Einführung in die messianischen Prophezeiungen im Alten Testament
In unserem Gang durch das Alte Testament, bei dem wir die messianischen Prophezeiungen zum ersten Kommen von Jesus Christus gemeinsam betrachten wollen, nähern wir uns allmählich dem Ende. Heute widmen wir uns den messianischen Stellen im Buch Sacharja. Zunächst lesen wir das gesamte Kapitel 3 in Sacharja.
Dieses Kapitel führt uns in die Zeit um 520 v. Chr. Der erste Vers in Sacharja 1,1 beginnt mit einer Datierung: „Im achten Monat, im zweiten Jahr des Darius, geschah das Wort des Herrn zu Sacharja, dem Sohn Berekias, des Sohnes Iddos, dem Propheten.“ Wir können diese Zeitangabe umrechnen: Das zweite Jahr des persischen Königs Darius war 520 v. Chr.
Das bedeutet, dass wir uns gerade in den Jahren befinden, als die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt waren. 539 v. Chr. im Herbst hatten die Perser Babylon erobert. Noch im ersten Jahr der Herrschaft des Kyrus, also 539 v. Chr., wurde ein Edikt erlassen, das allen Juden erlaubte, aus Babylon zurückzukehren in das Land ihrer Väter. Dort sollten sie den Tempel wieder aufbauen.
Man begann auch sofort mit dieser Arbeit, wie uns das Buch Esra beschreibt. Doch später kam es zu einem Baustopp. Eine Verschwörung gegen die Juden führte dazu, dass Persien schließlich den Tempelbau stoppte. In dieser Zeit des Baustopps begannen die Propheten Haggai und Sacharja ihren Dienst.
Haggai ist zeitlich etwas vor Sacharja angesiedelt. Beide Propheten begannen im Jahr 520 v. Chr. ihren Dienst und ermutigten das Volk, den Tempelbau wieder aufzunehmen. Auch Haggai ist genau datiert: „Im zweiten Jahr des Königs Darius, im sechsten Monat, am ersten Tag des Monats, geschah das Wort des Herrn.“ Das ist etwa zwei Monate vor der Datierung bei Sacharja.
Diese beiden Propheten ermutigten gemeinsam das Volk. Das Buch Esra beschreibt sogar, wie sie selbst bei der Arbeit am Tempelbau mitanpackten. Das wirkte motivierend auf das gesamte Volk, ebenfalls aktiv zu werden.
So unterstützten Haggai und Sacharja das Volk Israel in einer sehr schwierigen Zeit darin, nach vorne zu blicken und die richtigen Prioritäten zu setzen. Während Haggai in seiner Prophetie vor allem die gegenwärtige Zeit in den Fokus nahm, wies Sacharja mehr auf die Endzeit hin. Dennoch ergänzten sich ihre Botschaften gut: Haggai legte den Schwerpunkt auf die aktuelle Zeit, berührte aber auch die Endzeit. Sacharja hingegen richtete den Blick mehr auf die Endzeit, berücksichtigte aber auch die gegenwärtige Situation.
Mit diesem Hintergrundwissen können wir uns nun Kapitel 3 im Buch Sacharja zuwenden.
Die Nachtgesichte Sacharjas und das vierte Nachgesicht
Was ich noch erklären muss: Ab Sacharja 1,7 beginnen die acht Nachtgesichte von Sacharja. Es handelt sich also um einen Traum, der jedoch aus acht verschiedenen Traumbildern besteht.
Was wir hier lesen, Sacharja 3, ist gerade der vierte Traum oder der vierte Traumabschnitt.
Überschrift: Viertes Nachtgesicht – der Hohepriester Joshua.
Der Text lautet: „Und er ließ mich den Hohenpriester Joshua sehen, der vor dem Engel des Herrn stand. Und der Satan stand zu seiner Rechten, um ihn anzuklagen. Und der Herr sprach zum Satan: ‚Der Herr wird dich bedrohen, Satan, ja, der Herr, der Jerusalem erwählt hat, bedroht dich. Ist dieser nicht ein Holzscheit, das aus dem Feuer herausgerissen ist?‘
Joshua war mit schmutzigen Kleidern bekleidet und stand vor dem Engel. Und der Engel antwortete und sprach zu denen, die vor ihm standen: ‚Nehmt ihm die schmutzigen Kleider ab!‘
Und zu ihm sprach er: ‚Siehe, ich habe deine Schuld von dir weggenommen und kleide dich mit Feierkleidern.‘
Und ich sprach: ‚Man setze einen reinen Kopfbund auf sein Haupt!‘ Und sie setzten den reinen Kopfbund auf sein Haupt und zogen ihm reine Kleider an. Der Engel des Herrn stand dabei.
Und der Engel des Herrn bezeugte dem Joshua: ‚So spricht der Herr der Heerscharen: Wenn du auf meinen Wegen gehst und meine Anordnungen befolgst, dann sollst du sowohl mein Haus richten als auch meine Vorhöfe beaufsichtigen. Ich werde dir Zutritt geben unter denen, die hier stehen.
Höre doch, Joshua, du der Hohepriester, du und deine Gefährten, die vor dir sitzen; denn Männer des Wunders sind sie.
Ja, siehe, ich will meinen Knecht, Spross genannt, kommen lassen. Siehe, der Stein, den ich vor Joshua gelegt habe: Auf einem Stein sind sieben Augen. Siehe, ich will seine Gravur eingravieren, spricht der Herr der Heerscharen, und will die Schuld dieses Landes an einem Tag entfernen.
An jenem Tag, spricht der Herr der Heerscharen, werdet ihr einander unter den Weinstock und unter den Feigenbaum einladen.‘“
Vielen Dank! Ja, wir haben das ganze Kapitel gelesen, um den Zusammenhang zu verstehen.
Der Messias als „Spross“ in Sacharja 3 und 6
In welchem Vers geht es um den Messias? Jawohl, im Vers 8, genau diesen Vers liest du gerade nochmals, Roland. Vers 8? Jawohl. Und das wurde auch im Judentum von Alters her so verstanden, dass hier der Messias gemeint ist.
Ich habe hier eine Rabbinerbibel dabei, das ist die bekannte Ausgabe Mikra'ot Gedolot. Das ist ein Band von etwa acht Bänden, und man kann das vielleicht in der Pause mal anschauen, damit man das mal gesehen hat. Die größten Buchstaben im Text auf einer Seite sind der Grundtext, der hebräische Bibeltext. Daneben gibt es eine andere Spalte, etwas kleiner, aber immer noch recht groß. Das ist die aramäische Übersetzung, der Targum.
Als die Juden aus Babylon zurückkehrten, konnten manche nicht mehr Hebräisch. Die neue Generation hatte in Babylon die Umgangssprache, die Verkehrssprache, gelernt, und das war Aramäisch. So hatten in der weiteren Zeit viele Juden Probleme, Hebräisch zu verstehen. Deshalb begann man beim Vorlesen des Gesetzes, den hebräischen Text auf Aramäisch zu übersetzen.
Ursprünglich geschah das ganz spontan, aus dem Stegreif. Man las einen Vers aus der Tora vor, und der Meturgeman, das ist der Übersetzer, übersetzte den Vers dann auf Aramäisch. Bei den Propheten, bei der Prophetenverlesung, las man mehr als einen Vers auf Hebräisch und übersetzte diese dann auf Aramäisch.
Mit der Zeit begann man, diese spontanen Übersetzungen auch schriftlich festzuhalten. Und das sind eben die Targumim. Targum heißt Übersetzung, Targumim ist die Mehrzahl. Hier in der Rabbinerbibel findet man einen solchen Targum, den Targum Jonathan ben Uzziel zu den Propheten. Das sind nicht wörtliche Übersetzungen, sondern hier steht zum Beispiel in Vers 8: "Siehe, ich lasse meinen Knecht kommen, den Messias, und er wird sich offenbaren."
Also ist das Wort „Meschicha“, der Messias, gerade eingefügt worden zur Klärung. Das war also nicht eine wörtliche Übersetzung, sondern schon ein bisschen ein Kommentar mit drin. Man hat also schon erklärt: Ja, in dieser Stelle ist gemeint, dieser Knecht Gottes, Spross genannt, das ist der Messias.
