Einführung in die Himmelsreise und die verschiedenen Himmel
Liebe Geschwister, liebe Freunde, ich habe heute Morgen das besondere Vorrecht, Sie für eine Stunde mit in den Himmel zu nehmen. Die Reiseunterlagen haben Sie bereits erhalten. Wenn Sie diese nicht haben, können Sie leider nicht mitkommen. Ohne die Unterlagen ist es schwer, zu folgen und alles zu verstehen. Falls Sie keine haben, schauen Sie bitte bei Ihrem Nachbarn nach.
Wir können nicht sofort hinaufsteigen, sondern müssen noch einige Reisevorbereitungen treffen. Wenn ich fragen würde: Wer war schon einmal im Himmel? Wer würde die Hand heben? Gut, ich muss erklären, in welchem Himmel Sie schon waren – im dritten Himmel?
Die Bibel unterscheidet nämlich verschiedene Himmel. Zunächst einmal können wir den ersten Himmel betrachten: die Atmosphäre, das, was wir als blauen Himmel sehen. Auch das ist ein biblischer Himmel. In 1. Mose 1,6-8, am zweiten Schöpfungstag, wird berichtet, wie Gott die Ausdehnung geschaffen hat. Dabei sollte man das Wort „Feste“ nicht so übersetzen. Das hebräische Wort „Rakia“ stammt von „Raka“ ab, was Blättern, Breitschlagen oder Dünnschlagen bedeutet. „Rakia“ meint etwas sehr Dünnes und Weit Ausgebreitetes, nämlich die Atmosphäre, den Lufthimmel.
In diesem Zusammenhang wird von Wasser über der Ausdehnung und Wasser unter der Ausdehnung gesprochen. Wenn ich also noch einmal frage: Wer war schon im ersten Himmel? Dann sind das alle, die schon geflogen sind.
Der zweite Himmel ist der Kosmos, also das Weltall, der Astralhimmel. Bereits in 1. Mose 1,1 steht, dass Gott den Himmel geschaffen hat: „Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.“ Hier ist mit Himmel das Weltall, der Kosmos, der Raum gemeint. Erst am zweiten Schöpfungstag wird die Ausdehnung geschaffen, die Gott ebenfalls Himmel nennt. So haben wir also schon zwei Himmel.
Bei der Einweihung des salomonischen Tempels sagte der weise König: „Wie soll Gott hier auf Erden wohnen? Der Himmel und der Himmel der Himmel vermögen dich nicht zu fassen, wie viel weniger dieses Haus, das ich dir gebaut habe.“ Hier wird eine Unterscheidung zwischen „Schemayim“ und „Schmeha Schemayim“ gemacht – dem Himmel und dem Himmel der Himmel. Damit sind der blaue Himmel, der Lufthimmel, und das Weltall gemeint. Diese können Gott nicht fassen.
Gott ist der transzendente Gott. Er ist zwar überall in der Schöpfung gegenwärtig, also immanent, aber zugleich auch jenseitig, denn diesseits kann Gott nicht gefasst werden. Er ist transzendent und immanent zugleich.
Die Bibel unterscheidet noch einen dritten Himmel. In 2. Korinther 12,2-4 erklärt Paulus, dass er entrückt wurde ins Paradies, das er parallel den dritten Himmel nennt. Von sieben Himmeln spricht die Bibel nicht – das können Sie vergessen. Das hat mit Heidentum zu tun.
Bleiben wir also bei den biblischen realen Himmeln.
Die Bedeutung des dritten Himmels und der Zugang durch Jesus Christus
Nun gut, viele von uns waren schon im ersten Himmel, wahrscheinlich niemand im zweiten. Das ist ja auch erst später eine Möglichkeit für den Menschen geworden. Der erste Mensch, der im zweiten Himmel war, war Gagarin. Erinnern Sie sich noch? 1959 mit Sputnik. Er war als Kosmonaut der erste dort und berichtete nach der Rückkehr: „Ich war im Himmel und habe Gott nicht gesehen.“
Ja gut, er war ja im zweiten Himmel und hatte auch nur ein bisschen am Anfang gekratzt, kann man sagen. Vom dritten Himmel ist schon gar nicht die Rede. Und überhaupt: Wie kann man mit einem schmutzigen Herzen Gott sehen? Wir haben alle ein rotes, schmutziges Herz. Der Herr Jesus sagt in der Bergpredigt: „Die reinen Herzens sind werden Gott sehen.“ Aber das ist unser aller Problem. Denn wir haben alle ein schmutziges Herz und können deshalb den dritten Himmel nicht von Natur aus erben.
Wir werden jedoch sehen, wie der Herr Jesus es möglich macht, dass Menschen in den dritten Himmel kommen können und dort eine Heimat finden dürfen – durch das Opfer und durch das Blut des Herrn Jesus Christus.
Es geht uns nun um den dritten Himmel. Die Bibel spricht über den Himmel und berichtet von dem himmlischen Jerusalem, dem himmlischen Berg Zion und dem himmlischen Vaterland. Galater 4,26 sagt: „Aber das Jerusalem droben ist frei, welches unsere Mutter ist.“ Dort wird über eine himmlische, reale Stadt im dritten Himmel gesprochen.
In Hebräer 11,10 heißt es von Abraham: „Denn er erwartete die Stadt, welche Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.“ Und in Vers 16 berichtet der Autor von den Patriarchen: „Jetzt aber brachten sie nach einem besseren Vaterland, das ist himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott genannt zu werden, denn er hat ihnen eine Stadt bereitet.“
Hier haben wir nun den zweiten Begriff: das bessere, das himmlische Vaterland.
In Hebräer 12,22 sagt der Schreiber des Briefes zu den gläubigen Juden: „Sondern ihr seid gekommen zum Berg Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Myriaden von Engeln.“
So sehen wir, wie dieser himmlische Berg Zion und das himmlische Jerusalem eine große Bedeutung für das Christentum haben. Hier werden jüdische Christen so angesprochen: „Ihr seid gekommen zum Berg Zion“ und weiter „zum himmlischen Jerusalem.“
In der Offenbarung wird vom neuen Jerusalem gesprochen (Kapitel 21). Dort geht es jedoch um eine symbolische Beschreibung der Gemeinde Gottes. Johannes erklärt: „Komm, ich will dir die Braut des Lammes zeigen, das ist die Gemeinde.“ Er geht auf einen hohen Berg und sieht das neue Jerusalem von Gott herabkommen. Die Gemeinde ist also das neue Jerusalem.
Das himmlische Jerusalem, das wir im Galaterbrief und im Hebräerbrief gefunden haben, ist eine wirkliche Stadt im Himmel, die symbolisch auf die Gemeinde hinweist. Darum hat die Beschreibung des neuen Jerusalems in der Offenbarung natürlich mehr als nur eine einfache übertragene Bedeutung. Das Urbild der Gemeinde als neues Jerusalem ist diese himmlische Stadt.
