Einführung in die messianischen Stellen im Buch Micha
Letztes Mal hatten wir begonnen, messianische Stellen im Buch Micha zu betrachten. Dabei hatten wir uns unter anderem ausführlich mit Micha 3,12 beschäftigt, insbesondere mit dem Bild des gepflügten Tempelbergs.
Jetzt kommen wir zu Micha 5,1. Wegen des Zusammenhangs lesen wir jedoch bereits in Kapitel 4 ab Vers 9 und fahren dann in Kapitel 5 bis Vers 8 fort.
Könnte uns jemand diesen Text vorlesen? Bitte beim Mikrofon vorlesen, damit die Aufnahme gut hörbar bleibt.
Die Not Jerusalems und die Verheißung des Messias
Nun, warum erhebst du ein Geschrei? Ist kein König in dir, oder ist dein Ratgeber gestorben, dass dich Wehen ergriffen haben wie eine Gebärende? Greise stöhnen.
Tochter Zion, du bist wie eine Gebärende. Denn nun wirst du aus der Stadt hinausziehen und auf dem Feld wohnen. Du wirst bis nach Babel kommen. Dort wirst du errettet werden. Dort wird der Herr dich aus der Hand deiner Feinde erlösen.
Doch nun haben sich viele Nationen gegen dich versammelt. Sie sprechen: „Sie wird entweiht, und unsere Augen mögen mit Genugtuung auf Zion sehen.“ Aber sie kennen die Gedanken des Herrn nicht und verstehen seinen Ratschluss nicht. Denn er hat sie gesammelt wie man Garben auf der Tenne sammelt.
Mach dich auf und trischle, Tochter Zion! Denn ich werde dein Horn zu Eisen machen und deine Hufe zu Erz. Du wirst viele Völker zermalmen. Ich werde ihren Raub dem Herrn geben und ihr Vermögen dem Herrn, dem Herrn der ganzen Erde.
Nun dränge dich zusammen, Tochter des Gedränges! Man hat eine Belagerung gegen uns gerichtet. Mit dem Stab schlagen sie den Richter Israels auf die Wange.
Und du, Bethlehem-Ephrata, zu klein, um unter den Tausenden von Juda zu sein: Aus dir wird mir hervorgehen, der Herrscher über Israel sein soll. Seine Ursprünge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.
Darum wird er sie hingeben bis zur Zeit, da die Gebärende geboren hat. Der Rest seiner Brüder wird zurückkehren zu den Kindern Israel. Er wird dastehen und seine Herde weiden in der Kraft des Herrn, in der Hoheit des Namens des Herrn, seines Gottes.
Und sie werden wohnen, denn nun wird er groß sein bis an die Enden der Erde. Und dieser wird Friede sein.
Die zukünftige Rettung Israels und der Kampf gegen Assyrien
Wenn Assyrien in unser Land kommt und in unsere Paläste eintritt, werden wir sieben Hirten und acht Menschenfürsten dagegen aufstellen. Sie werden das Land Assyrien mit dem Schwert beherrschen und das Land Nimrods in seinen Toren.
Er wird uns von Assyrien erretten, wenn es in unser Land kommt und in unsere Grenzen eintritt.
Der Überrest Jakobs wird unter vielen Völkern sein, wie Tau vom Herrn, wie Regenschauer auf das Kraut. Er wartet nicht auf Menschen und ist nicht hart gegenüber Menschenkindern.
Der Überrest Jakobs wird unter den Nationen, inmitten vieler Völker, sein wie ein Löwe unter den Tieren des Waldes, wie ein junger Löwe unter den Schafherden. Wenn er hindurchgeht, zertritt und zerreißt er, und niemand kann ihn retten.
Hoch erhoben sei deine Hand über deine Bedränger, und alle deine Feinde mögen ausgerottet werden.
Es wird geschehen an jenem Tag. Ja, bis dahin – das reicht. Danke.
(Text bis Vers 8)
Die Bedeutung von Micha 5,1 und die Herkunft des Messias
Micha 5,1 ist eine sehr bekannte Stelle. In manchen Bibeln ist die Verszählung jedoch etwas anders. Dort ist dieser Vers als Vers 2 angegeben, zum Beispiel in der Himmelfahrt-Bibel. Stimmt das? Ja, das stimmt. Der Inhalt ist derselbe, nur die Verszählung unterscheidet sich.
Dieser Vers ist gut bekannt als eine messianische Stelle, die auf das erste Kommen von Jesus Christus hinweist. Der Messias sollte aus Bethlehem Ephrata kommen. Der Zusatz „Ephrata“ wird hinzugefügt, um klarzumachen, dass nicht das Bethlehem in Galiläa, also im Norden Israels, gemeint ist.
Im Alten Testament gibt es noch ein weiteres Bethlehem. Damit deutlich wird, dass das Bethlehem im Stammesgebiet von Juda gemeint ist, wird der Zusatz „Bethlehem Ephrata“ verwendet. Aus diesem Ort soll der Messias kommen, der Herrscher über Israel sein wird.
Diese Stelle war im Judentum von alters her gut bekannt. Im Targum Jonathan ben Uzziel zu den Propheten wird an dieser Stelle zur Verdeutlichung noch eingefügt: „Messiha“, also auf Aramäisch „Der Messias“.
Erklärung zum Targum und seine Bedeutung
Ein Targum ist eine Übersetzung, genauer gesagt bezeichnet man damit die Übersetzung des Alten Testaments ins Aramäische.
Als die Juden nach 539 v. Chr. aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehrten, sprach die neue Generation oft kein Hebräisch mehr, sondern Aramäisch. Aramäisch war damals die Weltsprache während des Babylonischen Reiches und noch mehr in der Zeit des Persischen Reiches. Deshalb musste man beim Vorlesen der Bibel das Gesagte ins Aramäische übersetzen, damit alle es verstehen konnten.
In dieser Zeit nach der Rückkehr aus Babylon entstanden auch die Synagogen. Man wollte verhindern, dass die Juden erneut wegen Götzendienst deportiert werden. Deshalb war klar, dass man dem Wort Gottes nahe bleiben musste. Um das zu fördern, gründete man in vielen Orten Synagogen. Dort wurde an jedem Sabbat das Wort Gottes vorgelesen und gemeinsam gebetet. So entstand die Synagogenbewegung.
An Orten, wo man nicht mehr gut Hebräisch verstand, gab es den Meturgeman, den Übersetzer. Nach dem Vorlesen eines Verses aus dem Gesetz musste er diesen spontan ins Aramäische übersetzen. Diese Übersetzung musste nicht wörtlich sein, sondern konnte auch klärend oder umschreibend erfolgen.
Wenn die Propheten vorgelesen wurden, war das meist mehr als nur ein Vers. Zuerst wurde der Text auf Hebräisch vorgelesen, dann übersetzte der Meturgeman ihn ins Aramäische. Diese Übersetzungen erfolgten streng mündlich. Mit der Zeit begann man jedoch, diese Targumim – so heißt die Mehrzahl von Targum – auch schriftlich festzuhalten.
Man fand sogar Handschriften in Qumran aus vorchristlicher Zeit, die bereits solche aramäischen Übertragungen enthielten. In den sogenannten Rabbinerbibeln ist es üblich, neben dem hebräischen Text und den Kommentaren der wichtigsten Rabbiner auch verschiedene Targumim, also mehrere aramäische Übersetzungen, abzudrucken.
Besonders wichtig ist der Targum Jonathan ben Uzziel zu den Propheten. Die Propheten wurden hier aus der Antike ins Aramäische übersetzt, jedoch nicht ganz wörtlich, sondern mit Umschreibungen. Deshalb wird zum Beispiel in Micha 5,1 noch hinzugefügt: „Aus dir wird mir der Messias hervorkommen.“ Dabei wurde das Wort „Meschicha“ auf Aramäisch, also „Messias“, noch ergänzt.
Messianische Deutungen im Alten Testament und im Neuen Testament
Wir hatten das ja schon früher einmal gesehen: Jesaja 52, Vers 13, dort beginnt die große Prophetie über den leidenden Messias. Im gesamten Kapitel 53 heißt es im hebräischen Text: „Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln.“ Im Targum steht: „Siehe, mein Knecht, Meschicha, der Messias, wird einsichtig handeln.“ Damit wird klar, dass dieser Abschnitt vom Messias spricht. Auch hier ist es also von alters her im Judentum überliefert, dass der Messias, der Herrscher über Israel, aus Bethlehem kommen sollte.
Darum verstehen wir, wenn wir jetzt im Neuen Testament aufschlagen, warum die Gelehrten König Herodes sofort antworten konnten, als er fragte, wo der Messias geboren werde. Lesen wir zusammen Matthäus 2, Vers 1: Dort sehen wir, dass die Führerschaft von Herodes in Jerusalem versammelt wird. Er stellt die Frage, wo der Christus – das ist das griechische Wort für hebräisch Messias – geboren werden wird. Und sie wissen das ganz klar aus Micha 5, Vers 1: in Bethlehem. Das war also gar keine offene Frage, es war klar, dass der Messias in Bethlehem geboren werden sollte.
Hier haben wir auch das Zeugnis von Matthäus, einem Zeugen aus dem ersten Jahrhundert, dass Jesus Christus wirklich in Bethlehem geboren wurde und so die Stelle aus Micha erfüllte. Regelmäßig erscheinen um Weihnachten Artikel in den Massenmedien, in denen behauptet wird, das stimme nicht. Man sagt, Jesus Christus sei nicht in Bethlehem, sondern in Nazareth geboren worden. Haben Sie jemals eine Begründung dafür gelesen? Die können keine Quellen nennen. Es wird einfach behauptet, die Evangelisten hätten Bethlehem eingesetzt, weil es so im Buch Micha steht, um es anzupassen. Aber wenn man zurückfragt: „Wo sind die Quellen, die belegen, dass er in Nazareth geboren wurde?“ – dann haben sie keine Quellen.
Das hat mit Wissenschaftlichkeit überhaupt nichts zu tun. Wir aber haben Quellen aus der frühesten Christenheit, die bezeugen, dass das Matthäusevangelium wirklich von Matthäus im ersten Jahrhundert geschrieben wurde. Wir haben auch Quellen in Bezug auf Markus, Lukas und Johannes aus der frühesten Christenheit, die bestätigen, dass Markus – der mit Petrus zusammengearbeitet hat, den Petrus in 1. Petrus 5 auch „meinen Sohn“ nennt, weil er eine enge Beziehung zu ihm hatte – sowie Lukas, der Arzt, und Johannes, der Jünger Jesu, die entsprechenden Evangelien geschrieben haben.
Wir können also belegen, dass diese Quellen aus der Zeit der Augenzeugen stammen. Man muss sich gut überlegen: Wenn sie die Geschichte mit Bethlehem erfunden hätten, wäre das Christentum erledigt gewesen. Denn es wäre das einfachste gewesen, wenn die Gegner gesagt hätten: „Wir wissen ganz genau, dass Jesus Christus in Nazareth geboren wurde, und die Evangelien sagen Bethlehem, das ist alles eine Lüge.“
Aber gerade die Veröffentlichung der Evangelien in der Zeit der Augenzeugen war ein Risiko, das man nicht scheute. Wir haben Quellen aus dem Judentum, wo das frühe Christentum angegriffen und in Frage gestellt wird, aber sie benutzen nie das Argument, dass die Evangelien etwas verkündigen, was nicht so geschehen ist. Das wäre das einfachste gewesen. Hauptsächlich gab es physische Verfolgungen der frühen Christen, wie in der Apostelgeschichte berichtet wird.
Solche Argumente konnten sie nicht bringen. Oder es wurde behauptet, Jesus Christus hätte Wunder durch Magie vollbracht. Das entspricht auch dem, was Matthäus in Kapitel 12 schreibt. Dort heißt es, manche behaupteten, er treibe Dämonen aus durch Beelzebub, den Obersten der Dämonen. Aber sie konnten keine Argumente bringen, dass die historischen Gegebenheiten in den Evangelien nicht stimmen würden.
Umso dramatischer ist es, wenn man dann irgendeinen Schnipsel aus einem Text findet, sagen wir aus dem vierten Jahrhundert, und alle springen darauf an, wenn da steht: „Jesus sagt: Meine Frau.“ Im Deutschen steht dann ein Doppelpunkt, und der Text ist bruchstückhaft. Man weiß nicht einmal genau, was der Satz aussagt. Die ganze Welt meint jetzt, man habe einen Text gefunden, der sagt, Jesus Christus sei verheiratet gewesen. Aber der Text stammt aus dem vierten Jahrhundert und ist so bruchstückhaft, dass man den Satz nicht genau versteht.
Die Gnostiker haben Evangelien gefälscht. Wir haben solche Evangelien aus dem zweiten, dritten und vierten Jahrhundert, wie das Thomas-Evangelium. Die Gnostiker waren eine Sekte, die behaupteten, Jesus Christus sei kein richtiger Mensch geworden, sondern habe nur einen Scheinleib angenommen. Das Neue Testament warnt vor diesen Gnostikern und sagt in 1. Johannes 4, dass, wenn jemand nicht bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, das der Geist des Antichristen ist. Diese Gnostiker haben ganz verkehrte Dinge überliefert.
Auch dieser Schnipsel, der wohl aus gnostischen Kreisen stammt und aus dem vierten Jahrhundert ist, hat historisch keinen Wert. Aber wir haben die Evangelien aus dem ersten Jahrhundert, und interessanterweise werden sie in den Medien immer wieder in Misskredit gebracht. Dabei geht es nicht um Wissenschaft, sondern um etwas ganz anderes: Man will die Wahrheit des Christentums nicht stehen lassen.
