Einführung in den Epheserbrief und seine Bedeutung
Meine Blätter sind gestohlen worden. Kann ich auch noch Eis haben? Also haben jetzt alle Eis, wie ich.
Wir haben das Vorrecht, uns heute Nachmittag im Sinne einer Einführung mit dem Epheserbrief zu beschäftigen. Den Epheserbrief kann man als den ewigen Ratschluss Gottes und seine Verwirklichung in Raum und Zeit beschreiben.
Der Epheserbrief beschreibt in den Kapiteln 1 bis 3 die einzigartige Stellung der Christen als ein neues Volk. Dieses Volk ist weder jüdisch noch heidnisch, obwohl es aus Juden und Heiden besteht. Vielmehr ist es ein himmlisches Volk mit himmlischen Segnungen, im Gegensatz zu Israel als irdischem Volk Gottes mit speziell irdischen Segnungen. Dieses himmlische Volk ist das Volk, das Gott von Ewigkeit her in seinem Ratschluss eingeplant hat.
Der Brief zeigt aber auch, wie dieser himmlische und hoch erhabene Charakter der Erlösten, die zur Gemeinde Gottes gehören, sich in den alltäglichen Beziehungen auf Erden auswirken muss. Das betrifft die Gemeinde, die Gesellschaft, die Ehe, die Familie und die tägliche Arbeit. Diese Themen werden in den Kapiteln 4 bis 6 behandelt.
Der Autor dieses Briefes ist der Apostel Paulus, wie man dem ersten Vers entnehmen kann: Paulus, Apostel Jesu Christi, durch Gottes Willen, an die Heiligen und Treuen in Christus Jesus, die in Ephesus sind. Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus.
Damit ist auch beantwortet, wer die Adressaten sind: die Gemeinde in Ephesus. Ihre Entstehungsgeschichte kann in Apostelgeschichte 19,1 und folgende nachgelesen werden. Dort wird beschrieben, wie Paulus auf seiner dritten Missionsreise jahrelang diese Gemeinde aufgebaut und gearbeitet hat.
Ephesus war in der alten Welt die Hochburg des Okkultismus, der Magie und der Esoterik. Die alte Welt war allgemein okkult durchseucht, aber Ephesus war in dieser Hinsicht die Hochburg. Das wird noch interessant sein, gerade im Zusammenhang, weil der Epheserbrief einiges über die geistlichen Mächte der Bosheit sagt.
In Apostelgeschichte 19 finden wir auch die schlimme Geschichte mit dem Krawall in Ephesus wegen Artemis, der Göttin Artemis. Sie wurde als eine Art Gespenstergöttin verehrt, eine Todesgöttin. In der alten Welt galt der Artemiszauber als der stärkste Zauber schlechthin.
Interessant ist jedoch, dass Artemis im Epheserbrief mit keinem Wort erwähnt wird. Aber eben diese Gewalten der Finsternis werden sehr wohl erwähnt. Sie hatten sich hinter der Maske der Artemis versteckt und so gewirkt.
Insofern ist der Epheserbrief natürlich sehr aktuell für uns, weil wir in einer postchristlichen Welt und Gesellschaft leben, die Esoterik gewissermaßen zu ihrer Alltagsreligion gemacht hat. Esoterik ist heute in der Schweiz ein Milliardenmarkt, was die Bedeutung dieser Dinge zeigt.
Der Epheserbrief zeigt, wie Christen denken und leben, die gerade in der Auseinandersetzung mit solchen Dingen stehen. Darum ist der Epheserbrief eben an die Gläubigen gerichtet, die nach wie vor in dieser Stadt Ephesus lebten und nicht an eine Gruppe, die sich etwa in die Wüste, eine Art Kloster, evakuiert hätte.
Zeit und Ort der Abfassung...
Zeit und Ort der Abfassung des Epheserbriefes
Der Epheserbrief wurde um das Jahr 62 nach Christus geschrieben, also am Ende der zweijährigen Gefangenschaft des Paulus in Rom, die im letzten Kapitel der Apostelgeschichte beschrieben wird. Die Apostelgeschichte 28 endet mit Paulus als Gefangenem in Rom, der auf die Verhandlung vor Kaiser Nero wartete.
Ich lese die zwei letzten Verse der Apostelgeschichte: „Er aber blieb zwei ganze Jahre in seinem eigenen gemieteten Hause und nahm alle auf, die zu ihm kamen, indem er das Reich Gottes predigte und die Dinge, welche den Herrn Jesus Christus betreffen, mit aller Freimütigkeit lehrte, ungehindert.“
Ich habe auf Deutsch ein bisschen anders gelesen. Das Wort „ungehindert“ ist nämlich im Grundtext das letzte Wort der Apostelgeschichte. Die Apostelgeschichte beschreibt die Jahre 32 bis 62, also genau drei Jahrzehnte der Weltmission. Missionare können gefangen werden, aber das Wort „Wort“ ist nicht gebunden, und so endet die Apostelgeschichte mit „ungehindert“. Paulus wartete also auf seine Ankläger, die aus Israel hätten anreisen sollen, nämlich Leute vom Hohen Rat, die ihn zu Tode bringen wollten.
Es gab ein römisches Gesetz, das besagte: Wenn nach zwei vollen Jahren die Ankläger nicht erschienen sind, geht der Gefangene frei aus. Lukas benutzt hier den technischen Begriff „zwei ganze Jahre“. Das ist ein juristischer Begriff, der schon darauf hinweist: Aha, jetzt sind wir am Ende dieser Periode, in der ein Gefangener freikommt, wenn die Ankläger nicht erscheinen.
Offensichtlich ist Paulus wieder freigekommen. Aber am Ende dieser Gefangenschaft hat er noch den Epheserbrief geschrieben. Kapitel 3, Vers 1 zeigt, dass er immer noch gefangen war: „Dieshalb ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch, die Nationen.“
Warum ist er der Gefangene für die Nationen? Die ganze Sache hatte damit begonnen, dass Paulus in Apostelgeschichte 21 im Tempel in Jerusalem war. Auslandjuden sahen ihn dort, die ihn von Ephesus her kannten. Interessant, oder? Sie sagten: „Das ist der Mann, der in der ganzen Welt die Juden zum Abfall von Mose anleitet und anstiftet. Und dieser Mann hat Griechen, also Nichtjuden, in den Tempel hineingeführt.“
Da wollte man ihn gleich umbringen. Der Pöbel stürzte sich auf Paulus, doch er konnte durch die römische Besatzungsmacht in die Burg Antonia evakuiert werden. Dort begann eine lange Leidensgeschichte. Paulus berief sich schließlich auf den Kaiser in Rom, und so kam er in diese Gefangenschaft.
Im Tempel wollten die Soldaten Paulus, wie gesagt, in die Burg Antonia evakuieren, die sich in der Nordwestecke des Tempelplatzes befindet. Oben auf der obersten Treppe bat Paulus den hohen Offizier: „Darf ich zum Volk sprechen?“ Man erlaubte es ihm.
In Apostelgeschichte 22,1 steht, dass Paulus auf den Stufen stehend, auf dem Dach der Säulenhallen, also in der Ecke der Nord- und Westhalle auf der obersten Stufe, eine Rede hielt. Er erklärte, dass Jesus Christus ihm erschienen sei als der Auferstandene. Er erzählte von seiner Bekehrung und wie er nach Jerusalem gekommen war. Dort hatte er eine Vision im Tempel, in der der Herr zu ihm sagte: „Geh weg von hier!“
Paulus wollte den Juden hier das Evangelium bringen, doch der Herr sagte: „Geh weg von hier, hier hören sie nicht auf dich. Aber ich sende dich weit weg zu den Heiden, die werden hören.“
Als Paulus das gesagt hatte, war die Rede zu Ende. Man wollte ihn umbringen. Paulus litt also, weil er den Heiden das Evangelium brachte. Er erklärte den Heiden nicht nur das Evangelium, sondern auch, dass sie nicht ins Judentum eintreten müssten, um errettet zu werden. Sie mussten keine Proselythen werden.
Das war das Ärgernis. Hätte er die Heiden ins Judentum geführt, wäre es kein so großes Problem gewesen. Aber genau das war der Punkt, und dafür musste Paulus leiden. Deshalb sagte er: „Ich, der Gefangene Christi Jesu, für euch die Nationen.“ Er leidet also für die Heiden, die durch das Evangelium einen neuen Zugang bekommen haben, der nicht über das Judentum führt.
In Epheser 4,1 ermahnt Paulus: „Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig wandelt der Berufung.“
Und schließlich in Kapitel 6, Vers 20 bittet er darum, dass man für ihn betet, damit er Freimütigkeit in der Verkündigung des Evangeliums hat. In Vers 19 heißt es: „Und für mich, dass mir Rede verliehen werde im Auftun meines Mundes, um mit Freimütigkeit kundzutun das Geheimnis des Evangeliums, für welches ich ein Gesandter bin in Ketten, damit ich in demselben freimütig rede, wie ich reden soll.“
Das verbindet uns wieder mit den zwei letzten Versen von Apostelgeschichte 28, wo Paulus „ungehindert“ lehrte. Die Epheser sollten also besonders für ihn beten, denn das ganze Leiden war durch Juden aus Ephesus verursacht worden, die ihn in Jerusalem verleumdet hatten. So sehen wir den Zusammenhang.
Übermittler des Briefes und weitere Verbindungen
Der Übermittler des Briefes war Tychikus. Dazu lese ich gleich weiter in Epheser 6,21: "Damit auch ihr meine Umstände wisst, wie es mir geht, wird Tychikus, der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn, euch alles kundtun. Ihn habe ich zu euch gesandt, damit ihr unsere Umstände erfahrt und eure Herzen getröstet werden."
Tychikus war also der Übermittler des Briefes, und das hat er getan. Zusammen mit dem Kolosserbrief schauen wir uns Kolosser 4,7 an: "Alles, was mich angeht, wird euch Tychikus kundtun, der geliebte Bruder und treue Diener und Mitknecht im Herrn, den ich eben deshalb zu euch gesandt habe, damit er eure Umstände erfahre und eure Herzen tröste."
Kolosse ist eine Stadt in der Provinz Asia, in der heutigen Westtürkei. Dieses Gebiet ist ungefähr so groß wie die Schweiz. Dort gab es die Gemeinde von Ephesus, Kolosse, aber auch die Gemeinden, die in Offenbarung 2 und 3 erwähnt werden: Ephesus, Myrna, Pergamos, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea. Das waren alles Gemeinden aus dieser Provinz Asia, die so groß wie die Schweiz war.
In Kolosser 4,7 heißt es weiter: "Mit Onesimus, dem treuen und geliebten Bruder, der von euch ist. Sie werden euch alles kundtun, was hier vorgeht."
Nun haben wir gleich noch die Verbindung zu einem weiteren Brief. Mit diesem Onesimus, der hier erwähnt wird, haben wir die Verknüpfung zum Philemonbrief. Philemon war ein Bruder aus der Stadt Kolosse, in dessen Haus es eine Hausversammlung, eine Hausgemeinde gab.
In diesem Brief erzählt Paulus, wie Onesimus in Rom zum Glauben gekommen ist, nachdem er als Sklave aus Kolosse geflohen war. Nun sollte er wieder zurückgehen, und er ging in Begleitung mit Tychikus. Also brachte Tychikus den Brief nach Ephesus und dann zwei Briefe nach Kolosse.