Die symbolische Beschreibung in der Offenbarung hat also etwas zu tun mit der wirklichen Baubeschaffenheit des himmlischen Jerusalems, das dort als ein Würfel beschrieben wird – ganz entsprechend der Form des Allerheiligsten.
Der himmlische Tempel und seine Bedeutung für die Gemeinde
Nun spricht die Bibel aber weiter über einen Tempel im Himmel. In Offenbarung 11,19 heißt es: „Und der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet.“ Hier wird also ausdrücklich von einem Tempel gesprochen.
Der Herr Jesus nannte diesen himmlischen Tempel in Johannes 14,2 in seiner Abschiedsrede am Vorabend der Kreuzigung „das Haus meines Vaters“. Dieser Ausdruck kommt noch einmal in der Bibel vor, nämlich in Johannes 2. Dort bezeichnete der Herr Jesus damit den Tempel in Jerusalem: „Mache nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus.“
Der gleiche Ausdruck in Johannes 14 bezeichnet plötzlich eine himmlische Realität. Es geht um den himmlischen, originalen Tempel im Himmel. Wir haben also das Urbild im Himmel. Der Tempel in Jerusalem war ein Abbild auf Erden, und die Gemeinde ist die Erfüllung des Sinnbildes.
Das gilt nicht nur für den Tempel, sondern auch für die Stadt. Das Urbild im Himmel, Jerusalem auf Erden als irdisches Abbild, und die Gemeinde sind die Erfüllung dieser Sinnbilder.
Der Herr Jesus spricht in Johannes 14 davon: „In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, würde ich es euch gesagt haben. Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe, euch eine Stätte zu bereiten, so komme ich wieder und nehme euch zu mir, damit auch ihr seid, wo ich bin.“
Diese Wohnungen im Haus des Vaters sind also Wohnungen im himmlischen Tempel. Sie sind gewissermaßen die Wohnungen der Priester, die schon im Tempel in Jerusalem im Nordgebäude, anschließend an das Allerheiligste, untergebracht waren. Das spricht von Intimität und Nähe zu Gott.
In der Offenbarung finden wir die Abgeschiedenen beim Brandopferaltar im Himmel (Offenbarung 6,9-11). Dort wird uns deutlich, dass die Seelen der Verstorbenen im Himmel sind – aber wo genau im Himmel? Im Tempel!
Das hilft uns, alles ein bisschen besser einzuordnen. Oder wenn der Herr Jesus zu dem Verbrecher am Kreuz sprach: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lukas 23). Wo war das Paradies? Eben in diesem himmlischen Tempel.
Es ist der dritte Himmel, der Ort des himmlischen Tempels, der himmlischen Stadt und des himmlischen Vaterlandes.
Die Offenbarung als Schlüssel zum Verständnis des Himmels
Nun, wenn wir etwas über den Himmel erfahren möchten, welches Buch gibt uns dann die meisten Auskünfte? Es ist das letzte Buch der Bibel. Nirgendwo finden wir so viele Informationen darüber wie gerade in diesem Buch.
Und warum ist das so? Die Offenbarung zeigt uns, wohin wir gehen. Das erste Buch der Bibel zeigt uns, woher wir kommen, das letzte Buch hingegen, wohin wir gehen. Das sind alles Dinge, die wir niemals aus eigener Kraft herausfinden könnten. Es gibt keine wissenschaftlichen Methoden, um zu klären, wie die Welt entstanden ist, denn wir können nicht zurückgehen – es gibt keine Zeitmaschinen. Ebenso gibt es keine Methoden, um in die Zukunft zu reisen und zu sehen, was auf uns zukommt.
Wir brauchen göttliche Offenbarung, um diese Grundfragen zu beantworten: Woher komme ich? Wohin gehe ich?
Übrigens, als die ersten Missionare um das Jahr 600 nach Irland kamen, waren sie zusammen in einem Raum. Es war Abend, dunkel, Fackeln brannten an den Wänden, und die Fenster waren offen. Plötzlich kam ein Vogel herein, kreiste im Raum und flog dann durch ein anderes Fenster wieder hinaus.
Die Iren sagten zu den Missionaren: „Wir sind genau so wie dieser Vogel. Wir wissen nicht, woher wir kommen, und wir wissen nicht, wohin wir gehen. Wenn ihr uns sagen könnt, woher wir kommen und wohin wir gehen, dann wollen wir Christen werden.“
Die Missionare erklärten es ihnen, denn die Bibel beantwortet diese Grundfragen des Menschen.
Nun möchte ich heute darüber sprechen, wohin wir gehen, wenn wir Frieden mit Gott haben durch Jesus Christus. So sind wir startbereit.
Die Offenbarung – Aufbau und Kontext der Himmelsvisionen
Ich muss vorausschicken: Wenn wir jetzt in Offenbarung 4 mit der Entrückung des Johannes in den Himmel beginnen, sollten wir zunächst ganz kurz sehen, worum es in der Offenbarung geht.
Das Jahr ist 95 nach Christus. 25 Jahre zuvor wurde Jerusalem zerstört, ebenso der zweite Tempel. Die jüdischen Hoffnungen waren am Boden zerstört. Johannes, ein gläubiger Jude und Apostel Jesu Christi, wurde von Kaiser Domitian wegen seines Glaubens auf die Insel Patmos verbannt.
Am ersten Tag der Woche, am Tag des Herrn, empfing Johannes Visionen. Der Herr Jesus erschien ihm in Herrlichkeit und sagte ihm, er solle nun aufschreiben, was er gesehen hat, was ist und was geschehen wird nach diesem (Offenbarung 1,19).
Die Offenbarung gliedert sich in drei Teile:
- Was du gesehen hast – das war die Erscheinung des verherrlichten Herrn in Offenbarung 1.
- Was ist – das umfasst die Kapitel 2 und 3, in denen die sieben Sendschreiben an sieben örtliche Gemeinden beschrieben werden.
- Was geschehen wird nach diesem – das entspricht Kapitel 4, Vers 1: "Nach diesem sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel, und die erste Stimme, die ich gehört hatte wie eine Posaune mit mir reden, sprach: Komm hier herauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss."
Jetzt beginnt also der dritte Teil. Wenn wir wissen wollen, wo der zweite Teil ist, dann finden wir ihn zwischen Kapitel 1 und 4. Das sind die Kapitel 2 und 3, die sieben Sendschreiben. Diese beschreiben sieben örtliche Gemeinden hier auf Erden, die in einer finsteren Welt als siebenarmige goldene Leuchter göttliches Licht verbreiten sollten.
Wir befinden uns also in den Kapiteln 2 und 3 tatsächlich auf Erden, so wie wir hier sind. Wir haben den Auftrag, göttliches Licht als Menorot – also als siebenarmige Leuchter – zu verbreiten.
