Guten Morgen, ich begrüße alle ganz herzlich. Wir setzen die Reihe zum Thema „Der Konflikt zwischen Fleisch und Geist“ fort, illustriert am Buch Ester.
Gestern Abend haben wir im Buch Ester, Kapitel 1, Verse 1-12 gelesen. Dabei haben wir die Herrlichkeit des Perserkönigs Asveros auf dem Höhepunkt seiner Macht im dritten Jahr seiner Regierung betrachtet. Außerdem haben wir uns mit den Hintergründen beschäftigt.
Heute machen wir dort weiter, wo wir aufgehört haben. Es ist mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass man das Buch Ester auf verschiedenen Ebenen lesen kann. Das habe ich gestern schon angedeutet, möchte es aber jetzt noch deutlicher machen. Wir müssen mindestens vier verschiedene Ebenen unterscheiden.
Die geschichtliche Dimension des Buches Ester
Die erste Ebene, die wir gestern behandelt haben, ist die geschichtliche Ebene. Das Buch Esther habe ich gestern erklärt: Es ist keine Legende, sondern eine authentische und sehr genaue Geschichte. Die Archäologie konnte die Exaktheit und die detaillierte Richtigkeit vieler Angaben im Buch Esther ausdrücklich bestätigen.
Ich verweise besonders auf das Buch von Gerhard Meyer über das Buch Esther, das gerade in Bezug auf die geschichtlichen Aspekte ausgezeichnet ist. Es enthält wissenschaftliche Quellen, die zeigen, wie Esther über aller Kritik erhaben ist. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Wenn man die Bibel aus geschichtlicher Sicht liest, sieht man Gott, der in Raum und Zeit handelt.
Es ist nicht so wie im Hinduismus, wo Legenden und Mythen eine enorme Rolle spielen. Dort kann man nicht genau sagen, wann zum Beispiel Krishna erschienen ist. Es geht nicht um Geschichte in Raum und Zeit. Das ist der wichtige Unterschied: Der wahre Gott ist ein Gott, der in der wirklichen Welt handelt, mit uns wirklichen Menschen.
Darum kann man nicht genug betonen, wie wichtig die geschichtliche Exaktheit des Alten und Neuen Testaments ist. Im Zusammenhang mit dem Buch Esther sehen wir hier die Zeit des persischen Weltreiches vorgestellt. Das jüdische Volk war damals in der Zerstreuung.
Ein ganzes Reich, das, wie wir gestern gesehen haben, von Afrika – also vom Sudan und Ägypten – bis nach Indien reichte. Dort war das jüdische Volk verstreut. In dieser Zeit gab es einen Plan zur größten und totalsten Judenvernichtung. Die gesamte jüdische Bevölkerung sollte vernichtet werden – und zwar von Afrika bis Indien.
Wäre dieser Plan von Haman, dem Agagiter, gelungen, hätte das wirklich zu einer totalen Auslöschung des jüdischen Volkes geführt – noch totaler als unter Hitler. Hitler wollte zwar auch alle Juden umbringen, aber seine Reichweite war begrenzt. Er konnte die Juden in Südamerika, in China oder in Indien nicht erreichen.
Hier aber wäre es wirklich anders gewesen: In diesem Gebiet lebten alle Juden, und sie sollten umgebracht werden. In diesem geschichtlichen Buch sehen wir, wie Gott damals eingegriffen und sein irdisches Volk gerettet hat.
Man muss im Hintergrund sehen, dass dies Satans Plan war: das Volk Israel zu vernichten, damit schließlich der Retter nicht kommen konnte. Denn aus diesem Volk kam vor zweitausend Jahren der Messias. Diese Vernichtung war darauf ausgerichtet, das Heil für die Welt zu verhindern, indem der Messias nicht hätte kommen können.
Aber wir sehen in diesem Buch, wie Gott eingegriffen hat und die Umstände sowie die Geschichte in allen Details gelenkt hat, sodass Israel überleben konnte und der Erlöser kommen konnte. Das ist der geschichtliche Aspekt.
Gottes Vorsehung und praktische Lehren aus Ester
Und dann gibt es einen praktischen Aspekt: Wir sehen in diesem Buch Gottes Vorsehung in unserem Leben. Es ist eine Zeit, in der sich Gott verbirgt. Das habe ich gestern schon erklärt, mit vielen Parallelen zur heutigen Zeit, in der viele Menschen den Eindruck haben: Wo ist Gott?
