Einheit und Entstehung der Königsbücher
Wir haben bereits gesehen, dass ursprünglich in der hebräischen Bibel die beiden Bücher ein einziges Buch bildeten.
Unter dem Abschnitt „Autor“ verweise ich darauf, dass man in Qumran Königsbücher gefunden hat, und zwar in der Höhle vier und in der Höhle sechs. Diese Funde machen eindeutig klar, dass in vorchristlicher Zeit sowohl das erste als auch das zweite Königsbuch eine Einheit bildeten und eine Rolle spielten.
Schon beim letzten Mal habe ich die Autorschaft erläutert. Aus dem babylonischen Talmud erfahren wir, genauer gesagt aus Baba Batra 15a, dass der Prophet Jeremia die Königsbücher geschrieben haben soll.
Tatsächlich ist Zweite Könige 24,18 bis 25,30 weitgehend identisch im Wortlaut mit Jeremia 52. Heute Morgen haben wir Jeremia 50 und 51 angeschaut, und danach folgt noch das Schlusskapitel Jeremia 52. Dieses Kapitel hängt ganz direkt mit dem Schluss des Zweiten Königsbuches zusammen.
Ich habe bereits beim letzten Mal erklärt – und wiederhole es hier auf dem Blatt, ohne alles noch einmal durchzugehen –, dass die Königsbücher selbst verschiedene historische Quellen nennen. Diese wurden bei der Abfassung und unter der Inspiration des Heiligen Geistes genutzt. Dazu gehören beispielsweise das Buch der Geschichte Salomos, das Buch der Geschichte der Königin von Israel und so weiter.
Zeitlicher Rahmen und theologischer Sinn des Königsbuchs
Nochmals zum zeitlichen Rahmen und zur Zeitgeschichte auf diesem Blatt: Die Königsbücher – oder wir könnten auch sagen, das Königsbuch – umfassen die Zeit von 970 bis 560 v. Chr.
Das bedeutet, es beginnt mit den letzten Tagen Davids und endet mit der Freilassung des Königs Joachim in Babylon. Das 37. Jahr der babylonischen Gefangenschaft wird dort ebenfalls erwähnt. Das ist der zeitliche Rahmen.
Was ist der Sinn dieses Buches? Es soll eine Illustration der Wahrheit des Gotteswortes an David in 2. Samuel 7 sein. Wir haben ja zuvor die Samuel-Bücher behandelt, die ursprünglich ein Buch waren.
Das Samuel-Buch zeigt den Aufbau des Königshauses von David. Das Königsbuch hingegen beschreibt den Untergang und Niedergang dieses Hauses.
In 2. Samuel 7 finden wir die Verheißung an David, in den Versen 11 bis 16:
„Wenn deine Tage voll sein werden und du bei deinen Vätern liegst, so werde ich deine Nachkommenschaft nach dir erwecken, die aus deinem Leib kommen soll, und werde sein Königtum befestigen. Der wird meinem Namen ein Haus bauen, und ich werde den Thron seines Königtums auf ewig befestigen. Ich will ihm zum Vater sein, und er soll mir Sohn sein, sodass ich ihn züchtigen werde, wenn er verkehrt handelt – mit einer Menschenrute und mit Schlägen der Menschenkinder.“
Das bedeutet: Die Nachkommen Davids, der Same Davids, sollen durch andere Menschen bestraft werden, wenn Untreue aufkommt. Diese Strafen sind die „Menschenruten“ und „Menschenschläge“.
Doch Gottes Güte soll nicht von ihm weichen, so wie sie von Saul gewichen ist, den Gott vor David weggetan hat.
Dein Haus und dein Königtum sollen beständig sein auf ewig, dein Thron soll fest sein auf ewig.
Das zweite Königsbuch führt die Linie aus dem ersten weiter und zeigt, wie die Nachkommen Davids untreu geworden sind. Das musste schließlich in der babylonischen Gefangenschaft enden. Sie mussten gestraft und mit Menschenruten geschlagen werden.
Politische Geschichte Israels und Judas
Nochmals, was ich auch schon letztes Mal zur politischen Geschichte gesagt habe: Im Buch der Könige finden wir die Geschichte des Königtums von Juda und Israel. Diese Geschichte beginnt mit dem Höhepunkt unter David und Salomo und reicht bis zum Untergang der Königreiche.
Nach Salomo regierten im Nordreich zwanzig Könige aus zehn Dynastien. Im Südreich regierten ebenfalls zwanzig Könige, darunter auch eine unrechtmäßige Königin. Nach dem Tod Salomos spaltete sich die Nation Israel in zwei Reiche: das Nordreich Israel und das Südreich Juda.
Nur acht Könige im Südreich taten „was Recht war in den Augen des Herrn“. Alle übrigen waren untreu. Im Nordreich waren alle Könige untreu; es gibt keinen einzigen, von dem gesagt wird, er habe „was Recht war in den Augen des Herrn“ getan.
Das Südreich erlebte verschiedene Erweckungen unter den Königen Asa, Josaphat, Joas, Amazja, Usija, Jotam, Hiskia und Josia. Im Vakuum der Weltmächte im Nahen Osten entstand das Großreich unter David und Salomo. Dieses Reich umfasste das heutige Israel mit allen umstrittenen Gebieten sowie Gebiete weit darüber hinaus, wie den Libanon, Syrien und Jordanien. All dies gehörte zum Großreich unter David und Salomo.
In der Zeit nach diesem Höhepunkt stieg Assyrien, im heutigen Nordirak gelegen, zur Weltmacht auf. Dies führte 722 v. Chr. zum Untergang des Nordreichs Israel. Die Israeliten wurden deportiert und nach Assyrien gebracht.
Danach stieg eine andere Weltmacht auf: das Babylonische Reich. Es gelang ihnen schließlich, die assyrische Weltmacht zu besiegen. Ein entscheidendes Ereignis war der Fall von Niniveh im Jahr 612 v. Chr., der im Detail im Buch Nahum vorausgesagt wird. Das ganze Buch Nahum beschäftigt sich mit diesem Ereignis.
Kurze Zeit später, im Jahr 608 v. Chr., war das assyrische Weltreich endgültig am Ende. Das babylonische Weltreich begann seine Herrschaft. Dies führte dazu, dass das Südreich Juda angegriffen wurde. Es ging 586 v. Chr. unter, als Jerusalem zerstört wurde. Die Juden wurden nach Babylon deportiert.
Diese Deportation dauerte bis zum Jahr 538 v. Chr., wie ich heute Morgen erklärt habe. Babylon erlebte genau siebzig Jahre Weltherrschaft, wie es im Buch Daniel, im Jahr fünfundzwanzig, aufs Jahr genau vorausgesagt wurde.
Religiöse Geschichte und Götzendienst
Zur religiösen Geschichte: Dies ist eine Wiederholung vom letzten Mal. Die Königsbücher beschreiben die Geschichte des ersten Tempels, des salomonischen Tempels, vom Bau bis zu seinem Untergang. Der Tempel wurde im Jahr 960 v. Chr. vollendet und 586 v. Chr. zerstört.
Die israelitische Religionsgeschichte erreichte ihren Höhepunkt beim Bau des ersten Tempels in Jerusalem. Doch später fiel Salomo von Gott ab, ebenso das Volk. Sie begannen, Höhenkulte auf verschiedenen Hügeln zu betreiben. König Jerobeam führte einen Kälberkult in Dan und in Bethel ein.
Unter Ahab und Isabel wurde der abscheuliche kanaanitische Baals- und Ashera-Kult mit allen sexuellen Perversionen in Israel eingeführt. Durch eine Tochter Ahabs gelangte dieser Kult auch ins Südreich. Die Konsequenz daraus war der Untergang beider Reiche: Das Nordreich fiel an Assyrien, das Südreich an Babylon.
Trotz all dieses Tragischen sehen wir, dass es unter acht Königen Reformationen und Erweckungen gegeben hat. Daraus können wir viel lernen, insbesondere über die biblischen Voraussetzungen für eine Erneuerung unter dem Volk Gottes.
Aufbau des Buches Zweite Könige
Jetzt wenden wir uns dem Aufbau des Buches „Zweite Könige“ zu.
Das Buch lässt sich grob in zwei Teile gliedern:
Römisch I umfasst die Warnung an Israel bis zum Untergang Samarias. Samaria war die Hauptstadt des Nordreichs. Dieser Teil umfasst die Kapitel 1 bis 17.
Der zweite Teil, Römisch II, behandelt die Warnung an Juda bis zum Untergang Jerusalems. Dieser Abschnitt umfasst die Kapitel 18 bis 25.
Im Folgenden wollen wir eine detailliertere Gliederung vornehmen und dabei Kapitel für Kapitel das zweite Buch der Könige durchgehen.
Der Prophet Elija und sein Nachfolger Elisa
Wir beginnen also mit 2. Könige 1. Hier finden wir die letzte Geschichte, den Abschluss der Geschichte des großen Propheten Elija. Elija wurde ausführlich im 1. Buch der Könige vorgestellt. Nun folgt hier der Abschluss seiner Geschichte, und anschließend beginnt der große Dienst des Propheten Elisa. Dieser wird ausführlich im 2. Buch der Könige beschrieben.
Nach dem Tod Ahabs fielen die Moabiter von Israel ab. Ahasja stürzte durch das Gitter seines Obergemachs in Samaria und wurde krank. Er sandte Boten und sagte zu ihnen: „Geht hin und befragt Baal-sebub, den Gott von Ekron, ob ich von dieser Krankheit genesen werde.“
Der Engel des Herrn sprach zu Elija, dem Tisbiter: „Mach dich auf, geh den Boten des Königs von Samaria entgegen und sprich zu ihnen: ‚Ist es, weil kein Gott in Israel ist, dass ihr Baal-sebub, den Gott von Ekron, befragt? Darum spricht der Herr: Von dem Bett, das du bestiegen hast, sollst du nicht herabkommen; du wirst gewisslich sterben.‘“ Elija ging hin.
Ahasja, der Sohn Ahabs und somit ein Nachkomme dieses schrecklichen, gotteslästerlichen Königs und der Hexe Isabel, wurde verletzt. Er wollte wissen, wie es weitergeht, er wollte die Zukunft erfahren. Das Nordreich hatte den Weg der Esoterik gewählt. Er wollte den Gott Baal-sebub befragen, einen Lokalgott in Philistäa, genauer gesagt in Ekron, nahe dem Gazastreifen.
Der Prophet Elija, als Prophet des wahren Gottes, tritt dem entgegen und sagt: „Wie kannst du diesen esoterischen Weg gehen? Gibt es keinen wahren Gott, den man befragen könnte?“ Gottes Prophetie über Ahasja lautet: „Du wirst an den Folgen dieses Unfalls sterben.“
Ahasja wird wütend und schickt ein Kontingent von fünfzig Soldaten aus, die Elija festnehmen sollen. Doch Feuer kommt vom Himmel und verzehrt sie. Ein zweites Kontingent mit fünfzig Soldaten wird ebenfalls von Feuer vom Himmel verzehrt.
Dann wird ein drittes Kontingent geschickt. Doch der Oberste dieses Trupps beugt sich nieder und bittet Elija, ihn zu verschonen. Er tritt nicht mehr hochmütig oder stolz auf. Daraufhin geht Elija mit ihm zum König und sagt ihm nochmals: „Du wirst sterben.“ Dies erfüllt sich dann auch in Vers 17, wo berichtet wird, dass Ahasja nach dem Wort des Herrn, das Elija geredet hatte, starb.
Diese Geschichte zeigt die Konfrontation zwischen dem wahren Gott und dem Götzendienst. Besonders interessant ist hier Baal-sebub. Dieser Name hat später das Wort Beelzebub geprägt. In Matthäus 12 wird Satan so genannt. In Matthäus 12,24 sagen die Pharisäer: „Dieser treibt die Dämonen nicht aus, es sei denn durch Beelzebub, den Obersten der Dämonen.“
Baalzebub in Ekron war natürlich ein Götzenbild, ein totes Bildnis. Doch hinter diesem Götzenbild verbarg sich Satan. Das wird auch im Neuen Testament klar ausgeführt, zum Beispiel in 1. Korinther 10,19: „Was sage ich nun? Dass das, was einem Götzen geopfert wird, etwas sei, oder dass ein Götzenbild etwas sei? Nein, sondern dass die Nationen das, was sie opfern, den Dämonen opfern und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen.“
Man muss also zwei Aspekte beim Götzendienst beachten: Die Götzenbilder selbst sind nur Materie, normale Atome. Aber hinter diesen Bildern verbergen sich dämonische Mächte, Satan. Das wird hier deutlich entlarvt. Wer sich mit solchen Dingen einlässt, öffnet sich direkt Satan und seinen gefallenen Engeln, den Dämonen.
