Einführung in die Offenbarung und ihre Bedeutung
Ich beginne gleich mit dem Lesen der Offenbarung 1, Vers 1:
Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss. Durch seinen Engel sendete er sie seinem Knecht Johannes, der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugt hat, alles, was er sah.
Glückselig ist, der da liest, und die da hören die Worte der Weissagung und bewahren, was in ihr geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe.
Johannes an die sieben Gemeinden, die in Asien sind: Gnade euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, dem treuen Zeugen, dem Erstgeborenen der Toten und dem Fürsten der Könige der Erde.
Er ist der, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut. Er hat uns zu einem Königtum und zu Priestern gemacht für seinen Gott und Vater. Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben. Und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme der Erde. Ja, Amen!
Ich bin das Alpha und das Omega, spricht der Herr, Gott, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.
Bis Vers 8 habe ich gelesen.
Wir beginnen also mit dem ersten Kapitel der Offenbarung und stellen uns die Frage: Ist die Offenbarung ein Buch mit sieben Siegeln, das niemand versteht und auch nicht verstehen kann? Oder ist es ein Augenöffner für die Zukunft?
Das erste Wort erklärt schon alles: Offenbarung, griechisch Apokalypsis. Apo bedeutet „weg“, Kalypsis „Hülle“. Weg mit der Hülle!
Es ist also eine Enthüllung dessen, was in der Zukunft kommen soll. Es ist das Gegenteil von einem unverständlichen Buch. Hier wird gerade das, was im Dunkeln war, ans Licht gebracht.
Es ist ein Buch, das man verstehen sollte. Darum sind wir heute hier zusammen, um dieses Buch miteinander zu studieren.
Zielgruppe und Voraussetzungen zum Verständnis der Offenbarung
Aber der Punkt ist: An wen ist diese Enthüllung gerichtet?
Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss. Das war vor einigen Jahren, als ich noch auf dem Gymnasium war – ja, das ist schon eine Weile her. Da kam ein Kollege zu mir und sagte: „Jetzt habe ich mal begonnen, in der Bibel zu lesen, und ich verstehe überhaupt nichts.“
Die Frage war: „Was hast du gelesen?“ – „Die Offenbarung.“
„Ach, die Offenbarung solltest du gar nicht lesen. Das ist gar nicht für dich geschrieben, das ist nur für Leute, die gehorchen.“
Ja, hier steht: „Um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss.“ Ein Knecht von Jesus Christus ist jemand, der ihm nachfolgt, der ihm dient, der ihm gehorcht. Es ist nicht einfach für alle Menschen geschrieben. Nicht einmal für alle Gläubigen, denn es heißt nicht „um den Gläubigen zu zeigen, was bald geschehen muss“, sondern „um seinen Knechten zu zeigen“.
Natürlich sollte jeder Gläubige ein Knecht sein, aber ob das in der Praxis so ist, ist eine andere Frage. Da kann man sich selbst hinterfragen.
Die Offenbarung macht klar: Eine Voraussetzung, um sie zu verstehen, ist Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes. So wie der Herr Jesus das auch in Johannes 7,17 sagt: „Wenn jemand seine Worte verstehen will, dann ist es notwendig, dass er den Willen Gottes tut.“
Gehorsam ist eine Voraussetzung, damit Gott uns Licht gibt. Aber er will es geben, das macht Vers 1 schon mal klar.
Weiter haben wir diese Verheißung in Vers 3: „Wenn man dieses Buch nur schon liest“ – das ist eine Voraussetzung, damit man verstehen kann, nämlich das Lesen. Hier steht bereits im Blick auf die Voraussetzung: „Glückselig der, der liest.“
Glückselig – Makarios – entspricht im Alten Testament dem Wort Aschrei, zum Beispiel in den Psalmen 25 Mal. Schon im ersten Vers der Psalmen heißt es: „Glückselig der Mann“, Aschrei ha-Isch.
Was bedeutet das? Es bedeutet ein inneres Glück, einen göttlichen Segen, der auf dem Leben ruht. Und das wird hier verheißen, wenn man die Offenbarung liest.
Und sehr ermutigend ist das auch für Analphabeten. Für Analphabeten ist das geschrieben. Darum heißt es hier: „Glückselig, der da liest und die da hören.“
Vor zweitausend Jahren war es in der Gemeinde sehr wichtig, dass es Leute gab, die lesen konnten, um all den Analphabeten das Wort Gottes vorzulesen. Darum sagt Paulus auch zu Timotheus in 1. Timotheus 4 am Schluss: „Halte an mit dem Vorlesen.“
Allein die Lektüre, das Vorlesen der Bibel, war schon ein wichtiger Teil in den Zusammenkünften der Gläubigen.
Nun, dieses Problem haben wir hier nicht, aber ich habe letztes Jahr in Thailand über diese Dinge der Offenbarung gesprochen. Dort hat man oft zu tun mit Leuten, die wirklich fast keine Schulbildung haben.
Aber das ist kein Problem. Es wird eben hier nicht gesagt: „Glückselig, wer einen Doktor hat oder sogar einen Doktor der Theologie, der könne das dann verstehen.“
Nein, „Glückselig, der da liest und die da hören.“ Das können solche sein, die lesen können, es können solche sein, die eben Analphabeten sind. Wichtig ist einfach, dass sie gehorsam sind.