In diesem Buch wird der Name Gottes nie erwähnt, um zu zeigen, dass Gott der verborgene Gott ist. Aber er handelt trotzdem. Wir sehen in dieser Situation Esthers ermutigende Treue und Mordechais Liebe zum Volk Gottes.
So sehen wir, wie Menschen dem Herrn die Treue gehalten haben, auch in einer schwierigen Zeit. Sie haben das Grundprinzip erlebt, das in Psalm 112,4 beschrieben wird. Wir können diesen Vers jetzt aufschlagen, denn er ist ein wichtiges Motto für das Buch Esther: "Den Aufrichtigen geht Licht auf in der Finsternis."
Damals gab es eine große Finsternis für das jüdische Volk. Sie standen vor dem Abgrund, doch Gott griff ein. Nach der Finsternis kam das Licht. Das war übrigens der Wahlspruch der Hugenotten: Post Tenebras Lux. Diese Inschrift kann man immer wieder sehen.
Gerade vor kurzem habe ich einen Bus aus Genf gesehen, auf dem "Post Tenebras Lux" stand. Wenn doch nur alle Leute Latein könnten!
Prophetische Bedeutung und Zukunftsperspektiven
Ein prophetischer Aspekt wird ebenfalls deutlich. Die große Drangsal, die Israel damals im Perserreich erlebte, ist ein Vorgeschmack auf das, was in Jeremia 30,7 als die Drangsal Jakobs bezeichnet wird. Israel wird in der Zukunft durch eine große Drangsal gehen, wie sie in Matthäus 24 beschrieben wird. Dabei wird das Volk auch durch eine Totalauslöschung bedroht. Dennoch wird Israel aus dieser Drangsal befreit werden.
Esther symbolisiert in diesem Zusammenhang den treuen Überrest Israels in der Endzeit. Dazu passen beispielsweise Jesaja 10,20, wo dieser Überrest erwähnt wird, der sich in der Endzeit bekehren wird, sowie viele andere Stellen.
Haman, der große Feind der Juden, ist ein Vorläufer des Antichrists, des kommenden falschen Messias. Obwohl er selbst Jude ist, wird er das jüdische Volk hassen. Er wird beschrieben unter anderem in Daniel 11,36-39 und in 2. Thessalonicher 2 als der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens. In 1. Johannes 2,18 wird erwähnt, dass der Antichrist kommen wird. Offenbarung 13,11 und folgende beschreiben das Tier aus der Erde, das aussieht wie ein Lamm, aber der größte Esoteriker aller Zeiten ist und Feuer vom Himmel herabkommen lassen kann. Das ist der Antichrist.
Haman ist ein Vorläufer, man kann sagen ein prophetisches Vorbild für den Antichristen. Ahasveros hingegen symbolisiert allgemein die Nationen im Gegensatz zu Israel. Mordechai weist auf den befreienden Messias Jesus hin, der schließlich in Macht und Herrlichkeit kommen wird, um das Volk Israel aus der Drangsal in die Freiheit zu führen.
Der geistliche Aspekt: Der Konflikt zwischen Fleisch und Geist
Dann gibt es noch eine vierte Lesart, die uns in diesen Tagen besonders beschäftigen wird. Man könnte sagen, dies ist der geistliche oder lehrmäßige Aspekt des Buchs Esther. Hier finden wir nämlich eine Illustration des Konflikts zwischen Fleisch und Geist gemäß dem Römer- und Galaterbrief.
Noch ganz kurz zum geschichtlichen Aspekt: In der biblischen Prophetie spielen die Prophezeiungen aus Daniel 2 und 7 eine ganz grundlegende Rolle. Dort wird die Zeit der Nationen – oder genauer gesagt die Zeiten der Nationen, wie der Herr Jesus in Lukas 21 die Epoche nennt – von der Zeit Daniels bis zur Wiederkunft Christi eingeteilt. Diese Zeit wird in vier große Epochen unterteilt.
Nebukadnezar sieht in Daniel 2 im Traum eine Statue. Das Haupt ist aus Gold, und Daniel erklärt, dass es das babylonische Weltreich symbolisiert, damals zur Zeit Daniels. Danach wird erklärt, dass nach diesem babylonischen Weltreich eine neue Herrschaft kommen wird, und das ist die Brust aus Silber. Das bedeutet das medopersische Weltreich, das mit der Eroberung Babylons 539 v. Chr. begann und bis zur Zeit Alexanders des Großen reichte.
