Einführung in die messianische Prophetie
Wir beschäftigen uns mit messianischer Prophetie, das heißt mit Prophetien, die auf das Kommen des Erlösers hinweisen. Wir hatten begonnen, im Buch Genesis mit der ersten Verheißung nach dem Fall zu schauen. Dort wird gesagt, dass ein Nachkomme von Eva kommen würde, der die Macht des Bösen vernichten wird. Dabei sollte er eine Todeswunde erleiden, was auf Erlösung durch den Tod hinweist. Von Anfang an war klar, dass der Erlöser ein Mensch sein würde, der Same der Frau.
Dann haben wir gesehen, wie die Prophetie immer detaillierter wurde. Nach der Sintflut wurde deutlich, dass die Menschheit in drei Linien durch die Söhne Noahs – Sem, Ham und Japheth – weitergeführt wird. Gott erwählte die Linie von Sem. Somit war klar, dass der Messias nach der Flut ein Semit sein würde.
Anschließend kam die Erwählung Abrahams aus dieser Linie von Sem. Abraham wurde verheißen, dass das auserwählte Volk von ihm abstammen sollte und dass über ihn, über seinen Samen, der Messias kommen würde. Allerdings war zunächst nicht klar, aus welcher Linie genau der Messias stammen würde. Denn von Abraham stammte nicht nur das Volk Israel ab, sondern auch über Ismael die ismailitischen Araber. Aus dieser Linie sollte später Muhammad kommen, und daraus entstand der Islam.
Doch in 1. Mose 17 wird klargestellt, dass Gott nicht Ismael, sondern Isaak, den Sohn von Abraham und Sarah, erwählt. Damit wurden die anderen israelitischen Stämme in Bezug auf die Verheißung zunächst zurückgestellt.
Wir hatten zuletzt noch in 1. Mose 22 gesehen, dass der Messias nicht nur von Abraham abstammen sollte, sondern dass er schließlich auf einem Hügel bei Jerusalem sterben würde, als Opfer. Diese Stelle hatten wir als Bestätigung betrachtet.
Diese Prophetie hat sich darin erfüllt, dass der Herr Jesus tatsächlich auf dem Nachbarhügel des Berges Moria, etwa zweitausend Jahre nach Abraham, den Opfertod erlitt.
Die Verheissung an Isaak und die Landverheissung
Jetzt kommen wir zu 1. Mose 26, wo Gott direkt Isaak bestätigt, dass die messianische Linie über ihn verlaufen soll.
Liest jemand 1. Mose 26,1-5:
Es kam aber eine Hungersnot in das Land, nach der vorherigen Hungersnot, die zu Abrahams Zeiten gewesen war. Und Isaak zog nach Gerar zu Abimelech, dem König der Philister. Da erschien ihm der Herr und sprach: Reise nicht nach Ägypten hinab, sondern bleibe in dem Land, das ich dir nennen werde. Sei ein Fremdling in diesem Land, und ich will mit dir sein und dich segnen. Denn dir und deinen Samen will ich all diese Länder geben und will den Eid bestätigen, den ich deinem Vater Abraham geschworen habe. Ich will deinen Samen mehren wie die Sterne des Himmels, und ich will deinem Samen das ganze Land geben. In deinem Samen sollen gesegnet werden alle Völker der Erde, weil Abraham meiner Stimme gehorsam gewesen ist und meine Rechte, meine Gebote, meine Satzungen und meine Gesetze gehalten hat. So wohnte Isaak in Gerar.
Hier wird also die Verheißung des Messias, wie Gott sie einst an Abraham gerichtet hatte, nun an Isaak bestätigt. Und zwar mit der klaren Aussage, dass in seinem Samen alle Völker der Erde gesegnet werden sollen. Der Messias ist also ein Segen nicht nur für Israel, sondern letztlich für die ganze Welt.
Damit verbunden ist auch die Landverheißung, denn Isaaks Nachkommenschaft sollte das Land bekommen. In welchem Vers steht das? Ja, in Vers 3: „Halte dich auf in diesem Land, und ich werde mit dir sein und dich segnen. Denn dir und deinem Samen werde ich alle diese Länder geben.“
Nun, im Zusammenhang: Wo war Isaak? Jawohl, das gehörte quasi zum Land der Philister. Das Land der Philister liegt wo? Im Gazastreifen und den umliegenden Gebieten.
Darum hat dieser Ausspruch eine ganz besondere Note, dass im Philisterland diese Verheißung gegeben wird, dass eben das Land Kanaan und auch das Land der Philister letztlich Israel gehören sollte. Hier haben wir also eine Aussage, die weltpolitischen Zündstoff enthält, nämlich dass letztlich auch der Gazastreifen Israel zugesprochen ist.
Vielleicht noch für diejenigen, die früher nicht da waren und heute zum ersten Mal dabei sind: In Vers 4 heißt es „und in deinem Samen“. Wie ist das in anderen Übersetzungen wiedergegeben? „In deinem Nachkommen“, ja? Oder steht manchmal auch „in deiner Nachkommenschaft“?
Nein, es heißt „in deinem Nachkommen“. Das hebräische Wort „Sera“ gibt es nur im Singular. Es bedeutet Same und damit auch Nachkomme. Es kann aber auch mit einer Pluralbedeutung „Nachkommenschaft“ gebraucht werden, also die Vielzahl von Nachkommen.
Insbesondere wenn es um den verheißenden Segen „In deinem Same werden gesegnet werden alle Nationen der Erde“ geht, deutet das ganz speziell auf den Messias hin.
Das haben wir schon beim letzten Mal gesehen, als wir Galater 3 aufgeschlagen hatten. Dort wird nämlich zitiert aus 1. Mose 22, also der Verheißung, dass der Messias von Abrahams Samen kommen soll.
Liest jemand Galater 3,16?
Dem Abraham aber wurden die Verheißungen zugesagt und seiner Nachkommenschaft. Er spricht nicht von „und seinen Samen“ im Plural, sondern von „einem“ und „deinem Nachkommen“, und der ist Christus.
Also wörtlich: Same und seinem Samen. Er sagt nicht „und den Samen“ im Plural, sondern „einem“ und „deinem Samen“, welcher Christus ist.
Neutestamentlich wird hier ganz klar die messianische Bedeutung dieser Aussage in 1. Mose 22,18 erklärt. Das können wir jetzt hier übertragen, wenn es in Kapitel 26,4 heißt: „Und in deinem Samen werden gesegnet werden alle Nationen der Erde.“
Die Segenslinie über Isaak und die Erwählung Jakobs
Nun, durch die Erwählung von Isaak gehen wir noch weiter zu der Verheißung in Kapitel 26, Vers 24. Damals war Isaak gerade in Beerscheba. Liest jemand dort? Das ist ganz in der Südgegend, am Anfang der Negevwüste.
Der Herr erschien ihm in jener Nacht und sprach: „Ich bin der Gott deines Vaters Abraham. Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir, und ich werde dich segnen und deine Nachkommen vermehren um meines Knechtes Abraham willen.“
Isaak baute dort einen Altar, rief den Namen des Herrn an und schlug dort sein Zelt auf. Die Knechte Isaaks gruben dort einen Brunnen. Jawohl, auch hier wird die Segenslinie über Isaak nochmals bestätigt.
Jetzt stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? Isaak hatte ja zwei Söhne, nämlich Jakob und Esau. Diese Frage war eigentlich schon in Kapitel 25 geklärt. Zwanzig Jahre lang war das Ehepaar kinderlos – ganz ähnlich wie bei Abraham und Sarah. Sie mussten warten auf die Verheißung Gottes, dass sie Nachkommen bekommen würden.
Wie lange verging das? Abraham war hundertjährig, als Isaak geboren wurde. Isaak kam ins Land mit fünfundsiebzig Jahren. Die Verheißung war natürlich schon viel früher gegeben, bereits in Ur in Chaldäa. Also mussten sie über fünfundzwanzig Jahre warten.
Nun, bei Isaak waren es zwanzig Jahre der Unfruchtbarkeit. Isaak hatte für seine Frau gebetet. Er ging nicht zum Gynäkologen – den gab es ja auch gar nicht. Das ist noch interessant, oder?
