Wir sind mitten in unserer Hauskreis-Serie und denken hier im Gemeinschaftsgottesdienst darüber nach, was eigentlich Gottes Plan mit der Gemeinde ist. Warum hat er uns so zusammengestellt, wie er es getan hat? Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen, verschiedenen Persönlichkeiten und unterschiedlichen Prägungen.
Wie sieht eine Gemeinschaft aus, die von Gottes Liebe ganz tief durchdrungen ist? Eine Gemeinde, die eine übernatürliche Gemeinschaft hat und anziehend wirkt? Immer wieder ist in den letzten Wochen die Frage mitgeschwungen: Was können wir eigentlich tun, um so eine Gemeinschaft zu fördern? Was müssen wir vielleicht auch lassen, um ihr nicht im Weg zu stehen?
Es ist ein bisschen paradox, wie bei manchen Fragen des Glaubens. Auf der einen Seite können wir überhaupt nichts tun. Das hat uns Matthias letzte Woche gepredigt. Er hat es anhand von Epheser 2 bis Kapitel 3, Vers 10 so deutlich gemacht: Wir haben gesehen, die übernatürliche Gemeinschaft in der Gemeinde ist nichts, was wir machen können. Gott macht das.
Wir waren mal aus Gottes Familie ausgeschlossen. Wir waren seine Feinde, sogar tot in unseren Sünden und Übertretungen, sagt uns der Epheserbrief. Was kann ein Toter tun? Nichts. Dann haben wir das Evangelium, die gute Botschaft, gehört: Jesus hat das getan, was wir nicht tun konnten. Er ist am Kreuz von Golgatha gestorben und hat sein Leben gegeben, um uns das Leben zu schenken, um uns in Gottes Familie hineinzulieben.
Das ist nichts, was wir getan haben. Er hat Frieden gemacht zwischen uns und Gott. Im Epheserbrief sehen wir auch, dass er Frieden gemacht hat zwischen uns und anderen Menschen. Auch das ist nicht, was wir gemacht haben, sondern was Gott selbst tut.
Das heißt dann in Epheser 2, dass Jesus den Zaun abgebrochen hat zwischen Juden und Heiden. Er hat sie zusammengebracht und Frieden geschaffen zwischen zwei Menschengruppen, die einst verfeindet waren. Er hat auch Frieden gemacht hier in der FEG München Mitte, zwischen Menschen, die sonst vielleicht verfeindet wären oder zumindest nichts miteinander zu tun hätten. Er hat uns zusammengefügt. Auch das hat Gott getan.
Es ist also ganz Gottes Werk. Doch sind wir nicht unbeteiligt. Wir können etwas tun, denn Gott baut seine Gemeinde nicht an uns Menschen vorbei. Er baut sie mit uns und durch uns.
Gottes Wirken und unser Mitwirken im Gemeindebau
Wir haben heute Morgen und heute Mittag darüber nachgedacht, wie Gott das macht. Er gebraucht Menschen. Wir haben in Korinth gehört, dass er Paulus gebraucht hat, Apollos und noch andere, um diese Gemeinde zu lehren.
So gebraucht Gott immer wieder Menschen. Er will jeden einzelnen von uns gebrauchen, um seine Gemeinde zu bauen. Er macht das durch uns, durch seinen Geist in uns. Das sagt uns auch die Bibel.
Damit wir das tun können, gibt Gott uns alles, was wir brauchen. In den nächsten Wochen wollen wir uns einige Dinge anschauen: Wie macht Gott das eigentlich?
Lasst uns heute über etwas ganz Wesentliches nachdenken, was Gott uns gibt, um mit uns und durch uns eine anziehende Gemeinde zu bauen. Das Erste, worüber wir heute nachdenken: Er gibt uns gesunde Lehre, er gibt sein Wort.
Die Bedeutung der gesunden Lehre für die Gemeinde
Bevor ich uns den kurzen Abschnitt aus dem Epheserbrief vorlese, möchte ich noch ein paar Sätze zum Kontext sagen. Wir bleiben im Epheserbrief. Nachdem Paulus den Christen in den ersten drei Kapiteln gesagt hat, was Gott für sie getan hat, ermahnt und ermutigt er sie ab Kapitel vier, ihrer Berufung würdig zu leben.