Übrigens gibt es noch mehr Briefe aus der ersten Gefangenschaft, außer dem Epheserbrief und dem Philipperbrief, in dem auch erzählt wird, dass Paulus nun damit rechnet, bald frei zu werden. Dazu gehört eigentlich auch der Hebräerbrief. Es gibt nämlich sehr starke geschichtliche und innerbiblische Argumente dafür, dass der Hebräerbrief tatsächlich von Paulus stammt. Das erkläre ich jetzt aber nicht weiter, weil das nicht unser Thema ist.
Die älteste Handschrift vom Hebräerbrief, die wir haben, ist die P46-Papyrushandschrift. Diese enthält fast alle Paulusbriefe. Nach der neuen Datierung von Kim, einem Koreaner, stammt diese Handschrift aus dem letzten Viertel des ersten Jahrhunderts, also zwischen 75 und 100 nach Christus. Dort wird der Hebräerbrief nach dem Römerbrief eingeordnet und vor dem ersten Korintherbrief.
Das ist ein Hinweis darauf, dass Christen in Ägypten – die Handschrift stammt aus Ägypten – im ersten Jahrhundert noch wussten, dass der Brief von Paulus ist. Deshalb wurde er mit den Paulusbriefen zusammengebunden.
In Hebräer 13,24 heißt es: "Wisst, dass unser Bruder Timotheus freigelassen ist, mit welchem, wenn er bald kommt, ich euch sehen werde. Grüßt alle eure Führer und alle Heiligen. Es grüßen euch die von Italien. Die Gnade sei mit euch allen. Amen."
Der Hebräerbrief wurde also aus Italien geschrieben. Wir sehen auch, dass Timotheus hier aus der Gefangenschaft freikommt und der Wunsch oder die Absicht geäußert wird, dass der Schreiber des Briefes bald zu den Empfängern kommen wird.
Die Petrusbriefe wurden an Juden in Kleinasien geschrieben. 1. Petrus 1,1 und folgende zeigt das. Der zweite Brief wurde an die gleichen Leute geschrieben. 2. Timotheus 3,1 zeigt: "Diesen zweiten Brief schreibe ich euch." Am Schluss des zweiten Petrusbriefes nimmt Petrus auf den Hebräerbrief Bezug.
In 2. Petrus 3,15-16 heißt es: "Und achtet die Langmut unseres Herrn zur Errettung, so wie auch unser geliebter Bruder Paulus nach der ihm gegebenen Weisheit euch geschrieben hat, wie auch in allen seinen Briefen, wenn er in denselben von diesen Dingen redet, von denen einige schwer zu verstehen sind, welche die Unwissenden und Unbefestigten verdrehen, wie auch die übrigen Schriften, zu ihrem eigenen Verderben."
Hier wird über einen Paulusbrief gesprochen, der ein Rundschreiben ist, ähnlich wie der erste und zweite Petrusbrief. Die Petrusbriefe gingen nach Pontus, Galatien, Kapadozien, Asia und Bithynien. Diesen gleichen Leuten hatte Paulus schon früher einen Brief geschrieben.
Man könnte sagen, vielleicht ist das ein verlorengegangener Brief, denn einen solchen Rundbrief gibt es von Paulus nicht. Seine Briefe sind immer an bestimmte Gemeinden gerichtet. Aber hier wird gesagt, dieser Brief – wie alle Briefe von Paulus – wird verdreht, wie auch die übrigen Schriften. Das heißt, dieser Brief wird zu den Schriften gerechnet, und das passt nur für den Hebräerbrief.
Auch die Ortsangabe passt. Wenn Tychikus schon von Rom aus nach Asia ging, um den Epheserbrief, den Kolosserbrief und den Philemonbrief zu bringen, konnte er auch noch den Hebräerbrief mitbringen.
Ja, das war ein ganz wichtiger Botschafter, dieser Tychikus.
Paulus’ weitere Reisen und sein Martyrium
Nach seiner Freilassung reiste Paulus offenbar noch nach Spanien. Diese Absicht äußerte er bereits im Römerbrief 16,24, also vor seiner Gefangenschaft in Rom.
Es gibt zudem eine frühkirchliche Überlieferung aus der Zeit um 100 nach Christus, die berichtet, Paulus habe das Evangelium bis an das äußerste Ende im Westen verkündet. Dieses äußerste Ende wird mit Spanien gleichgesetzt.
Im Titusbrief sehen wir weitere Hinweise auf seine Reisen. Paulus war auf Kreta, wie in Titus 1,5 beschrieben. Diese Reise passt nicht zu den vier Missionsreisen, die in der Apostelgeschichte dargestellt werden. In Titus 3,12 spricht Paulus davon, dass er in Nikopolis überwintern wolle. Auch das passt nicht zu den Missionsreisen, sondern eher zur Zeit nach seiner ersten Gefangenschaft.
In 1. Timotheus 1,3 erwähnt Paulus seinen Aufenthalt in Mazedonien. Auch dieser Aufenthalt ist nach der Freilassung anzusetzen.
Im 2. Timotheusbrief 4,13 schreibt Paulus an Timotheus, dass er kurz vor dem Sterben stehe und sein Abschied bevorstehe. Er bittet Timotheus, ihm noch den Mantel zu bringen, den er in Troas vergessen oder dort liegen gelassen habe, bevor der Winter in Rom beginne. Troas war wohl der Ort, an dem Paulus verhaftet wurde und in die zweite Gefangenschaft kam, die mit seinem Martyrium endete.
Um 66 oder 67 nach Christus wurde Paulus durch Kaiser Nero enthauptet. Da Paulus römischer Bürger war, durfte er nicht gekreuzigt werden wie Petrus, sondern wurde geköpft. Den zweiten Timotheusbrief schrieb Paulus aus der Todeszelle kurz vor seinem Martyrium.
Diese Informationen helfen uns, den Epheserbrief einzuordnen und die Bedeutung der ersten Gefangenschaft besser zu verstehen.
Aufbau und Struktur des Epheserbriefes
Jetzt gehen wir gemeinsam den Epheserbrief durch. Auf dem Blatt liegt ein Strukturplan bereit. Wie eingangs erklärt, besteht der Epheserbrief aus zwei großen Teilen: Römisch I, die Lehre von der himmlischen Stellung der Gemeinde, das sind die Kapitel 1 bis 3, und Römisch II, die praktischen Konsequenzen dieser Lehre, die Kapitel 4 bis 6 umfassen. Das müssen wir uns ganz klar vor Augen halten.
Nach und nach werden wir so die Unterstruktur kennenlernen. Um die Verbindung von Teil 1 mit Teil 2 zu verdeutlichen, lesen wir Epheser 4,1. Nach all diesen gewaltigen Erläuterungen schreibt Paulus: „Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit welcher ihr berufen worden seid.“
Ich habe in meiner Bibel das Wort „nun“ besonders angestrichen, weil es zeigt, dass jetzt die Schlussfolgerung aus all diesen wunderbaren Lehren über die Stellung der Gläubigen beginnt. Jetzt sollen wir auch so leben, dass wir dieser Berufung Gottes entsprechen.
Das entspricht dem Sprichwort „Würde verpflichtet“ oder „Noblesse oblige“. Die ersten drei Kapitel zeigen die Würde der Christen, und Kapitel 4 bis 6 die Verpflichtung der Christen. Wichtig ist: Die Argumentation lautet nicht „Wir sollten so und so sein“, sondern „Wir sind so vor Gott, und deshalb muss unsere Lebensführung dementsprechend sein.“
Wenn jemand zum Beispiel Diplomat ist und die Schweiz irgendwo vertritt, hat er dadurch eine Verpflichtung, wie er lebt. Sonst sollte er besser zusammenpacken. Es ist also nicht so, dass jemand, der kein Diplomat ist, gesagt wird, er solle eigentlich leben wie ein Diplomat. Sondern es geht darum: Du hast eine so würdige Stellung, und das soll man auch in deiner Lebensführung sehen.
Das ist ganz wichtig, denn das bewahrt uns vor einem verkrampften Christentum, in dem man aus eigener Kraft etwas erreichen will, was man gar nicht hat.
Nun gehen wir der Reihe nach vor. Also…
Der Reichtum der Erlösten (Kapitel 1, Vers 3 bis 22)
Der erste Unterteil und der römische Abschnitt heißen „Der Reichtum der Erlösten“, Kapitel 1, Verse 3 bis 22. Dieser Teil besteht aus zwei Gebeten: Zuerst ein Gebet, das Gott wegen des Reichtums in Christus lobt (1,3–14), und danach ein zweites Gebet, das um Erleuchtung der Epheser bittet (1,15–23).
Wenn ich jetzt die Verse 3 bis 14 lese, sollten wir beachten, was hier unter Besonderheiten steht: Dritter Punkt – längster Satz des Neuen Testaments, Epheser 1,3–14. Im Grundtext ist das ein einziger Satz. Das ist schon eindrücklich. Im Deutschen haben die meisten Übersetzungen diesen Satz in viele kürzere Sätze aufgeteilt, weil er im Deutschen zu überladen klingt. Obwohl wir im Deutschen durchaus sehr lange Sätze bilden können – sogar besser als im Französischen, wo man mehr gezwungen ist, kürzere Sätze zu verwenden –, hat das Griechische eine Grammatik, die lange Sätze gut ermöglicht. Dennoch ist dies wirklich der längste Satz des Neuen Testaments.
Dieser Satz drückt aus: Ein Gefangener in Rom, der sich bewusst ist, wie reich wir in Christus sind, überschäumt innerlich. „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus.“ Es ist also ein Lob Gottes.
Uns wird gesagt: Wir Christen sind von Gott mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern gesegnet. Dabei sind wir nicht mit jeder irdischen Segnung gesegnet. Diese irdischen Segnungen sollten Israel zuteilwerden, wenn sie treu sind (5. Mose 28,1–14). Dort wird alles im Detail aufgelistet: keine Fehlgeburt im Stall, Erfolg auf dem Feld usw. Das waren irdische Segnungen für ein irdisches Volk, das treu ist.
Hier aber wird gesagt, dass wir mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern gesegnet sind – ein himmlisches Volk mit himmlischem Segen. Wichtig ist, dass hier nicht gesagt wird: Wenn ihr das und das tut, dann bekommt ihr diesen Segen. Es ist ein himmlisches Volk, das bereits mit allen geistlichen Segnungen gesegnet ist. Wir müssen also nichts mehr tun, um eine höhere Stufe zu erreichen. Hier wird klar gemacht: Wir haben bereits alles.
Es ist wichtig, wenn jemand kommt und sagt: „Ja, es ist schön, dass du dich bekehrt hast, aber dir fehlt noch etwas. Du sollst noch eine zweite Erfahrung machen.“ Dann schicken wir ihn weg. Das sagen wir mit Epheser 1,3: Wir haben schon alles, fragen gar nichts mehr. Wir haben jede geistliche Segnung, es fehlt uns keine. Wir brauchen keine zweite Segnung, auch keine dritte oder vierte, die heute noch angeboten werden. Wir brauchen all das nicht, denn wir haben es schon längst. Und es ist kein Pseudosegen, sondern echter geistlicher Segen von Gott.
Weiter heißt es: „Wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und tadellos sein vor ihm in Liebe.“ Die Erlösten sind also Auserwählte, und zwar hatte Gott diesen Plan schon vor der Erschaffung der Welt. Im Alten Testament lesen wir nichts davon. Dort haben wir die Urgeschichte (1. Mose 1–11), den Turmbau, die Völkerzerstreuung, und dann wählt Gott in Abraham das irdische Volk aus. Das bestimmt die Heilsgeschichte über Jahrtausende, von Abraham bis Christus.
