
Guten Morgen, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen. Wir wollen uns mit einem sehr speziellen Thema beschäftigen: Es geht um den Messias im Passafest. Dabei werden wir auch das ursprüngliche Christentum ganz neu entdecken – heute und ebenso, wie es vor 2000 Jahren war.
Das Passafest ist immer eine Erinnerung an das gewaltige Ereignis des Auszugs des Volkes Israel aus Ägypten. Nach strenger biblischer Chronologie fand dieser Auszug im Jahr 1606 v. Chr. statt, also vor über 3600 Jahren. Es markiert den eigentlichen Beginn der Geschichte Israels als Gottesvolk.
Das Passafest in diesem Jahr wird am Freitagabend, den 19. April, gefeiert. Das Volk Israel war damals in Ägypten, wie man hier auf dem Bild im fruchtbaren Nildelta, im Gebiet von Goschen, sehen kann.
Die Israeliten wurden von den Ägyptern versklavt, weil sie in diesem schnell wachsenden Volk eine militärische Gefahr sahen. Deshalb mussten sie die Städte Ramses und Pithom als Zwangsarbeiter bauen.
Doch schließlich kam die von Gott geplante Befreiung Israels aus der Sklaverei. Dabei spielte das Passafest, das erste Passafest, eine ganz wesentliche Rolle.
In 2. Mose 12 hat Gott Israel durch Mose beauftragt, am zehnten Nissan ein Lamm zu sich ins Haus zu nehmen. Der Monat Nissan fällt im Judentum meist auf März oder April. Am zehnten Nissan sollte jede Familie ein Lamm in Verwahrung nehmen. Die Kinder durften mit dem Lamm in der Wohnung spielen, wodurch eine gefühlsmäßige Bindung an das Tier entstand.
Am vierzehnten Nissan begann dann das Passafest. Dieses geliebte Lamm musste geschlachtet werden, und das Blut musste an die Türpfosten und an die Oberschwelle gestrichen werden. In 2. Mose 12,13 lesen wir: Gott sagt, das Blut soll euch zum Zeichen an den Häusern sein, in denen ihr wohnt. Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen, und es wird keine Plage zum Verderben unter euch sein, wenn ich das Land Ägypten schlage.
Alle Israeliten mussten dieses Blut anbringen. Sie waren nicht besser als die Ägypter, doch Gott ging als Richter durch das Land Ägypten hindurch. Alle Erstgeborenen jeder Familie sollten sterben. Wie konnten die Israeliten ihre Erstgeborenen schützen? Durch das Blut dieses Lammes.
An diesem Abend mussten sie das Passalamm rösten und essen. So feierten sie das erste Passafest. Es war auch die Nacht der zehnten Plage über Ägypten: der Tod der Erstgeborenen.
Auf den Bildern sieht man die Ausgrabungen des österreichischen Archäologen Manfred Bietak in Ramses Stadt. Dort fand man in den Schichten, die zeitlich dem Auszug aus Ägypten entsprechen, ein Bild des Grauens. Die Toten, die Erstgeborenen, wurden einfach schnell in die Gräber geworfen, ganz durcheinander. Es gab keine Grabbeigaben oder andere Ausstattungen – ein Bild des Schreckens.
In 2. Mose 12,29 heißt es: „Und es geschah um Mitternacht, da schlug der Herr alle Erstgeburt im Land Ägypten, vom Erstgeborenen des Pharao, der auf seinem Thron saß, bis zum Erstgeborenen des Gefangenen, der im Kerker war, und alle Erstgeburten des Viehs.“
Vers 30 ergänzt: „Und es entstand ein großes Geschrei in Ägypten, denn es war kein Haus, in dem nicht ein Toter war.“
Der Pharao rief daraufhin Mose und Aaron in der Nacht und sprach: „Macht euch auf, zieht weg aus der Mitte meines Volkes!“ In derselben Nacht, nachdem man in aller Eile das Passa gefeiert hatte, zog man aus Ägypten aus.
Nun machen wir einen zeitlichen Sprung und betrachten eine zweite Passafeier, die ganz besonders wichtig war. Ab dem Auszug musste Israel jedes Jahr das Passa feiern. Doch eine Passafeier als Erinnerung an den Auszug war ganz, ganz einzigartig – nämlich das Passafest im Jahr zweiunddreißig nach Christus.
Hier sehen wir den sogenannten Zionsberg in Jerusalem. Das war der Ort, an dem Jesus Christus kurz vor seinem Leiden mit seinen Jüngern das Passa feierte, unmittelbar vor seinem Leiden. Der Beginn dieses Passafestes wird so beschrieben in Lukas 22,14: „Und als die Stunde gekommen war, legte er sich zu Tisch und die zwölf Apostel mit ihm, und er sprach zu ihnen: Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passa mit euch zu essen, ehe ich leide.“
Im Judentum beginnt der neue Tag am Abend. Der fünfzehnte Nisan, zweiunddreißig nach Christus, war also dieser Tag, der Jesus eben am Abend mit diesen Worten eröffnete: „Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passa mit euch zu essen.“ Das war am 10. April 32 nach Christus.
Ganz wichtig: Dieses Fest musste vorbereitet werden. Zwei Jünger hatten den Auftrag, das Fest vorzubereiten – am Donnerstagnachmittag, gerade davor. Wie alle Israeliten, die ein solches Fest für eine Gruppe oder Familie vorbereiteten, mussten sie in den Tempel nach Jerusalem gehen. Hier sehen wir auf dem Bild den Frauenvorhof. Dort durften sie über die Treppen hinaufsteigen, das Nikanortor in den inneren Vorhof. Dort mussten sie ein Lamm beim Altar schlachten lassen. So war es vorgeschrieben. Es gab keinen alternativen Ort für diese Schlachtung, nur im Tempel beim Altar.
Wir wissen aus den Schriften von Josephus Flavius aus dem ersten Jahrhundert, dass zu einem solchen Passafest etwa zweieinhalb Millionen Menschen nach Jerusalem kamen. Wenn man bedenkt, dass jede Gruppe und jede Familie ein einjähriges Lamm hatte, bedeutete das, dass an diesem Nachmittag etwa 250 Lämmer geschlachtet werden mussten. Ein einjähriges Lamm, wie es in 2. Mose 12 vorgeschrieben ist, hat etwa vier Liter Blut. An diesem Tag floss also ungefähr eine Million Liter Blut.
Das war alles bis ins Detail organisiert. Alle Priesterklassen – 24 an der Zahl – sowie Tausende von Priestern und Leviten waren dort, um zu helfen. So ging das Schlachten in aller Eile vonstatten. Doch dieser Ablauf hinterließ bei den beiden Jüngern, die diese Aufgabe hatten – Johannes und Petrus – etwas ganz Besonderes. Dieser Eindruck entstand einen Tag, bevor Jesus Christus selbst sein Blut am Kreuz von Golgatha gab.
Diese Jünger hatten von Jesus den Auftrag bekommen, einen Obersaal in der Stadt vorzubereiten. Der Obersaal war mit Polstern ausgestattet. Dabei muss man wissen: Im Judentum war es so vorgeschrieben, dass man das Passa überall feiern durfte. Die Bewohner Jerusalems mussten solche Räume kostenlos zur Verfügung stellen. Es war also ganz normal, dass diese Jünger diesen Obersaal ohne Bezahlung erhalten konnten. Sie mussten jedoch alles vorbereiten.
Damals wurde das Passa sehr speziell gefeiert, nämlich an einem Triklinum. Ein Triklinum ist der lateinische Ausdruck für einen Tisch mit drei Seiten, wie man es hier auf dem Bild sieht. Man saß dabei nicht am Tisch, sondern lag auf Matten.
Im Alten Testament war es ganz normal, am Tisch zu sitzen. Doch die Römer, die 63 vor Christus als fremde Militärmacht einmarschierten, hatten eine andere Sitte. Die freien Leute saßen nicht wie die armen Leute auf Stühlen am Tisch, sondern sie lagen zu Tisch. Eben an solchen Tischen, die man Triklinum nannte.
Die Rabbiner sagten: Das machen wir jetzt auch fürs Passa, denn das Passafest erinnert uns daran, dass wir Sklaven waren, aber frei geworden sind. Darum liegen wir zu Tisch, weil wir freie Leute sind.
An diesem Abend waren also der Herr selbst, Jesus Christus, und seine zwölf Jünger auf Matten an diesem Tisch, nachdem alles vorbereitet war. Wir können sogar einige Details über die Tischeinteilung wissen.
Johannes nahm offensichtlich den ersten Platz ein, und Petrus den letzten. Denn diese beiden hatten das Passa vorbereiten müssen. Sie mussten die Sitze – oder besser gesagt die Liegematten – einnehmen, von denen man am schnellsten aufstehen konnte, um wieder zu bedienen. Vom Innenteil des Triklinums, das hier frei ist, wurde jeweils Nachschub auf den Tisch geliefert und serviert.
