Wir haben heute eine etwas spezielle Bibelklasse. Seit längerer Zeit beschäftigen wir uns mit dem Thema der messianischen Prophetie. Als Einschub habe ich gedacht, dass wir uns in zwei Einheiten einen Überblick über die ganze Bibel verschaffen. Daher lautet der Titel heute „Die Bibel in der Vogelschau“.
Das wird hilfreich sein, um vieles, was wir bereits im Zusammenhang mit der messianischen Prophetie gesehen haben – die wir ja wie einen roten Faden durch das ganze Alte Testament verfolgen – noch besser einordnen zu können. Ebenso hilft es uns, Dinge, die wir in der Zukunft noch anschauen werden, im Zusammenhang mit diesem Thema besser zu verstehen.
Wir wollen dieses Thema „Die Bibel in der Vogelschau“ ganz bewusst im Zusammenhang mit der fortschreitenden Offenbarung bezüglich des Messias in der Bibel betrachten. Als Untertitel habe ich gewählt: „Die sieben Bündnisse und die sieben Heilszeitalter“.
Insgesamt gliedert sich diese Bibelklasse – beziehungsweise diese und die nächste – in fünf Abschnitte. Erstens machen wir uns einige Gedanken über den Aufbau der Bibel. Dabei fangen wir ganz vorne bei null an.
Zweitens geht es prinzipiell um die Einteilung der Heilsgeschichte in Heilszeitalter. Danach betrachten wir den Zusammenhang zwischen den Bündnissen Gottes und den einzelnen Heilszeitaltern.
Unter viertens geht es um die Grundstruktur eines Heilszeitalters. Das zusammen bildet die Einleitung. Danach gehen wir ein Heilszeitalter und ein Bündnis nach dem anderen miteinander durch, schön der Reihe nach.
Überblick über Aufbau und Gliederung der Bibel
Zunächst zum Aufbau der Bibel: Das weiß jeder. Die Bibel besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil, das Alte Testament, umfasst 39 Bücher. Diese wurden in der Zeit von Mose bis Maleachi, dem letzten Propheten des Alten Testaments, geschrieben. Das bedeutet, sie entstanden vom Auszug aus Ägypten, etwa 1606 vor Christus, bis etwa 420 vor Christus.
Das Alte Testament ist gewissermaßen eine Verheißung – Gottes Verheißung, dass der Messias, der verheißene Erlöser, einmal kommen wird. Schließlich, um die Zeitenwende vor etwa 2000 Jahren, kam der Herr Jesus. Er kam, um die Verheißungen über den leidenden Messias zu erfüllen.
Die Nachfolger des Herrn Jesus, die Jünger Jesu, die Apostel und Propheten, schrieben im Anschluss daran das Neue Testament. Es ist eine Sammlung von 27 Büchern, die in der Zeit von 32 bis 100 nach Christus verfasst wurden. Johannes war der letzte Apostel und Prophet des Neuen Testaments. Er ist um 100 nach Christus gestorben.
Das Neue Testament zeigt in seinem Bezug zum Alten Testament die Erfüllung: Der Messias ist gekommen. Nun gibt es viele Christen, insbesondere treue Christen, die sagen, dies sei die einzige Einteilung, die man machen könne – Altes und Neues Testament.
Wer jedoch noch weitere Einteilungen vornehmen möchte, etwa in verschiedene Heilszeitalter, gehört zu den Dispensationalisten. Diese Lehre stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist hauptsächlich eine Erfindung von John Nelson Darby. Mit wirklicher biblischer Lehre hat sie wenig zu tun.
Bevor wir näher darauf eingehen, ist folgende Beobachtung sehr bemerkenswert: Altes und Neues Testament, von 1. Mose bis Offenbarung, zeigen uns eine zusammenhängende Gesamtschau der ganzen Geschichte – von der Erschaffung der Welt, von der Schöpfung im Anfang (1. Mose 1,1) bis hin zur neuen Schöpfung, einem neuen Himmel und einer neuen Erde (Offenbarung 21).
Der ganze Zeitstrahl dazwischen wird durch das Alte und Neue Testament abgedeckt, wobei ganz zentral in der Heilsgeschichte das Kreuz Jesu steht – das Kommen des Sohnes Gottes vor 2000 Jahren. Das ist wirklich etwas ganz Spezielles.
Es gibt keine Religion, die eine solche Gesamtschau der Menschheitsgeschichte vom Anfang bis zum Ende bieten könnte. Auch der Koran hat das nicht; er enthält keine Heilsgeschichte. Das ist also ein ganz krasser Unterschied.
Die Einteilung der Heilsgeschichte in Zeitalter
Nun kommen wir bereits zur zweiten Einteilung in Heilszeitalter. Diese Lehre und die Behauptung, Heilszeitalter im Zusammenhang mit Dispensationalismus seien eine falsche Lehre und eine viel spätere Erfindung, kann man mit zwei Mittelversen widerlegen. Manchmal braucht es mehr, ja, aber hier ist es sehr einfach.
Wir lesen Epheser 1,20-21: Gott setzte Christus zu seiner Rechten, über jedes Fürstentum, jede Gewalt, Kraft, Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird – nicht allein in diesem Zeitalter (griechisch Aion), sondern auch in dem zukünftigen.
In dieser Stelle werden zwei heilsgeschichtliche Zeitalter erwähnt: dieses Zeitalter und das zukünftige. Es gibt noch weitere Stellen, in denen der Herr Jesus selbst diese Unterscheidung macht. Ich habe hier Matthäus 12,32, Markus 10,30 und Lukas 18,38 angegeben. Auch dort spricht der Herr Jesus über dieses Zeitalter und das zukünftige.
Das griechische Wort Aion bedeutet Zeitalter oder Zeitlauf. In anderen Zusammenhängen kann es auch Welt oder Ewigkeit bedeuten. Es entspricht ganz genau dem hebräischen Ausdruck olam, der ebenfalls Zeitalter, Ewigkeit oder Welt bedeutet. Der Zusammenhang macht klar, was gemeint ist.
An dieser Stelle werden also bereits zwei Zeitalter unterschieden – genau so, wie es in der rabbinischen Literatur der Rabbiner schon aus der Antike gemacht wurde. Sie sprachen von „Ha Olam Hazeh“, diesem Zeitalter, und „Ha Olam Haba“, dem kommenden oder zukünftigen Zeitalter. Damit meinten sie das messianische Reich, wenn der Messias als König über alle Könige kommen wird.
Epheser 1,20-21 sowie die genannten Stellen in Matthäus, Markus und Lukas bestätigen also neutestamentlich diese Sicht der Rabbiner. Das ist also keine seltsame rabbinische Ansicht, sondern das Neue Testament bestätigt diese Redeweise von diesem Zeitalter und dem zukünftigen Zeitalter.
Wenn wir wieder die Übersicht über die Heilsgeschichte im Zentrum des Kreuzes Jesu haben, können wir diese Zeitalter nun eintragen. Es ist noch nicht ganz klar, wo genau dieses Zeitalter beginnt, aber es ist klar, dass der Herr Jesus bereits vor dem Kreuz von diesem Zeitalter spricht und Paulus nach dem Kreuz von diesem Zeitalter spricht. Deshalb setze ich dieses Zeitalter einfach vor dem Kreuz an. Danach kommt das zukünftige, das gegenwärtige Zeitalter.
Bevor ich noch die zweite Stelle anführe, um die Lehre des Antidispensationalismus zu widerlegen, sei noch auf Epheser 1,10 verwiesen. Der Apostel Paulus spricht dort über das kommende tausendjährige Reich, in dem Christus über die ganze Erde als Haupt über alles regieren wird.
Dieses Reich wird in Epheser 1 „die Verwaltung der Fülle der Zeiten“ genannt. Die Fülle der Zeiten, also das zukünftige Zeitalter, wird hier erwähnt. Es geht um Gottes Plan, „für die Verwaltung“ (griechisch Oikonomia) der Fülle der Zeiten alles unter ein Haupt zusammenzubringen – in dem Christus das, was in den Himmeln und das, was auf der Erde ist, in sich vereint.
Wir haben also die Bezeichnung für das tausendjährige Reich, für das zukünftige Zeitalter: die Fülle der Zeiten. Hier wird von der Verwaltung der Fülle der Zeiten gesprochen. Oikonomia bedeutet auf gut Deutsch Haushaltung oder Hausgesetz, abgeleitet von oikos (Haus) und nomos (Gesetz). Es geht um die Gesetzmäßigkeit, die in einem bestimmten Haushalt Anwendung findet.
Darum kann man das Wort auch mit Verwaltung übersetzen. Im Englischen kann man es mit Dispensation übersetzen – von dem Verb to dispense, verwalten. Tatsächlich wird in der lateinischen Übersetzung, der Vulgata, Verwaltung hier mit Dispensatio übersetzt, und das schon vor 1600 Jahren. Das war also schon lange vor Darby, der über Heilszeitalter gesprochen hat.
