Einführung in den Kontext der Passionswoche
Guten Abend, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen. Wir stehen in Lukas 20, ab Vers 27, und befinden uns damit immer noch an diesem denkwürdigen Dienstag vor Karfreitag. Diesen Tag haben wir schon ab Kapitel 20, Vers 1, beim letzten Mal behandelt.
Dieser Dienstag vor Karfreitag umfasst hier also die Kapitel 20 und 21. Im Matthäusevangelium ist das noch eindrücklicher, vor allem von der Länge her. Dort beginnt dieser Dienstag in Kapitel 21 und geht dann weiter über die Kapitel 22, 23, 24 und 25 – allesamt Ereignisse des Dienstags vor Karfreitag.
An diesem Tag gab es im Tempel ganz massive Auseinandersetzungen. Alle möglichen Gruppen des Judentums wenden sich gegen den Herrn Jesus in Diskussionen und versuchen, ihn zu Fall zu bringen. Wir haben letztes Mal gesehen, dass der Sanhedrin gegen ihn auftritt und ihn fragt: „Was ist deine Legitimation, um diese Dinge zu tun, die du tust?“
Dann kommt eine Gruppe von Pharisäern, die unheilig mit den Herodianern verbündet sind. Diese beiden Gruppen gehörten eigentlich gar nicht zusammen, aber nach dem Motto „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ haben sie gehandelt, um den Herrn mit einer politischen Frage zu Fall zu bringen.
Jetzt kommen wir zu den Sadduzern. Wir beginnen ab Kapitel 20, Vers 27, mit einer Fangfrage von ihnen. Jedes Mal sehen wir, wie der Herr Jesus in seiner Weisheit ganz anders antwortet und auf diese Angriffe eingeht.
Weiter geht es dann, aber das wird nur in Matthäus 22 beschrieben, also nicht in Lukas. In Matthäus 22, Vers 34, kommt ein Gesetzgelehrter hinzu. Das ist nicht dasselbe wie ein Schriftgelehrter. Diese beiden Ausdrücke sind in der Bibel unterschiedlich.
Der Gesetzgelehrte, der sogenannte Nomikos, ist ein ganz spezieller Schriftgelehrter, der auf die Halacha spezialisiert ist. Halacha sind die Gesetze im Judentum, die von den Rabbinern festgelegt werden und verbindlich sind. Wenn die Halacha festgelegt ist, gibt es keine Diskussion mehr – dann müssen sich alle Juden daran halten.
Dieser Gesetzgelehrte war also ein Spezialist für Halacha. Es ist völlig überwältigend, wie der Herr Jesus auf diesen Angriff antwortet.
Schließlich wird am Ende dieses Tages klar, dass der Herr von allen Gruppen des Judentums als Messias abgelehnt wird. Daraufhin verkündet der Herr den Begriff, aus dem Tempel hinauszugehen. Es wird zum Untergang des Tempels kommen.
Die Jünger sind unter Schock und fragen: „Wie geht das? Was ist das Zeichen? Wann wird das geschehen?“ Das führt dann zur Endzeitrede in Lukas 21.
Die Passionswoche im Überblick und ihre Bedeutung
Also ein ganz besonderer Tag. Dieser Tag ist jedoch als besonderer Tag in die gesamte Passionswoche eingebettet.
Wir haben gesehen, dass in Lukas 19 eigentlich mit Palmsonntag begonnen wird. Dort wird der Einzug ab Vers 28 beschrieben. Gleichzeitig beginnt an diesem Tag der fünfte und letzte Teil des Lukasevangeliums.
Palmsonntag folgt dann der Montag mit der Tempelreinigung, und am Dienstag gibt es diese harten Diskussionen. Es geht weiter mit Mittwoch, Donnerstag, Freitag – der Kreuzigung –, Samstag, an dem der Herr den ganzen Tag im Grab ist, und schließlich dem ersten Tag der Woche, dem Tag nach dem Sabbat, dem Auferstehungstag.
Ich habe bereits letztes Mal gesagt: Diese Woche ist in den Evangelien so wichtig. Obwohl die vier Evangelien eine Biografie, also eine Lebensbeschreibung des Herrn Jesus, geben, werden für diese eine Woche aus seinem Leben von 33 Jahren 32 Prozent des Textes in den vier Evangelien verwendet. Das bedeutet, gut ein Drittel der Evangelien beschäftigt sich nur mit dieser Woche.
Diese Woche wird ausführlich in den Evangelien dargestellt. Übrigens werden die genauen Zeitmarkierungen nur im Markus-Evangelium gegeben, sodass man genau festlegen kann, welcher Tag Sonntag, welcher Montag und welcher Dienstag ist. Das ginge zum Beispiel mit dem Matthäusevangelium allein nicht.
Das Markus-Evangelium legt am meisten Wert auf die zeitliche Chronologie. Dort ist genau festgelegt, wie die Wochentage aufeinander folgen. Viele wissen, dass diese Wochentage inhaltlich genau den sieben Psalmen entsprechen, die damals im Tempel jeweils an den gegebenen Wochentagen gesungen wurden.
Zum Beispiel wurde Psalm 24 immer am Sonntag gesungen. In der Bibel steht dort nicht Sonntag, sondern „am ersten Tag der Woche“. Psalm 24 sagt: „Ihr Tore Jerusalems, öffnet euch, damit einziehe der König der Herrlichkeit.“ Genau an diesem Tag ist der Herr in Jerusalem eingezogen.
Diese Psalmen sind also eine ganz spezielle Auswahl aus dem Buch der Psalmen, die für jeden Wochentag festgelegt wurden. Sie stimmen inhaltlich genau mit dem überein, was jeweils an einem dieser Tage in der Passionswoche geschehen ist. Das ist eine überwältigende Übereinstimmung.
Natürlich gibt es heute den Tempel nicht mehr. Aber in jedem Siddur, also jüdischen Gebetsbuch, sind diese Wochenpsalmen auch enthalten. Es sind noch genau die gleichen Psalmen – auch heute noch – und sie entsprechen so den Tagen der Passionswoche. Und...
Parallelen zwischen Passionswoche und Schöpfungstagen
Was dazu kommt: Jeder Tag entspricht auch inhaltlich den Schöpfungstagen. Zwischen den Schöpfungstagen und dem, was in dieser Passionswoche geschieht, gibt es jedes Mal genaue Parallelen.
Damals gab es im Land verteilt in verschiedenen Synagogen Leute, die sich an jedem Wochentag den betreffenden Tagesabschnitt in 1. Mose 1 lasen. Der erste Schöpfungstag ist der Tag, an dem Licht in die Finsternis hineinscheint. Das entspricht Palmsonntag, an dem der Herr Jesus vom Ölberg kommend nach Jerusalem einzieht. Am Morgen geht die Sonne im Osten auf, und so leuchtet Jesus in die Finsternis Jerusalems hinein.
