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Alles geht schief

1. Samuel (Vers-für-Vers), Teil 22/42
15.03.20231. Samuel 13,1-14,46
SERIE - Teil 22 / 421. Samuel (Vers-für-Vers)
Israel ist echt in großer Not, sie verstecken sich vor den Philistern. Doch Jonathan und sein Waffenträger sind mutig und die Philister können besiegt werden. Aber nicht alles läuft nach Plan...

Einführung in die Problematik des Alters Sauls bei Amtsantritt

Wir kommen jetzt zu 1. Samuel 13. In manchen Bibelausgaben gibt es gerade beim ersten Vers ein Problem beim Lesen. Dort steht: „Saul war … Jahre alt, als er König wurde, und er regierte zwei Jahre über Israel. Saul erwählte sich dreitausend aus Israel, zweitausend waren bei Saul in Michmas und auf dem Gebirge von Betel, und tausend waren bei Jonathan in Gibea Benjamin. Das übrige Volk aber entließ er jeden zu seinen Zelten.“

Hier stellt sich die Frage: Wie alt war Saul, als er König wurde? Manche Übersetzungen vermuten, dass im hebräischen Text ein Zahlwort fehlt. Deshalb setzen sie an dieser Stelle nur drei Punkte. Doch man sollte bedenken: Es gibt etwa sechstausend hebräische Handschriften, und in keiner davon steht das Alter Sauls beim Amtsantritt. Es ist also nicht so, dass das Zahlwort einfach ausgefallen wäre.

Wo hätten wir sonst hebräische Handschriften, die diese Information enthalten könnten? Solche gibt es nicht. Daher wird manchmal behauptet, diese Angabe sei verloren gegangen. Aber der Herr Jesus sagt doch in Matthäus 24, Vers 34: „Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist. Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen.“

Hier wird uns beschrieben, dass das Wort Gottes niemals vergeht. Im Vers davor ist vom Volk die Rede, das niemals untergeht. Das griechische Wort „genia“ kann „Geschlecht“, „Generation“, aber auch „Volk“ oder „Volksstamm“ bedeuten. Dieser Vers dient nicht dazu, eine Rechnung aufzustellen, wie manche es versucht haben.

Zuvor geht es um den Feigenbaum, der Israel symbolisiert. Wenn der Feigenbaum wieder ausschlägt, bedeutet das die Staatsgründung Israels 1948. Vierzig Jahre später, also eine Generation später, sollten dann die letzten Endzeiterlebnisse im Zusammenhang mit der Wiederkunft Christi stattfinden – 1988. Wer solche Berechnungen angestellt hat, wurde entlarvt. Wir wussten schon vor 1988, dass das nicht stimmen kann. Solche Berechnungen sind falsch, wenn es um die Wiederkunft Christi geht.

Es ist jedoch genial, dass hier das Volk Israel gemeint ist. Dieses Volk wird nicht vergehen, bis alles geschehen ist. Vom ersten Jahrhundert bis heute wurden durch Judenhass und Verfolgung etwa dreizehn Millionen Juden getötet. Die Nazis verursachten die größte Katastrophe mit sechs Millionen Toten. Doch über die Jahrhunderte hinweg sind es insgesamt etwa dreizehn Millionen Opfer.

Der Herr hat vorausgesagt, dass dieses Volk niemals untergeht – das Volk des Buches, das niemals untergeht. In Vers 35 finden wir das Buch des Volkes, das niemals untergehen wird. Auch im Alten Testament gibt es eine entsprechende Verheißung, zum Beispiel in Jesaja 40, Vers 8: „Das Gras ist verdorrt, die Blume ist abgefallen, aber das Wort unseres Gottes besteht in Ewigkeit.“

Das ist eine Verheißung, dass die Bibel niemals untergehen wird und dass der Bibeltext nicht verloren geht – auch nicht ein einziges Wort. Deshalb hätte man bei Bibelausgaben, die an dieser Stelle drei Punkte setzen, immer ganz kritisch sein sollen. Das ist schlichtweg nicht akzeptabel.

Die hebräische Ausdrucksweise des Alters und ihre Bedeutung

Ja, was steht denn im Hebräischen? Ich lese mal vor: Ben-Shanah, Sha'ul, Bemolcho – Sohn eines Jahres war Saul in seinem Regieren, das heißt Regieren als König. Bemolcho ist ein Wort, das „in seinem Regieren als König“ bedeutet.

Ben-Shanah, Sohn eines Jahres – was ist denn das? War er einjährig, als er auf den Thron kam? Nein, sicher nicht. Aber das ist eine hebräische Ausdrucksweise. Wenn man in Israel fragt: „Wie alt bist du?“, dann sagen die Leute: „Ben Kama'at?“ – also „Sohn von wieviel bist du?“ Und dann sage ich: „Ani ben Shishim we Arbarschanim.“ Also ich bin ein Sohn von vierundsechzig Jahren, ein Sohn von so vielen Jahren. So drückt man das Alter aus.

Und jetzt steht hier: Ben Schana, Sohn eines Jahres, war Saul. Darum hat man gedacht, das bedeutet, hier ist eine Zahl ausgefallen, da sollte irgendeine Zahl stehen, die ein beträchtliches Alter dieses jungen und schönen Saul bezeichnet. Aber diese Zahl gibt es nicht. Es ist so: Dieser Ausdruck „Sohn von so und so vielen Jahren“ wird im Alten Testament an ganz vielen Stellen verwendet.

Ich gebe mal ein Beispiel. Schlagen wir auf in 2. Chronika, Kapitel 22, Vers 2. Da steht: „Zweiundzwanzig Jahre war Ahasja alt, als er König wurde.“ Oder 42 Jahre war Ahasja alt, als er König wurde. Jetzt habt ihr wieder ein Problem. Bei den einen steht 22, bei den anderen 42.

Jetzt will ich mal die Wahrheit sagen: In meiner Bibel steht „22 Jahre war Ahasja alt“. Und dann steht eine Fußnote bei 22, in der gesagt wird, dass im hebräischen Text 42 steht, doch man solle 2. Könige 8,26 vergleichen. Im hebräischen Text steht also: Ahasja war ein Sohn von 42 Jahren, als er König wurde. Und in 2. Könige 8,26, der Parallelstelle, wo derselbe König beschrieben wird, steht: „22 Jahre war Ahasja alt, als er König wurde, und er regierte ein Jahr in Jerusalem.“

Da haben wir also wieder ein Zahlenproblem, nicht wahr? Beides geht ja nicht zusammen. Aber jetzt muss man wissen: Hier steht nicht „22 Jahre alt“, sondern „ein Sohn von 22 Jahren war Ahasja“ in 2. Könige, und „ein Sohn von 42 Jahren war Ahasja“ in 2. Chronika.

Jetzt erklärt sich das folgendermaßen: Ahasja war ein Glied der Dynastie, die König Omri gegründet hatte. Und das war nach strenger biblischer Chronologie – wenn man die Zahlen zusammenrechnet, gerade bei den Königen, wird bei jedem König gesagt: So alt war er, so lange hat er regiert.

Nun, bei Omri, wenn man die Zahlen der Bibel konsequent zusammenrechnet, dann war die Gründung der Dynastie Omri im Jahr 929 v. Chr. Ahasja bestieg den Thron um 887 als Vizekönig. Und jetzt machen wir mal die kleine Rechnung: 929 minus 887 ergibt 42.

In 2. Chronika wird gesagt, Ahasja war ein Sohn von 42 Jahren. Im Zusammenhang mit der Dynastie Omri war er, als er König wurde, quasi ein Sohn von 42 Jahren.

Aber die Ausdrucksweise „Sohn von so vielen Jahren“ wird auch gebraucht für das persönliche Alter einer Person. So erklärt sich das: Er war 22, Sohn von 22 Jahren, also 22-jährig, als er König wurde. Aber in der Dynastie Omri war er ein Sohn von 42 Jahren. Es passt perfekt zusammen.

Und das ist nicht die einzige Stelle; das kommt noch öfter in der Bibel vor. Dass also einerseits das Alter gesagt wird, wann jemand auf den Thron kam, und ein paar Jahre später haben wir ein Beispiel: 18 Jahre, und in der Parallelstelle steht 8 Jahre.

Man kann genau sehen: Judah war ein Satellitenstaat, das waren acht Jahre. Darum wird gesagt, als er König wurde, war er ein Sohn von acht Jahren, und sein persönliches Alter war 18 Jahre. So werden diese Probleme gelöst.

Man muss eben diese Ausdrucksweise im Hebräischen verstehen, dass „Ben von so viel Schana“ sowohl das persönliche Alter als auch das Alter im Lauf der Dynastie bedeuten kann.

Und jetzt gehen wir zurück zu Saul: Er war ein Sohn eines Jahres. Das bedeutet, Saul regierte ein Jahr. Das ist die Aussage hier.

