Guten Tag, ich begrüße alle ganz herzlich zu dieser Bibelklasse. Heute beginnen wir mit Matthäus 27,33.
Darf ich Christian bitten, uns zunächst bis Vers 47 vorzulesen?
Und als sie an einen Ort kamen, der Golgatha genannt wird, was Schädelstätte bedeutet, gaben sie ihm Wein zu trinken, der mit Galle vermischt war. Als er davon kostete, wollte er jedoch nicht trinken.
Nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, verteilten sie seine Kleider, indem sie das Los warfen. Sie saßen dort und bewachten ihn. Über seinem Haupt brachten sie eine Beschuldigungsschrift an: „Dies ist Jesus, der König der Juden.“
Zwei Räuber wurden mit ihm gekreuzigt, einer zur Rechten und einer zur Linken. Die Vorübergehenden lästerten ihn, schüttelten ihre Köpfe und sagten: „Du, der du den Tempel abbrichst und in drei Tagen wieder aufbaust, rette dich selbst! Wenn du Gottes Sohn bist, steige vom Kreuz herab!“
Ebenso spotteten die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die Ältesten und sagten: „Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten. Er ist Israels König; wenn er wirklich der König ist, soll er jetzt vom Kreuz herabsteigen, und wir werden an ihn glauben. Er vertraut auf Gott; Gott soll ihn jetzt retten, wenn er ihn liebt, denn er sagte: ‚Ich bin Gottes Sohn.‘“
Auch die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren, schmähten ihn auf dieselbe Weise.
Von der sechsten Stunde an kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Um die neunte Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: „Eli, Eli, Lema Sabachthani?“ Das heißt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Als einige von den Umstehenden das hörten, sagten sie: „Der ruft den Elija!“
Danke! Wir haben das letzte Mal noch gesehen, wie dieser Prozess vor Pilatus ablief und wie der Herr dann hinausgeführt wurde, um gekreuzigt zu werden.
Jetzt wird in Vers 33 der Ort der Kreuzigung genannt. Matthäus benutzt hier im griechischen Text den hebräisch-aramäischen Namen des Ortes Golgatha. Das ist eben aramäisch und bedeutet „der Schädel“. Das „-a“ am Schluss ist eigentlich der Artikel. Im Aramäischen funktioniert das anders als im Hebräischen: Im Hebräischen sagt man „Ha“ vor einem Wort, im Aramäischen wird der Artikel hingegen angehängt, also „-a“. So ist das Wort bestimmt, also „der Schädel“.
Matthäus übersetzt das dann ins Griechische, in unserer Bibel natürlich ins Deutsche: „Schädelstätte“. Ein schrecklicher Name, der das Grausige des Todes zum Ausdruck bringt. Der Tod wird in der Bibel „der König der Schrecken“ genannt. Weiß jemand gerade, wo? Ja, im Buch Hiob. Wir können kurz aufschlagen: Hiob 18, Vers 14. In einer Rede von Bildat beschreibt er das Sterben. Christian, liest du? „Von seinem Zelt, wo er sich sicher fühlte, wird er fortgerissen, und es treibt ihn zum König der Schrecken.“
Er beschreibt prächtig den Weg des Gottlosen. Nach all seinen Irrwegen des Lebens wird er fortgetrieben zum König der Schrecken – das ist der Tod.
Diese Hinrichtungsstätte vor den Toren Jerusalems wurde „der Schädel“ oder einfach „Schädelstätte“ genannt. Hier kreuzigten die Römer gewohnheitsmäßig.
Wir wissen mehr über diesen Ort durch die Archäologie. Es war ein Steinbruch draußen vor dem Gennattor. Das Gennattor von Jerusalem war eines der vielen Tore der Stadt und bedeutet „Gartentor“. Man hat es nach dem Sechstagekrieg ausgegraben, als man in die Altstadt Jerusalems zurückkehrte. Das jüdische Viertel war von den Jordaniern völlig geschändet und verwüstet worden. Bevor man das jüdische Quartier wieder aufbaute, führte man zuerst archäologische Ausgrabungen durch. So konnten viele Orte entdeckt werden, die man sonst nie hätte ausgraben können, da es schwierig ist, Archäologie zu betreiben, wo Häuser stehen.
Man nutzte diese Gelegenheit und fand gewaltige biblische Schätze. Ein großer Fund war das Gennattor, also das Gartentor, das hinausführte zu Golgatha, zu diesem ausgedienten Steinbruch, in dem man dann einen Garten eingerichtet hatte.
Ich kann das kurz im Johannesevangelium Kapitel 19 zeigen, aber wir halten Matthäus 27 offen, um gleich wieder zurückzukehren. In Johannes 19, Vers 41 lesen wir: „Es war aber an dem Ort, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und in dem Garten eine neue Gruft, in die noch nie jemand gelegt worden war. Dorthin nun legten sie Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil die Gruft nahe war.“
Dort wird klar, dass an diesem Ort auch ein Garten war. Es war eben ein ausgedienter Steinbruch. Was noch übrig blieb, war insbesondere ein imposanter Fels inmitten des Steinbruchs, vielleicht etwa zwölf Meter hoch. Dieser wurde von den Römern benutzt, um Kreuzigungen durchzuführen.
