Wir befinden uns in 2. Samuel 17. Auf dem Bild sieht man einen Blick über die jüdische Wüste. Ganz im Hintergrund erkennt man das Tote Meer. Das ist die Arava, diese Tiefebene, die übrigens der tiefste Punkt der Welt ist.
Jenseits des Toten Meeres sieht man bereits die Berge von Moab im heutigen Jordanien. Nördlich vom Toten Meer liegt die Gegend von Gilead in Jordanien. Diese Region ist ebenfalls sehr wichtig.
David floh von Jerusalem. Wir haben gesehen, dass er über den Ölberg in die Wüste ging, hinunter in die Arava. Von dort aus zog er weiter ins Gebiet von Gilead, und zwar bis nach Machanaim.
In 2. Samuel 17,24 heißt es: „Und David kam nach Machanaim, und Absalom ging über den Jordan, er und alle Männer von Israel mit ihm.“
Wir haben gestern gesehen, dass David es noch in der Nacht schaffte, diese gewaltige Aktion durchzuführen. Er überquerte mit all seinen zahlreichen Getreuen den Jordan und gelangte dann nach Machanaim.
Was sagt uns dieser Name? Machanaim bedeutet Lager. Machanaim ist die Dualform. Im Hebräischen gibt es nicht nur Einzahl und Mehrzahl, sondern auch die Zweizahl. Diese wird normalerweise für paarweise Dinge verwendet, die paarweise auftreten. Zum Beispiel Osnaim, weil wir immer zwei Ohren haben, oder Enaim, zwei Augen, Yadaim, zwei Hände, Raglaim, zwei Füße und dann Sfataim, weil wir zwei Lippen haben, oben und unten. Hier haben wir eben Machanaim.
Das heißt also Doppellager. Das erinnert uns an Vater Jakob, der fliehen musste, aber dann wieder zurückkehrte. In 1. Mose 32,2 heißt es: „Und Jakob zog seines Weges, und es begegneten ihm Engel Gottes. Und Jakob sprach, als er sie sah: Dies ist das Heerlager Gottes.“ Er gab jenem Ort den Namen Machanaim. (Fußnote der Elberfelder: Doppellager oder zwei Lager.)
Von dort aus gingen sie schließlich über den Jabbok-Fluss und danach über den Jordan wieder heim ins verheißene Land. Nun geht David hinaus aus dem verheißene Land und zieht nach Machanaim. Dieses Gebiet war allerdings auch von den Stämmen bewohnt, die nicht ins verheißene Land ziehen wollten. Die zweieinhalb Stämme wollten auf der anderen Seite des Jordans bleiben. Dort lebte also auch Israel.
David geht nach Machanaim, und das hat eine besondere Bedeutung. Es erinnert daran, wie Gott damals Vater Jakob bewahrt hat, trotz seiner eigenen Schuld im Leben. David geht dorthin als Folge der Zucht Gottes über seine falschen Wege. Doch dieses Machanaim muss ihm ein Trost gewesen sein. Es drückt aus, dass Gott seine Hand über ihm hält, so wie er es bei Vater Jakob getan hat. Und...
Dann gibt es eine große Ermunterung. Wir haben schon davon gelesen in Kapitel 17, Vers 27: Drei Männer werden David zu besonderem Trost.
Es geschah, als David nach Machanaim kam, da brachten Schobi, der Sohn des Nahas aus Rabba, der Kinder Ammon, sowie Machir, der Sohn Amiels aus Lodebar, und Barsillai, der Gileaditer, aus Rogelim Betten, Becken, Töpfe, Gefäße, Weizen, Gerste, Mehl, geröstete Körner, Bohnen, Linsen, geröstetes Korn, Honig, geronnene Milch, Kleinvieh und Kuhkäse zu David und zu dem Volk, das bei ihm war. Sie brachten diese Dinge, damit sie essen sollten, denn sie sprachen: „Das Volk ist hungrig und erschöpft und durstig in der Wüste.“
Wir werden später noch einmal auf Barsillai zurückkommen, der damals etwa achtzig Jahre alt war. Sein Herz war mit David verbunden.
Von diesen drei Ebenen wird gesagt, dass Barsillai ein sehr reicher Mann war. Er setzte seinen Reichtum für die Sache des Herrn ein, um David und das ganze Volk zu unterstützen. Zusammen mit Schobi, der ebenfalls ein sehr interessanter Mann war.
Schobi war der Sohn des Nahas. Nahas war ein König, der König von Ammon. Rabba, die Stadt der Kinder Ammon, ist Ammon Rabbah, der biblische Name für die Stadt Amman, die heutige Hauptstadt von Jordanien. Schobi kam von dort und war eben der Sohn von Nahas.
Wir schlagen auf, 2. Samuel 10. Und es geschah danach, dass der König der Kinder Ammon starb. Hanun, sein Sohn, wurde König in seiner Stadt. David sprach: Ich will Güte erweisen an Hanun, dem Sohn des Nahas, so wie sein Vater Güte an mir erwiesen hat. David sandte hin, um ihn durch seine Knechte wegen seines Vaters zu trösten. Die Knechte Davids kamen in das Land der Kinder Ammon.
Das war dann nicht gerade schön, was dieser Hanun gemacht hat. Aber es geht ja um seinen Vater Nahas, der ein Freund von David war, ein Heide. Als eben dieser Nahas starb, hatte David wirklich das Anliegen, den Nachfolgerkönig über den Tod seines Vaters zu trösten. Jetzt ist klar: Schobi war also auch ein Prinz, der Sohn von diesem Nahas, und er hielt zu David.
Wir staunen. Wir haben gesehen, dass so viele Heiden, wenn wir an die Keretiter, die Peletiter und die sechshundert Mann aus Gad zusammen mit Itai denken, zu David gehalten haben. Wir haben viele Nichtjuden, Nichtisraeliten und Israeliten, die zu David hielten. Das ist insofern ein wunderbares Bild der Gemeinde im Neuen Testament, die ja auch zusammengesetzt ist aus Gläubigen aus Israel und Gläubigen aus den Nationen, die zu David hielten in der Zeit seiner Verwerfung als König.
Darum durften sie dann auch die Ehre und die Herrlichkeit teilen zusammen mit David, nachdem er die Herrschaft wieder übernommen hatte, nach dem Umsturz durch seinen Sohn Absalom. Wir haben gesehen, was sie alles gebracht haben, sogar Betten, damit man sich wieder richtig ausruhen konnte, besonders König David. Auch alle Hilfsgeräte, die man so brauchen konnte, wie Becken und Töpfergefäße im Zusammenhang mit der Nahrung.
Wirklich, was da aufgezählt wird – ich habe das schon gesagt – das sind alle nötigen Vitamine, Mineralstoffe, Kohlenhydrate und auch Proteine bis hin zu Kuhkäse und geronnener Milch. Alles war da, um das Volk, das so ermattet war, in dieser Drangsal zu ermutigen.
Das ist wirklich das, was neutestamentlich entspricht. In 1. Korinther 14,3 heißt es: „Wer aber weissagt, redet den Menschen zu Erbauung und Ermahnung und Tröstung.“ Weissagen ist nichts anderes, als geleitet durch den Heiligen Geist das Wort Gottes weiterzugeben, und zwar so, dass es den Bedürfnissen entspricht. Und das war genau Nahrung, die diesen Nöten entsprach.
Man könnte das noch weiter illustrieren mit Sprüche 15,23: „Ein Mann hat Freude an der Antwort seines Mundes, und ein Wort zu seiner Zeit, wie gut!“ Das richtige Wort und auch die richtige Antwort auf Fragen, die da sind, im richtigen Moment – das ist einfach wunderbar.
So war die Nahrung von Schobi, Markir und Barsillai dann noch ein Wort aus Sprüche 25,11: „Goldene Äpfel in silbernen Prunkgeräten, so ist ein Wort geredet zu seiner Zeit.“ Jetzt fehlt uns noch einer: Markir, der Sohn Amiels aus Lodebar. Der gehört zu unserem Bekanntenkreis, nicht wahr?
2. Samuel 9. Ich lese ab Vers 1: Und David sprach: „Ist noch jemand da, der vom Haus Sauls übrig geblieben ist, dem ich Güte erweisen kann um Jonathans Willen?“ Da sieht man einen David, der sich nicht in Rachsucht verfing, sondern bereit war, Güte am Haus Sauls, seines Feindes, zu erweisen.
Wir lesen weiter in Vers 2: Es war aber ein Knecht vom Haus Sauls, sein Name war Ziba. Man rief ihn zu David, und der König sprach zu ihm: „Bist du Ziba?“ Er antwortete: „Dein Knecht.“ Er erklärt dann, dass es noch jemand aus dem Haus Sauls gibt, und zwar in Vers 3 in der Mitte: „Ziba sprach zum König: Es ist noch ein Sohn von Jonathan da, der an den Füßen lahm ist.“ Der König fragte: „Wo ist er?“ Ziba antwortete: „Siehe, er ist im Haus Markiers, des Sohnes Amiels, in Lodebar.“
Dieser Markir hat sich um Jonathans gelähmten Sohn gekümmert und ihm ein Zuhause gegeben. David sagte dann, dass er zu ihm kommen darf und sein ganzes Leben am Königstisch verbringen soll. Also dieser Mann, der so ein Herz hatte für diesen behinderten Mephiboset, war auch ein Mann, der ein Herz für David und alle hatte, die mit ihm auf der Flucht waren in dieser dramatischen Zeit, in der sich die Bosheit Absaloms in so ausnehmender Weise offenbart hatte.
Nun gehen wir weiter zu Kapitel 18. David musterte das Volk, das bei ihm war, und setzte Oberste über tausend und Oberste über hundert ein. Wir haben gesehen, wie David durch seine schwere Schuld ein gebrochener Mann wurde. Doch mit dem Aufstand Absaloms sehen wir plötzlich, wie diese Not David wieder mehr in die Nähe des Herrn brachte. Es geht in verschiedenen Hinsichten bei ihm aufwärts. Das sehen wir auch hier: Er übernimmt wirklich strategische Verantwortung.
Er sieht, dass so viele mit ihm gegangen sind – wenn ich sage viele, meine ich natürlich immer relativ viele. Das war ein ganz kleiner Überrest. Die Masse der zwölf Stämme hatte David aufgegeben und sich dem üblen Rebell Absalom angeschlossen. Nun organisiert David die Getreuen, indem er Oberste einsetzt über Tausendergruppen und darunter Unteroffiziere als Oberste über je hundert.
