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Die 5 Bücher Moses, Teil 5/5

Die 5 Bücher Moses, Teil 5/5, 4. Mose 20,1-13

Was war das Vergehen von Mose? (4. Mose 20)

Wir haben jetzt noch Gelegenheit für Fragen. Frage: "In 4. Mose 20, 1-13 gibt es die eine Stelle, wo das Volk gegen Aaron und Mose hadern, weil sie kein Wasser haben. Und darauf hin sagt Gott zu Mose, er soll zu dem Felsen gehen und mit ihm sprechen, dass Wasser heraus käme. Und daraufhin ist dann Mose vor das Volk getreten und hat aber nicht zu dem Felsen geredet, sondern er hat seinen Stab genommen und zweimal auf den Felsen geschlagen. Und da kam auch Wasser heraus. Allerdings hat Gott ihn dafür ja gerügt, bzw. er hat gesagt, dass er jetzt nicht mehr in das Land hineingehen darf, sondern nur kurz betrachten. Jetzt ist meine Frage: Was war denn das Vergehen von Mose?"

Das Schlagen des Felsens finden wir ja zum ersten Mal in 2. Mose 17 ganz am Anfang der Wüstenwanderung. Mose musste dort den Felsen schlagen und es kam Wasser für das Volk heraus. In 4. Mose 20 sollte Mose den Felsen nicht schlagen, sondern mit ihm sprechen. Nun, die eigentliche Pointe, auf die es da ankommt, ist im Deutschen gar nicht ersichtlich. Im Hebräischen steht nämlich in 2. Mose 17, 1-7 ein anderes Wort für Fels als in 4. Mose 20. In 2. Mose 17 ist es das Wort tsur, und in 4. Mose 20 das Wort sela. Tsur meint einen Felsblock, Sela meint ein Felsmassiv. Also tsur ist der kleine Fels und sela ist im Gegensatz dazu der große Fels. Und so weist der kleine Felsblock aus 2. Mose 17 auf den erniedrigten Christus hin, während das Felsmassiv in 4. Mose 20 auf den erhöhten, verherrlichten Christus hinweist. Nun, der erniedrigte Christus musste geschlagen werden, damit Gottes Segen fließen konnte. Aber der erhöhte Christus darf nicht geschlagen werden, denn er hat ein für allemal gelitten. Also wir haben den Auftrag, mit dem erhöhten Christus im Gespräch zu sein, mit ihm zu sprechen. Also Moses Handlung war nicht im Plan Gottes und damit ein Ungehorsam, ein Verstoß gegen sein Gebot, er solle mit dem Felsen sprechen. In dem Sinn finden wir, von der geistlichen Bedeutung her gesehen, also etwas ganz Tiefsinniges.

Vielleicht noch nebenbei bemerkt, ganz am Ende der Geschichte Israels wird ja wieder Wasser fließen. Woher? Aus dem Tempelberg, nämlich aus dem Heiligtum, Hesekiel 47, 1-12. Ja und wo wird das Heiligtum sein? Es heißt ja in Hesekiel 42, das Gesetz des Hauses, auf dem Gipfel des Berges soll alles ringsherum hochheilig sein. Das Haus, das Tempelhaus, wird wie die früheren Tempel auf dem Gipfel des Berges sein. Und was ist der Gipfel des Berges Morija? Ein Fels! Dort drauf wird auch das zukünftige Heiligtum wieder sein. Das heißt also, das Wasser, das in der Zukunft aus dem Heiligtum hervorkommen wird, wird aus dem Felsen hervorkommen. So beginnt also die Geschichte Israels mit dem Wasser aus dem Felsen und es wird dann auch wieder enden mit Wasser aus dem Felsen.

Jetzt aber zurück zu Mose. Deswegen, wegen dieses Ungehorsams, durfte Mose nicht ins Land. Er konnte allein vom Berg Nebo aus das Land erblicken, 5. Mose 34. Vom Nebo aus hat man übrigens einen Blick bis nach Galiläa hinauf. Er durfte das Land sehen, aber konnte das Volk nicht hineinführen, wegen seines Ungehorsams. Aber das Ganze hat noch eine weitere Bedeutung. Mose als Gesetzgeber ist der Vertreter des sinaitischen Bundes, der sinaitischen Gesetze. Und das haben wir deutlich gesehen, das Einhalten von Geboten aus eigener Kraft bringt den Menschen nicht in den Segen Gottes. Also auch da ist es so tiefsinnig; Mose darf nur das Land sehen, aber er kann das Volk nicht hineinführen. Das Gesetz kann den Menschen nicht in Gottes Segen hineinbringen. Sondern sein Nachfolger Josua muss das tun, hebräisch Jehoschua, Kurzform Jeschua, das ist der hebräische Name für Jesus. Also Jesus musste damals das Volk in das verheißene Land hineinführen. Und das ist doch auch wieder ganz gewaltig. Das 5. Buch Mose endet damit, dass Mose stirbt und nichts zur Vollendung führt. Das Gesetz hat nichts zur Vollendung gebracht, Hebräer 7. Und es ist Jesus, der das Volk hineinführt. Übrigens in der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, heißt das Buch Josua das Buch Jesus. Also da sehen wir auch heilsgeschichtlich diesen gewaltigen Übergang vom ersten Teil der Bibel, das Gesetz, die fünf Bücher Mose, und dann wird gezeigt, aber wirklich in den Segen hineinführen kann nicht das Gesetz, sondern Jesus, Josua.

Wer ist der Verderber? (2. Mose 12)

Noch irgendwelche Fragen? "Ja, ich habe noch eine Frage zur ersten Stunde. Und zwar in 2. Mose 12 da steht ja in Vers 13 von der Plage des Verderbens und in Vers 23 steht der Verderber. Wer ist das, dieser Verderber?"

Die erste Frage war 2. Mose 12, 13 und die zweite Stelle 2. Mose 12, 23. Ja. Also, es ist der HERR selbst, der nach Ägypten kommt. Und das Verderben im Vers 13 ist einfach die Tatsache, dass die Erstgeburt erschlagen wird. Und der Verderber aus Vers 23 ist Gott selber, der das Gericht ausübt. Also der HERR selber ist auch der Verderber.

