Einführung in die biblische Geschichte und ihre archäologische Überprüfung
Unser Thema heute Nachmittag lautet: Moderne Archäologie und die Bibel – lässt sich die Glaubwürdigkeit der Bibel belegen?
Die meisten Kapitel der Bibel, die sich mit der Erzählung biblischer Geschichte beschäftigen, umfassen etwa zweitausend Jahre biblische Geschichte. Wir beginnen mit den Erzvätern in 1. Mose 11, also Abraham, dann sein Sohn Isaak und Jakob. Aus dieser Linie, aus diesen drei Generationen, leitete sich später das Volk Israel ab.
Jakob seinerseits hatte zwölf Söhne. Diese zwölf Söhne wurden zu den Stammvätern der zwölf Stämme Israels. Diese Großfamilie – Jakob und seine zwölf Söhne, die Frauen der Söhne und so weiter – zog in einer Zeit der Hungersnot nach Ägypten hinab. Dort entwickelte sich diese Großfamilie zu einem Volk.
Israel wurde als Volk in Ägypten versklavt. Doch es kam zum Auszug aus Ägypten im Zusammenhang mit den Zehn Plagen über Ägypten. Unter der Führung von Moses verließ dieses Volk Ägypten und wanderte 40 Jahre durch die Wüste, die Sinai- und Negev-Wüste.
Nach diesen 40 Jahren übernahm Joshua die Leitung von Moses. Unter ihm wurde das Land Kanaan nach und nach erobert und besiedelt. Das ist die Zeit der Landnahme unter Joshua.
Danach folgte eine Zeit von 450 Jahren, die Zeit der Richter, von Othniel bis Samuel. Samuel war der letzte Richter und leitete dann über in die neue Epoche des Vereinigten Königreichs. Samuel salbte Saul zum ersten König über die zwölf Stämme. Das war jedoch eine traurige Geschichte, die mit einer Katastrophe endete.
So kam eine Erneuerung, als David durch Samuel zum König über die zwölf Stämme Israels gesalbt wurde – ein König nach dem Herzen Gottes. Danach übernahm Salomo, Davids Sohn, die Herrschaft. Er erweiterte Israel und machte es zu einem Großreich, wie es in der Geschichte bisher nie der Fall gewesen war.
Nach Salomo begann jedoch der große Niedergang, weil er sich in der zweiten Hälfte seines Lebens von Gott abwandte. So kam es zur Teilung der Nation Israel in zwei Nationen: die zehn Stämme im Norden und die zwei Stämme Juda und Benjamin im Süden.
Über die zehn Stämme im Norden regierten nur gottlose Könige. Im Süden mit der Hauptstadt Jerusalem gab es immer wieder Reformationen und Erneuerungen unter gottesfürchtigen Königen, doch die meisten waren ebenfalls gottlos.
Die Konsequenz war, dass die zehn Stämme schließlich nach Assyrien weggeführt wurden in die Gefangenschaft. Das war der Untergang des Nordreichs. Das südliche Reich, Juda genannt, konnte noch länger bestehen. Doch dann kam die babylonische Gefangenschaft. Die Babylonier zerschlugen das Königreich und führten die Juden nach Babylon in die Gefangenschaft.
Es schien alles am Boden zerstört zu sein. Doch nach einigen Jahrzehnten konnten die Juden zurückkehren. In der Zwischenzeit hatten die Perser die Weltmacht übernommen, die Babylonier besiegt, und die Perser gaben den Juden die Erlaubnis, wieder in ihr Land heimzukehren.
Sie sollten auch den Tempel wieder aufbauen – den zweiten Tempel nach dem Vorbild des salomonischen Tempels. Danach begann die große Zeit des Wartens auf den Messias.
Schließlich, vor etwa zweitausend Jahren, kam Jesus Christus. Durch sein Kommen erfüllte er über dreihundert Prophezeiungen aus dem Alten Testament über den verheißenden Erlöser.
Damit sind wir bereits im Neuen Testament. Das Neue Testament beschreibt insbesondere in der Apostelgeschichte die frühe Ausbreitung des Christentums in den ersten drei Jahrzehnten. Diese Ausbreitung fand auf drei Kontinenten statt: Asien, Afrika und Europa.
So haben Sie nun eine kurze Übersicht über die biblische Geschichte erhalten.
Unterschiedliche Sichtweisen der Archäologie zur Bibel
Und nun ist es so: Wenn Sie je nachdem einen Archäologen fragen, wie glaubwürdig die Bibel im Vergleich zur modernen Archäologie ist, dann können Sie ganz verschiedene Antworten bekommen. Es kommt darauf an, mit wem Sie sprechen.
Sprechen Sie mit Herrn Finkelstein, dann würde er sagen, das ist alles ein Märchen. Finkelstein hat ja zusammen mit Silbermann ein Buch herausgegeben, das ein Bestseller wurde und auch auf Deutsch übersetzt wurde, mit dem Titel „Keine Posaunen vor Jericho“. Und Sie ahnen schon, was jetzt kommt, oder? Er sagt, Israel in Ägypten, der Auszug aus Ägypten, die Landnahme unter Joshua und damit der Fall der Mauer von Jericho – das können Sie alles vergessen, das sind alles Legenden.
Er sagt, es gibt keine archäologischen Spuren von Israel in Ägypten. Und dann kommt dazu: Das ist natürlich eine ganz besonders wichtige Trumpfkarte – um 1230 vor Christus, also um die Zeit des Auszugs aus Ägypten und der Landnahme unter Joshua, war Jericho gar keine Stadt. Höchstens eine kleine Siedlung, die ja gar keine Stadtmauer hatte. Also vergessen Sie die ganze Geschichte mit den Posaunen vor Jericho und der Mauer, die heruntergefallen wäre. Alles ein Märchen, alles Mythos, alles Legende, alles nicht historisch.
Ja, da können Sie auch das Lied vergessen, ja: „Joshua hit the battle of Jericho, and the walls came tumbling down“. Das können Sie alles vergessen, das ist alles ein Märchen.
Der Knackpunkt ist hier die Frage: Wann fand der Auszug aus Ägypten statt? Denn Israel Finkelstein hat wirklich recht, wissenschaftlich gesehen. Um 1230 vor Christus war Jericho keine Stadt, es gab keine Mauer. Aber die Frage ist: Wann fand der Auszug aus Ägypten statt?
Die liberale Position ist eben die Position, wie Finkelstein sie vertritt: Ja, das wäre um 1230 vor Christus gewesen. Da war Jericho keine Stadt. Nun gibt es aber viele konservative Gelehrte, die sagen: Nein, der Auszug aus Ägypten war 1446 vor Christus. Aber sogar die konservative Position hat ein Problem: Sie nimmt nämlich gewisse Zahlenangaben in der Bibel doch nicht wirklich ernst und muss da irgendwie mit den Zahlen mogeln. Und dann kommt man auf diese Zahl.
Wenn Sie aber wirklich in einem geschlossenen System alle biblischen Jahreszahlen ernst nehmen, kriegen Sie sie zusammen. Es braucht aber viel Arbeit. Und Sie kriegen sie zusammen in einem widerspruchsfreien chronologischen Ganzen. Wenn Sie meine Zusammenstellung dazu haben möchten, können Sie mir eine E-Mail schreiben an info@rogeriebe.ch. Sie bekommen das gerade als Stichwort „Skript“. Da können Sie das nachvollziehen.
Der Auszug aus Ägypten war 1606 vor Christus. Es ist ja klar: Wenn Sie jetzt in den Schichten von 1230 vor Christus in Jericho suchen, dann finden Sie natürlich nicht die Mauer von Jericho, die bei Joshua heruntergefallen ist. Das ist ja klar, nicht wahr?
Ich meine, wir würden ja auch nicht in Archiven aus dem 16. Jahrhundert einen Monsieur Hollande finden, wenn wir den suchen würden. Wir würden sagen, das ist ein Märchen, es hat nie einen Monsieur Hollande gegeben.
Ich stelle mir jetzt vor, wir wären Archäologen in 400 Jahren und suchten nach Monsieur Hollande. Natürlich, aber da muss man in den Archiven des 21. Jahrhunderts schauen, dann findet man ihn schon. Und er hatte eine gewisse Bedeutung für Frankreich, unangefochten ist das so.
Aber eben: Wenn man in den falschen Schichten schaut, ist klar, da findet man nichts.
Jetzt müssen Sie mal schauen, wie es mit den Schichten von 1606 vor Christus ist. Und dann finden Sie alles. Sie finden auch die Spuren von Israel in Ägypten und die Spuren vom Auszug. Die sind alle da, aber Sie müssen ihnen im richtigen Archiv nachschauen. Das ist der Punkt.
Die Datierung des Auszugs aus Ägypten und die Bedeutung von Ramses
Nun, wie kam man überhaupt auf die Idee, dass der Auszug aus Ägypten im Jahr 1230 vor Christus stattgefunden haben soll? Diese Annahme wurde teilweise biblisch begründet.
In 2. Mose 1,11 heißt es über Israel in Ägypten: "Und sie setzten Frohenvöchter über dasselbe, über Israel, um es mit ihren Lastarbeiten zu drücken, und es baute dem Pharao Vorratsstädte, Pithom und Ramses." Diese beiden Städte, Pithom und Ramses, wurden also von Israel als Sklavenvolk in Ägypten erbaut.
Daraus folgte die Überlegung, dass der Name Ramses wohl mit einem Pharao Ramses zusammenhängt – von denen es mehrere gab. Man vermutete, dass es sich um Ramses II. handeln könnte. Nach der offiziellen ägyptischen Chronologie regierte Ramses II. von 1279 bis 1213 v. Chr. Er war ein großer Bauherr. Deshalb nahm man an, dass er der Pharao der Unterdrückung war und der Auszug aus Ägypten zu seinen Lebzeiten, etwa um 1230 v. Chr., stattfand.