Das ist der Schlüssel zur Erkenntnis. Und das ist auch der Grund, warum selbst gebildete Leute, selbst Theologen, sagen müssen: „Dieses Buch ist mir ein verschlossenes Buch.“
Ja gut, da ist nämlich die Frage: Und wie steht es mit dem Gehorsam?
Das ist der Punkt. Es sind ganz andere Voraussetzungen nötig, als wenn man an die Universität geht.
Johannes und die sieben Gemeinden in Asien
Und nun lesen wir, beziehungsweise haben wir gelesen, in Vers 4. Die unmittelbaren Adressaten damals waren Johannes, den sieben Versammlungen, die in Asien sind. Johannes, der Apostel.
Die frühchristliche Literatur zeigt uns ganz klar, bis ganz nahe an die Zeit, als die Offenbarung geschrieben wurde: Dieser Johannes ist der Apostel Johannes. Er ist derjenige, der auch das Johannesevangelium und die drei Johannesbriefe im Neuen Testament verfasst hat.
Dieser Johannes schreibt an sieben Gemeinden in Asien, so ist es in der Elberfelder Übersetzung formuliert. Hier musste ich den Thais erklären, dass es sich natürlich nicht um Thailand handelt, wenn hier „Asien“ steht. Das griechische Wort „Asia“ bezeichnet eine Provinz damals – schon in Asien, aber eben Westasien, die Westtürkei. Dort befanden sich diese sieben Gemeinden: Ephesus, Smyrna, Pergamos, Thyatira, Sardis, Philadelphia und Laodizea.
In dieser Reihenfolge werden wir sie gleich sehen. Man kann also eine schöne Rundfahrt machen, wie man hier sieht: von Laodizea aus wieder zurück nach Ephesus. Es ist also schön im Ablauf einer Rundreise in der Westtürkei zusammengestellt.
Johannes schreibt dieses Buch von der Insel Patmos aus. Das geht aus Vers 9 hervor: „Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse in der Drangsal und im Königtum und im Ausharren in Jesus, war auf der Insel namens Patmos um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen.
Ich war am Tag des Herrn im Geist, und ich hörte hinter mir eine laute Stimme, wie die einer Posaune oder eines Schofahorns, die zu mir sprach: ‚Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Gemeinden nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamos und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodizea.‘“
Auf der Karte sehen wir Patmos, eine Insel im Mittelmeer, vorgelagert an die Küste der heutigen Westtürkei. Dort war Johannes in der Verbannung. Kaiser Domitian hatte ihn um 95 nach Christus dorthin verbannt, weil er als Zeuge des Messias, des Herrn Jesus Christus, in Ephesus gewirkt hatte – Ephesus liegt in der heutigen Westtürkei.
Es war eine Zeit der Christenverfolgung. Auf dieser unwirtlichen Insel war er am Sonntag allein.
Der Tag des Herrn und seine Bedeutung für die Gemeinde
Hier steht nämlich Vers 10: Ich war an des Herrn Tag im Geist. Ich war der Tag des Herrn im Alten Testament, Iom Adonai. Das ist der Tag des Gerichts, wenn Gott einmal diese Erde richten wird.
Im Neuen Testament kommt dieser Ausdruck auch an verschiedenen Stellen vor, wie in Apostelgeschichte 2 und 1. Thessalonicher 5. Hemera tou Kyriou – aber der Ausdruck hier, Tag des Herrn, hat nichts damit zu tun. Es ist ein anderer Ausdruck.
Das bedeutet: Das Wort Kyriake Hemera heißt „der dem Herrn gehörige Tag“. Das ist nicht der Tag des Herrn, der Tag des Gerichts, sondern der Tag, der dem Herrn gehört. Und wir können das zeigen.
Es ist eine absolute Legende, ein Hoax, eine Fake News, wenn gesagt wird, der Sonntag als Feiertag der Gemeinde sei von Kaiser Konstantin erfunden worden. Kaiser Konstantin ist ein Thema für sich, aber uns geht es um die Bibel. Wir können bis in die frühchristliche Literatur zurückzeigen, bis auf Jahre an die Offenbarung heran, dass dieser Ausdruck, der dem Herrn gehörige Tag, den ersten Tag der Woche meint.
Das Wort Sonntag kommt nicht in der Bibel vor, es bedeutet „dem Sonnengott geweihter Tag“. Aber der dem Herrn gehörige Tag ist der Auferstehungstag. Das ist der Tag, an dem der Sieg von Golgatha deutlich wurde. Jesus ist aus den Toten auferstanden.
An diesem ersten Tag der Woche waren die Jünger versammelt hinter verschlossenen Türen (Johannes 20). Plötzlich erscheint der Herr in ihrer Mitte und sagt: Shalom Aleichem, Friede euch. Acht Tage später waren die Jünger wieder versammelt, und der Herr erscheint in ihrer Mitte (ebenfalls Johannes 20). Bei dieser zweiten Zusammenkunft war Thomas auch mit dabei, und der Herr erscheint wieder in der Mitte der Jünger.
