Einführung und Kontext des öffentlichen Dienstes von Johannes dem Täufer
Wir stehen heute in Matthäus 3. Letztes Mal haben wir bereits mit dem öffentlichen Dienst von Johannes dem Täufer in der Wüste begonnen. Heute fahren wir ab Vers 7 weiter.
Des Zusammenhangs wegen möchte ich bitten, zu Beginn nochmals ab Vers 1 bis zum Schluss des Kapitels zu lesen. Darf ich bitten, dass jemand uns Matthäus 3 zitiert?
Jesaja, der Prophet, hat gesprochen: „Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht gerade seine Pfade.“ Johannes aber hatte seine Kleidung aus Kamelhaar. Zu ihm kamen Menschen aus Jerusalem, ganz Judäa und der ganzen Umgebung des Jordan. Sie wurden von ihm im Jordan getauft, als sie ihre Sünden bekannten.
Als er aber viele der Pharisäer und Sadduzäer zu seiner Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: „Ihr Otternbrut, wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen? Bringt nun der Buße würdige Frucht und denkt nicht bei euch selbst zu sagen: ‚Wir haben Abraham zum Vater.‘ Denn ich sage euch, dass Gott aus diesen Steinen Kinder für Abraham erwecken kann.
Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt. Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch zwar mit Wasser zur Buße, der aber nach mir kommt, ist stärker als ich. Ich bin nicht wert, ihm die Sandalen zu tragen. Er wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen.
Seine Wurfschaufel ist in seiner Hand, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen. Den Weizen wird er in die Scheune sammeln, die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.“
Dann kommt Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, um von ihm getauft zu werden. Johannes aber wehrte ihm und sprach: „Ich habe nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?“
Jesus antwortete und sprach zu ihm: „Lass es jetzt geschehen, denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen.“ Dann ließ er es ihm zu.
Als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser herauf. Und siehe, die Himmel wurden ihm aufgetan, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herniederfahren und auf ihn kommen. Und siehe, eine Stimme erging aus den Himmeln, die sprach: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“
Die Sensation des Auftretens von Johannes dem Täufer und seine geografische Verortung
Vielen Dank! Wir haben beim letzten Mal gesehen, dass das Auftreten von Johannes dem Täufer eine Sensation war. Seit Malachi, dem letzten Propheten des Alten Testaments, etwa 400 vor Christus, gab es in Israel keine Propheten mehr, keine Schriftpropheten. Und jetzt plötzlich tritt ein Prophet mit Autorität auf und kündigt das unmittelbar bevorstehende Kommen des Messias an.
Wir haben bereits beim letzten Mal gesehen, dass dieser Johannes prophezeit wurde in Jesaja 40. Diese Stelle wird hier in Matthäus 3, Vers 3 zitiert: „Denn dieser ist der, von dem durch Jesaja, den Propheten, geredet ist und spricht: Stimme eines Rufenden in der Wüste, bereitet den Weg des Herrn, macht gerade seine Pfade.“
Wir haben diese Stelle auch im Original nachgeschlagen, in Jesaja 40, und dort gesehen, dass von einer Stimme in der Wüste gesprochen wird. Parallel dazu heißt es: „In der Steppe bereitet den Weg des Herrn.“ Im Hebräischen wird für Steppe das Wort Arawa verwendet. Das ist ein ganz bestimmter geografischer Begriff. Die Arawa ist nicht irgendeine Steppe, sondern damit ist die Wüste Judäa gemeint, dort unten beim Toten Meer, in der Nähe von Jericho. Diese Talebene heißt in der biblischen Geographie Arava.
Genau dort ist Johannes der Täufer aufgetreten. Johannes 1, Vers 28 sagt, dass das in Betanien war. Es gibt einige Manuskripte, die abweichend dort das Wort Betawara verwenden. Das ist im Prinzip ein anderer geografischer Begriff, der später auch bekannter war und darum von späteren Abschreibern hinzugefügt wurde.
Das macht klar: Es ist nicht das Betanien von Lazarus, Maria und Marta auf dem Ölberg, sondern ein anderes Betanien, das auch Betabara genannt wurde. Das liegt gerade bei der Jordanmündung ins Tote Meer. Heute nennt man diesen Ort auf Arabisch Kasser al-Jahud. Das ist die überlieferte Taufstelle.
Diese Taufstelle wird auch durch ein Mosaik bestätigt, ein Kartenmosaik in einer byzantinischen Kirche in Madaba, heute in Jordanien. Dieses Mosaik stammt ungefähr aus dem fünften Jahrhundert nach Christus. Dort ist die Taufstelle mit Betabara eingetragen, und man sieht auf der Karte die Jordanmündung zum Toten Meer. Das entspricht dem heutigen Kasser al-Yahud.
Diese Stelle liegt nur ein paar Kilometer entfernt von Qumran in der Wüste Judäa. Dort gab es eine Siedlung von Leuten, die damals in der Wüste das Kommen des Messias erwarteten. Außerdem ist es nur wenige Kilometer von Jericho entfernt. Wir können den Ort also sehr genau geografisch lokalisieren.
Matthäus 3, Vers 5 sagt, dass zu Johannes hinausgingen Jerusalem und ganz Judäa. Das bedeutet ganz Südisrael mit der Hauptstadt Jerusalem und die gesamte Umgebung des Jordan. Die Menschen wurden von ihm im Jordan getauft, als sie ihre Sünden bekannten.
Das Auftreten von Johannes dem Täufer hat also in ganz Israel einen riesigen Aufruhr ausgelöst. Ich habe beim letzten Mal auch aus den jüdischen Altertümern von Josephus Flavius gelesen, wie er das Auftreten von Johannes beschreibt. Josephus war Jude und kam selbst nicht zum Glauben an den Messias Jesus. Dennoch beschreibt er Johannes als eine Sensation. Er sagt, Johannes sei in Israel als ein gerechter Mann anerkannt gewesen und damit auch als Prophet.
Die scharfe Kritik an Pharisäern und Sadduzäern und die Bedeutung der Otternbrut
Nun sehen wir etwas ganz Konkretes aus seiner Predigt. In Vers 7 kommen Pharisäer und Sadduzäer vor, doch er greift sie sehr scharf an. Wie nennt er sie? Otternbrut. Was bedeutet das? Es heißt Schlangenbrut – also Schlangen, die kleine, junge Schlangen gebären oder hervorbringen. Diese jungen Schlangen bezeichnet der Ausdruck „Otternbrut“ hier.
Wenn wir Johannes 8,44 aufschlagen, verstehen wir ganz genau, was er damit meint. Der Herr macht das noch deutlicher, als er zu Leuten aus dem jüdischen Volk sprach, die ihn ablehnten. Dort heißt es:
Ihr seid aus dem Vater, dem Teufel, und die Begierden eures Vaters wollt ihr tun. Jener war ein Menschenmörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater derselben. (Johannes 8,44)
Hier wird also deutlich gesagt: Ihr seid aus eurem Vater, dem Teufel. Der Teufel wird in Offenbarung 12 als die alte Schlange bezeichnet. Wenn man die erste messianische Prophezeiung in der Bibel aufschlägt, die erste Weissagung auf den kommenden Erlöser, findet man in 1. Mose 3,15 Folgendes:
Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen. (1. Mose 3,15)
Hier spricht Gott zur Schlange, zu Satan. Es wird Feindschaft gesetzt zwischen der Schlange und Eva sowie zwischen ihrem Samen und dem Samen der Schlange. Damit ist der Messias gemeint, der einmal von Eva abstammen würde. Er würde die Macht des Bösen, also Satan, vernichten, indem er den Kopf der Schlange zertreten würde. Dabei würde er allerdings eine Todeswunde erleiden.
Bereits hier haben wir einen Hinweis darauf, dass der Messias, wenn er kommt, sterben würde, um so die Macht Satans zu brechen. Gott spricht also von der Schlange und vom Samen der Schlange – das sind die Nachkommen der Schlangen. Das sind im Grunde alle Menschen, die unter der Macht Satans stehen und somit zur Otternbrut gehören.
Die Schlange als Symbol des Bösen und biblische Klarstellungen
Ach so, ich fasse die Frage zusammen für diejenigen, die über den Livestream zuhören: Die Frage lautet, wie man erklären kann, dass die Schlange als biologisches Wesen nicht mit dem Bösen gemeint ist, sondern dass in 1. Mose 3 wirklich der Teufel gemeint ist.
Es ist so: Der Teufel tritt normalerweise nie direkt in seiner wahren Gestalt auf, sondern immer verdeckt. Deshalb war auch damals die Versuchung nicht ganz direkt. Er benutzte als erstes Medium eine Schlange, also ein Geschöpf Gottes. Dieses Prinzip hat sich durch die gesamte Geschichte bis heute fortgesetzt. Satan braucht immer wieder Mittel – Medium heißt ja „Mittel“ –, durch die er sich mitteilen kann.
Damals hat er eben eine Schlange gewählt. Dadurch entstand eine Identifikation mit dieser Schlange. Man kann sagen, die Schlange war wie ein besessenes Tier. Das bedeutet jedoch nicht, dass Schlangen an sich als Lebewesen etwas Schlechtes sind, obwohl sie ein Bild des Bösen darstellen. Ähnlich ist es mit dem Schwein, das ein Bild des Unreinen ist, aber dennoch ein Geschöpf Gottes.
Gott hat das Schwein so geschaffen, dass es ein Bild dafür ist, was es heißt, ein Wesen zu sein, das es liebt, im Dreck zu wühlen. Das ist ein Bild für Menschen, die es lieben, in der Sünde zu leben. Dabei ist der Dreck nicht gleichbedeutend mit Sünde, sondern der Dreck des Schweins ist nur ein Bild für die Sünde.