Sie sollen die Einheit, die Gott ihnen geschenkt hat, bewahren und durch ein liebevolles Miteinander sichtbar machen und ausleben. Damit das geschehen kann, sagt Paulus, hat Gott ihnen Gaben geschenkt – also das, was es für die Umsetzung braucht.
Es sind nur drei Verse, die wir heute bedenken wollen, und zwar Epheser 4,11-13. Dort heißt es: „Und er, also Gott, hat einige als Apostel eingesetzt. Man kann auch sagen, gegeben – es sind seine Gaben. Er hat einige als Apostel gegeben, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer.“
Warum? „Damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi.“
Vater, wir wollen beten, dass du uns dieses Wort aufschließt. Du kannst es tun durch deinen Geist. Und du musst es auch tun, denn man kann es nicht mit Menschenweisheit verstehen. Wir brauchen deine Weisheit, und wir bitten darum, dass du an unseren Herzen wirkst und diese Botschaft in unser Leben sprichst. Amen!
Wir sehen hier: Gemeindebau ist Gottes Werk, aber wir sind alles andere als passiv. Lasst uns das in zwei Punkten bedenken: Erstens, kurz über die Aufgabe der Verkündiger nachdenken und zweitens über die Aufgabe aller Gemeindemitglieder.
Was ergibt sich aus diesem Abschnitt für unseren Dienst aneinander?
Die Rolle der Verkündiger in der Gemeinde
Das erste Gottesgabe an die Gemeinde sind Verkündiger. Genau darum geht es bei all diesen Ämtern, die hier in Vers elf beschrieben sind. Sie alle verbindet eine große Aufgabe: Männer, die dieses Amt innehaben, verkündigen Gottes Wort.
Die Apostel verkündigten die Lehre, die sie direkt von Jesus empfangen haben. Die Propheten gaben Botschaften weiter, die Gott ihnen offenbart hatte. Die Evangelisten übermittelten die Kernbotschaft – das, was wirklich die allerwichtigste Nachricht ist, die wir brauchen: das Evangelium.
Die Hirten und Lehrer haben hoffentlich, wenn sie ihren Dienst gut getan haben, den ganzen Ratschluss Gottes gelehrt und verkündigt, so wie er uns in der Bibel gegeben ist. Das geschah mal im Rahmen einer Predigt, mal im kleineren Kreis, vielleicht sogar eins zu eins, in der Jüngerschaft oder in der Seelsorge. Doch immer wurde der ganze Ratschluss Gottes weitergegeben.
Theologen streiten sich darüber, ob es diese Ämter heute alle noch gibt. Ich möchte an dieser Stelle nicht im Detail darauf eingehen – zum einen, weil wir wenig Zeit haben, zum anderen, weil wir erst vor gar nicht so langer Zeit eine Predigtserie zum Epheserbrief hatten. Wer möchte, kann diese Predigt, die Matthias damals gehalten hat, noch einmal nachhören. Er ist dort etwas näher auf diese Ämter eingegangen und hat erläutert, warum es sie heute noch geben könnte oder auch nicht.
Kurz gesagt denke ich, es gibt gute Gründe anzunehmen, dass es die Apostel und auch die Propheten heute nicht mehr als Ämter gibt. Vielmehr ist das, was die Propheten von Gott erkannt haben und was die Apostel erfahren durften, in der Bibel überliefert und damit abgeschlossen.
Bei den Evangelisten kann man sicher noch einmal diskutieren. Ganz klar ist jedoch, dass es auch heute noch Hirten und Lehrer gibt. An anderen Stellen sehen wir, dass diese Ämter die Ältesten in der Gemeinde bezeichnen – das Hirtenamt und das Lehramt. Diese Ämter gibt es definitiv noch in der Gemeinde Gottes bis heute.
Ziel und Wirkung der Verkündigung
Und wozu gibt Gott nun diese Verkündiger, von denen hier in Vers 11 die Rede ist? In Vers 12 sagt uns Paulus, durch den Heiligen Geist getrieben, dass es nämlich dazu dient, die Heiligen zuzurüsten. Das ist das Ziel: Die Heiligen sollen zugerüstet werden.
Die Heiligen sind nicht nur ein paar besonders fromme Christen, sondern wir alle, die wir Jesus Christus nachfolgen. Du bist dann ein Heiliger, und du bist hier angesprochen. Paulus macht deutlich: Jeder Heilige und jeder Christ braucht Zurüstung durch gesunde Lehre.
