Einführung und Kontext zur Feuertaufe
Wir fahren weiter in 1. Korinther 12. Am Schluss habe ich eine ganz gute Frage bekommen, hier auf das Rednerpult: Nicht um die Taufe mit Feuer beten … aber wir singen „Zünde an dein Feuer, Herr, im Herzen mir!“
So, jetzt bin ich in der Schlinge, ja?
In Apostelgeschichte 18 kommt Apollos nach Ephesus, und von ihm heißt es, dass er die Heilige Schrift gründlich kannte. Er lehrte sorgfältig die Dinge von Jesus (Apostelgeschichte 18,25). Weiter heißt es von ihm, dass er inbrünstig war im Geist. Dieser war in dem Wege des Herrn unterwiesen und inbrünstig im Geist. So, nach der alten Elberfelder Übersetzung, redete und lehrte er sorgfältig die Dinge von Jesus.
Wie wurde er nur? Die Taufe Johannes kannte er, und dieser fing an, freimütig in der Synagoge zu reden. Da sehen wir, das war nicht jemand, der so ein bisschen das Bewusstsein eingeschränkt hatte, sondern er lehrte sorgfältig, aber nicht irgendwie so kalt und äußerlich und rein akademisch. Sein Herz brannte in ihm.
Genau das, was die Emmaus-Jünger erlebt haben, als der Herr ihnen das Alte Testament ausgelegt hat, auf ihn hin. In Lukas 24 sagen sie: „Brannte nicht unser Herz, als er mit uns redete auf dem Wege?“ Das ist natürlich etwas ganz anderes, was man meint mit Feuertaufe. Da strömt irgendwie ein Energiefluss, und man fällt zu Boden und ist eben so passiv, ja, und so weiter.
Es ist nicht dasselbe, eben dieses Brennen im Herzen. Und dann wird das in Römer 12 auch gesagt für alle Gläubigen, wenn es heißt: „Die Liebe sei ungeheuchelt“ (Römer 12,9). Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten. Vers 11: „Im Fleiße nicht nachlässig, inbrünstig im Geist, dem Herrn dienend.“
Also diese innere Ergriffenheit von Gottes Wort – das ist natürlich etwas ganz Wichtiges. Und das darf nicht fehlen. Wenn wir beginnen, Gottes Wort einfach so cool weiterzugeben, dann fehlt uns dieses Feuer, das der Herr in unserem Herzen anzünden soll. Aber das ist etwas ganz anderes.
Klärung der rhetorischen Fragen zu geistlichen Gaben
Ja, wir fahren weiter. In 1. Korinther 12,29 heißt es: Sind etwa alle Apostel? Dieses „etwa“ drückt aus, dass wir diese rhetorische Frage mit „Nein“ beantworten müssen. Natürlich sind nicht alle Apostel. Apostel Jesu Christi waren nur die Zwölf in diesem autoritativen Sinn sowie Paulus.
Das ist auch im Grundtext so. Der Grundtext ist grammatikalisch so formuliert, dass jede Frage mit „Nein“ beantwortet werden muss. Sind etwa alle Propheten? Nein, natürlich nicht! Sind etwa alle Lehrer? Nein, sicher nicht! Haben alle Wunderkräfte? Nein! Haben etwa alle die Gnadengaben der Heilungen? Nein! Reden etwa alle in Sprachen? Nein!
Wir wissen, wie verbreitet die Auffassung ist, dass eigentlich jeder Gläubige in Sprachen reden können sollte. Es wird zwar noch gesagt, man könne nicht behaupten, jeder habe die Gabe des Sprachenredens. Aber zumindest solle jeder bei der sogenannten Feuertaufe in Sprachen sprechen. Dabei wird allerdings oft Feuertaufe und Geistestaufe miteinander vermischt.
Hier aber steht nicht: Haben alle die Gabe der Sprachen? Sondern: Reden etwa alle in Sprachen? Nein! Das ist ganz klar, hier wird ausdrücklich gesagt, dass die Antwort „Nein“ lautet. Ebenso verhält es sich mit dem Übersetzen: Übersetzen etwa alle? Auch hier ist die Antwort „Nein“.
Die Liebe als Grundlage für den Gebrauch der Gaben
Nun wird ein noch vortrefflicherer Weg aufgezeigt, und das führt uns zu Kapitel 13, das ich überschrieben habe mit „Die Liebe als Voraussetzung zum Gebrauch der Gaben“.
Verse 1 bis 3: Ohne Liebe sind alle Bemühungen nichts. Wenn ich mit den Sprachen der Menschen und der Engel redete, aber keine Liebe hätte, so wäre ich ein tönendes Erz oder ein schallendes Symbol. Und wenn ich Weissagung hätte und alle Geheimnisse und alle Erkenntnisse wüsste, und wenn ich allen Glauben hätte, so dass ich Berge versetzen könnte, aber keine Liebe hätte, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe zur Speisung der Armen austeilte und meinen Leib hingäbe, damit ich verbrannt würde, aber keine Liebe hätte, so nützte es mir nichts.
Hier wird deutlich gemacht, dass die Motivation ganz entscheidend ist, warum wir etwas tun. Es kommt also nicht nur darauf an, was man tut, sondern warum man es tut. So wird hier erklärt: Ohne die Liebe, griechisch Agape, hat auch das Gute, das wir tun, keinen Sinn – egal wie großartig es sein mag.
Wir haben hier das Wort Agape für Liebe in Vers 1 und auch später. Die Griechen kannten verschiedene Wörter für Liebe, zum Beispiel Philia oder Eros. Diese Wörter drücken ganz unterschiedliche Nuancen der Liebe aus, zum Beispiel auch Storge, die besonders die Liebe von Eltern zu Kindern und umgekehrt bezeichnet. Philia steht besonders für freundschaftliche Liebe, also zu solchen, die einem ebenbürtig sind und zur gleichen Gruppe gehören.
Das Wort Agape wurde bei den alten Griechen fast nicht verwendet. Lange nahm man an, dass es im Altgriechischen außerhalb der Bibel und verwandter Schriften nicht vorkam. Inzwischen hat man jedoch gefunden, dass das Wort durchaus bekannt war. Der Heilige Geist hat aber dieses Wort Agape, das so selten benutzt wurde, zu einem besonders wichtigen Hauptwort im Neuen Testament gemacht.
Das bedeutet, der Heilige Geist hat ein Wort gewählt, das nicht durch andere Bedeutungen vorbelastet war, weil es so wenig gebraucht wurde. So konnte der Heilige Geist dieses Wort mit einer Bedeutung füllen, die die Menschen zuvor nicht kannten – eben die Liebe Gottes, die in Gott selbst begründet ist und sogar Feinde und nichtswürdige Menschen lieben kann.
Darum ist es wichtig, dass hier Agape verwendet wird und nicht Philia oder ein anderes Wort. Das Wort Eros konnte bei den Griechen auch eine negative Bedeutung haben, nämlich unsittliche Liebe. Es konnte zwar auch positiv verwendet werden, war aber insgesamt belastet. Deshalb hat der Heilige Geist dieses Wort im Neuen Testament nie benutzt, um eine klare und reine Botschaft zu übermitteln.
Das ist vielleicht noch eine interessante Sache für diejenigen, die meinen, heute müsse man ganz cool predigen und müsse Gastensprache anwenden. Der Heilige Geist hat das Neue Testament anders inspiriert. Er hat ein solches Wort, das negativ belastet war, obwohl man es positiv hätte verwenden können, nicht einmal benutzt, um eine klare Botschaft weiterzugeben.
Übrigens: Wenn hier steht „wenn ich mit den Sprachen der Menschen und der Engel redete“, dann heißt das nicht, dass Engel andere Sprachen als die Menschen sprechen. Es heißt einfach, dass ich die Sprachen spreche, die Menschen und Engel sprechen. In der Bibel finden wir öfter Engel, die sprechen.