Darum ist es interessant, dass dieses Götzenbild Baalzebub im Neuen Testament zum Namen für Satan selbst wird. Ahasja hätte sich natürlich gewehrt, wenn man ihm gesagt hätte, er sei ein Satanist. Er hätte gesagt, er habe mit Satan nichts zu tun. Doch die Bibel zeigt uns, dass letztlich alle Religionen, auch wenn sie nicht ausdrücklich von Satan sprechen, außer der Anbetung des Gottes der Bibel, letztlich eine Verehrung Satans und seiner Engel sind – wenn auch unter einer Maske.
Baal-sebub war die Maske Satans. Das ist deutlich und schockierend, aber es ist die Lehre der Bibel. Im Zeitalter der Toleranz ist es schwer vorstellbar, so etwas auszusprechen. Doch schauen wir, wie die Zehn Gebote beginnen: Das erste Gebot lautet: „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Es gibt keine Toleranz für andere Götter.
Das zweite Gebot verbietet Bilder und Götzenbilder. Es verurteilt somit alles, was mit Gegenstandsverehrung oder der Anbetung der Materie und der Schöpfung zu tun hat. Dahinter verbirgt sich Beelzebub, der Oberste der Dämonen.
Elijas Abschied und Elisas Dienstbeginn
Im Kapitel 2 wird das Ende des Dienstes von Elija beschrieben. Er unternimmt zusammen mit Elisa eine Wanderung über verschiedene Stationen. Dabei ziehen sie durch Gilgal, Betel und Jericho. Diese Orte hatten in der Geschichte Israels eine besondere Bedeutung.
Gilgal war die erste Station der Israeliten nach dem Durchzug durch den Jordan. Dort erfüllten sich die Verheißungen Gottes, dieses Volk aus Ägypten ins verheißene Land zu führen. Betel war der besondere Ort, an dem Gott Jakob erschienen war und ihm verheißen hatte: „Deine Nachkommenschaft werde ich dieses Land geben.“ Betel befindet sich übrigens im heutigen Westjordanland. Dann gibt es Jericho, die erste Stadt, in der Gott Israel im verheißenden Land den Sieg schenkte.
Doch gerade diese Zentren, die einerseits von der Treue Gottes gegenüber Israel zeugen, wurden zu Orten der Gottlosigkeit und der Untreue Gott gegenüber. Gilgal wurde zu einem Ort des Götzendienstes. Das wird erwähnt in Hosea 4,4. Schauen wir kurz in Hosea 4,15: „Wenn du hurst, Israel, so verschulde sich nicht Juda, und kommt nicht nach Gilgal, und zieht nicht hinauf nach Bet-Awen, und schwört nicht.“ In Vers 17 heißt es: „Ephraim ist mit Götzen verbündet.“ Gilgal wird also speziell erwähnt. Bet-Awen ist eine Umbenennung des Propheten; Betel heißt „Haus Gottes“, doch Jerobeam hat dort ein Götzenbild, ein goldenes Kalb, aufgestellt und den Ort Bet-Awen genannt, was „Haus der Verschuldung“ bedeutet. Das ist ein poetischer Name für Betel. Gilgal und Betel werden hier als Stätten der Hurerei und des Götzendienstes genannt.
Die Stadt Jericho sollte eigentlich nicht mehr aufgebaut werden – und zwar auf ewig. Joshua hat die Stadt in Josua 6 verflucht. In 1. Könige 16,34 lesen wir jedoch, dass später jemand frech diese Stadt wieder aufgebaut hat, trotz Gottes Plan. Auch dies ist ein Zeichen von Rebellion.
So ziehen Elija und Elisa durch diese Orte, die zeigen, wie Israel alles, was Gott gegeben hat, ins Gegenteil verdreht hat. Anschließend überqueren sie gemeinsam den Jordan. In Kapitel 2, Vers 8 finden wir das siebte Wunder von Elija. Er nahm seinen Mantel, wickelte ihn zusammen und schlug damit auf das Wasser. Das Wasser teilte sich, und sie gingen beide auf trockenem Boden hindurch.
Dies ist genau das Gegenteil vom Einzug Israels ins verheißene Land im Buch Josua. Dort gingen sie ins Land hinein, hier gehen sie hinaus. Symbolisch zeigt das, dass Israel durch seine Untreue die Rückkehr ins Ausland, nach Osten, verdient hat. Das zweite Buch der Könige endet ja mit der Deportation der Juden nach Babylon. Wer an der Treue Gottes nicht festhält, muss also wieder ins Exil.
Danach folgt die Entrückung Elias. In einem Wagen mit feurigen Rossen wird er in den Himmel geführt. Interessant ist, dass dies genau der Ort ist, an dem Mose seine letzten Abschiedsreden gehalten hatte, bevor Israel ins Land ging. Diese Reden sind im fünften Buch Mose aufgeschrieben.
Mose warnt in Kapitel 28, dass Gott sein Volk wegführen wird, wenn es ihm untreu wird. Wir haben das heute Morgen gelesen. In 5. Mose 28,64 heißt es: „Und wenn ihr dem Herrn untreu seid, wird er euch zerstreuen unter alle Völker.“ Dort wird Elia entrückt, an dem Ort, an dem Mose starb.
Bemerkenswert ist, dass später, wenn der Messias auf dem Berg der Verklärung erscheint, Mose und Elija dabei sind. Mose ist der Vertreter der Tora, des Gesetzes, und Elija der Vertreter der Propheten, also des weiteren Teils des Alten Testaments. Beide sind an diesem Ort jenseits des Jordans aus der Welt geschieden – der eine entrückt, der andere gestorben.
Elisa kehrt daraufhin zurück und vollbringt sein erstes Wunder. In Vers 14 nimmt er den Mantel Elijas, der von ihm herabgefallen war, schlägt damit auf das Wasser und fragt: „Wo ist der Herr, der Gott Elijas?“ Auch er teilt das Wasser, und Elisa geht hindurch.
Elisa kehrt also zurück ins verheißene Land. Übrigens spielte der Mantel eine große Rolle. Die Propheten waren an ihren Kleidern zu erkennen. Sie trugen normalerweise Schafsfelle oder Ziegenhaarmäntel. Elija war sofort zu erkennen. In 2. Könige 1,8 wird gesagt: „Es war ein Mann in härenem Gewand und an seinen Lenden gegürtet mit einem ledernen Gürtel.“ Man sprach: „Es ist Elija, der Tisbitter.“ Das ist ein Prophetenmantel.
Jetzt versteht man auch besser, warum Jesus in der Bergpredigt in Matthäus 7 sagt: „Hütet euch vor den Wölfen in Schafspelzen.“ Diese Verführer treten auf, als wären sie Propheten Gottes, doch in Wirklichkeit zerstören und zerstreuen sie das Volk Gottes. Falsche Propheten spalten die Gläubigen.
Der dazugehörige Vers ist Matthäus 7,15-20, besonders Vers 16: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Noch eine passende Stelle in Verbindung mit den Prophetenkleidern findet sich in Hebräer 11. Dort wird über die Glaubenshelden gesagt, dass sie gesteinigt, zersägt, versucht wurden, durch das Schwert starben und umhergingen in Schafspelzen und Ziegenfellen. Sie litten Mangel, Drangsal und Ungemach – die Welt war ihrer nicht wert. Sie irrten umher in Wüsten, Gebirgen, Klüften und Höhlen der Erde.
Diese Beschreibung passt zu den Propheten in ihren typischen Kleidern. Übrigens sind die heutigen Schafe nicht genau die gleichen wie zur Zeit der Bibel. Wenn man heute in eine Schafherde hineinspringt, ziehen sie zusammen. Ich habe jedoch einmal eine Schafart in Deutschland gesehen, die den biblischen Schafen näher verwandt ist. Dort ist es typisch, dass die Schafe auseinandergehen, wenn sie angegriffen werden. Die biblischen Schafe gehen auseinander, wenn der Wolf kommt.
Das ist also die Bedeutung des Prophetenmantels. Elisa wird der Nachfolger Elijas und geht zurück durch den Jordan ins verheißene Land.
Unterschiedliche Schwerpunkte von Elija und Elisa
Es ist wichtig, Elija und Elisa miteinander zu vergleichen. Die meisten Taten, die Elija vollbracht hat, sind Taten, die das Gericht Gottes verkünden. Dagegen sind die meisten Taten und Wunder, die Elisa vollbracht hat, Zeichen der Gnade Gottes.
Elija betont also eher das Gericht und die Gerechtigkeit, während Elisa mehr die Liebe und Gnade Gottes hervorhebt. Der Prophet der Gnade kehrt zurück ins verheißene Land. Die Gnadenbotschaft der Propheten lautete: Israel wird das Land verlieren. Gleichzeitig war die Gnadenbotschaft aber auch immer die Zusage, dass Gott das Volk schließlich wieder ins verheißene Land zurückführen wird.
Dies geschieht nicht, weil das Volk es verdient hat, sondern weil Gott es Abraham aus reiner Gnade versprochen hat. Unter diesem Gesichtspunkt muss man die Rückführung der Juden in unserer Zeit verstehen. Sie hat nichts mit Verdienst zu tun, sondern ist ein Ausdruck von Gottes Gnade, der das Volk zurück ins verheißene Land bringt.
Besonders Elisa spricht von dieser Gnade. Sein Name bedeutet „Mein Gott ist Rettung“. In der Bibel vollbringt Elisa etwa die doppelte Anzahl von Wundern im Vergleich zu Elija. Dies kann man in Verbindung bringen mit 2. Könige 2,9: „Und es geschah, als sie hinübergegangen waren, da sprach Elija zu Elisa: Begehre, was ich dir tun soll, ehe ich von dir weggenommen werde. Und Elisa sprach: So möge mir doch ein zwiefaches Teil von deinem Geist werden.“
Elisa vollbringt tatsächlich etwa vierzehn Wunder, während Elija ungefähr sieben Wunder vollbringt. Wie genau man die Wunder zählt, kann variieren, doch die Größenordnung zeigt deutlich das Doppelte.
Wundertaten und ihre Bedeutung
Das zweite Wunder, Kapitel 2, Vers 19
Die Männer der Stadt sprachen zu Elisa: „Sieh doch, die Lage der Stadt ist gut, wie mein Herr sieht, aber das Wasser ist schlecht, und das Land ist unfruchtbar.“ Da sprach er: „Holt mir eine neue Schale und tut Salz hinein.“ Sie holten sie ihm, und er ging hinaus zur Quelle des Wassers, warf das Salz hinein und sprach: „So spricht der Herr: Ich habe dieses Wasser gesund gemacht. Es wird weder Tod noch Unfruchtbarkeit daraus entstehen.“
Und das Wasser wurde gesund bis auf diesen Tag, nach dem Wort, das Elisa geredet hatte. Eigenartig, oder, was da geschieht?
Aber bei all den Wundertaten dürfen wir nicht vergessen, dass der Ausdruck „Zeichen und Wunder“ im Hebräischen „Ot und Moffet“ bedeutet und auch „Warnung“ und „Vorbild“. Das heißt, jede Wundertat weist auf etwas hin und hat somit eine typologische, vorbildliche Bedeutung.
Das sehen wir auch bei den Wundern des Herrn Jesus: Wenn er Brot vermehrt hat, dann bedeutet das: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Wenn er einen Blindgeborenen geheilt hat, dann bedeutet das: „Ich bin das Licht der Welt.“ Wenn er Lazarus auferweckt hat, dann bedeutet das: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“
Aber das Wunder war immer nur etwas Begrenztes und wies auf etwas hin, das Gott in späterer Zeit vollständig tun sollte. Es ist nicht so, dass es seit der Brotvermehrung keine Hungersnot mehr gäbe. Gerade in der Endzeit soll der Hunger ein besonderes Problem werden (Matthäus 24). Aber es zeigt, dass der Herr Jesus den geistlichen Hunger stillen kann. Im tausendjährigen Reich wird er auch das Problem des Welthungers lösen.