Durch die Verkündigung von Gottes Wort lernen wir Gott besser kennen. Wir verstehen, wer er ist, wie er ist und welche Ansprüche er hat. Wir lernen auch uns selbst besser kennen. Wir begreifen, wie Gott uns gemacht hat und wie er sich unser Leben vorgestellt hat. Außerdem erkennen wir, dass wir Sünder sind und vor Gott schuldig dastehen.
Wir erkennen, was es bedeutet, als Christ zu leben, was wir tun sollen und was wir lassen sollen. All das könnten wir nicht wissen, wenn wir einfach in die Natur gehen und uns dort alles anschauen. Auch der Blick an den Sternenhimmel wird uns das nicht offenbaren.
Selbst wenn du dich zurückziehst in die Wüste oder auf eine schöne Hütte, in die Stille gehst und einfach mal hineinhorchst, wirst du nicht wissen, wer Gott ist und was du tun sollst. Selbst Gemeinschaft, die wir so hochhalten und betonen, kann uns das nicht geben. Wir brauchen eine verlässliche Quelle, und das ist Gottes Wort. Dort finden wir die Antworten.
Gott sagt uns hier in seinem Wort: Ich schenke euch, ich schenke meiner Gemeinde Lehrer, die sie mit dieser gesunden Lehre, die ich habe aufschreiben lassen, zurüsten und darin unterweisen. Diese Lehrer sind meine gute Gabe an meine Gemeinde.
Das darf und soll uns als Prediger von Gottes Wort herausfordern. Es sind hier einige Älteste und weitere, die immer wieder predigen und lehren. Wir sind herausgefordert, uns von Gott gebrauchen zu lassen, um die Gemeinde wirklich mit seinem Wort zuzurüsten. Wir sollen als Werkzeuge treu weitergeben, was wir hier überliefert bekommen.
Ich weiß selbst, die Versuchung kann groß sein, eigene Punkte zu setzen, die eigene Agenda zu predigen oder unsere eigene Weisheit mehr zu gewichten als die gesunde Lehre. Auch kann Unterhaltung in gewissem Maß helfen und eine gewisse Leichtigkeit hineinbringen. Aber der Grad ist sehr schmal, wo man vom Lehrer zum Entertainer wird und eigentlich nicht mehr das weitergibt, was Gott der Gemeinde lehren möchte.
Dieser Grat ist ziemlich schmal. Ich möchte uns das ins Stammbuch schreiben als Prediger, dass wir uns als Hirten und Lehrer mit dem allergrößten Eifer darum bemühen, Gottes Gedanken zu lehren und nicht unsere eigenen.
Das fängt damit an, dass wir ihn darum bitten, wenn wir sein Wort studieren, dass er uns dieses Wort aufschließt, weil wir es mit unserer Weisheit nicht können. Dass er uns zeigt, was wir wissen müssen und was die Gemeinde wissen muss.
Zuerst müssen wir selbst dieses Wort zu Herzen nehmen und danach leben, bevor wir jemand anderem sagen, wie er leben soll.
Das heißt, wir müssen uns wirklich darum bemühen, einen Predigttext tief zu verstehen: Was will Gott damit sagen?
Das bedeutet auch, dass wir uns fragen, wo die Gemeinde steht, welche Fragen und Ringen die Geschwister hier in der Gemeinde haben, wo Widerstände sind und wie wir sie abholen können, um ihnen zu helfen, dieses Wort anzunehmen und besser zu verstehen.
Wir sind berufen. Wir sehen hier eine Gabe Gottes an die Gemeinde. Wir sind berufen, geduldig, treu und liebevoll Gottes Wort zu lehren, damit die Heiligen, also diese Gemeinde, bestmöglich zugerüstet wird.
Die Verantwortung der Gemeinde im Umgang mit der Lehre
Ich möchte uns als ganze Gemeinde ansprechen. Oft sitze ich selbst hier in den Reihen, werde zugerüstet und gelehrt. Das trifft auf uns alle zu, heute auch auf Matthias. Wie hören wir eigentlich auf dieses Wort? Wie nehmen wir diese Unterweisung auf? Kannst du das wirklich als eine gute Gabe Gottes sehen?
Du bist dabei überhaupt nicht passiv, sondern hast auch einen Auftrag. Wir können wieder mit dem Gebet starten. Du kannst schon unter der Woche für die Verkündiger beten, die hier Gottes Wort lehren. Bitte, dass sie dies auf eine gute Weise tun und dass Gott auch unsere Herzen bewahrt.
