Haniel Hirns mit einer ganz speziellen Erläuterung: Ich fasse in deutscher Sprache einen Aufsatz zusammen, eine Vorlesung von C. S. Lewis, dem berühmten christlichen Denker. Lewis war Literaturwissenschaftler, hat aber auch Philosophie studiert – und zwar aus reiner Verlegenheit, weil er nach seinem Abschluss in den 1920er Jahren keine Stelle fand.
In den intensiven Kriegsjahren, genauer gesagt im Jahr 1943, veröffentlichte C. S. Lewis ein Buch, das ich für sein philosophisch gewichtigstes halte: Die Abschaffung des Menschen. Wer sich näher mit den Gedanken beschäftigen möchte, die ich gleich entfalten werde, ausgehend von C. S. Lewis, dem sei dieses kleine Büchlein empfohlen. Es ist ins Deutsche übersetzt worden, und von mir liegt auch eine kurze Rezension dazu vor.
Die Vorlesung, die ich zusammenfasse, entstand ebenfalls in dieser Zeit.
Man muss sich vorstellen: Der Weltkrieg tobte. England stand zwar nicht mehr ganz mit dem Rücken zur Wand, war aber dennoch als einzige trotzende Macht in Europa präsent. Der Krieg wütete auch in der Sowjetunion.
C. S. Lewis hielt in dieser Zeit eine Vorlesung mit dem Titel „Das Gift des Subjektivismus“. Ich gehe den einzelnen Gedankengängen nach, so wie ich sie für mich notiert habe. Warum tue ich das? Warum übersetze ich den Aufsatz nicht einfach? Es geht mir darum, dass mir diese Denkvoraussetzungen, Überlegungen und Argumentationen in Fleisch und Blut übergehen. Deshalb wiederhole ich die Auseinandersetzung mehrmals. Die letzte Schleife ist diese hier: die Aufnahme auf Band oder als mp3.
Zunächst beginnt Lewis mit der Feststellung, dass der Subjektivismus – andere sprechen übrigens auch vom Skeptizismus – bestimmte Etappen der Geistesgeschichte geprägt hat. Richard Tarnas von der Harvard University, der die geniale Ideengeschichte aus säkularer Perspektive im Buch „Das Wissen des Abendlandes“ beschrieben hat, weist eindrücklich nach, dass zum Beispiel der Skeptizismus bei den Sophisten in der griechischen Antike sehr stark verbreitet war.
Er zieht dann Parallelen bis hin zur Postmoderne im säkularen Westen. Klammer zu: In gewissen Etappen der Geistesgeschichte ist der Subjektivismus also weit verbreitet.
Was mich erstaunt – nein, eigentlich erstaunt es mich nicht, aber es ist dennoch krass – ist, dass Lewis gleich zu Anfang sagt, dieses Gift greift tiefer oder das gesamte Denksystem wird stärker angegriffen als etwa die Ethik totalitärer Staaten. Wenn man bedenkt, dass er diese Vorlesungen zu Zeiten des totalen Kriegs gehalten hat, werden diese Überlegungen umso wichtiger.
Im Rückblick schreibt Lewis, dass der Mensch zunächst auf natürliche Weise seine Umgebung erkundete. Später richtete er seine Aufmerksamkeit auf sich selbst, genauer gesagt auf den eigenen Verstand, den er als Objekt seiner Beobachtungen und Untersuchungen betrachtete.
Die materialistische Weltsicht, mit der Lewis aufgewachsen ist, prägte ihn stark. Er legte sein Studium in den frühen Zwanzigern an der Universität Oxford ab. Wer genauer nachlesen möchte, wie der philosophische Materialismus die Umgebung von C. S. Lewis in Oxford beeinflusst hat, dem sei die ausgezeichnete Monographie von Alasdair MacGrath empfohlen. MacGrath, der ebenfalls in Oxford studiert hat, weist nach, dass diese Denkweise dort weit verbreitet war.
C. S. Lewis war also mit dem philosophischen Materialismus bestens vertraut. Diese Denkschule besagt, dass der eigene Verstand – um den es hier geht, wenn der Mensch seinen Verstand untersucht – nur als Nebenprodukt eines evolutionären Prozesses zu verstehen sei. Daraus folgt der Schluss, dass die Logik eines Menschen ausschließlich subjektiv sei.
Das ist der Einstieg.
Um das gleich zu Beginn abzuhaken, geht C.S. Lewis nur sehr kurz auf die Anwendung dieses Denkkonzepts auf die Wissenschaften ein. Er sagt, ein Wissenschaftler könne mit dem Denksystem, nämlich der Auffassung, dass die eigene Logik oder Logik überhaupt nur subjektiv sei, in der Realität oder in seiner Arbeit eigentlich nur flirten. Denn dieses Denksystem sei ein unangenehmer Begleiter der Wissenschaft.
Die Vorstellung, dass Gedanke oder Logik nur subjektiv seien, untergrabe nämlich gerade die Voraussetzungen zum Erforschen unserer Welt. Die Schlussfolgerung von C.S. Lewis lautet daher: Ein Wissenschaftler, der davon ausgeht, dass unser Verstand nur subjektiv sei, handelt in seinen wissenschaftlichen Arbeiten ständig gegen seine intellektuelle Prämisse.
Dies erwähnt er nur ganz kurz und fast im Vorbeigehen. Er betont jedoch, dass dieses Denken, der Subjektivismus, sehr klar und tiefgehend dort greift, wo es um sogenannte Werturteile geht – also um Urteile von wahr und falsch. Diese Denkvoraussetzung, dieses Gift, hat sich bis heute in den Köpfen und in der gesamten Denksubstanz des säkularen Westens festgebrannt.
Im Unterschied zur gesamten übrigen Geistesgeschichte der letzten mehrere tausend Jahre, die wir gut dokumentiert haben und für die zuverlässige Zeugnisse vorliegen, stehen wir in den letzten hundert Jahren praktisch einzigartig da.
In der Vergangenheit zweifelte kaum jemand daran, dass wir Menschen in der Lage sind, rationale Urteile fällen zu können. Im Gegensatz dazu nimmt der moderne Westler, ich sage es mal in meinen Worten, an, dass das sogenannte Value Judgement, also Werturteile, nur die subjektiven Gefühle und Haltungen desjenigen widerspiegeln, der diese Urteile fällt. Es geht also eigentlich nur um ein subjektives Gefühl. Was wahr und falsch ist, bestimmt der Einzelne und ist abhängig von seinen Emotionen sowie der sozialen Konditionierung.