Wir befinden uns mit dem Buch Esther genau in dieser Epoche, also in der Epoche des Zweiten Weltreiches. Interessant sind auch die Arme, die ebenfalls eine Bedeutung haben. Dieses Reich war ein Doppelreich der Meder und der Perser, wobei die Könige immer aus dem persischen Volk kamen. Diese zwei Völker, Perser und Meder, hatten zusammen dieses Weltreich.
Übrigens gehören die Kurden zum Volk der Meder. Deshalb sind manche Kurden, die ihre Vergangenheit kennen, sehr stolz darauf, dass sie einmal eine Weltherrschaft hatten. Vielleicht ist das auch eine Ermutigung für die Jesiden, die jetzt online zuschauen. Jesiden sind eigentlich auch Kurden, sprechen die kurdische Sprache und gehören natürlich zu diesem Volk der Meder, die damals die Welt beherrschten.
Man merkt, es gibt einen Werteverfall: Gold, dann Silber – und das spielt eine große Rolle im Buch Esther. Nebukadnezar versinnbildlicht in herausragender Weise das babylonische Reich. Er war ein absoluter Herrscher. Er konnte so befehlen, wie es ihm gerade passte, und alles ging genau nach seinem Befehl.
Im persischen Reich war das anders. Im Buch Esther spielt es eine wichtige Rolle, dass wenn ein König ein Gesetz erlassen hatte, er es nicht mehr ändern konnte. Das wird sehr verhängnisvoll sein. Der König selbst war unter das medisch-persische Gesetz gestellt und sogar unter seine eigenen Gesetze. Hier sehen wir einen Wertunterschied: Dieses Reich wird als silbernes Reich bewertet.
Danach folgt ein drittes Reich: Der Bauch und die Hüften der Statue sind aus Bronze. Das weist auf das nächste Weltreich hin, das Reich Alexanders des Großen. Gestern haben wir uns auch noch etwas mit diesem griechischen Weltreich beschäftigt. Auch hier gibt es einen Werteverfall von Silber zu Bronze.
Warum? Alexander konnte zwar in kürzester Zeit, in dreizehn Jahren, ein Weltreich von Griechenland bis nach Indien aufbauen, aber er starb mit 33 Jahren in Babylon. Danach folgten Bürgerkriege, die Diadochenkriege, und sein Reich wurde in vier große Teilreiche zersplittert. Damit war diese Herrlichkeit sehr kurz, und deshalb wird sie mit Bronze bewertet.
Dann folgen die Beine aus Eisen, die das römische Reich symbolisieren, das auf das Reich Alexanders folgte. Die letzten Reste des Alexanderreiches wurden in der Schlacht von Actium 31 v. Chr. beseitigt. Ganz klar war Rom Weltherrscher.
Die Beine aus Eisen weisen auf die Stärke der Legionen hin. Die römischen Legionen waren über Jahrhunderte hinweg so mächtig, dass jeder, der sich dem Willen Roms widersetzte, brutal zermalmt und vernichtet wurde. Dieses Reich konnte sich immer weiter ausdehnen. Die große Basis dieses Reiches war die Stärke der römischen Armee, daher das Eisen.
Wir sehen, dass dies auch der längste Teil des Körpers ist. Das römische Reich ging durch die Geschichte voran. Man kann sagen, 476 n. Chr. kam der Untergang des weströmischen Reiches. Das oströmische Reich bestand jedoch weiter. 1453 fiel es unter dem Ansturm der Türken, worauf die Türken heute noch stolz sind.
Schon lange vorher, um 800, hatte Kaiser Karl der Große das weströmische Reich wieder rehabilitiert, unter dem Namen Heiliges Römisches Reich. Dieses Reich bestand weiter und wurde später das Heilige Römische Reich Deutscher Nation genannt, weil typischerweise deutsche Kaiser darin herrschten. Es bestand bis 1806, als der letzte Kaiser, Franz, seine Krone eigenständig ablegte.
Danach gab es einen geschichtlich kleinen Unterbruch; es gab kein römisches Reich mehr. Nach dem Zweiten Weltkrieg, nachdem Winston Churchill in Zürich einen Vortrag hielt und sagte: „Lasst Europa aufstehen“, begann Europa sich wieder zu vereinigen.