Weiter heißt es: „David sandte das Volk aus, ein Drittel unter der Hand Joabs, ein Drittel unter der Hand Abiseis, des Sohnes der Zeruiah, des Bruders Joabs, und ein Drittel unter der Hand Itais, des Gattiters.“ Also die ganz neu organisierte kleine Armee – also eine relativ kleine Armee – teilte er in drei Kontingente. Joab, sein Heeroberster, sein oberster General, wurde über ein Drittel gesetzt, sein Bruder Abisai über ein Drittel, und diesen Itai, den Ausländer von Gad, der so darauf bedacht war, die Verwerfung mit David zu teilen und sich nicht zurückweisen ließ, bekam auch ein Drittel der Armee unter sich.
Der König sprach zum Volk: „Auch ich werde gewiss mit euch ausziehen.“ Merkt man, nach dieser Erfahrung mit Schobi, Markir und Barsillai wird er plötzlich mutig und initiativ. Das ist nicht mehr der David, der barfuß die Westabhänge des Ölbergs hinaufgeht, mit verhülltem Haupt, wirklich gebrochen und nur noch heulend. Jetzt sagt er: Ich werde persönlich quasi die ganze Armee leiten.
Doch das Volk sprach: „Du sollst nicht ausziehen, denn wenn wir fliehen, so würden sie nicht auf uns den Sinn richten. Und wenn die Hälfte von uns stürbe, so würden sie nicht auf uns den Sinn richten, denn es gibt jetzt Zehntausende wie wir.“ Sie wollten damit sagen: David, es geht ja um dich. Du bist es eigentlich, der uns alle zusammenhält. Ihr Band, das alles zusammenhielt, und sie betrachteten ihn quasi wie Zehntausend.
Das erinnert uns an Hohelied 5,10, wo die Braut von Salomo sagt, dass er ausgezeichnet ist vor Zehntausenden. Nun sind sie also nicht einverstanden, David darf nicht mitkommen. Sie sagen: So ist es nun besser, dass du uns von der Stadt aus hilfst, also von einer Stadt bei Machaneim. Dort sollte er quasi gesichert sein und von dort aus die Armee, die drei Kontingente, steuern. Aber er selbst soll nicht dabei sein.
Das war ja genau die Absicht von Absalom. Absalom war bereit, alle zu sparen, außer einem. Wir werden gleich sehen, und David ist der, der nicht bereit ist, einen einzigen zu sparen – und das ist Absalom. Wirklich ein unglaublicher Kontrast.
Also Absaloms Wunsch: Es geht um niemand anderen als um einen – sein Vater muss sterben. Und für David: Es geht um keinen anderen als Absalom – der muss leben. Das Volk sagt: So ist es nun besser, dass du uns von der Stadt aus hilfst. Der König sprach zu ihnen: „Was gut ist in euren Augen, will ich tun.“ Das ist ein König, der den guten Ratschlag seiner Untertanen annehmen kann.
Der König stellte sich an die Seite des Tores, und alles Volk zog aus zu Hunderten und zu Tausenden. Der König gebot Joab, Abisei und Itai und sprach: „Verfahrt mir gelinde mit dem Jüngling, mit Absalom.“ Alles Volk hörte es, denn der König gab allen Obersten wegen Absaloms Gebot Bescheid.
Wie kommt er auf die Idee? Jetzt geht es um die entscheidende Schlacht, und sein Anliegen ist: Verfahrt mir gelinde mit dem Jüngling, mit diesem zarten jungen Mann Absalom. Das ist eine gewisse Manipulation, die David da ausübt. Er sagt nämlich: Verfahrt mir gelinde mit dem Jüngling, mit Absalom.
Wer da jetzt Absalom bekämpft, der ist für mich ein Problem. Das gibt natürlich eine Blockade für die Armee. Wie sollen sie jetzt alles geben, wenn sie auf den Schlimmsten Rücksicht nehmen müssen?
Noch etwas: Warum benutzt David hier den Ausdruck „Jüngling“? Das besagt eigentlich nichts anderes, als dass Absalom und seine Revolution Ausdruck von jugendlichem Übermut eines Ungezogenen sind. Das war es aber nicht. Und überhaupt, das war kein Jüngling. Der Mann war verheiratet und hatte schon drei Kinder bekommen. Das sagt man nicht mehr einem Jüngling.
Also verniedlicht er die Bosheit Absaloms. Das ist immer ein Problem: Eltern neigen dazu, die Sünden ihrer Kinder anders zu beurteilen als bei anderen Leuten. Man ist in Gefahr, die Sünden eigener Kinder zu decken. Das ist ein echtes Problem bei David, und wir werden sehen, dass sich das Problem noch steigert, wirklich bis zum Dramatischen.
Vers 6: Das Volk zog aus ins Feld, Israel entgegen. Die Schlacht fand im Wald Ephraim statt. Man muss das so verstehen, dass die Hauptschlacht im Wald Ephraim stattfand, das war bereits wieder zurück im verheißenden Land. David war ja in Machaneim, und Absalom ging über den Jordan. So muss man sich das vorstellen. Es gab bereits Vorschlachten, aber hier wird die Hauptschlacht auf den Punkt gebracht.
Wir wissen von Josephus Flavius, dass Ephraim ein sehr waldreiches Gebiet war. Das kann man sich heute nicht mehr vorstellen, weil das Land Israel ab dem Jahr 70 mehr und mehr zur Wüste wurde und diese Wälder alle verloren gingen. Aber damals war es sehr bewaldet.
Die Schlacht fand im Wald Ephraim statt, und das Volk von Israel wurde dort vor den Knechten Davids geschlagen. Die Niederlage war groß an jenem Tag: zwanzigtausend Mann. Also gewaltig. Es sah so aus, als hätte David kaum eine Chance. Doch alles wurde gedreht. Die zwölf Stämme, die mit Absalom abgefallen waren, erlebten eine unglaubliche militärische Niederlage mit zwanzigtausend Toten.
Weiter lesen wir in Vers 8: Die Schlacht breitete sich über das ganze Land aus. Der Wald fraß mehr unter dem Volk, als das Schwert an jenem Tag gefressen hatte. Das heißt, durch die Unwegsamkeit des Waldes und durch geografische Besonderheiten – man kann an Schluchten, Gruben usw. denken – starben viele einfach durch das schwierige Gelände.
Da sehen wir Gottes Vorsehung, wie er durch die Geographie, die er schon früher so eingerichtet hatte, eingegriffen hat.
Absalom stieß auf die Knechte Davids. Er ritt auf einem Maultier, und das Maultier kam unter die verschlungenen Zweige einer großen Terebinte. Er blieb mit dem Haupt an der Terebinte hängen und schwebte zwischen Himmel und Erde.
Ja, da haben sich seine Haare, seine ungewöhnliche Mähne, die er hatte – wir haben gesehen, dass er sich einmal im Jahr die Haare schnitt – nicht verhakt. Es wird nicht gesagt, dass er regelmäßig ein Nasiräergelübde machte, aber das entspricht dem. Während des Nasiräergelübdes schneidet ein Mann seine Haare nicht mehr (4. Mose 6).
Das war nicht normal, dass man in Israel als Mann lange Haare hatte. 1. Korinther 11 sagt ja auch: Es ist eine Unehre für einen Mann, langes Haar zu haben, im Gegensatz zur Frau, bei der es eine Ehre ist.
Nun hatte Absalom diese langen Haare. Wir haben schon gesehen, wie frömmlerisch er sein konnte. Er wollte ein Opferfest in Hebron feiern, sein Gelübde an den Herrn erfüllen und wartete darauf, dass der Herr ihn aus dem Exil zurückführen würde – alles ohne Buße, ohne Umkehr.
Das, was so ungewöhnlich war mit seiner Haarpracht, wird ihm hier zum Verhängnis. Beim Reiten verfangen sich seine Haare in einer Terebinte. Hier auf dem Bild sehen wir eine Terebinte.
Das ist ein ganz interessanter Baum, dazu gleich mehr im Detail. Da schwebt Absalom zwischen Himmel und Erde. Er war für beide unzumutbar. Dieser Rebell war unzumutbar für die Erde und unzumutbar für den Himmel. So schwebt er da zwischen Himmel und Erde.
Joab sah es und berichtete es: „Siehe, ich habe Absalom an einer Terebinte hängen sehen.“ Das wird sehr betont. Es war eine Terebinte.
Joab sprach zu dem Mann, der es ihm berichtete: „Siehe, wenn du ihn gesehen hast, warum hast du ihn nicht zu Boden geschlagen? Denn an mir wäre es, dir zehn Schekel Silber und einen Gürtel zu geben als Auszeichnung.“
Ein Schekel hat eine Größenordnung von zehn bis dreizehn Gramm. Sagen wir also etwa zehn Gramm. Das wären hundert Gramm Silber und ein Gürtel. Ich war in 1. Samuel 18,4, da hat Jonathan damals, als er sich mit David befreundete, seinen Gürtel David geschenkt – eine besondere Auszeichnung, keine Medaille, aber eben so rund hundert Gramm Silber und einen ehrenden Gürtel hätte er von Joab bekommen.
Die Antwort des Mannes aber war: „Und wenn ich tausend Schekel Silber auf meinen Händen wöge, würde ich meine Hand nicht nach dem Sohn des Königs ausstrecken.“ Also kannst du mir eine riesige Menge Silber geben, aber das geht auf keinen Fall.
Warum? Weil David den Kampfwillen seiner Leute gelähmt hatte durch dieses Verharmlosen, was er über Absalom gesagt hat. Nochmals: „Und wenn ich tausend Schekel Silber auf meinen Händen wöge, würde ich meine Hand nicht nach dem Sohn des Königs ausstrecken, denn vor unseren Ohren hat der König dir und Abisai und Itai geboten und gesagt: Seid vorsichtig, wer es auch sei, also unglaublich, wie er das sagt, nicht nur ‚Seid vorsichtig‘, sondern ‚wer es auch sei, mit dem Jüngling, mit Absalom‘.“ Wieder mit dem Jüngling.
Nun weiter: „Ich hätte aber trügerisch gegen sein Leben gehandelt, und es bleibt ja keine Sache vor dem König verborgen, so würdest du selbst gegen mich auftreten.“ Das ist jetzt auch noch ziemlich direkt. Er sagt zu Joab: Ich hätte sowieso kein Vertrauen in dich, und das ist verständlich, denn was dieser Joab alles schon auf seinem Kerbholz hatte, war schwerwiegend.
