Ich möchte Sie alle ganz herzlich zum ersten Vortrag dieser Dreier-Serie begrüßen. Das Thema lautet „Bibel und Wissenschaft: Hat die Wissenschaft Verspätung?“.
In diesem Vortrag werde ich mehr als dreißig Beispiele vorstellen.
Zunächst müssen wir uns jedoch die Frage stellen: Was ist eigentlich Wissenschaft?
Man kann es einfach so beschreiben: Wissenschaft ist die menschliche Bemühung, die Natur systematisch zu beobachten und zu erforschen. Ihre Ergebnisse sind stets vorläufig und begrenzt.
Dabei spreche ich insbesondere von der Naturwissenschaft, die sich mit der Natur beschäftigt.
Wissenschaft als menschliche Bemühung und ihre Beziehung zur Bibel
Die Bibel ermutigt uns Menschen zu Wissenschaft und Forschung. Psalm 111,2 sagt: „Groß sind die Taten des Herrn, sie werden erforscht von allen, die Freude an ihnen haben.“
Die Taten des Herrn sind die Schöpfung. Tatsächlich war die moderne Wissenschaft, als sie im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert ihren Anfang nahm, deutlich von der Bibel und dem Glauben an den Gott der Bibel motiviert.
Der atheistische Bezug zur Wissenschaft kam erst später, als Folge der Aufklärungszeit. In dieser Zeit wurde das christliche Fundament und auch die christliche Motivation zur Forschung durch Atheismus und Materialismus ersetzt.
Doch halten wir fest: Wissenschaft ist eine menschliche Mühe, deren Ergebnisse stets vorläufig und begrenzt sind.
Heute geht es um das Thema Bibel und Wissenschaft. Die Frage lautet: Was ist die Bibel nach ihrer eigenen Aussage? Die Bibel stellt sich selbst als Gottesoffenbarung an uns Menschen dar.
Die Bibel als Gottesoffenbarung und ihre Inspiration
Der Apostel Paulus schreibt in 2. Timotheus 3,16, dass alle Schrift von Gott eingegeben ist. Gemeint ist damit nicht nur das Alte Testament, das die Juden „die Schrift“ nannten, sondern sowohl das Alte als auch das Neue Testament. Daher ist alle Schrift von Gott eingegeben.
Der Ausdruck „von Gott eingegeben“ heißt im griechischen Grundtext Theopneustos, was wörtlich „von Gott gehaucht“ bedeutet. Wenn ich jetzt spreche, funktioniert die Kommunikation nur dank des Luftstroms, der durch die Atemwege, durch die Stimmbänder, dann durch den Mund zwischen Zunge und Zähnen nach außen gelangt. Ohne diesen Hauch wäre Kommunikation undenkbar.
Wenn hier also gesagt wird, alle Schrift sei von Gott gehaucht, bedeutet dies, dass die Bibel Gottes direkte Rede in schriftlich fixierter Form ist. Ganz wichtig: Diese Stelle sagt nicht nur, dass die Bibelschreiber inspiriert waren. Das wäre durchaus ebenfalls korrekt und wird ausdrücklich in 2. Petrus 1,21 gesagt. Doch diese Aussage geht noch darüber hinaus.
Würde man nur festhalten, dass die Bibelschreiber inspiriert waren, könnte man immer noch denken, dass sie bei der Abfassung der Bibel eigene Gedanken mit eingetragen haben. Hier aber wird gesagt, dass das Endprodukt, also das Geschriebene, das, was in der Bibel steht, Gottes direkte Rede an uns Menschen ist.
So behauptet die Bibel, sie sei vollkommen und irrtumsfrei – nicht nur wenn sie über Gnade und Vergebung spricht, sondern natürlich auch, wenn sie über die Natur und die Geschichte berichtet.
Beispiele für biblische Erkenntnisse mit Vorsprung vor der Forschung: Astronomie
Nun wollen wir uns viele Beispiele ansehen, in denen die Bibel über lange Jahrtausende hinweg der Forschung voraus war. Wir beginnen mit dem Bereich der Astronomie.
Erstens: Die Sterne sind unzählbar. Von Deutschland aus sind nachts etwa dreitausend Sterne mit bloßem Auge sichtbar. In Großstädten ist das natürlich nicht mehr möglich, denn durch die Lichtverschmutzung kann man längst nicht mehr so viele Sterne sehen. Doch wenn man beispielsweise in die Alpen oder in die Schweiz fährt und möglichst weit entfernt von Dörfern ist, sieht man ein wahres Lichtermeer am Himmel – etwas, das man in Kempten nachts kaum noch erleben kann.
Unter guten Bedingungen sind also etwa dreitausend Sterne sichtbar. Geht man jedoch nach Südafrika, sieht man Sterne, die man hierzulande das ganze Jahr über nie sehen kann. Von der nördlichen Hemisphäre aus sind es etwa dreitausend Sterne, von der südlichen Hemisphäre ebenfalls etwa dreitausend. Zusammen sind das also ungefähr sechstausend Sterne.