Der Begriff Dispensationalismus geht auf dieses Wort Dispensatio zurück und meint die Einteilung der biblischen Geschichte in verschiedene Dispensationen, Haushaltungen oder Zeitalter. Verschiedene Haushalte unterscheiden sich durch ihre Hausgesetze. Zum Leidwesen mancher Kinder, die fragen, warum sie etwas nicht dürfen, während andere es dürfen, muss man als Vater erklären: „Die haben eine andere Hausordnung, bei uns gilt das nicht, bei denen aber schon.“ So muss man leben.
Das tausendjährige Reich, die Fülle der Zeiten, wird eine Zeit sein, in der ganz bestimmte Gesetzmäßigkeiten Anwendung finden, die heute noch nicht gelten. Zum Beispiel wird Christus dann wirklich über alles regieren, alles wird ihm unterworfen sein. In unserer heutigen Zeit gibt es viel Widerstand gegen Christus und seine Herrschaft. Die Verwaltung, die Dispensation der Fülle der Zeiten, wird sich da deutlich unterscheiden.
So kann man sagen, dass Heilszeitalter unterschiedliche Hausgesetze und Prinzipien haben, die sie prägen.
Wir haben hier nochmals das Schema mit den bereits erkannten zwei Zeitaltern. Das zukünftige Zeitalter wird in Epheser 1 so beschrieben: die Verwaltung der Fülle der Zeiten, die Haushaltung der Fülle der Zeiten oder die Dispensation der Fülle der Zeiten.
Jetzt versteht man auch, warum manche Leute von Heilszeitaltern als verschiedenen Haushaltungen sprechen, während andere von Dispensationen sprechen – ein Wort, das für deutschsprachige Ohren oft unverständlich ist. Wenn man es jedoch erklärt, bekommt es Inhalt. Und wenn man sogar zeigen kann, dass es aus der Bibel stammt und nicht aus irgendeiner theologischen Schule, hat das mehr Gewicht.
Die zweite Stelle, die ich schon erwähnt habe, um den Antidispensationalismus zu widerlegen, ist Kolosser 1,26. Paulus spricht dort im Zusammenhang über das Geheimnis „Christus in euch“ als eine Wahrheit, die im Alten Testament verborgen war, eben ein Geheimnis, das nicht offenbart war und jetzt mit dem Kommen des Heiligen Geistes den Gläubigen mitgeteilt wurde.
Paulus sagt in Kolosser 1,26: „Das Geheimnis, welches von den Zeitaltern und von den Generationen her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen offenbart worden ist.“
In dieser Stelle spricht Paulus von der jetzigen Zeit, jetzt, und von der Vergangenheit des Alten Testaments, wo Gott gewisse Dinge als Geheimnis verborgen hielt. Dabei spricht er von den Zeitaltern und von den Generationen her.
Hier wird von früheren Zeitaltern gesprochen, wieder griechisch aion, aber im Plural, also Mehrzahl. In der Volksschule haben wir gelernt, dass die Einzahl etwas Einziges bedeutet, die Mehrzahl aber zwei oder mehr. Das können zwei, drei, vier oder auch tausend sein, mindestens aber zwei.
Paulus spricht hier also von mindestens zwei früheren Zeitaltern. Zusammen mit Epheser 1,21 sprechen diese Stellen von mindestens vier Zeitaltern.
Damit ist bewiesen, dass die Behauptung, die Heilsgeschichte lasse sich nur in Altes und Neues Testament gliedern, falsch ist.
Wir zeichnen das nun in unserem Schema der Heilsgeschichte ein. Wir haben also nicht nur das gegenwärtige und das zukünftige Zeitalter, sondern auch frühere Zeitalter – mindestens zwei.
Diese zeichnen wir als früheres Zeitalter und weiteres früheres Zeitalter ein. Das ergibt mindestens vier Dispensationen, vier Haushaltungen, vier heilsgeschichtliche Zeitalter.
Die Verbindung von Bündnissen und Heilszeitaltern
Bündnisse und Zeitalter – welcher Zusammenhang besteht zwischen diesen beiden Begriffen? Zunächst schauen wir uns Jeremia 31 an. Im Alten Testament spricht der Prophet dort plötzlich von einem neuen Testament, ich möchte sagen, von einem neuen Bund. „Testamentum“ bedeutet Bund. Dort heißt es: „Es kommen Tage, spricht der Herr, da ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund machen werde, nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern gemacht habe an dem Tag“ – das bedeutet hebräisch: zu der Zeit, da ich sie bei der Hand fasste, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen –, „welchen meinen Bund sie gebrochen haben, und doch hatte ich mich mit ihnen vermählt, spricht der Herr.“
In dieser Stelle werden zwei Bündnisse genannt: der Bund vom Sinai nach dem Auszug aus Ägypten und ein neuer Bund, den Gott mit dem zwölfstämmigen Volk Israel schließen wird. Das Haus Israel sind die zehn Stämme, das Haus Juda die Stämme Juda und Benjamin. Es handelt sich also um zwei Bündnisse. Im Zusammenhang mit ihrem Jahr geht es bei diesem neuen Bund um das Tausendjährige Reich, das Reich des Messias, in dem Frieden und Gerechtigkeit auf dieser Erde herrschen werden.
Jeremia spricht hier über die Fülle der Zeiten, wie es in Epheser 1,10 heißt. Er spricht über das zukünftige Zeitalter, von dem Paulus in Epheser 1,21 spricht. Dieses künftige Zeitalter wird mit einem Bundesschluss beginnen – mit dem neuen Bund, der mit Israel geschlossen wird. Dieser Bund wird als Gegensatz zu dem Bund dargestellt, den Gott damals am Sinai nach dem Auszug aus Ägypten geschlossen hat.
Interessant ist, dass dieser Bund mit Israel damals als ein Ehebund vorgestellt wird. Gott hat Israel als sein Brautvolk geheiratet. Doch Gott sagt: „Sie haben diesen Ehebund gebrochen, welchen meinen Bund sie gebrochen haben, und doch hatte ich mich mit ihnen vermählt, spricht der Herr.“
Das zukünftige Zeitalter wird also mit einem Bundesschluss mit Israel beginnen. Damals, als das Volk Israel aus Ägypten ausgezogen war, begann ebenfalls eine ganz neue Zeit. Das war die Zeit, in der Gott in ein Verhältnis mit dem auserwählten Volk trat. So begann damals diese neue Zeit mit Israel durch einen Bundesschluss.
Nun kann man sich fragen: Ist es noch anderswo in der Bibel ähnlich zu finden, dass eine neue Epoche mit einem Bundesschluss beginnt? Hier müssen wir uns fragen: Gibt es noch weitere Bündnisse Gottes? Die Antwort ist ja. Insgesamt können wir, wenn wir die ganze Bibel durcharbeiten, sieben Bündnisse Gottes ausmachen. Es gibt natürlich noch mehr Bündnisse, aber das sind dann Bündnisse, die Menschen untereinander schließen. Hier geht es jedoch um sieben Bündnisse, die Gott mit Menschen schließt.
Erstens: Der Bund mit Adam. In Hosea 6,7 wird ausdrücklich erklärt, dass Adam den Bund Gottes gebrochen hatte. Gott hatte einen Bund mit Adam geschlossen, der dann aber gebrochen wurde. Das bezieht sich auf 1. Mose 1-2, wo Gott Adam erschaffen hat, und auf Kapitel 3, den Sündenfall. Allerdings muss ich sagen, dass es Bibelübersetzungen gibt, die die Stelle in Hosea 6 entstellen, indem sie das Wort „Adam“ zu einem Städtenamen machen. Das macht den Text jedoch völlig sinnlos. Dort geht es darum, dass die Israeliten den Bund Gottes vom Sinai gebrochen haben – genauso bewusst, wie Adam damals den Bund Gottes gebrochen hatte, nämlich durch den Sündenfall.
Zweitens finden wir in der Bibel den Bund Gottes mit Noah nach der Sintflut, beschrieben in 1. Mose 9. Wenn man weiterliest, sieht man später, wie Gott einen Bund mit Abraham schließt, ab 1. Mose 12. Dieser Bund wird mehrmals bestätigt und in Details erweitert. So gibt es verschiedene Bundesphasen, aber im Prinzip ist es derselbe Bund, der Bund Gottes mit Abraham (1. Mose 12-22). In den weiteren Kapiteln wird er gegenüber Isaak und dann gegenüber Jakob bestätigt, doch es geht immer um denselben Bund mit Abraham.
Viertens: Der Bund mit Israel am Sinai. Erst nach dem Auszug aus Ägypten findet man wieder einen neuen Bundesschluss, beschrieben in 2. Mose 19 und den folgenden Kapiteln. Gott verbindet sich mit Israel und schließt mit ihnen einen Bund.