Er macht klar: Ich könnte auch nicht darauf vertrauen, dass du dann hinter mir stehen würdest, wenn ich mich vor dem König verantworten müsste.
Vers 14: Da sprach Joab: „Ich mag nicht so vor dir warten.“ Er nahm drei Spieße in seine Hand – eine hätte ja gereicht – und stieß sie in das Herz Absaloms, während er noch inmitten der Terebinte lebte. Das war seine Rache, nicht wahr? Wie Absalom sich ihm gegenüber verhalten hatte, hat er nicht vergeben.
Weiter lesen wir: „Zehn Knaben, Waffenträger Joabs, umgaben und erschlugen Absalom und töteten ihn.“ Joab stieß in die Posaune, und das Volk kehrte um von der Verfolgung Israels, denn Joab hielt das Volk ab.
Sie nahmen Absalom, warfen ihn in eine große Grube im Wald und errichteten über ihm einen sehr großen Steinhaufen. Ganz Israel floh, jeder zu seinem Zelt. Auch da sehen wir nebenbei, dass es üblich war im Land Israel, in Zelten zu leben und nicht in steinernen Häusern. Das war für die Reichen.
Nun sehen wir: Der Krieg ist vorbei mit dem Tod Absaloms.
Noch etwas zur Terebinte. Wo finden wir zum ersten Mal eine Terebinte? In 1. Mose 12. Abraham kam in das verheißene Land. In Vers 6 heißt es: „Abraham durchzog das Land bis zu dem Ort Sichem, bis zur Terebinte Morais.“ Die Kanaaniter waren damals im Land, und der Herr erschien Abram und sprach: „Deine Nachkommenschaft will ich dieses Land geben.“ Abram baute dort dem Herrn, der ihm erschienen war, einen Altar.
Das war der Bund Gottes mit Abraham, der dort in Sichem geschlossen wurde. In Galater 3 lesen wir, dass das Gesetz vom Sinai und der damit verbundene Bund am Sinai den früheren Bund, der 430 Jahre vorher geschlossen wurde, nicht etwa aufgehoben hat.
Daraus entnehmen wir nach Galater 3, dass zwischen dem Bund mit Abraham und dem Bund mit Israel am Sinai 430 Jahre liegen. Wenn man die Chronologie konsequent durchrechnet in der Bibel, liegt zwischen 1. Mose 12 und dem Auszug aus Ägypten 430 Jahre.
Das war der Bund mit Abraham, der danach siebenfach bestätigt wurde, mehrfach gegenüber Abraham, dann auch gegenüber Isaak und Jakob. Hier wird ausdrücklich gesagt: Das war bei der Terebinte.
Welche Terebinte? Es gibt verschiedene Arten. Man kann an die besonders typischen in Israel denken, das wäre die Pistacia atlantica und auch Pistacia palaestina, so wird das in der Biologie genannt.
Pistacia atlantica ist die häufigste. Sie wird bis zu 20 Meter groß und kann extreme Trockenheit aushalten, Temperaturen bis 50 Grad kein Problem und auch bis minus 35 Grad hat sie eine unglaubliche Frosttoleranz.
Sie ist ökologisch sehr wichtig im Kampf gegen Wüstenbildung. Die Terebinte kann dort noch wachsen, wo andere Pflanzen aufgeben und die Wüste sich entwickelt. Sie kann auf trockenen und felsigen Böden leben, einzeln vorkommen, wie hier die Terebinte von Morais, aber auch in Gruppen.
So sehen wir, dass der Bund mit Abraham alle Schwierigkeiten und Nöte der Geschichte Israels überlebt hat. Darum war es sehr wichtig, dass das bei einer Terebinte geschah. Die Terebinte spricht von der Treue Gottes gegenüber Israel.
Absalom endet auf einzigartige Weise: Er bleibt mit seinen Haaren in der Terebinte hängen und wird auf diese erniedrigende Art von Joab dreifach durchbohrt und schließlich von zehn jungen Leuten erschlagen. Ein furchtbares Ende. Das zeigt, wie schlimm Rebellion und Vaterhass sind.
Wir leben in einer Zeit des Vaterhasses. Das hat einen starken Zusammenhang unter anderem mit der Psychologie von Freud. Er hat die Theorie des Ödipuskomplexes entwickelt. Daraus wollte er ableiten, dass im kleinen Jungen eine Eifersucht gegen den Vater da ist, der eigentlich die Mutter streitig machen möchte. Es ist eine Ablehnung des Vaters da.
Das hat sich ausgebreitet und mit dem Marxismus verlinkt. Der Marxismus ist ein Hass auf den Vater und die Autorität des Vaters, überhaupt gegen alle Autorität und natürlich zuoberst gegen die Autorität Gottes.
Karl Marx hat in seiner Jugend als Student an der Universität eine völlige Veränderung durchgemacht. Noch für das Abitur hatte er einen Aufsatz geschrieben, der den Eindruck erweckt, er sei bekehrt, Johannes 15, über die Verbindung der Gläubigen mit Christus über den Weinstock und die Reben.
Doch in seinen Studentenjahren veränderte er sich. Es gibt Hinweise, dass er sich in Richtung Satanismus entwickelte. Er schrieb auch Schauspiele, in denen ein Schauspieler einem Protagonisten sagt: „Ich will mich rächen bei dem dort oben.“
Er entwickelte die Idee, dass die Frau aus dem Haushalt befreit werden müsse, aus der Unterdrückung durch den Mann. Das hat alles Einfluss auf das zwanzigste Jahrhundert gehabt.
Das Patriarchat ist ein Ausdruck für Vaterherrschaft. Die Bibel sagt, der Mann ist das Haupt in der Familie. Dieser Hass auf die Autorität des Vaters hat sich entfaltet und unsere westliche Gesellschaft stark geprägt.
Das wird zutiefst dargestellt in Absalom. Wie er endet, ist eine Mahnung Gottes, wie übel diese Art von Revolution und Vaterhass ist. Er hängt mit den Haaren in der Terebinte, unzumutbar weder für Erde noch für Himmel.
Ich habe mir in meiner Bibel an den breiten Rand geschrieben bei 2. Samuel 18,15: Absalom wurde getötet.
David hatte gesagt, dieser arme Mann, dem das Schaf geraubt wurde, dem soll das vierfach erstattet werden. So sollte David, der Uria seine Frau gestohlen hatte, vierfach erstatten – vier Söhne sollte er verlieren.
Dann sehen wir auch, wie Absalom, der nichts liebte außer sich selbst, würdelos endet. Man wirft ihn in eine große Grube im Wald (Vers 17). Darüber errichteten sie einen sehr großen Steinhaufen.
Das war üblich im Land Israel, dass man Denkmäler errichtete. Vers 18 erklärt das Thema Denkmal. Das hatte eine besondere Bedeutung bei Absalom gehabt.
Absalom hatte zu seinen Lebzeiten eine Denksäule errichtet, die im Königstal steht. Das Königstal finden wir in 1. Mose 14. Es ist eine Bezeichnung für das Kidrontal, das den Tempelberg, den Berg Zion mit der Davidstadt Jerusalem vom Ölberg trennt.
Dort im Kidrontal, auch Tal Chave genannt, war einst König Melchisedek aus Jerusalem herausgekommen und hatte Abraham mit Brot und Wein gestärkt.
Absalom hatte gesagt: „Ich habe keinen Sohn.“ Nun, er hatte drei Söhne, aber die sind offensichtlich gestorben, denn er sagte, er habe keinen Sohn, der seinen Namen in Erinnerung halten werde. Er nannte die Denksäule nach seinem Namen, und man nennt sie bis heute das Denkmal Absaloms.
Nicht zu verwechseln mit dem Denkmal Absaloms im Kidrontal, das ist aus viel späterer Zeit. Das wurde so genannt in Anlehnung an diese Stelle, aber ist nicht das Denkmal von Absalom.
Auf Hebräisch heißt es Yad Av Shalom, Denkmal Absaloms. Er wollte sich verewigen. Es ging ihm nur um seine Person und seine Vorteile.
Vers 19: Achimaz, der Sohn Zadoks, sprach: „Ich will doch hinlaufen und dem König Botschaft bringen, dass der Herr ihm Recht verschafft hat von der Hand seiner Feinde.“ Achimaz war ein wichtiger Bote bei geheimdienstlichen Übermittlungen an König David.
Er war jetzt so dankbar zu sehen, dass der Herr eingegriffen hatte. Der Herr hat David Recht verschafft. Wir denken an Simei, der ja überzeugt war, dass dieses Leiden Davids Beweis sei, dass David falsch läuft.
Jetzt ist klar geworden, dass sein Argument, Gott habe Absalom anstelle von David eingesetzt, um David zu bestrafen, nicht richtig war. Der Herr hat David Recht verschafft von der Hand seiner Feinde.
Doch es gab ein Problem: David wollte den angeblichen Jüngling schonen.
Vers 20: Joab sprach zu Achimaz: „Du sollst nicht Bote sein an diesem Tag.“ Er war sonst ein guter Bote. „Du sollst an einem anderen Tag Botschaft bringen, doch an diesem Tag nicht, da ja der Sohn des Königs tot ist.“
Für Joab war es klar: Wenn David erfährt, was er getan hat, wird es Probleme geben.
Doch David hatte keine klare Sicht für den Weg Gottes. Wir haben gesehen, dass Gott das Unglück über Absalom beschlossen hatte und den Rat Ahitophels vereiteln konnte.
Diese mangelnde Sicht für Gottes heilsgeschichtliches Planen bringt eine Bremse ins Volk Gottes hinein.
Vers 21: Joab sprach zu dem Kuschiter. Da war also noch ein Schwarzafrikaner. Kusch war ein Sohn Hamms, dessen Name „Schwarz“ bedeutet. Die Nachkommen von Kusch haben sich in Afrika angesiedelt, zuerst südlich von Ägypten, Mitzrayim.
Mitzrayim war auch ein Sohn Hamms und wurde Stammvater der Ägypter. Südlich davon war Kusch, das heutige Sudan. Im Alten Testament bezeichnet Kusch Sudan und Äthiopien.
Von dort aus wurde ganz Schwarzafrika besiedelt. Da war ein Kuschiter in Israel.