Fünfzig Tage vom Auferstehungstag entfernt war das jüdische Fest Schawuot, das Wochenfest – bei uns das Pfingstfest. Das war in Apostelgeschichte 2, als der Heilige Geist ausgegossen wurde. Da entstand die Kirche, die Gemeinde. Die Erlösten wurden zu einem Leib zusammengefügt, und das geschah am ersten Tag der Woche.
Denn der fünfzigste Tag nach einem ersten Tag der Woche ist eben wieder der erste Tag der Woche. Also wurde die Gemeinde am Auferstehungstag gegründet. Darum ist der charakteristische Tag für die Gemeinde nicht der Schabbat, der siebte Tag der Woche, sondern der Auferstehungstag, der Tag des Herrn.
In 2. Mose 31 am Schluss wird erklärt, dass Gott seinen Bund am Sinai mit dem Volk Israel geschlossen hat, nicht mit den anderen Völkern, auch nicht mit der Gemeinde, sondern mit dem Volk Israel. Und der Schabbat, der Sabbat, ist das Zeichen dieses Bundes.
Das Neue Testament zeigt: Die Gemeinde steht nicht unter dem Bund von Sinai. Darum ist auch nicht der siebte Tag der Woche das Zeichen der Beziehung Gottes mit der Gemeinde, sondern mit Israel, dem irdischen Volk Gottes.
Die besondere Beziehung zwischen Gott und der Gemeinde kommt zum Ausdruck durch den Tag des Herrn, den dem Herrn gehörigen Tag. Das ist nicht ein verschobener Sabbat. Das hat gar nichts mit Sabbat zu tun, sondern es war der Tag des Sieges.
Die ersten zwei ersten Tage der Woche (Johannes 20) legten gewissermaßen das Vorbild vor, dass die Christen ganz besonders an diesem Auferstehungstag zusammenkommen und diesen Tag ihm ganz besonders widmen. Jeder Tag sollte ihm gewidmet sein, aber man muss ja doch seine Geschäfte machen. Dann kann man eben nicht in die Gemeinde gehen.
Aber ein Tag soll ganz besonders reserviert sein für die Zusammenkünfte der Erlösten.
Johannes’ Vision auf Patmos und die Offenbarung Jesu Christi
Und jetzt, der langen Rede kurzer Sinn: Johannes ist auf Patmos, allein am Tag des Herrn. Er konnte sich nicht mit den Erlösten versammeln, zum Namen des Herrn Jesus hin, wo er verheißt: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte“ (Matthäus 18,20). Er war allein, und genau an diesem Tag erhält er die ganze Enthüllung der Herrlichkeit des Herrn Jesus.
Das Buch heißt ja nicht einfach „Offenbarung“, sondern „Offenbarung Jesu Christi“. Das zeigt, dass es ganz besonders mit Jesus Christus zu tun hat. So sagt es Offenbarung 19,10: Die Weissagung, die Prophetie, ist das Zeugnis Jesu. Die Offenbarung muss man also lesen mit der Absicht, besser zu verstehen, wer Jesus Christus ist.
Darum geht es hier. Wir lesen nämlich gerade im nächsten Vers, Offenbarung 1,11: Johannes hört eine Stimme wie die eines Schofahorns, die sprach: „Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es den sieben Gemeinden nach Ephesus, nach Smyrna, nach Pergamos, nach Thyatira, nach Sardes, nach Philadelphia und nach Laodizea.“
Er wandte sich um, um die Stimme zu sehen, die mit ihm redete. Und als er sich umwandte, sah er sieben goldene Leuchter. Ihr seht sieben Menorah, also Menorah in der Mehrzahl – auf Hebräisch sagt man Menorot. Darum sage ich also: Er sah sieben Menorot, goldene siebenarmige Leuchter.
Weiter sieht er inmitten der Leuchter einen, der gleich dem Sohn des Menschen ist. Er ist angetan mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand und an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel. Sein Haupt und seine Haare sind weiß wie weiße Wolle, wie Schnee. Seine Augen sind wie eine Feuerflamme, seine Füße gleich glänzendem Kupfer, als glühten sie im Ofen, und seine Stimme klingt wie das Rauschen vieler Wasser.
Er sieht Jesus Christus inmitten von sieben Menorot. Nun ist es vielleicht eine Überraschung: In der Stiftshütte gab es doch nur eine Menorah, einen goldenen siebenarmigen Leuchter – korrekt. Aber im Salomontempel war das anders. König Salomo musste nach Gottes Plan zu dem einen Leuchter von Mose, gemacht von Bezalel, noch zehn weitere hinzufügen. Genauso musste er zu dem einen goldenen Schaubrot-Tisch noch zehn weitere Tische hinzufügen.
Im Salomontempel gab es also elf goldene Leuchter. Der Hohepriester, als Leiter des Tempels, musste zwischen diesen Leuchtern hin- und hergehen und kontrollieren, ob alle Lampen korrekt brennen. Wenn es ein Problem gab, musste er es lösen. Alle Leuchter sollten ein helles, klares Licht geben, mit dem Olivenöl, das darin war. Übrigens ist Olivenöl das pflanzliche Öl, das das hellste Licht produziert von allen pflanzlichen Ölsorten.
