Einführung und Überblick zum Buch Micha
Heute Nachmittag steht das Thema „Das Buch des Propheten Micha“ vor uns. Wem fehlt noch ein Skript? Hand hoch! Da vorne gibt es noch welche. Bitte können die kurz durchgegeben werden, denn ohne Skript ist es schwierig, zu folgen.
Auf dem Skript habe ich eine Übersetzung des ganzen Buches Micha hinzugefügt, die ich vor kurzem gemacht habe. Es ist eine ganz wörtliche Übersetzung, noch ein bisschen wörtlicher als die Elberfelder. Außerdem habe ich die poetischen Verszeilen so ausgedruckt, dass man sie auf dem Blatt sofort erkennen kann. Das ganze Buch ist eigentlich Poesie – so wie übrigens ein Drittel des Alten Testaments. Wenn man die Verszeilen beachtet, hilft das sehr zum besseren Verständnis des Textes.
Ich lese gleich zu Beginn ein paar Verse, Micha 1, Vers 1: „Das Wort des Ewigen, das geschah zu Micha, dem Muraschtiter, in den Tagen von Jotham, Ahas, Jehischia, den Königen von Juda, das er sah über Samaria und Jerusalem.“
Ich stoppe hier, denn diese Überschrift, die noch nicht poetisch ist – das sieht man jetzt auch sofort im deutschen Text – hilft uns, das ganze Buch zeitlich einzuordnen. Hier werden die Könige Jotham, Ahas und Jehiskia erwähnt.
Auf Seite 1, oben unter dem Zeitpunkt der Entstehung des Buches, habe ich hingeschrieben: Zeit von Jotham 758 bis 743 v. Chr., Ahas 742 bis 727 v. Chr. und schließlich Jehiskia 727 bis 698 v. Chr. Daraus folgt, dass die Zeit Michas in die Jahre von 758 – das ist das höchste mögliche Datum – bis 698 – das ist das letzte mögliche Datum, das Todesjahr von Hiskia – fällt. In dieser Zeitperiode wurde das Buch des Propheten Micha verfasst.
Übrigens entsprechen diese Jahreszahlen der chronologischen Darlegung, die ich letztes Mal am Bibelstudententag gemacht habe. Ich habe hier noch eine Fußnote hinzugefügt: „vergleiche Erliebe, Die Chronologie des Alten Testaments“. Das ist im Prinzip das Skript, das ich letztes Mal abgegeben habe.
Danach habe ich noch ein weiteres Skript gemacht: „Erliebe, Chronologie der Könige von Israel und Juda“, eine Excel-Tabelle. Die kann man bei mir beziehen. Schickt eine Mail, und ich werde die Tabelle anhängen.
Ich habe nämlich gesehen, dass es doch noch einige Fragen gab: „Ja, aber wie ist das mit diesen Zahlen? Wie bringt man die rein?“ Und so weiter. In dieser Tabelle habe ich nun jedes Königsjahr einzeln aufgeführt. Man sieht also mit der Excel-Tabelle sofort die Lösung all der vielen chronologischen Fragen, die auftreten können. Man sieht richtig grafisch, wie die ganze Chronologie wunderbar aufgeht.
Also, das zur Entstehung des Buches.
Nun, was ist das Thema? Mit einem Titel kann man sagen: Es geht um den gerechten Richter und den treuen Hirten Israels. Gott wird also vorgestellt als Richter, der die Ungerechtigkeit Israels bestraft, aber auch als der, der seinem Volk Gnade bringt – als der treue Hirte. Beides wird vorgestellt: Gericht und Gnade.
Das zentrale Thema: Gericht und Gnade Gottes
Etwas ausführlicher lässt sich das Buch Micha folgendermaßen zusammenfassen: Gott hasst Sünde, Gesetzlosigkeit, Götzendienst und religiösen Formalismus. Wegen dieser Ungerechtigkeiten muss er sein Volk durch Gerichte hindurchführen. Doch er ist der Unvergleichliche. In Micha 7,18 heißt es: „Wer ist ein Gott wie du?“ Als ein Gott der Vergebung ist er bereit, seinem Volk eine herrliche Zukunft des Friedens unter der Herrschaft des Messias zu schaffen.
Das ist kurz gesagt das gesamte Panorama, das uns in den sieben Kapiteln des Buches Micha dargestellt wird.
Im ersten Vers finden wir die Erwähnung des Propheten und das Wort des Ewigen, das zu Micha geschah. Unter charakteristischen Ausdrücken und Besonderheiten wird erklärt, dass Micha die Abkürzung von Michael ist, was so viel bedeutet wie „Wer ist wie Yahweh?“, also „Wer ist wie der Herr?“. Das entspricht genau der wunderbaren Frage aus Kapitel 7, Vers 18, die ich gerade zitiert habe.
Nochmals ausführlicher heißt es dort: „Wer ist ein Gott wie du, der die Schuld vergibt und vorübergeht an der Übertretung des Überrestes seines Erbteils? Ihr behält nicht auf ewig seinen Zorn, denn er hat Gefallen an Güte. Er wird sich wieder über uns erbarmen, er wird niedertreten unsere Verschuldungen, ja, er wird in die Tiefen des Meeres werfen alle ihre Sünden. Du wirst Wahrheit erweisen an Jakob, Güte an Abraham, die du geschworen hast unseren Vätern von den Tagen der Vorzeit her.“
Hier wird auf die Verheißungen Gottes in 1. Mose 12 und folgende Kapitel an Abraham, Isaak und Jakob, unsere Väter, verwiesen. Gott hat versprochen, Israel zu segnen. Bei den Abraham-Verheißungen finden wir sogar eine bedingungslose Verheißung im Blick auf Israel. Diese Verheißungen umfassen ein Versprechen für das Land Israel, das Gott ihnen auch in der Endzeit geben wird. Sie umfassen zudem den Segen, der durch das Erscheinen des Erlösers, des Messias, kommen wird.
All das vergisst Gott nicht. Das Buch Micha endet damit, dass Gott sich an diese Versprechen erinnert, die vor viertausend Jahren gegeben wurden, und dass er sie in der Endzeit umsetzen wird. Darum wird Gott Israel in der Endzeit Vergebung schenken.
In diesen Worten finden wir den wunderbaren Vergleich: „Ja, er wird in die Tiefen des Meeres werfen alle ihre Sünden.“ Unter charakteristischen Ausdrücken und Besonderheiten habe ich ganz am Schluss erwähnt, dass der tiefste Ort in den Weltmeeren der Marianengraben mit 11.814 Metern Tiefe ist. Die Meere gehen also tiefer hinab als die Berge hinaufsteigen. Der Mount Everest, der höchste Punkt der Welt und das Dach der Welt, ist deutlich niedriger.
Gott ist bereit, die Sünden in die Tiefen des Meeres zu werfen, um ihrer nie mehr zu gedenken.
So beschreibt also Micha, dessen Name schon sagt „Wer ist wie der Herr?“, zum Schluss: „Wer ist ein Gott wie du?“ Dieser Gott erweist Güte und gibt Gnade – aufgrund der bedingungslosen Segensverheißungen an Abraham, Isaak und Jakob.
Herkunft und historische Einordnung Michas
Das zum Namen Micha in Vers 1. Weiter wird erklärt, Micha der Moraschtiter – das ist seine Herkunft.
Unter charakteristischen Ausdrücken und Besonderheiten Punkt zwei: Moraschtiter bedeutet „Er kommt von der Stadt Moreshet“. Das war ein Ort bei Gad, also ganz in der Nähe vom Gazastreifen. Damit wird deutlich, dass Micha ein Prophet aus dem Südreich der Stämme Juda und Benjamin war.
Ich habe ja schon früher erklärt, dass die kleinen Propheten so aufgebaut sind, dass es immer abwechselt: Hosea, ein Prophet des Nordreiches, und dann kommt einer aus dem Südreich, dann wieder Nordreich, Südreich und so weiter. Das zieht sich durch bis Micha und auch weiter, solange das Nordreich besteht. Schön diese Abwechslung. Nun haben wir wieder einen aus dem Südreich, aus der Nähe des Gazastreifens.
Das Micha-Buch wird im Alten Testament bereits zitiert, und zwar in Jeremia 26,18. Da sind wir also um sechshundert vor Christus. Wie gesagt, das Buch Micha stammt aus der Zeit um siebenhundert vor Christus. Also hundert Jahre später sehen wir, dass dieses Buch bereits als prophetisches Buch und man kann sagen als kanonisches Buch der Bibel anerkannt war.
Ich lese aus Jeremia 26: Es war ja so, Jeremia hat den bevorstehenden Untergang Jerusalams angekündigt. Das hat seine Feinde auf den Plan gerufen. Die sagten, das ist ein Verbündeter der Babylonier, der will uns moralisch schwächen, damit die Babylonier uns besiegen können.
Aber dann hat man sich für ihn eingesetzt und gesagt: Nein, das ist gar nicht wahr. Schon frühere Propheten haben die gleiche Botschaft der Zerstörung Jerusalams gebracht. Das war ja schon bei Micha so. Also kann man nicht sagen, Jeremia ist ein falscher Prophet. Er ist absolut auf der Linie der früheren anerkannten Propheten.
Ich lese Jeremia 26,16: „Und die Fürsten und alles Volk sprachen zu den Priestern und zu den Propheten: Diesem Mann gebührt nicht die Todesstrafe, denn er hat im Namen des Herrn, unseres Gottes, zu uns geredet.“
Und es erhoben sich Männer von den Ältesten des Landes, und sie sprachen zu der ganzen Versammlung des Volkes und sagten: „Micha, der Moraschtiter, hat in den Tagen Hiskias, des Königs von Juda, geweissagt und zu dem ganzen Volk von Juda gesprochen und gesagt: So spricht der Herr der Heerscharen.“
Jetzt kommt ein Zitat aus Micha: „Zion wird als Acker gepflügt werden, und Jerusalem wird zu Trümmerhaufen, und der Berg des Hauses zu Waldeshöhen werden.“ Das ist Micha 3,12.
Haben denn Hiskia, der König von Juda, und ganz Juda ihn getötet? Hat er nicht den Herrn gefürchtet und den Herrn angefleht, so dass der Herr sich des Übels, welches er über sie geredet hatte, gereut? Und wir wollen eine so große Übeltat gegen unsere Seelen begehen?
Also, Jeremia wird gerechtfertigt durch das Buch Micha, das aber bereits anerkanntes Wort Gottes war. Das ist sehr wichtig im Zusammenhang mit dem Thema der Kanonbildung.
Wie ging das ins Alte Testament genau? Die Bücher, die wir heute haben, kamen nicht dadurch zustande, dass es irgendwo mal nach dem letzten Propheten ein Konzil gab, das das bestimmt hätte. Vielmehr hat man Propheten als echte Propheten erkannt, wenn sie nicht ein einziges Mal eine Falschprophetie geäußert hatten.
Mit anderen Worten: Eine Falschprophetie stand unter der Todesstrafe nach 5. Mose 18. Da würden viele Propheten heute nicht mehr leben – oder sogenannte Propheten.
Zweitens reichte das noch nicht. Die Aussagen des Propheten mussten in Übereinstimmung sein mit der Tora, das heißt mit den ersten Büchern der Bibel, den fünf Büchern Mose.
Mose war durch die vielen Zeichen und Wunder in Ägypten und der Wüste und durch die Gabe der Tora am Sinai eindeutig als Prophet Gottes anerkannt. Alle späteren Propheten wurden anhand der Tora gemessen.
Wenn sie also irgendwelche Aussagen gemacht hätten, die im Widerspruch dazu standen, wären sie als Irrlehrer erkannt worden und hätten als falsche Propheten hingerichtet werden müssen.
So hat man auch bei Micha erkannt: Micha hat immer das Richtige vorausgesagt. Michas Prophetie ist in Übereinstimmung mit den ersten fünf Büchern der Bibel. Somit müssen wir sein Buch als Gottes Wort anerkennen.
Aufbau und Gliederung des Buches Micha
Immer wieder finden sich in den biblischen Büchern Markierungen, die uns helfen, die von Gott gewollte Einteilung der Bücher zu erkennen. Besonders im Buch Micha ist der Befehl „Hört!“ von großer Bedeutung.
In Micha 1,2 beginnt es mit den Worten: „Hört, ihr Völker alle, nehmt zu Ohren, du Erde und ihre Fülle!“ Dieses „Hört!“ leitet in Kapitel 3, Vers 1 einen neuen Abschnitt ein: „Und ich sprach: Hört doch, ihr Häupter Jakobs, ja, ihr Fürsten des Hauses Israels! Ist es nicht an euch, das Recht zu kennen?“ Hier beginnt ein zweiter Teil.
Schließlich markiert Micha 6,1 den dritten Abschnitt: „Hört doch, was der Ewige sagt: Steh auf, führe einen Rechtsstreit mit den Bergen, und lass die Hügel deine Stimme hören! Hört, ihr Berge usw.“ All diese Rufe helfen uns, den Aufbau des Buches zu verstehen.
Das ist gleich der nächste Titel auf Seite 1 nach dem einführenden Satz in Micha 1,1. Es beginnt mit „Hört!“, das ist römisch I: Gottes Gericht und Gnade. Diesen ersten Hauptteil können wir wiederum unterteilen in:
- Gericht über das Nord- und das Südreich (Kapitel 1),
- Gericht über die unrechtmäßig Reichen (Kapitel 2, Verse 1 bis 11) und
- Gnade am Ende der Zeit, die Sammlung Israels (Kapitel 2, Verse 12-13).
Das ist der erste Teil.
Der zweite Teil beginnt ebenfalls mit „Hört!“, römisch II: Gottes Handeln mit Zion in Gericht und Gnade. Wie gesagt, der erste Hauptteil hat das Nordreich der zehn Stämme und das Südreich im Blick. Der zweite Hauptteil richtet den Fokus besonders auf Zion, Jerusalem.
Schließlich folgt der letzte Teil: Gottes Gerichtsverhandlung mit seinem Volk – Gottes Wege in Gericht und Gnade von Ägypten bis zum messianischen Reich. Das sind die Kapitel 6 bis 7. Die Menschen sollen ihre Vorwürfe gegenüber Gott vorbringen, wie in einer Gerichtsverhandlung. Dann zeigt Gott ihnen, dass sie die Schuldigen sind und nicht er.
Er verdeutlicht sein Handeln an Israel von der Zeit nach dem Auszug aus Ägypten und wie er treu war bis zum Schluss. Dies wird sich fortsetzen bis zur Wiederkunft Christi und der Aufrichtung des tausendjährigen Reiches.