Saul hat ein Jahr regiert, und wir haben diese Anfangszeit sehr ausführlich beschrieben, ab seiner Salbung. In diesem ersten Jahr hatte man den Eindruck, es läuft eigentlich alles recht toll und unproblematisch. Also war das Verlangen nach einem König, nach den Gedanken der Menschen, gar nicht so eine schlimme Sache.

Sauls Herrschaft und die erste Krise

Und nun übersetze ich ganz natürlich Benjana Sha'ul Bemolcho, also: Saul regierte ein Jahr, ushteschanim malach al Yisrael. Und als er zwei Jahre über Israel regiert hatte, erwählte sich Saul dreitausend aus Israel. Zweitausend waren bei Saul in Michmas und auf dem Gebirge von Betel, und tausend waren bei Jonathan in Gebea Benjamin.

Warum wird gesagt, er habe ein Jahr regiert, und dann, als er zwei Jahre regierte, da erwählte er diese dreitausend? Nach diesem einen Jahr, in dem man dachte, eigentlich läuft ja alles rund, wirklich toll und besser als in der Richterzeit im Allgemeinen, beginnen nach zwei Jahren die großen Probleme. Das ist die Aussage des Textes.

Also nochmals für die, die mitschreiben: Saul regierte ein Jahr, und als er zwei Jahre über Israel regiert hatte, erwählte sich Saul dreitausend aus Israel, usw. Und jetzt geht es richtig los.

Das übrige Volk aber entließ er jeden zu seinen Zelten. Das ist eigentlich auch noch erstaunlich. Warum steht hier „zu den Zelten“ und nicht „zu ihren Häusern“? Wir stellen uns oft vor, die Israeliten seien damals unter Josua ins Land gezogen, hätten das Land erobert und dann alle Häuser gebaut. Das war aber nicht so.

Damit ist das eine archäologische Streiflicht, mit dem man große Probleme lösen kann. Wenn man nämlich archäologische Fachliteratur liest, dann wird gesagt: Ja, wir haben diese Ortschaften aus dem Alten Testament ausgegraben, jene und jene. Wenn man dann die Anzahl der Häuser anschaut, kommt man zum Schluss, dass die Zahlen der Bibel bei den Volkszählungen viel zu hoch sind. Es gibt viel weniger Häuser, das kann überhaupt nicht stimmen. Also könne man den Zahlen im Alten Testament nicht trauen, sagen manche Spezialisten.

Nun, diese Forscher haben schon gründlich gearbeitet. Sie haben ausgegraben und Hochrechnungen über die gefundenen Häuser gemacht. Aber sie haben nicht beachtet, was in der Bibel steht: Das waren die reichen Leute, die in Steinhäusern wohnten.

Für Israeliten typisch war das Vierraumhaus, zum Beispiel in Hazor im Nordisrael. Dort hat man besonders detailliert ausgegraben. Man findet ein schönes Beispiel von einem Vierraumhaus mit Innenhof, ganz typisch israelitisch. Das kann man sehr schön von den Kanaanäern unterscheiden. Wenn man gräbt und auf Vierraumhäuser stößt, hat man den Hinweis, dass es sich um Israeliten handelt, nicht um Kanaaniter.

Wenn man in anderen Schichten gräbt, findet man Bauüberreste, die zum Beispiel in Hazor mit Basaltstein, Lehmziegeln und eingebauten Holzbalken kombiniert sind. Das ist typisch kanaanitisch. Der Palast von Jabin, der in Richter 4 bei Debora erwähnt wird, wurde dort sehr schön ausgegraben. Man sieht, dass vieles mit Basaltstein, einem vulkanischen schwarzen Gestein, gebaut wurde, zusammen mit Lehmziegeln und Holzbalken. Das war ein kanaanitischer König, Jabin.

Die Israeliten, besonders die Reichen, wohnten also in Häusern. Gerade in den ummauerten Städten lebte die Elite, die Reichen und Adligen. Die übrigen Leute, die Armen, waren draußen außerhalb in Zelten.

Die Zelte bestanden aus Holz und Planen zum Decken. Diese Materialien verrotten sehr schnell. Deshalb findet man nur sehr wenige Überreste von Zelten, aber Häuser findet man. Wenn man nur die Steinhäuser zählt, unterschätzt man die Zahlen.

Das ist kein Trick, um ein Problem zu lösen, sondern die Bibel selbst sagt es: „Das übrige Volk aber entließ er jeden zu seinen Zelten.“

Für die, die gerne nachschlagen, hier ein paar Stellen dazu: Josua 22,8; 1. Samuel 20,1; 2. Samuel 20,22; 1. Könige 12,16; 2. Chronik 10,16 und noch mehr. Dort sieht man, dass es sehr üblich war, in Zelten zu wohnen.

Ich möchte noch eine Stelle aus dem Buch der Richter zeigen, die dazu passt. Richter 20,8 – da sind wir wieder in der schrecklichen Geschichte um Gibeah und Jabes Gilead. Dort lese ich: „Da sind sie versammelt in Mizpa, und das ganze Volk stand auf wie ein Mann und sprach: Wir wollen nicht gehen, jeder zu seinem Zelt, und nicht einkehren, jeder in sein Haus, sondern dies ist die Sache, die wir jetzt an Geba tun wollen.“

Man sieht, es gibt zwei Klassen: Die Leute, die zu den Zelten gehen, und die Leute, die zu den Häusern gehen. Damit ist das ganze Problem gelöst.

Nein, die Zahlen der Bibel sind ganz exakt und müssen nicht korrigiert werden. Aber jetzt kann man die Lehrbücher der Archäologie korrigieren.

Wenn Archäologen Grenzüberschreitungen machen und meinen, auch Spezialisten für die Bibel zu sein, dann muss man sagen: Ja gut, aber dann muss man die Bibel auch kennen. Sonst sollte man besser nicht darüber schreiben.

Ihre Arbeit haben sie aber schon gut gemacht.

Schwierigkeiten mit den Zahlen in den Königsbüchern und ihre Erklärung

Und übrigens, was die Zahlen in der Bibel betrifft: Man hatte lange Zeit ein großes Problem, insbesondere mit den Zahlen der Könige von Israel, also der zehn Stämme, und der Könige von Juda im Süden.

Der Grund dafür ist folgender: Bei jedem König, nach David und Salomo, wird angegeben, wie lange er regiert hat und wie alt er war, als er König wurde. Zwischendurch wird auch erwähnt, in welchem Jahr im Reich Israel das geschah, oft im Bezug auf das Jahr eines bestimmten Königs. Es gibt also Synchronismen, die die beiden Chronologien miteinander verbinden.

Wenn man diese Angaben aber in einer Tabelle, zum Beispiel in Excel, aufzeichnet, dann ergibt das keinen Sinn. Schon bei den ersten Königen passt es nicht. Wenn man weiterrechnet, löst sich das Problem nicht, man kann die Zahlen nicht zusammenbringen, sie passen nicht zusammen. Deshalb haben viele gesagt: Es gibt viele Fehler in der Bibel, es wurde ungenau abgeschrieben.

Die älteste griechische Übersetzung, die Septuaginta, wurde im dritten Jahrhundert vor Christus in Alexandria, Ägypten, von Juden hergestellt. Dort wurden solche Zahlen der Könige geändert. Man hatte das Problem erkannt und versucht, es durch Änderungen der Zahlen zu lösen. Allerdings wurde die Situation dadurch nicht verbessert, sondern verschlimmert.

Man fragt sich, wie Juden einfach Zahlen ändern konnten. Im Judentum durfte man am hebräischen Text nichts verändern. Es wurde gelehrt, dass man beim Abschreiben der Tora keinen Buchstaben verändern darf. Wer das tat, galt als Zerstörer der Welt. Daher musste man genau abschreiben, wie es in der Vorlage steht. Deshalb wurden die Zahlen im hebräischen Text sehr streng kopiert, obwohl man seit mindestens 2300 Jahren wusste, dass es ein Problem gibt.

Vor einigen Jahren habe ich bei Kenneth Kitchen gelesen. Er ist einer der größten Ägyptologen des 20. Jahrhunderts und lebt noch heute. Er hat sich zu diesem Problem der Zahlen geäußert und gesagt, dass sich dahinter vielleicht ein Zählsystem verbirgt, das wir heute nicht mehr kennen. Er äußerte sich sehr zurückhaltend und mit höchster Achtung vor dem Bibeltext.

Schließlich hat die Archäologie geholfen, das Problem zu lösen. Man hat gesehen, dass man im Nahen Osten in der Antike unterschiedlich gezählt hat. In manchen Königreichen galt zum Beispiel folgendes: Wenn der Vater nach 40 Jahren regierte und starb, dann war das Jahr 40 das Todesjahr des Vaters. Im selben Jahr wurde der Sohn König und begann ab diesem Jahr zu zählen.