Wenn ein Engel zu Daniel kommt, spricht er perfekt Hebräisch (Daniel 9). Jesaja sieht Engel um den Thron Gottes, die nur zu Gott sprechen, und er versteht sie: „Kadosch, Kadosch, Kadosch, Adonai Zwa'ot“ – Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen (Jesaja 6). Auch in Offenbarung 4, wenn Johannes im Himmel ist und die Engel dort sprechen hört, versteht er sie.
In Lukas 1 spricht Gabriel zu Zacharias ebenfalls auf Hebräisch. In Apostelgeschichte 10 spricht ein Engel zu dem Offizier Cornelius, wohl auf Griechisch oder Lateinisch. Offensichtlich sprechen Engel auch die Sprachen, die die Menschen sprechen.
Es gibt jedenfalls keine Stelle in der Bibel, die klar besagt, Engel hätten andere Sprachen als die Menschen. Das ist wichtig, denn das heutige Zungenreden, das oft als Engelssprache verkauft wird, muss erst einmal bewiesen werden. Wo steht in der Bibel, dass Engel tatsächlich andere Sprachen sprechen? Und wie sollen wir glauben, dass Engel lallen – also unartikuliert sprechen? Das wäre ein weiteres Problem.
Ein weiteres Problem: In späteren Versen erklärt Paulus, dass Gaben einmal aufhören werden. Weissagung wird weggetan, Erkenntnis wird weggetan (Vers 8). Nur die Liebe bleibt. Von den Sprachen heißt es, sie werden abklingen. Wieso sollen die Sprachen abklingen? Man würde doch meinen, dass man im Himmel erst recht die Engelssprachen braucht.
Warum sollten Engelssprachen auf der Erde gut sein, aber im Himmel plötzlich nicht mehr benötigt werden? Das ergibt keinen Sinn. Es zeigt vielmehr den irdischen Charakter dieser Sprachen, die Engel und Menschen sprechen – und eben gerade auf der Erde gebraucht werden.
Drei Verse zeigen nicht unbedingt, dass Paulus all das tatsächlich selbst getan hat. Er sagt nur, wenn ich alle Habe zur Speisung der Armen austeilte und meinen Leib hingäbe, um verbrannt zu werden – was er nicht gemacht hat – dann wäre das ohne Liebe nichts wert.
Es geht also nicht darum, dass es jetzt Wirklichkeit ist, mit den Sprachen der Menschen und der Engel zu reden. Sondern es wird erklärt: Wenn das überhaupt so wäre, dann braucht es die Liebe in allem.
Die Eigenschaften der göttlichen Liebe
Vers 4 beschreibt die Liebe, das Wesen der göttlichen Agape. Die Liebe ist langmütig und gütig. Sie neidet nicht, tut nicht groß, bläht sich nicht auf und gebärdet sich nicht unanständig. Sie sucht nicht das Ihre, lässt sich nicht erbittern und rechnet Böses nicht zu. Sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern freut sich mit der Wahrheit.
Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles und erduldet alles. Diese Art von Liebe können wir nicht aus eigener Kraft erzeugen. Deshalb ist es die Agape, die in Gott begründet ist.
In 1. Johannes 4 heißt es: Gott ist Agape, Gott ist Liebe. Übrigens heißt es nicht „Gott ist die Liebe“, denn das wäre hinduistisch. Die Hinduisten sagen, Gott ist alles, alles ist Gott. Gott ist aber nicht die Liebe, wenn ein Mann seine Frau liebt. Diese Liebe ist nicht Gott, aber Gott ist Liebe. Das bedeutet, sein ganzes Wesen ist Agape.
Diese Liebe ist allein in Gott begründet. Deshalb können wir diese Verse nur dann praktisch leben, wenn Gott uns immer wieder neu diese Liebe in unseren Herzen wirkt. Erst in 1. Johannes 4, Vers 8 heißt es: Gott ist Liebe. Und diese Liebe hat sich gezeigt, indem er seinen Sohn für Sünder gab.
Die Vorläufigkeit der Gnadengaben
Wir gehen weiter zu Vers 8, überschrieben mit „Von der Vorläufigkeit der Gnadengaben“.
Die Liebe vergeht nimmer. Seien es aber Weissagungen, sie werden weggetan werden. Seien es Sprachen, sie werden abklingen. Sei es Erkenntnis, sie wird weggetan werden. Denn wir erkennen stückweise und wir weissagen stückweise. Wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, dann wird das, was stückweise ist, weggetan werden.
Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindlich war. Denn wir sehen jetzt durch ein Fenster undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann werde ich erkennen, gleich wie auch ich erkannt worden bin.
Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Die größte aber von diesen ist die Liebe. Die Liebe, die Agape, bleibt und wird auch im Himmel eben noch da sein, denn Gott ist Liebe. Es ist der Heilige Geist, der in der Anwendung der Gaben diese Liebe wirken will, damit wir aus dieser Liebe heraus dienen.
Kapitel 13 zeigt uns eben den Geist der Liebe. Nun wird gesagt, nicht alle Gaben werden wieder aufgezählt, sondern beispielsweise Weissagung wird weggetan werden, Sprachen abklingen, Erkenntnis weggetan werden. Dann wird erklärt, dass der Wendepunkt erreicht wird, wenn das Vollkommene gekommen sein wird (Vers 10).
Jetzt ist es wichtig, dass wir verstehen, was denn das Vollkommene ist. Es gibt unter bibeltreuen Auslegern die Ansicht, das Vollkommene sei der Moment der Entrückung, wenn wir in die Herrlichkeit eingehen werden. Andere sagen, nein, das Vollkommene ist der Abschluss des Kanons, also der Abschluss der göttlichen Offenbarung in der Heiligen Schrift.
Jetzt sei alles noch stückweise, weil noch nicht alles geoffenbart war, als Paulus den ersten Korintherbrief schrieb. Aber wenn dann das Vollkommene gekommen sein wird, wenn noch die letzten Schriften hinzugefügt sind, dann wird die vollkommene, die umfassende Erkenntnis, die Gott uns gibt, da sein.
Was stimmt? Nun, ich bin überzeugt, dass es die Entrückung meint, und ich will erklären, warum. Es ist nämlich so, dass der Apostel Paulus ganz persönlich sagt (Vers 12, in der Mitte): „Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleich wie auch ich erkannt worden bin.“ Er bezieht es hier auf den einzelnen Menschen.
Die Erkenntnis des Einzelnen ist ja stückweise, auch seit die ganze Bibel gegeben worden ist. Niemand kann sagen, die Bibel ist abgeschlossen, vollständig – ja, mit den letzten Schriften, die Offenbarung rundet alles ab – und nun haben wir persönlich die vollkommene Erkenntnis. Nein, unser Erkennen ist immer noch stückweise, ich als Individuum.
Natürlich haben wir zusammen in der Heiligen Schrift die ganze Wahrheit, aber das ist auch heute noch so, dass wir sagen müssen in Bezug auf den Einzelnen: „Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleich wie auch ich erkannt worden bin.“ Also, wenn die Entrückung kommen wird, dann werde ich als Einzelner eine Erkenntnis bekommen, vollkommen, eben vergleichbar so, wie Gott uns erkennt – eine vollkommene, gottgewirkte Erkenntnis.
Jetzt ist noch etwas Interessantes: Wir haben in Vers 8 Weissagung, sie wird weggetan werden. Das Wort „weggetan“ (Fussnote 26) heißt griechisch „katargeo“, was wörtlich „herabmachen“ bedeutet: kata, argeo, katargeo. Es ist ein sehr harter Ausdruck und bedeutet weiter „vernichten“, „zerstören“. Zum Beispiel heißt es in Hebräer 2,14, dass der Herr Jesus eben den Teufel zunichte gemacht hat – das Katargeo, dieser mächtige Akt des Besiegens und Wegtuns.