So ist die Schlange ein Bild des Bösen. Wenn du aber einen biblischen Beweis möchtest: In 1. Timotheus 4,4 heißt es: „Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts Verwerfliches, wenn es mit Danksagung genommen wird, denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und Gebet.“
Es geht hier um das Essen und die Frage, ob Askese von Gott geboten ist. Paulus sagt: Nein. Es geht vielmehr darum, dankbar für alles zu sein, was Gott uns als Nahrung gegeben hat, und dazu gehört auch Fleisch.
Neutestamentlich ist damit für die Gemeinde geklärt, dass sie nicht den koscheren Gesetzen Israels aus 3. Mose 11 unterworfen ist. Grundsätzlich gilt, erklärt Paulus, dass jedes Geschöpf Gottes gut und nichts Verwerfliches ist. Wenn man es isst, soll man es mit Danksagung annehmen, also beten und Gott dafür danken.
Ganz wichtig: Mir wurde in Thailand die Frage gestellt, ob Christen Schlangen essen dürfen. Ich bin zwar nicht scharf darauf, aber manche sind es. Die Antwort lautet: Ja, aus biblischer Lehre dürft ihr Schlangen essen. Ihr seid nicht Israel, und man muss unterscheiden zwischen Israel und der Gemeinde in der Bibel.
Wer das vermischt, macht ein großes Durcheinander. Man muss klar unterscheiden zwischen dem Bund von Sinai mit Israel und der Gemeinde, denn dieser Bund wurde nicht mit der Gemeinde geschlossen. Deshalb gilt erst Timotheus 4 für euch Thailänder als Christen: Ja, ihr dürft Schlangen essen.
Das hat nichts mit dem Bösen zu tun, denn Schlangen sind ein Bild für das Böse. Wenn du eine Schlange als Haustier halten möchtest, habe ich nichts dagegen. Aus biblischer Sicht ist das kein Problem. Allerdings bist du damit vielleicht ein schlechtes Zeugnis. Die Schlange kann aber auch dazu dienen, Dinge zu erklären.
Ich habe jahrelang Jungschau gegeben, oft zusammen mit meiner Frau. Wir haben eine Spezialaktion gemacht, bei der wir den Kindern eine Riesenschlange nahegebracht haben. Sie hatten sogar die Möglichkeit, die Beinansätze zu berühren. Boas zum Beispiel haben noch Beinansätze. Das ist ein Hinweis darauf, dass Schlangen früher Beine hatten.
Durch den Fluch beim Sündenfall hat Gott gesagt, dass die Schlange von nun an auf dem Bauch kriechen und Staub fressen soll. Dadurch wurde die biologische Einrichtung der Schlange vom Schöpfer verändert. Die Beinansätze sind noch spürbar.
Wir haben die Schlange nicht geschlachtet. Es wäre interessant gewesen, das ganze Skelett zu zeigen. Dort sieht man beim Beckengürtel, dass Schlangen ähnlich aufgebaut sind wie wir. Sie haben eine ziemlich lange Wirbelsäule, sogar länger als unsere im Verhältnis, und dort befindet sich das Becken mit den Beinansätzen.
Diese Beinansätze sind weiterhin wichtig und erfüllen eine Funktion, nämlich bei der Paarung der Schlangen. Das Männchen hält das Weibchen mit diesen Beinansätzen fest. Dort sind auch die Geschlechtsorgane untergebracht.
Das beeindruckt die Kinder sehr, wenn sie das konkret erleben und sehen. So wird ihnen klar, dass die Bibel wirklich wahr ist. Sogar in solchen Details wie diesen Beinansätzen kann man das sehen.
Das steht alles unter dem Vorzeichen von 1. Timotheus 4: „Jedes Geschöpf Gottes ist gut.“ Das zeigt auch, wie weise der Schöpfer ist. Ja, genau das ist berechtigt.
Die Bedeutung der Umkehr und die Warnung vor falscher Sicherheit durch Abstammung
Gut, aber mein Punkt bezüglich 1. Mose 3 war, dass hier vom Samen oder von der Nachkommenschaft der Schlange gesprochen wird. Das sind all die Menschen unter der Herrschaft Satans, also grundsätzlich alle Menschen. Sie sind Schlangenbrut.
Es gibt jedoch Menschen, die ihre Schuld vor Gott bekennen, so wie viele es bei Johannes taten. Die Pharisäer und Sadduzäer wollten sich jedoch nicht taufen lassen. Sie kamen nur, um zu schauen. Dann sagte Johannes zu ihnen: „Ottenbrut, wie wollt ihr dem Zorn Gottes entfliehen?“ Sie dachten, sie seien Juden und stammten von Abraham ab. Das sei ihre Fahrkarte in den Himmel.
Falsch, sagt Johannes. Ihr seid Söhne von Kindern Satans, Kindern der Schlange aus 1. Mose 3. Schlagen wir wieder auf Matthäus 3, so sagt Johannes weiter: „Wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen?“ Ihr werdet also auch unter das Gericht Gottes kommen. Dass ihr Juden seid und eure Abstammung auf Abraham zurückführen könnt, rettet euch noch nicht.
Dann sagt er aber in Vers 8: „Bringt nun der Buße würdige Früchte.“ Es reicht also nicht, einfach nur Sünden zu bekennen. Das Sündenbekenntnis muss echt sein und sich durch Konsequenzen im Leben zeigen. Man merkt, dass eine Umkehr stattgefunden hat und dass sich Dinge im Leben verändert haben.
Wenn jemand sagt: „Ich bin bekehrt“, und sich nichts ändert, dann muss man fragen: Wo ist die Bekehrung? Das war vielleicht nur eine Show oder ein Selbstbetrug. Aber Buße, die Reue über die Sünde, muss Früchte bringen und sich auswirken. Das sagt Johannes ihnen: Bringt der Buße würdige Früchte. Nur so kann ein Jude errettet werden – durch echte Umkehr. Die Abstammung von Abraham nützt noch nichts.
Dann folgt ein wunderbares Wortspiel, ja, zwischendurch.
Die Haltung der Pharisäer und Sadduzäer gegenüber der Taufe und Gottes Ratschluss
Kann ich vorher noch kurz deine Aussage belegen, dass sie nur zum Schauen gekommen sind oder so typisch waren? Mal sehen, wer da vielleicht Konkurrenz erweckt. Lukas 7, Vers 30. Sehr gut, ich habe mir gerade überlegt, ob wir das aufschlagen sollen, und jetzt hast du mich dazu motiviert.
Ja, die Stelle ist mir auch erst vor nicht allzu langer Zeit so richtig aufgefallen, weil sie in Bezug auf das Thema Auserwählung und Nichteinbeziehung eine ganz entscheidende Aussage macht. Jawohl, und zwar liest du Lukas 7, Verse 29 und 30:
„Und das ganze Volk, das zuhörte, und die Zöllner rechtfertigten Gott dadurch, dass sie mit der Taufe des Johannes getauft wurden. Die Pharisäer aber und die Gesetzeslehrer machten in Bezug auf sich selbst den Ratschluss Gottes wirkungslos, weil sie sich nicht von ihm taufen ließen.“
Du wolltest dazu vielleicht noch etwas ausführen, oder?
Ja, also wenn du das schon angeregt hast: Effektiv wird der Calvinismus mit dieser Stelle widerlegt. Ich habe einen jungen Studenten, der an einer Schule ist, an der Calvinismus gelehrt wird, und ich habe ihm diese Stelle mitgegeben. Dann hat er mit einem anderen Studenten gesprochen, der vom Calvinismus überzeugt war, und diese Stelle zitiert. Daraufhin sagte dieser: „Wirklich, ja, diese Stelle, das geht nicht mit Calvinismus. Die Pharisäer haben den Ratschluss Gottes wirkungslos gemacht. Wie geht das?“
Der Calvinist lehrt, dass Gott seinen Ratschluss hat und ihn durchzieht. Er hat den Willen des Menschen überhaupt nicht zu suchen. Gott zieht es durch. Aber hier steht: „Sie haben den Ratschluss Gottes wirkungslos gemacht.“ Das geht ja überhaupt nicht.
Aber man muss genau lesen: „Den Ratschluss Gottes in Bezug auf sich selbst wirkungslos gemacht.“ Gott hat einen Ratschluss, und den zieht er durch. Und das war dieser Ratschluss, durch die Sendung seines Sohnes Jesus Christus Heil und Rettung für die Menschen zu bringen. Er hat seinen Sohn gegeben, nicht nur für eine bestimmte Gruppe aus der Menschheit, wie der Calvinismus lehrt, sondern für die Welt.
Johannes 3,16: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt.“ Nicht nur die Auserwählten, sondern die Welt – das heißt, er hat die ganze Welt geliebt –, „dass er seinen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“
Das Wort „Welt“ umfasst also alle Menschen. Der Bibeltext geht auf den einzelnen Menschen ein. Dieser muss sich bekehren. Wer das Angebot zur Rettung, das Gott jedem macht, ausschlägt, macht den Ratschluss Gottes in Bezug auf sich selbst wirkungslos. Und das lässt Gott so geschehen, weil er die Menschen nicht zwingt, sich zu bekehren. Der Mensch muss selbst die Entscheidung treffen.
Gott gibt allen Menschen die Gelegenheit, mit ihrem Willen Ja zu sagen. Aber wer störrisch widersteht, sagt Römer 2,4, der häuft sich Zorn auf und geht verloren. Und dieser hat den Ratschluss Gottes in Bezug auf sich selbst wirkungslos gemacht.