Wir müssen die Fakten und Quellen kennen und informieren. Viele Menschen sind dankbar für diese Informationen, anderen ist es egal. Aber wir dürfen uns nie in Verlegenheit bringen lassen, wenn jemand behauptet, Jesus sei in Nazareth geboren worden. Dann sollte man sofort fragen: „Wo sind die Quellen?“ Noch nie wurde in einem Artikel an Weihnachten eine Quelle genannt. Es wird einfach behauptet, und dann wird so getan, als sage die Wissenschaft das. Aber uns interessieren die Fakten und Quellen, und die können sie nicht vorlegen.
Die Tatsache, dass Matthäus und auch Lukas 2 als Texte aus der Zeit der Augenzeugen mitteilen, dass Jesus in Bethlehem geboren wurde, ist wichtig, um zu belegen, dass sich Micha 5, Vers 1 wirklich in Jesus Christus erfüllt hat. Gibt es dazu noch Fragen?
Ja, auf Griechisch: Es gibt eine frühchristliche Notiz von Papias, dass Matthäus sein Evangelium auf Hebräisch geschrieben hätte. Das wäre ein Hinweis, dass Matthäus wohl eine Vorform auf Hebräisch verfasst hat. Davon ist aber kein einziger Satz erhalten. Das zeigt, dass er dieses Evangelium nicht auf Hebräisch verbreitet hat, sonst wären Überreste vorhanden.
Das ist typisch bei der Überlieferung der Bibel: Wenn ein Abschreiber etwas gefälscht oder versehentlich einen Satz weggelassen hat, löst das in der Handschriftenüberlieferung ein Erdbeben aus. Wir haben heute etwa 5670 griechische Handschriften, von kleinen Bruchstücken bis zu ganzen Neuen Testamenten. Wenn ein Abschreiber etwas ändert, findet man in anderen Handschriften ein Echo davon. Ein Abschreiber merkt, dass in einer Handschrift etwas fehlt, in einer anderen aber nicht, und notiert es vielleicht am Rand. Jede geringste Veränderung hat Auswirkungen, und wenn man diese Erdbeben verfolgt, sieht man, woher sie kommen: Dort hat ein Abschreiber etwas geändert, und das hat sich in manchen Handschriften niedergeschlagen. Die große Mehrheit der Handschriften stimmt jedoch überein; die abweichenden sind Minderheiten.
Wenn Matthäus also wirklich sein Evangelium in größerem Umfang auf Hebräisch in Umlauf gebracht hätte, müsste es irgendwo Überreste geben. Aber wir haben nichts davon, nur die Notiz von Papias. Alle anderen Schriften im Neuen Testament sind auf Griechisch geschrieben, sogar der Römerbrief. Paulus schickte ihn nach Rom nicht auf Lateinisch, sondern auf Griechisch, denn Griechisch war vor 2000 Jahren die Weltsprache im Römischen Reich, nicht Latein. Mit Griechisch kam man rund ums Mittelmeer herum durch, außer in Spanien, dort sprach man Latein.
Ach so, Sie meinen die Angriffe der Pharisäer, dass Jesus aus Galiläa stamme und darum nicht der Messias sein könne. Schauen wir mal in Johannes 7 nach, das war gerade am Laubhüttenfest in Jerusalem. Könnte jemand bitte Johannes 7 ab Vers 40 vorlesen? Ja, bis dahin. Dort sehen wir diesen Konflikt. Und woher kommt das? Die Evangelien sagen, dass Jesus in Bethlehem geboren wurde. Dann flohen die Eltern mit dem Kind wegen des drohenden Kindermords durch Herodes nach Ägypten. Nach dem Tod Herodes’, der ziemlich bald darauf erfolgte, kamen sie zurück. Eigentlich wollte Joseph in Bethlehem wohnen bleiben, aber dann hörte er, dass die politischen Verhältnisse ganz andere Wege gingen als erwartet. Das können wir in Matthäus 2 nachlesen.
Wir haben die Flucht nach Ägypten, in Matthäus 2, Vers 13: „Er aber stand auf, nahm das Kind und seine Mutter bei Nacht zu sich und floh nach Ägypten. Und er war dort bis zum Tod des Herodes, damit erfüllt wurde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: ‚Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.‘“ Joseph wollte eigentlich nach Bethlehem gehen, weil der Messias aus Bethlehem kommen muss. Die Geburt Jesu geschah in Bethlehem. Allerdings war das nicht geplant. Maria lebte in Nazareth, ebenso Joseph, der sie heiratete.
Wegen der Zählung des Kaisers Augustus mussten alle in ihre Ursprungsstadt gehen. In Lukas 2 wird der Ausdruck für diese Einschreibung nicht mit dem typischen Wort für eine Steuereinschreibung, sondern mit dem allgemeinen Wort für „in Listen eintragen“ wiedergegeben. Um 2 v. Chr. war das 25-jährige Jubiläum von Kaiser Augustus. Man rief ihn damals „Pater Patriae“, Vater des Vaterlandes. Jeder im Römischen Reich musste einen Treueeid auf Kaiser Augustus ablegen. Das musste erfasst und kontrolliert werden. Joseph musste deshalb in seine Ursprungsstadt Bethlehem gehen, weil er aus dem Haus Davids stammte. Auch Maria kam über eine Seitenlinie, die etwa tausend Jahre weiter zurück bei David zusammenlief, nach Bethlehem.
So mussten sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, weil ein heidnischer König ein Jubiläum hatte. Sie hatten nicht geplant, die Prophetie aus Micha erfüllen zu wollen, sondern waren gezwungen, dort zu sein. Später erkannte man, dass damit Micha 5 erfüllt wurde: Der Messias muss in Bethlehem geboren werden. Nach der Rückkehr aus Ägypten, wohin sie flohen wegen des Kindermords, wollte Joseph nach Bethlehem zurückkehren. Aber in Matthäus 2, Vers 22 heißt es: „Als er aber hörte, dass Archelaus über Judäa herrschte anstelle seines Vaters Herodes, fürchtete er sich, dorthin zu gehen.“ Er erhielt sogar eine göttliche Weisung, nach Nazareth zu gehen. Joseph hatte Angst, nach Bethlehem zu gehen.
Diese Informationen stammen nicht aus der Bibel, sondern von dem jüdischen Historiker Josephus Flavius aus dem ersten Jahrhundert. Er berichtet, dass König Herodes vor seinem Tod im Wutanfall sein Testament änderte und einen seiner blutrünstigen Söhne über Judäa einsetzte, statt des vorgesehenen Sohnes. Joseph kehrte zurück und sah, dass Archelaus, der schreckliche Sohn Herodes’, König geworden war. Deshalb ging er nicht nach Bethlehem, sondern nach Nazareth.
Matthäus erklärt, dass damit eine weitere Prophetie erfüllt wurde: Jesus wird Nazarener genannt. Es ist klar, der Messias sollte in Bethlehem geboren werden, dann aus Ägypten gerufen werden – das ist die Prophetie von Hosea 11, Vers 1: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“ Und er sollte Nazarener genannt werden.
Jesus Christus verbrachte den größten Teil seines Lebens nicht in Bethlehem, sondern in Nazareth. Deshalb war er nicht bekannt als Jesus der Bethlehemiter, sondern als Jesus von Nazareth, der Nazaräer. Das erfüllt eine andere Prophetie, nämlich aus Sacharja 3. Dort heißt es, der Messias wird „Spross“ oder „Zweig“ genannt. Im Hebräischen steht das Wort „Zähmach“ für Spross oder Zweig, das soll sein Name sein.
Wie hat sich das erfüllt? Jesus wuchs in Nazareth auf. Der Name Nazareth bedeutet auf gut Deutsch „Sprosslingen“ oder „Zweiglingen“, denn die Wurzel „Näzer“ heißt im Hebräischen Zweig oder Spross. Nazareth ist also die Sprossstadt. Jesus wurde als Jesus von Nazareth bekannt, und so wurde er ständig „Spross“ genannt. Das ist die Erfüllung von Sacharja 3, Vers 8.
Auch Sacharja 6, Vers 12-13 war im Judentum klar, dass es um den Messias geht, der König und Priester in einer Person sein sollte. In Israel war die Gewaltentrennung üblich. Die Könige sollten aus dem Haus Davids, Stamm Juda, kommen, die Priester aus dem Haus Aarons, Stamm Levi. So war gesichert, dass Macht nicht in einer Person konzentriert wurde. Aber vom Messias wurde gesagt, dass er die getrennten Gewalten in sich vereinen wird.
Nebenbei: Die Gewaltentrennung ist keine Erfindung der Aufklärungsphilosophen, wie oft in der Schule gelehrt wird. Das ist ein biblisches Prinzip, denn Macht korrumpiert Menschen schnell. Der Messias aber, der Vollkommene und Gerechte, kann alle Macht in sich vereinigen – und das wird nur zum Guten sein. Er wird herrschen und Priester auf dem Thron sein.
Man wusste also: „Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross.“ Dann hörte man immer wieder von Jesus dem Nazaräer und musste schalten: „Aha, wir haben es immer gewusst aus den Propheten, man nennt ihn Spross.“ Für viele war das schwer zu verstehen, wie in Johannes 7, das zwischen 29 und 32 n. Chr. spielt. Jesus lebte schon fast 30 Jahre in Nazareth. Deshalb dachten viele: „Das kann doch nicht der Messias sein, der kommt doch aus Galiläa.“ Aber die Geburt fand 30 Jahre zuvor in Bethlehem statt.
So haben sich alle Stellen erfüllt: Er wurde in Bethlehem geboren, aus Ägypten gerufen und Nazaräer genannt. Man hätte als Bibelleser im Alten Testament rätseln können: Kommt er aus Bethlehem, aus Ägypten oder aus Nazareth? Aber er hat alles erfüllt.
Gut, gehen wir zurück zu Micha. Oder gibt es noch Fragen? Ich will nur noch eine Stelle ansprechen: Jesaja 11, Verse 1 und 2. Schlagen wir das auf. Es gibt natürlich noch mehr Stellen, die den Messias als Spross bezeichnen, aber diese ist besonders gut gewählt. Lesen wir Jesaja 11,1-2 vor. Das ist eine Stelle, die im Judentum klar auf den Messias gedeutet wurde.
Warum hast du diese Stelle gewählt? Auch hier wird der Messias als Reis und Schössling aus den Wurzeln bezeichnet. Es ist keine Rose, sondern ein Reis, ein Trieb, ein Spross. Interessant ist das Wort „Schössling“ auf Hebräisch. Weiß jemand, wie es heißt? Näzer. Das ist ein Synonym zu „Zähmach“ in Sacharja 3 und 6. Hier haben wir das Wort „Näzer“, aus dem der Name Nazareth gebildet ist. Der Messias wird „Näzer“ genannt, aus dem Stumpf Isais.
Warum heißt es nicht aus dem Stumpf Davids? Stimmt das? Maria, das Geschlechtsregister von Joseph finden wir in Matthäus 1. Das ist die Königslinie über Isai, David, Salomo, Rehabeam und so weiter, bis zu Joseph. Das Geschlechtsregister von Maria finden wir in Lukas 3, über ihren Vater zurück bis auf David, aber nicht über die Königslinie, sondern über eine Seitenlinie, nämlich über Nathan, einen Bruder von Salomo. Beide gehen auf David zurück, aber nach David trennt sich die Linie.
Der Punkt ist: Das Königtum dieser Familie begann mit David und Salomo. Das Königtum wurde aber abgeschnitten. Mit dem Untergang des judäischen Königreiches ging das Königtum unter. So war dieser Stammbaum wie ein abgeschnittener Stamm. Isai war noch kein König, aber danach kam die Königszeit ab David, die abgeschnitten wurde. Man fragte sich: Wie geht das jetzt? Ist das Königtum kaputt, obwohl aus der Linie Davids der Messias kommen sollte?
Es wird gesagt: Es war alles abgeschnitten, jahrhundertelang gab es keine Könige mehr aus dem Haus Davids. Plötzlich wurde Jesus in Bethlehem geboren, ein Schössling aus dem Stumpf Isais, der das Königtum wieder bilden sollte. Nachdem das Königtum des Hauses Davids abgeschnitten war, beginnt der Messias das Königtum neu. Darum steht hier „der Stumpf Isais“, also die ganze Königsdynastie abgeschnitten, und dann kommt der Messias und beginnt das Königtum wieder.
Gut, noch etwas? Noch eine Frage? Gehen wir zurück zu Micha. Wir haben schon letztes Mal viele Exkurse gemacht und sind kaum auf Micha 5 eingegangen. Am Anfang hatten wir den gleichen Text gelesen, aber es braucht diese Erklärung der Hintergründe, damit der Vers noch mehr Bedeutung bekommt.
Wenn wir schon ständig am Namen deuten waren: Was heißt eigentlich Bethlehem? Das bedeutet „Haus des Brotes“ – „Beth“ heißt Haus, „Lechem“ heißt Brot. Brotthausen auf gut Deutsch. Warum hat Gott gewählt, dass der Messias im Haus des Brotes geboren werden sollte?
Wo steht das? Schlagen wir Johannes 6 auf. Dort gibt es mehrere Verse, aber wir wählen Vers 35: „Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird niemals dürsten.“ Ganz klar, Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Es passt wunderbar, dass der Erlöser im Haus des Brotes geboren wurde, denn er ist das Brot aus dem Himmel.