Oder der Blindgeborene: Das bedeutet nicht, dass seitdem niemand mehr blind sein muss. Aber es bedeutet, der Herr Jesus bringt sein Licht in die geistige Finsternis hinein. Zweitens wird es im tausendjährigen Reich effektiv keine Blinden mehr geben. „Alle Blinden werden sehen“, so steht es in Jesaja.
Oder die Auferstehung: Das bedeutet nicht, dass seit Lazarus ein Christ nicht mehr sterben wird, weil die Folgen der Sünde aufgehoben wären. Aber es bedeutet, die Auferstehung kommt. Alle Erlösten werden auferstehen.
So hat jedes Wunder auch eine symbolische Bedeutung. Hier geht es also um todbringendes Wasser, das Wasser des Lebens, das gesund gemacht wird. Dazu braucht es eine neue Schale und Salz.
In der Bibel wird an verschiedenen Stellen der menschliche Körper mit einem Gefäß oder eben auch mit einer Schale verglichen. Aber es ist eine neue Schale. Salz ist in der Bibel immer wieder das Bild vom Tod. Salz tötet ja auch Bakterien. Und das Tote Meer ist tot, weil es so viel Salz enthält.
Also: eine neue Schale und Salz – das Symbol des Todes. Diese neue Schale steht für den Menschen Jesus Christus, und das Salz für seinen Tod. Das löst das Problem des toten Wassers, das gesund wird.
Menschen können so viel Literatur lesen, und es bringt alles nur Verderben. Aber wenn man in Verbindung kommt mit Jesus Christus und seinem Tod, dann lernt man das Wasser des Lebens kennen.
Gut, wir gehen weiter.
Am Ende von Kapitel 2 wird Elisa von kleinen Jungen verspottet, und dann kommen Bären und töten sie. Das ist eines der wenigen Ereignisse im Leben von Elisa, das von Gericht spricht. Es zeigt, dass auch Kinder eine Verantwortung haben, wenn sie lästern.
Ja, es gibt Kinder, die über den Propheten Elisa lästern. In Vers 23 heißt es: „Und er ging von dannen hinauf nach Bethel. Als er auf dem Weg hinaufging, kamen kleine Knaben aus der Stadt heraus und verspotteten ihn. Sie sprachen zu ihm: ‚Komm herauf, Karlkopf, komm herauf, Karlkopf!‘“
Er wandte sich um, sah sie an und fluchte ihnen im Namen des Herrn. Da kamen zwei Bären aus dem Wald und zerrissen von ihnen zweiundvierzig Kinder.
Das „Komm herauf“ kann man übrigens auch mit „Steige hinauf“ übersetzen und ist wahrscheinlich eine Anspielung auf die Entrückung von Elia. Die Kinder machen sich also lustig über eine solche Entrückung im Spott.
Das zeigt, dass Gott auch Kinder ernst nimmt, wenn sie über göttliche Dinge lästern. Diese Geschichte kann Kindern wirklich zeigen, wie ernst in den Augen Gottes das Lästern über göttliche Dinge ist.
König Joram und der Krieg gegen Moab
Wir kommen nun zu Kapitel drei. Es geht um Joram, der König von Israel in Samaria wurde. Auch er tut, was böse ist in den Augen des Herrn.
Joram verbündet sich mit dem gläubigen König Josaphat im Süden und zieht gegen Moab, das Gebiet in Mitteljordanien, los. Moab hatte sich in dieser Zeit von Israel abgewandt und wollte keine Steuern mehr zahlen, wie wir bereits im ersten Vers des Buches gelesen haben. Joram wollte Moab wieder unterwerfen und nahm die Verstärkung von Josaphat mit.
Gott half dieser Koalition gegen die Moabiter, aber nur wegen des gläubigen Josaphat. Ich lese Vers 13: Elisa sprach zu dem König von Israel: "Was haben wir miteinander zu schaffen? Geh zu den Propheten deines Vaters und zu den Propheten deiner Mutter!" Der König von Israel antwortete: "Nein, denn der Herr hat diese drei Könige gerufen, um sie in die Hand Moabs zu geben." Darauf sagte Elisa: "So wahr der Herr lebt, vor dessen Angesicht ich stehe, wenn ich nicht auf die Person Josaphats, des Königs von Juda, Rücksicht nehme, so würde ich dich nicht ansehen."
Gott gab Israel zusammen mit Juda den Sieg über die Moabiter. Wir sehen also, dass Gott Israel Gnade schenkt in Verbindung mit dem Propheten Elisa, aber nur, weil bei Josaphat noch etwas Gutes zu finden war.
Nun kommen wir zu Kapitel vier. Vielleicht möchte ich aber noch eine archäologische Ergänzung zu Kapitel drei machen. Dort geht es um den König Mesa von Moab, Vers 4. Mesa war ein Herdenbesitzer und Herrscher. Von ihm wurde eine riesige Inschrift aus dem achten Jahrhundert gefunden, in der er Ahab und Israel erwähnt. So haben wir ein außerbiblisches Zeugnis aus dieser Zeit, das die Situation und den Konflikt zwischen Israel und Moab aus heidnischer Sicht beleuchtet.
Dieser sogenannte schwarze Mesa-Stein ist heute im Louvre in Paris, Frankreich, zu sehen. Das Original kann dort besichtigt und fotografiert werden. Er steht in besonderer Verbindung zu 2. Könige 3.
Zwischendurch gebe ich prophetische und archäologische Streiflichter, um zu zeigen, dass es sich nicht um bloße Geschichten handelt. Wenn wir etwas ausgraben, sehen wir als Stichprobenkontrolle, dass all diese Ereignisse historisch wirklich stattgefunden haben.
Wundertaten Elisa – Öl, Kind, Tod im Topf und Brotvermehrung
Kapitel vier
Eine Frau aus den Frauen der Söhne der Propheten schrie zu Elisa und sprach: „Dein Knecht, mein Mann, ist gestorben, und du weißt ja, dass dein Knecht den Herrn fürchtete.“ Sie hatte große finanzielle Probleme. Elisa wirkte daraufhin das berühmte Ölwunder, sodass sie in einem Krug so viel Öl nehmen konnte, wie sie brauchte, um alle ihre Schulden zu bezahlen. Das ist in den Versen 1 bis 7 beschrieben.
Nun können wir uns fragen: Was bedeutet das?
In den Versen 8 und folgenden geht es um die reiche Frau in Sunem, die Sunamitin. Sie bekommt ein Kind, obwohl sie vorher keines bekommen konnte – ein Wunder Gottes. Sie wird schwanger und freut sich darüber, wie Gott Großes gewirkt hat. Doch dann stirbt das Kind. Elisa erweckt das Kind wieder zum Leben. Hier haben wir alttestamentlich eine Totenauferstehung. Es gibt nur drei Totenauferstehungen im Alten Testament, und das ist ein Beispiel dafür. Auf die Bedeutung gehe ich noch nicht ein.
Ein weiteres Wunder wird ab Vers 38 beschrieben: Elisa kehrte nach Gilgal zurück, und es herrschte Hungersnot im Land. Die Söhne der Propheten saßen vor ihm. Er sprach zu seinem Knaben: „Setze den großen Topf auf und koche ein Gericht für die Söhne der Propheten.“ Einer ging auf das Feld hinaus, um Kräuter zu sammeln, und fand eine wilde Rebe mit wilden Kolloquinten. Er füllte sein Kleid damit. Da kam er zurück und schnitt die Früchte in den Kochtopf, denn sie kannten sie nicht. Sie schütteten das Gericht aus und gaben es den Männern zu essen. Als sie davon aßen, schrien sie: „Der Tod ist im Topf, Mann Gottes!“ Sie konnten das Essen nicht zu sich nehmen.
Elisa sagte zu ihnen: „Holt Mehl her!“ Er warf es in den Topf und sprach: „Schüttet es aus für die Leute, dass sie essen.“ Danach war nichts Schlimmes mehr im Topf.
Das letzte Wunder ist die Brotvermehrung in den Versen 42 bis 44.
Es ist erstaunlich, wie viele dieser Wunder Anklänge an Wunder haben, die später der Messias tun sollte. Die Totenauferweckung finden wir mehrmals im Leben Jesu: Erweckung der zwölfjährigen Tochter des Synagogenvorstehers Jairus, des Jünglings von Nain und Lazarus.
Auch die Brotvermehrung erinnert an den Herrn Jesus, der dieses Wunder zweimal vollbrachte – für die Viertausend und für die Fünftausend.
Das Wunder mit dem Öl zeigt ebenfalls einen Bezug. In der Bibel ist Öl immer wieder ein Bild des Heiligen Geistes. Durch das Kommen Jesu wurde es möglich, dass Gott den Heiligen Geist an Pfingsten ausgoss. Gott hat den Heiligen Geist so ausgegossen, dass wir nicht später wieder um ihn bitten müssen. Er ist da und steht die ganze Zeit zur Verfügung, wie wir ihn brauchen, bis zur Entrückung. Das Öl geht nicht aus, solange es notwendig ist. Das entspricht dem Ölwunder.
Die Auferstehung weist darauf hin, dass Jesus den Tod überwinden sollte, um die Auferstehung und das Leben zu sein. Dazu lese ich aus Johannes 11, Vers 25:
Jesus sprach zu ihr: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit. Glaubst du das?“
Sie antwortete: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll.“
Eine Feinheit dabei ist: „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ Das gilt für alle Gläubigen, die sterben – sie wissen, sie werden auferstehen. Aber es gibt nur eine bestimmte Gruppe.
Dann kommt die zweite Gruppe: „Und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit.“ Das bezieht sich auf die Generation der Entrückung. Jeder, der lebt und nicht stirbt, wird ewig leben. Es wird eine Generation geben, die gar nicht durch den Tod geht. Das dokumentiert den Sieg Jesu am Kreuz über die Macht des Todes noch deutlicher. Eine ganze Generation von Gläubigen wird nie sterben, sondern entrückt werden.
Darum sagt Jesus: Ich bin die Auferstehung für die, die gestorben sind, und das Leben für die, die nie sterben werden.
Der Sieg über den Tod wird so dokumentiert. Alttestamentlich wollte Gott Israel durch Elisa bereits einen Vorgeschmack darauf geben, wie Gott das Problem des Todes endgültig besiegen wird. Aber das alles ist zukünftig.
Es gibt Menschen, die ungeduldig sind und alle Resultate von Golgatha sofort erwarten. Nein, das sind nur Zeichen für eine künftige Zeit. Doch es wird kommen.
Darum werden in Hebräer 6 die Zeichen und Wunder des Neuen Testaments als Zeichen des zukünftigen Zeitalters genannt. Sie geben nur einen Vorgeschmack auf etwas, das im kommenden Zeitalter, im tausendjährigen Reich, normal sein wird.
Dann wird es keine Kranken mehr geben, die Menschen müssen im Normalfall nicht mehr sterben und so weiter.
Zeichen und Wunder sind immer nur ein Vorgeschmack.
Prophetensöhne und die Gefahr des Verderbens
Noch zu dieser Geschichte mit der Hungersnot im Land und dem Tod im Topf: Diese Geschichte spielt im Rahmen der Prophetensöhne. Diese Prophetensöhne kommen immer wieder vor. Wer sind sie? Es sind jüngere Leute, die sich von Gott gebrauchen lassen wollten, um Gottes Wort weiterzugeben.
Man kann sich das wie eine Art Bibelschule vorstellen. Die Prophetensöhne wollten von bewährten Propheten wie Elia oder Elisa lernen. Im Rahmen dieser Prophetenschulen wurde das Alte Testament weitergegeben. Sie hatten einen starken Bezug zur Heiligen Schrift. Diese Prophetenschulen waren von großer Bedeutung.
Nun haben wir also diese Bibelschule, und sie essen zusammen. Doch es herrscht Hungersnot. Einer der Bibelschüler geht spazieren und findet plötzlich ein Pflänzchen. Es sind wilde Kolloquinten, die natürlich sehr abführend und sogar tödlich sein können. Trotzdem denkt er, das sei doch ganz toll und könnte in den Kochtopf gebracht werden.