Und darum herum gibt es weitere Kommentare aus dem Mittelalter. Einer der wichtigsten Kommentatoren war Raschi, dann eben Ezra und noch weitere Kommentatoren. Wenn man die Bibel anschaut, sieht man: Je kleiner die Buchstaben werden, desto weniger wichtig ist der Kommentar. An der Buchstabengröße kann man also erkennen, welche Gewichtigkeit man diesen Kommentaren im Judentum zufügt.
Zum Beispiel Mezzudat Zion und Mezzudat David: Mezzudat David ist sehr groß geschrieben im Vergleich, also ein wichtiger Kommentar; Mezzudat Zion ist kleiner geschrieben. So hat man im Judentum verstanden, dass es der Messias ist, ohne dass man einen Bezug zur Erfüllung machte.
Das Erstaunliche ist ja, dass hier, wie gesagt, der Messias, wenn er kommt, Spross genannt werden wird. Wir können dazu noch Sacharja 6 aufschlagen, Vers 12. Dort wird nämlich dieser Mann Spross nochmals erwähnt. Liest jemand die Verse 12 und 13?
„Und er wird den Tempel des Herrn bauen, ja, er wird den Tempel des Herrn bauen, und er wird Hoheit tragen und auf seinem Thron sitzen und herrschen. Auch wird ein Priester auf seinem Thron sein, und der Rat des Friedens wird zwischen ihnen beiden sein. Der Mann, der Messias ist sein Name, wird kommen, welcher sich offenbaren wird, und er wird bauen den Tempel des Herrn.“
Also auch da ist ganz klar interpretiert: Dieser Mann, das ist der Messias. Und da steht gar nichts von Spross, sondern es heißt, Messias ist sein Name. Aber im Grundtext steht: Spross ist sein Name.
Und wie hat sich das erfüllt? Jesus Christus wurde in Bethlehem geboren, aber man nannte ihn nicht „Jesus den Bethlehemiter“, weil er in Nazareth aufwuchs und dort die meiste Zeit seines Lebens verbrachte. So nannte man ihn überall „Jesus von Nazareth“ oder „Jesus der Nazaräer“.
Der Name Nazareth kommt von der Wurzel „Näzer“, und „Näzer“ heißt Spross. Also würde Nazareth auf gut Deutsch „Sprosslingen“ oder „Zweiglingen“ bedeuten. Jedes Mal, wenn man von Jesus dem Nazaräer sprach, sprach man von Jesus dem Spross – das war sein Name.
Damit hat er Sacharja 6, Vers 12, und Sacharja 3, Vers 8 erfüllt. Im Judentum war von Anfang an klar: Das ist der Messias, und irgendwie geheimnisvoll wird er Spross heißen. Und so ist es genau gekommen.
Interessant ist auch, dass gerade die Gegner des Christentums, wenn sie von Jesus Christus sprechen, ihn als „Jesus von Nazareth“ bezeichnen – sehr distanziert. Normalerweise sprechen sie nicht von „Jesus Christus“, denn das heißt „Jesus der Messias“, oder schon gar nicht von „Herr Jesus Christus“.
In 1. Korinther 12 steht, dass man das nur als Bekenntnis sagen kann: „Herr Jesus“ durch den Heiligen Geist. Darum sprechen Ungläubige nicht über den Herrn Jesus Christus, sondern sagen „Jesus von Nazareth“. Gerade die Gegner erfüllen so ständig die Prophetie aus Sacharja 3: Er wird Spross genannt werden.
Nozrim ist der hebräische Ausdruck für Christen, also Nazaräer. Gemeint sind eigentlich die Namenschristen. Diejenigen, die wirklich aus Überzeugung Christen sind, nennen sich in Israel „messianisch Gläubige“, nicht unbedingt messianische Juden. Es sind ja nicht alle Gläubigen in Israel auch Juden.
Ich habe gerade vor ein paar Tagen ein befreundetes Ehepaar in Haifa besucht. Sie sind Araber, sie stammt aus einer drusischen Familie, ursprünglich aus Syrien, und er ist Araber. Sie sind Gläubige, aber sie würden sich nicht als Nozrim bezeichnen, sondern als Ma’aminé Meschichim, also messianisch Gläubige.
Das entspricht auch dem Namen im Deutschen „Christ“, denn Christ kommt vom Griechischen „Christos“, das heißt auf Griechisch „der Messias“. Christus und Messias sind also eigentlich das Gleiche, nur Christus ist griechisch und Messias hebräisch – also messianisch Gläubiger.
Das nur zur Klärung: Wenn man in Israel gefragt wird, ob man ein Nozri ist, müsste man als Christ sagen: Nein, ich bin ein messianisch Gläubiger, ein Ma’amin Meschichi. Ich bin ein messianisch Gläubiger. Oder wenn man Jude ist: ein Jehudi, der an den Messias glaubt, also messianisch gläubig ist. So muss man sich ausdrücken, dann ist die Sache klar.
Ich habe das auch schon erlebt, dass mich jemand gefragt hat: „Was ist denn der Unterschied?“ Da habe ich erklärt: Die Nozrim sind diejenigen, die äußerlich Christen sind, und die Messiasgläubigen sind diejenigen, die mit dem Herzen glauben. Dann war es klar.
Man muss eben immer erklären, was man mit den Ausdrücken meint, besonders wenn man Begriffe benutzt, die nicht für alle klar sind. Denn das war eine Israelin, die mich gefragt hat und den Ausdruck Ma’amin Meschichi nicht kannte. Dann muss man halt den Ausdruck erklären.
Der Hohepriester Jeshua und die priesterliche Linie
Ja, aber jetzt wollen wir den Zusammenhang genauer anschauen in Sacharja 3. Im Traum, Vers 1, sieht Sacharja wen? Den Hohenpriester Jeschua, genau. Das war der damalige Hohepriester, also der erste Hohepriester des zweiten Tempels nach der Rückkehr aus Babylon.
Er war übrigens ein Nachkomme aus der Linie von Zadok. Zadok war der treue Hohepriester zur Zeit von David und dann auch von Salomo. Die Linie von Eli wurde verworfen, weil Eli sich als Hoherpriester untreu erwiesen hatte. Das kann man nachlesen in 1. Samuel 1 und 3. Dort sieht man, wie Eli verworfen wurde und Gott sagt: „Ich will mir einen treuen Hohenpriester suchen.“ Das war dann in der weiteren Geschichte eben dieser Hohepriester Zadok.
Darum waren im ersten Tempel, im salomonischen Tempel, immer Zadokiden Hohepriester. So ging es auch in der Zeit des zweiten Tempels mit Jeschua weiter. Diese Linie setzte sich fort. Aber im zweiten Jahrhundert kam eine Wende. Was geschah da? Das war die Zeit der Makkabäer.
Die Makkabäer waren zuerst nur eine Familie, ein Priester aus Modein, das ist eine Ortschaft zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Wenn man auf der Autobahn von Tel Aviv nach Jerusalem fährt, sieht man immer das Ausfahrtsschild Modein. Von dort kam dieser Priester.
Zusammen mit seinen Söhnen nahm er im zweiten Jahrhundert vor Christus den Widerstandskampf gegen die Syrer auf. Antiochus Epiphanes hatte das Land besetzt und den Tempel in Jerusalem geschändet. Er ließ sogar ein Schwein auf dem Altar schlachten, sodass die Opfer gestoppt wurden. Dieser Priester aus Modein sagte sich: „Das kann ja nicht sein. Wir müssen uns gegen diesen Gräuel wenden.“
So begann er mit seinen Söhnen den Widerstandskampf – mit enormem Erfolg. Immer mehr schlossen sich an, und schließlich konnten sie die Syrer aus dem Land vertreiben und den Tempel neu weihen. Dort wurde der Tempel geweiht, und seitdem feiert man in Israel das Tempelweihfest. Dieses Fest wird auch in Johannes 10 erwähnt, wo der Herr Jesus in Jerusalem am Fest der Tempelweihe war – das war das Chanukka-Fest.
Aber diese Erweckungsbewegung, die ja detailliert in Daniel 11 vorausgesagt wurde, ging sehr schnell bergab. Aus den Makkabäern entstand der Niedergang. Denn plötzlich rissen diese Makkabäer, obwohl sie nicht aus der Linie von Zadok stammten, das Hohepriesteramt an sich.
Von da an waren die Hohenpriester bis ins Jahr 70 nach Christus, als der zweite Tempel durch die Römer zerstört wurde, illegale Hohepriester, die keine Zadokiden waren. So war offensichtlich auch Kajaphas, der Jesus Christus zum Tod verurteilte, als oberster priesterlicher Richter kein Zadokide.