Um das zu verdeutlichen: Angenommen, mein Vater wäre König über Helvetia gewesen und hätte nach 40 Jahren Regentschaft im Jahr 2000 das Leben verloren. In diesem Jahr 2000 starb er tatsächlich, aber er war nicht mehr König. Im selben Jahr wäre ich dann König geworden und hätte ab da schon 23 Jahre regiert.

Das ist natürlich ein Problem, wenn man später die Zahlen zusammenrechnet. Man muss darauf achten, dass man das Jahr 2000 nicht doppelt zählt, denn es war sowohl das vierzigste Jahr des Vaters als auch mein erstes Jahr. Andere Königreiche haben das so gelöst, dass sie das erste Jahr des Sohnes nicht zählten. Dieses Jahr wurde einfach als Thronbesteigungsjahr betrachtet. Das nächste Jahr, in unserem Beispiel 2001, wurde dann als Jahr eins gezählt, danach zwei, drei und so weiter.

Wenn man dieses Prinzip auf die Zahlen in der Bibel anwendet, hat sich jemand überlegt: Bei den zehn Stämmen gibt es kein Thronbesteigungsjahr, in Juda aber schon. Und siehe da, dann passt alles zusammen! Fantastisch, es stimmt! Allerdings hat man dadurch immer ein Jahr zu viel gezählt. Wenn man also 22 schreibt, ist eigentlich 21 gemeint, schreibt man 2, ist es 1, und so weiter. So konnte man alle Zahlenprobleme lösen.

Jetzt dreht sich der Spieß natürlich um. Der hebräische Text, der masoretische Text, von dem man hier eine Seite aus dem Kodex Aleppo sieht, hat diese Zahlen ganz streng kopiert. Dabei haben die Abschreiber auch darauf geachtet, Buchstaben, Wörter und Wortverbindungen zu zählen. Mit diesen Zählungen konnten sie ihre Abschriften überprüfen und Fehler aufdecken. Sie arbeiteten also mit Zählsystemen, ähnlich wie heute Computer.

Diese Abschreiber des masoretischen Textes im Mittelalter haben die Zahlen aus den Büchern der Könige und der Chronik streng abgeschrieben, obwohl sie wussten, dass es ein ungelöstes Problem gibt. Das wussten schon die Septuaginta-Übersetzer. Doch da es sich um eine Übersetzung handelt, durften sie nichts ändern.

In den rabbinischen Bibeln findet man den hebräischen Text mit danebenstehenden Targumim, den aramäischen Übersetzungen. Diese sind oft sehr frei übersetzt, mit Zusätzen und Erklärungen.

Zum Beispiel in Jesaja 53 beziehungsweise 52,13 beginnt der Abschnitt mit dem Gottesknecht, der leidet: "Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln, er wird erhoben und erhöht werden und sehr hoch sein. So wie sich viele über ihn entsetzt haben, so entstellt war sein Aussehen." In der aramäischen Übersetzung, die man in jeder Rabbinerbibel daneben findet, steht auf Aramäisch: "Siehe, mein Knecht, der Messias wird einsichtig handeln." Das ist eine freie Übersetzung, die im Text auch erklärt, dass es in diesem Abschnitt um den leidenden Knecht, also den Messias, geht.

Ein weiteres Beispiel ist Micha 5: "Und du, Bethlehem Ephrata, zu klein, um unter den Tausenden von Juda zu sein, aus dir wird mir der Herrscher in Israel hervorgehen, und seine Ursprünge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit." Im aramäischen Targum, der in jeder rabbinischen Bibel steht, heißt es: "Aus dir wird mir der Messias hervorkommen." Das Wort "Meshicha" ist dort enthalten. Viele andere Stellen sind ebenfalls so gekennzeichnet.

Der Messias muss also in Bethlehem geboren sein – Bethlehem, das heute judenrein ist und zur palästinensischen Autonomie gehört. Dort als Jude hineinzukommen ist nicht möglich. Wie soll dann der Messias noch kommen? Er darf ja gar nicht in Bethlehem geboren werden. Doch er ist längst gekommen. Er wurde in Bethlehem geboren, wie Matthäus 2 ebenfalls erklärt.

Das war jetzt ein etwas längerer Exkurs, um zu zeigen, wie genau diese Zahlen im hebräischen Text überliefert sind und warum die Septuaginta nicht zuverlässig ist. Sie ist eine Übersetzung, und die Juden waren darin sehr frei und locker beim Anpassen.

Wenn man sieht, dass die Zahlen so perfekt überliefert sind, dann darf niemand denken, dass in 1. Samuel 13,1 eine Zahl fehlt. Nein, man muss einfach übersetzen, was dort steht. Es heißt nicht, Saul sei ein Jahr alt gewesen, sondern er war "ein Sohn eines Jahres" in seinem Regieren. Das heißt, als er König wurde, war er ein Jahr im Amt. Und dann, als zwei Jahre vergangen waren, begannen die Probleme.

Die militärische Lage und Sauls Reaktion

Ja, jetzt gehen wir weiter zu Vers drei.

Schluss mit Archäologie. Jonathan schlug die Aufstellung der Philister, die ihm Geber war, und die Philister hörten es. Saul ließ im ganzen Land verkünden, dass er die Philister geschlagen habe, und sprach: „Die Hebräer sollen es hören.“ Als ganz Israel davon hörte, dass Saul die Aufstellung der Philister geschlagen hatte und sich Israel bei den Philistern einen Namen gemacht hatte, versammelte sich das Volk hinter Saul hier bei Gilgal.

Sauls Sohn Jonathan hat hier einen gewaltigen Sieg errungen, und das ermutigte Israel. Interessant ist, dass sein Vater Saul das offenbar nicht ganz klar hatte oder es nicht richtig weitergegeben wurde. Es heißt nämlich: „Und als ganz Israel hörte, Saul habe die Aufstellung der Philister geschlagen.“ Das ist nicht ganz korrekt, denn es war Jonathan. Das wird im Weiteren sehr wichtig sein.

Es geht hier um Saul, aber Saul in Verbindung mit seinem Sohn Jonathan. Saul hatte keine persönliche Beziehung zum Herrn, aber Jonathan lebte ein wunderbares Glaubensleben. Gott gab Gnade über Jonathan, doch die Ehre wurde Saul zugeschrieben.

Was noch auffällt bei Saul: Er ließ das Volk rufen und sagte, die Hebräer sollen es hören. Wie bitte? Er sagt nicht „die Israeliten“. Man kann mit einer Konkordanz, zum Beispiel auf dem Handy, nachschauen, wo überall „Hebräer“ vorkommt. Dann sieht man, dass „Hebräer“ ein ziemlich verbreitetes Schimpfwort für Israeliten war. Wenn abschätzig über die Israeliten gesprochen wurde, sagte man „die Hebräer“.

Beispiel Kapitel 14, Vers 11: Beide, Jonathan und sein Diener, zeigten sich der Aufstellung der Philister. Da sprachen die Philister: „Siehe, Hebräer kommen aus den Löchern hervor, worin sie sich versteckt haben.“ So verächtlich redeten sie über die Hebräer, die wie Ratten aus den Löchern kamen. Sie sagten nicht „Israeliten“. Israel bedeutet „Gotteskämpfer“ und ist ein Würdename für Israel. Hebräer war quasi ein abschätziger Name.

Warum benutzt Saul diesen Ausdruck „die Hebräer sollen es hören“?

Ich lese weiter Vers 4: „Und als ganz Israel hörte, Saul habe die Aufstellung der Philister geschlagen, und auch habe sich Israel bei den Philistern einen Namen gemacht, da versammelte sich das Volk hinter Saul hier bei Gilgal.“

Die Philister sammelten sich zum Kampf mit Israel: dreißigtausend Wagen, sechstausend Reiter und Fußvolk wie der Sand am Ufer des Meeres an Menge. Sie zogen herauf und lagerten sich bei Michmas, östlich von Beit Aven.

Dieser Pass Michmas liegt auch im Gebiet von Benjamin, dem Bergland von Benjamin. Wenn man da mit dem Auto durchfährt, ist das als „Pass von Michmas“ bezeichnet. Das ist landschaftlich eine wichtige Gegend. Dort kamen die Philister hin, bei Michmas, östlich von Beit Aven.

Die Männer von Israel sahen, dass sie in Bedrängnis waren. Das ist etwas, was ich in meiner Bibel schwarz anstreiche: „Bedrängnis“. Denn das Volk war bedrängt, auch schwarz markiert, und das Volk versteckte sich, ebenfalls schwarz markiert, in den Höhlen – da mache ich grün für „H“ wie Höhlen – und in den Dorngebüschen, „D“, und in den Felsen und in den Burgen und in den Gruben. So wird anschaulich gezeigt, dass Israel echt in Not war.

Diese erfolgreiche, schlagkräftige Armee der Philister mit dreißigtausend Wagen – Wagenkämpfer spielten damals eine entscheidende Rolle, ähnlich wie heute Panzer – war sehr mächtig.