Jetzt muss man viel in der Bibel lesen, und dann kommt man fünftens zum Bund mit David, den wir in den vergangenen Bibelklassen auch angeschaut haben. Im Zusammenhang mit dem messianischen Psalm 89 (Psalm 88 in manchen Zählungen) schließt Gott mit David einen Bund. Dieser Bund wird ausführlich in 2. Samuel 7 beschrieben.
Es gibt einen weiteren Bund, der später geschlossen wurde, aber von vielen Bibellesern übersehen wird, was verständlich ist: der Bund mit Zedekia. In 2. Chronik 36,13 lesen wir davon, wie Nebukadnezar mit dem letzten König von Juda, Zedekia, einen Bund schließt. Zedekia muss bei dem wahren Gott, dem Gott der Bibel, schwören. Dieser Bund wird ausführlicher in Hesekiel 17 erwähnt. Dort wird ausdrücklich gesagt, dass Gott sagt: „Das ist mein Bund.“ Zedekia habe schließlich diesen Bund gebrochen, so Gott. Somit haben wir einen sechsten Bund, den Bund mit Zedekia.
Und schließlich finden wir in Jeremia 31 den siebten Bund, den neuen Bund mit Israel. Eine interessante Zahl der Vollkommenheit – sieben Bündnisse Gottes.
Nun stellt sich die Frage: Hängen diese Bündnisse mit Zeitaltern zusammen? Zunächst betrachten wir wieder unsere heilsgeschichtliche Übersicht von 1. Mose bis Offenbarung, von der Schöpfung bis zur Neuen Schöpfung. Wir werden sehen, dass wir die ganze Heilsgeschichte tatsächlich in sieben Bündnisse Gottes unterteilen können.
Diese sind: der Bund mit Adam, der Bund mit Noah, der Bund mit Abraham, der Bund mit Israel am Sinai, der Bund mit David, der Bund mit Zedekia und schließlich der Bund mit Israel, der neue Bund im künftigen tausendjährigen Reich.
Grundstruktur eines Heilszeitalters
Nun betrachten wir viertens in der Einleitung die Grundstruktur eines Heilszeitalters. Es gibt eine durchgängige, konsequente Struktur. Jedes Zeitalter hat einen Anfang – das ist nicht weiter überraschend. Doch dieser Anfang umfasst Folgendes: Gott schließt einen Bund mit dem Menschen und gibt seinen Segen.
Jedes der sieben Heilszeitalter beginnt also mit einem Bundesschluss Gottes. Danach folgt immer eine zweite Phase, die ich „Entwicklung“ nenne. In dieser weiteren Zeit erweist sich der Mensch Gott gegenüber als untreu. Er bricht Gottes Bund, und es kommt zu einem geistlichen Niedergang.
Dabei ist zu sagen, dass wir als Grundprinzip erkennen: In dieser Zeit des Niedergangs hat Gott immer einen treuen Überrest, eine Minorität, eine kleine Gruppe, die trotz aller Untreue der Menschen Gott die Treue halten will.
Drittens folgt das Ende, das immer ähnlich verläuft: Gott greift ein und richtet den untreuen Menschen. Ein Fluch kommt über ihn, es folgt Gottes Gericht. Danach entsteht schon wieder ein neuer Bund mit Segen, gefolgt von erneutem Niedergang, dann Fluch und Gottes Gericht – ganz konsequent.
Zusammengefasst lautet die Grundstruktur eines Heilszeitalters: Erstens ein guter Anfang mit Segen, zweitens eine traurige Entwicklung mit Niedergang, wobei es einen treuen Überrest gibt, und drittens ein Ende, das Gericht fordert. Dieses alles zusammen ergibt ein Heilszeitalter – im Griechischen Aion, im Hebräischen Olam.
Das Erstaunliche daran ist, mit welcher Konsequenz diese Struktur durch die ganze Heilsgeschichte Gottes hindurch verfolgt wird.
Das erste Heilszeitalter: Von Adam bis zur Sintflut
Jetzt schauen wir uns die einzelnen Heilszeitalter schön in der Reihenfolge an. Das erste Heilszeitalter reicht von Adam bis zur Sintflut. Der Anfang ist besonders hell und leuchtend. In 1. Mose 1,2 erschafft Gott Himmel und Erde – eine vollkommene Schöpfung. Er richtet das Paradies für den Menschen ein und schließt mit Adam einen Bund.
In diesem Bundesschluss tritt Gott dem Menschen gegenüber als Herr und Gebieter auf. Der Mensch ist dem Schöpfer gehorsam verpflichtet. Schon in 1. Mose 1 segnet Gott Adam und Eva. Er setzt die Ehe ein, die aus einem Mann und einer Frau besteht. Ganz wichtig: Es ist nicht ein Mann mit zwei Frauen oder drei, auch nicht eine Frau mit zwei Männern, sondern ein Mann und eine Frau. Diese Einrichtung der Ehe ist ein Teil des Bundes Gottes mit Adam und damit mit der gesamten Menschheit, denn Adam bedeutet gleichzeitig Mensch. Der Bund mit Adam ist also der Bund mit der Menschheit.
Gott ruft dieses Ehepaar zur Fruchtbarkeit und Vermehrung auf. Auch das gehört zum Adamsbund. Er gibt Adam und Eva in 1. Mose 1 den Auftrag, die Natur zu verwalten – nicht zu zerstören, sondern über die ganze Natur und die Lebewesen zu herrschen. Das heißt, sie sollen mit Weisheit umgehen. Das beinhaltet auch Nachhaltigkeit, ein heute sehr bekannter Begriff in der Ökologie. Diese Nachhaltigkeit muss man nicht erst in der modernen Ökologie und deren Ideologie begründet sehen, sondern der weise Umgang mit der Schöpfung ist Teil des Adamsbundes.
Gott hat den Menschen in seinem Bild erschaffen. Das bedeutet, der Mensch sollte Gottes Weisheit gerade in seiner Regierungsfähigkeit über die Natur widerspiegeln. Gott weist Adam und Eva vegetarische Nahrung zu: alles grüne Kraut, pflanzliche Nahrung. Sie dürfen im Paradies von allen Bäumen essen, außer von einem einzigen. Das ist ein eingebauter Gehorsamstest im Bund mit Adam.
So beginnt alles wunderschön, aber sehr bald kommt die Entwicklung, die wir als Niedergang in einem Heilszeitalter bezeichnen. In 1. Mose 3 und den folgenden Kapiteln sind Adam und Eva ungehorsam gegen Gottes Gebot. Obwohl sie von allen Bäumen essen dürfen, interessiert es sie besonders, vom verbotenen Baum zu essen. So kommen Fluch, Schmerzen und Tod über die Menschen. Die Erbsünde tritt in die Welt ein.
Römer 5,12 sagt, dass durch den Menschen, nämlich durch Adam, der gefallen ist, die Sünde in die Welt kam. Der Ausdruck „die Sünde“ meint nicht eine bestimmte Tatsünde. Adam hat zwar eine Tatsünde begangen, aber dadurch kam die Sünde in die Welt, das heißt das sündige Wesen im Menschen. Von da an hat der Mensch eine sündige Natur. Er spürt in sich einen Drang, eine Kraft, die zum Ungehorsam gegenüber Gottes Geboten drängt. Diese Kraft zeigt sich als böse Lust zum Sündigen.
Adam und Eva werden aus dem Paradies hinausgetrieben. Sie sind zwar gehorsam, fruchtbar und vermehren sich, bekommen Kinder und bauen eine Familie auf. Doch in dieser ersten Familie kommt es bereits zum ersten Mord der Weltgeschichte: Kain erschlägt seinen Bruder Abel. Kain geht von Gott weg, ausdrücklich steht, dass er sich vom Angesicht Gottes entfernte, aus seiner Gegenwart. Er wird zum Städtebauer und errichtet die erste Stadt, die in der Bibel erwähnt wird.
Seine Nachkommen bauen eine eindrückliche Zivilisation auf. Zum Beispiel wird einer der Söhne Lamechs, der siebten Generation ab Kain, Berufsmusiker. Jubal ist der Vater aller, die mit Laute und Oboe umgehen können. Sein Bruder spezialisiert sich auf Herdenbesitz – und zwar in der Mehrzahl, nicht nur eine Herde, sondern mehrere Herden. Er wird erfolgreich im Bereich Wirtschaft und Ökonomie. Ein weiterer Bruder in dieser Familie, Tubal-Cain, wird zum Vater aller, die mit Metallbearbeitung umgehen können. Er bearbeitet Kupfer und Eisen. Interessant ist, dass er nicht auf die Eisen- oder Kupferzeit warten musste, sondern diese Technik schon vorsintflutlich anwendete.
Ihr Vater Lamech war ein frecher Mann. Von ihm heißt es in 1. Mose 4,19: Lamech nahm sich zwei Frauen, deren Namen Ada und Zilla waren. Lamech bricht den Bund Gottes, der auch die Einehe beinhaltet, und führt die Polygamie, die Vielweiberei, ein. Er wurde von einem jungen Mann verletzt, und als Antwort darauf schlug er ihn tot. Lamech benutzt dieses Ereignis, um ein Gedicht zu schreiben – die erste menschliche Poesie nach dem Sündenfall. Darin rechtfertigt er sich im Hebräischen in Versform für diese Tat.