Alle sitzen zusammen, und es entsteht der Tod im Topf. Sie realisieren, dass das nicht geht. So ist es auch manchmal in Gemeinden: Junge Leute gehen umher, sehen, dass es an etwas fehlt, und denken, man könnte etwas Ungewöhnliches oder Unbewährtes als Nahrung nehmen. Dann bringen sie es in die Gemeinde, und plötzlich entsteht der Tod im Topf.
Verderbliche Dinge können so in eine Gemeinde hineinkommen. Doch der Prophet Elisa sagt: Holt Mehl, schüttet Mehl hinein! Danach ist nichts mehr Schlimmes. Das Mehl ist in der Bibel ein Bild für die vollkommene Menschheit Jesu Christi.
Die blutigen Opfer in 3. Mose 1-7 mussten immer von einem Speisopfer aus Feinmehl begleitet werden. In Jesaja 4,2 wird der Herr Jesus „die Frucht der Erde“ genannt, vergleichbar mit dem Weizenkorn in Johannes 12,24.
Dieses gemahlene Korn ist weiß und sauber, ohne Unreinheiten. Das steht für die vollkommene Menschheit des Herrn Jesus. Es ist sehr wichtig, wenn Dinge in eine Gemeinde kommen, die den Tod im Topf bedeuten, dass wir Christus predigen – die Vollkommenheit der Person des Herrn Jesus Christus.
Das kann vieles neutralisieren. Wenn der Blick von allen möglichen oder unmöglichen Dingen auf die Person des Herrn Jesus gerichtet wird und man sich an ihm orientiert, ist das ein Mittel, um den Tod im Topf zu neutralisieren.
Naaman, der Aussätzige
Wir kommen zu Kapitel 5. Es ist die Geschichte von Naaman, dem Heeresobersten der Syrer. Die Syrer führen Krieg gegen Israel, und dabei wird ein kleines Mädchen als Gefangene weggeführt. Dieses Mädchen wird dann Au-pair-Mädchen bei Frau Naaman.
Naaman hatte ein Problem: Er litt an Aussatz. Am Ende von Vers 1 wird deutlich, dass er ein sehr erfolgreicher Mann war, aber dennoch aussätzig. So gibt es auch heute sehr erfolgreiche Menschen, die jedoch an Aussatz leiden. Der Aussatz ist ein Bild für die Sünde. Der biblische Aussatz führt letztlich zum Tod. Der Lohn der Sünde ist der Tod (Römer 6,23).
Aussatz ist eine Krankheit, die zunächst im Inneren beginnt und dann nach außen ausbricht. Sie breitet sich immer weiter aus und ist somit etwas, das sich zerstörerisch im Leben entfaltet. Das Problem des Aussatzes wird ausführlich in 3. Mose 13 und 14 behandelt. Dort werden auch die Diagnosen erklärt, die bei dieser Krankheit gestellt werden müssen.
Naaman ist also aussätzig. Es gibt erfolgreiche Menschen, die diese todbringende Krankheit der Sünde haben. Davon kann sich niemand aus eigener Kraft befreien. Das Au-pair-Mädchen, anstatt zu sagen, es geschieht ihm Recht, sagt zu Frau Naaman: Wenn doch dein Mann nur bei dem Mann Gottes in Israel, bei Elisa, wäre, dann könnte er geheilt werden. Dieses Mädchen hat etwas von der Gnade Gottes mitbekommen. Das war die große Botschaft von Elisa: Gott ist gnädig und wird Israel aus Gnade wieder zurück ins Land führen.
Naaman macht sich daraufhin auf den Weg nach Israel – aber an die falsche Adresse. Er denkt, er müsse zum König gehen. Der König von Israel ist schockiert. Wie sollte er jemanden von Aussatz heilen? In Vers 7 heißt es: Als der König von Israel den Brief gelesen hatte, zerriss er seine Kleider und sprach: „Bin ich Gott, um zu töten und lebendig zu machen, dass dieser zu mir sendet, einen Mann von seinem Aussatz zu heilen?“
Die Heilung des Aussatzes entspricht also der Auferweckung aus dem Tod. So schlimm war diese Krankheit. Auch zur Zeit der Evangelien wurden Aussätzige als lebendige Leichen betrachtet. Die Heilung eines Aussätzigen galt als so schwierig wie die Auferweckung eines Toten. Unter diesem Gesichtspunkt müssen wir die Aussatzheilungen im Neuen Testament sehen – das macht sie noch viel dramatischer.
Der König sagt: „Bin ich Gott, um jemanden von Aussatz zu heilen? Bin ich Gott, um zu töten?“ Damit drückt er aus, dass es nur Gott möglich ist, Menschen zu töten und lebendig zu machen. Ärzte können niemanden lebendig machen, wenn er gestorben ist, aber sie könnten jemanden töten – was sie jedoch nicht dürfen. Selbst diesem gottlosen König in Nordisrael war klar, dass nur Gott dieses Recht hat.
Hier lernen wir einen wichtigen ethischen Grundsatz: In der Schweiz und weltweit werden jedes Jahr Tausende von Kindern durch bestimmte Ärzte getötet – etwa 50 Millionen Abtreibungen jährlich. Wenn Menschen über Leben und Tod entscheiden, nehmen sie sich den Platz Gottes ein. „Bin ich Gott, um zu töten und lebendig zu machen?“
Naaman wird dann indirekt über eine Mittelsmann mit dem Propheten Elisa in Verbindung gebracht. Elisa sagt ihm: „Geh und tauche dich siebenmal im Jordan unter.“ Der Syrer ist entsetzt, weil er überzeugt ist, dass die Flüsse in Syrien besser sind als die in Israel. Nationalismus ist also schon eine sehr alte Erscheinung.
Seine Untergebenen sagen zu ihm: „Wenn der dir jetzt etwas ganz Kompliziertes gesagt hätte, dann hättest du das sofort gemacht. Nur weil es so einfach ist, willst du es nicht tun.“ Das stimmt eigentlich.
In Vers 14 steigt Naaman hinab und taucht sich siebenmal im Jordan unter, nach dem Wort des Mannes Gottes. Dabei wird sein Fleisch wieder wie das eines jungen Knaben, und er ist rein.
Naaman kommt zur Erkenntnis des einen wahren Gottes, des Gottes von Israel. Dieses Kapitel ist sehr eindrücklich, weil es Gottes Gnade zeigt – nicht nur für Israel, das auserwählte Volk, sondern auch für die nichtjüdischen Völker. Dieses Kapitel ist Programm: Auch im Alten Testament ist Gottes Gnade niemals auf ein Volk beschränkt, sondern gilt auch für andere Völker.
Wir finden hier verschiedene Prinzipien: Der Mensch, ein Sünder, möchte gerne etwas Besonderes tun, um geheilt zu werden. Gott sagt aber etwas ganz Einfaches. So ist es auch mit der Bekehrung: Der Mensch muss nicht etwas Großes leisten, sondern sich einfach vor Gott demütigen, seine Schuld eingestehen. Er kann nichts zur Rettung beitragen, aber er muss klar bekennen, dass er den Tod verdient hat.
Der Jordan ist der Todesfluss, denn er fließt ins Tote Meer. Damit ist er das Symbol des Todes par excellence. Siebenmal im Todesfluss unterzutauchen bedeutet: Ich habe den Tod verdient. So kann neues Leben entstehen.
Wenn ein Mensch erkennt, dass er den Tod verdient, aber Jesus Christus den Tod an seiner Stelle erduldet hat, dann kann er neues Leben, ewiges Leben, erhalten und von der Krankheit des Aussatzes rein werden.
Das Wunder des schwimmenden Eisens und Naturgesetze
Wir gehen weiter zu Kapitel sechs. Dort geht es wieder um die Bibelschule, und die Söhne der Propheten sprachen zu Elisa: „Siehe doch, der Ort, wo wir vor dir wohnen, ist uns zu eng. Lass uns doch an den Jordan gehen und von dort an jeder einen Balken holen und uns dort einen Ort herrichten, um da selbst zu wohnen.“
Dort arbeiten sie dann, und es geschieht ein Unglück, Vers vier. Elisa ging mit ihnen, und sie kamen an den Jordan und hieben die Bäume um. Es geschah aber, als einer einen Balken fällte, da fiel das Eisen ins Wasser. Er schrie und sprach: „Ach, mein Herr, und es war entlehnt.“
Der Mann Gottes fragte: „Wohin ist es gefallen?“ Er zeigte ihm die Stelle. Da schnitt Elisa ein Holz ab, warf es hinein und machte das Eisen schwimmen. Er sprach: „Nimm es dir auf.“ Der Mann streckte seine Hand aus und nahm es.
Das ist also ein Wunder, bei dem die Schwerkraft überwunden wird. Für Rationalisten ist das unmöglich. Sie sagen: „Das geht ja gar nicht, Eisen kann nicht schwimmen.“ Aber das Problem ist, dass Rationalisten sich nicht bewusst sind, was eigentlich Naturgesetze sind.
Früher, im alten mechanistischen Weltbild der Physik, hat man gemeint, Naturgesetze seien absolut unabänderliche Dinge im Universum. Das ganze Universum sei wie eine Maschine, und man könne letztlich genau berechnen, wie alles abläuft.
Die moderne Physik hat das völlig auf den Kopf gestellt. Man hat plötzlich gemerkt, dass Naturgesetze nur statistisch beschrieben werden können. Es ist nur eine statistische Beschreibung, dass es so und so kommt.
Zum Beispiel: Wir haben hier ein Kilo radioaktives Material. Vom radioaktiven Material wissen wir genau, wie viel Zeit vergeht, bis nur noch die Hälfte da ist und der Rest zerfallen ist. Das ist die sogenannte Halbwertszeit.
Sagen wir, das wäre eine Phantasiezahl: Dieses radioaktive Material hat eine Halbwertszeit von zehn Jahren. Gut, und jetzt habe ich zuhause ein solches Atom, das ich als Ausstellungsobjekt auf meinen Pult stelle. Was denkt ihr, wann wird dieses Atom zerfallen?
Es könnte sein in zehn Jahren, in elf Jahren oder in hundert Jahren. Das kann man überhaupt nicht sagen. Man kann nur sagen: Wenn ich viele Atome habe, also ein ganzes Kilo, dann ist in zehn Jahren nur noch die Hälfte da.
Aber niemand kann voraussagen, wann genau dieses einzelne Atom zerfällt. Ich gebe dem Atom auf meinem Schreibtisch einen Namen, zum Beispiel Willi. Niemand weiß, wann Willi zerfällt. Man kann das nicht voraussagen.
Nur wenn man viele Atome betrachtet, kann man sagen, dass in zehn Jahren die Hälfte zerfallen ist. Aber vom einzelnen Atom kann man das nicht sagen. Man sieht das Atom nicht an, es passiert einfach so.
Das macht deutlich: Naturgesetze sind einfach eine statistische Feststellung. Wenn man immer wieder misst, kommt am Schluss etwa diese Menge heraus. Aber man kann nicht erklären, warum dieses Atom zerfällt und jenes nicht.
Das hat die ganze Vorstellung revolutioniert. Unser Weltall ist nicht eine Maschine, sondern etwas, bei dem Naturgesetze nur eine Beschreibung sind, wie es üblicherweise geschieht. Aber niemand kann erklären, warum es so ist.
Man hat ja schon längst herausgefunden: Masse zieht Masse an. Die Erde zieht den Mond an, aber der Mond zieht auch die Erde an. Darum gibt es Gezeiten, nur ein bisschen weniger, weil der Mond weniger Masse hat.
Aber jetzt fragen Sie mal einen guten Physiker, sagen wir Kurt Wüttrich: „Warum zieht Masse Masse an?“ Das wissen wir doch nicht. Es ist einfach so. Niemand kann erklären, warum.
Oder fragen Sie Kurt Wüttrich noch etwas: „Was ist ein Elektron?“ Er kann genau sagen, dass es so und so viel Ladung hat und so weiter. Aber was es wirklich ist, das wissen wir nicht.
Kein Mensch weiß es, auch ein Nobelpreisträger nicht. Wir sind in der Wissenschaft so weit gekommen, dass man sagen muss: Das eigentliche Wesen verstehen wir gar nicht. Wir können nur beschreiben, wissen aber nicht einmal, was Materie ist.