Der Ort lag an einer sehr belebten Straße, die vom Gennattor aus der Stadt Jerusalem hinausführte. Damit wollten die Römer die Menschen durch diese öffentlichen Hinrichtungen abschrecken und ihre Macht demonstrieren.
Interessant ist, dass der Herr Jesus auf diesem Felsen gekreuzigt wurde. Das Gesteinsmaterial war zu weich und konnte nicht mehr für den Häuserbau in Jerusalem verwendet werden. Die Römer nutzten das aus. Jesus wurde gewissermaßen auf einem verworfenen Baustein gekreuzigt.
In Psalm 118 heißt es vom Messias: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden.“ Jesus, der verworfene Stein, wurde auf einem verworfenen Baustein gekreuzigt.
Dort wurde eine Gartenanlage eingerichtet, und es war auch möglich, Gräber aus dem Felsen herauszuschlagen. Aus den Evangelien wissen wir, dass Joseph von Arimathäa, von dem noch die Rede sein wird, sich zu Lebzeiten dort ein Felsengrab aushauen ließ.
Er hat sich also sehr bewusst mit dem Thema Sterben beschäftigt, was viele in unserer Gesellschaft bis zum Schluss verdrängen. Joseph konfrontierte sich zu Lebzeiten ganz klar mit diesem Thema und ließ sein eigenes Grab nicht schaufeln, sondern aus dem Felsen hauen.
Nun wird klar, warum dieses Gartentor „Gennattor“ genannt wurde: Es führte hinaus zu dem Garten im Steinbruch. Für viele war das vielleicht ein Schrecken.
Das ist der Ort, an dem heute die Grabeskirche steht. Diese Kirche ist von Götzendienst geprägt. Wenn man hineingeht, katapultiert es einen fast wieder rückwärts raus. Kaum betritt man sie, findet man den sogenannten Salbungsstein, der verehrt wird.
Auf animistische Weise laden sich die Leute damit Energie auf und streicheln ihn. Überall wimmelt es nur von Götzendienst, von Statuen und Ikonen – ein offener Bruch der ersten zwei Gebote der zehn Gebote.
Aber es ist doch der richtige Ort. Kaiser Hadrian ließ im Jahr 135, nachdem er den zweiten Aufstand der Juden brutal niedergeschlagen hatte – in diesem Krieg starb nochmals etwa eine Million Juden, ähnlich wie schon im Jahr 70 bei der frühen Zerstörung Jerusalems –, die Stadt erneut zerstören.
Er war so wütend auf das jüdische Volk und hatte einen solchen Hass, dass er sie auch auf die schlimmste Weise ärgern und brüskieren wollte.
So ließ er in Jerusalem, an der Stelle des Teichs Bethesda, einen Tempel für den Gott der Medizin, Esculap, bauen. Das war der Ort, an dem man laut Johannes 5 auf übernatürliche Weise geheilt werden konnte.
Auf dem Tempelplatz, dort, wo das Allerheiligste war, setzte er einen Jupiter-Tempel. Um die messiasgläubigen Juden zu brüskieren, baute er auf Golgatha einen Götzentempel. In Bethlehem ließ er einen Adonistempel auf der Hirtenhöhle errichten, wo man damals noch wusste, dass die Geburt Jesu Christi stattgefunden hatte.
So wurden gerade diese Orte, die heilsgeschichtlich biblische Bedeutung hatten – bis hin zu einer ganz zentralen Bedeutung, wie Golgatha –, geschändet. Dahinter steht Satan. Er hat ein Interesse daran, dass diese Orte geschändet werden.
Darum versteht man auch, warum im siebten Jahrhundert, als die Muslime kurz nach dem Tod Mohammeds aus der saudischen Halbinsel ausströmten, um den Nahen Osten zu erobern, sie gleich den Felsendom auf dem Felsen errichteten, wo früher das Allerheiligste des jüdischen Tempels war. Dieser steht bis heute dort.
Es überrascht also nicht, dass auch Golgatha auf diese Weise durch die Römer geschändet wurde.
Jetzt muss noch erklärt werden, dass im vierten Jahrhundert das römische Reich transformiert wurde. Es wandelte sich von einem heidnischen zu einem namenschristlichen Reich.
Mit Kaiser Konstantin kam diese Wende. Seine Mutter Helena reiste nach Jerusalem. Sie ließ das Forum Romanum ausgraben und fand dort den Tempel Hadrians, den dieser über Golgatha hatte bauen lassen.
Dann ließ sie dort die erste Version der Grabeskirche errichten. So ist das Wissen um den genauen Ort bis heute erhalten geblieben.
Und es ist noch weiter so: Wir können das auch von einer ganz anderen Warte aus zeigen. Wenn man aus dem Zionstor hinausgeht, der heutigen Altstadt von Jerusalem, dann kommt man auf den Zionsberg. Ich nenne ihn gerne Zion zwei, weil der biblische Zionsberg immer der Tempelberg ist.