"Ja, ich frag halt deswegen, bei mir ist das in unserer alten Gemeinde so gewesen, dass man sich fragt, ist unter dem Schutz des Gottes Jesus stellen und der Verderber praktisch mit dem Satan gleichgestellt, also zum Schutz vor Satan."

Ach so. Das ist natürlich ganz falsch, denn der Verderber war effektiv Gott selbst. In 2. Mose 12 geht es nicht um den Schutz vor Satans Macht, sondern es geht um den Schutz vor dem wohlverdienten Gericht Gottes. Also Gott ging hindurch, Gott schlug, nicht das ganze Land Ägypten, sondern einfach beispielhaft die Erstgeborenen. Aber auch Israel stand unter genau dem gleichen Gericht Gottes, unter dem gleichen Urteil. Auch sie hätten alle sterben müssen, die Erstgeborenen, aber das Blut konnte sie schützen. Es geht also nicht um Schutz vor Satan, sondern es geht um den Schutz vor dem Gericht Gottes. Das ist der Punkt hier. Ich meine, dass wir als Erlöste auch Schutz haben vor Satans Angriffen, das ist wieder eine andere Sache, die an anderen Stellen erklärt wird. Und allein schon durch die Tatsache, dass der Same der Frau der Schlange den Kopf zertreten hat, ist die Grundlage, dass wir von Satans Macht befreit sind.

Was ist mit dem Tempelbau?

Ja, weiter? Frage: "Was ist mit dem Tempelbau? Die Juden halten ja immer noch am Tempelbau fest. Aber das hat doch auch eine geistige Bedeutung, es gibt ja den geistigen Tempel. Aber die Juden wollen ja immer noch einen Tempel bauen."

Ja, ich meine in der Zeit, wo es jetzt keinen Tempel gegeben hat seit dem Jahr 70, das ist die Zeit der Gemeinde, wo Gott ein geistliches Haus baut, mit lebendigen Bausteinen aus allen Nationen. Aber diese Zeit ist beschränkt und wenn die Vollzahl der Nationen eingegangen ist, also diese bestimmte Zahl, die Gott vorhergesehen hat, die aus den Völkern zum Glauben kommen werden, dann findet die Entrückung statt und Israel wird wieder den Platz bekommen, diesen bevorrechtigten Platz, wie in der Zeit des Alten Testaments. Und dann wird wieder ein Tempel stehen in Jerusalem. Also man muss einfach alles an seinem Ort stehen lassen und da gibt es viele Stellen im Alten und dann auch im Neuen Testament, die von einem kommenden dritten Tempel sprechen. Noch etwas?

Einführung in den levitischen Opferdienst

Dann fahren wir weiter. Einführung in den levitischen Opferdienst. Wir haben gesehen, wie eigentlich durch das ganze Gesetz hindurch sich das Thema vom Opfer dahinzieht wie ein roter Faden. Und es ist eigentlich um so eindrücklicher und verwunderlicher, als wir uns ja darüber im Klaren sind, wie das Neue Testament uns zeigt, aus Gesetzes Werken kann kein Mensch vor Gott gerecht werden. Und gerade in diesem selben Gesetz wird uns auch der Weg des Heils gezeigt, nicht aus eigenen Werken, sondern durch die stellvertretende Erlösungstat des Herrn Jesus. Also im gleichen Gesetz wird auch die Lösung durch Glauben und Stellvertretung und Opfer so eindrücklich vorgestellt. Und wir haben gesehen, es hat begonnen bereits 1. Mose 3, 15. Dort beginnt der rote Faden. Gott sagt: Ich werde Feindschaft setzen und der Same der Frau wird der Schlange den Kopf zertreten.

Eine kleine Anekdote. Vielen ist ja Bruder Johan Fijnvandraat bekannt. Er war mit Journalistenausweis in Israel und musste reportieren. Er ging zur Klagemauer und kam in ein Gespräch mit einem Rabbi. Er wollte mit diesem über den leidenden Messias sprechen. Der Rabbi wollte nichts annehmen, Jesaja 53 und so. Er wollte einen Beweis nur aus der Thora, denn die Thora ist die Grundlage der Offenbarung, also die fünf Bücher Mose. Jesaja 53 nicht, Psalm 22 auch nicht, was machen wir? Nun, Bruder Fijnvandraat sagt: In 1. Mose 3 sagt Gott, dass der Same der Frau der Schlange den Kopf zertreten wird. Sagt der Rabbi: Ja, natürlich, am Ende der Zeit wird der Sieg Gottes da sein über das Böse. Bruder Fijnvandraat sagt: Ja, aber dann heißt es weiter, die Schlange wird ihm in den Fersen stechen. Und das ist doch nicht so eine ganz angenehme Erfahrung. Oder? Der Rabbi schaut auf die Uhr und wie ein guter Sohn Jakobs sagt er: Oh, es ist Zeit. Ich muss gehen.

Also wir haben den leidenden Messias bereits im Gesetz ab Kapitel 3. Und dann noch etwas Besonderes. Er wird der Schlage den Kopf zertreten und die Schlange wird in die Ferse stechen. Also mit dem Giftzahn in die Ferse. Vor einigen Jahren hat man in Israel ein Ossarium, ein Knochenhaus, gefunden aus der Zeit des 1. Jahrhunderts. Dort war ein Gekreuzigter drin. Und man hat seinen Fußknochen gefunden noch mit dem Nagel drin. Man konnte ihn nicht mehr herausziehen nach der Kreuzigung. Der war also noch drin geblieben, 10 cm lang. Und jetzt hat man endlich einmal festgestellt, an einem authentischen Beispiel, wie man damals gekreuzigt hat. Man hat festgestellt, jetzt können wir alle diese Bilder aus dem Mittelalter mit der Darstellung einer Kreuzigung, glatt vergessen. Da sieht man doch immer den Nagel vorne, der in den Fuß hinein geht. Aber den Nagel hat man so eingeschlagen, dass die Füße auf der Seite waren und man hat dann von der Seite her durch den Fersenknöchel, unter dem Gelenkknochen, den Nagel eingeschlagen bis ins Holz hinein. So ist man gehangen. Eben zwischen den Füßen das Holz. Man hat also den Fersenknochen mit dem Nagel drin. Und das ist doch so dramatisch zu sehen wie wörtlich sich 1. Mose 3 erfüllt hat: Du wirst ihm in die Ferse stechen. Und so ist der Nagel wirklich in den Fersenknochen geschlagen worden bei unserem Erlöser. So hat sich das also dramatisch erfüllt.