Wir lesen weiter in Vers 7: „Und die Hebräer gingen über den Jordan in das Land Gad und Gilead. Saul aber war noch in Gilgal, und das ganze Volk zitterte hinter ihm her.“ Sie waren am Zittern. Er wartete sieben Tage bis zu der von Samuel bestimmten Zeit. Aber Samuel kam nicht nach Gilgal, und das Volk zerstreute sich von ihm weg.

Jetzt ist das ganz dramatisch. Wir müssen zurückblenden zu Kapitel zehn. Wir erinnern uns, wie der Prophet Samuel Saul drei Zeichen gegeben hatte, um ihm zu zeigen, dass er wirklich König werden würde. Diese Zeichen waren eine Bestätigung. Jedes dieser Zeichen in Zelzach, Tabor und bei Gebea Elohim sollte ihm auch wichtige geistliche Lektionen vermitteln.

Nach diesen drei Zeichen sagt Samuel in Vers 8, aber ich lese Vers 7 dazu: „Und es soll geschehen, wenn dir diese Zeichen eintreffen, so tu, was deine Hand finden wird, denn Gott ist mit dir.“ Sehr ermutigend. Nun sagt er: „Und geh vor mir nach Gilgal hinab, und siehe, ich werde zu dir hinabkommen, um Brandopfer zu opfern, um Friedensopfer zu schlachten. Sieben Tage sollst du warten, bis ich zu dir komme, und ich werde dir mitteilen, was du tun sollst.“

Das hat Samuel nie gemacht in der folgenden Zeit. Aber jetzt geht Saul nach Gilgal, jetzt, wo es ganz schwierig wird. Jetzt will er das machen, was der Prophet ihm gesagt hat: sieben Tage sollst du warten, bis ich zu dir komme.

Und jetzt lesen wir hier: „Und er wartete sieben Tage bis zu der von Samuel bestimmten Zeit. Aber Samuel kam nicht nach Gilgal.“ Der Prophet hat Verspätung, und das Volk zerstreute sich von Saul weg. Sie fühlten sich bei König Saul nicht sicher, so wie Eselinnen verloren gingen und Saul sie nicht mehr zurückbringen konnte. Jetzt geht das Volk verloren.

Der Mann kommt echt in Bedrängnis, er kann keine Sicherheit vermitteln. Da sprach Saul – das habe ich in meiner Bibel schwarz unterstrichen – da sprach er: „Bringt mir das Brandopfer und die Friedensopfer her!“ Aber Samuel hatte gesagt: Warte, bis ich komme. Jetzt macht Saul es selbst. Sieben Tage sind vergangen, aber Samuel ist nicht gekommen. Er opferte das Brandopfer.

Und es geschah, als er das Opfern des Brandopfers vollendet hatte, siehe da, kam Samuel. Oh, hätte er doch ein bisschen gewartet! Er hat wieder Gottes Zeit nicht ernst genommen. Und da können wir uns immer sagen, wenn es irgendwie lange dauert, müssen wir uns immer wieder mutmachend selbst sagen: Gott kommt spätestens rechtzeitig.

Ja, Saul hat ein bisschen gehandelt, und siehe da, kam Samuel. Das habe ich rot unterstrichen. Das ist der Punkt. Ach, hätte er doch gewartet!

Saul ging hinaus, um Samuel entgegenzugehen, ihn zu begrüßen. Wörtlich steht da: „ihn zu segnen“, zum Beispiel sagt man „Baruch haba“ – „Gesegnet sei, der kommt“. Das ist der normale Ausdruck in Israel, um zu sagen: Willkommen, Baruch Haba, willkommen.

Samuel sprach: „Was hast du getan?“ Der Prophet wusste alles. So wie er auch informiert war – nicht wahr – einen Tag bevor Saul umherirrend kam, wusste er genau, wann er kommen würde.

„Was hast du getan?“ Das ist wie in der Musik, wo plötzlich ein Motiv wiederkehrt und immer wiederkehrt. Ich habe vor einiger Zeit mit jungen Leuten zusammen das Beethoven-Violinkonzert durchgehört und ihnen erklärt, wie Musik, die im Rahmen des Christentums in Europa entstanden ist, aufgebaut ist und funktioniert. Ich sagte ihnen genau, jetzt müsst ihr auf das hören, das und das.

Plötzlich nahm es Struktur an, und sie verstanden die Musik. Ja, und hier ist es beim Bibellesen genauso: „Was hast du getan?“ Das ist das Paukenmotiv.

Wo? 1. Mose 3, Vers 13. Dieses Wiederaufnehmen von Motiven hilft, sich zu orientieren. Wenn Samuel sagt: „Was hast du getan?“, müssen wir gleich zurückdenken an 1. Mose 3, Vers 13.

Der Sündenfall ist geschehen, und Gott kommt und ruft den Menschen:

Vers 9: „Und Gott der Herr rief den Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du?“ Und er sprach: „Ich hörte deine Stimme im Garten, und ich fürchte mich, denn ich bin nackt, und ich versteckte mich.“

Und Gott sprach: „Wer hat dir mitgeteilt, dass du nackt bist? Hast du gegessen von dem Baum?“

Dann Vers 13: „Und Gott der Herr sprach zu der Frau: Was hast du da getan?“ Schrecklich! Adam und Eva wurden zu Sündern.

Sie bekamen einen ersten Sohn, Kain. Sie dachten, das ist wohl der Same der Frau, der der Schlange den Kopf zertreten wird, der Befreier. Darum war der Wunsch der Frau, dass dieses Kind Kain heißen würde.

Schauen wir mal Kapitel 4: „Und der Mensch erkannte Eva, seine Frau, und sie wurde schwanger und gebar Kain, und das heißt ‚erworbener Gewinn‘. Und sie sprach: Ich habe einen Mann gewonnen mit dem Herrn.“ Da dachte sie: „Erworbener Gewinn, das ist er.“

Welche Enttäuschung! Aus diesem Mann wurde später ein Mörder, der erste Mörder der Weltgeschichte.

Als er seinen Bruder Abel erschlagen hatte, lesen wir in 1. Mose 4, Vers 9: „Und der Herr sprach zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel?“ Und er sprach: „Ich weiß es nicht. Bin ich meines Bruders Hüter?“ Und er sprach: „Was hast du getan? Horch, das Blut deines Bruders schreit zu mir von dem Erdboden hier.“ Das ist ganz dramatisch.

Und hier bei Saul ist es zutiefst dramatisch.

Wir schauen weiter: 1. Samuel 13,11: „Und Samuel sprach: Was hast du getan?“

Saul sprach: „Weil ich sah, dass das Volk sich von mir weg zerstreute.“ Ich kann ihn gut verstehen, dass er so nervös wurde. Das passiert mir auch.

Wenn das Nervensystem sensibler ist, ist man schneller gefährdet für Panik. Da habe ich schon anderes erlebt. Zum Beispiel bin ich mit meiner Frau am Damaskustor vorbeigefahren, zu einer Zeit, als man mir sagte: „Aber ja, nicht dort parken, das wird gesteinigt.“ Ich dachte: „Ja gut, aber einfach durchfahren.“ Wir fuhren in der Kolonne, und dann knallte ein Stein ins Auto. Ich habe später gesehen, der Stein ist genau in den Gummi zwischen Scheibe und Karosserie reingeknallt, etwas höher, und ich hätte ihn am Kopf gehabt.

Sie dachten, das sei wahrscheinlich ein Siedler. In der Kolonne wurde ich ziemlich nervös, meine Frau konnte cool bleiben. Nein, ich meine, auch bei der Erziehung mit Kindern, wenn sie da vor dem größten Sohn stand, war das kein Problem. Ich habe anders reagiert.

Gut, heute erkläre ich das mit dem Nervensystem. Aber das entschuldigt nicht einfach alles. So war es nicht gemeint.

Nun, Saul wurde ziemlich nervös. Die Leute gehen weg, und er kann ihnen keine Sicherheit vermitteln. Und jetzt?

„Weil ich sah, dass das Volk sich von mir weg zerstreute, und du nicht kamst zur bestimmten Zeit.“ Das „du“ hast du kursiv gesetzt, um zu zeigen, dass im hebräischen Text „du“ betont ist. Ja, Samuel, du bist das Problem. Warum warst du nicht rechtzeitig?

Adam sagte: „Die Frau, die du mir gegeben hast, war das Problem.“ Und sie war wirklich ein Problem. Aber Probleme erklären nicht unbedingt unsere Verantwortung weg.

Darum sage ich: Panik ist nicht einfach eine Entschuldigung.

Und du bist nicht zur bestimmten Zeit gekommen, und die Philister waren in Michmas versammelt.

Also haben wir drei Gründe, Saul kann es wirklich erklären.