Diese Parallele passt bei jedem Tag sehr eindrücklich. Ich möchte nur darauf hinweisen: Freitag ist der Tag, an dem Gott den Menschen erschaffen hat. Gott hat der Menschheit das Leben gegeben, den Lebenshauch eingehaucht. Am Freitag jedoch war es der Tag, an dem der Mensch, der Messias, das Leben genommen hat.
Es ist eindrücklich, wenn man bedenkt, dass der Ausführende bei der Schöpfung der Sohn war. Es war also der Sohn, der Adam den Lebenshauch eingehaucht hatte. An Karfreitag haben sie dem Sohn als Mensch das Leben genommen. Er hat seinen Geist in die Hände des Vaters übergeben.
Alles ist sehr eindrücklich und hat eine besondere Bedeutung.
Beginn der Auseinandersetzung mit den Sadduzäern (Lukas 20,27-40)
Und jetzt gehen wir zu Lukas 20, Vers 27. Darf ich bitten, dass jemand vorliest, zunächst einmal bis Vers 47, bitte.
Da kamen einige der Sadduzäer, die sagen, es gebe keine Auferstehung, zu ihm und fragten ihn: Meister, Mose hat uns geschrieben: Wenn jemandes Bruder stirbt, der eine Frau hat und kinderlos stirbt, so soll sein Bruder die Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommen erwecken.
Nun waren sieben Brüder. Der Erste nahm eine Frau und starb kinderlos. Der Zweite nahm die Frau und starb auch kinderlos. Der Dritte nahm sie, ebenso alle sieben, und hinterließen keine Kinder. Zuletzt, nach allen, starb auch die Frau.
Nun, in der Auferstehung, wessen Frau wird sie sein unter ihnen, denn alle sieben haben sie zur Frau gehabt?
Und Jesus antwortete ihnen: Die Kinder dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten. Die aber würdig geachtet sind, jene Welt und die Auferstehung von den Toten zu erlangen, die werden weder heiraten noch sich heiraten lassen. Denn sie können nicht mehr sterben, denn sie sind den Engeln gleich und Gottes Kinder, weil sie Kinder der Auferstehung sind.
Da aber die Toten auferstehen, darauf hat auch Mose bei dem Busch hingewiesen, wenn er den Herrn, den Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs, nennt. Er aber ist nicht der Gott der Toten, sondern der Lebendigen, denn ihm leben sie alle.
Da antworteten einige der Schriftgelehrten: Meister, du hast recht geredet, und sie wagten nicht mehr, ihn etwas zu fragen.
Er sagte aber zu ihnen: Wie sagen sie, Christus sei Davids Sohn? Und er selbst, David, sagt im Buch der Psalmen: Der Herr hat zu meinem Herrn gesagt: Setz dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege.
David nennt ihn also Herr, wie ist er dann sein Sohn?
Während aber das ganze Volk zuhörte, sagte er zu seinen Jüngern: Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die in langen Gewändern einhergehen wollen, die Begrüßungen auf den Märkten lieben und gern die ersten Sitze in den Synagogen und die obersten Plätze auf den Gastmählern einnehmen!
Sie verschlingen die Häuser der Witwen und sprechen zum Vorwand lange Gebete. Die werden ein umso schwereres Gericht empfangen.
Hintergrundwissen zu den Sadduzäern und anderen jüdischen Gruppen
Wichtig: der Hintergrund
Die Sadduzäer waren eine Richtung im Judentum mit damals etwa 4.000 Mitgliedern. Sie setzten sich vor allem aus reichen Priestern zusammen, also aus der Oberschicht der Priester. Auch der Hohepriester Kajaphas gehörte dazu. Die Sadduzäer waren sehr liberal und erkannten nur die Tora an – die fünf Bücher Mose. Den Rest des Alten Testaments lehnten sie als nicht inspiriert ab.
Übrigens ist das bis heute ähnlich bei den Samaritanern. Sie halten nur an der Tora fest, alle anderen alttestamentlichen Bücher sehen sie nicht als Gottes Wort an. Für sie sind diese historisch interessant, aber eben nicht inspiriert.
Die Sadduzäer lebten im Luxus. Gerade durch die gewaltigen Einkünfte des Tempels wurden sie sehr reich. Eine sehr eindrückliche Illustration ihres Reichtums liefern die Ausgrabungen im jüdischen Viertel in Jerusalem. Manche sind vielleicht schon im sogenannten Burnt House gewesen. Das ist ein verbranntes sadduzäisches Haus aus dem Jahr 70 nach Christus.
Vielleicht war man auch schon im sogenannten Wohl-Museum. Das ist unterirdisch unter den Häusern im jüdischen Viertel, direkt neben dem Platz vor der Churwa-Synagoge. Dort hat man sogar einen Palast ausgegraben. Möglicherweise ist das der Palast des Hohenpriesters Annas gewesen, mit einem Grundriss von 600 Quadratmetern. Nicht schlecht – eine Familie mit sechs Kindern hätte dort viel Platz gehabt.
Das zeigt uns, in welchem Luxus sie geschwelgt haben. Auch ihre Alltagsgegenstände wurden gefunden und geben einen Eindruck davon, wie reich sie lebten.
Die Sadduzäer waren so liberal, dass sie lehrten, es gebe kein Weiterleben nach dem Tod. Mit dem Tod endet die Existenz. Es gibt keine Seele oder einen Geist, der über den Tod hinaus existiert. Wer heute meint, fortschrittlich zu sein, weil er materialistisch denkt, der denkt wie die Sadduzäer damals.
Darum war es für sie wichtig, das Leben zu genießen, solange man lebt. Deshalb lebten sie im Luxus.
Nun treten diese Sadduzäer gegen den Herrn auf. Das sind die Leute, die sagen: „Bibel minus“. Die Pharisäer hingegen sagten: „Bibel plus“. Sie akzeptierten die Bibel, aber es braucht die Halacha, also die Gesetzesauslegung durch die führenden Rabbiner. Diese Halacha muss befolgt werden. Das ist „Bibel plus“.
Die Halacha geht bewusst über die Gebote Gottes hinaus. Im Talmud heißt es, man müsse um die Gebote Gottes einen Zaun errichten. Das bedeutet, man muss sie strenger auslegen, als sie geschrieben sind, um mit diesem Sicherheitsabstand zu garantieren, dass man das Gebot selbst nicht bricht.
Doch gerade durch diesen Sicherheitsabstand haben sie viele Gebote gebrochen.
Neben „Bibel plus“ und „Bibel minus“ gab es noch die Herodianer. Das waren die Opportunisten, die mit der römischen Besatzungsmacht zusammenarbeiteten. Man kann sie als Verräter bezeichnen.