Joab dachte: Das soll nicht Achimaz machen, das übergeben wir dem Kuschiter. Joab sprach zu ihm: „Geh hin, berichte dem König, was du gesehen hast.“ Der Kuschiter beugte sich vor Joab und lief hin.
Achimaz sprach zu Joab: „Was auch geschehen möge, lass mich hinter dem Kuschiter herlaufen.“ Das könnte schwierig sein, einem Schwarzafrikaner im Schnelllauf das Wasser zu reichen.
Joab antwortete: „Warum willst du denn laufen, mein Sohn? Für dich ist keine einträgliche Botschaft da.“ Also wenn du das erzählst, was jetzt eigentlich bedeutet, dass der Herr David Recht verschafft hat, wird das für David eine Katastrophe sein.
Achimaz sagte: „Was auch geschehen möge, ich will laufen.“ Joab sprach zu ihm: „Lauf.“ Achimaz lief den Weg des Jordankreises, dort unten in der Tiefebene, und kam dem Kuschiter zuvor, der ihn überholte.
David saß zwischen den beiden Toren bei Machaneim in dieser Stadt, die namentlich hier nicht genannt wird. Der Wächter ging auf das Dach des Tores, auf die Mauer, erhob seine Augen und sah: Ein Mann lief allein, von weitem sah er, dass er im Eiltempo kam.
Der Wächter rief und berichtete es dem König. Der König sprach: „Wenn er allein ist, so ist eine Botschaft in seinem Mund.“ Er kam immer näher und näher.
Man beachte, wie dramatisch das erzählt wird. Warum? Normalerweise ist die Bibel in der Beschreibung kleiner Einzelheiten sparsam. Hier wird es so detailliert beschrieben, weil es für David so bedeutsam sein sollte. Er hatte heilsgeschichtlich keinen klaren Blick, aber mit seinem Sohn hatte er ein emotionales Problem, wie wir noch sehen werden.
Der Wächter sah einen anderen Mann laufen und rief den Torhüter zu: „Siehe, ein Mann läuft allein.“ Das ist jetzt der Bote Nummer zwei, der überholt worden war.
Der König sprach: „Auch dieser ist ein Bote.“ Der Wächter sagte: „Ich sehe den Lauf des Ersten an für den Lauf Achimaz, des Sohnes Zadoks.“ Der hatte eine ganz bestimmte Art zu rennen und war deshalb so schnell.
Das kann man von Weitem erkennen – das ist Achimaz ben Zadok. Der König sprach: „Das ist ein guter Mann, und er kommt mit guter Botschaft.“ Die Erwartungen bei David sind jetzt noch höher, und darum wird der Sturz umso größer.
David hat nicht verstanden, dass der Herr das Gericht über Absalom bringen wollte.
Achimaz rief und sprach zum König: „Frieden.“ Er beugte sich vor dem König auf sein Angesicht zur Erde und sprach: „Gepriesen sei der Herr, dein Gott, der die Männer überliefert hat, die ihre Hand erhoben haben gegen meinen Herrn, den König.“ Er betete an, nicht einfach irgendein sachlicher Bote, der alles formal korrekt erledigt. Nein, er betete Gott an.
David verstand das nicht. Der König fragte: „Geht es dem Jüngling, dem Absalom gut?“ Er sagt wieder „Jüngling“. Merkt man, er betrügt sich selbst mit seiner eigenen Sprache: „Geht es dem Jüngling, dem Absalom gut?“
Achimaz wich aus und sagte: „Ich sei in großem Getümmel, als Joab den Knecht des Königs und einen Knecht absandte. Aber ich weiß nicht, was es war.“
Der König sprach: „Wende dich, stelle dich hierher!“ Er wandte sich und blieb stehen. Siehe, der Kuschiter kam.
Der Kuschiter sprach: „Mein Herr, der König, lasse sich die Botschaft bringen, dass der Herr dir heute Recht verschafft hat von der Hand aller, die gegen dich aufgestanden sind.“
Auch das war ein gläubiger Mann, der den wahren Gott kannte. Es war ihm nicht nur ein Anliegen, Botschaften gut auszurichten, sondern er verband das mit einem heilsgeschichtlichen Verständnis: Der Herr hat jetzt eingegriffen.
Der König sprach zu dem Kuschiter: „Geht es dem Jüngling?“ – wieder „Jüngling“. Man merkt, dass er ein Problem hat. Er hat sich emotional so an diesen üblen Sohn Absalom verkrallt, dass er mit seinen Gefühlen nicht mehr zurechtkommt.
Der Kuschiter sprach, wie dem Jüngling. Er übernahm das Wort: „So möge es den Feinden des Königs meines Herrn ergehen und allen, die gegen dich aufgestanden sind zum Bösen.“
Jetzt hat David es verstanden. Er wurde sehr bewegt. Auch wenn es ein böser Sohn war, ist es etwas Furchtbares, einen Sohn zu verlieren.
David wurde sehr bewegt und stieg hinauf in das Obergemach des Tores und weinte.
Wir könnten all die Stellen zusammentragen, wo David geweint hat. Er hat so viel geweint in seinem Leben. Wir können daran denken, wie er über den Tod von Abner geweint hat in 2. Samuel 3,32, wie er in 2. Samuel 1 über Jonathan, seinen Freund, geweint hat, und auch in 2. Samuel 13 über seinen bösen Sohn Amnon (2. Samuel 13,35-36).
Jetzt hier weinte er, und so sprach er: „Mein Sohn Absalom, mein Sohn, mein Sohn Absalom!“ Er hätte gerne an Absaloms Stadt gestorben. „Absalom, mein Sohn, mein Sohn!“
Er schreit nur noch so. Ich nehme es vorweg: In Vers 5 hatte der König sein Angesicht verhüllt und schrie mit lauter Stimme: „Mein Sohn Absalom, Absalom, mein Sohn, mein Sohn!“ Man hat gezählt, wie oft er „mein Sohn“ sagt. Auf Hebräisch heißt es „Beni“. „Ben“ heißt Sohn, „Beni“ ist die Form „mein Sohn“. Er sagt es achtmal: „Beni, Absalom, Beni, Beni, Absalom“ und dann nochmals am Schluss „Absalom, Beni, Beni.“
In Vers 5 variiert er ein wenig: „Beni, Absalom, Absalom, Beni, Beni.“ Das ist unglaublich. Er verliert den Blick für alles andere. Das wäre jetzt sehr gefährlich, dass er diesen Blick verloren hat.
Vers 2: Es wurde Joab berichtet: „Siehe, der König weint und trauert um Absalom.“ Der Sieg wurde an jenem Tag zur Trauer für das ganze Volk, denn das Volk hörte an jenem Tag sagen, der König ist betrübt um seinen Sohn.
Das Volk schlich sich an jenem Tag in die Stadt hinein, wie ein Volk, das sich wegstiehlt, das zu Schanden geworden ist, obwohl sie einen überwältigenden Sieg erlebt hatten, den der Herr ihnen gegeben hatte.
Jetzt sind sie alle so gedämpft. Das Volk ist zu Schanden geworden, weil es im Kampf geflohen ist. Der König hatte sein Angesicht verhüllt und schrie mit lauter Stimme: „Mein Sohn, Absalom, mein Sohn, mein Sohn!“
Machen wir eine Viertelstunde Pause.
Jetzt fehlt uns noch einer: Markir, der Sohn Amiels aus Lodebar. Er gehört zu unserem Bekanntenkreis, nicht wahr? (2. Samuel 9).
Ich lese ab Vers 1: Und David sprach: „Ist noch jemand da, der vom Haus Sauls übrig geblieben ist, dem ich Güte erweisen kann um Jonathans Willen?“ Da sieht man einen David, der sich nicht in Rachsucht verfing, sondern bereit war, Güte am Haus Sauls, seines Feindes, zu erweisen.
Weiter lesen wir in Vers 2: „Es war aber ein Knecht vom Haus Sauls, sein Name war Ziba.“ Sie riefen ihn zu David, und der König sprach zu ihm: „Bist du Ziba?“ Er antwortete: „Dein Knecht.“ Dann erklärt er, dass es noch jemand aus dem Haus Sauls gibt. In Vers 3, in der Mitte, sagt Ziba zum König: „Es ist noch ein Sohn von Jonathan da, der an den Füßen lahm ist.“ Der König fragte ihn: „Wo ist er?“ Ziba antwortete: „Siehe, er ist im Haus Markirs, des Sohnes Amiels, in Lodebar.“
Dieser Markir hat sich um Jonathans gelähmten Sohn gekümmert und ihm dort ein Zuhause gegeben. Doch dann sagte David: „Jetzt darf er zu mir kommen, und er darf sein ganzes Leben am Königstisch sein.“
So war dieser Mann, der ein Herz für den behinderten Mephiboset hatte, auch jemand, der ein Herz für David und für alle hatte, die mit ihm auf der Flucht waren. Dies geschah in jener dramatischen Zeit, in der sich die Bosheit Absaloms in einer so ausnehmenden Weise offenbart hatte.
Und nun kommen wir zu Kapitel 18. David musterte das Volk, das bei ihm war, und setzte Oberste über Tausend und Oberste über Hundert ein.
Wir haben bereits gesehen, wie David durch seine schwere Schuld ein gebrochener Mann wurde. Doch ich habe darauf hingewiesen, dass ihn der Aufstand von Absalom wieder näher zum Herrn brachte. In verschiedenen Hinsichten geht es bei ihm aufwärts. Das sehen wir auch hier: Er übernimmt wirklich strategische Verantwortung.
Er erkennt, dass viele mit ihm gegangen sind. Wenn ich „viele“ sage, meine ich natürlich relativ viele. Es war nur ein kleiner Überrest. Die Mehrheit der zwölf Stämme hatte David verlassen und sich dem Rebellen Absalom angeschlossen.
Nun organisiert David seine Getreuen. Er setzt Oberste über Tausendergruppen ein und darunter Unteroffiziere als Oberste über Hunderter.
Weiter heißt es: David sandte das Volk aus, ein Drittel unter der Hand Joabs, ein Drittel unter der Hand Abiseis, des Sohnes der Zeruiah, des Bruders Joabs, und ein Drittel unter der Hand Ittais, des Gatiters.