Johannes war auf dem ersten Platz, denn aus Johannes 13 wissen wir, dass er an diesem Abend im Schoß Jesu lag. Wie das ging? Ganz einfach: Man lag auf den Matten, der Kopf war abgestützt auf der linken Hand, mit der rechten Hand aß man vom Tisch her. Wenn Johannes also ein bisschen mit dem Kopf zurückging, kam er in die Brustgegend des Herrn Jesus. So lehnte er sich an seine Brust, wie es Johannes 13 beschreibt.
Judas saß gleich neben ihm. Wir werden noch sehen, dass Judas an diesem Abend den Ehrenplatz bekam. Jesus trat als Gastgeber auf, er hatte alles organisiert und die Jünger, Johannes und Petrus, beauftragt. Judas hatte den Ehrenplatz gerade neben Jesus.
Das heißt, Judas, der sich vorgenommen hatte, den Herrn zu verraten und zu überliefern, hatte wohl ein sehr klopfendes Herz. Wenn nämlich der Herr zwischendurch etwas zurücklehnte, kam sein Kopf in die Herzgegend von Judas.
Petrus saß auf dem letzten Platz, und das war für ihn nicht gerade das, was er sich wünschte. An diesem Abend drückte er aus: „Herr, wenn alle dich verlassen, ich nicht.“ Auf dem letzten Platz wollte er klarmachen, dass er eigentlich den ersten Platz verdient hätte.
Während dieses Abends, als der Herr ankündigte, einer seiner Jünger werde ihn verraten, kam die Frage auf: Wer kann das sein? Dann lesen wir, dass Petrus – so steht es in Johannes 13 – beauftragt wurde, herauszufinden, wer es ist. Von seinem letzten Platz aus hatte er eine gute Sichtverbindung zu Johannes und wollte wissen: „Bitte, finde heraus, wer der Verräter ist!“
Am nächsten Tag – das war also nach jüdischer Zeitrechnung immer noch der fünfzehnte Nisan –, denn der Tag beginnt im Judentum mit dem Vorabend und endet mit dem Vorabend des nächsten Tages.
An diesem Freitag, dem fünfzehnten Nisan, wurde der Herr Jesus schließlich auf dem Golgatha-Felsen außerhalb des Tores von Jerusalem geopfert, gekreuzigt. Er erfüllte als Messias die Bedeutung des Lammes, des Passalammes, das sterben sollte, um durch sein Blut zu befreien und zu erlösen. Nicht von der Knechtschaft Ägyptens, sondern von der Knechtschaft der Sünde.
Wir lesen in Hebräer 13,12: „Darum hat auch Jesus, damit er sein Volk durch sein eigenes Blut heilige, außerhalb des Tores gelitten.“ Nun verstehen wir, dass diese beiden Jünger, Johannes und Petrus, die dieses Blut in großen Mengen am Nachmittag zuvor gesehen hatten, im Nachhinein die Bedeutung in Verbindung mit dem Messias Jesus erkannten.
Diese Erkenntnis prägte sie so tief, dass wir im Neuen Testament sehen, dass keiner so oft über das Lamm Gottes spricht wie Johannes. Allein in der Offenbarung erwähnt er das Lamm achtundzwanzig Mal – viermal siebenmal. Er berichtet auch in Johannes 1 von Johannes dem Täufer, der auf Jesus Christus hinwies und sagte: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.“
An einem weiteren Tag sagt Johannes erneut: „Siehe, das Lamm Gottes.“ Der Ausdruck „Lamm Gottes“ findet sich sonst kaum bei anderen Bibelschreibern. Nur in der Apostelgeschichte von Lukas, wenn er aus Jesaja 53 zitiert, erwähnt er ebenfalls das Lamm, etwa in Apostelgeschichte 8. Die anderen Schreiber verwenden diesen Ausdruck jedoch nicht. Johannes betont ihn dagegen sehr stark.
Petrus schreibt in 1. Petrus 1,18: „Indem ihr dies wisst, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut Jesu Christi, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken.“
Dies zeugt von dem tiefen Eindruck, den das Opfer Jesu bei den Jüngern hinterlassen hat.
Nun, hier ist der Tisch gedeckt für eine Passafeier, alles ist bereit – so ungefähr wie auf meinem Tisch hier vor mir. Ich bin heute auch sehr festlich gekleidet. Ich habe einen Tallit angezogen, das ist ein jüdischer Gebetsmantel. Ich werde zeigen, wie ein Familienvater diese Passafeier an diesem Abend leitet, wenn alles bereit ist.
Doch bis alles bereit ist, braucht es noch einige Vorbereitungen. Dabei sind vor allem die Frauen gefordert, weil sie die Männer einfach besser können.
Der dreizehnte Nissan war der Tag des totalen Hausputzes. In 2. Mose 12 steht, dass vor dem Passa aller Sauerteig aus allen Häusern vollständig entfernt werden muss. Durch das Jahr hindurch entstehen immer ein paar Brosamen, die irgendwo am Boden oder in der Bibliothek oder wo auch immer herumliegen. Alles muss weg, es darf kein bisschen Brosamen mehr übrig sein.
Wie macht man das? Man geht mit der Passakerze durchs ganze Haus und schaut, wo es noch Reste gibt. Man nimmt eine Feder und eine Kelle. Die Hausväter müssen dann den allerletzten Schliff geben, nachdem die Frauen wirklich alles auf Hochglanz gebracht haben – eben weil die Männer es nicht so gut können wie sie.
Aber dann muss der Vater noch einmal gehen. Es ist heute üblich, dass die Hausmutter irgendwo noch ein bisschen Sauerteig versteckt, so ein Häufchen. Der Mann muss das überall suchen, bis er es gefunden hat. Ich habe es schon, da, ich habe es schon gefunden. Jetzt gilt es, mit der Feder alles schön in die Kelle zu sammeln. Wenn er es nicht findet, muss sie ihm am Schluss zeigen, wo sie es noch hingetan hat.
Wenn das erledigt ist, dann ist wirklich alles sauber. In der Bibel ist der Sauerteig immer ein Bild des Bösen, ein Bild der Sünde, des Hochmuts, sogar von Wut und Unmoral. In 1. Korinther 5,8 wird Sauerteig direkt mit unmoralischem Leben verglichen. Sauerteig, also ein bisschen alter Teig, wenn man ihn unter eine Masse von neuem Teig tut, steckt er in kurzer Zeit alles an.
So ist es auch mit der Sünde: Wenn sie in Kontakt kommt mit denen, die noch nicht in der Sünde sind, werden sie angesteckt, bis alles durchsäuert ist. Das ist ein echtes Problem. In Galater 5,9 ist der Sauerteig auch ein Bild von falscher Lehre.
In Sacharja 1,12 benutzt Gott dieses Bild von der Passerleuchte und sagt, wenn er einmal als Richter in diese Welt kommen wird, wird er alles durchsuchen mit der Leuchte, um zu sehen, wo überall die Gottlosen sind, um sie zu vernichten.
Aller Sauerteig musste entfernt werden – das ist ein Bild, man kann sagen, der Bekehrung. Ein Mensch, der seine persönliche Schuld Gott radikal bekennt und wirklich aufräumt, ohne irgendwelche Bereiche stehen zu lassen, darf wissen: 1. Johannes 1,9 sagt, wenn wir unsere Sünden bekennen, ist Gott treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.
Dann muss man das Lamm nicht nur ein bisschen im Mund genießen, sondern jeder musste das Passalam essen. So muss man Jesus Christus wirklich als seinen persönlichen Retter annehmen. So wird das Passalam richtig verinnerlicht, es wird Teil von einem, man hat völligen Anteil daran.
Aber es braucht für eine Bekehrung ein radikales Aufräumen. So wird das jedes Jahr im Judentum weltweit praktiziert: Aller Sauerteig wird verbrannt, vernichtet. Dann darf man die ganze Passawoche nur noch ungesäuerte Brote essen. Das sind Brote der Wahrheit und der Lauterkeit, wie es in 1. Korinther 5 steht.
Warum? Ungesäuertes Brot bläht sich nicht auf. Da weiß man, wie viel wirklich drin ist. Das ist wirklich Wahrheit – so viel und nicht mehr. Wenn Sauerteig oder ein anderes Treibmittel enthalten ist, täuscht das immer vor, als wäre mehr drin. Es spricht von Aufgeblasenheit, Stolz, Hochmut und Unwahrhaftigkeit. Man täuscht etwas vor.
Die Säure im Sauerteig steht auch dafür, dass jemand richtig sauer werden kann auf andere. So ist der Sauerteig eben ein Bild der Sünde. Doch jetzt ernährt man sich ganz anders als im alten Leben. Übertragen bedeutet das: Man will sich nicht mehr mit dem belustigen und erfreuen, was eigentlich von Sünde spricht, sondern nur mit dem, was von Wahrheit und Gerechtigkeit spricht.
Jetzt sind wir bereit oder bald soweit. Wir müssen wissen, was es heute für eine Passafestfeier braucht.