In der Antike glaubte man, es sei nicht unmöglich, die Sterne zu zählen. Man begann sogar damit, Sternenlisten zu erstellen. Doch hier gab es einen gewissen Konflikt zwischen den Beobachtungen und der biblischen Aussage.
In 1. Mose 15,5, wo es um die Geschichte Abrahams um 2000 v. Chr. geht, steht: „Und er, Gott, führte ihn, Abraham, hinaus und sprach: Blicke doch in den Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst. Und er sprach zu ihm: So wird dein Same sein.“ Gott sagt also, die Sterne sind unzählbar, so wie man auch die Nachkommenschaft Abrahams niemals zählen kann.
Das war ein gewisser Widerspruch zur damaligen Vorstellung. Noch deutlicher wird dies in Jeremia 33,22, um 600 v. Chr., wo es heißt, dass das Sternenheer des Himmels nicht gezählt werden kann.
Man musste also lange warten, bis Galileo Galilei um 1610 als erster Mensch ein Teleskop auf den Himmel richtete. Er kam zu der Überzeugung, dass man etwa dreißigtausend Sterne sehen kann. Plötzlich wurde die Zahl der Sterne um den Faktor zehn erweitert.
Die Wissenschaft machte Fortschritte, die Teleskope wurden immer besser. Der Astronom Schönfeld erstellte um 1862 eine Liste mit 324 Sternen. Einige Jahre später fügte er dieser Liste nochmals hunderttausend Sterne hinzu.
Heute, im Jahr 2007, spricht man in der Astronomie von einer geschätzten Zahl von 10^25 Sternen – das ist eine Eins mit fünfundzwanzig Nullen. Alle sind sich einig: Die Sterne sind absolut unzählbar. Die Bibel hatte also vollkommen Recht.
Die Plejaden und der Orion: Sternkonstellationen und ihre Eigenschaften
Zweitens: Die Plejaden sind gebunden. Im Buch Hiob 38,31 wird eine Geschichte erzählt, die aus dem dritten Jahrtausend vor Christus stammt. Diese Zeit wird in Europa als Jungsteinzeit bezeichnet. Über konkrete Menschen und Details aus dieser Epoche ist kaum etwas Genaues bekannt, vieles liegt im Nebel der Geschichte.
Die Bibel berichtet jedoch die Geschichte von Hiob, einem konkreten Menschen, der in Südjordanien lebte. Gott spricht zu ihm und fragt: "Kannst du das Gebinde der Plejaden knüpfen oder die Fesseln des Orion lösen?"
Die Plejaden sind ein kleiner Sternenhaufen. Mit bloßem Auge sind etwa sechs Sterne sichtbar, unter sehr guten Bedingungen sogar bis zu neun. Im Deutschen nennt man die Plejaden auch das „Siebengestirn“. Üblicherweise sieht man entweder sechs oder neun Sterne.
Dieser Sternhaufen ist eine der wenigen Sternkonstellationen, bei denen die Sterne tatsächlich im All miteinander verbunden sind. Heute zählt man insgesamt 88 Sternbilder, doch bei den meisten ist die scheinbare Einheit nur eine optische Täuschung. Von der Erde aus wirken die Sterne zusammengehörig, im Weltall sind sie jedoch räumlich weit auseinander und haben keinen direkten Zusammenhang.
Bei den Plejaden ist das anders: Diese Sterne sind durch die Schwerkraft miteinander verbunden. Es handelt sich um Hunderte von Sternen, die gemeinsam in dieselbe Richtung fliegen. Deshalb fragt Gott: Kannst du das Gebinde der Plejaden knüpfen, also zusammenbinden?
Hier sieht man die Plejaden, aufgenommen mit einem Fernrohr.
Drittens wird im gleichen Vers ein Gegensatz genannt: der Orion löst sich. Gott fragt weiter: "Oder kannst du die Fesseln des Orion lösen?"
Der Orion ist ein typisches Wintersternbild. Er hat jedoch nichts mit den Tierkreiszeichen zu tun. Diese bestehen aus zwölf ausgewählten Konstellationen von insgesamt 88, die in der Astrologie eine Rolle spielen. Alle anderen Sternbilder werden dort nicht berücksichtigt. Das zeigt, wie willkürlich die Auswahl in der Astrologie ist.
Der Orion besteht aus vier markanten Trapezsternen und einem Gürtel. Früher stellte man sich in diesem Bild einen Helden mit einem Gürtel vor. Einige Sterne erscheinen mit bloßem Auge sehr nah beieinander, doch heute wissen wir, dass sie sich tatsächlich auseinanderbewegen. Der Gürtel löst sich also.
Die biblische Frage ist somit sehr treffend formuliert: Die Plejaden sind gebunden, während sich der Orion auflöst.
Physikalische Erkenntnisse in der Bibel: Kernspaltung und Kernfusion
Ganz verwandt mit der Astronomie ist die Physik, insbesondere die Kernspaltung.
Der einstige Fischer aus Galiläa, Petrus, schreibt in seinem zweiten Petrusbrief – man kann sagen, es ist sein Testament aus der Todeszelle in Rom. In 2. Petrus 3,10 spricht er über den letztendlichen Weltuntergang, wenn Gott das Universum einmal auflösen wird: "Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, an welchem die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brande werden aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr verbrannt werden."