Jetzt aber kommt plötzlich ein himmlisches Volk im Neuen Testament, und von diesem heißt es, dass das Ganze schon vor Israel geplant wurde – noch bevor Gott Abraham aus Ur in Chaldäa (Südirak) berufen hatte. Wir sind also vor Grundlegung der Welt auserwählt. Obwohl das Christentum nach dem Judentum gekommen ist, ist es dennoch viel älter, denn es datiert aus der Zeit vor Erschaffung des Weltalls. Schön, oder? Gott hat ganz bestimmte Menschen aus der Fülle der Menschen auserwählt, damit sie heilig und tadellos vor ihm in Liebe sein sollen.
Weiter, Vers 5: „Und uns zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade.“ Diese Auserwählten hat er zuvor bestimmt zur Sohnschaft. Das griechische Wort „Hygothesia“ heißt wörtlich „Sohnesstellung“ und wurde für Adoption verwendet. Deshalb haben zum Beispiel englische Übersetzungen: „Er hat uns zuvor bestimmt zur Adoption.“ Sohnschaft und Adoption sind also beide richtig. Das heißt einfach, dass Gott diese Menschen zuvor bestimmt hat, seine Söhne und Töchter zu sein. Mit dem männlichen Sohn sind auch die Töchter eingeschlossen. In 2. Korinther 6 wird ausdrücklich von Söhnen und Töchtern Gottes gesprochen.
Menschen, die einst ohne Beziehung zu Gott waren, werden von Gott adoptiert, in seine Familie hineingenommen – das war Gottes Prädestination, seine Vorbestimmung. Und was schön ist: Es heißt hier „für sich selbst“. Man hätte auch sagen können, Gott habe das gemacht, um uns glücklich zu machen. Aber hier wird gesagt, dass Gott das für sich selbst getan hat, in seinem Interesse, weil er dich, weil er mich als Kind zum Vater haben wollte.
Hier sind wir natürlich vor der Frage: Wie ist es mit der Prädestination? Und was ist mit den anderen? Die Prädestination, die Vorbestimmung und die Auserwählung sind das zweite Glied in der goldenen Kette. Die Reformatoren haben in Römer 8,29 diese Zusammenstellung genannt, die goldene Kette:
„Denn welche er zuvor erkannt hat, die hat er auch zuvor bestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern; welche er aber zuvor bestimmt hat, diese hat er auch berufen; und welche er berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt; welche er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht.“
Wir sehen, die Vorbestimmung ist das zweite Glied. Zuerst kommt „zuvor erkannt“. Das ist ein Tätigkeitswort im Griechischen, verwandt mit unserem Wort Prognose. Gottes Prognose ist sein Vorwissen. Wenn wir Wetterprognosen machen, beeinflussen wir das Wetter nicht. Wir sagen: „In Kürze wird ein Wirbelsturm auf die Westküste Amerikas kommen.“ Aber unsere Voraussage verändert nicht, dass der Sturm kommt.
So ist Gottes Vorwissen perfekt. Gott kannte uns ganz genau im Voraus. Er wusste auch, wer dem Ruf des Evangeliums folgen wird, dass die Revolte aufhört. In seiner Vorkenntnis hat er dann als zweites Glied Menschen zuvor bestimmt, dass sie wie sein Sohn in diese Beziehung als Kinder zum Vater kommen sollten, durch Adoption. Der Herr Jesus ist Sohn von Ewigkeit her, und wir sind Söhne und Töchter geworden durch Adoption.
Diese Menschen, die er zuvor bestimmt hat, hat er später auch berufen durch den Ruf des Evangeliums. Dann hat er sie gerechtfertigt, nachdem sie sich bekehrt haben, und hat ihnen sein Leben gegeben und all die Reichtümer, so dass er sie auch verherrlicht hat. Das ist die goldene Kette.
Nun sind Menschen in dieser goldenen Kette nach rechts und nach links zu weit gegangen. Es gibt Menschen, die die Autonomie des Menschen so betonen, dass der Mensch sich bekehren kann, wann er will. Das kann der Mensch aber überhaupt nicht. Er kann sich nur bekehren, wenn Gott ihm die Gnade zur Bekehrung gibt. Und er kann sich auch nicht bekehren, wann er will, sondern nur in dem Moment, in dem Gott ihm diese Gnade gibt. Man kann nicht einfach so spielen, wie man will.
Auf der anderen Seite gab es Leute wie Calvin, die sagten, Gott habe einfach gewisse Menschen bestimmt, die für das Heil bestimmt sind, und die anderen lässt er verloren gehen. Er hat in seiner Souveränität aus den verlorenen Menschen ein Paar herausgenommen, die er bestimmt hat, nicht verloren gehen zu lassen. Das ist seine Prädestinationslehre.
Woher hat er diese? Dabei hat er sich auf Augustin gestützt, den großen Kirchenlehrer um 400 n. Chr. Augustin hatte bereits eine Prädestinationslehre aufgestellt, die man als calvinistisch bezeichnen könnte. Augustin sagt allerdings in seinen Schriften, dass er früher anders gedacht hat. Früher habe er das so gesehen, wie die frühen Lehrer der Christenheit allgemein, nämlich dass Gott aufgrund seines Vorherwissens zuvor bestimmt. Das war die allgemeine Auffassung im alten Christentum.
Augustin ist dann zur Prädestinationslehre übergegangen und schließlich sagte er, das „zuvor erkannt“ sei eigentlich dasselbe wie „zuvor bestimmt“. „Zuvor erkannt“ müsse man im Sinne von „zuvor bestimmen“ verstehen. Aber das passt nicht ganz, denn dann heißt es: „Die, welche zuvor bestimmt hat, die hat er zuvor bestimmt.“ Man merkt, die goldene Kette unterscheidet „zuvor erkannt“, „zuvor bestimmt“ usw. So können wir die Prädestination besser verstehen.
Nun ist wichtig: Gott möchte das Heil für alle Menschen (1. Timotheus 2,4). Aber nur ein Teil der Menschen gehört zu den zuvor Bestimmten, die Kinder Gottes werden sollen. Es sind aber nicht alle Erretteten Kinder Gottes. Mose, Abraham, David – alles Errettete aus dem Alten Testament – hatten nicht die Stellung von Kindern Gottes. Diese Vorbestimmung zur Adoption gehört den Auserwählten der Gemeinde, die zu diesem himmlischen Volk gehören.
Amos gehörte zum irdischen Volk, David auch. Sie konnten errettet werden, ohne zuvor bestimmt zu sein zur Sohnschaft. Wir sehen: Prädestiniert sein heißt nicht, dass alle Erretteten zuvor bestimmt sind und alle anderen verloren gehen. Von den Erretteten von Adam bis ans Ende ist es nur eine beschränkte Zahl, die zuvor bestimmt sind, zur Gemeinde zu gehören.
Es ist Gottes unergründliches Geheimnis, warum wir nicht zur Zeit Abrahams geboren wurden, sondern genau in dieser Zeit, in der wir das Evangelium der Gnade hören konnten und zur Gemeinde gezählt werden durften. Das ist Gottes Souveränität. Er hat vor Grundlegung der Welt alle Menschen gekannt, die jemals geboren werden würden, und bestimmt, wann wir leben sollten und damit auch zum Glauben kommen würden.
Wir gehen weiter in Epheser 1,6: „Das ist also geschehen zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, worin er uns begnadigt hat in dem Geliebten, in welchem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen nach dem Reichtum seiner Gnade, welche er gegen uns hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht.“
Hier wird nun konkreter erklärt, worin dieser geistliche Segen besteht. Wir sind begnadigt worden in dem Geliebten Jesus Christus. In ihm haben wir die Erlösung und die Vergebung der Vergehungen. Das alles geschieht nach dem Reichtum der Gnade Gottes.
Weiter heißt es: „Welche er uns hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht, indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat, in sich selbst für die Verwaltung der Fülle der Zeiten, alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das was in den Himmeln und das was auf der Erde ist, in ihm, in welchem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir zuvor bestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens.“
Gott hat uns seine Weisheit gezeigt, indem er uns das Geheimnis seines Willens mitgeteilt hat. Das ist das erste von drei Geheimnissen, die wir im Epheserbrief finden.
Unter Besonderheiten auf Seite zwei sehen wir: Es gibt drei Geheimnisse im Epheserbrief. Hier muss erklärt werden, was ein Geheimnis im Neuen Testament bedeutet. In der Fußnote steht: Geheimnis = Wahrheit, die im Alten Testament verborgen war und erst im Neuen Testament geoffenbart wurde. Das sehen wir in Kolosser 1,26–27: Gott hat das Geheimnis in frühen Generationen nie mitgeteilt, aber jetzt hat er es mitgeteilt.
Epheser 3,4–5 sagt Paulus: „Woran ihr beim Lesen merken könnt mein Verständnis in dem Geheimnis des Christus, welches in anderen Geschlechtern den Sünden der Menschen nicht kundgetan worden ist, wie es jetzt geoffenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist.“
Ein Geheimnis ist also etwas, das in den frühen Generationen des Alten Testaments von Gott nicht mitgeteilt wurde und jetzt der Gemeinde offenbart ist.
Wir haben also drei Geheimnisse: das Geheimnis seines Willens (1,9), das Geheimnis des Leibes (3,4–6) und das Geheimnis der Ehe zwischen Christus und seiner Gemeinde (5,22–33).
Das Geheimnis seines Willens wird hier erklärt: Gott hat sich vorgenommen, in der Fülle der Zeit – das ist das letzte Zeitalter im Heilsplan Gottes mit dieser Erde, in dem alles zum Abschluss kommt, das tausendjährige Reich – in Christus alles unter seine Herrschaft zu stellen, das, was in den Himmeln und auf der Erde ist.
Christus soll also das ganze Weltall, die ganze Erde beherrschen. Nun könnte man sagen: Das ist doch kein Geheimnis. Im Alten Testament wissen wir schon lange, dass das Reich des Messias kommen wird. Aber das Geheimnis ist: Wir, die Gemeinde, die im Alten Testament ein Geheimnis war und nicht bekannt war, sollen mit Christus vereinigt Anteil haben an dieser Herrschaft im tausendjährigen Reich. Nicht einfach als Untergebene, sondern als die Braut, die Frau an der Seite des Bräutigams.
Das war alttestamentlich verborgen. Das ist das Geheimnis seines Willens: Wenn der Messias die Herrschaft über die sichtbare und unsichtbare Welt hat, dann wird die Gemeinde an seiner Seite mit ihm regieren. Wir, die wir zuvor bestimmt sind, haben dieses Erbteil erhalten.
Dann lesen wir weiter: „Dir alles wirkt nach dem Rat seines Willens, damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben, auf welchen auch ihr gehofft, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils.“
Hier wird unterschieden zwischen zwei Gruppen: „Wir“ und „ihr“. Wir haben schon früher auf Christus, den Messias, gehofft, aber ihr habt diese Hoffnung erst bekommen, nachdem ihr das Evangelium gehört habt. „Wir“ sind die Juden, zu denen Paulus gehört, „ihr“ die Epheser, all diese Nichtjuden, die zum Glauben gekommen sind.
Wir Juden haben schon früher auf den Messias gewartet, aber ihr habt nichts davon gewusst. Nachdem ihr das Evangelium gehört habt, habt auch ihr Anteil bekommen.