Dieses Hauptdogma – Louis bezeichnete es als Gift – ist heute vor allem in den Geisteswissenschaften Standard. Werturteile sind abhängig von den Gefühlen des Einzelnen und der sozialen Konditionierung, also der Prägung der Werturteile durch die direkte Umgebung. Das führt zu dem Gedanken, der auf den ersten Blick gar nicht mehr verrückt scheint, wenn man ihn aus der Distanz betrachtet: Wenn unsere Werturteile von unseren Gefühlen abhängen, könnten wir diese Werturteile so leicht wechseln wie ein Kleidungsstück.
Interessanterweise wird dieser Wechsel oft mit der Vorstellung gleichgesetzt, dass dadurch etwas verbessert wird. Der Wechsel von Werturteilen wird also als Verbesserung wahrgenommen, und das hat mehrere Implikationen – es ist brandgefährlich. Denn mit dem Wechsel der Werthaltung wird gleichzeitig ein Fortschritt impliziert: Es wird besser. Damit sagt jemand, dass der alte Standard nur deshalb schlechter war, weil er alt ist, überholt oder erledigt.
Das ist ganz verrückt. Wir müssen uns das einmal vorstellen. Louis wendet diesen Gedankengang auf die Zeit an, in der er selbst diese Vorlesung hielt – darum ist seine Argumentation so eindrücklich. Er sagt selbst, dass das bedeuten würde, wenn im Deutschen Reich Menschen zum Schluss kämen, dass die Werturteile, die sie fällen – die völkischen Werturteile –, die ja Gefühle des Einzelnen widerspiegeln, beschwingt, hochstehend, stolz, patriotisch sind, und dazu die soziale Konditionierung, die Euphorie des Dritten Reiches kommt, dann würde das genügen, damit das Dritte Reich zum Schluss kommen könnte, ganze Volksgruppen ausrotten zu dürfen. Das wäre einfach das neue Werturteil.
Louis zieht daraus eine erste wichtige Schlussfolgerung: Es braucht einen Maßstab, der unabhängig ist von den Dingen, die gemessen werden. Sonst ist jeder Maßstab relativ. Wenn jemand Werturteile an eine rein subjektive Größe knüpft, gibt es keinen Maßstab mehr, an dem Werturteile gemessen werden können. Das bedeutete gerade für seine Zeit, dass niemand das Recht gehabt hätte, dem Dritten Reich falsche Werturteile zu unterstellen.
Das Argument mit dem „Verbessern“ impliziert, dass rein der zeitliche Fortschritt oder die evolutionäre Weiterentwicklung immer eine Verbesserung sei. Doch die Definition von Fortschritt wird inhaltslos, weil es mit dieser subjektivistischen Definition keinen Vergleichspunkt mehr gibt. Wir können weder von „gut“ noch von „besser“ sprechen. Gut ist einfach das, was wir im Moment als gut empfinden und wozu wir konditioniert sind, es gut zu finden.
Das führt zu einer Ethik des Stärkeren, der sich einfach der Schwächeren entledigt oder ganze Volksgruppen ausrottet, wie zum Beispiel die Juden. C. S. Lewis bringt nun ein Beispiel mit dem gegenüberliegenden Standpunkt: Wenn jemand sagt, dass er eine Rasse erhalten will, hat er sich nie darüber Gedanken gemacht, dass dieses Plädoyer voraussetzt, dass es einen übergeordneten Standard oder verschiedene Werturteile gibt, an denen gemessen wird, dass eine Menschengruppe schützenswert ist.
Wenn jemand einfach sagt, eine Volksgruppe müsse erhalten werden, geht diese Person unbewusst von der Denkvoraussetzung aus, dass es einen übergeordneten, objektiven Standard gibt, der eine Menschengruppe schützenswert macht. Dies nimmt er jedoch ohne Hinterfragen als gegeben an.
Eine Subvariante dazu ist die Berufung auf den Instinkt. Das sei einfach mein menschlicher Instinkt, eine andere Menschengruppe zu schützen. Doch wer sagt, dass gerade dieser Instinkt der ausschlaggebende ist, der zu gewissen Handlungen führt? Es gibt viele widerstrebende und widersprechende andere Instinkte, die diesem Reflex, eine Menschengruppe zu erhalten, widersprechen. Warum gerade denjenigen Reflex wählen, der eine Menschengruppe schützt?
Wir sehen also: Es fehlt an einem objektiven Standard, an dem Werturteile gemessen werden können. Die Werturteile werden beliebig. C. S. Lewis vergleicht das mit jemandem, der sich an seiner eigenen Jacke emporziehen möchte – das ist unmöglich.
Er macht noch zwei weitere Vergleiche: Der Verstand hat keine Kraft, eine Sonne zu erschaffen – also als Lichtquelle mit Strahlung, Wärme und Energie. Er kann keine neue Farbe im primären Spektrum erfinden. Er kann nur mit den Gegebenheiten umgehen, die bereits vorliegen.
Was bleibt also übrig, so ein nächster Gedankenschritt von C. S. Lewis, wenn jemand behauptet, dass Werturteile auf individuellen Gefühlen plus sozialer Konditionierung beruhen? Es bedeutet letztlich immer, dass ein einzelner Wert, der in vorausgehenden traditionellen Moralsystemen bereits existierte, herausgegriffen, isoliert und absolut gesetzt wird.
Er nennt drei Beispiele für solche Isolierungen traditioneller Werte:
Erstens, wenn eine Gesellschaft beginnt, den Wert auf möglichst viele Nachkommen zu legen – das war Anfang des 20. Jahrhunderts sehr stark, und im Dritten Reich wurde diese Rassenzüchtung nochmals betont. Das ergibt eine futuristische Ethik, also die Überbetonung eines einzelnen Wertes, nämlich der Nachkommenerhaltung.
Zweitens, eine sehr aktuelle Isolierung eines einzelnen Wertes: die gleichmäßige Verteilung vorhandener Güter. Das führt zu einer kommunistischen oder kommunitaristischen Ethik.