In Vers 12 heißt es weiter: "Indem ihr erwartet und sorgfältig vorbereitet die Ankunft des Tages Gottes, dessentwegen die Himmel in Feuer geraten, aufgelöst werden und die Elemente im Brande zerschmelzen werden."
Es ist schon erstaunlich, dass Petrus hier über die Elemente spricht. Der griechische Ausdruck Stoicheion meint effektiv das grundlegende Element der Materie. Das ist nicht allzu besonders, denn die alten Griechen sprachen ja auch über Elemente, aus denen alles aufgebaut sei. Sie benutzten neben Stoicheion auch noch das Wort to Atomon – unser Wort Atom.
Wie das Wort Atom schon aussagt, glaubten sie, dass diese Einheit nicht weiter auflösbar sei, denn Atomon heißt "das Unteilbare". Jedes Mal, wenn man eigentlich das Wort Atom braucht, benutzt man also einen falschen Ausdruck, denn man spricht von etwas Unteilbarem, obwohl man ganz genau weiß, dass es teilbar ist.
Und dann gibt es wirklich Feuer, und Energie wird entfesselt. Aber Petrus benutzt nicht das falsche Wort der alten Griechen, to Atomon, in seinem griechischen Text, sondern das neutralere Wort Stoicheion.
Wir kennen das vielleicht aus der Chemie: die Stöchiometrie ist die Lehre, wie man Atome zusammensetzt zu Molekülen. Stoicheion ist einfach das grundlegende Element der Materie, und Petrus sagt, alle Elemente der Welt werden einmal aufgelöst werden – im Brande.
Das konnte man sich früher nicht vorstellen. Wie soll Erde, wie soll der Himmel brennen? Aber heute, im zwanzigsten Jahrhundert, seit Einstein und anderen großen Physikern der Moderne, wissen wir genau: Die Atome sind spaltbar, und wenn sie gespalten werden, dann wird Feuer frei.
Das ist absolut erstaunlich. Zweitausend Jahre bevor die moderne Physik im zwanzigsten Jahrhundert zur Erkenntnis kommt, dass die grundlegenden Elemente spaltbar sind, spricht dieser Fischer aus Galiläa davon.
Noch mehr: Fünftens, die Kernfusion. In dem bereits verlesenen Vers 12 sagt Petrus, indem er erwartet und sorgfältig vorbereitet die Ankunft des Tages Gottes, dessen wegen die Himmel in Feuer geraten, werden aufgelöst und die Elemente im Brande zerschmelzen werden.
Er sagt nicht nur, die Elemente werden aufgelöst, er spricht auch davon, dass die Elemente zerschmelzen. Der griechische Ausdruck für "zerschmelzen", tekomai, bedeutet wirklich "zergehen" oder "schmelzen".
Das ist ebenfalls eine Erkenntnis der Physik des zwanzigsten Jahrhunderts: Energie kann nicht nur durch das Spalten der Atome gewonnen werden, sondern auch durch das Zerschmelzen der Atomkerne – die Kernfusion. Fusion heißt Zerschmelzung.
Man denkt ja, dass die Sonne ihre Energie so produziert, durch Kernfusion. Es ist aber nicht ganz sicher. Es gibt Beobachtungen auf der Erde, die eigentlich dagegen sprechen, obwohl man im Allgemeinen davon ausgeht, dass es so ist.
Wir wissen also nicht einmal ganz genau, wie die Sonne die Energie produziert – mit Sicherheit. Aber die Kernfusion kennt man natürlich auch aus der angewandten Physik, und sie funktioniert.
Und Petrus spricht über das Zerschmelzen der Atome.
Erkenntnisse über Licht und seine Bewegung
Sechstens: Lichtbewegung. Bis ins siebzehnte Jahrhundert glaubte man in der Wissenschaft, dass sich Licht nicht bewegt. Licht wurde als ein Zustand angesehen, ähnlich wie Finsternis. Die Finsternis bewegt sich ja nicht; sie ist einfach die Abwesenheit von Licht. Wenn man das Licht ausschaltet, muss sich die Finsternis nicht im Raum ausbreiten. Sie ist einfach da, als Zustand. So dachte man sich auch das Licht.
Ein dunkler Raum wird durch eine Kerze erhellt, und niemand kam auf die Idee, dass sich das Licht irgendwie im Raum bewegt. Es ist einfach so, dass plötzlich die Helligkeit da ist. Die Bibel sagt in Hiob 38,24, aus dem dritten Jahrtausend vor Christus, dass Gott die Frage an Hiob stellt: „Welches ist der Weg, auf dem das Licht sich verteilt?“
Sir Isaac Newton entwickelte die Teilchentheorie. Er sagte, man müsse sich das Licht als Teilchen vorstellen, die sich mit unglaublicher Geschwindigkeit im Raum bewegen. Christian Huygens (1629 bis 1695) entwickelte die Wellentheorie. Er meinte, man müsse sich das Licht nicht als Teilchen vorstellen, sondern als eine Welle, die sich im Raum ausbreitet.