Es werden vier Kelche benötigt, vier Weinkelche – so war es schon vor zweitausend Jahren. Heute benutzt man noch einen fünften Kelch, der aber erst im Mittelalter hinzugekommen ist. Dieser Kelch ist für den Propheten Elija gedacht, falls er zur Zeit der Passafeier kommen würde. Für ihn wird ein Kelch bereitgestellt, den niemand trinken darf.
Ich habe jetzt einfach vier Kelche, damit es so ist wie vor zweitausend Jahren. Dann brauchen wir einen Sederteller. In der Mitte steht „Pessach“, hebräisch „Passach“. Das bedeutet „schonendes Vorübergehen“, weil Gott gesagt hat: „Sehe ich das Blut, so werde ich an euch schonend vorübergehen.“ So heißt das Fest Pessach.
Auf dem Sederteller sind verschiedene Bestandteile angegeben. Beginnen wir hier: Maror heißt Bitterkraut, also brauchen wir Bitterkraut. Hier habe ich ein paar bittere Kräuter, die man auflegen kann.
Dann brauchen wir einen Lammschenkel. Hier ist noch ein bisschen Fleisch dran, aber er ist heute nicht zum Essen gedacht. Er dient nur als Erinnerung daran, dass früher beim Pessachfest immer ein Lamm gegessen wurde.
Da der Tempel im Jahr 70 nach Christus zerstört wurde, können keine Passalämmer mehr im Tempel geschlachtet werden. Nur dort durften sie geschlachtet werden. Deshalb isst man seit dem Jahr 70 beim Pessach keine Lämmer mehr. Man isst vielleicht Hühnchen oder anderes, aber bitte kein Lamm – nur als Erinnerung daran, dass früher ein Lamm gegessen wurde.
Haben wir hier noch ein Ei? Das ist auch neu. Das Ei erinnert daran, dass während der Pessachwoche ein ganz besonderes Opfer dargebracht wurde, nämlich das Passafriedensopfer, das ebenfalls Pessach genannt wurde.
Darum sagen die Führer des jüdischen Volkes zu Pilatus, sie könnten nicht in das Prätorium kommen, obwohl sie am Vorabend schon das Pessach gegessen hätten. Sie sagen: „Damit wir das Pessach essen können.“ Damit ist das Passafriedensopfer gemeint, das auch Pessach genannt wurde. Dieses wird symbolisiert durch das Ei.
Dann haben wir noch Karpas, das ist Erdfrucht. Hier habe ich Petersilie – auf Schweizerdeutsch sagt man „Peterli“ – und Radieschen. Das erinnert an die schwere Arbeit in Ägypten, wo man ständig mit der Erde zu tun hatte. Die Israeliten mussten Pithom und Ramses-Stadt bauen, darum Erdfrucht.
Die bitteren Kräuter, die ich erwähnt habe, drücken aus, wie bitter die Zeit in der Sklaverei war – traurig und bitter.
Dann haben wir noch mehr: Chaseret, das ist nochmals bitteres Kraut. Hier habe ich noch mehr Rettich dabei. Das brauchen wir für einen Dip mit Matze. Das wird noch von besonderer Bedeutung sein.
Was ich noch nicht erwähnt habe, ist Haroset. Haroset ist hier Apfelmus mit Nüssen, dazu kommt Zimt und ein wenig süßer Wein. Es erinnert an die Farbe der Lehmziegel in Ägypten, die man herstellen musste.
Haroset ist süß. Bitterkeit kann zu Tränen führen, und das soll an die Tränen erinnern, die in Ägypten vergossen wurden. Aber hier sehen wir, dass Gott selbst aus traurigen Dingen etwas Gutes machen kann.
So sind wir fast startklar. Hier habe ich noch eine Schale, in der Weinessig sein sollte, auch für einen besonderen Dip. Das werden wir alles noch sehen.
Natürlich braucht man auch koscheren Wein, wie hier süßen Kidduschwein. Alles soll ein bisschen geheimnisvoll sein – besonders, damit die Kinder Fragen stellen.
An diesem Abend ist es erwünscht, dass Kinder Fragen stellen. Der Hausvater muss diese beantworten. Darum habe ich hier auch meine Bibel für alle Fragen. Es gibt vorgeschriebene Fragen, die jedes Jahr gestellt werden, dieselben vom kleinsten Kind. Aber man darf auch sonst Fragen stellen, die der Hausvater mit der Bibel beantworten sollte.
Damit die Kinder richtig neugierig werden, haben wir hier noch eine Matzentasche. Die ist dreifach, sieht man das? Ich nehme eine Matze und lege sie oben hinein. Die zweite, ganz wichtige Matze kommt in den Mittelteil – das ist der Afikoman. Ich werde erklären, was der Afikoman ist. Dann kommt noch eine dritte Matze hinein.
So ist alles richtig geheimnisvoll, damit die Kinder auch etwas zu fragen haben.
Was man natürlich noch braucht, ist eine Haggadah. Dort steht alles drin: wie man das Fest feiern muss, was man sagen und fragen soll, was man beten soll in den verschiedenen Abschnitten.
Dann kann eigentlich fast nichts mehr schiefgehen.
Und so könnte man eigentlich beginnen. Jetzt haben wir alles auf dem Tisch, was es braucht: Erdfrucht, jawohl, Karpas, bittere Kräuter, Maror ist hier, dann nochmals bittere Kräuter mit Matze, Chaseret, der Lammknochen, Zroa, und das Ei, Beza. Jetzt haben wir alles, jetzt können wir beginnen.
Das ist der erste Kelch. Der Hausvater hebt den Kelch und betet: Baruch hata Adonai Elohenu Melech ha-Olam, Borei Pri ha-Gefen. „Gepriesen seist du, Herr unser Gott, König der Welt, Erschaffer der Frucht des Weinstocks.“ Dann wird der Kelch herumgereicht.
Ich habe beim Früchtenmus noch erwähnt, dass Gott auch aus traurigen Dingen etwas Gutes machen kann. Das erinnert uns natürlich neutestamentlich an eine Stelle. Hier hätte die Frage kommen können: Römer 8,28: Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken.
Hier haben wir noch eine Übersicht über den ganzen Verlauf, so wie man das eben jeder Haggadah entnehmen kann. Zuerst haben wir eben Kadesch. Das ist das, was ich jetzt gemacht habe: Erster Becher Wein, der wird gesegnet mit Gebet. Und das ist genau das, was in Lukas 22,14-18 der Herr Jesus tut am Beginn des Festes. Das wird dort neutestamentlich beschrieben.
Dann kommt der Abschnitt, den man Urchatz nennt. Der Vater muss seine Hände waschen, nur der Vater, nicht die Eingeladenen. Danach folgt Karpas. Das bedeutet, man taucht etwas Bitteres, etwas Erdfrucht, hier ein Stück Karpas, in den Weinessig. Wir werden sehen, das ist eines der Zeichen, das der Herr gegeben hat, um zu zeigen, wer ihn verraten wird. Der Herr taucht ein im gleichen Moment wie Judas. Er sagt: Wer eintaucht zur gleichen Zeit wie er, der ist es.
Warum Weinessig? Oft im Judentum wird auch Salzwasser genommen. Es soll an den Durchzug durchs Rote Meer erinnern und an die vielen Tränen, die in Ägypten vergossen wurden. Aber Weinessig finden wir schon in der alten rabbinischen Literatur, und Rabbiner haben erklärt, dass es an die Kleider von Joseph erinnert. Verworfen von seinen Brüdern, haben sie seine Kleider im Blut von einer Ziege eingetaucht, und das war das Zeichen. Der Herr Jesus hat einen Lammknochen gemacht und Judas im gleichen Moment, er, der ihn verraten sollte.
Dann kommt Jachatz. Oh, jetzt wird es aber spannend. Jetzt muss ich die Matze nehmen und die mittlere herausnehmen. Die mittlere Matze muss jetzt zerbrochen werden, aber nicht in zwei gleich große Stücke, sondern in ein kleineres und ein größeres. Das größere wird dann in Leinen eingewickelt.
Jetzt wird es spannend: Könnte ein Kind kommen? Hierher! Wo gibt es ein Kind? Bis fünfzehn ist okay. Ich brauche jemanden. Ja, jetzt wird es wirklich noch geheimnisvoller. Oh, super! Wie alt bist du? Ja, also gerade an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Jetzt darfst du das verstecken.
Der Afikoman wird von einem Kind versteckt und kommt dann später wieder ans Licht. Du darfst wieder zurückgehen, aber du wirst dann wieder gebraucht.
Dann kommt der Abschnitt Magid. So, jetzt gibt es viel zu lesen. Jetzt muss die ganze Geschichte des Auszuges gelesen werden und Gebete dazu gesprochen werden. Das braucht jetzt einige Zeit, dieser Teil des Erzählens. Dort wird auch Psalm 113 bis 115 gelesen. Dabei wird übrigens der zweite Becher eingegossen.