Jetzt sieht Johannes aber nicht elf Leuchter, sondern sieben Leuchter. Wir werden gleich sehen, dass diese sieben Leuchter die sieben Gemeinden symbolisieren, an die er die Offenbarung senden musste. Jede Gemeinde ist ein goldener Leuchter.
Nun sieht er den Herrn Jesus hier, den Sohn des Menschen. Daniel 7,14 zeigt, wie am Ende der Tage der Sohn des Menschen auf den Wolken des Himmels kommen wird, um die Weltherrschaft zu übernehmen. Johannes sieht hier den Herrn Jesus als den, der einmal die Weltherrschaft übernehmen wird. Damit wird bereits eingeführt, worum es in diesem Buch geht: Es handelt sich um das kommende Weltreich des Messias Jesus.
Die priesterliche Darstellung Jesu und seine Bedeutung
Wenn er den Herrn Jesus sieht, wird beschrieben, dass er ein bis zu den Füßen reichendes Gewand trägt und um die Brust einen goldenen Gürtel. Normalerweise zieht man einen Gürtel um die Hüften, um die Lenden, um es biblisch auszudrücken. Doch hier ist ein Gürtel um die Brust gemeint.
In Israel gab es eine Gruppe, die den Gürtel immer eng um die Brust schnallten – das waren die Priester im Tempel. Das schöne Modell des Hohenpriesters aus dem Kultur- und Begegnungszentrum in Reichenbach, Deutschland, ist zwar gut gemacht, aber es enthält einen Fehler. Der Gürtel sollte tatsächlich eng an der Brust sitzen. Die Priester wussten, dass dieses enge Schnallen bedeutet, ihre Aufgabe in der Gegenwart Gottes mit höchster Konzentration und Ehrfurcht zu erfüllen.
Hier wird von einem goldenen Gürtel gesprochen. Der Gürtel des Hohenpriesters war ein Gürtel mit eingefügten Goldfäden, kombiniert mit blauem, rotem Purpur, Karmesin und weißem Leinen. In der rabbinischen Literatur werden die Kleider des Hohenpriesters als „bigdey ha-sahaw“, die goldenen Kleider, bezeichnet. Dabei waren die Kleider des Hohenpriesters nur teilweise aus Gold, aber an vielen Stellen war Gold eingefügt, unter anderem auch im Gürtel. Trotzdem wurden sie insgesamt als die goldenen Kleider bezeichnet.
Wenn hier also von einem goldenen Gürtel die Rede ist, ist nicht irgendein priesterlicher Gürtel um die Brust gemeint, sondern der Gürtel des Hohenpriesters.
Weiter heißt es, dass er mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand bekleidet war. Im Griechischen wird hierfür der Ausdruck „poderes“ verwendet. In 2. Mose 28 wird dieses lange blaue Kleid des Hohenpriesters aus blauem Purpur beschrieben. Blau war eine Farbe, die teurer als Gold war. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments aus dem dritten Jahrhundert vor Christus, der sogenannten Septuaginta, die von den Aposteln im Neuen Testament oft zitiert wird, wird dieses lange Gewand mit „poderes“ übersetzt.
So sieht man den Herrn Jesus in hoher priesterlicher Kleidung, mit diesem Gewand, das auf den Himmel hinweist. Er ist der Sohn des Menschen, der vom Himmel gekommen ist und wieder vom Himmel zurückkehren wird.
Weiter heißt es, sein Haupt und seine Haare waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee. Dass Haare weiß sein können, ist verständlich, aber hier wird auch das Haupt genannt. Wie ist das zu verstehen? Es ist nicht die weiße Haut gemeint, sondern das griechische Wort „kephale“, das Kopf oder Haupt bedeutet, kann auch Kopfbedeckung heißen. Das ist zwar nicht die übliche Bedeutung, aber hier macht es Sinn. Der Hohepriester trug im Alten Testament eine weiße Kopfbedeckung, und wenn er alt war, hatte er weiße Haare.
So wird der Herr Jesus hier wirklich als Hoherpriester beschrieben. Man sieht auch seine Füße, die wie Kupfer glänzen, als würden sie im Ofen glühen. Barfuß musste man sein, wenn man auf dem Tempelplatz ging. Auch der Hohepriester verrichtete seinen Dienst barfuß. Das war heiliger Boden. Gott sagte zu Mose aus dem feurigen Busch in 2. Mose 3: „Zieh deine Schuhe aus, denn der Boden, auf dem du stehst, ist heilig.“ Deshalb waren alle Tempelbesucher barfuß, auch die Priester und der Hohepriester.
Diese Elemente machen deutlich: Hier wird Jesus als Hoherpriester vorgestellt. Weil er auch Sohn des Menschen genannt wird, ist dies ein Rückbezug auf Daniel 7,14. Dort kommt der Richter der Welt auf den Wolken des Himmels. Hier wird Jesus als Richter der Welt und als Hoherpriester, als Retter der Welt, dargestellt.
Zehnmal wird der Herr Jesus im Hebräerbrief Hoherpriester genannt. Er wird als der bezeichnet, der in diese Welt gekommen ist, um sein Leben als Opfer für eine verlorene Welt hinzugeben. So sehen wir ihn hier als Retter und Richter der Welt.