So sprach er: „Jetzt werden die Philister zu mir nach Gilgal herabkommen, und ich habe den Herrn nicht angepflegt.“ Ah, jetzt wird er sogar noch sehr religiös in der Argumentation. Es war ihm so wichtig, dass er zum Herrn betete, damit alles gut kommt.

Das war also der Grund, warum er sich nicht an die Vorschriften gehalten hat.

Eine vierte Erklärung folgt: „Und ich überwand mich ja, eigentlich wollte ich ja nicht.“ Darum sagt er: „Ich überwand mich, ich musste mich wirklich überwinden.“ Das war bestimmt so, aber es ist auch keine Entschuldigung.

„Und ich überwand mich und opferte das Brandopfer.“

Samuel sprach zu Saul: „Du hast töricht gehandelt, du hast das Gebot des Herrn, deines Gottes, das er dir geboten hat, nicht beachtet.“ Das habe ich unterstrichen: „töricht“ und „nicht beachtet“.

Denn jetzt hätte der Herr dein Königtum über Israel bestätigt bis in Ewigkeit.

Wir haben gesehen in Kapitel 10 die drei Zeichen, und dann, wenn du nach Gilgal hinuntergehst, sollst du sieben Tage warten, und dann komme ich, und dann wird das Opfer gebracht.

Warum hat Samuel das gesagt? Weil in Gilgal das Königtum von Saul Festigkeit bekommen sollte.

Nun aber wird dein Königtum nicht bestehen.

Jetzt kommt eine harte Nachricht: Der Herr hat sich einen Mann gesucht nach seinem Herzen, und der Herr hat ihn zum Fürsten über sein Volk bestellt, denn du hast nicht beachtet, was der Herr dir geboten hatte.

Ein anderer soll kommen als Ersatz, und zwar nicht mehr ein König nach den Gedanken der Menschen, sondern ein Mann nach den Gedanken und nach dem Herzen Gottes. Das ist die Ankündigung von David.

Vers 15: „Und Samuel machte sich auf und ging von Gilgal hinauf nach Gibea Benjamin. Saul musterte das Volk, das sich bei ihm befand, etwa sechshundert Mann.“

Irgendwie erstaunt es beim Lesen und bei der Reaktion von Saul. Es wird einfach nichts gesagt, aber das hat auch eine Bedeutung.

Wir müssen auch darüber nachdenken, was der Heilige Geist nicht sagt.

Wir sehen einfach, Saul macht weiter. Es ist eine gewisse Abstumpfung. Einfach Kopf runter und jetzt durch.

Das ist nicht immer gut.

Die militärische Lage spitzt sich zu

Vers 16: Saul und sein Sohn Jonathan sowie das Volk, das bei ihnen war, lagen in Geba Benjamin. Die Philister aber lagerten bei Michmas. Von dort aus unternahm eine Truppe der Philister einen Vernichtungszug, der in drei Abteilungen aufgeteilt war:

a) Eine Abteilung wandte sich auf den Weg nach Ofra zum Landschuh Aal hin.
b) Eine andere Abteilung zog auf dem Weg nach Bethoron.
c) Die dritte Abteilung bewegte sich auf den Weg zur Grenze, die über das Tal Zeboim zur Wüste hinaufragt.

Diese Strukturierung zeigt die drei Vernichtungstruppen der Philister.

Vers 19: Im ganzen Land Israel war kein Schmied zu finden. Wie kann ein Volk gegen seine Feinde bestehen, wenn es keine Schmiede für Waffen hat? Die Philister hatten das geschickt eingefädelt. Sie boten ihre Schmiededienste den Israeliten an, sodass diese keine eigenen Schmieden mehr brauchten.

Es heißt: „Und es war kein Schmied zu finden im ganzen Land Israel, denn die Philister hatten gesagt: Die Hebräer sollen sich weder Schwert noch Speer machen.“ Der verächtliche Ausdruck „die Hebräer“ zeigt, dass die Philister strategisch vorgingen. Sie sorgten dafür, dass Israel in der Waffenherstellung zurückblieb.

Ganz Israel ging zu den Philistern hinab, jeder, um seine Pflugschar, seinen Spaten, seinen Beil und seine Sichel zu schärfen, wenn die Schneiden abgestumpft waren. Auch der Rinderstachel wurde gerichtet. Am Tag des Kampfes jedoch wurde weder Schwert noch Speer in der Hand des ganzen Volkes gefunden, das mit Saul und Jonathan war.

Das zeigt, dass sich Israel abhängig gemacht hatte – sowohl in der Militärindustrie als auch in der Landwirtschaft. Die Philister waren sehr begabt in der Metallbearbeitung. Die Israeliten konnten einfach zu ihnen gehen, wenn sie ihre Werkzeuge schärfen oder reparieren lassen wollten. Aber diese Abhängigkeit vom Feind war fatal.

Das hätten auch die Europäer früher bedenken sollen. Hätten sie die Bibel gelesen, wüssten sie, dass man sich nicht vom Feind abhängig machen darf. Diese Fehler wurden vor über dreitausend Jahren gemacht und werden heute wiederholt. Israel hätte autark und selbstversorgend in der Rüstungsherstellung sein sollen.

Vers 22: Doch bei Saul und seinem Sohn Jonathan fanden sich noch Schwerter vor. Sie hatten also noch Waffen.

In der geistlichen Übertragung vom irdischen zum himmlischen Volk im Neuen Testament heißt es in Epheser 6,10-20, dass wir die geistliche Waffenrüstung anlegen sollen. Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die geistlichen Mächte der Bosheit.

In Vers 18 wird das Schwert des Geistes genannt, welches Gottes Wort ist. So kämpfte auch Jesus, als er vom Satan versucht wurde (Matthäus 4). Er antwortete immer mit „Es steht geschrieben“, also mit dem Wort Gottes. Hebräer 4,12 sagt: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert.“

Bei Saul und Jonathan waren Schwerter vorhanden – bei einem Mann, der nicht bekehrt war, und bei einem, der es war. Aber wenn wir in der Anwendung des Wortes Gottes von Ungläubigen abhängig werden, ist das nicht akzeptabel.

Manche junge Leute wünschen sich, Theologie zu studieren. Ich bekomme oft E-Mails von ihnen, in denen sie berichten, dass viele Theologen das Wort Gottes leugnen. Warum gehen sie dann zu diesen Feinden des Wortes Gottes? Genau das ist die Situation hier: Man macht sich abhängig von Gottlosen, die die Inspiration der Bibel leugnen.

Das ist heute üblich, sowohl in der evangelischen als auch in der katholischen Theologie. Dort findet man liberale Ansichten, die das Wort Gottes in Frage stellen. Vor kurzem schrieb mir jemand, der katholische Theologie studiert. Er fühlt sich von seinen Dozenten an den Rand gedrängt, weil er überzeugt ist, dass die Bibel wahr ist.

Man darf sich nicht von den „Philistern“ abhängig machen.

Die Philister wohnten im Land Kanaan und waren ebenfalls aus Ägypten ausgezogen, wie es in 1. Mose 10 steht. Die Israeliten zogen auch aus Ägypten aus, aber auf einem anderen Weg als die Philister. Man lese 2. Mose 12 und 13, wie Israel ausgezogen ist. Dort heißt es, dass Gott Israel nicht den Weg der Philister führte.

Der Weg der Philister verlief entlang des Mittelmeers direkt in den Gazastreifen – ein kurzer Weg. Gott aber führte Israel durch das Rote Meer, damit sie später, wenn sie Schwierigkeiten hatten, nicht wünschten, wieder zurück nach Ägypten zu gehen. Das wäre wie ein Christ, der sich bekehrt hat, aber dann die Zeit davor in der Sklaverei idealisiert.

Das Rote Meer schnitt den Weg zurück ab. Israel zog durch die Wüste Sinai und Negev, dann über das heutige jordanische Gebiet an den Ort jenseits des Jordans gegenüber von Jericho. Dort mussten sie durch den Jordan ins verheißene Land gehen.

Das Rote Meer ist ein Bild für den Tod Christi. Israel musste durch das Rote Meer, was in 1. Korinther 10 als Taufe auf Mose gedeutet wird – der Tod durch das Meer und die Auferstehung daraus. Paulus sagt in Galater 6 am Schluss, dass er nichts mehr mit der Welt zu tun haben will: „Die Welt ist mir gekreuzigt, und ich der Welt.“ Das Kreuz schneidet den Weg zurück in die Welt ab.

Später mussten sie auch durch den Jordan, der hinunter zum Toten Meer fließt – ein Todesfluss. Sie mussten durch diesen Todesfluss gehen, um ins verheißene Land zu kommen. Auch hier ist die Bedeutung von Sterben und Auferstehen zu sehen – zweimal.

Das hat eine bestimmte Bedeutung, dass es zweimal vorkommt. Dann betreten sie das verheißene Land.