Da dürfen jetzt die Kinder Fragen stellen: Warum ist diese Nacht anders als alle anderen Nächte? Warum essen wir in dieser Nacht nur Ungesäuertes und sonst Gesäuertes? Weitere Fragen sind erwünscht, damit Kinder neben den vorgeschriebenen auch selbst noch Fragen stellen.
Und da wird auch das Ei gegessen. Das Zerschlagen des Eis erinnert uns an die Zerstörung des Tempels im Jahr siebzig. Ja, darum gibt es diese Opfer nicht mehr.
Dann folgt schließlich die Lektüre von Psalm 113 bis 115. Ich lese jetzt nicht alles vor, weil es ja nur eine Demonstration ist: „Lobt den Herrn, lobt ihr Knechte des Herrn, lobt den Namen des Herrn. Gepriesen sei der Name des Herrn von nun an bis in Ewigkeit. Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobter Name des Herrn. Hoch über alle Nationen ist der Herr, über die Himmel seine Herrlichkeit.“
Das wurde auch gesehen, gerade im Auszug aus Ägypten. Dann Psalm 114: „Als Israel aus Ägypten zog, das Haus Jakob aus dem Volk fremder Sprache“ und so weiter. Wir sehen den Bezug zum Auszug aus Ägypten ganz direkt.
Dann kommt Rochza als nächster Abschnitt. Rochza bedeutet: Hier müssen alle Hände waschen. Also der Hausvater hatte es schon, aber jetzt müssen auch alle Hände waschen, noch bevor das Hauptmahl beginnt. Dort wird nochmals ein Segen gesprochen, und der zweite Kelch wird jetzt getrunken.
Nun, in Johannes 13 bis 20 sehen wir, wie der Herr Jesus bereits das Abendessen so begonnen hat, mit den diversen Dips und dem ersten Kelch. Dann steht er auf und bedient die Jünger. Zum Händewaschen wäscht er auch noch ihre Füße – also eine ganz gründliche Reinigung.
Priester mussten ja jeden Tag, bevor sie in die Gegenwart Gottes kamen, Hände und Füße waschen. Im Judentum ist die Vorschrift, die Hände zu waschen, bei diesem sechsten Teil. Aber der Herr hat auch noch die Füße dazu gewaschen.
Hände waschen bedeutet: Ich bringe immer wieder in Ordnung vor Gott, was ich mit meinen Händen falsch getan habe. Aber es kommt auch darauf an, wohin unsere Füße gehen, wo wir an falschen Orten waren und durch welchen Staub dieser Welt wir gegangen sind. Darum wäscht der Herr auch die Füße.
Und da sehen wir, als der Herr dann am Schluss zu Petrus kommt, dass dieser gar nichts davon wissen will. Nein, nein, das wäre seine Aufgabe, schließlich ist er auf dem letzten Platz. Aber der Herr sagt: Es ist ganz nötig, wenn ich dir die Füße nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.
Ein Gläubiger muss sich immer wieder reinigen, damit er wirklich Gemeinschaft mit seinem Herrn hat. Und das tut der Herr an denen, die ihm nachfolgen.
Dann sagt Petrus: „Ja, aber dann schon ganz waschen!“ Ein Ritualbad hatte er ja gerade in diesen Tagen schon genommen. Der Herr sagt: „Nein, wer gebadet hat, hat nicht nötig, sondern nur die Füße.“
Das Ritualbad spricht eigentlich von der Bekehrung, vom Bad der Wiedergeburt, wie es in Titus 3 genannt wird. Das ist nicht die Taufe, sondern die völlige Erneuerung eines Menschen, der zu Gott umkehrt und den Herrn Jesus, das Lamm Gottes, als seinen Retter annimmt.
So erklärt das der Herr hier in Johannes 13,3-20.
Dann kommt der siebte Teil. Es gibt übrigens diverse Abweichungen, aber das ist ein sehr üblicher Ablauf.
Nun folgt der Teil Mozi oder auch Mazza genannt, Matze, das ungesäuerte Brot. Dort wird ein Segen gesprochen über die Matze. Dann kommt Maror: bittere Kräuter werden genommen und mit Charosset, diesem Süßen, gemischt und gegessen.
Wir sehen, das sind alles Appetitanreger. Wir sind noch nicht beim Hauptmahl.
Dann kommt etwas ganz Wichtiges: Korech ist der nächste Abschnitt. Korech bedeutet, man nimmt Biscuitmatze, und die wird jetzt mit Maror gemischt.
Das haben wir ja hier, aber das ist noch ein spezielles Gefäß. Da habe ich jetzt auch noch Meerrettich drin, und jetzt mache ich da einen Dip mit Meerrettich.
Das Mädchen, das vorhin da war, kann sie nochmals kommen? Das ist nämlich jetzt das, was der Ehrengast bekommt.
Der Herr sagt nämlich in Johannes 13,26, dass er dem, dem er das Zeichen gibt, verraten wird. Der geehrte Gast nimmt Bitterkraut mit. Jetzt kannst du in die Kamera schauen, wenn du das genießt. Das wird uns richtig freuen, dein Gesicht zu sehen. Du bist sehr, sehr mutig.
Es ist schon ein bisschen eine bittere Angelegenheit, ja. Dann ging Judas hinaus in die Nacht, um seine Verrätertat auszuführen, und damit verschwindet er aus dem Blickfeld.
Aber diese Bitterkeit auf der Zunge hat ihm nochmals gezeigt: Was habe ich für Absichten? Welche bittere Tat habe ich geplant? Und wenn es noch Meerrettich ist, dann spürt man es ganz besonders.
Jetzt kommt Schulchan Orech, das ist das eigentliche Festmahl. Früher natürlich mit dem gerösteten Lamm, heute kann das irgendein gutes Essen sein.
Das eigentliche Festmahl ist jetzt. Es ist klar, Judas war schon draußen, er hat das eigentliche Festmahl gar nicht mitbekommen. Die Jünger haben gedacht, er müsse noch schnell etwas einkaufen, was er dringend braucht oder vergessen hat. Sie realisieren nicht, was das ist.
Dann kommt etwas Besonderes: Jetzt brauche ich den versteckten Afikoman. Jetzt bist du nicht mehr anstelle von Judas, sondern ein Kind, ein ganz normales Kind bei der Feier.
Bitte, ich brauche den versteckten Afikoman. Den darf man jetzt suchen gehen, und er muss ans Licht kommen.
Der Afikoman wird, danke, aus den Leinen herausgenommen, dann gesegnet und gegessen.
Der Herr macht das nach dem Mahl: Er nimmt das Brot und verteilt es jedem, der da ist.
So führt er das Abendmahl ein. Das ist genau das, was wir in Matthäus 26, Lukas 22,19 lesen: Der Jesus nimmt das Brot und sagt: Dieses Brot ist mein Leib, der für euch gegeben wird.
Dann kommt Barach. Da wird der dritte Kelch, der Kelch der Segnung, benutzt und gesegnet.
So ist es auch in den Evangelien: Matthäus 26,27-29. Der Jesus nimmt den dritten Kelch und macht daraus den Abendmahlskelch. „Dies ist der Kelch. Dies ist das Blut des neuen Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.“
Auch Lukas 22,20 spricht darüber. Das verteilt der Herr unter allen Jüngern.
Dann kommt der Schluss, das Hallel. Wir haben noch nicht das ganze Hallel gelesen, denn im Judentum nennt man die Psalmen 113 bis 118 so.
Das Hallel, also die Lobpsalmen, die an Pessach gelesen werden müssen. Jetzt bleiben uns noch Psalmen 116 bis 118, wo auch drinsteht: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden.“
Der Stein ist ein bekanntes Bild für den Messias im Judentum, und der Ausdruck Bauleute bedeutete vor zweitausend Jahren die Führer des Volkes, die die Tora lehrten und durch ihre Predigten aufbauten – das sind die Bauleute.
Aber da haben sie gelesen: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden.“ Das war ein ganz klarer Hinweis auf die Verwerfung des Messias am nächsten Tag.
Auch die führenden Priester, alle Feinde des Herrn, haben das in ihren Familien so gefeiert und diese Stelle gelesen. Sie wurden vor ihrer Tat nochmals durch dieses Wort daran erinnert.
Dann singt man natürlich diese Psalmen, und darum lesen wir in Matthäus 27,30, dass der Herr Jesus noch einen Lobgesang mit den Jüngern sang. Danach ging er hinüber auf den Ölberg in den Garten Gethsemane. Später kam dort die Verhaftung.
Im Judentum gibt es noch den Teil Nirza, das ist die Bitte um Wohlgefälligkeit, dass dieses Fest Gott wohlgefällig sei. Dort grüßt man sich immer mit „Nächstes Jahr in Jerusalem“. Wenn man jetzt in New York ist, sagt man: Vielleicht nächstes Jahr kommt der Messias, und alle Juden werden heimgehen nach Jerusalem.