Die Zentralität des Opfers Christi

Und von 1. Mose 3 beginnt diese blutige rote Spur der Opfer, hinweisend auf das eine Opfer von Golgatha. Und wo wird am meisten über diese Opfer gesprochen in den fünf Büchern Mose? In 3. Mose, haben wir ja jetzt gelernt. Und das 3. Buch Mose ist genau in der Mitte der fünf Bücher Mose. Das zeigt uns nochmals die Zentralität des Opfers Christi. Übrigens, das sehen wir auch wie einen roten Faden, das Opfer im Zentrum. Zum Beispiel, die Stiftshütte hatte nach 2. Mose 40 einen Vorhof von wieviel auf wieviel Ellen? Ja Entschuldigung, wenn ich immer so dumme Fragen stelle. Aber das zeigt uns, solche scheinbaren Nebensächlichkeiten können dann doch ganz nützlich sein. Es sind nämlich tatsächlich 50 auf 100 Ellen, also 25 auf 50 Meter. Das heißt, wir haben hier zwei Quadrate mit einer Kantenlänge von 50 Ellen. Wenn man die Geräte schön verteilt, Brandopferaltar, Waschbecken und dann das Heiligtum mit dem Allerheiligsten, dann ergibt sich, dass der Altar ins Zentrum kommt von dem ersten Quadrat. Wenn wir also die Diagonale ziehen durch das erste Quadrat, dann schneidet sie sich im Brandopferaltar. Das Opfer in der Mitte. Dann nehmen wir das zweite Quadrat und verteilen das alles schön darin. Dann ziehen wir wieder die Diagonalen und sie schneiden sich im Sühnedeckel der Bundeslade, im Allerheiligsten. Da wo das Blut am Versöhnungstag versprengt wurde. Das Opfer also in der Mitte.

Wir gehen weiter und halten zum Beispiel an in Hesekiel 40-48, der Plan von dem zukünftigen letzen Tempel. Man rechnet alles zusammen, die Maße, die dort angegeben sind, es gibt die inneren Vorhöfe, ein Quadrat von 500 Ellen Seitenlänge. Also das zehnfache des Maßes aus der Stiftshütte. Einfach ein bisschen größer, es kommen ja auch mehr Leute dann. Und wenn man dann die Diagonale zieht durch das 500-Ellen-Quadrat dann schneidet es sich sage und schreibe im Altar. Das Opfer in der Mitte.

Und wir gehen in die Evangelien. Und wer ist der Gekreuzigte in der Mitte? Der Herr Jesus. Und wir gehen weiter bis in die Offenbarung und wir sehen das Lamm in der Mitte des Thrones. Christus in der Mitte, ganz zentral. Und wir haben es heute Morgen übrigens auch schon gefunden, die Quelle des Lebens, der Baum des Lebens, war in der Mitte des Gartens von Eden, nicht der Baum der Erkenntnis. Also der Herr Jesus, das Opfer, die Quelle des Lebens, ganz zentral. Darum sind in den Mosebüchern die Opferkapitel ganz zentral. Wir können vier blutige Opfer unterscheiden. Erstens Brandopfer, zweitens Friedensopfer, drittens Sündopfer und viertens Schuldopfer. Dann gab es aber auch unblutige Opfer, wie zum Beispiel das Speisopfer, Trankopfer und auch gewisse Hebopfer. Wir wollen unser Augenmerk besonders auf die blutigen Opfer richten und wollen zuerst mal die Bedeutung der Opfer aus alttestamentlicher Sicht sehen.

In Jesaja 53 haben wir heute Morgen schon besprochen und haben gesehen, Vers 7, wie ein Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, so wird der Messias beschrieben in seinem Gang nach Golgatha. Weiter haben wir in Jesaja 53 aber noch mehr, nämlich ganz direkte Zusammenhänge mit dem Opferdienst. Jesaja 53, 10: Doch dem HERRN gefiel es, ihn zu zerschlagen, er hat ihn leiden lassen. Wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird, so wird er Samen sehen, er wird seine Tage verlängern; und das Wohlgefallen des HERRN wird in seiner Hand gedeihen." Da haben wir einen Ausdruck aus dem Opfersystem des Gesetzes. Das Schuldopfer aus 3. Mose 5. Der Ausdruck wird ganz direkt hier auf das Opfer des Knechtes des Herrn bezogen. Dann noch etwas Eindrückliches, Vers 12 in der Mitte: Dafür, dass er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod." Wir haben das schon so viele Male gelesen, diese Stelle. Aber wie schüttet man seine Seele aus in den Tod? Ausschütten hat doch mit einer Flüssigkeit zu tun, oder? Und 3. Mose 17, 11 erklärt: Denn die Seele des Fleisches ist im Blute, und ich habe es euch auf den Altar gegeben, um Sühnung zu tun für eure Seelen; denn das Blut ist es, welches Sühnung tut durch die Seele." Und Seele meint dort einfach das Leben. Das Blut ist gewissermaßen der Inbegriff des Lebens und wenn es hier von dem Erlöser heißt, dass er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod, dann meint es, er hat sein Blut ausgeschüttet, sein Leben hingegeben. Also auch hier wird die Verbindung zum 3. Mosebuch ganz deutlich aus alttestamentlicher Sicht.