Man muss sich das vorstellen: Ein gewissermaßen illegaler Hoherpriester verurteilt Jesus Christus zum Tod. Sie stammten zwar aus dem Stamm Levi und sogar aus der Priesterfamilie Aarons, aber Gott hatte in der Zeit von Samuel die Linie von Eli als Hohepriesterlinie verworfen. Von da an sollten nur noch die Zadokiden Hohepriester sein.
Dieser Jeschua war also einer aus der richtigen Linie und ein treuer Hohepriester, wie wir noch sehen werden. In deinem Traum sieht Sacharja diesen Hohenpriester Jeschua. Was sieht er noch in Vers 1? Er sieht den Satan und den Engel des Herrn – also drei Personen.
Jetzt müsste man aber noch fragen: Wer ist der Engel des Herrn? Es heißt nicht „ein Engel des Herrn“, sondern „der Engel des Herrn“. Wer ist das? Das ist der Messias, Jesus Christus, wie gesagt. Aber das muss man alles noch begründen.
Der Engel des Herrn im Alten Testament und die Dreieinigkeit Gottes
Ja, der Engel des Herrn kommt immer wieder in der Bibel vor. Schauen wir doch einmal nach, wo dieser Ausdruck zum ersten Mal erwähnt wird. Der Engel des Herrn – ich glaube, ich habe ihn schon bei Abraham gehört. Genau, im Buch Genesis, Kapitel 16. Dort wird die Geschichte erzählt, wie Hagar Hals über Kopf aus familiären Problemen in die Wüste flüchtet. Dort begegnet ihr der Engel des Herrn, eine geheimnisvolle Person.
Liest jemand bitte Genesis 16, Vers 7 vor? Bis dahin sieht man eine Zwiesprache ab Vers 6 zwischen dem Engel des Herrn und Hagar. In Vers 13 wird dann kommentiert: „Da nannte sie den Herrn, der zu ihr redete, ›Du bist ein Gott, der sich schauen lässt‹.“ Hier wird der Engel des Herrn plötzlich als „der Herr“ bezeichnet, im Hebräischen „Adonai“. Im hebräischen Text steht jedoch „Yahweh“ (JHWH), der Ewigseiende, der Unwandelbare – Gottes Eigenname im Alten Testament. Dieser Name kommt fast siebentausendmal vor und wird für den wahren Gott verwendet.
Der Ausdruck „Gott“ (Elohim) wird im Alten Testament auch für falsche Götter gebraucht, zum Beispiel für Dagon. Dort heißt es „Elohenu“, unser Gott. Aber „Yahweh“ ist wirklich der Eigenname des wahren Gottes. Hier wird also der Engel des Herrn als Yahweh, der Ewigseiende, genannt.
Aber warum wird er Engel genannt? Im Hebräischen steht für Engel „Malach“. Dieses Wort wird im Alten Testament verwendet, um die Geister zu bezeichnen, die Gott erschaffen hat, um ihm zu dienen – eben das, was wir als Engel bezeichnen. Das Wort „Engel“ stammt ursprünglich nicht aus dem Deutschen, sondern vom griechischen „Angelos“, was „Gesandter“ oder „Bote“ bedeutet. Dieser Ausdruck wird spezifisch für die gesandten Geister verwendet, die die Bibel als Engel bezeichnet.
„Malach“ ist jedoch weiter gefasst als nur Engel. Zum Beispiel werden auch abgesandte Boten eines Königs als „Malach“ bezeichnet, wie in 2. Könige 1. Das Wort bedeutet einfach „Gesandter“ und kann einen Menschen bezeichnen, der von einem König geschickt wurde, oder die dienstbaren Geister Gottes, die Engel. Auch der „Malach Adonai“, der Bote des Herrn, wird genannt – dieser ist aber selbst der ewige Gott, denn er wird auch als Yahweh bezeichnet.
Wenn er also der Gesandte Yahwehs ist, wird er von Yahweh gesandt. Das bedeutet: Yahweh sendet Yahweh. Daraus folgt, dass in der Gottheit – obwohl die Bibel im Alten und Neuen Testament klar lehrt, dass es nur einen Gott gibt – mehr als eine Person existiert. Der Engel des Herrn, oder besser der Gesandte des Herrn, ist von Yahweh zu unterscheiden, der ihn sendet.
Ich habe einen Text von einem Rabbiner unserer Zeit, der schreibt, dass der Engel des Herrn im Alten Testament eine so schwierige Person ist, dass man letztlich gezwungen sein wird, die christliche Dreieinheitslehre zu akzeptieren. Oft wird behauptet, der Gedanke der Trinität sei völlig unjüdisch. Wahres Judentum entspräche dem Bekenntnis, das jeden Tag im Judentum gesprochen wird – dem Schema Israel.
Schauen wir dazu in 5. Mose 6, Vers 4: „Höre, Israel, der Herr, Yahweh, unser Gott, ist ein Herr.“ Im Hebräischen heißt es: „Shema Israel, Adonai Elohenu, Adonai Echad.“ Das bedeutet: Es gibt nur einen Gott. Aber dasselbe Alte Testament erklärt auch, dass der Bote des Herrn der Herr ist und von dem Herrn gesandt wird.
Wenn wir uns im Buch Sacharja befinden, können wir dort noch mehr lesen. In Sacharja 2, Vers 8 (oder je nach Bibelausgabe Vers 12) heißt es: „So spricht der Herr, Yahweh Zebaoth.“ Nun spricht er: „Nach der Herrlichkeit hat er mich zu den Nationen gesandt.“ Wer hat Yahweh gesandt? Das wird am Schluss von Vers 13 erklärt: „Und ihr werdet erkennen, dass der Herr der Heerscharen mich zu euch gesandt hat.“ Hier wird also klar gesagt, dass Yahweh, der Herr der Heerscharen, von Yahweh, dem Herr der Heerscharen, gesandt wird.
Man könnte hier an Psalm 110, Vers 1 denken: „Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setz dich zu meiner Rechten!“ Im Hebräischen steht dort „Yahweh sprach zu Adonai“. Das ist ein Hinweis auf die Gottheit Christi. Aber hier in Sacharja ist die Aussage noch stärker: „Yahweh Zebaoth, der ewige Herr der Heerscharen, hat mich gesandt.“ Das wird in Vers 14 noch einmal wiederholt: „Jeden Tag werden viele Nationen sich dem Herrn anschließen, so werden sie mein Volk sein, und ich werde in deiner Mitte wohnen. Du wirst erkennen, dass der Herr der Heerscharen mich zu dir gesandt hat.“
Die Tochter Zion, Jerusalem, wird also zum Jubel aufgerufen. Gott sagt: „Siehe, ich komme, ich werde in deiner Mitte wohnen“, spricht Yahweh, der Ewigseiende. An jedem Tag schließen sich viele Nationen dem Herrn an, und sie werden sein Volk sein. Es ist ganz klar, wer da spricht: Yahweh sendet Yahweh.
Diese Erkenntnis gab es nicht erst im Neuen Testament, sondern wurde schon im Judentum früher erkannt. In der rabbinischen Literatur gibt es verschiedene Stellen, die darauf hinweisen, dass es drei „hujot“ – also Wesen – in dem Herrn gibt.
Im Alten Testament finden sich viele Stellen, die das Heil für die anderen Völker verkündigen, besonders im Zusammenhang mit dem Tausendjährigen Reich. Dabei wird klar gemacht, dass zwar viele aus allen Völkern im Reich des Messias gerettet werden, Israel aber den ersten Rang haben wird.
Was im Alten Testament noch ein Geheimnis war, ist die Gemeinde: Gläubige aus Israel und den Nationen werden ohne Unterschied auf gleicher Stufe zusammengefügt. Der Gedanke, dass das Heil auch zu den Nationen geht, ist im Alten Testament angedeutet. Im Neuen Testament wird das, was die Gemeinde betrifft, noch deutlicher offenbart.
Die Dreieinheit Gottes konnte man bereits aus dem Alten Testament erkennen. Man findet das auch in der rabbinischen Literatur, die von der Tatsache spricht, dass drei eins sind. Dies wird als „Raza“ bezeichnet, ein Geheimnis, das nur diejenigen verstehen können, die wirklich in die Wahrheit der Bibel eingedrungen sind. Man findet das im Buch Sohar und anderen Stellen.