Ihr könnt euch hinter uns stellen, und es ermutigt mich sehr, wenn ich höre, dass Geschwister hier sagen: "Ich bete schon unter der Woche für dich, dass du den Text besser verstehst und auf dem schmalen Weg bleibst, Jesus nachfolgst." Auch wir sind nur Menschen, wir sind angefochten und in Versuchung. Es ist sehr hilfreich, wenn ihr uns dahinterstellt und um Bewahrung und Erkenntnis bittet.
Es stellt sich auch die Frage: Wenn die Verkündiger eine Gabe Gottes an die Gemeinde sind, mit welcher Einstellung höre ich den Hirten und Lehrern eigentlich zu, wenn sie mir Gottes Wort bringen? Sei es in der Predigt, in der Seelsorge oder an anderen Orten.
Lass dich herausfordern. Bist du bereit für Korrektur? Du kannst erkennen, dass sie nicht ihre eigene Weisheit predigen, sondern Gottes Wort weitergeben. Natürlich sollt ihr als Gemeinde immer prüfen, ob es wirklich das ist, was Gott sagt. Aber sei nicht zu schnell dabei, eine Lehre einfach als Meinung des Pastors abzutun und zu sagen: "Der sieht das so, ich sehe das ganz anders."
Es kann sein, dass Gott dir gerade dort, wo es dich herausfordert, etwas Wichtiges sagen will. Prüfe deshalb wirklich an der Schrift, ob nicht doch etwas dran ist und ob Gott dich nicht gerade korrigieren möchte. Sei bereit für Veränderung.
Mach dir bewusst: Jeder von uns braucht Zurüstung. Es gibt keinen, der das nicht mehr bräuchte. Wir sind alle nicht fertig, wir brauchen diese Zurüstung. Gottes Weg, uns diese zu geben, ist neben der Bibel, die wir selbst lesen und studieren können, ein ganz wichtiger Weg durch die Hirten und Lehrer der Gemeinde.
Ich hoffe und gehe fast davon aus, dass viele von euch das so erleben und sagen: "Ja, ich werde hier mit dem Wort zugerüstet."
Ich möchte aber auch ein Wort an die richten, die vielleicht gerade sagen: "Ich erlebe das nicht in der Gemeinde, vielleicht schon seit Monaten oder Jahren. Ich bin hier, aber eigentlich fühle ich mich überhaupt nicht zugerüstet."
Dazu möchte ich dich ermutigen: Geh dem nach. Das ist ein Problem. Du kannst ins Gespräch kommen – mit mir, mit Matthias oder mit jemand anderem, der hier verkündigt. Wir sprechen darüber.
Es kann viele Gründe geben, warum du dich nicht zugerüstet fühlst. Aber es ist wichtig, dass du dem nachgehst. Denn auf Dauer ist es ein schlechter Zustand, wenn du irgendwo stehen bleibst und sagst: "Ich werde nicht mehr zugerüstet, ich wachse nicht mehr weiter." Das ist ein schlechter Zustand, dem du dich stellen solltest.
Wir wollen dir gerne helfen, so gut wir können.
Die praktische Umsetzung der Lehre im Dienst aneinander
Das bringt uns zum zweiten Punkt, der etwas kürzer ist: Wozu soll uns Gottes Wort eigentlich zurüsten? Paulus sagt hier – schaut noch einmal in Vers zwölf – dass die Heiligen zugerüstet werden sollen zum Werk des Dienstes.
Also soll die Verkündigung dazu führen, dass die Gemeindemitglieder, dass wir alle darin wachsen, einander zu dienen. Das ist die Aufgabe der Gemeinde, der zweite Punkt: Wir sollen dienen, und die Zurüstung soll uns dabei helfen, das besser zu tun.
Wenn wir Aufnahmegespräche führen, fragen wir immer ab, in welchem Bereich der Gemeinde sich jemand mit seinen Gaben einbringen kann. Zum Beispiel in der Medientechnik, im Begrüßungsdienst, im Hausmeisterteam oder in der Bewirtung – all die verschiedenen Dienste, die wir hier haben. Und diese Dienste sind alle wichtig und wertvoll; sie prägen die Gemeinde mit. Es ist gut, dass es sie gibt. Wenn wir merken, dass ein Dienst irgendwann keinen Sinn mehr macht, dann streichen wir ihn. Das ist sinnvoll.