1. Mose 25,21: „Isaak aber war den Herrn für seine Frau, denn sie war unfruchtbar. Und der Herr ließ sich von ihm erbitten, und seine Frau Rebekka wurde schwanger.“
Die Kinder stießen sich in ihrem Schoß. Da sprach sie: „Wenn es so gehen soll, warum bin ich denn in diesen Zustand gekommen?“ Sie ging hin, um den Herrn zu fragen.
Der Herr sprach zu ihr: „Zwei Völker sind in deinem Leib, und zwei Stämme werden sich aus deinem Schoß scheiden. Ein Volk wird dem anderen überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.“
Rebecca wurde also schließlich schwanger – mit Zwillingen. Nach zwanzig Jahren ohne Kind kamen zwei. Schon vor der Geburt wusste sie, dass aus diesen beiden Kindern zwei Völker entstehen würden. Aber der Ältere wird dem Jüngeren dienen.
In den weiteren Versen wird beschrieben, wie die Kinder geboren wurden: Esau war der Erstgeborene, er kam zuerst heraus, dann Jakob. Damit war klar, dass Jakob die erwählte Linie sein wird – der Jüngere. Der Ältere wird dem Jüngeren dienen.
Die Bedeutung von Esau und Jakob
Bekommt Esau seinen Namen Esau aus einem bestimmten Grund? Waren seine Haare wirklich rötlich? Ja, lesen wir in den Versen 24 und 25. Wer liest vor?
Zwei Zwillinge waren im Leib der Mutter, und der erste kam heraus, rötlich, ganz und gar wie ein haariger Mantel. Man gab ihm den Namen Esau. Jawohl, und dann kam Jakob.
Das Rötliche bezieht sich eigentlich nicht auf die Haare, denn das ist sehr ungewöhnlich. Bei den nahöstlichen Völkern findet man das Gen für rote Haare nicht. Dieses Gen blieb vielmehr erhalten über die Linie der Japhethiten. Gomer ist der Stammvater der Germanen und Kelten (1. Mose 10). Er ist ein Nachkomme, ein Sohn von Japheth. Über diese Linie kamen die Germanen und Kelten, und dort hat sich das Gen für rote Haare erhalten. Bei den anderen Völkern findet man es nicht.
Wir sehen das später auch bei David. In 1. Samuel 16 heißt es, er war rötlich, aber das bezieht sich auf die Haut, das heißt, sie war gut durchblutet. Oft kommen Kinder blau auf die Welt, aber Esau war rot. Das bedeutet, er hatte garantiert keinen Sauerstoffmangel bei der Geburt, also keinen POS oder ADS, denn er war eben rötlich. Was auch noch ungewöhnlich war, war die Behaarung am Körper.
Das mit dem Rot ist aber interessant, weil Esau später den Namen Rot, Edom, bekommt. Dort wird die Geschichte mit dem Linsengericht erzählt. Können wir das kurz lesen? Vers 24 und folgende? Lest jemand vor?
Die Jungen wuchsen heran. Esau wurde ein jagdkundiger Mann, ein Mann des freien Feldes. Jakob aber war ein gesitteter Mann, der bei den Zelten blieb. Isaak hatte Esau lieb, denn Wildbret war nach seinem Geschmack. Rebekka aber hatte Jakob lieb.
Einst kochte Jakob ein Gericht, da kam Esau vom Feld, und er war erschöpft. Esau sagte zu Jakob: „Lass mich doch schnell essen von dem Roten da, denn ich bin erschöpft.“ Darum gab man ihm den Namen Edom.
Edom heißt rot. Das ist also verwandt mit oder eine Anspielung erstens auf die Geburt, bei der er ausgesprochen rötlich war am Körper (Vers 25), und zweitens auf seine Vorliebe für die roten Linsen. Es gibt ja verschiedene Linsenarten, und das war die rote Linse, die er so liebte. Das brachte ihm dann den Namen Edom ein.
Ich wollte das durchlesen, weil das spätere Land, das Esau und seine Nachkommen besiedelten, das Land Edom ist. Wo liegt das heute? Nicht so weit unten, ja, und zwar in Jordanien? Südjordanien, ja.
Das ist dieses Hochplateau, und diese Berge sind charakterisiert durch welche Farbe? Rot. Ganz rote Berge, das Land Edom.
Darum hat dieser Name mehrere Bedeutungen: Erstens eine Anspielung auf den gesunden Jungen, zweitens seine Vorliebe für Linsen, die ihm so wertvoll waren, dass er bereit war, das Erstgeburtsrecht zu verachten. Für ihn war der momentane Genuss wichtig, nicht das, was morgen kommt.
Er argumentierte: „Was soll mein Erstgeburtsrecht? Ich werde sowieso sterben.“ Was mit dem Tod ist, ist sowieso alles aus. „Was soll ich da eine Verheißung, die erst für die Zukunft von Bedeutung sein wird?“ Also diese Vorliebe für die roten Linsen war gleichzeitig auch die Verachtung der messianischen Verheißung. Das war für ihn: „Was soll das?“ Hauptsache ein momentaner Genuss. Aber was soll die messianische Verheißung für die Zukunft und zukünftigen Segen?
So drückt dieser Name Edom auch die Verachtung der Versprechen Gottes im Blick auf den Messias aus. Später bewohnte er und seine Nachkommen dieses rote Gebirgsland in Südjordanien.
Dieses Gebiet wird in der Bibel später auch noch „das Gebirge Seir“ genannt. Weiß jemand, was Seir heißt? Nein? Rau oder haarig. Wörtlich bedeutet es „haarig“, aber die sekundäre Bedeutung ist „rau“.
Weil das eine sehr wilde Gegend ist, dieses Hochplateau, übrigens der Ort mit der Stadt Petra, der berühmten Felsenstadt, die erst im 19. Jahrhundert wiederentdeckt wurde, weil sie so versteckt war in den Bergen Südjordaniens.
Dieses wilde Gebiet wird Seir genannt. Es ist im Prinzip eine Anspielung auf die Behaarung von Esau nach seiner Geburt am ganzen Leib, wie ein haariger Mantel. Also auch hier wieder ein Wortspiel.
Der Ältere wird dem Jüngeren dienen. So ist klar, die Linie wird nicht über die Edomiter gehen, sondern über Jakob.
Wir sehen dann, wie Isaak seinen Sohn Jakob segnete und ihm den messianischen Segen übergab (1. Mose 27,27-29).
Jakob erhält den messianischen Segen
Das Ganze war sehr traurig. Jakob hatte von seinem älteren Bruder das Erstgeburtsrecht durch ein Linsengericht abgekauft. Esau stimmte sofort diesem Handel zu.
Später, als es darum ging, dass Isaak den messianischen Segen auf einen der Söhne geben sollte, war sich Jakob jedoch nicht sicher, ob er ihn erhalten würde. Deshalb betrog er seinen blinden Vater, indem er sich als Esau ausgab. Im Glauben, es sei Esau, erteilte Isaak ihm den messianischen Segen.
Lesen wir 1. Mose 27,27: "Sei ein Herr über deine Brüder, und deine Muttersöhne sollen dir zu Füßen fallen. Verflucht sei, wer dir flucht, gesegnet sei, wer dich segnet."
Was wäre geschehen, wenn Jakob seinen Vater nicht betrogen hätte? Hätte es vielleicht einen anderen Weg gegeben, die "Goldgarantie" – also die Garantie des Segens? Denn Gott hatte von Anfang an vorausgesagt, dass der Jüngere den messianischen Segen erhalten und zur führenden Nation werden würde.
Der Segen kam also durch diesen Betrug zustande. Doch Gott brauchte Jakobs Betrug nicht. Gerade wegen dieses Betrugs musste Jakob fliehen. Von da an sah er seine Mutter nie mehr, die ihm ja den falschen Rat gegeben hatte, den Vater zu betrügen. Als Jakob später zurückkehrte, war die Mutter bereits tot.
Alle Beteiligten mussten viel leiden wegen ihres falschen Handelns. Dennoch wäre es ohnehin so gekommen, dass Jakob den Segen erhalten hätte.