Eigentlich widersprechen sich diese beiden Theorien. Je nachdem, wie man das Licht betrachtet, ist es entweder eine Teilchenbewegung oder eine Wellenbewegung. Mit anderen Worten: Wir wissen gar nicht wirklich, was Licht ist. Wir können uns nur mit Modellen annähern – mit dem einen Modell, wenn man von der einen Seite schaut, und mit dem anderen Modell, wenn man von der anderen Seite schaut.
Es ist jedoch ganz klar, dass sich Licht im Raum ausbreitet. Es ist etwas, das unser Denken übersteigt und sprengt. Die Lichtgeschwindigkeit wird heute mit etwa 300.000 Kilometern pro Sekunde gemessen, also in einer Sekunde etwa siebenmal um die Erde.
Das bestätigt das, was die Bibel schon immer gesagt hat.
Geowissenschaftliche Erkenntnisse in der Bibel
Wir wenden uns nun den Geowissenschaften, den Erdwissenschaften, zu.
Siebtens: Die Erde über dem Nichts. Interessanterweise zitiere ich hier aus dem Buch Hiob. In Hiob 26,7 bezeugt Hiob, dass Gott die Erde aufgehängt hat über dem Nichts. Das ist eine sensationelle Aussage. Die alten Babylonier stellten sich die Erde als ein schwimmendes Boot vor, die Hindus sahen sie als eine Scheibe, getragen von Elefanten, die auf einer Schildkröte im Ozean stehen. Kopernikus bewies 1553, dass die Erde frei im All hängt. Das war die Erkenntnis der modernen Wissenschaft.
Sir Isaac Newton (1642–1727) entdeckte schließlich das Gravitationsgesetz. Damit lässt sich erklären, dass die Erde durch die Schwerkraft an der Sonne hängt. So hängt die Erde tatsächlich frei über dem Nichts.
Achtens: Die Erdkugel. In Jesaja 40,22 lesen wir: „Von Gott, er ist es, der da thront über der Kugel der Erde.“ Das hebräische Wort für Kugel ist „Chuk“. Es bedeutet Gewölbe oder Kugel. Dieses Wort kommt auch in anderen Zusammenhängen im Alten Testament vor, zum Beispiel in Hiob 22,14 und Sprüche 8,27. Im hebräischen Lexikon von Benjamin Davidson, „Analytical Hebrew and Chaldee Lexicon“, wird auf Seite 249 erklärt, dass „Chuk“ „Sphere“, also Kugel bedeutet.
In manchen Übersetzungen steht „Erdkreis“, doch „Kreis“ ist zu schwach, weil es nur zweidimensional ist. Ein Gewölbe weist auf etwas Dreidimensionales hin. „Chuk“ bedeutet also Gewölbe oder Kugel. Auch hier hat die Wissenschaft Jahrtausende Verspätung gehabt.
Christoph Kolumbus wollte 1492 mit einer Weltumsegelung die Kugelgestalt der Erde beweisen. Tatsächlich gelang die erste Weltumsegelung jedoch Fernando Magellan (1480–1521). Er fuhr in eine Himmelsrichtung davon und kam von der anderen Seite wieder zurück. So war klar, dass die Erde eine Kugel sein muss, wenn man einfach rundherum fahren kann.
Neuntens: Das Gewicht der Luft. Bis ins 17. Jahrhundert glaubte man, dass Luft eigentlich nichts wiegt. „Hauch“ ist ja für uns ein Synonym für Nichtigkeit. Evangelista Torricelli (1608–1647), ein italienischer Mathematiker und Physiker, erfand 1643 das Barometer. Damit bewies er, dass Luft tatsächlich ein Gewicht hat – sogar ein ganz erhebliches, wenn man den Druck der gesamten Luftschichten über uns zusammenrechnet.
Im Buch Hiob 28,25, wo es im Zusammenhang um die Schöpfung geht, sagt Hiob, dass Gott dem Wind ein Gewicht bestimmte. Jahrtausende im Voraus hat die Bibel also schon ganz klar bezeichnet, dass Luft ein Gewicht hat.
Wasser- und Windkreisläufe in der Bibel und ihre wissenschaftliche Bestätigung
- Der Wasserkreislauf
Der weise König Salomo schrieb im zehnten Jahrhundert vor Christus das Buch Prediger. In Kapitel 1, Vers 7 sagt er als Naturbeobachter: „Alle Flüsse gehen in das Meer, und das Meer wird nicht voll. An den Ort, wohin die Flüsse gehen, dorthin gehen sie immer wieder.“
Das ist ja auch erstaunlich. Warum werden die Ozeane nicht voll, obwohl die Flüsse jährlich gewaltige Mengen Wasser in die Ozeane führen? Salomo erklärt, dass das Wasser, das in das Meer fließt, immer wieder zurückkommt und dann erneut die Flüsse hinunter ins Meer fließt.
Diesen Kreislauf des Wassers entdeckte man jedoch erst im siebzehnten Jahrhundert. Pierre Perrault und Edme Mariotte waren die Ersten, die diesen Wasser-Kreislauf beschrieben. Edmond Halley (1656–1742) wies schließlich nach, dass Niederschlag, also Regen, und Verdunstung sich exakt die Waage halten.