Und wenn dann wieder ein Jahr vergeht, sagt man es wieder: Nächstes Jahr in Jerusalem.
Was ich noch sagen muss, in Verbindung mit dem Hallel: Beim Teil 13 trinkt man dann noch den vierten Kelch. So ist das Fest vollständig.
Jetzt möchte ich auf gewisse Details zurückkommen. Zunächst machen wir eine Pause und schauen uns das Ganze noch genauer an.
Der Herr hat, wie gesagt, an diesem letzten Passabend zwei Zeichen gegeben, die darauf hinwiesen, wer ihn verraten würde. Das erste Zeichen wird in Matthäus 26,20 beschrieben: "Als es aber Abend geworden war, legte er sich mit den Zwölfen zu Tisch. Und während sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch, einer von euch wird mich überliefern." Sie wurden sehr betrübt und fingen an, jeden von ihnen anzusprechen: "Ich bin es doch nicht, Herr." Er antwortete und sprach: "Der mit mir die Hand in die Schüssel eintaucht, dieser wird mich überliefern."
Das war also dieses Zeichen: Weinessig, Bitterkraut und nun das Bitterkraut eintauchen als Dip in den Weinessig. Derjenige, der das genau im gleichen Moment macht wie er – alle haben das gemacht –, der isst es. Der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie über ihn geschrieben steht, aber wehe jenem Menschen, durch welchen der Sohn des Menschen überliefert wird. Er war nicht dazu bestimmt, aber er hat es aus eigener Absicht getan. Es wäre jenem Menschen besser, wenn er nicht geboren wäre.
Judas aber, der ihn überlieferte, antwortete und sprach: "Ich bin es doch nicht, Rabbi." Jesus sprach zu ihm: "Doch." Das war ein Zwiegespräch, sie lagen ganz nahe beieinander. Darum haben andere das nicht unbedingt so gehört.
Das zweite Zeichen steht in Johannes 13,18: "Ich rede nicht von euch allen, ich weiß, welche ich auserwählt habe, aber auf dass die Schrift erfüllt würde. Gott hat im Voraus gewusst, dass einer dies tun wird, aus eigener Verantwortung, und darum wurde das auch prophetisch im Voraus aufgeschrieben in den Psalmen: 'Der, der mit mir das Brot isst, hat seine Verse gegen mich aufgehoben.'"
Das ist ein Zitat aus Psalm 41. Jesus sagt weiter: "Von jetzt an sage ich es euch, ehe es geschieht, damit ihr glaubt, wenn es geschieht, dass ich es bin." Als Jesus dies gesagt hatte, wurde er im Geist erschüttert und bezeugte und sprach: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, einer von euch wird mich überliefern."
Da blickten die Jünger einander an, zweifelnd, von wem er rede. Einer aber von seinen Jüngern, den Jesus liebte – so bezeichnet sich Johannes, der sich am meisten der Liebe des Herrn bewusst war, so beschreibt er sich selbst im Johannesevangelium –, lag zu Tische in Jesu Schoss, eben an seiner Brust.
Diesem winkt Simon Petrus zu, um zu erforschen, wer es wohl sein könnte, von dem Jesus rede. Dieses Essen hier, das Brot, steht in Verbindung mit der weiteren Schale von Bitterkraut – da hatte ich auch noch Meerrettich drin. Das Mädchen vorhin war schon sehr mutig, das muss ich sagen, aber das vergisst man ein Leben lang nicht mehr. Diese Erfahrung hat Judas noch gemacht, also dieses kleine Sandwich als Dip in Bitterkrautsauce.
Es ist ganz klar beschrieben: "Jener ist es, dem ich den Bissen, wenn ich ihn eingetaucht habe, geben werde." Es ging eben um Brot. In Johannes 13,25 sagt jener, der sich an die Brust Jesu lehnt: "Herr, wer ist es?" Jesus antwortete: "Jener ist es, dem ich den Bissen, wenn ich ihn eingetaucht habe, geben werde." Und als er den Bissen eingetaucht hatte, gab er ihn Judas, Simons Sohn, dem Iskariot.
Nach dem Bissen fuhr alsdann der Satan in ihn, da wurde er besessen. Jesus spricht nun zu ihm: "Was du tust, tue schnell!" Keiner aber von denen, die zu Tisch lagen, verstand, wozu er ihm dies sagte. Denn etliche meinten, weil Judas die Kasse hatte, dass Jesus zu ihm sagte: "Kaufe, was wir für das Fest benötigen," oder dass er den Armen etwas geben solle.
Als man Judas den Bissen gegeben hatte, ging er sogleich hinaus. Es war aber Nacht. Erst danach kam das Hauptmahl. Damit ist klar, dass Judas am Abendmahl nicht mehr dabei war.
Das Johannesevangelium ist sehr stark chronologisch, also in zeitlicher Reihenfolge geschrieben, ebenso wie das Markusevangelium. Matthäus und Lukas hingegen enthalten auch zeitliche Rückgriffe. Hier sehen wir die klare Chronologie: Judas war nicht beim Abendmahl dabei.
Wir haben gesehen, welche wichtige Rolle die Matzen hier gespielt haben, besonders die drei in der Mazatasch. Von diesen drei ist die mittlere die wichtigste. Diese wurde herausgenommen, gebrochen und besonders feierlich behandelt. Dieses Brot wurde dann für das Abendmahl verwendet. Es handelt sich um die Matze, die in Leinen gewickelt versteckt wurde. Hier habe ich das Leinen. Sie wurde versteckt und später wieder hervorgeholt, um als Abendmahlsbrot an diesem letzten Passa zu dienen.
Ich komme auf diesen Punkt nochmals zurück, möchte aber zuerst erklären, wie im Judentum die vier Kelche gehandhabt werden, die auch vor zweitausend Jahren benutzt wurden und die der Herr Jesus mit den Jüngern verwendet hat. Im 2. Buch Mose Kapitel 12 liest man beim ersten Passa nicht von vier Kelchen. Diese Einrichtung entstand später im Judentum. Im Neuen Testament sehen wir jedoch, dass Jesus genau diese vier Kelche benutzte.
In 2. Mose 6, Vers 6 heißt es: Gott hat beschlossen, Israel aus Ägypten zu befreien. „Darum sprich zu den Kindern Israel“, sagt Gott zu Mose, „Ich bin der Herr, und ich werde euch herausführen unter den Lastarbeiten der Ägypter.“ Es folgen weitere Verben, die jeweils mit einem der vier Kelche verbunden sind.
Der erste Kelch erinnert an das Wort: „Ich werde euch herausführen.“ Der zweite Kelch steht für: „Und werde euch erretten aus ihrem Dienst.“ Der dritte Kelch heißt: „Und euch erlösen mit ausgestrecktem Arm und durch große Gerichte.“ Er spricht von Erlösung durch großes Gericht. Der vierte Kelch schließlich lautet: „Und ich will euch annehmen, mir zum Volk, und will euer Gott sein.“
Die Feier wurde mit den Psalmen am Schluss des Hallel (Psalmen 116 bis 118) abgeschlossen. Dann wurde der vierte Kelch gesungen und getrunken. Heute hängt man an diesen Teil noch die sogenannte Annehmung, die mit „euch annehmen“ zusammenhängt.
Hier nochmals die vier Kelche: Im Judentum nennt man den ersten Kelch den Kelch der Weihe. Dabei wird der Kelch genommen, ein Gebet gesprochen und der ganze Abend Gott geweiht. Der zweite Kelch ist der Kelch der Plagen, darauf komme ich noch zurück. Danach folgt die Hauptmahlzeit. Der dritte Kelch wird der Kelch der Segnung genannt, hebräisch Kos Bracha. Genau diesen Ausdruck benutzt der Apostel Paulus in Verbindung mit dem Abendmahlskelch in 1. Korinther 10: „Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi?“ Das ist der Ausdruck, der im Judentum für den dritten Kelch verwendet wird.
Der vierte Kelch wird Kelch des Lobes genannt. Er wird ganz zum Schluss getrunken, wenn die Feier mit einem Loblied aus den Psalmen 116 bis 118 abgeschlossen wird.
Nun zum ersten Kelch, der nur in Lukas 22,15 beschrieben wird. Dort beginnt die Feier: „Und er sprach zu ihnen: Mit Sehnsucht habe ich mich danach gesehnt, dieses Passa mit euch zu essen, ehe ich leide. Denn ich sage euch, dass ich hinfort nicht mehr davon essen werde, bis es erfüllt sein wird im Reich Gottes.“ Jesus nahm einen Kelch, dankte – das ist der Kiddusch, der Dankkelch – und sprach: „Nehmt diesen und teilt ihn unter euch! Denn ich sage euch, dass ich nicht von der Frucht des Weinstocks trinken werde, bis das Reich Gottes komme.“
Am Anfang habe ich genau rezitiert, was man bei diesem ersten Kelch sagt: „Baruch Atah Adonai Elohenu Melech Haolam Borei Pri Hagafen“ – Gepriesen seist du, Herr, unser Gott, König der Welt, Erschaffer der Frucht des Weinstocks. In Verbindung damit sagt Jesus: „Denn ich sage euch, dass ich nicht von der Frucht des Weinstocks trinken werde, bis das Reich Gottes komme.“ Man erkennt sofort den inneren Zusammenhang.