Schauen wir nun noch kurz auf Esau, der ebenfalls einen Segen wollte. Was blieb für ihn? Lesen wir 1. Mose 27,39-40:
"Da antwortete Isaak, sein Vater, und sprach zu ihm: Siehe, fern vom Fett der Erde wird dein Wohnsitz sein und fern vom Tau des Himmels von oben. Von deinem Schwert wirst du leben und deinem Bruder dienen. Es wird aber geschehen, wenn du dich befreien kannst, wirst du seinen Joch von deinem Hals reißen."
Hier wird angedeutet, wo Esau wohnen wird: in einem trockenen, unwirtlichen Gebiet im Südjordanland. Dieses Gebiet wird beschrieben als fern vom Fett der Erde und ohne den Tau des Himmels von oben. So entstand aus Esau ein wildes Volk, das Volk Edom, in der Gegend von Edom.
Die Verheissung an Jakob in Bethel
Und nun gehen wir weiter. Kapitel 28 spricht Gott direkt mit Jakob und gibt ihm die messianische Verheißung (1. Mose 28,3). Dabei segnet Gott Jakob nochmals: „Segen dich und mache dich fruchtbar und vermehre dich, dass du zu einer Schar von Völkern werdest, und ergebe dir den Segen Abrahams, dir und deiner Nachkommenschaft mit dir, damit du das Land deiner Fremdlingschaft, das Gott dem Abraham gegeben hat, in Besitz nimmest.“
Jakob erfährt selbst, wie grausam es ist, betrogen zu werden. Noch schlimmer als der Betrug, den er an seinem Vater verübt hatte, wurde er von seinem Onkel Laban betrogen.
Wichtig ist hier, dass Gott ganz klar sagt: „Ich gebe dir den Segen Abrahams, dir und deinem Samen.“ Das „Samen“ oder „Same“ ist das Lied der Sera, also die direkte Verheißung an die Nachkommenschaft par excellence – den Messias.
Diese Verheißung ist wieder verbunden mit der Landverheißung: dem Land der Fremdlingschaft, dem Land Kanaan, in dem Jakob lebte. Wo genau in Kanaan lebte Jakob? Mehr in der Mitte, etwa in der heutigen Gegend des Westjordanlands.
Es ist interessant, die Bibel zu lesen. Besonders umstritten ist heute die Frage nach Gaza, das im Text Isaak ganz klar zugesprochen wird. Auch das Westjordanland wird ganz klar dem Stammvater Israels zugesprochen.
Jakob geht also in die Fremde, um unter Gottes Zucht erzogen zu werden – durch viel Leiden hindurch, eben wegen seines Betrugs. Doch noch auf dem Weg dorthin erscheint ihm Gott in Bethel.
Lesen wir kurz 1. Mose 28,12 und folgende:
„Während er schlief, hatte er einen Traum. Er sah eine Treppe, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte. Engel Gottes stiegen hinauf und herab. Oben auf der Treppe stand der Herr und sagte zu ihm: ‚Ich bin der Herr, der Gott Abrahams und Isaaks. Das Land, auf dem du liegst, werde ich dir und deinen Nachkommen geben. Sie werden unzählbar sein wie der Staub auf der Erde, sich in diesem Land ausbreiten und alle Gebiete bevölkern. Durch dich sollen allen Völkern der Erde Gute zuteilwerden. Ich stehe dir bei, ich behüte dich, wo du auch hingehst, und bringe dich heil wieder in dieses Land zurück. Niemals lasse ich dich im Stich. Ich stehe zu meinem Versprechen, das ich dir gegeben habe.‘
Jakob erwachte und blickte entsetzt um sich. ‚Tatsächlich, der Herr wohnt hier, und ich habe es nicht gewusst!‘ rief er. ‚Wie furchterregend ist dieser Ort! Hier ist die Wohnstätte Gottes und das Tor zum Himmel.‘
Am nächsten Morgen stand er früh auf, nahm den Stein, auf den er seinen Kopf gelegt hatte, stellte ihn als Gedenkstein auf und goss Öl darüber, um ihn Gott zu weihen. Er nannte den Ort Bethel, Haus Gottes, früher hieß er Luz.
Dann legte Jakob ein Gelübde ab: ‚Wenn der Herr mir beisteht und mich auf dieser Reise beschützt, wenn er mir genug Nahrung und Kleidung gibt und mich wieder heil zu meiner Familie zurückbringt, dann soll er mein Gott sein. An der Stelle, wo ich den Stein aufgestellt habe, soll der Herr verehrt und angebetet werden. Von allem, was er mir schenkt, will ich ihm den zehnten Teil zurückgeben.‘“
Isaak lebte mit seinen Söhnen zu der Zeit in Beerscheba, nördlich vom Negev. Jakob verließ diesen Ort und ging nach Mesopotamien. Dabei kam er an Bethel vorbei, wo ihm Gott nochmals ganz klar die messianische Verheißung gab.
Am Schluss von Vers 14 heißt es: „In dir und in deinem Samen, das ist der Messias, sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.“
Die Landverheißung ist hier besonders interessant. Sie betrifft das Westjordanland. Bethel liegt mitten im Westjordanland, und Gott sagt: „Das Land, auf welchem du liegst, will ich dir und deinem Samen geben.“
Das ist eine ganz klare Verheißung – vor Jahrtausenden, lange bevor das Problem Westjordanland in der modernen Geschichte überhaupt aufkam.
Historischer Hintergrund zum Westjordanland
Übrigens, wodurch ist das Problem Westjordanland überhaupt entstanden? Warum ist das so ein Problem?
Ja, weil die Briten, als sie das Mandat über Palästina hatten, das Gebiet nicht Saudi-Arabien, sondern dem König von Jordanien zugeteilt hatten. Ja, dem Abdullah. Er ist also dem Vater des eigentlich bekannteren Königs, und Abdullah wurde, glaube ich, später mal umgebracht.
Im Sechstagekrieg wurde das Westjordanland den Jordaniern abgenommen. Danach wurde es als besetztes Gebiet erklärt, und die UNO hat, so jedenfalls mein Kenntnisstand, darauf gedrängt, dass es wieder zurückgegeben wird.
Palästina wurde im Ersten Weltkrieg durch die Engländer erobert, zusammen mit den Franzosen, die den Nahen Osten aufteilten. Palästina umfasste damals das Gebiet von Israel, das Westjordanland, den Gazastreifen und das heutige Jordanien. Dort sollte ein jüdischer Staat und auch ein arabischer Staat entstehen.
Nach dem Ersten Weltkrieg hat England 77 Prozent von Palästina abgetrennt, um einen arabischen Staat daraus zu machen. Dieser hieß zuerst Transjordanien, und 1946 wurde daraus das unabhängige Jordanien. Damit war der arabische palästinensische Staat geschaffen, mit drei Vierteln von Palästina.
Es blieb noch der Rest, diese 23 Prozent. Nach dem Zweiten Weltkrieg, nach der Judenvernichtung in Europa, beschloss die UNO 1947 in der Mehrheit, dass auch ein jüdischer Staat entstehen sollte. Allerdings wurde beschlossen, dass dieser Staat nur auf 12,5 Prozent des verbleibenden Gebiets entstehen sollte. Den Rest wollte man für einen zweiten arabischen Staat reservieren.
In diesem UNO-Teilungsplan von 1947 war also das ganze Westjordanland und viel Gebiet darum herum ausgeklammert. Dieses Gebiet sollte nicht den Juden gehören. So kam es zu einer künstlichen Aussonderung durch die UNO 1947.
Dann kam die Staatsgründung Israels 1948. Am Tag darauf griffen Jordanien, Irak, Syrien, Libanon, Ägypten, Saudi-Arabien und Jemen den jüdischen Staat an, um ihn auszulöschen. Der Krieg endete schließlich mit einem Sieg Israels, und Israel hatte am Ende sogar etwas mehr Land als die ursprünglich vorgesehenen 12,5 Prozent.
1967 versuchten die arabischen Staaten es noch einmal, hochgerüstet durch die Sowjetunion, den jüdischen Staat auszulöschen. Das war der Sechstagekrieg. Israel eroberte dabei das ganze Westjordanland.
Übrigens, 1948 konnten die Jordanier im Krieg das Westjordanland für sich beanspruchen. Sie vertrieben oder töteten alle Juden, die dort gewohnt hatten. So wurde das Westjordanland judenfrei.