Von der Bibel her müssen wir die Naturgesetze so verstehen: Sie sind eine Umschreibung des üblichen Handelns Gottes in der Natur.
Dazu eine Bibelstelle: Kolosser 1, Vers 16-17. Dort wird erklärt, dass Jesus Christus der Schöpfer ist: „Denn durch ihn sind alle Dinge erschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde sind, die Sichtbaren und die Unsichtbaren, seien es Throne, Herrschaften, Fürstentümer oder Gewalten, alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.“
Vers 17 sagt: „Und er ist vor allen, und alle Dinge bestehen zusammen durch ihn“ – oder anders gesagt: Alle Dinge werden durch ihn zusammengehalten.
Jesus Christus ist also der Schöpfer und Erhalter aller Dinge. Man kann genau sagen, welche Kräfte da wirken, die Materie und Atome zu Molekülen zusammenhalten. Aber niemand kann das Wesen effektiv erklären.
Die Bibel erklärt, dass hinter all dem der Sohn Gottes steht. Die ganze Materie wird durch ihn zusammengehalten. Auch dass ich leben und bestehen kann, ist nur möglich, weil der Sohn Gottes mich zusammenhält.
In Hebräer 1, Vers 3 heißt es sogar, dass er alle Dinge durch sein mächtiges Wort trägt. Wenn Jesus Christus aufhören würde, alles zu tragen, würde das ganze Universum explodieren.
Das wird eines Tages so sein, wie es in 2. Petrus 3 beschrieben wird. Dort sagt Petrus, dass die Elemente aufgelöst werden. Die Griechen meinten, Atome seien absolut fest. Petrus schreibt jedoch, dass die Elemente aufgelöst werden.
Der Herr Jesus steckt also dahinter und hält alles zusammen. Man kann sagen, dass die Naturgesetze eine statistische Umschreibung des üblichen Handelns Gottes sind.
Gott ist kein Gott der Unordnung. Er handelt nach einem bestimmten System. Darum kann man nicht denken: „Ich bin Christ, also springe ich zum Fenster raus, und es geschieht nichts.“
Gott handelt üblicherweise auch dann. Darum muss man nicht hinausspringen. Und beim Überqueren der Straße kann ich nicht sagen: „Ich bin ja in der Hand Gottes.“ Nein, Gott handelt üblicherweise.
Aber es gibt Ausnahmen, wie hier im Beispiel mit dem schwimmenden Eisen. Es gibt Ausnahmen, bei denen Petrus auf dem See Genezareth gehen konnte, und auch der Herr Jesus selbst ist auf dem See gegangen.
Wunder sind einfach Ausnahmen vom üblichen Handeln Gottes. Es gibt Leute, die wollen dauernd Wunder, die wollen Chaos, sie wollen, dass Gott nicht mehr handelt, wie er es üblicherweise tut.
Wo kommt das erste Wunder in der Bibel vor? Ich höre es schon. Nein, wirklich das, was man unter Wunder versteht, ist nicht bei Elisa oder Elija das erste.
Das erste Wunder sind die Wunder, die Mose in Ägypten vollbracht hat. Zeichen und Wunder kommen dort zum ersten Mal vor.
Man könnte natürlich sagen, Henoch, die siebte Generation von Adam, wurde entrückt – das ist auch ein Wunder. Aber der Ausdruck „Zeichen und Wunder“ kommt zum ersten Mal beim Auszug aus Ägypten vor.
Es sind bereits Jahrtausende vergangen. Das zeigt uns: Gott handelt nicht üblicherweise mit Zeichen und Wundern, sondern nur an bestimmten Punkten in der Heilsgeschichte.
Lange Zeit passiert nichts, dann plötzlich eine geballte Konzentration von Wundern zur Zeit Mose und in der Wüstenwanderung.
Danach war es nicht mehr normal. Gideon sagt, wie wir im Buch der Richter gesehen haben: „Wo sind die Wunder, die unsere Väter erzählt haben? Uns geht es so schlecht, wo sind die Wunder?“
Dann gibt es wieder eine geballte Situation in der Zeit von Elija und Elisa. Später, wenn wir durch Esra, Nehemia und so weiter gehen, passiert nichts. Es folgen 400 Jahre des Schweigens nach dem letzten Propheten Maleachi.
Dann kommt der verheißene Messias, und wieder gibt es eine Konzentration von Wundern. Der Messias setzt seine Apostel ein, seine Nachfolger, und wir haben auch in der ersten Zeit der Christenheit eine Konzentration von Wundern (Apostelgeschichte).
Danach hört es auf. Im zweiten Jahrhundert kann man das Sprachenreden nicht mehr nachweisen, nur noch ein ekstatisches Reden bei einem Irrlehrer, der im zweiten Jahrhundert mit zwei Frauen umherzog und sagte, dass bald das neue Jerusalem herabkommt.
Dieser Mann redete in Zungen, aber es waren keine richtigen Sprachen, wie in der Bibel beschrieben. Es hört auf. Augustinus schreibt um 400: „Diese Wunder haben wir heute nicht mehr wie zur Zeit der Apostel. Damals waren sie nötig, um das Wort zu bestätigen. Aber jetzt hat die Welt diese Bestätigung, und darum brauchen wir heute diese Wunder nicht mehr.“
Das schrieb ein Kirchenlehrer um 400, der einen geschichtlichen Überblick hatte. Es war offensichtlich nicht mehr normal im zweiten, dritten und vierten Jahrhundert.
Das entspricht dem biblischen Schema: An ganz bestimmten Schlüsselstellen konzentrieren sich Wunder – bei Mose, dem Vertreter des Gesetzes, bei Elija und Elisa, den Vertretern der Propheten.
Das Alte Testament besteht aus Gesetz und Propheten. Dann haben wir den Herrn Jesus Christus, den Messias, und seine Apostel in Verbindung mit der Gabe des Neuen Testaments.
Gott handelt nach einem bestimmten Schema und Plan. Im Tausendjährigen Reich werden alle Blinden gesund, alle Lahmen gesund, alle Stummen gesund, und der Tod ist besiegt.
Elisa als Geheimdienstagent und Gottes Schutzengel
Ja, wir sind von 2. Könige 6 ausgegangen, dem schwimmenden Eisen, und dann haben wir wieder Krieg. Die Syrer kämpfen gegen Israel, und jedes Mal, wenn sie einen Angriffsplan schmieden, merken sie, dass die Israeliten schon alles wissen. Elisa hat dem König prophetisch immer wieder gesagt: „Schau, sie machen dies und das.“ So wird Elisa zum Geheimdienstagenten für die Armee Israels.
Die Syrer vermuteten, dass sie einen Spion unter sich haben. Aber dem war nicht so, sondern der Prophet hat alles aufgedeckt. Er begegnet sogar der syrischen Armee, und Gott verblendet sie. Er führt sie von ihrem Ort weg nach Samaria. Dann öffnet Gott ihnen wieder die Augen. Sie sind in Samaria, und das ist ein großer Schrecken für sie, denn dort ist die Hauptstadt, wo die israelische Armee gut gerüstet ist.
Doch was macht Elisa? Er lässt sie nicht einfach fliehen, sondern veranstaltet eine große Speisung. Die ganze Armee wird genährt, und dann werden sie heim entlassen. Das ist Gottes Gnade gegenüber den Feinden, eine Gnade auch gegenüber Nichtjuden.
In diesem Zusammenhang werden auch die Augen des Dieners von Elisa geöffnet. In 2. Könige 6,17 heißt es: „Elisa betete und sprach: Herr, öffne doch seine Augen, dass er sehe! Da öffnete der Herr die Augen des Knaben, und er sah, und siehe, der Berg war voll feuriger Rosse und Wagen rings um Elisa her.“
Israel war von Feinden bedroht, doch nun sieht der Diener von Elisa, was er normalerweise nicht sehen konnte. Er sieht die Berge rundherum voller Engelmächte. Gott ist der Herr der Heerscharen, der Engelmächte. Diese Engelmächte stehen Israel zur Verfügung, doch normalerweise kann niemand in Israel diese Heere sehen.
Auch heute ist das so: Gott benutzt Engel zu allen Zeiten. In Hebräer 1,14 heißt es: „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um der Willen, welche die Seligkeit ererben sollen?“ Das ist ein normales Prinzip: Gott schickt Engel, um Menschen zu helfen und zu dienen. Ich habe noch nie einen Engel gesehen, aber es ist eine Tatsache, dass Gott sie benutzt und einsetzt, um für uns Dinge zu regeln.
Dass dem Diener von Elisa die Augen geöffnet wurden, war nicht das Normale. Es ist uns aber in der Schrift aufgeschrieben, damit wir uns bewusst werden, dass Gott seine ganze Engelarmee zugunsten seines Volkes einsetzt. Übrigens wird in Daniel 12,1 erklärt, dass der Erzengel Michael ganz speziell für Israel steht und eine besondere Funktion für das Volk Israel hat.
Nach dieser Gnadentat lesen wir in 2. Könige 6,23: „Und die Streifscharen der Syrer kamen hinfort nicht mehr in das Land Israel.“ Es gab eine Zeit der Ruhe. Doch ab Vers 24 beginnt es wieder von Neuem: Ein syrischer Krieg bricht aus, Samaria wird belagert, und es entsteht eine furchtbare Hungersnot.
Die Not wird so schlimm, dass in Samaria Kannibalismus herrscht, ein Kind wird gekocht und gegessen. Wenn Menschen so weit kommen, ist die Lage sehr ernst. Auch hier erweist Gott in Verbindung mit Elisa wieder seine Gnade, und darauf gehen wir nach der Pause ein.
Wir haben jetzt eine halbe Stunde Pause bis vier Uhr. Wir sind bei dieser schrecklichen Hungersnot in der Hauptstadt des Nordreiches stehen geblieben. Auch dort zeigt sich wieder Gottes Gnade trotz allem.
Der Prophet Elisa kündigt an: So spricht der Herr, morgen um diese Zeit wird ein Maß Weinmehl einen Schekel gelten. Das heißt, die Hungersnot wird vorbei sein. Plötzlich werden die Preise wieder sinken. Ein Oberster aus der Armee Israels sagt: „Wie soll das geschehen?“ Elisa antwortet ihm: „Du wirst es sehen, aber du wirst es selbst nicht genießen, du wirst nicht davon essen.“
Dann geschieht es, dass Gott der syrischen Armee einen Lärm hören lässt, der sie in die Flucht treibt. In 2. Könige 7,6 heißt es: „Denn der Herr hatte das Heerlager der Syrer ein Getöse von Wagen und ein Getöse von Rossen hören lassen, das Getöse einer großen Heeresmacht. Und dann sind sie geflohen.“
Das sind natürlich wieder diese Engelmächte, von denen wir schon in Kapitel 6 erfahren haben. Dieser Lärm schlägt die Syrer in die Flucht. Interessanterweise gibt es auch Berichte aus dem Sechstagekrieg, in denen unerklärliche Ereignisse Truppenkontingente zur Flucht zwangen. Das ist durchaus möglich und denkbar und passt genau in diese Linie.
In der Folge begegnen wir vier aussätzigen Männern. Nach dem Gesetz Mose (3. Mose 13) durften sie nicht in eine ummauerte Stadt gehen. Sie mussten außerhalb leben. Diese vier sagen sich: „Jetzt versuchen wir, zu den Syrern überzulaufen. Es schadet nichts, wir sind sowieso am Ende.“
Sie gehen in das syrische Heerlager und sehen, dass die Syrer geflohen sind. Sie bedienen sich dort. Dann kommt ein großartiger Ausspruch in 2. Könige 7,9: „Da fragen sie einander: Tun wir nicht recht? Dieser Tag ist ein Tag guter Botschaft. Schweigen wir aber und warten, bis der Morgen hell wird, so wird uns Schuld treffen.“
Sie gehen und erzählen in Samaria, was geschehen ist, und die Hungersnot endet. Man kann das sehr schön übertragen: Die Aussätzigen erkennen die Befreiung Gottes und sagen sich, das ist ein Tag guter Botschaft. Das müssen wir den anderen auch sagen, sonst trifft uns Schuld.
Im Blick auf die Evangeliumsverbreitung ist das ein herrlicher Vers: „Dies ist ein Tag guter Botschaft. Schweigen wir aber und warten, bis der Morgen hell wird, so wird uns Schuld treffen.“ Tatsächlich erfüllt sich die Prophetie von Elisa.