Nun hat Andreas diese Stelle angeführt, um zu belegen, dass diese Pharisäer nur zum Zuschauen kamen und gar keine Umkehr erleben wollten. Darum sagt Johannes: „Es bringt euch nichts, dass ihr Juden seid.“ Man wird nicht durch das Jude-Sein gerettet, sondern nur durch Umkehr und Buße. Man muss die Schuld Gott bekennen.
Weiter wies Johannes dann auf den kommenden Messias hin, an den sie jetzt als Juden glauben müssen.
Johannes der Täufer weist auf Jesus als das Lamm Gottes hin
Wir können dazu noch Johannes 1 heranziehen, wo beschrieben wird, wie Johannes der Täufer erklärt, dass Jesus Christus gekommen ist, um Jesaja 53 zu erfüllen.
Lies uns bitte Johannes 1,29 vor: Am folgenden Tag sieht er Jesus zu sich kommen und spricht: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt. Dieser ist es, von dem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der den Vorrang vor mir hat. Denn er war vor mir.“
Johannes der Täufer weiß als Prophet ganz klar auf Jesus von Nazareth hinzuweisen. Er bezeichnet ihn als das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt. Das ist eine deutliche Anspielung auf Jesaja 53, wo nach Erkenntnis der alten Rabbiner der Messias beschrieben wird – der Knecht Gottes, der als Lamm stellvertretend für unsere Sünden stirbt.
So macht Johannes das klar und weist darauf hin: Man muss sich taufen lassen, die Sünden bekennen und sich bereit machen, dem Lamm Gottes zu folgen. Dabei ist ganz eindeutig definiert, dass es sich bei diesem Mann aus Nazareth um den handelt, an den man glauben soll. Er ist es, der die Schuld wegnimmt.
Die Menschen haben ihre Sünden bekannt in der berechtigten Annahme, dass Gott dann vergibt. Doch aufgrund wovon vergibt Gott? Aufgrund des Messias, des Herrn Jesus, der als Lamm sterben würde.
Warnung vor falscher Sicherheit durch Abstammung und das kommende Gericht
Und jetzt zurück zu Matthäus 3,9. Dort sagt Johannes: „Und denkt nicht, bei euch selbst zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater.“ Es nützt euch nicht, wenn ihr euch auf die Abstammung beruft. Die Abstammung bringt keine Errettung.
Denn ich sage euch, dass Gott dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken vermag. Er ist also gar nicht auf euch angewiesen. Er könnte aus den Steinen Kinder machen und sie Abraham zurechnen.
Das ist ein wunderbares Wortspiel im Hebräischen. Was heißt „Steine“ auf Hebräisch? Nein, das ist Griechisch. Petros ist Griechisch, das wäre Aramäisch, und zwar Griechisch ausgesprochen. Avanim – das „B“ wird weich ausgesprochen, Avanim, aber man schreibt Abanim, ja? Und was heißt „Söhne“? Ja, im Plural: Söhne? Banim, Abanim, Banim.
Sag nicht: „Wir sind eben Banim von Abraham.“ Denn Gott könnte aus diesen Abanim den Abraham Banim erzeugen. Ja, darum der Zusammenhang: Steine, Söhne.
Man fragt sich, warum er gerade das nimmt. Er hätte ja auch sagen können: „Aus dieser Erde könnte er Söhne erwecken“, so wie Gott Adam aus Ackererde geformt hat. Nein, er sagt „Steine“. Gut, da gibt es auch viele Steine, dort in der Arava unten. Aber es ist eben dieses Wortspiel.
Dann erklärt er, das Gericht steht also bereit, dass es über euch kommt – so wie die Axt, die eben an die Wurzel der Bäume gelegt wird. Jeder Baum, der keine Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
Dieses Feuer ist ein Hinweis auf das ewige Feuer des Feuersees, der Hölle. Also eine klipp und klare Predigt, absolut nicht postmodern. Da dürfte man nicht über die Hölle sprechen, ja? Aber Postmoderne hat so ziemlich nichts mit der Bibel zu tun.
Er hat also klipp und klar einerseits den Weg zur Rettung gezeigt – den Retter, das Lamm Gottes – und andererseits auch das ewige Gericht.
Die Taufe mit Wasser und die Taufe mit Heiligem Geist und Feuer
Und dann kommt Vers 11, der jetzt auch mit Vers 10 zusammenhängt. Er spricht von dem Feuer, in dem die abgeschlagenen Bäume verbrannt werden. Diese Bäume bringen keine Frucht, beziehungsweise keine Frucht, die der Buße würdig ist, und werden ins Feuer geworfen.
Vers 11 nimmt darauf Bezug. Er liest nochmals Andreas Vers 11 und 12: „Ich taufe euch zwar mit Wasser zur Buße, der nach mir Kommende aber ist stärker als ich. Dem bin ich nicht wert, die Sandalen zu tragen. Er wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen. Dessen Wurfschaufel ist in seiner Hand, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln. Die Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.“
Johannes erklärt hier, dass er als Vorläufer und Prophet mit Wasser tauft. Der Messias selbst, der nach ihm kommt und auf den er hinweist, wird ebenfalls eine Taufe durchführen. Diese wird jedoch anders sein: Er wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen.
Was bedeutet das? Taufe mit Heiligem Geist und Taufe mit Feuer. Es gibt Christen, die um die Taufe mit dem Heiligen Geist und um die Taufe mit dem Feuer beten. Wenn sie wüssten, was sie beten, würden sie es vielleicht nicht mehr tun. Das ist eine unglaubliche Sache – um eine Taufe mit Feuer zu beten. Wir werden gleich sehen, was das bedeutet.
Zuerst wollen wir klären: Was bedeutet die Taufe mit Heiligem Geist?
Die Taufe mit Heiligem Geist im Neuen Testament
Wie viele Stellen im Neuen Testament sprechen über dieses Thema? Wo genau und wie wird es beschrieben? Fünf, sieben? Ja, und man kann sie sich gut merken.
In allen vier Evangelien, in der Erzählung über die Taufe durch Johannes, finden wir vier Stellen: Matthäus 3, Markus 1, Lukas 3 und Johannes 1. An diesen Stellen stellt sich immer die Frage: Was ist das? Was ist damit gemeint? Jesus Christus wird mit dem Heiligen Geist taufen.
Dann gibt es die fünfte Stelle, die man sich gut merken kann: Apostelgeschichte 1. Dort sagt der auferstandene Herr Jesus zu seinen Aposteln: „In wenigen Tagen werdet ihr mit Heiligem Geist getauft werden.“ Hat man schon einen Hinweis? Jetzt, jetzt kommt es!
Tatsächlich geschieht es dann in Apostelgeschichte 2, also im nächsten Kapitel. Dort ist Pfingsten, und der Heilige Geist wird den Gläubigen gegeben. Eine weitere Stelle findet sich in Apostelgeschichte 11.
Schauen wir uns zunächst Apostelgeschichte 1 an und dann 1. Korinther 12. In den Evangelien ist es klar: Dort wird die Taufe mit dem Heiligen Geist angekündigt, und wir stellen immer noch die Frage, was das genau bedeutet. Apostelgeschichte 1 hilft schon weiter, sogar deutlich mehr. Unmittelbar vor Pfingsten wird das gesagt.
Liest jemand bitte Apostelgeschichte 1, Verse 4 und 5 vor? „Und als er mit ihnen versammelt war, befahl er ihnen, sich nicht von Jerusalem zu entfernen, sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten, die ihr gehört habt. Denn Johannes taufte mit Wasser, ihr aber werdet mit Heiligem Geist getauft werden nach diesen wenigen Tagen.“
Gut, also jetzt kommt’s, wird hier gesagt. Und in Apostelgeschichte 2 wird der Heilige Geist ausgegossen. Die Gläubigen bekommen den Heiligen Geist, der in ihnen wohnt.
Dann gibt es noch eine Stelle in Apostelgeschichte 11. Dort wird beschrieben, dass Petrus vom Herrn ins Haus des Hauptmanns Cornelius gerufen wurde, um zu predigen. Diese Leute kamen zum Glauben, und sogleich kam der Heilige Geist über sie. Die Beschreibung finden wir in Apostelgeschichte 10, Verse 44-48.
Nachdem klar war, dass sie den Heiligen Geist empfangen hatten, wurden sie auch mit Wasser getauft, also christlich getauft.
In Apostelgeschichte 11 erzählt Petrus von diesem Ereignis, wie die Heiden bei Cornelius zum Glauben kamen und was er sich dabei überlegt hat. Lest jemand bitte Apostelgeschichte 11, Vers 15 vor? „Als ich aber zu reden anfing, fiel der Heilige Geist auf sie, gleich wie auf uns am Anfang. Da gedachte ich an das Wort des Herrn, wie er sagte: Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit Heiligem Geist getauft werden.“
Damit versteht man den Zusammenhang: Petrus erzählt rückblickend von dem, was er im Haus von Cornelius erlebt hat (beschrieben in Apostelgeschichte 10,44-48). Diese Nichtjuden kamen zum Glauben an den Herrn Jesus, empfingen den Heiligen Geist während der Predigt und wurden danach getauft.
Jetzt sagt er rückblickend: Als das so geschah, dachte ich an das Wort aus Apostelgeschichte 1, dass der Herr gesagt hat, nach nicht vielen Tagen werdet ihr mit Heiligem Geist getauft werden.
Wir sehen also, es steht im Zusammenhang mit dem Empfang des Heiligen Geistes bei der Bekehrung. Außerdem steht es im Zusammenhang mit dem Ereignis in Apostelgeschichte 2, das ein paar Tage nach der Aussage des Auferstandenen in Apostelgeschichte 1 geschah.
Nun kommt die siebte Stelle, die dem ganzen Thema die Krone aufsetzt, weil dort noch mehr Informationen gegeben werden: 1. Korinther 12.