Allerdings merkt man schnell, dass man die biblischen Angaben nicht wirklich ernst nimmt. Denn laut Bibel wäre der Pharao im Jahr des Auszugs im Roten Meer umgekommen. Das passt aber nicht, denn Ramses II. starb erst 1213 v. Chr. Er kann also nicht der Pharao des Auszugs gewesen sein.
Außerdem ist es riskant, allein aufgrund eines Städtenamens wie Ramses eine solche Chronologie mit Ramses II. aufzubauen. Ein Zusammenhang muss nicht bestehen. Schon früher, in der Geschichte von Joseph, wird vom Land Ramses gesprochen. Dieses gab es also schon lange vor Mose und dem Auszug. Man sollte nicht alles gleichsetzen, nur weil es ähnlich klingt.
Das war der Denkfehler.
Festzuhalten bleibt: Die Bibel bezeichnet Ramses II. nirgends als Pharao der Sklaverei. Daher gibt es guten Grund, die Datierung des Auszugs auf 1230 v. Chr. in Frage zu stellen.
Positiv formuliert: Dieses Datum widerspricht der biblischen Chronologie. Nach dieser wäre der Auszug 1606 v. Chr. erfolgt. Vierzig Jahre später, also 1566 v. Chr., fand dann die Landnahme unter Josua statt, bei der Jericho erobert wurde.
Archäologische Befunde in Jericho und ihre Bedeutung
So, jetzt gehen wir nach Jericho. Ich bin gerade zurückgekommen, vor einigen Wochen war ich dort. Jericho ist ein Tell, ein großer Hügel. Ein Tell ist kein natürlicher Hügel, sondern ein Zivilisationsschutthügel.
Im Nahen Osten hat ein Volk irgendwo begonnen zu siedeln. Das Dorf wurde zerstört, auf den Ruinen baute man wieder auf. Es wurde erneut zerstört, und wieder darauf aufgebaut. Mit der Zeit entstand so ein Hügel. Das war ganz üblich. Wenn Sie im Nahen Osten ein wenig Erfahrung haben, können Sie von weitem erkennen: „Oh, das ist auch ein Tell.“ Manche Tells sind noch nicht ausgegraben. Man erkennt sie an ihrer Form, sie sind nicht natürlich. Diese müsste man ausgraben, und man würde alle möglichen Zivilisationsschichten entdecken.
So sehen Sie hier etwas von den Ausgrabungen in Jericho an diesem Tell. Das ist sehr verwirrend, nicht wahr, weil es so viele verschiedene Schichten gibt. Darum ist es sehr wichtig, bei den Ausgrabungen genau zu dokumentieren, in welcher Schicht man sich befindet und welche Keramik man findet, also welche Scherben von Tonkrügen usw. Denn die Menschen damals waren genauso wie wir heute. Auch wir haben unsere Mode, nicht wahr, und unser Geschirr.
Wenn ich unser Geschirr unseren Töchtern weitergeben würde, würden sie sagen: „Nein, das ist altmodisch.“ Aber als wir es gekauft haben, waren wir überzeugt, dass es toll und modern ist. Ich hätte das Geschirr meiner Großeltern nicht haben wollen. So war es eben auch früher. Darum weiß man heute: In dieser Zeit war Mode so, in jener Zeit anders. Aufgrund der Scherben in den Schichten kann man also feststellen, welche Epoche man vor sich hat.
Diese Methode hat man bis heute perfektioniert. Die Keramikdatierung ist sehr hilfreich. Man kann zwar nicht absolut datieren, aber relativ. Wenn ich in einem Tell grabe und drei Schichten finde, und in einem anderen Tell sieben Schichten, dann kann ich anhand der Keramik feststellen, dass zum Beispiel Schicht drei im ersten Tell die gleiche Keramikmode hat wie Schicht vier im zweiten Tell. Dann kann ich sagen, diese beiden Schichten sind zeitlich analog.
Nun sehen Sie aus der Luft den Tell von Jericho. Das Foto zeigt ihn von oben. Interessant ist Folgendes: Wenn Sie heute dort hingehen – Jericho steht unter palästinensischer Herrschaft – bekommen Sie ein Faltblatt von den Palästinensern, das Jericho erklärt. Dort wird gleich gesagt, die Bibel sei falsch, die ganze Geschichte mit Josua sei erfunden.
Aber wenn Sie wissen, wo Sie genau hinschauen müssen, werden Sie feststellen: Der Mauerfall von Jericho ist in den Schichten dokumentiert, die Archäologen unabhängig von der Bibel auf etwa 1560 v. Chr. datiert haben.
Vor vielen Jahren hat eine Engländerin, Kathleen Kenyon, Ausgrabungen in Jericho gemacht. Sie hat große Arbeiten geleistet und eine gigantische Steinmauer entdeckt. Vor dieser Mauer lag eine weitere Mauer aus Ton, die von oben heruntergefallen war. Diese Mauer datierte sie auf 1550 v. Chr.
Vor sehr kurzer Zeit wurde das Ganze mit der C14-Methode datiert, und man kam auf etwa 1560 v. Chr. Das sind ungefähre Zahlen. Man kann ohne Probleme 30 bis 40 Jahre nach oben oder unten rechnen. Die Mitte liegt bei etwa 1560 v. Chr., und mit der konsequenten Chronologie kommen wir auf 1566 v. Chr.
Hier sehen Sie einen Teil dieser gigantischen Steinmauer. Auf dieser Mauer stand eine Mauer aus Ton, die heruntergefallen ist. Der Schutt hier, der wie eine Rampe aussieht, ist der Schutt einer vielen Meter hohen zweiten Mauer, die auf der ersten oben war. Das ist genau die Beschreibung in der Bibel.
Die Mauer war sehr hoch, aber die Israeliten umgingen die Stadt. Schließlich kam es zum Mauerfall. In Josua 6 in der Bibel steht, dass die Mauer herunterfallen wird. Danach konnten die Israeliten an der Mauer wie auf einer Rampe hinaufsteigen und Jericho erobern.
Hier sehen Sie genau diese Rampe. Die Tonmauer fiel herunter, und so entstand eine Rampe, über die die Israeliten in die Stadt einsteigen konnten. Weiter wurde die Stadt damals gründlich verbrannt, als die Mauern nach außen herunterfielen. Das ist ungewöhnlich, denn normalerweise fallen Mauern bei einer Eroberung nach innen.
Noch etwas Besonderes: Bei den Ausgrabungen in Israel wurde nie zuvor so viel Getreide entdeckt wie in Jericho. Die Stadt war voll davon, aber das Getreide wurde nicht geplündert. Genau so steht es auch in Josua 6. Gott hatte Josua den Befehl gegeben, dass die Israeliten nichts von der Beute nehmen dürfen. Die Spuren sind klar zu erkennen.
Das passt perfekt: Die heruntergefallene Mauer hier ist im Laufe der Zeit zusammengedrückt worden. Man sieht nicht mehr so schön die einzelnen Steine, aber sie sind da. Hier ist die mächtige Mauer von Jericho, noch einmal ganz nah.
Sie können weiterhin „Doge of It, Battle of Jericho“ singen. Die Position der Liberalen können wir hier völlig abstreichen. Dabei muss ich Herrn Israel Finkelstein nicht einmal wissenschaftlich angreifen. Ich habe nichts gegen seine wissenschaftliche Arbeit gesagt. Ich habe nur bemerkt, dass er ein Problem hatte, weil er die Bibel bei seiner Arbeit nicht ausreichend berücksichtigt hat.
Nebenbei gesagt, er gibt uns gerade die Bestätigung, die wir brauchen. In Josua 6 wird das zerstörte Jericho von Gott durch Josua verflucht. Es heißt, wer diese Stadt wieder aufbaut, wird Konsequenzen erfahren, und diese werden dort erwähnt.
Wenn Sie die Bibel weiterlesen, werden Sie sehen: Erst Jahrhunderte später, in der Zeit von König Ahab, wurde Jericho wieder aufgebaut. Und es kamen genau die Konsequenzen, die in Josua 6 angekündigt wurden.
Was heißt das? Nach dem Mauerfall hatte Jericho keine Mauer mehr und war keine Stadt. Das stimmt natürlich. Denn hätte die Stadt um 1230 v. Chr. noch eine mächtige Mauer gehabt, wäre die Bibel falsch.
Weitere archäologische Stätten: Hazor, Dan und Shiloh
Aber jetzt gehen wir noch ein bisschen nach Norden, nach Galiläa. Hier sehen Sie Tel Hazor, auf Hebräisch spricht man das Chazor. Tel Hazor ist wieder ein künstlicher Hügel. Auch diesen hat man in den vergangenen Jahren gründlich ausgegraben – einen Teil muss ich sagen, denn man hat einfach immer zu wenig Geld und zu wenig gute Leute.
Was man dort gefunden hat, ist grandios. Warum? Lesen Sie weiter im Buch Josua. Nach Josua 6, dem Fall von Jericho, kam die Eroberung einer Stadt nach der anderen. Hazor war in den späten Kapiteln besonders wichtig, weil Hazor die Hauptstadt aller Kanaaniter im Norden war. Dort wird erzählt, wie Josua sogar diese Hauptstadt der Kanaaniter eroberte und verbrannte.
Jetzt sehen Sie hier den mittelkananäischen Palast von Hazor, der heute in der Archäologie korrekt ins 18. bis 16. Jahrhundert vor Christus datiert wird. Hazor wurde im 16. Jahrhundert zerstört. Nach der Bibel war das um 1566 v. Chr., also im 16. Jahrhundert vor Christus. Das ist genau die richtige Zeit, in der Hazor erobert und vernichtet wurde.