Also teilt er die neu organisierte, relativ kleine Armee in drei Kontingente auf. Joab, der Heeroberste und oberste General, erhält ein Drittel. Sein Bruder Abisai bekommt ein Drittel, und der Ausländer Ittai von Gad, der entschlossen war, David zu folgen und sich nicht zurückweisen ließ, erhält ebenfalls ein Drittel der Armee.
Der König sprach zum Volk: „Auch ich werde gewiss mit euch ausziehen.“ Nach der Erfahrung mit Schobi, Marke und Barsillai wird David plötzlich mutig und initiativ. Das ist nicht mehr der David, der barfuß und mit verhülltem Haupt die Westabhänge des Ölbergs hinaufgeht, gebrochen und weinend.
Jetzt sagt er, er werde persönlich die ganze Armee leiten. Doch das Volk antwortete: „Du sollst nicht ausziehen, denn wenn wir fliehen, würden sie nicht auf uns den Sinn richten. Und wenn die Hälfte von uns stürbe, würden sie nicht auf uns den Sinn richten, denn es gibt jetzt Zehntausende wie uns.“
Sie wollten damit sagen: David, du bist es, der uns alle zusammenhält. Du bist das Band, das alles zusammenhält. Sie betrachteten ihn quasi wie Zehntausend. Das erinnert an Hohelied 5,10, wo die Braut von Salomo sagt, dass er ausgezeichnet ist vor Zehntausenden.
Sie waren also nicht einverstanden, dass David mitkommt. Sie sagten, es sei besser, wenn er von der Stadt aus helfe, also von einer Stadt bei Machaneim. Dort sollte er gesichert sein und von dort aus die drei Kontingente der Armee steuern.
Doch er selbst sollte nicht dabei sein. Das war genau die Absicht von Absalom. Absalom war bereit, alle zu verschonen – außer einem. Wir werden gleich sehen, dass David nicht bereit ist, auch nur einen zu verschonen, und zwar Absalom.
Ein unglaublicher Kontrast: Absaloms Wunsch ist, dass sein Vater sterben muss. Für David hingegen geht es um keinen anderen als Absalom, der leben muss.
Das Volk sagte also: „So ist es besser, dass du uns von der Stadt aus hilfst.“ Der König antwortete: „Was gut ist in euren Augen, will ich tun.“ Das zeigt einen König, der den guten Rat seiner Untertanen annehmen kann.
Der König stellte sich an die Seite des Tores, und das ganze Volk zog aus, zu Hunderten und Tausenden.
Der König gebot Joab, Abisai und Ittai: „Verfahrt mir gelinde mit dem Jüngling, mit Absalom.“ Und das ganze Volk hörte es, denn der König gab allen Obersten wegen Absaloms Gebot Anweisung.
Wie kommt David auf die Idee, gerade jetzt, wo die entscheidende Schlacht bevorsteht, um Nachsicht für Absalom zu bitten? Sein Anliegen ist, mit dem Jüngling, diesem zarten jungen Mann Absalom, milde umzugehen. Das ist eine gewisse Form der Manipulation, die David hier ausübt. Er sagt nämlich: Verfahrt mir gelinde mit dem Jüngeren, mit Absalom.
Wer also Absalom bekämpft, wird für David zum Problem. Das führt natürlich zu einer Blockade in der Armee. Wie sollen die Soldaten jetzt alles geben, wenn sie auf den schlimmsten Gegner Rücksicht nehmen müssen?
Noch etwas fällt auf: Warum benutzt David den Ausdruck „Jüngling“? Das besagt eigentlich nichts anderes, als dass Absaloms Revolution Ausdruck von jugendlichem Übermut und Ungezogenheit sei. Aber das stimmt so nicht. Absalom war kein Jüngling mehr. Er war verheiratet und hatte bereits drei Kinder. So jemanden bezeichnet man nicht mehr als Jüngling.
David verniedlicht also die Bosheit von Absalom. Das ist ein häufiges Problem bei Eltern: Sie neigen dazu, die Sünden ihrer eigenen Kinder anders zu beurteilen als die von anderen Menschen. Oft sind sie sogar versucht, die Fehler ihrer Kinder zu decken.
Das ist ein echtes Problem bei David, und wir werden sehen, dass sich diese Schwierigkeit noch verstärkt – bis hin zu dramatischen Ausmaßen.
Vers 6: Und das Volk zog aus ins Feld, Israel entgegen. Die Schlacht fand im Wald Ephraim statt. Man muss dies so verstehen, dass die Hauptschlacht im Wald Ephraim stattfand, was bereits wieder im verheißene Land lag. David war in Machaneim, und Absalom war über den Jordan gezogen. So muss man sich das vorstellen: Es gab bereits Vorschlachten, die hier auf den Punkt gebracht werden, aber die Hauptschlacht fand drüben im Wald Ephraim statt.
Wir wissen von Josephus Flavius, dass Ephraim ein sehr waldreiches Gebiet war. Das kann man sich heute kaum noch vorstellen, denn das Land Israel wurde ab dem Jahr 70 n. Chr. mehr und mehr zur Wüste, und die Wälder sind alle verloren gegangen. Doch damals war es sehr bewaldet.
Die Schlacht fand im Wald Ephraim statt, und das Volk von Israel wurde dort vor den Knechten Davids geschlagen. Die Niederlage war an jenem Tag groß: zwanzigtausend Mann fielen. Das war gewaltig. Es sah so aus, als hätte David kaum eine Chance. Doch alles wurde gedreht. Alle zwölf Stämme, die mit Absalom abgefallen waren, erlebten eine unglaubliche militärische Niederlage mit zwanzigtausend Toten.
Weiter lesen wir in Vers 8: Die Schlacht breitete sich über das ganze Land aus. Der Wald „fraß“ mehr unter dem Volk, als das Schwert an jenem Tag gefressen hatte. Das heißt, durch die Unwegsamkeit des Waldes und durch geografische Besonderheiten – man kann an Schluchten, Gruben und ähnliches denken – starben viele einfach aufgrund des schwierigen Geländes.
Hier sehen wir Gottes Vorsehung, wie er durch die Geographie eingegriffen hat, die er schon in seiner Vorsehung früher so eingerichtet hatte.
Absalom stieß auf die Knechte Davids. Er ritt auf einem Maultier, doch das Tier kam unter die verschlungenen Zweige einer großen Terebinte. Absalom blieb mit dem Haupt an der Terebinte hängen und schwebte zwischen Himmel und Erde.
Seine Haare, seine ungewöhnliche Mähne, wurden ihm hier zum Verhängnis. Wir wissen, dass er einmal im Jahr seine Haare schnitt. Es wird nicht gesagt, dass er regelmäßig ein Naziräergelübde machte, doch das entspricht eigentlich dem Naziräergelübde, bei dem ein Mann seine Haare nicht schneidet (4. Mose 6). Es war nicht normal, dass ein Mann in Israel lange Haare hatte. 1. Korinther 11 sagt, dass es eine Unehre für einen Mann ist, langes Haar zu haben, im Gegensatz zur Frau, für die es eine Ehre ist.
Absalom hatte diese langen Haare. Wir haben bereits gesehen, wie frömmlerisch er sein konnte: Er wollte ein Opferfest in Hebron feiern, sein Gelübde dem Herrn erfüllen. Er sagte auch, dass er auf den Herrn wartete, der ihn aus dem Exil zurückführen würde – alles ohne Buße und Umkehr.
Nun, seine Haarpracht wurde ihm hier zum Verhängnis. Beim Reiten verfingen sich seine Haare in einer Terebinte. Hier auf dem Bild sehen wir eine Terebinte. Das ist ein interessanter Baum; dazu werde ich noch etwas sagen.
Absalom schwebte zwischen Himmel und Erde. Er war für beide unzumutbar: Dieser Rebell war unzumutbar für die Erde und unzumutbar für den Himmel.
Joab sah das und berichtete es: „Siehe, ich habe Absalom an einer Terebinte hängen sehen.“ Das wird sehr betont: Es war eine Terebinte.
Joab sprach zu dem Mann, der es ihm berichtete: „Siehe, wenn du ihn gesehen hast, warum hast du ihn nicht zu Boden geschlagen? Denn an mir wäre es, dir zehn Schekel Silber und einen Gürtel zu geben, als Auszeichnung.“
Ein Schekel entspricht ungefähr zehn bis dreizehn Gramm Silber. Sagen wir, ein leichterer Schekel wiegt zehn Gramm, das wären also hundert Gramm Silber und ein Gürtel. In 1. Samuel 18,4 hatte Jonathan David seinen Gürtel geschenkt – eine besondere Auszeichnung, ähnlich einer Medaille.
Die Antwort des Mannes an Joab lautete: „Und wenn ich tausend Schekel Silber auf meinen Händen wöge, würde ich meine Hand nicht nach dem Sohn des Königs ausstrecken.“
Du kannst mir eine riesige Menge Silber geben, aber das kommt nicht in Frage. Warum? Weil David den Kampfwillen seiner Leute gelähmt hatte durch seine verharmlosenden Worte über Absalom.
Der Mann erklärte weiter: „Und wenn ich tausend Schekel Silber auf meinen Händen wöge, würde ich meine Hand nicht nach dem Sohn des Königs ausstrecken, denn vor unseren Ohren hat der König dir, Abisai und Itai geboten: Seid vorsichtig mit dem Jüngling, mit Absalom.“
Das ist ein Zitat. Joab hätte sowieso kein Vertrauen zu dem Mann gehabt, was verständlich ist, denn Joab hatte schon vieles auf seinem Kerbholz.
Der Mann machte klar: „Ich könnte auch nicht darauf vertrauen, dass du hinter mir stehen würdest, wenn ich mich vor dem König verantworten müsste.“
Vers 14: Da sprach Joab: „Ich mag nicht so vor dir warten.“ Er nahm drei Spieße in seine Hand – eine hätte gereicht – und stieß sie in das Herz Absaloms, während dieser noch inmitten der Terebinte lebte. Das war seine Rache für Absaloms Verhalten ihm gegenüber, das Joab nicht vergeben hatte.
Weiter lesen wir: Zehn Knaben, Waffenträger Joabs, umgaben und erschlugen Absalom und töteten ihn. Joab stieß in die Posaune, und das Volk kehrte um von der Verfolgung Israels, denn Joab hielt das Volk ab.
Sie nahmen Absalom, warfen ihn in eine große Grube im Wald und errichteten über ihm einen sehr großen Steinhaufen. Ganz Israel floh, jeder zu seinem Zelt.