Hier finden wir auch die Wurzel dafür, wie Kunst benutzt werden kann, um das Böse zu verherrlichen. Das wird sich später fortsetzen – in der bildenden Kunst, in Musik und Gesang und noch später im Film. Diese Grundsätze finden wir bereits in der Wurzel.
Eine eindrückliche Zivilisation wird aufgebaut. Man kann nicht sagen, dass diese Dinge an sich schlecht sind – ich meine jetzt Dinge wie Musik, Ökonomie, Technologie, Poesie. Polygamie allerdings schon. Doch wenn diese Dinge benutzt werden, um eine Lehre ohne Gott auszufüllen – und das war bei den Kainiten der Fall – dann ist das sehr problematisch.
In 1. Mose 6 sehen wir, dass sich die Menschheit vermehrt und damit auch die Gewalt zunimmt. Es kommt sogar zu okkulten Perversionen. Mose schreibt, die Söhne Gottes sahen, dass die Töchter der Menschen schön waren, und nahmen sie sich zu Frauen. Daraus entstanden die Riesen.
Jedes Mal, wenn das geschah – auch nach der Sintflut –, wird im Judasbrief auf dieses Ereignis Bezug genommen, um Klarheit zu schaffen. Der Begriff „Söhne Gottes“ ist etwas mehrdeutig. Einige sagen, es sind Engel, wie in Hiob 1, andere meinen etwas anderes. Im Judasbrief wird jedoch eindeutig gesagt, dass Engel (Angeloi) ihren Zustand verlassen und sich der Hurerei, also Unzucht, ergeben haben. Sie haben die Schöpfungsordnung durchbrochen.
Engel sind zwar Geister, können aber materialisiert erscheinen. Zum Beispiel kamen Engel zu Abraham, aßen mit ihm, und er hielt sie für normale Menschen. So entstanden durch diese okkulte Perversion Bastarde – diese Riesen, zu denen später auch Goliath gehörte.
Könnte man sie auch Dämonen nennen? Ja, gefallene Engel sind in der Bibel Dämonen. Doch so weit ging diese Perversion, dass im Judasbrief gesagt wird, diese Sorte Dämonen wurde in der Finsternis mit ewigen Ketten gebunden. Sie sind heute nicht mehr frei, im Gegensatz zu anderen gefallenen Engeln, die als Dämonen frei sind. Auch 1. Petrus 2 spricht davon.
Das ist zwar sehr traurig, was wir hier sehen, aber im Zusammenhang mit unserem Thema messianische Prophetie erinnern wir uns an die erste Verheißung Gottes – wie ein Lichtstrahl in der Finsternis, 1. Mose 3,15. Gott kündigt den Erlöser gleich nach dem Sündenfall an. Er sagt zur Schlange, der Same von Eva, ein Nachkomme von Eva, wird kommen und der Schlange den Kopf zertreten, dabei aber selbst eine Todeswunde erleiden, denn die Schlange wird in seine Ferse stechen.
Das war also der erste Hinweis auf den kommenden Erlöser, der als Nachkomme von Eva, als Mensch, kommen würde, um die Macht Satans, der Schlange, zu brechen. So gibt Gott in dieser Hoffnungslosigkeit, die durch den Sündenfall entstanden war, bereits diesen Hoffnungsstrahl.
Das erinnert uns an den ersten Schöpfungstag. Dort beginnt es in Vers 1: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Gott erschafft das Universum und den Planeten. Der zweite Vers sollte übersetzt werden mit: „Und die Erde wurde wüst und leer.“ Im Hebräischen kann das Wort „wurde“ oder „war“ bedeuten. Es gibt gute Gründe, hier „wurde“ zu übersetzen.
Weiter heißt es: „Und Finsternis war über der Tiefe.“ Schließlich sagt Gott: „Es werde Licht!“ Und es ward Licht. Also begann alles gut, dann kam plötzlich diese Verwüstung mit Finsternis. Gott lässt an diesem ersten Tag noch das Licht in die Dunkelheit scheinen, und damit endet der erste Schöpfungstag.
Wichtig ist, dass in 1. Mose 3 die Schlange, Satan als gefallener Engel, schon existiert und eine Schlange als erstes Medium missbraucht. Da stellt sich die Frage: Wo hat der Fall Satans stattgefunden? Das wird in 1. Johannes 3,8 beantwortet. Dort steht: „Der Teufel sündigt von Anfang an.“ Was ist „von Anfang“? Die Bibel beginnt mit: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Der Fall Satans fällt genau in diese Zeit.
In Hiob 38,7 lesen wir, dass, als Gott die Erde begann zu erschaffen, alle Söhne Gottes, alle Engel, jubelten. Doch einer wollte sein wie Gott (Jesaja 14,12) und wurde zur Erde gestürzt. So erklärt sich dieser Zustand von Wüstheit und Leere (Tohu wa Bohu) und die Finsternis über dem Abgrund. Gott lässt sein Licht hineinleuchten – genauso wie später im ersten Heilszeitalter.
Man kann sich fragen, ob es einen Zusammenhang zwischen den sieben Schöpfungstagen und den sieben Heilszeitaltern gibt. Am ersten Tag erkennen wir eine Analogie: Licht in die Dunkelheit, alles beginnt gut, dann das Licht in der Dunkelheit. Der letzte Tag der Schöpfungswoche ist der Sabbat. Gott ruht von all seinen Werken. Das letzte, siebte Zeitalter wird die Zeit sein, wenn Christus über diese Schöpfung herrschen wird und die ganze Schöpfung zur Ruhe kommt.
Dann gibt es keinen Krieg mehr, keine Ungerechtigkeit, keine Armut, keine sozialen Ungerechtigkeiten. Man kann sagen, eine Sabbatruhe für diese Welt.
Nun müssen wir die Entwicklung weiter anschauen. In 1. Mose 5 sehen wir die zehn Generationen von Adam bis Noah. Diese Generationen führen später auf den Messias hin. Die messianische Linie lautet: Adam, Seth, Enosch, Kenaan, Mahalalel, Jered, Henoch, Methusalah, Lamech und Noah. Das umfasst insgesamt eine Periode von 1656 Jahren.
Von diesen zehn Generationen wird nichts Erstaunliches bezüglich ihrer Leistung gesagt, ganz im Gegensatz zu den Nachkommen von Kain. Man kann sagen, sie stehen einfach als Zeugen für die Gnade Gottes.
Wenn man dieses Kapitel liest, bekommt man den tiefen Eindruck des Refrains: Immer wieder heißt es, der hat so und so lange gelebt und starb. Achtmal steht dort „er starb“. Das ist das Verhängnis des Todes, das nach Römer 5,12 durch den Fall des Menschen in die Welt gekommen ist – mit der Sünde auch der Tod.
Dieser Tod durchdringt alle Generationen: Sie starben, sie starben.
Der Lohn der Sünde ist der Tod. Doch es gibt eine außergewöhnliche Geschichte: Von der siebten Generation, Henoch, heißt es: „Henoch wandelte mit Gott, und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg.“ Henoch starb nicht, sondern wurde so, wie er war, in die Herrlichkeit des Himmels aufgenommen, ohne den Tod zu erleben.
Das war gewissermaßen ein Pfand, das Gott dem Menschen gab im Blick auf das Kommen des Erlösers. Der Erlöser würde der Schlange den Kopf zertreten und auch die Folgen der Sünde beseitigen, besonders das Verhängnis des Todes.
So konnte Gott den Tod im Fall von Henoch aufheben, im Blick auf das Opfer des Herrn Jesus Christus am Kreuz.
Gott ist nicht Raum und Zeit unterworfen. Er muss keine Distanz zurücklegen, um irgendwohin zu gehen. Gott ist allgegenwärtig und steht über der Zeit. Einstein hat uns gezeigt, dass Zeit eine Eigenschaft des Raumes ist. Gott, der nicht dem Raum unterworfen ist – im Gegensatz zu allen Geschöpfen, auch den Engeln – ist der Zeit nicht unterworfen.
Darum erklärt uns Petrus in seinem zweiten Brief, 2. Petrus 3, dass bei Gott tausend Jahre wie ein Tag sind und ein Tag wie tausend Jahre. Er ist der Abfolge der Zeit nicht unterworfen.
Man kann sich vorstellen, dass für Gott die ganze Heilsgeschichte wie auf einem langen Tisch ausgebreitet ist: Ganz vorne die Schöpfung, dann das erste Zeitalter mit dem Bundesschluss mit Adam, der Sündenfall und so weiter bis zum neuen Himmel und der neuen Erde. Ganz im Zentrum steht das Erlösungswerk des Herrn Jesus.
Weil Gott nicht der Zeit unterworfen ist – er wird in der Bibel etwa 7000 Mal genannt, als Yahweh, der Ewige, der Unwandelbare – konnte er im Fall von Henoch den Tod aufheben im Blick auf das Erlösungswerk Jesu.