Doch eines Tages kommt der Moment von Kapitel 4, Vers 1, wo nicht nur Johannes entrückt wird, sondern wo die Erlösten alle entrückt werden.
Das Erste, bevor Johannes in den Himmel geht, ist, dass er eine Tür im Himmel geöffnet sieht. Nicht eine Tür öffnete sich gerade, sondern die Tür war bereits offen.
Im Buch Hesekiel, Kapitel 1, bekam der Prophet Visionen Gottes, und der Himmel öffnete sich vor ihm. Das ist ein Unterschied. Hier steht der Himmel bereits offen, denn wir sind nach Golgatha.
Der Himmel steht offen. Weißt du warum? Weil Jesus dafür gekämpft und geblutet hat. Wir haben es hier mit einem geöffneten Himmel zu tun.
Das geschlachtete Lamm im Himmel und die Bedeutung des geöffneten Himmels
Und wenn Johannes dann in den Himmel hinaufgeht, sieht er das Lamm Gottes. In Kapitel 5, Vers 6 heißt es: „Und ich sah inmitten des Thrones und der vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet, wie geschächtet. Es lebt aber, es steht da.“
Das ist der Herr Jesus im Himmel. Wir werden im Himmel seine Wundmale des Kreuzes noch sehen – in seiner Seite, in seinen Händen und in seinen Füßen.
Der Zusammenhang ist grandios: der geöffnete Himmel und das geschlachtete Lamm.
Im babylonischen Talmud, im Traktat Tamid 3,7, wird berichtet, dass die Tempeltore, insbesondere das große Nicanortor, so schwer waren, dass viele Priester gemeinsam dieses Tor öffnen mussten. Dieses Tor führte vom Frauenhof in den innersten Hof zum Altar. Es wurde genau in dem Moment geöffnet, als man um sechs Uhr morgens das Morgenbrandopfer des Islam schächtete – mit einem Schnitt wurden beide Halsschlagadern durchtrennt.
In diesem Moment gingen die Türen auf. So sehen wir: Der Himmel steht offen. Dieser Zugang ist allein möglich, weil der Herr Jesus, das Lamm Gottes, für uns geschlachtet worden ist.
Johannes kommt dann in den Himmel, indem er eine Stimme hört, die klingt wie die einer Posaune. Er hörte ein Schofahorn. Das Schofahorn Gottes wird auch bei der Entrückung erklingen, wie es in 1. Thessalonicher 4 beschrieben ist, wenn der Herr mit der Posaune Gottes niedersteigt.
Nach 1. Korinther 15,51 und folgende ist dies die letzte Posaune. Dieser Begriff stammt aus dem römischen Heerwesen, wo man drei Posaunen kannte: Die erste bedeutete, das Zeltlager abzubrechen, die zweite, sich in Reih und Glied als Armee aufzustellen. Die dritte und letzte Posaune war die Posaune zum Aufbruch.
Diese Posaune, die Johannes hörte – die Stimme wie eine Posaune, die sagt „Komm hier herauf“ – entspricht genau diesem Ruf bei der Entrückung, der letzten Posaune. Sie ist die Posaune zum Aufbruch und hat nichts mit den sieben Gerichtsposaunen zu tun, die später kommen.
Der Aufbruch in den Himmel – Sie kennen sicher das Lied dieses Negro Spiritual: „Oh, when the Saints go marching in“.
Wenn ich jetzt Hovertros wäre, würde ich es singen:
„Go marching in,
Then let me be in that number,
Oh, when the Saints go marching in.“
Oh, wenn die Heiligen einmarschieren, dann lass mich mit ihnen dabei sein. Dieses Lied ist ein Entrückungslied!
Viele junge Leute, die es auf der Straße pfeifen, wissen das nicht und wissen nichts von Jesus Christus. Aber es ist tatsächlich ein Entrückungslied!
Das ist mein Wunsch: Unser heutiger Besuch ist ja in gewissem Sinn virtuell. Aber ich wünsche mir, dass es für jeden hier Realität wird. Dass jeder diese geöffnete Tür für sich in Anspruch nehmen kann, indem er Jesus Christus, das Lamm Gottes, annimmt.
Dann wird auch ihm diese letzte Posaune gelten.
Der Brandopferaltar im Himmel und die Seelen der Märtyrer
Wenn Johannes in den Himmel kommt – das werden wir noch sehen – betritt er sofort das Allerheiligste, das Herzgebiet des Himmels.
Wir beginnen außen im Vorhof, im Lager der Tschechina, wie der Talmud den innersten Vorhof nennt. Dort stehen wir beim Brandopferaltar. So lese ich aus Kapitel sechs, Vers neun:
„Und als das Lamm Gottes das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die geschlachtet worden waren um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen, das sie hatten. Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: ‚Bis wann, o Herrscher, der du heilig und wahrhaftig bist, richtest und rächest du nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?‘
Und es wurde jedem von ihnen ein weißes Gewand gegeben, und es wurde ihnen gesagt, dass sie noch eine kleine Zeit ruhen sollten, bis auch ihre Mitknechte und ihre Brüder vollendet sein würden, die ebenso wie sie getötet werden würden.“
Hier lesen wir etwas über die sieben Siegel und den weiteren Ablauf der Offenbarung, den dritten Teil dessen, was nach der Entrückung geschehen muss.
Johannes kommt in den Himmel und sieht das Lamm Gottes, das würdig ist, das Buch der Ratschlüsse Gottes mit den sieben Siegeln zu öffnen. Sobald das Lamm das erste Siegel öffnet, kommt ein schreckliches Gericht über die Erde. Der Antichrist tritt auf. Dann folgt das zweite Siegel, ein weiteres Gericht, das dritte und so weiter.
Beim siebten Siegel geschieht zunächst gar nichts. Danach bereiten sich sieben Engel für die sieben Posaunen vor. Wenn sie dann posaunen, kommen noch viel schrecklichere Gerichte als zuvor über die Erde.
Daraus schließen wir: Das siebte Siegel besteht aus sieben Posaunengerichten.
Wenn wir zur siebten Posaune kommen, geschieht zunächst ebenfalls gar nichts. Danach bereiten sich sieben Engel vor, nehmen sieben goldene Opferschalen und gießen deren Inhalt auf die Erde aus. Dann folgen noch viel härtere und schrecklichere Schläge für diese Erde.
Wir schließen daraus, dass die siebte Posaune aus sieben Schalengerichten besteht.
Dann kommt der Herr Jesus in Offenbarung 19 in Herrlichkeit auf einem weißen Pferd. So wie der Antichrist beim ersten Siegel (Kapitel sechs, Verse eins und zwei) ebenfalls auf einem weißen Pferd erscheint. Jesus kommt auf dem weißen Pferd, richtet das tausendjährige Reich auf (Kapitel 20), und nach dem tausendjährigen Reich folgen die neue Schöpfung, der neue Himmel und die neue Erde (Offenbarung 21).
So haben wir eine Übersicht.