So zeigt dieser letzte Teil ab Micha 7,18, wie wunderbar Gott ist im Gegensatz zum treulosen Menschen: „Wer ist ein Gott wie du?“ und so weiter, was wir schon gesehen haben.
Nochmals zusammengefasst: Römisch I zeigt Gottes Handeln mit dem Nord- und dem Südreich, römisch II zeigt Gottes Handeln mit der Stadt Jerusalem, mit Zion, und römisch III zeigt Gottes Handeln überhaupt mit seinem auserwählten Volk.
Gericht über Nord- und Südreich (Kapitel 1)
Ja, jetzt gehen wir der Reihe nach durch. In Vers 1 haben wir gesehen, dass es sich um eine Vision Michas handelt. Er hat etwas gesehen über Samaria, die Hauptstadt des Nordreiches der zehn Stämme, und über Jerusalem, die Hauptstadt des Südreiches der zwei Stämme Juda und Benjamin sowie all der Überläufer, die es aus den zehn Stämmen gab.
Ich lese ab Vers 2: „Hört, ihr Völker alle, nehmt zu Ohren, du Erde und ihre Fülle!“ Hier sieht man schön, wie die hebräische Poesie meistens aufgebaut ist, nämlich in einem Parallelismus von zwei Verszeilen. Es gibt verschiedene Typen, sehr häufig ist der synonyme Parallelismus. Das heißt, die zweite Zeile drückt mit anderen Worten denselben Gedanken aus wie die erste.
„Hört, ihr Völker alle, nehmt zu Ohren“ ist parallel zu „Hört, du Erde, und ihre Fülle“. Das sind die Völker alle. Man merkt, dass das Gleiche nochmals gesagt wird, und das verleiht dem Ganzen noch mehr Gewicht.
Der Herr, hebräisch Adonai, der der Macht hat, der Ewige, hebräisch Yahweh, der Ewigsein, der Unwandelbare, soll gegen euch zum Zeugen sein, der Herr aus seinem Tempel, seiner Heiligkeit. Hier wird dieser erhabene Gott als Zeuge gegen Israel angerufen. Es ist der Gott, der im himmlischen heiligen Tempel wohnt. Nach Offenbarung 11,19 gibt es ja einen Tempel im Himmel.
Nun Vers 3: „Denn siehe, der Ewige geht aus von seinem Ort und steigt herab und schreitet ein Heer auf den Höhen der Erde.“ Hier finden wir die Beschreibung der Wiederkunft Christi, wenn er erscheinen wird als Richter der Welt. Dann kommt er aus dem himmlischen Tempel heraus und wird auf die Erde herabkommen.
Die Reaktion in Vers 4: „Und es zerschmelzen die Berge unter ihm, und die Talebenen spalten sich wie Wachs vor dem Feuer, wie Wasser ausgegossen am Abhang.“ Es wird zu geologischen Katastrophen kommen, weltweit. Es gibt viele Stellen im Alten Testament und auch im Neuen, die die Wiederkunft Christi als Richter der Welt beschreiben, zum Beispiel Habakuk 3, Jesaja 63 und Nahum 1. Sie schildern, wie er aus dem Himmel kommt und auf der Erde eingreift. Dann wird es zu diesen gewaltigen geologischen Umwälzungen kommen.
Interessant ist, was Paulus in seinem Testament schreibt. Der zweite Timotheusbrief ist sein letzter Brief aus der Todeszelle in Rom. Die Verse 3 und 4 beschreiben die Wiederkunft Christi als Richter der Welt. Paulus schreibt in seinem letzten Brief, der in gewisser Weise sein Testament ist, in 2. Timotheus 4,7: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt. Fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag, nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.“
Paulus sagt, weil er treu war in seinem Glaubensleben bis zum Schluss, wird er eine Krone bekommen. Stephanos ist hier ein Siegeskranz, wie ihn ein Sportler erhält. Und er sagt, das gilt nicht nur für ihn, sondern für alle Gläubigen, die seine Erscheinung lieb haben. Erscheinung, Epiphania, meint das sichtbare Kommen des Herrn Jesus für diese Welt.
Wenn man das liebt, erhält man die Krone der Gerechtigkeit. Warum? Es gibt viele Stellen in der Bibel, die die Erscheinung Jesu als Richter beschreiben. Wer das liebt, bekommt eine Belohnung. Wie kann man diese Beschreibungen lieben, wenn man in seinem eigenen Leben Sünde stehen lässt? Wie kann man das lieben, wenn der Herr kommt, um Ungerechtigkeit in dieser Welt zu richten, während man selbst Ungerechtigkeit in seinem Leben duldet?
Der Gläubige, der einmal die Krone der Gerechtigkeit erhalten wird, liebt Gerechtigkeit. Wenn in seinem Leben Ungerechtigkeit aufkommt, bereut er das und bekennt es nach 1. Johannes 1,9 und nimmt immer wieder neu die Vergebung in Anspruch. Nur jemand, der im Selbstgericht lebt, kann die Erscheinung des Richters lieben. Darum erhalten diejenigen die Krone der Gerechtigkeit, die nach dieser Gerechtigkeit ganz praktisch in ihrem Leben streben.
Sie müssen auch keine Angst vor dem Richter haben, weil sie dieselbe Überzeugung haben wie der Richter. Wir werden sehen, was er an Ungerechtigkeiten bestrafen wird: Hochmut, Hass und so weiter. Wenn wir diese Dinge in unserem Leben richten, dann können wir diese Erscheinung lieb haben.
Hier haben wir also eine schöne, eindrückliche poetische Beschreibung.
Vers 5: „Wegen Jakobs Abfall geschieht dies alles, ja, wegen der Sünden des Hauses Israels.“ Auch hier sind die Verszeilen parallel. Jakob ist ein anderer Name für Israel, also die zehn Stämme. Ihre Sünden fordern Gottes Gericht heraus.
Dann wird weiter gefragt: Wer ist die Ursache für den Abfall Jakobs? Ist es nicht Samaria, die Hauptstadt der zehn Stämme? Und wer ist die Ursache für die Höhen Judas, das sind die götzendienerischen kanonitischen Kultstätten auf den Hügeln im Südreich von Juda? Ist es nicht Jerusalem?
In den Hauptstädten dort ist die Konzentration des Bösen, ähnlich wie in allen Ländern in Großstädten. Dort entfaltet sich die Sünde in besonderer Weise und beeinflusst dann das Land und das Hinterland.
Jetzt beschreibt der Prophet das Gericht über die zehn Stämme.
Vers 6: „Und so werde ich Samaria machen zu einem Steinhaufen des Feldes, zu Weinbergpflanzungen, und ich werde ihre Steine ins Tal hinabstürzen und ihre Fundamente aufdecken. Alle ihre Götzenskulturen werden zerschlagen, und all ihr Hurenlohn wird mit Feuer verbrannt werden.“
Ich habe schon erklärt, als wir das Thema „Die kanonitische Religion und Israel“ durchgenommen haben, dass der Baalskult besonders mit Prostitution verbunden war. Darum wird hier so gesagt: „All ihr Hurenlohn wird mit Feuer verbrannt werden.“
„Ich werde alle ihre Götzenbilder zu einer entsetzlichen Wüste machen, denn sie hat sie durch Hurenlohn gesammelt, und so sollen sie wieder zum Hurenlohn werden.“ Hier wird also das Gericht über die zehn Stämme angekündigt, das sich dann durch die Zerstörung des Nordreiches durch die Assyrer um 721 v. Chr. wortwörtlich erfüllt hat.
Aber sehen wir: Die Wiederkunft Christi wird zuerst erwähnt als das Endgericht. Dann wird das Gericht beschrieben, das zur Zeit des Propheten in Erfüllung gehen sollte. Das zeigt uns, dass all die früheren Gerichte eigentlich nur ein Vorgeschmack auf das endgültige Gericht sind, das weltweit eintreten wird bei der Wiederkunft des Herrn Jesus Christus als Richter der Welt.
Nun, was ist die Reaktion des Propheten? Er liebt sein Volk. Er sagt nicht hämisch: „Jetzt kommt es halt.“
Vers 8: „Darum will ich klagen und heulen, will ausgezogen und entblößt einhergehen.“ Das heißt übrigens, dass man das Oberkleid auszieht. In Israel war es normal, wenn man nach draußen ging, ein Oberkleid über das Unterkleid zu tragen. Zuhause war es viel gemütlicher, einfach mit dem Unterkleid, das war eine anständige, sittliche Kleidung.
Man könnte sagen, etwa so wie ich da stehe, ohne Kittel. Das Unterkleid entspricht der einfachen Kleidung, der Kittel dem Oberkleid. Aber der Prophet geht nach draußen und zieht diese normale, schöne Kleidung mit dem Oberkleid aus. Er will ausgezogen und entblößt einhergehen.
„Ich will eine Wehklage halten, gleich den Schakalen, und eine Trauer, gleich den Straußen.“ Wer schon in Israel nachts die Schakale gehört hat, weiß, wie sie heulen können. So vergleicht sich der Prophet mit den Schakalen. Er weint, er heult über das Gericht, das sein Volk trifft.
Das ist schön, denn es zeigt, dass er nicht einfach ein Prophet war, der gerne und freudig das Gericht verkündete, sondern der auch mitlitt mit seinem Volk, wenn das Gericht in Gottes gerechter Entscheidung eintreten muss.
Oder in Vers 8: Auch die Stelle, wo David, als er den Höhepunkt seines Lebens erreicht hatte und die Bundeslade nach Jerusalem kommen sollte, entblößt getanzt hat, also ohne Oberkleid. Ähnlich wie wenn ein Bundesrat ohne Kittel bei einem Volksumzug hüpfen würde.
Seine Frau Michal hat ihn dann verachtet: Wie kann ein so großer Mann, ein König, sich so öffentlich gefühlsmäßig ausdrücken? Aber das hat er nicht jedes Wochenende gemacht, um sich aufzupuschen. Es war wirklich der Höhepunkt seines Lebens. Da zeigte er die Gefühle des ganzen Volkes und wollte keine besondere Ehre durch die staatliche Kleidung zeigen.
Vers 9: „Denn bösartig sind ihre Schläge, denn es gelang bis nach Juda, es gelang bis vor das Tor meines Volkes, bis an Jerusalem heran.“ Nun zeigt der Prophet hier: Das Gericht kommt nicht nur über das Nordreich der zehn Stämme, es wird auch weitergehen und Juda erreichen, aber nicht vollständig, nur bis an Jerusalem heran.
Ich habe heute Morgen schon etwas angedeutet im Blick auf dieses Thema. Es heißt also, es gelang bis vor das Tor meines Volkes. Und tatsächlich, nachdem die Assyrer das Nordreich zusammengeschlagen und die zehn Stämme deportiert hatten nach Assyrien, gab es auch eine militärische Invasion im Süden.
Eine Stadt nach der anderen wurde erobert als Gericht Gottes über den Götzendienst, besonders unter dem Vater von Hiskia, Ahas, der die assyrische Religion nach Juda bis in den Tempel gebracht hatte.
Aber Gott sah auch die Bußfertigkeit von Hiskia und vielen anderen, und darum sollte das Gericht nur bis an das Tor kommen. Wir wissen aus Jesaja 36-39, dass die Assyrer nach der Invasion Judas nach Jerusalem kamen und die Stadt belagerten. Doch dann vernichtete Gott 185 Soldaten in einem Schlag in einer Nacht, und die ganze assyrische Armee zog unverrichteter Dinge ab.
So kam das Gericht bis an das Tor, aber nicht weiter. Hiskia wurde in der Stadt verschont. Bis an Jerusalem heran.
Nun folgt eine eindrückliche prophetische Darlegung, wie die Städte Judas durch die Assyrer erobert werden sollten. In Gad erzählt es nicht. Wenn man die Fußnote anschaut, heißt es dort, dass die Verse 10 bis 15 volle Wortspiele sind.
Hier in dieser Verszeile klingt der Ortsname Gad an in Tagid, Tagiddu, was „erzählt“ bedeutet. Also in Gad: „Tagiddu“ – „erzählt“, nicht „Gad Gid“. Dieser Klang ist hier wichtig.
Dann heißt es: „Weint nur nicht.“ In Bethlephra wälze ich mich im Staub. Betlephra kann man gut deutsch mit „Staubhausen“ übersetzen. Also in Staubhausen wälze ich mich im Staub.
Vers 11: „Ich ziehe fort, ziehe fort in eurem Interesse, o Bewohnerin von Schafir, in Entblößung der Schande.“ Schafir heißt „Schönstadt“, also „Zieh fort, o Bewohnerin von Schönstadt, in Entblößung der Schande.“ Auch hier wieder eine Anspielung auf den Namen dieser jüdischen Stadt.
Weiter: „Nicht ist ausgezogen, die Bewohnerin von Auszug, Zaanan.“ Auch da wieder ein Wortspiel im Hebräischen.
„Die Weglage von Bet Haetzel nimmt von euch weg seinen Standort.“ Bet Haetzel bedeutet „Haus an der Seite“. In der Fußnote wird Bet Haetzel als „Haus an der Seite“, gut deutsch „Seitenheim“, erklärt.
Die Bedeutung des Verses: Wegen der schlimmen Not in Bet Haetzel können ihre Bewohner nicht in ihrem Stand als Hilfe an der Seite der anderen Städte Judas einstehen.
So wird auf den Namen angespielt: Die Weglage von Seitenheim nimmt von euch weg seinen Standort an der Seite von euch.
„Denn es windet sich vor Sehnsucht nach Gutem die Bewohnerin von Bitterkeiten, Marott, denn Unglück ist herabgekommen von Seiten des Ewigen bis an das Tor von Jerusalem.“ Auch hier erklärt die Fußnote, dass das Schlimme vor den Stadtmauern Jerusalems Halt macht.
Die Stadt Jerusalem selbst wird vom Gericht Gottes nicht betroffen.
„Spanne die Pferde vor den Wagen, o Bewohnerin von Lachisch!“ Hier hat man wieder ein Wortspiel, denn das Wort für Pferd, „Rechesch“, klingt im Hebräischen an den Städtenamen Lachisch an.
„Spanne Rechesch vor den Wagen, o Bewohnerin von Lachisch!“
Der Anfang der Sünde ist dies für die Tochter Zion. Das heißt, die Stadt Lachisch hat eine ganz besondere Bedeutung, weil dort der Abfall und der Götzendienst begonnen haben.