Nebenbei bemerkt sehen wir hier wieder, dass es üblich war im Land Israel, dass man in Zelten lebte und nicht in steinernen Häusern. Steinbauten waren den Reichen vorbehalten.
Der Krieg war vorbei mit dem Tod Absaloms.
Nun noch etwas zur Terebinte: Wo finden wir die Terebinte zum ersten Mal? In 1. Mose 12, als Abraham in das verheißene Land kam. Vers 6 heißt es: „Abraham durchzog das Land bis zu dem Ort Sichem, bis zur Terebinte Morais.“
Die Kanaaniter waren damals im Land, und der Herr erschien Abram und sprach: „Deine Nachkommenschaft will ich dieses Land geben.“ Abram baute dort dem Herrn, der ihm erschienen war, einen Altar.
Das war der Bund Gottes mit Abraham, der in Sichem geschlossen wurde.
In Galater 3 lesen wir, dass das Gesetz vom Sinai und der damit verbundene Bund am Sinai den früheren Bund, der 430 Jahre vorher geschlossen wurde, nicht aufgehoben hat.
Daraus entnehmen wir nach Galater 3, dass zwischen dem Bund mit Abraham und dem Bund mit Israel am Sinai 430 Jahre liegen. Wenn man die Chronologie konsequent durchrechnet, liegt zwischen 1. Mose 12 und dem Auszug aus Ägypten 430 Jahre.
Der Bund mit Abraham wurde danach siebenfach bestätigt, mehrfach gegenüber Abraham, dann auch gegenüber Isaak und Jakob.
Hier wird ausdrücklich gesagt, dass das bei der Terebinte geschah.
Welche Terebinte ist gemeint? Es gibt verschiedene Arten. Man kann an die typischen in Israel denken: Pistacia atlantica und Pistacia palaestina, so werden sie in der Biologie genannt.
Pistacia atlantica ist die häufigste Terebinte. Sie wird bis zu 20 Meter groß und kann extreme Trockenheit aushalten – Temperaturen bis 50 Grad sind kein Problem, ebenso bis minus 35 Grad. Sie hat eine unglaubliche Frosttoleranz.
Die Terebinte ist ökologisch sehr wichtig im Kampf gegen Wüstenbildung. Sie wächst dort, wo andere Pflanzen aufgeben und die Wüste sich entwickelt. Sie kann auf trockenen und felsigen Böden leben, entweder einzeln, wie hier die Terebinte von Morais, oder auch in Gruppen.
So sehen wir, dass der Bund mit Abraham alle Schwierigkeiten und Nöte der Geschichte Israels überlebt hat. Darum war es sehr wichtig, dass dies bei einer Terebinte geschah.
Die Terebinte spricht von der Treue Gottes gegenüber Israel.
Absaloms Ende ist einzigartig: Er hängt mit den Haaren in der Terebinte, wird auf erniedrigende Weise von Joab dreifach durchbohrt und schließlich von zehn jungen Männern erschlagen.
Ein furchtbares Ende, das zeigt, wie schlimm Rebellion und Vaterhass sind.
Wir leben heute in einer Zeit des Vaterhasses. Das hat einen starken Zusammenhang unter anderem mit der Psychologie Freuds. Er entwickelte die Theorie des Ödipuskomplexes, wonach im kleinen Jungen eine Eifersucht gegen den Vater besteht und er die Mutter für sich gewinnen möchte. Daraus folgt eine Ablehnung des Vaters.
Diese Theorie verbreitete sich und verband sich mit dem Marxismus. Marxismus ist ein Hass auf den Vater und die Autorität des Vaters, generell gegen alle Autorität und natürlich vor allem gegen die Autorität Gottes.
Karl Marx veränderte sich in seiner Jugendzeit als Student. Noch für das Abitur hatte er einen Aufsatz geschrieben, der den Eindruck erweckt, er sei bekehrt gewesen, mit Bezug auf Johannes 15 über die Verbindung der Gläubigen mit Christus, dem Weinstock und den Reben.
In seinen Studentenjahren veränderte er sich jedoch. Es gibt Hinweise, dass er sich in Richtung Satanismus entwickelte. Er schrieb auch Schauspiele, in denen ein Schauspieler einem Protagonisten sagt: „Ich will mich rächen bei dem dort oben.“
Marx entwickelte die Idee, dass die Frau aus dem Haushalt befreit werden müsse, aus der Unterdrückung durch den Mann. Das alles beeinflusste das 20. Jahrhundert stark.
Das Patriarchat, ein Ausdruck für Vaterherrschaft, bedeutet die Führung des Mannes in der Familie. Die Bibel sagt, der Mann ist das Haupt.
Der Hass auf die Autorität des Vaters hat sich entfaltet und unsere westliche Gesellschaft geprägt.
Absalom stellt dies zutiefst dar. Sein Ende ist eine Mahnung Gottes, wie übel Revolution und Vaterhass sind.
Er hängt mit den Haaren in der Terebinte, unzumutbar weder für Erde noch für Himmel.
Ich habe mir in meiner Bibel am Rand zu 2. Samuel Vers 15 notiert: „Und sie schlugen Absalom tot.“ David hatte gesagt, dass dem Mann, dem das Schaf geraubt wurde, vierfach erstattet werden solle.
So sollte David, der Uria seine Frau gestohlen hatte, vierfach erstatten – vier Söhne sollte er verlieren.
Absalom, der nichts liebte außer sich selbst, endete würdelos: Man warf ihn in eine große Grube im Wald (Vers 17) und errichtete darüber einen sehr großen Steinhaufen.
Ein Steinhaufen wurde zu einer Art Denkmal.
In Vers 18 wird erklärt, dass Absalom zu seinen Lebzeiten eine Denksäule errichtet hatte, die im Königstal steht.
Das Königstal finden wir in 1. Mose 14. Es ist eine Bezeichnung für das Kidrontal, das den Tempelberg, den Berg Zion mit der Davidstadt Jerusalem, vom Ölberg trennt.
Dort im Kidrontal, auch Tal Chave genannt, war einst König Melchisedek aus Jerusalem gekommen und hatte Abraham mit Brot und Wein gestärkt.
Absalom errichtete ein Denkmal, denn er sagte: „Ich habe keinen Sohn.“ Er hatte drei Söhne, die offenbar gestorben waren, denn er sagte, er habe keinen Sohn, der seinen Namen in Erinnerung halten würde.
Die Denksäule trug seinen Namen. Man nennt sie bis heute das Denkmal Absaloms, auf Hebräisch Yad Avshalom.
Nicht zu verwechseln mit dem Denkmal Absaloms im Kidrontal, das aus viel späterer Zeit stammt und nur in Anlehnung an diese Stelle so genannt wird. Das ist nicht das Denkmal Absaloms.
Absalom wollte sich verewigen. Es ging ihm nur um seine Person und seine Vorteile.
Vers 19: Achimaz, der Sohn Zadoks, sprach: „Ich will hinlaufen und dem König berichten, dass der Herr ihm Recht verschafft hat von der Hand seiner Feinde.“
Achimaz war ein wichtiger Bote bei den geheimdienstlichen Übermittlungen an König David. Er war dankbar zu sehen, dass der Herr eingegriffen hatte.
Wir denken an Simei, der überzeugt war, dass Davids Leiden ein Beweis für sein Fehlverhalten sei.
Jetzt war klar geworden, dass Simeis Argument falsch war: Der Herr hatte David Recht verschafft von der Hand seiner Feinde.
Es gab jedoch ein Problem: David wollte den angeblichen Jüngling schonen.
Vers 20: Joab sprach zu Achimaz: „Du sollst an diesem Tag nicht Bote sein.“ Er war sonst ein guter Bote.
„Du kannst an einem anderen Tag Botschaft bringen, doch heute nicht, denn der Sohn des Königs ist tot.“
Für Joab war das klar: Wenn David erfährt, was Joab getan hatte, gibt es Probleme.
David hatte keine klare Sicht für den Weg Gottes. Gott hatte das Unglück über Absalom beschlossen, und so konnte der Rat Ahitophels vereitelt werden.
Diese mangelnde Sicht auf Gottes heilsplanmäßiges Wirken bremste das Volk Gottes.
Vers 21: Joab sprach zu dem Kuschiter – es war ein Schwarzafrikaner.
Kusch war ein Sohn Hamms, sein Name bedeutet „Schwarz“. Die Nachkommen Kuschs siedelten sich nach der Sintflut südlich von Ägypten an.
Ägypten (Mitzrayim) war ebenfalls ein Sohn Hamms und wurde Stammvater der Ägypter.
Südlich davon lag Kusch, das heutige Sudan. Im Alten Testament bezeichnet Kusch Sudan und Äthiopien.
Von dort aus wurde ganz Schwarzafrika besiedelt.
Joab übertrug die Botschaft nicht Achimaz, sondern dem Kuschiter.
Er sagte: „Geh hin und berichte dem König, was du gesehen hast.“
Der Kuschiter beugte sich vor Joab und lief los.
Achimaz sagte zu Joab: „Was auch geschehen möge, lass mich hinter dem Kuschiter herlaufen.“
Es könnte schwierig sein, einem Schwarzafrikaner im Schnelllauf das Wasser zu reichen.
Joab antwortete: „Warum willst du laufen, mein Sohn? Für dich ist keine gute Botschaft da.“
Achimaz beharrte: „Was auch geschehen möge, ich will laufen.“
Joab erlaubte es ihm.
Achimaz stammte aus Enrogel, südlich von der Davidstadt. Er musste durch die ganze jüdische Wüste bis in die Arava laufen, und zwar im Eiltempo, um David Bericht zu erstatten.
Achimaz lief den Weg des Jordankreises in der Tiefebene und kam dem Kuschiter zuvor, der ihn überholte.
David saß zwischen den beiden Toren bei Machaneim, der Stadt, die hier nicht namentlich genannt wird.
Der Wächter ging auf das Dach des Tores, auf die Mauer, erhob seine Augen und sah einen Mann allein im Eiltempo kommen.
Der Wächter rief und berichtete es dem König.
Der König sagte: „Wenn er allein ist, so ist eine Botschaft in seinem Mund.“
Der Mann kam immer näher.
Die Erzählung ist dramatisch, weil sie für David bedeutsam war.
David hatte heilsgeschichtlich keinen klaren Blick, aber ein emotionales Problem mit seinem Sohn, wie wir noch sehen werden.