Wir wollen jetzt weniger die Ereignisse auf der Erde betrachten, sondern mehr das, was im Himmel geschieht. Gleichzeitig muss uns klar sein: Was im Himmel geschieht, geschieht zur gleichen Zeit wie die schrecklichen künftigen Gerichte über die Erde.
Die Offenbarung beschreibt einen Krieg des himmlischen Tempels gegen eine Menschheit, die sich im Sumpf der Sünde gefällt. Es ist ein Krieg Gottes gegen die Menschheit, ein Krieg des himmlischen Heiligtums gegen eine Menschheit, die das Opfer Christi abgelehnt hat.
Der Tempel im Himmel ist nämlich der Ort, der von Versöhnung und stellvertretendem Opfer spricht. Doch wenn die Menschheit dies ablehnt, bleibt nur noch das Gericht.
So wird alles, was eigentlich von Heil und Versöhnung im Himmel spricht, zum Fluch für diese Menschheit.
Die Seelen der Märtyrer am Altar und ihre Haltung
Wir haben gelesen, wie Johannes den Brandopferaltar sieht und die Seelen am Fuß des Altars. Das Blut des Menschen ist ja der Inbegriff des Lebens, deshalb sagt Mose in 3. Mose 17: „Die Seele alles Fleisches ist im Blut.“ Das Blut der Opfertiere wurde an den Fuß des Altars gegossen, in eine spezielle Rinne hinein.
Hier sieht Johannes nun die Seelen der Entschlafenen, ausgerechnet am Fuß des Altars, dort, wo das Blut der Opfer hineingeleert wird. Doch diese Seelen sind bei vollem Bewusstsein, obwohl es sich um Märtyrer im Himmel handelt. Sie können sprechen und sprechen von Rache. Das zeigt uns, dass wir hier bereits in der Zeit nach der Entrückung sind.
Jetzt befinden wir uns in der Zeit der Gnade, in der wir nicht um Rache beten. Aber nach der Entrückung beginnt die Zeit des Gerichts, und dann werden diese Märtyrer um Rache bitten. Johannes sieht sie also am Altar, und es wird ihnen ein Priestergewand gereicht. Sie müssen dort noch etwas warten.
Es sind Menschen, die nach der Entrückung bereit sein werden, alles für den Herrn Jesus zu geben. Sie werden sogar bereit sein, das Martyrium zu erleiden. Dieses Thema ist für uns natürlich schwer, denn über das Martyrium kann niemand sprechen, der es nicht selbst erfahren hat.
Was will uns das sagen? Johannes sieht sich ausgerechnet beim Altar. Der Altar symbolisiert, dass der Herr Jesus alles für uns gegeben hat. Er war bereit, das Letzte zu geben. Diese Menschen sagen also: Wenn unser Erlöser alles geben wollte, dann sind auch wir bereit, alles zu geben.
Wenn wir nicht das Martyrium erleiden müssen, können wir uns wenigstens das Motto aus 2. Korinther 5 nehmen: „Wenn wir nicht für Christus sterben müssen, so doch wenigstens für ihn leben“ (2. Korinther 5,14). Denn die Liebe Christi drängt uns, indem wir geurteilt haben, dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind. Er ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben ist und auferweckt wurde.
Das bedeutet: Nicht mehr für sich selbst leben, sondern für Christus leben. Wenn wenigstens nur das von heute Morgen bleiben würde: Nicht mehr für mich selbst leben. Das würde unser Leben völlig revolutionieren. Nicht mehr für unser Vergnügen leben, sondern in allem, was wir tun, überlegen: Ich möchte nur noch für Christus leben, nicht mehr für mich selbst.
Und wo lernen wir dieses Prinzip? Am Altar im Himmel. Denn der Altar zeigt, dass der Herr Jesus bereit war, als Opfer alles zu geben. Also nehmen wir das als Motto mit vom himmlischen Altar: Nicht mehr für uns selbst leben.
Die sieben goldenen Opferschalen und ihre Bedeutung
In der Offenbarung wird in Verbindung mit dem Altar auch von sieben goldenen Schalen gesprochen. Dabei handelt es sich um Opferschalen, wie sie im Tempel verwendet wurden.
Auf der Rückseite sehen Sie eine schöne Darstellung einer Opferschale. Sie erkennen, dass sie sich zur Spitze hin verjüngt. Dies hatte den Zweck, dass die Priester im Tempel diese Schalen nie einfach irgendwo abstellen konnten. Nach der Schlachtung mussten sie mit dieser Opferschale das Blut auffangen, um es später zum Altar zu bringen. Es durfte jedoch nirgends abgestellt werden, damit keine Blutsenkung eintritt.
Blutsenkung sieht sehr unschön aus: Die dunklen roten Partikel sinken ab, und oben bleibt nur noch eine undurchsichtige Flüssigkeit. Das durfte nicht passieren. Das Blut musste immer gerührt werden und durfte nicht stehen bleiben.
Doch was geschieht bei den sieben Schalen, die ausgegossen werden? Zum Beispiel in Offenbarung 16,4 heißt es: „Und der Dritte goss seine Schale aus auf die Ströme und auf die Wasserquellen, und sie wurden zu Blut.“ Schon in Vers 3 steht: „Und der Zweite goss seine Schale aus auf das Meer, und es wurde zu Blut, wie von einem Toten.“
Wir merken also, dass es um Opferschalen geht. Das, was eigentlich von Versöhnung spricht, wirkt für die Welt zum Gericht. Das Prinzip ist: Wer Jesus als Opfer nicht annimmt oder sogar ablehnt, für den bleibt nur noch, selbst zum Schlachtopfer zu werden.
Wenn von den sieben Posaunen in der Offenbarung die Rede ist, so ist auch dies in Verbindung mit dem Altar zu sehen. Denn täglich, im Zusammenhang mit dem Morgen- und dem Abendbrandopfer, wurden sieben Posaunen geblasen. Das können Sie im Talmud, im Traktat Sukka 53b, nachlesen.
Die sieben Posaunen stehen also eigentlich in Verbindung mit dem stellvertretenden Opfer im Tempel. In der Offenbarung werden sie jedoch zu Signalen des Gerichts – nicht über den Stellvertreter, sondern über diejenigen, die den Stellvertreter nicht annehmen wollten.
Wenn man die Offenbarung so betrachtet, erhält das Ganze ein völlig anderes Profil. Letztlich ist die Offenbarung ein eigentliches Tempelbuch. Man kann sagen, der Tempel charakterisiert förmlich den Himmel.
Man könnte auch sagen: Der Himmel ist unglaublich jüdisch. Das wird für viele Christen wahrscheinlich eine Überraschung sein. Wenn sie in den Himmel kommen, werden sie feststellen, dass er sehr jüdisch ist.