Sie finden dort aber auch einen späteren Palast aus der spätkananäischen Zeit, datiert auf das 16. bis 13. Jahrhundert vor Christus. Das ist eine ganz besonders schöne Arbeit, da müssen Sie wirklich mal hingehen. Schauen Sie, was ganz typisch für die kanaanitische Bauart ist: die Kombination von Lehmziegeln – wie wir das auch schon in Jericho gesehen haben – und hier Holz sowie Basaltgestein. Also die Kombination von Lehmziegel, Stein und Holz ist ganz typisch kanaanitisch.
Man hat diesen Palast ziemlich schön hergerichtet, sodass Sie ihn so anschauen können. Aber jetzt haben Sie vielleicht ein Problem: Die Bibel sagt, Israel hätte im 16. Jahrhundert Hazor erobert. Dabei lebten aber weiterhin die Kanaaniter in der Stadt. Genau das steht in der Bibel. Nach dem Buch Josua müssen wir im Buch Richter weiterlesen. Dort sehen Sie, dass die Israeliten zwar die Stadt erobert und zerstört hatten, sie aber nicht in Besitz nahmen. Die Kanaaniter bauten die Stadt wieder auf.
In der Zeit der Richterin Deborah wurde dann erneut der Kampf gegen Hazor geführt. Der König hieß nach dem Buch Richter damals Jabin. Interessant ist, dass schon der König, den Josua besiegt hatte, ebenfalls Jabin hieß. Das braucht uns nicht zu überraschen – in England gab es auch mehr als einen King George.
Jabin war offenbar ein beliebter Name in Hazor. Man hat dort auch eine kleine Tontafel entdeckt, die ich erst vor einigen Wochen original fotografiert habe. Auf dieser Tafel steht, dass Jabin erwähnt wird – allerdings aus einer früheren Zeit, noch vor Josua. Offensichtlich war der Name Jabin in Hazor sehr gebräuchlich, denn wir haben ihn einmal außerbiblisch belegt und dann zweimal in der Bibel.
Erst nachdem Hazor im 13. Jahrhundert nochmals zerstört worden war, übernahmen die Israeliten diesen Ort – so erzählt es die biblische Geschichte. Es passt einfach alles.
Ich kann Ihnen in der Übersicht sagen: Wenn Sie mit mir nach Hazor kommen würden, könnten wir Ihnen gleich dokumentieren, wie die Zeit der Kanaaniter war, so wie es in der Bibel beschrieben ist. Dann die Zeit Josuas, die Zeit der Richter, die Zeit Salomos, die Zeit des Königreichs der Zehn Stämme und schließlich die Spuren der Wegführung der Zehn Stämme nach Assyrien. Das alles ist hier dokumentiert. Die Steine sprechen an einem Ort. Man kann das alles in der richtigen Reihenfolge dokumentieren, so wie es die Bibel erzählt.
Jetzt gehen wir noch ganz in den Norden hinauf. Hier sehen Sie das Stadttor von Dan, um 1700 vor Christus. Das war eine kanaanitische Stadt, und die Bibel berichtet im Buch Josua und Richter, dass diese Stadt ursprünglich Laish hieß. Sie wurde dann vom israelitischen Stamm Dan erobert und schließlich besiedelt.
Das ist noch das Stadttor der Kanaaniter. Sie sehen, es ist mächtig gebaut aus Ton und Lehmziegeln. In Dan hat man bei den Ausgrabungen eine enorme Ascheschicht gefunden, in der Schicht Mittlere Bronze IIb, das ist die Zeit um 1560 vor Christus. Genau das berichtet die Bibel: Die Daniter haben Dan verbrannt, damals zur Zeit der Landnahme, wie es im Buch Josua beschrieben wird. Es passt.
Jetzt gehen wir zu einem weiteren wichtigen Ort: Shiloh. Shiloh liegt im Herzen des heutigen Westjordanlandes, nördlich von Jerusalem. Politisch ausgedrückt befindet es sich mitten im sogenannten besetzten Westjordanland.
Hier baute Josua die Stiftshütte auf – diesen transportablen Tempel, den die Israeliten nach dem Auszug aus Ägypten am Sinai errichtet hatten. Diese Stiftshütte wurde dann im Land hier in Shiloh aufgebaut.
Shiloh ist eine dieser Siedlungen im Westjordanland auf einem Hügel, gleich neben dem Hügel, wo die Israeliten im Alten Testament wohnten. Das ist etwas Spezielles. Früher war ich nie in Shiloh, einfach weil es für mich gefährlich war. Ich wurde mehr als einmal gesteinigt. Ich habe es erlebt, dass ich einer Gruppe die Ausgrabung am Tempelberg zeigte, und dann kamen riesige Betonsteine von oben herunter, nur ein paar Meter neben mir. Ein Stein auf den Kopf hätte gereicht. Einer aus der Gruppe nahm sogar einen Stein als Erinnerung mit nach Hause.
Es ist einfach ein Problem. So wie ich aussehe, ist es zu gefährlich. Ich bin auch schon mal mit meiner Frau am Damaskustor in einem Auto vorbeigefahren, und ein Stein schlug ins Auto ein. Nur das Aussehen – wahrscheinlich halten sie mich für einen Siedler oder so. Darum bin ich früher nicht an diese Orte gegangen.
Aber seit einiger Zeit ist der Weg von Jerusalem nach Shiloh nicht mehr gefährlich. Man kann jetzt dorthin fahren. Ich habe auch schon eine erste Gruppe dorthin mitgenommen – kein Problem mehr. Ich habe mich erkundigt, warum das plötzlich möglich ist. Die Regierung hat gewisse Personen beseitigt. Das ist eindrücklich. Es hängt also an einzelnen Personen. Es sind nicht die Palästinenser allgemein gefährlich für die Juden, sondern einzelne, die aufhetzen. Jetzt geht es.
Da waren wir also, und das war schon etwas Spezielles. Sie sehen die kanaanitischen Stadtmauern von Shiloh aus der Mittleren Bronze IIb. Das heißt, diese Stadt wurde damals erobert – so muss es ja sein, denn die Bibel berichtet in Josua 18, dass die Israeliten in Shiloh die Stiftshütte aufgebaut hatten. So wurde dieser Ort im Herzen des Westjordanlandes für Jahrhunderte das Zentrum für das ganze Land Israel, für das ganze Volk Israel.
Hier kam man hin, um Opfer dem Herrn zu bringen, hier kam man zum Gottesdienst in die Stiftshütte. Vom Hügel herab habe ich fotografiert, und Sie sehen etwas von den archäologischen Überresten, wo die Stiftshütte stand.
Der Platz ist von Hügeln umgeben, auch auf der anderen Seite. Das heißt, der Ort, auf dem die Stiftshütte aufgebaut war, konnte von Hügeln aus gut betrachtet werden – ganz ähnlich wie später in Jerusalem. Der Tempelberg ist weniger hoch als der Ölberg, und wenn Sie in Jerusalem auf den Ölberg gehen, haben Sie eine wunderbare Übersicht über den Tempel.
So war das bei der Stiftshütte ähnlich. Von hier oben hatte man die Übersicht über das Zentralheiligtum, die Stiftshütte. Sie sehen die Mauern, die Überreste. Die Stiftshütte stand auf diesem Platz, umgeben von einer Steinmauer.
Jetzt verstehen Sie auch, warum in der Geschichte von Samuel, der bei Eli, dem Hohenpriester in Shiloh diente, steht, dass der kleine Samuel morgens die Türen des Tempels öffnete. Die Stiftshütte hatte doch gar keine Türen, sondern nur Vorhänge. Wieso steht in der Bibel, er habe die Türen geöffnet?
Natürlich stand die Stiftshütte da, aber man hatte eine Mauer darum gebaut – mit einer Tür. Das war die neue Situation in Shiloh.
Sie sehen, dieser ganze Bezirk ist etwa 25 bis 30 Meter breit. Das entspricht ungefähr der Breite der Stiftshütte. Das Ganze ist aber viel länger, als die Stiftshütte war. Die Stiftshütte war ein Rechteck von etwa 25 mal 50 Metern.
Ich habe mit einer Archäologin gesprochen, die in Shiloh arbeitet. Sie sagte, das Problem sei, dass es so lang ist, aber die Breite passe zur Stiftshütte. Ich erklärte ihr, das liege daran, dass bereits mehrere Vorhöfe hinzugefügt wurden. Die ursprüngliche Stiftshütte war von einem Vorhof umgeben, aber später kamen weitere Vorhöfe hinzu.
Darum baute man diese Mauer herum. Das war eine Vorwegnahme der späteren Vorhöfe, wie sie im Salomonischen Tempel zu finden sind. Das passt ganz genau, und die Ausrichtung verläuft genau Ost-West. Die Stiftshütte musste ja immer Ost-West ausgerichtet sein.
Wir sind also wirklich am Ort. Das hier ist übrigens nicht Hanna, sondern meine Frau Miriam am Ort der Stiftshütte.
Sie kennen ja die Geschichte aus 1. Samuel: Elkana ging mit seiner Familie jedes Jahr nach Shiloh, um das Opfer zu bringen. Hanna hatte kein Kind. Das war eine schwere Belastung für sie. Sie flehte inständig den Herrn an, ihr ein Kind zu geben. Das wurde erhört. Später brachte sie den kleinen Samuel, nachdem er abgestillt war, zum Hohenpriester hier nach Shiloh. Der kleine Junge diente dann hier. Das ist der Hintergrund dieser Geschichte.
Übrigens erzählte mir die Archäologin, dass einmal eine Frau aus Deutschland hierher kam. Sie hatte kein Kind und kam, um zu beten, dass ihr ein Kind geschenkt werde. Später kam sie zurück – mit Kind. Und wissen Sie, wie es hieß? Friedrich!
An dieser Stelle möchte ich betonen: Die Bibel lehrt uns, dass wir überall zu Gott beten können. Wir sind nicht an einen bestimmten Ort gebunden.