Dort geht es um den Leib Christi. Alle Gläubigen heute bilden zusammen einen Leib, jeder Gläubige ist ein Glied an diesem Leib. Lest bitte 1. Korinther 12, Verse 12 und 13 vor:
„Denn wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl viele, ein Leib sind, so auch der Christus. Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden.“
Hier wird gesagt: Die Gemeinde ist wie ein natürlicher Körper. Sie ist eine Einheit, ein Leib, und trotzdem eine Vielheit. Es gibt verschiedene Glieder am Leib. So ist es auch mit dem Christus.
Das ist interessant, denn hier wird ein neuer Gebrauch des Ausdrucks „der Christus“ (hebräisch: der Messias) gemacht. Im Alten Testament bedeutet der Christus der verheißene Erlöser, der einmal kommen würde. Im Neuen Testament wird dieser Ausdruck auch gebraucht, um die Verbindung aller Gläubigen mit Jesus Christus als einen Leib zu beschreiben.
In Epheser 3 wird das Geheimnis des Christus beschrieben: Dass Christus, der Messias, mit allen Gläubigen aus Juden und Heiden eine Einheit bildet – den Leib Christi. Das war im Alten Testament nicht bekannt und ist deshalb ein Geheimnis.
Nun stellt sich die Frage: Wie kommt man in diesen Leib hinein? Das wird in 1. Korinther 12, Vers 13 erklärt: „Denn auch in einem Geist, das heißt in der Kraft des Heiligen Geistes, sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“
Das hat man in den sechs vorherigen Stellen nie so gefunden: „zu einem Leib getauft.“ Es wird immer gesagt „mit Heiligem Geist getauft.“ Aber was bedeutet das?
Jetzt kommt die Erklärung: Man wird getauft zu einem Leib. Das klingt sprachlich etwas schwierig. Da hilft ein bisschen Griechischunterricht.
Das Wort „baptizo“ (taufen) bedeutet wörtlich „organisch in eine andere Materie einführen“. Das Wort wurde bei den Griechen zum Beispiel für ein Schiff verwendet, das untergeht. Ein antikes Holzschiff wird dabei in eine andere Materie, nämlich Wasser, hineingeführt.
Das gleiche Wort wurde auch für das Färben benutzt: Man führt Stoff in eine andere Materie, nämlich Farbe, hinein, und der Stoff wird gefärbt. Der Grundgedanke ist also, in eine andere Materie hineingeführt zu werden.
Jetzt versteht man besser, was „zu einem Leib getauft“ bedeutet: Der einzelne Mensch wird in den Leib Christi hineingeführt. Die Taufe mit dem Heiligen Geist bedeutet, dass man ein Glied an diesem Leib bekommt, an diesem Geheimnis des Christus, mit Jesus Christus organisch verbunden als ein Glied.
Und jetzt wird auch klar: Das geschieht bei der Bekehrung. Würde die Taufe mit Heiligem Geist erst später geschehen, wäre man ein Gläubiger, der kein Christ ist, weil er ja nicht zur Gemeinde gehört.
In welchem Moment lehrt die Bibel, bekommt man den Heiligen Geist? Epheser 1, Verse 13 und 14 geben den lehrmäßigen Grundsatz:
„In ihm seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Errettung, gehört habt, in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Unterpfand unseres Erbes ist, bis zur Erlösung des Eigentums, zum Lob seiner Herrlichkeit.“
Ganz wichtig ist diese Aussage in Vers 13: Nachdem ihr zum Glauben gekommen seid, seid ihr versiegelt worden mit dem Heiligen Geist. Die zeitliche Abfolge ist im Griechischen ganz klar: Nachdem ihr geglaubt habt, seid ihr versiegelt worden.
All das geschieht bei der Bekehrung.
Es gibt allerdings einen Spezialfall in Apostelgeschichte 2. Diese Juden an Pfingsten bekommen den Heiligen Geist erst nach der Taufe. Petrus sagt, sie müssen Buße tun, getauft werden und werden dann die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.
Später in Apostelgeschichte 8 ist es noch komplizierter: Die Samariter kommen zum Glauben, werden getauft, haben aber noch nicht den Heiligen Geist. Erst als die Apostel Johannes und Petrus ihnen die Hände auflegen und sie das akzeptieren, gibt Gott den Heiligen Geist.
In Apostelgeschichte 10, bei den Römern im Haus von Cornelius, hören die Menschen das Evangelium, bekommen den Heiligen Geist und werden dann getauft. Niemand legt ihnen die Hände auf.
Das Rätsel löst sich so: Die grundsätzliche Lehre ist in Epheser 1. Das allgemeingültige Prinzip wird gezeigt. In der Bibel muss man unterscheiden zwischen mindestens drei Typen von Büchern: Geschichtsbücher, prophetische Bücher und Lehrbücher.
Erstes Mose ist ein Geschichtsbuch, Jesaja ein prophetisches Buch, und Sprüche ein Lehrbuch. Die Apostelgeschichte ist ein Geschichtsbuch – unser deutscher Name sagt es ja schon, Apostelgeschichte. Der Epheserbrief ist ein Lehrbuch, wie alle 21 Briefe der Apostel und Propheten im Neuen Testament.
Das Lehrbuch zeigt uns den Grundsatz, den allgemeingültigen Grundsatz. Ein Geschichtsbuch zeigt, wie Gott solche Prinzipien ausführt, aber auch, wie er manchmal Spezialfälle macht.
Darum haben wir drei verschiedene Fälle in der Apostelgeschichte. Auffällig ist, dass es bei Juden anders ist, bei Samaritern anders und bei den gewöhnlichen Heiden (Römern) wieder anders.
Am schwierigsten war es bei den Samaritern, am zweitschwierigsten bei den Juden und am einfachsten bei den Nichtjuden.
Die Erklärung ist: Für Juden war es vor zweitausend Jahren ein großes Problem, dass plötzlich so viele Nichtjuden zum Glauben an Jesus Christus kamen. Sie fragten sich: Was machen wir denn? Müssen die nicht zuerst Juden werden, als Proselyten ins Judentum übertreten? Dazu gehört eine spezielle Taufe und die Beschneidung.
Das Neue Testament zeigt mit aller Klarheit: Nein! Die Gemeinde, das Geheimnis des Christus, der Leib Christi, verbindet Gläubige aus Heiden und Juden zu einem organischen Ganzen. Die Gemeinde ist kein Teil des Judentums.
Darum müssen wir nicht ins Judentum übertreten, keine Proselyten-Taufe, keine Beschneidung.
Das hat Gott bewiesen, indem die Heiden es am einfachsten hatten – von Anfang an. Sie glaubten an das Evangelium, und sofort gab Gott ihnen den Heiligen Geist, dann folgte die Taufe, die christliche Taufe.
Man hätte denken können, das sei vielleicht eine Art Prophetentaufe. Nein! Gott gab ihnen den Heiligen Geist, bevor sie getauft wurden.
Bei den Juden war es schwieriger: Bekehrung und dann Taufe.
Man muss wissen, wenn ein Jude sich taufen lässt, ist das im Judentum ein echtes No-Go. Heiden mussten sich taufen lassen, um Juden zu werden durch die Proselytentaufe. Aber Juden, die von Abraham, Isaak und Jakob abstammen, brauchen keine Taufe.
Jetzt wurden Juden getauft. Das bedeutete innerhalb des Judentums einen Bruch zwischen denen, die an den Messias Jesus glauben, und denen, die nicht an ihn glauben.
Das war ein großer Schritt. Damit konnten sie beweisen, dass sie rechte Gläubige waren. Außerdem wurde ihnen klar: Die Nichtjuden hatten es einfacher als sie. Sie mussten zuerst getauft werden, die Nichtjuden nicht. Das war eine demütigende, aber wichtige Lektion, um Gottes Pläne zu zeigen.
Bei den Samaritern war es noch schwieriger. Die Samariter hatten ein großes Problem mit den Juden.
Sie hatten zwar etwas israelitisches Blut. Als die Assyrer um 722 v. Chr. das Nordreich Israel der zehn Stämme zerstörten, wurden die zehn Stämme nach Assyrien deportiert (heutiger Nordirak).
Dann wurden von anderswo Völker deportiert und am alten Ort angesiedelt. Es gab Leute aus der Unterschicht, die nicht deportiert wurden, sondern eine Minderheit blieben. Mit ihnen vermischten sich andere Völker.
Darum sind die Samariter überzeugt: Wir sind Israeliten, sogar die richtigen Israeliten. Ich habe das selbst erlebt und mit dem Bruder des Hohenpriesters gesprochen. Er erklärte genau, wie sie es richtig machen, nämlich besser als die Juden.
Vor zweitausend Jahren gab es echte Probleme zwischen Juden und Samaritern. Die Samariter betrachteten nur die fünf Bücher Mose als inspiriert, nicht die späteren Bibelbücher.
Deshalb erkannten sie nicht an, dass Jerusalem der von Gott erwählte Tempelort ist. Jerusalem wird in den fünf Büchern Mose nicht als Tempelort erwähnt, das kommt erst später bei David und in späteren biblischen Büchern.
Darum sagten die Samariter: Ihr seid falsch, der Tempel gehört auf den Berg Garizim, der in 5. Mose 27 besonders hervorgehoben wird.
Es gab also einen ständigen Streit darüber, wo der richtige Ort ist, und auch Streit darüber, was die richtige Bibel ist.
Als die Samariter in Apostelgeschichte 8 zum Glauben kamen, hätte das die erste Spaltung unter Christen bedeuten können: Wir glauben an den Messias Jesus, aber wir sind eine samaritanische Kirche und haben nichts mit der jüdischen Kirche zu tun.