Andererseits könnte man es auch umgekehrt formulieren: Das Judentum ist unglaublich christlich, denn es ist nur eine Kopie des Himmels. Das Original befindet sich im Himmel, das Gott als Heimat für die Christen vorgesehen hat.
Wenn jüdische Christen in den Himmel kommen und das nicht schon vorher in der Offenbarung gesehen haben, werden sie staunen: Ist es wirklich so jüdisch oder so christlich?
Kommen wir nun weiter zum Waschbecken und lesen in Kapitel 4, Vers 2.
Das gläserne Meer und die Überwinder
Und ich sah, wie ein gläsernes Meer mit Feuer gemischt war. An dem gläsernen Meer standen die Überwinder über das Tier, über sein Bild und über die Zahl seines Namens. Sie hatten Harfen Gottes und sangen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, sowie das Lied des Lammes. Sie riefen: „Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott allmächtiger! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, o König der Nationen! Wer sollte dich nicht fürchten und deinen Namen verherrlichen? Denn du allein bist heilig. Alle Nationen werden kommen und vor dir anbeten, denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden.“
Wie ein gläsernes Meer gibt es keine Angst. Im Himmel, in diesem Tempel, gibt es keinen Ozean. Der Ausdruck „Meer“ ist in 1. Könige 7,23 die Bezeichnung für das große Waschbecken der Priester vor dem Tempelhaus. Das hebräische Wort „yam“ bedeutet „Meer“, aber auch „Sammelbecken“. Besonders im Mittelhebräischen kann man nachweisen, dass dieser Ausdruck auch für ein Sammelbecken verwendet wird, zum Beispiel für Mehl oder Ähnliches.
Also bezeichnet das „Meer“ hier das Waschbecken. Doch hier steht „wie ein gläsernes Meer mit Feuer gemischt“. Das Waschbecken in der Stiftshütte und auch das Meer vor dem Salomontempel waren aus Bronze, einer Kupferlegierung. Wenn das Kupfer wunderbar bearbeitet wird, wirkt die Bronze wie ein Spiegel. Zur Zeit Moses gaben die Frauen ihre Bronzespiegel ab, damit man das Waschbecken herstellen konnte. Wenn es schön gearbeitet ist, sieht es aus wie ein Spiegel. Das himmlische Urbild ist so perfekt, dass es wie Glas aussieht, aber eben wie Glas mit Feuer gemischt.
Wenn sich das himmlische Licht in der fein gearbeiteten Bronze dieses Waschbeckens spiegelt, entsteht ein Wechselspiel von Schatten und Licht, das an das Züngeln des Feuers erinnert. Beim Waschbecken vor dem Tempel sieht Johannes die Überwinder. Über das Tier, das heißt über den kommenden Diktator, über den Westen, über sein Bild und über die Zahl seines Namens. Es geht hier um den kommenden Götzendienst, in den der Antichrist die Menschheit stürzen möchte.
Wir sehen Menschen im Himmel, die diese Zeit nach der Entrückung durchleben und offensichtlich als Märtyrer sterben. Dann sind sie als Überwinder beim Waschbecken. Sie werden über die schwere Sünde des Götzendienstes siegen – über das Tier, über sein Bild und über die Zahl seines Namens.
Nach der Entrückung, wenn der Antichrist dieses neue Zahlungssystem einführt, muss man den Code rechts auf der Hand oder auf der Stirn haben. Die Zahl 666 muss dabei sein. Damit drückt man aus: „Ich bin bereit, diesen Diktator, das Tier aus dem Meer, als Gott zu verehren.“ Wer das nicht akzeptiert, bekommt keinen Code. Bargeld wird abgeschafft. Dann können alle Euroscheine eingezogen werden. Bargeld ist aus. Man kann nur noch mit Code bezahlen.
Doch was geschieht, wenn man nicht mehr zahlen, nicht mehr kaufen und nicht mehr verkaufen kann? Was kann man dann noch tun? Die einen sagen: nichts. Die anderen sagen: beten. Das ist eine prekäre Situation, die eintreten wird. Man kann nur noch das Vaterunser beten: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ Was bedeutet das, wenn wir „heute“ beten, während wir im Tiefkühler schon Vorräte für zwei Wochen haben? Es wird so prekär sein, dass sie nichts mehr haben – wirklich „unser tägliches Brot gib uns heute“.
Übrigens kommt „prekär“ vom lateinischen „precare“, was „beten“ bedeutet. Eine prekäre Situation ist eine, in der nur noch Beten hilft. Diese Menschen kommen durch diese prekäre Situation in den Himmel – durch das Martyrium. Sie haben Harfen Gottes. Sie treten als levitische Sänger und Musiker im Himmel auf und singen das Lied Moses und das Lied des Lammes.
Johannes wusste sofort, was das bedeutet. Das Lied des Lammes ist in 2. Mose 15 das Lied, das nach dem Essen des Passalammes und dem Auszug aus Ägypten gesungen wurde, nach dem Durchzug durchs Meer. Dieses Lied wurde im Tempel beim zusätzlichen Sabbatopfer in Verbindung mit den täglichen Brandopfern gesungen.
Das Lied Moses wurde beim Abendbrandopfer gesungen. Es ist 5. Mose 32, wo es heißt: „Der Fels, vollkommen ist sein Tun, denn alle seine Wege sind recht. Ein Gott der Treue und ohne Trug, gerecht und gerade ist er.“ Darum singen sie: „Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott Allmächtiger, gerecht und wahrhaftig sind deine Wege.“
Wie gesagt, 5. Mose 32 wurde beim Zusatz-Sabbatopfer, dem Abendbrandopfer, gesungen, und das Lied des Lammes beim Morgenbrandopfer. So steht es im babylonischen Talmud in Rosh Haschanat 31a. Johannes erkannte sofort: Es ist Sabbat im Himmel, Sabbatruhe im Himmel.
Das sollte uns nicht überraschen. In Hebräer 4,8 finden wir die Verheißung: „Also bleibt noch eine Sabbatruhe dem Volk Gottes übrig.“ Sie sind in die himmlische Ruhe eingegangen.
Doch was bedeutet Ruhe im Himmel? Es ist keine Passivität, sondern Ruhe vom Druck, von Versuchung und Verführung. Diese werden nicht mehr da sein. Aber sie sind nicht passiv, sie spielen Harfen. Schauen wir, wie schön die Harfen auf der Rückseite aussehen!
Im Alten Testament gibt es zwei verschiedene Typen von Harfen: Die eine heißt Nevel, die andere Kinnor. Im Neuen Testament gibt es nur ein Wort für diese Harfen: Kitara, woraus übrigens das Wort „Gitarre“ stammt. Auch die Violine leitet sich davon ab. Auf Modernhebräisch nennt man die Violine „Kino“ – das ist die Harfe, die man hier unten auf dem Blatt sieht.
Sie werden Harfen spielen und singen. Der Himmel ist keine Passivität, sondern Aktivität, aber in der Ruhe Gottes. Das heißt, der Druck der Versuchung ist nicht mehr da.