Doch es gibt einen solchen Volksauflauf, dass dieser hohe Offizier versehentlich von der Volksmenge zertreten wird – so, wie der Mann Gottes es vorhergesagt hatte. Daraus wird deutlich, wie schwerwiegend Gott den Unglauben gegenüber dem biblischen, prophetischen Wort einschätzt. Gott verlangt vom Menschen den Glauben an sein prophetisches Wort.
Hasael und das Gericht über Israel
Nun wenden wir uns Kapitel 8 zu. Elisa geht nach Damaskus, den Syrern zu. In Vers 7 gibt er Hasael eine Prophetie. Er sagt ihm voraus, dass er König werden wird und Israel großes Leid zufügen wird.
Lesen wir Vers 10: Elisa sprach zu ihm: „Gehe hin, sprich zu ihm, du wirst gewisslich genesen. Aber der Herr hat mir gezeigt, dass er sterben wird.“
Elisa stellte sein Gesicht fest und sah Hasael an, bis dieser sich schämte. Der Mann Gottes weinte. Hasael fragte: „Warum weint mein Herr?“ Elisa antwortete: „Weil ich weiß, was du den Kindern Israel antun wirst. Du wirst ihre festen Städte in Brand stecken, ihre Jünglinge mit dem Schwert töten, ihre Kinder zerschmettern und ihre Schwangeren aufschlitzen.“
Da sagte Hasael: „Was ist ein Knecht, ein Hund, dass er solch große Dinge tun sollte?“ Elisa erwiderte: „Der Herr hat mir gezeigt, dass du König über Syrien sein wirst.“
Tatsächlich begeht Hasael später einen Königsmord, wird selbst König von Syrien und wird ein schlimmer Feind Israels.
Bereits Elija hatte den Auftrag erhalten, Hasael zum syrischen König zu salben. Das war am Ende von 1. Könige 19. Doch Elija übergab diesen Auftrag an Elisa. Nun erhält Hasael von Elisa den Auftrag, König von Syrien zu werden und damit auch ein großer Feind Israels.
Elija und Elisa weinen, weil für sie klar ist: Es ist ein Gericht Gottes über Israel, das immer noch nicht vom Götzendienst umkehrt. Gott benutzt die Syrer, um Israel zu züchtigen.
Elisa muss diese Botschaft überbringen, doch es ist keine erfreuliche Nachricht. Er selbst weint dabei. Er weiß, dass Hasael schreckliche Dinge tun wird, Kriegsverbrechen begehen wird. Doch Gott verwendet dies als Gericht über Israel.
Jehu – der von Gott eingesetzte König
Und dann gehen wir weiter in Kapitel 9. Dort wird Jehu auf Befehl des Herrn zum König über das Nordreich gesalbt. Das ist etwas ganz Ungewöhnliches. Kein einziger König im Nordreich wurde durch Gott mit Salbung eingesetzt. Jehu ist der aller einzige.
Er sollte eine ganz wichtige Rolle erfüllen. Er hatte den Auftrag, die Dynastie von Ahab, dieser schlimmsten götzendienerischen Familie, auszurotten. In den folgenden Kapiteln neun und zehn wird ausführlich beschrieben, wie Jehu mit dieser Dynastie von Ahab ein Ende macht. Elija hatte das schon früher vorausgesagt: Diese schlimme Familie, die ganz Israel so verführt hatte, wird ausgerottet.
Aber Jehu geht in seinem Eifer über das Maß hinaus. Er tötet auch Leute, die er nicht hätte töten sollen. In Hosea 1,4 kündigt Gott deshalb das Gericht über Jehu an. Das ist ein wichtiger Aspekt: Gott kann eine Armee benutzen, um ein Gericht auszuüben. Aber wenn diese Armee über das Maß hinausgeht, wird sie für dieses Unrecht von Gott bestraft und zur Rechenschaft gezogen.
In Hosea 1,4 spricht der Herr über die Schuld Israels und sagt, dass er diese Blutschuld Israels an dem Haus Jehus heimsuchen wird. Außerdem wird er dem Königtum des Hauses Israel ein Ende machen. Jehu hat also eine neue Dynastie gegründet, aber diese sollte selbst wieder unter Gottes Gericht kommen.
Das zeigt: Wenn eine Armee einen Gerichtsauftrag erfüllt, hat sie nicht freie Hand, zu tun, was ihr gefällt.
Übrigens, als archäologisches Streiflicht: Man hat einen schwarzen Obelisken gefunden, der vom assyrischen König Salmanesser III. stammt. Darauf ist Jehu abgebildet, wie er sich vor dem König von Assyrien verbeugt. Wir haben zwar kein Foto von Jehu, aber wenigstens eine Darstellung auf einem Stein, auf einem Obelisken aus dieser Zeit. Es ist schon interessant, wie wir immer mehr Dokumentationen aus dieser Zeit finden.
Auch vorher hatten wir in der Geschichte zwei Könige, die Joram hießen – Joram im Norden und Joram im Süden. Bibelkritiker hatten gesagt, es sei historisch nicht möglich, dass zwei Könige im Norden und Süden genau gleich heißen. Vor ein paar Jahren wurde jedoch die Beit-David-Inschrift bei Dan entdeckt. Dort wird tatsächlich über den syrischen König gesprochen, den wir auch in den Königsbüchern finden, sowie über König Joram von Israel und König Joram von Juda.
Von König Joram von Juda wird gesagt, dass er aus dem Beit David stammt, also aus dem Haus Davids. Die Dynastie Davids wird namentlich auf diesem Stein erwähnt. Das Original ist schön ausgestellt im Israelmuseum in Jerusalem.
So viel zur Archäologie.
Atalia und die Rettung der messianischen Linie
Und wir kommen nun zu Kapitel 11, Vers 1:
Als Atalia, die Mutter Ahasjas, sah, dass ihr Sohn tot war, machte sie sich auf und brachte alle königlichen Nachkommen um. Ahasja war ein Nachkomme von Ahab. Die beiden Königshäuser, das im Norden unter Ahab und das im Süden, hatten sich durch Heirat verbunden. Über seine Mutter war Ahasja somit ein Nachkomme Ahabs.
Atalia konnte jedoch überleben. Diese götzendienerische und böse Frau machte sich selbst zur Königin im Südreich und ließ alle aus der jüdischen Königslinie töten. Der königliche Same wurde ausgelöscht.
Das ist etwas sehr Schwerwiegendes, denn Gott hatte David vorausgesagt, dass seine Nachkommenschaft ein ewiges Königtum haben werde. Das bedeutet, der Messias wird aus dieser Königslinie stammen und am Ende ein ewiges Reich besitzen. Nun versucht Atalia, diese ganze Königslinie, die messianische Königslinie, auszurotten.
Man erkennt, welcher Geist dahintersteckt. Es ist derselbe Geist, der den Pharao in Ägypten dazu brachte, alle männlichen Kinder Israels umzubringen (2. Mose 1). Es ist auch derselbe Geist, der Haman dazu führte, alle Juden im gesamten persischen Reich töten zu wollen – das Reich erstreckte sich von Ägypten bis nach Indien. Wenn dieses Volk ausgerottet wäre, könnte der Messias nicht kommen.
Ebenso ist es der Geist, der Herodes antrieb, alle Kinder in Bethlehem und Umgebung umzubringen, um den Messias zu eliminieren. Das ist eine sehr schwerwiegende Geschichte.
In diesem Kapitel wird deutlich, dass ein Junge, Joas, gerettet werden konnte. Nach sechs Jahren Herrschaft unter der grausamen Atalia wurde Joas zum König ausgerufen, und Atalia wurde gestürzt. Die Linie geht über Joas weiter – das ist die messianische Königslinie.
Diese Linie reicht bis zu Josef. Matthäus 1 beschreibt die Königslinie von David über Salomo und alle jüdischen Könige bis zu Josef, dem Mann Marias. Durch die Heirat von Josef und Maria erhielt Jesus juristischen Anspruch auf diese messianische Königslinie und konnte so König auf dem Thron Davids sein.
Es gibt einen besonderen Grund, warum dies über Josef laufen musste. Der Messias muss ein biologischer Nachkomme Davids sein, so steht es im Psalm 132. Gott sagt zu David: „Von der Frucht deiner Lenden will ich dich auf den Thron setzen.“ Maria, die ebenfalls von David abstammt, allerdings nicht über die Königslinie, sondern über eine Nebenlinie eines Bruders Salomos, Nathan, ist biologisch eine Nachkommin Davids.
Jesus wurde durch Maria geboren und ist somit ein Same, ein Nachkomme Davids im biologischen Sinn. Josef hingegen stammt aus der Königslinie. Der letzte Mann in dieser Linie war Jechonia, ein so schlechter König, dass Gott zu ihm sagte: „In deinem Jahr 22 wird von dir niemals ein Same den Königsthron besteigen.“
Hier entstand das Problem: Wie kann der Messias Anspruch auf die Königslinie haben, wenn diese Linie verflucht ist? Gott löste dieses Problem folgendermaßen: Maria und Josef verliebten sich und waren überzeugt, zusammengehören zu wollen. Sie wussten jedoch noch nichts von all den göttlichen Plänen. Diese Fügung Gottes wird oft erst im Nachhinein richtig deutlich.
Da Josef juristisch der Vater Jesu wurde, hat Jesus Anspruch auf die Königslinie. Er ist jedoch kein Same Jechonias, sonst hätte er kein Recht auf den Thron, denn keiner aus dessen Samen wird darauf sitzen. Trotzdem kann Jesus König sein, weil er ein Same Davids ist – aus dem Samen Davids.
Diese Regelung war notwendig. Die Jungfrauengeburt war neben anderen Gründen absolut notwendig, um dieses messianisch-königliche Problem überhaupt zu lösen.
Joas und die Erneuerung des Tempels
Ja, wir sehen also diese Dimensionen in 2. Könige 12. Joas wird König und fühlt sich sehr wohl unter der Leitung des Hohenpriesters Jojada. Es gibt eine Erneuerung: Der Tempel in Jerusalem wird renoviert, und Joas ist wirklich ein guter Mann, solange Jojada ihn führt.
Als Jojada stirbt, ändert sich alles. Joas ist ein Prototyp für jemanden, dessen Glaube immer von einer Person abhängig ist. Das mahnt uns: Es ist schön und gut, wenn uns andere im Glauben helfen, uns unterstützen und mit uns eine Wegstrecke gehen. Aber wir müssen auf eigene Beine kommen. Es ist ganz wichtig, dass unser Glaube nicht von einer anderen Person abhängig ist. Wenn so eine Person stirbt oder nicht mehr da ist, muss unser Glaubensleben weitergehen.
Hier haben wir ein warnendes Beispiel in Joas. Es entsteht erneut ein Konflikt mit Syrien, und Joas ist bereit, die Tempelschätze herauszugeben, um die Syrer zu besänftigen. Schließlich wird Joas ermordet. Wir dürfen das Glaubensgut nicht preisgeben. Wenn wir in Schwierigkeiten kommen, sind wir vielleicht bereit, gewisse Dinge aufzugeben, aber das Glaubensgut, das wir in der Bibel empfangen haben, müssen wir festhalten.
So steht es auch im Judasbrief. Dieser Brief ist geschrieben, damit wir für den ein für allemal überlieferten heiligen Glauben kämpfen. Dabei bedeutet das nicht, dass der Glaube immer wieder neu offenbart wird oder dass immer wieder Propheten kommen, die uns Neues bringen. Für den ein für allemal überlieferten heiligen Glauben müssen wir kämpfen.
Diese Tempelschätze dürfen wir nicht einfach abgeben.
Joachas und die Gnade Gottes
Kapitel 13 spricht über den König im Nordreich, Joachas, der in der Not plötzlich beten lernt. In 13,4 heißt es: „Und Joachas flehte den Herrn an, und der Herr hörte auf ihn, denn er sah den Druck Israels, denn der König von Syrien drückte sie, und der Herr gab Israel einen Retter.“
Das ist ein Beispiel von jemandem, der zunächst nichts von Gott wissen will. Wenn es dann schwierig wird, lernt er plötzlich beten. Es gibt keine Verheißung, dass Gott in diesem Fall hört, und doch hat Gott trotzdem gehört. Das zeigt die souveräne Gnade Gottes, die so mächtig ist, dass sie auch in Situationen antwortet, in denen man es gar nicht erwarten würde. Gott erbarmt sich über Israel und schenkt dem Nordreich nochmals eine gewisse Gnade.