Nun mussten die beiden jüdischen Apostel Petrus und Johannes kommen. Sie legten ihnen die Hände auf – in der biblischen Sprache ein Symbol für Identifikation.
Wie beim Opfer: Der Sünder legt dem unschuldigen Opfer die Hände auf, überträgt bildlich seine Schuld, und das unschuldige Tier stirbt an seiner Stelle.
So akzeptierten die Samariter die Juden, die ihnen die Hände auflegten, und sagten: Wir gehören zusammen.
Erst als sie das akzeptierten, gab Gott den Heiligen Geist.
Aber niemand soll meinen, er brauche zuerst jemanden, der ihm die Hände auflegt, um den Heiligen Geist zu bekommen. Das hat den Sinn nicht verstanden.
Der Grundsatz ist klar: Epheser 1,13 – nachdem ihr zum Glauben gekommen seid, seid ihr versiegelt worden mit dem Heiligen Geist.
Apostelgeschichte 2 und 8 erzählen historische, besondere Momente, die wichtig sind, damit klar wird: Die Gemeinde ist keine jüdische Sekte, sondern etwas völlig anderes.
Man darf das nicht mit Israel vermischen. Das muss man unterscheiden und alles an seinem Platz stehen lassen. Das ist wichtig.
Die Taufe mit Heiligem Geist als Eintritt in den Leib Christi
Und nun zurück zu 1. Korinther 12,13: Die Taufe mit dem Heiligen Geist ist der Moment, in dem jemand Christ wird, den Heiligen Geist empfängt und somit ein Glied am Leib Christi wird.
Wenn jedoch jemand glaubt, die Geistestaufe sei ein zweites, späteres Ereignis, dann lehrt er damit, dass man mit der Bekehrung gar kein Christ wird und kein Glied am Leib Christi ist. Das ist jedoch nicht richtig.
Bereits mit der Bekehrung empfängt man den Heiligen Geist und wird ein Glied am Leib Christi.
1. Korinther 12,13 macht deutlich, dass es sich dabei nicht um ein ekstatisches Ereignis handelt, sondern um eine Heilstat Gottes. Jemand wird in den Leib Christi eingeführt und wird so Teil dieses Geheimnisses des Christus.
Beispiele aus der Apostelgeschichte und der Übergang vom Alten zum Neuen Testament
Da ist noch eine Frage, schon seit längerem, Verzeihung! Also bei all den Bekehrungen in den Evangelien, noch vor Pfingsten, war es so, dass sie den Heiligen Geist noch nicht empfangen hatten. Ja, erst ab Pfingsten. Das wird gesagt von all denen, die dort beieinander waren, im Obersaal, dass sie den Heiligen Geist bekommen haben.
Aber wir haben ein Beispiel in Apostelgeschichte 19. Dort trifft der Apostel Paulus später in Ephesus Jünger von Johannes, dem Täufer, an. Er fragt sie: „Wie war das, als ihr zum Glauben gekommen seid? Habt ihr den Heiligen Geist bekommen?“ Sie antworten, sie hätten gar nicht gewusst, dass der Heilige Geist da sei.
Können wir das kurz aufschlagen? Das gibt uns zumindest eine Teilantwort auf die Frage. Lest jemand bitte Apostelgeschichte 19,1-7:
„Es geschah aber, während Apollos in Korinth war, dass Paulus, nachdem er die oberen Gegenden durchzogen hatte, nach Ephesus hinabkam und einige Jünger antraf. Er sprach zu ihnen: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, nachdem ihr gläubig geworden seid? Sie aber sprachen zu ihm: Wir haben nicht einmal gehört, ob der Heilige Geist da ist. Er sprach: Worauf seid ihr denn getauft worden? Sie aber sagten: Auf die Taufe des Johannes. Paulus aber sprach: Johannes taufte mit der Taufe der Buße und sagte dem Volk, dass sie an den glauben sollten, der nach ihm käme, das ist Jesus. Als sie es aber gehört hatten, wurden sie auf den Namen des Herrn Jesus getauft. Und als Paulus ihnen die Hände aufgelegt hatte, kam der Heilige Geist auf sie, und sie redeten in Sprachen und weissagten. Es waren aber insgesamt etwa zwölf Männer.“
Und jetzt sind wir da schon einige Jahre nach Pfingsten, und diese Jünger hatten den Heiligen Geist noch nicht empfangen. Warum? Weil sie zwar gläubig waren, aber man muss sagen, noch auf einem alttestamentlichen Boden standen — so wie alttestamentliche Gläubige. Allerdings waren sie schon so weit, dass sie Johannes den Täufer erlebt hatten, der gesagt hatte: Jetzt kommt der Messias, und ihr müsst an ihn glauben. Aber es waren quasi immer noch Gläubige, die man auf dem Boden des Judentums ansiedeln kann.
Was hier geschieht, ist nun der Übertritt vom Boden des Judentums, alttestamentlich, auf den Boden des Christentums, neutestamentlich. Und mit diesem Übergang bestätigt Gott ihren Glauben durch den Heiligen Geist.
Also wie ist das bei allen anderen geschehen, die keinen Kontakt mit Paulus hatten? Es war grundsätzlich nicht von Paulus abhängig, sondern davon, was sie geglaubt hatten. Es war nötig, dass man das volle Evangelium kannte, das eben auch den Tod und die Auferstehung des Herrn mit beinhaltete und das, was Gott an Pfingsten getan hat. Das musste quasi nachgeholt werden, und dann war der Übergang vom Alten Testament zum Neuen Testament möglich.
Genau, aber es war so, dass dieser Übergang möglich war, weil ab Pfingsten das Evangelium durch die Apostel und die Jünger allgemein sofort ausgebreitet wurde. So konnten auch alle, die schon einen Teil wussten, wirklich überführt werden. Das war ein wichtiger Punkt.
Interessant ist, dass dieses Ereignis hier durch das Sprachenreden bestätigt wird. Wir haben das dreimal in der Apostelgeschichte: drei Beispiele — Apostelgeschichte 2, dann Apostelgeschichte 10 und hier. Und jedes Mal hängt das zusammen mit diesem Übergang vom Alten Testament zum Neuen.
Am Pfingsten entsteht die Gemeinde, und dieses Neue wird durch das Sprachenreden bestätigt. Dann in Apostelgeschichte 10 kommen Nichtjuden zum Glauben. Am Pfingsten waren alle, die zur Gemeinde hinzugeführt wurden, Juden. Ab jetzt kommen offiziell die Nichtjuden dazu, und zwar ohne dass sie Juden werden müssen. Das wird ebenfalls durch das Sprachenreden bestätigt. Das ist völlig neu.
Und jetzt hier haben wir den Übergang von den Jüngern Johannes des Täufers, die auf den Boden des Neuen Testaments kommen — also wirklich mit dem Anfang verbunden — und auch das wird mit Sprachenreden verbunden.
Interessant ist Augustinus. Wenn ich Augustinus zitiere, heißt das übrigens nicht, dass ich allen zustimme, was er gelehrt hat. Augustinus schreibt um 400 in seinem ersten Johannes-Kommentar, dass Gott das Zeichen der Sprachen gegeben habe, um zu zeigen, dass jetzt in dieser neuen Zeit Gott nicht mehr nur zu einem Volk, dem Volk Israel, sprechen will, sondern zu allen Völkern.
Dieses Zeichen der Sprachen sei damals eben in Erscheinung getreten und danach verschwunden. Um 400 sagte er, das war damals und ist verschwunden.
Ja, eben weil es ein Zeichen war, wie der Herr Jesus in Markus 16 sagt: Diese Zeichen werden folgen, sie werden in neuen Sprachen sprechen. Das war ein Zeichen, das andeuten sollte, dass jetzt etwas ganz Neues kommt. Dieses Neue musste betont werden, denn jetzt entsteht die Gemeinde. Und jetzt geht es darum, dass alle Nationen mit dem Evangelium erreicht werden. Wer sich bekehrt, wird mit den Juden zusammengeführt zu einem Leib. Das ist die Taufe mit dem Heiligen Geist.
Eben kein ekstatisches Ereignis. Und das ist schon erstaunlich, wenn man bedenkt, dass in der charismatischen Lehre die Geistestaufe oft als verzücktes Ereignis dargestellt wird. Die Bibel spricht überhaupt nicht so.
Überhaupt: Der Verlust von Nüchternheit spielt eine große Rolle im Zusammenhang mit dem Thema charismatische Geistestaufe. Das wird in der Bibel ganz klar abgelehnt.
Zweite Timotheus 4,5 kann jemand vorlesen?
„Du aber sei nüchtern in allem, ertrage Leid, tu das Werk eines Evangelisten, vollbringe deinen Dienst.“
Danke. Also dieser Satz „Du aber sei nüchtern in allem“ ist ein Befehl, keine Empfehlung.
Timotheus hatte übrigens kein Problem mit Alkohol. Er musste sogar ermutigt werden, wegen seines Magenleidens ein bisschen Wein zu trinken und nicht nur Wasser (1. Timotheus 5).
Jetzt sagt Paulus ihm: „Du aber sei nüchtern in allem.“
Das Wort „nüchtern“ hier ist nepho im Griechischen und bedeutet nach dem Standardwörterbuch von Walter Bauer zum griechischen Neuen Testament: Freisein von jeder geistigen und seelischen Trunkenheit, von Überschwang, Leidenschaft, Überstürzung, Verwirrung, Exaltiertheit.