Ein Freund von mir, der Integrationsarbeit für junge Ausländer in der Schweiz leistet, wurde einmal von einer Muslimin gefragt: „Kann man in der Kirche beten?“ Er antwortete: „Ja, natürlich kann man in der Kirche beten. Aber man kann auch überall beten, wo man ist.“ Man ist nicht an einen Ort gebunden. Es ist auch nicht so, dass ein Ort mehr Gebetskraft gibt als ein anderer. Wir können Gott im Gebet ganz direkt ansprechen.
Aber eben bei Hanna war es hier in Shiloh.
Sie sehen also etwas von den originalen Mauern, die aber von den Philistern nach über 450 Jahren, als die Stiftshütte hier stand, zerstört wurden. Und zwar wegen der Sünde Israels, sagt die Bibel. Deshalb wurde Shiloh zerstört.
Darum lesen Sie in Jeremia 7: „Geht nach Shiloh!“ Das haben wir getan, wir sind nach Shiloh gegangen. „Geht doch nach Shiloh!“ Das ist ein Befehl. „Seht, was ich mit diesem Ort gemacht habe, seht die Zerstörung, die gekommen ist, weil Israel sich von Gott abgewandt hat.“
Jetzt sehen Sie hier etwas von den zerstörten Mauern der Stiftshütte. Auch hier – schon eindrücklich. Einfach Steine, aber sie sprechen. Es ist so, wie der Herr Jesus gesagt hat im Lukas-Evangelium: „Wenn diese Menschen schweigen, so werden die Steine schreien.“ Und diese Steine zeugen wirklich.
Archäologische Belege für die Existenz Davids und Salomos Bauten
Wir gehen jetzt ein bisschen weiter. Ich habe schon erklärt, dass Samuel nicht nur Saul, sondern später auch David zum König über Israel gesalbt hat.
Aber wissen Sie, wenn Sie jetzt wieder Leute fragen, die kritisch sind, Wissenschaftler zum Beispiel, dann heißt es oft: Hat es David wirklich gegeben? Ist das, was in der Bibel steht, geschichtlich korrekt? Oder ist das alles erfunden, ein Mythos? So lautete der verbreitete Tenor in den vergangenen Jahren.
Dann kam im Zusammenhang mit den Ausgrabungen in Dan – die Stadt habe ich ja schon erwähnt – eine wichtige Entdeckung. Dort fand man eine syrische Stele, die von einem syrischen König stammt. Die Stele war zerbrochen, offenbar hatten die Israeliten sie zerbrochen und dann beim Häuserbau in Dan wiederverwendet.
Auf dieser Stele berichtet der syrische König, wie er gegen den König von Israel und den König von Juda Krieg geführt hat. Was hier beschrieben wird, ist genau der Krieg, den man in der Bibel in 2. Könige 9 nachlesen kann. Dort geht es um eine ganze Reihe von Personen aus der Bibel. Es wird gesagt, dass der König von Juda aus dem Südreich aus dem Haus David stammt, also aus der Familie Davids.
Diese Inschrift wurde in den 1990er Jahren entdeckt und war ein Schlag für die liberalen Bibelkritiker. Plötzlich wurde durch eine Inschrift belegt, dass David eine historische Person war.
Aber jetzt will ich Ihnen zeigen, wie typisch es ist, wenn so etwas entdeckt wird. Die Kritiker haben sich nicht gleich geschlagen gegeben. Sie sagten: Nein, das heißt nicht „Haus Davids“. Was heißt es dann? Das wissen wir nicht, behaupteten sie. Es sei ein Wort, das wir nicht kennen, aber es heiße nicht „Haus Davids“.
Doch was hier steht, ist wirklich genau so, wie es in der Bibel steht. Der Ausdruck „Haus Davids“ kommt dort immer wieder vor. Und das ist genau so geschrieben?
Nein, antworteten die Kritiker. Sehen Sie, bei diesen Inschriften aus dem achten Jahrhundert vor Christus sind die Buchstaben klar geschrieben. Nach jedem Wort kommt ein Punkt. Schauen wir uns das mal näher an: Man sieht hier diesen Punkt, dort, hier und hier – das sind Worttrenner. Es gibt keine orthografischen Zeichen wie Punkt, Komma oder Doppelpunkt, aber die Wörter sind durch diese Trennpunkte voneinander getrennt.
Jetzt haben die Kritiker gesagt: Sehen Sie hier „Bet“ (Haus) und „David“, aber da gibt es keinen Punkt dazwischen. Das sind nicht zwei Wörter „Haus Davids“, das ist ein Wort, aber wir wissen nicht, was es bedeutet.
Das stimmt zwar. Aber Sie sehen dort nochmals diese Worttrenner, noch etwas deutlicher vielleicht.
Man hat auch eine weitere Inschrift in Israel entdeckt, die sogenannte Beit Adonai-Inschrift. Sie ist interessant, weil sie noch aus der Zeit des salomonischen Tempels stammt. Dort wird der Tempel in Jerusalem erwähnt, und er wird „Beit Adonai“ genannt, was „Haus des Herrn“ bedeutet.
Auf dieser Inschrift steht zwischen den Wörtern immer ein Punkt. Aber beim Ausdruck „Haus des Herrn“ (Beit Adonai) gibt es keinen Punkt dazwischen. Warum? Weil feste Ausdrücke, Wörter, die eng zusammengehören, nicht durch einen Punkt getrennt werden.
So ist es eben auch bei „Beit David“. Das ist wirklich ein klarer Beleg für die historische Existenz von David.
Schauen Sie, wir gehen jetzt nach Jerusalem, in die Davidsstadt. Dort hat man schon vor langer Zeit eine riesige Steinaufschüttung entdeckt. Diese Steinaufschüttung wird in der Bibel mehrfach erwähnt. Sie sehen hier alle sieben Stellen, beginnend in 2. Samuel 5,9 und weiteren Versen.
Diese Aufschüttung wird „Millo“ genannt, auf Hebräisch bedeutet das einfach „Auffüllung“. Es handelt sich um eine gigantische Steinaufschüttung. Hier sehen Sie nur einen Teil davon; sie reicht noch viel weiter nach unten, aber das wurde noch nicht ausgegraben.
In 2. Samuel 5 heißt es: „Und David wohnte in der Burg und nannte sie Stadt Davids; und David baute ringsum vom Millo an einwärts.“
Eine Archäologin, Frau Mazhar, hat in den vergangenen Jahren genau aus diesem Text abgeleitet, dass der Palast von David bei dem Millo gewesen sein muss. Das hat sie aus 2. Samuel 5 ganz klar erkannt.
Sie entschied sich, dort ein großes Projekt durchzuführen, um den Palast Davids zu suchen. Andere Archäologen waren skeptisch und sagten, sie habe keine Chance, denn bei kurzen Grabungen dort habe man nichts gefunden.
Aber sie orientierte sich an der Bibel, suchte weiter und wurde fündig. Der entscheidende Moment war, als man Bausteine fand, die viel größer waren als sonstige Steine in Jerusalem. Mächtige Steine sind ein Hinweis auf ein offizielles königliches Gebäude.
Tatsächlich entdeckte sie die Reste des Palastes Davids, und zwar erst in den vergangenen Jahren. Wir sehen gewaltige Mauersteine, viel größer als normal. Das sind Überreste von Davids Palast, und genau dort beim Millo, so wie es die Bibel erwartet.
Frau Mazhar gab nicht auf. Sie grub weiter, diesmal nördlich vom Palast, um auch Bauarbeiten von Salomo zu finden. Aus der Bibel war klar, dass David seinen Palast bei dem alten Jerusalem hatte, das er Davidsstadt nannte, die gerade am Norden angehängt war.
Salomo baute dann weiter nach Norden bis zur Bergspitze und errichtete dort den salomonischen Tempel. Also grub sie weiter, unterhalb des Tempelplatzes, aber nördlich vom Davidspalast auf dem Ofel.
Was kam heraus? Das Wassertor von Salomo. Hier sehen Sie es. Das Wassertor wird auch in der Bibel namentlich erwähnt.
Sie fand es, und die Datierung ergab 1015 bis 975 vor Christus. Da hatte Frau Mazhar ein kleines Problem: Nach der gängigen Datierung wäre Salomo einige Jahrzehnte später lebendig gewesen.
Also stellte sich die Frage: Kann das wirklich Salomos Bau sein? Oder Davids Bau? Was sollen wir mit der Chronologie machen?
In ihrem relativ neuen Buch über die Ausgrabungen auf dem Ofel beschreibt sie dieses Chronologie-Problem.
Ich muss Ihnen sagen: Mit der konsequenten Chronologie der Bibel kommt man tatsächlich für Salomo auf eine etwas höhere Datierung, nämlich 1016 bis 976 vor Christus. Das entspricht dem ungefähren archäologischen Befund von 1015 bis 975.
Das ist die Zeit Salomos – das ist Salomos Wassertor. Es passt perfekt.
Daneben fand man auch Salomos königliche Bäckerei. Ich bin kein Bäcker, aber ich war in der Bäckerei. Dort wurden sogar Mehlkrüge gefunden, direkt neben dem Wassertor.
Frau Mazhar entdeckte außerdem über Dutzende von Metern hinweg die alte salomonische Stadtmauer auf dem Ofel.
Das hier ist sie – nicht die Mauer da hinten, die stammt aus viel späterer Zeit und ist byzantinisch. Diese verläuft parallel und ist die ursprüngliche Stadtmauer Salomos. Das ist sie.
Salomonische Stadttore in Megiddo, Gezer und Hazor
Nun gehen wir nach Megiddo. Dort hat man aus der Zeit Salomos ein Stadttor gefunden – und zwar ein richtiges Gebäude mit drei Wächterzellen auf einer Seite und drei Wächterzellen auf der anderen Seite. Sie sehen es nicht ganz vollständig ausgegraben: Das ist eine Wächterzelle, hier wäre die zweite, und die dritte befindet sich hier. Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es noch einmal drei Wächterzellen.