Dann sah der Wächter einen anderen Mann laufen.
Er rief den Torhüter zu: „Siehe, ein Mann läuft allein.“ Das war der zweite Bote, der überholt worden war.
Der König sagte: „Auch dieser ist ein Bote.“
Der Wächter sagte: „Ich erkenne den Lauf des Ersten als den Lauf Achimaz, des Sohnes Zadoks.“
Achimaz hatte eine besondere Laufart, die ihn schnell machte. Von Weitem konnte man ihn erkennen.
Der König sprach: „Das ist ein guter Mann, und er bringt gute Botschaft.“
Die Erwartungen bei David stiegen, und darum wird der Sturz umso größer.
David hatte nicht verstanden, dass der Herr das Gericht über Absalom bringen wollte.
Achimaz rief zum König: „Frieden!“ Er beugte sich vor dem König nieder und sprach: „Gepriesen sei der Herr, dein Gott, der die Männer überliefert hat, die ihre Hand gegen meinen Herrn, den König, erhoben haben.“
Er betete an, nicht einfach als sachlicher Bote, sondern mit heilsplanmäßigem Verständnis.
Der König fragte: „Geht es dem Jüngling, dem Absalom, gut?“
Wieder sagt er „Jüngling“ – man merkt, er betrügt sich selbst mit seiner Sprache.
Achimaz wich aus: „Es sei ein großes Getümmel, als Joab den Knecht des Königs und einen Knecht absandte. Aber ich weiß nicht, was es war.“
Der König sagte: „Wende dich, stelle dich hierher!“
Achimaz wandte sich und blieb stehen.
Siehe, der Kuschiter kam.
Der Kuschiter sprach: „Mein Herr, der König, lass dir die Botschaft bringen, dass der Herr dir heute Recht verschafft hat von der Hand aller, die gegen dich aufgestanden sind.“
Auch der Kuschiter war ein gläubiger Mann, der den wahren Gott kannte.
Er verband die Botschaft mit einem heilsplanmäßigen Verständnis: Der Herr hat eingegriffen.
Der König fragte den Kuschiter: „Geht es dem Jüngling gut?“
Man merkt, David hat ein emotionales Problem und verkrallt sich an dem bösen Sohn Absalom.
Der Kuschiter antwortete: „Wie dem Jüngling, so möge es den Feinden des Königs meines Herrn ergehen und allen, die gegen dich zum Bösen aufgestanden sind.“
Jetzt hat David es verstanden.
Er wurde sehr bewegt, was verständlich ist.
Auch wenn es ein böser Sohn war, ist es furchtbar, einen Sohn zu verlieren.
David stieg hinauf in das Obergemach des Tores und weinte.
Wir könnten viele Stellen zusammentragen, wo David geweint hat: über den Tod Abners (2. Samuel 3,32), über Jonathan (2. Samuel 1), und auch über seinen bösen Sohn Amnon (2. Samuel 13,35).
Hier weinte er erneut und sprach: „Mein Sohn Absalom, mein Sohn, mein Sohn!“
Er hätte gern an Absaloms Stadt gestorben.
Der König hatte sein Angesicht verhüllt und schrie mit lauter Stimme: „Mein Sohn Absalom, Absalom, mein Sohn, mein Sohn!“
Man zählt, wie oft er „mein Sohn“ sagt – auf Hebräisch „Beni“.
Er sagt es achtmal, mit Variationen, was zeigt, wie sehr er emotional gefangen ist.
Er verliert den Blick für alles andere, was gefährlich ist.
Vers 2: Es wurde Joab berichtet: „Siehe, der König weint und trauert um Absalom.“
Der Sieg wurde an jenem Tag zur Trauer für das ganze Volk.
Das Volk hörte, dass der König betrübt um seinen Sohn war und schlich sich an jenem Tag in die Stadt hinein, wie ein Volk, das sich wegstiehlt, das zu Schanden geworden ist.
Dabei hatten sie einen überwältigenden Sieg erlebt, den der Herr ihnen gegeben hatte.
Doch nun waren sie gedämpft.
Der König hatte sein Angesicht verhüllt und schrie mit lauter Stimme.
Machen wir eine Viertelstunde Pause.
Und jetzt noch etwas zur Therabinte. Wo finden wir zum ersten Mal eine Therabinte? In 1. Mose 12, als Abraham in das verheißene Land kam, heißt es in Vers 6: „Abraham durchzog das Land bis zu dem Ort Sichem, bis zur Therabinte Morais.“
Die Kanaaniter waren damals im Land, und der Herr erschien Abram und sprach: „Deine Nachkommenschaft will ich dieses Land geben.“ Daraufhin baute Abraham dort dem Herrn, der ihm erschienen war, einen Altar.
Das war der Bund Gottes mit Abraham, der in Sichem geschlossen wurde. In Galater 3 lesen wir, dass das Gesetz vom Sinai und der damit verbundene Bund am Sinai den früheren Bund, der 430 Jahre vorher geschlossen wurde, nicht etwa aufgehoben hat.
Daraus entnehmen wir nach Galater 3, dass zwischen dem Bund mit Abraham und dem Bund mit Israel am Sinai 430 Jahre liegen. Wenn man die Chronologie konsequent durchrechnet, findet man in der Bibel, dass zwischen 1. Mose 12 und dem Auszug aus Ägypten genau 430 Jahre liegen.
Das war also der Bund mit Abraham, der danach siebenfach bestätigt worden ist – mehrfach gegenüber Abraham und dann auch gegenüber Isaak und Jakob. Hier wird ausdrücklich gesagt: Das war bei der Therabinte.
Welche Therabinte ist damit gemeint? Es gibt verschiedene Arten. Man kann an die besonders typischen in Israel denken, das wäre die Pistacia atlantica und auch Pistacia palaestina, so werden sie in der Biologie genannt.
Die Pistacia atlantica ist die häufigste Art, sie wird bis zu 20 Meter groß und kann extreme Trockenheit aushalten – Temperaturen bis 50 Grad sind kein Problem. Außerdem hat sie eine unglaubliche Frosttoleranz bis minus 35 Grad.
Ökologisch ist sie sehr wichtig im Kampf gegen Wüstenbildung. Die Therabinte kann dort noch wachsen, wo andere Pflanzen aufgeben und sich die Wüste ausbreitet. Sie kann auf trockenen und felsigen Böden leben und sowohl einzeln vorkommen, wie hier bei der Therabinte von Morais, als auch in Gruppen.
So sehen wir, dass der Bund mit Abraham alle Schwierigkeiten und Nöte der Geschichte Israels überlebt hat. Darum war es sehr wichtig, dass dieser Bund bei einer Therabinte geschlossen wurde. Die Therabinte steht symbolisch für die Treue Gottes gegenüber Israel.
Der Text endet wirklich auf eine einzigartige Weise. Es gibt keine Parallele dazu. Absalom bleibt mit seinen Haaren in der Terbinte hängen. Auf diese erniedrigende Art wird er von Joab dreifach durchbohrt und schließlich von zehn jungen Männern ganz erschlagen. Ein furchtbares Ende, das zeigt, wie schlimm Rebellion und Vaterhass sind.
Wir leben heute in einer Zeit des Vaterhasses. Dieser steht in engem Zusammenhang unter anderem mit der Psychologie von Freud. Er entwickelte die Theorie des Ödipus-Komplexes. Daraus leitete er ab, dass im kleinen Jungen eine Eifersucht gegen den Vater besteht. Er möchte die Mutter für sich gewinnen und lehnt den Vater ab.
Diese Sichtweise hat sich verbreitet und verknüpfte sich mit dem Marxismus. Der Marxismus ist ein Hass auf den Vater und die Autorität des Vaters – allgemein gegen alle Autorität und natürlich an erster Stelle gegen die Autorität Gottes. Karl Marx veränderte sich stark in seiner Jugendzeit als Student. Noch vor dem Abitur hatte er einen Aufsatz geschrieben, der den Eindruck erweckt, er sei bekehrt gewesen. Er bezog sich darin auf Johannes 15, wo die Verbindung der Gläubigen mit Christus über den Weinstock und die Reben beschrieben wird.
Doch während seiner Studienzeit wandelte sich Marx. Es gibt Hinweise darauf, dass er sich in Richtung Satanismus entwickelte. Er schrieb auch Theaterstücke, in denen ein Schauspieler einem Protagonisten sagt: „Ich will mich rächen bei dem dort oben.“ Marx entwickelte die Idee, dass Frauen aus dem Haushalt und aus der Unterdrückung durch den Mann befreit werden müssten. Diese Gedanken hatten großen Einfluss auf das 20. Jahrhundert.
Der Begriff „Patriarchat“ bedeutet Vaterherrschaft. Man muss das nicht unbedingt so negativ sehen. Die Bibel sagt, dass der Mann das Haupt der Familie ist. Doch der Hass auf die Autorität des Vaters hat sich stark entfaltet und unsere westliche Gesellschaft geprägt. Dieses Thema wird zutiefst dargestellt in Absalom. Sein Ende ist eine Mahnung Gottes, wie schlimm diese Art von Revolution und Vaterhass ist.
Absalom hängt mit den Haaren in der Terbinte – eine unzumutbare Situation, weder für die Erde noch für den Himmel. In meiner Bibel habe ich am breiten Rand zu 2. Samuel 18,15 notiert: „Absalom wurde dreifach durchbohrt und dann totgeschlagen.“ David hatte gesagt, dass dem Mann, dem das Schaf geraubt wurde, vierfach erstattet werden solle. So sollte David, der Uriahs Frau genommen hatte, vierfach erstatten und vier Söhne verlieren.
Wir sehen auch, wie Absalom, der nichts liebte außer sich selbst, würdelos endet. Er wird in eine große Grube im Wald geworfen (Vers 17). Darüber wird ein großer Steinhaufen errichtet. Gleich im Anschluss wird erklärt, dass dieser Steinhaufen eine Art Denkmal ist. Das Thema Denkmal hatte für Absalom eine besondere Bedeutung.
Zu seinen Lebzeiten hatte Absalom eine Denksäule errichtet, die im Königstal steht. Das Königstal finden wir in 1. Mose 14. Es ist eine Bezeichnung für das Kidrontal, das den Tempelberg und den Berg Zion mit der Davidstadt Jerusalem vom Ölberg trennt. Im Kidrontal, auch Tal Chave genannt, war einst König Melchisedek aus Jerusalem gekommen und hatte Abraham mit Brot und Wein gestärkt.