Es wird erklärt: „Nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, in welchem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung.“
Nachdem sie das Evangelium geglaubt haben, sind sie mit dem Heiligen Geist versiegelt worden. Sie mussten also nicht zuerst getauft werden, nicht zuerst Handauflegung empfangen oder zwei Jahre lang um den Heiligen Geist beten – nichts von alledem.
Paulus sagt diesen Nichtjuden: Nachdem ihr geglaubt habt, ist euch das Evangelium versiegelt worden. Weiter heißt es: „Von diesem Siegel, dem Heiligen Geist, welcher das Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes zum Preise seiner Herrlichkeit.“
Der Besitz des Heiligen Geistes ist ein Pfand. Dieses Pfand berechtigt, in der Zukunft all das einzulösen, was Gott der Gemeinde versprochen hat – nämlich mit Christus die Herrschaft über die sichtbare und unsichtbare Welt zu teilen.
So ist der Heilige Geist ein Pfand, aber auch ein Siegel. Wozu ein Siegel? Epheser 4,30 sagt: „Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, durch welchen ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung.“
Der Heilige Geist ist ein Siegel, das besiegelt, dass der wiedergeborene Mensch das Ziel am Ende erreicht, den Tag der Erlösung, wenn der Herr Jesus wiederkommt.
Wer kann ein Siegel Gottes öffnen? Nur Gott. In Offenbarung 5 und 6 sehen wir das Buch mit den sieben Siegeln. Kein Geschöpf kann es öffnen, nur Gott. Das Siegel ist eine Garantie, dass kein Geschöpf das je verändern könnte. Satan ist ein Geschöpf, er kann das Siegel nicht öffnen. Ich bin ein Geschöpf, ich kann das Siegel auch nicht öffnen, und Gott öffnet es nicht.
Das ist Heilssicherheit und Heilsgewissheit für die Auserwählten – die echte Bekehrten, nicht irgendwelche, die glauben für eine Zeit, wie im Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld: Der Same, der auf das Steinige fällt, nimmt das Wort mit Freuden auf und glaubt für eine Zeit, fällt dann aber ab. Das war nicht die gute Erde, das sind nicht die Neugeborenen, das sind nicht die Auserwählten, das sind nicht die Vorherbestimmten.
Diejenigen aber, die sich echt bekehren, bei denen fällt der Same in gute Erde und bringt Frucht. Das sind die, die Gott zuvor erkannt, auserwählt und vorherbestimmt hat und bei der Bekehrung versiegelt hat, damit sie den Tag der Erlösung erreichen.
Man kann also sagen: Gläubige können wieder verloren gehen, aber nicht die Auserwählten, die Versiegelten, also solche, die sich echt bekehrt und von Neuem geboren sind. Diese können nicht verloren gehen. Aber diejenigen, die das Wort mit Freuden aufnehmen und für eine Zeit glauben, waren keine Auserwählten.
Jetzt ist Zeit für eine Pause. Wir fahren dann weiter bis zum Viertel vor, und danach machen wir die große Pause. Schaffen wir das mit dem großen Hunger?
Wir haben das erste Gebet im Epheserbrief durchbesprochen und merken vielleicht etwas von der Fülle, die in diesem Gebet enthalten ist. Da stecken viele Dinge drin, die im Allgemeinen nicht bekannt sind oder wo sogar das Gegenteil gelehrt wird.
Es wird gelehrt, Christen sollten irdische Segnungen haben, wenn sie treu sind. Es wird gelehrt, Christen sollten höhere Segnungen anstreben. Dabei haben wir schon alles in Christus. Über die Auswählung wird kaum jemals gesprochen und so weiter und so fort.
Diese eigentümlichen Dinge sind so wenig bekannt. Eigentlich sollten diese Geheimnisse gar keine Geheimnisse mehr sein, denn ein Geheimnis im Neuen Testament ist eine Wahrheit, die im Alten Testament verborgen war, aber jetzt bekannt ist.
Leider sind diese Dinge, wie wir noch sehen werden, gerade heute selbst für Gläubige ein Geheimnis. Aber das sollte nicht so sein.
Zweites Gebet: Paulus bittet um Erleuchtung
Nun fahren wir mit dem zweiten Gebet des Paulus fort, Vers 15:
„Weshalb auch ich, nachdem ich gehört habe von dem Glauben an den Herrn Jesus, der in euch ist, und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, nicht aufhöre, für euch zu danken und euch in meinen Gebeten zu erwähnen, damit der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst. Damit ihr erleuchtet an den Augen eures Herzens wisst, welches die Hoffnung seiner Berufung ist, welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen, und welches die überschwängliche Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, ist – nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke.“
Paulus freut sich also über die Epheser. Er dankt für ihr Glaubensleben und ihre Liebe zu allen Heiligen. Im Epheserbrief wird nicht so sehr die Ortsgemeinde betont, sondern vielmehr das himmlische Volk Gottes, umfassend alle Erlösten.
Darum ist es typisch, dass Paulus sagt: „Ich habe gehört von eurer Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt.“ Nicht nur zu denen, die am Ort mit euch zusammen sind, sondern mit einem Blick auf die umfassende Gemeinde, die Gegenstand des Ratschlusses Gottes ist.
Paulus betet für drei Dinge: Erstens, dass Gott eure inneren Augen erleuchtet, damit ihr wisst, was eigentlich die Hoffnung der Berufung Gottes ist. Das sind genau die Dinge, die wir im vorherigen Gebet schon hatten. Die Gläubigen sollen wissen, was der Inhalt dieser gewaltigen Berufung Gottes ist.
Zweitens, damit ihr wisst, welches der Reichtum seines herrlichen Erbes ist – also was Gott für die Gemeinde vorhat, um ihr alles zu geben, zusammen mit Christus die Herrschaft über alles.
Drittens, sie sollen wissen, welches die überschwängliche Größe der Kraft Gottes an uns, den Glaubenden, ist. Diese drei Dinge sind Paulus wichtig.
Nun sehen wir, Paulus bittet um Erleuchtung (Vers 18): „damit ihr erleuchtet werdet.“ Es ist eine Sache, dass man in der Bibel einfach so nachlesen kann, was da steht. Aber dass wir das wirklich verstehen und erfassen können, dafür braucht es Erleuchtung durch den Heiligen Geist.
Übrigens, wenn Paulus in Vers 17 sagt, er betet, dass Gott euch gebe den Geist der Weisheit, dann heißt das nicht, dass er betet, ihr sollt den Heiligen Geist bekommen. Im Grundtext steht es sogar ohne bestimmten Artikel: „dass er euch gebe Geist der Weisheit und der Offenbarung.“ Das heißt, er bittet um die Wirksamkeit, dass der Vater diese Wirksamkeit schenkt durch den Geist der Weisheit, damit sie das überhaupt erkennen können.
Und hier liegt der Knackpunkt: Warum sind diese Dinge so wenig bekannt? Weil die Erleuchtung fehlt. Heute haben wir ein so mystisches Christentum weltweit mit vielen hochgeistlichen Erfahrungen. Doch offensichtlich sind das nicht die Erfahrungen der Bibel. Wenn der Heilige Geist wirkt, dann wirkt er so, dass wir diese Dinge mit dem Herzen erfassen und uns an dem erfreuen können, was Gott uns bereits gegeben hat.
Darum muss Paulus um Erleuchtung beten.
Wir verstehen nun: Es ist das eine, dass die Heilige Schrift inspiriert ist. Der Heilige Geist hat die ganze Bibel inspiriert (2. Mose 3,16). Aber eine inspirierte Bibel nützt uns nichts, wenn der Heilige Geist nicht unsere Herzen erleuchtet, um dieses inspirierte Wort überhaupt zu erfassen.
Darum betet Paulus in diesem zweiten Gebet. Er erklärt weiter:
„Und was diese Kraft anbetrifft, die an uns, den Glaubenden, wirkt, dann sagt er: Sie wirkt nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in welcher er gewirkt hat in Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte und ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern setzte, über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird – nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch im zukünftigen. Und hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben, welche sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt.“
Diese Kraft Gottes, die an uns, den Gläubigen, wirkt, ist also die Kraft, mit der Christus am dritten Tag aus den Toten auferweckt wurde. Nun ist dieser auferweckte Christus zur Rechten Gottes im Himmel, im Epheserbrief „in den himmlischen Örtern“, „in den himmlischen Regionen“. Dort hat er den höchsten Platz eingenommen.
Schauen wir genauer: Er steht dort über jedem Fürstentum und jeder Gewalt. Das sind im Neuen Testament Bezeichnungen für Engelmächte. Das war für die Epheser wichtig, denn was ist schon diese Artemis? Dahinter stehen Engelmächte, Fürstentümer und Gewalten. Aber Christus hat als Mensch im Himmel den höchsten Platz eingenommen.
Und alles ist ihm unterworfen – nicht nur all diese Engelmächte, sondern allgemein „jede Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird“, nicht nur in diesem Zeitalter, sondern auch im zukünftigen.
Hier übernimmt Paulus die Ausdrucksweise der damaligen Rabbiner. Die sprachen davon, dass wir jetzt in diesem Zeitalter leben, und das zukünftige Zeitalter das Zeitalter ist, wenn der Messias über die ganze Welt herrscht.
Das ist wichtig, denn es gibt heute manche Gläubige, die sagen, wir seien schon im tausendjährigen Reich, das Reich Gottes sei jetzt. Nein, wir sind in diesem Zeitalter. Es kommt ein zukünftiges Zeitalter, das tausendjährige Reich, wenn die Gemeinde mit Christus herrschen wird.
Paulus sagt weiter: Christus steht über jedem Namen, der jetzt in diesem Zeitalter genannt wird – das sind Namen von Nero bis Bush. Gott hat ihm alles unterworfen und ihn als Haupt über die Gemeinde gegeben.
Als Haupt ist er also mit der Gemeinde verbunden als ein Körper. Dann heißt es von der Gemeinde, welche sein Leib ist: „die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt.“
Das würden wir nicht wagen zu sagen, wenn es nicht hier in der Bibel stünde: Die Gemeinde sei die Fülle von Christus. So sagt es der Bibeltext.
Das zeigt, welche gewaltige und einzigartige Stellung die Gemeinde hat, die alles übersteigt. Man kann sagen: In der Schöpfung Gottes gibt es im umfassendsten Sinn, sichtbar und unsichtbar, nichts unter den Geschöpfen Gottes, das höher gestellt ist als die Gemeinde.
Das ist auch wichtig, denn heute gibt es einen Israel-Fanatismus, der die Gemeinde eigentlich ziemlich verachtet und Israel als irdischem Volk Gottes einen höheren Platz einräumt als der Gemeinde. Das ist nicht biblisch.
Die Gemeinde hat den höchsten Platz im Plan Gottes. Darum wird die Gemeinde genannt in Hebräer 12,23: die Gemeinde der Erstgeborenen. Die Erstgeborenen hatten nach biblischem Recht einen Vorrang gegenüber allen anderen.
Im Grundtext steht hier „Ekklesia“, die Ekklesia der Erstgeborenen. Das heißt, die Gemeinde nimmt gegenüber allen anderen Geschöpfen den Platz als Erstgeborene ein, den ersten Platz, verbunden mit Christus.