Das Interessante daran ist, dass dieser Baustil ganz detailliert in Hesekiel 40 beschrieben wird. So sollen die Eingangstore beim Endzeit-Tempel nach Hesekiel, also beim dritten Tempel, aussehen. Nun findet man hier in Megiddo das Stadttor aus der Zeit Salomos. Salomo war der Erbauer des ersten Tempels, und genau dieser Baustil wird auch für den letzten Tempel, den dritten Tempel, erwartet.
Doch das Ganze wird noch interessanter. In 1. Könige 9,15 lesen wir: „Und dies ist die Sache mit der Frohn, welche der König Salomo aushob, um das Haus des Herrn zu bauen und sein Haus und das Millo und die Mauer von Jerusalem. Und Hazo und Megiddo und Gezer.“
Salomo hat also am Tempel in Jerusalem, dem Haus des Herrn – Beit Adonai, wie es auf der Inschrift heißt, mit demselben Ausdruck – gebaut. Für sich selbst errichtete er einen Palast, dessen Bäckerei wir zumindest gesehen haben. Außerdem brachte er das Millo, die Aufschüttung von seinem Vater David, wieder in Ordnung und baute auch die Mauer von Jerusalem, die wir ebenfalls besichtigt haben. Besonders aber arbeitete er in Achazor, Megiddo und Gezer.
Hier in Megiddo sehen wir das Stadttor von Salomo. Nach dem Plan Hesekiels besteht dieser Tordurchgang aus einer Eingangstreppe, dem Durchgang selbst und auf jeder Seite drei Wächterzellen. Vor dem Tor gibt es noch eine Vorhalle mit Türmen, auf den Seiten jeweils zwei Türme. Genau so war es in Megiddo.
Nun gehen wir nach Gezer. Dort hatte schon Anfang des 20. Jahrhunderts McAllister, ein irischer Archäologe, gearbeitet. Was hat er gefunden? Ein salomonisches Stadttor in Gezer. Es hat genau dasselbe Design: drei Wächterzellen auf jeder Seite und den Tordurchgang in der Mitte. Die Maße – Länge und Breite – stimmen ebenfalls überein. Das ist klar das gleiche Design wie in Gezer.
Jetzt kommt eine amüsante Anekdote. Später wurde Achazor ausgegraben. Was fand man dort? Das Stadttor von Salomo. Yigael Yadin, der Archäologe, der damals die Arbeit leitete, bemerkte, dass man in einer salomonischen Schicht war und ein Stadttor ans Licht kam. Bevor man mit der Ausgrabung begann, markierte er den Boden und sagte: „Graben Sie hier, dort finden Sie eine Kammer, graben Sie weiter, dort finden Sie eine weitere Kammer, und hier finden Sie eine Mauer.“
Alles kam genau so heraus, wie Yigael Yadin es vorausgesagt hatte. Die Frage war: War Yigael Yadin ein Wahrsager? Nein, war er nicht. Er dachte einfach logisch und kannte die Bibel. Er wusste, dass das Design von Salomo in Gezer und Megiddo gleich war. Die Bibel sagt, Salomo habe in Gezer, Megiddo und Achazor gearbeitet. Also musste man das Stadttor dort auch finden – und genau das geschah.
Hier sehen Sie die beiden Türme, die Vorhalle und die jeweils drei Wächterzellen auf beiden Seiten. Fantastisch! Und wieder entspricht das Design dem von Hesekiel.
In Hesekiel steht, dass vor den Wächterzellen eine Torschwelle ist. Man fragt sich, was diese Schwelle bedeutet. Hier sieht man sie leicht erhöht. Das dient dazu, dass die Wächter in den Zellen nicht einfach ständig herausspringen, sondern die Leute hindurchgehen können. Nur wenn ein Grund vorliegt, jemanden zu kontrollieren, gehen die Wächter über die Schwelle und halten die Person auf.
Fantastisch – die Details werden hier anschaulich vor Augen geführt. Dadurch versteht man auch Hesekiel viel besser.
Der Tempelberg in Jerusalem und die Architektur des salomonischen Tempels
Jetzt gehen wir noch nach Jerusalem. Salomo hat den Tempel in Jerusalem gebaut, und zwar dort, wo das Allerheiligste ist. Dieses wurde auf der Bergspitze errichtet. So steht es auch beim Tempel des Hesekiel in Hesekiel 43: Er befindet sich auf dem Gipfel des Berges.
Der Gipfel des Berges ist genau dort, wo heute die Oma-Moschee, der Felsendom, steht. Darin befindet sich der Fels, die natürliche Bergspitze des Berges Zion oder Moria. Dort hat Salomo bereits das Allerheiligste, also das Tempelhaus, gebaut. Auch der zweite Tempel wurde später genau an dieser Stelle errichtet.
Der Fels im Felsendom ist heute etwa 3,15 Meter höher als das Felsniveau davor. Das Allerheiligste wurde also auf dem Gipfel gebaut. Das Heilige war etwas tiefer gelegen. Im Tempel des Hesekiel wird gesagt, dass dort eine Auffüllung von einer Rutenlänge gebaut werden muss. Eine Rute wird in der Bibel als sechs Ellen definiert. Dabei ist beim Tempel immer die Königselle gemeint, die 52,5 Zentimeter lang ist. Sechs Ellen entsprechen somit 6 mal 52,5 cm, also 3,15 Meter. Das ist die Höhe der Auffüllung.
Aus diesem Grund wurde auch im zweiten Tempel hier aufgefüllt, um das Niveau des Heiligen an das des Allerheiligsten anzugleichen. Im Felsendom sieht man den Felsen von oben. Südlich auf dem Felsen befindet sich eine Region, die eindeutig künstlich abgeflacht wurde. Man erkennt die Bearbeitung des Felsens. Die Höhe von 3,15 Metern entspricht sechs Ellen.
Im Buch der Ersten Könige steht, dass Salomo die Mauern des Allerheiligsten sechs Ellen dick baute. Die Südmauer war also auf dem Felsen aufgebaut. Weiter auf dem Felsen findet man keine weitere abgeflachte Region, aber im Westen hat der Fels eine natürliche scharfe Kante, ebenso im Norden.
Man kann entlang des Felsens die Westmauer und die Nordmauer einzeichnen. Von Mauer zu Mauer, von Süden nach Norden, misst man 20 Ellen. Genau dies steht im Ersten Buch der Könige: Das Allerheiligste muss ein Quadrat von 20 mal 20 Ellen sein. Nun kann man noch den Scheidevorhang einzeichnen, sodass dieses Quadrat entsteht.
Interessant ist, dass sich ganz zentral in diesem Quadrat ein Rechteck befindet, dessen Seiten parallel zu den Mauerseiten verlaufen. Schauen wir uns das genauer an. Man sieht dort eine Vertiefung, die heute noch im Felsendom sichtbar ist. Allerdings dürfen heute nur noch Muslime hinein; ich war noch davor dort.
In 1. Könige 6,19 heißt es: „Das Allerheiligste, im Innersten des Tempelhauses, richtete Salomo ein, um die Bundeslade des Herrn dort zu setzen.“ Die Bibel spricht also davon, dass Salomo einen speziellen Platz für die Bundeslade einrichtete.
In 1. Könige 8,6 steht: „Und die Priester brachten die Lade des Bundes des Herrn an ihren Ort, in den Heiligsten Ort des Hauses, in das Allerheiligste, an ihren Platz.“ Die Bundeslade hatte also einen bestimmten Ort.
In 2. Mose 25 wird beschrieben, dass die Bundeslade ein Rechteck mit den Maßen zweieinhalb Ellen auf eine halbe Elle war. Zweieinhalb Ellen entsprechen 131 Zentimetern. Diese Vertiefung hier ist 131 Zentimeter lang.
Sie ist jedoch breiter als eine halbe Elle, die 79 Zentimeter misst. Tatsächlich ist sie 100 Zentimeter breit. Warum ist sie nicht genau 79 Zentimeter, sondern 100 Zentimeter breit?
Im fünften Buch Mose wird erklärt, dass Mose, nachdem er das Buch geschrieben hatte, es im Allerheiligsten neben der Bundeslade aufbewahren ließ. Das fünfte Buch Mose wurde also speziell dort gelagert. Die zusätzlichen 21 Zentimeter Breite dienten dazu, die Rolle mit dem Originaltext von Mose dort abzulegen.
Warum erwähne ich das? Man sieht hier eine enorme Präzision in Details, die manche als Nebensächlichkeiten betrachten würden. Wenn sogar solche Details in der Bibel so genau stimmen, dann habe ich auch Grund, den Hauptaussagen zu vertrauen.
Das war die Erklärung zu Salomo.
Die Teilung Israels und die Heiligtümer in Dan und Bethel
Jetzt wenden wir uns dem Königreich der zehn Stämme zu. Wie bereits erläutert, wurde Israel nach dem Tod Salomos in zwei Nationen gespalten: das Nordreich, das Königreich der zehn Stämme. Hier sehen Sie alle Könige von Nummer eins bis neunzehn, von Jerobeam dem Ersten bis Hosea, der zur Zeit der Wegführung nach Assyrien lebte.
Die Bibel berichtet ausführlich, wie Jerobeam der Erste die zehn Stämme Israels in den Götzendienst führte. Er sagte sich, dass seine Leute nicht mehr nach Jerusalem zu den Festen im Tempel Salomos gehen sollten. Sonst würden sie sich plötzlich wieder dem Südreich zuwenden und sich erneut vereinigen wollen. Deshalb wollte er ihnen eine religiöse Alternative schaffen.
So ließ er zwei Heiligtümer als Alternative zu Jerusalem bauen: eines in Dan und das andere in Bethel, im südlichen Bereich des Westjordanlandes. Die Leute hatten dadurch keinen so weiten Weg mehr nach Jerusalem und konnten einfach dort hingehen. Er passte manches an den salomonischen Tempel an, schuf aber eine neue Religion. Dort wurden zwei goldene Kälber verehrt, was er von den Ägyptern übernommen hatte.