„Denn in dir, Lachisch, sind die Übertretungen Israels gefunden worden. Darum musst du ein Entlassungsgeschenk geben, An-Moreshet-Gad.“ Diese Stadt bedeutet „Besitztum von Gad“. Also da, wo man etwas hat, da muss man etwas geben, ein Entlassungsgeschenk.
„Die Häuser von Achziv, gleich Lüge, sind zu einem Lügenbach geworden.“ Also die Häuser von Lügenstadt sind zu einem Lügenbach geworden für die Könige von Israel.
Ein Lügenbach muss ich noch erklären: Das ist ein Wadi. Das sind diese Trockentäler in Israel, die nur im Winter plötzlich Wasser führen können. Darauf ist kein Verlass, dass man dort Wasser findet. Darum heißen sie Lügenbäche.
Die Häuser der Lügenstadt werden hier verglichen mit einem unzuverlässigen Lügenbach.
Vers 15: „Noch werde ich den Besitzer, den Oberen, über dich bringen, o Bewohnerin von Moreschah.“ Moreschah heißt „Besitz“ – wieder eine Anspielung auf den Städtenamen.
Da kommt also ein syrischer Eroberer und nimmt den Besitz von Moreschah, der Besitzstadt, weg.
„Bis nach Adulam wird gehen der Adel Israels.“ Die Fußnote erklärt: Das heißt, die Edlen Israels werden nach Adulam fliehen, um sich dort zu verbergen, so wie früher König David.
In 1. Samuel 22,1 musste David fliehen und sich verstecken in der Höhle Adulam, einem Ort im Südreich.
Das erklärt: „Bis nach Adulam wird gehen der Adel Israels.“
„Mache dich kahl und schere dich geiergleich wegen der Kinder deines Wohlgefallens! Mach deine Glatze weit ausgedehnt geiergleich, denn sie sind von dir weg in die Gefangenschaft weggeführt worden.“
Der Geier hat bekanntlich am Kopf kaum Federn und am Hals. Das ist gut so, denn wenn der Geier in das Innere von verwesenden Tieren hineingeht, was eine sehr klebrige Angelegenheit ist, würden die Federn des Kopfes und Halses völlig verkleben.
Darum hat der Schöpfer die Geier mit kahlen Köpfen geschaffen.
Haare sind ein Schmuck Gottes, ganz besonders für die Frau, nach 1. Korinther 11.
Wenn man sich dann diesen Schmuck „abschert geiergleich“, ist das ein Ausdruck völliger Hoffnungslosigkeit und tiefster Trauer.
Darum werden sie hier aufgefordert, sich kahl zu scheren, so wie die Geier kahl sind.
Und eben, sie müssen in die Gefangenschaft weggeführt werden.
Gericht über die unrechtmässig Reichen (Kapitel 2)
Wir kommen zu Kapitel 2: Wehe denen, die Unheil planen.
Wir hatten gerade Kapitel 1 mit dem Gericht über das Nord- und das Südreich. Nun folgt der zweite Teil: das Gericht über die unrechtmäßig Reichen, Kapitel 1 bis 11.
Vers 1: Wehe denen, die Unheil planen und Böses vorbereiten auf ihren Lagern! Beim Licht des Morgens wollen sie es ausführen, weil es in der Macht ihrer Hand steht.
Es geht hier also um die Reichen, die nachts im Bett nicht unbedingt schlafen, sondern bereits planen, wie sie am nächsten Morgen ihren Besitz vergrößern können. Ein großer Teil der Kapitalisten in der heutigen Zeit könnte sich davon angesprochen fühlen.
Vers 2: Und sie begehren nach Feldern und rauben sie, nach Häusern, die sie wegnehmen; sie verüben Gewalttat an Mann und Haus, ja, an Mensch und Erbteil.
Es geht um die unrechtmäßig Reichen, die die Armen berauben und ihnen auch durch ungerechte Gerichtsverhandlungen ihren Besitz wegnehmen. Nun folgt die Antwort Gottes. Die Ungerechtigkeit des Kapitalismus wird in der Bibel an vielen Stellen gegeißelt. Nicht der Kapitalismus an sich, sondern der ungerechte Kapitalismus ist gemeint.
Darum spricht der Ewige: Siehe, ich plane ein Unglück über dieses Geschlecht, aus dem sie nicht herausziehen können – ihre Hälse!
„Ihre Hälse“ steht als eigene Verszeile und betont dies noch mehr.
Und ihr werdet nicht in die Höhe einhergehen, das heißt, ihr könnt nicht mehr stolz nach oben schauen. Wenn man das Joch auf dem Hals hat, kann man nicht mehr stolz nach oben blicken.
Ihr werdet nicht in die Höhe einhergehen, denn dies ist die Zeit des Unglücks. An jenem Tag wird man über euch einen Spruch anheben und eine Totenklage halten.
Es wird gesagt: „Es ist geschehen! Wir sind verwüstet! Das Erbteil meines Gottes hat er vertauscht.“
Das heißt, Gott hat das Erbteil einem anderen Besitzer übergeben. Die Assyrer nehmen alles weg, auch den Reichen.
„Wie ist es mir entwichen?“ Das heißt: Wie ist mir das Erbteil abhanden gekommen?
Da hört man die Stimme eines Israeliten. Es ist typisch für Micha, dass die Redner ständig wechseln. So wird die Situation sehr lebendig geschildert. Man muss immer wieder fragen: Wer spricht jetzt? Ist es der Prophet, ist es Gott oder einer, der unter das Gericht kommt?
„Wie ist es mir entwichen, dem Abtrünnigen? Teilt er unsere Felder zu?“ Die Assyrer waren selbst Abtrünnige, doch jetzt, als Gerichtsrute über Israel, erhalten sie das israelitische Land.
Darum wirst du niemanden haben, der die Messschnur wirft durch das Los in der Versammlung des Ewigen.
„Weiß sage nicht, weiß sagen sie“ – so spricht jetzt ein falscher Prophet. Wer sagt zu Micha, er solle schweigen? „Weiß sage nicht, weiß sagen sie.“
Mit „weiß sagen“ ist jene Redeweise gemeint, die diese bösen Reichen anwenden (ab Vers 1 beschrieben). „Weiß sage man jenen nicht, so wird die Schande nicht weichen.“
In der Weissagung, die das Böse aufdeckt, beim Namen nennt und zur Buße aufruft, liegt ein Hoffnungsschimmer: Es könnte möglich werden, dass diese ungerechten Reichen doch noch Buße tun, umkehren und ihr Unrecht ordnen.
Vers 7: Du, der du Haus Jakob genannt bist, ist der Ewige ungeduldig? Oder sind dies seine Taten? Sind nicht meine Worte gütig oder freundlich gegenüber dem, der aufrichtig wandelt?
Gott ist also nicht unbedingt auf das Gericht aus. Gegen diejenigen, die sich seinem Wort unterstellen, zeigt Gott seine Güte.
Aber noch gestern stellte sich mein Volk als Feind auf.
Vom Oberkleid weg pflegtet ihr den Mantel auszuziehen von denen, die sorglos vorüberzogen, die vom Krieg abgewandt waren – also von Leuten, die überhaupt nicht auf Selbstverteidigung aus waren, ganz gewöhnlich arglosen Menschen, die vorübergingen. Diese wurden beraubt, und man stahl ihnen sogar das Oberkleid.
Vers 9: Die Frauen meines Volkes vertreibt ihr aus dem Haus ihrer Wonne und Freuden. Von ihren Kindern nehmt ihr weg meinen Schmuck auf ewig.
Interessant ist hier, dass das Haus der Familie genannt wird: „Haus ihrer Wonne und Freuden“. Das ist ein schöner Ausdruck für den Wert der Familie und des Familienlebens.
Vers 10: Steht auf und geht, denn dies ist kein Ruheort.
In der Fußnote 36 wird erklärt: Das verheißene Land hätte ein Ruheort sein sollen, nach 5. Mose 12,9-10. Gott wollte Israel dort Ruhe geben. Aber jetzt sagt der Prophet: „Steht auf und geht, denn dies ist kein Ruheort.“
Jetzt kommt das Gericht über euch. Ihr müsst deportiert werden. Ihr könnt in diesem Land nicht ruhen, weil ihr dem Wort Gottes ungehorsam seid.
Wegen der Verunreinigung, die Verderben bringt, und zwar heilloses Verderben.
Wenn ein Mann hinginge, dem Wind nach, und mit Betrug Lügen würde: „Ich will dir weiß sagen zu Wein und zu starkem Getränk.“ Der würde ein Prophet dieses Volkes sein.
Also Leute, die herumtorkeln und sich als Propheten ausgeben – solche Leute konnten akzeptiert werden. Aber ein Micha, der Klartext redete und nicht einfach von Frieden sprach, wurde abgelehnt.
Solche Leute, die sagen: „Ich will dir weiß sagen“, und zwar unter dem Einfluss von Alkohol, wurden akzeptiert.
Und jetzt, nach dieser Gerichtsverkündigung, kommt plötzlich Gottes Gnade. Wie sie über Israel kommen wird am Ende.
Vers 12: Sammelnd werde ich dich gänzlich sammeln, o Jakob! Versammelnd werde ich den Überrest versammeln.
Natürlich klingt das nicht ganz deutsch, das ist mir klar. Ich bin mit der Übersetzung wirklich an die Grenze des Erträglichen gegangen. Aber es gibt so einen Eindruck, wie hebräische Poesie klingt.
„Sammelnd werde ich sammeln“ heißt: Ich werde ganz bestimmt Israel zurückführen ins Land der Vorväter.
„Sammelnd werde ich dich gänzlich sammeln, o Jakob, versammelnd werde ich den Überrest Israels versammeln.“
Zusammenbringen werde ich ihn wie Kleinvieh von Bozra. Bozra ist eine Ortschaft in Südjordanien, in Edom, offensichtlich bekannt für Kleinviehzucht.
So wird Israel mit einer zahlreichen Kleinvieh- oder Schafherde verglichen, die Gott zurückführt nach Hause, ins Land der Vorväter.
Wie eine Herde inmitten ihrer Weide werden sie wimmeln vor Menschenmenge.
Der Durchsprecher wird vor ihnen hinaufziehen, sie werden durchbrechen und durch das Tor einherziehen und durch dasselbe hinausziehen.
Ihr König wird vor ihnen einherziehen, ja, der Ewige an ihrer Spitze.
Wir haben gesehen: Dieser erste Teil begann mit der Wiederkunft Christi als Richter. Und dieser Teil endet jetzt mit der Wiederkunft Christi als Hirte, der in der Endzeit Israel zurückbringt ins Land der Väter und schließlich König sein wird über sein Volk.
Eine wunderbare Beschreibung. Man sieht die Spannung zwischen Gericht und Gnade: Der Richter und der Hirte, der am Schluss sein Volk im Land der Vorfahren versammeln wird.
Wichtig ist noch Folgendes: Hier wird ganz kurz in zwei Versen beschrieben, wie das geht. In Hesekiel 33 bis 48 wird das Ganze viel ausführlicher dargestellt: die Rückkehr Israels am Ende der Zeit.
Dort wird erklärt, dass Gott sein Volk aus allen Nationen der Welt sammeln und zurückführen wird ins Land. Aber er wird sie zunächst unrein zurückbringen.
Das ist das, was wir heute sehen: Drei Millionen Juden sind seit 1882 bis 2006 aus über hundert Ländern auf allen fünf Kontinenten zurückgekehrt.
Der größte Teil ist im Unglauben – im Unglauben im Blick auf den Messias und viele sogar im Blick auf Gott.
Doch dann sagt Hesekiel 36: Die Zeit wird kommen, wo ich euch im Land reinigen werde.
Gott wird einen Überrest durch die Not und durch die Gerichte hindurch, die sie im Land erleben, herausrufen und herausholen.
Dieser Überrest (Vers 12) ist bereits der gereinigte Überrest Israels, den Gott schließlich ins tausendjährige Reich führen wird.
Zwei Drittel der Bevölkerung Israels werden in der großen Drangsalzeit, in den dreieinhalb Jahren vor der Wiederkunft Christi, umkommen. So steht es in Sacharja 13,8.
Aber dieses Drittel, das sich schließlich bekehren wird, ist der Überrest, gesammelt aus allen Völkern, der dann hinter dem König, dem Hirten, her nachfolgen wird.
Und ihr König wird vor ihnen ein Heer ziehen, ja, der Ewige an ihrer Spitze.
Das erinnert schön an Johannes 10, Verse 4 und 9. Dort sind solche Anspielungen des Herrn Jesus auf diese Stellen, wenn er sich als Hirte Israels, als der gute Hirte, vorstellt.
Ich lese noch zum Schluss vor der Pause Johannes 10, Vers 4: „Wenn er seine eigenen Schafe alle herausgebracht hat, geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen. Einem Fremden aber werden sie nicht folgen.“
Vers 9: „Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich eingeht, so wird er errettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.“
Das ist der gute Hirte für Israel.
In Johannes 10 zeigt Jesus, dass er auch der gute Hirte für alle aus den Völkern sein wird, die sich zu ihm, dem Erlöser, wenden.
Es ist wichtig, den Bezug zu Johannes 10 zu erkennen.
Jetzt ist Kuchenzeit – eine halbe Stunde machen wir richtig die große Pause, und dann geht es weiter.
Gottes Handeln mit Zion in Gericht und Gnade (Kapitel 3)
Wir sind immer noch im zweiten Teil des Buches Micha. In Kapitel 3, Vers 1 wird die Führerschaft in Israel wegen ihrer Ungerechtigkeit in der Staatsführung angesprochen. Dort heißt es: „Und ich sprach: Hört doch, ihr Häupter Jakobs, ja, ihr Fürsten des Hauses Israel, ist es nicht an euch, das Recht zu kennen?“
Hier beginnt also der zweite Teil, nachdem wir den ersten Teil bis zum Schluss behandelt haben. Jetzt geht es um Gottes Handeln mit Zion im Gericht und in der Gnade. Es beginnt mit einem Aufruf an die Führer: „Hört doch, ihr Häupter Jakobs, ja, ihr Fürsten des Hauses Israel, ist es nicht an euch, das Recht zu kennen?“
Hier wird deutlich, dass die Führerschaft eine höhere Verantwortung trägt als diejenigen, die nicht führen – insbesondere im Hinblick auf Gerechtigkeit und die Kenntnis des Willens Gottes.