Heilsweg für Juden und Heiden (Kapitel 2)
Nun kommen wir in Römer Kapitel 1 zum zweiten Hauptteil, dem Heilsweg für Juden und Heiden. Dieser umfasst das gesamte Kapitel 2. Lesen wir einmal:
„Und euch, die ihr Heiden seid, die ihr Gläubige aus den Heidenvölkern seid – wir hatten ja schon zuvor die Unterscheidung von ‚wir‘ und ‚ihr‘ in 1,12 und 13 – und euch, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden, in welchen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams.“
Paulus spricht also über die Vergangenheit dieser bekehrten Epheser. Früher wart ihr wandelnde Leichen. Das heißt: Sie waren zwar quicklebendig, wie sie in Ephesus lebten, in all ihrer Magie, Unzucht usw., aber für Gott waren sie tot. Sie konnten nichts in ihrem Leben hervorbringen, was vor Gott irgendeinen Wert hätte.
Dann waren sie unter der Macht des Teufels, der hier genannt wird: der Fürst der Gewalt, der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams.
Nun kommt die andere Seite, die Seite der Juden, unter welchen auch wir einst alle unseren Verkehr hatten, „in den Lüsten unseres Fleisches, in dem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren wie auch die übrigen.“ Für die Juden war das genau gleich. Wir hatten genau dieselbe Situation: Wir waren auch in der Sünde, wir waren auch darin geknechtet und standen unter dem Zorn Gottes.
Und nun kommt das göttliche Aber. Das gilt für Juden und Nichtjuden: „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat, als auch wir in den Vergehungen tot waren, hat uns mit dem Christus lebendig gemacht. Durch Gnade seid ihr errettet.“ Er hat uns mit auferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus, damit er in den kommenden Zeitaltern den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade in Güte gegen uns erwiese in Christus Jesus.
Also Gott hat das Wunder vollbracht, dass Menschen, die so tot waren in der Sünde, unter der Herrschaft Satans, aus diesem Todsein zum göttlichen Leben kommen konnten. Das bezieht sich wieder zurück auf die Erkenntnis dieser Kraft Gottes, die an uns wirkt. Es ist dieselbe Kraft, mit der Christus aus den Toten auferweckt wurde. Diese Kraft hat Gott angewendet, um Menschen, die tot waren in der Sünde – also wandelnde Leichen – zum göttlichen Leben zu bringen.
Und das ist alles geschehen in Verbindung mit Christus: „Er hat uns mit dem Christus lebendig gemacht, mit auferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus.“ Das bedeutet, Christus ist als Mensch jetzt im Himmel; er ist nicht mehr auf der Erde. Dort hat er den höchsten Platz eingenommen, im Allerheiligsten auf dem Thron Gottes, zur Rechten Gottes.
Weil wir als Erlöste so eng mit Christus verbunden sind – er ist das Haupt und wir sind der Körper – ist das so, wie wenn mein Kopf mit meinem Körper verbunden ist. Wenn man das trennen würde, wäre das eine Katastrophe. Es ist eine organische Verbindung.
Diese enge Verbindung macht, dass wir sagen können: Der Platz, den Christus im Himmel einnimmt, ist eigentlich auch unser Platz. Wenn er dort im Himmel sitzt und regiert, dann ist das eigentlich auch unsere Position, denn wir sind mit ihm organisch verbunden. Darum sind wir gewissermaßen mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus. Das ist unsere Position, die höchste Position, die es gibt. Das ist die Position der Gemeinde.
Dann wird in Vers 7 erklärt: Gott hat eine Absicht für die kommenden Zeitalter. Das ist interessant. Die Rabbiner haben über dieses Zeitalter und das kommende gesprochen, aber nicht über die kommenden Zeitalter. Das geht also über das tausendjährige Reich hinaus in die Ewigkeit, wie Offenbarung 21 mit dem neuen Himmel und der neuen Erde zeigt.
Gott hat ein Programm für die kommenden Zeitalter, und zwar, dass er den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade in Güte gegen uns erweisen will, in Christus Jesus. Das ist die Zusammenfassung der Ewigkeit. Das ist Gottes Programm.
„Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens, und das nicht aus euch“, „Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, auf dass niemand sich rühme.“ Zur Rettung konnten wir nichts beitragen. Die Rettung geschieht durch den Glauben, aber dieser Glaube ist ein Geschenk Gottes. Wenn ein Mensch bereit ist, Buße zu tun, dann schenkt Gott ihm den rettenden Glauben. Das ist Gottes Geschenk an die, die Buße tun. Wir konnten ihn nicht selbst produzieren.
Dann Vers 10: „Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, auf dass wir in ihnen wandeln sollen.“
In Bezug auf die Rettung konnten wir nichts beitragen – nicht aus Werken, auf dass niemand sich rühme. Aber jetzt heißt es, wir sind Gottes Schöpfungswerk, und wir sind dazu geschaffen worden, gute Werke zu tun. Diese Werke hat Gott schon im Voraus bereitgemacht. Wir müssen nur noch in diesen Werken wandeln.
Das ist ein Vers, der uns auch von unnötigem und falschem Druck befreien kann. Wir sehen manchmal Nöte um uns herum, Bedürfnisse, Missstände, und denken: „Oh, jetzt muss ich da, jetzt muss ich da, jetzt muss ich da und auch noch dort.“ Vielleicht denken wir: „Ja, wer macht’s sonst?“ So können wir denken.
Da müssen wir uns sagen: Es gibt viel, viel mehr Bedürfnisse, Aufgaben und Möglichkeiten, als wir bewältigen können. Wir müssen nur die Aufgaben erkennen, die Gott für uns im Voraus bereitgemacht hat, und diese müssen wir tun. Das kann uns befreien von dem dauernden Druck, ständig überall dran sein zu müssen. Dabei müssen wir nur das tun, was Gott vorgesehen hat. Es gibt noch viel mehr, aber nicht alles ist für uns vorgesehen.
Jetzt haben wir schon den ersten Unterabschnitt durch. Es geht hier um die Errettung von Juden und Heiden aus den Tiefen der Sünde.
Vereinigung von Juden und Heiden als Leib Christi und Tempel Gottes (Kapitel 2, Vers 11 bis Ende)
Aber jetzt beginnt ein neuer Abschnitt: Die Vereinigung von Juden und Heiden als Leib Christi und als Tempel Gottes – und das bis zum Schluss des Kapitels.
Deshalb seid eingedenk, dass ihr einst die Nationen im Fleisch wart, die Vorhaut genannt werden – die sogenannte Beschneidung, die im Fleisch mit Händen geschieht. Zu jener Zeit wart ihr ohne Christus oder ohne den Messias, entfremdet vom Bürgerrecht Israels und Fremdlinge bezüglich der Bündnisse der Verheißung. Ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt.
Wörtlich heißt das: Sie waren Atheisten in der Welt, aber nicht im Sinne dessen, wie wir heute Atheisten verstehen. Sondern einfach Menschen ohne Gott, Menschen ohne Gott in der Welt. Sie hatten Götter wie die Artemis usw. Hier wird also beschrieben, was sie früher als Heiden waren: keine Ansprüche, keine Hoffnung auf einen kommenden Messias, nichts. Keine Verbindung zum wahren Gott.
Nun folgt wieder ein Aber. Jetzt aber: „In Christus Jesus seid ihr, die ihr einst ferne wart, durch das Blut des Christus nahe geworden.“ Die Heiden waren früher zwar fern, aber jetzt hat Gott sie durch das Blut des Erlösers nahe zu sich herangeführt.
Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht und die Zwischenwand der Umzäunung abgebrochen hat. Nachdem er in seinem Fleisch die Feindschaft – das Gesetz der Gebote in Satzungen – hinweggetan hatte, schuf er die beiden friedenstiftend in sich selbst zu einem neuen Menschen. So versöhnte er die beiden in einem Leib mit Gott durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte.
Nun wird erklärt: Christus ist unser Friede. Das zeigt sich darin, dass er Menschen aus den Heidenvölkern und aus den bekehrten Juden zusammengefügt hat, und zwar zu einem Leib, zu einem lebendigen Organismus. Diese Verbindung von Menschen wird hier als der neue Mensch bezeichnet. Sie bilden zusammen den neuen Menschen.
Gott hat also diese beiden Gruppen, die früher völlig getrennt waren, vereint. Das heißt hier: Er hat die Zwischenwand der Umzäunung abgebrochen. Die Zwischenwand der Umzäunung war im Tempel zu Jerusalem ein kleines Mäuerchen mit einem darüber liegenden Holzzaun. Diese Mauer trennte die Nichtjuden, die bis an diese Mauer kommen durften, von den Juden, die darüber hinweggehen durften in die inneren Vorhöfe.
Das war die Trennung der beiden. Ob die Heiden gläubig waren oder nicht, machte keinen Unterschied. Die Mauer war trennend – außer sie wären Juden geworden. Nun sagt Paulus: Diese Mauer hat Christus abgebrochen. Denn jetzt ist diese Trennung in der Gemeinde aufgehoben. Sie sind zusammengefügt zu einem neuen Menschen.
Der Hintergrund: Der Epheserbrief wurde geschrieben, weil man Paulus vorgeworfen hatte, er hätte Heiden in die inneren Vorhöfe gebracht (Apostelgeschichte 21). Über die Zwischenwand der Umzäunung – das hat er nie gemacht. Denn im Tempel zu Jerusalem war diese Trennung nicht aufgehoben, aber in der Gemeinde war sie aufgehoben.
Darum sagte Paulus den Nichtjuden: „Ihr müsst keine Juden werden. Ihr habt jetzt direkt mit uns zusammen Zugang zu Gott, und zwar durch das Opfer des Herrn Jesus.“ Das schrieb Paulus im Jahr 62. Acht Jahre später kamen die Römer, zerstörten Jerusalem bis auf den Grund, verwüsteten den Tempel und rissen die Zwischenwand der Umzäunung nieder. Diese Mauer wurde bis heute nie wieder aufgebaut.
Obwohl im Judentum täglich dreimal gebetet wird, dass Gott den Tempel in unseren Tagen wieder aufbauen möge – in Eile. Gott hat das bis heute nicht erhört. Aber die frohe Botschaft von Jesus Christus ist in alle fünf Kontinente ausgegangen. Millionen von Nichtjuden haben das Evangelium angenommen und sind mit den gläubigen Juden zur Gemeinde vereinigt worden.
Das ist ein prophetisches Wort: Acht Jahre bevor diese Zwischenwand dann tatsächlich weggeschafft wurde, um bis heute wegzubleiben, sagt Paulus, dass in der Gemeinde diese Zwischenwand gewissermaßen bereits durch das Opfer Jesu abgebrochen ist.
Wir gehen weiter zu Vers 16: „Und die beiden in einem Leib mit Gott versöhnt durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte.“ Also die Feindschaft zwischen Juden und Nichtjuden, zwischen Juden und Samaritern (vgl. Johannes 4). Jesus kam und verkündigte: „Frieden euch, den Fernen, und Frieden den Nahen.“
Die Nahen sind die Juden, denn sie durften in die inneren Vorhöfe gehen. Die Fernen waren die Heiden, die das nicht durften. Durch ihn haben wir beide – Juden und Heiden – Zugang durch einen Geist zum Vater.
Also seid ihr nicht mehr Fremdlinge und ohne Bürgerrecht, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. Ihr seid aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten, in dem Jesus Christus selbst der Eckstein ist.
In ihm wächst der ganze Bau wohl zusammengefügt zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr mit aufgebaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist.
Hier wird also gesagt: Früher hattet ihr überhaupt nichts, aber jetzt gehört ihr zum Volk Gottes. Ihr seid Mitbürger der Heiligen, zum himmlischen Volk Gottes. Ja, ihr seid Hausgenossen Gottes – das heißt, solche, die im Tempel mit Gott Gemeinschaft haben.