Die Philister hingegen sind diesen Weg nicht durch das Rote Meer und den Jordan gegangen. Das ist ein Bild für Namenschristen. Sie sind gläubig oder halbgläubig, haben aber den Tod und die Auferstehung Christi im Glauben nicht wirklich ergriffen.

Und von solchen Menschen ist jetzt das Volk Israel abhängig. Das darf nicht sein!

Übergang zu 1. Samuel 14: Jonathan und sein Glaube

Und dann lesen wir weiter. Aber zuerst machen wir noch einen kurzen Unterbruch, damit wir die Fortsetzung wirklich gut aufnehmen können.

Wir kommen jetzt zu 1. Samuel 14, und es geht immer noch um Saul, aber hier ganz besonders um Saul in Verbindung mit seinem Sohn Jonathan. Da gibt es einen Kontrast: Vater und Sohn sind nicht dasselbe.

 1. Samuel 14, Vers 1:
Und es geschah eines Tages, da sprach Jonathan, der Sohn Sauls, zu dem Knaben, der seine Waffen trug: „Komm, lass uns hinübergehen zu der Aufstellung der Philister, die dort drüben ist.“ Seinem Vater aber teilte er es nicht mit. Das ist auch schon auffällig, denn da war keine Herzensgemeinschaft in allen Dingen mit dem Vater.

Jonathan war sich bewusst: „Mein Vater ist nicht gläubig.“ Ja, gottgläubig schon, er war ja kein Atheist, aber er war nicht bekehrt. Er hatte keine persönliche Beziehung zum Herrn.

Saul saß am Ende von Gibea unter dem Granatbaum, der ein Migron ist, und das Volk, das bei ihm war, war etwa sechshundert Mann.

Jetzt kommt eine Klammererläuterung:
Ahia, der Sohn Ahitubs, der Bruder Ikawods, des Sohnes Pinehas, des Sohnes Elis, des Priesters des Herrn in Chilo, trug das Ephod. Hier wird also ganz kurz erklärt, dass in dieser Zeit Ahia, der Hohepriester, immer noch aus der Linie von Eli war. Er trug das Ephod, das ist ein Bestandteil der sieben Teile der hohen priesterlichen Kleidung, wie sie in 2. Mose 28 beschrieben wird.

In dem Ephod waren die Urim und die Tumim, das heißt Lichter und Vollkommenheiten. Mit den Urim und Tumim konnte man den Willen Gottes in besonderen Umständen erfragen. Da gab Gott Licht, und zwar vollkommenes Licht für den Weg. Das wird noch von Bedeutung sein, aber es wird hier nur kurz eingefügt.

Das Volk wusste nicht, dass Jonathan weggegangen war. Es war aber zwischen den Pässen, durch die Jonathan zu der Aufstellung der Philister hinübergehen suchte, eine Felsspalte auf dieser Seite und eine Felsspalte auf jener Seite. Der Name der einen war Bozes und der Name der anderen Sene.

Die eine Spalte bildete eine Säule nach Norden, Michmars gegenüber, und die andere nach Süden, Geba gegenüber.

Jonathan sprach zu dem Knaben, der seine Waffen trug: „Komm, lasst uns hinübergehen zu der Aufstellung dieser Unbeschnittenen.“ Damit drückte er aus, dass das Ungläubige sind. Die Philister waren unbeschnitten. Sie gingen nicht durchs Rote Meer und nicht durch den Jordan, und sie ließen sich auch nicht beschneiden. Das spricht auch vom Gericht über die sündige Natur.

Darum hat das schon eine besondere Bedeutung, wenn er von diesen Unbeschnittenen spricht.

Vielleicht wird der Herr für uns wirken, denn für den Herrn gibt es kein Hindernis, durch viele oder durch wenige zu retten. Das zeigt etwas von Jonathans persönlichem Glauben.

Er hatte keine Verheißung, dass Gott ihm auf jeden Fall beistehen würde, wenn er gegen die Philister vorgehen würde. Aber er wusste: Der Herr kann. Und dann könnte es ja sein, dass er uns hilft.

Überhaupt, für den Herrn kommt es nicht darauf an, ob wir dreitausend oder tausend sind, er kann auch durch wenige helfen. Das drückt wieder diesen Glauben an Gottes Macht aus.

Sein Waffenträger sprach zu ihm: „Tu alles, was in deinem Herzen ist. Wenn du dich wohin du willst, siehe, ich bin mit dir nach deinem Herzen.“ So schön, da war wirklich Gemeinschaft, und er unterstützte Jonathan in seinem persönlichen Glauben und machte mit.

Glaubt das: Ja, der Herr, wenn er will, kann auch durch ganz wenige Großes wirken. Es kommt nicht auf die Menge an.

Jonathan sprach: „Siehe, wir gehen zu den Männern hinüber und wollen uns ihnen zeigen. Wenn sie so zu uns sprechen: ‚Steht still, bis wir zu euch gelangen‘, so wollen wir auf unserer Stelle stehen bleiben und nicht zu ihnen hinaufgehen. Wenn sie aber so sprechen: ‚Kommt zu uns herauf‘, so wollen wir hinaufgehen, denn der Herr hat sie in unsere Hand gegeben, und das soll uns das Zeichen sein.“

Also hat Jonathan im persönlichen Glauben auf den Herrn sich gesagt: Der Herr zeigt uns, wenn es so ist, dann müssen wir handeln, und wenn es nicht so ist, dann müssen wir nicht handeln. Aber es kam aus seinem persönlichen Glauben heraus.

Vers 11:
Und beide zeigten sich der Aufstellung der Philister. Da sprachen die Philister: „Siehe, Hebräer kommen aus den Löchern hervor.“ Ja, wir haben ja gesehen, das Volk war in Bedrängnis (Kapitel 13, Vers 6). Das Volk versteckte sich in den Höhlen, in den Dorngebüschen, in den Felsen, in den Burgen und in den Gruben.

Die Feinde sagten: „Siehe, Hebräer kommen aus den Löchern hervor, worin sie sich versteckt haben.“ Tiefe Verachtung für das Volk Gottes.

Am Ende der Aufstellung antworteten Jonathan und sein Waffenträger und sprachen: „Kommt zu uns herauf, so wollen wir euch etwas lehren.“ Sie wollten ihnen eine Lektion erteilen.

Da sprach Jonathan zu seinem Waffenträger: „Steige hinauf, mir nach, denn der Herr hat sie in die Hand Israels gegeben.“ Da zeigte er wirklich persönlichen Glauben.

Wir werden sehen, der Herr hat diesen Glauben belohnt. Nirgends wird in der Bibel gesagt, wir sollen das so machen. Aber Jonathan hat das aus seinem Glaubensstand heraus so entschieden, und der Herr ist bei ihm darauf eingegangen.

Es gibt nirgends eine Verheißung, dass wir es so machen sollen und dann wissen, was wir zu tun haben. Das muss man klar sehen.

Das Wort beschreibt, so wie es war, und zeigt auch die Barmherzigkeit des Herrn, so wie er ist.

Vers 13:
Jonathan stieg auf seinen Händen und auf seinen Füßen hinauf, und sein Waffenträger ihm nach. Sie fielen vor Jonathan, und sein Waffenträger tötete hinter ihm her.

Die erste Niederlage, die Jonathan und sein Waffenträger anrichteten, war etwa zwanzig Mann, etwa auf der halben Furchenlänge eines Ackerjochs.

Ein Joch ist hier die Ackerfläche, die mit einem Ochsengespann an einem Tag bearbeitet werden kann. Für Landwirtschaftsleute damals war klar, in welchem Gebiet dieser Kampf stattgefunden hat.

Ein Schrecken entstand im Lager, auf dem Feld und unter dem ganzen Volk, die Aufstellung und der Vernichtungszug – jetzt haben wir wieder diesen schrecklichen Ausdruck „Vernichtungszug“. Auch sie erschraken, und das Land erbebte, und es wurde zu einem Schrecken Gottes.

Die Gewalt, die der Herr da wirkte, hat ein totales Chaos angerichtet. Die hätten nie erwartet, dass quasi Ratten aus den Löchern hervorkommen und dann eine solche Katastrophe auslösen.

Vers 16:
Die Wächter Sauls in Gebea Benjamin sahen, und siehe, die Menge wogte und lief dahin und dorthin.

Saul sprach zu dem Volk, das bei ihm war: „Haltet doch Musterung und seht, wer von uns weggegangen ist!“

Sie hielten Musterung, und siehe, Jonathan und sein Waffenträger waren nicht da.

Die waren also echt gut organisiert. Ja, sie konnten da durchmustern und fanden unter mehreren Tausend Leuten heraus, wer fehlte. Jonathan und sein Waffenträger waren nicht da.

Da sprach Saul zu Ahia, dem Hohenpriester: „Bring die Lade Gottes herbei!“ Denn die Lade Gottes war an jedem Tag bei den Kindern Israel.