Aber dieser Nachbarhügel, der Südwesthügel der Altstadt von Jerusalem, wurde ab etwa 100 nach Christus ebenfalls Zion genannt. Darum nenne ich diesen Zion römisch zwei, im Kontrast zum biblischen Tempelberg, der auch Moria heißt, also auch Zion, Zion römisch eins.
Ein Gebäude dort wird heute "Käver David", Grab von David, genannt. Das hat aber nichts mit Davids tatsächlichem Grab zu tun. Diese Bezeichnung führte zu Verwirrung. Dadurch, dass man ab etwa 100 nach Christus diesen Ort fälschlicherweise Zion nannte, glaubte man im Judentum, dass dies der biblische Berg Zion sei, dort die Davidstadt lag und David begraben sei. Das ist jedoch vollkommen falsch.
Dieser Ort, Käver David, ist heute eine Synagoge, und die Grundmauern sind interessant. Sie gehen zurück auf das erste Jahrhundert nach Christus, genauer gesagt auf die Zeit nach dem Jahr 70 nach Christus.
Im Jahr 70 zerstörten die Römer Jerusalem vollständig und machten den Erdboden gleich. Bald darauf kehrten Juden zurück und begannen, Jerusalem wieder aufzubauen. Auch messiasgläubige Juden kehrten an den Ort zurück, wo schon vor dem Jahr 70 das christliche Quartier war. Übrigens ist dies auch der Ort, an dem der Herr Jesus das letzte Abendmahl mit den Jüngern gefeiert hat und damit auch der Ort von Pfingsten (Apostelgeschichte 2). Dort errichteten sie eine Versammlungsstätte im Stil einer Synagoge.
Typisch für alle Synagogen weltweit ist, dass sie so gebaut werden, dass der Toraschrein – also der Ort, an dem die Tora aufbewahrt wird – nach Jerusalem ausgerichtet ist. In Jerusalem sind alle Synagogen, wenn sie richtig gebaut sind, nach dem Tempelberg ausgerichtet.
Wenn man jedoch dort eine Linie von der Stelle zieht, an der man die Tora aufbewahrte, trifft diese Linie nicht den Tempelberg, sondern den Felsen im Steinbruch der Grabeskirche. Das macht deutlich, dass die messiasgläubigen Juden im ersten Jahrhundert genau wussten, wo Golgatha lag. Deshalb richteten sie den Versammlungsort nach Golgatha aus, dem Ort der Erlösung, an dem der Herr Jesus vor den Toren Jerusalems an diesem einen Tag alle Sünde durch sein Opfer abgeschafft hat, wie es im Hebräerbrief 9 beschrieben wird.
So erhalten wir also einen ganz anderen Zugang zur Identifizierung dieses Ortes. Damit ist klar: Die Örtlichkeit des sogenannten Gartengrabes außerhalb vom Damaskustor, heute bei der jüdischen Altstadt, ist nicht der richtige Ort. Das Gartengrab gibt zwar die Atmosphäre wieder, wie sie wirklich war, und dort gibt es auch keinen Götzendienst.
Dort befindet sich ein eindrückliches Grab mit Rollstein und gleich daneben ein Hügel, der tatsächlich wie ein Schädel aussieht. Natürlich hat sich das durch 2000 Jahre Erosion stark verändert. Heute sieht es wie ein Schädel aus, aber das bedeutet nicht, dass es im ersten Jahrhundert genauso aussah.
Trotzdem ist es nicht der richtige Ort. Dieser Ort wurde durch einen englischen hohen Militäroffizier namens Gordon als Golgatha und das Grab Jesu identifiziert. Er tat dies jedoch mit sehr eigenartigen, mystischen Überlegungen, die wissenschaftlich und biblisch völlig unhaltbar sind.
Das Grab ist eine schöne Illustration eines Felsengrabes mit Rollstein, wie es bei Jesus war. Doch sein Aufbau weist die typischen Merkmale eines Grabes aus dem sechsten oder siebten Jahrhundert vor Christus auf – also aus der Zeit der Könige. Das kann nicht das neue Grab von Joseph von Arimathäa sein, in dem niemand gelegen hatte, bevor Jesus es erhielt.
Es ist also garantiert nicht das richtige Grab, und der Ort ist nicht der wahre Ort. Er gibt die Atmosphäre gut wieder. Heute gibt es dort auch einen schönen Garten. Der richtige Ort war jedoch bei der Grabeskirche, die heute von Götzendienst geschändet ist, aber dennoch der wahre Ort.
Dieser Ort befindet sich heute innerhalb der Altstadtmauern. Die heutigen Mauern entsprechen jedoch nicht den Mauern, wie sie im ersten Jahrhundert waren. Zur Zeit der Kreuzigung lag dieser Bereich eindeutig außerhalb der zweiten Mauer Jerusalems. Das muss so sein, denn wir lesen im Hebräerbrief 13:
"Deshalb lasst uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, und seine Schmach tragen. Darum hat auch Jesus, um das Volk durch sein eigenes Blut zu heiligen, außerhalb des Tores gelitten." (Hebräer 13,13)
Hier wird klargemacht, dass die Kreuzigung außerhalb der Stadt stattgefunden hat.