Und ihr seid zugleich der Tempel selbst. Ihr seid aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten.
Ein Problem ergibt sich: In 1. Korinther 3,11 steht: „Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher Jesus Christus ist.“ Warum heißt es hier „aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten“?
Im Tempel zu Jerusalem war das so: Der Zionsberg ist ein Felsmassiv, und die oberste Spitze dieses Felsmassivs ist der Fels, auf dem heute der Felsendom steht. Auf diesem Felsen war das Allerheiligste gebaut, und zwar so, dass die Südmauer auf diesem Felsen errichtet wurde.
Dieser Fels war also das Fundament, und entlang seiner natürlichen West- und Nordböschung war das Heiligtum, das Allerheiligste, gebaut. So war dieser Stein einerseits das Fundament und andererseits auch der Eckstein, der den Mauern die Richtung wies.
Normalerweise war beim Bau in der Antike der Eckstein der erste Stein auf dem Felsfundament. Durch seine Position wies er die Mauern aus. Ausnahmsweise war es in Jerusalem anders: Dieser Fels war Eckstein und Fundament in einem.
Jesus ist die Grundlage, er ist aber auch der Eckstein – das ist das Gleiche.
Dieser Fels ist etwa drei Meter höher als das Felsniveau, das nach Osten weitergeht, wo das Heilige an das Allerheiligste angebaut war. Diesen Höhenunterschied hat man durch große, gewaltige Steinquader aufgefüllt, sodass das Heilige fast auf die gleiche Höhe kam – nur drei Finger tiefer als das Allerheiligste.
Der Herr Jesus Christus, der Fels, ist also das Fundament, der Fels im Allerhöchsten und überhaupt das Felsmassiv von Zion, auf dem der Tempel steht. Aber auf diesem Fels gab es diese Steinauffüllung von etwa drei Meter fünfzehn Höhe, und das entspricht der Grundlage der Apostel und Propheten.
Auch Petrus war nur ein Stein, er war nicht das Felsfundament der Gemeinde. Jesus sagt: „Auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen“ (Matthäus 16,17). Zu Petrus sagt er: „Du bist Petrus, nicht Petra – ein Fels.“ Er sagt, auf diese Petra werde ich meine Gemeinde bauen, und zu Petrus sagt er: „Du bist Petros, ein Stein.“
Petrus war also ein auf diesen Felsen gelegter Stein, ein besonderer Stein. Die Apostel und Propheten bilden gewissermaßen den Grundlagenbau des Tempels. Das hat Bedeutung: Die ersten Christen sollten nur solche Bücher als inspiriert akzeptieren, die von Aposteln und neutestamentlichen Propheten geschrieben wurden.
Auch inspirierte Schreiber, die keine Apostel waren, wie Jakobus, Judas, Markus, Lukas, wurden akzeptiert, wenn sie von Aposteln anerkannt waren. Andere Bücher wurden nicht akzeptiert, und darum wurden alle neutestamentlichen Apokryphen verworfen.
Das ist die Grundlage der Gemeinde. Nun wird erklärt: Dieser Bau wird wohl zusammengefügt gebaut. Er wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn.
Das heißt: Die vergangenen fast 2000 Jahre sind Tempelbau. Seit Pfingsten wird an diesem Bau gearbeitet. Am Anfang wurde diese Auffüllung gemacht, dann die Mauern. Jetzt sind wir in der Endzeit im Endbereich des Daches angelangt. Wir warten darauf, dass der letzte eingefügt wird.
Jetzt kommen tatsächlich Leute, die sagen, Gott wolle das Apostel- und Prophetenamt in der letzten Zeit wieder neu herstellen. Es kommen wieder neue Propheten und neue Apostel. Ja, dann schickt sie heim mit Epheser 2,20: „Aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten.“
Wir machen keine neue Fundamentsteinlegung oben am Tempel. Das ist architektonisch Unsinn. Das Fundament ist gelegt. Wir haben, was wir von den Aposteln und Propheten wissen müssen, in der Heiligen Schrift, die abgeschlossen ist.
Johannes war der letzte Apostel, der etwas hinzufügte. Danach kam niemand mehr. Wir brauchen keine weiteren Fundamente. Wir sind bereits auf diesem Fundament aufgebaut.
Es gibt kein anderes Fundament, nur dieses: Jesus Christus, der Fels, der genau die Richtung vorgibt. Die Apostel ruhen auf diesem Felsfundament Christus, und die Propheten haben uns die Schriften des Neuen Testaments überliefert mit all den Geheimnissen.
Was wollen wir mit neuen Offenbarungen? Zuerst sollten wir die kennen, die in der Bibel stehen. Es ist schlimm, dass man die nicht kennt, aber viele neue Offenbarungen kennt.
Das ist ein echtes Problem. Wir sollten am Echten interessiert sein, an dem, was wir in der Schrift haben. Und wir haben noch genug zu lernen bis zur Entrückung.
Jetzt sind wir mit Kapitel 2 fertig und können die große Pause antreten. Wir haben nur noch vier Kapitel vor uns. Nein, wir werden nicht alles Vers für Vers durchnehmen, aber den ersten Teil, der auch besonders schwierig ist, bringen wir so durch und dann weiter in der Übersicht.
Kapitel 3: Das Geheimnis des Christus und die Verwaltung der Gnade
Wir kommen zu Kapitel 3. Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch, die Nationen, spricht: Wenn ihr gehört habt von der Verwaltung der Gnade Gottes, die mir in Bezug auf euch gegeben ist, dann wisst ihr, dass mir durch Offenbarung das Geheimnis kundgetan wurde, wie ich es zuvor kurz beschrieben habe. Beim Lesen erkennt ihr mein Verständnis für das Geheimnis des Christus, das in früheren Generationen den Menschen nicht offenbart wurde, jetzt aber seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist geoffenbart ist.
Kapitel 3 schließt also an Kapitel 2 an. Ab Vers 2 haben wir einen Einschub. Bevor Paulus eigentlich sagt, was er als Gefangener mitteilen will, erklärt er zunächst: Wenn ihr von dieser Gnade Gottes gehört habt, die mir besonders im Blick auf das Geheimnis gegeben wurde, das Gott jetzt offenbart hat. Er spricht dann weiter über diesen Gedanken, was Gott ihm anvertraut hat, und das zieht sich bis Kapitel 3, Vers 21.
Der Satz in Vers 1 ist unvollständig und wird durch den Einschub von Vers 2 bis 21 unterbrochen. Danach wird der Satz im Kapitel fortgesetzt. Weil der Unterbruch so lang ist, nimmt Paulus ihn nochmals auf: „Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig wandelt der Berufung.“ Das möchte Paulus eigentlich schon in Kapitel 3, Vers 1 sagen. Doch vorher will er noch erklären, wie es mit diesem Geheimnis ist, das er zuvor kurz beschrieben hat.
Dieses Geheimnis betrifft den einen Leib, den Gott aus Menschen, Juden und Heiden, zu einem neuen Menschen zusammengefügt hat. Es ist nur ein Einschub, aber das bedeutet nicht, dass Kapitel 3 unwichtig wäre. Vielmehr bringt der Apostel hier eine Fülle von Gedanken ein, um dann in Kapitel 4 mit den praktischen Konsequenzen zu beginnen.
Das entspricht der Struktur, wie wir sie schon im längsten Satz des Epheserbriefs in Kapitel 1, Verse 3 bis 14, gefunden haben, wo immer wieder etwas angehängt wird, bis der Satz schließlich endet. Das zeigt uns etwas von der inneren Verfassung dieses Gefangenen in Rom, der so erfüllt ist von dem, was Gott uns in Christus geschenkt hat.
Kapitel 3, Vers 2 erklärt: Ihr habt ja gehört, dass ich eine besondere Verwaltung habe im Blick auf das Geheimnis Gottes. In Vers 3 sagt Paulus, dass er es oben kurz beschrieben hat, nämlich in Kapitel 2, Verse 11 bis 22. Wenn ihr das lest, erkennt ihr mein Verständnis für das Geheimnis des Christus.
Vers 5 betont, dass dieses Geheimnis in früheren Generationen verborgen war, jetzt aber seinen heiligen Aposteln und Propheten durch die Kraft des Heiligen Geistes offenbart wurde. Nicht nur Paulus wurde dieses Geheimnis offenbart, sondern allen Aposteln und Propheten des Neuen Testaments, ihm aber ganz besonders. Deshalb spricht er in seinen Briefen so oft über das Geheimnis Gottes.
Hier sind erneut die Apostel und Propheten gemeint, nämlich die neutestamentlichen Apostel und Propheten. Der Inhalt dieses Geheimnisses wird in Vers 6 beschrieben: Die aus den Nationen, den Heidenvölkern, sollen Miterben und Miteinverleibte sein – wörtlich sogar Mitleib –, also nicht nur Juden bilden den Leib Christi, sondern auch Nichtjuden sind mit ihnen vereinigt.
Das war im Alten Testament nicht zu finden. Zwar sieht man dort, dass am Ende der Zeit Nationen zum Messias umkehren werden, aber nirgends wird die Gemeinde als ein neuer Mensch dargestellt, vereint aus Juden und Heiden, die vor Gott weder mehr Heiden noch Juden sind. Dieses Geheimnis war im Alten Testament verborgen und wurde erst im Neuen Testament offenbart.
Sie sollen Mitteilhaber seiner Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium sein. Paulus schreibt weiter: „Dessen Diener bin ich geworden, nach der Gabe der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, nach der Wirksamkeit seiner Kraft, mir, dem allergeringsten von allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, unter den Nationen den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen.“
Wir sehen, dass Paulus, obwohl das Geheimnis den Aposteln und Propheten offenbart wurde, einen besonderen Auftrag hat, es zu verkündigen. Er erinnert an seinen Namen Paulus, den Kleinen, den Allergeringsten von allen Heiligen. Seine Eltern nannten ihn Saulus, den Begehrten, nach dem König Saul, der ein Kopf größer war als das Volk, doch er nennt sich Paulus, den Kleinen.
Er bezeichnet sich als den Geringsten aller Heiligen, doch er hat die Gnade erhalten, unter den Heiden den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen. Hier muss erklärt werden, was mit „Christus“ gemeint ist. Es ist nicht nur Christus allein, sondern Christus als das Haupt verbunden mit der Gemeinde, seinem Leib – das Ganze wird „der Christus“ genannt.
Ein Beweis dafür ist 1. Korinther 12, Vers 13: „Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“ Es geht um den Leib Christi. Vers 12 ergänzt: „Denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes, obgleich viele, ein Leib sind, so auch der Christus.“ Hier wird der ganze Leib mit den Gliedern als „der Christus“ bezeichnet.
Wenn Paulus also im Epheserbrief, Kapitel 3, Vers 4, vom Geheimnis des Christus spricht, meint er den Christus als einen Leib, verbunden mit der Gemeinde, bestehend aus Gläubigen aus Heiden und Juden. Das ist das Geheimnis des Christus.
Er ist so erfüllt von der Erhabenheit dieses Themas, dass er sagt, er verkündet unter den Nationen den unausforschlichen Reichtum des Christus (Vers 8). Das Ziel ist weiter in Vers 9: „… und alle zu erleuchten, welches die Verwaltung des Geheimnisses sei.“ Es gibt also Verkündigung, aber auch das Ziel, dass die Hörer es verstehen, erleuchtet werden.