Seine Augen sind wie eine Feuerflamme, die alles durchdringen und nichts neutral betrachten. Die Heiligkeit Gottes ist ein verzehrendes Feuer, das alles prüft. Jetzt sehen wir den Hohenpriester inmitten der sieben goldenen Leuchter. Er ist genau dabei zu prüfen, wie der Zustand jeder Gemeinde ist.
Johannes’ Reaktion und Jesu Zusicherung
Gehen wir einen Schritt weiter. Ich lese Vers 17. Keine Angst, ich werde nicht Vers für Vers durch die ganze Offenbarung hindurchgehen, das habe ich ja versprochen. Aber der Anfang, der Einstieg, ist wirklich die Basis, um das Weitere gut zu verstehen.
Vers 17: „Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot.“ Johannes war der Jünger, der den Herrn Jesus am besten kannte. Darum nennt er sich im Johannesevangelium wiederholt „der Jünger, den Jesus liebte“. Der Herr Jesus liebte alle Jünger, aber Johannes war sich dieser Liebe am meisten bewusst.
Es war Johannes, der beim letzten Passa am Vorabend der Kreuzigung im Schosse Jesu lag. Sie lagen auf den üblichen Matten um den dreiteiligen Tisch. Johannes lag gerade auf der Matte neben dem Herrn Jesus, und zwar so, dass, wenn der Herr mit dem Kopf ein bisschen zurückging, er ihm an die Brust kam. Johannes hatte wirklich die tiefste Beziehung zu dem Herrn Jesus von allen Jüngern.
Ab jetzt sind wir hier etwa sechzig Jahre nach dieser Zeit, als Johannes als junger Mann mit dem Herrn Jesus im Land Israel umhergereist war. Er sieht den Herrn Jesus und fällt um wie tot, überwältigt.
Dann heißt es: „Und er legte seine Rechte auf mich und sprach: Fürchte dich nicht, ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Hades.“
Eben dieser Jesus ist zwar derselbe, der Retter der Welt, aber jetzt erscheint er als der Richter der Welt. Johannes ist davon so überwältigt, dass er wie tot auf sein Angesicht fällt – übrigens nicht rückwärts, denn das machen Dämonen. Ein Gottesfürchtiger fällt nicht einfach um, sondern er fällt auf sein Angesicht vor ihm.
Der Herr Jesus sagt: „Ich habe die Schlüssel des Todes und des Hades.“
Und jetzt kommt der Schlüsselvers, Vers 19: „Schreibe nun, was du gesehen hast und was ist und was nach diesem geschehen wird.“
Die Dreiteilung der Offenbarung
Die Offenbarung besteht aus drei Teilen.
Der erste Teil ist das, was du gesehen hast. Das ist die Vision in Kapitel eins, in der der Herr Jesus als Retter der Welt erscheint. Er wird jedoch nun als der Richter der Welt vorgestellt.
Der dritte Teil heißt „Was geschehen wird nach diesem“. Wo finden wir diesen dritten Teil? Er beginnt ab Kapitel vier. Ich lese Vers eins: „Nach diesem sah ich, und siehe, eine Tür war geöffnet im Himmel, und die erste Stimme, die ich wie die einer Posaune oder eines Schofahorns mit mir reden hören, sprach: Komm hierherauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss.“
Das ist der gleiche Ausdruck: „Was nach diesem geschehen muss.“ Das macht klar, dass dieser dritte Teil ab Kapitel vier, Vers eins beginnt. Die Vision ist in Kapitel eins, und dazwischen liegen die Kapitel zwei und drei. Das ist einfach zu verstehen.
Also hat es sich gelohnt, im Rechnen in der Grundschule aufzupassen, dann versteht man das, oder?
Wir halten fest: Kapitel 1 beschreibt die Erscheinung des Herrn. In den Kapiteln 2 und 3 geht es um die Sendschreiben. Es gibt sieben Briefe an sieben Gemeinden in Asien.
Dann folgt der dritte Teil. Hier beginnt das eigentliche Thema der Offenbarung: die zukünftigen Gerichte über die Welt.
Die Sendschreiben an die sieben Gemeinden
Wir gehen zu Offenbarung 2 und ich lese einfach beispielhaft aus Kapitel 2, Vers 1:
„Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: Dieses sagt der, der die sieben Sterne in seiner Hand hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt: Ich kenne deine Werke und deine Arbeit und dein Ausharren und weiß, dass du Böses nicht ertragen kannst. Und du hast die geprüft, die sich Apostel nennen und es nicht sind, und hast sie als Lügner befunden.“
Jetzt wird hier Ephesus angesprochen, und der Herr stellt sich vor als der, der die sieben Sterne in der Hand hält. Das haben wir schon in Kapitel 1 gelesen: Er hält sieben Sterne in der Hand und wandelt in der Mitte von den sieben goldenen Leuchtern.
Was bedeuten diese Sterne, was bedeuten diese sieben Leuchter? Das wird erklärt in Kapitel 1, Vers 20: „Das Geheimnis der sieben Sterne, die du in meiner Rechten gesehen hast, und die sieben goldenen Leuchter.“ Die sieben Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden.