Warum sieht Johannes sie beim gläsernen Meer? Das Wasser dient den Priestern, um sich Hände und Füße immer wieder neu zu reinigen. In Epheser 5,25 wird erklärt, dass das Wort Gottes wie Wasser reinigt. Priester – und alle Gläubigen sind Priester – müssen sich täglich durch das Lesen der Bibel reinigen lassen.
Wenn man das Waschbecken betrachtet, ist die Bibel wie ein Spiegel. Sie zeigt uns alles auf, was nicht recht ist in unserem Leben. Darum sind Bibelleser im Allgemeinen mutige Menschen, denn sie sind bereit, in den Spiegel zu schauen. Wenn wir sehen, was nicht in Ordnung ist, soll uns das immer wieder zum Selbstgericht führen.
1. Johannes 1,9 sagt: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“ Das ist das tägliche Selbstgericht, das wir immer wieder anwenden müssen. So wie die Priester Hände und Füße reinigen – die Hände stehen für das, was wir tun, die Füße für das, wohin wir gehen – müssen wir uns immer wieder neu reinigen und in Ordnung bringen.
Wenn wir im täglichen Selbstgericht leben und die Dinge nicht einfach in unserem Leben anhäufen lassen, kann uns das vor dem Fall in schwere Sünde bewahren. Wie kann ein Christ vor der Sünde der Hurerei, des Ehebruchs und ähnlichem bewahrt bleiben? Wir wissen, dass wir alle eine verdorbene Natur haben und zu jeder Sünde fähig sind. Wie können wir bewahrt bleiben? Indem wir täglich die Dinge, die uns bewusst werden und Sünde sind, sofort vor Gott ordnen.
Schwere Sünde ist normalerweise immer das Ergebnis eines Weges, und zu diesem Weg darf es nicht kommen.
Nun fragen wir uns: Wie haben diese Leute überwunden – über so schweren Druck und solche Verführung? Ganz einfach: Es sind Leute am gläsernen Meer. Das sind Menschen, die täglich Selbstgericht geübt haben und darum auch schwere Dinge überwinden konnten.
Aber es ist so schön, dass keine Bitterkeit in ihrem Gebet ist. „Groß und wunderbar sind deine Werke“ – und dabei sind es Leute aus der großen Drangsalzeit. Wie geht das? Das zeigt uns die lebendige Gemeinschaft im Alltag mit dem Herrn.
So können wir etwas vom gläsernen Meer lernen. Es spricht davon, dass unser Leben täglich im Licht der Bibel geordnet werden soll. So können wir Überwinder sein.
Der siebenarmige Leuchter und die sieben Geister Gottes
Wir gehen weiter zum siebenarmigen Leuchter. Wir betreten nun das Heiligtum, das eigentliche Tempelhaus. In Offenbarung 4,5 heißt es: „Aus dem Thron gehen hervor Blitze, Stimmen und Donner, und sieben Feuerfackeln brannten vor dem Thron, welches die sieben Geister Gottes sind.“
Sieben Feuerfackeln brennen also vor dem Thron im Heiligen. Diese sind die sieben Flammen des goldenen Leuchters, der Menorah. Hier wird erklärt, was diese Flammen bedeuten: Sie symbolisieren die sieben Geister Gottes.
Vielleicht denken wir jetzt: Es gibt doch nur einen Geist Gottes, wie es auch in Epheser 4 heißt, da ist nur ein Geist. Doch hier wird der Heilige Geist, der einer ist, in seiner vollkommenen Vielfalt dargestellt. Der Geist, der auf dem Messias ruhen soll, wird in Jesaja 11 so beschrieben:
„Und auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und der Ehrfurcht des Herrn.“ (Jesaja 11,2)
Es sind sieben Namen, aber es ist der eine Geist in seiner vollkommenen Vielfalt und Wirkungsweise. Es ist beeindruckend, wie der Heilige Geist diesen Vers inspiriert hat. Im Grundtext haben wir zuerst einen allgemeinen Namen, „der Geist Gottes“, und dann immer zwei Namen, die mit dem Wort „und“ verbunden sind.
Der siebenarmige Leuchter besteht aus einem Hauptleuchter in der Mitte, von dem dreimal zwei Arme ausgehen. Diese Arme sind hier dargestellt durch den Geist der Weisheit und des Verstandes, den Geist des Rates und der Kraft sowie den Geist der Erkenntnis und der Ehrfurcht des Herrn.
Wenn wir im Heiligtum diese sieben Flammen sehen, werden wir an den Geist Gottes erinnert, der uns als Christen auf dieser Erde führt. Es ist der Geist der Weisheit. Wie oft hatten wir das Gefühl, uns fehle Weisheit? Der Geist der Weisheit schenkt sie uns.
Es ist auch der Geist des Verstandes. Tatsächlich gibt es Menschen, die denken, Verstand und Glauben seien Widersprüche. Doch der Heilige Geist ist der Geist des Verstandes. Wenn wir wirklich denken wollen, brauchen wir den Geist Gottes.
Der Verstand des Menschen ist durch Satan verdunkelt und verfinstert, wie es in 2. Korinther 4 beschrieben wird. Der Heilige Geist erleuchtet unseren Verstand; er ist der Geist des Verstandes. Das bedeutet nicht, dass er unseren Verstand ausschaltet, sodass wir rückwärts fallen. Das ist nicht der Geist Gottes, nicht der Geist der Weisheit und des Verstandes.
Weiter geht es mit dem Geist des Rates und der Kraft. Wie oft wussten wir nicht, wie wir uns entscheiden sollten? Der Geist Gottes gibt uns Beratung. Wenn wir uns schwach fühlten, schenkt uns der Geist Gottes Kraft.
Wenn wir die Bibel nicht verstanden, gibt uns der Geist der Erkenntnis Verständnis. Und wenn wir nicht wussten, wer Gott ist, schenkt uns der Geist der Ehrfurcht des Herrn ein tiefes Empfinden der Majestät und Größe Gottes in unserem Herzen.
Wir gehen jetzt weiter, da wir nach einer Stunde wieder herunter müssen. Doch es gäbe noch so viel mehr zu erklären, natürlich.
Der goldene Räucheraltar und das Gebet der Heiligen
Wir wenden uns dem goldenen Räucheraltar zu, wie er in Offenbarung 8,3-5 beschrieben wird:
Ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar. Er hatte ein goldenes Rauchfass, und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, damit er Kraft gebe, die Gebete aller Heiligen auf dem goldenen Altar vor dem Thron darzubringen. Der Rauch des Räucherwerks stieg mit den Gebeten der Heiligen aus der Hand des Engels vor Gott empor. Der Engel nahm das Rauchfass, füllte es mit Feuer vom Altar und warf es auf die Erde. Dabei geschahen Stimmen, Donner, Blitze und ein Erdbeben.