Der Sanhedrin, der oberste Gerichtshof, war zusammengesetzt aus einer großen Gruppe von Pharisäern und Sadduzäern. Das hat Paulus ausgenutzt.
In Apostelgeschichte 23 steht Paulus vor dem Sanhedrin in der königlichen Säulenhalle im Tempel. Das war nicht mehr zu Zeiten von Kajaphas, sondern Jahre später, unter dem Hohenpriester Ananias, Ben Nebedeus.
Paulus sagte: „Ich stehe hier vor dem Sanhedrin, weil ich an die Hoffnung der Auferstehung glaube.“ Er verkündete, dass Jesus Christus auferstanden ist.
Daraufhin spaltete sich der Gerichtshof. Die Pharisäer sagten: „Ja gut, wenn das so ist und falls da ein Engel mit ihm gesprochen hat, dann ist das durchaus denkbar.“ Die Sadduzäer antworteten: „Auf keinen Fall, es gibt ja gar keine Auferstehung.“
Damit spaltete Paulus den Gerichtshof. Sie stritten sich untereinander, und Paulus wurde dann evakuiert.
Die Fangfrage der Sadduzäer und Jesu Antwort
Ja, also das als ein bisschen Hintergrund. Jetzt kommen diese und sprechen den Herrn an mit „Lehrer“, echte Schmeichler. „Lehrer“, genau so schmeichlerisch wie die Aufpasserin in Vers 20, die gemäß Matthäus 22,15 Pharisäer und Herodianer waren. Sie sagen: „Lehrer, wir wissen, dass du Recht redest“ (Vers 21) und lehrst, und die Person nicht ansiehst, sondern den Weg Gottes nach der Wahrheit lehrst. So sind sie gekommen. Schöne Sprüche, und in Wirklichkeit wollten sie gegen ihn vorgehen und ihn in eine Falle locken.
Ach da, „Lehrer, Mose hat uns geschrieben“ – jetzt nehmen sie Bezug auf 5. Mose 25,5-10. Das ist das Gesetz über die Leviratsehe, das präzisiert, dass, wenn ein Mann stirbt und seine Witwe hinterlässt, und sie kinderlos waren bis dahin, dann besteht das Problem, dass dieses Geschlecht in Israel ausgelöscht wird. Das war für das irdische Volk Gottes eine Katastrophe.
Das bedeutet nicht nur, dass die Geschlechterlinie ausgelöscht wurde, sondern auch, dass dann dieses Erbteil, das dieser Linie gehörte, eben verschoben wurde. Darum wurde dort geregelt, dass der nächste Verwandte diese Frau heiraten soll – also der Bruder des verstorbenen Mannes. Wenn keiner da war, dann vielleicht ein näher Verwandter, ein Cousin usw. Sonst war diese Art von Ehe nach der Tora vollkommen verboten.
Der Bruder des verstorbenen Mannes durfte also nur in diesem Fall, wenn sie kinderlos waren, diese Witwe heiraten. Jetzt konstruieren die Sadduzäer einen Fall, dass das siebenmal so geschehen ist und in keinem Fall gab es Nachkommen. Es wird also mit einem Phantasiefall argumentiert, nicht einmal konkret, um den Gedanken einer Auferstehung absurd erscheinen zu lassen.
Sie sagen: „Ja gut, und dann in der Auferstehung – welcher Mann gehört zu dieser Frau? Sie hatte sieben Männer, nacheinander.“ Dann erklärt der Herr, dass in der Auferstehung sowieso eine völlig neue Ordnung herrscht. Da werden keine Ehen mehr geschlossen. Auferstandene Menschen sind also Menschen, die, Vers 35, nicht heiraten und nicht verheiratet werden. Zweitens können sie auch nicht mehr sterben.
Dann sagt der Herr: „Denn sie sind engelngleich und sind Söhne Gottes.“ Engelngleich bedeutet, dass sie wie Engel nicht heiraten. Engel sind in der Schöpfungsordnung von Gott nicht vorgesehen für Heirat. Das heißt nicht, dass sie nicht männlich wären. Die Bibel spricht in Daniel 9 ausdrücklich von dem Mann Gabriel. Aber Engel heiraten nicht und können nicht sterben. Nur Menschen können sterben.
Engel können nicht sterben, und darum heißt es auch in Hebräer 2, dass der Herr Jesus für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt worden ist wegen des Leidens des Todes. Jesus wurde ein Mensch, und als Mensch konnte er in den Tod gehen. Damit hat er sich für kurze Zeit unter die Engel erniedrigt.
Das ist übrigens auch der Grund, warum in der Bibel nie steht, dass Engel in den Hades kommen, ins Totenreich. Es wird gesagt, dass Engel in den Abyssos kommen, also gefallene Engel kommen in den Abyssos, nicht in den Hades. Aber wir haben Stellen, die klar machen, dass das der gleiche Ort ist. Für Engel wird der Ort jedoch nie Hades genannt, sondern Abyssos, das heißt Abgrund – weil Engel nicht sterben können.
Der Hades ist der Ort, wo die verstorbenen Menschen hinkommen. Die Verlorenen kommen in den Hades, den Ort der Qual, das haben wir in Lukas 16 gesehen. Darum sagt der Herr Jesus: Sie sind Engeln gleich. Es heißt also nicht, dass wir Engel werden, sondern in diesen zwei Punkten entsprechen wir Engeln.
Darum muss klar sein: Es gibt eine neue Ordnung, in der nicht mehr geheiratet wird. Liest nochmals Vers 34: „Und Jesus antwortete ihnen: Die Kinder dieser Welt heiraten und lassen sich heiraten. Die aber würdig geachtet sind, jene Welt und die Auferstehung von den Toten zu verlangen, die werden weder heiraten noch sich heiraten lassen.“
Die Söhne dieser Welt – man kann auch übersetzen: die Söhne dieses Zeitalters – heiraten und werden verheiratet. Das ist für die jetzige Ordnung von Gott so vorgesehen. Aber dann spricht er von jener Welt oder jenem Zeitalter, und das ist gewissermaßen das zukünftige Zeitalter des tausendjährigen Reiches. Dort werden die auferstandenen Gläubigen eben nicht mehr heiraten, und sie können auch nicht mehr sterben.
Jesus benutzte hier eigentlich die Ausdrücke, die auch die Rabbiner benutzten. Die sprachen immer von ha-olam ha-zeh, dieses Zeitalter, das ist die gegenwärtige Zeit, und „Alam haba“, das zukünftige Zeitalter. Damit meinten sie das Zeitalter, wenn der Messias hier auf Erden regiert. Genau diese Ausdrücke verwendet der Herr hier.
Übrigens spricht er auch in Matthäus 12 von diesem Zeitalter und dem frühen Zeitalter. Auch an anderen Stellen, wie der Apostel Paulus in Epheser 1,19-21, spricht von diesem Zeitalter und dem zukünftigen Zeitalter. So wird diese Lehre im Neuen Testament unterschieden.