Das Ganze wird vielleicht noch grandioser, wenn wir Psalm 40 aufschlagen, ein Psalm von König David. Aber er spricht nicht über eigene Erfahrungen. Weil er ein Prophet war, hat er von dem Messias gesprochen. Wir lesen die Verse 6-8: An Schlacht- und Speisopfern hattest du keine Lust; Ohren hast du mir bereitet: Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert. Da sprach ich: Siehe, ich komme, in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben. Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust; und dein Gesetz ist im Innern meines Herzens." Was sagt hier der Sprecher? Es sind eigentlich nicht diese Schlacht-, Brand- und Sündopfer, die Gott letztlich möchte. Und dann sagt er: Ich komme. Und das wird uns erklärt in Hebräer 10. Da wird gezeigt, dass hier der Herr Jesus gesprochen hat. Hebräer 10, 5: Darum, als er in die Welt kommt, spricht er: «Schlachtopfer und Speisopfer hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir bereitet; an Brandopfern und Opfern für die Sünde hast du kein Wohlgefallen gefunden. Da sprach ich: Siehe, ich komme (in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben), um deinen Willen, o Gott zu tun.»" Und dann erklärt der Hebräerbrief: Der Herr Jesus sagt in diesem Psalm, dass diese Opfer eigentlich nicht Gottes Willen erfüllen konnten, aber jetzt kommt er, um das wahre Opfer zu sein. Und es wird erklärt, Vers 9: «Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun.» (Er nimmt das Erste weg, auf dass er das Zweite aufrichte.) Durch welchen Willen wir geheiligt sind durch das ein für allemal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi." Also der Messias sagt dort alttestamentlich, die Opfer aus 3. Mose hat Gott nicht eigentlich gewollt, sondern was er wollte ist die Erfüllung durch mein Kommen. Siehe, ich komme um deinen Willen zu tun. Und das bedeutet die Hingabe am Kreuz.

Einen Leib hast du mir bereitet - Ohren hast du mir bereitet

Jetzt könnte ein Kritiker kommen und sagen, ja aber das widerspricht sich doch. In Hebräer heißt es: einen Leib hast du mir bereitet, und in Psalm 40 heißt es: Ohren hast du mir bereitet. Und es gibt eine wunderbare Erklärung dafür. Wörtlich in der alten Elberfelder steht in der Fußnote Ohren hast du mir gegraben'. Wenn ein Kind im Mutterleib sich entwickelt ist es zuerst eine ungeformte Masse, so wie Psalm 139, 16 es sagt: Meine ungeformte Masse sahen deine Augen." Oder mein Knäuel. Und dann eines der ersten, ganz frühen Ereignisse ist, dass sich plötzlich Furchen bilden, die sich vertiefen zu dem Gehörkanal. Also die Bildung des Gehörgangs gehört zu den ganz frühen embryonalen Entwicklungen. Wenn also hier der Messias sagt: Ohren hast du mir gegraben, dann heißt das, du hast mich gebildet, du hast mir im Mutterleib einen Körper bereitet. Und das ist das Gleiche, wie Hebräer uns das sagt: Einen Leib hast du mir bereitet.

Und nach Hebräer 10, 4:In welchem Moment hat der Herr Jesus das gesagt? Ist das jemandem aufgefallen? Ja, als er in die Welt kommt, bei seiner Geburt. Als Sohn Gottes konnte er dann schon reden. Als Mensch nicht, aber er ist ja gleichzeitig der Sohn Gottes. Und als er als Mensch, als kleines Baby auf die Welt kommt, spricht er: Schlachtopfer und Speisopfer hast du nicht gewollt, einen Leib hast du mir gegeben, Ohren hast du mir gegraben. Ich komme um deinen Willen zu tun. So zeigt das Alte Testament bereits, dass die Opfer nur symbolisch, nur vorläufig sind und ihre Erfüllung finden in der Menschwerdung des Sohnes Gottes, der geboren wird, um als Opfer zu sterben. Also in dem Sinn drückt das auch wieder ganz überwältigend aus, aus alttestamentlicher Sicht konnte man schon solche Dinge erkennen. Und dann zur Bedeutung aus neutestamentlicher Sicht. Das kennen wir aus Hebräer 9 und 10 wie sich all diese Opfer in dem ein für allemal vollbrachten Opfer Christi erfüllt haben.

Das blutige Opfer im Detail

Und nun gehen wir weiter zu den blutigen Opfern im Detail. Sind noch Fragen zuerst? Nichts? Gut. Also erstens das Brandopfer. Also das Ziel von dem, was wir jetzt machen, ist, dass wir alle nachher immer wissen, was die einzelnen Opfer bedeuten. Das ist nämlich so schwierig. Man hört das dauernd und es wird in Anbetungsstunden immer wieder verwendet, aber Vielen sagt das gar nichts. Was bedeutet jetzt Brandopfer. Das ist so kompliziert, da gibt es so verwirrende Begriffe. Und da möchte ich mich so unausführlich wie möglich ausdrücken. Einfach nur, dass wir mal die Begriffe schön auseinander halten und systematisch vor uns haben. Das soll das Lehrziel sein. Also erstens das Brandopfer. Auf Hebräisch heißt das olah und das bezeichnet etwas, das aufsteigt, also das aufsteigende Opfer. Im Neuen Testament wird es im Griechischen holokautoma genannt. Das heißt: das vollständig Verbrannte. Davon kommt übrigens das Wort Holocaust. Eigentlich gar nicht angemessen, denn das jüdische Volk war nicht ein Brandopfer. Das ist nur der Herr Jesus, das vollständig verbrannte Opfer. Also wörtlich das vollständig verbrannt Werdende, so kommt es vor in Hebräer 6.