Es gibt ein gutes Büchlein von einem Rabbiner, der sich zu Jesus Christus bekehrt hat. Er beschreibt seine ganze Entwicklung, wie er die rabbinische Literatur studierte und durch diese Stellen darauf aufmerksam wurde, dass die Rabbiner von drei Personen sprechen, die eins sind. Schließlich zeigt er, wie ihm das Verständnis über den Engel des Herrn aufging und sich das löste, was für viele unverständlich war.
Das Büchlein „Wie können drei eins sein?“ wurde von Victor Smadja herausgegeben, über seinen Verlag Keren Achwa Meschichit, dem größten messianischen Verlag in Israel, Jerusalem. Das ist sehr wichtig, denn immer mehr Leute behaupten, die Dreieinheitslehre sei eine Erfindung des 4. Jahrhunderts nach Christus, eine heidnische Erfindung. Das Konzil von Nicäa hätte erfunden, dass Jesus Christus dem Vater gleich und Gott sei. Das sei nicht ursprünglich, sondern heidnisches Denken.
Das ist eine Lüge, denn das Neue Testament bezeichnet Jesus Christus ganz klar als Gott. Zum Beispiel Titus 2, Vers 13: „Unser großer Gott und Heiland, Jesus Christus.“ Oder Johannes 1, Vers 1: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Das Neue Testament lehrt das ausdrücklich.
Man könnte sagen: „Ja gut, das ist das Neue Testament, aber das sei kein jüdisches Denken.“ Das ist jedoch nicht wahr. Man findet diese Gedanken sogar bei den Rabbinern. Der Geist des Herrn wird nicht als eine Kraft Gottes beschrieben, also nicht nur als Eigenschaft Gottes, sondern als eine Person, die sendet.
Zum Beispiel Jesaja 61, eine messianische Stelle. Dort spricht der Messias: „Der Geist des Herrn, Yahweh, ist auf mir, weil Yahweh mich gesalbt hat, den Sanftmütigen frohe Botschaft zu bringen.“ (Jesaja 61, Vers 1)
Schlagen wir auch Jesaja 48, Vers 16 auf: „Und nun hat der Herr mich gesandt und seinen Geist.“ Genau, hier wird ein Plural verwendet: „Wir“ und „in unserem Bild“. Das weist darauf hin, dass eine Mehrzahl in Gott vorhanden ist.
Man kann das nicht einfach als Pluralis Majestatis abtun. Wenn der Papst sagt: „Wir haben beschlossen“, meint er eigentlich „Ich habe beschlossen“. Das ist ein Majestätsplural, der im Althebräischen jedoch nicht existiert. Trotzdem sagt Gott: „Lasst uns Menschen machen in unserem Bild.“ Die Rabbiner, die die Dreieinheit ablehnen, sagen, hier spreche Gott mit den Engeln. Aber das kann nicht sein, denn es heißt „in unserem Bild“. Gott stellt sich nicht auf eine Stufe mit den Engeln, als würde er den Menschen im Bild der Engel erschaffen.
Es heißt auch: „Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn, Mann und Frau schuf er sie.“ Hier spricht Gott in der Mehrzahl, weil in der Gottheit eine Mehrzahl ist.
Schon in Genesis wird der Geist Gottes erwähnt, speziell in Vers 2: „Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.“ Im Alten Testament wird auch gesagt, dass der Geist Gottes betrübt werden kann. Eine unpersönliche Kraft kann man nicht betrüben. Der Geist des Herrn wird als eine Person beschrieben, die handelt und empfindet.
Daraus folgt, dass drei eins sind. Diesen Gedanken findet man bereits im Judentum. Wenn jemand sagt, das sei nicht jüdisch, sondern heidnisches Denken, ist das nicht richtig.
Die erwähnte Schrift gibt es auf Hebräisch und Englisch bei Keren Achwa Meschichit. Man kann sie schnell im Internet finden und dort bestellen. Das ist sehr hilfreich, weil diese Irrlehre immer mehr um sich greift. Gerade Menschen, die eine Liebe zu Israel haben, sind oft gefährdet durch solche Gedanken.
Wir müssen das wahre Jüdische wieder neu entdecken. Dabei können Lehrer eingreifen und sagen: „Ja, aber das Eigentliche ist, Gott ist eine Person.“
Die Gerichtsszene im Traum: Satan als Ankläger und der Engel des Herrn als Fürsprecher
In der letzten Ausgabe der Zeitschrift Israel heute von Ludwig Schneider gibt es einen Artikel, der sich mit verbotenen Versen des Neuen Testaments beschäftigt. Dort wird gesagt, dass man nicht nur im politischen Bereich das bringt, was andere weglassen, sondern auch theologisch. Anschließend führt er mehrere Verse aus dem Neuen Testament an, in denen sich der Herr Jesus als Mensch beschreibt, der in seiner Abhängigkeit vom Vater steht.
Dann sagt er: Seht ihr, Jesus Christus stellt sich gar nicht als Gott dar. Das sei eine falsche menschliche Theologie. Mit diesem Artikel leugnet er die Gottheit Christi. Das ist genau diese Schiene. Gleichzeitig lässt er aber alle Stellen weg, die die Gottheit Christi im Neuen Testament klar bezeugen, wie zum Beispiel „und das Wort war Gott“. Diese Verse sind für ihn verboten und werden nicht genannt.
Man muss jedoch alle Verse bringen. Wenn der Herr Jesus in Johannes sagt: „Der Vater ist größer als ich“, dann spricht er hier als Mensch auf Erden. Philipper 2,5 erklärt, dass der Herr Jesus es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein, sich aber selbst erniedrigte und Knechtsgestalt annahm. Er hat also als ewiger Gott selbständig eine Stellung als Diener eingenommen. Er war nicht von Ewigkeit her ein Diener, sondern hat diese Stellung als Knecht angenommen.
Noch mehr: Es heißt, dass er Mensch geworden ist. Nicht ein Engel, denn ein Engel wäre auch schon ein Diener, sondern er ist Mensch geworden. In sieben Stufen wird dort gezeigt, wie der Herr Jesus sich erniedrigt hat – bis zum Tod, Nummer sechs –, und schließlich zum Tod am Kreuz, diesem schändlichen Tod. Der Herr hat sich erniedrigt und sagte als Mensch: „Der Vater ist größer als ich.“
Als Mensch wusste er auch nicht alles. Darum sagt er: Von diesem Tag und jener Stunde weiß niemand, nur der Vater, und auch nicht der Sohn. Als Mensch war der Herr Jesus nicht allgegenwärtig und nicht allwissend. Er hat sich bewusst als Mensch in diese Stellung des Dieners und der Beschränkung begeben. Das hebt aber nicht auf, dass er der ewige Gott ist. Als Gott ist er allgegenwärtig und allwissend.
Das zeigt uns schon das Alte Testament, nämlich dass es drei Personen in der Gottheit gibt, aber dass der Sohn der Messias werden würde, der in Bethlehem geboren wird. Das haben wir ja vor kurzem angeschaut, in Micha 5: „Du, Bethlehem Ephrata, bist klein unter den Tausenden von Juda; aus dir wird mir hervorgehen, der Herrscher in Israel sein soll.“ Der Messias sollte aus Bethlehem kommen.
Im gleichen Vers steht aber auch: „Und seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.“ Dann ist er der ewige Gott. Yahweh sendet Yahweh.
Nun schauen wir in Sacharja 3, Vers 1. Dort heißt es: „Und er ließ mich den Hohenpriester Jeschua sehen, wie er vor dem Geist des Herrn stand. Der Satan aber stand zu seiner Rechten, um ihn anzuklagen.“ In Vers 2 heißt es: „Und Yahweh sprach zum Satan: ‚Yahweh schelte dich, Satan!‘“
Ist das jetzt eine neue Person, die hier eingeführt wird? Plötzlich wird der Engel des Herrn auch Yahweh genannt. Er sagt: „Yahweh soll dich schelten.“ Man merkt, dass Yahweh von einer anderen Person spricht, die ebenfalls Yahweh ist. Das ist genau dasselbe wie in 1. Mose 16, wo der Engel des Herrn genannt wird und dann die Frau den Herrn nennt, der mit ihr redete. Das ist austauschbar: Der Engel des Herrn und der Herr, also der Engel Yahwehs und Yahweh.