Vor einigen Jahren gab es Umbauarbeiten in der Grabeskirche. Dabei wurde im Felsen ein Steinring gefunden, wie ihn die Römer verwendeten, um Kreuze zu befestigen. Damit will ich nicht behaupten, dass es der Steinring vom Kreuz Jesu ist, aber dieser Fund zeigt, dass die Römer an diesem Ort tatsächlich gekreuzigt haben.
Im Felsen findet man auch einen sehr eindrücklichen Riss – einen Erdbebenriss. Auch hier will ich nicht behaupten, dass es garantiert der Riss des Erdbebens ist, das in Matthäus 27 beschrieben wird. Schauen wir kurz in Vers 51:
"Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriss in zwei Stücke, von oben bis unten, und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen." (Matthäus 27,51)
Dieser Fels ist also von einem massiven Erdbebenriss geprägt.
So viel zur Identifizierung des Ortes, an dem Jesus den Tod besiegt hat – an dem Ort, der so schrecklich vom Königerschrecken spricht, dem Schädel Golgatha.
Im nächsten Vers lesen wir: Sie gaben ihm Wein mit Galle vermischt zu trinken, und der Herr hat das nicht getrunken. Warum wollte er das nicht trinken? Er wollte nicht sediert, also nicht in einem Dämmerzustand, sein Leiden erleben, sondern es ganz bewusst für uns tragen.
Ja, aber es war ja nicht viel Wein. Ja, aber gar nichts davon. Er war wie ein Nasiräer. Gut, aber der Herr hat ja sonst schon Wein getrunken, nicht wahr? Darum wird ihm in Lukas 7 vorgeworfen, dass er Wein trank, im Gegensatz zu Johannes dem Täufer, der ein Nasiräer war. Man nannte ihn einen Weinsäufer, was eine lästerliche Bezeichnung war, weil er etwas Wein trank. Aber hier hat er den Wein mit Galle ganz verworfen.
Gibt es noch mehr Argumente? Wir sind schon auf der richtigen Fährte, aber... Ja, er nahm unsere Schmerzen auf sich. Ihr sagt, ein bisschen Wein sei ja nicht sedierend, oder? Das ist der Punkt: Wein mit Galle vermischt. Galle bezeichnet hier den Gallensaft, der sehr bitter schmeckt. Man muss wissen, dass dieses Wort auch für andere bittere Stoffe verwendet wurde, also Bitterstoffe.
Matthäus verwendet hier einen Ausdruck, der sehr weit gefasst ist, um eben diesen Drogenzusatz zu beschreiben. Die römischen Soldaten verabreichten in Fällen, in denen sie Mitleid mit dem Gekreuzigten hatten, eine solche Mischung. Die Galle bezeichnet hier also eine schmerzlindernde Droge, das kann ein Opiat sein oder etwas Ähnliches. Das wollte der Herr nicht.
Wer Galle und Ethanol, also Alkohol, zusammen gibt, verstärkt die Wirkung. Das ist heute auch bekannt. Diese Kombination wirkt als Verstärkung, eine organische Verlängerung. Deshalb gaben die Soldaten nicht nur Galle, sondern Wein mit Galle. Wie gesagt, das verstärkt die Wirkung noch zusätzlich. Der Wein allein wäre noch keine Erklärung gewesen; etwas Wein geht.
Darum sagt auch der Apostel Paulus zu Timotheus, er solle ein wenig Wein nehmen wegen seines häufigen Magenleidens. Aber er sagt nicht viel Wein, das ist etwas ganz anderes. Das wissen manche nicht. Die Bibel sagt: ein wenig Wein. Der Herr hat hier also den Wein mit der Galle zusammen ganz abgelehnt, weil er der Sündenträger sein wollte. Er wollte die Schmerzen des Gerichts Gottes ohne Erleichterung auf sich nehmen.
Wir können diese Stelle nicht so verstehen, dass palliative Behandlung schlecht sei. Wir können Gott danken, dass die Palliativmedizin heute große Fortschritte gemacht hat. In den meisten Fällen ist es möglich, so präzise zu dosieren, dass das Bewusstsein nicht angegriffen wird und trotzdem eine Schmerzerleichterung eintritt. Früher war das so nicht möglich, und diese Fortschritte sind fantastisch.
Ich denke an meine Großmutter mütterlicherseits. Sie starb an Krebs und bekam in den Sechzigerjahren ein Schmerzmittel. Doch sie hatte so schreckliche Träume, dass sie sagte, sie nehme nichts mehr. Sie ertrug die Schmerzen bis zum Schluss ohne Betäubung. Rückblickend muss man sagen, dass das, was sie bekam, eigentlich nicht so schlecht war. Aber es traf nicht auf alle Menschen gleich zu. Manche hatten solche Nebenwirkungen, dass sie das Medikament ablehnten und so litten.