Für die Auferstandenen gibt es also eine völlig neue Ordnung. Auch die alttestamentlichen Gläubigen werden im tausendjährigen Friedensreich mit dabei sein, aber eben nicht mehr als solche, die wieder heiraten würden. Damit ist die ganze Sache erledigt.
Beweis der Auferstehung aus der Tora am Beispiel des Dornbuschs
Aber doch nicht ganz. Der Herr fügt dann hinzu: In Vers 37 liest er nochmals Edmund, und das ist fantastisch.
Was aber die Toten auferstehen, darauf hat auch Mose beim Dornbusch hingewiesen, wenn er den Herrn, den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Der Herr Jesus beweist jetzt anhand der Tora, dass es ein Weiterleben nach dem Tod gibt.
Er hätte das tun können, indem er zitiert: Hiob 19, Vers 25. Hiob sagt: "Ich weiß, dass mein Erlöser lebt und als der Letzte wird er auf der Erde stehen. Und nachdem dieses Fleisch zerstört ist, werde ich Gott aus meinem Fleisch anschauen." Also ganz klar die Auferstehungshoffnung: Dieser Körper wird zerstört, und dann habe ich doch wieder einen Körper und werde Gott anschauen.
Oder Daniel 12,1-2: "Die im Staub Schlafenden werden auferweckt werden. Jene zum ewigen Leben und die anderen zur ewigen Abscheu."
Oder Jesaja 26, ich gebe nur die Stelle an für die, die notieren: Das sind alles Stellen über die Auferstehung im Alten Testament. Jesaja 26, Vers 19: "Deine Toten werden aufleben, meine Leichen wiedererstehen. Wacht auf und jubelt, die ihr im Staube liegt!"
Also ganz klar wird im Alten Testament über die Auferstehung gesprochen. Aber die Sadduzäer anerkannten diese Schriftstellen nicht, und darum musste der Herr anhand der Tora einen Beweis liefern.
Und jetzt? Welche Stelle sollte man in der Tora über die Auferstehung bringen? Es gibt schon noch mehr. Zum Beispiel Abraham: 1. Mose 22. Er geht ins Land Moria, um seinen Sohn zu opfern. Als er dann nahe beim Ort ist, sagt er seinen Knechten: "Bleibt ihr hier, ich gehe mit dem Sohn dahin, werde anbeten und wieder zu euch zurückkehren."
Wieso hat er gesagt, wir werden zurückkehren? Er musste ihn ja opfern. Hebräer 11 sagt, dass Abraham geglaubt hat, dass Gott Isaak aus den Toten auferwecken wird, weil Gott ja verheißt hat, dass über die Linie von Isaak die Verheißungslinie kommen wird bis auf den Messias.
Darum hat er also eine logische Schlussfolgerung: Es muss eine Auferstehung geben.
Aber der Herr Jesus sagt: Im Dornbusch hat Mose angedeutet. Damals gab es ja keine Kapiteleinteilung, das kam erst im Mittelalter auf.
Darum gibt es auch in den Qumran-Handschriften, die über zweitausend Jahre alt sind, keine Kapiteleinteilung und schon gar keine Verse. Die Verse wurden ebenfalls erst im Mittelalter eingeführt, nach den Kapiteln.
Und dann musste man eben eine bestimmte Stelle mit einem Stichwort im Kontext zitieren. Er konnte nicht sagen: "Habt ihr nicht gelesen in 2. Mose 3?" Aber dort geht es ja um den Dornbusch, die Erscheinung Gottes im Dornbusch.
Darum sagt er: Mose hat angedeutet „in dem Dornbusch“, also in dem Abschnitt, wo der Dornbusch erwähnt wird, wenn er den Herrn, den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt.
Ja, das ist so in 2. Mose 3, Vers 6. Kann das jemand vorlesen? Da stellt sich Gott selbst gegenüber Mose vor, und er sagt weiter: "Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs."
Jetzt argumentiert der Herr Jesus: Damals waren Abraham, Isaak und Jakob schon lange tot, seit Jahrhunderten. Trotzdem spricht Gott zu Mose gegenwärtig: "Ich bin der Gott Abrahams." Aber wenn Abraham nicht mehr existiert, wie kann Gott sagen: "Ich bin der Gott Abrahams"? Das ist ja einer, den es gar nicht mehr gibt.
Der Herr Jesus sagt: Wenn Gott sich da gewissermaßen in Gegenwart nennt – "Ich bin der Gott Abrahams", "Ani, Elohei Abraham", "Elohe Yitzchak", "Elohe Jakob" – das ist quasi Gegenwartsform, ohne Verb. Einfach "Ani, Elohe", ich bin Gott. Das "bin" braucht es gar nicht auf Hebräisch, das wird als Gegenwartsform ausgedrückt. Er sagt also nicht "Hayiti, Elohe Abraham", ich war der Gott Abrahams, sondern "Ani, Elohe Abraham". Das heißt also in der Gegenwart.
So sagt der Herr Jesus: Er ist nicht der Gott der Toten, sondern der Lebenden, denn für ihn leben alle.
Hier meint der Herr Jesus natürlich, wenn er sagt, dass sie leben, dass sie existieren. Sie sind ja noch nicht auferstanden, aber sie existieren als Personen weiter im Jenseits. Die ganze Lehre vom Seelenschlaf widerlegt der Herr ganz einfach hier mit 2. Mose 3.
Er hätte es mit anderen Stellen tun können, die noch klarer gewesen wären, aber er musste diese Stelle nehmen im Blick auf die Sadduzäer.
Praktische Anwendung für die Mission
Und was können wir daraus für uns lernen? Praktische Anwendung.
Wenn man mit Menschen spricht, muss man dort ansetzen, wo sie eine gleiche Meinung haben, damit man auf etwas aufbauen kann. Man kann nicht irgendwo „da oben“ anfangen, wenn das für sie „Bahnhof“ ist. Der Herr hat sich genau daran angepasst. Er wusste, wo er mit ihnen argumentieren konnte, und darauf baute er auf.
Das ist etwas ganz Grundsätzliches in der Mission: Man setzt dort an, wo die Leute stehen. Das hat auch der Apostel Paulus so schön in Athen gezeigt.
Was macht ein Missionar, wenn er in einer Großstadt ist und auf seine Freunde warten muss? So etwas lesen wir in Apostelgeschichte 17. Es heißt, er ging in der Stadt herum. Dieser Stadtrundgang war wichtig, denn er sah, wie die Athener leben und wie sie denken.
Es ist wichtig, dass wir uns überlegen, wo die Menschen stehen, wie sie leben und denken, um ihnen das Evangelium zu bringen.