Im Sechstagekrieg holte Israel dieses Gebiet zurück, und seitdem ist es ein Zankapfel. Erst durch diese Entscheidung im 20. Jahrhundert kam genau dieses Gebiet so in den Fokus der Streitigkeiten.
Aber in der Bibel, als noch nichts von all dem da war, finden wir Jakob in Bethel. Der Herr sagt: „Das Land, auf dem du liegst, wird dir und deiner Nachkommenschaft zugesagt.“ Das wird sehr klar gesagt, nicht nur ungefähr, sondern genau dort, wo Jakob liegt – in Bethel.
Gibt es dazu noch etwas? Eine Frage dazu?
Vor allem müssten Politiker, die aus dem christlichen Umfeld kommen, wissen, dass das, was wir gerade gelesen haben, gilt: „Wer dich verflucht, wird verflucht werden, und wer dich segnet, wird gesegnet werden.“ Das heißt, diejenigen, die den Juden Gebietsteile wegnehmen oder sie verfluchen, werden göttliche Rache erfahren.
Welcher Vers war das? Vers 29 in Kapitel 27: „Lukas soll dir dienen und die, die dir fluchen, seien verflucht, und die dich segnen, seien gesegnet.“ Das bezieht sich auf das Land, das Jakob und seiner Nachkommenschaft zugesprochen wurde.
Das hat sich immer wieder bewahrheitet. Zum Beispiel: Wann wurden die Juden zum ersten Mal so richtig unterdrückt, dass man sie ausrotten wollte? In Ägypten, um 1600 vor Christus. Darauf folgten die zehn Plagen, und das ägyptische Reich brach zusammen.
Später zerstörten die Assyrer das Nordreich Israel, und hundert Jahre später brach das assyrische Weltreich zusammen und verschwand von der Landkarte. So hat sich das immer wieder in der Geschichte bewahrheitet.
Man könnte jedoch sagen: „Das war in biblischen Zeiten, heute hat die Bibel keine Bedeutung mehr.“ In der Politik des Westens will man die Bibel oft ausklammern.
Aber wie war das im 20. Jahrhundert? Dort versuchte man in Europa, die Juden auszurotten – sechseinhalb Millionen wurden ermordet. Das Reich, das tausend Jahre hätte dauern sollen, brach nach zwölf Jahren zusammen. Das Ergebnis waren zwölf Millionen Tote, Verletzte und Vermisste im Nazireich Deutschland und Österreich.
Direkt danach, 1948, wurde der Staat Israel gegründet. Die arabischen Nationen rundherum erklärten: „Wir machen diesen Staat jetzt kaputt.“ Es kam zum Krieg 1948/49, in dem sieben Nationen gegen Israel kämpften – und alle verloren.
Dann, hochgerüstet und mit modernen Waffen ausgestattet, versuchten sie es 1967 erneut. Nach sechs Tagen waren sie an drei Fronten besiegt. Es herrschte Ruhe.
„Wer dir flucht, den werde ich verfluchen.“ Sie versuchten es noch einmal 1973 im Jom-Kippur-Krieg. Sie sagten sich: „Es reicht nicht, nur hochgerüstet zu sein, wir müssen auch einen Überraschungsangriff starten, damit die Israelis nicht den Erstschlag machen können.“
Am Jom-Kippur, als kein Radio und kein Fernsehen liefen und die Armee nicht mobilisiert war, kam dieser Zweifrontenangriff von Syrien und Ägypten, zusammen mit vielen anderen arabischen Staaten wie Marokko, Algerien, Irak und anderen.
In den ersten Tagen sah es fast so aus, als würde Israel ausgerottet werden. Doch während des Krieges kam die Wende. Plötzlich gab es einen Sturm auf Damaskus und Richtung Kairo.
Das war ein Schock für die arabische Welt, vielleicht sogar größer als im Sechstagekrieg. In der Folge begann plötzlich dieses Friedensabkommen.
Sogar der Jom-Kippur-Krieg löste einen solchen Schock aus. Die Araber waren nicht zu besiegen. Sadat sagte: „Wir müssen Frieden schließen. Eine künftige Generation wird Israel vernichten. Wir schließen Frieden und bekommen gratis den Sinai zurück.“ Und er bekam ihn.
Es ist eindrücklich, dass bis in die moderne Geschichte hinein gilt: Wer Israel verflucht, kommt unter einen Fluch.
Wenn man an den Gazastreifen und das Westjordanland denkt, an den ständigen Terrorismus über Jahrzehnte, was hat das gebracht? Ein Volk, das so leidet und in einer totalen Misere lebt, besonders in Gaza.
Die Welt sagt: „Das ist doch unglaublich, dieses Leiden.“ Aber warum kommt dieses Leiden? Weil über Jahrzehnte das Ziel war, Israel müsse vernichtet werden.
Gott sagt: „Wer dir flucht, sei verflucht, und wer dich segnet, sei gesegnet.“ Das ist eindrücklich, wenn man sieht, wie die Kraft des Bibelwortes nicht nur für biblische Zeiten galt, sondern bis heute aktuell ist.
Die zwölf Söhne Jakobs und die messianische Linie
Ja, jetzt gehen wir noch weiter. Und zwar stellt sich die Frage: Wie viele Kinder bekommt Jakob in den weiteren Kapiteln? Es sind zwölf Söhne und mindestens eine Tochter, die mit Namen Dina erwähnt wird.
Durch welche Linie soll der Messias kommen? Wo finden wir dafür die Antwort? Jakob bekam später in 1. Mose 32 einen neuen Namen, Israel. Damit sollte er zum Stammvater des Volkes Israel werden. Aber da sind zwölf Söhne – welcher Sohn ist gemeint? Judah. Wo steht das? In 1. Mose 49, Vers 10.
Es geht hier um den Segen Jakobs über alle seine zwölf Söhne, den er am Ende seines Lebens verkündete. Ähnlich wie Isaak am Ende seines Lebens segnete, sollte nun Jakob seine zwölf Söhne segnen. Wer bekommt die messianische Verheißung? Es ist Judah. Vers 8 lautet: „Judah, du bist, wie werden deine Brüder preisen, deine Hand wird deinen Feinden auf dem Haken sein, von dir werden deines Vaters Söhne sich verneigen. Judah ist ein junger Löwe, du bist hochgekommen, mein Sohn, vom Haube, wie ein Löwe hat er sich hingestreckt und wie eine Löwin sich gelagert, wer will ihn aufstören? Es wird das Zepter von Judah nicht weich genug der.“
Judah, dessen Wortspiel „Preis“ oder „Lob“ bedeutet, wird von seinen Brüdern gepriesen, weil dieser Stamm eine ganz besondere Stellung bekommen sollte. Im Vers 10 wird versprochen, dass der kommen würde, Shiloh, was auf Deutsch „der Ruhe bringende, Frieden schaffende“ bedeutet. Das ist einer der vielen Namen des Messias. Wir werden später noch sehen, dass der Messias viele weitere Namen hat, wie Immanuel – „Gott mit uns“ –, El-Gibbor – „starker Gott“ –, oder Sar-Shalom – „Friedensfürst“. Hier eben Shiloh, der Ruhebringer, Ruheschaffende.
Also wird Judah erwählt. War er der Erstgeborene? Nein. Warum bekommt er jetzt das Erstgeburtsrecht? Das System zeigt sich immer wieder ähnlich: Der Erstgeborene von Noah war Japheth, Ham war der Jüngste, aber Sem, der Zweite, wurde erwählt. Später war Abraham nicht der Erstgeborene, aber er bekam die Erwählung für den Segen. Nicht Ismael, sondern der spätergeborene Jakob wurde erwählt; Isaac wurde erwählt, nicht Esau, sondern Jakob. Und hier nun war Ruben der Erstgeborene, aber Judah wurde erwählt.
Warum wurde Ruben als Erstgeborener verworfen? Weil er seines Vaters Ehebett geschändet hat. Wo steht das? Gerade im gleichen Kapitel, 1. Mose 49, Verse 3 und 4:
„Ja, du bist mein Erstgeborener, meine Stärke und der Erstling meiner Kraft, Vorrang an Hoheit und Vorrang an Macht. Du bist über Wald wie du Bellas Wasser und sollst keinen Vorrang haben, denn du hast das Lager deines Vaters bestiegen, du hast es entweiht, mein Bett hast du bestiegen.“
Jakob hatte vier Frauen, zwei waren Sklavinnen, und Ruben hatte eine von diesen geschändet. Deshalb verlor er das Erstgeburtsrecht. Nun wurde das Erstgeburtsrecht anders verteilt.