Darauf weisen besonders die Füße aus Eisen und Ton hin. Das ist das europäische Reich von 1946 bis heute und noch bis in die Zukunft, bis in die Zeit des Antichristen, wenn der Diktator schließlich kommen wird – das Tier aus dem Meer, in Offenbarung 13,1, der Freund des Antichristen. Dann wird es mit diesem Reich bei der Wiederkunft Jesu Christi zu Ende gehen.
So sehen wir also ein gewaltiges prophetisches Panorama in diesen vier Weltreichen. Mit dem Buch Esther befinden wir uns in der Phase zwei, der Brust aus Silber.
Übrigens, wenn ich schon erklärt habe, dass die zwei Arme eine Bedeutung haben, so haben auch die zwei Beine eine Bedeutung. Das römische Reich war geteilt in ein Ost- und ein Weströmisches Reich. Wirklich alles im Detail hat seine Bedeutung.
Diese Teilung war eigentlich schon viel früher abzusehen, nicht erst seit der klaren Unterscheidung zwischen Ost- und Weströmisch. Die Sprachgrenze hat von Alters her die Teilung vorgezeichnet: Im Osten sprach man nicht Lateinisch, sondern Griechisch, im Westen Lateinisch.
Das war ein kleiner Ausblick, um das Prophetische anzuschauen.
Einführung in den geistlichen Konflikt und die Personen im Buch Ester
Wir wollen uns nun mit dem geistlichen Aspekt beschäftigen, wie das Buch Esther den Konflikt zwischen Fleisch und Geist veranschaulicht. Um dies zu verstehen, müssen wir die Personen und ihre Rollen kennen.
Das mag zunächst eine gewagte Behauptung sein. Wahrscheinlich kann man das nicht sofort nachvollziehen und findet es vielleicht etwas seltsam. Doch ich habe versprochen, dass wir das am Ende überprüfen werden. Die Auslegung muss am Schluss aufgehen, und ich verspreche, sie wird es.
Wir haben Ester Kapitel 1, Verse 1 bis 12 gelesen. Dort sehen wir, wie König Ahasveros im dritten Regierungsjahr auf seinem Thron sitzt und ein großes Fest veranstaltet, das 180 Tage dauert – also ein halbes Jahr. Er zeigt seinen ganzen Reichtum und gibt zusätzlich ein Fest für das Volk. Dabei werden alle kostenlos verpflegt.
Auf dem Höhepunkt dieser Feier ruft er die Königin Waschti, damit sie ihre Schönheit den Völkern zeigen soll. Doch wir haben gesehen, dass Waschti sich geweigert hat und nicht gekommen ist. Dies löste eine große Krise aus.
Die Bedeutung von Wasti und der königliche Zorn
Übrigens noch zu Wasti: Der Name ist natürlich persisch und bedeutet auf Deutsch übersetzt "Geliebte" oder "Beste". Das ist offensichtlich nicht ihr eigentlicher Name. In der Geschichte ist sie nämlich als Amestris bekannt.
Darum haben manche bereits gesagt, das Buch Esther sei gar nicht geschichtlich, weil dort von Wasti gesprochen wird und nicht von Amestris. Doch Herrscher trugen oft mehrere Namen. Es ist ganz üblich, dass man in Inschriften verschiedene Namen für dieselbe Person findet. In der Bibel steht dann oft der eine Name, in der Geschichte ein anderer.
Wie bringt man das zusammen? Man muss wissen, dass beide Namen gebräuchlich waren. Wasti ist offensichtlich eine große Bezeichnung für diese schöne Königin – die Geliebte, die Beste. Doch sie weigert sich, ihre Schönheit zu zeigen.
Wir haben gesehen, dass Asveros zornig und wütend wird. In Vers 12 heißt es am Schluss: „Da erzürnte der König sehr, und sein Zorn entbrannte in ihm.“ Der Zorn von Asveros wird im weiteren Verlauf des Buches noch ein Thema sein. Interessanterweise ist dieser König auch außerbiblisch für seine Zornmütigkeit bekannt. Das ist ein weiterer Hinweis darauf, wie genau das Buch Esther die Tatsachen beschreibt.
Außerdem haben wir gesehen, dass bei den Feierlichkeiten ziemlich viel Alkohol floss. Wir haben gelesen, wie der König vom Wein fröhlich wurde (Vers 10). Aus der Geschichte wissen wir, dass besonders das persische Reich ein echtes Alkoholproblem hatte.