Das Wasser fließt also in die Ozeane, verdunstet dort wieder, kehrt in Form von Wolken aufs Festland zurück, fällt als Regen und fließt erneut durch die Flüsse ins Meer. So entsteht ein ewiger Kreislauf. Natürlich verdunstet ein Teil des Wassers bereits in den Flüssen, aber noch viel größere Mengen verdunsten im Meer.
Dieses Wasser regnet dann wieder über dem Festland ab. Die Bibel beschreibt diesen Prozess noch ausführlicher: Psalm 135, Vers 7 spricht von Gott, der Dünste aufsteigen lässt. Hiob 36, Vers 27 sagt: „Denn er zieht Wassertropfen herauf; von dem Dunst, den er bildet, träufeln sie als Regen. Denn die Wolken rieseln und tropfen und lassen auch viele Menschen regnen.“
Prediger 11, Vers 3 ergänzt: „Wenn die Wolken voll Regen sind, so entleeren sie sich auf die Erde.“ Man sieht, jede Station des Wasserkreislaufs wird in der Bibel beschrieben.
Windkreislauf
In Prediger 1, Vers 6 schreibt der Weise, Davids Sohn Salomo: „Der Wind geht nach Süden und wendet sich nach Norden; sich wendend und wendend geht er, und zu seinen Wendungen kehrt der Wind zurück.“
George Hadley entdeckte als Erster, dass es ein Windzirkulationssystem zwischen dem Äquator und dem dreißigsten Breitengrad gibt.
Wir sehen hier den Äquator. Nun kommt von Norden her der Wind, geht nach Süden. Am Äquator wird diese Luft erwärmt, steigt hoch auf und bewegt sich in der Höhe wieder zurück nach Norden. Dort sinkt sie als kalte Luft ab und unter hohem Druck wird die Luft wieder gegen das Tief am Äquator geführt.
So entsteht ein ständiger Kreislauf in Nord-Süd-Richtung. Einen solchen Kreislauf gibt es nicht in Ost-West-Richtung. Salomo spricht auch nur über Nord-Süd. Auf der Südhalbkugel gibt es das Spiegelbild dieses Kreislaufs, ebenfalls vom Äquator bis zum dreißigsten Breitengrad im Süden. Somit existieren diese Kreisläufe zweimal auf der Erde.
Meeresströmungen als Entdeckung durch biblische Inspiration
Zwölftens: Meeresströmungen. Hier haben wir ein Beispiel dafür, wie ein Forscher aufgrund des Bibellesens eine Entdeckung in der Naturwissenschaft machte. Matthew Fontaine Maury (1806–1873) las Jesaja 43,16: „So spricht der Herr, der einen Weg gibt im Meer und einen Pfad in mächtigen Wassern.“
Er fragte sich: Warum spricht die Bibel von einem Weg im Meer? Dort gibt es doch keine Autobahnen, oder? Doch aufgrund dieser Angaben entdeckte er später dieses Wunder der Natur – die Golfströme.
Sie sehen hier auf der Karte: Die Golfströme sind ein System, das weltweit in allen Ozeanen präsent ist. Es handelt sich um ein riesiges System, bei dem das Wasser bis in große Tiefen ständig umgewälzt wird. Dadurch wird verhindert, dass es fault oder brackig wird.
Das ist vergleichbar mit dem, was man tun muss, wenn man einen Swimmingpool zu Hause hat: Das Wasser muss ständig aus dem Pool in den Keller geleitet und dann wieder hochgepumpt werden. Dieser Kreislauf ist notwendig, sonst wird das Wasser grün.
Es gibt noch eine weitere Einrichtung: Durch die Gezeiten des Mondes. Die Erde hat als Besonderheit einen riesigen Mond im Vergleich zu ihrer eigenen Größe. Das ist bei den anderen Planeten, die wir kennen, nicht so.
Dieser große Mond bewirkt, dass das Wasser zusätzlich bis auf den Ozeangrund umgewälzt wird, damit es gesund erhalten bleibt. Das nur so am Rande.
Diese Golfströme spielen natürlich, wie wir heute wissen, auch eine große Rolle für die Fortbewegung in weiten Dimensionen und für das Leben im Meer.
Tatsächlich schreibt König David in Psalm 8,8: „Und die Fische des Meeres, die die Pfade der Wege durchwandern.“
Ja, wir sind hier schon ein Stück weit in der Biologie angekommen, und da wollen wir gleich weitermachen.
Biologische Beobachtungen in der Bibel: Der Hase als Wiederkäuer
- Der Hase wiederkäut doch. Das ist ja schon seit langer Zeit bekannt. Mose schreibt in 3. Mose 11,4 und 6, dass der Hase wiederkäue. Für viele Menschen war das eine bittere Pille.
Dort heißt es: „Nur diese sollt ihr nicht essen von den Wiederkäuenden: den Hasen, den er wiederkäut, aber er hat keine gespaltenen Hufe; unrein soll er euch sein.“
Man sagte sich damals: Hier irrt die Bibel offensichtlich. Es geht doch nicht um etwas, das man einfach so interpretieren muss. Man könnte es so oder so verstehen. Hier handelt es sich um eine Beobachtung, die wir direkt machen können. Hasen sind doch keine Kühe oder etwas Kuhähnliches.