Und dieses Opfer ist immer ein Opfer zur Verherrlichung Gottes. Darum wird von diesem Opfer auch immer gesagt, es sei zum lieblichen Geruch dem HERRN, dem Ewigen, bzw. man kann den gleichen Ausdruck übersetzen mit: zum Geruch der Ruhe für den Ewigen. Dann kommen einige Stellen aus 3. Mose 1, wo das so vorkommt, nämlich die Verse 9, 13 und 17. Und dann vergleiche 1. Mose 8, 21. Da wird nämlich schon bei dem Opfer von Noah gesagt, diese Brandopfer waren zum Geruch der Ruhe für den Ewigen. In 3. Mose 1, 3 wird dann gesagt: Wer das Opfer darbringt, für ihn gilt, es wird zum Wohlgefallen für ihn sein vor dem Ewigen. Also, wenn ein Opfer zum Wohlgefallen für Gott aufsteigt wird dem, der es bringt, das Wohlgefallen des Opfers zugerechnet. Und zwar wird betont in 3. Mose 1, dass der Opfernde die Hände auf den Kopf des Tieres legen musste. 3. Mose 1, 4: Und er soll seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legen, und es wird wohlgefällig für ihn sein, um Sühnung für ihn zu tun." Obwohl das Wort legen ist eigentlich schwach im Deutschen. Der hebräische Ausdruck samach bedeutet auflegen, aber mit Druck, auflehnen, aufstützen. Also man hat das auch so praktiziert im Judentum. Der Opfernde musste wirklich sein Gewicht auf den Kopf des Opfers drücken. Und jetzt wird nämlich die Bedeutung klar. Das ganze Gewicht der Person wird dabei übertragen und das ist Identifikation, Einsmachung mit dem Opfer. Oder ein anderes Beispiel. Mose hat doch die Hände bei Josua aufgelegt, 5. Mose 34, und ihn damit als Nachfolger bestätigt. Da steht das gleiche Wort. Er hat also nicht nur die Hände so ein bisschen draufgelegt auf den Kopf, sondern gedrückt und hat das ganze Gewicht seiner Person Josua übergeben, damit Josua gehorchen, wie sie ihm gehorcht haben. Damit wird die Handauflegung deutlicher in ihrer Bedeutung. Nun, der Opfernde, der das Opfer zum Wohlgefallen für Gott bringt, stützt sich auf das Opfer und damit wird das Wohlgefallen des Opfers ihm zugerechnet.

Und das drückt uns folgendes aus. Der Herr Jesus ist am Kreuz gestorben und hat alles nach dem Plan des Vaters erfüllt. Und das war zur Ehre Gottes. Gott ist verherrlicht worden durch diese Hingabe des Herrn Jesus bis zum Letzten, bis in den Tod. Und wenn wir im Glauben uns mit dem Herrn Jesus verbinden, ihn als unser Opfer annehmen, das ist Handauflegung. Dann wird uns die ganze Wohlgefälligkeit dieses Opfers zugerechnet. Und das ist genau das, was in Epheser 1, 7 steht, nämlich dass wir angenehm gemacht sind in dem Geliebten. Das ist gewaltig. Der Herr Jesus sagt im Johannesevangelium, Johannes 17, 4: Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, welches du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte." Also das ist das Brandopfer. Der Herr Jesus hat durch seine völlige Hingabe Gott verherrlicht und jeder Mensch, der sich mit diesem Opfer wirklich verbindet und einsmacht, wird diese ganze Herrlichkeit zugerechnet. Und das ist auch die Bedeutung in Vers 4 von: um Sühnung zu tun. Man ist überrascht. Es geht ja gar nicht um Sünde beim Brandopfer. Aber es ist wichtig zu wissen, Sühnen heißt wörtlich aus dem Hebräischen übersetzt zudecken. Also kann es verschiedene Bedeutungen haben. Hier heißt um Sühnung zu tun wörtlich: um über ihm zuzudecken. Das heißt wir werden mit Christi Herrlichkeit überdeckt, so dass Gott die Schönheit des Opfers sieht, des Herrn Jesus, wenn er uns anschaut. So drückt also das Brandopfer die Vollkommenheit Christi aus. Bis dahin Fragen?

Frage: "Warum wird denn in Vers 17 extra betont, dass es ein Feueropfer ist?" Weil eben dieses ganze Opfer ins Feuer kam. Es wurden also alle Teile verbrannt. Und das weist darauf hin, wie der Herr Jesus sich vollständig hingegeben hat, nichts zurückgehalten hat. Noch etwas? Gut, dann gehen wir zum Friedensopfer.

Das Friedensopfer wird in 3. Mose 3 beschrieben. Im Hebräischen heißt es zevach schelamijm. Da haben wir ein Wort, das verwandt ist mit dem Schalom. Schalom heißt Friede und das zevach schelamijm ist das Friedensopfer. Aber das Wort schelamijm hat viele Bedeutungen. Zevach schelamijm kann also Friedensopfer bedeuten, aber auch Dank-, Rettungs-, Wohlstands-, Gemeinschafts- oder Freundschaftsopfer. Das Wort schelamijm ist so reich in seiner Bedeutung. Manchmal wird diese Art Opfer auch einfach Schlachtopfer genannt. Ich habe da Stellen angegeben: 1. Kor 10, 18; Kolosser 1, 20; Römer 5, 1 und 1. Johannes 1, 5. Manchmal, nicht immer, ist das ein ganz spezifischer Ausdruck für diese Art von Opfer. Jetzt ist das Eindrückliche, das Besondere bei diesem Opfer: Wenn jemand dieses Opfer brachte, durfte er einen Teil auf dem Altar verbrennen und einen anderen Teil selber essen. Er durfte auch andere einladen. dass sie mit ihm zusammen an der Mahlzeit teilnehmen. Wir kennen doch die Geschichte von Hanna und Elkana, wie sie jährlich nach Silo zur Stiftshütte gegangen sind. Und dann hat es doch immer Fleischstücke gegeben und Hanna hat immer das Doppelte bekommen, vom Friedensopfer. Also bei diesem Opfer hatten Menschen untereinander Gemeinschaft und sie hatten auch Gemeinschaft mit Gott, weil er einen Teil bekam und man selbst auch einen Teil. Und Gemeinschaft ist doch, dass man Anteil hat an dem Gleichen, dass man sich am Gleichen freut, sich für das Gleiche interessiert. Und so ist also das Friedensopfer gewissermaßen das Gemeinschaftsopfer. Und es zeigt uns das, was in Kolosser 1, 20 steht, nämlich dass der Herr Jesus Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes. Also durch sein Opfer können wir Gemeinschaft haben in Frieden mit Gott und auch mit unseren Mitgläubigen. Bis dahin eine Frage? Gut dann gehen wir weiter.