Jetzt wird klar: Jeder goldene Leuchter stellt eine Gemeinde dar, und jeder Stern stellt einen Engel dar.
Wer ist dieser Engel der Gemeinde in Ephesus, der in Kapitel 2, Vers 1 angesprochen wird? Engel, griechisch Angelos, heißt einfach „jemand, der gesandt ist, ein Gesandter“. Das Wort „Engel“ (Angelos) hat im Griechischen eine weitere Bedeutung als im Deutschen.
Wenn wir „Engel“ sagen, meinen wir damit himmlische Geistwesen, die Gott geschaffen hat, um ihm zu dienen. Aber in der Bibel wird dieses Wort auch für Menschen gebraucht. Zum Beispiel wird Johannes der Täufer in Markus 1 in den ersten Versen genannt als Bote, den der Herr vor seinem Angesicht hergesandt hat. Das Wort für Bote ist dort Angelos, Engel. Man übersetzt es aber nicht mit Engel, sondern mit Bote, weil es besser passt. Johannes war kein himmlisches Geistwesen, sondern ein ganz normaler Mensch, der aber einen Auftrag hatte, als von Gott gesandt.
Und jetzt ist die Frage: Hat jede Gemeinde einen Engel, der an der Tür steht? Oder was ist hier mit Engel gemeint? Wer ist der Engel der Gemeinde von Ephesus? Ist das vielleicht der Pastor, der Pfarrer?
Nun, das ist vielleicht für manche eine Enttäuschung. Im Neuen Testament finden wir nie den Pastor oder Pfarrer einer Gemeinde. Wir finden einfach die Brüder, und mit Brüder sind sowohl Brüder als auch Schwestern gemeint.
Ja, es gibt für Geschwister kein eigenes Wort auf Griechisch, darum sagt man Adelphoi für beide. Auf Deutsch haben wir das Wort „Geschwister“, das allerdings nicht von „Brüder“ kommt. Deshalb sagen wir nicht „Gebrüder“, sondern „Geschwister“. Dieses Wort kommt von „Schwestern“, aber damit sind auch die Brüder gemeint. Nur als Trost.
Also, wer ist dann der Engel der Gemeinde? Das kann nicht ein himmlisches Geistwesen sein, denn wenn dieser Engel angesprochen wird, dann spricht der Herr zur Gemeinde.
In Vers 2 heißt es: „Ich kenne deine Werke und deine Arbeit und dein Ausharren und weiß, dass du Böses nicht ertragen kannst, und du hast die geprüft, die sich Apostel nennen und es nicht sind, und hast sie als Lügner befunden.“
Und dann wird gesagt in Vers 4: „Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Gedenke nun, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke. Wenn aber nicht, so komme ich dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust.“
Das hat die Gemeinde angesprochen, nicht eine Einzelperson und schon gar nicht ein Geistwesen an der Tür der Gemeinde oder inmitten der Gemeinde. Nein, es ist die Gemeinde.
Die Bedeutung der Gemeinde als Lichtträger in der Welt
Was soll das nun bedeuten? Die Gemeinde ist von dem Herrn Jesus in diese Welt gesandt, um hier an jedem Ort Zeugnis zu sein. Die örtliche Gemeinde – das Ganze – ist eben gesandt in dieser Welt.
Aber warum heißt es eigentlich nicht in Offenbarung 1,20: „Die sieben Sterne sind sieben Gemeinden“? Von den Leuchtern heißt es ja: „Und die sieben Leuchter sind sieben Gemeinden.“ Doch dort steht: „Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden.“
Es ist eben so: In den weiteren Versen der Kapitel 2 und 3 wird effektiv die Masse der örtlichen Gemeinde angesprochen als der Engel von dort und dort. Dann gibt es plötzlich solche, die irgendwie am Rand stehen.
In der Gemeinde in Thyatira heißt es in Kapitel 2,24: „Euch aber sage ich, den Übrigen, die in Thyatira sind, so viele, die diese Lehre nicht haben, die die Tiefen des Satans, wie sie sagen, nicht erkannt haben, werfe ich keine andere Last auf euch. Doch was ihr habt, haltet fest, bis ich komme.“
Wiederholt wird quasi eine Randgruppe genannt, die sich nicht wirklich mit der ganzen Masse identifiziert. Diese wird gesondert gesehen. Also der Engel der Gemeinde von Ephesus ist die Hauptmasse der Gemeinde, die das Zeugnis ausmacht. Das kann in einem Fall alle umfassen, aber es kann – wie zum Beispiel bei Thyatira – bedeuten, dass es da einen Überrest gibt, der sich mit den falschen Lehren, die es in Thyatira gab, nicht eins macht. Und diese werden nicht als der Engel der Gemeinde von Thyatira angesprochen.
Auch bei Sardes sieht man das. Es gibt eben andere. In Sardes heißt es in Kapitel 3, Vers 4: „Aber du hast einige wenige Namen in Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben, und sie werden mit mir einhergehen in weißen Kleidern, denn sie sind es wert.“
Auch hier gibt es einen Überrest einiger weniger in Sardes, die nicht identifiziert werden mit dem Engel.