Drittens, die Nächstenliebe. Wenn man die Nächstenliebe isoliert, könnte daraus eine Form des Aristokratismus entstehen, also dass jemand nur den eigenen Kreis oder die eigene Schicht liebt. Ebenso ist der Gedanke des Rassismus eine Folge davon, wenn man bestimmte Werte aus dem Konzept der Nächstenliebe isoliert und absolut setzt.
Zusammenfassend ist es wichtig, diesen Gedanken immer wieder vor Augen zu führen: Es gibt keine Moral ohne Voraussetzungen, keine Moral aus dem Nichts. Eine Moral setzt immer einen übergeordneten, absoluten Referenzpunkt voraus.
Louis ist sich bewusst, dass er damit bei seinen Zeitgenossen kaum durchgekommen wäre, ebenso wenig wahrscheinlich heute. Er formuliert dann einen ersten möglichen Einwand: Die traditionelle Moral hing doch immer von Zeit und Ort ab, also war sie doch jeweils zeitlich und örtlich bedingt.
Er bringt dazu eine Analogie: Ein Raum stinkt nicht, weil er bleibt. Ebenso wenig ist eine Liebe weniger bewundernswert, wenn sie gleich bleibt, wenn sie permanent ist. Raum und Zeit sind in sich keine Kriterien zur Bewertung einer Moral. Wenn wir sagen „Liebe stagniert“, dann haben wir eine negative Konnotation dem Konzept der Liebe beigegeben. Wenn wir hingegen sagen „Liebe ist permanent“, dann kann sie eine Tugend sein.
Es braucht also einen moralischen, übergeordneten Referenzpunkt. Raum und Zeit sind für sich genommen keine solchen Referenzpunkte.
Zum Thema Fortschritt: Das ist ja das hauptsächliche evolutionäre Argument heute – heute ist besser als gestern. Fortschritt können wir nur feststellen, wenn wir einen Maßstab haben. Doch genau der fehlt dem Subjektivismus. Der Maßstab fehlt, die Vergleichsgröße fehlt. Raum und Zeit sind in sich keine solchen Vergleichsgrößen. Damit ist der erste Einwand entkräftet.
Der zweite Einwand lautet, dass ein unveränderlicher Standard eine Bewegung oder Gesellschaft vom Fortschritt abschneide. Ein Standard, der unbeweglich und starr fixiert sei, mache Fortschritte unmöglich.
C. S. Lewis bezeichnet das als blanke Lüge. Er schreibt, dass schon einige Tage Beschäftigung mit einem Lexikon der vergleichenden Religionswissenschaft und der Ethik einen eines Besseren belehren. Er hat solche Enzyklopädien studiert.
Er zeigt, dass es über Zeit und Raum, also in verschiedenen Kulturräumen zu unterschiedlichen Zeiten, so etwas wie einen objektiven, übergeordneten Standard gab: das sogenannte Moralgesetz.
Ein Beispiel: Die Ethik der Christen unterschied sich zwar von der Ethik der Griechen, doch es waren keine komplett verschiedenen Konzepte im Sinne von Gegensätzen oder unterschiedlichen Grundparadigmen, sondern nur graduelle Unterschiede.
Er nennt als Beispiel die Sexualmoral und vergleicht die Sexualmoral der Griechen mit der der Christen. Es sind nur graduelle Unterschiede.
Um das mit einem neueren Beispiel zu belegen, bringt er den Vergleich mit den Hexen ein – ein sehr interessantes Beispiel.
Er sagt, wir verbrennen heute keine Hexen mehr, weil wir nicht mehr glauben, dass Hexen für die Pest verantwortlich sind. Deshalb verbrennen wir keine Hexen mehr.
Wir opfern jedoch viele Männer im Krieg, weil wir überzeugt sind, dass das Dritte Reich besiegt werden muss, da es die Ursache einer anderen Pest ist.
Das ist ein weiterer Vergleich.
Er sagt, dass er auch mit weiteren Gegnern oder Widersachern rechnen müsse, selbst aus den Reihen der Frommen und Christen. Heute muss man sagen, dass auch aus den Reihen der Evangelikalen Einwände gegen das Gift des Subjektivismus kommen.
Louis räumt den Einwand ein, dass der Sündenfall das Vermögen des Menschen geschwächt habe, einen übergeordneten Standard, nämlich das Gesetz Gottes, zu erkennen.
Er betont jedoch, dass es dieses Erkenntnisvermögen nicht ausgelöscht hat, sondern nur geschwächt.
Da stimme ich völlig mit C. S. Lewis überein, wenn wir den Römerbrief Kapitel 1 und Kapitel 2 lesen. Lewis führt das siebte Kapitel an.
Der Sündenfall hat die Sichtweise des Menschen durch die Sünde entstellt und beeinträchtigt, aber das Vermögen, das Gesetz Gottes im Sinne eines übergeordneten Standards, also des Moralgesetzes, zu erkennen, hat er nicht ausgelöscht.
Das fügt etwas hinzu, was besonders in der Spätmoderne zu einem geläufigen, populären Argument geworden ist: Es wird oft ausgespielt, dass es entweder absolutes Erkennen oder keine Erkenntnis gebe.
C. S. Lewis sagt, was in diesem postmodernen Kontext fehlt, ist das Eingeständnis des unvollkommenen Erkennens.
Es ist ein grundsätzlicher Unterschied, ob man unscharf erkennt oder blind ist.
Manche behaupten heute, es sei nicht möglich, einen übergeordneten Standard zu erkennen, wir seien absolut nicht dazu in der Lage und sollten darum die Finger davon lassen.
Nein, das ist nicht das, was auch die Bibel lehrt. Der Mensch ist sehr wohl, selbst der gefallene Mensch, in der Lage, einen übergeordneten Standard, nämlich das universelle Moralgesetz, zu erkennen.
Wer das bestreitet, und da ist C. S. Lewis unglaublich scharf, der würde dem Teufelsdienst Vorschub leisten.
Wer dem Menschen nicht mehr diese Unterscheidungsfähigkeit zuschreibt, überlässt ihn seiner eigenen Meinung, seinem eigenen Werturteil. Letztlich überlässt er ihn auch in der unsichtbaren Welt dem Gegenspieler, dem universalen Gesetzgeber.