Es folgt die Anklage: „Ihr, die ihr das Gute hasst und das Böse liebt, die ihr ihnen das sind eben die Ärmeren, ihre Haut abzieht und ihr Fleisch von ihren Knochen.“ Israel wird hier weiterhin als eine Schafherde dargestellt. Es sind böse, falsche Hirten, die nur auf ihren eigenen Profit aus sind. Sie „fressen das Fleisch meines Volkes, ziehen ihnen die Haut ab und zerbrechen ihre Knochen und zerstückeln sie wie in einem Topf.“ So wird das Bild von Israel als leidender Herde fortgeführt.
Dann heißt es: „Und wie das Fleisch inmitten eines Kessels.“ Die Menschen schreien zu dem Ewigen, doch er wird ihnen nicht antworten. Er wird sein Angesicht vor ihnen verbergen, weil sie ihre Taten schlecht gemacht haben.
Vers 4 zeigt, dass es ein „Zu spät“ geben wird: Wenn diese ungerechten Führer in der Gerichtszeit zum Herrn schreien, wird es keine Antwort mehr geben. Dieses Prinzip zieht sich durch die ganze Bibel. Es beginnt zum Beispiel bei der Sintflut, als die Arche verschlossen war, und im Neuen Testament gibt es ein „Zu spät“ für die törichten Jungfrauen, deren Tür einmal geschlossen ist. Danach gibt es keine zweite Chance mehr.
Vers 5 spricht nun über die Propheten, nachdem die Verse 1 bis 4 die Volksführer betrafen. Gott sagt: „So spricht der Ewige über die Propheten, die mein Volk verführen, die mit ihren Zähnen beißen und Frieden rufen, und wer ihnen nichts ins Maul gibt, gegen den führen sie einen Krieg.“
Hier haben wir es mit falschen Propheten zu tun. Dieses Thema war damals aktuell, hat aber auch eine besondere Bedeutung für die Endzeit. Jesus zeigt in Matthäus 24 die Zeit vor seiner Wiederkunft als eine Periode falscher Propheten. Dort heißt es:
Matthäus 24,11: „Und viele falsche Propheten werden aufstehen und viele verführen.“
Matthäus 24,24: „Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen.“
Die Endzeit ist also die Zeit der Propheten, die verführen. Darum hat dieses Wort eine besondere Bedeutung.
Das Kennzeichen der falschen Propheten damals war, dass sie ständig von Frieden und einer guten Zeit sprachen. Und das ist heute nicht anders: Es sind genau die falschen Propheten, die sagen, jetzt kommt die gute Zeit, die große Erweckung. Doch die Bibel sagt, dass in den christianisierten Ländern in der Endzeit ein Abfall, eine Apostasia, kommen wird, die zum Antichristen führt (2. Thessalonicher 2).
Das bezieht sich nicht auf die heidnische Welt, wo das Evangelium nicht über Jahrhunderte etabliert war. Dort sehen wir eindrückliche Aufbrüche. Aber dort, wo das Christentum schon etabliert war, gibt es einen Abfall. Man kann nur dort abfallen, wo man vorher dem Bekenntnis nach dran war.
Die Propheten rufen also Frieden, und wer ihnen nichts ins Maul gibt, gegen den führen sie Krieg. Es geht ihnen darum, für ihre Prophetenarbeit auch etwas zu bekommen.
Darum wird es für euch Nacht werden ohne Vision und Finsternis ohne Wahrsagerei. Die Sonne wird untergehen über den Propheten, und der Tag wird schwarz werden über ihnen. So werden die Seher beschämt werden. Die Wahrsager werden vor Scham erröten und alle ihren Bart verhüllen, denn es wird keine Antwort Gottes geben.
Die Zeit wird kommen, in der deutlich wird, dass die falschen Propheten ständig von einem großen Aufbruch gesprochen haben, der aber nicht kam. Stattdessen kam das Gericht, und dann wird allen offenbar werden, dass sie falsch waren.
Micha sagt im Gegensatz zu den falschen Propheten seiner Zeit: „Ich dagegen bin erfüllt mit Kraft durch den Geist des Ewigen, mit Recht und mit Stärke, um Jakob seinen Abfall kundzutun, ja, Israel seine Sünde.“ Er spricht nicht einfach von Frieden, sondern nennt die Sünde beim Namen.
Vers 9: „Hört doch, ihr Häupter des Hauses Jakobs, ja, ihr Fürsten des Hauses Israel, die ihr das Recht verabscheut, die ihr alles gerade krumm macht, indem ihr Zion mit Blutschuld baut, ja, Jerusalem mit Unrecht.“
Das „ihr“ bezieht sich auf Jerusalem. Ihre Häupter richten um Bestechungsgeschenke, ihre Priester lehren um Bezahlung, und ihre Propheten wahrsagen um Geld. Das ist auch heute ein sehr interessantes Thema. Propheten und Geld – dazu braucht man nicht viel zu sagen.
Sie stützen sich auf den Ewigen, indem sie sagen: „Ist nicht der Ewige in unserer Mitte? Es wird kein Unglück über uns kommen.“
Nun folgt eine ganz interessante Prophetie: „Darum, um euretwillen wird Zion als Acker gepflügt werden, und Jerusalem wird zu Trümmerhaufen werden, und der Berg des Hauses zu Waldeshöhen.“ Diesen Vers haben wir heute schon angeführt.
Diese Aussage rechtfertigt Jeremia, wenn er von der Zerstörung Jerusalems spricht. Schließlich hat der Prophet Micha dies schon etwa hundert Jahre vor ihm vorausgesagt.
Wenn wir diesen Vers genauer betrachten, ist das interessant: Viele Jahre nach Micha kam Nebukadnezar nach Jerusalem. Er belagerte die Stadt erstmals 606 v. Chr., dann ein zweites Mal 597 v. Chr., und im Jahr 586 v. Chr. kam die Katastrophe. Jerusalem wurde vollkommen dem Erdboden gleichgemacht, der salomonische Tempel zerstört, und die Juden wurden nach Babylon verschleppt.
Doch Jerusalem wurde damals nicht als Acker gepflügt. Das hatte sich also nicht erfüllt. Das hätte natürlich ein Problem mit Micha dargestellt: Er hat etwas vorausgesagt, das sich nicht erfüllt hat.
Man könnte sagen, vielleicht erfüllte sich das später, im Jahr 70 nach Christus. Nur wenige Jahrzehnte nach der Kreuzigung Jesu kam das Urteil über Jerusalem. Die römische Armee zerstörte Jerusalem in einem grausamen Krieg von 140 Tagen und machte die Stadt dem Erdboden gleich. Von da an wurden die Juden über die ganze Welt zerstreut.
Doch auch hier gilt: Jerusalem wurde zwar völlig zerstört, und der zweite Tempel, der Tempel zur Zeit Jesu, wurde dem Erdboden gleichgemacht, aber Jerusalem wurde nicht gepflügt. Das erscheint eigenartig.
Später unternahmen die Juden noch einen Aufstand gegen Rom, und zwar unter Kaiser Hadrian. Dieser Aufstand wurde von Bar Kochba angezettelt, einem Mann, der behauptete, der Messias zu sein. Sein Name bedeutet „Sohn des Sterns“ und wurde als Erfüllung von 4. Mose 24,17 gedeutet, wo von einem Stern aus Jakob und einem Zepter aus Israel die Rede ist – dem Messias, dem Sternensohn.
Der große Rabbi Akiva, einer der bedeutenden Rabbiner im Talmud, erklärte Bar Kochba zum Messias. Das löste eine riesige messianische Bewegung aus. Man glaubte, jetzt komme die Zeit der Erlösung für Jerusalem, jetzt der dritte Tempel.
Man organisierte einen Aufstand gegen Rom, um endgültig das römische Joch abzuschütteln. Jerusalem war in der Zwischenzeit wieder aufgebaut, und man versuchte, die Stadt zu erobern. Es folgte ein grausamer Krieg.
Kaiser Hadrian war so wütend auf die Juden, dass in den drei Jahren um 132 nach Christus etwa eine halbe Million Juden ums Leben kamen. Weitere eine halbe Million starben durch Hunger und Seuchen als Folge des Krieges. Insgesamt starben etwa eine Million Menschen.
Bar Kochba wurde offenbar, dass er nicht der Messias war. Die messianisch gläubigen Juden damals schlossen sich diesem Aufstand nicht an.
Kaiser Hadrian war so erzürnt, dass er Jerusalem umbenannte: Elia Kapitolina, was „Stadt für Jupiter“ bedeutet, den Jupiter, der im Kapitol in Rom verehrt wurde.
Auf dem Tempelplatz, dort wo das Allerheiligste war, ließ er einen Jupiter-Tempel errichten. Den Tempelplatz ließ er durchpflügen. Dort erfüllte sich also die Prophetie.
Das ist eindrücklich und zeigt, wie wir beim Lesen prophetischer Worte demütig sein müssen. Wenn wir etwas nicht verstehen, sollten wir abwarten, worauf es sich genau bezieht: Bezieht es sich auf die Zerstörung durch die Babylonier, durch die Römer oder auf die zweite Zerstörung durch die Römer? Das Wort hat sich erfüllt, aber erst zu seiner Zeit.
Das zeigt, dass das Wort Gottes immer eintrifft, auch wenn wir manchmal geduldig sein müssen.
Der Prophet Micha wurde übrigens in der jüdischen Wüste entdeckt, wo viele Handschriften gefunden wurden, etwa in Qumran und anderen Höhlen. Auch der Prophet Micha ist dort vertreten. Die Prophetie war also klar vorhergeschrieben, wurde aber erst im Jahr 135 n. Chr. erfüllt.
Zion, das ist der Tempelberg, wird als Acker gepflügt, Jerusalem, die Stadt, wird zu Trümmerhaufen, zerstört durch die Römer, und der Berg des Hauses wird zu Waldeshöhen.
Har Habayit, „Berg des Hauses“, ist der übliche jüdische Ausdruck für den Tempelberg. Diesen hat man in der Zeit der Byzantiner sich selbst überlassen.
Das römische Reich bestand bis 312 n. Chr., als Kaiser Konstantin das Reich christianisierte. Ab dieser Zeit spricht man vom Byzantinischen Reich. Das ist nur eine historische Einteilung; die Römer wussten nicht, dass sie plötzlich Byzantiner wurden.
In der christlich-römischen Zeit, der byzantinischen Zeit, ging man davon aus, dass das Judentum vorbei sei. Man sagte: „Machen wir aus dem Tempelplatz eine Wüste, dort soll alles wild wuchern.“
Alle Arten von Unrat wurden auf dem Tempelberg, dem Felsen, dort wo das Allerheiligste war, abgeladen. Der Jupiter-Tempel wurde entfernt, und so begann der Tempelplatz, wild zu verwildern.
Das ist die Erfüllung der Prophetie: Der Berg des Hauses wurde zu Waldeshöhen.
Erst die Muslime kamen um 638 n. Chr. nach Jerusalem. Sie räumten den Tempelplatz und bauten den Felsendom auf den Ort des Allerheiligsten, den Felsen, sowie südlich davon die El-Aqsa-Moschee.
Es ist eindrücklich, wie sich alles im Lauf der Jahrhunderte erfüllt hat.
Die Endzeit und das Tausendjährige Reich
Und jetzt kommt nach dieser Gerichtsverkündigung wieder Gottes Gnade.
4,1 Aber am Ende der Tage – das bedeutet einfach in der Endzeit – wird der Berg des Hauses, Har Habayit, der Tempelberg, feststehen auf dem Gipfel der Berge. Er wird erhaben sein über die Hügel, und es werden zu ihm die Völker strömen.
So werden viele Nationen hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinaufziehen zum Haus des Ewigen, ja, zum Haus des Gottes Jakobs. Er wird uns lehren aus seinen Wegen, und wir wollen wandeln auf seinen Pfaden. Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen, ja, das Wort des Ewigen von Jerusalem.
Hier haben wir nun die Zeit, wenn der Herr Jesus als Richter zurückkehrt und König sein wird in Jerusalem – wie wir das ja schon hatten, der König an ihrer Spitze.
2,13 Da wird er die Regierung, die Weltregierung, von Jerusalem aus aufrichten. Im Tausendjährigen Reich müssen die Völker ständig nach Jerusalem kommen, zum neuen Tempel, wie er in Hesekiel 40 bis 48 beschrieben wird.
Also hier wird ganz klar der Tempelberg erwähnt, und die Völker werden dorthin kommen. Auch hier haben wir wieder einen Hinweis darauf, dass es tatsächlich einen dritten Tempel geben wird – der Tempel der messianischen Zeit, wenn der Herr Jesus wiederkommt und alles dann nach den Plänen von Hesekiel ausführen wird.
Andere Stellen wie in Joel, die wir ja früher behandelt haben, zeigen, dass der Tempel schon vor der großen Trübsal gebaut wird. Aber am Anfang der Trübsal wird er entweiht. Wenn der Herr Jesus zurückkommt, wird er ihn wieder neu einweihen und nach Hesekiel massiv ausbauen.
Und was wird noch geschehen? Nach Sacharja 14 wird der Tempelberg aufgefaltet werden, und andere Gebiete werden abgeplattet. Das sind wieder diese geologischen Katastrophen, die zur Zeit der Wiederkunft Christi geschehen werden, wie auch in Micha 1 beschrieben.
Darum steht hier vom Tempelberg: Er wird feststehen auf dem Gipfel der Berge, und er wird erhaben sein über die Hügel. Das entspricht dieser Auffaltung.
Dann folgt Vers 3: Und er wird richten zwischen den Völkern und Recht sprechen zwischen mächtigen Nationen bis in die Ferne.
In Matthäus 25 kehrt der König zurück. Vers 31: Er wird auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen, und dann werden die Völker vor ihm versammelt. Sie werden getrennt in Schafe auf seiner rechten Seite und in Böcke auf seiner linken Seite.
Das ist das Gericht, das der Herr Jesus dann unter den Völkern ausüben wird, am Anfang des Tausendjährigen Reiches. Dieses Gericht ist nicht zu verwechseln mit dem Endgericht nach dem Tausendjährigen Reich. Dann werden die Toten, alle, die je gelebt haben und ungläubig gestorben sind, auferweckt, vor dem großen weißen Thron abgeurteilt und in den Feuersee geworfen (Offenbarung 20).
Aber das müssen wir unterscheiden: Es gibt das Gericht der Lebenden, das ist Matthäus 25, es ist dieses Gericht von Micha 4, Vers 3, und das Gericht der Toten, Offenbarung 20, nach dem Tausendjährigen Reich. Diese zwei Gerichte müssen wir unterscheiden. Dazwischen liegen tausend Jahre.