Das ist der Hammer, nicht wahr? Das ist ein biblisches Gebot. Und was heute in der charismatischen Bewegung gemacht wird, steht ausdrücklich gegen dieses biblische Gebot: Freisein von jeder geistigen und seelischen Trunkenheit, von Überschwang, Leidenschaft, Überstürzung, Verwirrung, Exaltiertheit.
Es ist etwas ganz anderes, die Geistestaufe. Aber wenn ich das so sage — frei von Überstürzung, Verwirrung und so weiter und Trunkenheit — das bedeutet nicht, dass wir keine Freude haben. Das wäre ja noch was!
Psalm 100, liest uns jemand Psalm 100, bevor wir in die Pause gehen? Ein Psalm zum Dankopfer.
„Jauchzt dem Herrn alle Welt, dient dem Herrn mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Jubel! Erkennt, dass der Herr Gott ist; er hat uns gemacht und nicht wir selbst, zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide. Geht ein zu seinen Toren mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben, dankt ihm, preist seinen Namen! Denn der Herr ist gut, seine Gnade währt ewiglich und seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht!“
Jauchzt dem Herrn, ganze Erde! Dient dem Herrn mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Jubel!
Und dann verbunden auch mit dem Lobgesang. Gott will die Freude, und er will auch, dass wir in Liedern diese Freude zum Ausdruck bringen.
Darum werden wir im Neuen Testament, in Epheser 5, aufgerufen zu singen als Christen. Wir könnten ja auch einfach schöne Texte miteinander im Chor aufsagen, so wie zum Beispiel das Vaterunser bei einer Beerdigung. Das funktioniert ja, man kann das mit tausend Leuten machen, man muss nur ein bisschen rhythmisch sprechen.
Aber warum singen wir und begnügen uns nicht mit einem Sprechchor? Weil wir durch Melodien und Musik die Gefühle in unserem Herzen noch besser ausdrücken können.
So ist die Musik ein wichtiger Faktor, um diese Freude zum Ausdruck zu bringen — aber eben nicht in ekstatischen, monotonen Trommelrhythmen, sondern atemrhythmisch, so wie das im Judentum war. Eine Musik, die nüchtern und voll Freude ist.
Das war ja eigentlich auch das ganz Gewaltige der Reformation. Mit der Reformation hat sich die Musik völlig geändert. Man hat aufgehört mit diesen mystischen Melodien, die überlangsam gesungen wurden. Hätte man viel schneller singen können.
Wenn man den gregorianischen Gesang mal so richtig flott singt, ist das ein normales Lied, aber extra viel zu lang und eben besonders Melodien in einem ganz kleinen Tonraum. Ein kleiner Tonraum lässt das Gemüt und das Denken heruntersinken.
Die Reformation war ein Bruch mit diesem mystischen Singen. Dann kam der vierstimmige Choral in die Kirche.
Man muss sich richtig vorstellen: „Eine feste Burg ist unser Gott“ — vierstimmig gesungen. Das drückt die Freude des evangelischen Glaubens aus, also des Glaubens an das freimachende Evangelium, freudig, so wie Psalm 100, aber nicht exaltiert, überstürzt, verwirrt.
Das ist der wichtige Unterschied.
Viele meinen, Freude sei gleich mystisch und abheben, oder sie meinen, wenn das fehlt, dann sei die Freude nicht da. Das stimmt gar nicht.
Es ist auch eine ganz andere Art von Freude.
Die in der Disco haben auch Freude, aber die brauchen ihre motorischen Trommelrhythmen. Diese Freude ist aber so oberflächlich.
Diese Art von Freude, die man auch vom Stammtisch kennt — dort hängen sie wieder anders, aber auch ziemlich krölend. Die haben keine richtige Freude, sie haben schon Freude, die ganz lustig zu und her ist, aber das ist nicht eine Freude, die die Tiefen der Seele betrifft.
Und das kann man aber, wenn man Choräle singt, erleben. Nicht zu langsam, das Tempo muss richtig sein, auch nicht zu schnell. Vierstimmige Choräle sind so dicht komponiert, im Normalfall auf jede Note, sagen wir Viertelnote, kommt ein neuer Akkord oder eine neue Akkordstellung.
Das ist so dicht, etwa wie die Rolling Stones, die es mal geschafft haben, in einem Konzert zehn Minuten in E-Dur zu bleiben, ohne Tonart zu wechseln. Das hat gefegt.
Aber was war das kompositorisch? Wirklich, wir blieben in E-Dur. In einem Choral hat jeder Ton einen anderen Akkord oder eine andere Akkordstellung.
Darum kann man die Choräle gar nicht zu schnell singen, das ist viel zu dicht für das Gehör, aber eben auch nicht zu langsam, sonst wird es wieder mystisch.
Und die wahre Freude drückt sich eben aus mit dem richtigen Tempo.
Ja, wir machen Pause.
Wir haben vor der Pause gesehen, was die Taufe mit dem Heiligen Geist bedeutet. Jetzt bleibt noch die Taufe mit Feuer.
Nun, was ist das?
Das wird uns erklärt in Vers 12. Darf ich bitten, dass Vers 12 nochmals gelesen wird?
„Seine Worfschaufel ist in seiner Hand, und er wird seine Tenne durch und durch reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln, die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.“
Jetzt geht es darum: Der Messias wird hier vorgestellt als jemand, der in seiner Tenne mit der Worfschaufel zwischen Weizen oder Gerste, was auch immer, Getreide und Spreu trennt.
In der Tenne ist so ein offener Raum, wo der Wind hindurchgeht. Der trägt dann die aufgeworfene Spreu weg, und was runterfällt, was mehr Gewicht hat, ist das Getreide. Das wird gesammelt in die Scheune, und die Spreu wird mit Feuer verbrannt.
So haben wir hier eigentlich in Vers 12 das Gleiche nochmals gesagt wie in Vers 11, aber mit anderen Worten.
Das Sammeln der Körner des Getreides in die Scheune bedeutet das Gleiche wie die Taufe mit dem Heiligen Geist, wo die Gläubigen zusammengeführt werden zu einem Leib. Hier wird das Getreide zusammengeführt in die Scheune.
Und die Taufe mit Feuer entspricht dem Verbrennen der Spreu mit unauslöschlichem Feuer.
Also der Messias bringt den Segen für die Bekehrten, die in der Gemeinde schließlich zusammengeführt werden.
Aber „Gemeinde“ wird hier nicht gesagt, weil das alles noch nicht voll offenbart war. Das Geheimnis des Christus wurde erst ab Pfingsten vollends geoffenbart, und das wird uns in Epheser 3 auch gesagt.
Hier haben wir nur andeutungsweise: Er wird mit Heiligem Geist taufen, er wird das Getreide sammeln. Aber noch wird nicht gesagt, dass Juden und Nichtjuden zusammengeführt werden. Der Gedanke ist aber schon da: das Zusammenführen, das ist die Taufe mit dem Heiligen Geist.
Und diejenigen, die sich nicht bekehren, kommen schließlich unter das Gericht, und das ist eben das Verbrennen mit Feuer.
Jetzt haben wir in diesem Text, Vers 10, Vers 11 und Vers 12, dreimal Feuer. Es ist immer das Gericht Gottes.
Denn den Pharisäern wird gesagt, der Baum wird abgehauen und ins Feuer geworfen — das ist das Gericht Gottes.
Dann in Vers 11: „Er wird euch mit Feuer taufen.“
Und was heißt taufen? Hineinführen in ein anderes Element oder wie man es sagen will. Das heißt also, ins Feuer hineingebracht werden, in den Feuersee.
Und dann nochmals: Die Spreu wird verbrannt.
Jetzt sieht man, wie schrecklich das Gebet ist, wenn man um die Taufe mit Feuer betet.
Natürlich hat derjenige, der das gebetet hat, das in einem anderen Sinn gemeint. Er hat ja nicht um die Verdammnis gebetet.
Aber ich habe gesagt: Wenn man weiß, was es eigentlich bedeutet, dann würde das keiner mehr beten.
Also es ist wirklich ein völliges Unverständnis.
Das Erstaunliche ist gerade dort, wo man behauptet, man habe besonders viel vom Heiligen Geist, dass dort diese Unwissenheit so groß ist, dass man nicht einmal die Stelle versteht, was sie bedeutet.
Ja, aber das Problem ist eben, dass man sich vielmehr für einen anderen Geist öffnet, wenn man sich dem Ekstatischen öffnet, vor dem die Bibel warnt: „Du aber sei nüchtern in allem.“
Und übrigens, das steht nicht nur dort. Es gibt elf Stellen im Neuen Testament, die uns zur Nüchternheit aufrufen.
Das ist also keine Nebensache.
Und wie gesagt, das hat nichts mit Freudlosigkeit zu tun.
Mir tut jeder Christ leid, der freudlos ist — gut, ich meine die, die durch Leiden hindurchgehen. Was wollen die sich da anstrengen, freudig zu sein?
Aber das Schöne ist ja in 2. Korinther 6, ich höre es schon, da sagt der Apostel Paulus etwas Eindrückliches. Er erklärt, was er als Diener Gottes alles durchmachen muss. Liest jemand bitte 2. Korinther 6,8-10?
„Durch Ehre und Unehre, durch böses Gerücht und gutes Gerücht, als Verführer und Wahrhaftige, als Unbekannte und Wohlbekannte, als Sterbende und siehe, wir leben, als Gezüchtigte und nicht getötet, als Traurige, aber allezeit uns freuend, als Arme, aber viele reich machend, als Nichts habend und alles besitzend.“
Das ist schon eindrücklich.
Da wird kein Wohlstandsevangelium verkündigt, ja? Wenn du Christ wirst, dann geht es dir nur noch gut.
Sieht ganz anders aus.