Louis ist an dieser Stelle sehr scharf – vielleicht ist das der schärfste Punkt innerhalb dieser Vorlesung –, wenn er sagt, dass man dem Teufelsdienst Vorschub leistet.
Ein weiterer Einwand, der von christlicher, frommer Seite kommen konnte, wenn auch vielleicht nicht so nahe wie der erste, ist der eines menschlichen falschen Analogieschlusses, den C. S. Lewis als Kategorienfehler bezeichnet.
Er sagt, dass ein Gesetz aus menschlicher Sicht entweder von einem Menschen erlassen wird oder von einem Menschen befolgt wird.
Es gebe keine andere Möglichkeit: Entweder wird es von einem Menschen erlassen, das heißt, ein Mensch ist Gesetzgeber, oder ein Mensch gehorcht einem Gesetz, das von einem anderen Menschen erlassen wurde.
Das ist aber nicht so, denn Gott ist der Erste und Ursprung aller Dinge, der alles ins Dasein gerufen hat – inklusive dieses Moralgesetzes. Er ist der Gesetzgeber.
So sagt Lewis, im Sinne dieses übergeordneten Standards, des Moralgesetzes, können wir nicht sagen, dass das Gute geschaffen wurde – schon gar nicht von einem Menschen.
Gott ist Güte, er ist gut. Die Güte ist keine von ihm unabhängige oder vorgeordnete Kategorie. Das würde bedeuten, dass etwas über Gott stünde.
Die Güte ist nicht göttlich im Sinne einer Eigenschaft neben Gott, sondern die Güte ist Gott selbst. Gott ist Güte, er ist heilig, er ist Liebe, er verkörpert dasselbe.
Er ist als solcher der Gesetzgeber. Es gibt keine ihm vorgeordnete Kategorie und auch keine unabhängig von ihm geschaffene dritte Instanz. Nein, er ist der Gesetzgeber, und das Gute ist gut, weil es Güte ist.
Das ist eine sehr wichtige Verbindung zwischen Gotteslehre und Ethik, die C. S. Lewis hier gegen Ende seines Aufsatzes zieht.
Er kommt zum Fazit, und dies ist nochmals wichtig zu beachten:
Er sagt, sein Fazit ist, dass das Gift der Denkweise des Subjektivismus in den absoluten Bankrott und Ruin führt.
Wenn kein objektiver und ewiger Standard, kein Moralgesetz existiert, dann führt das den Menschen in äußerstes Elend.
Er nennt vier Formen dieses Elends:
Erstens die Manipulation des Lebensendes, die Eugenik. Wenn wir keinen übergeordneten moralischen Standard mehr haben, geht es letzten Endes darum, dass die Schwächsten darunter leiden. Die Schwächsten sind nun mal am Lebensanfang und am Lebensende. Das heißt, der Stärkere gewinnt Macht über den Schwächeren. Wenn kein absolutes Moralgesetz mehr existiert, beginnen diese zuerst darunter zu leiden.
Das ist übrigens auch das, was Richard Tarnas derzeit den Sophisten der Griechen unterstellt. Louis sagt: Wenn es keine absolute Moral mehr gibt, führt das zum Ende oder zur Beseitigung der Schwächsten. Er sah das ja zu seiner Zeit vor seinen eigenen Augen.
Zweitens führt es auch zur psychologischen Manipulation von Kindern. Auch hier werden die Kleinen, die Jüngsten, über die Bildung indoktriniert. Das ist ein zeitgenössisches Phänomen, das Louis nicht vor der Haustür beobachten konnte, aber in seinem Buch „Die Abschaffung des Menschen“ zeigt er, wie diese Moral von Kindern durch Inhalte in Lehrmitteln manipuliert wurde.
Drittens nennt er die staatliche Erziehung als weiteren Kanal, um die Neukonditionierung der menschlichen Gefühle und Werturteile vorzunehmen.
Viertens nennt er die Massenpropaganda, heute gesteuert durch die sozialen Medien, als Mittel der Prägung der Gefühlsreflexe und Werturteile durch die Massenmedien.
Ich würde das erweitern und sagen: Eugenik, also die Beseitigung der Schwächsten, psychologische Manipulation von Kindern, staatliche Erziehung als ideologischer Rahmen für die Neuprogrammierung und die Massenpropaganda.
Er fügt noch hinzu, um die politische Schärfe zu erhöhen: Wenn Gutsein nur ein zeitlich bedingter und sogar lokaler Standard wäre, dann müssten sich nicht einmal die lokalen Behörden einem Gesetz unterstellen. Sie könnten immer sagen, das sei von Zeit und Ort abhängig und sich so einen eigenen Standard zurechtzimmern.
Sie müssten sich nicht einmal einem Gesetz unterstellen.
So bezieht er es auch auf Politik und Unternehmenswerte.
Schauen wir auf die heutige Zeit: Genau das ist die Folge, wenn wir auf Politiker und Wirtschaftsführer blicken.
Er sagt: Dort, wo kein absoluter moralischer Standard mehr existiert, haben Herrscher nur noch Visionen.
Sie sprechen nur noch von Kreativität. Genau das passiert: Sie müssen ihre Werturteile ständig revidieren und neu schaffen.
Sie sprechen von Visionen, von Kreativität und von Dynamik. Genau die Wörter und Prädikate, die ich heute ständig höre: Innovation, Dynamik, Veränderung, Vision, Kreativität.
Dies ersetzt in Staat und Wirtschaft den absolut für das Überleben und das Wohlergehen eines Staates notwendigen Tugendbegriff, den übergeordneten Standard von Tugend, Erkenntnis und echten Fähigkeiten.
Ich kann nur empfehlen, diesen Aufsatz oder diese Vorlesung „The Poison of Subjectivism“ – „Das Gift des Subjektivismus“ – sorgfältig zu lesen. Er liegt in englischer Sprache im Netz vor.
Man sollte ihn sich zu Gemüte führen und die nötigen Schlussfolgerungen für die heutige Zeit ziehen.
Das Gift des Subjektivismus ist tief in unser christliches Denken eingedrungen. Wir müssen uns unbedingt davon reinigen, um überhaupt wieder unsere Botschaft zurückzugewinnen und zurückzufinden – die Botschaft von dem Gott, der nicht nur gut ist, sondern die Güte selbst ist.