Weiter lesen wir: Sie werden ihre Schwerter umschmieden zu Pflugscharen und ihre Speere zu Winzermessern. Keine Nation wird gegen eine andere das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.
Die UNO hat ja das als künstlerische Darstellung vor ihren Gebäuden in New York – jemand, der Schwerter zu Pflugscharen und Speere zu Winzermessern umschmiedet. Das war übrigens ein Geschenk der gottlosen Sowjetunion an die UNO. Unglaublich, wenn man daran denkt: Das ist ja das Ideal der UNO – Frieden auf dieser Erde.
Aber die UNO hat es nie geschafft. Sie beendet auch Kriege, bevor man von einem Sieger und einem Verlierer sprechen kann. Dann sagen die einen, A ist der Verlierer, und die anderen sagen, B ist der Verlierer. Niemand weiß es genau. Aber der Konflikt geht weiter.
Im Zweiten Weltkrieg wusste man, dass Nazi-Deutschland verloren hat und die Alliierten gewonnen. Wer sagt jetzt, was zu tun ist? Die Gewinner. Nicht Nazi-Deutschland hat bestimmt, was gemacht wird, sondern die Alliierten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Taktik angewandt: Man bricht Kriege ab, bevor sie fertig sind, und dann können die Verlierer den Gewinnern sagen, was zu tun ist. So läuft das.
Das Ideal der UNO ist Frieden auf der Erde, aber sie bringt ihn nicht. Das wird erst der Messias bringen. Solange die UNO den Messias ablehnt, also die Weltgemeinschaft, wird Frieden nie kommen.
Erst in der Zeit des Herrn Jesus wird es so sein, dass es keine Rekrutenschule mehr gibt, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen. Den Krieg lernt man in der Rekrutenschule und dann im Wiederholungskurs oder wie das auch organisiert wird.
Vers 4: Und ein jeder wird unter seinem Weinstock sitzen und unter seinem Feigenbaum, und niemand wird sie in Schrecken versetzen. Denn der Mund des Ewigen, der Heerscharen, hat gesprochen.
Das beschreibt so schön die Sicherheit, den Frieden und die Geborgenheit im Tausendjährigen Reich. Dort wird Wohlfahrt und Wohlstand für alle Völker kommen – auch ein Ideal, das die UNO anstrebt, aber ohne den Erlöser wird es nie erreicht.
Wie lange versucht man schon, den Hunger in der Welt auszurotten? Noch heute Abend werden 800 Millionen Menschen hungrig zu Bett gehen – unglaublich trotz aller Bemühungen. Die Korruption in dieser Welt macht alles kaputt.
Jesus wird Ruhe, Frieden und Sicherheit bringen. Niemand wird sie in Schrecken versetzen, denn der Mund des Ewigen, der Heerscharen, hat gesprochen.
Vers 5: Denn alle Völker werden wandeln, jeder im Namen seines Gottes, aber wir werden wandeln im Namen des Ewigen, unseres Gottes, für immer und ewig.
Ein ganz eigenartiger Vers, der sich so erklärt: Herr Jesus kommt wieder und wird verhindern, dass der Weltkrieg in der großen Trübsal von dreieinhalb Jahren vor seiner Wiederkunft zur Auslöschung der Menschheit führt. Er verhindert das.
Dann wird Jesus Ordnung in dieser Welt bringen, zuerst in verschiedenen Kriegen, und dann wird er beginnen, Recht zu sprechen. Alle Völker werden vor ihm versammelt.
Aber das ist ein Prozess, nicht so, dass die ganze Welt plötzlich in einem Monat geklärt ist. Am Anfang des Tausendjährigen Reiches wird das ein Prozess sein.
So gibt es noch Leute und Völker, die wandeln an jeder im Namen ihres Gottes. Der gläubige Überrest aus Israel sagt jedoch: Wir werden wandeln im Namen des Ewigen, unseres Gottes, für immer und ewig.
Der Herr Jesus wird an alle Völker richten. Diejenigen, die ihn ablehnen, kommen unter das Gericht der Lebenden, sie werden sterben. Die anderen werden fürs Tausendjährige Reich übrig bleiben.
Erst so kommt der Friede, und dann wird, wie es in Jesaja 11 heißt, die ganze Erde voll sein von der Erkenntnis des Herrn, so wie die Wasser den Meeresgrund bedecken.
Aber das kommt nicht sofort, es ist ein Prozess. Hier sehen wir gerade den Anfang nach der Wiederkunft Christi.
Vers 6: An jenem Tag – das ist ein Ausdruck, der immer wieder in der Prophetie der Bibel vorkommt, im Alten und im Neuen Testament – bezeichnet einfach die Endzeit.
„An jenem Tag, Spruch des Ewigen, werde ich das Hinkende sammeln und das Vertriebene zusammenbringen, die ich übel zugerichtet habe. Ich werde das Hinkende zu einem Überrest machen und das Entfernte zu einer mächtigen Nation. Der Ewige wird über sie König sein auf dem Berg Zion von nun an bis in Ewigkeit.“
Hier haben wir auch wieder eine Zusammenfassung: Die Juden werden aus der ganzen Welt in der Endzeit zurückgeführt ins Land. Sie werden eine mächtige Nation.
Das Volk, das ständig gehasst und verfolgt wurde und sich nicht verteidigen konnte, wird zu einer mächtigen Nation. Dann wird der ewige König auf dem Berg Zion in Jerusalem regieren.
Diese Rückführung wird ausführlicher in Hesekiel 33 bis 48 beschrieben. Das Ganze wird in Phasen verlaufen: Zuerst kommen sie zurück im Unglauben und unrein, sie werden gereinigt, und dann kommt der vollkommene Zustand.
Das wird hier alles so schön zusammengefasst in einer Schau von nun an bis in Ewigkeit.
Wie soll man das verstehen? Ich habe gemeint, das Tausendjährige Reich geht tausend Jahre, so steht es ja in Offenbarung 20.
Wichtig ist: Olam im Alten Testament ist eigentlich ein breiter Ausdruck. Er kann bedeuten: ein langes Zeitalter oder Ewigkeit im absoluten Sinn.
Zum Beispiel entsteht in 1. Mose El-Olam – Gott der Ewigkeit. Dann ist klar, es ist ewig. Ewigkeit hat die Bedeutung: solange die Erde besteht, bis ans Ende der Welt.
Im Alten Testament kann man nicht ganz eindeutig sagen, ob es ewig ist. Das ist immer zweideutig: Ist Olam lange Zeit oder ist es ewig?
Es gibt eine Möglichkeit: In jeder Sprache kann man alles sagen. Was sagt man dann auf Hebräisch? Leolmei olamim – in die Zeitalter der Zeitalter.
Genau dieser Ausdruck wird im Neuen Testament im Griechischen an vielen Stellen aufgenommen, wo es heißt, sie werden gepeinigt werden in die Zeitalter der Zeitalter.
Er ist ajonas ton ajonon, entspricht genau dem hebräischen Ausdruck leolmei olamim, und dann weiß man, das ist ewig, ewig, ewig ohne Ende – ganz eindeutig.
Die Alversöhne haben an dieser Zweideutigkeit von olam angeknüpft. Und übrigens ist auch Aion im Neuen Testament zweideutig: Zeitalter oder Ewigkeit.
Sie haben gesagt, die Hölle ist nicht ewig, sie geht nur lange, lange Zeitalter. Das ist falsch. Sie verstehen nicht Hebräisch und wissen auch nichts vom Griechischen.
Dieser Ausdruck ist eindeutig. Wenn man auf Hebräisch sagen wollte, absolut eindeutig ewig, dann ist es leolmei olamin.
Vers 8: Und du, du Herdenturm, du Ophel der Tochter Zion, zu dir wird kommen – ja, gelangen wird zu dir – die frühere Herrschaft, das Königtum der Tochter Jerusalem.
Hier wird der Ophel erwähnt. Ich habe das in der Fußnote 49 erklärt: Ophel bedeutet auf Hebräisch Hügel, ist aber eine Ortsbezeichnung in Jerusalem.
Ophel bezeichnet den Bereich des Südabhangs des Zionsberges, unmittelbar unterhalb des Tempelplatzes und oberhalb der Davidsstadt.
Das alte Jerusalem zur Zeit von Melchisedek, zur Zeit von David, war ein Städtchen am Südabhang des Tempelbergs Zion oder Moria.
Die Bergspitze sollte der Tempelplatz sein. Der Bereich zwischen der Bergspitze mit dem ganzen Tempelplatz bis zum Beginn der Davidstadt war der Ophel.
Ganz oben bei der Davidstadt, also beim Beginn des Ophels, hatte David seinen Palast.
Übrigens wurde vor ein paar Monaten genau in diesem Bereich ein gewaltiger Palast ausgegraben.
Es ist also eigentlich naheliegend: Heute ist seit einigen Monaten der Davidspalast wieder ans Licht gekommen.
Dort wird die frühere Herrschaft wieder hinkommen, wenn nämlich der Ben David, der Sohn Davids, der Messias, dort regieren wird – unterhalb des Tempelplatzes, am Ende des Ophels, beim Beginn der Davidsstadt.
Dort wird die frühere Herrschaft, das Königtum der Tochter Jerusalem, wieder hinkommen.
Die Zerstörung Jerusalems und die Wegführung nach Babylon (Kapitel 4)
Nun folgt ein neuer Abschnitt, Vers 9:
„Jetzt! Warum erhebst du einen klagenden Schrei? Ist etwa kein König in dir, oder ist ein Ratgeber umgekommen, dass dich Wehen ergriffen haben wie eine Gebärende? Winde dich in Wehen, lass hervorbrechen, Tochter Zion, wie eine Gebärende! Denn nun wirst du aus der Stadt ausziehen und auf dem Feld wohnen, und du wirst nach Babylonien gehen. Dort wirst du gerettet werden, dort wird der Ewige dich erlösen aus der Hand deiner Feinde.“
Hier hat Micha die Zerstörung Jerusalems und die Wegführung nach Babylon angekündigt, die sich zwischen 606 und 586 v. Chr. erfüllt hat. Der Prophet ist umfassend: Einmal beschreibt er die Zerstörung Jerusalems unter Kaiser Hadrian, ein anderes Mal die Zerstörung unter Nebukadnezar. Dort heißt es: „Du wirst nach Babylonien gehen, aber du wirst wieder zurückkehren.“ Es gibt ein Zurück aus der babylonischen Gefangenschaft. Der Ewige wird dich erlösen. Nach siebzig Jahren Herrschaft Babylons kamen die Perser, und Chores, der damalige König, hat den Juden gesagt (vgl. Esra 1), kehrt zurück, baut die Stadt Jerusalem wieder auf und auch den Tempel.
Diesen Chores hat Jesaja bereits hundert siebzig Jahre vor seinem Auftreten in der Geschichte mit Namen prophezeit. Er wird sagen: Der Tempel soll gebaut werden, die Stadt soll gebaut werden. Der Iran hatte einst eine andere Haltung zu Israel. Es ist eindrücklich: Sie haben den Tempelbau der Juden in Jerusalem, den Wiederaufbau eines halbautonomen Judenstaates, ermöglicht – und heute sind sie Todfeinde. Diese Erlösung aus der Hand der Feinde hat Gott durch die alten Iraner gewirkt. „Dort wird der Ewige dich erlösen aus der Hand deiner Feinde.“
Nun folgt wieder ein neuer Abschnitt:
Vers 9: Der Prophet springt zurück in die Zeit der Zerstörung Jerusalems unter Nebukadnezar und schildert das als eine momentane Gegebenheit. Ein Ereignis wird lebendig eingeführt: „Nun haben sich gegen dich versammelt viele Nationen, die da sprechen: ‚Sie werde entweiht, ja, unsere Augen sollen ihre Lust sehen an der Tochter Zion!‘ Aber sie kennen nicht die Gedanken des Ewigen, ja, sie verstehen nicht seinen Ratschluss, dass er sie sammelt wie Garben in die Tenne. Steh auf und dresche, Tochter Zion, denn dein Horn mache ich zu Eisen, und deine Hufe mache ich zu Kupfererz, und du wirst viele Völker zermalmen, und ich werde ihre Beute dem Ewigen weihen.“
Hier sehen wir die Zerstörung Jerusalems in der Endzeit, die noch zukünftig ist. In der Zukunft wird der größte falsche Messias auftreten – der Antichrist (ohne das jetzt zu begründen), nach der Entrückung der Gemeinde. Er wird auf dem Tempelplatz in Jerusalem ein Götzenbild aufstellen, und die Masse der Juden wird das akzeptieren. Aber die Juden, die sich nach der Entrückung bekehren, werden das nicht akzeptieren. Dann wird Gott seine schützende Hand von Israel wegnehmen, und die Völker rund um Israel werden Israel vollkommen überrennen.
Das haben wir bereits in Joel 1 und 2 gesehen, wo ausführlich beschrieben wird, wie Israel überrannt wird. Ein Land, das wie der Garten Eden war, wird verwandelt in eine totale Verwüstung und verbrannt. Nun kommen viele Nationen gegen Israel, gegen die Tochter Zion. Aber sie verstehen Gottes Ratschluss nicht. Sie meinen, sie könnten Israel endgültig ausrotten. Doch in Vers 12 heißt es am Schluss: „Ja, sie verstehen nicht seinen Ratschluss, dass er sie sammelt wie Garben in die Tenne.“
Wie macht man das? Die Garben werden in die Tenne gebracht, dann wird die Spreu vom Weizen getrennt. Die Spreu wird verbrannt, aber die Körner werden gesammelt. So macht das Gott mit Israel: Es wird eine Scheidung geben zwischen den Gottlosen, die unter das Gericht fallen, und dem treuen Überrest, der sich bekehren wird. So lesen wir in Sacharja 13, Vers 8 (ich habe das schon mal erwähnt): Zwei Drittel werden in der großen Trübsal umkommen, wenn Israel von Norden her unter der Führung Syriens überrannt wird; ein Drittel wird sich bekehren. Das ist der Überrest Israels.
Schrecklich! Aber wenn man denkt, es würde sich in der Zukunft ein Drittel der Schweiz bekehren – das sind Dimensionen, die völlig fern von jeglichen heutigen Ansätzen sind. Für Israel besteht jedoch die Verheißung, dass ein Drittel nicht umkommen, sondern errettet werden und umkehren wird. Das ist der Weizen. Sie werden aus dieser schrecklichen Gerichtszeit herauskommen, aber die Spreu wird unter das Gericht fallen. Das ist Gottes Plan.