Das Wort „abklingen“ bei den Sprachen ist interessant (Fussnote 27). Griechisch „pauo“ – das ist ein Schreibfehler, das „Y“ sollte man wegstreichen, einfach „pauo“ – es bedeutet „aufhören“, „abklingen“. Das gleiche Wort wird verwendet in Apostelgeschichte 20, bei diesem schlimmen Volkstumult in Ephesus. Dort heißt es: „Nachdem aber der Tumult aufgehört hatte“ (pauo). Wie hört ein Tumult auf? So: wumm, und die Leute sind ruhig. Ja, das möchte man manchmal gerne in Schulklassen.
Aber das war ein Abklingen, ja, da passt „pauo“ eben sehr gut. Und das heißt es bei den Sprachen: sie werden abklingen. Aber bei der Weissagung wird weggetan werden, Erkenntnis weggetan werden.
Ganz allgemein heißt es in Vers 10: „Wenn aber das Vollkommene gekommen sein wird, dann wird das, was stückweise ist, weggetan werden.“ Und jetzt wird das verglichen: Heute sind wir auf der Erde, haben diese stückweise Erkenntnis, und dann kommt das Vollkommene, da wird die vollkommene Erkenntnis geschenkt werden.
Das wird verglichen mit der Erwachsenwerdung. Paulus sagt: „Als Kind war ich so wie ein richtiges Kind, wie ein Kind denkt, urteilt, und dann wurde ich erwachsen, ein Mann. Und da schloss ich ab mit dem, was kindlich war“ – nicht kindisch, ja, kindlich war. Und da benutzt er wieder das gleiche Wort: tat ich weg, katargeo. Hier wird also dieser Übergang von der Kindheit zum Erwachsenwerden als ein Akt des Abschließens gesehen – Wegtun, wieder das gleiche Wort.
Mir hat mal jemand gesagt: „Ja, das ist nur ein anderes Wort bei den Sprachen, um ein bisschen Abwechslung hineinzubringen.“ Ja, ja, bitte – jetzt haben wir viermal Katargeo und einmal Pauo. Da hätte man noch andere Wörter reinbringen können, die ein bisschen Abwechslung bringen. Oder hätte man wenigstens aufteilen können, sagen wir, drei so und zwei so. Aber dieser Unterschied ist also doch beachtlich.
Ich habe darum geschrieben bei Fussnote 27, die Sprachenrede sollte nicht bei der Entrückung in einem Nu weggetan werden, wie zum Beispiel Erkenntnis und Weissagung, sondern zu einem früheren Zeitpunkt allmählich abklingen – und zwar mit dem Sterben der Inhaber dieser Gaben.
Es ist schon interessant, wenn man liest im Ersten Johanneskommentar von Augustinus um 400 nach Christus: Er schreibt dort, die Gabe der Sprachen sei damals aufgekommen und sei wieder verschwunden. Heute sei keine Spur mehr davon zu sehen. Dann erklärt Augustinus, Gott wollte durch diese Gabe deutlich machen, dass jetzt eine neue Zeit eingetreten ist, in der das Evangelium zu allen Völkern, zu allen Sprachen gehen soll. Das war der Nutzen dieses Zeichens, und darum ist es jetzt verschwunden, nicht mehr nötig.
Ein interessantes Zeugnis, denn es zeigt uns, dass nach dieser apostolischen Zeit, in der diese Sprachengabe wirklich da war, das weggefallen ist. Das würde genau dieser Ausdrucksweise hier entsprechen: „Sprachen werden abklingen.“ Gut, der Text sagt nicht wann, aber er macht doch den Unterschied zwischen den Gaben, die weggetan werden bei der Entrückung in einem Nu, und einer Gabe, die abklingt, so wie auch die Gabe des Apostels abgeklungen ist.
Einer ist nach dem anderen gestorben, der letzte war Johannes um etwa 100 nach Christus. Dann war die Gabe nicht weggetan, sondern abgeklungen.
Dann sagt Paulus in Vers 12: „Wir sehen jetzt durch ein Fenster undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht.“ Da habe ich Fussnote 32 hingesetzt: Die Fenster im Altertum bestanden aus halbdurchsichtigem Glas. Es lohnt sich, sich im Museum die römischen Gläser anzuschauen, dann kann man den Vers besser verstehen.
Das drückt eben das Undeutliche aus. Wir haben heute noch nicht diese vollkommene Erkenntnis. Aber wenn die Entrückung kommen wird, dann werden wir alles verstehen. Haben wir heute noch Fragen, dann werden wir alles klar sehen im Angesicht Christi.
Es gibt auch Übersetzungen, die sagen „Spiegel“. Das Wort bedeutet Fenster oder Spiegel, aber Fenster ist doch wohl besser, denn es geht ja um das Undeutliche. Das entspricht genau diesem halbdurchsichtigen Glas der Alten.
Nun bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei. Die größte aber von diesen ist die Liebe. Hier haben wir diese drei ganz besonders wichtigen christlichen Eigenschaften: Glauben, Hoffnung, Liebe. Eine Hausaufgabe wäre, zu suchen, wo im Neuen Testament diese drei Begriffe weiter zusammengenannt werden. Man wird fündig werden an ganz erstaunlichen Stellen, manchmal vielleicht im Bereich von zwei oder drei Versen. Immer wieder findet man sie beieinander: Glauben, Liebe, Hoffnung.
Der Dienst muss aus der Liebe heraus geschehen. Die Liebe, die Agape, denkt eben an den anderen. Das eröffnet nun Kapitel 14, wo es darum geht, wie wir die Gaben so benutzen können, dass sie anderen nützen und dass es nicht um Selbstgefälligkeit oder Selbstdarstellung geht.
Sprachenreden und Weissagung – Ein Vergleich der Nützlichkeit
Kapitel 14 habe ich überschrieben mit „Sprachenreden und Weissagung – ein Vergleich der Nützlichkeit“. Aus den vielen Gaben, die erwähnt wurden, werden nun zwei herausgenommen. Wir werden gleich sehen, warum genau diese beiden ausgewählt wurden. Denn es wird deutlich: Beide Gaben sind von Gott, aber Sprachenreden hat nicht unter allen Umständen seinen Nutzen, während die Weissagung immer nützlich ist.
In diesem ganzen Kapitel geht es darum, wie wir dienen können, damit wir möglichst anderen etwas nützen können – aus der Liebe heraus. Deshalb heißt es in Kapitel 14, Vers 1: „Strebt nach der Liebe, eifert aber um die geistlichen Wirkungen, vielmehr aber, dass ihr weissagt.“ Die Liebe hat Gott in unsere Herzen ausgegossen, wie es in Römer 5 beschrieben wird. Aber wir sollen danach streben, dass diese Liebe wirklich in unserem Leben Wirkung zeigt.
So sollen wir auch eifrig sein, damit der Heilige Geist durch uns wirken kann. Es geht also nicht darum, dass wir ständig neue Gaben bekommen, sondern darum, dass der Heilige Geist durch uns wirken kann. Deshalb heißt es: „Eifert aber um die geistlichen Wirkungen, vielmehr aber, dass ihr weissagt.“
Jetzt könnte man mir wieder eine Frage stellen, um mir einen Strick zu drehen. Im Kapitel 12 heißt es am Schluss: „Sind etwa alle Apostel? Nein, natürlich nicht. Sind etwa alle Propheten? Nein, natürlich nicht. Reden etwa alle in Sprachen? Nein, natürlich nicht.“ Und jetzt heißt es hier, dass alle angesprochen werden: „Eifert darum, dass ihr weissagt.“ Wie passt das zusammen? Wie soll das gehen?
Später, in Kapitel 14, Vers 24, steht: „Wenn aber alle weissagten und irgendein Ungläubiger oder Unkundiger käme herein...“ Hier wird davon ausgegangen, dass alle in der Gemeinde weissagen können. Die Sache ist folgende: In 1. Korinther 12, Vers 29 heißt es: „Sind etwa alle Propheten?“ Es heißt nicht „Weissagen etwa alle?“, sondern „Sind alle Propheten?“ Nein. Und bei den Sprachen heißt es nicht „Haben etwa alle die Gabe der Sprachen?“, sondern „Reden etwa alle in Sprachen?“ Es wird also unterschieden. Beim Sprachenreden ist garantiert nicht so, dass alle jemals in ihrem Leben in Sprachen reden. Aber das wird beim Weissagen nicht gesagt.