Vor dem Areopag, dem Gerichtshof in Athen, sagt Paulus: „Ich bin in der Stadt herumgegangen“ – ich sage es jetzt mit meinen Worten – „und habe einen Altar gesehen, der dem unbekannten Gott gewidmet ist. Diesen Gott verkündige ich euch.“
Damit war sein Hals aus der Schlinge. Er wurde ja mit dem Verdacht vor den Areopag gebracht, er würde fremde Götter nach Athen bringen. Das war der gleiche Vorwurf, den man Sokrates Jahrhunderte zuvor gemacht hatte.
Die Eltern seiner Schüler, die gegen ihn waren, hatten ihn zu Unrecht verklagt, weil er fremde Götter nach Athen bringen würde. Er musste den Giftbecher trinken, angewiesen durch den Areopag, und starb.
Jetzt kommt Paulus. Es scheint, als sei er ein Verkündiger fremder Götter. Er sagt: „Ich war in eurer Stadt und habe einen Altar gesehen, der dem unbekannten Gott gewidmet ist. Diesen Gott, den ihr nicht kennt, verkünde ich euch.“
Das war keine Beleidigung, denn sie hatten selbst darauf geschrieben, dass sie diesen Gott nicht kennen. Obwohl sie ihn nicht kennen, verehren sie ihn. Diesen Gott verkünde ich euch. Das ist der Gott, der den Himmel und die Erde gemacht hat.
So hat Paulus dort angesetzt. Und wir müssen auch dort ansetzen. Wenn man mit Katholiken spricht, muss man dort ansetzen, was ihnen wertvoll und heilig ist. Wenn man mit naturverbundenen Leuten spricht, muss man dort ansetzen, was ihnen wichtig und groß ist.
So kann man sie abholen. Das hat der Herr uns mit diesem Beispiel zeigen wollen.
Reaktion der Schriftgelehrten und die Frage nach dem grössten Gebot
Und dann Vers 39 und 40: Die Reaktion einiger Schriftgelehrter lautet: „Lea, du hast Recht gesprochen.“
Das ist eigentlich der Abschluss dessen, was im Matthäusevangelium gesagt wird. Dort kam ein Nomikos, ein Halakha-Lehrer, und wollte wissen, welches das größte Gebot sei. Im Judentum hat man sich die Frage gestellt, wie man die Tora mit all ihren unzähligen Geboten auf den kleinsten Nenner reduzieren kann.
Man hat alles systematisiert in 613 Geboten. Es gibt zwar noch mehr Gebote, aber man hat das systematisch zusammengefasst, weil gewisse Gebote eigentlich das Gleiche sind. Man hat also diese 613 Gebote so erhalten und wollte sie dann noch weiter reduzieren. Die zehn Gebote sind schon eine Zusammenfassung, aber man wollte noch weiter heruntergehen.
Das ist ähnlich wie in der Physik, wo man auch nach der Weltformel sucht – einer Formel, die am Ende alle Gleichungen erklärt. Diese Formel hat man zwar noch nicht gefunden, aber es ist die Sehnsucht der Physiker. Ebenso war die Sehnsucht der Rabbiner, die Gebote zu reduzieren.
Der Herr gibt dann die Antwort: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen usw.“ Das stammt aus 5. Mose 6. Und dann folgt ein weiteres Gebot aus 3. Mose 19: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Denn alle Gebote sind einerseits auf den Mitmenschen ausgerichtet und in erster Linie auf Gott. Wir denken vielleicht, das sei nichts Besonderes. Doch diese Zusammenfassung war im Judentum nicht bekannt und stellte tatsächlich eine Sensation dar.
Dann folgt die Aussage, dass einige der Schriftgelehrten sagen: „Lehrer, du hast Recht gesprochen.“ Von da an ist die Diskussion beendet.
Es gibt eine mutwillige grammatikalische Sache: Im Hebräischen konjugiert man normalerweise in der Reihenfolge dritte Person, zweite Person, erste Person. Wenn man Hebräisch lernt, muss man zum Beispiel katal, katalta, katalt, katalti, katalnu, kataltem, katalten, katalnu lernen. Es geht immer in der Reihenfolge drei, zwei, eins, drei, zwei, eins.
Das hängt damit zusammen, dass fast alle Verben auf Wurzeln aus drei Konsonanten zurückzuführen sind. Diese drei Konsonanten mit einem „a“ dazwischen, zum Beispiel qtl. Das Wort „qatal“ bedeutet „töten“, ist grammatikalisch aber sehr passend, weil es keine Ausnahmen bei diesen Konsonanten gibt. Die Ableitungen sind dann einfacher.
Nach der dritten Person folgt die zweite Person und dann die erste Person. Manche haben daraus abgeleitet, dass man zuerst an „er“ denken soll, also Gott, dann an „du“, den Mitmenschen, und dann an „mich“. Das ergibt sich einfach aus der Praxis. Man könnte es aber auch anders lernen; es gibt Grammatikbücher, die mit der ersten Person beginnen.
Im Hebräischen eignet sich die Reihenfolge drei, zwei, eins jedoch sehr gut.
Ist das beantwortet? Gut.
Die letzte Frage Jesu an das Judentum: Messias als Sohn Davids und Herr
Ja, das war eine Sensation. Wirklich alle waren einfach stumm, keiner konnte mehr etwas erwidern. Und jetzt stellt der Herr Jesus eine Frage. Diese Frage ist seine letzte, die er ans Judentum richtet, und sie ist bis heute nicht beantwortet worden.
Er sagt zu ihnen: „Wie sagt ihr, Christus sei Davids Sohn?“ Ich erkläre dazu etwas. Christus ist griechisch und bedeutet auf Hebräisch Messias. Er bezieht sich also auf den Messias und fragt: Wie kommt es, dass die Rabbiner alle sagen, der Messias müsse ein Nachkomme Davids sein? Das ist natürlich so, weil das an verschiedenen Stellen im Alten Testament beschrieben wird, zum Beispiel Jeremia 23,5: „Ein Spross aus der Linie Davids“ oder auch andere Stellen sagen das klar.
Aber jetzt kommt ein Problem. David selbst sagt im Buch der Psalmen: „Der Herr hat zu meinem Herrn gesagt: Setz dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege.“ Das ist Psalm 110. Wichtig ist zu wissen, dass die Rabbiner im Judentum schon vor zweitausend Jahren erklärt haben, Psalm 110 sei messianisch und spreche vom kommenden Messias.
Hier spricht König David, der Autor von Psalm 110, und nennt den Messias, der ja von ihm abstammen soll, „mein Herr“. Das führt zur Frage des Herrn Jesus in Vers 44: „David nennt ihn also Herr, wie kann er dann sein Sohn sein?“
Um zu verstehen, was der Herr meint, muss man sich das so vorstellen: Ich würde niemals einen meiner Söhne mit „mein Herr“ ansprechen, das ist nicht angemessen. Wenn aber der Messias ein Sohn Davids ist, wie kann es dann sein, dass David ihn als „mein Herr“ bezeichnet?