Wir brauchen diese Dienste, die wir haben. Aber wir sehen hier doch, dass Dienst so viel mehr ist, als einmal in der Woche eine Aufgabe in der Gemeinde zu übernehmen. Was Paulus anspricht, ist viel mehr als ein einzelner Dienst in einem bestimmten Gemeindebereich. Es geht ihm um eine Kultur, die tief davon geprägt ist, dass wir einander dienen.
Das wird besonders deutlich, wenn wir das größere Ziel anschauen, das er im Anschluss nennt. Er sagt: Wozu soll eigentlich der Dienst führen? Damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollendeten Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi.
Ich glaube, wir merken sofort, dass hier viel mehr gemeint ist als einmal in der Woche Begrüßungsdienst zu machen, die Bibelstunde zu leiten oder im Hausmeisterteam zu arbeiten. Das Werk des Dienstes, das Paulus beschreibt, ist tatsächlich die Umsetzung von Gottes Wort in allen Lebensbereichen.
Ich sage es noch einmal: Wir sollen Gottes Wort in allen Lebensbereichen umsetzen und ausleben – nicht in einem abgesicherten Modus, in dem ich nur meinen Dienst habe und dann auf der sicheren Seite bin, sondern in allen Bereichen.
Es gibt so viele Dienste in der Gemeinde, die kann man nicht in einem Organigramm abbilden. Diese Dienste können wir auch nicht bei Elvanto verteilen. Und sie sind wichtig für die Gemeinde. Vielleicht sind sie sogar noch wichtiger als vieles, was wir auf diese Weise organisieren.
Es gibt Geschwister unter uns, die sich regelmäßig eins zu eins mit anderen treffen. Sie lesen zusammen in der Bibel, beten miteinander und machen Jüngerschaft. Jemand, der schon ein Stück weiter ist, gibt Gottes Weisheit an jemanden weiter, der noch nicht so weit ist – zum Beispiel an einen neuen Christen.
Das haben wir nicht in Elvanto, und das wollen wir da auch gar nicht drin haben. Aber das ist ein so wichtiger Dienst. Es gibt andere, die immer wieder bei Geschwistern in der Gemeinde nachfragen: „Wie kann ich für dich beten?“ Und sie tun es dann auch wirklich. Sie fragen nicht nur, sie beten auch. Das ist ein wertvoller Dienst.
Wieder andere gehen auf neue Besucher in der Gemeinde zu und nehmen sie mit hinein. Sie laden sie gleich am ersten Sonntag zum Essen ein oder gehen mit ihnen los. Das ist ein wichtiger Dienst.
Ich hoffe, der Punkt ist klar: Solche Dienste sind mindestens genauso wichtig wie die offiziellen Ämter und Dienste, die wir hier haben – und oft sogar noch wichtiger. Paulus macht hier deutlich: Wir sind alle gefordert, Gottes Wort praktisch werden zu lassen. Die Zurüstung geschieht durch die Verkündiger, aber die Umsetzung geschieht durch uns alle.
Ermutigung zum Dienst in der Gemeinde
Ich möchte ermutigen, den Dienst in der Gemeinde größer zu sehen als nur die offiziellen Aufgaben. Es gibt so viel mehr, was getan werden kann. Nicht jeder muss dieselben Dinge tun. Je nach den Gaben, die Gott gegeben hat, wird man manche Dinge vielleicht ein bisschen anders machen. Vielleicht sogar dieselben Dinge anders als jemand anderes, weil man die Gaben auf eigene Weise einbringt.
Wir können alle darin wachsen, einander zu dienen. Nur noch ein paar Beispiele, obwohl es ganz viele gibt. Im Grunde ist die Ermutigung hier aus Epheser 4, jeden Sonntag zuzuhören: Wie kann mich das zurüsten, im Werk des Dienstes zu wachsen?
Zum Schluss noch ein paar Beispiele: Du kannst zum Beispiel jemand anderen mit Gottes Wort ermutigen, der es gerade wirklich nicht gut geht, der krank oder einsam ist. Denk an Psalm 34, wo es heißt: Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und er hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben. Wenn du das jemandem zusprichst, der gerade durch eine dunkle Zeit geht, und wenn du es nicht einfach als billigen Trost sagst, sondern wirklich merkst, dass er Anteil an meiner Situation nimmt, ist das eine große Ermutigung.