Wie tut Paulus das? Das haben wir in Kapitel 1 gelernt: Er betet für die Hörer, dass ihre inneren Augen erleuchtet werden. Das ist kein mystischer Vorgang, aber es braucht das Wirken des Geistes Gottes, um allen zu erleuchten, welches die Verwaltung des Geheimnisses sei – das von den Zeitaltern oder Ewigkeiten her verborgen war in Gott, der alle Dinge geschaffen hat.
Früher war es unbekannt, in den früheren Zeitaltern war es verborgen in Gott. Doch Gott hatte sich in der Vorerschaffung der Welt diesen Plan vorgenommen. Vers 10 erklärt, dass es nun im Gegensatz zu früher den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Gemeinde kundgetan werde, die vielfältige Weisheit Gottes.
Nicht einmal die Engel wussten früher etwas davon. Auch ihnen gegenüber hat Gott diesen Ratschluss verborgen gehalten. Nicht nur Menschen und Propheten im Alten Testament wussten nichts davon, sondern auch die Engelwelt. Diese erfährt es jetzt erst durch die Gemeinde.
Darum ist die Engelwelt interessiert, die Gemeinde zu beobachten. In 1. Korinther 4, Vers 9 heißt es: „Wir sind ein Schauspiel geworden, sowohl für Menschen als auch für Engel.“ In 1. Petrus 1, Vers 12 wird in Verbindung mit unserer Erlösung gesagt, dass Engel hineinzuschauen begehren.
Das griechische Wort, das hier verwendet wird, bedeutet ursprünglich „Halsrecken“. Die Engel machen also gewissermaßen lange Hälse, um diese Geheimnisse der Erlösung überhaupt anzuschauen. Die Engelwelt hat mit der Erlösung nichts zu tun – es gibt dort keine Erlösung –, aber sie sind interessiert zu sehen, was Gott mit uns Menschen macht, insbesondere mit der Gemeinde.
Darum heißt es hier, dass den Engelmächten, Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Gemeinde die vielfältige Weisheit Gottes kundgetan wird. Das steht auch in einer Linie mit 1. Korinther 11, wo es um das Bedecken der Frauen beim Beten und Weissagen geht. Dort heißt es „um der Engel willen“.
Diese Stelle wurde oft falsch ausgelegt, als ginge es darum, dass Engel Frauen nicht begehren, was unsinnig ist. Tatsächlich beobachtet die Engelwelt die Erlösten und ist interessiert daran, wie es in der Gemeinde und bei den Erlösten zugeht. Akzeptieren sie verschiedene Autoritätsgrade? Denn Missachtung von Autorität war das Problem, das zum Fall in der Engelwelt führte – Satan wollte sein wie Gott.
Die Engelwelt beobachtet, ob Frauen die Führung durch Männer in der Gemeinde akzeptieren oder ob sie die Rebellion des zwanzigsten Jahrhunderts auch in diesem Bereich übernehmen. So hängt das zusammen: Die Engelwelt ist interessiert und beobachtet, was die Gemeinde tut.
Durch die Gemeinde wird also die vielfältige, wörtlich im Griechischen „vielfarbige“ Weisheit Gottes verkündigt, nach dem ewigen Vorsatz, den Gott in Christus Jesus, unserem Herrn, gefasst hat. Dieser Vers ist der Titel unseres Blattes: „Der ewige Ratschluss Gottes.“
Gott hat also in der Ewigkeit diesen Ratschluss gefasst, der verborgen in seinem Herzen lag. Das ganze Drama des Alten Testaments ist abgelaufen, und erst nach der Kreuzigung, ab Pfingsten, hat Gott dieses Geheimnis den Menschen mitgeteilt. Dieser Ratschluss wurde in Christus Jesus, unserem Herrn, gefasst, in welchem wir die Freimütigkeit und den Zugang in Zuversicht durch den Glauben an ihn haben.
Nun folgt ein drittes Gebet, wiederum ein Gebet um Erkenntnis. Diese Dinge sind so schwierig, man könnte sagen, so geheimnisvoll, aber nicht mystisch. Wir können das nur in unseren Herzen aufnehmen, wenn wir darum beten.
Das dritte Gebet im Epheserbrief, Kapitel 3, Verse 13 bis 21, lautet: Deshalb bitte ich, dass ihr nicht mutlos werdet durch meine Drangsale für euch. Wir verstehen warum: Er leidet ja für die Gläubigen aus den Heiden, welche eure Ehre sind. Es ist doch eine Ehre, dass die Heiden nicht mehr Juden werden müssen, um zu Gott zu kommen.
Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, von dem jede Familie in den Himmeln und auf Erden benannt wird, damit er euch gebe, nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inneren Menschen, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne.
Indem ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid, damit ihr völlig erfassen könnt, mit allen Heiligen – also nicht mit einer Elite, sondern mit allen Heiligen – welches die Breite, die Länge, die Tiefe und die Höhe sei und die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus erkennt, damit ihr erfüllt seid zur ganzen Fülle Gottes.
Dann wird das Gebet mit einem wunderbaren Lobpreis abgeschlossen: Dem aber, der über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr, als wir erbitten oder erdenken, nach der Kraft, die in uns wirkt, ihm sei die Herrlichkeit in der Gemeinde in Christus Jesus auf alle Generationen des Zeitalters der Zeitalter hin. Amen.
Das Kernstück dieses Gebets ist, dass die Gläubigen fest werden im Glauben, damit Christus richtig in ihren Herzen wohnen kann, dass sie gewurzelt und gegründet sind und schließlich völlig erfassen können, was Breite, Länge, Tiefe und Höhe bedeuten.
Die Länge bezieht sich auf die Vorerschaffung der Welt, in der Ewigkeit hat Gott diesen Ratschluss gefasst, und wir sehen, es geht in alle Ewigkeit, denn die Gemeinde hat eine ewige Bestimmung.
Die Tiefe bedeutet, dass der Sohn Gottes Mensch werden musste und sich erniedrigte, schließlich bis zum Tod – und nicht irgendein Tod, sondern den schändlichsten Tod am Kreuz.
Die Höhe bedeutet, dass Gott ihn am dritten Tag aus dem Tod auferweckt hat, ihn in der Himmelfahrt erhöht hat und ihm im Himmel den höchsten Platz gegeben hat, den es als Mensch überhaupt gibt. Diesen Platz teilt die Gemeinde nun mit ihm, weil wir mit ihm verbunden sind. Wir sitzen in ihm in den himmlischen Örtern.
Das ist die Höhe und die Breite: Dieser Ratschluss umfasst Menschen aus der ganzen Welt, aus der ganzen Heidenwelt. Diese Dimensionen sollen wir erkennen und erfassen, und zwar mit allen Heiligen zusammen.
Dann wird gesagt: Gott gebührt die Ehre in der Gemeinde auf alle Generationen des Zeitalters der Zeitalter. Nun ist es wichtig, dass hier gut übersetzt wird. Die revidierte Elberfelder Übersetzung hat es etwas anders.
Kapitel 3, Vers 21 am Schluss: „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ steht dort nicht wörtlich. Wörtlich heißt es „in die Zeitalter der Zeitalter“. Das ist ein hebräischer Ausdruck, der „immer und ewig“ bedeutet. Es hört nie auf.
„In die Zeitalter der Zeitalter“ heißt absolut ewig. Hier aber heißt es wörtlich „auf alle Geschlechter des Zeitalters der Zeitalter“. Das bezieht sich auf die Zeit der Gemeinde. Das ist das Zeitalter der Zeitalter, ein hebräischer Superlativ, vergleichbar mit „das Lied der Lieder“ (das schönste Lied Salomos) oder „Kodesha Kodaschim“ (das Heilige der Heiligen, das Allerheiligste).
Das Zeitalter der Zeitalter ist das herrlichste Zeitalter der Heilsgeschichte. Die Aussage hier ist, dass Gott die Ehre gebührt in der Gemeinde über alle Generationen hinweg in diesem herrlichsten Zeitalter, das es in der Heilsgeschichte gibt.
So sieht der Apostel gewissermaßen alle Generationen vom ersten Jahrhundert bis ins einundzwanzigste Jahrhundert bis zur Wiederkunft Christi. Das ist eindrücklich.
Der Blick im Epheserbrief gilt nicht der Ortsgemeinde, sondern der Gemeinde weltweit mit allen Heiligen. Das ist der große Gedanke: Mit allen Heiligen, die Liebe zu allen Heiligen, also Liebe und Erkenntnis mit allen Heiligen, und das über alle Generationen hinweg, von Pfingsten bis zur Entrückung.
Deshalb macht Paulus hier noch einen kleinen Einschub, weil er nun auf das Praktische zu sprechen kommen will. So wiederholt er in Kapitel 4, Vers 1: „Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit welcher ihr berufen worden seid, mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander ertragender Liebe, euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren im Band des Friedens.“
Hier wird aufgerufen: Die Würde unserer Berufung, die Gott uns in Christus gegeben hat, soll uns motivieren, so zu wandeln, dass wir ihr entsprechen. Dazu braucht es Demut, Sanftmut und Langmut, damit wir einander ertragen können, trotz Unterschieden und schwierigem Charakter.
Wir sollen uns bemühen, die Einheit zu bewahren, die der Heilige Geist bewirkt hat, nicht eine neue Einheit schaffen. Die Einheit der Erlösten ist eine Tatsache, aber wir sollen sie sichtbar bewahren im Band des Friedens.
Dann wird die siebenfache Einheit vorgestellt: ein Leib, ein Geist, eine Hoffnung dieser gewaltigen Berufung, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater. Es sind genau sieben Dinge, die hier genannt werden.
Diese Einheit soll uns motivieren, als Gläubige eine sichtbare Einheit zu zeigen. Die Erfindung der „unsichtbaren Gemeinde“ ist ein übler Trick. Das finden wir nirgends in der Bibel. Die Gemeinde ist sichtbar, und die Einheit soll sichtbar sein.
Diese Konstruktion entstand, weil die Einheit weltweit verloren gegangen ist. Aber das war nie Gottes Plan, dass es nur eine unsichtbare Gemeinde gibt. Sie sollte sichtbar sein, ebenso die Einheit.
Doch es ist nur die Einheit des einen Leibes gemeint. Sobald Ungläubige dazukommen, ist es mehr als die Einheit des Leibes. Und wenn Gläubige ausgeschlossen werden, ist es weniger als die Einheit des Leibes.
Es ist ein Geist – nicht viele Geister, die in die Gemeinde eindringen wollen. In 2. Korinther 11 sagt Paulus: „Ich fürchte, wenn ihr einen anderen Geist empfangt, dann würdet ihr das sehr gut ertragen.“ Es gibt nur einen Geist.
Es gibt nur eine Hoffnung. Wenn man sich nicht einmal einig ist, was die Hoffnung der Gemeinde ist, ist das tragisch. Man kann nicht sagen: „Der eine sieht es so, der andere so.“ Nein, es gibt eine Hoffnung, die die Gemeinde hat, und die muss gelehrt werden.
Es gibt nur einen Herrn, keine anderen Autoritäten oder Meinungen. Es gilt nur die Autorität des Herrn Jesus Christus.
Es gibt nur einen Glauben und eine Taufe, in der man sich zum dreieinigen Gott bekennt, einem Gott und Vater aller.
Das ist die christliche Einheit, die sichtbar sein soll.
Weiter wird gezeigt, wie Gott der Gemeinde Gaben gegeben hat, die dazu führen sollen, dass die Gemeinde gesund wächst und sich entwickelt.