Vielleicht müssen wir hier klären, was das Erstgeburtsrecht eigentlich beinhaltet. Drei Punkte müssen wir herausarbeiten:
Der erste Punkt ist das doppelte Erbe. Als Parallelstelle kann man 5. Mose 21, Vers 15-17 angeben, wo erklärt wird, dass der Erstgeborene zwei Teile, also das Doppelte, bekommt.
Ein weiterer Vorteil ist die priesterliche Funktion. Bis zur Errichtung des Priestertums übte Aaron das Haupt der Familie die Rechte des Priesters aus. Der Erstgeborene der Familie hatte auch eine priesterliche Funktion. Zuerst war es der Vater. Zum Beispiel sehen wir bei Hiob, wie er als Vater einen Priesterdienst tat. So hatte der Erstgeborene gewissermaßen als Vertreter des Vaters eine spezielle priesterliche Funktion in der Familie.
Welcher der zwölf Söhne bekam schließlich das Priestertum? Levi, der in 1. Mose 49, Vers 5 erwähnt wird. Dieser Levi bekam also diesen Aspekt des Erstgeburtsrechts. Darum wurde der Stamm Levi der Stamm der Priester und Leviten.
In Vers 5 heißt es: „Die Brüder Simeon und Levi, Werkzeuge der Gewalttat und ihrer Waffen.“ Hier werden sie verflucht. In Vers 7 steht: „Verflucht sei ihr Zorn, denn er war gewalttätig, und ihr Grimm, denn er war grausam. Ich werde sie verteilen in Jakob und sie zerstreuen in Israel.“
Der Stamm Levi war nach dem Auszug aus Ägypten und der Sünde des Goldenen Kalbs treu und nahm an diesem Götzendienst nicht teil. Darum bekam er das Priestertum als Geschenk für diese Treue. Der Fluch wurde in Segen umgewandelt.
Jakob hatte vorausgesagt, Levi werde ein Zerstreuter sein in Israel. Der Stamm Levi bekam später kein Erbteil im Land, sondern 48 Städte mit dem Land darum herum, verteilt unter den verschiedenen Stämmen Israels. Sie sollten kein eigenes Land besitzen, sondern sich auf den Priesterdienst konzentrieren. Über den Zehnten, den die anderen Stämme abgaben, sollten sie ernährt werden.
So wurde der Fluch, zerstreut zu werden, später in Segen verwandelt. Gott kann Fluch in Segen umwandeln.
Der dritte Punkt des Erstgeburtsrechts ist die Herrschaft über die Brüder. Der Älteste sollte eine gewisse Aufpasserfunktion über die Geschwister haben. Das wurde schon bei Jakob und Esau umgekehrt: Der Ältere sollte dem Jüngeren dienen.
Hier wird die Herrschaft wem übergeben? Dem Stamm Judah. Aus diesem Stamm sollten die von Gott erwählten Könige kommen. David war aus dem Stamm Judah, und alle weiteren Könige aus seiner Linie, die zum Messias führten, stammten aus Judah.
Kurz zusammengefasst: Das Erstgeburtsrecht wurde aufgeteilt. Das doppelte Erbe bekam Joseph, das Priestertum Levi und die Herrschaft Judah.
Darum ist es so wichtig, dass hier erwähnt wird, dass Shiloh im Zusammenhang mit Judah kommen wird. Solange er nicht kommt, wird das Zepter von Judah nicht weichen.
Da fahren wir dann nach der Pause in zwanzig Minuten fort. Jetzt gibt es Kuchen.
Das Zepter von Judah und die babylonische Gefangenschaft
Ja, wir befinden uns in 1. Mose 49,10, wo in Verbindung mit dem Stamm Juda der Messias Shiloh angekündigt wird. Dort finden wir die interessante Aussage, dass das Zepter beziehungsweise der Herrscherstab – wobei das Wort Herrscherstab, Mechokek, auch mit Gesetzgeber übersetzt werden kann – nicht weichen soll, bis Shiloh, der Friedenschaffer und Ruheschaffer, kommt.
Der Stamm Juda wurde zum Königstamm unter David. Diese Königsreihe bestand bis zur babylonischen Gefangenschaft. Der letzte König aus dieser Linie war Jechonja. Danach wurde das jüdische Volk in die babylonische Gefangenschaft geführt. Doch selbst dort wurde König Jechonja weiterhin als König betrachtet.
Wir können das kurz in Jeremia 52 nachlesen, wo es um die Altersversorgung von König Jechonja geht. In Jeremia 52,31 heißt es: „Aber im siebenunddreißigsten Jahr, nachdem Jechonja, der König von Juda, weggeführt war“ – das entspricht dem Jahr 561 v. Chr. – „ließ Evil-Merodach, der König von Babel, im Jahr, da er König wurde, Jechonja, den König von Juda, aus dem Gefängnis frei und redete freundlich mit ihm. Er setzte seinen Sitz über die Sitze der Könige, die bei ihm in Babel waren. Jechonja legte die Kleider seiner Gefangenschaft ab und aß bei dem König sein Leben lang. Sein Unterhalt wurde ihm stets vom König von Babel gegeben, wie es für ihn bestimmt war, sein ganzes Leben lang bis an sein Ende.“
Der König Jechonja wird also in der Gefangenschaft noch immer als König von Juda bezeichnet. Das ist ein Titel, den er nicht verloren hat.
Interessanterweise wurde im 20. Jahrhundert eine Keilschrifttafel aus dieser Zeit gefunden. Diese originale Tafel verzeichnet die Lebensmittellieferungen für König Jechonja in Babylon. Der Archäologe Weismann übersetzte und veröffentlichte diese Tafel erstmals im 20. Jahrhundert. Für ihn war das ein bedeutendes Ereignis, da er ein tiefgläubiger Mann war.
Auf dieser babylonischen Keilschrifttafel wird Jechonja ebenfalls als „Jaukin“ bezeichnet, was die babylonische Form seines Namens ist, und mit dem Titel „König von Juda“. Man kann also sagen, dass das Zepter auch in der babylonischen Gefangenschaft nicht von Juda gewichen ist.
Als die Juden zurückkehrten, war der politische Führer des Stammes Juda Serubbabel. In Esra 1 wird er als Fürst, nicht als König, genannt. In Esra 1,8 heißt es: „Der König von Persien gab sie heraus durch Mitredat, den Schatzmeister, und übergab sie abgezählt Sesbazar, dem Fürsten von Juda.“ Sesbazar ist ein anderer Name für Serubbabel. Er hatte in den folgenden Jahren die oberste Führung, und so setzte sich die Geschichte des Stammes Juda fort.
Das Zepter ist also nicht gewichen, und der Gesetzgeber ist weiterhin da. Zwar durchlebte das Volk schwere Zeiten. Später wurde das Persische Reich von den Griechen unter Alexander dem Großen erobert, doch die Juden behielten ihre Halbautonomie. Danach ersetzte die römische Herrschaft die griechische. Als Pompejus im Jahr 67 v. Chr. einmarschierte, behielt der Stamm Juda weiterhin seine Halbautonomie.
Im Jahr 70 n. Chr. zerstörten die Römer Jerusalem. Von da an begann die weltweite Zerstreuung der Juden. In den folgenden Jahren versuchten die Juden nochmals einen Aufstand unter Kaiser Hadrian, der jedoch niedergeschlagen wurde. So ging der Staat Israel, beziehungsweise der Staat Juda, endgültig unter.
Die Juden wurden unter alle Völker zerstreut und verloren damit auch ihre zentrale politische Führung. Das Zepter war gewichen.
Mit anderen Worten: Der Messias hätte noch vor dieser Zeit kommen müssen, man könnte sagen, noch vor dem Jahr 70. Jesus kam einige Jahrzehnte davor, also in der letztmöglichen Zeit, bevor das Zepter von Juda wich. Das ist umso eindrücklicher.