Ich möchte das anhand von Epheser 4,10 und den folgenden Versen erklären: Die Gabe des Evangelisten ist eine spezielle Gabe. Haben alle die Gabe des Evangelisten? Nein. Können aber alle evangelisieren? Ja, denn alle haben einen Mund. Die Bibel zeigt uns auch, dass der Auftrag an alle Gläubigen gerichtet ist. Der Missionsauftrag geht an alle Gläubigen, zu evangelisieren. Aber nicht alle sind Evangelisten. Ein Evangelist hat eine ausgesprochene Begabung im Evangelisieren, aber evangelisieren müssen alle – gemäß dem Missionsauftrag in Matthäus 28, Verse 18-20.
Bei den Gaben ist es oft ähnlich wie beim Medizinstudium: Ein Arzt studiert Medizin, arbeitet in verschiedenen Abteilungen, zum Beispiel Neurologie oder Säuglingsstation. Mit der Zeit merkt er, womit er besonders gut umgehen kann, etwa mit dem Messer. Dann wird er vielleicht Chirurg. Er kann sich spezialisieren, aber er muss auch die Grundfähigkeiten beherrschen. Ein anderer interessiert sich mehr für das Gehirn und wird vielleicht Neurologe.
So ist es auch im Dienst für den Herrn: Wir müssen uns nicht krampfhaft fragen, welche Gnadengabe wir empfangen haben. Stattdessen sollen wir einfach das tun, was der Herr uns zeigt. Wenn wir jemanden im Krankenhaus besuchen sollen, gehen wir dorthin. Wenn wir Gelegenheit haben zu evangelisieren, tun wir das. Mit der Zeit merken wir, was uns besonders liegt: Manche sprechen gerne mit Menschen, die Probleme haben oder in Not sind. Andere merken, dass ihnen das Evangelisieren besonders liegt.
So wird dann deutlich, dass jemand die Gabe des Evangelisten hat, ein anderer die Gabe des Hirten. Aber wir müssen uns nicht zu sehr hinterfragen, welche Gabe wir haben, sondern einfach das tun, was der Herr uns zeigt. Dann wird das immer klarer. Dabei sollten wir nicht extrem werden und denken: „Ich bin Evangelist, also mache ich gar keine Seelsorge.“ Das geht nicht.
Ähnlich ist es bei einem Arzt: Wenn er sich spezialisiert, muss er trotzdem in einem Notfall auch andere Operationen durchführen können. So ist es wichtig, dass wir lernen, wo der Herr uns eine spezielle Begabung gegeben hat.
Die Bedeutung des Weissagens
Weissagen wird in Vers 3,14,3 erklärt: Wer weissagt, redet den Menschen zu Erbauung, Ermahnung und Tröstung. Weissagen bedeutet also, geleitet durch den Heiligen Geist, Erbauung, Ermahnung und Tröstung weiterzugeben. Das kann auch jeder Gläubige tun, aber er kann dann nicht behaupten, ein Prophet zu sein.
Die Propheten haben den Grund gelegt und aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, wie in Epheser 2,20 beschrieben. Doch solche, die weissagen, hat es immer gegeben. Sie trösten, ermahnen und erbauen – und zwar genau im richtigen Moment. Weissagung ist also, wie wir später noch sehen werden, das Weitergeben von Trost und Ermahnung genau im richtigen Moment, ohne dass wir es bewusst wissen. Darauf werde ich später noch zurückkommen.
Deshalb heißt es hier, dass wir um die geistlichen Wirkungen eifern sollen (Vers 1), besonders aber darum, dass wir weissagen. Zum Beispiel können Frauen sich überlegen, was sie ihrem Mann am Morgen mitgeben können – ein kurzes weissagendes Wort, das ihn für den ganzen Tag stärkt. Das richtige Wort zum richtigen Zeitpunkt kann sehr hilfreich sein.
Weissagen soll besonders angestrebt werden, weil es so nützlich ist. Wer in einer Sprache redet, redet nicht Menschen, sondern Gott, denn niemand versteht es; im Geist aber redet er Geheimnisse. In der Fußnote 36 habe ich dazu geschrieben: In Korinth hatte man normalerweise nicht die ideale Situation wie in Jerusalem zur Zeit von Pfingsten (Apostelgeschichte 2). Dort waren viele Ausländer anwesend, die die Sprachen der Jünger verstanden.
Wenn man in Korinth zum Beispiel arabisch sprach, verstanden die Menschen dort normalerweise nicht, was gesagt wurde – es sei denn, ein Sklave aus Arabien hörte das Gesprochene. Für die meisten war es ein Geheimnis, nur Gott verstand die Aussage. Vers 2 beschreibt genau diese Schwierigkeit in Korinth, wo nicht so viele Ausländer anwesend sind wie beim Pfingstereignis, als Juden aus aller Welt nach Jerusalem gekommen waren und die Sprachen der Jünger verstanden. Sie sagten: „Die sprechen genau in unseren Dialekten, in den Sprachen, in denen wir geboren sind.“
In Korinth jedoch ist das Sprachenreden ein Geheimnis. Paulus sagt: Seht ihr, Sprachenreden ist in manchen Situationen überhaupt nicht nützlich, wenn es niemand versteht. Vers 3 sagt: Wer aber weissagt, redet den Menschen zu Erbauung, Ermahnung und Tröstung. Weissagen nützt also immer etwas.
Vers 4 erklärt: Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst; wer aber weissagt, erbaut die Gemeinde. Wenn man in Korinth Sprachen redet und die anderen verstehen die Sprache nicht, dann hat man natürlich nur selbst etwas davon, weil man weiß, was man sagt. Die anderen haben jedoch nichts davon. Die Liebe fordert jedoch, dass man den anderen etwas bringt.
Bei der Weissagung ist das so: Sie erbaut die Gemeinde immer. Der Nutzen der Weissagung ist also nicht situationsabhängig. Diese Gabe kann jederzeit zum Nutzen der anderen eingesetzt werden. Der Sprachenredner erbaut sich selbst.
In Fußnote 37 steht: Nachdem der Sprachenredner seine Sprache beherrschte, wurde er durch die geistliche Aussage selbst erbaut – so wie jeder Betende oder Prediger oft am meisten von seinen eigenen Aussagen profitiert. Viele, die das Wort weitergeben und am Wort dienen, sagen, dass sie selbst am meisten davon profitiert haben. Das ist interessant und zeigt, dass auch das Sprachenreden zur Erbauung dient.
Doch beim Sprachenreden ist das nur für sich selbst, nicht für die anderen. Es sollte aber für die anderen sein. Deshalb ist es eigentlich ein Vorwurf, wenn jemand in einer Sprache redet und sich nur selbst erbaut.
Vers 5 sagt: Ich wollte aber, dass ihr alle in Sprachen redet, vielmehr aber, dass ihr weissagt. Paulus spricht hier nicht gegen die Gabe der Sprache, denn sie kommt von Gott. Aber Weissagung ist besser, weil sie immer nützt. Wer weissagt, ist größer als der, der in Sprachen redet, weil er nützlicher ist – es sei denn, er übersetzt das Gesprochene, damit die Gemeinde Erbauung empfängt.
Daraus sieht man: Nicht das Phänomen, das übernatürliche Ereignis, erbaut, sondern nur die Aussage. Sonst wäre die Gemeinde bereits durch das Erlebnis erbaut, wenn jemand in einer fremden Sprache spricht – doch niemand versteht ein Wort. Das ist keine Erbauung. Nur wenn es übersetzt wird, gibt es Erbauung.