Der Alkohol wird im Buch Esther noch eine tragische und schlimme Rolle spielen. Das war auch außerhalb der biblischen Überlieferung bekannt und wird im Buch Esther genauso beschrieben.
Die königlichen Berater und ihre Empfehlungen
Jetzt lese ich weiter in Esther 1, Vers 13: Der König sprach zu den Weisen, die sich mit den Zeiten auskannten. So wurden die Angelegenheiten des Königs vor allen Gesetz- und Rechtskundigen behandelt.
Die Nächsten bei ihm waren Karschna, Sheta, Admatta, Tarsis, Meres, Marsna und Memukan. Das sind natürlich alles persische Namen im Text des hebräischen Buches Esther. Übrigens gibt es kein anderes Buch im Alten Testament, das so viele persische Fremdwörter enthält – nicht nur Namen, sondern auch im Vokabular Fremdwörter, die altpersisch sind.
Also, es gibt kein Buch, das so viele persische Wörter enthält wie das Buch Esther. Das Buch Daniel enthält ebenfalls einige, weil Daniel nicht nur in der babylonischen Zeit, sondern auch in der persischen Zeit von Bedeutung war. In der Sprache des Buches Daniel findet man altpersische Wörter, ebenso hier.
Die sieben Fürsten von Persien und Medien, die das Angesicht des Königs sahen, hatten den ersten Sitz im Königreich. Was ist nach dem Gesetz mit der Königin Wasti zu tun, weil sie das Wort des Königs Ahasveros durch die Hofbeamten nicht befolgt hat?
Da sprach Memukan vor dem König und den Fürsten: Nicht an dem König allein hat sich die Königin Wasti vergangen, sondern auch an allen Fürsten und an allen Völkern, die in allen Landschaften des Königs Ahasveros wohnen. Denn das Verhalten der Königin wird zu allen Frauen hinausdringen – also bis nach Indien und bis nach Afrika –, sodass ihre Männer verächtlich sein werden in ihren Augen, indem sie sagen: Der König Ahasveros befahl, die Königin Wasti vor ihn zu bringen, aber sie kam nicht.
Und an diesem Tag werden schon die Fürstinnen von Persien und Medien, die das Verhalten der Königin erfahren haben, davon reden zu allen Fürsten des Königs. Es wird Verachtung und Zorn geben.
Wenn es der König für gut hält, so gehe ein königliches Wort von ihm aus und werde in die Gesetze der Perser und Meder geschrieben. Damit es nicht vergehe, nämlich dass Wasti nicht mehr vor dem König Ahasveros komme und dass der König ihre königliche Würde einer anderen gebe, die besser ist als sie.
Ja, man merkt das Wortspiel: Wasti, die Bessere, die Beste. Und jetzt soll eine kommen, die besser ist als die Beste, die besser ist als sie.
Und man wird den Befehl des Königs, den er erlassen wird, im ganzen Königreich hören, denn es ist groß. So werden alle Frauen ihren Männern Ehre geben – vom Größten bis zum Kleinsten.
Das Wort gefiel dem König und den Fürsten, und der König tat nach dem Wort Memukans. Er sandte Briefe in alle Landschaften des Königs, in jede Landschaft, in ihrer Schrift und an jedes Volk in seiner Sprache. Darin wurde bestimmt, dass der Mann Herr in seinem Haus sei und in der Sprache seines Volkes reden solle.
Bis dahin.
Die Bedeutung der Weisen und geistliche Einsicht
Ein paar Bemerkungen zu Details
Hier spricht der König zu den Weisen. Von ihnen heißt es, dass sie sich auf die Zeiten verstanden. Das waren also Menschen, die die Zeitverhältnisse analysieren und einschätzen konnten, allerdings aus ihrer heidnischen Perspektive.
Auch in unserer Gesellschaft gibt es Analysten, die versuchen, Zeitströmungen und Trends frühzeitig zu erkennen. Besonders wichtig sind dabei Trends, die gerade begonnen haben, um abzuschätzen, was sich möglicherweise zu einem Megatrend entwickeln könnte. Das ist vor allem für die Werbung sehr bedeutend, denn Firmen müssen das Angebot bereitstellen, bevor die Nachfrage einsetzt. Kommt man nicht früh genug mit dem Angebot, fehlen die nötigen Produkte auf dem Markt, wenn sie gebraucht werden. Diese Leute sind deshalb sehr wichtig.