Lesen wir noch Vers 50 dazu: „Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist, damit man davon essen und nicht sterben soll.“ Und dann noch Vers 53: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht das Fleisch des Menschensohnes esst und sein Blut trinkt, habt ihr kein Leben in euch.“ Es geht darum, Jesus Christus, der für unsere Sünden gestorben ist und sein Blut am Kreuz vergossen hat, ganz bewusst in Anspruch zu nehmen. Das heißt, das Blut zu trinken und das Fleisch zu essen.
Das ist natürlich eine bildliche Aussage, um zu sagen, dass man das Opfer Jesu persönlich annehmen muss, nicht nur ein bisschen davon kosten. Ich habe das Beispiel schon mal erzählt: Ich fragte einen wildfremden Mann: „Glauben Sie, Jesus Christus ist für Sie gestorben?“ Er sagte: „Ja, er ist für alle gestorben.“ Ich fragte: „Aber glauben Sie, dass er für Sie gestorben ist?“ Er antwortete: „Er ist für alle gestorben.“ Ich fragte noch einmal: „Aber glauben Sie, dass er auch für Sie gestorben ist?“ Er konnte nichts sagen. Er hatte es nicht persönlich angenommen.
Hier steht: Wer von diesem Brot isst – im Griechischen ist das ein Aorist, der Akt des Essens – wird leben in Ewigkeit. Er ist errettet, nicht vielleicht, sondern sicher. In Vers 54 haben wir eine andere Zeitform. Wer liest Vers 55 vor? „Mein Fleisch ist wahrhaftige Speise, und mein Blut ist wahrhaftiger Trank.“ Viele ärgerten sich bei dieser Predigt in der Synagoge in Kapernaum, denn das klang nach Kannibalismus. Aber der Herr erklärt in Vers 63: „Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.“ Es ist also nicht wörtlich gemeint, sondern eine geistliche Aussage: das Opfer Jesu richtig für sich zu nehmen, ganz persönlich.
Die, die den Herrn innerlich ablehnten, waren empört. Denen erklärte der Herr, dass es geistlich gemeint ist. Jesus ist der, der im Haus des Brotes geboren wurde, um der Welt das Leben zu geben.
In Vers 54 steht: „Wer mein Fleisch isst.“ Das Wort „isst“ ist hier ein anderes als in Vers 51. Im Griechischen ist es in Vers 51 ein Punktual, in Vers 54 ein Durativ. Ein Punktual beschreibt eine punktuelle Handlung, ein Durativ eine Handlung, die fortdauert oder sich wiederholt.
In Vers 51 geht es um die Bekehrung: Wer von diesem Brot isst, den Akt des Essens vollzieht, wird errettet und lebt ewig. In Vers 54 geht es um das Leben des Gläubigen: Wer immer wieder von Jesu Fleisch isst und sein Blut trinkt, hat ewiges Leben. Hier steht nicht, er bekommt ewiges Leben, sondern er hat es als Besitz. Der wahre Gläubige besitzt ewiges Leben und nähert sich geistlich immer wieder Jesus zu, der für unsere Sünden gestorben ist. Er beschäftigt sich immer wieder mit dem Opfer auf Golgatha und dem geflossenen Blut. Ein richtiger Gläubiger macht das; das ist für ihn geistliche Nahrung.
Soviel zum Namen Bethlehem. Der Messias soll aus Bethlehem kommen, der Herrscher über Israel sein. Micha 5, Vers 1 sagt noch mehr: „Und seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.“ Wenn er aus Bethlehem kommt, ist er ein Mensch. Aber wenn seine Ursprünge von der Ewigkeit her sind, ist er Gott. Das ist ein klares Zeugnis des Alten Testaments, dass der Messias Gott und Mensch in einer Person sein wird.
Wir haben das schon an vielen anderen Stellen der messianischen Prophezeiungen behandelt. Zum Beispiel Jesaja 9, Vers 6 (je nach Bibelausgabe auch Vers 5). Das ist eine Stelle, die die alten Rabbiner eindeutig auf den Messias deuteten. Jemand liest vor? Dort heißt es, der Messias wird König auf dem Thron Davids sein. Das wird sich beim zweiten Kommen Jesu erfüllen. In Vers 6 heißt es: „Denn ein Kind ist uns geboren.“ Das erfüllte sich bei seinem ersten Kommen in Bethlehem. Damit ist klar: Wenn vom Messias gesagt wird, ein Kind ist uns geboren, dann ist er ein Mensch. Aber seine Namen sind „wunderbarer Ratgeber, starker Gott, El Gibbor“. Wenn er „starker Gott“ genannt wird, dann ist er Gott – Gott und Mensch in einer Person.
Gut, jetzt Micha 5: Dieser eine Vers ist bekannt, auch aus dem Neuen Testament. Aber der Zusammenhang, was davor und danach steht, ist wenig bekannt. Lesen wir den Satz, gerade bevor gesagt wird: „Und du, Bethlehem.“ Wer ist dieser Richter Israels, der mit dem Stab ins Gesicht geschlagen wird? Das ist auch der Messias.
Das hat sich erfüllt in Matthäus 27, in der Passionsgeschichte. Matthäus 27, Vers 30: Die jüdischen Führer hatten Jesus den Römern übergeben zur Hinrichtung. Damit stand alles in ihrer Verantwortung, was ihm von den Soldaten angetan wurde. Jemand liest vielleicht Vers 27 bis 30 vor? Dort heißt es, dass Jesus mit einem Stab auf den Kopf geschlagen wurde.
Das Schlagen mit dem Stab auf den Kopf des Richters Israels steht in direktem Zusammenhang mit der Kreuzigung. Wenn wir in Micha 5, Vers 14 lesen: „Mit dem Stab schlagen sie den Richter Israels auf den Backen“, was steht davor? Es lohnt sich manchmal, einen Text rückwärts zu lesen, wie im Hebräischen, um den Textaufbau zu analysieren.
Direkt vor diesem Satz steht: „Dränge dich zusammen, Tochter des Gedränges.“ Dort hört man Leute sprechen, die in Not sind, weil eine Kriegsbelagerung stattgefunden hat. Gleich danach heißt es: „Man hat eine Belagerung gegen uns gerichtet.“ Die Verse davor sprechen von einer schrecklichen Belagerung, etwa ab Vers 11. Viele Nationen versammeln sich gegen Jerusalem.
In Vers 13 wird die Tochter Zion erwähnt, also Jerusalem. Es geht um einen Krieg, bei dem viele Nationen Jerusalem vernichten wollen. Jemand liest Vers 11 bitte vor? Dort heißt es, viele Nationen kommen gegen Jerusalem. Vers 12 erklärt: „Aber sie kennen nicht die Gedanken des Herrn und verstehen seinen Rat nicht; er wird ihre Taktiken zunichte machen.“
Diese Völker realisieren nicht, dass sie wie Garben sind, die man zusammengebunden hat, um sie zu dreschen – ein gewaltsamer Akt. Sie kommen zu ihrer eigenen Vernichtung gegen Jerusalem. Schließlich wird Jerusalem sie dreschen und besiegen. Was übrig bleibt, wird dem Herrn der ganzen Erde gehören. Wer ist dieser Herr der ganzen Erde? Das ist der Messias, wenn er als König kommt.
Um welche Belagerung geht es? Das ist die Zeit von Harmagedon, einer Ebene in Nordisrael, im Hinterland von Haifa. Hier geht es um Nationen, die Jerusalem vernichten wollen. Das ist der letzte Angriff auf Israel, der noch in der Zukunft liegt. Nach der Entrückung der Gemeinde wird Israel von Norden her überrannt, vom Volk des Nordens, den Syrern.
Machen wir zwanzig Minuten Pause und schlagen dann Daniel 11 auf. Wir sind bei diesem Angriff auf Jerusalem in der Zukunft stehen geblieben. Viele Nationen versammeln sich gegen Jerusalem, um es zu vernichten, doch es wird ihr eigener Untergang.
In Daniel 11, Vers 1-35 ist alles erfüllte Prophetie über den König des Nordens und den König des Südens. Über 150 prophetische Einzelaussagen haben sich in der Reihenfolge erfüllt. Ab Vers 36 springt die Prophetie in die Endzeit. Die Verse 36 bis 39 beschreiben den Antichristen, den kommenden falschen Messias in Israel. Vers 40 erklärt, wie in der Endzeit der König des Südens mit Israel und dem Antichristen zusammenstoßen wird. Das ist die Gelegenheit für den König des Nordens, Israel von Norden her auf dem Landweg und vom Mittelmeer her zu überrennen.
Dann zieht er durch ganz Israel, erobert auch Ägypten und kehrt zurück, um Jerusalem erneut zu belagern. Schließlich wird er untergehen. Nun müssen wir deuten, was der König des Südens bedeutet und warum wir sicher wissen, dass es Ägypten ist.
Ganz einfach: In der erfüllten Prophetie von Vers 1 bis 35 kommt der König des Südens ständig vor, das war immer Ägypten. Der König des Nordens war Syrien in der erfüllten Prophetie, wobei Großsyrien das Gebiet von Syrien, Libanon, Teilen der heutigen Türkei, Aserbaidschan, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgisistan, Tadschikistan, Afghanistan, Pakistan, Iran, Irak und Jordanien war. Das sind viele Nationen.
Das entspricht dem, was wir in Micha 4 lesen: der gleiche Angriff des Königs des Nordens wie in Daniel 11. Dort wird der Feldzug genau beschrieben. Wir lesen Daniel 11, Verse 40-45: „Zur Zeit des Endes wird Ägypten mit ihm, dem Antichristen, gegen Israel zusammenstoßen.“ Es wird eine militärische Konfrontation im Süden geben.
Dann heißt es, viele Länder werden fallen, darunter auch Südjordanien, Mitteljordanien und Nordjordanien. Er wird seine Hand an diese Länder legen, aber Ägypten wird nicht entbinden – es gibt interne Konflikte. So wissen wir, wohin der Reichtum Ägyptens einmal gehen wird.
Wir wissen auch, was mit Libyen passiert: Sie werden sich mit den Ländern aus dem Norden verbünden und sich gegen Ägypten stellen. Dann kommen die Kuschiter, das sind die Äthiopier. Kusch ist in der Bibel das Land südlich von Ägypten, vor allem Sudan, das im Altertum Äthiopien genannt wurde. Der Finanzminister der Kandadze, einem Reich im Gebiet des heutigen Sudan, war ein Kuschiter. Archäologische Funde bestätigen das Reich der Kandadze.
Kusch bedeutet also hauptsächlich Sudan, im weiteren Sinn auch Äthiopien oder Eritrea. Wenn man in der Bibel „Kusch“ liest, kann man oft Sudan einsetzen. So sehen wir, dass diese Länder islamisch geprägt sind: Libyen, Sudan und andere. Zusammen mit dem König des Nordens – Syrien, Libanon, Türkei, Aserbaidschan, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgisistan, Afghanistan, Pakistan, Irak – werden sie Israel überrennen. Das Ziel ist die Vernichtung Israels.
Heute verstehen wir, dass diese Kraft aus dem Islam kommt. Der Islam wird in der Bibel vorausgesetzt und spielt eine wichtige Rolle in der Endzeit. Die Endzeit ist die Zeit, in der die Juden heimkehren und den Staat Israel wieder gründen – das ist unsere Epoche.
Libyer und Sudaneser werden in seinem Gefolge sein. Ägypten wird erobert, und die Koalition hört Gerüchte aus dem Norden und Osten, die ihnen Angst machen. Sie wollen ihre Position in Israel sichern. Deshalb kehrt der König des Nordens zurück und richtet seine Front zwischen Mittelmeer und dem heiligen Berg, dem Tempelberg in Jerusalem, auf.
Nur nebenbei: Jetzt wissen wir auch, was mit Harmagedon ist. Das wiedererstandene Römische Reich – die EU – wird mit Israel unter dem Antichristen ein Sicherheitsbündnis schließen. Der Westen muss eingreifen, wenn Syrien mit seinen Verbündeten Israel überrennt. Der König des Nordens ist in Ägypten, hört Gerüchte aus dem Norden, und Europa mobilisiert.
Der Militärhafen Israels liegt in Haifa, und Harmagedon ist im Hinterland von Haifa. Dort gibt es einen der größten Militärflughäfen Israels mit Start- und Landebahnen in alle Himmelsrichtungen. Man kann vom Karmel bei Muchraka in die Harmagedon-Ebene sehen. Dort bildet sich eine Front im Norden Israels, während Syrien mit seinen Verbündeten eine Front auf der Höhe Jerusalems am Mittelmeer bildet.
Man kann das auf der Karte einzeichnen und sieht die beiden Fronten. Wenn ich morgen eine Woche eine Gruppe am Flughafen Tel Aviv abhole und mit ihnen nach Jerusalem fahre, kann ich ihnen erklären, dass auf dieser Straße vom Flughafen nach Jerusalem das Gebiet ist, wo Syrien mit seinen Verbündeten die Front aufstellen wird im letzten Kampf.
Am Schluss heißt es, der König des Nordens wird zu seinem Ende kommen, und niemand wird ihm helfen. Jesus Christus wird dann auf dem Ölberg erscheinen. Schlagen wir Sacharja 14 auf. Jemand liest Sacharja 14, Verse 1-2?
Dort wird eine Katastrophe für Jerusalem beschrieben. Die „alle Nationen“ sind in Sacharja 12 bis 14 eine Einheit. Schauen wir Sacharja 12, Verse 1-3. Dort heißt es, dass Jerusalem zu einem „Stellstein“ für alle Völker wird. Alle, die es angreifen wollen, werden sich verletzen.