Nun sehen Sie, was in den vergangenen Jahren in Dan gefunden wurde. Tatsächlich handelt es sich um das Höhenheiligtum von Jerobeam mit allen möglichen Nebengebäuden für die Priester, für das Räucherwerk, einen Altar und so weiter. Was ich Ihnen hier zeige, ist die hohe, erhöhte Plattform für das goldene Kalb, im Wesentlichen ein Quadrat.
Dieses Quadrat entspricht dem heiligen Quadrat im salomonischen Tempel von 500 auf 500 Ellen. Das hier ist das Original von Jerobeam. Deshalb folgten alle weiteren Könige diesem Kult von Dan und Bethel, den Jerobeam eingerichtet hatte. Für die biblische Geschichte ist das, was Sie hier sehen, sehr wichtig – traurig, aber bedeutsam.
Archäologische Funde aus der Königszeit und der Tunnel von Hiskia
Und nun ist es so: Aus der Königszeit wurden besonders viele Siegel und Siegelabdrucke gefunden, insgesamt über tausend in Israel. Hier sehen Sie die Könige aus dem Südreich, von Salomons Sohn Rehabeam bis Zedekia, bis zur Wegführung nach Babylon.
Was ich hier grün eingezeichnet habe, sind Könige, unter denen es eine Rückkehr zu dem Gott der Bibel gab. Die meisten anderen waren jedoch gottlos. Aus dieser Zeit haben wir so viele Siegel, und das Interessante ist, dass man eine ganze Serie von Siegeln gefunden hat, die bestimmten Personen gehörten, die in der Bibel erwähnt werden.
In der Archäologie sind heute Dutzende von präzisen Einzelpersonen, die in der Bibel erwähnt werden, archäologisch belegt. Gerade aus den Königen von Israel und Juda sind etwa zwanzig Personen konkret durch Siegel belegt. Wenn also jemand sagt, die Bibel sei nur Mythos und alles erfunden, so ist die Sache doch so gut belegt und das auch noch genau in der zeitlichen Reihenfolge, wie sie die Bibel berichtet.
Ich möchte besonders auf einen König aus Juda hinweisen, nochmals die Liste der Könige aus Juda: Das war Hiskia, der von 727 bis 698 vor Christus regierte. Unter ihm gab es eine ganz besondere Reformation, eine Rückkehr zur Bibel. Auch der Tempel wurde wieder erneuert, der von Salomo gebaut worden war. Das war eine besondere Zeit.
Hiskia hat eine bedeutende Lebensleistung vollbracht, indem er einen Tunnel bauen ließ in der Davidstadt. Dieser Tunnel führte das Wasser der Quelle, die außerhalb der Stadt lag, direkt in die Stadt hinein. Die Quelle befand sich im Talgrund, was strategisch ungünstig war. Durch den Tunnel konnte man das Wasser sichern, ohne die Stadt verlassen zu müssen.
Dieses Werk wird in der Bibel in 1. Könige und 2. Chronik ausdrücklich als besonderes Lebenswerk von Hiskia beschrieben. Sie sehen hier die Quelle außerhalb der Stadt (rot markiert), das ist vereinfacht die Form der Davidstadt. Das Wasser wird durch den über 500 Meter langen Tunnel, der durch den Felsen geschlagen wurde, in den oberen Siloateich und dann in den unteren Siloateich geführt.
Das Ganze verläuft in einer Schlangenlinie. Im Mittelbereich gibt es besonders viele Windungen. Warum? Weil die Arbeiter damals von beiden Seiten gleichzeitig mit dem Graben begannen. Das Fantastische ist, dass sie sich in der Mitte trafen – ohne moderne Technik wie Laser.
Offensichtlich haben sie von oben Klopfzeichen gemacht und im Tunnel kommuniziert. So konnten sie den Verlauf korrigieren, indem sie Anweisungen gaben, den Tunnel mehr nach rechts oder links zu führen. Deshalb gibt es im Mittelbereich ein ständiges Zickzack. Schließlich trafen sie sich auf der gleichen Höhe. Es wäre fast möglich gewesen, dass sie sich um zwanzig Meter verfehlen – das ist unglaublich.
Heute versteht man kaum, wie das ohne technische Hilfsmittel möglich war. Dieses Bauwerk zählt zu den größten Leistungen auf dem Gebiet der Wasserführung der Antike.
Am Ende des Tunnels wurde eine originale Inschrift aus der Zeit Hiskias gefunden. Darin wird festgehalten, wie die Arbeiter sich trafen. Ich habe diese Inschrift in Istanbul fotografiert, da die Türken früher die Herrschaft über Palästina hatten und das Original Ende des 19. Jahrhunderts abtransportierten.
Ich habe den Text mit meinen Theologiestudenten übersetzt, die Hebräisch können. Hier ist die Übersetzung der Inschrift:
„Dies war der Durchbruch, und dies war die Angelegenheit mit dem Durchbruch, als die Arbeiter noch die Hacke schwangen, jeder in Richtung seines Kollegen. Als noch drei Ellen zu durchgraben waren, wurde die Stimme eines jeden, der zu seinem Kollegen rief, gehört, denn es gab einen Spalt im Fels, von Süden und von Norden. Am Tag des Durchbruchs schlugen die Arbeiter jeder in Richtung seines Kollegen Hacke gegen Hacke. Und da flossen die Wasser von der Quelle zum Teich über eine Länge von 1200 Ellen.“
Es ist auch interessant, dass man heute den Tunnel ausmessen kann und die Länge durch 1200 teilt, um das Ellenmaß zu bestimmen. Dabei handelt es sich um die kleine Elle, die 45 cm misst. Sie entspricht sechs Handbreiten, eine Handbreite ist ein Sechstel von 45 Zentimetern, also 7,5 Zentimeter.
Die Königselle, die für den Tempel verwendet wurde, war nach Ezechiel 40 eine Handbreite länger, also sieben Handbreiten, und maß deshalb 52,5 Zentimeter.
Hier sind wir auch wieder ganz in der Nähe des Millo, einer Steinaufschüttung. Nach David und Salomo, in der Zeit der Könige, wurden Häuser in den Millo hineingebaut. Diese Häuser waren offiziell und hatten mit der Politik des Königshauses zu tun.
Man hat dort Zerstörungsspuren von 586 v. Chr. gefunden. Eine furchtbare Ascheschicht belegt genau, wie die Bibel berichtet, dass die Babylonier Jerusalem und die Paläste niedergebrannt haben. Diese Schichten stammen aus dem Jahr 586 vor Christus.
Es ist einfach überall nachweisbar.
Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft und der Wiederaufbau Jerusalems
Ich habe ja erklärt, dass die Juden damals in die babylonische Gefangenschaft gingen, aber sie durften später wieder zurückkehren. Zuerst bauten sie den Tempel wieder auf. Danach verging noch einige Zeit, bis unter Nehemia schließlich die Stadtmauer von Jerusalem wieder errichtet wurde.
Was Sie hier sehen, ist ein Mauerüberrest. Übrigens befindet er sich gerade oberhalb des Moloch, direkt neben dem Davidspalast. Dabei handelt es sich um einen Mauerüberrest aus der Zeit Nehemias, also aus dem Jahr 445 v. Chr. Wir können all diese Fakten Schritt für Schritt belegen.
Jetzt verstehen Sie auch, warum es das sogenannte Jerusalem-Syndrom geben kann. Es handelt sich um eine auffällige Häufung von Fällen, in denen Menschen, die nach Jerusalem kommen, psychisch durchdrehen. Wirklich, sie drehen durch und glauben dann plötzlich, sie seien beispielsweise Johannes der Täufer oder einer der zwei Propheten aus Offenbarung 11 oder Ähnliches.
Dieses Syndrom ist bekannt und nicht allzu tragisch. In der Psychiatrie sagt man, dass sich die Betroffenen meist recht schnell wieder erholen und anschließend wieder normal sind. Auffällig ist jedoch, dass es eine deutliche Häufung bei nichtreligiösen Menschen gibt.
Man kann sich das erklären: Wer nach Jerusalem kommt, wird mit Jahrtausenden von Geschichte konfrontiert, die dokumentiert ist – und das alles liegt hier quasi nebeneinander, an jedem Schritt und Tritt. Ich habe Ihnen nur an der Oberfläche etwas gezeigt, etwa in der Davidstadt mit dem Tunnel, dem Moloch, dem Davidspalast und jetzt der Nehemia-Mauer. Das war nur ein kleiner Teil.
Wir könnten einfach noch weitergehen. Ich könnte Ihnen ein archäologisches Fundstück nach dem anderen zeigen, eine Sensation nach der anderen. Für Menschen, die eine große Distanz zur Bibel haben und denken, das sei alles nur Märchen, kann das zu einem Syndrom führen. Man kann von einem Fakt zum nächsten schreiten und wird mit der Realität konfrontiert.
Die Prophetie Daniels und die Zeitrechnung bis zum Messias
Und jetzt ist es ja folgendermassen: Im Buch Daniel, als Daniel in der babylonischen Gefangenschaft war, wurde vorausgesagt, dass man, wenn einmal der Erlass ausgeht, dass die Stadtmauer von Jerusalem wieder gebaut wird, von diesem Zeitpunkt an berechnen könne, wann der Messias kommt.
Da steht nämlich in Daniel 9,25: "So wisse denn und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Jahrwochen und 62 Jahrwochen, also 69 Jahrwochen."
Und jetzt schauen Sie: Das ist die Mauer von Nehemiah aus dem Jahr 445 v. Chr. Nehemiah bekam vom persischen König Artaxerxes im Monat Nisan 445 v. Chr. die Erlaubnis, die Stadt wieder aufzubauen. Er ging und baute.