Aber es heißt hier: „Als Traurige, aber allezeit uns freuend.“
So dürfen wir als Christen auch wirklich traurig sein. Man muss sich nicht schämen.
Und das ist ein Problem, das ich gerade auch in der charismatischen Bewegung so deutlich erlebt habe: Manche stehen so richtig unter dem Druck, ständig freudig zu sein und auch in Aktion und gewisser Unruhe.
Das hängt irgendwie zusammen. Man muss irgendwie zeigen, dass die Freude da ist und die Power.
Ja, und was ist denn am Montag, wenn man plötzlich riesige Probleme hat? Und alles vorbei ist, was am Sonntag war, diese aufgepeitschte Feier, und man ist am Boden?
Das ist Realität, und das erleben wir ja alle.
Aber dann, dass man das erleben kann als Traurige, aber allezeit uns freuend — eine Freude, die ganz tief unten im Herzen ist.
Sie ist da, aber man muss sich nicht bemühen, wirklich so fröhlich und über der Sache zu wirken.
Man darf erleben, dass der Herr wirklich in der Tiefe des Herzens die Ruhe und die Freude immer wieder neu gibt.
Und das ist eben diese echte Freude, die uns das Evangelium vorstellt.
Ja, gibt es dazu noch eine Frage?
Die Bekehrung und ihre Fruchtbarkeit
Ich habe vielleicht noch ein paar Eindrücke zum Johannesevangelium, besonders zum Gespräch mit Nikodemus, das die Neugeburt oder Wiedergeburt behandelt. Dieses Kapitel ist ja sehr bekannt. Die Bekehrung wird in Johannes 3 im Gespräch mit Nikodemus sehr ausführlich behandelt, wie du sagst. Dort wird auch die Wiedergeburt erklärt. Das wird hier zwar nicht erklärt, aber es wird deutlich gemacht, was eine echte Bekehrung ist: dass man die Sünde bereut, also Buße tut.
Metanoia wird oft einfach mit „Umdenken“ übersetzt, aber das Wort bedeutet mehr. Man kann nicht nur aus der Wortherkunft erklären, was ein Wort bedeutet, sondern muss auch den Gebrauch im Zusammenhang betrachten. Metanoia ist nicht nur ein intellektuelles Umdenken, sondern verbunden mit Reue, also mit Gefühlen der Traurigkeit und eben mit Umkehr. Man wendet sich vom alten Weg ab und geht auf einen neuen Weg – das ist Buße.
Johannes macht hier klar, wie wichtig es ist, dass eine würdige Frucht sichtbar wird. Eine Bekehrung muss sich auswirken. Wenn keine Auswirkungen sichtbar sind, dann war es keine echte Bekehrung. Es gibt verschiedene Werkzeuge, die man braucht. Der Dreschflegel wird benutzt, um zu dreschen und die Spreu vom Korn zu lösen. Mit der Worfschaufel wird das vermischte Material aufgeworfen, der Wind bläst die leichten Teile weg. Man hat das oft unterhalb eines Berggipfels gemacht. Die Spreu wurde in die Nähe weggeweht, aber man konnte sie wieder einsammeln und verbrennen.
David hat die Tenne von Ornan auf dem Berg Zion gekauft und dort einen Altar gebaut. Das war genau auf dem heutigen Tempelplatz, direkt unterhalb des Felsens im Felsendom, der die natürliche Bergspitze des Zionsberges darstellt. Später hat Salomo auf der Bergspitze, wie es auch in Ezechiel 40 bis 48 beschrieben wird, das Allerheiligste gebaut. Der Altar war nach Osten versetzt, unterhalb der Bergspitze, dort, wo die Tenne von Ornan war. Heute können wir auf dem Quadratmeter genau sagen, wo die Tenne Ornans stand, weil wir wissen, wo der Altar im Tempel stand.
So hat man mit der Worfschaufel das Aufwerfen gemacht, die Spreu weggeweht und die Körner eingesammelt.
Nun gehen wir weiter zu Vers 13: Jesus kommt aus Galiläa an den Jordan zu Johannes. Man muss sich vorstellen, wie die Menschenmassen zu diesem neuen Propheten kommen, um sich von Johannes taufen zu lassen. Plötzlich kommt Jesus Christus.
Hier war noch eine Frage: Der Herr spricht von einer Leidenstaufe. Das ist aber keine Feuertaufe, sondern er sagt, dass er eine Taufe hat, mit der er getauft werden muss und die ihn bedrängt. Diese Leidenstaufe meint, dass er am Kreuz die schrecklichsten Leiden unter dem Gericht Gottes ertragen muss. Er fragt die Jünger, ob sie auch Leiden auf sich nehmen können. Hier wird man in ein anderes Element eingeführt: das Element des Leidens, also richtig eingetaucht in Leiden. Dabei verwendet der Herr nicht das Wort „Feuer“. Darum ist diese Leidenstaufe nochmals etwas anderes.
Das Wort „Taufe“ wird in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen erwähnt. Die Taufe des Johannes war nicht die christliche Taufe, wie sie in Römer 6 beschrieben ist. Sonst hätten die Johannesjünger sich in Apostelgeschichte 19 nicht nochmals taufen lassen müssen. Was heißt „nochmals“? Sie wurden nicht nochmals getauft, sondern die christliche Taufe bezieht sich auf den gestorbenen Christus, auf den man getauft wird. Die Taufe nach Römer 6 ist also anders. Bei Johannes war die Taufe im Hinblick auf den noch kommenden Messias. Deshalb war die Johannestaufe nicht dasselbe wie die christliche Taufe.
Die Taufe mit Heiligem Geist ist wiederum etwas anderes, ebenso die Taufe mit Feuer. Jetzt haben wir schon vier verschiedene Taufen. Dann gibt es noch die Taufe mit Leiden, und es gibt noch mehr. Das wäre ein Thema, das man weiter vertiefen könnte: die verschiedenen Taufen im Neuen Testament.
Zum Beispiel heißt es in Hebräer 6 von der Lehre der Waschungen. Manche Übersetzungen sprechen von der Lehre der Taufen. Dort sind mit den Waschungen die Ritualbäder im Judentum nach 3. Mose 15 gemeint, die man täglich vornahm. Auch das war wieder etwas anderes.
So kann man das Thema sehr ausweiten.
Noch eine Frage: Wann ist eine Taufe gültig? Und wenn man den Eindruck hat, man sei von den Falschen getauft worden, müsste man sich dann nochmals taufen lassen? Das Wichtige ist, wozu die Taufe geschehen ist.
Jesus sagt in Matthäus 28: „Taufet sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Das heißt, man wird auf den dreieinigen Gott getauft. Matthäus 28, Vers 19 ist wichtig: Es heißt „auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“, nicht „auf die Namen“. Die christliche Taufe geschieht also auf den einen Gott, der sich in drei Personen offenbart hat: Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Wenn man zum Beispiel von den Zeugen Jehovas getauft wurde, die nicht auf den dreieinigen Gott taufen und auf einen anderen Jesus, dann müsste man sagen, dass das die falschen Taufer waren.
Die Personen, die taufen, sind nicht so wichtig. Paulus hat sogar gesagt, dass er nur ganz wenige Leute getauft hat, weil er Angst hatte, man könnte sagen, sie seien auf Paulus getauft worden. Aber grundsätzlich ist es nicht wichtig, wer tauft. Warum muss überhaupt jemand taufen? Damit es mindestens zwei Zeugen gibt: den Täufling und den, der tauft. So entsteht ein glaubwürdiges Zeugnis.
Man kann sich nicht selbst taufen, weil man dann kein Zeugnis hätte. Das Neue und das Alte Testament zeigen den Grundsatz, dass ein glaubwürdiges Zeugnis mindestens von zwei Zeugen bestätigt werden muss. Zwei oder drei Zeugen sind erlaubt, mehr auch, aber zwei sind das Minimum.
Der Taufende ist also nicht so wichtig, er ist einfach ein Zeuge. Wenn man sagen kann, dass man von Leuten getauft wurde, die wirklich glauben, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist, an seine Gottheit glauben und an die Grundsätze des Evangeliums, dann ist die Taufe gültig, auch wenn es vielleicht noch gewisse Zusatzlehren gab. Man muss sich also kein schlechtes Gewissen machen.
Noch eine Frage: Wie ist es mit der Kindertaufe? Diese Frage wurde mir schon in der Pause gestellt, ob ich darauf eingehen würde. Ich wollte es eigentlich auf später verschieben, aber jetzt mache ich es.
Wenn man das ganze Neue Testament betrachtet, sieht man stets, dass Menschen getauft wurden, nachdem sie sich bekehrt hatten. In 1. Petrus 3 wird sogar gesagt, dass die Taufe eine Verpflichtung vor Gott zu einem guten Gewissen ist (1. Petrus 3,21). Das ist ein ganz interessanter Ausdruck: „welches Gegenbild auch euch jetzt errettet“. Die Taufe ist nicht das Ablegen der Unreinheit des Fleisches, sondern das Begehren oder die Verpflichtung zu einem guten Gewissen vor Gott.
Das Untertauchen drückt symbolisch das Grab aus. Man ist mit Christus gekreuzigt, sein Tod am Kreuz und sein Begräbnis waren das Ende des alten Lebens. Sein Tod wird einem zugerechnet, deshalb wird man untergetaucht. Weil es nur symbolisch vom Tod spricht, kommt man schnell wieder hoch. Das Hervorkommen ist ein Bild der Auferstehung.
Die Auferstehung Jesu Christi ist der Beginn des neuen Lebens. Das Untertauchen drückt aus: Ich möchte nun ein Leben führen, in dem ich ein gutes Gewissen vor Gott habe. Es ist eine Verpflichtung zu einem guten Gewissen vor Gott.