Wir wissen bereits, dass jedes Heilszeitalter ein Ende hat, und zwar ein Ende, das Gericht fordert. In 1. Mose 6,8 finden wir die Sintflut, die dieses erste Zeitalter abschließt. Nach 120 Jahren Gnadenzeit muss Noah eine Arche bauen – für seine Familie, für alle, die an seine Verkündigung glauben würden, und für die Tiere.
Gott sagt, er will nicht ewig mit den Menschen rechten; seine Frist sei 120 Jahre. Während dieser Zeit predigte Noah, die Arche wurde vorbereitet, und schließlich wurde die ganze Menschheit durch eine weltweite Flut vernichtet.
Wir können also zusammenfassen: Das erste Heilszeitalter hatte einen guten Anfang im Bundesschluss mit Adam, eine traurige Entwicklung durch den Sündenfall und den fortschreitenden Abfall der Nachkommen Adams und Evas. Es gab einen gläubigen Überrest, repräsentiert durch die Generationen von Adam über Henoch bis Noah. Schließlich endete es mit Gottes Gericht in der Sintflut.
Das alles zusammen bildet ein Heilszeitalter – griechisch Aion, hebräisch Olam.
Das zweite Heilszeitalter: Von Noah bis Abraham
Jetzt kommen wir zum zweiten Heilszeitalter, von Noah bis Abraham. Gott schließt nach der Sintflut einen Bund mit Noah. Die Arche landete auf dem Gebirge Ararat, einem Gebirgszug, der bis auf über fünftausend Meter Höhe reicht.
Dieser Bund wird ausdrücklich nicht nur mit Noah allein geschlossen, sondern mit der ganzen Erde. Er sollte Bestand haben, solange die Erde besteht. In diesem Bund wird zum Beispiel auch der Adamsbund wieder aufgenommen.
Gott sagt, er segnet Noah und seine Söhne. Er fordert sie auf, fruchtbar zu sein, sich zu vermehren und die Erde zu füllen – genau wie es im Adamsbund gesagt wurde. Das ist sehr wichtig: Der Noah-Bund führt den Adamsbund weiter. Darum sind auch die Grundsätze Gottes in Bezug auf die Ehe nicht plötzlich aufgehoben.
Der Adamsbund geht weiter und vereinigt sich mit dem Noah-Bund, der mit der ganzen Erde geschlossen wurde und solange bestehen soll, wie die Erde besteht. Wenn heute jemand zwei Frauen heiraten würde, wäre das ein klarer Bruch des Adamsbundes, der immer noch gültig ist.
Auch Gottes Anweisungen zum Umgang mit der Schöpfung enden nicht plötzlich, sondern der Adamsbund bleibt weiter bestehen. Natürlich gibt es den Baum der Erkenntnis seit der Sintflut nicht mehr. Adam und Eva wurden aus dem Paradies vertrieben, der Zugang wurde verschlossen. So konnten sie weder zum Baum des Lebens noch zum verbotenen Baum der Erkenntnis gelangen.
Mit der Sintflut wurde die gesamte Erdoberfläche umgestaltet. Die Gebirge und ihre Sedimentschichten entstanden durch die Sintflut und nachfolgende Ereignisse. Deshalb muss man heute nicht mehr nach dem Paradies auf der Erde suchen.
Der Adamsbund gilt in all seinen praktizierbaren Bereichen weiter. Das ist besonders wichtig im Zusammenhang mit der Frage, was im Neuen Testament aus dem Alten Testament noch gilt.
Gott setzt ein Zeichen, um an den Noah-Bund zu erinnern: den Regenbogen. Noah erhält Segen und einen Auftrag. Auch jetzt gibt Gott wieder Anweisungen zur Nahrung, wie schon bei Adam und Eva. Die Nahrung wird erweitert um Fleisch.
Gott sagt zu Noah und seinen Nachkommen, dass sie Fleisch essen dürfen, aber das Blut muss abfließen. Das heißt, das Blut darf nicht als Genussmittel gegessen werden. Das ist erneut ein Gehorsamstest. Gott gibt vieles frei, aber etwas nicht – so wie damals bei Adam und Eva, als alle Bäume erlaubt waren, außer einem.
Das hat verschiedene Bedeutungen. Erstens erkennt der Mensch durch das Ablassen des Blutes beim Schlachten Gottes Autorität über das Leben an. Das Blut symbolisiert das Leben. Wenn man den Körper vom Blut trennt, ist das Wesen tot.
Durch das Ablassen des Blutes sagt der Mensch: Ich anerkenne, dass Gott über das Leben verfügt. Wir verfügen nicht darüber. Gott erlaubt uns, Fleisch zu essen, aber wir erkennen, dass wir nicht einfach über das Leben verfügen dürfen.
Zweitens soll das Ablassen des Blutes ein Gehorsamstest sein. Drittens soll das Blut schließlich das Mittel zur Erlösung durch den Messias werden. Deshalb darf das Blut nicht zu einem alltäglichen Genussmittel werden.
Damit wird auch Respekt vor der Bedeutung des Blutes ausgedrückt. Natürlich bleibt beim Schlachten immer ein Rest Blut zurück. Auch beim Schächten nach jüdischer Art ist das so. Wenn ich in Israel ein Steak gegessen habe, enthält es ebenso Blutreste wie hier.
Es geht nicht darum, das Blut generell zu vermeiden, weil man es essen will. Das Blut wird abgelassen, aber aus den Kapillaren, den feinen Haargefäßen, ist es unmöglich, alles Blut zu entfernen. Es bleibt immer ein Rest.
Im Neuen Testament, in Apostelgeschichte 15 und 16, wird die Frage behandelt, ob diese Vorschriften noch gelten. Die Apostel sagen in Apostelgeschichte 15: Ja, das gilt auch für Menschen aus nicht-jüdischen Völkern, also Heiden, die zum Glauben kommen. Sie sollen sich vom Genuss von Blut enthalten.
Nicht, weil sie unter dem Bund von Sinai stehen würden – denn dieser Bund wurde nur mit Israel geschlossen. Niemand außerhalb Israels soll unter diesen Bund gestellt werden. Christen stehen nicht unter dem Bund von Sinai, aber sie stehen unter dem Bund von Noah. Deshalb wird diese Vorschrift dort wiederholt.
Außerdem wird dort gesagt, dass Christen aus den Heidenvölkern sich auch von Hurerei enthalten sollen. Das geht zurück auf den Adamsbund, in dem Gott die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau festgelegt hat. Sexualität gehört in diesen Rahmen.
Jegliche Sexualität außerhalb dieses von Gott gegebenen Bereiches bezeichnet die Bibel als Hurerei, auch Homosexualität wird in der Bibel so genannt. Daher wird gesagt, sie sollen sich davon enthalten.
Weiter heißt es, sie sollen sich von Götzendienst und Götzenopfern enthalten. Auch das geht auf den Adamsbund zurück, in dem Gott sich als den einzigen Schöpfer und Herrn vorstellt. Jeglicher Götzendienst und auch der Genuss von Götzenopfern ist ein Bruch des Adamsbundes.
Im Weiteren, in 1. Mose 9, sagt Gott: Wenn ein Mensch einen anderen tötet, soll der Mörder durch Menschen bestraft werden – das heißt mit der Todesstrafe. Das war bei Kain anders. Kain hatte seinen Bruder erschlagen und fürchtete Rache.
Gott setzte ein Zeichen an Kain (1. Mose 4) und sagte, wer Kain rächt, soll siebenfach bestraft werden. Lamech berief sich später wegen seines Mordes auf dieses Zeichen Gottes.
Hier aber wird festgelegt: Nein, der Mörder soll bestraft werden. Damit setzt Gott die Obrigkeit ein. Wenn er sagt, wer Menschenblut vergießt, soll durch Menschen Blut vergossen werden, bedeutet das, dass nicht Gott selbst, sondern Menschen diese Strafe vollziehen sollen.
Das heißt aber nicht, dass Blutrache erlaubt ist – also, dass Angehörige eines Ermordeten selbst Rache üben. Blutrache führt zu Willkür und weiterem Mord, unerlaubter Tötung.
Gott setzt Menschen über Menschen ein, das heißt, er setzt die Obrigkeit ein. Im Neuen Testament nimmt Paulus diese Gedanken in Römer 13 auf und sagt, dass jede Obrigkeit von Gott verordnet ist.
Er sagt weiter, die Obrigkeit trägt das Schwert Gottes nicht umsonst. Schwerter sind nicht zum Kitzeln da, sondern haben eine andere Funktion. Damit wird der Obrigkeit im Neuen Testament in gewissen Fällen der Gebrauch des Schwertes zugestanden.
Wichtig ist aber, dass der Gemeinde das Schwert nicht zugestanden wird. Paulus sagt in Epheser 6, unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die geistlichen Mächte der Bosheit.