Seither sind im Judentum bis heute etwa fünfzig falsche Messiasse aufgetreten. Es gibt ein Buch, das noch nicht lange herausgekommen ist, über diese fünfzig falschen Messiasse auf Englisch. Dort werden die Biografien all dieser Verführer kurz erzählt. Sie kamen alle zu spät, denn das Zepter von Juda war schon längst gewichen.
Und so kamen Dutzende falscher Messiasse, doch der Herr Jesus hat die Prophezeiung genau erfüllt.
Das Zepter als Symbol und die Geschlechtsregister
Es gibt noch etwas, das man hier sehen kann: Das Wort für das Zepter heißt Schevet. Wir zeichnen also einen Stab oder eben das Zepter. Jeder Stamm Israels hatte einen solchen Stab. Das sehen wir in 4. Mose 17. Dort ging es um die Frage, welcher der zwölf Stämme Israels eigentlich das Recht hat, Priester zu sein. Es war ja klar, dass Aaron und seine Söhne dazu berufen waren. Aber da gab es diese freche Rotte Koras, die das in Frage stellte. Sie fragten: Warum sollen nur wir ausgeschlossen sein, nicht aber sie?
Dann kam die Klärung mit dem Stab Aarons. Schauen wir mal schnell in 4. Mose 17, Vers 1: „Und der Herr redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel und nehmt von ihnen je einen Stab für ein Vaterhaus von allen ihren Fürsten, nach ihren Vaterhäusern zwölf Stäbe. Du sollst den Namen eines jeden auf seinen Stab schreiben. Und den Namen Aarons sollst du auf den Stab Levi schreiben, denn ein Stab soll jedes Haupt ihrer Väterhäuser sein.“
Jawohl, dann ging es darum, diese zwölf Stäbe, für die zwölf Stämme, vor die Bundeslade zu legen. Der Stab, der sprossen würde, sollte der Stab des Stammes sein, den Gott für das Priestertum erwählt hat. Lies mal Vers 7: „Und Mose legte die Stäbe vor den Herrn nieder in das Zelt des Zeugnisses. Und es geschah des anderen Tages, als Mose in das Zelt des Zeugnisses hineinging, siehe, da hatte der Stab Aarons vom Hause Levi gesprossen, er hatte Sprossen getrieben, Blüten gebracht und Mandeln gereicht.“
Damit war klar, dass der Stamm Levi für das Priestertum auserwählt war. Also hatte jeder Stamm so ein Schevet, so ein Zepter. Es ist eigentlich auch ein Wortspiel, denn das Wort Shevet im ersten Buch Mose, Kapitel 49, bedeutet gleichzeitig auch Stamm. Das normale hebräische Wort für einen Stamm, einen Volksstamm, einen der zwölf Stämme, ist das Wort Shevet – Zepter oder Stamm. So symbolisiert dieser Stab auch die Identität eines Stammes.
In Israel war diese Identität auf ganz besondere Weise gesichert durch Geschlechtsregister. Jeder musste in ein Geschlechtsregister eingetragen werden. Schlagen wir auf 1. Chronika 9, Vers 1: „Der ganze Israel wurde registriert, und siehe, sie sind ausgeschrieben im Buch der Könige von Israel, und Juda wurde wegen seiner Unfreunde gefangen nach Babel weggeführt.“
Die alte Elberfelder Übersetzung bringt es sogar noch wörtlicher: Nicht nur einfach registriert, sondern ganz Israel wurde im Geschlechtsverzeichnis verzeichnet. So war es möglich, für jeden Israeliten nachzuweisen, aus welcher Linie er abstammt. Das war später sehr wichtig, zum Beispiel zur Zeit Jesu, wenn jemand einen öffentlichen Dienst tun wollte. Dann wurde sofort sein Geschlechtsregister geprüft, ob er auch eine reine Abstammung hatte.
Es gab Fälle, in denen jemand das Verzeichnis nicht vorweisen konnte. Das war bei der Rückkehr aus Babylon ein Problem. Schauen wir in Esra 2, Vers 59: Unter den Tausenden, die damals aus Babylon zurückkehrten, gab es Leute, die Probleme hatten. Ab Vers 59 heißt es: „Die Söhne Delaja, die Söhne Tobia, die Söhne ...“ und so weiter. Dann in Vers 62: „Diese suchten ihre Eintragung in die Geschlechtsregister, aber sie wurde nicht gefunden. So wurden sie vom Priesteramt als unrein ausgeschlossen, und der Tirschata befahl ihnen, nicht vom Hochheiligen zu essen, bis ein Priester für die Urim und die Tumim aufträte.“
Diese Leute konnten nicht beweisen, dass sie eindeutig israelitische Abstammung hatten. Darum durften sie, wenn sie zum Tempel kamen, nicht von den Schlachtopfern essen, denn diese waren nur für Israel bestimmt. Weil nicht klar war, ob sie wirklich echte Israeliten waren, wurden sie als unrein ausgeschlossen. Nehemia, der hier mit dem persischen Titel des Statthalters, Tirschata, bezeichnet wird, sagte: Das muss so bleiben, bis ein Priester kommt, der die Urim und Tumim befragen kann.
Die Urim und Tumim waren ein Teil des Ephods bei der hohen Priesterkleidung. Der Hohepriester konnte über die Urim und Tumim den Willen Gottes erfragen, sowohl in der Zeit des salomonischen Tempels als auch schon in der Zeit der Stiftshütte. Es gab die Hoffnung, dass das wiederkommen würde, aber die Urim und Tumim kamen nie mehr zurück. Keiner der Hohenpriester im Zweiten Tempel ab der Rückkehr aus Babylon hatte sie wieder. Deshalb konnte dieser Fall nie auf diese Weise geklärt werden.
Damit möchte ich nur illustrieren, wie wichtig diese Geschlechtsregister waren. Es war auch eindeutig klar, als Jesus von Nazareth begann zu predigen, von wem er abstammte. Die Geschlechtsregister wurden ja öffentlich aufbewahrt in Jerusalem, in einem Gebäude. So konnte man von jedem nachprüfen, dass Jesus Christus ein Nachkomme Davids war.
Darum wird in den Evangelien Jesus immer wieder als Sohn Davids bezeichnet, zum Beispiel in Lukas 19. Jesus kommt nach Jericho, und ein Blinder hört davon. Dann schreit er: „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ (Jeshua ben David). Wie wusste er, dass Jesus von David abstammte? Das war überall bekannt und konnte nachgeprüft werden. Im Judentum wurde das nie bestritten.
Es ist sogar so, dass Kinder von den Halbbrüdern Jesu später vor Kaiser Domitian gebracht wurden. Der Kaiser regierte in den 90er Jahren. Man hatte Angst, dass diese Leute aus der Familie von Joseph und Maria einen Aufstand gegen Rom machen könnten, weil sie als Angehörige des Hauses Davids bekannt waren. In Rom wurde das abgeklärt, und man stellte fest, dass sie keine Gefahr darstellten. Es war also bis nach Rom bekannt, dass sie aus der Familie Davids stammten.
Die Katastrophe kam im Jahr 70, als die Römer ganz Jerusalem zerstörten und den Tempel. Auch dieses Archiv wurde verbrannt. Seitdem können Juden ihre eindeutige Abstammung mit einem Geschlechtsregister nicht mehr nachweisen, so wie es nach der Rückkehr aus Babylon möglich war. Deshalb konnten all diese Messiasse, die nach dem Jahr 70 kamen – etwa fünfzig falsche – nicht anhand eines Geschlechtsregisters beweisen, dass sie ein Nachkomme Davids sind, ein Sohn Davids. Der Messias musste ja nach Jeremia 23, Vers 5 ein Sohn Davids sein. Jesus konnte das jedoch nachweisen.
Mit dem Jahr 70 ging auch die besondere Identität des Stammes Juda verloren. Das Zepter sollte nicht weichen, bis Shiloh kommt. Und dann heißt es, ihm werden die Völker gehorchen. Die frohe Botschaft von Jesus Christus wurde tatsächlich unter allen Völkern der Welt verbreitet. Millionen von Nichtjuden haben in den vergangenen 2000 Jahren erkannt, dass Jesus Christus der Messias ist, und haben ihr Leben im Gehorsam unter seine Herrschaft gestellt.