Heute gibt es andere Medikamente und Möglichkeiten. Wir können Gott danken für diese Fortschritte. Der Herr Jesus aber war als Sündenträger bereit, das Gericht Gottes zu tragen, das während der drei Stunden der Finsternis über ihn kommen sollte. Gott belud ihn mit unseren Sünden und dem ganzen Zorngericht, das wir verdient hätten – für die Ewigkeit.
Er wollte keine Schmerzerleichterung und lehnte sie deshalb ab. Das lässt mich an einen Edelstein im neuen Jerusalem denken, in Offenbarung 21. Während wir öffnen, erkläre ich kurz: Das neue Jerusalem in Offenbarung 21 darf man nicht mit dem himmlischen Jerusalem verwechseln. Das himmlische Jerusalem, erwähnt in Hebräer 12 und Galater 4, ist eine wirkliche Stadt, die Gott im Himmel gebaut hat. Schon Abraham freute sich zu Lebzeiten darauf.
In Offenbarung 21 wird das neue Jerusalem beschrieben, eine symbolische Darstellung der Gemeinde. Hier wird die Gemeinde nicht als Leib Christi, Schafherde oder geistiger Tempel Gottes gesehen, sondern als Stadt – das neue Jerusalem. Die Maßangaben und Materialien sind analog zur wirklichen Stadt im Himmel, dem himmlischen Jerusalem. Es gibt da einen direkten Zusammenhang.
In dieser symbolischen Beschreibung findet man die zwölf Grundlagen der Stadt, die mit jeweils einem anderen Edelstein geschmückt sind. Lesen wir in Vers 20 ab der fünften Grundlage: Der fünfte ist ein Sardonix, der sechste ein Sarder, der siebente ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Jaspis, der zwölfte ein Amethyst.
Alle diese Edelsteine sprechen von der Herrlichkeit des Herrn Jesus, die uns geschenkt wurde. Seine Herrlichkeit ist unsere Herrlichkeit. Jeder dieser Edelsteine hat eine symbolische Bedeutung. In meiner Serie über die Offenbarung, die wir in Dutzenden von Bibelklassen Vers für Vers durchgenommen haben, und die bald als Buch erscheint, haben wir auch die Edelsteine und ihre Bedeutung behandelt.
Was ich sage, ist also eine Wiederholung. Amethyst bedeutet „nicht betrunken“. Das „A“ ist das Alpha privativum, wie man es in der Linguistik nennt – ein „A“, das Verneinung ausdrückt, zum Beispiel in „anormal“, was „nicht normal“ heißt. Amethyst heißt also „nicht betrunken“. Der Amethyst sieht farblich wie Rotwein aus, allerdings etwas aufgehellt.
Im Mittelmeerraum war es in der Antike üblich, täglich Wein zu trinken, weil das Leitungswasser im Römischen Reich nicht sauber war. Heute haben wir fantastisches Leitungswasser, das man sogar auf offene Wunden anwenden kann, ohne Probleme. Damals war das anders.
Ein junger Mann wie Timotheus, der nicht nur sehr sensibel und etwas ängstlich war, sondern auch gesundheitlich schwach, sollte laut Apostel Paulus nicht länger nur Wasser trinken, sondern ein wenig Wein wegen seines Magens und seines häufigen Unwohlseins verwenden. Da sind wir wieder bei der gleichen Stelle.
Man trank den Wein damals meist mit Leitungswasser verdünnt, das war üblich. Es war nicht üblich, reinen Wein zu trinken. So wurde die Flüssigkeit ein wenig desinfiziert. Dieses Getränk bekam dann die Farbe eines Amethysts. Man kann das zu Hause ausprobieren, um zu sehen, wie man die Farbe des Amethysts erhält.
Wer so ein Glas trinkt, wird nicht betrunken. Die meisten würden lachen, wenn ich behauptete, mit einem Glas könne man betrunken werden. Aber man muss die Grenze kennen, und die liegt früher als manche denken. Natürlich hängt das vom Körpergewicht und der Gewöhnung ab, aber trotzdem ist der Ausdruck „ein wenig Wein“ sehr wichtig.
Die Bibel warnt in vielen Stellen, zum Beispiel in den Sprüchen, im Alten Testament und im Epheserbrief, vor jeglichem Alkoholmissbrauch. Das ist für Christen ein No-Go. Aber mit verdünntem Wein kann man mehr trinken, ohne betrunken zu werden. Das ist die Bedeutung des Amethysts: nicht betrunken.
Dieser Edelstein erinnert uns daran, dass der Herr Jesus, als er die schrecklichen Schmerzen ertrug, die ihm die Menschen zufügten – Schmerzen, die aber keine Sünden wegnahmen, sondern die Bosheit des Menschen zeigten – das Leiden ohne Schmerzmittel ertrug. Er verweigerte die Erleichterung, obwohl er wusste, dass in den drei Stunden der Finsternis die Sünden auf ihn geladen würden und Gott, der gerechte Richter, ihn strafen würde.