„Alle Völker ringsum“ meint hier ein sehr weites Gebiet, bis zum König des Nordens, der bis nach Pakistan reicht. Es wird eine Katastrophe für Jerusalem. Jerusalem wird für diese Völker wie eine Taumelschale sein – eine Schale mit Alkohol, und wer zu viel trinkt, wird betrunken.
Diese Völker werden betrunken sein vom Gedanken, Jerusalem erobern zu müssen. Das sehen wir heute in der islamischen Welt: Jerusalem müsse den Juden um jeden Preis entrissen werden. Jerusalem müsse die Stadt der Palästinenser werden, und der Judenstaat müsse verschwinden.
Bedenken wir auch den Iran, den Todfeind Israels, der Teil des Königs des Nordens ist. Sie sind so verrückt, dass sie heute schon eine Atombombe wollen. Es geht letztlich um Jerusalem und die beiden Moscheen darauf: den Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee.
Jerusalem wird auch ein Laststein für alle Völker sein. Ein Laststein ist ein Stemmstein, den junge Männer benutzten, um ihre Kraft zu messen. Wenn man ihn loslässt, verletzt man sich. So heißt es, Jerusalem wird ein Maßstab für militärische Kraft sein, aber alle, die ihn aufladen wollen, werden sich daran verwunden.
Die weiteren Verse zeigen, wie der Überrest aus Juda in den Schlusskämpfen ganz erfolgreich eingreifen wird. Das entspricht Micha 4: „Tochter Zion, mache deine Hufe wie Erz, und du wirst diese Völker zerstampfen.“
Wir haben Sacharja 14, Verse 1-2 gelesen, nun lesen wir Vers 3 dazu. Jesus Christus wird selbst wiederkommen. Dort heißt es: „Der Herr wird ausziehen.“ Das ist der ewige Gott. In Vers 4 heißt es: „Seine Füße werden an jedem Tag auf dem Ölberg stehen.“ Gott hat Füße, weil er Mensch geworden ist.
Der Ölberg wird sich spalten, und der Überrest in Jerusalem wird in das Tal fliehen und Zuflucht finden. Der Herr wird eingreifen, Jerusalem in größter Not befreien und die Völker vernichten.
Sie kennen die Gedanken des Herrn nicht, wie in Micha beschrieben. Sie sind wie Garben, die zusammengebunden und gedroschen werden. Dann heißt es: „Komm, Herr, mein Gott, mit allen Heiligen bei dir.“ Das sind alle alttestamentlichen Gläubigen, die bei der Entrückung der Gemeinde auferstehen, zusammen mit den Gläubigen der Gemeindezeit.
Die, die bei der Entrückung noch leben, werden umgewandelt, wie in 1. Thessalonicher 4, Vers 13 und folgende beschrieben. Sie werden die Wiederkunft Jesu miterleben. In Vers 9 heißt es: „Der Herr wird König sein über die ganze Erde.“
Gehen wir zurück zu Micha. Wir sehen, dass die Völker, die gegen Jerusalem kommen, gedroschen werden, aber Jerusalem selbst in größter Not sein wird. Sacharja 14 beschreibt, dass Jerusalem vor dem Kommen des Herrn erobert wird und es schrecklich sein wird.
Lesen wir nochmals Micha 4, Vers 14: „Nun aber schließe deine Reihen, die Schafe! Man hat eine Belagerung gegen uns aufgestellt. Sie haben den Richter Israels ins Gesicht geschlagen.“ Das ist nahe beieinander.
Gott sagt zu Jerusalem: „Dränge dich zusammen, Tochter des Gedränges.“ Die Jerusalemer sagen: „Man hat eine Belagerung gegen uns gerichtet.“ Der Prophet antwortet: „Mit dem Stab schlagen sie den Richter Israels auf den Backen.“ Wer ist der Richter Israels? Der Mann aus Bethlehem.
Dann heißt es: „Und du, Bethlehem Ephrata, zu klein unter den Tausenden von Juda, aus dir wird mir hervorgehen der Herrscher über Israel.“ Seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her – Gott und Mensch in einer Person.
Weiter, Vers 2: „Gott gibt sie Israel dahin, bis zur Zeit, da eine Gebärende geboren hat.“ Das spricht davon, dass Gott sein Volk sich selbst überlässt, bis der Moment kommt, dass der Messias von einer Frau in Bethlehem geboren wird.
Wir haben in Kapitel 4 noch mehr gelesen, aber noch nicht besprochen. Lesen wir Vers 9: „Warum erhebst du ein Geschrei? Ist kein König in dir? Oder ist ein Rat umgekommen, dass die Wehen dich erfassen, wie die einer Gebärenden?“
Gott sagt zu Jerusalem: „Was hast du für ein Angstgeschrei? Gibt es keinen König in Jerusalem, der dir Rat gibt? Du schreist wie eine Gebärende in Schmerzen.“ Geburtswehen sind extrem schmerzhaft.
In verschiedenen Kulturen wird unterschiedlich mit Schmerzen umgegangen. Im Mittelmeerraum schreien Frauen oft, was schmerzlindernd wirkt, weil das Hörzentrum beschäftigt ist und das Schmerzempfinden reduziert wird.
Hier wird gesagt: „Brich aus, Tochter Zion, gleich einer Gebärenden, denn nun wirst du aus der Stadt hinausziehen und auf dem Feld wohnen und bis nach Babel kommen.“ Das ist die Wegführung der Juden nach Babylon. Sie wurden in vier Wellen zwischen 606 und 582 v. Chr. deportiert.
Dann sagt der Prophet, im 8. Jahrhundert v. Chr., dass Gott sein Volk retten wird: „Der Herr wird dich aus der Hand deiner Feinde erlösen.“ Das erfüllte sich 539 v. Chr., als die Perser Babylon eroberten und den Juden die Rückkehr erlaubten.
Ab Vers 11 beginnt ein neues Thema: eine Belagerung Jerusalems in der Endzeit. Viele Nationen wollen Jerusalem vernichten, doch es wird ihre Katastrophe werden.
Gleichzeitig ist es eine Zucht über Israel. Man hat mit dem Stab auf den Backen des Richters Israels geschlagen – das ist der Messias aus Bethlehem. Für eine Zeit wird Israel dahingegeben, bis eine Gebärende den Messias gebiert.
Das ist die Zeit nach der babylonischen Gefangenschaft. Die letzten Propheten sind Haggai, Sacharja und Maleachi. Um 400 v. Chr. endet die Prophetie. Gott schweigt durch Schriftpropheten. Das Volk ist ohne Funkkontakt mit den Propheten, weil es sich von Gott entfernt hat.
Bis zur Zeit, da eine Gebärende geboren hat, kommt der Messias in Bethlehem. Ein Überrest seiner Brüder wird umkehren samt den Kindern Israels. Die Brüder sind aus Juda; die Kinder Israels sind die zwölf Stämme.
Zur Zeit Jesu gab es Israeliten aus allen zwölf Stämmen im Land. Paulus sagt vor Agrippa in Apostelgeschichte 26, dass das zwölfstämmige Volk Gott Tag und Nacht dient. Die Prophetin Hanna in Lukas 2 war aus dem Stamm Asser, einem der zehn Stämme.
Es gab schon in der Königszeit Überläufer aus allen Stämmen nach Süden. Der Jakobusbrief richtet sich an messiasgläubige Juden und grüßt die zwölf Stämme in der Zerstreuung.
Ein Überrest wird umkehren, wenn der Messias geboren wird, aus Juda und aus den zehn Stämmen. Dann wird gesagt: „Dieser Mann aus Bethlehem ist der Herrscher über Israel.“ Er wird seine Herde weiden in der Kraft des Herrn, in der Ruhe des Namens des Herrn, seines Gottes.
Er wird auf dem Ölberg kommen, Jerusalem befreien und das Volk Israel wie eine Herde weiden. Sie werden in Sicherheit wohnen, und er wird groß sein bis nach Thailand und die Philippinen – über alle fünf Kontinente als König im Tausendjährigen Reich.
In Vers 4 heißt es: „Und dieser wird Friede sein.“ In ihm ist der Friede begründet. Menschen versuchen, Frieden zu schaffen, haben den Völkerbund nach dem Ersten Weltkrieg gegründet, der den Zweiten Weltkrieg nicht verhindern konnte. Danach kam die UNO, die immer noch den Auftrag hat, Weltfrieden zu schaffen, aber niemand schafft es ohne Jesus Christus. Er wird den Frieden bringen.
Doch in Vers 4 sagen die Jerusalemer: „Wenn Assur in unser Land kommt und in unsere Paläste tritt, dann werden wir sieben Hirten dagegen aufstellen und acht Menschenfürsten.“ Das ist ein Zahlenspruch: sieben und acht, wobei die letzte Zahl betont wird.
In Hiob 33 heißt es, Gott spricht mit Menschen auf verschiedene Arten, zwei- oder dreimal, um zu betonen. In Sprüche 30 gibt es Zahlensprüche, die Dinge aufzählen, die unverständlich sind, zum Beispiel der Weg eines Mannes zu einer Jungfrau.
Wenn gesagt wird, „wir werden sieben Hirten und acht Menschenfürsten aufstellen“, bedeutet das, dass acht Führer, die auch Hirten sind, gegen Assur aufgestellt werden. Das ist der Überrest, der in den Schlusskämpfen entscheidende Siege erringen wird.
Vers 5 sagt: „Sie werden das Land Assur mit dem Schwert weiden und das Land Nimrod in seinen Toren.“ Er wird uns von Assur erlösen, wenn es in unser Land kommt und in unser Gebiet tritt.
Wenn das Großreich Assur – Syrien – Israel überrennt, wird Jesus Christus Israel retten. Der Überrest wird das Land Nimrod militärisch in Schach halten. Jesus ist der Retter, der Israel von Assur erlösen wird.
Vers 6 beschreibt die Juden, die in dieser Zeit zum Glauben kommen werden. Sacharja 12, Vers 10 sagt, sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben, und weinen über den Messias, wenn er auf dem Ölberg erscheint.
Dieser Überrest wird ein Segen für die ganze Welt sein. Vers 6 sagt: „Wir werden eine Erfrischung sein für diese Welt.“ Wir können uns fragen: Wie ist es bei uns? Manche Gläubige sind eine Belastung für ihre Geschwister. Das Richtige wäre, dass wir ein Regenschauer sind, der die Pflanzen erfrischt, ohne dass man viel organisiert. So sollten wir sein.
Vers 7 sagt: „Der überrechte Jakob wird unter den Nationen sein wie ein Löwe unter den Tieren des Waldes.“ Sie werden militärisch so erfolgreich sein in der letzten Phase. Daniel 12 sagt, das alles wird dauern, bis die Kraft des heiligen Volkes zerbrochen ist.
Israel wird bis zum äußersten Punkt kommen, wo es keinen Ausweg mehr sieht. Dann wird der Herr kommen und sie von Assur erlösen. Wir haben gesehen, aber im Text ist nichts von einem Atomschlag zu lesen. Es werden viele Truppen sein und viele Gefechte, aber kein Atomkrieg.
Es gibt Hinweise in anderen Stellen, dass im letzten Krieg schreckliche Waffen eingesetzt werden. Die Bedrohung ist real. Jesus sagt in Matthäus 24, dass die Endzeitkriege dreieinhalb Jahre dauern werden. Wenn Gott die Tage nicht verkürzt, würde kein Fleisch gerettet werden, das heißt, kein Mensch würde überleben.
Die militärische Bedrohung wird so schrecklich sein, dass Gott eingreifen muss. Alles, was Völker gegen Israel planen, wird letztlich ihr Verderben bedeuten. Das hat Gott schon Abraham gesagt in 1. Mose 12: „Wer dir flucht, den werde ich verfluchen, und wer dich segnet, den werde ich segnen.“
Das zeigt sich in der Geschichte: Völker, die sich an Israel vergriffen, erlebten Katastrophen. Ägypten unterdrückte die Israeliten, dann brach das ägyptische Reich zusammen und der Auszug erfolgte. Assyrien führte die zehn Stämme weg, wurde bald besiegt. Babylon führte sie weg, wurde später besiegt. Persien unterdrückte die Juden, wurde von Alexander besiegt. Das griechische Reich und später Rom übernahmen die Herrschaft.
Das geht die ganze Geschichte hindurch. Das Dritte Reich wollte die Juden vernichten, nach zwölf Jahren war es am Boden, Millionen Tote. Jetzt will die islamische Welt Israel vernichten, doch das wird ihre Katastrophe sein.
1948 wollten sie Israel ausrotten. Nach einem Jahr waren alle zehn Armeen besiegt. Im Sechstagekrieg nach sechs Tagen, im Jom-Kippur-Krieg nach einigen Wochen waren sie besiegt. Jetzt wollen sie es wieder versuchen, doch die Bibel sagt, es wird ihre Katastrophe sein.
Die Waffen werden immer schrecklicher, und die letzte Befreiung Israels wird nur durch das Kommen Jesu möglich sein.
Zum Schluss lesen wir Vers 8: „Er wird in Frieden herrschen.“ Jesus Christus, der Richter, wurde in Bethlehem geboren als Heiland und Retter der Welt, der das Leben gibt. Wer dieses Brot isst, wird ewig leben. Wer ihn ablehnt, wird ihn als Richter kennenlernen.
Die Zeit ist vorbei. Nächstes Mal fahren wir mit den späteren Propheten fort, besonders mit Sacharja. Wollen wir noch beten?