Ich möchte jedoch einen Kontrast dazu aufzeigen, und zwar in 1. Chronik 12,33. Dort gab es Analysten im Heer von König David. Im Zusammenhang wird seine Armee beschrieben. In 1. Chronik 12,33 heißt es: „Und von den Kindern Issachar Männer, die Einsicht hatten in die Zeiten, um zu wissen, was Israel tun musste. Ihre Häupter zweihundert, und alle ihre Brüder folgten ihrem Befehl.“ Aus dem Stamm Issachar – sie hatten Einsicht in die Zeiten.
Die Elberfelder Bibel hat hier eine Fußnote, die besagt, dass es sich um ein richtiges Urteil in der Erwägung der Zeitverhältnisse handelt, aber aus geistlicher Sicht, denn sie hatten die Bibel als Grundlage.
Es ist also ganz, ganz wichtig, dass auch heute in der Gemeinde, in der geistlichen Armee der Gemeinde, Menschen vorhanden sind, die Einsicht haben in die Beurteilung der Zeitverhältnisse. So können sie wissen, wie das Volk Gottes handeln muss. Das ist von großer Bedeutung.
Wir leben in einer chaotischen Zeit, in der wir tausend verschiedene Stimmen hören. Die Menschen werden konfus und kommen durcheinander. Ein Spezialist sagt dies, ein anderer Spezialist etwas anderes, die WHO äußert sich ebenfalls, und die Leute wissen nicht mehr, wem sie glauben sollen.
Es ist daher entscheidend, die Dinge durch das Wort Gottes zu beurteilen, gegründet auf das prophetische Wort in einer gesunden Auslegung. Das ist so, so wichtig.
Wir leben heute in der Endzeit. In 2. Timotheus wird über die letzten Tage gesprochen. Paulus sagt zu Timotheus: „Dies wisse aber, dass in den letzten Tagen schwere Zeiten sein werden.“ Man kann auch übersetzen: gefährliche Zeiten. Denn die Menschen werden eigenliebig sein.
Darauf folgt eine ganze Liste von moralischen Eigenschaften. Das erste ist Eigenliebe. Einer der größten Megatrends in der heutigen Gesellschaft ist Selbstverliebtheit. Man kann auch sagen Narzissmus, wie man will. Das ist ein Megatrend: eigenliebig.
Aber eben, man muss diese Dinge anhand des Wortes Gottes beurteilen. Warum ist das wichtig? Männer, die Einsicht hatten in die Zeiten, wussten, was Israel tun musste. So können auch wir erkennen, wo wir heute besonders aufpassen müssen und wo wir reagieren sollten. Wir müssen auf geistliche Weise handeln, damit wir ein gutes Zeugnis in dieser Welt sein können.
Das also nur ganz kurz zu diesen Weisen von Ahasveros, Vers 13.
Die sieben Fürsten und ihre symbolische Bedeutung
Ich möchte noch auf einen Punkt hinweisen: In Vers 14 werden sieben Fürsten von Persien und Medien erwähnt, die das Angesicht des Königs sahen. Diese standen typischerweise vor dem König, vor seinem Thron – sieben Männer.
Nun möchte ich Offenbarung 8,1-2 aufschlagen. Dort heißt es: Als das Lamm Gottes, Jesus Christus, das siebte Siegel öffnete, entstand ein Schweigen im Himmel für etwa eine halbe Stunde. Ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen, und ihnen wurden sieben Posaunen gegeben.
Hier erfahren wir, dass im Himmel, im Allerheiligsten, vor Gottes Thron – der Bundeslade –, Gott zwischen den Cherubim thront (Psalm 80). Dort stehen sieben Engel. Was wir hier sehen, ist im Grunde nichts anderes als eine Kopie, eine Imitation – eine heidnische Imitation. Das ist etwas, das wir immer wieder erleben.
Das ist sehr wichtig: Eine Frau hat mir erzählt, sie sei ganz durcheinander gekommen. Sie ist Christin und war auf einer Ägyptenreise. Dort haben sie alte Tempel besichtigt, in denen sie viele Parallelen zur Stiftshütte in der Bibel entdeckte. Sie war auch im Salomonstempel in Jerusalem und fragte sich, woher diese Ähnlichkeiten kommen. Die einfache, säkulare Antwort lautet: Natürlich haben die Israeliten alles kopiert. Die Juden haben einfach das Heidentum übernommen.