Die Völker rund um Israel wissen nichts von Gottes Plan. Sie haben nur Hass. Dieser Überrest wird dann auch militärisch überaus erfolgreich sein. Es gibt viele Stellen, die das zeigen – unglaublich, was diese dann für Eroberungen im Nahen Osten anstellen werden. Aber erst in dieser Schlussphase.
Vers 13: „Nochmals: Steh auf und dresche, Tochter Zion, denn dein Horn mache ich zu Eisen, und deine Hufe mache ich zu Kupfererz, und du wirst viele Völker zermalmen, und ich werde ihre Beute dem Ewigen weihen.“
Hier ist der Vergleich mit einem Tier, einem Ochsen, der dreschen muss. Der Ochse läuft über das Ausgebreitete auf dem Boden, und die Hufe aus Horn macht Gott zu Eisen, die Hufe zu Kupfererz. Du wirst viele Völker zermalmen, und ihre Beute wird dem Ewigen geweiht.
Dann wird zum Beispiel in Erfüllung gehen, was man in Hesekiel liest – nur ein Beispiel von vielen. Hesekiel 25 enthält eine schreckliche Stelle. Es geht um die Philister und ihren Landstrich am Meer. Der Gazastreifen war von alters her das Gebiet der Philister. „Palästinenser“ ist ein anderes Wort, lateinisch umgeformt, von Philister.
So spricht der Herr, der Ewige: Weil die Philister mit Rachsucht gehandelt und Rache geübt haben, mit Verachtung des Lebens, zur Zerstörung in ewiger Feindschaft, darum so spricht der Herr, der Ewige: „Siehe, ich werde meine Hand gegen die Philister ausstrecken und werde die Kreter – die Philister kamen ursprünglich aus der Ägäis, von Kreta her – werde die Kreter ausrotten und den Überrest an der Küste des Meeres vertilgen. Ich werde durch Züchtigung des Grimmes große Rache an ihnen üben, und sie werden erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich meine Rache über sie bringe.“
Schrecklich! Das ist ein Teil dessen, was hier steht. „Du wirst viele Völker zermalmen, und ich werde ihre Beute dem Ewigen weihen.“
Vers 14: „Jetzt dränge dich zusammen, Tochter der Kriegsschar!“ Ich habe hier noch erklärt, dass das eigenartige Wort „Kriegsschar“ im Hebräischen ein Wortspiel ist, denn „Kriegerschar“ bedeutet wörtlich „Gedränge“, also eine zusammengedrängte Truppe. Wörtlich heißt es also: „Jetzt dränge dich zusammen, Tochter des Gedränges!“ Hier wird Jerusalem angesprochen, in der großen Trübsalszeit belagert von feindlichen Armeen, die von Norden her alles überrannt haben.
Vers 15: Im nächsten Vers sprechen die Männer von Jerusalem: „Man hat eine Belagerung gegen uns aufgerichtet, mit dem Stab: ‚Schlagt auf die Backen den Richter Israels!‘“ Ja, so kommt das ganz unverhofft, das mit dem Stab auf den Backen geschlagen. Aber das ist die prophetische Antwort.
Warum wird es zu dieser schrecklichen Belagerung von Jerusalem kommen, die auch in Sacharja 14 am Anfang beschrieben wird? Der Grund ist, dass das Volk Gottes den Richter Israels mit dem Stab auf den Backen geschlagen hat.
Wir können lesen, wo sich das erfüllt hat: Als die römischen Soldaten im Auftrag des obersten jüdischen Gerichtshofs den Messias misshandelten. Matthäus 27, Verse 29-31: „Sie flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und gaben ihm ein Rohr in die rechte Hand. Sie fielen vor ihm auf die Knie, verspotteten ihn und sagten: ‚Sei gegrüßt, König der Juden!‘ Sie spien ihn an, nahmen das Rohr und schlugen ihn auf den Kopf. Nachdem sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine eigenen Kleider an. Dann führten sie ihn hin, um ihn zu kreuzigen.“
„Man hat eine Belagerung gegen uns aufgerichtet“ – das ist die Belagerung aus Sacharja 14. Ich lese das auch noch vor, um dem Ganzen mehr Profil zu geben:
„Siehe, ein Tag kommt für den Herrn, da wird deine Beute verteilt werden in deiner Mitte, und ich werde alle Nationen nach Jerusalem zum Krieg versammeln.“ Alle meint hier alle Nationen ringsum, denn Kapitel 12, 13 und 14 hängen direkt zusammen.
In Kapitel 12, Vers 2 heißt es: „Siehe, ich mache Jerusalem zu einer Taumelschale für alle Völker ringsum.“ Und alle Völker, diese Völker, kommen gegen Jerusalem.
„Ich werde alle Nationen nach Jerusalem zum Krieg versammeln, und die Stadt wird eingenommen, die Häuser geplündert, die Frauen geschändet. Die Hälfte der Stadt wird in die Gefangenschaft ausgehen, aber das übrige Volk wird nicht aus der Stadt ausgerottet werden.“
Dann kommt schließlich am Ende der Drangsal der Befreier:
Vers 3: „Und der Herr wird ausziehen und gegen jene Nationen streiten, wie an dem Tag, da er streitet, an dem Tag der Schlacht, und seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem gegen Osten liegt.“
Vers 5 am Schluss: „Und kommen wird der Herr, mein Gott, und alle Heiligen mit dir.“
Das ist diese Belagerung.
Nun, es heißt: „Man hat eine Belagerung gegen uns aufgerichtet.“ Und jetzt wird die Antwort gegeben: Warum? „Mit dem Stab schlagen sie auf die Backen den Richter Israels.“ Diese Schändung, die Misshandlung des Messias, führt schließlich zu diesem Gericht in der Endzeit. Doch in dieser Gerichtszeit wird ein Drittel den Messias erkennen und zu ihm umkehren.
Nun möchte natürlich jeder Leser wissen: Wer ist eigentlich dieser Richter Israels? Wir haben gesehen, dass es in Micha immer wieder um den Richter Israels und den Hirten Israels geht.
Jetzt wird erklärt: „Und du, Bethlehem Ephrata, zu klein dafür, um unter den Tausendschaften von Juda zu sein, aus dir wird für mich hervorgehen, der Herrscher in Israel sein soll, und seine Ausgänge sind von Alters her, von den Tagen der Ewigkeit her.“
Der Richter Israels ist der Mann aus Bethlehem. Er soll in Bethlehem geboren werden. Obwohl Bethlehem ein kleines Dorf war, ist es nicht zu klein, um der Geburtsort des Messias zu werden. Dieser Mann wird als Kind in Bethlehem geboren, aus ihm wird der Herrscher in Israel hervorgehen.
Doch dieser Mann wird nicht nur ein Mensch sein, sondern gleichzeitig Gott. Seine Ausgänge sind von Alters her, von den Tagen der Ewigkeit her. Der ewige Gott wird Mensch in Bethlehem.
Es ist nicht schön – wir kennen alle diesen Vers, der auch in der Weihnachtsgeschichte in Matthäus 2 zitiert wird, aber man beschäftigt sich oft nicht mit dem Zusammenhang, in dem er vorkommt. Es ist sehr dramatisch, was da erzählt wird. Es geht um die große Drangsal. Jerusalem wird zum letzten Mal in der Geschichte verwüstet. „Man hat eine Belagerung gegen uns aufgerichtet.“ Es ist der Richter Israels, den man auf den Backen geschlagen hat. Diese Misshandlung wird dazu führen.
Wer ist dieser Richter? Der Mann aus Bethlehem, der ewige Gott, der als Mensch in Bethlehem geboren wird. Bethlehem heißt „Haus des Brotes“, gut deutsch „Brothausen“. Und der Mann aus Bethlehem sagte später in der Predigt in Kapernaum in der Synagoge (Johannes 6): „Ich bin das Brot aus dem Himmel, das der Welt das Leben gibt. Wer von diesem Brot isst, wird leben in Ewigkeit.“
Das ist der Mann aus Brothausen, vom Himmel, von der Ewigkeit her in die Welt gekommen, um dieses Brot zu bringen, um Herrscher in Israel zu sein, um der Richter Israels zu werden.
Vers 2: „Darum wird er sie preisgeben“ – das bezieht sich auf Israel, das im Vers davor erwähnt wurde. „Darum wird er sie preisgeben, bis zur Zeit, da die Gebärende gebiert, und der Überrest seiner Brüder wird umkehren, zusammen mit den Söhnen Israels.“
Das weist auf eine endzeitliche Umkehr in Israel hin. Doch zuerst muss Israel für eine Zeit preisgegeben werden.
Dann lesen wir in Vers 3: „Die Wende kommt in der Endzeit, und er wird dastehen und weiden in der Kraft des Ewigen.“ Aha! Der Richter Israels, der Mann aus Bethlehem, ist auch der gute Hirte, der einmal Israel weiden wird in der Erhabenheit des Namens des Ewigen, seines Gottes. Sie werden ruhig wohnen. Das heißt, Israel wird in Sicherheit im eigenen Land leben, im Tausendjährigen Reich, wenn er wiederkommt. „Denn nun wird er groß sein bis an die Enden der Erde.“
Merken wir, wie in diesen Versen das Erste und das Zweite kommt, so schön in einem zusammengedrängten Panorama aufgezeigt: In Bethlehem wird er geboren, er wird misshandelt werden, aber am Schluss wird er kommen und Israel befreien als der Hirte Israels und wird dann über die ganze Welt bis an die Enden der Erde herrschen, in Frieden im Tausendjährigen Reich.
Vers 4: „Und dieser wird Friede sein.“
Assyrien – jetzt kommt ein schreckliches Wort, ganz für sich gestellt. Assyrien war ein Schreckenswort zur Zeit von Micha, eine grauenhafte Großmacht, vor der alle zitterten.
„Assyrien, wenn es kommen wird in unser Land und wenn es eintreten wird in unsere Paläste, dann werden wir gegen es sieben Hirten aufstellen, ja, acht Fürsten über Menschen.“
Assyrien wird hier als Feind genannt, der in der Endzeit Israel überrennen wird. Ich habe schon erklärt, dass der Nordirak das Kerngebiet von Assyrien ist. Assyrien hat den ganzen Nahen Osten erobert. Micha schrieb zur Zeit, als Assyrien ein Großreich im Nahen Osten war und all diese heute islamischen Völker beherrschte.
So wird in der Endzeit dieses Assyrien wieder eine Rolle spielen. Das heißt, all diese Völker, die früher das assyrische Reich bildeten und gegen Israel kamen, werden in der Endzeit wiederkommen. Was hält sie heute zusammen? Ihre gemeinsame Religion, der Islam, und der darin begründete Hass gegen Israel und Juden.
„Assyrien, wenn es kommen wird in unser Land, und wenn es eintreten wird in unsere Paläste, dann werden wir gegen es sieben Hirten aufstellen, ja, acht Fürsten über Menschen.“
Hier spricht nun der gläubige Überrest, der am Ende der Drangsalzeit in diese Kämpfe eingreifen wird. Der Herr Jesus hat ja erklärt in Matthäus 24 den gläubigen Juden: Wenn ihr an heiligem Ort, auf dem Tempelplatz, ein Götzenbild seht, dann sollt ihr fliehen auf die Berge.
Bevor die große Drangsalzeit beginnt, wenn Gott seine schützende Hand von Israel wegnimmt, werden die bekehrten Juden, die sich nach der Entrückung bekehren, noch vor der großen Drangsal das Neue Testament lesen und wissen: „Aha, jetzt kommt die Flucht.“
Sie werden ins Ausland flüchten, nach Jordanien, und dort wird Gott sie dreieinhalb Jahre verschonen und ernähren, offenbar zwölf. Am Schluss kommen sie zurück und führen diese gewaltigen Eroberungskämpfe durch, auch gegen Assyrien, dieses Völkergemisch, das von Norden her Israel überrennen wird. Sie werden Assyrien schlagen.
„Assyrien, wenn es kommt, wenn es in unser Land kommt und in unsere Paläste eintritt, dann werden wir gegen es sieben Hirten aufstellen, ja, acht Fürsten über Menschen.“ Acht militärische Führer.
Sie werden das Land Assyrien mit dem Schwert weiden, ja, das Land Nimrod in seinen Toren. Sie werden die Armee zurückschlagen bis in den Nordirak.
Interessant: Babylon wird nicht erwähnt. Südirak wird eine Totalverwüstung erleben. Darum werden in diesem endzeitlichen Kampf gegen Israel alle möglichen Völker aus dem Nahen Osten namentlich erwähnt: Libanon, Syrien, Ägypten, Jordanien, Nordirak und so weiter, aber nicht Babylonien, den Südirak.
Dort wird es noch eine völlige Verwüstung geben, aber der Überrest wird die Weine zurückschlagen bis in den Nordirak, das Land Nimrods in seinen Toren. 1. Mose 10 erklärt, wie Nimrod ein Reich auch im Nordirak aufgebaut hatte, im Land von Ninive.
„Er wird uns retten von Assyrien.“ Das ist der Mann aus Bethlehem, wenn es kommt und in unser Land und unsere Grenzen eintritt. Denn der Herr Jesus wird am Ende der Drangsal auf dem Ölberg erscheinen und die gläubigen Juden aus der größten Not heraus befreien.
Vers 6: „Und der Überrest Jakobs wird sein inmitten vieler Völker wie der Tau des Ewigen, wie der Regenschauer auf das Kraut, das nicht auf einen Menschen wartet und nicht hart auf die Menschensöhne.“
Der Überrest Jakobs, das ist dieses Drittel, das umkehren wird. Sie werden zu einem Segen inmitten der ganzen Welt, eine Erfrischung. Wir haben das bisher wörtlich angeschaut, was es für Israel bedeutet.
Aber wir machen heute ein Bibelstudium, das ist nicht genau das Gleiche wie eine Predigt. In der Predigt versuchen wir, das Wort Gottes auf unsere Bedürfnisse anzuwenden. Die erste Arbeit ist jedoch, genau zu lernen, was im Bibeltext steht und was er wörtlich bedeutet. Dann kann man fragen: Was kann ich daraus lernen?