Auch hier ist der Engel des Herrn Yahweh, der zum Satan spricht: „Yahweh, schelte dich, Satan! Ja, es schelte dich Yahweh, der Jerusalem erwählt hat.“
Um die Szene gut zu verstehen, muss man den Ausdruck Satan erklären. Was bedeutet Satan genau? Übersetzt heißt es „Widersacher“. Man sieht hier ein Wortspiel: „Und der Widersacher stand zu seinen Rechten, um ihm zu widerstehen.“ Oder man könnte auch übersetzen: „Der Widersteher, Satan, stand zu seinen Rechten, um ihm zu widerstehen.“ Denn das Verb „widerstehen“ heißt auf Hebräisch „Satan“.
Satan ist also der Name des Widerstehers und bedeutet „widerstehen“ mit merkbarem Unterschied in der Länge der Vokale. Es ist nicht „Satan“, sondern „Satan“, was „widerstehen“ bedeutet. Dabei handelt es sich um ein ganz bestimmtes Widerstehen, nämlich das Widerstehen vor Gericht.
Satan ist im Hebräischen der Ausdruck für den Ankläger vor Gericht. Wir haben hier eine Gerichtsszene, in der der Satan als Ankläger auftritt. Der Engel Yahwes tritt als Verteidiger, als Advokat, auf.
Jetzt verstehen wir wieder den Zusammenhang mit 1. Johannes 2,1 im Neuen Testament: „Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt; und wenn jemand sündigt, haben wir einen Beistand beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten.“ Hier wird Jesus Christus als Sachwalter oder Advokat genannt. Das ist dasselbe Wort wie Fürsprecher, Sachwalter oder Advokat.
Jesus ist also beim Vater unser Fürsprecher, genauso wie hier Yahweh bei Yahweh Advokat ist, Fürsprecher für den Hohenpriester Jeschua. Aber zu Rechten von wem? Vom Hohenpriester. Dort ist der Angeklagte, daneben der Ankläger, und davor der Verteidiger.
Was man nicht sieht, ist Yahweh im Himmel. Er ist der Richter aller. Auch die rechte Seite, also der Satan zur rechten Seite des Angeklagten, zeigt das Bild. Der Advokat steht zur rechten Seite Gottes.
Um den Hintergrund noch besser zu verstehen, müssen wir Offenbarung 12 aufschlagen. Dort sehen wir einen zukünftigen Kampf im Himmel, der erst nach der Entrückung der Gemeinde stattfinden wird. Michael, einer der Erzengel, wird gegen Satan kämpfen, zusammen mit seinen Engeln, die ihm unterstellt sind. Satan kämpft mit seinen Engeln, den Dämonen, die ihm unterstellt sind.
Michael gewinnt. Offenbarung 12, Verse 7-11 machen das klar. Hier wird deutlich, dass der Teufel nicht nur der Ankläger zur Zeit von Jeschua ist, sondern dass er das auch in der Zukunft sein wird – über unsere Zeit hinaus.
Wenn er aus dem Himmel hinausgeworfen wird, beginnt die große Drangsalzeit, also der letzte, schrecklichste Weltkrieg der Menschheitsgeschichte von dreieinhalb Jahren. Diese Zeit wird dann beginnen. Bis dahin hat Satan weiterhin Zugang zum Himmel, wie schon damals bei Hiob.
Das war am Ende des dritten Jahrtausends vor Christus. Dort sehen wir, wie die Engel sich vor Gott im Himmel versammeln, und Satan kommt auch. Gott fragt: „Woher kommst du?“ – vom Umherstreifen auf der Erde. Er sagt: „Hast du Acht gehabt auf Hiob? Es gibt keinen wie ihn.“
Aber Hiob ist nur so gerecht, weil er so reich ist und es ihm so gut geht. Dort verklagt Satan Hiob vor Gott. Wir sehen, dass Satan Zugang zum Himmel hat. Es wird gesagt, dass er die Brüder Tag und Nacht verklagt. Das ist ihm also sehr wichtig.
Die Bedeutung der schmutzigen Kleider des Hohenpriesters Jeshua
Und im Traum haben wir gesehen, dass der Hohepriester Jeschua schmutzige Kleider trägt.
Der Hohepriester musste das ganze Volk, das gesamte irdische Volk Gottes, in seiner Person repräsentieren. Das sieht man besonders gut am Jom Kippur, dem großen Versöhnungstag, beschrieben in 3. Mose 16. An diesem Tag musste der Hohepriester ganz besondere Kleider tragen: weiße Kleider, einen weißen Kopfbund und einen weißen Gürtel. Nur einmal im Jahr durfte er mit dem Blut eines Opfers ins Allerheiligste eintreten. Dieses Opfer galt für ganz Israel.
Am Jom Kippur musste er außerdem seine Hände auf den Kopf von Azazel, dem Bock, der in die Wüste geschickt wurde, auflegen. Dabei musste er die Sünden des Volkes Israel aus dem vergangenen Jahr vor Gott bekennen. So sehen wir, dass der Hohepriester das Volk repräsentiert.
Nun aber ist hier der Hohepriester angeklagt. Das bedeutet mit anderen Worten, dass Satan die ganze Nation Israel anklagt. Der Hohepriester ist nicht in den prächtigen weißen Kleidern des Jom Kippur zu sehen, auch nicht in den prachtvollen Kleidern mit Brustschild und Edelsteinen. Nein, er trägt schmutzige Kleider.
Was war damals der Schmutz des Volkes? Ganz besonders die Sünde. Welche Sünde wurde gerade durch Haggai angesprochen? Das Anbeten falscher Götter? Nein, das war damals kein Problem. Das kam erst später. Damals war das nicht das Hauptproblem.
In Haggai 1 wird Israel ein Vorwurf gemacht: Das Haus des Herrn steht leer und öde, während ihr eure eigenen Häuser schön baut. Deshalb habt ihr in eurem Berufsleben keinen Erfolg. Gott sagt, ihr arbeitet für einen durchlöcherten Geldbeutel.
Das Problem war also falsche Prioritätensetzung. Die Sache Gottes hatte nicht den ersten Platz, sondern die eigenen Dinge standen im Vordergrund. Durch Haggai, der vor Sacharja zu prophezeien begann, wird Israel vorgeworfen, falsche Prioritäten gesetzt zu haben. Der Herr hat nicht den ersten Platz in eurem Leben. Deshalb werden sie zur Umkehr aufgerufen.
Natürlich hätten sie sagen können: „Wir dürfen ja gar nicht bauen, die Perser haben uns das verboten. Weil wir nicht bauen dürfen, bauen wir eben unsere eigenen Häuser.“ Aber Gott ließ eine solche Entschuldigung nicht gelten. Er sagt: Tatsache ist, ihr baut nicht. Ihr hättet bauen sollen, trotz des Bauverbots, weil es Gottes Gebot war, den Tempel zu errichten.
Das macht die Lage noch dramatischer. Es zeigt, dass das Volk unrein war, falsche Prioritäten hatte und wie schlimm es ist, wenn in unserem Leben nicht gilt, was in Matthäus 6,33 steht: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles hinzugefügt werden.“
Im Zusammenhang geht es um Kleidung und Nahrung. Diese Dinge sind wichtig, aber nicht so wichtig wie die Sache Gottes. Die Priorität muss richtig gesetzt sein.
So steht der Hohepriester, der das Volk repräsentiert, mit schmutzigen Kleidern da. Satan klagt an – zu Recht. Aber dann wissen wir aus 1. Johannes 2: „Wenn jemand gesündigt hat, haben wir einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten.“
Jesus ist der Bote des Herrn, der sich einsetzt und sagt: „Der Herr schelte dich, Satan!“ Ja, es schelte dich der Herr, der Jerusalem erwählt hat.
Die Vergebung und Ermutigung für den Dienst des Hohenpriesters
Gott hat einen Plan mit Israel und auch mit der Stadt Jerusalem. Satan hasst diese Stadt. Er möchte sie vernichten und verhindern, dass die Pläne Gottes sich realisieren. Deshalb hasst er auch das Volk Israel. Er klagt es an und hat dafür Gründe.
Jetzt machen wir eine Pause. Danach sehen wir, welche Wirkung diese Fürsprache für Jeshua hat. Also zwanzig Minuten Pause.