Es wird klar: Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst. Das liegt nicht daran, dass er ein besonderes Gefühl hat oder dass Sprachenreden Depressionen wegschwemmt, wie in manchen charismatischen Büchern behauptet wird. Davon sagt die Bibel nichts. Er erbaut sich selbst, weil er weiß, was er sagt.
Hier haben wir eigentlich den entscheidenden Punkt: Es gibt Millionen von Menschen, die heute Zungen reden. Wenn man sie fragt: Verstehst du, was du sagst? Verstehst du die Aussage deiner Worte? Die Antwort ist meist nein. Dann wird gesagt: Das erbaue dich doch selbst. Ja, das mag sein, und man sagt auch, es hilft, böse Gedanken zu vertreiben.
Doch Erbauung ist hier das, was an die Gemeinde weitergegeben wird. Die Gemeinde wird erbaut, wenn die Rede in der Sprache übersetzt wird.
Fehlende Kommunikation ist sinnlos
Jetzt gehen wir weiter. Die Verse sechs bis zehn habe ich überschrieben mit „Fehlende Kommunikation ist sinnlos“.
„Jetzt aber, Brüder, wenn ich zu euch käme und in Sprachen redete, was würde ich euch nützen, wenn ich nicht zu euch redete, entweder in Offenbarung oder in Erkenntnis oder in Weissagung oder in Lehre? Doch auf die leblosen Dinge, die einen Ton von sich geben, es sei Flöte oder Harfe: Wenn sie den Tönen keinen Unterschied geben, wie wird man erkennen, was auf der Flöte oder auf der Harfe gespielt wird? Denn auch wenn die Posaune einen undeutlichen Ton gibt, wer wird sich zum Kampf rüsten? Also auch ihr: Wenn ihr durch die Sprache nicht eine verständliche Rede gebt, wie wird man wissen, was geredet wird? Denn ihr werdet in den Wind reden. Es gibt wohl so und so viele verschiedene Arten von Stimmen in der Welt, und von ihnen ist keine ohne bestimmten Ton.“
Paulus sagt also: Schaut, wenn ich komme und in Fremdsprachen rede, dann nützt das nichts, wenn ihr es nicht versteht. Es nützt aber etwas, wenn ich Offenbarung, Erkenntnis, Weissagung oder Lehre bringe.
Dann wird erklärt: Schaut, es gibt Kommunikation auch im Bereich der Musik. Es werden Tempelinstrumente wie Flöte, Harfe und Posaune erwähnt. Dabei ist es ganz wichtig, in der Musik genau zu artikulieren. Wenn man einfach nur ein bisschen undeutlich oder rhythmisch unklar spielt, versteht man gar nichts. Was soll das zum Beispiel? Das versteht man nicht.
Man muss ganz klar artikulieren und den Tönen einen Unterschied geben. Dann versteht man, was gesagt wird, auch musikalisch, was vermittelt wird. Und so ist es auch in der Sprache: Man muss eben eine verständliche Rede hinüberbringen. Dabei muss man richtig artikulieren. Ja, das ist sehr wichtig. Versteht man eben nicht gut, dann geht die Botschaft verloren.
Das Interessante ist: Alle Sprachen der Welt sind durch Artikulation und Intonation, durch richtige Tongebung und Akzente gekennzeichnet. Da gibt es ja die Späße, wo man sagt: „Was sind Blumentopferde?“ Keine Ahnung, „Blumentopferde!“ Man muss den Akzent am richtigen Ort setzen, sonst versteht man nicht.
Ebenso muss man artikulieren und an den Stellen absetzen, an denen in der Schrift ein Komma oder ein Punkt stehen würde. Dort muss man mit der Stimme runtergehen. Erinnern Sie sich an Zungenreden: Das ist typisch unartikulierend. Wenn ich in einer Fremdsprache spreche, zum Beispiel: „aschreha isch, ascherlohalach wa Zadraschaim Uwe derchata im lo amad, uwe moscha wlet sim lo jascha, ki imbe dorata du neichew zowa jehe gebe dorato jo mam weleila“ – dann versteht man das vielleicht nicht, aber das war Psalm 1, „Glückselig der Mann, der nicht wandelt“.
Man merkt die Intonation, die Akzente, die Artikulation – das ist typisch für Sprache und so wird etwas vermittelt. Das Sprachenreden ist aber oft nur ein Lallen. Manchmal hört man einfach einen Bandwurm: „da da da da da da da“. Ich habe schon gehört, dass jemand mit Sprachenreden eine Heilung durchgeführt hat – „da da da da da da da“ – das ist keine Sprache.
Das ist auffällig, denn im Allgemeinen haben viele Zungenreden nicht die Kennzeichen der Sprachen, wie Gott sie erschaffen hat. Gott hat Adam die Sprache gegeben. Gott hat in Babel die verschiedenen Sprachen gegeben. Die Sprachen der Menschen sind Gottes Sprachen.
Darum brauchen wir keine höhere Sprache, um mit Gott sprechen zu können. Die Sprache ist ja schon von Gott. Jede Sprache der Welt ist fähig, die Bibel weiterzugeben. Man kann die Bibel in alle Sprachen übersetzen. Das heißt: Die Sprachen, wie Gott sie uns gegeben hat, sind vollständige Kommunikationsmittel, mit denen wir alles sagen können, was wir sagen sollen.
Also ist Kommunikation das A und O. Wenn die Kommunikation bei der Sprache fehlt, dann ist sie sinnlos – genauso wie in der Musik.
Interessanterweise wird gerade beim Zungenreden heute oft gesagt: „Ich weiß gar nicht, was ich sage.“ Das ist keine Kommunikation. Kommunikation bedeutet: A verschlüsselt seine Gedanken in einem Code und gibt sie weiter. B entschlüsselt den Code und versteht.
Dann ist Kommunikation da. Fehlende Kommunikation ist sinnlos.
Der Sprachenredner und sein Hörer – keine Kommunikation, keine Frucht
Wir gehen weiter zu Vers 11. Ich habe die Verse bis Vers 20 mit dem Titel „Der Sprachenredner und sein Hörer: keine Kommunikation, keine Frucht, kein Amen, keine Erbauung für den Hörer, keine Unterweisung“ überschrieben.
Hier wird nun ein Sprachenredner seinem Hörer gegenübergestellt. Wenn ich die Bedeutung der Stimme nicht kenne, werde ich für den Redenden ein Barbar sein, und der Redende für mich ein Barbar.
Stellen wir uns vor, Paulus spricht Arabisch, und ein Korinther hört zu. Für ihn ist Paulus ein Barbar. Und der andere ist ebenfalls ein Barbar für ihn, weil es kein Verständnis, keine Kommunikation gibt.
Übrigens bedeutet das Wort „Barbar“ hier im Griechischen „Barbaros“. Es ist ein lautmalerisches Wort, das von „Barbar, Barbar, Barbar“ kommt. So klingt für den Unkundigen eine fremde, eingeborene Sprache, obwohl sie schön strukturiert ist, mit Intonation und Akzent. Der andere versteht also nichts – ja, er ist ein Barbar.
In Vers 12 heißt es: „Also auch ihr, da ihr um geistliche Wirkungen eifert, ihr möchtet gerne, dass der Geist Gottes durch euch wirkt, so sucht, dass ihr überströmend seid zur Erbauung der Gemeinde.“ Es soll also etwas rüberkommen, damit Erbauung geschieht.
Übrigens waren die Korinther damals erst fünf Jahre bekehrt. Nach fünf Jahren kann Paulus den Brüdern sagen: Ihr solltet suchen, dass ihr überströmend seid zur Erbauung der Gemeinde. Wenn also jemand fünf Jahre bekehrt ist und immer noch nicht das Wort auch anderen weitergibt, dann sollte er das als wunderbare Ermutigung sehen. Es ist eigentlich Zeit. Nach fünf Jahren könnte man überströmend sein zur Erbauung in der Gemeinde.