Man kann Hasen schlachten, und Kaninchen – die ja Verwandte sind – wenn man sie öffnet, sieht man immer nur einen Magen, nicht vier, wie bei Ziegen, Schafen und Kühen. Ganz eindeutig ist der Hase kein Wiederkäuer, und trotzdem sagt die Bibel, er wiederkäut.
Das konnte ein konkretes Problem sein. Ein Mann, der Tiermedizin studiert hatte, sagte zu seinem gläubigen Vater: „Schau, ich kann einfach nicht glauben, dass die Bibel von Gott inspiriert ist. Wenn die Bibel sich schon darin irrt – und wir wissen ganz genau aus der Wissenschaft, dass der Hase nicht wiederkäut – und trotzdem sagt die Bibel das, wie kann man da der Bibel vertrauen?“
Man musste einfach ein bisschen warten, bis die Wissenschaft so weit war. Erst 1882 wurde die spezielle Art des Wiederkäuens bei Hasen zum ersten Mal wissenschaftlich beschrieben, und zwar in einer französischen Tierärztezeitschrift.
Es ist so: Die Hasen fressen ähnlich wie wir essen. Dabei bilden sie grüne Kugeln, die jedoch nicht mit den ärgerlichen braunen Kugeln verwechselt werden dürfen. Die braunen Kugeln scheiden sie auf dem gleichen Weg aus wie die grünen.
Normalerweise fressen Hasen und Kaninchen diese grünen Kugeln direkt vom After weg. Meistens machen sie das nachts und kauen das nochmals durch. Dieser Vorgang ist sehr wichtig, weil sie so harte Gräser aufspalten können, die sie sonst nicht verdauen könnten.
Der Magen des Hasen ist an sich völlig überfordert von der Hasennahrung. Doch auf diesem Weg funktioniert es. Bei diesem zweiten Zugang werden zum Beispiel Vitamin B und vieles andere freigesetzt. Das ist für die Hasen sehr wichtig.
Es wurden Versuche gemacht, sie daran zu hindern, diese sogenannte Kekotrophie – so nennt man diese spezielle Art des Wiederkäuens – durchzuführen. Nach drei Wochen sind sie daran gestorben. Das zeigt, wie wichtig dieser Vorgang ist.
Versuchen Sie das bitte nicht zu Hause, das wurde schon erforscht und reicht.
Was sehen wir daraus? Die Wissenschaft hat hier wörtlich geschlafen, weil die Hasen das meistens dann machen, wenn die Wissenschaftler selbst im Bett sind.
Das demütigt uns ein wenig und zeigt, wie eingeschränkt wir Menschen durch ein berechtigtes Schlafbedürfnis sind.
Ameisen und ihre Wintervorräte: Biblische Beobachtung bestätigt
Vierzehntens: Die Ameise legt doch Wintervorräte an. Der weise König Salomo hat die ganze Natur im Detail studiert und daraus praktische Lektionen fürs Leben gezogen. In Sprüche 6,6 sagt er: „Geh hin zur Ameise, du Fauler, sieh ihre Wege und werde weise! Sieh, die hat keinen Richter, Vorsteher oder Gebieter. Sie bereitet im Sommer ihr Brot und sammelt in der Ernte ihre Nahrung ein.“
Bis wann willst du liegen, du Fauler? Wann willst du von deinem Schlaf aufstehen? Hier wird also davon gesprochen, dass die Ameisen im Sommer Vorräte anlegen. Die Wissenschaft war sich lange einig, dass dies eine Fehlaussage sei, denn Ameisen würden keine Wintervorräte anlegen.
Das Ganze ist eigenartig, zumal es sogar zweimal in der Bibel beschrieben wird. In Sprüche 30, nicht von Salomo geschrieben, sondern wie der erste Vers dieses Kapitels sagt, von Agur Ben Jake, heißt es in Vers 25: „Die Ameisen sind ein nicht starkes Volk, und doch bereiten sie im Sommer ihre Speise.“
J. T. Mogrich und H. MacCook entdeckten um 1880 die Wintervorräte der Ameisen. Auf dieser Darstellung von Microsofts Encarta-Lexikon sehen Sie den Ameisenbau. Ganz unten, weit unten in der Erde, ist die Wintervorratskammer angeschrieben.
Übrigens: Die Art, die Salomo gesehen und beobachtet hat, ist wissenschaftlich als Messor semirufus bekannt, also die typische Ameisenart in Israel.
Die Entstehung des Menschen: Kein kleines Männlein, sondern ein ungeformter Kneuel
Fünfzehntens: Am Anfang doch kein Männlein.
In der modernen Medizin des neunzehnten Jahrhunderts benutzte man Mikroskope. Bei der Untersuchung von männlichen Samenzellen waren sich die Forscher einig: Das sind so ganz kleine Männchen. Man glaubte also, dass durch die Zeugung solche kleinen Männchen in den Mutterleib eingeführt werden. Diese wachsen dann während neun Monaten, und schließlich kommt so ein Männchen oder auch ein Weibchen von 50 Zentimeter Größe heraus.