Die Obrigkeit wird hier eingesetzt. Wir werden gleich nach der Pause sehen, wie sich das in der Zeit nach Noah realisiert hat.
Jetzt machen wir eine Pause, wie gewohnt mit Kaffee, Kuchen und so weiter.
Entwicklung und Gericht im zweiten Heilszeitalter
Nun, nachdem wir gesehen haben, wie das zweite Heilszeitalter mit dem Segen Gottes begonnen hat, wenden wir uns nun der weiteren Entwicklung zu.
In 1. Mose 9–11 wird Noah beschrieben, dieser Mann Gottes, der sich durch seine Gerechtigkeit und Gottesfurcht auszeichnete. Er wird Weinbauer und betrinkt sich. Im Rausch entblößt er sich auf entwürdigende Weise. Sein jüngster Sohn Ham belustigt sich über seinen Vater. Die älteren Brüder hingegen gehen rückwärts ins Zelt und bedecken die Blöße ihres Vaters. Nachdem Noah von seinem Rausch erwacht war, verflucht er Hams Sohn Kanaan.
Die Menschheit vermehrt sich weiter und vereinigt sich unter einem ersten Gewaltherrscher, Nimrod. Sein Name bedeutet „Lasst uns rebellieren“. Er baut die Stadt Babylon mit dem Turm. Dies war gleichzeitig auch ein Abfall von Gott, denn dieser Turm war eigentlich nichts anderes als eine Zikkurat. Spätere Stufentürme in Mesopotamien wurden nach diesem ursprünglichen Vorbild gebaut.
Wie wir hier sehen, sind die Stufentürme eigentlich künstliche Tempelberge. Das altbabylonische Wort Zikkurat bedeutet Bergspitze. Im Südirak, dort wo die Stadt Babylon liegt, ist das Land flach. Mangels natürlicher Berge baute man einen künstlichen Tempelberg in Stufen. Jede Stufe entspricht quasi einem Vorhof, einem Tempelvorhof. Je höher man steigt, desto heiliger wird es. Ganz oben befindet sich ein kleines Haus, das dem Allerheiligsten entspricht. Dort sollten die Götter herabkommen, um mit den Menschen Gemeinschaft zu haben.
In Jesaja 47,12 wird gesagt, dass Babel oder Babylon von ihrer Jugend an Zauberei und Magie getrieben war. Die Jugend Babylons finden wir eben in 1. Mose 11. Damals begann also der ganze Okkultismus im Zusammenhang mit dem Abfall vom wahren Gott.
Der Bau des Turmes in Babel war auch Ausdruck des Hochmuts der Menschheit: „Lasst uns einen Namen machen.“ Das hat bis heute nicht aufgehört. In all diesen übermütigen Projekten der Menschheit geht es um Stolz und Geltungsdrang. Aber das Ganze war auch eine Rebellion gegen Gottes Gebot im Adam- und im Noah-Bund.
Gott sagt ausdrücklich, die Menschen sollen fruchtbar sein, sich vermehren und die Erde füllen. Das heißt, das ganze Festland nach der Sintflut sollte nach Gottes Willen bevölkert werden. Doch die Menschheit wollte am Anfang zusammenbleiben. Globalisierung war eigentlich ihr Wunsch. Man ist stärker, wenn alle Informationen direkt ausgetauscht werden können.
Die Menschheit wollte sich nicht aufteilen. So hat Gott seinen Willen gegen die Globalisierung damals der Menschheit aufgedrückt. Durch die Sprachenverwirrung, indem er den verschiedenen Sippen oder Stämmen unterschiedliche neue Sprachen gab, konnten sie sich nicht mehr verständigen. Das ganze Projekt musste abgebrochen werden. So begannen diese einzelnen Stämme auszuwandern.
Von da aus wurden in der weiteren Geschichte alle fünf Kontinente nach und nach besiedelt. Die Bibel zeigt uns schon in 1. Mose 10, wie sich die Menschheit organisiert. Die Stadt Babel mit dem ersten Herrscher Nimrod war nur der Anfang. 1. Mose 10 erwähnt auch weitere Großstädte wie Erek, Akkad – Städte im heutigen Südirak – Kalne, dann auch Assur und Ninive, Städte im heutigen Nordirak. Aber auch Sodom und Gomorra werden in 1. Mose 10 erwähnt.
Die Menschen bauen Städte auf, und diese Kulturen werden durch Obrigkeiten regiert, was ja Gottes Wille war. Im Noah-Bund setzte er das Prinzip der Obrigkeit ein. Aus 1. Mose 11 finden wir die zehn Geschlechter in der nachsintflutlichen Zeit von Sem über Arpakschad, Scheldach, Eber bis hin zu Abraham. Wenn man alle Geschlechter zusammenzählt, ergibt das eine Epoche von der Sintflut bis zum Bund mit Abraham von 427 Jahren.
Gott muss diesen Abfall der Menschheit bestrafen, zunächst durch die Sprachenverwirrung und schließlich durch die Zerstreuung der Völker, die als Konsequenz daraus folgt. Weiterhin wird in 1. Mose 10,25 darauf hingewiesen, dass in der Zeit von Peleg, also in der fünften Generation von Sem bis Abraham, die Erde zerteilt wurde. Nicht die Menschheit, sondern die Kontinente haben sich in dieser Zeit vollständig aufgeteilt durch Kontinentalverschiebung.
Das war eine weitere Bewegung, um die Menschheit zusätzlich voneinander zu trennen. Nicht nur durch verschiedene Sprachen und dadurch durch die Bildung unterschiedlicher Kulturen, sondern auch durch die Aufsplitterung des Festlandes.
Als weiteres Gericht lässt Gott die Völker in Unwissenheit und Unmoral fallen. In Römer 1,24 beschreibt Paulus die Heidenvölker, die ursprünglich Gott gekannt hatten, von Noah her. Doch über den Abfall in Babel und ihren weiteren Weg haben sie sich ganz von Gott entfernt. Paulus sagt in Römer 1,24: „Darum hat Gott sie auch dahingegeben in den Gelüsten ihrer Herzen, in Unreinigkeit ihre Leiber untereinander zu schänden, welche die Wahrheit Gottes in die Lüge verwandelt und dem Geschöpf mehr Verehrung und Dienst dargebracht haben als dem Schöpfer, welcher gepriesen ist in Ewigkeit, Amen.“
Mit Babel begann auch die Verehrung der Natur anstatt Gottes. Der Mond, die Sonne, Sternbilder wurden angebetet – das Geschöpf anstatt des Schöpfers. So hat Gott sie als Gericht in Unmoral fallen lassen. In Römer 1,28 heißt es: „Und gleichwie sie es nicht für gut fanden, Gott in Erkenntnis zu haben, hat Gott sie dahingegeben in einem verworfenen Sinn zu tun, was sich nicht geziemt, erfüllt mit aller Ungerechtigkeit, Bosheit, Habsucht, Schlechtigkeit, voll von Neid, Mord, Streit, List, Tücke, Uhrenbläsern, Verleumdern, Gottverhassten, Gewalttätern, Hochmütigen, Prahlern, Erfindern böser Dinge, Eltern Ungehorsamen, Unverständlichen, Treulosen, unnatürlicher Liebe, Unbarmherzigen.“
Paulus sagt den Heiden in Apostelgeschichte 14,16, dass Gott in den vergangenen Generationen alle Nationen in ihren eigenen Wegen gehen ließ. In Apostelgeschichte 17,30 sagt Paulus in seiner Rede auf dem Areopag: „Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle an allen Orten Buße tun sollen.“
Mit dem Turm von Babel als Gericht Gottes fielen die Völker der Welt in die Unwissenheit über Gott, und so begann die Periode der Zeiten der Unwissenheit. Doch tragischerweise fällt sogar die messianische Linie schließlich in Götzendienst.
In Josua 24,2 hören wir die Stimme Josuas an das Volk: „So spricht der Herr, der Gott Israels: Eure Väter wohnten vor Alters jenseits des Stromes, Terach, der Vater Abrahams und der Vater Nahors, und sie dienten anderen Göttern. Und ich nahm Abraham, euren Vater, von jenseits des Stromes und ließ ihn durch das ganze Land Kanaan wandern. Ich vermehrte seinen Samen und gab ihm Isaak.“
Also die Linie von Sem, zehn Generationen über Terach zu Abraham, fiel selbst in Götzendienst. Abraham war ein Mondgottverehrer in Ur in Chaldäa. Ur war zu seiner Zeit die Stadt des Mondgottes.
So sehen wir auch beim zweiten Heilszeitalter einen guten Anfang mit dem Segen Gottes und dem Bundesschluss mit Noah, danach eine traurige Entwicklung und schließlich ein Ende, das Gericht fordert.
Und das alles ist nach der Bibel ein Heilszeitalter, ein Aion, hebräisch Olam.
Das dritte Heilszeitalter: Von Abraham bis Mose
Nun kommen wir zum dritten Heilszeitalter, von Abraham bis Mose. Der wahre Gott erscheint dem Götzendiener Abraham in Ur in Chaldea. Ur liegt etwas südlich von Babylon, im heutigen Südirak.