Vers 13 sagt: „Darum, wer in einer Sprache redet, bete…“ Hier ist im Grundtext ein Durativ, was bedeutet, dass er es immer wieder tun soll. Das heißt, der Sprachenredner soll denken: Ich möchte den anderen nützlich sein, deshalb sollte ich es übersetzen.
Der Sprachenredner kann also selbst übersetzen, weil er weiß, was er sagt. Und hier steht, dass er immer wieder beten soll. Nicht, dass er immer wieder die Gabe der Übersetzung bekommt, sondern genauso wie ich, wenn ich übersetzen muss. Wenn ich in der Gemeinde Schweizerdeutsch ins Hochdeutsche oder Hebräische übersetze, bete ich zuerst, dass es gut klappt. Oder wenn ich Französisch simultan übersetze, obwohl ich es kann, bete ich auch.
So wird hier gesagt: „Darum, wer in einer Sprache redet, bete immer wieder, damit er es immer wieder übersetze.“ Denn wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist, aber mein Redesinn oder meine Aussage ist fruchtleer.
Hier wird gesagt: Wenn ich eine Sprache bete, so betet mein Geist. Fußnote 44 erklärt, dass damit der Geist des Menschen gemeint ist. Nach 1. Thessalonicher 5,23 bestehen wir aus Geist, Seele und Leib. Nach Psalm 77, Vers 7 hat der Geist die Fähigkeit zu forschen und zu denken. Nach Römer 8, Vers 16 teilt sich der Geist Gottes unserem menschlichen Geist mit und bezeugt, dass wir Kinder Gottes sind.
Also betet mein Geist. Es gibt moderne Übersetzungen, die hier einsetzen: „So betet der Heilige Geist in mir.“ Das ist eine Fälschung. Mein Geist ist der menschliche Geist, der betet. Nicht einfach der Heilige Geist in mir, durch den etwas hindurchkommt.
Es war eben so wie bei Adam: Adam hat seine Sprache nicht gelernt, Gott hat sie ihm eingegeben, und so konnte er sprechen. Die Leute in Babel haben die Sprachen nicht gelernt, sumerisch und babylonisch, Gott hat sie ihnen eingegeben, und so konnten sie sprechen. Ihr Geist konnte dann diese Sprache.
So war es auch beim Sprachenreden: Gott hat den Sprachenrednern diese Sprachen eingegeben, die ganze Software auf die Festplatte gelegt. Dann kann Paulus sagen: „Mein Geist betet.“
Jetzt heißt es in den meisten Übersetzungen: „Aber mein Verstand ist fruchtleer.“ Hier muss man überlegen, denn der Geist des Menschen steht im Gegensatz zum Verstand. Aber der Verstand ist ja gerade die Fähigkeit des Geistes.
Wenn ein Problem entsteht, muss man fragen: Was bedeutet das Wort „Verstand“ sonst noch? Man muss immer mit der gebräuchlichsten Bedeutung übersetzen – das ist ein Prinzip. Wenn die gebräuchlichste Bedeutung keinen Sinn ergibt, schaut man, was das Wort sonst noch bedeuten kann.
Ich habe in der Fußnote erklärt, dass „nous“ außer Verstand auch Sinn, Bedeutung, Aussage oder Aussagekraft bedeutet – also „Redesinn“. So kann man den Text richtig verstehen: Wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist, aber meine Aussage ist fruchtleer, weil jeder andere nichts versteht. Ich bin für ihn ein Barbar. Darum habe ich in Klammern ergänzt: „ist fruchtleer für den Zuhörer.“
Vers 15: Was ist es nun? Ich will beten mit dem Geist, ebenso wie vorher gesagt: So betet mein Geist in Sprachen. Aber ich will auch beten mit dem Redesinn. Natürlich möchte ich in einer Sprache beten, denn das ist eine Gabe von Gott. Aber ich möchte eben auch so reden, dass andere es verstehen.
Ich will Lob singen mit dem Geist, aber ich will auch Lob singen mit dem Redesinn, so dass andere es verstehen. Sonst, wenn du mit dem Geist preist, wie soll der, welcher die Stelle des Unkundigen einnimmt, das Amen sprechen zu deiner Danksagung, da er ja nicht weiß, was du sagst?
Jetzt wird deutlich: Der andere, der zuhört, kann nicht einmal beim Gebet in Fremdsprache Amen sagen. Amen heißt „wahrhaftig“, „wahrlich“, „so sei es“, „so ist es“, „jawohl“. Wenn jemand betet und andere mitbeten, sollten alle laut Amen sagen – und zwar bewusst, weil sie damit sagen: „Jawohl, das Gebet ist auch mein Gebet.“ Dann hat jeder gebetet, nicht nur der, der das Sprachrohr der Gemeinde war.
Aber hier, wie gesagt, wenn man in Sprachen spricht, kann der andere gar nicht Amen sagen, weil er nicht weiß, was es ist. Er kann nicht einfach Amen sagen, wenn du in Sprachen redest. Nein, der andere kann es nicht. Er ist der Unkundige, nicht der Sprecher. Der Sprecher ist nicht der Unkundige; er weiß, was er sagt.
Der Sprecher wird erbaut, aber der Zuhörer nicht.
Vers 17: „Den du dann sagst, wohl gut, aber der andere wird nicht erbaut.“ Es geht immer um den anderen.
Vers 18: „Ich danke meinem Gott, ich rede mehr in Sprachen als ihr alle.“ Ich habe in Fußnote 48 geschrieben, dass Paulus auf seinen vielen Missionsreisen mit allen möglichen Sprachgruppen zu tun hatte. Vergleiche die Barbaren auf Melite in Apostelgeschichte 28,1 oder die lykaonisch sprechenden Heiden in Lystra in Apostelgeschichte 14,11 und so weiter.
Als reisender Missionar konnte er sagen: Ich spreche viel mehr in Sprachen als ihr alle in Korinth. Er hatte auch mehr Gelegenheiten dazu.
Vers 19: „Aber in der Gemeinde will ich lieber fünf Wörter reden mit meinem Redesinn oder mit meiner Aussage, damit ich auch andere unterweise, als zehntausend Wörter in einer Sprache.“ Fünf Wörter, die verständlich sind, bringen etwas.
Ein Beispiel für fünf Wörter ist Psalm 23, Vers 1: „Der Herr ist mein Hirte.“ Im richtigen Moment an die richtige Person gesprochen, ist das eine Weissagung.
Vers 20: „Brüder, werdet nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid ihr unmündig; am Verstand aber werdet Erwachsene.“ Paulus überlegt hier: Es bringt nichts, einfach zehntausend Wörter so interessant in einer Fremdsprache zu sprechen, wenn niemand es versteht. Das nützt gar nichts. Man sollte Erwachsene am Verstand sein.
Jetzt haben wir das Wort „Verstand“. Wohin habe ich gesagt, „nous“ sollte man hier übersetzen mit Bedeutung oder Sinn. Hier ist es ein anderes Wort. Zweimal kommt es vor: „Kinder am Verstand“ und „an der Bosheit seid ihr unmündig, am Verstand aber werdet Erwachsene.“
Fussnoten 50 und 51 erklären, dass das griechische Wort „frähen“ zweimal in diesem Vers vorkommt. Dieses Wort erscheint im Neuen Testament nur hier. Paulus benutzt sonst normalerweise für Verstand „nous“. Hier braucht er ein Wort, das nur hier vorkommt.
Dieses Wort wurde verwendet, weil das übliche Wort für Verstand in den Versen davor in der selteneren Bedeutung „Redesinn“ verwendet wurde. Um klar abzugrenzen: Jetzt geht es um den Verstand da oben.
Christen sollen also den Verstand nicht an den Nagel hängen. Wir müssen uns überlegen, was wirklich etwas nützt. Gesunder Menschenverstand – der Heilige Geist ist ein Geist der Besonnenheit oder des gesunden Sinnes.