Am Ende dieses Kapitels stirbt Elisa und wird begraben. Während eines Krieges wird ein toter Mann in sein Grab hineingeworfen – wohl als Schnellbegräbnis. Als der Körper die Gebeine von Elisa berührt, wird der Mann plötzlich wieder lebendig und erhebt sich.
Dies ist die dritte Auferweckungsgeschichte im Alten Testament. Es ist erstaunlich: Leben entsteht durch den Tod. Der Prophet Elisa stirbt, und durch seinen Tod wird einem anderen das Leben ermöglicht. Auch hier zeigt sich eine Vorausschattung auf den Erlöser: Durch seinen Tod kommt die Auferstehung.
Damit endet die lange Geschichte von Elisa, dem Propheten der Gnade.
Amatia und Jerobiam II. – Wohlstand trotz Sünde
Kapitel 14 spricht über Amasja von Juda. Er zeigt eine halbherzige Treue zu Gott. Einerseits hat er Erfolg gegen Edom und Südjordanien, andererseits unterliegt er gegen das Nordreich. Sein Erfolg und Misserfolg spiegeln somit seine Halbherzigkeit wider.
Anschließend wird über Jerobeam II., den König von Israel, berichtet. Er hat die längste Regierungszeit und erzielt unglaubliche Erfolge. Die Archäologie zeigt, dass Israel in dieser Periode wirtschaftlich enorm aufsteigt. Luxus erfüllt das Land.
Woran liegt das? Es ist Gottes Gnade. Gott erbarmt sich noch einmal über Israel. Wir stehen kurz vor dem Untergang, doch Gott gewährt eine besondere Gnade. Warum? Sie haben nichts verdient, und trotzdem geht es ihnen so gut.
Das ist für mich eine sehr wichtige Sache. Seit dem Zweiten Weltkrieg geht es uns in Europa so gut wie nie zuvor. Die Mittelschicht lebt wie früher die Fürsten, auch die untere Mittelschicht. Wir haben keinen Krieg mehr in unserem Gebiet erlebt.
Ist Europa deshalb moralisch so gut aufgestellt? Überhaupt nicht. Die Menschen verlieren sich im Luxus. In dieser Zeit lebte der Prophet Amos. Ich verweise auf Amos 6,1 und folgende, wo er diese Genusssucht scharf verurteilt.
Dieser Wohlstand war ein Geschenk Gottes, um Israel durch seine Güte nochmals aufzuwecken. Doch sie verloren sich in der Luxussucht. Daraus können wir auch eine Parallele zu unserer Zeit ziehen: Es geht uns so gut wie nie, und man könnte meinen, das sei das Ergebnis einer neuen Ideologie des neuen Europas seit dem Zweiten Weltkrieg.
Doch diese Ideologie schließt Gott aus, lässt ihn außen vor. Trotzdem geht es gut. Das ist Gottes Gnade über Europa – noch bevor die großen Schatten aufsteigen würden. Eine interessante Parallele.
In dieser Zeit lebt auch Jona, der hier in Vers 25 erwähnt wird. Das ist der Jona, der nach Ninive geschickt wird. Durch seinen Dienst kommt es in Ninive, der Hauptstadt Assyriens, zu einer Erweckung.
Welche Folgen hat das? Assyrien greift Israel in dieser Zeit nicht als Feind an. Gerade die Geschichte Jonas in diesem Zusammenhang zu sehen, zeigt erneut Gottes souveräne Gnade, um das Endgericht hinauszuschieben.
Die Niniviten kehrten um und hatten in dieser Zeit keinerlei Absicht, Israel oder andere Völker zu zerstören.
Dynastiewechsel und Assyrien als Weltmacht
Nach dieser Erweckung fallen alle vier Könige zusammen, und sie werden grausam und schrecklich. Das führt uns zum nächsten Punkt.
Im Kapitel 15 wird Setarja ermordet. Er war die vierte Generation von Jehu an der Macht. Danach beginnt eine neue Dynastie. Das entspricht genau der Prophetie, die Elisa in Kapitel 10 gegeben hatte. Dort sagte er in Vers 30: „Weil du wohl ausgerichtet hast, was recht ist in meinen Augen und an dem Haus Ahabs getan hast, nach allem, was in meinem Herzen war, so sollen die Söhne des vierten Gliedes auf dem Thron Israels sitzen.“
Genau vier Generationen, und dann endet die Dynastie Jehu. Die Geschichte endet mit einem Königsmord. Danach kommt wieder jemand an die Macht, und es folgt ein weiterer Königsmord. Kapitel 15 sollte man einmal durchlesen – es ist wirklich schrecklich, ein Königsmord folgt dem nächsten.
In dieser Zeit schreibt Hosea in Hosea 4, Vers 2: „Blut tat, Volk auch Blut tat.“ Hier können wir den Zusammenhang herstellen.
In Kapitel 15 erscheint nun zum ersten Mal im Buch der Könige Assyrien, die alte, große Weltmacht. Es kommt bereits zu einem Angriff und zu einer teilweisen Wegführung von Leuten aus dem Nordreich nach Assyrien (Vers 29 und folgende).
In Kapitel 16 verbündet sich das Nordreich mit Syrien und kämpft gegen Juda, das Südreich. Doch Juda sucht Hilfe beim assyrischen Weltreich. So tritt Assyrien wieder auf die Bühne.
Dann folgt das verhängnisvolle Kapitel 17. Dort wird ausführlich beschrieben, wie die assyrische Armee endgültig kommt, das Nordreich vollständig zerstört und die Israeliten der zehn Stämme nach Assyrien wegführt.
Davon gibt es sogar einen ausgegrabenen Steinblock, auf dem Israeliten dargestellt sind, die von assyrischen Soldaten in die Gefangenschaft nach Assyrien geführt werden. Kein Foto, aber in Stein gemeißelt und historisch festgehalten.
Jetzt sind wir am Ende des ersten Teils des Buches der Könige. Gott hat das Nordreich durch Gericht und Gnade gewarnt. Sie hörten nicht, und so musste das Endgericht unabänderlich kommen.
Hiskia – Erweckung und Vertrauen auf Gott
Wir kommen nun zu Kapitel 18. Hiskia tritt in den Vordergrund. Er war einer von acht Königen, die Gott nachfolgten (Vers 3), und er tat, was recht war in den Augen des Herrn. An ihm können wir sehr gut lernen, wie Erweckung geschieht.
Zuerst rottet er alles aus, was mit Götzendienst zu tun hat. Erweckung beginnt also damit, dass wir in unserem Leben aufräumen, Sünde aufdecken und aus unserem Leben eliminieren. Zweitens sehen wir bei ihm, wie er ein Interesse am Haus Gottes entwickelt, das wieder neu hergerichtet wird. Im Neuen Testament ist das Haus Gottes die Gemeinde. Wir sollen wieder neu interessiert sein an Gottes Gedanken über seine Gemeinde und diese umsetzen – nicht nach unseren eigenen Ideen, sondern nach Gottes Vorstellungen.
In dieser Zeit kommt es zu einem Angriff Assyriens auf Juda. Die Assyrer hatten bereits das Nordreich erobert und nun wollen sie auch das Südreich haben. Unter dem gläubigen König Hiskia kommt es zu diesem Angriff, und tatsächlich erobern sie Stadt um Stadt in Juda. Das hatte der Prophet Micha schon vorausgesagt.
Micha schreibt sogar genau auf: „Stadt um Stadt, die sie erobern.“ Es ist schön, wenn man die Königsgeschichte zusammen mit den kleinen Propheten liest. So lassen sich die Ereignisse besser einordnen, und die Propheten bekommen ein klareres Profil; sie werden plastischer und verständlicher.
Micha hatte schon lange zuvor das vorausgesehen. Er sagt, das Nordreich wird verwüstet werden (Micha 1,8-9). Dann heißt es: „Denn ihre Schläge sind tödlich; sie kommen bis Juda, bis an das Tor meines Volkes, bis an Jerusalem. Wer richtet es nicht in Gards? Weint nur nicht! Zu Bethleafra wälze ich mich im Staub. Ziehe hin, Bewohnerin von Schafir, in schimpflicher Blöße! Die Bewohnerin von Zaan ist nicht ausgezogen. Die Wehklage Beth-Ezels wird diesen Rastort von euch wegnehmen, denn die Bewohnerin von Maroth zittert wegen ihrer Habe; denn von Seiten des Herrn ist Unglück zum Tor Jerusalems herangekommen.“ Dann werden Lachis, Moreschet Gad, Achzib, Mareschan und Adulam erwähnt. Stadt um Stadt wird genannt, doch es heißt, der Angriff kommt bis an das Tor Jerusalems.
Tatsächlich erobert die assyrische Armee Juda und rückt bis zur Hauptstadt vor. Dort verspottet und verhöhnt ein hoher Beamter des assyrischen Königs Hiskia. Er sagt, Hiskia meine, weil er auf den Gott Israels vertraue, hätte er eine Chance gegen die Assyrer.
Was macht Hiskia daraufhin? Er vertraut nicht auf seine israelische Armee, sondern nimmt das Schreiben der Assyrer, geht zum Tempel und breitet es vor Gott aus. So macht er das Problem zu Gottes Problem. Daraufhin greift Gott direkt ein, vernichtet Abertausende der assyrischen Armee, und diese ziehen ab.
Der assyrische König beschreibt in seinen Inschriften stolz, wie viele Städte er erobert hat. Lachis wird erwähnt, und er beschreibt, wie er die Städte eingenommen hat. Doch von Jerusalem schreibt er nur, dass er Hiskia eingeschlossen habe wie einen Vogel im Käfig. Er gibt nicht zu, Jerusalem erobert zu haben, was typisch für solche Inschriften ist: Sie erwähnen keine Niederlagen, sondern nur Erfolge.
Diese schimpfliche Niederlage verschweigt er, doch der Text zeigt deutlich, dass Jerusalem nicht erobert wurde. So haben wir ein außerbiblisches Zeugnis für das Wunder Gottes, die Befreiung Jerusalems unter Hiskia.
Wir können daraus lernen: Wenn wir in Not geraten, müssen wir das Problem vor den Herrn bringen, es gewissermaßen ausbreiten und unser Problem zu Gottes Problem machen. Vertrauen, Demut und Gebet – das lernen wir bei Hiskia.
Später wird Hiskia krank. Er bittet inständig, dass Gott sein Leben verlängert, und Gott gewährt ihm diese Bitte. Vielleicht wäre es jedoch besser gewesen, er hätte nicht darum gebetet.
Später bekommt er Besuch aus Babylon, der bald aufsteigenden neuen Weltmacht. Hiskia zeigt ihnen all seine Schätze und prahlt mit seiner Größe. Daraufhin kommt der Prophet Jesaja und sagt: „Was machst du da? All diese Schätze werden nach Babylon weggeführt werden.“ So wird die babylonische Gefangenschaft vorausgesagt.
Jesaja sagt: „Höre das Wort des Herrn: Siehe, es kommen Tage, da alles, was in deinem Haus ist und was deine Väter bis auf diesen Tag aufgehäuft haben, nach Babel weggebracht wird. Es wird nichts übrigbleiben, spricht der Herr. Und von deinen Söhnen, die aus dir hervorgehen werden, die du zeugen wirst, wird man nehmen, und sie werden Kämmerer sein im Palast des Königs von Babel.“
Gott bringt also Gericht über Hiskia wegen seines Stolzes, weil er seine Größe zeigen wollte. Tragisch ist, dass Hiskia zwar ein demütiger Mann war, doch das schützt nicht davor, stolz zu werden.
Es ist interessant, wie konkret die Wegführung nach Babylon vorausgesagt wird. Es heißt, dass seine Söhne weggenommen werden und Beamte in Babylon werden. Hier haben wir die Brücke zum Buch Daniel.
Junge Leute aus dem königlichen Geschlecht werden nach Babylon weggeführt und müssen dort studieren – sechs Semester, also drei Jahre. Einer von ihnen ist Daniel. Gott kann ihn dort zum Segen werden lassen.