Nein, nicht schon wieder! Das hatten wir ja schon in 1. Samuel 4 erlebt. Dort hatten sie abergläubisch gemeint, diese Akazienholzlade, überzogen mit reinem Gold, die zwar symbolisch eine tiefe und wichtige Bedeutung hat, würde retten.

Aber die Rettung hängt vom Herrn ab, so wie Jonathan es gesehen hat: Der Herr kann durch viele oder wenige retten.

Doch beim Vater merkt man, dass es ein religiöses Denken ist, kein biblisches Denken: „Die Lade Gottes herbei!“

Vers 19:
Und es geschah, während Saul zu dem Priester redete, dass das Getümmel im Lager der Philister immer mehr zunahm.

Saul sprach zu dem Priester: „Ziehe deine Hand zurück!“

Saul und alles Volk, das bei ihm war, versammelten sich, und sie kamen zum Kampf.

Und siehe, da war das Schwert des einen gegen den anderen – eine sehr große Verwirrung.

Es waren Hebräer bei den Philistern, wie früher, die mit ihnen in das Lager ringsum hinaufgezogen waren. Auch sie wandten sich um, um mit Israel zu sein.

Da gab es Landesverräter. Schrecklich, gibt es unter dem Volk Gottes heute auch solche, die mit dem Feind kollaborieren – ja, natürlich.

Aber da haben sie plötzlich die Seite gewechselt, als sie sahen, wer siegreich ist. Sie haben die Philister auf der Seite der Siegreichen gesehen, da waren sie auf ihrer Seite. Man nennt das Wendehälse.

Vers 22:
Alle Männer von Israel, die sich im Gebirge Ephraim versteckt hatten, hörten, dass die Philister geflohen waren, und auch sie setzten ihnen nach im Kampf.

Das Gebirge Ephraim ist, wenn man von Jerusalem nach Norden geht – ich habe das schon wiederholt gesagt –, auf der Straße Nummer sechzig kommt man ins Bergland von Benjamin, das Gebiet von Gibeah, Bethel usw., Gilgal, und dann weiter eben Richtung Shiloh und Sichem, heute Nablus. Dort ist man im Gebirge Ephraim.

Shiloh ist im Gebirge Ephraim, und auch Nablus, also Sichem, mit dem Garizim und dem Ewal, das ist Ephraim.

Jetzt sind auch sie gekommen.

Und alle Männer von Israel, die sich im Gebirge Ephraim versteckt hatten, hörten, dass die Philister geflohen waren. Auch sie setzten ihnen nach im Kampf.

So rettete der Herr Israel an jenem Tag, und der Kampf ging über Bet-Awen hinaus.

Wieder eine große Rettung. Aber wir sehen, das hängt nicht von Saul ab, sondern von Jonathan. So wie früher es von Samuel abhing.

Sauls Schwur und die Folgen

Die Männer von Israel waren an jenem Tag sehr erschöpft. Saul beschwor das Volk und sprach – das heißt, er setzte sie unter einen Schwur: Verflucht sei der Mann, der Speise essen wird bis zum Abend, bis ich mich an meinen Feinden gerächt habe.

Was ist das? Sie sind so erschöpft, und jetzt sagt er ihnen, sie sollen nichts essen! In der Meinung, wenn man sich wirklich etwas antut, sich etwas Schweres auferlegt, durch Fasten, und man schon zusammenbricht, dann wird Gott helfen. Das ist typisch religiöses Denken, aber nicht biblisches Denken. Schrecklich!

Nun schauen wir, was geschieht. Das ganze Volk kostete keine Speise. Das ganze Volk kam in den Wald, und Honig war auf der Fläche des Feldes – wow, Zucker! Ja, das war eine Unterzuckerung in dieser Zeit. Und das ist so grandios!

Wer das schon erlebt hat: Ich war mit einer Frau unterwegs von Engedi das ganze Gebirge hoch bis aufs Hochplateau und dann oben in der Wüste, auf dem Hochplateau, stundenlang in der Hitze. Das ist ganz anders als Wandern in den Schweizer Bergen. Das ist nichts dagegen – so in der prallen Sonne, über Stunden. Das habe ich zweimal erlebt.

Dann kommt der Moment, ich merke das im Rücken, so ein Kräuseln, wie wenn ich Grippe bekomme. Es kann ein bisschen schwarz werden, und dann setze ich mich hin. Wir hatten kein Trinken mehr. Wir hatten literweise mitgenommen, das muss man, aber es war nichts mehr da. Dann haben wir nochmals im Gepäck gesucht, und da kommt eine Colaflasche. Ich mache keine Reklame für Cola, aber für Zucker in besonderen Momenten ist das fantastisch. Ein bisschen Zucker, und in Minuten – wow! – man leuchtet wieder.

Jetzt muss ich mir vorstellen, das wäre genau der Moment gewesen, die Unterzuckerung mit Honig. So wird es hier beschrieben: Das ganze Volk kam in den Wald, und Honig war auf der Fläche des Feldes. Als das Volk in den Wald kam, siehe da, ein Strom von Honig! Aber niemand brachte seine Hand zu seinem Mund, denn das Volk fürchtete den Schwur, die Torheit von Saul.

Jonathan aber hatte es nicht gehört, als sein Vater das Volk beschwor. Er streckte das Ende seines Stabes aus, der in seiner Hand war, tauchte ihn in den Honigseim und brachte seine Hand wieder zu seinem Mund. Seine Augen wurden hell.

Da erinnere ich mich an die zweite Station, als das war. Das war auch dort in der Wüste, wieder stundenlange Wanderungen. Wir haben wirklich unglaubliche Touren gemacht, einmal vom Oadi Arugot das ganze Gebirge hoch, dann übers Hochplateau und wieder runter nach Engedi. Wenn man in solchen Momenten der Unterzuckerung Zucker bekommt, ist das wirklich innert ein, zwei Minuten spürbar: Man ist wieder voll da, und das Gesicht leuchtet.

Jetzt müssen wir mal schauen, was da steht: Er streckte das Ende seines Stabes aus, der in seiner Hand war, tauchte ihn in den Honigseim und brachte seine Hand wieder zu seinem Mund, und seine Augen wurden hell. Da bekam er wieder Kraft, und das geht wirklich ruckzuck.

Einer vom Volk hob an und sprach: „Dein Vater hat das Volk feierlich beschworen und gesagt: Verflucht sei der Mann, der heute Speise essen will. So ist das Volk ermattet.“ Jonathan sprach: „Mein Vater hat das Land in Trübsal gebracht. Seht doch, dass meine Augen hell geworden sind, weil ich ein wenig von diesem Honig gekostet habe.“ Er merkt die Torheit seines Vaters.

Das macht weh, es war sein Vater, und er liebte ihn. Das sehen wir auch in der weiteren Geschichte. Es war sogar für ihn schwierig, die Familie zu verlassen, um mit David zu gehen, seinem besten Freund. Er war sehr stark mit seinem Vater verbunden.

„Mein Vater hat das Land in Trübsal gebracht.“ Das wäre gerade die Lösung gewesen, sagt er. Was wäre es gewesen, wenn das Volk heute ungehindert von der Beute seiner Feinde gegessen hätte, die es gefunden hatte? Sie hätten nicht nur Honig gehabt, sondern auch viele Esswaren von den Philistern essen können. Doch sie durften es nicht!

Denn dann wäre nicht die Niederlage der Philister so groß gewesen. Die waren ja alle erschöpft, sie hätten viel mehr leisten können. Und sie schlugen die Philister an jedem Tag von Michmas bis nach Ajalon.

Das Volk war sehr ermattet. Es fiel über die Beute her und nahm Kleinvieh, Rinder und Kälber, schlachtete sie auf der Erde und aß sie mit dem Blut. Ja, jetzt sind sie wie Tiere geworden, nicht wahr? Los! Und die Tiere wurden gar nicht mehr richtig sauber geschlachtet.

Man muss schlachten, das Blut abfließen lassen, aufhängen und so weiter. Das interessierte sie nicht mehr. Sie waren wie Löwen, die einfach zubeißen. Und 3. Mose 17 sagt ganz klar, dass das Blut nicht gegessen werden darf.

Gott hat schon bei Noah in 1. Mose 9 den Speisezettel geändert: von vegetarisch auf Fleischgenuss mit dabei. Von Adam und Eva an hat Gott nur Pflanzen und Früchte zugewiesen (am Schluss von 1. Mose 1), aber in 1. Mose 9 sagt Gott, die Menschen dürfen von allen Tieren essen, aber ohne das Blut.

Das heißt, man schlachtet, lässt das Blut abfließen und nimmt es nicht als Nahrungsmittel zurück. Man macht keine Blutwürste daraus oder Ähnliches, sondern lässt es gehen. Das Fleisch kann man essen.