Sprachenrede als Zeichen für das ungläubige Israel
Ja, und dann gehen wir weiter, Vers 21. Ich habe überschrieben: Sprachenrede – ein Zeichen für das ungläubige Israel, aber nur, falls man die Sprache versteht.
Es steht im Gesetz geschrieben: „Ich will in anderen Sprachen und durch andere Lippen zu diesem Volke reden. Und auch so werden sie nicht auf mich hören“, spricht der Herr. Hier hat Gott durch Jesaja ein Zitat aus Jesaja 28,11 prophezeit, dass er einmal zu dem Volk Israel durch andere Sprachen sprechen wird.
Übrigens gibt es im Hebräischen zwei Wörter für Sprache: „Lashon“ bedeutet Zunge und wird mit Sprache übersetzt, und „Safa“ heißt wörtlich „Lippe“. Hier haben wir gleich beide Ausdrücke zusammen. Gott will also durch Fremdsprachen zu Israel sprechen, aber leider werden sie dann auch nicht hören.
Genau das hat sich am Pfingsttag erfüllt, als viele Juden aus dem Ausland gekommen sind. Gott hat durch das erste Zeichen der Sprachenrede zu ihnen gesprochen. Leider sind nur dreitausend zum Glauben gekommen und nicht die ganzen Massen. Die Masse hat nicht gehört, aber wenigstens diese dreitausend.
Nun legt Paulus das aus, Vers 22: „Daher sind die Sprachen zu einem Zeichen nicht den Glaubenden, sondern den Ungläubigen; die Weissagung aber nicht den Ungläubigen, sondern den Glaubenden.“
Paulus leitet daraus allgemein ab: Wenn Gott sagt, dass er zu Israel, diesem ungläubigen Volk, sprechen will, dann sind die Sprachen speziell von Gott in seinem Plan für Ungläubige vorgesehen. Die Weissagung hingegen ist ganz speziell für Gläubige.
Es geht weiter in Vers 23: „Wenn nun die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkäme und alle in Sprachen redeten, und es kämen Unkundige oder Ungläubige herein, würden sie nicht sagen, dass ihr von Sinnen seid. Wenn aber alle weissagten und irgendein Ungläubiger oder Unkundiger käme herein, so würde er von allen überführt, von allen beurteilt; und so würde das Verborgenste seines Herzens offenbar werden, und so würde er auf sein Angesicht fallen, Gott anbeten und verkündigen, dass Gott wirklich unter euch ist.“
Das klingt wie ein Widerspruch, oder? Paulus sagt: Eigentlich hat Gott die Sprachenrede für Ungläubige vorgesehen. Aber im Fall von Korinth, wenn Ungläubige in die Gemeinde kommen und die Fremdsprache nicht verstehen, dann ist es kontraproduktiv. Sie meinen, ihr seid verrückt. Das bringt nur etwas, wenn die Ungläubigen es verstehen.
Aber schau mal: Die Weissagung, obwohl sie eigentlich für Gläubige vorgesehen ist, nützt sogar etwas, wenn Ungläubige in die Gemeinde kommen. Diese werden dann nämlich überführt. Hier sehen wir Weissagung im Sinn, dass das Verborgene im Herzen durch die Verkündigung ans Licht gebracht wird.
Das Wort wird genau so angewendet, dass die Ungläubigen, die hereinkommen, merken: Ich bin gemeint. Ja, das ist Weissagung auch heute noch.
Ordnung in der Gemeindezusammenkunft
Jetzt gehen wir weiter mit der Ordnung in der Gemeindezusammenkunft, Vers 26.
Was ist es nun, Brüder, wenn ihr zusammenkommt? So hat ein jeder von euch einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Sprache, hat eine Offenbarung, hat eine Übersetzung. Alles geschehe zur Erbauung.
Paulus sagt hier nicht: „So habe ein jeder“, sondern er stellt fest, dass es in Korinth tatsächlich so ist. Jeder, der in die Gemeinde kam, hatte bereits einen Psalm im Herzen, eine Lehre, eine Botschaft in Zungen und so weiter.
Nun sagt Paulus, dass ihr darauf achten müsst, dass das alles wirklich etwas nützt. Es ist gut, wenn man etwas im Herzen hat, bevor man in die Gemeinde kommt. Wenn der Dienst offen ist, sodass die verschiedenen Gaben beitragen können, braucht es aber die Leitung des Herrn. Man muss wissen: „Aha, jetzt ist das dran.“
Man kann also nicht einfach kommen und denken, die Gemeinde sei ein Wunschkonzert, in dem man sein Lieblingslied oder seine Lieblingsgabe präsentieren kann. So funktioniert das nicht. Stattdessen muss man erkennen, wann der richtige Zeitpunkt für den eigenen Beitrag ist – etwa in der Anbetungsstunde oder bei einer anderen Gelegenheit.
Paulus sagt also: In eurer Gemeinde sind alle sehr aktiv, aber ihr müsst aufpassen, dass alles wirklich nützlich ist. Das ist das Gebot der Liebe. Es muss etwas bringen für die anderen.
Es folgen bestimmte Regelungen: Wenn jemand in einer Sprache reden will, so soll es zu zweit oder höchstens zu dritt sein – und nacheinander. Einer soll auslegen. Wenn aber kein Übersetzer da ist, so soll er in der Gemeinde schweigen und nur für sich selbst zu Gott reden.
Warum diese Regelung mit höchstens drei? Man muss bedenken, dass das Sprechen in einer Fremdsprache Zeit kostet – nützliche Zeit. In der Zeit, in der jemand in einer fremden Sprache spricht, versteht niemand etwas. Erst mit der Übersetzung profitieren alle. Deshalb ist die Anzahl der Beiträge begrenzt auf höchstens drei.
Bei den Propheten heißt es in Vers 29: „Propheten aber lasst zwei oder drei reden und die anderen lasst urteilen.“ Auch hier gibt es eine Begrenzung auf zwei oder drei, weil das Fassungsvermögen der Gemeinde beschränkt ist. Deshalb müssen wir auch bald zum Schluss kommen.
Übrigens gilt auch für das Sprechen in Zungen: Es soll nacheinander geschehen. Heute erlebt man oft ein Durcheinander, bei dem alle gleichzeitig in Zungen sprechen. Ich habe das vor kurzem in einem anderen Land erlebt. Hinter mir wurde wild in Zungen gesprochen, was mich fast erschlagen hätte. Die Leute in Kanada können aber kein Schweizerdeutsch.
Es wäre doch die Gelegenheit gewesen, wenigstens mal Schweizerdeutsch in Zungen zu sprechen. Das konnten sie nicht, das klang anders. Wenn man einen fremdsprachlichen Besucher hat, wäre es wenigstens gut, Schweizerdeutsch oder Hochdeutsch zu sprechen, das versteht man noch.
Wenn kein Übersetzer da ist, soll derjenige in der Gemeinde schweigen, aber für sich selbst und Gott reden. Bei den Propheten sollen zwei oder drei reden, die anderen sollen nicht schlafen, sondern urteilen.
Alles, was weitergegeben wird, müssen wir anhand der Bibel prüfen, so wie die Berührer in Apostelgeschichte 17 es taten, um sicherzugehen, dass es wirklich mit der Schrift übereinstimmt.
In Vers 30 steht: „Wenn aber einem anderen, der da sitzt, eine Offenbarung wird, so schweige der Erste.“ Hier sieht man, dass der Ablauf nicht starr festgelegt ist, sondern flexibel gehandhabt werden kann. Die Reihenfolge kann geändert werden.
Denn ihr könnt einer nach dem anderen weissagen, damit alle lernen und alle getröstet werden. Das zeigt wieder das allgemeine Priestertum.
Die geistlichen Wirkungen der Propheten sind den Propheten untertan. Das ist der Gegensatz zum Heidentum. Dort wird man einfach mitgerissen, ohne Kontrolle. Wer aber eine Gabe hat, hat die volle Kontrolle über das, was er tut.