Gottes Berufung, damals in Ur in Chaldea, wird in 1. Mose 12 ab Vers 1 beschrieben. Gott ruft Abraham heraus; er soll sein Vaterland verlassen. In Vers 2 heißt es: „Und ich will dich zu einer großen Nation machen und dich segnen, und ich will deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen. Und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.“
Gott hat also alle Völker ihre eigenen Wege gehen lassen. In 1. Mose 10 finden wir siebzig Namen im Zusammenhang mit Noah und den Namen seiner Söhne Sem, Ham und Japheth. Über diese siebzig Namen ist die ganze heutige Menschheit entstanden. Dieses Kapitel, 1. Mose 10, die sogenannte Völkertafel, ist eigentlich Gottes Dokument der Weltmission im Alten Testament.
Gott sagt damit: Ich habe zwar die Völker ihre eigenen Wege gehen lassen und sie in Unwissenheit fallen lassen, aber ich habe sie nie vergessen. Die Zeiten der Unwissenheit sollten ein Ende nehmen, und Gott erwählte einen Mann: Abraham. Aus seiner Nachkommenschaft sollte das auserwählte Volk Israel kommen, und aus diesem Volk schließlich der Messias. Über den Messias wollte Gott Segen für alle Völker bringen. Darum wird hier gesagt: „Und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.“
Das nimmt also das Evangelium vorweg. Johannes 3, Vers 16 sagt: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“ Der Vers sagt nicht: „Denn also hat Gott Israel geliebt“, sondern „Denn also hat Gott die Welt geliebt.“
So sehen wir, dass die Auserwählung Israels nicht die Verwerfung der anderen Völker bedeutete, sondern die Erwählung Israels eine Chance für alle Völker war. Abraham hat offensichtlich Gottes Verheißungen im Blick auf den Messias verstanden. Der Herr Jesus selbst sagt in Johannes 8,56: „Abraham, euer Vater, verlockte, dass er meinen Tag sehen sollte. Und er sah ihn und freute sich.“
Abraham kommt im Jahr 2036 vor Christus ins verheißene Land Kanaan. Ich lese aus 1. Mose 12, Vers 6: „Und Abraham durchzog das Land bis zu dem Ort Sichem, bis zu Terbinte-Mores, und die Kananiter waren damals im Land. Und der Herr erschien Abraham und sprach: Deinem Samen oder deiner Nachkommenschaft will ich dieses Land geben.“ Er baute dort dem Herrn, der ihm erschienen war, einen Altar.
Hier schließt Gott seinen Bund mit Abraham. Dieser Bundesschluss umfasst zunächst die Verheißung des Landes Kanaan für die Nachkommen Abrahams. In einer späteren Bundesphase, in Kapitel 17, wird dann erklärt, dass dieser Bund nicht über die Linie von Ismael geht, sondern nur über die Linie von Isaak, also über das Volk Israel.
Interessant ist, dass der erste Ort, der hier erwähnt wird, der Ort des Bundesschlusses mit Abraham ist: Sichem. Sichem ist heute Nablus, die größte Palästinenserstadt im sogenannten besetzten Westjordanland. Die UNO sagt, die Juden haben dort nichts verloren und sollen eigentlich alle Gebiete des Westjordanlandes zurückgeben.
Die Bibel sagt jedoch, Gott hat im Westjordanland in Nablus seinen Bund mit Abraham geschlossen, und dieser Bund gilt bis heute. So wie der Adamsbund und der Noabund weitergehen, geht auch dieser Bund weiter. Mit anderen Worten: Die UNO lehnt sich gegen den Abrahamsbund auf und gerät so in Konflikt mit dem Höchsten.
Paulus sagt in Galater 3, Vers 17 im Blick auf den Abrahamsbund: „Dieses aber sage ich: Ein vorher von Gott bestätigter Bund, das ist der Bund mit Abraham, den Gott in mehreren Phasen immer wieder bestätigt hatte, macht das 430 Jahre danach entstandene Gesetz nicht ungültig, um die Verheißung aufzuheben.“ Er sagt also, der spätere Bund vom Sinai, der genau 430 Jahre nach diesem Ereignis hier in Sichem geschlossen wurde, hebt nicht all diese bedingungslosen Verheißungen des Abrahamsbundes auf.
So haben wir hier auch einen ganz interessanten chronologischen Hinweis. Der Bund mit Abraham wird, wie gesagt, wiederholt, bestätigt und erweitert: nach Kapitel 12, Vers 6, dann in Kapitel 13, 14-18, dann das ganze Kapitel 15, das ganze Kapitel 17, dort kommt noch die Beschneidung dazu, Kapitel 22, 16-18, Kapitel 26, 3-5 und so weiter. Dieser Bund wird dann gegenüber Isaak und seinem Sohn Jakob immer wieder bestätigt, bis Kapitel 35.
Nach diesem schönen Anfang mit Segen, mit Abraham, der gesegnet wird, kommt jedoch die Entwicklung. Abraham muss lange warten, bis endlich der verheißene Erbe kommt: Isaak. Das lange Warten führt ihn zum Unglauben. Abraham heiratet seine Magd Hagar. Sarah und Abraham denken vielleicht, dass die Verheißung Gottes ein bisschen anders zu verstehen sei, nicht so ganz wörtlich.
Damals gab es ein heidnisches Gesetz im Nahen Osten, das besagte, wenn eine Herrin unfruchtbar war, konnte der Herr die Sklavin oder Magd der Herrin heiraten. Das Kind aus dieser Ehe sollte dann der freien Herrin zugerechnet werden. So glaubten Sarah und Abraham, sie könnten das Problem ihrer Unfruchtbarkeit lösen, und so entstand Ismael.
Das heißt, Abraham bricht, um den Bund Gottes mit ihm zu verwirklichen, den Bund mit Adam. Er durchbricht die Einigung. Das führt zu schlimmen Problemen in der Familie Abrahams. Isaak und Ismael verstehen sich nicht. Hagar und Sarah geraten ständig in Konflikt miteinander. Auch später wird es nicht besser.
Es gibt auch Probleme in der Familie Isaaks. Jakob betrügt grausam seinen Vater auf Anweisung der Mutter hin. Was ist das für eine Familie? Über diese Linie soll einmal der Erlöser kommen. Es kommt zu einem tödlichen Streit zwischen den Brüdern Jakob und Esau. Jakob muss schließlich Hals über Kopf fliehen. Seine Mutter, die ihn zum Betrug am Vater angeleitet hatte, sollte ihn nie mehr sehen.
In fremdem Land lernt Jakob, was es bedeutet, betrogen zu werden. Sein Onkel Laban betrügt ihn grausam. Jakob möchte eigentlich seine Geliebte Rahel heiraten, doch in der Hochzeitsnacht stellt er fest, dass man ihm die falsche Frau gegeben hat. Jakob heiratet in der Folge vier Frauen und durchbricht wieder den Adamsbund.
Das hat große Probleme in der Familie Jakobs zur Folge. Zehn Brüder hassen Joseph. Auch die vier Frauen streiten sich dauernd. Das ist wirklich nicht lustig. Polygamie und die Tochter Jakobs, Dina, wird geschändet. Joseph wird schließlich von seinen Brüdern als Sklave nach Ägypten verkauft.
Auch da muss man sich fragen: Was ist das für eine Familie? In der Folge betrügen die zehn Söhne ihren Vater Jakob. Sie bringen das Kleid Josephs mit Ziegenblut bespritzt und tun so, als wäre Joseph offensichtlich durch ein wildes Tier gefressen worden. Jakob bricht fast zusammen.
Ruben, der Älteste, begeht Inzest mit einer der Frauen seines Vaters. Juda, sein Bruder, begeht Hurerei mit Tamar. So muss Gottes Zucht über diese Familie kommen. Gott schickt eine schreckliche Hungersnot über Kanaan. Das bringt die ganze Familie ins Nachdenken.
Durch Gottes Gnade kann die Familie überleben. Schließlich findet sie Zuflucht in Ägypten. Es kommt zu einer Aussöhnung mit Joseph, dem verworfenen Bruder, der in der Zwischenzeit zum Mann Nummer zwei im Weltreich Ägypten aufgestiegen war.
Die Bibel zeigt uns, dass aus dieser Großfamilie in Ägypten durch gewaltige Vermehrung in relativ kurzer Zeit ein Volk heranwächst: das Volk Israel in Ägypten. Die Bibel sagt nicht nur, sie vermehrten sich, sondern es wird ausdrücklich gesagt in 2. Mose 1, dass sie sich sehr vermehrten.
Ich habe einmal vor einiger Zeit einen Vortrag in Deutschland gehalten. Dort kam ein Ehepaar zu mir, das mir erklärte, sie hätten zehn Kinder. Der Mann rechnete vor: Wenn alle unsere Kinder auch zehn Kinder haben würden und so weiter, dann wären wir in 320 Jahren eine Milliarde. Das ist doch toll, es geht unglaublich schnell. Wenn alle wollen, oder?