Wenn wir unsere eigene Botschaft opfern und sagen, dass jeder seine eigenen Werturteile zusammenzimmern kann, wenn wir in diesen Ruf einstimmen, der unsere Kultur und Gesellschaft zerstört, dann zerstören wir am Ende uns selbst.
Auch unsere eigenen Kirchen werden wir damit zerstören, und wir berauben Menschen der Hoffnung, die sie durch Christus, den Ankerpunkt, den Vokalpunkt, die übergeordnete Instanz, haben könnten.
Seien wir uns dieser Gefahr bewusst. Darum finde ich diesen Aufsatz dermassen relevant, auch für heute.
C.S. Lewis bringt nun ein Beispiel mit dem gegenüberliegenden Standpunkt. Er sagt, wenn jemand behauptet, eine Rasse erhalten zu wollen, hat diese Person sich nie wirklich Gedanken darüber gemacht, dass ein solches Plädoyer voraussetzt, dass es einen übergeordneten Standard oder verschiedene Werturteile gibt. An diesen wird gemessen, ob eine Menschengruppe schützenswert ist.
Wenn jemand einfach sagt, dass eine Volksgruppe erhalten werden muss, geht diese Person unbewusst von der Denkvoraussetzung aus, dass es einen übergeordneten, objektiven Standard gibt, der eine Menschengruppe schützenswert macht. Dies nimmt sie jedoch ohne Hinterfragen einfach als gegeben an.
Eine Subvariante dazu, so Lewis, ist die Rede vom Instinkt. Man sagt dann, es sei einfach der menschliche Instinkt, eine andere Menschengruppe zu schützen. Doch wer sagt, dass gerade dieser Instinkt der ausschlaggebende ist, der zu gewissen Handlungen führt? Es gibt viele widerstrebende und widersprechende andere Instinkte, die diesem Reflex, eine Menschengruppe zu erhalten, widersprechen oder widerstreben. Warum also gerade den Instinkt wählen, der eine Menschengruppe schützt?
Wir sehen also, es fehlt an einem objektiven Standard, an dem Werturteile gemessen werden können. Die Werturteile werden dadurch beliebig.
C.S. Lewis vergleicht das mit jemandem, der versucht, sich an der eigenen Jacke hochzuziehen. Das ist unmöglich.
Er macht nochmals zwei weitere Vergleiche: Der Verstand hat keine Kraft, eine Sonne zu erschaffen – also eine Lichtquelle mit der ganzen Strahlung, Wärme und Energie. Nein, der Verstand kann keine Sonne schaffen oder eine neue Farbe im primären Spektrum erfinden. Er kann nur mit den Gegebenheiten umgehen, die bereits vorliegen.
Was bleibt also übrig als nächster Gedankenschritt von C.S. Lewis, wenn jemand behauptet, dass Werturteile auf individuellen Gefühlen plus sozialer Konditionierung beruhen? Es bedeutet letztlich immer, dass ein einzelner Wert, der in vorausgehenden traditionellen Moralsystemen bereits existierte, herausgegriffen, isoliert und absolut gesetzt wird.
Lewis macht dann drei Beispiele für solche Isolierungen von traditionellen Werten. Zum Beispiel, wenn eine Gesellschaft beginnt, den Wert auf möglichst viele Nachkommen zu legen. Das war Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts sehr stark der Fall und dann auch im Dritten Reich nochmals, mit der Züchtung der Rasse. Das ergibt insgesamt eine futuristische Ethik, also die Überbetonung des einzelnen Wertes, Nachkommen zu erhalten.
Ein zweiter, damals wie heute sehr aktueller Fall der Isolierung eines einzelnen Wertes ist die Vorstellung, die vorhandenen Güter gleichmäßig zu verteilen. Das führt zu einer kommunistischen oder kommunitaristischen Ethik.
Als drittes Beispiel nennt Lewis die Nächstenliebe. Wenn man die Nächstenliebe als einzelnen Wert isoliert, könnte daraus zum Beispiel eine Form des Aristokratismus resultieren. Das heißt, dass jemand nur den eigenen Kreis oder die eigene Schicht liebt. Ebenso ist der Gedanke des Rassismus eine Folge, wenn man gewisse Werte aus dem Konzept der Nächstenliebe isoliert und absolut setzt.
Nochmals zusammengefasst: Es ist wichtig, uns diesen Gedanken mehrmals immer wieder vor Augen zu führen. Es gibt keine Moral ohne Voraussetzungen, keine Moral from scratch. Eine Moral setzt immer einen übergeordneten absoluten Referenzpunkt voraus.
Lewis ist sich bewusst, dass er damit bei seinen Zeitgenossen, ebenso wenig wahrscheinlich heute, nicht einfach durchkommt. Er formuliert dann einen ersten möglichen Einwand. Dieser Einwand lautet zusammengefasst: Die traditionelle Moral hing doch immer von Zeit und Ort ab, also war die traditionelle Moral jeweils von Zeit und Ort abhängig.
Er bringt dann diese Analogie: Ein Raum stinkt nicht, weil er bleibt. Ebenso wenig ist die Liebe nicht mehr bewundernswert, wenn sie gleich bleibt, wenn sie permanent bleibt. Raum und Zeit sind in sich keine Kriterien zur Bewertung einer Moral. Wenn wir sagen „Liebe stagniert“, dann haben wir eine negative Konnotation dem Konzept der Liebe beigegeben, so sagt er. Wenn wir hingegen sagen „Liebe ist permanent“, dann kann sie eine Tugend sein.
Wie gesagt, es braucht einen moralischen übergeordneten Referenzpunkt. Raum und Zeit für sich sind keine solchen Referenzpunkte.
Nochmals zum Thema Fortschritt: Das ist ja das hauptsächliche evolutionäre Argument heute – „besser als gestern“. Fortschritt können wir nur feststellen, wenn wir einen Maßstab haben. Und der fehlt dem Subjektivismus genau. Der Maßstab fehlt, die Vergleichsgröße fehlt, und Raum und Zeit sind in sich keine solchen Vergleichsgrößen. Das ist die Entkräftung des ersten Einwands.