Ich muss noch etwas erklären. Im rabbinischen Judentum ist man der Meinung, dass der Messias, der im Alten Testament als kommender Erlöser angekündigt wird, ein normaler Mensch sein wird. Er wird nicht Gott oder ein übernatürliches Wesen sein. Das ist der Hintergrund.
Herr Jesus fordert sie nun heraus: Sie müssen Stellung nehmen. Wie kann eure Auffassung stimmen, dass der Messias nur ein Mensch sein wird? Es ist klar, er muss Davids Sohn sein, aber David nennt ihn „mein Herr“.
Jetzt könnte jemand sagen: Schlagen wir Psalm 110 auf. Im hebräischen Text steht hier „Yahweh“, also „der Ewige“. Diesen Namen spricht man in der Synagoge allerdings nicht aus, sondern sagt als Ersatzwort „Adonai“, was „mein Herr“ bedeutet. Darum steht hier im griechischen Neuen Testament: „Der Herr sprach zu meinem Herrn.“
Im Psalm 110 heißt es also wörtlich im hebräischen Text: „Yahweh sprach zu meinem Herrn.“ Die Rabbiner im Mittelalter haben mit den Punkten und Strichen die Vokale angedeutet, und dann steht dort „Adoni“. Das ist auch normal, denn jedem auf der Straße kann man so begegnen. Wenn man den Weg nicht kennt, kann man jemanden aufhalten und sagen: „Slecha, Adoni“ – „Entschuldigung, mein Herr“ – und dann eine Frage stellen.
David sagt also hier nach ihrer Interpunktion „Adoni“. Man könnte aber auch andere Vokale einsetzen, denn die Punkte und Striche sind nicht inspiriert. Man schreibt es nämlich genau gleich „Adonai“. Dann heißt es „Herr“, so wie man Gott anspricht. Wörtlich ist es sogar ein Plural: „Adoni“ ist „mein Herr“, „Adonai“ ist grammatikalisch „meine Herren“, wird aber für Gott verwendet.
Auch heute liest man in Synagogen weltweit, wenn der Name „YHWH“ (Jahwe) kommt, das man aus Ehrfurcht nicht ausspricht, stattdessen „Adonai“.
Im gleichen Psalm, in Vers 5, spricht David zu Gott: „Für deine Rechte wird die Königin am Tag deines Zorns zerschmettern.“ Dort steht nochmals „Der Herr zu deiner Rechten“. Wer ist der Herr zu deiner Rechten? Das ist der Messias.
Aber hier steht auch, in jeder hebräischen Ausgabe, „Adonai“ – also wirklich „mein Herr“, ein typischer Titel für Gott. Wie kann es sein, dass der Messias einerseits ein Mensch ist, ein Sohn Davids, aber andererseits diesen göttlichen Titel „Adonai“ trägt?
Niemand hat darauf eine Antwort gegeben. So steht es auch in der Parallelstelle in Matthäus. Nach dieser Stelle hat niemand geantwortet. Diese Frage bleibt bis heute bestehen: Wie kann man behaupten, der Messias werde nur ein Mensch sein, wenn die Bibel sagt, er ist „Adonai“?
Beispiele für die Gottheit des Messias aus dem Alten Testament
Übrigens an dieser Stelle: Wir haben das ja vor einiger Zeit schon mal im Bibelseminar durchgenommen. Dabei hat einer eine sehr gute Frage gestellt. Weiß noch, wer das war? Ja, du, Philipp. Ich erinnere mich noch gut, was du gefragt hast. Es war eine sehr, sehr gefährliche Frage.
Sie haben ja gesagt, auf der Straße sagt man „Adoni“, was „mein Herr“ bedeutet. Wenn jetzt eine Gruppe von Leuten kommt und du möchtest fragen, wie der Weg heißt, dann sagst du eben nicht „Adonai“, sondern immer das Wort „Rabotai“. Kann man „Adonai“ sagen? Das geht gar nicht, das ist nur für Gott reserviert. Aber was sage ich denn zu diesen Herren, meinen Herren? Wie kann ich sie höflich ansprechen, zum Beispiel: „Können Sie mir den Weg erklären nach ...?“ Dann sagt man „Rabotai“.
Darum wird auch schon im El Al-Flieger, wenn es losgehen soll, die Durchsage gemacht: „Wir Rabotai, beschem Chawrat El Al“, also „meine Damen und Herren im Namen der Gesellschaft von El Al“ und so weiter. „Rabotai“ ist also ein anderes Wort, das man für „meine Herren“ benutzt. Man sagt also nicht „Adoni“ oder „Adonai“, sondern „Adoni“ und „Rabotai“. Diese göttlichen Titel werden nicht für Menschen benutzt, das geht gar nicht.
Aber Psalm 110 verwendet diesen göttlichen Titel für den Herrn Jesus. Das haben wahrscheinlich schon einige gehört, aber ich erzähle es noch einmal für die, die es noch nie gehört haben. Ich war einmal an einem Bahnhof und versuchte, mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Dabei stellte sich heraus, dass einer von ihnen Jude war. Man sah es ihm äußerlich nicht an, aber dann kam es heraus.
Er sagte zu mir: „Ihr seid sowieso Götzendiener.“ Warum? „Weil ihr einen Menschen anbetet.“ Wir beten zu Jesus Christus, ja? Und das Neue Testament lehrt das Gebet zu Jesus Christus. Das Lamm Gottes in Offenbarung 5 wird angebetet.
Da habe ich ihm gesagt: „Ja, aber dieser Mensch ist gleichzeitig Gott in einer Person, und das steht in eurer Bibel. Und du weißt, wo.“ Jesaja 9,6: „Ein Kind ist uns geboren.“ Was ist mit dem … Ich habe keinen Strom mehr, ganz einfach. Nein, ich brauche eine Batterie. So können Fragen aus der Fassung bringen.
Jesaja 9,6: „Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Und man nennt seinen Namen“ – jetzt kommen drei Doppelnamen des Messias – „wunderbarer Berater, starker Gott, Vater der Ewigkeit und Fürst des Friedens.“
Da habe ich ihm gesagt: „Er wird genannt El Gibbor, starker Gott, aber er wird geboren als Kind. Dann ist er ein Mensch, aber wenn er El Gibbor heißt, dann ist er Gott.“
Micha 5,1: „Und du, Bethlehem Ephrata, zu klein, um unter den Tausenden von Juda zu sein.“ Und das ist auch eine Stelle, die die Rabbiner schon früher auf den Messias gedeutet haben. In jeder Rabbinerbibel steht das: „Aus dir wird mir hervorgehen, der Herrscher in Israel sein soll. Und seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.“
Da habe ich ihm gesagt: „Wenn der Messias aus Bethlehem kommt, dann ist er ein Mensch. Aber wenn seine Ursprünge von den Tagen der Ewigkeit her sind, dann ist er Gott.“
Und dann kam seine Antwort: „Sie können gut reden.“ Das war es. Aber das war einfach das Wort Gottes. Und diese Frage muss das Judentum sich stellen. Wirklich einmal, wenn der Herr Jesus kommen wird in Macht und Herrlichkeit und der Überrest aus Israel ihn empfangen wird, wenn er auf dem Ölberg kommt, dann lesen wir in Sacharja 12, und können das aufschlagen? Vers 10, wie sie auf seine Erscheinung reagieren werden. Das ist so herzbewegend.