Aber hier haben sie das Blut nicht abfließen lassen, wie es ganz normal geschieht – nicht nur, wenn man koscher schlachtet. Wie in Israel auch in unseren Schlachthöfen macht man das eigentlich biblisch korrekt: Zuerst wird betäubt, dann öffnet man sofort die Schlagadern und lässt das Blut abfließen. Das ist korrekt nach der Bibel.

Durch diesen falschen Schwur wurden sie wie Tiere und haben sich versündigt. Man berichtete Saul und sprach: „Siehe, das Volk sündigt gegen den Herrn, indem es Blut isst.“ Er sprach: „Ihr habt treulos gehandelt.“ Hm, er hätte besser sagen sollen: „Was habe ich angerichtet! Wälzt sofort einen großen Stein zu mir hier!“

Saul sprach: „Zerstreut euch unter das Volk und sprecht zu ihnen: Bringt her zu mir jedes ein Rind und jedes ein Kleinvieh, schlachtet sie hier und esst, so dass es richtig und korrekt geschlachtet wird, und sündigt nicht gegen den Herrn, indem ihr Blut esst.“

In jener Nacht brachte das ganze Volk jedes ein Rind an seiner Hand, sie schlachteten sie dort. Saul baute dem Herrn einen Altar. Mit diesem fing er an, dem Herrn einen Altar zu bauen. Wieder versuchte er, die Gunst Gottes durch irgendeine äußerliche Handlung zu erreichen.

Es geht nicht um die äußerliche Handlung, es geht um die Herzenshaltung – und die war nicht da.

Saul sprach: „Lasst uns in der Nacht hinabziehen, den Philistern nach und unter ihnen plündern, bis der Morgen hell wird, und keinen Mann unter ihnen übriglassen.“ Und sie sprachen: „Tu alles, was gut ist in deinen Augen.“

Der Priester sprach: „Lasst uns hier zu Gott nahen.“ Jetzt sagt er, wir müssen den Willen Gottes erfahren. Saul befragte Gott. Jetzt konnte er durch die Urim und Tumim des Hohenpriesters Gott fragen: „Soll ich den Philistern nachziehen? Wirst du sie in die Hand Israels geben?“ Aber Gott antwortete ihm nicht an jenem Tag.

Gott brach die Kommunikation mit diesem Mann ab. Schrecklich, wenn Gott nicht mehr antwortet.

Da sprach Saul: „Tretet ihr hier, alle Häupter des Volkes, und erkennt und seht, wodurch diese Sünde heute geschehen ist.“ Ja, das wusste er ganz genau, weil er so falsche Anweisungen gegeben hatte.

„Denn so wahr der Herr lebt, der Israel gerettet hat, wenn es an meinem Sohn Jonathan liegt, so soll er gewiss sterben.“ Jetzt will er wieder zeigen, wie ganz biblisch er ist. Er sagt, wenn sogar Jonathan sich nicht an seinen Schwur gehalten hätte, dann würde er sogar seinen lieben Sohn Jonathan hergeben.

Niemand antwortete ihm aus dem ganzen Volk – keinem war es mehr wohl. Er sprach zu ganz Israel: „Seid ihr auf der einen Seite, und ich und mein Sohn Jonathan wollen auf der anderen Seite sein.“ Das Volk sprach zu Saul: „Tu, was gut ist in deinen Augen.“

Saul sprach zu dem Herrn, dem Gott Israels: „Gib ein vollkommenes Los.“ Jetzt will er mit dem Los herausfinden, wer sich nicht an seinen Schwur gehalten hat. Gott antwortete da.

Jonathan und Saul wurden getroffen, das Volk ging frei aus. Saul sprach: „Werft das Los zwischen mich und meinen Sohn Jonathan!“ Und Jonathan wurde getroffen.

Wow, jetzt hätte der Vater zusammenbrechen müssen. Da sprach Saul zu Jonathan: „Teile mir mit, was du getan hast.“ Oh, das erinnert ganz an Josua 7, die Sünde Achans, der aus böser Gier von dem Verbannten von Jericho gestohlen hatte und es dann in seinem Zelt vergraben hatte.

Dann wurde ermittelt, durchs Los, wer schuldig geworden war, und am Schluss wurde Achan entlarvt. Er wurde aufgefordert, ein Bekenntnis abzulegen – hat er es getan?

Jetzt macht Saul es so wie mit Achan. Achan wurde gesagt: „Du hast Israel in Betrübnis gebracht.“ Aber merken wir: Jonathan hat gesagt in Kapitel 14,29: „Mein Vater hat das Land in Trübsal gebracht.“ Nicht Jonathan gleicht Achan, sondern Saul gleicht Achan, der dann sterben musste. So sieht man wieder diese Anspielungen und Verknüpfungen.

Weiter in Vers 43: Da sprach Saul zu Jonathan: „Teile mir mit, was du getan hast.“ Jonathan teilte es ihm mit und sprach: „Mit dem Ende des Stabes, der in meiner Hand war, habe ich ein wenig Honig nur gekostet. Siehe, ich muss sterben.“ Er akzeptiert das.

Saul sprach: „So tue mir Gott, und so füge er hinzu: Du musst gewiss sterben, Jonathan!“ Das ist nochmals ein Schwur. Jetzt schwört er und verpflichtet sich gerade nochmals. Jonathan muss diesen Fluch auf sich nehmen, er muss sterben.

Wie kann man jetzt noch helfen? Durch einen Gegenschwur.

Vers 45: Aber das Volk sprach – hier wieder so ein „Aber“ in der Bibel. Es gibt „Aber“, die sind traurig, und es gibt „Aber“, die sind wunderbar.

Das Volk sprach zu Saul: „Sollte Jonathan sterben, der diese große Rettung in Israel verschafft hat?“ Nicht wahr, Vater? Saul hatte gesagt, der Herr hat diesen Sieg gemacht, und das war eine Ehre für Gott (Vers 39). Aber er hätte doch auch etwas über seinen Sohn sagen dürfen, im Kontrast zu sich selbst, der entscheidend für diesen Sieg war.

Das Volk sagt: „Sollte Jonathan sterben, der diese große Rettung in Israel verschafft hat, das sei ferne!“ Und jetzt schwören sie: „So wahr der Herr lebt!“ – das ist die Schwurformel im Alten Testament.

„So wahr der Herr lebt, wenn von den Haaren seines Hauptes eins auf die Erde fällt.“ Jetzt machen sie einen Gegenschwur. Denn Jonathan hat mit Gott gehandelt durch seinen persönlichen, echten, authentischen Glauben.

So erlöste das Volk Jonathan, dass er nicht starb.

Saul zog von der Verfolgung der Philister herauf, und die Philister zogen an ihren Ort. Der Mann machte einfach weiter. Irgendwie kommt hier etwas Stumpfes zum Vorschein, und diese Stumpfheit wird sich in den kommenden Kapiteln weiter zeigen.

Man fühlt sich eigenartig, und hat den Eindruck, es ist irgendwie tragisch. Wenn man daran denkt, was „tragisch“ bedeutet: In der griechischen Literatur, in den griechischen Schauspielen, gab es die Tragödie. Das waren gespielte Geschichten, wo jemand etwas Furchtbares tat, aber eigentlich war das Schicksal.

Das liebten die Griechen: verzwickte Geschichten, wo jemand auf tragische Weise schlimme Dinge tut, aber das wollte er eigentlich nicht – es war durch das Schicksal bestimmt. Tragisch heißt eigentlich: Es ist furchtbar, aber der Arme ist völlig unschuldig.

Diese Art von Tragik haben wir in der Bibel nicht. Der Mensch ist verantwortlich – natürlich unterschiedlich verantwortlich. Gott wird diejenigen mit höherer Verantwortung mehr zur Rechenschaft ziehen.

Zum Beispiel Ananias und Saphira. Die hatten miteinander besprochen: „Wir tun so, als ob wir alles unser Geld der Gemeinde gegeben hätten, aber wir behalten einen Teil für uns.“ Sie wollten die Ehre haben, gute Leute zu sein, die alles gegeben haben. Das war Betrug.

Die Sache flog auf. Petrus sagt zu Ananias: „Ananias, warum hast du Gott belogen?“ Er fällt tot um. Später kommt die Frau, die von nichts wusste, und wird gefragt: „Habt ihr für so viel das verkauft?“ Sie sagt: „Ja, für so viel.“ Und dann fällt sie tot um.

Aber die Frau hatte noch eine Möglichkeit, sie hätte sagen können: „Nein, es war wirklich ein Betrug. Mein Mann hatte diese Idee, und ich habe zugestimmt.“ Sie hätte es korrigieren können – Ananias nicht.

Darum – wir können noch mehr Beispiele bringen – gibt es unterschiedliche Verantwortung. Gott macht uns verantwortlich für das, was wir tun.

Darum spricht die Bibel nicht über Tragödien. Aber es ist einfach so traurig.

Ja, dann wollen wir morgen weiterfahren.

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