Wir haben gesehen: Der Hohepriester Jeshua, angeklagt von Satan, steht vor Gott. Satan befindet sich auf seiner rechten Seite, doch vor ihm steht der Advokat, der Bote des Herrn, der sich für ihn einsetzt. In Vers 4 spricht klar der Sohn Gottes, der Gesandte des Herrn. Man kann sagen, der Engel war Jesus. Besser gesagt, der Bote war Jesus Christus.
Im Johannesevangelium wird der Herr Jesus als der Sohn Gottes, als der ewige Sohn Gottes vorgestellt, als das ewige Wort, der ewige Gott. Dort sagt Jesus mehr als vierzigmal, dass er gesandt worden ist. Das ist charakteristisch für das Johannesevangelium: Der Sohn Gottes, Gott selbst, wird vom Vater in die Welt gesandt. Das entspricht dem Engel beziehungsweise dem Gesandten des Herrn im Alten Testament.
Gott ist in seiner absoluten Gottheit unsichtbar. 1. Timotheus 6,16 sagt: „Der in unzugänglichem Licht wohnt, den niemand der Menschen je gesehen hat noch sehen kann.“ Trotzdem sehen wir im Alten Testament an verschiedenen Stellen, dass Gott sich hat sehen lassen. Zum Beispiel sieht Jesaja in Jesaja 6 den Herrn, Jahwe, auf einem hohen und erhabenen Thron sitzen. Da fragt man sich, wie das möglich ist. Wie kann man Gott sehen, wenn doch 1. Timotheus 6 sagt, dass niemand Gott je gesehen hat?
Die Antwort ist einfach: Gott konnte im Alten Testament eine Gestalt annehmen, die für den Menschen sichtbar und erträglich war. Darum nennt Hagar den Herrn, der mit ihr redete, „Du bist ein Gott, der sich schauen lässt“. Und das geschah immer durch den Sohn. Wenn der dreieinige Gott sich offenbart, dann durch den Sohn.
Darum sagt auch der Herr Jesus im Neuen Testament in Johannes 14,6: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ Im ersten Johannesbrief heißt es: „Wer den Sohn hat, hat den Vater.“ Umgekehrt gilt das nicht: „Wer den Vater hat, hat den Sohn nicht“, denn der Zugang zu Gott geschieht immer durch den Sohn.
Deshalb wird der Herr Jesus, der Sohn Gottes, in Kolosser 1,15 genannt „das Bild des unsichtbaren Gottes“, weil Gott sich durch ihn sichtbar macht, durch ihn sich schauen lässt.
Es ist wichtig zu verstehen, dass der Sohn Gottes nie aufgehört hat, Gott zu sein. Er hat den Vater gesehen, aber kein Mensch oder Geschöpf kann Gott sehen. Johannes 1,18 sagt: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht.“ Der einzige Sohn kennt den Vater, weil er selbst Gott ist und ihn deshalb offenbaren kann. Die Offenbarung Gottes durch seinen Sohn ist die volle Offenbarung Gottes.
Wir sind ausgegangen von Sacharja 3,4, wo der Engel oder Gesandte spricht. Jetzt spricht der Sohn Gottes. Was sagt er zugunsten von Jeshua? „Siehe, ich habe deine Ungerechtigkeit von dir weggenommen“, sogar schon vollendet. Er setzt sich ein, die schmutzigen Kleider werden weggenommen, und er kann Vergebung zusprechen.
Das ist erstaunlich. In Markus 2, als die Pharisäer nach Kapernaum kamen, predigte der Herr in einem Haus. Das Dach wurde abgedeckt, und ein Gelähmter wurde herabgelassen. Zu diesem Gelähmten sagte Jesus: „Kind, deine Sünden sind dir vergeben.“ Die Rabbiner, die da waren – Lukas 5, die Parallelstelle, sagt, es waren Rabbiner aus jeder Stadt Israels und aus Jerusalem – sagten: „Dieser lästert! Wer kann Sünden vergeben als nur Gott?“ Nur Gott kann vergeben, aber sie hätten wissen müssen, dass es der Sohn Gottes ist, der da spricht. Er ist Gott, und darum kann er Sünden vergeben.
Beim Lesen von Sacharja 3, wenn der Bote sagt: „Siehe, ich habe deine Ungerechtigkeit von dir weggenommen“, fragt man sich: Wie kann ein Engel Sünden vergeben? Das kann er nicht. Er sei Gott. Man sieht hier wieder seine Gottheit: Er vergibt. Er sagt nicht: „Gott vergibt dir“ oder „Der Herr möge dir vergeben“ oder „Der Herr hat vergeben“, sondern: „Siehe, ich habe deine Ungerechtigkeit von dir weggenommen.“ Er ist der Vergebende, und das zeigt erneut seine Gottheit.
In 1. Johannes 2 haben wir gelesen: Wenn jemand gesündigt hat, haben wir einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten. Er ist die Sühnung für unsere Sünden. Das heißt, unser Verteidiger ist für uns ins Gericht gegangen als Stellvertreter und hat so die Vergebung bewirkt. Er vergibt und ist selbst die Grundlage der Vergebung.
In Haggai 1 sehen wir, wie Haggai zwei Monate vor Sacharja das Volk ermahnt und ihm zeigt, dass es die Prioritäten falsch gesetzt hat. Er weist mit aller Klarheit und Kürze darauf hin. Dann lesen wir in Haggai 1, dass das ganze Volk umgekehrt ist.
In Sacharja stellt der Hohepriester das Volk mit seinen schmutzigen Kleidern dar. Der Verteidiger sagt: „Zieht ihm die schmutzigen Kleider aus, ich habe deine Ungerechtigkeit von dir weggetan.“ Das ist die Darstellung im Traum, was bereits geschehen ist: Das Volk ist umgekehrt, die Sünde konnte weggenommen werden, und der Hohepriester kann die Feierkleider anziehen.
Das Eindrückliche ist: Es ging nicht um Sünden wie die Heirat mit gottlosen Frauen oder Ähnliches, wie zuvor vermutet wurde. Es ging wirklich darum, dass der Herr nicht den ersten Platz hatte.
Das ist entscheidend, wenn wir an das erste Sendschreiben in Offenbarung 2 an Ephesus denken. Der Herr sagt zu Ephesus: „Ich habe wider dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Tue Buße!“ Und weiter: „Wenn nicht, so werde ich deinen Leuchter wegnehmen.“ Das heißt, er wird dich nicht mehr als sein Zeugnis in dieser Welt brauchen können.
Der Herr gibt sich nicht zufrieden mit dem zweiten Platz, schon gar nicht mit einem dritten oder weiteren Platz. Der erste Platz gehört ihm.
Die Predigt von Haggai hat eine Umkehr ausgelöst. Nun kommt die Ermutigung in Sacharja: Der Hohepriester darf seine schmutzigen Kleider ablegen und die Feierkleider anziehen. Der Prophet sagt im Traum, man setze einen reinen Kopfbund auf sein Haupt – das ist der hohe priesterliche Kopfbund, den er anziehen muss.
Dann folgt eine Prophetie, zuerst für Jeshua, den Hohepriester. Lies jemand Vers 6 und 7: „So spricht der Herr, der Herrscharen: Wenn du auf meinen Wegen gehst und meine Anordnung befolgst, dann sollst du sowohl mein Haus richten als auch meine Pfarrhöfe beaufsichtigen, und ich werde dir Zutritt geben unter denen, die hier stehen.“
Die Umkehr hat stattgefunden, die Sünde ist vergeben, der Hohepriester zieht Feierkleider an. Jetzt wird er ermutigt, seinen Dienst treu zu tun. Er hat eine Segensverheißung, wenn er darin treu bleibt.
Das ist das Schöne: Wenn es Wiederherstellung im Glaubensleben wegen Sünde gibt, vergibt der Herr nicht einfach so und dann geht nichts mehr weiter. Nein, er ermutigt zum weiteren Dienst.
Das sehen wir besonders eindrücklich bei Petrus. Er hatte seinen Herrn schmählich verleugnet. Der Herr blickte ihn an, als er im Vorhof des Hohenpriesters war. Petrus weinte. Das war ein erster Schritt, was der Advokat zur Wiederherstellung von Petrus getan hat.
Das Neue Testament sagt, wem ist Jesus Christus zuerst erschienen? Die Frauen waren die ersten Zeugen der Auferstehung, aber von den Männern war es Petrus. Diese Begegnung wird in Lukas 24 kurz erwähnt und danach nochmals von Paulus in 1. Korinther 15. Es wird kein Wort gesagt, was der Herr mit Petrus dort gesprochen hat. Das war nur zwischen dem Herrn und Petrus. Die Bibel schweigt darüber.