Diese letzten 2000 Jahre waren dadurch gekennzeichnet, dass nur sehr wenige Juden zum Glauben an den Messias Jesus kamen. Genau wie es hier steht: „Bis Shiloh kommt, und ihm werden nicht der Stamm Juda, sondern die Völker gehorchen“ – also Massen von Heiden. So hat sich bereits erfüllt, was Gott Abraham gesagt hatte: In ihm sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.
Schlagen wir nochmals auf 1. Mose 12, Vers 3: „Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf der Erde.“
Diese Zusage des Segens für alle Völker und Geschlechter haben wir bei Isaak und später bei Jakob gefunden. Das brauchen wir jetzt nicht zu wiederholen. Sie hat sich für Millionen von Menschen in den letzten zweitausend Jahren ausgewirkt, die Shiloh, dem Friedebringer und Ruheschaffer, gehorcht haben. So sind sie unter den Segen Gottes gekommen.
Gibt es bis dahin noch eine Frage? Noch eine Frage: Kann man allgemein nachweisen, dass die heutigen Juden direkt von den Juden abstammen, die damals in der ganzen Welt zerstreut wurden? Ja, natürlich. Das liegt daran, dass die Tradition, die in den Familien über Jahrhunderte erhalten wurde, nie abgebrochen ist. Im Judentum hat man seit dem Jahr 70 auch das Passahfest immer in den Familien gefeiert. So blieb das Bewusstsein erhalten, zum Stamm Juda zu gehören.
Natürlich gab es im Lauf der Geschichte auch Nichtjuden, die sich den Juden anschlossen und durch die Proselytentaufe in das Volk aufgenommen wurden. So entstand eine Vermischung mit Menschen, die erst später Juden wurden. Aber das war schon im Alten Testament so. Zum Beispiel war Ruth eine Moabitin, die Boas heiratete. Aus dieser Linie kam David, aber David war deswegen kein richtiger Jude, nur weil er eine Moabitin im Stammbaum hatte, ziemlich unmittelbar bei den Vorfahren.
So ist es eine klare Sache, dass diese Identität sich in dieser Art erhalten hat, wie bei kaum einem anderen Volk. Aber eben nicht mehr in der wirklich klaren Identität, wie sie bis zum Jahr 70 bestand. So sollte das Zepter nicht weichen, bis Shiloh kommt – und danach weicht es.
Überblick über die Bücher Mose und weitere messianische Prophezeiungen
Ja, gut, dann gehen wir weiter. Das zweite Buch Mose beschreibt den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Aus den zwölf Söhnen, die gesegnet wurden, wurden zwölf Stämme, ein Volk in Ägypten. Dieses Volk zieht aus.
Im dritten Buch Mose wird unterrichtet, wie dieses Volk Gott dienen soll, priesterlich in der Stiftshütte. Das vierte Buch Mose beschreibt die ganze Wüstenwanderung Israels, bevor es dann ins verheißene Land kommt.
Dort finden wir wieder eine ganz wichtige messianische Prophezeiung in 4. Mose 24. Das war ganz am Ende der 40 Jahre Wüstenwanderung. Israel kam ins Gebiet des heutigen Jordanien, und die Moabiter, das Volk dort, hatten Angst vor den Israeliten. Sie hatten ja alle gehört, was in Ägypten geschehen war – der Zusammenbruch des ägyptischen Reiches. Das wurde im ganzen Nahen Osten weitererzählt. Die Moabiter fürchteten, dass das auch für sie eine Katastrophe werden könnte.
So holten sie einen ganz eigenartigen Mann, der eine Mischung aus Wahrsager war, aber doch eine Kenntnis vom wahren Gott hatte. Man rief Bileam, damit er dieses Volk verflucht. Doch er konnte es nicht. Bileam musste das Volk segnen. Bei jedem Versuch, Israel zu verfluchen, musste er es segnen.
In diesem Zusammenhang lesen wir 4. Mose 24, Verse 1 und 2: Als Bileam sah, dass es gut war, in den Augen des Herrn Israel zu segnen, ging er nicht wie die anderen Male auf Wahrsagerei aus, sondern richtete sein Gesicht zur Wüste hin. Bileam erhob seine Augen und sah Israel gelagert nach seinen Stämmen. Der Geist Gottes kam über ihn, und er begann seinen Spruch und sprach.
Also wollte er nichts mit Wahrsagerei zu tun haben, und plötzlich benutzt Gott in seiner Souveränität Bileam als Propheten. Nun lesen wir noch die Worte danach: „Es spricht, der die Worte Gottes hört, der ein Gesicht des Allmächtigen sieht, der niederfällt mit enthüllten Augen: Wie schön sind deine Zelte, Jakob, deine Wohnungen, Israel! Wie Täler breiten sich deine Zelte aus, wie Gärten am Strom, wie Aloe-Bäume, die der Herr gepflanzt hat.“
Und dann Vers 17: „Ich sehe ihn aber nicht jetzt, ich schaue ihm aber nicht nahe. Es tritt hervor ein Stern aus Jakob, und ein Zepter erhebt sich aus Israel, zerschlägt die Schläfen Moabs und zerschmettert alle Söhne Sez.“
Da sieht er in der Vision einen Stern aus Jakob aufsteigen und ein Zepter, das aus Israel aufsteigt, ein Herrschaftszepter. Er weist auf den Messias hin, den König, der einmal aus Israel kommen soll. Aber er sagt: „Ich sehe ihn, aber noch nicht jetzt.“ Das heißt, das ist noch nicht geschehen, noch nicht erfüllt. Er schaut ihn erst in der Zukunft. Und zwar wie weit in der Zukunft? Nicht in der Nähe. Das kann noch sehr lange dauern.
Tatsächlich vergingen noch tausendfünfundsechzig Jahre, dann erschien ein Stern. Lesen wir Matthäus 2: Dort haben wir die Geschichte vor zweitausend Jahren. In Matthäus 2, Verse 1 und folgende: „Als Jesus in Bethlehem in Judäa geboren war, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und fragten: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, ihm zu huldigen.“
Als König Herodes das hörte, wurde er bestürzt und ganz Jerusalem mit ihm. Er versammelte alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden solle. Sie sagten zu ihm: „Zu Bethlehem in Judäa, denn so steht es durch den Propheten geschrieben: ‚Und du, Bethlehem, Land Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürsten Judas, denn aus dir wird ein Führer hervorgehen, der mein Volk Israel hüten wird.‘“
Also, da kommen Leute aus dem Morgenland. Aber aus welchem Land wohl? Das Morgenland ist ja ein bisschen unbestimmt, einfach ein Ostland von Israel aus gesehen. Können wir da genaueres sagen über diese Leute? Babylonien, warum? Weil sie sternkundig waren.
Ja, aber es waren nicht nur die Babylonier sternkundig. Die Chaldäer sind der wichtigste Stamm der Babylonier. Das Wort „Magier“ hilft auf die Sprünge, denn das ist ein persisches, ein iranisches Wort. Und das weist darauf hin, dass sie aus Persien kamen.
Sie sahen einen neuen Stern und schlossen daraus, dass ein Herrscher in Israel geboren worden ist. Es wird uns nicht berichtet, wie sie darauf kamen. Mit Astrologie hat das nichts zu tun, denn sie sahen einen neuen Stern. In der Astrologie spielen keine neuen Sterne eine Rolle, nicht einmal alle Sterne.
Welche Sterne spielen in der Astrologie eine Rolle? Es gibt so viele, aber welche Sternzeichen? Orion, der Drache, die Waage? Nein, nur die zwölf Sternbilder, die zum sogenannten Tierkreis gehören. Diese sind so konzipiert, dass sich jeden Monat ein Sternbild am sichtbaren Himmel verschiebt. Aber das ist nur eine Auswahl aus all den vielen Sternbildern. Es gibt ja viel mehr, und nur die zwölf sind wichtig. Die anderen spielen keine Rolle, sie interessieren sich nicht für Orion oder den Wagen.
Das ist also völlig willkürlich: Aus den vielen Sternbildern werden nur zwölf ausgewählt. Und dann, was spielt noch eine Rolle? Die Fixsterne und die Planeten? Nein, nicht alle. Nur die Planeten, die man von Auge sehen kann. Pluto spielt keine Rolle, Uranus und Neptun auch nicht, nur bis Saturn. Die anderen konnten sie nicht sehen, darum spielten sie auch keine Rolle.