Ja, also jetzt ist klar: In diesen sieben Sendschreiben wird jede Gemeinde angesprochen, die die Aufgabe hat, wie ein Stern in der Dunkelheit dieser Welt zu leuchten. Und wir wissen ja, anhand der Position der Sterne kann man sich orientieren. Das war früher, bevor man GPS und andere Hilfsmittel hatte, ganz entscheidend, zum Beispiel auf dem Meer.
Anhand der Sterne konnte man sich genau orientieren. So hat jede Gemeinde am Ort die Aufgabe, als Stern, als himmlisches Licht zu leuchten, um in einer dunklen Welt den Menschen Orientierung zu geben durch das Evangelium.
Jede Gemeinde hat die Aufgabe, als goldener Leuchter Licht aus dem Heiligtum, aus der Gegenwart Gottes, in einer dunklen Welt zu verbreiten. Der Herr Jesus als hoher Priester kontrolliert jetzt mit Feuer, Fackeln und Augen den Zustand jeder Gemeinde.
Wichtig ist: Bei jeder Gemeinde fällt auf, dass der Herr zuerst das Positive erwähnt und dann das, was korrigiert werden muss. Das ist auch für uns wichtig. Wenn man Probleme sieht, da und dort, sollte man offene Augen haben, um das Gute zu sehen und anzuerkennen.
Das bedeutet aber nicht, dass man die Augen vor dem verschließen muss, was nicht richtig ist. Es zeigt uns vielmehr, was wahre Gerechtigkeit ist: das Gute gerecht anzuerkennen und dann auch das andere zu sehen.
So macht es der Herr.
Die Sendschreiben als Spiegel der Kirchengeschichte
Nun sehen wir also diese sieben Sendschreiben an die sieben Gemeinden, die es damals gab. In ihnen werden genau die Probleme angesprochen, die damals in den Gemeinden vorhanden waren.
Interessant ist, dass der Brief an Ephesus nicht nur an Ephesus selbst ging, sondern auch an die Gemeinden in Smyrna, Pergamos und Thyatira. Ebenso erhielt nicht nur Smyrna den Brief an Smyrna, sondern auch die Gemeinden in Ephesus, Pergamos, Thyatira und so weiter. Das bedeutet, alle Gemeinden erhielten alle Briefe.
Das zeigt, dass man nicht sagen kann: „Uns ist nur wichtig, was hier geschieht, was in anderen Gemeinden passiert, das geht uns gar nichts an.“ Oder umgekehrt: Man ist in einer Gemeinde und sagt: „Was hier geschieht, das geht die anderen sowieso nichts an.“ Nein, das zeigt, es gibt ein echtes Interesse der Gemeinden aneinander.
Das bedeutet auch ein Mittragen und Mitleiden, wenn an verschiedenen Orten Dinge nicht nach dem Wort Gottes sind. Nicht um mit dem Finger zu zeigen, sondern um mitzuleiden, mitzubeten und auf die Dinge hinzuweisen, auf die der Herr Jesus hinweist.
Nun kommt ein ganz wichtiges Prinzip dazu: In Offenbarung 1, Vers 3 haben wir am Schluss gelesen, dass diejenigen, die das Wort der Offenbarung bewahren, als glücklich bezeichnet werden. Dort heißt es: „Denn die Zeit ist nahe.“ Und schon in Vers 1 steht, dass die Offenbarung seinen Knechten gezeigt werden soll, was bald oder in Kürze geschehen wird.
Hier haben wir ein Problem. Wir haben doch gesehen, dass der dritte Teil mit den zukünftigen Gerichten ab Kapitel 4, Vers 1 beginnt. Wir werden gleich noch deutlich sehen, dass das alles für uns heute noch in der Zukunft liegt und sich noch nicht erfüllt hat. Warum heißt es dann „in Kürze“?
Der Punkt ist, dass auch schon Kapitel 2 und 3 eine prophetische Bedeutung haben. Diese Sendschreiben sind wie Gleichnisse für die ganze Kirchengeschichte. Effektiv kann man hier im Ablauf alle Jahrhunderte der Kirchengeschichte sehen – in den letzten 2000 Jahren, ab der Zeit der Apostel bis zur Entrückung der Gemeinde.
Es ist so, dass jedes Sendschreiben in der Reihenfolge, wie es aufgeführt ist, mit einer Epoche der Kirchengeschichte übereinstimmt. Die ganze Kirchengeschichte kann man in sieben Epochen einteilen, die nacheinander ablaufen und genau parallel zu diesen sieben Briefen passen.
Das ist schon fantastisch, denn einerseits sehen wir, dass diese Briefe nach einer Rundreise geordnet sind, und gleichzeitig entsprechen sie genau der Abfolge von sieben Epochen in der Kirchengeschichte. Es geht auf.
Das werde ich jetzt nicht im Detail erklären, sondern nur eine Übersicht geben. Bei Edition Nehemiah im Internet kann man eine CD bestellen, die ganz speziell über das Thema der Kirchengeschichte nach Offenbarung 2 und 3 informiert. Auch auf Sermon online kann man das nachhören.
Ephesus entspricht der nicht verfolgten Gemeinde am Ende der apostolischen Zeit. Zur Zeit von Johannes sehen wir, dass Ephesus eine Gemeinde war, die schon Jahrzehnte alt war, aber die erste brennende Liebe verlassen hatte. Der Herr Jesus hatte nicht mehr den ersten Platz in den Herzen.