Das kann ein Säugling nicht. Man muss fähig sein, diese bewusste Entscheidung zu treffen, die Bekehrung zu erleben und die Taufe als Siegel am Anfang des Glaubenslebens zu empfangen. Manche haben das verpasst und machen es später, das ist auch gut. Aber die Taufe ist ein Markstein, an dem man vor mindestens einem Zeugen, vielleicht auch vor vielen, klar sagt: Ich möchte einen Weg gehen, auf dem ich ein gutes Gewissen vor Gott haben kann.
So rettet die Taufe aus vielen schwierigen Situationen. Man steht an einer Weggabelung im Leben und sieht: Wenn ich diese Arbeitsstelle annehme, muss ich Dinge tun, mit denen ich kein gutes Gewissen vor Gott haben kann. Dann muss ich diesen Weg nicht gehen. Oder man steht an einer Weggabelung und sieht: Wenn ich diese Person heirate, kann ich nicht mehr in Gemeinschaft mit dem Herrn und mit gutem Gewissen leben. Die Taufe rettet vor falschen Wegen.
Darum heißt es hier: Die Taufe ist nicht das Ablegen der Unreinheit des Fleisches, sondern das Begehen eines guten Gewissens. Und davor steht: „welches Gegenbild auch euch jetzt errettet“. Man soll gut lesen, das heißt nicht „errettet hat“. In 1. Petrus 1,18 sagt Petrus, dass die Gläubigen durch das Blut Christi erlöst sind. Hier sagt er nicht, dass sie durch die Taufe errettet sind, sondern dass die Taufe rettet, weil sie eine Verpflichtung zu einem Leben mit gutem Gewissen vor Gott ist. Sie rettet uns vor vielen gefährlichen Situationen im Christenleben.
Die Taufe hat also eine ganz praktische Bedeutung. Sie ist nicht einfach nur ein schönes Fest, sondern sehr wichtig. Man kann eine Person später darauf ansprechen: „Welchen Weg bist du damals bei deiner Taufe gegangen?“ Das war eine Abmachung, die man damals getroffen hat.
Ein Säugling kann das nicht. Deshalb verpasst man mit der Kindertaufe wesentliche Elemente der Taufe. Im Neuen Testament gibt es kein einziges Beispiel, wo kleine Kinder getauft wurden. Selbst als das Haus des Kerkermeisters von Philippi getauft wurde (Apostelgeschichte 16), heißt es, dass er mit seinem ganzen Haus an Gott glaubte und sich freute. Das waren keine kleinen Kinder.
Der Gedanke der Kindertaufe kam erst im zweiten Jahrhundert auf. Da dachte man: „Die Taufe rettet“, wie in Petrus beschrieben. „Was machen wir mit unseren Kindern? Wir müssen sie schnell taufen, sonst verpassen sie die Rettung.“ So entstand aus einem falschen Gedanken die Kindertaufe, die dann in der Kirchengeschichte zum Mainstream wurde.
Die Bibel sagt jedoch nicht, dass die Taufe gerettet hat, sondern dass die Taufe rettet, weil sie eine Verpflichtung zu einem guten Gewissen vor Gott ist und vor praktischen Versuchungen im Leben schützt. So hilft die Taufe, den richtigen Weg zu gehen.
Das ist eine kurze Antwort darauf.
Die Taufe Jesu durch Johannes und die göttliche Bestätigung
Jetzt haben wir, da ich gehofft hatte, noch ein paar Minuten, aber wir sind schon fünf Minuten im Rückstand. Ich möchte dennoch ganz kurz darauf hinweisen:
In den letzten Versen von Matthäus 3 bis 17 kommt der Herr Jesus zur Taufe. Und jetzt die große Überraschung: Er will von Johannes getauft werden. Johannes ist entsetzt und sagt: „Ich müsste von dir getauft werden, du bist der Messias, ich bin nur die Stimme eines Rufenden in der Wüste.“ Doch der Herr Jesus sagt: „Lass es so geschehen.“ Schließlich muss Johannes, weil der Messias sagt, dass er getauft werden will, die Taufe vollziehen.
Das war natürlich etwas ganz Besonderes. Die Leute, die nicht direkt bei Johannes und dem Herrn Jesus waren, sondern von weitem zusahen, dachten: „Jetzt lässt sich der Mann aus Galiläa auch taufen? Dann muss er auch ein Sünder sein, denn alle, die sich taufen lassen, bekennen ihre Sünden.“ So hätte der Gedanke aufkommen können, dass Jesus ein Sünder wie alle anderen Menschen sei.
Dann öffnet sich der Himmel, Vers 16, und eine Stimme kommt hörbar aus dem Himmel. Im Judentum nennt man dieses Phänomen „Bat Kol“, was „Tochter der Stimme“ bedeutet. Es handelt sich um eine hörbare Stimme vom Himmel, die sehr selten auftritt, besonders weil es zu dieser Zeit keine Propheten mehr gab.
Wir sehen in den Evangelien, dass es solche Ereignisse mehrfach gab. Zum Beispiel in Johannes 12, als der Herr Jesus im Tempel war, kam plötzlich eine Stimme aus dem Himmel. Manche sagen, es habe gedonnert oder ein Engel habe mit ihm gesprochen. Doch es war etwas ganz anderes: Der Vater offenbarte etwas sehr Wichtiges.
Es gibt weitere „Bat Kol“-Phänomene, auch in der Offenbarung. Mehrmals hört Johannes dort eine Stimme aus dem Himmel. Das ist zwar nicht „Bat Kol“, aber ebenfalls etwas ganz Außergewöhnliches.
Hier musste dieses Ereignis unbedingt geschehen, damit niemand Zweifel hat. Gott bezeugt hörbar für die Menschen aus dem Himmel: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Er ist vollkommen perfekt. Darum konnte er der sein, von dem Johannes sagt in Johannes 1, „Siehe, das Lamm Gottes“.
Aber warum hat er sich denn taufen lassen? Er hat sich auf die Seite derjenigen gestellt, die in Israel Buße getan haben. Das heißt, durch die Taufe hat er sich mit dem Überrest aus Israel identifiziert, der bereit war, umzukehren und sich auf den Messias vorzubereiten.
Jetzt folgt eine ganz praktische Sache, die uns hilft, die Psalmen besser zu verstehen. In den Psalmen gibt es viele Abschnitte, in denen man den gläubigen Überrest aus Israel beten hört. Dann plötzlich findet man in diesen Psalmen einzelne Sätze, die auf den Messias hinweisen.
Ich kann beim nächsten Mal noch Beispiele bringen, aber nur so als Vorbereitung: Man fragt sich, wie man einen einzelnen Vers auf den Messias beziehen kann, wenn der Rest des Psalms vorne und danach überhaupt nicht auf Jesus Christus passt.
Das hängt damit zusammen, dass der Messias sich mit dem Überrest eins gemacht hat. So ist es, dass man in den Psalmen oft den Überrest hört und plötzlich, ohne Bruch im Text, die Stimme des Messias vernimmt. Dann werden Überrest und Messias miteinander verbunden.
Matthäus 3 macht aber klar, dass man daraus keine falschen Schlüsse ziehen darf. Jesus ist der Unvergleichliche, der ganz Andere, der Einzige, der geliebte Sohn des Vaters.
In Kapitel 4 werden wir bald sehen, dass der Herr Jesus seinen öffentlichen Dienst beginnt. So hat Gott, der Vater, am Anfang des öffentlichen Dienstes bezeugt, dass das sein geliebter Sohn ist.
Gegen Ende seines Dienstes, auf dem Berg der Verklärung, werden wir in Matthäus 17 wieder eine „Bat Kol“, eine Stimme aus dem Himmel hören: „Dieser ist mein geliebter Sohn.“ Am Anfang und gegen Ende seines Dienstes gibt es diese Bestätigung: Dieser eine, der Gott so gefallen hat und darum fähig war, ans Kreuz zu gehen und das Lamm Gottes an unserer Stelle zu werden.
Das Schöne ist: Dieses Wort kommt siebenmal in der Bibel vor, und zwar in den synoptischen Evangelien – also Matthäus, Markus und Lukas. Synoptisch bedeutet, dass diese Evangelien viel Gemeinsames erzählen.
Es kommt vor im Zusammenhang mit der Taufe, dann noch dreimal in Verbindung mit dem Berg der Verklärung, und schließlich in 2. Petrus 1, wo Petrus in seinem letzten Brief aus der Todeszelle in Rom das Ereignis auf dem Berg nochmals in Erinnerung ruft und zitiert: „Diese Stimme hörten wir vom Himmel: Dieser ist mein geliebter Sohn.“
So haben wir also dieses Zeugnis des Vaters über die Vollkommenheit seines Sohnes siebenmal im Neuen Testament bezeugt.
Zum Schluss wollen wir gemeinsam beten:
Herr Jesus, wir danken dir, dass du in diese Welt gekommen bist als der vollkommene, der ewige Sohn Gottes. Du bist gekommen, um das Lamm Gottes zu werden auf Golgatha.
Danke, Herr Jesus, dass so viele dich damals erkennen durften und auch heute. Danke für diese Gnade, dass du unsere Herzen geöffnet hast, um dich zu erkennen als den Erlöser, als den, der alles gut machen konnte durch seinen Opfertod am Kreuz.
Danke auch für all diese Reichtümer in deinem Wort, die uns zeigen, was Gottes Pläne sind – mit uns, mit Israel und mit dieser Welt.
Wir bitten dich, dass du mit uns kommst, wenn wir jetzt auseinandergehen, und dass unsere Augen immer wieder neu auf dich gerichtet sind, diesen geliebten Sohn des Vaters, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Amen.