Kapitel 4, Vers 12: „Gott hat also Apostel, Propheten, dann Evangelisten, Hirten und Lehrer gegeben zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum erwachsenen Mann, zum Maß des vollen Wuchses der Fülle des Christus.“
Alle Gaben sollen dazu führen, dass wir fest werden und erwachsen im Glauben werden.
Darum hat Gott Apostel und Propheten gegeben, wie wir im Neuen Testament sehen. Durch die Jahrhunderte hindurch hat Gott Evangelisten, Hirten und Lehrer gegeben, damit die Gläubigen gegründet werden in dem, was die Apostel und Propheten gelehrt haben.
Das Ziel ist in Vers 14: „Auf dass wir nicht mehr unmündig seien, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, die da kommt durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit, zu listig ersonnenem Irrtum.“
Das Ziel ist, dass jeder Gläubige zu erwachsenem Christentum gelangt, fest steht und nicht mehr durch verschiedene Lehren und Behauptungen hin- und hergeworfen wird.
Es gibt solche, die fest sind, und andere, die keine feste Meinung haben. Jeder Erlöste mit allen Heiligen soll dieses Ziel erreichen.
Diese praktischen Konsequenzen der Lehre sehen wir in Kapitel 4 bis 6.
Zunächst wird die Einheit und der Dienst in der Gemeinde vorgestellt (Kapitel 4, Verse 1 bis 16), was wir gerade betrachtet haben.
Dann folgt das Thema der Heiligung.
Paulus erklärt, wie die Heiden früher waren: Kapitel 4, Vers 17: „Dies nun sage und bezeuge ich im Herrn, dass sie nicht mehr wandeln, wie auch die übrigen Nationen wandeln, in Eitelkeit ihres Sinnes, verfinstert am Verstand, entfremdet vom Leben Gottes wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verstockung ihres Herzens, welche, da sie alle Empfindlichkeit verloren, sich selbst der Ausschweifung hingegeben haben, alle Unreinigkeit mit Gier auszuüben.“
Das war die Vergangenheit der Epheser: verfinstert im Verstand und in Perversion, wie Schweine, die sich im Dreck wälzen.
Doch nun wird gezeigt, dass der alte Mensch vorbei ist. Ihr habt den neuen Menschen angezogen.
Vers 22: „Was den früheren Lebenswandel betrifft, habt ihr den alten Menschen abgelegt.“
Vers 24: „Und habt den neuen Menschen angezogen.“
Der alte Mensch ist nicht die sündige Natur in uns, die im Römerbrief als Sünde oder Fleisch bezeichnet wird, die wir von Adam geerbt haben.
Der alte Mensch umfasst alles, was mit unserem Leben vor der Bekehrung zusammenhängt: Denken, Verhalten, Werte und Ziele.
Paulus sagt: Ihr habt den alten Menschen wie ein schmutziges Kleid abgelegt und den neuen Menschen angezogen. Das ist eine Tatsache, kein Gebot.
Nun sollt ihr auch so leben, dass man das merkt.
Ein wichtiges Kennzeichen des neuen Menschen wird erklärt: Vers 25: „Deshalb, da ihr die Lüge abgelegt habt, redet Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten.“
Lügen sind vorbei. Vielleicht war Lügen im alten Leben normal, gehörte zum Beruf, zum Familienleben, zum Umgang mit Kindern und Ehefrau. Das ist jetzt vorbei.
Dann zählt Paulus weitere Dinge auf, die abgelegt werden sollen. Zum Beispiel Vers 31: „Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung seien von euch weggetan samt aller Bosheit.“
In Kapitel 5 wird das neue Leben dargestellt: Wandel in Liebe, Licht und Weisheit.
Kapitel 5, Vers 1: „Seid nun Nachahmer Gottes als geliebte Kinder und wandelt in Liebe.“
Vers 8: „Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber Licht in dem Herrn; wandelt als Kinder des Lichts.“
Wieder wird betont, dass wir Licht sind, nicht nur sein sollen, und als Kinder des Lichts wandeln sollen.
Vers 15: „Seht nun zu, wie ihr sorgfältig wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise.“
Es geht hier darum, wie wir als Gläubige sprechen sollen.
Ab Vers 3 heißt es: „Hurerei aber und alle Unreinigkeit oder Habsucht werde nicht einmal unter euch genannt, gleichwie es Heiligen geziemt.“
„Hurerei“ meint jeden Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe, auch Perversion und Ehebruch.
Paulus macht klar, dass solche Dinge nicht einmal erwähnt werden sollen, weil sie unpassend sind.
Das bedeutet nicht, dass wir nicht über diese Dinge sprechen sollen, wenn es nötig ist, aber es ist kein Unterhaltungsthema.
Unsere Gesellschaft behandelt solche Themen oft als Unterhaltung, was Paulus ablehnt.
Es geht weiter: „Auch Schändlichkeit und albernes Geschwätz oder Witzelei, welche sich nicht geziemen, sondern vielmehr Danksagung.“
Früher war das heidnische Leben so geprägt, doch für Heilige ist das vorbei. So sprechen wir nicht.
Das Neue Testament ist hier sehr konkret: Unser Wandel soll im Licht und in Weisheit geschehen.
In Kapitel 5, Verse 22-33, wird das dritte Geheimnis dargestellt: Christus und die Gemeinde, der Mann und die Frau.
Paulus verbindet dies mit der christlichen Ehe.
Er erklärt, dass christliche Ehemänner sich bewusst sein sollen, wie Christus sich der Gemeinde gegenüber verhält, und dass die Gemeinde Christus gegenüber so lebt.
So soll unser Eheleben auf Erden diese große Wahrheit, dieses Geheimnis des Christus, widerspiegeln.
Kapitel 6, Vers 1 spricht die Kinder an. Man muss sich vorstellen, dass, als dieser Brief in der Gemeinde vorgelesen wurde, auch die Kinder dabei waren.
Sie hatten keinen eigenen Jugendgottesdienst, sondern waren mit dabei.
Plötzlich hören sie: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn, denn das ist recht.“
Und wenn die Väter dachten, nun wird auch über die Kinder gesprochen, heißt es in Vers 4: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn.“
So wird gezeigt, wie sich der neue Mensch im Leben hier auf Erden zeigt, in Ehe, Familie und im Verhältnis zwischen Kindern und Eltern.
Kapitel 6, Vers 5 spricht die Knechte an: „Ihr Knechte, gehorcht euren Herren.“
Manche Herren dachten vielleicht, jetzt wird auch ihnen gesagt, wie sie sich als Arbeitgeber verhalten sollen.
Vers 9 sagt: „Und ihr Herren, tut dasselbe gegen sie und lasst das Drohen, da ihr wisst, dass sowohl ihr als auch euer Herr im Himmel ist und dass bei ihm kein Ansehen der Person ist.“
Das heißt, soziale Unterschiede dürfen nicht zu ungerechtem Verhalten führen.
So sehen wir, dass dieser Brief kein mystischer, abgehobener Text ist, der nur über himmlische Dinge spricht, die keinen Bezug zum irdischen Leben haben.
Vielmehr zeigt er, dass Christus im Himmel ist, wir aber auf Erden leben, und diese Verbindung hat gewaltige Auswirkungen auf unser Leben und unsere Gesellschaft.
Denn Gott soll die Ehre gebühren durch alle Generationen hindurch in diesem Zeitalter der Zeitalter.
Dann folgt ein Anhang, Kapitel 6, Vers 10, ein „Übrigens“.
Hier geht es um den geistlichen Kampf: „Übrigens, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die Listen des Teufels.“
Kein Wort von Artemis oder anderen Göttern.
Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, Gewalten, Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.
Wir sind zwar errettet und frei von der Macht der Finsternis.
Die Epheser haben nichts mehr mit Okkultismus zu tun; sie haben sogar ihre Zauberbücher verbrannt, wie in Apostelgeschichte 19 berichtet.
Doch diese Mächte sind noch da und greifen uns an.
Wir müssen uns ihrer bewusst sein und ihnen widerstehen mit der ganzen Waffenrüstung Gottes.
Warum greifen sie uns an? Sie können Erlösten das Heil nicht mehr nehmen, denn sie sind versiegelt und niemand kann das Siegel Gottes öffnen.
Was sie können, ist, die Versiegelten daran zu hindern, zu erkennen, was ihre Erlösung und der Reichtum in Christus bedeuten.
Sie können sie ablenken, damit sie diese Dinge nicht im Glauben ergreifen.
So müssen wir widerstehen.
Das einzige offensive Element der Waffenrüstung ist das Schwert des Geistes, das Wort Gottes.
Vers 17: „Nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches Gottes Wort ist.“
Paulus sagt nicht, dass er eine Prozession durch Ephesus machen müsste, wie die Heiden mit ihren Götterbildern.
Er hat nie eine Stadt wie Jericho mit einer Prozession umzingelt.
Er hat einfach das Evangelium verkündigt, und Menschen kamen zum Glauben und wurden frei.
Dann gab es Probleme mit dem Verkauf kleiner Tempelchen der Diana, der Artemis.
Das ist geistlicher Kampf: Das volle Evangelium und das Wort Gottes verkündigen.
Satan will uns das streitig machen, doch wir widerstehen mit Gottes Wort, wie der Herr in der Wüste sagte: „Es steht geschrieben.“
Das ist nicht mystisch, aber wir müssen die Bibel kennen, um das Schwert im Nahkampf gebrauchen zu können.
Zum Schluss lesen wir Vers 21 und 22: Tychikus kommt und wird euch alles erzählen und brachte auch den Brief.
Der Name Tychikus bedeutet „Zufallsmensch“ im Griechischen, ein heidnischer Name.
Doch ist es nicht wunderbar, dass dieser „Zufallsmensch“ den Epheserbrief bringt, in dem steht, dass Gott uns vor Grundlegung der Welt erwählt hat, dass wir heilig und tadellos vor ihm sein sollen und zur Sohnschaft durch Jesus Christus vorherbestimmt sind?
Im Heidentum gilt vieles als Zufall, doch hier zeigt sich Gottes ewige Vorsehung.
Tychikus wusste um seine ewige Auserwählung und durfte das den Ephesern und uns übermitteln.
So schließt der Brief mit einer feierlichen Widmung: „Friede den Brüdern und Liebe mit Glauben von Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Die Gnade sei mit allen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben in Unverweslichkeit.“
Ein einzigartiger Schluss in den Briefen.
Es geht um unsere Liebe zu dem Herrn Jesus Christus, eine Liebe in Unverderblichkeit.
Im Epheserbrief wird oft über Liebe gesprochen: Das Wort „Liebe“ kommt zehnmal vor, „lieben“ zehnmal, „Geliebter“ zweimal – insgesamt 22 Mal.
Im Jahr 95 schrieb Johannes die Offenbarung, das erste Sendschreiben an Ephesus.
Gott sieht all die Mühe und Aktivität und sagt: „Aber ich habe wider dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Tue Buße und tue die ersten Werke, sonst werde ich kommen und deinen Leuchter aus seiner Stelle hinwegrücken.“
So betont unser Herr Jesus Christus die Liebe in Unverderblichkeit.
Doch zwei Jahrzehnte später war es ein echtes Problem, die erste Liebe zu verlassen.
Das ist das Zentrum: Nicht nur den Ratschluss kennen, sondern die Liebe zum Herrn haben.
Ohne Liebe zum Herrn ist es eine interessante wissenschaftliche Lehre.
Die Liebe zum Herrn öffnet uns die inneren Augen, um all den Reichtum der Erlösung, der mit ihm verbunden ist, nach und nach mit allen Heiligen zu erfassen.
Wir wollen zum Schluss beten.