Die geistlichen Wirkungen der Propheten sind den Propheten untertan. Das ist nicht vergleichbar mit einer jungen Frau, die bei einem Vortrag war und das Zungenreden fast nicht mehr zurückhalten konnte. Da wirkt eine Macht. Das ist nicht der Geist Gottes.
Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.
Das Schweigen der Frauen in der Gemeindezusammenkunft
Jetzt kommen wir zum letzten Abschnitt, überschrieben mit „Das Schweigen der Frauen in der Gemeindezusammenkunft“. Wie in allen Gemeinden der Heiligen sollen auch eure Frauen in den Gemeindezusammenkünften schweigen. Denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern unterwürfig zu sein, wie auch das Gesetz sagt.
Viele Christen sagen, dieser Abschnitt sei heute nicht mehr gültig. Interessant ist, dass Paulus sagt, es sei in allen Gemeinden so, dass die Frauen schweigen, und das solle eben auch in Korinth so sein. Er sagt jedoch nicht, die Frauen sollten überall schweigen. Das bedeutet, das Schweigebot gilt nur für die Gemeindezusammenkünfte.
Das Schweigebot beschränkt sich auf die offiziellen Zusammenkünfte der Gemeinde. Nicht jede Zusammenkunft von Christen ist eine Gemeindezusammenkunft, zum Beispiel Hauskreis, Frauensmorgen, Jugendgruppe, Sonntagsschule, Familienandacht und so weiter. Das sind alles keine Gemeindezusammenkünfte. Dort können Frauen sehr wohl einen Dienst durch das Reden tun.
Darum heißt es in 1. Korinther 11, dass jede Frau, die betet oder weissagt, dies tun kann. Aber in 1. Korinther 14 heißt es nicht allgemein, sondern speziell „in den Gemeindezusammenkünften“. Weiter heißt es: „Denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden“ – im Griechischen „ou epitrepetai“, was „in göttlicher Verfügung verboten“ bedeutet.
Dieser Ausdruck kommt auch vor in Apostelgeschichte 14,16, Markus 10,4 und anderen Stellen, wo es um eine göttliche Verfügung geht. Das griechische Wort für „reden“ ist „laleo“, das ähnlich wie „lallen“ klingt. Die Frauen sollen also nicht schwatzen, aber das gilt übrigens auch für die Männer. Meine Frau schwatzt übrigens nicht. So einfach ist das nicht.
„Laleo“ kommt in 1. Korinther 14 insgesamt 21 Mal vor. Wenn Paulus sagt: „Wenn ich zu euch komme“ (Vers 6) und rede („laleo“) in Offenbarung, Erkenntnis, Weissagung oder Lehre, dann meint er nicht „schwatzen“. In 1. Korinther 14 umfasst „laleo“ also das Reden beim Lehren, bei der Sprachenrede und beim Gebet.
Es ist ihnen also nicht erlaubt zu reden, sondern unterwürfig zu sein, wie auch das Gesetz sagt. Das steht so in 1. Mose 3,16. Hier geht es nicht um das Gesetz von Sinai, das nur für Israel gilt, sondern um Gottes Gebot an die Urahnen der Menschheit. Es geht um die Schöpfungsordnung, die für die ganze Welt gilt.
Wenn jemand fragt, was „Schweigen“ bedeutet, so sagt der gleiche Satz: „Denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden.“ Schweigen heißt also: nicht reden.
In Vers 35 heißt es weiter: „Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen.“ Lernen bedeutet hier nicht lehren. Frauen sollen also in der Gemeindezusammenkunft nicht öffentlich Fragen stellen, sondern das im privaten Bereich tun. Ihre eigenen Männer – der Mann hat die erste geistliche Verantwortung für die Frau.
Es ist wichtig, dass die Frau zuerst ihren Mann fragt, bevor sie dauernd andere Männer fragt. Das ist nützlich. Wenn der eigene Mann sagt: „Das kann ich dir nicht beantworten“, dann kann sie zu anderen gehen. Das ist auch gut so. Aber der Mann soll durch die Frau motiviert werden, Fragen zu stellen, was die Männer zum Bibelstudium anregt. Ja, da müssen sie einfach!
Weiter heißt es: „Denn es ist für Frauen schändlich, in der Gemeinde zu reden.“ Wieder die Einschränkung: nur in der Gemeinde. Aber Paulus sagt „schändlich“. Oder ist das Wort Gottes von euch ausgegangen? Das ist eine ironische Frage.
In allen Gemeinden schweigen die Frauen. In Korinth ist es anders. Vielleicht, fragt Paulus, ist in Korinth eine anderslautende Offenbarung empfangen worden, die die anderen Gemeinden nicht kennen? Oder ist sie nur zu euch gelangt? Auch das ist ironisch. Vielleicht wurde irgendwo anders eine anderslautende Offenbarung empfangen, die nur nach Korinth gelangt ist, und die anderen Gemeinden wissen nichts davon. Das ist unglaublich ironisch.
Dann sagt Paulus weiter: „Wenn jemand sich dünkt, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er, dass die Dinge, die ich euch schreibe, Gebote des Herrn sind.“ Man kann also Propheten testen, auch moderne Propheten. Glaubst du, dass 1. Korinther 14,34 bis zum Schluss heute nicht gilt, weil es früher anders war? Ein Prophet oder jemand, der durch den Geist geleitet ist, muss automatisch erkennen, dass dies Gebote des Herrn sind. Sonst ist er nicht geistlich.
In Vers 38 heißt es: „Wenn aber jemand dies nicht versteht, so verstehe er es nicht.“ Dann diskutieren wir nicht weiter. Diese Person hat einfach kein Licht von Gott bekommen.
Unglaublich dicht ist diese Argumentation. Wo findet man im Neuen Testament zu irgendeinem Thema eine so umfassende Argumentation? Alle Gemeinden machen es so: Frauen sollen schweigen, es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sie müssen unterwürfig sein, schließlich sagt das auch das Gesetz. Wenn sie lernen wollen, sollen sie das zuhause tun. In der Gemeinde ist es schändlich. Oder meint ihr, das Wort Gottes kommt nur von euch? Oder ist es nur zu euch gekommen?
Wenn jemand ein Prophet oder geistlich ist, dann kann er erkennen, dass es ein Gebot des Herrn ist. Und wenn ihr das nicht versteht, dann sollt ihr es eben nicht verstehen.
Unglaublich deutlich und erstaunlich ist es manchmal, wenn Christen sagen, die Stelle sei völlig unklar. In Bibelkommentaren liest man, die Stelle sei sehr schwierig, eine der schwierigsten Stellen des Neuen Testaments. Man muss sich fragen, warum sie so schwierig sein soll, wenn sie so klar ist.
Vers 39: „Daher, Brüder, eifert danach zu weissagen und wehrt nicht, in Sprachen zu reden.“ Paulus sagt also, Weissagung ist nützlich, und die Sprachengabe, diese echten Sprachen, sind eine Gabe Gottes. Man sollte nicht ins andere Extrem fallen und sagen: „Oh, das ist nicht nützlich, also wollen wir das nicht.“
Das Problem heute ist: Wo sind diejenigen, die eine wirkliche Sprache beherrschen, ohne sie gelernt zu haben? Die wirklichen Übersetzer wären froh, wenn Gott so wirken würde. Aber er tut es nicht. Man muss in den Busch, man muss Kinder mitnehmen, sie Malariagefahr und vielen anderen Gefahren aussetzen und mindestens 15 Jahre hart arbeiten, bis man die Sprache beherrscht und das Neue Testament übersetzt hat. Und dann kommt das Alte Testament.
Gott hätte die Sprachengabe geben können, zuhause am Schreibtisch oder am Computer, in irgendeiner eingeborenen Sprache, und dann schicken sie nach Tadschikistan, und sie hätten die neue Übersetzung so, wie sie klingen soll. Nein, Gott könnte es, tut es aber nicht. Das ist seine Souveränität.
Alles aber geschehe anständig und in Ordnung.
Zum Schluss wollen wir noch beten.