Der Zorn Gottes würde ihn treffen, und dennoch nahm er nichts. Der Amethyst spricht von seiner Herrlichkeit, weil er bereit war, alles für uns zu geben und diese Schmerzen als unser Stellvertreter ohne Einschränkung auf sich zu nehmen.
Ja, dann gehen wir weiter zu Vers 35 zurück in Matthäus 27. Der Heilige Geist beschreibt das mit wenigen knappen Worten: „Als sie ihn aber gekreuzigt hatten.“
Aber was das beinhaltete: Sie haben Nägel durch die Füße und durch die Hände geschlagen. Das war schrecklich, unvorstellbares Leiden. Heute wissen wir sehr genau, wie das von den Römern gemacht wurde.
Vor einigen Jahren hat man bei Straßenarbeiten in Jerusalem, gar nicht so weit von der Davidstadt entfernt, ein Ossuarium gefunden – also eine Knochenbox, in der man die Knochen der Toten aufbewahrt hat. Im Fußknochen war noch ein Nagel drin. Mit sogar Holzresten konnte man identifizieren, dass es ein Olivenbaum war, der als Kreuz verwendet wurde.
Wir wissen sogar den Namen des Gekreuzigten: Er hieß Jochanan, das ist auf gut Deutsch Hans. Hans wurde gekreuzigt, und der Nagel ist noch drin. Er geht durch den Fersenknochen hindurch.
Man muss sich vorstellen: Der Gekreuzigte hatte den Stamm zwischen den Beinen, und von der Seite hier wurde der Nagel durch den Fersenknochen in das Holz geschlagen. So wurde er fixiert.
Ich hatte vor vielen Jahren einmal über diesen Fund in San Francisco gesprochen. Mein Schwager, der damals noch als Fußchirurg wirkte, sagte mir, das sei interessant. Er brachte auch gleich ein Modell von einem Fußknochen mit, das ich in einem weiteren Vortrag als Illustration verwenden konnte.
Warum ist das so? Der Fußknochen ist fantastisch aufgebaut. Es gibt viele Hohlräume mit Abteilungen, und diese Abteilungen sind so grandios konzipiert – das ist eben Design, wie man die Planung des Schöpfers nennt –, dass der Knochen zwar viele Hohlräume hat, aber überaus stabil ist.
Das heißt, wenn man einen Nagel durchschlägt, zersplittert er nicht einfach, sondern der Nagel geht wirklich durch und hält. In Psalm 34 wird vom Messias gesagt: Kein Knochen soll an ihm gebrochen werden.
Und bei jedem Passa muss man darauf achten, dass nach 2. Mose 12 am Passahabend kein Knochen gebrochen werden durfte. Das sollte ein Hinweis auf den Messias sein, der gekreuzigt wird, aber so, dass die Knochen eben nicht zersplittern und nicht brechen.
Damit sehen wir jetzt auch den direkten Bezug zu 1. Mose 3, Vers 15, wo Gott nach dem Sündenfall zur Schlange sagt: „Der Same der Frau“, der Messias, der also ein Nachkomme von Eva sein würde – und zwar ein wirklicher Nachkomme, der Same der Frau.
Früher wusste man nicht, dass auch die Frau einen Teil zur Zeugung gibt. Man meinte, der Mann gibt etwas, und daraus entsteht ein Baby. So geht das nicht. Es gibt eben eine Zelle vom Mann, die man Samen nennt, und eine Zelle von der Frau, die man Ei nennt.
Aber im Grunde ist das auch eine Samenzelle, nur eben weiblich, und darum nennt man sie Ei. Die Bibel sagt eben „der Same der Frau“ und spricht vom Samen des Mannes. Das hat man erst in der modernen Medizin entdeckt.
So sollte also der Messias, dort genannt „der Same der Frau“, kommen und der Schlange, der Macht des Bösen, dem Satan, den Kopf zertreten.
Dann sagt Gott aber zur Schlange: Du wirst ihm in die Ferse beißen.
Eine Schlange beißt nicht, sondern sie sticht mit dem Giftzahn. Aber es ist genau dieser Stich in den Fersen.
Wir können das kurz aufschlagen. Jetzt haben wir uns nämlich schon mit Erklärungen vorbereitet.
1. Mose 3, Vers 15: Gott spricht zur Schlange, die Satan ja missbraucht hatte als Medium, um sich dahinter zu verstecken.
Vers 15: „Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.“
Es ist eigenartig, ich fange gleich mal hinten an: Hier wird gesagt, die Schlange werde ihm die Ferse zermalmen. Ich habe vorhin gesagt „beißen“ und dann gleich erklärt, aber eigentlich beißt eine Schlange nicht, sondern sie sticht. Es steht hier „zermalmen“.
Woher kommt das? Auf Hebräisch gibt es ein Verb, das heißt „schuf“ und bedeutet „zermalmen“ oder „zertreten“.