Es sind also nur die fünf sichtbaren Planeten, dann Sonne und Mond, und deren Verhältnis zu den Sternbildern des Tierkreises. Alles andere spielt keine Rolle. Das ist merkwürdig, ja, völlig unsinnig. Warum nur diese und die anderen Sterne nicht? Die anderen sind einfach tot.
Dazu kommt: Die Sternbilder sehen nur von der Erde so aus. Wenn man irgendwo anders im Weltall wäre, würde alles anders aussehen. Es ist also nur aus unserer optischen Perspektive, dass die Sternbilder so aussehen, wie sie aussehen. Auch diese Winkel sind keine wirklichen Winkel, sondern nur scheinbar von der Erde aus. Alles ist also subjektiv.
Aber diese Leute hatten einen neuen Stern gesehen und daraus geschlossen: Das ist der König aus Israel, der jetzt da ist. Woher sie das wussten, wird uns nicht berichtet. Aber es ist naheliegend: Die Juden kamen in die babylonische Gefangenschaft von 606 bis 539 v. Chr. Dann kamen die Perser, die Babylon eroberten, und gaben den Juden die Erlaubnis, zurückzukehren in ihr Land.
Die Juden waren nicht stumm. Sie sprachen mit den Leuten und erzählten ihnen offensichtlich von diesen Verheißungen und von der Prophezeiung Bileams: „Es geht ein Stern aus Jakob hervor, ein Zepter aus Israel.“
Jahrhunderte später, als diese Magier – natürlich Astrologen, aber auch Astronomen, die sich für die Sterne interessierten – einen neuen Stern sahen, war für sie klar: Jetzt ist er da, der König aus Israel. Aber sie wussten nicht, wo, und gingen deshalb zuerst nach Jerusalem.
Dort fragten sie bei Herodes nach: „Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Wir haben seinen Stern gesehen.“ Herodes war schockiert. Er hatte sich gar nicht für Sternkunde interessiert und neue Sterne nicht bemerkt. Aber die Magier aus dem Iran hatten den Stern gesehen und wollten diesen König, diesen verheißenden König, anbeten und sich vor ihm niederbeugen.
Herodes versammelte den Sanhedrin, die führenden Priester und Schriftgelehrten, und fragte, wo der Messias geboren werden solle. Sie wussten es genau: Micha 5, dort steht es. „Du Bethlehem Ephrata, aus dir wird mir hervorgehen der Herrscher in Israel.“ Also mussten sie nach Bethlehem gehen.
Vom Palast Herodes in Jerusalem gingen sie den direkten Weg nach Bethlehem, am Sultanteich vorbei, und fanden dort den Retter, den König, in einer Krippe.
Es ist eindrücklich, wie Heiden, die fast nichts wussten, den Retter fanden, während solche, die viel wussten, sogar wo das steht, mit Bethlehem und so, nichts merkten und alles verschliefen. Das ist Gottes Weisheit: Menschen, die fast nichts wissen, aber ein offenes Herz für die Wahrheit haben, kann er zur Wahrheit führen. Solche, die viel Wahrheit wissen, aber ein verschlossenes Herz haben, nehmen nichts an und merken nichts von dem, was geschehen ist.
Wo steht, dass sie das Kind in der Krippe gefunden haben? Das wurde gerade gesagt. Sie brauchten einige Zeit für den Weg. Das Kind wurde an die Krippe gelegt, das war noch früher. Lukas 2 berichtet über die Geburt Jesu, und dort wurde der Herr in eine Krippe gelegt.
Diese Iraner kamen natürlich viel später. Sie kamen zu einem Haus, wobei auch der Stall mit der Krippe dazugehört. Wir wissen genau, wo das war in Bethlehem, nämlich dort, wo heute die Geburtskirche steht. Das war wirklich die Geburtsstätte.
In Bethlehem gab es viele Höhlen, die von Hirten als Unterstand genutzt wurden. Es war üblich, vor so einer Höhle ein Haus anzubauen. So wurde die natürliche Höhlung im Felsen für den Hausbau genutzt. Es war also eine Kombination aus Höhle und Haus.
Im Jahr 135 n. Chr., als Hadrian den zweiten jüdischen Aufstand niederschlug, wollte er die Juden so brüskieren und ärgern, wie es nur ging. Darum setzte er in Jerusalem, dort wo der Tempel war, einen Jupitertempel hin. In Bethesda, wo man Heilung erfuhr (Johannes 5), baute er einen Asklepiostempel, den Gott der Medizin bei Griechen und Römern. Bei Golgatha errichtete er vermutlich einen Venustempel. Und in Bethlehem, an dem Ort, den die Leute allgemein als Geburtsstätte Jesu kannten, baute er einen Adonistempel.
So blieb die Kenntnis der Orte über diese Götzentempel für die weiteren Jahrhunderte erhalten. Als dann im vierten Jahrhundert die Kaisermutter Helena, Mutter von Konstantin, nach Bethlehem kam und die Geburtskirche bauen ließ, wählte sie genau diesen Ort, wo der Adonistempel stand.
Diese Kirche wurde später im sechsten Jahrhundert durch Kaiser Justinian neu gebaut und steht noch heute dort. Aus der frühesten christlichen Zeit, der Zeit der Judenchristen, ist die Kenntnis des Ortes bis heute erhalten geblieben.
In Matthäus 2, Vers 10 und 11, wird beschrieben, wie die Magier nach Bethlehem kommen: „Als sie den Stern sahen, freuten sie sich mit sehr großer Freude. Und als sie in das Haus kamen, sahen sie das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an. Sie öffneten ihre Schätze und opferten ihm Gaben: Gold, Weihrauch und Myrrhe.“
Es ist klar, dass dies später war als die Geburt, die Lukas 2 beschreibt. Nach der Geburt gingen Maria und Joseph mit dem Kind nach Jerusalem, und Maria brachte das Reinigungsopfer dar, wie es in 3. Mose 12 vorgeschrieben ist. Das geschah bei einem Knaben einen Monat nach der Geburt.
Da sie arm waren, durfte sie das Armenopfer bringen, nämlich Tauben. Sie konnten sich kein Schaf leisten. Sie waren also immer noch arm. Das Gold aus dem Iran hatten sie noch nicht bekommen. Ein Monat lag also auf jeden Fall dazwischen.
Das bedeutet, dass das mit dem Stall nicht heißt, dass sie ihn im Stall fanden, sondern in diesem Haus in Bethlehem.
Ein Kindermord deutet auch auf eine längere Zeitspanne hin. Herodes wollte wissen, wie lange es her ist, und deshalb ließ er alle Jungen bis zwei Jahren töten. Er beschränkte sich nicht auf alle Kinder, sondern definierte es genau: alle Jungen. So wie in Ägypten, da wurden auch nur die Jungen ermordet.
Noch etwas bis dahin? Es spricht einiges dafür, dass Joseph in der Zwischenzeit das Geld für die Reise nach Ägypten hatte. Das kam ihm zugute.
Es ist erstaunlich, wie der Schilo kommt, und die meisten im eigenen Volk, im eigenen Stamm, sind geistlich schlafend. Die Völker hingegen werden ihm gehorchen, und sie kommen sogar aus Persien.
Es ist bemerkenswert, dass es gerade aus Persien kommt, ein Land, das heute führend im Judenhass ist. Es ist Persien, das offen sagt, es will die Juden ausrotten und vernichten. Es gibt viele andere Nationen, die das auch möchten, aber sie sagen es im Moment nicht öffentlich.
Dieses Land hat eine ganz interessante Geschichte, die bis in biblische Zeiten zurückreicht. Es war das Land, das die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft befreite. Es waren die Perser, die den Juden erlaubten, zurückzukehren und Jerusalem und den Tempel wieder aufzubauen.
Der Tempel, in den später der Herr Jesus ging.
Aus Persien ist dieses Wissen erhalten geblieben: der Stern aus Jakob, das Zepter aus Israel. Und sie kamen kurz nach der Geburt, um dem König die Ehre zu geben, die ihm gebührt.
Dann machen wir hier Schluss für heute und fahren mit den messianischen Prophezeiungen im fünften Buch Mose fort.