In der Zwischenzeit haben sich auch die Mikroskope in der Wissenschaft ein bisschen weiterentwickelt. Heute sieht niemand mehr in einem unscharfen Bild so ein Männchen. Aber die Bibel spricht nicht von solchem Unsinn. König David im elften Jahrhundert vor Christus schreibt in Psalm 139, Vers 16 und bewundert seine Bildung als Mensch im Mutterleib. Er betet zu Gott: „Meinen ungeformten Kneuel“ – hebräisch „Golem“ bedeutet ungeformter Kneuel, ungeformte Masse, unentwickelte Masse – „meinen ungeformten Kneuel sah an deine Augen, und es waren alle Lebenstage in dein Buch eingeschrieben, die zuvor bestimmt waren, als derselben noch keiner war.“
Also beschreibt David sich als ungeformten Kneuel im Mutterleib, eingeschrieben ins Lebensbuch Gottes, weil Gott das Leben von Anfang an will und bejaht.
Nun, hier sehen Sie eine Zygote am dritten Tag. Heute wissen wir, dass nicht nur der Mann eine Fruchtzelle hat, sondern auch die Frau. Man nennt sie das Ei. Durch die Vereinigung von Samenzelle des Mannes und Eizelle der Frau entsteht die Zygote, das befruchtete Ei. Dieser Einzeller beinhaltet bereits die ganze Information im Erbgut, wie man einen Menschen bauen muss – und zwar diesen konkreten Menschen, der daraus entstehen soll. In dieser Zelle ist das programmiert.
Diese Zelle teilt sich ein erstes Mal, ein zweites Mal, dann sind es schon vier Zellen, dann acht Zellen und so weiter. Am dritten Tag sieht das so aus. Diese mehrfach geteilte Zygote durchwandert den Eileiter etwa 36 Stunden nach der Befruchtung. Im Eileiter setzt die Zellteilung ein. Diese findet etwa zweimal pro Tag statt. Dann geht das weiter und das befruchtete Ei nistet sich in der Gebärmutter ein.
Es entfaltet sich weiter, bis schon sehr früh Händchen, Gesicht und Füße ausgebildet werden. Nach neun Monaten ist das Baby dann da – als Wunder Gottes.
Also sagt die Bibel: Kein Männlein, sondern ein ungeformter Kneuel. Wer hat recht? Wir wissen es heute besser.
Medizinische Weisheit in der Bibel: Beschneidung am achten Tag
Sechzehntens: Beschneidung am achten Tag
Das Gesetz Mose schrieb für das auserwählte Volk Israel vor – nicht für alle Menschen –, dass alle Knaben am achten Tag beschnitten werden müssen. Die Bibel spricht übrigens nicht von der Beschneidung der Frauen; das ist ein schändlicher Unsinn. Stattdessen behandelt die Bibel die Beschneidung der Jungen.
In 3. Mose 12,3 heißt es: „Und am achten Tag soll das Fleisch seiner Vorhaut beschnitten werden.“ Als Israelit musste man sich an diese Anweisung halten. Die Beschneidung durfte nicht am ersten Tag nach der Geburt erfolgen, auch nicht am neunten Tag oder erst, wenn der Knabe zehn Jahre alt war. Sie musste am achten Tag geschehen.
Warum ist das so? Heute wissen wir, dass der Mensch vom ersten bis fünften Tag nach der Geburt noch zu wenig Prothrombin besitzt. Prothrombin ist ein Gerinnungsstoff, der bewirkt, dass bei einer Verletzung die Blutung gestoppt wird und die Wunde sich schließt. In den ersten fünf Tagen nach der Geburt ist die Gefahr einer Verblutung bei Babys daher sehr groß. Man muss in dieser Zeit sehr darauf achten, dass sie nicht verletzt werden.
Am dritten Tag zum Beispiel hat der Mensch etwa 30 Prozent des Prothrombin-Gehalts, den er später haben wird. Am achten Tag gibt es jedoch einen Höhepunkt mit 110 Prozent. Am neunten Tag fällt der Wert wieder auf 100 Prozent, was dem normalen Wert eines gesunden Menschen für das ganze Leben entspricht.
Der achte Tag ist somit wirklich der ideale Tag für eine Beschneidung. Diese Erkenntnis wurde von Doktor Nathan Sancillo entdeckt.
Gesundheitliche Vorteile der Beschneidung und ihre Bedeutung
Siebzehnter Punkt: Vom Nutzen der Beschneidung
Ich weiß, wir haben betont, dass die Bibel sagt, wann beschnitten werden soll – eben am achten Tag. Die Beschneidung ist ein Gebot für Israel, und am achten Tag soll das Fleisch der Vorhaut beschnitten werden.
Doch was ist der Sinn der Beschneidung? Heute weiß man aus der modernen Medizin, dass jüdische Frauen bis zu 8,5-mal seltener an Gebärmutterhalskrebs erkranken als nichtjüdische Frauen. Das klingt eigenartig, oder? Nein, das ist heute nicht mehr ungewöhnlich. Man weiß, dass sich ganz natürlich unter der Vorhaut, die eine feuchte Region ist – vergleichbar mit einem Treibhaus –, eine ideale Bakterienflora entwickelt. Es gibt verschiedene Bakterien, die Gebärmutterhalskrebs bei der Ehefrau auslösen oder begünstigen können.