Die messianische Erwartung in Sacharja 12 und die Dreieinigkeit Gottes
Aber über das Haus David und über die Bewohner von Jerusalem will ich den Geist der Gnade und des Gebets ausgießen, und sie werden mich ansehen, den sie durchbohrt haben. Also, da steht: Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.
Frage: Wer spricht hier im Text? Wo steht Sohn in Sacharja 12? Also antwortet nur aus dem Text von Sacharja zwölf. Wo liest du das? In Vers 1.
Ausspruch des Herrn, in Großbuchstaben – das ist also Yahweh, der Ewigseiende. Und dann geht es gerade noch weiter: „Kamini, es spricht der Herr, Yahweh, der den Himmel ausspannt und die Erde gründet und den Menschengeist in seinem Innern bildet.“ Siehe, ich mache Jerusalem zu einer Taumelschale, und es ist immer der gleiche Sprecher in all den weiteren Versen.
Dann, in Vers 10, sagt er: „Und ich werde über das Haus David und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen.“ Eine Geistesausgießung wird kommen, und sie werden, sagt immer noch der, der den Heiligen Geist ausgießen wird – also Yahweh – auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.
Ja, Gott kann man nicht durchbohren. Aber Jesus wurde durchbohrt am Kreuz mit dem Speer, und er ist – das sagt Sacharja zwölf – Yahweh, durchbohrt.
Interessant ist: Im Talmud, sogar in beiden Talmuden – im babylonischen Talmud, der ganz verbindlich ist, und im etwas weniger verbindlichen Jerusalemer Talmud – steht, dass sich diese Stelle auf den Messias bezieht. Also ist das im Judentum bekannt: Yahweh spricht und sagt, sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.
Aber jetzt wird es noch schwieriger. Im gleichen Vers heißt es: „Den sie durchbohrt haben“, liest du weiter, „und werden um ihn klagen, wie man um ein einziges Kind klagt, und werden bitterlich um ihn weinen, wie man um den Erstgeborenen weint.“
Merkst du, was da jetzt geschieht, grammatikalisch? Der, der spricht, sagt ja: Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und dann: „und werden über ihn wehklagen.“ Wer über ihn? Und werden bitterlich Leid tragen, wie mit dem gleichen Schmerz, den man empfindet, wenn man seinen ersten Sohn verliert.
Das ist ein ganz spezieller Schmerz, den man kaum beschreiben kann. Aber genau so werden sie das empfinden: über ihn wehklagen. Über wen? Über den Messias, der durchbohrt ist.
Ja, aber das steht ja jetzt „über ihn“ vor, es steht ja: Sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben. Ja, natürlich.
Ja, was jetzt? Wer spricht hier? „Auf mich blicken, den sie durchbohrt haben“ – das spricht der Sohn. Und dann, was sagst du? Dann spricht der Vater im gleichen Satz weiter: „und sie werden über ihn wehklagen, gleich dem Wehklagen über den einzigen Sohn und über den Erstgeborenen.“
Also, es spricht immer noch Yahweh, aber das macht alttestamentlich klar, dass in der Gottheit mehr als eine Person ist. Yahweh durchbohrt, und Yahweh, der sagt, sie werden über ihn wehklagen.
Und dann wird übrigens das möglich sein, dass der Überrest, an Jesaja 53 wörtlich so, wie es steht, betet, und sie werden weinen und wehklagen. Und der Text sagt: Das ganze Land Israel, nicht nur Jerusalem, das ganze Land Israel, wird wehklagen. Und dann können sie Jesaja 53 genau so lesen, wie es da steht:
„Er war verachtet und verlassen von den Menschen, ein Mann, der Schmerzen und Mitleiden vertraut und wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt; er war verachtet, und wir haben ihn für nichts geachtet. Doch um unserer Übertretungen willen war er verwundet, die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm.“
Vor kurzem hat mich jemand, ein junges Mädchen, gefragt, wieso Jesaja 53 in der Vergangenheitsform geschrieben ist, obwohl es zukünftig ist. Drei Gründe. Ein Grund war der, damit der Überrest in der Zukunft einmal genau so beten kann, wie es dasteht. Und sie werden weinen und dieses wunderbare Kapitel als Gebet rezitieren. Und dann gibt es noch zwei weitere Antworten. Aber das ist ein Grund, damit sie dann dieses Kapitel so beten können.
Wenn wir schon in Sacharja sind, noch eine Stelle. Man muss ja Munition haben für gute Gespräche. Sacharja 2 – und das ist ja nicht nur gegenüber orthodoxen Juden wichtig, dass man so argumentiert, sondern auch gegenüber vielen Menschen, die die Gottheit Christi leugnen und sagen, Gott sei nur eine Person, es gibt nur einen Gott, aber es sind drei Personen.
Lies du, Edmund, Sacharja 2, Vers 12. Ich unterbreche dich dann, und dann fährst du weiter.
Wenn jemand heiliges Fleisch in dem Zipp – ach, ich bin verrutscht, ja, Vers 12, das ist die Lutherübersetzung, das war im Hagai richtig, richtig Vers 12:
„Denn so sagt der Herr Zebaoth: Nach der Herrlichkeit hat er mich zu den Nationen gesandt, die euch beraubt haben. Denn wer euch antastet, der tastet seinen Augapfel an. Denn ich will meine Hand über sie schwingen, damit sie denen zur Beute werden, die ihnen gedient haben. Und ihr sollt erkennen, dass mich der Herr Zebaoth gesandt hat.“
Es ist klar, wer hier spricht, denn so spricht der Herr, in Großbuchstaben, der Hirscharen – auf Hebräisch Yahweh Zebaoth, also das sagt man in der Synagoge Adonai Zebaoth, der Herr der Hirscharen.
Und jetzt spricht er: „Nach der Herrlichkeit hat er mich zu den Nationen gesandt, die euch beraubt haben.“ Wer ist „er“? Und sagt schließlich: „Und ihr werdet dann erkennen, dass der Herr Zebaoth mich gesandt hat.“ Yahweh sendet Yahweh. Das ist der Hammer, das steht so im Alten Testament.