Der zweite Einwand lautet so, dass ein unveränderlicher Standard eine Bewegung oder eine Gesellschaft vom Fortschritt abschneide. Also dass ein Standard, der unbeweglich und starr fixiert sei, eine Moral, dass es dann nicht mehr möglich sei, Fortschritte zu erzielen. Das bezeichnet C.S. Lewis als blanke Lüge – so schreibt er es.
Er sagt, nur einige Tage Beschäftigung mit einem Lexikon der vergleichenden Religionswissenschaft und der Ethik – einer solchen Enzyklopädie – und das hat er gemacht, er hat solche Enzyklopädien studiert – belehren einen eines Besseren. Er sagt, es gab über Zeit und Raum, also in verschiedenen Kulturräumen zu unterschiedlichen Zeiten, so etwas wie einen objektiven, übergeordneten Standard, das sogenannte Moralgesetz.
Er macht ein Beispiel: Die Ethik der Christen unterschied sich zwar von der Ethik unter den Griechen, es waren jedoch keine komplett verschiedenen Konzepte. Es handelte sich nicht um Gegensätze oder unterschiedliche Grundparadigmen, sondern nur um graduelle Unterschiede. Er nennt als Beispiel die Sexualmoral und vergleicht die Sexualmoral unter den Griechen, mit denen er in dieser Zeit sehr bewandert war, und die der Christen. Er sagt, es sind nur graduelle Unterschiede.
Um das noch mit einem neueren Beispiel zu belegen, bringt er den Vergleich mit den Hexen ein – ein sehr interessantes Beispiel. Er sagt, eine der unvergleichlichen Analogien von Lewis ist: Wir verbrennen heute keine Hexen mehr, weil wir glauben, dass die Hexen nicht für die Pest verantwortlich sind. Deshalb verbrennen wir keine Hexen mehr. Wir opfern jedoch viele Männer im Krieg, weil wir überzeugt sind, dass das Dritte Reich besiegt werden muss, weil es die Ursache für eine andere Pest ist. Das noch als weiterer Vergleich.
Er sagt auch, dass er mit der Entkräftung dieser beiden Einwände noch mit weiteren Gegnern oder Widersachern rechnen müsse. Interessanterweise kommen diese Einwände, diese Widerstände auch aus den Reihen der Frommen, auch aus den Reihen der Christen. Heute muss man sagen, sie kommen auch aus der Reihe der evangelikalen Einwände gegen dieses Gift des Subjektivismus.
Lewis räumt einen weiteren Einwand aus, der besagt, dass der Sündenfall das Vermögen des Menschen geschwächt hätte, einen übergeordneten Standard, nämlich das Gesetz Gottes zu erkennen. Das hat es nämlich nicht. Es hat zwar dieses Erkenntnisvermögen geschwächt, aber nicht ausgelöscht. Und da bin ich völlig bei C.S. Lewis, wenn wir den Römerbrief lesen, Kapitel 1 und Kapitel 2. Lewis führt das siebte Kapitel an. Er sagt, der Sündenfall, dass der Mensch durch die Sünde gefallen ist und auch beeinflusst und beeinträchtigt ist, hat seine Sichtweise entstellt. Aber das Vermögen, dieses Gesetz Gottes im Sinne eines übergeordneten Standards, im Sinne eines Moralgesetzes zu erkennen, hat er nicht ausgelöscht.
Das fügt dann noch etwas hinzu, was besonders in dieser Spätmoderne zu einem geläufigen, populären Argument geworden ist: Es wird oft ausgespielt – absolutes Erkennen oder keine Erkenntnis. C.S. Lewis sagt, was in diesem, ich würde heute sagen, postmodernen Kontext fehlt, ist das Eingeständnis des unvollkommenen Erkennens.
Es ist nicht das gleiche, blind zu sein oder unscharf zu erkennen. Unscharf zu erkennen ist ein grundsätzlicher Unterschied zur Blindheit. Manche behaupten heute, es sei nicht möglich, einen übergeordneten Standard zu erkennen, gar nicht möglich. Wir seien absolut nicht in der Lage und sollten darum die Finger davon lassen. Nein, das ist nicht das, was auch die Bibel lehrt. Der Mensch ist sehr wohl, und sogar der gefallene Mensch ist sehr wohl, in der Lage, einen übergeordneten Standard, nämlich dieses universelle Moralgesetz, zu erkennen.
Wer dies bestreitet – und da ist C.S. Lewis unglaublich scharf – der würde dem Teufel, dem Teufelsdienst, Vorschub leisten. Wer dem Menschen nicht mehr diese Unterscheidungsfähigkeit zuschreibt, überlässt jeden Einzelnen seiner eigenen Meinung, seinem eigenen Werturteil. Letztlich überlässt er ihn auch in der unsichtbaren Welt dem Gegenspieler, dem Gesetzgeber des universalen Gesetzgebers.
Lewis ist hier sehr scharf – vielleicht ist das der schärfste Punkt innerhalb dieser Vorlesung – als er sagt, dass man dem Teufelsdienst Vorschub leistet.
Ein weiterer Einwand, der von christlicher frommer Seite kommen konnte, uns vielleicht nicht gleichermassen nahe wie dieser erste Einwand, ist der eines menschlichen falschen Analogieschlusses, den C.S. Lewis als Kategorienfehler bezeichnet. Er sagt nämlich, dass ein Gesetz aus menschlicher Sicht entweder von einem Menschen erlassen wird oder von einem Menschen befolgt wird. Es gibt keine andere Möglichkeit: Entweder es wird von einem Menschen erlassen – das heißt, ein Mensch ist Gesetzgeber – oder ein Mensch gehorcht einem Gesetz, das von einem anderen Menschen erlassen worden ist.
Dies ist aber nicht so, weil Gott ja der Erste, der Ursprüngliche ist, der alles ins Dasein gerufen hat, inklusive dieses Moralgesetz. Er ist der Gesetzgeber.
So sagt Lewis im Sinne dieses übergeordneten Standards, des Moralgesetzes, können wir nicht sagen, dass das Gute geschaffen worden ist, schon gar nicht von einem Menschen. Gott ist Güte, er ist gut. Die Güte ist keine von ihm unabhängige Kategorie oder eine vorgeordnete Kategorie. Das würde nämlich bedeuten, dass jemand etwas über Gott stehen würde.