Zum Beispiel hier: Wie kann man das gebrauchen? Der Überrest wird sein wie der Tau, wie der Regenschauer auf das Kraut. Können wir uns fragen: Sind wir als Gläubige auch so eine Erfrischung für andere, so wie der Regen in der Hitze eine wunderbare Erfrischung sein kann? Oder sind wir für die Gläubigen eine Belastung? Können wir ihnen Erfrischung bringen? Dann gleichen wir dem Überrest.
Vers 7: „Und der Überrest Jakobs wird sein unter den Nationen wie ein Löwe unter den Tieren des Waldes, wie ein Junglöwe unter den Kleinviehherden, der, wenn er vorübergeht, zertritt und zerreißt und niemand errettet.“
„Hoch erhoben sei deine Hand über deine Bedränger, und alle deine Feinde sollen ausgerottet werden.“
Das weist wieder auf die Siege des Überrestes am Ende der großen Drangsalzeit hin.
Vers 9: „Und es wird geschehen an jenem Tag, Spruch des Ewigen: Da werde ich ausrotten deine Pferde aus deiner Mitte und zugrunde richten deine Wagen, und ich werde ausrotten die Städte deines Landes und niederreißen alle deine Festungen, und ich werde ausrotten aus deiner Hand die Zaubereien. So wirst du keine Wahrsager mehr haben. Ich werde ausrotten deine Götzenskulpturen und deine Steinmale aus deiner Mitte, und ich werde herausreißen deine Ascherien aus deiner Mitte und zerstören deine Städte. Ich werde im Zorn und Grimm Rache üben an den Nationen, die nicht gehört haben.“
Hier haben wir wieder eine Beschreibung, wie das Gericht in der Endzeit über Israel kommt. Aller Okkultismus wird ausgerottet werden. Das ist kein kleines Thema in Israel. Wenn man an die Kabbala denkt, ist das eine wichtige Richtung innerhalb des orthodoxen Judentums. Es ist reine Magie, reiner Okkultismus unter religiöser Bemäntelung.
Christen interessieren sich für Kabbala, doch sie betreten damit ein sehr gefährliches Gebiet. Kabbala kann bis zu Mordmagie gehen. Zum Beispiel ist bekannt, dass vor der Ermordung von Rabin gewisse kabbalistische Rabbiner ein Mordritual durchführten. Dann kam die Ermordung.
So ähnlich wie beim Voodoo-Kult: ein viel größeres Problem, als man denkt, der Einfluss der Kabbala, der manche orthodoxen Juden in okkulter Verstrickung hält.
Hier wird auch Götzendienst erwähnt. Das überrascht, denn 2000 Jahre lang war Götzendienst im Judentum kein Problem. Aber das hat sich im zwanzigsten Jahrhundert geändert, mit der totalen Liberalisierung.
Es gibt immer mehr Juden, die das Judentum völlig aufgegeben haben, die Bibel nicht mehr als Autorität ansehen, und die Frage, ob Gott existiert, offenlassen. Plötzlich begannen Leute, sich für Hinduismus und Buddhismus zu interessieren. Viele junge Leute in Israel sind von solchen hinduistischen Ideen vernebelt.
Darum ist es sehr aktuell, wenn hier gesprochen wird über das Ausrotten deiner Götzenskulturen, deiner Steinmale aus deiner Mitte, das Herausreißen deiner Ascherien.
Kapitel 6, jetzt kommt der letzte Teil:
„Hört doch, was der Ewige sagt: Steh auf, führe einen Rechtsstreit mit den Bergen und lass die Hügel deine Stimme hören! Hört, ihr Berge, den Rechtsstreit des Ewigen, und ihr Beständigen, ihr Grundfesten der Erde! Denn der Ewige hat einen Rechtsstreit mit seinem Volk, ja, mit Israel will er rechten.“
Gott will eine Gerichtsverhandlung mit seinem Volk führen, das ihm Vorwürfe macht. Nun kommt die verwunderliche Frage, dass Gott sich so herablässt:
Vers 3: „Mein Volk, was habe ich dir angetan? Wo und womit habe ich dich ermüdet? Lege Zeugnis ab gegen mich!“
Jetzt kann man aussagen, was Gott falsch gemacht hat. Das kann man auch sehr aktualisieren, denn es gibt viele Menschen, die Gott anklagen. Wie kann Gott nur zulassen, dass so viele Babys im Krieg sterben? Wo ist Gott?
Jetzt fragt Gott: „Was habe ich dir angetan? Womit habe ich dich ermüdet? Lege Zeugnis ab gegen mich!“
Gott erzählt nun, wie er Israel von Anfang an durch die Geschichte geführt hat. Er sagt: „Ich habe dir nichts Böses getan, sondern vielmehr Gutes.“
„Vielmehr habe ich dich doch herausgeführt aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Sklaverei habe ich dich erlöst. Ich habe von deinem Angesicht hergesandt Mose, Aaron und Mirjam.“
„Mein Volk, gedenke doch, was geplant hatte Balak, der König von Moab, der das Volk Israel verfluchen wollte und dafür den Wahrsager Bileam holen ließ. Mein Volk, gedenke, was Balak plante und was Bileam, der Sohn Beors, antwortete. Er durfte Israel nicht verfluchen, sondern musste Israel segnen.“
Das ist eine Anspielung auf die Kapitel 4. Mose 22 bis 25. „Gedenke dessen, was von Schittim bis Gilgal geschehen ist.“ Israel kam in Schittim an, in der Ebene des Toten Meeres (4. Mose 25), und dann ging die Reise weiter bis Gilgal bei Jericho (Josua 5).
„Gedenke dessen, was von Schittim bis Gilgal geschehen ist!“
All diese Kapitel zeigen, was Gott seinem Volk getan hat, wie er Fluch abwendete und sein Volk segnen wollte, obwohl sie so untreu waren, immer wieder. Damit du die gerechten Taten des Ewigen erkennst.
Nun fragt ein Israelit: „Womit soll ich dem Ewigen entgegentreten, mich beugen vor dem Gott der Höhe? Soll ich ihm entgegentreten mit Brandopfern, mit einjährigen Kälbern? Wird der Ewige Gefallen haben an Tausenden von Widdern oder an Zehntausenden von Ölbächen? Soll ich ihm meinen Erstgeborenen geben für meine Übertretung, die Frucht meines Leibes für die Sünde meiner Seele?“
Ein Israelit fragt sich, was er Gott bringen kann: viele Opfer oder sogar sein erstgeborenes Kind? Unsinniges Denken!
Vers 8: „Er hat dir kundgetan, o Mensch, was gut ist. Was fordert der Ewige von dir, als nur Recht zu üben, Güte zu lieben und demütig zu wandeln mit deinem Gott?“
Menschen wollen manchmal die verrücktesten Dinge vor Gott leisten, aber Gott sagt: „Brauche ich alles gar nicht. Es geht um echtes Glaubensleben.“ Das ist ein sehr bekannter Vers. Darum habe ich das unter charakteristischen Besonderheiten auf Seite 1 besonders erwähnt. Es ist die Zusammenfassung wahrer Frömmigkeit.
Das lernen wir aus dem Micha-Buch: Das Glaubensleben ist etwas ganz Schlichtes – Recht üben, Güte lieben, demütig wandeln mit Gott.
Vers 9: „Die Stimme des Ewigen ruft der Stadt, und die Einsicht schaut aus nach deinem Namen: Hört auf die Zuchtrute und auf den, der sie angeordnet hat! Sind im Haus des Gesetzlosen noch Schätze der Gesetzlosigkeit und das Eva der Schwindsucht, das da verflucht ist?“
Gott schaut jetzt das Leben in den Städten an und sagt: „Ich sehe ganz genau, wer unrechtmäßig Gewinn macht, zum Beispiel mit gefälschten Gewichten.“ Das ist heute noch aktuell. Es gibt in der Schweiz einen externen Beruf, der überraschend in Klein- und Mittelbetriebe kommt und kontrolliert, ob mit gerechten Gewichten gearbeitet wird oder ob ein Kilo für 900 Gramm verkauft wird.
Darum geht es: Eva der Schwindsucht, das heißt, wenn man das Hohlmaß Eva zu klein macht, ist es eine Eva der Schwindsucht, verflucht, kann nicht rein sein bei einer Waage der Gesetzlosigkeit.
Wenn ich ungerecht im praktischen Handelsleben bin, bei einem Beutel mit Steinen des Betrugs, also mit falschen Gewichtssteinen.
„Denn ihre Reichen sind voll Gewalttat, und ihre Bewohner reden Trug. Ja, ihre Zunge ist Trug in ihrem Mund. So werde ich krank machen deinen Schlag, indem ich dich verwüste wegen deiner Sünden.“
Gottes Gericht wegen ungerechtem Handel: „Du wirst essen, aber du wirst nicht satt werden, und dein Hunger wird in deinem Inneren bleiben. Du wirst beiseite schaffen, aber du wirst es nicht in Sicherheit bringen können. Was du dennoch in Sicherheit bringst, werde ich dem Schwert preisgeben. Du wirst säen, aber nicht ernten, wirst Oliven treten, aber dich nicht mit dem Öl salben, wirst Traubenmost treten, aber nicht davon trinken.“
Man beobachtet die Satzungen Omris und alles Tun des Hauses Ahas. Es war diese Dynastie, die sich völlig dem Götzendienst hingegeben hat, dem Baalskult. „Ihr wandelt in ihrem Ratschluss, damit ich dich zu einer gesetzlichen Wüste mache und ihre Bewohner zum Gezisch. Ja, die Schmach meines Volkes werdet ihr tragen.“
Dieses Kapitel und dieser Abschnitt können sehr aktualisiert werden: Wie sieht es im Geschäftsleben von Christen heute aus? Wird gerecht gehandelt oder mit Hinterlist und ungerechtem Gewinn? Das wird hier ganz deutlich unter Gottes Gericht gestellt.
Kapitel 7:
Wir müssen in ein paar Minuten zum Ende kommen.
„Wehe mir, denn mir ist es wie bei der Obstlese, wie bei der Nachlese der Weinernte: Es gibt keine Traube zu essen, keine Frühfeigen, die meine Seele begehrt.“
Ja, wenn alles weggeerntet ist, bleibt nur noch Hunger.
„Verschwunden ist der Gütige aus dem Land, und der Rechtschaffene unter den Menschen ist nicht vorhanden. Sie alle sind auf Bluttaten aus. Sie sagen: Ein jeder jagt seinen Bruder mit dem Netz. Auf das Böse gehen die Hände aus, um es gut auszuführen. Der Fürst fordert, und der Richter richtet gegen Bezahlung, und der Große spricht die Gier seiner Seele aus, und so verdrehen sie es.“
„Ihr Bester ist wie ein Dornstrauch, der Rechtschaffenste ist schlimmer als ein Dornenzaun.“
Hier werden die Menschen in der Endzeit beschrieben, die völlig unmoralisch sind. Der Beste ist noch so viel wert wie ein Dornstrauch, der nur sticht.
„Der Tag deiner Späher“ – das ist ein Ausdruck für die Propheten, die vom Endgericht gesprochen haben. „Der Tag deiner Späher, deine Heimsuchung kommt, dann wird ihre Verwirrung da sein.“
„Verlasst euch nicht auf den Nächsten, vertraut nicht auf den Genossen. Vertraut nicht einmal deiner Ehefrau, der du an der Brust liegst. Hüte die Pforten deines Mundes.“
Das ist gerichtet an das abgefallene Israel in der Zeit des Gerichts nach der Entrückung. „Denn der Sohn verunehrt den Vater, die Tochter erhebt sich gegen ihre Mutter, die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter.“ Ganz klar der Generationenkonflikt vor uns.
Das kann man auch heute sehr aktualisieren: Der Sohn verunehrt den Vater.
Vers 7: „Ich aber“ – das ist jetzt der Gerechte, der Gläubige in der Drangsal – „ich aber auf den Ewigen schaue ich aus, ich will harren auf den Gott meines Heils. Er wird mich erhören. Mein Gott, du wirst mich erhören!“
„Mein Gott, freue dich nicht über mich, meine Feindin! Denn falle ich, so stehe ich wieder auf. Wenn ich in der Finsternis sitze, so ist der Ewige für mich das Licht.“
Das ist eine Ermutigung: Wenn ein Gläubiger gestrauchelt ist und traurig über sein Versagen, und der Feind ihn in die Frustration führen will, kann man diesen Vers nehmen: „Dann falle ich, so stehe ich wieder auf. Wenn ich in der Finsternis sitze, so ist der Ewige für mich das Licht.“ Schön, oder?
„Einen Grimm des Ewigen will ich tragen, denn ich habe gegen ihn gesündigt, bis er meinen Rechtsstreit führen und mir Recht verschaffen wird.“
Der gläubige Überrest sagt: Wir haben als Volk Gottes Gericht verdient, aber ich weiß, Gott wird uns schlussendlich aus aller Not herausführen.
„Ja, da steht’s: Er wird mich herausführen ans Licht, ich werde meine Lust sehen an seinen gerechten Taten, und meine Feindin wird es sehen, und Scham wird sie bedecken.“
Die Feindin sprach: „Wo ist der Ewige, dein Gott?“ Meine Augen werden ihre Genugtuung an ihr sehen. Nun wird sie der Zertretung hingegeben sein, wie der Dreck der Straßen.
Das ist das Gericht über die Feinde Israels ganz am Ende.
Vers 11: „Ein Tag wird kommen, um aufzubauen deine Mauern. An jenem Tag wird die Satzung fern sein. An jenem Tag wird man zu dir kommen von Assyrien und von den Städten Mazors, ja, von Mazor bis zum Strom.“
Israel war im Alten Testament klar abgetrennt von den Heiden durch das Gesetz. Aber in der Endzeit, im Tausendjährigen Reich, werden die Heiden umkehren und eine neue Gemeinschaft mit Israel haben. Diese Satzung wird fern sein, die Israel von den Heiden trennt.
Dann werden sie zum neuen Tempel nach Jerusalem kommen, von Assyrien her (Nordirak). Babylonien wird durch das ganze Tausendjährige Reich hindurch nicht mehr bewohnt sein.
Mazors ist ein Name für Unterägypten.
Sie kommen aus Nordirak, aus Ägypten, aus der ganzen Welt, von Mazor bis zum Strom, vom Meer bis zum Gebirge – weltweit.
Aber die Erde wird zu einer entsetzlichen Wüste werden wegen seiner Bewohner, wegen der Frucht ihrer Handlungen. Das beschreibt die Offenbarung, wie die ganze Erde unter das Gericht Gottes kommt in der Drangsalzeit. Es wird eine entsetzliche Wüste sein, alle Städte der Welt werden fallen (Offenbarung 16), wegen der Frucht ihrer Handlungen.