Im Neuen Testament essen wir ungesäuertes Brot, nicht Gesäuertes. Man kann zwar auch Gesäuertes essen wollen, aber in dieser Nacht nur Ungesäuertes. Das liegt daran, dass man damals bei der Flucht aus Ägypten keine Zeit hatte, den Teig gehen zu lassen. Alles musste schnell gehen, deshalb wurde ungesäuertes Brot gegessen.
In allen anderen Nächten essen wir verschiedene Kräuter, in dieser Nacht jedoch nur bittere Kräuter als Erinnerung an die bittere Zeit in Ägypten. In allen Nächten tauchen wir kein einziges Mal ein, in dieser Nacht jedoch zweimal. Ich habe schon etwas zur Bedeutung gesagt. In allen Nächten essen wir aufrecht sitzend oder angelehnt, aber in dieser Nacht essen wir alle nur angelehnt. Früher stützte man sich auf die linke Hand, heute sitzen die Leute im Judentum an Tischen. Doch immer wieder müssen sie die Handlungen so ausführen, dass sie sich links auf dem Stuhl anlehnen – als Erinnerung an das Anlehnen. Damit soll gesagt werden: Wir sind frei geworden durch das Passa in Ägypten.
Beim zweiten Kelch, dem Kelch der Plagen, macht man Folgendes: Jeder taucht seinen Finger in den Kelch – man kann auch einen Löffel nehmen, aber das geht sehr gut. Dann sagt man die Plagen auf, zum Beispiel: Blut – das war die erste Plage, Frösche, Läuse, Stechmücken, Pest, Geschwüre, Hagel, Heuschrecken, Finsternis, Tod. Dabei sprenkelt man etwas auf den Teller.
Danach folgt die Hauptmahlzeit. Seit 70 nach Christus wird sie ohne Lamm gefeiert, weil im Jahr 70 der Tempel zerstört wurde. Auf dem Bild sieht man originale Steine der Zerstörung des Tempels aus dem Jahr 70, die bei Ausgrabungen in den vergangenen Jahrzehnten gefunden wurden. Da man den Tempel braucht, um Passalämmer zu schlachten, gibt es seit dem Jahr 70 keine Passalämmer mehr. Nur noch den Knochen als Erinnerung. Hier ist noch etwas Fleisch dran, aber davon isst man nichts.
Jesus wurde am nächsten Tag vor den Stadtmauern Jerusalems gekreuzigt. Damit wurde erfüllt, was in Daniel 9,26 vorausgesagt wurde: Der Messias wird ausgerottet werden und nichts haben, und „das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören.“ Es war klar, dass, wenn der Messias kommt und von der Masse abgelehnt und sogar getötet wird, Jerusalem und der Tempel untergehen würden. So kam es zum Untergang der Stadt und des Tempels im Jahr 70. Bis heute konnte der Tempel nicht wieder aufgebaut werden, obwohl man im Judentum täglich für die Wiederaufrichtung des Tempels betet, für den dritten Tempel.
Wir haben uns mit der besonderen Matze in der Mitte, der Mazatasch, beschäftigt. Sie spricht vom Messias, sagt der Herr Jesus, denn er hat diese mittlere Matze genommen, um das Abendmahl einzusetzen. Diese Matze heißt Afikoman. Nicht die erste, die obere, auch nicht die untere, sondern nur die mittlere.
Gott ist dreieinig: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Der Sohn kam in diese Welt, wurde Mensch und starb für uns. Nicht der Vater kam, er hat den Sohn gesandt. Nicht der Heilige Geist kam selbst, aber der Messias sollte sich in der Kraft des Heiligen Geistes als Opfer hingeben. Die mittlere Matze spricht von ihm.
Im Judentum hatte man schon Kenntnisse von der Dreieinigkeit, weil es im Alten Testament Hinweise darauf gibt. Aber im allgemeinen pharisäischen Judentum von heute, im orthodoxen Judentum, wird die Lehre von der Dreieinigkeit Gottes abgelehnt. In der rabbinischen Literatur, im Buch Zohar, steht: „Wie können drei eins sein?“ Um dieses Geheimnis zu verstehen, braucht man die Hilfe des Heiligen Geistes. Das wird im Judentum so bezeugt.
Es gibt ein kleines Büchlein „Wie können drei eins sein?“ auf Englisch und Hebräisch, herausgegeben von Keren Achwa Meschichit in Jerusalem. Im Internet findet man Keren Achwa, was „Bruderliebe“ bedeutet. Das ist fantastisch, denn es zeigt aus der rabbinischen Literatur, wie die Lehre der Dreieinigkeit bekannt war.
Das ist ein Punkt, an dem man rätseln muss: Warum hat man diese drei Taschen in der Mazatasch, und warum ist die mittlere ganz besonders? Wir können das heute im Licht des Neuen Testaments verstehen, im Licht des Messias, der gekommen ist.
In Matthäus 26,26 heißt es: „Während sie aber aßen, nahm Jesus Brot, segnete, brach und gab es den Jüngern und sprach: Nehmt, dies ist mein Leib.“ Das Interessante ist, dass dieses Brot gebrochen wurde – ein Hinweis auf sein Leiden am Kreuz, dass er unter der Hand Gottes gelitten hat, wie Jesaja 53,10 sagt: „Es gefiel dem Herrn, ihn zu zerschlagen, er hat ihn leiden lassen.“
Dieses gebrochene Brot wurde in Leinen gewickelt und so ins Grab gelegt. Am ersten Tag der Woche kam er wieder. Das spricht von Tod und Auferstehung. Dieses Ritual wird in allen jüdischen Familien gemacht. Man muss sich fragen, warum.
Dann kann man es erklären: Das ist der Messias, der sterben sollte, aber auch wieder auferstehen sollte.
Wenn man die Matze genau gegen das Licht hält, sieht man viele Löcher. Natürlich hat das auch einen praktischen Grund, den jeder Bäcker versteht. Aber es erinnert an Sacharja 12,10, wo vom Messias heißt: „Und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben.“ Psalm 22,16-17, ein Psalm, den auch alte Rabbiner auf den Messias deuteten, sagt: „Eine Rotte von Übeltätern hat mich umzingelt, sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben. Alle meine Gebeine könnte ich zählen.“ Die Kreuzigung wurde von David tausend Jahre im Voraus prophezeit.
Noch etwas: Wenn man die Matze genau anschaut, sieht man quer durch Striemen. Man muss das einmal aus der Nähe betrachten. Das erinnert an Jesaja 53, ein Kapitel, das auch der Talmud auf den Messias bezieht: „Um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen, die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.“ Das weiße Leinen erinnert an die Grablegung des Herrn Jesus, das Herausholen an seine Auferstehung.
Der dritte Kelch wird in Matthäus 26,26 beschrieben: „Während sie aber aßen, nahm Jesus Brot, segnete, brach und gab es den Jüngern und sprach: Nehmt, dies ist mein Leib!“ Er nahm den Kelch, dankte, gab ihnen denselben und sprach: „Trinkt alle daraus, denn dies ist mein Blut, das des neuen Bundes, welches für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“
Das Alte Testament hat vorausgesagt, dass der Messias den neuen Bund einführen wird. Wie schon angedeutet, sagt Paulus in 1. Korinther 10,16 in Verbindung mit dem Abendmahl und als Anspielung auf diesen dritten Kelch, den Kelch der Segnung, so wie man ihn im Judentum nennt: „Denn wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot.“
Der Kelch des Hallels, also der Lobpsalmen bis 118, wird in Matthäus 26,30 erwähnt: „Und als sie ein Loblied gesungen hatten, gingen sie hinaus zum Ölberg.“ Im Griechischen steht dort „Hymne“, und die Rabbiner bezeichnen das Hallel ebenfalls als Hymne. So sieht man, wie alles genau zusammenpasst.
Das Passa lehrt uns, dass Jesus Christus das wahre Passalam ist. Jesaja 53,7 sagt: „Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, gleich dem Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scheren, tat er seinen Mund nicht auf.“ In jeder Rabbinerbibel steht, dass dies der Messias ist.
Eine Rabbinerbibel, genannt Mikra'ot Gedolot, besteht aus mehreren Bänden. Dort findet man nicht nur den hebräischen Text, sondern auch die aramäischen Übersetzungen und wichtige Kommentare aus dem Mittelalter von Raschi, Abrabanel und anderen. Die Größe der Buchstaben im Text zeigt, was am wichtigsten ist: der Bibeltext in großen hebräischen Buchstaben, und zweitwichtigst die aramäischen Übersetzungen.