Aber es gibt im Hebräischen das Phänomen, dass es manchmal mehrere Wurzeln gibt, die gleich lauten. Im Wörterbuch wird dann unterschieden, zum Beispiel „Schuf I“ oder „Schuf II“. Es kann auch noch mehr gleichlautende Wurzeln geben.
Da haben wir also „Schuf“ für „zermalmen“ und „Schuf“ für „schnappen“.
Es ist ein Wortspiel. Gott benutzt diese Wurzel „schuf“ einmal im Sinn von „zermalmen“ und einmal im Sinn von „schnappen“.
Das geht natürlich auf Deutsch nicht mehr auf, wenn wir sagen: „Er wird dir den Kopf zermalmen und du wirst nach seiner Ferse schnappen“, eben mit dem Giftzahn stechen.
Darum hat man das in der Elberfelder Übersetzung so wiedergegeben: „Du wirst ihm den Kopf zermalmen und er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse zermalmen.“
Dann ist es der gleiche Ausdruck, und man merkt, da ist ein Zusammenhang.
Es ist also ein Wortspiel im Sinne, dass es einmal heißt: Der Same der Frau wird den Satan besiegen, den Kopf der Schlange zertreten und seine Macht damit brechen.
Der Messias wird dabei eine Todeswunde erleben, erfahren. Die Schlange sticht in die Ferse.
Die Römer haben das erfüllt, indem sie den Nagel durch seine Fersenknochen geschlagen haben, aber so, dass kein Knochen zerbrochen wurde.
„Er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihm in die Ferse stechen.“
Dort ist der Unterschied sachlich korrekt: eben „zertreten“ und dann „in die Ferse stechen“.
Aber man merkt das Wortspiel nicht.
Wie sollen wir es also machen? Man kann ja zweimal „zermalmen“ sagen und dann die Erklärung dazugeben, dass es eben das „Zermalmen“ meint, dort aber ein „Stechen“ oder „Schnappen“.
Und jetzt gehen wir zurück zu 1. Mose 3. Dort wird der ganze Vers richtig klar. Es heißt: „Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir, also der Schlange, Satan, und der Frau, Eva.“
Es gibt da einen Samen der Schlange. In 1. Johannes 3 wird gesagt, dass die verlorenen, ungläubigen Menschen die Kinder des Teufels sind. Das ist der Same der Schlange. Und dann gibt es den Same der Frau.
Also besteht zwischen den Ungläubigen, die Kinder des Teufels sind, eine Feindschaft gegenüber Jesus Christus. Aber dann wird gesagt, dass er, der Same der Frau, der Schlange den Kopf zertreten wird. Dabei wird der Messias sterben und eine Todeswunde erleiden.
In Psalm 22 hat David das über tausend Jahre im Voraus eindrücklich prophezeit. Dort hören wir die Stimme des Messias am Kreuz. Christian, kannst du uns bitte ab Vers 1 vorlesen?
„Dem Chorleiter nach Hirschkuh der Morgenröte, ein Psalm von David:
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Fern von meiner Rettung sind die Worte meines Gestöhns.
Mein Gott, ich rufe bei Tage, und du antwortest nicht,
und bei Nacht, und mir wird keine Ruhe.
Doch du bist heilig, da du wohnst unter den Lobgesängen Israels.
Auf dich vertrauten unsere Väter, sie vertrauten, und du rettetest sie.
Zu dir schrien sie um Hilfe und wurden gerettet,
sie vertrauten auf dich und wurden nicht zu Schanden.
Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch,
ein Spott der Leute und verachtet vom Volk.
Alle, die mich sehen, spotten über mich,
sie verziehen die Lippen, schütteln den Kopf.
Er hat es auf den Herrn gewälzt,
der rette ihn, befreie ihn, denn er hat ja gefallen an ihm.
Ja, du bist es, der mich aus dem Mutterleib gezogen hat,
da mir Vertrauen einflößte an meiner Mutter Brüsten.
Auf dich bin ich geworfen von Mutters Schoß her,
von meiner Mutter Leib an bist du mein Gott.
Sei nicht fern von mir, denn Not ist nahe,
denn kein Helfer ist da.
Viele Stiere haben mich umgeben,
starke Stiere von Barschan mich umringt.
Und sie haben ihr Maul gegen mich aufgesperrt,
wie ein Löwe reißend und brüllend.
Wie Wasser bin ich hingeschüttet,
und alle meine Gebeine haben sich zertrennt,
wie Wachs ist mein Herz geworden,
zerschmolzen in meinem Inneren.
Meine Kraft ist vertrocknet wie eine Scherbe,
und meine Zunge klebt an meinem Gaumen,
und in den Staub des Todes legst du mich.
Denn Hunde haben mich umgeben,
eine Rotte von Übeltätern hat mich umzingelt,
sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben.
Alle meine Gebeine könnte ich zählen,
sie schauen und sehen auf mich herab.
Sie teilen meine Kleider unter sich,
und über mein Gewand werfen sie das Los.
Du aber, Herr, sei nicht fern!