Von da an konnte man rechnen. Nisan entspricht bei uns etwa März/April. Wenn wir vom ersten Nisan ausgehen, wäre das umgerechnet der 14. März 445 v. Chr.
Nun kommen sieben und dann 62 Jahrwochen hinzu, und dann muss der Messias kommen.
Die Jahrwochen in der Bibel sind Einheiten von sieben Jahren. Eine Jahrwoche ist also nicht eine Woche von Tagen – das wären sieben Tage – sondern eine Woche von Jahren, also sieben Jahre. Die prophetischen Jahre in der Bibel sind Jahre von 360 Tagen. Das ist genau die Mitte zwischen Mond- und Sonnenjahr.
Jetzt können Sie rechnen: 69 Jahrwochen mal 7 Jahre mal 360 Tage ergeben 17.340 Tage. Wenn Sie vom 14. März 445 v. Chr. ausgehen, kommen Sie auf den 6. April 32 n. Chr.
Das war nach den Evangelien genau der Tag, an dem Jesus Christus auf einem Esel am Palmsonntag in Jerusalem einzog.
Die Prophetie sagte also: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind sieben Jahrwochen und 62 Jahrwochen. Die sieben Jahrwochen sind die Zeit, in der Jerusalem wieder ganz aufgebaut wurde als Stadt, dann kamen die 62 Jahrwochen, und danach kam Jesus Christus.
Die Prophetie geht aber in Daniel noch weiter: Der Messias wird ausgerottet werden und nichts haben.
Fünf Tage nach Palmsonntag wurde Jesus Christus auf dem Golgatha-Felsen vor den Stadtmauern Jerusalems gekreuzigt.
Hier sehen Sie Jerusalem im Modell, hier das Gartentor, das Gennator, das vor einigen Jahren ausgegraben wurde. Dieses Tor führte direkt vom Gartentor zum Golgatha-Felsen.
All das belegt, meine Damen und Herren, und das ist eine dieser Prophezeiungen auf Jesus Christus hin – diese Zeitrechnung.
Im Ganzen sind das ja etwa 300 erfüllte Prophezeiungen.
Die Zerstörung Jerusalems durch die Römer und die Bedeutung der Grabeshöhle
Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören – nach der Kreuzigung.
Im Jahr 70 nach Christus haben die Römer Jerusalem und den zweiten Tempel dem Erdboden gleichgemacht. Hier sehen Sie originale Abbruchsteine, die die Römer vom Tempelplatz hinunter auf die Straße geworfen haben. Diese Steine wurden bei den Ausgrabungen am Tempelberg in Jerusalem genau an Ort und Stelle gefunden.
Außerdem sehen Sie den Titusbogen in Rom, ein Denkmal für Titus, der Jerusalem im Jahr 70 zerstört hat. Dort sind jüdische Kriegsgefangene abgebildet, die Tempelgeräte durch Rom transportieren mussten: goldene Leuchter, den Schaubrotisch, silberne Posaunen – alles historische Fakten.
So hat sich alles erfüllt: das genaue Kommen von Jesus Christus, seine Kreuzigung und anschließend die Zerstörung Jerusalems und des Tempels. Die große Wende für das jüdische Volk kam damals, als Jesus Christus als Messias von der Masse abgelehnt wurde.
Ich möchte mit diesem Bild hier enden: Vor ein paar Jahren wurden bei Straßenbauarbeiten in Jerusalem eine riesige Grabeshöhle und viele Ossuarien entdeckt. Das sind kleine Knochenboxen, also kleine Särge, in die nur die Knochen gelegt werden. Eines davon war besonders verziert. Viele Ossuarien aus dem ersten Jahrhundert sind bekannt, aber dieses hier war ungewöhnlich. Es war sofort klar, dass es einem sehr berühmten Mann aus jener Zeit gehörte, denn die Grabkammer stammte aus dem ersten Jahrhundert.
Man sieht darauf eine Inschrift in Hebräisch: Jehoseph Bar Kaffa – Josef, Sohn oder Mitglied der Kajafas-Familie. Der Hohepriester, der Jesus Christus zum Tod verurteilt hat, hieß Kajafas. Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus Flavius, ein ehemaliger Priester aus Jerusalem im ersten Jahrhundert, schrieb, dass dieser Kajafas mit Vornamen Joseph hieß.
So wurde das originale Ossuarium von Kajafas gefunden – mit den Knochen eines etwa fünfundsechzigjährigen Mannes. Da fragt man sich: Was machen diese Knochen hier? Die Bibel sagt, es gibt eine Auferstehung. Es gibt eine Auferstehung zum Leben für diejenigen, die ihre Schuld vor Gott bekannt, bereut und seine Vergebung angenommen haben.
Aber es gibt auch eine Auferstehung zum ewigen Gericht – für diejenigen, die die Möglichkeit der Vergebung durch Jesus Christus abgelehnt haben. Das ist erschreckend, wenn man darüber nachdenkt. Was machen diese Knochen in dieser Box? Sie warten auf die Auferstehung zum Gericht.
So sehen Sie: Die Frage, ob die Bibel glaubwürdig ist oder nicht, ist keine belanglose Debatte wie die Wahl zwischen Zahnpasten von Aldi oder aus einem Fachgeschäft. Die sollte uns nicht kaltlassen. Es geht um die grundlegende Frage, wo wir stehen und wo wir die Ewigkeit verbringen werden.
Die Archäologie führt uns direkt zu Jesus Christus. Die Prophetien der Bibel stimmen exakt mit den historischen Fakten überein und zeigen deutlich: Jesus Christus ist der von Gott gesandte Retter für uns. Er ist gestorben – natürlich war es ein Justizmord. Aber gleichzeitig erklärt uns das Neue Testament und bereits das Alte Testament, dass sein Tod dazu diente, unsere Schuld vor Gott zu sühnen.
Wenn ich an dieses Ossuarium denke, möchte ich nicht in seiner Lage sein. Ich gehe gerne auf Friedhöfe und lese, was auf den Grabsteinen steht. Heute weniger, aber früher gab es oft Inschriften wie: „Sein Leben war Mühe und Arbeit.“ Das passt besser zu einem Ochsen oder Pferd als zu einem Menschen. Natürlich arbeiten wir alle und merken, dass Fleiß sich lohnt. Aber Arbeit allein darf nicht unser Lebensinhalt sein.
Dieses Thema führt uns zum Wesentlichen: Wo stehen wir vor Gott? Und wo werden wir die Ewigkeit verbringen? Wir müssen entscheiden, ob wir zur Auferstehung der Lebendigen gehören wollen oder zur Auferstehung derer, die für die ewige Trennung von Gott bestimmt sind.
Das originale Ossuarium können Sie im Israel Museum in Jerusalem sehen. Wenn man darüber nachdenkt, kommt man ins Grübeln: Dieser Kajafas hat Jesus Christus bewusst abgelehnt. Aber wir alle stehen vor der Entscheidung: Wer ist Jesus Christus für mich? Welche Stellung nehme ich ihm gegenüber ein?
Wir müssen uns entscheiden. Wenn wir gleichgültig an ihm vorbeigehen, haben wir auch eine Entscheidung getroffen. Dieses Ossuarium mahnt mich, niemals die Entscheidung zu treffen, Jesus Christus abzulehnen.
Ich danke Ihnen für Ihr Zuhören und Ihr Kommen.
Diskussion und Fragen aus dem Publikum
Vielen Dank, Roger, für die sehr informativen Ausführungen. Wir haben gesehen, dass man beim Lesen der Bibel seinen Verstand nicht abgeben muss. Im Gegenteil: Man muss sogar sehr gut rechnen können.
Es zeigt uns, dass wir dem ganzen Wort Gottes wirklich vertrauen dürfen – besonders dem, was es über unsere Beziehung zu Gott sagt und darüber, wie wir gerettet werden können.
Viele Fragen wurden jetzt beantwortet, denke ich. Gleichzeitig sind aber auch viele neue Fragen aufgeworfen worden. So ist es bei mir teilweise auch.
Nun besteht die Möglichkeit, im Plenum Fragen an den Referenten zu stellen.
Frage zur Bedeutung der Jahrwochen in der Prophetie
Ja, wer beginnt? Schon da hinten, ja, eine erste Frage. Im Neuen Testament steht ja, alle Bibel über sechzehn Wochen, zweiundsechzehn Wochen sind bestimmt über dein Volk. Kann man da einfach Jahrwochen sagen?
Ja, es ist so. Im Hebräischen steht „Schawur“, das ist das normale Wort für Woche. Es kommt von „Sheva“, das heißt sieben, also ist „Shavua“ eine Siebeneinheit. Nun ist aus dem Zusammenhang hier klar, und auch die alten Rabbiner haben das so in den Kommentaren erklärt, wenn sie eine Rabbinerbibel nehmen, dass das Wochen von Jahren sind. Also nicht Wochen von Tagen, sondern Wochen von Jahren.
Es ist so, in der Offenbarung wird die 70. Jahrwoche von Daniel, oder sagen wir jetzt Woche von Daniel, nochmals aufgenommen. Diese wird dort erläutert als eine Periode von dreieinhalb und dreieinhalb Jahren. Es wird gesagt, diese dreieinhalb Jahre dauern 1260 Tage. Da sieht man übrigens, dass das Jahre von 360 Tagen sind. 1260 geteilt durch 3,5 ergibt 360.
So ist also aus dem Bibeltext ganz klar, dass diese Wochen, diese „Schawur“, Jahrwochen sind. Aber es ist eine gute Frage.
Frage zum Verbleib der Bundeslade
Zum Verbleib der Bundeslade
Das letzte Mal, dass die Bundeslade in der Bibel erwähnt wird, geschieht im Zusammenhang mit der Zerstörung des Salomontempels. Allerdings wird sie nie unter den Geräten genannt, die von den Babyloniern gestohlen wurden.