Eine spätere Begegnung des Auferstandenen wird in Johannes 21 beschrieben, wo auch die anderen Jünger dabei sind. Der Herr fragt Petrus: „Liebst du mich mehr als diese?“ Petrus antwortet: „Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Petrus sagt nicht: „Ich habe dich mehr lieb als die anderen“, sondern nur: „Ich habe dich lieb.“ Im Griechischen wird hier ein anderes Wort benutzt – der Unterschied zwischen Agapao (lieben) und Phileo (lieb haben). Petrus sagt es abgeschwächt.
Der Herr fragt ein zweites Mal: „Liebst du mich?“ Nicht „mehr als die anderen“, sondern einfach „liebst du mich?“ Petrus antwortet wieder: „Du weißt, dass ich dich lieb habe.“
Beim dritten Mal benutzt der Herr wieder das schwache Wort Phileo: „Hast du mich lieb?“ Petrus antwortet: „Du weißt alles, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Jedes Mal gibt der Herr Petrus den Auftrag, einen Hirtendienst an anderen zu tun.
Es geht weiter. Es ist nicht einfach: Petrus, die Sache ist vergeben, weil du umgekehrt bist und es bereut hast, sondern dein Dienst geht weiter.
Auch hier zieht der Hohepriester die Feierkleider an und bekommt die Verheißung: Wenn du in meinen Wegen wandelst und diesen Dienst als Hohepriester im Tempel vollziehst, dann wirst du Zutritt haben unter denen, die hier stehen. Gott wird ihm den Dienst im Tempel ermöglichen.
Das sind die Genossen von Jeshua, die in Vers 8 erwähnt werden. Liest jemand Vers 8? Jawohl.
Diese Genossen von Jeshua sind die anderen Kohanim, die Priester. Jeshua ist der Hohepriester, seine Genossen sind die anderen Priester im Zweiten Tempel. Von ihnen wird gesagt: „Höre Jeshua, Hoherpriester, du und deine Genossen, die anderen Priester, die vor dir sitzen, die Männer des Wunders sind.“
Das hebräische Wort „Mophet“ bedeutet Wunder oder auch Vorbild, Vorzeichen. Der Hohepriester und die anderen Priester weisen auf etwas anderes hin: auf den Messias, der kommen wird, um das Problem der Schuld vollkommen zu ordnen und das vollkommene Opfer zu bringen.
Alle Hohenpriester waren ein Hinweis auf den, der als Hoherpriester sich selbst opfern würde, um ein Opfer zu geben, das die Sünde vollständig abschafft, wie Hebräer 9,27 sagt. Sie sind Männer des Wunders oder Vorzeichens, denn sie weisen auf den Kommenden hin.
Dann kommt die Verheißung: „Siehe, ich will meinen Knecht Spross genannt kommen lassen.“ Die jüdischen Kommentatoren erklären, das ist der Messias.
Jetzt geht es sehr geheimnisvoll weiter. Wir können das aufschlüsseln. Liest jemand Vers 9? Jawohl.
„Siehe, der Stein, den ich vor Jeshua gelegt habe.“ Der Name Jeshua ist schon ein Hinweis auf den Messias. Männer des Vorbildes sind sie, besonders der Hohepriester.
Der alttestamentliche Name Jeshua ist im Neuen Testament als Jesus geschrieben. Es gibt Leute, die auf falsche Art israelfanatisch sind und sagen, man sollte nicht Jesus sagen, sondern Jeshua. Das ist Unsinn.
Jeshua sagt man auf Hebräisch. In Israel, zum Beispiel in einer messianischen Gemeinde in Bat Yam, predigte ich auf Hebräisch. Da sagten die russischen Juden auf Russisch „Adonenu Jeshua“ – unser Herr Jesus – oder „Adon Jeshua“ – Herr Jesus.
Im Griechischen sagt man nicht Jeshua, sondern Jesus. Das Neue Testament wurde auf Griechisch geschrieben, der damaligen Weltsprache, um zu zeigen, dass das Evangelium zu allen Völkern geht und nicht nur zu einem Volk.
Im griechischen Alphabet gibt es keinen Laut für „sch“. Wie soll man Jeshua schreiben? Man muss das „sch“ durch „s“ ersetzen. So wird Jeshua zu Jesu, und im Griechischen ist es üblich, männlichen Namen ein „s“ als Auslaut zu geben.
Darum gibt es nicht nur Mose, sondern Moses, nicht nur Jesaja, sondern Jesajas, Jeremia wird Jeremias, Elija wird Elias. So kommt das „s“ zustande.
Im Neuen Testament heißt der Herr Jesus nicht Jeshua, sondern Jesus. Auch die längere Form ist Jehoshua, also Joshua, das Buch Joshua ist das Buch von Jehoshua.
Im Hebräerbrief wird Jehoshua als Jesus bezeichnet, zum Beispiel in Hebräer 3. Das ist die gleiche Namensform.
Das nur zum Hohenpriester Jeshua: Er ist schon durch seinen Namen ein Hinweis auf den Messias, der schließlich bei der Beschneidung am achten Tag den Namen Jeshua, griechisch Jesus, bekam.
Jetzt heißt es: „Siehe, der Stein, den ich vor Jeshua gelegt habe.“ Was ist das für ein Stein, der vor dem Hohenpriester liegt? Was hat das mit Jeshua damals zu tun?
Jesus Christus ist der Eckstein. Aber hier heißt es: „Siehe, der Stein, den ich vor Jeshua gelegt habe.“ Welcher Stein war das?
Der Altar war aus vielen Steinen aufgebaut. Der Hohepriester Jeshua musste am großen Versöhnungstag ins Allerheiligste gehen. Was war dort am Boden? Der Fels, der heute in der Oma-Moschee, im Felsendom, liegt, war der Boden des Allerheiligsten.
Man sieht dort noch Spuren, wo die Südmauer und die Steine aufgelegt waren. Die Fläche ist abgeplattet, etwa drei Meter fünfzehn breit, das entspricht sechs Königsellen von 52,5 Zentimetern. 1. Könige 6 und folgende erklären, dass die Mauerdicke des Allerheiligsten sechs Ellen betrug.
Dieser Fels diente als Fundament. Die Mauern im Süden waren darauf aufgebaut, im Westen und Norden gab es eine natürliche scharfe Kante des Felsens, entlang derer die West- und Nordmauer des Allerheiligsten gebaut wurden.
Damit war dieser Fels nicht nur Fundament, sondern auch Eckstein, weil er durch seine Position die Mauerlinien anzeigte.
Normalerweise ist der Eckstein etwas anderes als das Fundament. Man hat ein Felsfundament, legt einen ersten Stein auf, und nach dessen Position werden die Mauerlinien ausgerichtet.
Im Tempel war ausnahmsweise das Fundament der Eckstein, weil die Südmauer auf dem Felsen gebaut war und die West- und Nordmauer entlang des Felsens verliefen. Das ergibt einen Abstand von Süd- zur Nordmauer von zwanzig Königsellen.
In 1. Könige 6 steht, dass das Allerheiligste ein Quadrat von zwanzig mal zwanzig Ellen war. Ganz zentral findet man eine Vertiefung von 131 Zentimetern Länge, genau im Zentrum dieses Quadrats. Das entspricht zweieinhalb Ellen, das Maß der Bundeslade.
Die Bundeslade war zentral im Allerheiligsten. Im zweiten Tempel gab es keine Bundeslade mehr. Jeshua musste das Blut sprengen, aber nicht auf die Bundeslade, sondern in diese Vertiefung hinein, siebenmal auf den Felsboden.
Das ist der Fels vor dem Hohenpriester, der Fels der Versöhnung, auf den das Blut gebracht wurde.
Jetzt sagt Gott: „Siehe den Stein, den ich vor Jeshua gelegt habe.“ Auf diesem Stein sind sieben Augen. Die sieben Augen Gottes werden auch in Offenbarung 5 erwähnt. Können wir das kurz aufschlagen? Dort wird das Lamm Gottes, Jesus, beschrieben.
Liest jemand Offenbarung 5,6? Jawohl.