Und liest du uns noch ein bisschen weiter Vers 14 und 15:
„Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion, denn siehe, ich komme und will in deiner Mitte wohnen, spricht der Herr.“
Aber gar nicht klar, wer spricht? „Spricht der Herr, Yahweh, Adonai.“ Und dann:
„Und zu dieser Zeit werden viele Nationen zum Herrn gebracht werden, und sie werden mein Volk sein. Und ich will in deiner Mitte wohnen, und du sollst erkennen, dass mich der Herr Zebaoth zu dir gesandt hat.“
Es spricht Yahweh, und er sagt schließlich: „Und du wirst erkennen, dass der Herr Zebaoth mich zu dir gesandt hat.“ Ganz klar: Der Herr Zebaoth sendet den Herrn Zebaoth.
Und übrigens nebenbei gesagt: All die Stellen über den Engel des Herrn im Alten Testament – der Engel, das heißt Malach, der Gesandte – das Wort kann auch für Menschen gebraucht werden, einfach für jemanden, der geschickt ist, der Gesandte des Herrn.
Aber in 1. Mose 16 sieht man schon, dass der Engel des Herrn, der zu Hagar kommt, plötzlich heißt es: Yahweh, der zu ihr redete. Also er wird Engel des Herrn genannt und plötzlich Yahweh, der der Gesandte ist, und er ist Yahweh.
Und das kann man an ganz vielen Stellen über den Engel des Herrn im Alten Testament zeigen. Das ist eine Person, die geschickt ist von Yahweh, und selbst ist sie Yahweh.
Ein ganz gescheiter Rabbi hat einmal gesagt: Das Problem mit dem Engel des Herrn werden wir wohl einmal lösen müssen, indem wir akzeptieren, dass Gott, der eine Gott, dreieinig ist. Das ist wirklich ganz eindrücklich.
Aber noch um zu sagen: Es gibt selbst in der rabbinischen Literatur Hinweise von Rabbinern in der Minderheit, die glaubten, dass Gott dreieinig ist. Und im Buch Zohar, das ist ein ganz berühmtes rabbinisches Buch, steht: „Wie können drei eins sein?“ Es wird gesagt, das kann man nur verstehen durch den Ruach HaKodesch, durch den Heiligen Geist.
Ja, das ist genau das, was wir sagen, im Licht des Neuen Testaments: Jawohl, die Dreieinheit Gottes können wir nur verstehen durch den Heiligen Geist.
Abschlussgedanken zur Identität des Messias und Ausblick
Und jetzt vielleicht zum Schluss, eben weil der Herr diese Antwort gelassen hat, diese Frage gelassen hat, als letzte Frage ans Judentum, die immer noch der Beantwortung harrt: das Glaubensbekenntnis des Judentums, das ist 5. Mose 6.
Das schließt natürlich genau wieder bei dieser Frage an: Wie kann man das Gesetz zusammenfassen? Fünfter Mose, Kapitel 6, Vers 4, das wird jeden Tag zitiert: „Höre, Israel! Schma Israel! Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein.“ Und dann: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben.“
Jetzt müssen wir ein bisschen Hebräisch lernen: Schma Israel. Und jetzt kommt das Glaubensbekenntnis: Adonai Elohenu, Adonai Echad. Also der Herr, unser Gott – ich spreche jetzt Yahweh nicht aus, das wäre eigentlich Yahweh – Adonai Elohenu, der Herr, unser Gott, „Herr einer“. Adonai Echad – das braucht kein Verb, das muss man im Deutschen einsetzen: Der Herr, unser Gott, ist ein Herr.
Jetzt steht hier „echad“ und im Glaubensbekenntnis des größten Rabbiners des Judentums, das war Mosche ben Maimon, Moses Maimonides – wenn man in einem Raum zehn Juden hat, nein, es reichen drei, hat man zehn Meinungen –, aber wenn man sagen kann: Moshe ben Maimon hat gesagt, in aller Ruhe, ja, weil Moshe hat es gesagt, und Moshe hat man genannt den zweiten Moses.
Er schreibt in der Zusammenfassung des Glaubensbekenntnisses des orthodoxen Judentums: Wir glauben, dass Adonai Jachid ist. Aber das steht nicht in der Bibel, da steht Adonai Echad. Das sind zwei ganz verschiedene Wörter: Yachid und Echad.
Das ist eine Einheit, absolut. Und Echad ist zusammengesetzt. Zum Beispiel am ersten Schöpfungstag: Da gab es die Dunkelheit, Gott nennt sie Nacht, und es gab den Tag mit Licht. Es ward Abend, Nacht, es ward Morgen, Tag, Yom Echad – ein Tag. Ein Tag ist zusammengesetzt, ein Kalendertag aus Nacht und Tag, Abend und Morgen.
Und in 1. Mose 2, am Schluss, heißt es: Moses erklärt, darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei – also sie werden – ein Fleisch werden, bassar echad, nicht Yachid. Denn eine Ehe, das sind zwei Personen, und meine Frau hat immer noch – ich hätte fast gesagt – einen Kopf, ja glücklicherweise ihren Kopf. Also wir sind zwei Personen und trotzdem bassar echad.
Aber Yachid, das ginge gar nicht. Und so kann man das noch weiter illustrieren. Und da ist also ganz wichtig: Das Glaubensbekenntnis des Judentums sagt, es gibt nur einen Gott, aber dieser Gott ist Echad, und das ist eine Einheit von drei Personen und nicht eine absolute Einheit.
Und der Herr Jesus hat das nochmals gefragt: Wie kann er David Sohn sein, wenn der Vater ihn – also Vater David – ihn Adonai nennt? Und die einzige Antwort ist: Der Messias ist Gott und Mensch in einer Person.
An diesem Dienstag ging es darum, den Herrn Jesus zu delegitimieren. Sie wollten beweisen, dass er falsch ist und dass ihre Ansicht richtig war. Darum haben sie es aus Eifersucht gemacht. Das kommt ja ganz klar heraus: Es war alles Eifersucht. Sie wollten nicht anerkennen, dass er es richtig gesagt hatte, gegen ihre Aussage. Und der Herr macht klar, wer er ist. Er ist eben Gott selber.
Der Sohn Gottes ist wirklich Gott. Der Messias muss Gott und Mensch in einer Person sein.
Wir werden dann nächstes Mal weiterfahren. Also, das ist ja nicht nächsten Mittwoch, da haben wir wieder Spezialprogramm mit Hebräer 11, wie das schon begonnen worden ist, wenn ich abwesend bin. Und dann haben wir nächstes Mal, wo wir wieder Lukas drannehmen, dann die Ölbergrede, die Endzeitrede des Herrn Jesus.
Immer noch am Dienstag, aber das ist gewissermaßen aus all dieser Auseinandersetzung von Dienstag, Vorkauf, Freitag heraus.
Dann wollen wir noch zusammen beten.