Fälschungen und gnostische Evangelien im Vergleich zu den neutestamentlichen Quellen
Und dann ist es umso dramatischer, wenn man einen Schnipsel von einem Text findet, sagen wir aus dem vierten Jahrhundert. Dann springen die Leute sofort darauf an, wenn dort steht: Jesus sagt – im Deutschen – „meine Frau“. Doch der Text ist unvollständig. Man weiß nicht einmal genau, was der Satz aussagen sollte.
Die ganze Welt behauptet dann, man habe einen Text gefunden, der sagt, dass Jesus Christus verheiratet gewesen sei. Doch aus welcher Zeit stammt dieser Text? Aus dem vierten Jahrhundert. Und was sagt der Text genau? Er ist so bruchstückhaft, dass man nicht genau weiß, was in dem Satz steht.
Die Gnostiker haben Evangelien gefälscht. Wir haben solche Evangelien aus dem zweiten, dritten und vierten Jahrhundert, wie zum Beispiel das Thomas-Evangelium. Diese Texte stammen aus dieser Zeit und sind Fälschungen einer Sekte. Die Gnostiker waren eine Sekte, die behauptete, Jesus Christus sei kein richtiger Mensch geworden, sondern habe nur einen Scheinleib angenommen.
Das Neue Testament warnt vor diesen Gnostikern und sagt: Wenn jemand nicht bekennt, dass Jesus Christus im Fleisch gekommen ist, dann ist das der Geist des Antichristen. So steht es in 1. Johannes 4. Dort wird vor diesen Gnostikern gewarnt, und sie haben ganz verkehrte Dinge überliefert.
Auch der erwähnte Schnipsel, der wohl aus gnostischen Kreisen stammt und aus dem vierten Jahrhundert datiert, hat historisch überhaupt keinen Wert. Wir haben jedoch die Evangelien aus dem ersten Jahrhundert. Interessanterweise werden diese in den Medien immer wieder in Misskredit gebracht.
Man merkt, dass es hier nicht um Wissenschaft geht, sondern diesen Leuten um etwas ganz anderes. Sie wollen die Wahrheit des Christentums nicht stehen lassen. Daher müssen wir die Fakten kennen und informieren. Viele Menschen sind dankbar für diese Informationen, anderen ist es egal.
So dürfen wir uns nie in Verlegenheit bringen lassen, wenn jemand behauptet, Jesus sei in Nazaret geboren worden. Dann sollte man sofort fragen: Wo sind die Quellen? Das würde mich interessieren. Man hat noch nie Quellen zu Weihnachten in einem Artikel gefunden. Es wird einfach behauptet, und dann wird so getan, als würde die Wissenschaft das bestätigen.
Aber das interessiert uns nicht, wenn jemand das Wort Wissenschaft benutzt. Wir wollen die Fakten, die Quellen, und die können sie uns nicht liefern. Gerade die Tatsache, dass Matthäus und auch Lukas 2 uns als Texte aus der Zeit der Augenzeugen mitteilen, dass die Geburt Jesu in Bethlehem geschah, ist sehr wichtig.
Damit wird belegt, dass sich Micha 5,1 wirklich in Jesus Christus erfüllt hat.
Diskussion über die Entstehung der Evangelien und sprachliche Hintergründe
Gibt es dazu noch einige Fragen? Ja, auf Griechisch. Es gibt eine frühchristliche Notiz von Papias, dass Matthäus sein Evangelium auf Hebräisch geschrieben hätte. Das wäre ein Hinweis darauf, dass Matthäus wohl eine Vorform auf Hebräisch verfasst hat. Davon ist jedoch kein einziger Satz erhalten.
Das macht deutlich, dass er dieses Evangelium nicht auf Hebräisch verbreitet hat. Sonst wären Überreste davon vorhanden. Das ist typisch bei der Überlieferung der Bibel: Wenn ein Abschreiber irgendwo etwas gefälscht hat oder aus Versehen einen Satz weggelassen hat, löst das in der Handschriftenüberlieferung ein Erdbeben aus.
Wir haben heute etwa 5670 griechische Handschriften, von kleinen Bruchstücken bis zu ganzen Neuen Testamenten. Praktisch das gesamte Neue Testament ist in diesen Handschriften enthalten. Wenn ein Abschreiber etwas ändert, findet man sofort in anderen Handschriften ein Echo davon. Ein Abschreiber merkt dann vielleicht, dass in seiner Handschrift etwas fehlt, das in einer anderen enthalten ist, und schreibt es möglicherweise an den Rand.
Das löst sofort ein Erdbeben aus. Jede geringste Veränderung hat Auswirkungen. Wenn man diese Erdbeben verfolgt, sieht man, woher sie stammen. Man erkennt, dass ein erster Abschreiber an einer Stelle etwas geändert hat und dass sich das in bestimmten Handschriften niedergeschlagen hat. Die große Masse der Handschriften stimmt jedoch überein. Die abweichenden Varianten sind Minoritäten.
Das muss man in diesem Zusammenhang wissen. Wenn also Matthäus sein Evangelium wirklich auf Hebräisch in größerem Umfang verbreitet hätte und das nicht irgendwie gestoppt worden wäre, müsste es irgendwo Überreste geben. Aber wir haben nichts davon, nur die Notiz von Papias.
Alle anderen Schriften im Neuen Testament sind auch auf Griechisch geschrieben worden. Beispielsweise hat Paulus den Römerbrief nach Rom geschickt, nicht auf Lateinisch, sondern auf Griechisch. Die Empfänger verstanden das, weil Griechisch vor etwa 2000 Jahren die Weltsprache im Römischen Reich war – nicht Lateinisch.
Mit Griechisch kam man rund ums Mittelmeer herum überall zurecht, außer in Spanien. Dort musste man Latein sprechen.
Die Herkunft Jesu und die Zweifel der Pharisäer
Ach so, Sie meinen die Angriffe der Pharisäer, dass Jesus aus Galiläa stammt und deshalb nicht der Messias sein könnte. Schauen wir dazu in Johannes nach. Die betreffende Stelle findet sich im Johannes 7. Das war gerade am Laubhüttenfest in Jerusalem. Könnte jemand bitte aus Johannes 7 ab Vers 40 ein paar Verse vorlesen? Ja, bis dahin.
Dort sehen wir diesen Konflikt deutlich. Aber woher kommt das? Die Evangelien berichten, dass Jesus Christus in Bethlehem geboren wurde. Danach flohen seine Eltern mit ihm wegen des drohenden Kindermords durch Herodes nach Ägypten. Nach dem Tod Herodes’, der ziemlich bald darauf erfolgte, kehrten sie zurück. Eigentlich wollte Joseph in Bethlehem wohnen bleiben, doch dann hörte er, dass die politische Lage ganz anders war als erwartet.
Das können wir in Matthäus 2 nachlesen. Dort lesen wir von der Flucht. Wir haben nun in Matthäus 2 gelesen, wie Jesus Christus in Bethlehem geboren wurde, und dann folgt die Flucht nach Ägypten. Kann jemand bitte Vers 13 vorlesen? Und dann bitte auch Vers 14.
Vers 13 lautet: „Da stand der Engel des Herrn im Traum bei Joseph und sprach: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten; bleibe dort, bis ich es dir sage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten.“
Vers 14: „Da stand er auf, nahm das Kind und seine Mutter bei Nacht zu sich und entkam nach Ägypten. Dort blieb er, bis zum Tod des Herodes, damit erfüllt wurde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: ‚Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.‘“ (Matthäus 2,13-14)
Die Umstände der Geburt Jesu und die Rückkehr aus Ägypten
Wir haben gesehen, dass Joseph ursprünglich nach Bethlehem gehen wollte. Man kann sich vorstellen, dass die Überlegung dahinter war, dass der Messias ja aus Bethlehem kommen muss. Die Geburt Jesu Christi fand tatsächlich in Bethlehem statt. Allerdings war das nicht so geplant.
Maria lebte in Nazaret, ebenso Joseph, der sie später heiratete. Wegen der Volkszählung, die Kaiser Augustus anordnete, mussten alle Menschen in ihre Ursprungsstadt zurückkehren. In Lukas 2 wird für diese Einschreibung nicht das typische Wort für eine Steuereinschreibung verwendet, sondern das allgemeine Wort für „in Listen eintragen“.
Um das Jahr zwei vor Christus war das 25-jährige Jubiläum von Kaiser Augustus. Er wurde damals als „Pater Patriae“, als Vater des Vaterlandes, geehrt. Jeder im römischen Reich musste einen Treueeid, also eine Loyalitätsbezeugung auf Kaiser Augustus, ablegen. Diese Treue musste erfasst und kontrolliert werden. Deshalb mussten alle in ihre Ursprungsstadt gehen.
Joseph stammte aus dem Haus Davids, viele Generationen zurück. Auch Maria kam über eine Seitenlinie, die etwa tausend Jahre zurück bei David zusammenlief, aus dieser Herkunft. Deshalb mussten auch sie nach Bethlehem gehen. Und genau zu dieser Zeit sollte Maria ihr Kind gebären.
Das hatten sie nicht geplant. Sie dachten nicht daran, dass sie eine Prophezeiung erfüllen müssten. Vielmehr waren sie gezwungen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, weil ein heidnischer König ein Jubiläum feierte. Später erkannte man wohl, dass damit die Prophezeiung aus Micha 5 erfüllt wurde: Der Messias muss in Bethlehem geboren werden.
Nach ihrer Rückkehr aus Ägypten, wohin sie wegen des Kindermordes geflohen waren, wollten sie eigentlich nach Bethlehem gehen. Doch in Matthäus 2,22 steht, dass Joseph, als er hörte, dass Archelaus über Judäa herrschte, anstelle seines Vaters Herodes, Angst hatte, dorthin zu gehen. Er erhielt sogar eine göttliche Weisung, nach Nazaret zu gehen.
Die Angst vor Bethlehem war berechtigt. Ein jüdischer Historiker aus dem ersten Jahrhundert, Josephus Flavius, berichtet, dass König Herodes vor seinem Tod im Zorn sein Testament änderte. Er setzte einen seiner blutrünstigen Söhne als Herrscher über Judäa ein, anstelle des eigentlich vorgesehenen Sohnes.
Joseph kam zurück und sah, dass Archelaus, dieser schreckliche Sohn Herodes, König geworden war. Deshalb konnte er nicht nach Bethlehem gehen und zog nach Nazaret. Matthäus erklärt, dass damit eine weitere Prophezeiung erfüllt wurde: Jesus würde „Nazarener“ genannt werden.
Es ist klar: Der Messias sollte in Bethlehem geboren werden, dann aber aus Ägypten gerufen werden. Das entspricht der Prophezeiung aus Hosea 11,1: „Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“ Und schließlich sollte er Nazarener genannt werden.
Die Bedeutung von Nazareth und die Erfüllung weiterer Prophetien
Und dadurch, dass Jesus Christus den größten Teil seines Lebens eben nicht in Bethlehem, sondern in Nazareth verbracht hatte, war er nicht bekannt als Jesus der Bethlehemiter, sondern als Jesus von Nazareth oder der Nazaräer.
Aber das hat eine andere Prophetie erfüllt, nämlich aus Sacharja. Wo steht es nämlich, er wird Nazarener genannt werden? Ja, schlagen wir auf, Sacharja 3. Lesen wir Sacharja 3,8: Jawohl, und auch da hat das Targum Jonathan ben Uzziel eingesetzt „Meschicha“, der Messias. Auch klar, es ist der Messias. Da wäre klar, wenn der Messias kommt, dann nennt man ihn Spross oder Zweig.
Im Hebräischen steht das Wort Zämach, Spross oder Zweig, das soll sein Name sein. Wie hat sich das jetzt erfüllt? Jesus Christus wuchs in Nazareth auf, und der Name Nazareth – was heißt das auf gut Deutsch? Sprosslingen oder Zweiglingen, weil die Wurzel „Näzer“ im Hebräischen Zweig oder Spross heißt. Damit ist Nazareth eben die Sprossstadt oder Sprosslingen beziehungsweise Zweiglingen.
Dadurch, dass Jesus Christus eben bekannt war als Jesus von Nazareth oder Jesus der Nazaräer, wurde er ständig Spross genannt, und das war die Erfüllung von Sacharja 3,6.
Und noch eine Stelle: Sacharja 6,12. Auch diese Stelle war im Judentum klar, das ist der Messias. Was steht dort? Vers 12 und 13, noch weiter Vers 13: Jawohl, also es geht auch um den Messias, der König und Priester in einer Person sein sollte.
In Israel war ja die Gewaltentrennung: Die Könige sollten aus dem Haus Davids, Stamm Juda, kommen, und die Priester aus dem Haus Aarons, Stamm Levi. So war gesichert, dass man die Macht nicht in einer Person konzentrieren konnte und dass hohe Priester oder Priester und König nicht gleichzeitig sein konnten.
Aber von dem Messias wurde gesagt, wenn er kommt, wird er die getrennten Gewalten in sich vereinigen. Nebenbei gesagt: Die Gewaltentrennung ist keine Erfindung der Aufklärungsphilosophen. Das ist nicht wahr, aber das lernt man regelmäßig in der Schule. Und da muss man eben zuhause Nachhilfe geben und erklären: Das ist ein biblisches Prinzip, dass Macht nicht zu stark konzentriert sein darf, weil wir Menschen durch Macht sehr schnell korrumpiert und verdorben werden.
Aber der Messias, der Vollkommene, der Gerechte, kann alle Macht in sich vereinigen, und das wird nur zum Guten sein. Darum wird er herrschen und Priester sein auf dem Thron.