Absalom errichtete sein Denkmal, weil er sagte: „Ich habe keinen Sohn.“ Tatsächlich hatte er drei Söhne, die aber offenbar gestorben waren. Er wollte keinen Sohn haben, der seinen Namen in Erinnerung hält. Deshalb benannte er die Denksäule nach sich selbst, und man nennt sie bis heute das Denkmal Absaloms.
Dieses Denkmal darf nicht verwechselt werden mit dem Denkmal Absaloms im Kidron-Tal. Dieses stammt aus einer viel späteren Zeit und wurde nur in Anlehnung an die ursprüngliche Stätte so genannt. Das hebräische Yad Av Shalom bedeutet „Denkmal Absaloms“. Absalom wollte sich verewigen. Es ging ihm nur um seine Person und seine Vorteile.
Vers 19: Und Achimaz, der Sohn Zadok, sprach: „Ich will doch hinlaufen und dem König Botschaft bringen, dass der Herr ihm Recht verschafft hat von der Hand seiner Feinde.“
Dieser Achimaz, den wir kennen, war ein wichtiger Bote bei den geheimdienstlichen Übermittlungen an König David. Nun ist er dankbar, zu sehen, dass der Herr eingegriffen hat und David Recht verschafft hat. Man erinnert sich an Simei, der überzeugt war, dass Davids Leiden der Beweis dafür sei, dass David falsch handelte. Nun ist klar geworden, dass sein Argument nicht stimmte: Gott habe Absalom anstelle von David eingesetzt, um David zu bestrafen. Das Gericht über Absalom war nicht richtig, denn der Herr hat David Recht verschafft von der Hand seiner Feinde.
Aber es gab ein Problem: David wollte den angeblichen Jüngling schonen.
Vers 20: Doch Joab sprach zu ihm: „Du sollst nicht Bote sein an diesem Tag.“ Achimaz war sonst ein guter Bote. Joab sagte, er solle an einem anderen Tag Botschaft bringen. An diesem Tag aber solle er keine Botschaft überbringen, da ja der Sohn des Königs tot sei. Für Joab war klar: Wenn David davon erfährt, und was Joab getan hat, wird es Probleme geben.
Wir sehen hier, dass David keine klare Sicht für den Weg Gottes hatte. Wir wissen, dass Gott das Unglück über Absalom beschlossen hatte und deshalb der Rat von Ahitophel vereitelt wurde. Diese mangelnde Sicht für Gottes heilsgeschichtliches Planen bremst das Volk Gottes.
Vers 21: Und Joab sprach zu dem Kuschiter – da war also noch ein Schwarzafrikaner. Kusch war ein Sohn von Ham, sein Name bedeutet „Schwarz“. Die Nachkommen von Kusch haben sich nach der Sintflut südlich von Ägypten, Mitzrayim, angesiedelt. Mitzrayim war auch ein Sohn von Ham und wurde Stammvater der Ägypter. Südlich davon lag Kusch, das entspricht dem heutigen Sudan. Im Alten Testament bezeichnet Kusch Sudan und Äthiopien. Von dort aus wurde ganz Schwarzafrika besiedelt. So war also ein Kuschiter in Israel.
Joab dachte: Das soll nicht Achimaz machen, das übergeben wir dem Kuschiter. Er sprach zu ihm: „Geh hin, berichte dem König, was du gesehen hast.“ Der Kuschiter beugte sich vor Joab und lief los.
Da sprach Achimaz, der Sohn Zadoks, wieder zu Joab: „Was auch geschehen möge, lass doch auch mich hinter dem Kuschiter herlaufen.“ Das könnte schwierig sein, einem Schwarzafrikaner im Schnelllauf das Wasser zu reichen.
Joab fragte: „Warum willst du denn laufen, mein Sohn? Für dich ist keine gute Botschaft da.“ Denn wenn Achimaz das erzählt, was bedeutet, dass der Herr David Recht verschafft hat, wird das für David eine Katastrophe sein.
Achimaz antwortete: „Was auch geschehen möge, ich will laufen.“ Joab sprach zu ihm: „Lauf!“ Achimaz war von Enrogel, südlich der Davidstadt. Er musste durch die ganze jüdische Wüste bis in die Arava im Eiltempo laufen, um David Bericht zu erstatten. Also war er schon geübt im schnellen Laufen.
Achimaz lief den Weg des Jordankreises, dort unten in der Tiefebene, und kam dem Kuschiter zuvor, der ihn eigentlich überholen sollte.
David saß zwischen den beiden Toren bei Machaneim in der Stadt, die hier nicht namentlich genannt wird. Der Wächter ging auf das Dach des Tores, auf die Mauer, erhob seine Augen und sah einen Mann, der allein lief. Von weitem erkannte er, dass er im Eiltempo kam. Der Wächter rief und berichtete es dem König.
Der König sprach: „Wenn er allein ist, so ist eine Botschaft in seinem Mund.“ Der Mann kam immer näher und näher.
Man beachte, wie dramatisch das erzählt wird. Normalerweise ist die Bibel bei kleinen Einzelheiten sparsam, aber hier wird es detailliert beschrieben, weil es für David so bedeutsam sein sollte. David hatte heilsgeschichtlich keinen klaren Blick, und mit seinem Sohn hatte er ein emotionales Problem, wie wir noch sehen werden.
Der Wächter sah einen weiteren Mann laufen. Er rief den Torhüter zu: „Siehe, ein Mann, der allein läuft!“ Das war der zweite Bote, der überholt wurde.
Der König sagte: „Auch dieser ist ein Bote.“ Der Wächter antwortete: „Ich erkenne den Lauf des Ersten, Achimaz, des Sohnes Zadoks.“ Er hatte eine ganz bestimmte Art zu laufen, und deshalb war er so schnell. Von Weitem konnte er ihn erkennen, so wie wir manchmal Menschen an ihrem Gang erkennen können.
Der König sagte: „Das ist ein guter Mann, und er kommt mit guter Botschaft.“ Die Erwartungen bei David stiegen noch höher. Darum wird der Sturz umso größer sein. David hatte nicht verstanden, dass der Herr das Gericht über Absalom bringen wollte.
Achimaz rief zum König: „Frieden!“ Dann beugte er sich vor dem König nieder und sprach: „Gepriesen sei der Herr, dein Gott, der die Männer überliefert hat, die ihre Hand erhoben haben gegen meinen Herrn, den König.“
Er betete an, nicht einfach als sachlicher Bote, sondern ehrte Gott. Doch David verstand das nicht.
Der König fragte: „Geht es dem Jüngling, dem Absalom gut?“ Er sagte wieder „Jüngling“. Man merkt, dass er sich selbst betrügt.
Achimaz wich aus und sagte: „Es war ein großes Getümmel, als Joab den Knecht des Königs und einen Knecht absandte. Aber ich weiß nicht, was es war.“
Der König sprach: „Wende dich, stelle dich hierher!“ Er wandte sich und blieb stehen.
Da kam der Kuschiter und sprach: „Mein Herr, der König, lasse sich die Botschaft bringen, dass der Herr dir heute Recht verschafft hat von der Hand aller, die gegen dich aufgestanden sind.“
Auch der Kuschiter war ein gläubiger Mann, der den wahren Gott kannte. Ihm war es nicht nur ein Anliegen, Botschaften gut zu überbringen, sondern er verband dies mit einem heilsgeschichtlichen Verständnis: Der Herr hat eingegriffen.
Der König sprach zum Kuschiter: „Geht es dem Jüngling?“ – wieder „Jüngling“. Man merkt, dass David emotional so an Absalom hing, dass er mit seinen Gefühlen nicht zurechtkam.
Der Kuschiter antwortete: „Wie dem Jüngling, so möge es den Feinden des Königs meines Herrn ergehen und allen, die gegen dich zum Bösen aufgestanden sind.“
Jetzt hatte David es verstanden. Er wurde sehr bewegt. Es ist richtig so. Auch wenn es ein böser Sohn war, ist es furchtbar, einen Sohn zu verlieren.
David stieg hinauf in das Obergemach des Tores und weinte.
Man könnte all die Stellen zusammentragen, an denen David geweint hat. Er hat so viel geweint in seinem Leben. Man denke an sein Weinen über den Tod von Abner in 2. Samuel 3,32, über Jonathan, seinen Freund, in 2. Samuel 1, und auch über seinen bösen Sohn Amnon in 2. Samuel 13,35 und 36.
Jetzt weinte er wieder und sprach: „Mein Sohn Absalom, mein Sohn, mein Sohn, Absalom! Wäre ich doch an deiner Statt gestorben, Absalom, mein Sohn, mein Sohn!“
Es geht so weiter, der König schreit nur noch. Ich nehme es vorweg:
Vers 5: Der König hatte sein Angesicht verhüllt und schrie mit lauter Stimme: „Mein Sohn, Absalom! Absalom, mein Sohn, mein Sohn!“
Man hat gezählt, wie oft er „mein Sohn“ sagt. Auf Hebräisch heißt das „Beni“. „Ben“ bedeutet Sohn, „Beni“ heißt „mein Sohn“. Er hängt das Wort achtmal aneinander. Es klingt so: Vers 1: „Mein Sohn Absalom, Beni Absalom, Beni, Beni Absalom“ und dann nochmals am Schluss vom Vers „Absalom, Beni, Beni“ und dann hier in Vers 5 „Beni, Absalom, Absalom, Beni, Beni“ – eine kleine Variation macht er.
Das ist unglaublich. David verliert den Blick für alles andere. Das ist gefährlich.
Vers 2: Und es wurde Joab berichtet: „Siehe, der König weint und trauert um Absalom.“
Der Sieg wurde an jenem Tag zur Trauer für das ganze Volk, denn das Volk hörte an jenem Tag sagen: „Der König ist betrübt um seinen Sohn.“
Das Volk stahl sich in die Stadt hinein an jenem Tag, wie ein Volk, das sich wegstiehlt, weil es zu Schanden geworden ist. Dabei hatten sie einen überwältigenden Sieg erlebt, den der Herr ihnen gegeben hatte.
Jetzt waren alle so gedämpft, als hätten sie Schaden erlitten, wie ein Volk, das im Kampf geflohen ist.
Der König hatte sein Angesicht verhüllt und schrie mit lauter Stimme.
Wir machen eine Viertelstunde Pause.
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