Alles war noch richtig, daher wird sie gerühmt, weil sie solche, die als neue Apostel auftraten, geprüft hat. Alle Apostel waren gestorben, auch Paulus; nur Johannes blieb übrig. Doch da kamen Leute, die sagten: „Hallo, wir sind auch Apostel, wir sind die Nachfolger der Zwölf und von Paulus.“
Aber die Apostel haben im Neuen Testament keine Nachfolger eingesetzt. Epheser 2, Vers 20 sagt, dass die Gemeinde auf der Grundlage der Apostel und Propheten aufgebaut ist, wobei Jesus Christus selbst der Eckstein ist. So wächst der Tempel zu einer Behausung Gottes.
Die Apostel sollten also die Grundlage legen und das Neue Testament der Gemeinde geben. Mit diesem letzten Buch, der Offenbarung, ist alles abgeschlossen. Darum wird am Schluss der Offenbarung, die die ganze Bibel abrundet und abschließt, gewarnt: Wehe, wer diesem Buch etwas hinzufügt – dem wird Gott von den Gerichten in diesem Buch hinzufügen. Wehe, wer etwas wegnimmt – dem wird Gott den Segen wegnehmen, der in diesem Buch steht.
Die Offenbarung schließt also mit dem Dienst des letzten Apostels ab. Neue Apostel kamen, aber Ephesus wird gelobt, weil sie diese geprüft und verworfen haben, da sie die Kriterien nicht erfüllten. Doch die erste Liebe hatten sie verlassen, und Jesus gibt sich nicht mit weniger zufrieden.
Er sagt: Wenn ihr nicht umkehrt zu dieser ersten Liebe, wo ich den ersten Platz in euren Herzen einnehme und nicht Platz zwei oder drei, werde ich euren Leuchter von seiner Stelle wegrücken. Tatsächlich war es im Tempel in Jerusalem so, dass wenn ein Leuchter aus irgendeinem Grund rituell unrein wurde, ein Priester ihn entfernte und durch einen Ersatzleuchter ersetzte.
Hier geht es also darum: Wenn eine Gemeinde dem Herrn nicht den ersten Platz gibt, droht ihr, dass der Herr sie schließlich nicht mehr als sein Zeugnis braucht und den Leuchter wegrückt.
Smyrna entspricht der verfolgten Gemeinde vom ersten bis zum vierten Jahrhundert. Dort macht Jesus dieser Gemeinde Mut, treu zu bleiben bis zum Tod. Vom ersten Jahrhundert bis zu Konstantin um 313 wurde die Gemeinde unter zehn Kaisern massiv verfolgt. Das wird in Smyrna dargestellt.
Dann kommt Pergamos. Pergamos stellt die Kirche ab der Zeit der konstantinischen Wende dar, also ab 313. Dort sehen wir, dass Götzendienst in die Gemeinde hineinkommt. Das war die Zeit, als Konstantin das Christentum als Religion erlaubte und schließlich zur Staatsreligion des Römischen Reiches machte.
In dieser Zeit kamen viele Heiden in die Kirche, und sie brachten ihre Götter mit. Diese wurden einfach umbenannt im Namen sogenannter Heiliger. So kam ganz massiv Götzendienst in die Kirche hinein.
Unter Thyatira verstehen wir die Papstkirche von Rom ab 440 nach Christus. Das war der Moment, als Papst – oder besser gesagt der Bischof Leo in Rom – sagte: „Ich bin der Oberbischof über alle Bischöfe der ganzen Welt.“ Damit war die Papstkirche geboren.
In Sardes sehen wir die Reformation ab dem 31. Oktober 1517 und den anschließenden Niedergang.
In Philadelphia – das Wort bedeutet übrigens „Bruderliebe“ – sehen wir die Erweckungsbewegung im 18. und 19. Jahrhundert, die zu den Freikirchen führte.
In Laodizea sehen wir den geistlichen Zerfall der Freikirchen in ihrem letzten Stadium. Laodizea heißt „die Volksgerechte“. Das ist also die Gemeinde, die sagt: „Wir orientieren uns am Maßstab von Otto Normalverbraucher.“ Man fragt sich: Wenn Otto Normalverbraucher zu uns in die Gemeinde kommt, was will er hören?
Natürlich hat er auf dem Weg das Radio eingeschaltet und Rock- und Popmusik gehört. Also müssen wir nicht plötzlich vierstimmige Lieder singen, zum Beispiel aus der Reformation. Das ist nichts für ihn, wir müssen uns ihm anpassen.
Und weiter: Wenn Otto Normalverbraucher die Gemeinde besucht, möchte er auch ein bisschen Spaß haben. Also machen wir auch ein bisschen Spaß. So passt sich die Gemeinde diesem Maßstab an, der Volksgerechte. Der Maßstab ist das Empfinden der Menschen, der Masse.
Dann kommt Kapitel 4, Vers 1: die Entrückung von Johannes. Wir werden gleich nach der Pause sehen, dass dies die Entrückung der Gemeinde symbolisiert.
Wir machen jetzt bis Viertel nach Pause.