Die Sache ist jedoch etwas komplizierter. Diese Parallelen könnte ich auch in Kambodscha zeigen. Wenn wir zusammen nach Siem Reap gehen würden, könnte ich dort uralte Tempelanlagen zeigen, die genau diese Parallelen aufweisen – parallel zum Hesekiel-Tempel und so weiter. Wie geht das? Haben die Juden den Kambodschanern etwas abgeschaut?
Übrigens muss man nicht nach Kambodscha reisen, um solche Parallelen zu sehen. Man kann auch nach Indien gehen – dort ist es genauso. Ich war in Malaysia in einem Museum mit einem jungen Inder, der ein Brahmane war und früher Hindupriester. Er ist zum Glauben gekommen. Er erzählte mir, dass ihn diese Parallelen erstaunt haben. Viele Details, die er aus der Bibel über die Stiftshütte kennt, hatte er auch in den Hindu-Tempeln so ähnlich erlebt.
Ich erklärte ihm Folgendes: Die Bibel macht klar, dass es im Himmel einen Tempel gibt (Offenbarung 11,19). Der Tempel in Jerusalem und schon davor die Stiftshütte sollten nach den biblischen Angaben (2. Mose 25 und Hebräer 8) ein Abbild des Himmlischen sein – ein Stück Himmel auf Erden.
Die Bibel erklärt weiter, dass Satan sein wollte wie Gott. Deshalb kopiert er alles zu seiner Ehre. Er hat die Religionen weltweit inspiriert, diese Dinge zu imitieren. Überall auf der Welt findet man solche Kopien. Wenn man das einmal verstanden hat, erkennt man immer mehr davon.
Das ist besonders wichtig für Christen, die in solchen Kulturen leben, um diese Zusammenhänge zu verstehen. Mir war es auch in Thailand sehr wichtig, den Christen dort diese Verbindungen zu erklären. Ich erinnere mich, wie mein Übersetzer einmal sagte: „Es ist alles Kopie, Kopie, Kopie.“ Ja, es ist wirklich alles Kopie.
Hier haben wir dieses Phänomen ebenfalls. Übrigens waren diese sieben Fürstenfamilien sehr wichtig, denn es gab ein persisches Gesetz, das besagte, dass der König unbedingt aus diesen Familien eine Frau heiraten musste. Deshalb war Vasti als Hauptfrau aus diesen sieben Familien.
Jetzt geht es darum, dass Vasti abgesetzt wird und eine andere Frau ihren Platz als Königin einnimmt. Interessant ist, dass Amestris ab 479 v. Chr. in der Geschichte verschwindet – ihre Spuren verlieren sich. Die neue Königin erscheint erst im siebten Jahr, wie wir in Kapitel 2, Vers 16 sehen. Das entspricht dem Jahr 479 v. Chr. Ab diesem Zeitpunkt verschwindet Vasti aus der Geschichte.
Die patriarchale Ordnung und ihre Bedeutung
Ja, also jetzt zu Vers fünfzehn und den folgenden Versen noch ein paar Details. Wir haben gesehen, dass es den Beratern ganz wichtig ist, dass der Mann das Haupt in der Familie ist – nicht nur im Königshaus, sondern im ganzen Reich.
Interessant ist, dass die Schweiz, ein Land mit einer so christlichen Vergangenheit, ein Wappen mit einem Kreuz hat, das tatsächlich einen Bezug zum Kreuz von Golgatha hat. Die Schweiz besitzt auch eine wunderbare Landeshymne, die ihre christliche Geschichte widerspiegelt. Doch diese klare Ordnung, dass der Mann das Haupt in der Familie und Ehe ist, wurde dort erst vor relativ kurzer Zeit abgeschafft.
Für die Heiden hingegen war das ganz klar: Der Mann muss das Haupt sein. Sie hatten zwar keine Bibel, aber sie kannten diese Dinge noch. Das ist sehr interessant, denn im Heidentum sind gewisse Grundsätze bekannt, die auf die Schöpfungsordnung zurückgehen. Obwohl sie sich vom Schöpfergott entfernt hatten, hielten sie diese Prinzipien fest.
Das hat mich auch in Indien sehr beeindruckt. Immer wenn ich auf Reisen war, habe ich viel gefragt. Ich denke dabei an einen amerikanischen Politiker, der gefragt wurde, warum er so viel Allgemeinwissen habe. Er antwortete, er habe sich nie geschämt zu fragen. Es lohnt sich, Fragen zu stellen, denn so erfährt man Dinge, die einem sonst niemand erzählt.