Hier sehen wir einen Priester am himmlischen goldenen Altar. Interessanterweise wird Jesus an vier Stellen in der Offenbarung als „ein anderer Engel“ bezeichnet. Das griechische Wort „angelos“ bedeutet einfach „Bote“. Das kann ein Mensch sein, ein Engel oder auch der Sohn Gottes, der Gesandte des Vaters. Schon im Alten Testament wird der „Engel des Herrn“ (Malach Adonai) als Gott selbst, also als der Sohn Gottes, verstanden.
Die vier Stellen in der Offenbarung, die von diesem „anderen Engel“ sprechen, sind:
- Kapitel 7, wo man noch nicht genau weiß, wer es ist.
- Kapitel 8, wo man erfährt, dass es ein Priester ist.
- Kapitel 10, wo er seine Füße auf Erde und Meer setzt und damit seine Herrschaft über die Welt beansprucht – hier ist er König.
- Kapitel 18, wo er den Untergang Babylons verkündet und die ganze Erde von seiner Herrlichkeit erleuchtet wird – hier ist er Prophet.
So erscheint der Herr Jesus als König, Priester und Prophet. Als unser hoher Priester am goldenen Räucheraltar gibt er Kraft den Gebeten der Heiligen auf der Erde.
Gerade war das siebte Siegel geöffnet worden, und nun beginnt die große Drangsalzeit. In Matthäus 24 ermahnt Jesus die gläubigen Juden: „Betet, dass eure Flucht nicht am Sabbat geschieht.“ Sie werden wissen, was Beten bedeutet.
Jetzt geschieht etwas Wichtiges: In Offenbarung 8,1 herrscht eine halbe Stunde Ruhe im Himmel, ein Schweigen. Dann gibt der hohe Priester den Gebeten Kraft. Er nimmt das goldene Rauchfass, eine goldene Räucherpfanne, die auf dem Bild dargestellt ist. Dieses Gefäß hat einen Untersatz mit Deckel und einen Ring darüber.
Darin befindet sich das Räucherwerk, eine wunderbare Mischung wohlriechender Kräuter. Der Priester nahm davon jeweils mit beiden Daumen etwas heraus, nachdem er den Deckel abgenommen hatte, und ließ das Räucherwerk auf die Kohlen des goldenen Altars fallen. Der Rauch stieg dann gerade nach oben empor.
Wofür steht dieses wohlriechende Räucherwerk? Es symbolisiert die vielfältige Herrlichkeit der Person des Herrn Jesus Christus. Durch das Räucherwerk wird das Gebet verstärkt. Der Herr Jesus fügt gewissermaßen seine persönliche Herrlichkeit diesen Gebeten bei, was ihnen Gewicht vor Gott verleiht.
Das ist wirklich Beten im Namen Jesu. Beten im Namen Jesu bedeutet nicht einfach, diese Formel anzuhängen, damit das Gebet erhört wird. Es heißt, in Übereinstimmung mit dem Willen des Sohnes Gottes zu beten. Diese Gebete kommen vor Gott, als würde der Sohn Gottes sie selbst beten.
Jesus betet ganz anders als wir Menschen. In Johannes 17,24 betet er: „Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, damit sie meine Herrlichkeit schauen.“ Er sagt: „Ich will.“ Das haben wir Menschen selten so gebetet. Oft sagen wir eher: „Vater, ich möchte, wenn es dein Wille ist.“ Aber der Sohn Gottes kann beten: „Vater, ich will“, denn er ist gottgleich.
Er gibt den Gebeten in Übereinstimmung mit seinem Willen die ganze Herrlichkeit seiner Person bei, und so kommen sie vor Gott an. Das dürfen wir wissen: Wenn wir beim Beten das Gefühl haben, es komme nicht über die Decke hinaus, dann liegt das oft daran, dass wir nicht in Übereinstimmung mit Gottes Willen bitten. Den Willen Gottes finden wir in der Bibel und können ihn durch das Zeugnis des Heiligen Geistes in unseren Herzen erkennen, wie es im 1. Johannesbrief beschrieben ist.
Dann können wir im Namen Jesu beten und sicher sein, dass es erhört wird.
In Offenbarung 9,13 werden ausdrücklich die vier Hörner am goldenen Altar im Himmel erwähnt. Hörner sind ein Bild von Kraft und Macht – man erkennt das spätestens, wenn man einmal ein Problem mit einem Stier hatte. Diese vier Hörner zeigen, dass das Gebet im Namen Jesu gewaltige Macht und Wirkung hat. Es ist von weltweiter Bedeutung, daher die vier Hörner wie die vier Himmelsrichtungen.
Was können wir aus dieser Szene im Himmel lernen? Beten hilft. Wenn Sie heute Morgen nichts anderes mitgenommen haben, dann dies: Beten hilft.
Manche sagen: „Gott macht ja sowieso, was sein Wille ist. Warum soll ich dann beten?“ In Jakobus 4 heißt es: „Ihr bekommt nichts, weil ihr übel bittet.“ Aber dort steht auch: „Ihr bekommt nichts, weil ihr nicht bittet.“
Daraus lernen wir: Es gibt Dinge, die Gott nicht tun würde, wenn seine Kinder ihn nicht darum bitten würden. Es gibt Dinge, die Gott tut, egal ob Menschen bitten oder nicht, denn Gott ist souverän und handelt. Aber es gibt auch Dinge, die Gott nicht tun würde, wenn wir ihn nicht darum bitten.
Also: Beten hilft.
Der Thron Gottes und das Allerheiligste im Himmel
Ja, wir gehen jetzt ins Allerheiligste. Ich habe das Schönste, das Allerschönste, zum Schluss aufgespart.
Offenbarung 4,2: Alsbald war ich im Geist, und siehe, ein Thron stand im Himmel, und auf dem Thron saß einer. Und wer da saß, war von Ansehen gleich einem Jaspisstein und einem Sardis, und ein Regenbogen war rings um den Thron, von Ansehen gleich einem Smaragd.
Und rings um den Thron waren vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste, bekleidet mit weißen Kleidern und auf ihren Häuptern goldene Kronen.
Vers 6: Und vor dem Thron war wie ein gläsernes Meer, gleich Kristall. Inmitten des Thrones und um den Thron herum waren vier lebendige Wesen, voller Augen vorn und hinten.
Das erste lebendige Wesen war gleich einem Löwen, das zweite lebendige Wesen gleich einem Kalb, das dritte lebendige Wesen hatte das Angesicht eines Menschen, und das vierte lebendige Wesen war gleich einem fliegenden Adler.
Nun, wir sehen hier den Thron Gottes. Woraus besteht der Thron Gottes? Am besten kennen wir die Bundeslade. Die Bundeslade ist Gottes Fußschemel, wie es in Psalm 132,7-8 heißt.