So nebenbei: Das wäre übrigens auch eine elegante Methode im Zusammenhang mit der zunehmenden Islamisierung Europas. Aber es müssen eben alle mitmachen. Das bedeutet viel Verantwortung und Einsatz.
Das nur als kleiner Exkurs. Es geht ja nicht darum. Das Volk Israel entstand in sehr kurzer Zeit als Volk aus einer Großfamilie in Ägypten. Die Bibel sagt jedoch, dass dieses Volk schließlich in den Götzendienst in Ägypten fiel. Das wird ausdrücklich gesagt in Hesekiel 23, 20, 7-8.
Die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs dienten den Göttern Ägyptens, diesen unzähligen, tierköpfigen Menschenfiguren, die meistens in Ägypten verehrt wurden. Es war ein Abfall von Gott.
So muss Gott dieses dritte Heilszeitalter ganz nach Schema mit Gericht beenden. Gottes Gericht besteht darin, dass Israel in die Hand der Ägypter fällt. Sie werden grausam versklavt. Sie müssen Pithom und Ramses statt im Land Gosen im heutigen Nildelta bauen.
Es kommt sogar so weit, dass der Pharao verlangt, alle Jungen zu töten, sie im Nil zu ersäufen. So sehen wir: Dieses dritte Zeitalter begann mit Abraham, der den Götzendienst verließ, und endet damit, dass Abrahams Nachkommen in den Götzendienst zurückfallen.
Zusammenfassend gab es einen guten Anfang mit Abraham, der gehorsam war und als Urchaldeer auszog, um Gottes Verheißungen in Anspruch zu nehmen. Doch es gab eine traurige Entwicklung. Aber auch dort sehen wir Treue, besonders im Leben von Joseph.
Schließlich fordert Gottes Gericht in Ägypten über das götzendienerische Volk Israel das Ende dieses dritten Heilszeitalters.
Das vierte Heilszeitalter: Von Mose bis David
Wir kommen zum vierten Heilszeitalter, von Mose bis David. Gott greift schließlich durch Gericht ein, denn die Israeliten in ihrer Not beginnen, zu Gott zu schreien. So erlöst Gott das Volk Israel aus Ägypten. Gott beruft Mose, und Israel wird ein freies Volk, das aus Ägypten hinauszieht. Am Sinai schließt Gott mit Israel einen Bund.
Israel erhält die Anweisung zum Bau der Stiftshütte, einem transportablen Tempel. Diese Stiftshütte sollte ein Abbild des himmlischen Tempels Gottes sein. Das heißt, das irdische Volk Israel sollte ein Stück Himmel auf Erden haben, ein Abbild himmlischer Dinge. Mose segnet Israel (2. Mose 39,43). Das Volk wandert durch die Sinaiwüste, und schließlich nimmt es unter Josua das Land ein. Josua 21,43-45 betont, dass Gott alle seine Segensworte an Israel erfüllte.
Doch wir sehen auch eine traurige Entwicklung, die sehr früh einsetzt. Noch ehe das Volk Israel die zehn Gebote, eine Zusammenfassung der Gebote des Sinai-Bundes, schriftlich in Händen hatte, fallen sie bereits von Gott ab und verehren das goldene Kalb. Das war eine Weiterführung, kann man sagen, des Apis-Stierkultes aus Ägypten oder anderer Stierkulte. Während der Wüstenwanderung zeigt sich immer wieder Ungehorsam.
Später, im Land, fällt Israel während der Richterzeit siebenmal von Gott ab. Diese ganze Zeit dauert 450 Jahre, gemäß Apostelgeschichte 13,20, die Zeit der Richter. Sie ist gekennzeichnet durch den Refrain: „Ein jeder tat, was recht war in seinen Augen.“ Diesen Satz findet man viermal im Buch der Richter (Richter 17,6; 18,1; 19,1 und im letzten Vers).
Gott wollte König sein über dieses Volk. Er setzte keine Könige ein über Israel, denn er wollte selbst König sein. Wie sollte das gehen? Israel war das erste Volk der Welt, das die Bibel bekam. Gott wollte über die Bibel regieren. Das heißt, er wollte sehr wohl Richter haben, aber diese Richter waren keine Könige. Sie sollten in konkreten Fällen dem Volk Israel erklären, wie man die Bibel, das Gesetz Mose, auf den Alltag anwenden sollte.
Die Voraussetzung war also, dass jeder im ausgewählten Volk Gottes sich an der Bibel orientieren sollte. Alle Fragen des Zusammenlebens sollten durch die Bibel geregelt werden. Wenn man nicht wusste, wie man das genau umsetzen sollte, musste man zum Richter gehen. Doch das funktioniert nur, wenn alle mitmachen und die Autorität der Bibel anerkennen.
Nun sagt aber das Richterbuch: „Ein jeder tat, was recht war in seinen Augen.“ Die meisten sagten sich, es sei sowieso relativ, was Recht und Unrecht ist. Für mich sei das Wahrheit, und wenn das für dich Wahrheit ist, sei es schön. Sie dachten genauso wie viele Menschen in unserer heutigen Gesellschaft.
Gottes Plan war eigentlich eine Theokratie, eine Gottesherrschaft über die Bibel. Doch die traurige Entwicklung zeigte, dass der Mensch nicht bereit war, auf die Bibel zu hören – außer immer wieder ein treuer Überrest. Schließlich kam es so weit, dass unter dem letzten Richter Samuel das Volk sagte: „Wir möchten einen König. Wir möchten so sein wie die anderen Völker.“
Man sagte sich, es funktioniere einfach nicht mit dieser Theokratie, weil die Leute ja sowieso nicht auf die Bibel hörten. Jetzt wollten sie so sein wie die anderen. Sie wollten einen König, der ihnen sagt, was sie tun sollen. Da müsse man nicht selbst denken. Der König denkt, und sie handeln einfach nach dem, was er sagt. Das sei viel praktischer. Man müsse nicht mehr selbst denken.
Es ist wirklich so: Die Masse ist im Allgemeinen etwas träge. Das merkt man zum Beispiel auch, wenn man Reisegruppen führt. Es ist nicht so, dass alle Leute führen wollen. Manchmal gibt es welche, die meinen, sie müssten die Führung übernehmen, aber im Allgemeinen wollen die meisten, dass jemand sagt: „Jetzt muss man in den Bus einsteigen, jetzt muss man raus, jetzt kann man Fotos machen.“ Es ist angenehm, wenn jemand sagt: „Heute essen wir alle Kebab.“ Dann wissen sie, was sie essen sollen. Es ist viel gemütlicher, man muss nicht alles selbst organisieren.
So sagten sie also: „Wir wollen einen König, der für uns denkt.“ Das war ein ganz entscheidender Moment (1. Samuel 8). Ich lese Vers 7: „Und der Herr sprach zu Samuel: Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie dir sagen, denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich; mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll.“
Das war die Verwerfung Gottes als König. Das war die Verwerfung der Theokratie. Das vierte Heilszeitalter war das Zeitalter der Theokratie, von Mose bis David. Gott wurde verworfen, und nun musste das Ende kommen.
In Hosea 13,11 lesen wir, wie Gott zu Israel spricht: „Ich gab dir einen König in meinem Zorn und nahm ihn weg in meinem Grimm.“ Gott richtete Israel, indem er ihnen einen König gab: Saul, einen Mann nach dem Herzen der Menschen. Das war kein Mann nach dem Herzen Gottes, sondern ein Mann nach dem Herzen der Menschen.
Schließlich führte Saul das Volk in die Katastrophe. Die Menschen dachten, ein Mann, der einen Kopf größer ist als das übrige Volk, sei größer als ihre Probleme. Doch das ging nicht lange. Schon stand ein Riese, Goliath, ihm gegenüber. Dann nützte auch dieser „eine Kopf höher“ nichts mehr.
Menschen wollen auf starke Leute vertrauen, aber diese Leute sind nur so lange stark, bis die Probleme noch größer sind. Schließlich führte Saul Israel in einen Krieg gegen die Philister, der in einem Desaster, in einer Katastrophe endete – ein Verhängnis für Israel.
Saul beging auf dem Höhepunkt der Katastrophe Selbstmord. Die Philister nahmen seinen Leichnam und hängten ihn zur Schau an der Stadtmauer von Becce. Hier sieht man Becce, die Ausgrabungsstätte dieses Tells. An der Stadtmauer hing der Leichnam Sauls, und damit endete das vierte Heilszeitalter.
Es gab zunächst einen guten Anfang, dann aber eine traurige Entwicklung und schließlich ein Ende, das Gericht forderte. Beim nächsten Mal werden wir zum fünften Heilszeitalter kommen, von David bis Zedekia – und überall immer konsequent die gleiche Struktur.
Zum Schluss wollen wir noch gemeinsam beten.