Bei Jesaja 52,13 steht: „Siehe, mein Knecht wird erhoben und erhöht und sehr hoch sein.“ In der Übersetzung heißt es: „Siehe, mein Knecht, der Messias.“ Damit ist klar, dass der Knecht aus Jesaja 53 der Messias ist.
Hier wird er eindrücklich beschrieben: Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf. Jesus verteidigte sich vor dem Hohen Rat nicht mehr. Gleich dem Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scheren, tat er seinen Mund nicht auf.
Das ist das Besondere beim Schlachten eines Lammes: Es wehrt sich nicht, anders als andere Tiere, die sich wild wehren können. Schweine zum Beispiel merken das schon im Voraus und quietschen und wehren sich heftig. Das Lamm geht ruhig hin – ein wunderbares Bild auf das wahre Passalam.
In 1. Korinther 5 sagt der Apostel Paulus in Verbindung mit dem Abendmahl der Gemeinde: „Fegt den alten Sauerteig aus!“ Damit meint er, dass Sünde im Leben eines Christen radikal entfernt werden muss. „Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr eine neue Teigmasse seid, gleich wie ihr ungesäuert seid. Denn auch unser Passa, Christus, ist geschlachtet. Darum lasst uns das Fest feiern, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit ungesäuertem Brot der Lauterkeit und Wahrheit.“
Hier wird die Symbolik der Matze deutlich: Sie steht für Lauterkeit und Wahrheit, weil sie nicht mehr vortäuscht, als was da ist. Das spricht gegen Bosheit und Schlechtigkeit, die wie Sauerteig aufgehen.
Der fünfte Kelch ist eine späte Ergänzung aus dem Mittelalter. Dabei wird am Ende der Feier die Frage gestellt: „Wo ist Elija?“ Ein Kind wird hinausgeschickt, um zu schauen, ob Elija kommt. Elija sollte nach Maleachi 3 als Prophet kommen und den Messias einführen. Nach Jesaja 40 sollte er als Stimme eines Rufenden in der Wüste den Weg des Messias bereiten.
Im Judentum, wo man nicht glaubt, dass Jesus Christus das wahre Passalam und der Messias ist, wartet man noch heute auf den Messias und damit auf Elija als Vorläufer. Ein Kind geht hinaus auf die Straße, kommt zurück und sagt: Elija ist nicht da. Dann sagt man: „Baschena haba Birushalaym“ – nächstes Jahr in Jerusalem. Vielleicht kommt nächstes Jahr Elija und dann auch der Messias, und dann können alle aus der Zerstreuung, aus der Diaspora, heimkehren in das Land der Väter.
Der Herr Jesus sagt jedoch in Matthäus 11,14: „Wenn ihr es annehmen wollt, Elija ist schon gekommen.“ Das war Johannes der Täufer. Er ist schon gekommen, und der Messias ist auch schon gekommen. Darum braucht es den fünften Kelch nicht. Er drückt aus, dass man ablehnt, dass der wahre Messias schon gekommen ist, dass das wahre Passalam schon gestorben ist und alles durch den Tod am Kreuz gut gemacht hat.
Hier noch einmal in der Übersicht diese 14 Teile als Resümee.
Man beginnt mit dem Kadesh-Gebet und dem ersten Becher Wein, genau wie es in Lukas 22,14-18 beschrieben ist. Danach folgt Urchatz, bei dem der Vater die Hände wäscht. Beim Karpass, dem Bitterkraut, wird dieses in Weinessig getaucht. Das ist das erste Zeichen im Blick auf den Verräter, wie in Matthäus 26,20-25 erwähnt.
Beim Yachatz wird die mittlere Matze aus der Mazatasche gebrochen, und der Afikoman wird versteckt. Im Magid wird nun der Auszug aus Ägypten erzählt, der zweite Becher eingeschenkt, und die Kinder stellen Fragen. Es wird ein Ei gegessen, und die Psalmen 113 bis 115 werden rezitiert. Die Kinder dürfen auch irgendetwas fragen.
Ich kenne jemanden, der als kleines Kind immer die Frage stellte: „Vater, wo ist das Blut?“ In diesem Abschnitt, Magid, lernt man, dass das erste Passalam geschlachtet wurde und dass das Blut sehr wichtig war. Man strich es an die Türpfosten, und Gott sagte: „Sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen.“ Das Kind fragte weiter: „Papa, wo ist das Blut?“ Es gibt höchstens den Schenkel, der noch ein bisschen an Blut erinnert, aber an diesem Pascha fließt kein Blut. Kein Lamm wird geschlachtet und kein Lamm wird gegessen. Der Vater konnte darauf nicht antworten.
Warum gibt es seit dem Jahr 70 kein Blut mehr, keine Opfer mehr? Das muss doch eine besondere Bedeutung haben. Warum hat Gott fast zweitausend Jahre lang die Passalämmer dem Judentum weggenommen? Man feiert, aber ohne Passalam – das Wichtigste ist gar nicht da. „Papa, wo ist das Blut?“ Das heißt nicht automatisch, dass Väter alle Fragen beantworten können.
Diese Frage beschäftigte diesen Mann weiterhin, denn das Kind wurde später selbst ein Mann. Eines Tages ging er die Straße entlang und hörte einen Wecker singen. Er ging zu einem Haus mit einer großen Tür, öffnete sie und hörte eine Predigt: „Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.“ Der Mann erkannte: Da ist das Blut. Der Messias ist gekommen, er ist vor zweitausend Jahren gestorben. Deshalb hat Gott das Schlachten der Passalämmer all die Jahrhunderte hindurch gestoppt, damit man an Pessach gerade an das wahre Lamm denkt, das bereits alles vollbracht hat und diese ganze Symbolik in allen Details erfüllt hat, wie wir gesehen haben.
So versteht man auch, warum der Tempel zerstört wurde und die Opfer aufgehört haben. Das soll an das Pessachopfer, das Friedensopfer, erinnern.
Nun folgt der sechste Teil, Rochza: Alle müssen sich die Hände waschen. Dabei wird nochmals ein Segen gesprochen, und der zweite Becher wird getrunken. Das weist uns auf Johannes 13,3-20 hin, wo der Herr Jesus die Füße wäscht. Dort wird zwar nicht die Händewaschung erwähnt, aber sie ist selbstverständlich, denn logisch müssen Hände und Füße gereinigt sein, wenn man Gemeinschaft mit dem wahren Messias, dem wahren Passalam, haben will.
Dann kommt Mozi oder Matza. Es wird nochmals ein Segen über eine Matze gesprochen. Matze heißt übrigens ungesäuertes Brot – Matze auf Jiddisch und Matza auf Hebräisch.
Anschließend folgt Maror, bittere Kräuter, die mit Charoset gegessen werden. Das ist das Eintauchen in die Bitterkrautsoße. Dies weist auf Johannes 13,26 hin, wo der Herr Judas den Ehrenbecher gibt. Die Bitterkeit soll daran erinnern, welche Bitterkeit Judas seinem Herrn durch seinen Verrat bereitet hat.
Also, nach Mozi kommt Maror, bittere Kräuter, die mit Charoset gegessen werden. Charoset ist süß, Verzeihung, das Süße. Danach folgt Korech, das ist die Kombination von Matze mit Maror, also bitteren Kräutern, und Charoset zusammen. Das ist das, was Judas bekommen hat. Er hat nicht nur einfach Kräuter mit Charoset, sondern Matze mit bitteren Kräutern und Charoset, den Wein für Judas.
Dann kommt Shulchan Orech, das Festmahl, und danach Zafun, was „verborgen“ heißt. Der verborgene Afikoman wird aus dem Versteck geholt und gegessen. Das ist die Einsetzung des Abendmahls: zuerst das Brot, wie in Matthäus 26,26 beschrieben.
Dann folgt Barach, der Segen, das heißt, der dritte Becher Wein wird gesegnet. Das ist die Einsetzung des Abendmahls, Kelches, Matthäus 26,27-29.
Schließlich kommt Hallel, der Abschluss der Psalmenserie 116-118, verbunden mit dem vierten Becher Wein. Das steht im Zusammenhang mit Matthäus 27,30.
Mirza ist die Bitte um Wohlgefälligkeit für das nächste Jahr in Jerusalem. Alles ist vorbei.
Das Pessach ist ein Fest, das eine ganze Woche dauert. Während der gesamten Woche darf man keine gesäuerten Dinge essen, nur ungesäuertes Brot des Elends.
Ja, es ist so. Es ist Pessach, es ist mein älterer Bruder. Für ihn war es immer schlimm, in der Pessachwoche kein gesäuertes Brot zu essen – das Brot des Elends, so steht es in der Bibel.
So ist es natürlich auch für Menschen in dieser Welt, die manchmal denken: „Ach, sind diese Christen arm, was sie alles im Leben verpassen.“ Sie leben von diesem ungesäuerten Brot, sie haben keine Freude an der Sünde.
Aber ehrlich, ich liebe Matze. Man kann den Geschmack wechseln.