Die Bundeslade im Himmel wird ausdrücklich genannt in Offenbarung 11,19: Die Lade seines Bundes wurde im Himmel gesehen. Auf dem Deckel der Bundeslade, wissen wir, gab es zwei goldene Cherubimengel.
Cherubim werden uns sehr ausführlich beschrieben in Hesekiel 1,8-11. Das sind Engel, die genau so aussehen wie hier: ein Gesicht eines Löwen, das Gesicht eines Stiers, das Gesicht eines Menschen und das Gesicht eines Adlers. Diese vier lebendigen Wesen sind Cherubimgestalten im Allerheiligsten.
Aber die Bundeslade hat ja nur zwei Cherubime. Ja, aber im Salomontempel hat Salomo noch zwei zusätzliche Cherubimgestalten mit Gold überzogen hinzugefügt. Es gab also vier lebendige Wesen rund um den Thron hier.
Die Bundeslade ist der Fußschemel, und Gott thront zwischen den Cherubim, so steht es in Psalm 80: Du thronst zwischen den Cherubim, strahle hervor. Das ist Gottes Thron hier.
Der Thron Gottes wird 37 Mal in der Offenbarung erwähnt, in keinem anderen Bibelbuch so oft. Gerade das Buch der Offenbarung zeigt, wie die Welt erschüttert wird von den größten Katastrophen, bei denen man meinen könnte, Gottes Steuerung sei entgangen.
Doch dort lernen wir: Gott ist noch auf dem Plan, und alles ist ihm untertan. Also ist der Thron Gottes das, was uns eine ganz besondere Sicherheit gibt, egal was in unserem Leben geschieht. Gottes Thron ist unerschütterlich, er steht fest.
Die Bundeslade ist der Ort der Versöhnung. Wenn wir in den Himmel kommen, war die Bundeslade ursprünglich der Ort des Gerichts. Dort waren die zehn Gebote drin, und die zehn Gebote fordern, dass die ganze Menschheit hingerichtet wird.
Das erste Gebot, „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“, ist eine Verurteilung aller Religionen der Welt. Auch das zweite und dritte Gebot verurteilen die Menschheit.
Die Bundeslade als Teil des Thrones Gottes verurteilt die Menschheit, aber sie ist auch der Ort, wo der Hohepriester das Blut gesprengt hat. So spricht sie von Versöhnung.
Wenn wir also in den Himmel kommen und diesen Thron sehen, dann ist das für uns eine Versicherung: Wir sind angenommen auf der Grundlage des Blutes des Herrn Jesus. Wir sind zuhause, da fühlen wir uns wohl.
Der Vorhang im Himmel, der Scheidevorhang, ist auch zerrissen, wie es sein Abbild damals auf Erden war (Matthäus 27). Der Zugang ist offen ins Allerheiligste.
So werden wir in Hebräer 10,19 eingeladen, hier hineinzukommen, in das Allerheiligste hinein. Heute können wir das nur in Gedanken tun, wenn wir uns so in Gottes Gegenwart stellen wie jetzt.
Wir werden aufgerufen in Hebräer 10,19, mit Freimütigkeit jetzt hinzutreten. Aber der Tag kommt, an dem wir körperlich dorthin kommen werden. Dann sind wir zu Hause, dann sind wir willkommen.
Die christliche Hoffnung als sicherer Anker der Seele
Ich möchte schließen mit einer Stelle aus dem Hebräerbrief, eine ganz schwierige Stelle, die uns jetzt ans Herz wachsen wird. In Hebräer 6,19 wird von der christlichen Hoffnung gesprochen: Das Schönste kommt noch. Diese Hoffnung haben wir als einen sicheren und festen Anker der Seele.
Dieser Anker geht auch in das Innere des Vorhangs hinein, wohin Jesus als Vorläufer für uns eingegangen ist. Er ist hoher Priester geworden in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.
Warum spricht der Hebräerbrief über einen Anker in Verbindung mit dem Heiligtum? Und warum wird das Wort „Vorläufer“ verwendet, ein Begriff, den die alten Griechen für ein kleines Schiff nutzten? Dieses Schiffchen lotste große Schiffe in den Hafen. Was hat das Heiligtum mit der Schifffahrt zu tun? Sehr viel.
Dieses Vorläufer-Schiffchen ging hinaus bei Häfen, die wegen Felsen unsicher waren. Vom Schiffchen aus nahm man den Anker des großen Schiffes und lotste es sicher zwischen den Klippen in den Hafen hinein.
Nun gibt es eine wichtige Verbindung, die Schnur. Im Talmud – nein, nicht im Talmud, sondern in der rabbinischen Literatur, im Buch Sohar – finden wir zwei Stellen, die sagen, dass man dem Hohen Priester am Versöhnungstag eine Schnur um den Fuß band. Warum? Falls der Hohe Priester tot umfiel, weil Gott das Opfer nicht annahm, konnte man ihn so evakuieren.
Der Herr Jesus ist für uns bereits hineingegangen. Er ist als Mensch im Himmel, im Allerheiligsten, das Lamm Gottes, und er wartet dort auf uns. Aber nicht, damit wir ihn evakuieren könnten, hat er eine Schnur. Vielmehr dient sie dazu, uns durch die Klippen des Lebens sicher in den Hafen zu führen.
Jetzt wissen wir, was das Heiligtum mit der Schifffahrt zu tun hat: sehr viel.
So haben wir als Erlöste diese Garantie, diesen sicheren Anker der Seele. Das, was wir jetzt so virtuell gesehen haben, werden wir wirklich erleben. Bei der Entrückung zieht der Herr uns, und wir gehen alle in den himmlischen Hafen.
Schlussgebet und Einladung zum Glauben
Wir wollen zum Schluss miteinander beten.
Herr Jesus, Du bist wunderbar. Du bist der Messias, das Lamm Gottes, und hast all diese Hinweise und Bilder im Alten Testament in Deiner Person erfüllt. In Dir sind wir vom Schatten zur Wirklichkeit gekommen.
Der Tempel in Jerusalem ist zerstört, doch wir haben das Original im Himmel. Es ist unsere Heimat. Herr Jesus, danke, dass Du uns das bereitet hast. Danke, dass wir auf Dich warten dürfen, bis dieses himmlische Schofahorn schallt. Dann werden die Heiligen in die Herrlichkeit eingehen.
Herr Jesus, danke, dass Du uns heimführen willst, bevor diese schrecklichen Siegelgerichte über eine Welt hereinbrechen, die Dein Opfer abgelehnt hat.
Und Herr Jesus, wir bitten Dich ganz besonders für die unter uns, die noch nicht Frieden mit Gott haben und noch keinen freien Zugang zur Herrlichkeit besitzen. Lass sie heute diesen Schritt ganz bewusst tun und Dein Opfer ganz persönlich für ihre Schuld in Anspruch nehmen.
Das bitten wir Dich, Herr Jesus, dass Du das wirken möchtest, damit dieser Tag ein Tag des Heils wird für viele. Amen.