Ich fand heraus, dass die meisten Hindus überzeugt sind, dass man in der Ehe als Mann und Frau einander treu sein muss. Dass nicht alle danach leben, ist eine andere Sache, aber es ist für sie völlig klar. Ebenso ist es für sie selbstverständlich, dass man nicht unverheiratet zusammenleben darf.
Woher wissen sie das? Der Hinduismus hat keine Bibel, sie kennen nicht die Zehn Gebote, und trotzdem sind diese Dinge für sie klar. Auch die Tatsache, dass eine Ehe eine Verbindung zwischen Mann und Frau ist, ist dort eindeutig.
Im Heidentum sind also, zurückgehend auf die Schöpfungsordnung, viele Dinge klar. Heute sind wir in Europa jedoch so weit vom Christentum entfernt, dass man sogar sagen muss: Wir sind nicht nur vom Christentum, sondern auch von der Schöpfungsordnung entfernt, die im Heidentum weitgehend bekannt war.
Noch ein Detail zu Vers 20: Dort heißt es, dass alle Frauen ihren Männern Ehre geben sollen. Das lehrt auch das Neue Testament, zum Beispiel in Epheser 5,22, wo gesagt wird, dass die Frau den Mann achten soll.
Was hier fehlt, ist der Hinweis, dass die Männer ihre Frauen lieben sollen. Im Epheserbrief, Kapitel 5, Vers 25, heißt es, dass die Männer ihre Frauen lieben sollen, wie Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat.
Dadurch wird vermieden, dass Diktatoren und Tyrannen in der Familie entstehen. Viele empfinden das Patriarchat als hässlich, weil sie es mit Diktatoren verbinden. Doch das ist nicht das biblische Bild. Vielmehr geht es um gegenseitige Achtung und Liebe.
Die Liebe wird beim Mann stärker betont, weil sie bei der Frau naturgemäß eher von selbst kommt. Es gibt auch Ermahnungen an die Frauen, ihre Männer zu lieben, zum Beispiel in Titus. Aber beim Mann ist die Liebe besonders wichtig. Dieses Gleichgewicht führt zu einer gesunden Ehe.
Hier wird die Pflicht der Frau gegenüber dem Mann betont. Wichtig ist, dass das Wort „Mann“ hier Ba'al ist. Das ist das hebräische Wort für Ehemann. Ba'al ist zwar auch ein Götzenname, bedeutet aber einfach „Herr“ auf Hebräisch. In der Bibel ist es das normale Wort für Ehemann.
Wenn Sarah von ihrem Mann als ihrem Herrn spricht, etwa in 1. Mose 18, glaubt sie nicht, dass sie im Alter von neunzig Jahren noch schwanger werden soll. In Vers 12 lacht Sarah in ihrem Innern und sagt: „Nachdem ich alt geworden bin, sollte ich Lust empfinden, und mein Herr ist ja alt.“ Ba'ali, mein Ehemann, wird korrekt mit „mein Herr“ übersetzt.
Im Neuen Testament wird Sarah lobend erwähnt, weil sie ihren Mann „Herr“ genannt hat. Das steckt also schon in der hebräischen Sprache. Auch heute ist es ganz normal, dass jede, selbst eine feministische Israelin, ihren Ehemann Ba'ali nennt. Um das zu ändern, müsste man erst die Sprache verändern – und daran wird ja schon gearbeitet.
Ein weiteres Detail: In Vers 22 wird verordnet, dass jeder Mann Herr in seinem Haus sein soll. Das Gesetz, das sich vom afrikanischen Kontinent bis nach Indien verbreitet hat, bestimmt, dass der Mann das Haupt ist – gemäß 1. Korinther 11 und Epheser 5.
Außerdem soll der Mann in der Sprache seines Volkes sprechen. Was bedeutet das? Es ist etwas kompliziert formuliert, heißt aber nichts anderes, als dass die Vatersprache gilt, nicht die Muttersprache. Der Vater soll zu Hause seine Sprache sprechen, damit die Kinder sie lernen. Das war die Verordnung.
Jetzt machen wir eine Pause, damit unsere Köpfe nicht anfangen zu rauchen. Im nächsten Teil gehen wir dann wirklich voll in die Materie.