Sie wird jedoch noch in den Klageliedern erwähnt, genauer gesagt in Jeremia 3,16. Jeremia lebt zur Zeit des Untergangs des Salomontempels und sagt dort: „Und es wird geschehen, wenn ihr euch im Land mehret und furchtbar seid in jenen Tagen, spricht der Herr, so wird man nicht mehr sagen: Die Bundeslade des Herrn, und sie wird nicht mehr in den Sinn kommen, und man wird ihrer nicht mehr gedenken, noch sie suchen, und sie wird nicht wieder gemacht werden.“
Jeremia drückt damit aus, dass die Bundeslade ihre Bedeutung verliert.
In der rabbinischen Literatur, insbesondere im Talmud, gibt es eine Stelle, die besagt, dass König Josia die Bundeslade bereits in eine spezielle Kammer auf dem Tempelberg gebracht habe. Diese Kammer befand sich unterhalb der sogenannten Holzkammer.
Wer in meinem Buch „Der Messias im Tempel“ nachschaut, findet dort eine Fotografie vom Tempelplatz mit einer genauen Einzeichnung, wo die Holzkammer lag. Dort müsste man graben, um die Bundeslade zu finden. Allerdings gibt es sofort große Probleme: Es herrscht ein Aufstand der Palästinenser, und es ist verboten zu graben.
Doch das Graben ist auch nicht notwendig, denn Jeremia sagt, dass die Zeit kommen wird, in der man die Bundeslade nicht mehr vermissen wird. Das hat einen guten Grund. Die Bundeslade war das Zeichen des Bundes Gottes mit Israel am Sinai. Doch Israel hat diesen Bund gebrochen. Deshalb hat Gott in Hosea 1 die Beziehung zu Israel aufgekündigt und gesagt: „Ihr seid nicht mehr mein Volk.“ Genau in dieser Zeit verschwand die Bundeslade.
Im zweiten Tempel, zur Zeit von Jesus Christus, gab es keine Bundeslade mehr im Allerheiligsten. Am Jom Kippur sprengte der Hohepriester das Blut des Opfers in einer Vertiefung im Allerheiligsten, dort, wo früher die Bundeslade stand. Die Bundeslade war nicht mehr vorhanden, weil Israel „lo Ami“ war – nicht mehr Gottes Volk.
Es gibt jedoch Menschen, die behaupten, Israel habe keine Bedeutung mehr in der Bibel. Das stimmt aber nicht. In Jeremia 31 sagt Gott, dass er einen neuen Bund mit Israel schließen werde.
Dieser neue Bund wird in der Zukunft geschlossen, wenn Jesus Christus als herrschender Messias wiederkommt. Deshalb sagt Jeremia, dass die Bundeslade dann keine Bedeutung mehr hat, denn sie war das Symbol des ersten Bundes. Gott aber macht einen neuen Bund, der ewige Bedeutung haben wird.
Frage zum Standort eines möglichen neuen Tempels
Noch etwas? Ja, da oben. Wenn es einen neuen Tempel geben soll, wo soll er denn hin? Wenn es einen neuen Tempel gibt, wohin soll er kommen? Exakt an denselben Platz wie früher.
Die Tora, das Gesetz Mose, sagt in 5. Mose 12,13-14, dass man nur an dem von Gott auserwählten Ort die Opfer bringen darf. Deshalb haben die Juden in den vergangenen 2000 Jahren nie einen neuen Tempel gebaut, weil sie den Tempelplatz verloren hatten – im Jahr 70. Man hätte ja irgendwo in Süddeutschland einen Platz freimachen können, aber das wäre keine Alternative gewesen, und noch dramatischer.
Im zweiten Jahrhundert nach Christus soll Kaiser Hadrian den Juden erlaubt haben, den Tempel wieder aufzubauen. Daraufhin schickten die Samariter eine Delegation nach Rom und warnten Kaiser Hadrian: „Tu das nicht! Wenn sie den Tempel wieder bauen, werden sie erneut eine Rebellion gegen dich starten.“ „Oh, ich habe es versprochen“, soll Hadrian geantwortet haben, so berichten die Quellen.
Dann sagten die Samariter: „Du kannst einfach sagen, baut den Tempel auf, aber einige Ellen verschoben gegenüber der ursprünglichen Position.“ Daraufhin begrub das Judentum das Projekt mit einer nationalen Wehklage selbst. Es geht nicht, der Tempel muss ganz genau an dem ursprünglichen Platz stehen.
Bis vor einigen Jahren war nicht eindeutig klar, wo genau auf dem Tempelplatz alles stand. Doch durch die archäologischen Arbeiten von Lane Rittmeier ist jetzt alles geklärt. Man weiß heute genau, wo der Altar war, wo das Waschbecken stand, wo die Vorhalle lag – alles ist klar.
Darum sind die Voraussetzungen für den Bau eines neuen Tempels wieder gegeben – aber nur an exakt dem gleichen Platz.
Frage zur Eroberung des Tempelbergs 1967
Noch etwas, Frau Präsidentin, verehrte Kolleginnen und Kollegen!
Ich habe die Frage 1967 als Jünger nach Jerusalem eingereicht. Warum wurde der Felsendom damals nicht eingenommen, obwohl der dritte Tempel im 19. Jahrhundert sozusagen klar war, dass es Kriege geben würde?
1967 wurde ja Ostjerusalem mit dem Tempelberg durch die israelische Armee erobert. Der Fragesteller fragt, warum man damals nicht den Felsendom richtig in Besitz genommen hat, sondern sich nur mit der Klagemauer zufrieden gab.
Es war so: Das war die zweite Bedrohung der umliegenden Völker und der Palästinenser, Israel vollkommen auszurotten. Das erste Mal war es 1948, und dann eben 1967. Bei diesem zweiten Versuch hat die israelische Regierung beschlossen, als Antwort auf den Versuch, Israel auszulöschen, Ostjerusalem und den Tempelberg zu erobern.
So kamen sie nach fast 2000 Jahren wieder in den Besitz des Tempelplatzes. Der Militärrabiner Shlomo Goren wollte den Felsendom in die Luft sprengen. Aber da war natürlich auch Moshe Dayan, der Mann mit dem – ja, Sie wissen, ich bin mal mit ihm von Tel Aviv nach Zürich geflogen, aber das war ganz unverhofft. Plötzlich kam der Mann in die gleiche Maschine.
Dieser Mann hat sich nach dem Sechstagekrieg gesagt: Ich möchte als Geste des Friedens und des Entgegenkommens den Palästinensern erlauben, weiterhin wie bisher auf dem Tempelplatz zu verkehren. Wir sind einfach an der Klagemauer. So entstand die heutige Situation.
Das war also die Entscheidung von Moshe Dayan, der im Rang natürlich höher war als der Militärrabiner, als Oberbefehlshaber.
Es ist aber so, dass die Bibel davon spricht, dass der dritte Tempel doch noch kommen wird. Aber das war noch nicht die Zeit.
Ich habe einmal mit einem Rabbiner des Tempelinstituts gesprochen, der die Tempelgeräte für den dritten Tempel vorbereitet. Ich fragte ihn, wie sie das Problem mit dem Felsendom sehen.
Die Antwort war ganz interessant. Wisst ihr, was er gesagt hat? Wir sind keine politische Organisation. Wir sehen quasi den Befehl in der Bibel, sie sollen mir ein Heiligtum bauen, damit ich in ihrer Mitte wohne (2. Mose 25,8). Das möchten wir tun, und wir machen das, was wir können – eben die Tempelgeräte bereitstellen. Den Rest überlassen wir Gott.
Also rechnet er damit, dass Gott von seiner Seite, wenn er das will, wie er das in seinem Wort sagt, den Weg öffnen wird. Aber nicht einfach so mit dem Kopf durch die Wand.
Interessant, nicht wahr?
Frage zur Identität des Pharaos des Auszugs
Noch eine Frage, Herr Präsident!
Was mich sehr wundert, ist, dass in der Archäologie immer noch der Name Ramses II. als der Pharao des Auszugs genannt wird. Dabei war vor dreißig Jahren bereits den Ägyptologen bekannt, dass es nicht Ramses II. war, sondern ein junger Pharao namens Merimta. Merimta starb im Alter von dreißig Jahren, ertrank jedoch nicht. Seine Mumien waren damals noch im Ägyptischen Museum zu sehen.
Ich frage mich, wer diese Geschichte noch am Leben hält. Das ist das Problem in der Wissenschaft: Wenn einmal etwas eingefahren ist, bekommt man das Fass nicht mehr weg.
Hier geht es weniger um das Problem, das eine Ausgrabung oder die Ägyptologie an sich verursachen kann. Die Frage, wie es genau mit der Bibel steht, interessiert viele gar nicht, weil viele so säkular sind, wie es in unserer Gesellschaft üblich ist. Deshalb ist diese Frage für sie eher eine Randfrage.
Man übernimmt dann einfach das, was man schon immer gehört hat. Ich könnte Ihnen viele andere Theorien zeigen, die sich so gehalten haben, obwohl sie längst überholt sind.
Deshalb ist es natürlich so, dass diejenigen, die zur Bibel stehen, jetzt noch mehr arbeiten und die Sachverhalte bekannt machen müssen. Aber selbst dann hat man es schwer.
Schauen Sie: Die Leute glauben alles, nur nicht, was in der Bibel steht. Das ist unglaublich. Für viele gilt – und zum Beispiel auch für den Spiegel – der ja regelmäßig nach Weihnachten einen Artikel veröffentlicht, in dem das Christentum kritisiert wird –, dass etwas für sie falsch sein muss, wenn es in der Bibel steht.
Das ist ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber der Bibel. Hier ist Aufklärungsarbeit nötig, und deshalb haben wir auch diesen Nachmittag veranstaltet.
Gut, ich bedanke mich auch.