Die Güte ist nicht göttlich, sondern die Güte ist Gott selbst. Gott ist Güte, er ist heilig, er ist Liebe, er verkörpert dasselbe und ist als solcher der Gesetzgeber. Es gibt keine ihm vorgeordnete Kategorie und auch keine unabhängig von ihm geschaffene dritte Instanz. Nein, er ist Gesetzgeber, und das Gute ist gut, weil es Güte ist. Das ist eine sehr wichtige Verbindung zwischen Gotteslehre und Ethik, die C.S. Lewis hier zum Ende des Aufsatzes zieht.
Er kommt dann zum Fazit, und dies ist nochmals wichtig zu beachten. Er sagt, sein Fazit sei, dass das Gift der Denkweise des Subjektivismus in den absoluten Bankrott, in den Ruin führt.
Wenn kein objektiver und ewiger Standard, kein Moralgesetz existiert, dann führt das den Menschen in äußerstes Elend. Er nennt dann vier Formen dieses Elends:
Die erste ist die Manipulation seines Lebensendes, die Eugenik. Wenn wir keinen übergeordneten moralischen Standard mehr haben, dann geht es letzten Endes darum, dass die Schwächsten darunter leiden. Und die Schwächsten sind nun mal am Lebensanfang und am Lebensende. Das heißt, der Stärkere gewinnt Macht über den Schwächeren, und wenn kein absolutes Moralgesetz mehr existiert, beginnen diese zuerst darunter zu leiden.
Das ist übrigens auch das, was Richard Tarnas derzeit den Sophisten, den Griechen, unterstellt. Er sagt, wenn es, so Lewis, keine absolute Moral mehr gibt, dann führt das zum Ende oder zur Beseitigung der Schwächsten. Lewis sah das ja vor seinen eigenen Augen zu seiner Zeit.
Zweitens führt es auch zur psychologischen Manipulation von Kindern. Auch hier wieder, wenn wir sehen, wie über die Bildung die Kleinen, die Jüngsten, indoktriniert werden. Auch das ist ein zeitgenössisches Phänomen, das Lewis nicht vor der Haustür, aber beobachten konnte. In seinem Buch „Die Abschaffung des Menschen“ zeigt er auch, wie die Moral von Kindern durch die Inhalte in Lehrmitteln manipuliert wurde.
Drittens nennt er sehr interessant und für die heutige Zeit hochaktuell die staatliche Erziehung als weiteren Kanal, um eben diese Neukonditionierung der menschlichen Gefühle und Werturteile vorzunehmen.
Viertens nennt er auch die durch die sozialen Medien gesteuerte Massenpropaganda – die Prägung der Gefühlsreflexe und der Werturteile durch die Massenmedien.
Also: Eugenik – ich würde das erweitern und sagen – die Beseitigung der Schwächsten, psychologische Manipulation von Kindern, staatliche Erziehung als ideologischer Rahmen für die Neuprogrammierung und die Massenpropaganda.
Er fügt noch hinzu, um die politische Schärfe auch noch hineinzubringen: Er sagt, wenn die Qualifizierung gut nur ein zeitlich bedingter und sogar lokaler Standard wäre, dann müssten sich ja nicht mal die lokalen Behörden unter ein Gesetz stellen. Sie könnten ja immer sagen, das ist von Zeit und von Ort abhängig. Sie könnten sich damit einen eigenen Standard zurechtzimmern und müssten sich ja nicht mal unter ein Gesetz stellen.
So bezieht er es auch auf die Politik und die Unternehmenswerte. Und schauen wir mal in die heutige Zeit: Genau das ist die Folge, wenn wir auf unsere Politiker und auch auf Wirtschaftsführer blicken.
Er sagt: Dort, wo kein absoluter moralischer Standard mehr ist, dort haben Herrscher nur noch Visionen. Sie sprechen nur noch von Kreativität. Genau das passiert: Sie müssen ihre Werturteile ständig revidieren und neu schaffen. Sie sprechen dann von Visionen, von Kreativität und von Dynamik.
Genau die Wörter, genau die Prädikate, die ich heute ständig höre: Innovation, Dynamik, Veränderung, Vision, Kreativität. Und dieser Zustand setzt in Staat und Wirtschaft die absolut für das Überleben und auch für das Wohlergehen eines Staates notwendige Tugend, den übergeordneten Standard von Tugend, von Erkenntnis und von echten Fähigkeiten außer Kraft.
Ich kann nur empfehlen, diesen Aufsatz oder diese Vorlesung „The Poison of Subjectivism“ – das Gift des Subjektivismus – in englischer Sprache im Netz sorgfältig zu Gemüte zu führen und dann auch die nötigen Schlussfolgerungen für die heutige Zeit zu ziehen.
Das Gift des Subjektivismus ist tief eingedrungen, auch in unser christliches Denken. Wir müssen uns unbedingt von diesem reinigen, um überhaupt wieder die, ja eigentlich unsere Botschaft, die wir auf diese Weise verraten, zurückzugewinnen und zurückzufinden – auf den Gott, der nicht nur gut ist, sondern die Güte selbst ist.
Wenn wir unsere eigene Botschaft opfern und sagen, dass jeder seine eigenen Werturteile zusammenzimmern kann, wenn wir auch in diesen Ruf einstimmen, der unsere Kultur und unsere Gesellschaft zerstört, dann zerstören wir damit am Schluss uns selbst, sogar unsere eigenen Kirchen. Wir berauben Menschen schließlich der Hoffnung, die sie haben könnten durch Christus – diesen Ankerpunkt, diesen Vokalpunkt, diese übergeordnete Instanz.
Seien wir uns dieser Gefahr bewusst. Darum finde ich diesen Aufsatz dermassen relevant, auch für heute.
Ein weiterer Einwand, der von christlich-frommer Seite kommen konnte, uns aber vielleicht nicht gleichermassen nahe ist wie der erste Einwand, betrifft einen menschlichen falschen Analogieschluss. C. S. Lewis bezeichnet diesen als Kategorienfehler.
Er erklärt, dass ein Gesetz aus menschlicher Sicht entweder von einem Menschen erlassen wird oder von einem Menschen befolgt wird. Es gibt keine andere Möglichkeit: Entweder wird ein Gesetz von einem Menschen erlassen, das heißt, ein Mensch ist Gesetzgeber, oder ein Mensch gehorcht einem Gesetz, das von einem anderen Menschen erlassen wurde.