Aber auch da wusste man: Siehe, ein Mann, sein Name ist Spross. Und dann hörte man ständig von Jesus dem Nazaräer, und dann musste man schalten: Aha, wir haben es ja immer gewusst aus den Propheten, man nennt ihn Spross.
Von daher war das eben für viele Leute so. Johannes 7 war ja in der Zeit von 29 bis 32, also Jesus Christus lebte schon, lebte etwa 30 Jahre oder gegen 30 Jahre in Nazareth. Und darum haben alle gedacht: Das kann doch nicht der Messias sein, der kommt ja aus Galiläa. Aber die Geburt, 30 Jahre früher, fand in Bethlehem statt.
So haben sich alle Stellen erfüllt. Man hätte als Bibelleser im Alten Testament rätseln können: Ja, was stimmt jetzt? Kommt er aus Bethlehem, aus Ägypten oder eben aus Nazareth? Aber er hat alles erfüllt: Er wurde in Bethlehem geboren, aus Ägypten gerufen und Nazaräer genannt.
Weitere messianische Stellen: Jesaja 11, Sacharja und die Bedeutung des Namens
Gut, gehen wir zurück zu Micha, oder gibt es noch eine Frage? Ich möchte nur noch eine Stelle aus Jesaja 11,1-2 anführen. Ja, schlagen wir diese Stelle gerade auf. Es gibt natürlich noch mehr Stellen, die den Messias als Spross bezeichnen, aber diese ist besonders gut gewählt.
Lies uns Jesaja 11,1-2 vor. Das ist auch eine Stelle, die im Judentum völlig klar auf den Messias gedeutet wurde. Jawohl. Warum hast du diese Stelle gewählt? Auch hier wird der Messias als Reis und Schössling aus den Wurzeln bezeichnet. Ja, aber es ist natürlich keine Rose im Sinne von Blume, sondern Rose meint hier einen Reis, einen Trieb, einen Spross. Genau.
Interessant ist hier das Wort „Schössling“. Weiß jemand, wie es auf Hebräisch heißt? Näzer. Das kann man als Synonym zu „Zähmach“ in Sacharja 3 und 6 verstehen. Hier haben wir das Wort „Näzer“, aus dem auch der Name Nazaret gebildet ist. Der Messias wird dort eben „Näzer“ genannt.
Warum heißt es „aus dem Stumpf Isais“ und nicht „aus dem Stumpf Davids“? Stimmt das? Maria, das Geschlechtsregister von Joseph finden wir in Matthäus 1, nicht wahr? Das ist das Geschlechtsregister der Königslinie über Isai, David, Salomo, Rehabeam und so weiter – die Königslinie bis zu Joseph.
Das Geschlechtsregister von Maria findet man in Lukas 3. Über ihren Vater geht es zurück bis auf David, aber nicht über die Königslinie, sondern über eine Seitenlinie, nämlich über Nathan, einen Bruder von Salomo. Aber beide gehen auf David zurück, und dann ist Isai nachher im Stammbaum identisch. Also nach David trennt sich die Linie, aber nicht bei Isai.
Der Punkt ist folgender: Das Königtum dieser Familie begann mit David, dann kam Salomo und so weiter. Aber das Königtum wurde abgeschnitten. Mit dem Untergang des judäischen Königreiches ging das Königtum unter. So war dieser Stammbaum eigentlich wie ein abgeschnittener Stamm.
Isai war noch nicht König, aber dann begann die Königszeit ab David. Diese Linie wurde abgeschnitten. Man fragte sich, wie das nun weitergeht. Ist das Königtum zerstört? Aus der Linie Davids sollte doch einmal der Messias kommen.
Dann heißt es: Ja, alles war abgeschnitten, jahrhundertelang gab es keine Könige mehr aus dem Haus Davids. Plötzlich wurde Jesus Christus geboren in Bethlehem. Er sollte ein Schössling aus dem Stumpf Isais sein und das Königtum wieder neu begründen, nachdem das Königtum des Hauses Davids abgeschnitten war.
Darum steht hier „der Stumpf Isais“ – also die ganze Königsdynastie war abgeschnitten. Aber dann kommt der Messias und beginnt das Königtum von neuem.
Die Bedeutung des Ortsnamens Bethlehem und die Verbindung zum Brot des Lebens
Gut, noch etwas, noch eine Frage? Gehen wir zurück zu Micha. Wir haben schon letztes Mal so viele Exkurse gemacht und sind kaum auf Micha 5 eingegangen. Am Anfang hatten wir ja den gleichen Text gelesen, aber es braucht eben diese Erklärung der Hintergründe. Dann bekommt der Vers noch mehr Bedeutung.
Jetzt, wenn wir schon ständig am Namen deuteten, was heißt eigentlich Bethlehem? Haus des Brotes: Beth bedeutet Haus, Lechem Brot. Brotthausen auf gut Deutsch. Warum hat Gott gewählt, dass der Messias in Brotthausen geboren werden sollte?
Ja, wo steht das? Schlagen wir das auf: Johannes 6. Da gäbe es mehrere Verse, aber wir wählen aus den Versen heraus Vers 35. Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht umarmen, und wer an mich glaubt, den wird niemals dürsten.
Jawohl, ganz klar, ich bin das Brot des Lebens. Also es passt wunderbar, dass der Erlöser in Brotthausen geboren wurde, er ist das Brot aus dem Himmel. Lesen wir noch Vers 50 dazu: Jawohl, also wer Jesus Christus ganz bewusst aufnimmt, eben nicht nur kostet, sondern wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.
Und dann noch der weitere Satz dazu: Jawohl, und das hat natürlich eine Auseinandersetzung ausgelöst, diese Aussage „mein Fleisch essen“ und dann sogar noch mehr. Vers 53 liest er zu: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht das Fleisch des Menschen Sohles esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch.“
Jawohl, es geht also darum, dass man Jesus Christus, der für unsere Sünden gestorben ist und sein Blut gegeben hat am Kreuz, ganz bewusst in Anspruch nimmt und sagen kann: Er ist für meine Schuld gestorben. Das heißt das Blut trinken und das Fleisch essen. Das ist natürlich eine bildliche Aussage, um zu sagen, dass man das wirklich für sich ganz persönlich richtig in Anspruch nehmen muss und nicht nur ein bisschen davon kosten.
Ich habe das Beispiel auch schon mal erzählt, dass ich einen wildfremden Mann gefragt habe: Glauben Sie, dass Jesus Christus für Sie gestorben ist? Da hat er gesagt: Ja, er ist für alle gestorben. Da habe ich gesagt: Aber glauben Sie, dass er für Sie gestorben ist? Er ist für alle gestorben. Da habe ich noch mal gesagt: Aber glauben Sie, dass er auch für Sie gestorben ist? Er konnte nichts sagen.
Er ist für mich gestorben. Er sagte immer: Er ist für alle gestorben. Er hat eben das nicht gegessen. Und hier steht: Wenn jemand von diesem Brot isst – im Griechischen ist das ein Aorist – wer den Akt des Essens vollzieht, so wird er leben in Ewigkeit. Der ist errettet. Nicht vielleicht, wer diesen Akt des Essens vollzieht, wird leben in Ewigkeit, sondern er wird leben in Ewigkeit.
Aber in Vers 54, dort haben wir eine andere Zeitform. Liest das jemand noch dazu? Vers 55: Wenn mein Fleisch wahrhaftig Speise ist und mein Blut wahrhaftig Trank.
Jawohl, es haben sich übrigens viele bei dieser Predigt in der Synagoge in Kapernaum geärgert. Das tönt ja nach Kannibalismus. Aber der Herr erklärt, dass seine Worte Geist und Leben sind, Vers 63: Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, welche ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.
Das heißt, es ist nicht wörtlich gemeint, Fleisch essen von einem Menschen, sondern das ist eine geistliche Aussage, eben das Opfer von Jesus Christus für sich richtig in Anspruch zu nehmen – und zwar für mich persönlich, nicht einfach für alle Menschen.
Die, die eigentlich den Herrn innerlich ablehnten, die haben sich dann auch gestoßen und geärgert. Aber die, die wollten, denen hat der Herr erklärt, das ist natürlich geistlich gemeint. Er ist eben der, der in Brotthausen geboren worden ist, um der Welt das Leben zu geben.
Aber jetzt eben Vers 54: Wer mein Fleisch isst – da ist das Wort „isst“ ein anderes als in Vers 51. Wenn jemand von diesem Brot isst, auf Deutsch genau das gleiche Wort, ist im Griechischen in Vers 51 ein Punktual, und in Vers 54 ein Durativ.
Ein Punktual bezeichnet die Handlung als punktuellen Akt, und der Durativ beschreibt eine Handlung, die fortdauert oder sich wiederholt, gewohnheitsmäßig.
Und jetzt sehen wir: In Vers 51 geht es um die Bekehrung. Wenn jemand von diesem Brot isst, den Akt des Essens vollzieht, dann ist er errettet; so wird er leben in Ewigkeit.
Aber in Vers 54 geht es um das Leben des Gläubigen. Wer mein Fleisch immer wieder isst und mein Blut immer wieder trinkt, hat ewiges Leben. Hier steht nicht „der bekommt ewiges Leben“, sondern „hat“ – der besitzt es. Also der wahre Gläubige, der Errettete, der hat ewiges Leben bereits als Besitz, als gegenwärtigen Besitz.
Und was ihn auszeichnet, ist, dass er sich geistlich immer wieder Jesus Christus nähert, der für unsere Sünden gestorben ist. Er beschäftigt sich immer wieder mit dem Opfer und mit der Bedeutung des Opfers auf Golgatha und des geflossenen Blutes.
Ein richtiger Gläubiger, der ewiges Leben hat, der macht das. Das ist für ihn eine geistliche Nahrung.
Ja, also soviel zu dem Namen Bethlehem.
Die doppelte Natur des Messias und weitere messianische Prophezeiungen
Jetzt haben wir gesehen, dass der Messias aus Bethlehem kommen soll und Herrscher über Israel sein wird. Micha 5,1 sagt jedoch noch mehr: Woher kommt er letztlich? Am Ende des Verses steht, dass seine Ausgänge von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her sind.
Wenn er also in Bethlehem geboren wird, ist der Messias ein Mensch. Doch wenn seine Ursprünge von der Ewigkeit her sind, dann ist er Gott. Das ist ein klares Zeugnis des Alten Testaments, dass der Messias Gott und Mensch in einer Person sein wird. Wie wir das schon an vielen anderen Stellen bei den messianischen Prophezeiungen gesehen haben.
An vielen weiteren Stellen im Alten Testament ist das ebenfalls zu erkennen. Schlagen wir doch nochmals Jesaja 9 auf. Die Kapitelzählung variiert je nach Bibelausgabe. Bei mir ist es Jesaja 9, Vers 6, bei anderen wahrscheinlich Vers 5. Dort heißt es: "Denn ein Kind ist uns geboren." Diese Stelle deuteten auch die alten Rabbiner eindeutig auf den Messias.
Hier wird erneut gesagt, dass der Messias König auf dem Thron Davids sein wird. Das wird sich beim zweiten Kommen von Jesus Christus in der Zukunft erfüllen. Doch in Vers 6 steht: "Denn ein Kind ist uns geboren." Das hat sich bei seinem ersten Kommen in Bethlehem erfüllt. Damit ist klar: Wenn vom Messias gesagt wird, ein Kind sei geboren, dann ist er ein Mensch.
Aber seine Namen sind "Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, El Gibbor." Wenn er "Starker Gott" genannt wird, dann ist er eben Gott. Gott und Mensch in einer Person.
Kehren wir zurück zu Micha 5. Dieser eine Vers ist auch aus dem Neuen Testament gut bekannt, aber der Zusammenhang, was davor und danach steht, ist weniger bekannt. Lesen wir den Satz, gerade bevor gesagt wird: "Und du, Bethlehem." Wer ist dieser Richter Israels, der mit dem Stab ins Gesicht geschlagen wird? Das ist ebenfalls der Messias.
Das hat sich erfüllt, wie wir in Matthäus 27 in der Passionsgeschichte lesen können. Matthäus 27, Vers 30 berichtet, dass die jüdischen Führer Jesus Christus den Römern zur Hinrichtung übergaben. Damit lag die Verantwortung für das, was ihm von den Soldaten angetan wurde, bei ihnen.
Liest jemand vielleicht Matthäus 27, Verse 27 bis 30 vor? Dieses Schlagen mit dem Stab auf den Kopf des Richters Israels steht in direktem Zusammenhang mit der Kreuzigung.
Wenn wir nun in Micha 5, Vers 14 lesen: "Mit dem Stab schlagen sie den Richter Israels auf die Backen", was steht denn gleich davor? Es lohnt sich manchmal, einen Text nicht nur vorwärts, sondern auch rückwärts zu lesen, um den Textaufbau besser zu verstehen.
Was steht direkt vor diesem Satz? Schon etwas weiter entfernt, bei Micha 5, Vers 1 heißt es: "Dränge dich zusammen, Tochter des Gedränges." Dort hört man Leute sprechen, die in Not sind, weil eine Kriegsbelagerung stattgefunden hat.
Dann wird gleich gesagt: "Mit dem Stab schlagen sie den Richter Israels auf die Backen." Die Verse davor sprechen von einer schrecklichen Belagerung, ab Vers 11 bei mir. Dort heißt es: "Viele Nationen haben sich wieder gegen dich versammelt."