Manchmal haben wir Angst, so etwas nicht sagen zu können, weil es vielleicht als billiger Trost rüberkommen könnte. Aber wir haben so einen mächtigen Trost in Gottes Wort. Ich möchte ermutigen, dass wir uns das gegenseitig zusprechen.
Manchmal musst du gar nicht wissen, wie es jemandem geht. Vielleicht weißt du nichts von ihm, aber du sagst: „Hey, ich musste an dich denken, ich habe hier einen Vers zur Ermutigung für dich.“ Dann wirst du oft erleben, dass jemand sagt: „Das hat gerade genau in meiner Situation gesprochen, es hat mir so gutgetan, es hat mir geholfen, mich auf den Herrn auszurichten.“
Wir können einander auch dienen, indem wir nicht selbstgerecht über unsere Sünde hinweggehen. Wir sagen jeden Sonntag im Gottesdienst, dass wir schuldig geworden sind vor Gott. Aber können wir das auch Menschen bekennen? Können wir ihnen sagen: „Ich habe dir Unrecht getan, ich habe schlecht über dich geredet“? Setz ein, was du willst, du weißt, wo du Dinge falsch gemacht hast. Bekenne das nicht nur Gott, sondern manchmal auch Menschen und sage: „Es tut mir leid. Ich werde nicht mehr meine Persönlichkeit als Entschuldigung nehmen, dafür, dass ich mich versündigt habe. Ich bin halt so. Ich werde es auch nicht immer auf andere schieben, weil du mir das getan hast, war ich halt so, ich konnte ja nicht anders.“
Die Bibel sagt uns, wir können anders. Wie gehst du mit deiner Schuld und deiner Sünde um? Es ist ein großer Segen, wenn Beziehungen so heil werden können.
Letzter Punkt, die andere Seite der Medaille: Du kannst anderen dienen, indem du gnädig und barmherzig mit ihnen bist und ihnen nicht jeden Fehler nachträgst. Du wirst merken, dass viele, wenn du mal mit ihnen darüber sprichst, sagen: „Du, das habe ich gar nicht so gemeint. Gut, dass du es mir sagst, aber das war nie meine Absicht.“ Wir urteilen so schnell und sind oft sehr kleinlich und kleinherzig.
Wir dienen einander, wenn wir gnädig miteinander sind. Die Bibel macht sogar deutlich, dass wir Gottes Gnade wirklich erst dann verstanden haben, wenn wir sie auch weitergeben.
Es ist wahr, wir haben schon alles, was wir brauchen. Lasst uns das mehr und mehr entdecken, indem wir uns zurüsten lassen – in Predigten, in Einzelgesprächen, durch Gottes Wort, auch indem wir selbst lesen und danach leben.
So wird der Leib Christi, die Gemeinde, erbaut, und so wird unsere Gemeinschaft tiefer und anziehender. Dafür möchte ich beten, dass...
Schlussgebet und Danksagung
Und Vater im Himmel, wir danken dir so sehr, dass du uns diesen kostbaren Schatz, dein Wort, anvertraut hast. Wir dürfen dich darin besser kennenlernen und begreifen, wie gut du bist, wie voller Liebe, wie barmherzig, wie heilig und gerecht.
Du gehst nicht mit uns um, wie wir es verdient hätten, sondern schenkst uns das, was wir nicht verdient haben: das Leben, deine Liebe. Wir dürfen zu deiner Familie gehören.
So wollen wir beten, Herr, dass das unser Miteinander auch prägt – deine Liebe, deine Barmherzigkeit. Hilf uns, einander zu dienen, und zeige jedem von uns, was ganz konkrete Schritte sein können.
Wir sind dir dankbar, dass du uns nicht überforderst und gut mit unserer Schwachheit und unseren Begrenzungen umgehen kannst. Du hast sie uns ja sogar gegeben. Dennoch wollen wir darum beten, dass wir dienstbereiter werden, weil wir sehen, dass es noch viel zu lernen und viel zu tun gibt, auch in der Gemeinde.
Gleichzeitig danken wir dir für ganz, ganz viel gute Frucht, die wir schon sehen dürfen, für den vielen Segen, der in der Jüngerschaft fließt – auch durch gute Predigten und durch die Gemeinschaft, die wir erleben. Herr, du beschenkst uns reich, und wir loben und preisen dich dafür.
Wir beten dich an und wollen dir sagen, dass wir dich sehr lieb haben. Amen.