das müssen wir allen bringen, aber ebenso müssen wir es tun mit diesen Worten und auf die Weise, wie Gott uns das schenkt:
„Lass die Reden meines Mundes wohlgefällig sein vor dir, mein Herr, mein Fels und mein Erlöser.“
Und da sehen wir: Die wahren Fundamentalisten sind die, die auf diesem Felsen stehen.
Nur so können sie Zeugen sein von diesem herrlichen Gott.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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