Das Lamm Gottes hat sieben Augen. Die sieben Augen beschreiben Gottes Allwissenheit, der alles sieht und kennt. Die Zahl sieben ist die Zahl der Vollkommenheit.
Gerade im Zusammenhang mit dem Tempel steht in 2. Chronik, Kapitel 7, Vers 16, dass Gott sagt: „Meine Augen sind ganz speziell auf dieses Haus gerichtet.“ Der Salomontempel wurde auf diesem Felsen gebaut.
Gott sagt: „Mein Herz und meine Augen sind da.“ Siehe den Fels vor Jeshua im Allerheiligsten. Die sieben Augen Gottes sind auf diesen einen Stein gerichtet. Dieser Stein ist für Gott so wichtig. Das ist der Ort der Versöhnung.
Weiter heißt es in Sacharja 3, Vers 9: „Siehe, ich will die Inschrift eingraben.“ Leider müsste man im Felsendom alles rund um den Felsen entfernen, um den Felsen vollständig freizulegen und die Inschrift zu finden.
In der rabbinischen Literatur wird gesagt, dass der Name Jahwe auf diesem Felsen eingeschrieben ist.
Wenn wir mehr über diese Inschrift wissen wollen, lesen wir 2. Timotheus 2, Vers 19. Liest jemand? Jawohl.
Hier wird von dem Siegel des Grundes Gottes gesprochen. Der Grund Gottes ist das Felsfundament der Gemeinde.
Paulus erklärt, dass dieses Felsfundament der Gemeinde ein Siegel hat mit zwei Seiten: Auf der einen Seite steht „Der Herr kennt die Seinigen“, das heißt Jahwe kennt die Seinigen. Jeder, der den Namen des Herrn oder des Christus nennt, soll sich von der Ungerechtigkeit abwenden.
Das ist die Inschrift dieses Felsens.
Gott sagt in Sacharja: „Ich will seine Eingrabung eingraben“, spricht der Herr der Heerscharen. Und er verspricht: „Ich will die Ungerechtigkeit dieses Landes hinwegnehmen an einem Tag.“
Der Hohepriester konnte an jedem Jom Kippur feststellen, dass Gott wieder vergeben hat für die Sünden des vergangenen Jahres.
Aber Hebräer 10 macht klar, dass man unter dem Gesetz nie zur Ruhe kommen konnte. Nach dem vergangenen Jahr begann es wieder von vorne, man musste auf den nächsten Jom Kippur warten. So kam man nie zur Ruhe.
Ich habe das selbst erlebt: Ein paar Stunden vor Jom Kippur gab es einen Streit an einem Schalter. Zwei Personen stritten sich heftig, kurz vor Beginn von Jom Kippur. Einer nannte den anderen Antisemiten, der andere zeigte seine Kippa, um zu beweisen, wie fromm er sei.
Ich wartete hinter ihnen und dachte, das seien Gläubige, aber offensichtlich waren sie es nicht. Ich wollte ein geistliches Gespräch beginnen, doch es war eindrücklich zu sehen, wie kurz vor Jom Kippur noch Streit herrschte.
Dann kam der Tag der Vergebung. Am nächsten Tag ging es wieder weiter. Selbst bei aufrichtiger Umkehr geht es oft so weiter: Plötzlich ärgern einen die Kinder, man reagiert falsch – man kommt nie zur Ruhe.
Der Herr Jesus ist vor zweitausend Jahren gekommen. An einem Tag, an diesem denkwürdigen Freitag, hat er alle Schuld abgeschafft. Er ist gekommen zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer, sagt Hebräer 9,27.
Er hat alles gut gemacht in Bezug auf uns – nicht nur für die Vergangenheit, in der wir damals nicht lebten, sondern auch für die Zukunft. Er hat alle unsere Sünden auf sich genommen, auch die, die noch kommen würden.
Darum kann man in ihm völlig zur Ruhe kommen und Gewissheit des Heils haben. Er hat alles gut gemacht.
Das wird hier als Verheißung im Zusammenhang mit dem Knecht Spross ausgedrückt, der kommen wird. „Ich will die Ungerechtigkeit dieses Landes hinwegnehmen an einem Tag.“
Der letzte Vers, liest jemand? Jawohl.
„An jenem Tag“ – das ist ein fester Ausdruck in der Prophetie, der oft vorkommt, besonders in der Endzeit und im tausendjährigen Reich.
Der Tag des Herrn ist besonders der Tag des Gerichts und die Zeit, in der der Herr auf dieser Erde herrschen wird.
An jenem Tag wird Israel völlig zur Ruhe kommen.
In 1. Könige 4,25 heißt es zur Zeit Salomos, als Frieden herrschte – das war ein Vorgeschmack auf die Friedensherrschaft des Herrn Jesus, der größer ist als Salomo – dass jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum wohnt.
Hier wird Israel die völlige Ruhe verheißen.
An jedem Tag spricht der Herr der Heerscharen: „Ihr werdet den anderen einladen unter den Weinstock und unter den Feigenbaum.“
Dann erfahren sie Vergebung durch den Messias, und alles ist in Ordnung gebracht.
Die Gläubigen in der heutigen Gnadenzeit haben das schon jetzt.
Darum bringt der Hebräerbrief, der sich an Gläubige richtet, die den Messias Jesus erkannt haben, völlige Ruhe.
Die Opfer im Alten Testament konnten keine Sünde hinwegnehmen. Sie erinnerten an die Sünde. Sobald Jom Kippur vorbei war, brauchte man wieder ein Opfer.
Die Opfer erinnerten immer wieder an das Problem der Sünde.
Nur durch das eine Opfer des Herrn Jesus ist alles in Ordnung gebracht worden.
Darum heißt es in einem Lied so schön: „Da, wo Gott mit Wonne ruht, bin auch ich zur Ruh gebracht.“
Gott ist vollkommen befriedigt durch das Opfer des Herrn Jesus.
Die ganze Frage der Sünde ist gelöst – für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Darum können wir sagen: „Da, wo Gott mit Wonne ruht, bin auch ich zur Ruh gebracht.“
Der Mensch kann wirklich innerlich zur Ruhe kommen, weil er weiß, dass alles in Ordnung ist, es keine Ansprüche mehr gibt, die befriedigt werden müssen, und es keine Ergänzung von unserer Seite braucht.
Darum ist die Irrlehre in der katholischen Kirche so schrecklich, die sagt, der Mensch müsse noch etwas beitragen.
Dadurch kann der Mensch nicht zur Ruhe kommen, wenn er nicht erkennt, dass Jesus Christus alles an diesem einen Tag vollbracht hat und sagen konnte: „Es ist vollbracht.“
Es muss nichts mehr ergänzt werden. So kann man völlig in ihm zur Ruhe kommen.
Das war die alttestamentliche Verheißung, die wir heute als völlig erfüllt genießen dürfen.
Alles steht im Zusammenhang mit: „Siehe, ich will meinen Knecht, Spross genannt, kommen lassen.“
Das ist der Knecht Gottes, der das Problem der Schuld vollkommen löst durch seinen vollkommenen Jom Kippur an diesem einen Freitag.
Immer wieder wird uns in Matthäus 1 gesagt, nicht dass Zacharias gesagt hat, er werde Nazaräer genannt, sondern die Propheten.
Das lesen wir in Jesaja, Jeremia 23,6, Jesaja 11,1, Jesaja 23,5 und in Sacharja.
Schlagen wir Matthäus 2,22-23 auf, zum Schluss.
Joseph kommt mit Maria und dem Kind aus Ägypten zurück nach Israel.
Matthäus 2,22-23 fasst all diese Stellen zusammen, wo der Messias Spross genannt wird.
Ich habe die Auslegung meist so gehört, dass im Alten Testament vorausgesagt wird, dass er verachtet sein wird, weil Nazareth eine Stadt war, aus der man nichts Gutes erwartete.
Nathanael sagte ja: „Was kann aus Nazareth Gutes kommen?“
Wenn hier steht, er werde Nazarener genannt, geht es nicht nur um das Verachtete, sondern auch darum, dass für jüdische Ohren „Näzer“ drinsteckt, was „Spross“ bedeutet.
Sein Name ist Spross.
Gut, hier machen wir Schluss. Beim nächsten oder übernächsten Mal fahren wir mit der Sprossstelle in Sacharja 6 fort und gehen dann zu den weiteren interessanten messianischen Stellen in Sacharja.
Zum Schluss wollen wir noch beten.