Das Sündopfer, auf Hebräisch heißt das chattath. Das Wort heißt Sünde und je nach Zusammenhang bedeutet es Sündopfer. Aber das Wort Opfer steckt gar nicht drin. Das heißt einfach Sünde oder Zielverfehlung. Und im Neuen Testament wird es Opfer für die Sünde genannt. Also wenn der Ausdruck Opfer für die Sünde vorkommt (Hebräer 10, 6 und Römer 8, 3), dann ist ganz speziell das Sündopfer gemeint. Und dieses Opfer wurde außerhalb des Lagers verbrannt. Da musste auch der Opfernde, der Schuldige, wieder die Handauflegung vollziehen. Er drückte also sein Gewicht auf den Kopf des Tieres und musste seine Schuld konkret bekennen. Jetzt wechselt er auf das Opfer über. Beim Brandopfer hat das Brandopfer seine Herrlichkeit auf den Opfernden übertragen und jetzt überträgt der Opfernde symbolisch seine Schuld auf das unschuldige Sündopfer. Und dann sagt Gott, das ist so abscheulich, die Sünde, ich möchte dieses Opfer nicht mehr in meiner Gegenwart haben, hinaus damit. Und man musste es außerhalb des Lagers Israel verbrennen. Im Neuen Testament und zur Zeit der Evangelien gab es ja nicht mehr die Stiftshütte und das Lager Israel im Sinai. Man hatte folgende Sicht gehabt: Der Tempel entspricht der Stiftshütte und die Stadt drum herum hat man als das Lager bezeichnet. Und darum wurden die Sündopfer dann immer außerhalb der Stadtmauern Jerusalems verbrannt. Und als der Herr Jesus gekommen ist, hat man ihn außerhalb der Stadtmauern, vor dem Gartentor, gekreuzigt. Das ist also tatsächlich geschehen, dass das Opfer außerhalb des Lagers als Sündopfer sterben musste.

Jetzt haben wir aber viertens das Schuldopfer und da wollen wir ganz gut heraus arbeiten, was der Unterschied zum Sündopfer ist. Das Schuldopfer heißt im Hebräischen ascham und heißt übrigens auch nur Schuld. Und je nach Zusammenhang bezeichnet es eben nicht nur Schuld, sondern das Schuldopfer. Das Schuldopfer ist dem Sündopfer sehr ähnlich, wird aber in anderen Fällen verwendet. Zum Beispiel: Wenn ich jemandem 100 Schekel gestohlen hätte und ich das eingesehen hätte, das das falsch ist, dann hätte ich ein Opfer bringen müssen und diese Schuld konkret bekennen. Ja, aber damit war der Schaden noch nicht behoben, denn die 100 Schekel waren ja immer noch weg. Also, da müsste ich dem Geschädigten die 100 Schekel zurückgeben und, so heißt es bei der Beschreibung des Schuldopfers, noch 20 Prozent dazu, also 120 Schekel. Also das Schuldopfer betont folgendes: Wenn ich eine Sünde begehe, dann hat die Sünde auch Auswirkungen, denn sie schädigt andere. Aber grade das Schuldopfer betont, dass der Herr Jesus gekommen ist um zu sterben für unsere Sünden, aber auch um die Auswirkungen und den Schaden, den wir angerichtet haben, wieder gut zu machen. Ich glaube, das trifft uns ganz besonders in solchen Fällen, wo wir großen Schaden angerichtet haben. Es gibt ja Fälle, wo wir Dinge wieder erstatten können, aber es gibt auch so viele Dinge, die wir gar nicht mehr reparieren können. Und da dürfen wir wirklich wissen, dass der Herr Jesus nicht nur für das gestorben ist, was wir getan haben, sondern auch im Blick darauf, was wir zerstört haben. Auch die Reparation hat er durch seinen Tod übernommen. Und das ist schon irgendwie gewaltig. Das können wir umschreiben im Schuldopfer: das Werk Christi macht allen Schaden gut.

Und jetzt verstehen wir den Zusammenhang und den Gegensatz zum Sündopfer besser. Bei einer Sünde, wo ich nicht direkt jemanden geschädigt hatte, musste ich also ein Sündopfer bringen. Das Sündopfer betonte also mehr die Boshaftigkeit der Sünde an sich. Und damit auch die Quelle der Sünde, unsere boshafte, sündige Natur. Das Opfer heißt einfach Sünde, denn es ist für das Verdorbene, das Böse, um es weg zu tun. Und das zeigt, das Christus nicht nur für das gestorben ist, was wir getan haben, sondern auch für das, was wir sind, für die böse Wurzel in uns. Somit betont das Sündopfer mehr die Quelle, woher unsere Sünden gekommen sind. Und das Schuldopfer betont mehr die Auswirkungen, die unsere Sünden verursacht haben. Für das alles ist der Herr Jesus gestorben.

Ich fasse also nochmals zusammen. 1. Das Brandopfer zeigt, der Herr Jesus hat sich ganz für Gott hingegeben, zu seiner Ehre. Und wenn wir dieses Opfer für uns annehmen, dann wird uns diese Herrlichkeit Christi angerechnet. Gott sieht uns in der Schönheit und Herrlichkeit seines Sohnes. 2. Das Friedensopfer: Der Herr Jesus ist gestorben, damit wir Frieden und Gemeinschaft mit Gott und unseren Geschwistern haben können. 3. Das Sündopfer: Der Herr Jesus ist für unsere Sünden gestorben, aber auch für die Macht der Sünde in uns, um uns davon zu befreien. 4. Das Schuldopfer: Der Herr Jesus ist gestorben für unsere Sünden, aber auch um den Schaden, den wir angerichtet haben, wieder gut zu machen. Ich denke, wenn man das so beschränkt auf ein paar Dinge, dann kann man sich das viel besser einprägen. Und wenn man dann beim Lesen wieder auf diese Ausdrücke stößt, kann man das viel besser zuordnen. Bis dahin Fragen? Frage: Zu den unblutigen Opfern, kommt da jetzt noch was? Ich wollte das eigentlich auslassen, aber ich kann schon was dazu sagen. Frage: Was ist ein Webopfer? Ein Webopfer heißt, das Opfer wird hin- und hergeschwungen. Das heißt also, bei gewissen Opfern war es vorgeschrieben, dass die vor dem Herrn webte, das heißt, dass man sie hin- und herschwang, um gewissermaßen Gott das Opfer von allen Seiten zu zeigen. Wenn ich eine Übertragung machen will, muss ich zuerst erklären, was das Speisopfer überhaupt bedeutet. Das Speisopfer war aus Mehl und immer ungesäuert, also alle Speisopfer, die auf den Altar kamen. Sauerteig, das haben wir heute Morgen im Verbindung mit dem Passah gesehen, ist immer ein Bild der Sünde. Das Mehl spricht vom Herrn Jesus. Es ist aus Getreide, das aus der Erde herausgewachsen ist, und so ist der Herr Jesus als wirklicher Mensch auf der Erde aufgewachsen. Aber sein Leben war vollkommen, ohne Sünde. Und das Speisopfer spricht also insbesondere von seinem vollkommenen, sündlosen Leben. Die Speisopfer wurden eigentlich immer in Verbindung mit Blutopfern dargebracht. Man brachte also nicht einfach nur so ein Speisopfer dar, sondern sie waren immer kombiniert mit blutigen Opfern.