Meine Stärke, eile mir zur Hilfe,
errette vom Schwert meine Seele,
meine einzige aus des Hundes Pranke,
rette mich aus dem Rachen des Löwen
und von den Hörnern der Büffel, du hast mich erhört.“
Ich werde auf diese Verse zurückkommen und sie im Zusammenhang mit Matthäus 27 noch detaillierter erläutern.
Aber jetzt möchte ich besonders Vers 17 betonen: „Sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben.“ Die Kreuzigung als Todesart war ja eine viel spätere Erfindung. Wer hat sie erfunden? Die Römer? Nein, sie hatten sie von den Griechen übernommen.
Die Griechen hatten auch schon gekreuzigt, aber sie hatten es nicht erfunden, sondern von den Persern übernommen. Im Buch Esther, wenn es darum geht, dass Haman am Holz aufgehängt werden sollte, wird in der Septuaginta das griechische Wort für „kreuzigen“ verwendet.
Man hat also schon am Holz aufgehängt und „gekreuzigt“, aber diese Praxis wurde übernommen und von den Römern weiterentwickelt. Sie haben die Methode noch brutaler gemacht. So konnte jemand bis zu 14 Tage am Kreuz hängen, bis alle Körperfunktionen versagten und der Tod eintrat.
Das war furchtbar. Aber David lebte über tausend Jahre vor der Kreuzigung, und dennoch prophezeit er hier mit der Stimme des Messias: „Sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben.“
Ich habe das schon einmal erlebt, als ich mit einem jungen Mann, einem orthodoxen Juden aus Zürich, über den Messias sprach. Michael sagte mir: „Das ist falsch übersetzt. Im hebräischen Text steht nicht ‚sie haben durchgraben‘.“
Tatsächlich findet man in jüdischen deutschen Übersetzungen oft: „Meine Hände und meine Füße wie ein Löwe.“ Das ist aber kein vollständiger Satz. Wenn man die Bibel übersetzt und merkt, das ist kein Satz, muss man sich fragen, ob man es richtig verstanden hat.
Das Wort „Ka'ari“ heißt „wie“. „Ari“ bedeutet „Löwe“, also „ka'ari“ heißt „wie ein Löwe“.
Die älteste Bibelübersetzung, die sogenannte Septuaginta, wurde im dritten Jahrhundert vor Christus von Juden in Alexandria, Ägypten, erstellt. Sie übersetzten das Alte Testament ins Griechische und übersetzten hier mit „sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben“.
Wie kamen sie damals im dritten Jahrhundert darauf, nicht „wie ein Löwe“, sondern „durchgraben“ zu übersetzen? Erstens, weil sie Hebräisch konnten, und zweitens, weil sie kein Vorurteil hatten, diese Stelle mit der Kreuzigung Jesu in Verbindung zu bringen.
Man ist oft versucht, etwas Sinnloses zu übersetzen, nur um eine bestimmte Bedeutung zu vermeiden.
Ein Geheimtipp für alle, die Hebräisch lernen, ist das „Hebrew and Chaldee Lexicon“ von Benjamin Davidson. Es ist fantastisch. Dort sind alle Wörter des Alten Testaments alphabetisch aufgeführt.
Jedes Wort wird grammatikalisch analysiert, und es wird angegeben, von welcher Wurzel es stammt. Unter der Wurzel findet man ausführliche Erklärungen, auch mit verwandten Wörtern aus derselben Wurzel.
Das ist großartig, denn so denkt man in Wortfamilien und erkennt Zusammenhänge. Im grammatikalischen Vorspann muss man nachschauen, zum Beispiel in Kapitel 21,1,1, wo schwierige Wortformen erklärt werden.
Im Alten Testament gibt es sehr seltene und besondere Formen, die heute niemand mehr im modernen Hebräisch kennt, weil sie kaum gebraucht werden.
Dort wird erklärt, dass „Ka'ari“ für „Ka'arim“ steht. Ganz klar: „Ka'arim“ kommt von der Wurzel „kur“, was „durchgraben“ bedeutet, und ist ein Partizip Plural.
Man kann also übersetzen: „Sie haben durchgraben.“ Das ist der Sinn. Es ist eine poetische, leicht verkürzte Form.
Sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben, ja.
Das klingt ähnlich wie in Sacharja 12, Vers 10, wo es heißt: „Sie blicken auf den, den sie durchbohrt haben.“
Kann man das so sagen? Nein, das kann man nicht wörtlich sagen.
In Sacharja 12, Vers 10 heißt es: „Sie werden auf mich blicken“, spricht der Messias, „den sie durchbohrt haben.“
Das wird in Johannes 19 zitiert, im Zusammenhang mit einem Soldaten, der die Seite des Herrn mit einer Lanze öffnete.
Das ist eine weitere Prophetie, dass nicht nur Hände und Füße mit Nägeln durchbohrt werden sollten, sondern auch die Seite durch den Speer geöffnet wird.
Das kommt also noch dazu.
Genau.
Jetzt machen wir eine zwanzigminütige Pause.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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