Um wen geht es? In Vers 13 wird ausdrücklich die Tochter Zion erwähnt, das ist Jerusalem. Es geht also um einen Krieg, bei dem viele Nationen gegen Jerusalem kommen und die Stadt vernichten wollen.
Liest jemand nochmals Vers 11 vor?
Es wird erklärt, dass diese Nationen, die gegen Jerusalem kämpfen, nicht verstehen, was Gott im Sinn hat. Seine großen geschichtlichen Pläne kennen sie nicht.
Liest jemand Vers 12?
"Sie kennen nicht die Gedanken des Herrn und verstehen seinen Rat nicht, dass er die gesamten Taktiken kennt."
Diese Völker realisieren nicht, dass sie wie Garben sind, die bereits zusammengebunden wurden. Sie sind quasi schön zusammengesammelt, werden aber gedroschen. Das Dreschen ist ein gewaltsamer Akt. Diese Nationen kommen eigentlich zu ihrer eigenen Vernichtung gegen Jerusalem.
Dann wird erklärt, wer dreschen wird: Jerusalem selbst wird sie schließlich dreschen und besiegen. Vers 13 liest du gerade, Peter?
Schließlich werden diese Nationen vernichtet, und die Kriegsbeute wird dem Herrn der ganzen Erde gehören. Wer ist dieser Herr der ganzen Erde? Das ist der Messias, wenn er als König kommt.
Um welche Belagerung geht es hier? Es ist die Zeit von Harmagedon. Harmagedon ist eine Ebene in Nordisrael, im Hinterland von Haifa. Hier geht es um Nationen, die gegen Jerusalem kommen und die Stadt vernichten wollen. Das ist der letzte Angriff gegen Israel, bei dem Israel völlig überrannt werden wird.
Das wird noch in der Zukunft geschehen, nach der Entrückung der Gemeinde. Israel wird von Norden her überrannt werden, vom Volk des Nordens, von den Syrern.
Wir machen jetzt zwanzig Minuten Pause und schlagen dann Daniel 11 auf. Wir sind bei diesem Angriff auf Jerusalem in der Zukunft stehen geblieben. Viele Nationen werden sich gegen Jerusalem versammeln, um es zu vernichten. Doch letztlich wird das ihr eigener Untergang sein.
Dazu lesen wir aus Daniel 11. Ich wiederhole, was ich schon oft erzählt habe: Daniel 11, Verse 1 bis 35 sind erfüllte Prophetie über den König des Nordens und den König des Südens. Über 150 prophetische Einzelaussagen haben sich in der Reihenfolge erfüllt, wie sie vorgestellt werden.
Dann springt die Prophetie in Daniel 11, Verse 36 bis 39 in die Endzeit. Dort wird der Antichrist, der kommende falsche Messias in Israel, beschrieben.
Vers 40 erklärt, wie in der Endzeit der König des Südens mit Israel und dem Antichristen zusammenstoßen wird. Das wird die Gelegenheit für den König des Nordens sein, Israel von Norden her auf dem Landweg und vom Mittelmeer her zu überrennen.
Er wird durch das ganze Land Israel hindurchziehen, auch Ägypten erobern und dann wieder zurückkehren, um Jerusalem noch einmal zu belagern. Danach wird sein Untergang kommen.
Bevor wir den Text lesen, müssen wir noch deuten, was der König des Südens bedeutet und warum wir mit Gewissheit wissen, dass es Ägypten ist.
Ganz einfach: In der erfüllten Prophetie von Vers 1 bis 35 kommt der König des Südens ständig vor. Das war in der Geschichte immer Ägypten. Der König des Nordens war Syrien.
Das Gebiet des König des Nordens umfasste Großsyrien, also Syrien, Libanon, Teile der heutigen Türkei, Aserbaidschan, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgisistan, Tadschikistan, Afghanistan, Pakistan, Iran, Irak und Jordanien.
Das sind viele Nationen. So sehen wir, dass das, was wir in Micha 4 lesen, der gleiche Angriff des Königs des Nordens in Daniel 11 ist. Dort wird der Feldzug jedoch genau beschrieben.
Ich habe einen Plan für diesen Feldzug gezeichnet. Können wir kurz die Verse 40 bis 45 lesen? Wer liest gerne?
"Zur Zeit des Endes, das heißt in der Endzeit, wird Ägypten mit ihm, dem Antichristen, von Israel zusammenstoßen."
Jetzt wissen wir, was mit Ägypten noch kommen wird. Es wird eine militärische, kriegerische Konfrontation im Süden geben.
Dann heißt es: "Das ist das Land Israel in der Bibel, das Land der Zierde, Gottes herrliches Land."
Viele Länder werden fallen, doch diese werden sich befreien: Riedon (Südjordanien), Moor (Mitteljordanien) und die Vorderensten der Kinder Ammon (Nordjordanien).
Er wird seine Hand an diese Länder legen, und Ägypten wird sich nicht befreien. Das ist ein innerer islamischer Konflikt. Nun wissen wir, wohin der Reichtum Ägyptens einmal gehen wird.
Wir wissen auch, was mit Libyen geschehen wird. Sie werden mit den Mächten aus dem Norden verbündet sein. Diese Koalition wird sich auch gegen Ägypten stellen.
Dann wird von den Äthiopiern gesprochen, die in anderen Übersetzungen als Kuschiter bezeichnet werden. Kusch ist in der Bibel immer das Land südlich von Ägypten, in erster Linie der Sudan, der auch im Altertum Äthiopien genannt wurde.
Der Kämmer aus Äthiopien war Finanzminister der Kandadze, einem Reich im Gebiet des heutigen Sudan. Archäologische Funde bestätigen dieses Reich.
So ist Kusch hauptsächlich Sudan, kann aber auch Äthiopien oder Eritrea bedeuten. Wenn man in der Bibel "Kusch" liest, kann man oft einfach "Sudan" einsetzen und weiß, worum es geht.
Diese Länder sind islamisch: Libyen, Sudan und weitere, die im Zusammenhang mit dem König des Nordens genannt werden. Dazu gehören auch die Türkei, Aserbaidschan, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgisistan, Afghanistan, Pakistan und Irak.
Sie werden Israel überrennen. Das Ziel ist die Vernichtung Israels. Heute verstehen wir, woher die Kraft kommt, die diese Länder vereint, um Israel zu vernichten: aus dem Islam.
Der Islam wird in der Bibel vorausgesetzt und spielt eine wichtige Rolle in der Endzeit. Die Endzeit ist die Zeit, in der die Juden in ihr Land heimkehren und ihren Staat wieder gründen. Das ist unsere Epoche.
Libyer und Sudaneser werden Teil dieser Koalition sein. Ägypten wird erobert sein, und die Koalition hört Gerüchte aus dem Norden und Osten, die ihnen Angst machen. Sie wollen ihre Position in Israel festigen.
Darum kehrt die Koalition zurück und wird ihre Front zwischen dem Mittelmeer und dem heiligen Berg, dem Tempelberg in Jerusalem, aufrichten.
Nur nebenbei: Jetzt wissen wir auch, was mit Harmagedon gemeint ist. Das wiedererstandene Römische Reich, die Europäische Union, wird als das wiederhergestellte Römische Reich gesehen.
Schon Emil Luss, ein Europavisionär der 1950er Jahre, sagte, Europa müsse nicht geschaffen, sondern wiederhergestellt werden.
Die Bibel sagt, dass das wiederhergestellte Römische Reich mit Israel unter dem Antichristen ein Sicherheitsbündnis schließen wird.
Deshalb muss der Westen eingreifen. Wenn Syrien mit seinen Verbündeten Israel überrennt und der König des Nordens in Ägypten ist, und wenn Gerüchte aus dem Norden kommen, dann wird Europa mobilisiert.
Der wichtigste Militärhafen Israels liegt in Haifa. Harmagedon liegt im Hinterland von Haifa. Dort gibt es einen der größten Militärflughäfen Israels mit Start- und Landebahnen in alle Himmelsrichtungen.
Man kann das gut sehen, wenn man auf dem Karmel bei Muchraka steht und in die Ebene von Harmagedon blickt. Dort bilden sie eine Front im Norden Israels, während Syrien mit seinen Verbündeten eine Front bei Jerusalem am Mittelmeer bildet.
Man kann das auf einer Karte einzeichnen und sieht die beiden Fronten. Wenn ich morgen eine Gruppe am Flughafen in Tel Aviv abhole und mit ihnen nach Jerusalem fahre, kann ich ihnen erklären, dass die Straße vom Flughafen nach Jerusalem das Gebiet ist, wo Syrien mit seinen Verbündeten die Front aufstellen wird.
Am Schluss heißt es, der König des Nordens wird zu seinem Ende kommen und niemand wird ihm helfen. Dann wird Jesus Christus auf dem Ölberg erscheinen.
Dazu müssen wir Sacharja 14 aufschlagen. Liest jemand Sacharja 14, Verse 1 und 2 vor?
Es wird eine Katastrophe für Jerusalem werden. Die Verse zeigen, dass sich alle Nationen gegen Jerusalem versammeln werden. Das "alle" ist in Kapitel 12, 13 und 14 eine Einheit.
Schauen wir Sacharja 12, Verse 1 und 2 an.
Dort heißt es: "Auch über Juda wird es kommen bei der Belagerung Jerusalems."
Liest jemand Vers 3?
"An jedem Tag mache ich Jerusalem zu einem Stein, den alle Völker zu heben versuchen, doch alle, die ihn heben wollen, werden sich verletzen. Und alle Nationen der Erde werden sich versammeln."
Dieses "alle" meint speziell die Völker ringsum, aber im weiten Sinn auch bis zum Gebiet des Königs des Nordens, bis nach Pakistan.
Es wird eine Katastrophe für Jerusalem sein. Jerusalem wird für diese Völker eine Taumelschale sein.
Eine Taumelschale ist eine Schale mit Alkohol; wer zu viel trinkt, wird betrunken. Diese Völker werden betrunken sein vom Gedanken, Jerusalem erobern zu müssen.
Das entspricht genau der heutigen islamischen Welt, die Jerusalem um jeden Preis den Juden entreißen will. Sie wollen, dass die Stadt den Palästinensern gehört und der Judenstaat verschwindet.
Bedenken wir auch den Iran, den Todfeind Israels, der Teil des Königs des Nordens ist. Sie sind so verrückt, dass sie eine Atombombe wollen.
Es geht letztlich um Jerusalem und die beiden Moscheen darauf: den Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee.
Das ist die Taumelschale. Dann wird noch ein Laststein für alle Völker erwähnt.
Was ist ein Laststein? Das ist ein Stemstein, den junge Männer benutzten, um ihre Kraft zu messen. Starke brachten ihn bis auf Brusthöhe, noch stärkere auf Kopfhöhe, und die stärksten über den Kopf.
Wehe, wenn man dann loslässt!
Darum heißt es: Jerusalem wird zu einem Laststein, an dem sich die Völker ihre militärische Kraft messen können.
Doch der Herr sagt: Alle, die ihn aufladen wollen, werden sich daran verwunden. Das wird für sie eine Katastrophe sein.
Die weiteren Verse zeigen, wie der Überrest aus Juda in diesen Schlusskämpfen erfolgreich eingreifen wird.
Das entspricht Micha 4: "Tochter Zion, mache deine Hufe hart wie Erz, und du wirst diese Völker zerstampfen."
Sacharja 14, Verse 1 und 2 haben wir schon gelesen. Nun lesen wir Vers 3.
Jesus Christus wird selbst wiederkommen. Der Herr wird ausziehen, der ewige Gott.
In Vers 4 steht: Seine Füße werden an jedem Tag auf dem Ölberg stehen.
Er wurde in Bethlehem als Kind geboren, mit Füßen. Das zeigt, dass Gott Füße hat, weil er Mensch geworden ist.
Der Ölberg wird sich spalten, und der in Not gekommene Überrest in Jerusalem wird in dieses Tal fliehen und bis nach Azel, in die jüdische Wüste hinter dem Ölberg, Zuflucht finden.
Der Herr wird eingreifen, Jerusalem in größter Not befreien und diese Völker vernichten.
Die Feinde kennen die Gedanken des Herrn nicht, wie wir in Micha gelesen haben. Sie wissen nicht, dass sie wie Garben sind, die versammelt und gedroschen werden.
Dann heißt es: "Und der Herr wird kommen, mein Gott, und alle Heiligen mit dir."
Das sind alle alttestamentlichen Gläubigen, die bei der Entrückung der Gemeinde auferweckt werden, zusammen mit den Gläubigen der Gemeindezeit der letzten zweitausend Jahre.
Die, die bei der Entrückung noch leben, werden sofort verwandelt, wie in 1. Thessalonicher 4, Vers 13 und folgende beschrieben.
Dann, wenn Jesus Christus wiederkommt, kommt er mit allen Heiligen, mit allen Gläubigen. Diese werden ihn begleiten. Die Gläubigen der Jetztzeit werden das alles miterleben.
In Vers 9 lesen wir: "Und der Herr wird König sein über die ganze Erde."
Gehen wir zurück zu Micha. Das Bild schließt sich.
Wir sehen klar, dass die Völker, die gegen Jerusalem kommen, gedroschen werden. Doch Jerusalem selbst wird in größte Bedrängnis und Not kommen.
Sacharja 14 beschreibt, dass Jerusalem vor dem Kommen des Herrn erobert wird. Es wird schrecklich sein, was dort geschieht.
Lesen wir nochmals Micha 4, Vers 14: "Nun aber schließe deine Reihen, die Schafe. Man hat eine Belagerung gegen uns aufgestellt. Sie haben den Richter Israels ins Gesicht geschlagen."