Durch die Beschneidung wird diese Möglichkeit der gefährlichen Bakterienentwicklung verhindert. So ist der Unterschied ganz, ganz deutlich. Man stellt auch fest, dass jüdische Männer selbst signifikant weniger Krebs am Glied haben als nichtjüdische Männer.
Ein befreundeter Arzt in der Gemeinde sagte mir, nachdem ich mal diesen Vortrag gehalten hatte: „Du musst den Leuten aber sagen, dass sie keine Angst bekommen.“ Man kann natürlich mit Hygiene sehr viel erreichen, also durch Waschen und so weiter. Man muss nicht einfach Angst haben, sondern es ist wichtig, die Hygiene zu betonen und zu pflegen.
Aber ganz objektiv können wir sagen: Was die Bibel hier lehrt, ist eindrücklich.
Noch ein weiterer Punkt zum Nutzen: Das ist eine ganz neue Entdeckung der letzten Jahre. Ich verweise auf einen britischen Bericht von 2000 und auch auf einen Artikel in der NZZ vom 26. Juli 2000 auf Seite 50. Darin wurde berichtet, dass beschnittene Männer, deren Frauen HIV-positiv sind – wobei die Infektion nicht nur durch Untreue, sondern besonders früher auch durch Bluttransfusionen möglich war – signifikant seltener angesteckt werden als unbeschnittene Männer.
Warum das so ist, ist noch nicht ganz klar. Man vermutet, dass die Schleimhaut des Penis nach der Beschneidung als Kind verhornt und dadurch weniger anfällig für Läsionen, also kleine Hautverletzungen, wird. Mit der Beschneidung werden offenbar auch Rezeptorzellen beseitigt – das sind Zellen, die dem HIV-Virus den Eintritt in den Organismus ermöglichen.
Das ist eine ganz neue Erkenntnis. Interessant ist auch, warum es so wichtig ist, die Beschneidung am achten Tag durchzuführen und nicht erst mit zehn Jahren.
Ich halte immer wieder Vorträge in der islamischen Welt, zum Beispiel in Tadschikistan, nördlich von Afghanistan. Dort habe ich gelernt, dass es üblich ist, Jungen zu beschneiden, wie auch in der gesamten islamischen Welt. Allerdings geschieht das nicht am achten Tag, sondern irgendwann später.
Das ist auch ein Problem, das mit der schlimmen Praxis der Frauenbeschneidung zusammenhängt. Bei Jungen wird die Beschneidung zwar durchgeführt, aber nicht zeitnah nach der Geburt. Manchmal holt die Mutter oder Großmutter das Küchenmesser erst, wenn der Junge zehn Jahre alt ist, und führt die Beschneidung dann durch. Der Junge schreit und wimmert eine ganze Woche lang, kann nicht mehr mit seinen Spielsachen spielen.
Wenn ein Kind in diesem Alter einen Schaden davonträgt, kann man das verstehen. Aber wenn ein Junge am achten Tag beschnitten wird, ist die Erinnerung an diesen chirurgischen Eingriff völlig ausgelöscht. Niemand erinnert sich mehr daran.
Wenn ein tadschikischer Junge jedoch einen Schaden hat und das Küchenmesser sieht, dann erinnert ihn das daran, was ihm widerfahren ist. So entsteht die Angst und das Trauma.
Ökologische Herausforderungen im Mittelmeerraum und ihre Ursachen
Im Weiteren möchte ich etwas im Zusammenhang mit Ökologie sagen. Es gibt ein EU-Projekt mit dem Titel „Mediterranean Desertification and Land Use“ von Brandt und Thornes. Dabei geht es um die Landnutzung und die Wüstenbildung im Mittelmeerraum.
An einer Stelle wird die Gefahr der Bodendegradation, also die Verschlechterung des Bodens, besonders hervorgehoben. Diese Gefahr ist bei dem hier im Mittelmeerraum vorherrschenden Klima besonders hoch. Die Desertifikation, also die fortschreitende Wüstenbildung, wird jedoch nicht primär durch das Klima verursacht, sondern durch Entscheidungen, die auf allen Stufen der Gesellschaft bezüglich der Landnutzung getroffen werden.
Diese Vorbemerkungen sollen auf Folgendes hinweisen: Das Land Israel ist ebenfalls ein Mittelmeeranrainer. Es ist zwar noch nicht Mitglied der EU, aber eine Assoziation ist geplant, sodass eine engere Zusammenarbeit möglich ist. Als Mittelmeerland hat Israel also genau dieselben Probleme wie alle anderen Mittelmeeranrainer.
Um zu verhindern, dass wir einschlafen, mache ich jetzt mal eine kurze Pause von ein paar Minuten. Ist das in Ordnung? Danach spiele ich noch den zweiten und dritten Satz, die ich am Anfang nicht gespielt habe, und dann geht es weiter.