So ist es auch bei einem, der in der Sünde gelebt hat und dann wirklich mit dem Herrn Jesus leben will. Der merkt: Wir verpassen überhaupt nichts. Wir haben nichts verloren, sondern alles gewonnen.
Der bittere Nachgeschmack der Sünde ist traurig, aber dieses Brot des Elends, wenn man auf den Geschmack gekommen ist, ist wunderbar.
Aber in der Passawoche gibt es noch ein weiteres Fest, das hinzukommt. In 3. Mose 23 wird gesagt, dass in dieser Woche am Tag nach dem Sabbat das Erstlingsfest gefeiert wird. An diesem Tag muss man die Gerste ernten. Ein bestimmtes Feld mit Gerste wird an diesem Tag geerntet, und erst ab diesem Tag darf im ganzen Land Israel überhaupt Gerste geerntet werden.
Das Korn, das in die Erde gelegt wurde und dann aufwächst, als Pflanze und Frucht bringt, spricht genau von Tod und Auferstehung. Dieses Erstlingsfest am Tag nach dem Sabbat ist ein Hinweis auf die Auferstehung von Jesus Christus. Er wird in 1. Korinther 15 als der Erstling der Entschlafenen genannt, der wieder auferstanden ist aus dem Tod.
Genau am Tag nach dem Sabbat ist der Herr Jesus nach den Evangelien auferstanden. Das war der dritte Tag im Jahr 32 nach dem Passafest, am 15. Nisan, und am 16. Nisan, dem ersten Tag der Woche, dem Tag der Auferstehung. Danach beginnt die Zählung bis zum Pfingstfest, dem nächsten Fest.
Auch hier steht kein genaues Datum. Es heißt einfach: Ab dem Tag nach dem Sabbat in der Passawoche muss man sieben Wochen zählen. Der fünfzigste Tag ist dann Pfingsten, Schawuot. Schawuot bedeutet Wochen, weil man sieben Wochen zählen muss, also fünfzig Tage. Es ist der fünfzigste Tag nach der Gerstenernte.
Im Griechischen heißt dieses Fest Pentecoste, was fünfzig bedeutet. Daraus entstand im Französischen „pentecôte“ mit einem Zirkumflex auf dem „o“. Dieser Zirkumflex zeigt an, dass früher ein „s“ vorhanden war, das weggefallen ist. Aus Pentecost wurde so pentecôte, was dasselbe bedeutet: der fünfzigste Tag. Im Englischen heißt es Pentecost, einfach griechisch für den fünfzigsten Tag.
Dieser Tag fiel im Jahr 32 genau mit dem Geburtstag der Gemeinde zusammen. Der Heilige Geist wurde in Apostelgeschichte 2 ausgegossen und kam über die Jünger des Herrn. So entstand die Gemeinde des Messias.
Wenn ich von der christlichen Gemeinde spreche, was bedeutet das? Christlich heißt messianisch. Christus ist die griechische Übersetzung von Messias. Die messianische Gemeinde entstand also am fünfzigsten Tag.
An Pfingsten musste man nach dem Gesetz Brote zum Tempel bringen. Diese Brote sind gesäuert. Was bedeutet das? Gesäuerte Brote sind gebacken, und der Sauerteig verliert seine Wirkung. Der Sauerteig breitet sich nur aus, solange das Brot noch nicht gebacken ist. Sobald es gebacken ist, wird der Sauerteig gestoppt und neutralisiert.
Dieses Brot spricht nicht mehr vom Messias; nur das ungesäuerte Brot tut das. In 1. Korinther 10 sagt Paulus, dass dieses Brot vom Leib des Messias spricht. Das Brot, das wir brechen, ist die Gemeinschaft des Leibes Christi. Er sagt weiter: „Denn wir alle, die vielen, sind ein Brot, denn wir nehmen alle teil an dem einen Brot.“ Wir sind ein Brot.
Das bedeutet nicht, dass die Matze des Abendmahls ein Bild der Gemeinde ist, aber die Gemeinde wird auch als ein Brot dargestellt, symbolisiert durch die Brote von Pfingsten.
Wir können nicht sagen: „Wer ist es, der mich von der Sünde überführt?“ Johannes 8 sagt, niemand konnte das. Niemand konnte irgendeine Sünde vorbringen. Aber wir mussten unsere Schuld Gott radikal bekennen. Es gab vieles, auch versteckte Dinge.
Dann darf man erfahren, dass Gott im Leben die Wirkung der Sünde bricht und Befreiung schenkt. Diese Brote haben Sauerteig, aber die Wirkung des Sauerteigs ist gestoppt.
Natürlich sind diese Brote aus vielen Körnern entstanden. Am Pfingsten wurde in Israel zum ersten Mal Weizen geerntet. Erst nach diesem offiziellen ersten Ernten durfte im ganzen Land Weizen geerntet werden. In Israel ist das Fest schon Anfang Juni, etwas früher als in der Schweiz.
Alle diese Körner stehen für die vielen Menschen, die durch Jesus Christus errettet sind und zur Gemeinde gehören. Jesus sagt in Johannes 12: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“ Die Frucht ist die Mühsal seiner Seele, wie Jesaja 53 sagt. Das sind all die Erlösten, die ihn als Messias erkannt haben.
Schawuot ist gleichzeitig das Fest zur Feier der Tora, die Gott am Sinai gegeben hatte. In der Bibel steht, dass die Israeliten in der Nacht des Passah ausgezogen sind. Im dritten Monat kamen sie zum Berg Horeb in der Sinaiwüste, und Gott gab ihnen das Gesetz.
Jetzt zählen wir diese sieben Wochen, und so kommen wir in den dritten Monat. Das fiel zusammen mit der Gesetzgebung am Sinai. Darum ist Pfingsten auch das Fest des Gesetzes.
Damals, nach dem Auszug, schrieb Gott seine Gebote in Steintafeln. Was geschah an Pfingsten in Apostelgeschichte 2? Der Heilige Geist wurde gesandt, und Gott schrieb seine Gebote in die Herzen der Menschen.
Die Gemeinde steht nicht mehr unter der Tora vom Sinai. Israel war unter der Tora gestellt, aber im Judentum wusste man, dass der Messias eine neue Tora bringen würde. So heißt es im Midrasch Kohelet: „Die Tora, die wir in dieser Zeit lernen, kann man nicht vergleichen mit der Tora, die der Messias bringen wird.“
Der Messias wird also eine neue Tora bringen. Paulus sagt in Galater 6 zu den Galatern, die sich unter das Gesetz vom Sinai stellen wollten – also Nichtjuden –, dass das nicht möglich ist. Die Gemeinde ist kein Teil des Judentums.
Ist sie etwas Heidnisches? Nein. Die Gemeinde ist weder heidnisch noch jüdisch, sondern etwas ganz Neues. Epheser 3 sagt, sie ist sogar etwas, das Gott von Ewigkeit geplant hatte. Es war verborgen in Gottes Herzen, und im Alten Testament wurde nur durch Bilder darauf hingewiesen. Jetzt ist es Wirklichkeit geworden.
In Galater 6 sagt Paulus, wir sollen das Gesetz Christi erfüllen. Das Gesetz Christi, auf Hebräisch „Torato shel Maschiach“, ist genau der Ausdruck, den man im Midrasch Kohelet findet: Wenn der Messias kommt, wird er uns eine neue Tora bringen.
Das Gesetz des Messias sind all die Gebote, die Jesus Christus der Gemeinde im Neuen Testament gegeben hat. Diese Gebote sind oft noch schwieriger als die vom Sinai.
Im Gesetz stehen zehn Gebote, zum Beispiel: „Du sollst nicht stehlen.“ Heute Morgen schon gestohlen? Im Neuen Testament heißt es: „Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr mit seinen Händen, damit er dem Bedürftigen mitzuteilen wisse.“ Das ist mehr als nur nicht stehlen, es bedeutet auch geben und helfen.
Die Tora sagt: „Du sollst nicht Ehe brechen.“ Es gibt Ehen, die sind zwar nicht gebrochen, aber auch nicht glücklich. Oft sieht man, wie Paare beim Spaziergang weit auseinandergehen, der Mann vorne mit dem Hund, die Frau zehn Meter dahinter.
Epheser 5,25 sagt: „Ihr Männer, liebt eure Frauen, so wie Christus, der Messias, die Gemeinde geliebt hat und sich selbst für sie hingegeben hat.“ Das ist ein ganz anderer Maßstab. Sich so hinzugeben, würde Tyrannei in der Ehe verhindern.
Das ist das Gesetz des Christus. Diese Gebote hat Gott in die Herzen geschrieben, am fünfzigsten Tag nach dem Erstlingsfest in der Passawoche.
So sehen wir, wie all diese Feste sich auf wunderbare Weise in dem Messias Jesus erfüllt haben.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
Noch mehr Inhalte von Roger Liebi gibt es auf seiner Webseite unter rogerliebi.ch