Das ist ganz dicht. Zuerst sagt Gott zu Jerusalem, sie sollen ihre Truppen zusammenstellen: "Dränge dich zusammen, Tochter des Gedränges." Das ist ein militärischer Ausdruck im Hebräischen. Das Gedränge meint die Truppen, die dicht zusammengestellt werden.
Dann hört man die Stimme der Erschrockenen in Jerusalem: "Man hat eine Belagerung gegen uns gerichtet." All diese Völker kommen gegen Jerusalem.
Dann stellt sich die Frage: Warum lässt Gott das zu? Der Prophet sagt: "Mit dem Stab schlagen sie den Richter Israels auf die Backen." Das hängt damit zusammen, dass der Messias damals so geschmäht und verworfen wurde.
Der Prophet zeigt, wie dicht die Gedanken sind. In einem Vers ändert sich die Perspektive: Gott sagt, dränge dich zusammen, Tochter des Gedränges. Die Jerusalemiter sagen, man hat eine Belagerung gegen uns gerichtet.
Dann gibt der Prophet die Antwort: "Mit dem Stab schlagen sie den Richter Israels auf die Backen." Wer ist der Richter Israels? Das ist der Mann aus Bethlehem.
"Und du, Bethlehem Ephrata, zu klein unter den Tausenden von Juden, aus dir wird mir hervorkommen, der Herrscher über Israel sein soll. Seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her." Das heißt: Gott und Mensch in einer Person.
Weiter, Vers 2, wer liest?
Gott gibt Israel dahin, bis zur Zeit, da eine Gebärende geboren hat. Das bedeutet, dass Gott sein Volk sich selbst überlässt, bis der Moment kommt, dass der Messias von einer Frau in Bethlehem geboren wird.
Kapitel 4 enthält noch mehr, das wir aber noch nicht besprochen haben. Schauen wir nochmals ab Vers 9.
Liest jemand Vers 9?
"Warum erhebst du ein Geschrei? Ist kein König in dir? Oder ist ein Rat umgekommen, dass die Wehen erhoben haben wie eine Gebärde? Reiche und brülle, toter Zion, wie eine Gebärde."
Gott fragt Jerusalem: Was hast du für ein Angstgeschrei? Gibt es keinen König in Jerusalem? Gibt es keinen Rat, der dir hilft? Du schreist wie eine Frau in größten Schmerzen der Geburt.
Geburtswehen sind extrem stark. Man kann Schmerzen subjektiv auf einer Skala von eins bis zehn beschreiben.
Manche Ärzte sagen, dass Geburtsschmerzen bei zehn liegen.
In manchen Kulturen schreien Frauen bei der Geburt nicht, in anderen, wie in Italien, schon. Das Schreien hat eine schmerzlindernde Wirkung, weil das Gehirn die Daten im Hörzentrum verarbeitet und dadurch die Schmerzverarbeitung reduziert wird.
Das ist eine natürliche Methode, die allerdings die Ohren belasten kann.
Hier wird also die größte Not beschrieben, die Schreie wie bei einer Gebärenden.
Israel gehört zu den Mittelmeeranrainern, wo Gefühle oft anders ausgedrückt werden als in Mitteleuropa.
Darum heißt es: "Brich aus, Tochter Zion, gleich einer Gebärenden, denn nun wirst du aus der Stadt hinausziehen und auf dem Felde wohnen und bis nach Babel kommen."
Das ist die Wegführung der Juden nach Babylon.
Das hat sich erfüllt in den Jahren 606 bis 582 v. Chr. In vier Wellen wurden sie deportiert.
Der Prophet lebte im 8. Jahrhundert v. Chr., wie wir wissen.
Was sagt Gott schließlich? Dass wir gerettet werden, dass der Herr dich aus der Hand deiner Feinde erlösen wird.
Für das jüdische Volk wird es eine Rettung geben, eine Rückkehr aus Babylon.
Das geschah im Jahr 539 v. Chr., als die Perser Babylon eroberten und den Juden die Rückkehr erlaubten.
Ab Vers 11 beginnt ein neues Thema: Eine weitere Belagerung Jerusalems, diesmal nicht durch Nebukadnezar, sondern in der Endzeit.
Viele Nationen werden gegen Jerusalem kommen und es vernichten wollen. Doch das wird ihre Katastrophe werden.
Gleichzeitig ist es eine Zucht über Israel. Warum? Weil man mit dem Stab auf den Backen des Richters Israels geschlagen hat.
Das ist der Messias, der in Bethlehem geboren werden sollte.
Für eine Zeit wird Israel dahingegeben, bis eine Gebärende den Messias gebiert.
Das ist die Zeit nach der babylonischen Gefangenschaft.
Die letzten Propheten, die zurückkamen, waren Haggai, Sacharja und Maleachi.
Um 400 v. Chr. endete die Zeit der Schriftpropheten. Gott schwieg.
Das Volk war von ihm entfernt, und es gab keinen prophetischen Kontakt mehr.
Bis die Gebärende geboren hat: Der Messias in Bethlehem.
Ein Überrest seiner Brüder wird zurückkehren, zusammen mit den Kindern Israels.
Was bedeutet das? Die Kinder Israels sind die zwölf Stämme.
Zur Zeit Jesu gab es Israeliten aus allen zwölf Stämmen im Land.
Paulus sagt vor Agrippa in Apostelgeschichte 26: "Unser zwölfstämmiges Volk dient Gott Tag und Nacht."
Die Prophetin Hanna in Lukas 2 stammte aus dem Stamm Aser, einem der zehn Stämme.
Während der Königszeit gab es Überläufer aus allen Stämmen nach Süden, sodass alle zwölf Stämme vertreten waren.
Der Jakobusbrief richtet sich an messiasgläubige Juden und grüßt die zwölf Stämme in der Zerstreuung.
Ein Überrest wird also zum Glauben kommen, wenn der Messias in Bethlehem geboren wird und die Zeit des Dahingegebenseins vorbei ist.
Ein Überrest aus Judäa wird umkehren, zusammen mit denen aus den zehn Stämmen.
Dieser Mann aus Bethlehem wird der Herrscher über Israel sein.
In Vers 3, der in die Zukunft springt, heißt es:
"Er wird auftreten und seine Herde weiden in der Kraft des Herrn, in der Ruhe des Namens des Herrn, seines Gottes."
Er wird auf dem Ölberg kommen, Jerusalem befreien und das Volk Israel wie eine Herde weiden.
Sie werden sicher wohnen, und er wird groß sein bis nach Thailand und die Philippinen, das am weitesten entfernte Festland von Jerusalem.
Er wird über alle fünf Kontinente herrschen als König im Tausendjährigen Reich.
In Vers 4 heißt es: "Und dieser wird Friede sein."
In ihm ist der Friede begründet.
Die Menschen versuchen, Frieden zu schaffen, etwa durch den Völkerbund nach dem Ersten Weltkrieg, der weitere Kriege verhindern sollte.
Dann kam der Zweite Weltkrieg, der Völkerbund wurde abgeschafft und die UNO gegründet, die weiterhin den Auftrag hat, Weltfrieden zu schaffen.
Doch niemand schafft es, weil ohne Jesus Christus diese Welt keinen Frieden haben kann.
Aber dann wird es wahr werden, und dieser wird Friede sein.
Nun hören wir wieder die Stimme aus Jerusalem. Was sagen sie in Vers 4?
"Wenn Assur in unser Land kommt und in unsere Paläste tritt, dann werden wir sieben Hirten dagegen aufstellen und acht Menschenfürsten."
Das ist ein Zahlenspruch.
In Hiob 33 heißt es, Gott spricht mit Menschen auf verschiedene Arten, zweimal oder dreimal, um etwas zu betonen.
In Sprüche 30 werden drei Dinge genannt, die wunderbar sind, und vier, die unverständlich sind.
Das Vierte ist das Unverständlichste: Der Weg eines Mannes zu einer Jungfrau.
Solche Zahlensprüche finden sich an vielen Stellen der Bibel.
Wenn hier von sieben Hirten und acht Menschenfürsten die Rede ist, bedeutet das nicht wörtlich acht Führer, sondern es ist ein Zahlenspruch.
Sie sind Fürsten, die auch Hirten sind.
Das ist der Überrest, der in den Schlusskämpfen entscheidende Siege erringen wird.
In Vers 5 heißt es: "Sie werden das Land Assur mit dem Schwert weiden und das Land Nimrod in seinen Toren. Er wird uns von Assur erlösen, wenn es in unser Land kommt und in unser Gebiet tritt."
Wenn dieses Großreich, also die Führung von Syrien, Israel überrennt, wird Jesus Christus Israel retten.
Der Überrest aus Israel wird dann das Gebiet, aus dem sie kommen, das Land Nimrods, militärisch in Schach halten.
Jesus wird Israel vor Assur retten, wenn es in das Land kommt und seine Grenzen überschreitet.
Damit können wir sagen, wie das Ganze ausgehen wird.
Allen anderen können wir sagen, wir wissen aus der Bibel, was kommt.
Vers 6 beschreibt die Juden, die in dieser Zeit zum Glauben kommen werden.
Sacharja 12, Vers 10 sagt, sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben, und über ihn weinen, wenn er auf dem Ölberg kommt und sie seine Wunden sehen.
Dieser Überrest wird ein Segen für die ganze Welt sein.
Liest jemand nochmals Vers 6?
"Wir werden eine Erfrischung für diese Welt sein."
Wir können uns fragen: Wie ist es bei uns?
Es kann sein, dass wir als Gläubige eine Belastung für unsere Geschwister sind.
Das Richtige wäre, dass wir ein Regenschauer sind für das Kraut, das nicht auf Menschen wartet, keine künstliche Bewässerung braucht, sondern einfach erfrischt wird.
So werden sie sein, und so sollten wir auch sein.
Vers 7: "Der gerechte Jakob wird unter den Nationen sein wie ein mächtiger Löwe im Wald, ein Junglöwe unter den Schafherden. Wenn er geht, zertritt und zerreißt er, und niemand kann ihn retten."
Sie werden militärisch sehr erfolgreich sein in dieser letzten Phase.
Daniel 12 sagt, dass das alles dauern wird, bis die Kraft des heiligen Volkes zerbrochen ist.
Israel wird an einen Punkt kommen, an dem es keinen Ausweg mehr sieht.
Dann wird der Herr kommen und sie von Assyrien retten.
Wir haben hier gesehen, dass wir nichts von einem Atomschlag lesen.
Es werden viele Truppen sein und viele Gefechte, aber kein Atomkrieg.
Es gibt jedoch Hinweise an anderen Stellen, dass in diesem letzten Krieg schreckliche Waffen zum Einsatz kommen werden.
Diese Bedrohung ist real.
Der Herr sagt in Matthäus 24, dass dieser Krieg dreieinhalb Jahre dauern wird.
Wenn diese Tage nicht verkürzt würden, würde kein Fleisch errettet werden.
Das heißt, die Menschheit würde sich selbst ausrotten.
Es steht nicht "keine Seele", sondern "kein Fleisch" wird überleben.
Die militärische Bedrohung wird so schrecklich sein, dass Gott eingreifen und sie stoppen muss.
All das, was Völker gegen Israel planen, wird letztlich ihr Verderben bedeuten.
Das hat Gott schon Abraham gesagt in 1. Mose 12: "Wer dir flucht, den werde ich verfluchen, und wer dich segnet, den werde ich segnen."
Das lässt sich durch die ganze Geschichte verfolgen:
Völker, die Israel angegriffen haben, erlebten Katastrophen.
Ägypten unterdrückte die Israeliten, dann brach das ägyptische Reich zusammen, und der Auszug erfolgte.
Das assyrische Reich führte die zehn Stämme weg und wurde bald darauf besiegt.
Die Babylonier führten Israel weg und wurden nach siebzig Jahren besiegt.
Die Perser griffen die Juden an, dann kam Alexander und besiegte Persien.
Das griechische Reich und später die Römer übernahmen die Herrschaft.
So geht die Geschichte weiter bis heute.
Man könnte noch vieles hinzufügen: Das Dritte Reich wollte die Juden vernichten, doch nach zwölf Jahren war es zerschlagen, mit Millionen Toten.
Jetzt will die islamische Welt Israel vernichten, doch das wird ihre Katastrophe bedeuten.
Schon 1948 wollten sie Israel ausrotten. Nach einem Jahr waren alle Armeen besiegt.
Sie versuchten es erneut im Sechstagekrieg, nach sechs Tagen waren alle besiegt.
Dann im Jom-Kippur-Krieg, nach einigen Wochen waren sie besiegt.
Sie wollen es wieder versuchen, doch die Bibel sagt, das wird ihre Katastrophe sein.
Die Waffen werden immer schrecklicher, und die letzte Befreiung Israels wird nur durch das Kommen Jesu Christi selbst möglich sein.
Zum Schluss lesen wir Vers 8:
Es geht um Jesus Christus, den Richter.
Er wurde in Bethlehem geboren als Heiland, als Retter der Welt, als das Brot des Lebens.
Wer dieses Brot isst, wird ewig leben.
Wer ihn ablehnt, wird ihn als Richter kennenlernen müssen.
Die Zeit ist vorbei.
Beim nächsten Mal fahren wir mit den späteren Propheten fort, besonders mit Sacharja.
Ende.
Der Zusammenhang von Micha 5 mit der Passion Jesu
Bitte geben Sie den zu überarbeitenden Text ein, damit ich Ihnen helfen kann.