Das ist noch wichtig, weil im 1. Buch Mose uns beschrieben wird, wie Abel ein Blutopfer dargebracht hat, aber sein Bruder Kain nur ein Speisopfer. Kain brachte ein Speisopfer, aber nicht in Verbindung mit Blut. Und dort ist der wunde Punkt. Also wir können Gott nicht ein unblutiges Opfer bringen, denn nur durch das Blut gibt es Versöhnung. Um das noch ein bisschen zu aktualisieren. Es gibt manche moderne Bibelübersetzung, da merkt man regelrecht, dass die Übersetzer mit dem Begriff des Blutes im Neuen Testament Mühe haben. Dort wo das Blut Christi erwähnt wird, umschreiben sie es mit anderen Begriffen, wie Opfer und so weiter. Sie versuchen also, die Bibel für die Menschen des 21. Jahrhundert geschmacklich akzeptabler zu machen. Aber das ist genau das Problem. Man sieht wie Kain nicht ein, dass man nur auf Grundlage des Blutes, des Todes eines unschuldigen Stellvertreters vor Gott bestehen kann. Dort liegt also das Hauptproblem. Und ich möchte sogar behaupten, dass manche Tendenz im heutigen Vegetarismus damit in Verbindung steht. Also dass manche Menschen kein Fleisch essen mögen, weil sie den Gedanken nicht ertragen, dass ein anderer sterben muss, damit wir leben können. Das ist ja beim Fleischgenuss so, ein anderer stirbt, damit ich leben kann und überleben.

Ich habe das mal ganz konkret erlebt. Ich war auf einer Vortragsreise. Im Zug saß eine vornehme Dame mir gegenüber im Speisewagen. Und irgendwie kamen wir dann ins Gespräch. Nein, nein, das war so. Ich hatte vor dem Essen gebetet. Und dann schaut sie mich so an und sagt: Da beten Sie zuerst und dann essen Sie so ein Fleisch. Aber es kam dann heraus. Sie sagte, sie sei Buddhistin. Und dann bin ich auf das Fleisch noch weiter eingegangen und sagte: Ja wahrscheinlich macht Ihnen sowieso auch der Gedanke des Opfers Mühe. Sagt sie: Ja, ja, mit Opfern will ich gar nichts zu tun haben. Also da kam wirklich ihre Aversion gegen den Gedanken des Opfers hervor und das äußerte sich bei ihr eben auch in der völligen Ablehnung von Fleischgenuss. Und so hatten viele Menschen des 20. Jahrhunderts Mühe mit Blut. Aber das ist gar nichts modernes, sondern das ist im Prinzip der Weg Kains. Man will mit einem Opfer vor Gott erscheinen, aber nichts zu tun haben mit Blut und Tod und Stellvertretung. Also die Speisopfer im levitischen Opferdienst stehen in Verbindung mit den blutigen Opfern und stehen nicht einfach isoliert für sich da. Aber sie stellen eben insbesondere das sündlose Leben des Herrn Jesus dar, das die Voraussetzung dafür war, dass er das Blutopfer auf Golgatha werden konnte. Ist das genügend als Antwort? Weiter. Noch eine Frage? Nichts mehr?

Ein Zusammenhang mit den vier Evangelien?

Gut, dann habe ich doch noch etwas. Und zwar haben wir ja vier blutige Opfer gefunden. Und da kann man als aufmerksamer Bibelleser mal die Idee bekommen: Besteht da ein Zusammenhang mit den vier Evangelien? Man muss ja immer mal so Ideen haben. Und dann muss man dem nachgehen und manchmal wird man auch fündig. Nun, das Brandopfer, das Opfer zur Verherrlichung Gottes wird im Johannesevangelium wird ganz speziell betont. Immer wieder kommt das wie ein Schlüsselwort, dass der Herr Jesus gekommen ist, um Gott zu verherrlichen. Und die Herrlichkeit Gottes wird dauernd erwähnt. Das kann man daheim mit der Konkordanz auszählen und wird eine herrliche Überraschung erleben. Und der Herr Jesus sagt in Johannes 17, 4: Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, welches du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte." Und so zeigt eigentlich tatsächlich das Johannesevangelium insbesondere das Opfer des Herrn Jesus zur Herrlichkeit und Ehre Gottes.