Dies trifft jedoch nicht zu, weil Gott der Erste und Ursprüngliche ist, der alles ins Dasein gerufen hat – einschließlich dieses Moralgesetzes. Er ist der Gesetzgeber.
Lewis sagt im Sinne dieses übergeordneten Standards, des Moralgesetzes, dass wir nicht sagen können, das Gute sei geschaffen worden, schon gar nicht von einem Menschen. Vielmehr ist Gott Güte, er ist gut. Die Güte ist keine von ihm unabhängige oder vorgeordnete Kategorie. Das würde nämlich bedeuten, dass etwas über Gott stünde.
Die Güte ist nicht nur göttlich, sondern die Güte ist Gott selbst. Gott ist Güte, er ist heilig, er ist Liebe. Er verkörpert dasselbe und ist als solcher der Gesetzgeber.
Es gibt keine ihm vorgeordnete Kategorie und auch keine unabhängig von ihm geschaffene dritte Instanz. Nein, er ist der Gesetzgeber, und das Gute ist ein Gut, weil es Güte ist.
Dies ist eine sehr wichtige Verbindung zwischen Gotteslehre und Ethik, die C. S. Lewis hier zum Ende des Aufsatzes zieht.
Er kommt dann zum Fazit, und dies ist nochmals wichtig zu beachten. Er sagt, sein Fazit sei, dass das Gift der Denkweise des Subjektivismus in den absoluten Bankrott, in den Ruin führt.
Wenn kein objektiver und ewiger Standard, kein Moralgesetz existiert, dann führt das den Menschen in äußerstes Elend. Er nennt vier Formen dieses Elends.
Die erste Form ist die Manipulation des Lebensendes, die Eugenik. Wenn wir keinen übergeordneten moralischen Standard mehr haben, dann geht es letzten Endes darum, dass die Schwächsten darunter leiden. Die Schwächsten sind nun mal am Lebensanfang und am Lebensende. Das heißt, der Stärkere gewinnt Macht über den Schwächeren. Wenn kein absolutes Moralgesetz mehr existiert, beginnen diese zuerst darunter zu leiden.
Das ist übrigens auch das, was Richard Tarnas den Sophisten der Griechen unterstellt. Er sagt, wenn es keine absolute Moral mehr gibt, dann führt das zum Ende oder zur Beseitigung der Schwächsten. Er sah dies ja vor seinen eigenen Augen zu seiner Zeit.
Zweitens führt es auch zur psychologischen Manipulation von Kindern. Auch hier wieder: Wenn wir sehen, wie über die Bildung die Kleinsten, die Jüngsten, indoktriniert werden. Auch das ist ein zeitgenössisches Phänomen, das er zwar nicht vor der Haustür, aber beobachten konnte. In seinem Buch „Die Abschaffung des Menschen“ zeigt er auch, wie die Moral von Kindern durch die Inhalte in Lehrmitteln manipuliert wurde.
Drittens nennt er sehr interessant und für die heutige Zeit hochaktuell die staatliche Erziehung als weiteren Kanal, um eben diese Neukonditionierung der menschlichen Gefühle und Werturteile vorzunehmen.
Viertens nennt er auch die Massenpropaganda, heute gesteuert durch die sozialen Medien. Diese prägt die Gefühlsreflexe und die Werturteile durch die Massenmedien.
Zusammengefasst: Eugenik, also die Beseitigung der Schwächsten; psychologische Manipulation von Kindern; staatliche Erziehung als ideologischer Rahmen für die Neuprogrammierung; und die Massenpropaganda.
Er fügt noch hinzu, um die politische Schärfe zu verstärken: Wenn gute Qualifizierung nur ein zeitlich bedingter und sogar lokaler Standard wäre, dann müssten sich ja nicht einmal die lokalen Behörden unter ein Gesetz stellen. Sie könnten immer sagen, das sei von Zeit und Ort abhängig. So könnten sie sich einen eigenen Standard zurechtzimmern, ohne sich einem Gesetz unterordnen zu müssen.
So bezieht er es auch auf die Politik und die Unternehmenswerte. Schaut man in die heutige Zeit, sieht man genau diese Folge, wenn man auf unsere Politiker und auch auf Wirtschaftsführer blickt.
Er sagt: Dort, wo kein absoluter moralischer Standard mehr ist, haben Herrscher nur noch Visionen. Sie sprechen nur noch von Kreativität. Genau das passiert: Sie müssen ihre Werturteile ständig revidieren und neu schaffen. Sie sprechen dann von Visionen, von Kreativität und von Dynamik.
Genau die Wörter, genau die Prädikate, die ich heute ständig höre: Innovation, Dynamik, Veränderung, Vision, Kreativität. Diese Begriffe setzen in Staat und Wirtschaft den absolut für das Überleben und auch für das Wohlergehen eines Staates notwendigen übergeordneten Standard von Tugend, von Erkenntnis und von echten Fähigkeiten außer Kraft.
Ich kann nur empfehlen, den Aufsatz oder die Vorlesung „The Poison of Subjectivism – Das Gift des Subjektivismus“, der in englischer Sprache im Internet verfügbar ist, sorgfältig zu lesen oder anzuhören. Anschließend sollten die notwendigen Schlussfolgerungen für die heutige Zeit gezogen werden.
Das Gift des Subjektivismus ist tief eingedrungen, auch in unser christliches Denken. Wir müssen uns unbedingt davon reinigen, um überhaupt wieder unsere Botschaft zurückzugewinnen. Diese Botschaft verraten wir sonst auf diese Weise. Es geht darum, zurückzufinden zu dem Gott, der nicht nur gut ist, sondern die Güte selbst.
Wenn wir unsere eigene Botschaft opfern und sagen, dass jeder seine eigenen Werteurteile zusammenzimmern kann, wenn wir diesen Ruf unterstützen, der unsere Kultur und Gesellschaft zerstört, dann zerstören wir letztlich uns selbst. Selbst unsere Kirchen berauben wir dadurch der Hoffnung, die Menschen durch Christus haben könnten – diesem Ankerpunkt, diesem Vokalpunkt, dieser übergeordneten Instanz.
Wir sollten uns dieser Gefahr bewusst sein. Deshalb finde ich diesen Aufsatz auch heute noch so relevant.