So zeigt sich, wie Gott auch aus Gericht und Fluch Segen für sein Volk wirken kann. Das ist sehr schön und ein direkter Bezug zum Buch Daniel.
Es ist wichtig, die Heilsgeschichte als verknüpft zu sehen, in der Gott in Gericht und Gnade handelt.
Manasse, Ammon und Josia – Generationen im Glauben
Weiter Kapitel 21: Manasse wird nach Hiskia König, und er ist einer der scheußlichsten Könige in Judäa überhaupt – ein furchtbarer Götzendiener. Das ist eine sehr ernste Sache, denn auch seine nächste Generation, Ammon, im gleichen Kapitel, ist furchtbar. Er tat, was böse war in den Augen des Herrn.
Hier sehen wir: Der Vater kann dem Herrn nachfolgen, aber das ist keine Garantie dafür, dass die Kinder auch den Weg wählen. Umgekehrt finden wir aber auch das Gegenteil, und das führen wir uns zu Kapitel 22 vor Augen.
Nach Ammon kommt Josia auf den Thron, und von ihm heißt es in Vers 2: „Und er tat, was recht war in den Augen des Herrn, der auf allen Wegen seines Vaters David wandelte und nicht abwich noch nach rechts oder links lenkte.“ Plötzlich zeigt sich nochmals ein letztes großes Licht vor dem Untergang.
Manasse hatte die besten Voraussetzungen mit seinem Vater Hiskia, aber er wählte den Weg der Sünde. Josia hingegen hatte schlechte Voraussetzungen mit Großvater Manasse und Vater Ammon, doch er entschied sich, dem Herrn zu folgen. Das ist schon eindrücklich, und man kann das auch über Generationen in christlichen Familien beobachten: Ein Vorfahr ist gläubig, die nächste Generation wendet sich ab, die übernächste bleibt ebenfalls abgewandt, und plötzlich bekehrt sich wieder eine Generation.
Das ist beeindruckend, aber es zeigt uns auch etwas Wichtiges: Wir dürfen nicht meinen, weil mein Vater in der Sünde gelebt hat, habe ich keine guten Voraussetzungen für den Glauben. Das sagen nicht viele offen, aber manchmal denkt man es im Geheimen: „Ich bin irgendwie programmiert oder durch meine Vorfahren festgelegt.“ Überhaupt nicht! Das zeigt, wie jede Generation wieder ganz neu vor Gott verantwortlich ist. Jede Generation muss sich bewusst selbst bekehren.
Spurgeon hat das sehr schön gesagt: „Die Gnade fließt nicht im Blut.“ Vielleicht würde man heute besser sagen: Die Gnade ist nicht im Erbgut, nicht in der DNA enthalten. Wir können sie nicht biologisch weitergeben. Die Gnade können wir mündlich weitergeben und vorleben, aber jede Generation muss sich selbst bekehren. Das wird uns hier so eindrücklich und anschaulich vorgetragen.
Dann eben Josia: Unter ihm gibt es eine neue Erweckung. Was sind die Prinzipien? Er entdeckt wieder den Tempel Gottes, das Haus Gottes, bessert es wieder her und schafft den Götzendienst aus dem Land. Beim Ausbessern des Tempels finden sie die Bibel – genauer gesagt das fünfte Buch Mose – im Tempel. Dieses wird vorgelesen, und Josia ist entsetzt: Sie haben überhaupt nicht nach diesem Wort gelebt. Das fünfte Buch Mose sagt doch, wenn ihr abfallt und nicht auf mein Wort hört, werdet ihr in ein anderes Land deportiert.
Josia demütigt sich, und sein Anliegen, das in Kapitel 23 beschrieben wird, ist, dass das ganze Volk das wissen muss. Es werden Leviten ausgesandt, die die Bibel im ganzen Reich vorlesen. Also gibt es Bibelunterricht! Wir sehen immer wieder dasselbe Prinzip: Erweckung heißt Rückkehr zum Wort Gottes. Es ist keine Methode, es ist nicht irgendetwas anderes – einfach Rückkehr zur Bibel, zurück zur Schrift.
Die Passahweihe wird neu entdeckt, aber seine Nachkommen fallen ab. Es war das letzte Licht in Juda.
Das führt uns schließlich zu Kapitel 24, wo die erste Wegführung nach Babylon beschrieben wird, Vers 24: „In seinen Tagen zog Nebukadnezar, der König von Babel, herauf, und Joachim wurde sein Knecht drei Jahre.“ Das ist die Wegführung um 605 v. Chr., bei der von der Elite Leute deportiert wurden – Daniel 1,1 erwähnt Daniel und seine drei Freunde, die damals wegkamen.
Dann wird die zweite Wegführung einige Jahre später beschrieben, in Vers 14: „Und er führte ganz Jerusalem hinweg, alle Obersten und alle streitbaren Männer, zehntausend Gefangene, und alle Schmiede und Schlosser. Nichts blieb übrig als nur das geringe Volk des Landes.“ Warum wurden Schmiede und Schlosser weggeführt? Diese Technologen waren die Intellektuellen, die wussten, wie man Waffen herstellt. Sie wurden weggenommen, damit die anderen nicht mehr so gefährlich sind.
In dieser Zeit wirkte Jeremia, der das Volk immer wieder aufrief: „Ihr müsst euch den Babyloniern ergeben, ihr dürft nicht rebellieren.“ Aber es gab viele Propheten, die sagten: „Das stimmt überhaupt nicht. Es ist nur jetzt ein bisschen schwierig, aber die große Befreiung kommt. Friede, Friede! Die Babylonier werden schließlich abziehen, es kommt alles gut.“ Jeremia war immer der Spielverderber und sagte: „Es kommt überhaupt nicht gut.“
Wir kennen das Problem auch heute: Die Bibel sagt nicht, dass es am Ende alles gut wird. Dennoch gibt es viele, die behaupten, sie seien Propheten und wüssten, dass alles sehr gut ausgeht. Die größte Erweckung komme erst jetzt. Genau dasselbe wie damals.
Für Juda war es die Endzeit, und wir leben auch in der Endzeit. Die Endzeit ist nicht die Zeit der Erweckung für die Völker, die schon längst die Bibel hatten. Ich spreche nicht von der sogenannten Dritten Welt. Dieser Konflikt wurde damals richtig erlebt: Das Spannungsfeld zwischen denen, die sagen, es kommt schlecht, und denen, die sagen, es kommt ganz gut.
Kapitel 25 beschreibt dann die dritte Wegführung, die letzte und entscheidende Wegführung, Vers 8: „Im fünften Monat, am siebten Tag des Monats, im neunzehnten Jahr des Königs Nebukadnezar, des Königs von Babel, kam Nebusaradan, der Oberste der Trabanten, der Knecht des Königs von Babel, nach Jerusalem. Er verbrannte das Haus des Herrn und das Haus des Königs und alle Häuser Jerusalems. Jedes große Haus verbrannte er mit Feuer.“ So endet das Königsbuch und zeigt den totalen Untergang der Dynastie Davids.
Um das zu illustrieren: Gott hat David verheißen, dass, wenn seine Söhne abweichen, er sie mit Menschenrute züchtigen wird, aber er hat nicht gesagt, dass er sie ausrotten wird. Deshalb sehen wir dann zeitlich auch Könige in Esra und Nehemia, wie nach den Jahren der Gefangenschaft in Babylon Gott das Volk wieder zurückkehren lässt, um dem Messias im Land zu begegnen.
Der zweite Königsbuch endet aber nicht damit, dass einfach alles vorbei ist. Es endet noch mit Joiakin, und seine letzte Gnade wird hier erwähnt. Ich lese Vers 27: Wir sind im Jahr 561 v. Chr. „Es geschah im siebenunddreißigsten Jahr der Wegführung Joiakins, des Königs von Juda, im zwölften Monat, am siebenundzwanzigsten Tag des Monats, dass Evil Meroda, der König von Babel – Ibrahim Nezer war schon gestorben – im Jahr, da er König wurde, das Haupt Joiakins, des Königs von Juda, aus dem Gefängnis erhob. Er redete gütig mit ihm und setzte seinen Stuhl über den Stuhl der Könige, die bei ihm in Babel waren. Er veränderte die Kleider seines Gefängnisses, und er aß beständig vor ihm alle Tage seines Lebens. Sein Unterhalt wurde ihm täglich gegeben, so viel er bedurfte, von dem König, alle Tage seines Lebens.“
Nochmal eine ganz unverdiente Gnade leuchtet in der Gefangenschaft auf. Joiakin, auch Jechonia genannt, war nämlich der letzte König aus der direkten Linie seit David und Salomo. Seine Linie wurde verflucht: „Keiner von deinem Samen wird auf dem Thron sitzen.“ Diese Linie ging dann weiter auf Joseph, der der Mann Marias wurde. Ich habe schon erklärt, wie bedeutend das war.
Hier zeigt sich nochmals ein Aufleuchten: Joiakin bekommt in der Gefangenschaft eine Veränderung und erhält Kost und Logis auf Lebenszeit. Das ist eindrücklich.
Man gräbt und findet eine Tafel, eine Keilschrifttafel, auf der genau die Essensration von Joiakin in Babylon aufgelistet ist. Diese wurde original gefunden! Das ist beeindruckend.
Das meiste von früher geht ja kaputt und wird nie mehr gefunden. Zum Beispiel von Jahrtausenden sind nur wenige Schriftstücke erhalten geblieben. Hunderttausende von Zetteln für römische Soldaten und deren Sold sind ausgestellt worden, doch nur ganz wenige konnten entdeckt werden. Das meiste geht unwiderruflich verloren.
Von dem, was noch vorhanden ist, findet man nur einen kleinen Teil. Und von dem, was man gefunden hat, ist nur ein kleiner Teil ausgewertet. Es gibt noch viele Keilschrifttafeln, die man hat, aber niemand hat sie bearbeitet. Es gibt zu wenige Orientalisten.
Ich will nicht sagen, dass man jetzt Orientalist werden soll, aber nur um zu zeigen, dass es noch so viel zu entdecken gibt. Dann geschieht es plötzlich, dass man etwas Besonderes entdeckt. Man hat es schon lange, war sich dessen aber nicht bewusst – wie zum Beispiel das Ossuarium von Jakobus, dem Bruder des Herrn. „Der Bruder Jesu“ steht darauf. Das war schon lange bekannt, aber nicht ausgewertet. Vor kurzem hat es in den Medien große Schlagzeilen gemacht.
Das ist auch so ein Beispiel: Mit der Archäologie können wir stichprobenartige Kontrollen machen, wie einen Heuhaufen durchsuchen und dann eine Nadel herausziehen. Wenn diese Nadeln aber jedes Mal Volltreffer sind und nicht zeigen, dass die Bibel falsch ist, sondern dass die Bibel richtig ist, dann weckt das allein schon aus menschlichen Gründen Vertrauen in das, was in diesem Buch steht.
Wenn wir dann auch sehen, wie die Bibel sich als prophetisches Wort Gottes immer wieder erfüllt hat, erkennen wir: Es ist Gottes Wort.
Wir sind am Ende unserer Zeit und wollen noch zusammen beten:
Herr Jesus Christus, wir möchten dich preisen, dass du uns dein Wort gegeben hast und dass es so wunderbar, wie in unserer Zeit überliefert, erhalten geblieben ist. Wir lernen daraus, wer du bist, wir lernen daraus, wie du mit den Menschen handelst, wir lernen auch, wie du in unserem Leben handelst. Du bist mit jedem von uns auf ganz individuelle Weise gegangen.
Wenn wir zurückblicken, dürfen wir immer wieder deine große Weisheit erkennen – auch in Leid und in Freude. Wir sind so froh zu wissen, dass wir nicht dem Zufall ausgeliefert sind, sondern in deiner Hand, in der Hand des Ewigen sind.
Wir danken dir, dass du der Gott bist, der alles in der Hand hält – auch die Atome. Das gibt uns Vertrauen, um in Gemeinschaft mit dir voranzugehen und für diesen ein für allemal heiligen, überlieferten Glauben einzustehen und zu kämpfen.
Hilf uns, wir brauchen deine Gnade. Wir danken dir für dieses Zusammensein, wir danken dir für die Gemeinschaft, die wir haben durften. Es ist ein Geschenk von dir. Amen.