Jetzt gehen wir zum Friedensopfer, dem Gemeinschaftsopfer. Da bietet sich geradezu die Verbindung zum Lukasevangelium an. Denn in keinem Evangelium kommt das Wort Frieden so oft vor, wie gerade dort. Also das ist Hausaufgabe, Auszählung. Und wer das nicht gerne tut, der kann mein Büchlein über die vier Evangelien nehmen. Es gibt dort einen Anhang mit Statistik und dort findet man all diese Wörter ausgezählt, wie oft es vorkommt in den Evangelien. Und sie zeigen statistisch wie das immer charakteristisch ist für das jeweilige Evangelium. Also Frieden ganz eindeutig das typische Wort für das Lukasevangelium. Und wir finden es ganz am Anfang schon. Die Engel sagen in der Weihnachtsgeschichte: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden. Da kommt der Frieden schon. Und wir finden in keinem Evangelium so oft, dass der Herr Jesus zu jemandem auf Besuch geht. Da muss man mal die Geschichten auf das hin untersuchen. Dauernd findet man Geschichten, die man nur im Lukasevangelium findet, wo der Herr auf Besuch geht. Und zum Beispiel auch die Geschichte mit Zachäus, nur im Lukasevangelium. Heute muss ich in dein Haus einkehren. Und diesem Haus widerfährt Heil. Und wir wissen, dies Opfer kann Friedensopfer oder Rettungs- oder Heilsopfer bedeuten. Nur im Lukasevangelium finden wir diese gewaltige Szene auf Golgatha: Gedenke meiner, Herr, wenn du in deinem Reich kommst. Und der Gekreuzigte in der Mitte antwortet: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. Jetzt versuchen wir das Sünd- und Schuldopfer mit Markus und Matthäus in Verbindung zu bringen. Denken wir mal ans Matthäusevangelium. Was sagt die aufgebrachte Meute in Jerusalem vor Pilatus? Sie sind bereit die Verantwortung zu übernehmen und sagen: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder. Wir nehmen alle Konsequenzen unseres Tuns auf uns, die Auswirkungen unseres Tuns. Das kommt nur im Matthäusevangelium vor. Das ist das Schuldopfer. Und der Herr Jesus ist nicht nur gestorben, um die Schuld seiner Verwerfung zu vergeben, sondern auch der Auswirkungen wegen. Und dann bleibt uns noch das Markusevangelium. Und dort wird ja besonders betont, wie der Herr Jesus unermüdlich diente. Es wird keine Weihnachtsgeschichte erzählt, kein Geschlechtsregister, nach ein paar einleitenden Versen beginnt schon der Dienst. Der Herr Jesus wirkt und wirkt und wirkt. Über 1100 Mal kommt das Wort «und» vor. Ich habe das statistisch betrachtet für das ganze Neue Testament und in keinem anderen Buch des Neuen Testaments kommt es statistisch so dicht vor dieses Wort Und, wie im Markusevangelium. Also ganz nebensächliche Wörter können ganz bedeutsam sein. Und sie zeigen den unermüdlichen Dienst des Herrn Jesus bis in den Tod. Und dieser Diener, der nur Gutes getan hat, wird von seinem Volk abgelehnt. Und das offenbart eigentlich insbesondere die Boshaftigkeit des Menschen. Wenn man jemandem nur Gutes erweist und dann verworfen wird, dann zeigt das die Bosheit des Menschen. Aber das Markusevangelium will uns erzählen, gerade für diese Bosheit ist der Herr Jesus auch gestorben. So finden wir also ganz eindrücklich diese vier Opfer verteilt über die vier Evangelien. Das Opfer Christi wird von allen Seiten betrachtet.

Es fällt uns aber vielleicht auf, dass die Reihenfolge genau umgekehrt ist. Man kann sagen, die Reihenfolge der Opfer, die wir vorher betrachtet haben, das ist die Sicht Gottes. Zuerst wird das Brandopfer dargestellt, weil das wichtig ist für Gott. Dann das Friedensopfer und das Sünd- und das Schuldopfer. Wenn es aber um die Schuld geht, um den Menschen, dann finden wir die andere Reihenfolge, die Reihenfolge der Evangelien. Das ist die Sicht, wie der Mensch an diese Dinge herangeht. Wenn ein Mensch zum Glauben kommt, ist ihm am ehesten bewusst, was er angerichtet hat und ist froh, dass der Herr Jesus auch dafür die Lösung geschaffen hat. Als nächster Schritt wird ihm bewusst, wie bösartig das Böse und er selber eigentlich ist, was in uns Menschen eigentlich drin steckt. Das ist eine geistliche weitere Entwicklung, dass uns das bewusst wird. Und eine weitere Entwicklung ist, dass uns so richtig bewusst wird, wie gewaltig es ist, jetzt mit Gott Frieden zu haben. Und ein weiterer Schritt ist dann um zu sehen irgendwie, was der Herr Jesus Christus für Gott selber bedeutet. Dass das Opfer nicht einfach nur für mich geschehen ist, sondern dass es auch zur Ehre Gottes, und sogar in erster Linie zur Ehre Gottes, geschah. Also ob man von daher kommt oder von daher kommt, alles hat seine Bedeutung. Und da eben treffen wir uns. Gott zeigt uns in 3. Mose wie er die Dinge sieht und er lädt uns ein zu kommen, ihm zu begegnen, mit ihm Gemeinschaft zu haben zu Hause. Ganz wörtlich bei ihm, in seinem Haus, um die Herrlichkeit des Herrn zu sehen. Ja, vielleicht sind jetzt noch Fragen, sonst können wir uns vielleicht auch Zeit nehmen um zu beten und so einen Abschluss zu machen. Aber bitte, wenn Fragen sind.

Aber vielleicht kann man noch erklären, dann ist es doch vollständig. Wir haben gesehen, dass es im 1. Buch Mose es ein ganz zentrales Opferkapitel gibt. Das ist die Darbringung von Isaak im Land Morija. Dann im 2. Buch Mose ein ganz zentrales Kapitel, das Passahopfer, Kapitel 12. Dann haben wir in 3. Mose ein ganz zentrales Opferkapitel, der Jom Kippur, der große Versöhnungstag. Und wir haben auch im 4. Buch Mose ganz zentral ein Opfer, das ist das Opfer der jungen roten Kuh. Das wäre auch ein Thema für sich, weil das Thema so unbekannt, aber doch so fundamental ist. Ohne dieses Opfer läuft überhaupt nichts. Drum hat man ja vor Jahren so Probleme gehabt, weil man keine roten Kühe mehr gehabt hat. Und wenn man dann wieder den dritten Tempel einrichten wollte, da musste man rote Kühe haben. Inzwischen ist Molodie auf die Welt gekommen. Das hat die Weltpresse nicht unbemerkt vorüber gehen lassen. Ganz spontan ist seit Menschengedenken wieder eine rote Kuh in Israel geboren worden. Und ziemlich alle waren sich einig, dass sie sterben soll, die Kuh. Die einen hätten sie am liebsten erschossen und die anderen hätten sie am liebsten geschlachtet und zu Asche verbrannt. Also dieses Opfer ist ganz fundamental, denn ohne dies kann der ganze Opferdienst nicht funktionieren. Es ist ein Reinigungsopfer und nur wenn man rein ist, kann man die anderen Opfer bringen. Und dieses Opfer steht ausgerechnet im 4. Buch Mose, dem Buch der Wüstenwanderung, wo man dauernd unrein wurde (u. a. durch die vielen Toten). Und Gott zeigt, wie man rein wird und darum in 4. Mose 19 das Opfer der jungen roten Kuh.

Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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