Jetzt wird der Messias aufgerufen, der gute Hirte:
„Weide dein Volk mit deinem Stab, die Herde deines Erbteils, die abgesondert wohnt im Wald, inmitten des Karmel.“
Das Gebiet in Galiläa bei Haifa. Dort werden sie ruhig wohnen. Es gibt schöne, erholsame Wälder auf dem Karmel – es lohnt sich, mal einen Spaziergang durch die Karmelwälder zu machen.
Weiter heißt es: Sie werden weiden in Baschan und in Gilead, wie in den Tagen vor Alters.
Baschan ist ein großes Gebiet, das die Golanhöhen und noch viel mehr von Jordanien, dem Hinterland des Golan, umfasst. Das ist eine ausdrückliche Verheißung: Der Golan wird Israel gehören.
Gilead ist ein großes Gebiet im heutigen Jordanien, auch das wird Israel gehören. Die Golanhöhen haben sie heute, aber noch nicht das Hinterland davon.
„Wie in den Tagen vor Alters“ – also so wie früher im Alten Testament.
Vers 15: „Wie in den Tagen deines Auszugs aus Ägypten werde ich es Wunder sehen lassen.“ Wenn Gott so eingreift und Israel befreit, werden die Nationen es sehen und beschämt werden über all ihre Macht. Sie werden die Hand auf den Mund legen, ihre Ohren werden taub werden.
Sie werden Staub lecken wie die Schlange, wie die Kriechtiere der Erde.
Die Schlangen hören nicht gut, sie orientieren sich anhand des Staubes. Sie züngeln und nehmen Staubmoleküle in den Mund auf, wo ein wunderbares Organ den Staub analysiert. So kann sich die Schlange orientieren, wie sie gehen soll.
Darum leckt oder frisst die Schlange Staub, schon nach 1. Mose 3. Es ist eine wunderbare Einrichtung der Schlange.
So werden die Nationen sein: Sie werden schweigen und den Schlangen gleichen, die verächtlich züngeln und am Staub herumlecken, wie die Kriechtiere der Erde. Sie werden zitternd hervorkommen aus ihren Festungen.
Zu dem Ewigen, unserem Gott, werden sie sich bebend wenden und sich vor dir fürchten.
Der Herr Jesus wird das letzte Wort über diese Welt sprechen. Nur er wird all diesen Kriegen, auch im Nahen Osten, endlich ein Ende setzen.
Alle Feinde Israels werden in den Staub gelegt und nicht mehr gegen Israel sprechen.
Dann kommt der wunderbare Schluss, den ich schon am Anfang gelesen habe und nochmals lesen möchte:
„Wer ist ein Gott wie du?“
Dieser Richter Israels, der gleichzeitig der Hirte Israels ist, der Mann, der in Bethlehem geboren wurde, um der Welt das Brot des Lebens zu bringen, aus Brothausen.
„Wer ist ein Gott wie du, der die Schuld vergibt und vorübergeht an der Übertretung des Überrestes seines Erbteils? Ihr behaltet nicht auf ewig seinen Zorn. Er hat Gefallen an Güte.“
Wir müssen gut verstehen, was das heißt: Gott wird Israel, diesem Drittel, das überleben wird, vergeben. Gott behält seinen Zorn gegen Israel als Volk nicht auf ewig. Es gibt einmal eine Vergebung.
Aber wir dürfen das nicht auf jeden einzelnen Israeliten zu jeder Zeit anwenden. Es gibt keine Allversöhnung.
Gottes Zorn gegen sein Volk Israel wird ein Ende haben, und dem Überrest in der Endzeit wird Gott Gnade geben.
Das bedeutet nicht, dass alle Israeliten, die je gelebt haben, errettet werden. Auch darf man diesen Vers nicht auf die ganze Menschheit beziehen.
Ich sage das, weil Alversöhner diesen Vers missbraucht haben, um zu zeigen, die Verdammnis könne nicht ewig sein, Gott werde am Schluss vergeben und seinen Zorn nicht auf ewig behalten.
Aber es geht immer im Zusammenhang um Israel, das am Schluss Gnade bekommt als Volk. Es geht nicht um den Einzelnen. Die Einzelnen, die nicht geglaubt haben, gehen verloren.
Vers 19: „Er wird sich wieder über uns erbarmen, er wird unsere Verschuldungen niedertreten, ja, er wird alle ihre Sünden in die Tiefen des Meeres werfen. Du wirst Wahrheit erweisen an Jakob, Güte an Abraham, die du unseren Vätern von den Tagen der Vorzeit her geschworen hast.“
So endet das Buch mit der wunderbaren Gnade Gottes. Gott erfüllt alle seine Segensverheißungen für Israel.
Doch diejenigen, die nicht glauben wollen und sich von Gott abwenden, kommen unter das Gericht.
So ist der Herr Jesus eben Richter Israels und auch der Hirte.
Wir Menschen, nicht nur aus Israel, sondern alle Menschen, müssen uns entscheiden in Bezug auf den Mann aus Bethlehem (Micha 5,1): Ist er mein Richter? Oder ist er mein guter Hirte, der sein Leben gelassen hat?
Das ist das große Thema von Micha: der Hirte und der Richter.
Nun wollen wir schließen und zusammen beten:
Herr Jesus Christus, danke, dass wir dein Wort haben, das so vielfältig und tief ist, so unausforschlich für uns. Wir dürfen uns an dem freuen, was wir fassen können.
Wir haben dich wunderbar gefunden in diesem Buch als den, der gekommen ist, als ewiger Sohn Gottes, geboren in Bethlehem, um das Leben zu bringen.
Danke, Herr Jesus, dass du das Brot des Lebens bist für jeden, der es annehmen will.
Wir haben dich auch gesehen als den Richter. Wir haben dich in deiner Erhabenheit gesehen, wie du alle Ungerechtigkeit in dieser Welt mit Gericht beantworten wirst.
So bitten wir dich, dass du uns hilfst, als Gläubige unser Leben selbst zu richten und immer wieder neu in Ordnung zu bringen vor dir, damit wir dir als dem guten Hirten nachfolgen können.
Hilf uns, auf deine Stimme zu hören und nicht anderen zu folgen, sondern nur dir, dem guten Hirten, und nur die Nahrung zu uns zu nehmen, die du uns als Hirte geben willst.
Wir danken dir und preisen dich für deine wunderbare, überwältigende Güte.
Wir dürfen wirklich mit Micha sagen: Wer ist ein Gott wie du? Du bist der Unvergleichliche, der Einzigartige.
Darum bringen wir dir unseren Dank und unsere Anbetung.
Wir danken dir auch für die ganze Hilfe und Gnade, die du uns an diesem Tag gegeben hast, für die Gemeinschaft, für den Austausch – es ist alles deine Güte, für die wir dich preisen.
Amen.
Die Endzeitliche Gesellschaft und der gläubige Überrest (Kapitel 7)
Kapitel 7
Wir müssen ja in ein paar Minuten zum Ende kommen. Wehe mir, denn mir ist es wie bei der Obstlese, wie bei der Nachlese der Weinernte. Es gibt keine Traube zu essen, keine Frühfeigen, die meine Seele begehrt. Ja, wenn alles weggeerntet ist, dann bleibt nur noch Hunger.
Verschwunden ist der Gütige aus dem Land, und der Rechtschaffene unter den Menschen ist nicht vorhanden. Sie alle sind auf Bluttaten aus. Sie sagen: Ein jeder jagt seinen Bruder mit dem Netz. Auf das Böse gehen die Hände aus, um es gut auszuführen. Der Fürst fordert, und der Richter richtet gegen Bezahlung. Der Große spricht die Gier seiner Seele aus, und so verdrehen sie es.
Ihr Bester ist wie ein Dornstrauch, der Rechtschaffenste ist schlimmer als ein Dornenzaun. Hier werden die Menschen in der Endzeit beschrieben, die völlig unmoralisch sind. Der Beste ist noch so viel wert wie ein Dornstrauch, der nur sticht.
Der Tag deiner Späher – das ist ein Ausdruck für die Propheten, die vom Endgericht gesprochen haben. Der Tag deiner Späher, deine Heimsuchung kommt, dann wird ihre Verwirrung da sein.
Verlasst euch nicht auf den Nächsten, vertraut nicht auf den Genossen. Man kann in der Endzeit nicht einmal mehr auf die engen Vertrauten in der Familie sich abstützen, nicht mal auf die eigene Frau, die an deiner Brust liegt. Hüte die Pforten deines Mundes, also vertraue deiner Ehefrau nicht zu viel an.
Das ist gerichtet an das abgefallene Israel in der Zeit des Gerichts nach der Entrückung. Denn der Sohn verunehrt den Vater, die Tochter erhebt sich gegen ihre Mutter, die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter. Da haben wir ganz klar den Generationenkonflikt vor uns. Das kann man natürlich auch heute wieder sehr gut aktualisieren. Der Sohn verunehrt den Vater.
Vers 7: „Ich aber“, das ist jetzt der Gerechte, der Gläubige in der Drangsal, „ich aber auf den Ewigen schaue ich aus. Ich will harren auf den Gott meines Heils. Er wird mich erhören. Mein Gott, er wird mich erhören. Mein Gott, freue dich nicht über mich, meine Feindin! Denn falle ich, so stehe ich wieder auf. Wenn ich in der Finsternis sitze, so ist der Ewige für mich das Licht.“
Es ist auch eine Ermutigung, wenn ein Gläubiger, der gestrauchelt ist und wirklich traurig ist über sein Versagen und in der Gefahr ist, dass der Feind ihn in die Frustration hineinführen will. Dann kann man diesen Vers nehmen: „Dann falle ich, so stehe ich wieder auf. Wenn ich in der Finsternis sitze, so ist der Ewige für mich das Licht.“ Schön, oder?
Einen Grimm des Ewigen will ich tragen, denn ich habe gegen ihn gesündigt, bis er meinen Rechtsstreit führen wird und mir Recht verschaffen wird.
Der gläubige Überrest sagt: Wir haben als Volk Gottes Gericht verdient, aber ich weiß, Gott wird uns schlussendlich herausführen aus aller Not. Ja, da steht's: Er wird mich herausführen ans Licht, ich werde meine Lust sehen an seinen gerechten Taten, und meine Feindin wird es sehen, und Scham wird sie bedecken, die zu mir sprach: „Wo ist der Ewige, dein Gott?“
Meine Augen werden ihre Genugtuung an ihr sehen, nun wird sie der Zertretung hingegeben sein, wie der Dreck der Straßen. Das ist das Gericht über die Feinde Israels ganz am Ende.
Vers 11: Ein Tag wird kommen, um aufzubauen deine Mauern. An jenem Tag wird die Satzung fern sein. An jenem Tag wird man zu dir kommen von Assyrien und von den Städten Mazors, ja, von Mazor bis zum Strom.
Israel war im Alten Testament ganz klar abgetrennt von den Heiden durch das Gesetz. Aber in der Endzeit, im Tausendjährigen Reich, werden die Heiden umkehren, und dann werden sie eine ganz neue Gemeinschaft mit Israel haben. Also diese Satzung wird fern sein, die Israel von den Heiden trennt.
Dann werden sie kommen zum neuen Tempel nach Jerusalem, von Assyrien her. Nordirak wird genannt, nicht Babylonien, denn Babylonien wird durch das ganze tausendjährige Reich hindurch nicht mehr bewohnt sein.
Von den Städten Mazors – Mazor habe ich in der Fußnote geschrieben, ist ein Name für Unterägypten. Also sie kommen aus Nordirak, sie kommen aus Ägypten, sie kommen aus der ganzen Welt, ja, von Mazor bis zum Strom und bis zum Meer, vom Meer und bis zum Gebirge, vom Gebirge – also weltweit von den Meeren hier und von den Gebirgen hier kommen sie nach Israel.
Aber die Erde wird zu einer entsetzlichen Wüste werden wegen seiner Bewohner, wegen der Frucht ihrer Handlungen. Das beschreibt uns die Offenbarung, wie die ganze Erde unter das Gericht Gottes kommen wird in der Drangsalzeit. Es wird eine entsetzliche Wüste werden, alle Städte der Welt werden fallen (Offenbarung 16) wegen der Frucht ihrer Handlungen.
Und jetzt wird der Messias aufgerufen, der gute Hirte: Weide dein Volk mit deinem Stab, die Herde deines Erbteils, die abgesondert wohnt im Wald, inmitten des Karmel. Da haben wir das Gebiet in Galiläa, bei Haifa. Da werden sie ruhig wohnen. Es gibt so schöne, erholsame Wälder auf dem Karmel. Es lohnt sich mal, einen Spaziergang durch die Karmelwälder zu machen.
Dann heißt es weiter: Sie werden weiden, Israel gesehen als ein Schafhirte. Sie werden weiden in Baschan und in Gilead, wie in den Tagen vor Alters.
Baschan ist ein großes Gebiet. Das umfasst die Golanhöhen und noch viel mehr von Jordanien, dem Hinterland des Golan. Hier haben wir eine ausdrückliche Verheißung: Der Golan wird Israel gehören.
Gilead ist ein großes Gebiet im heutigen Jordanien, auch das wird Israel gehören. Das haben sie heute noch nicht. Die Golanhöhen haben sie, aber noch nicht das Hinterland davon.
Wie in Tagen vor Alters, also so wie früher im Alten Testament.
Vers 15: Wie in den Tagen deines Ausziehens aus Ägypten werde ich es Wunder sehen lassen, eben wenn Gott so eingreift und Israel befreit.
Die Nationen werden es sehen und werden beschämt werden über all ihre Macht. Sie werden die Hand auf den Mund legen, ihre Ohren werden taub werden. Sie werden Staub lecken wie die Schlange, wie die Kriechtiere der Erde.
Ja, die Schlangen hören ja nicht gerade besonders gut, oder? Sie orientieren sich anhand des Staubes, und zwar züngen sie, nehmen Staubmoleküle in den Mund hinein und führen ihnen ein ganz wunderbares Organ im Mund. Dieses Organ kann den Staub analysieren, und so kann sich die Schlange orientieren, wie sie gehen soll.
Darum leckt oder frisst die Schlange Staub, auch schon nach 1. Mose 3. Es ist eine wunderbare Einrichtung bei der Schlange. Sie hört nicht, sie kann sich nicht nach den Ohren orientieren, aber indem sie Staub leckt.
So werden die Nationen sein. Sie werden schweigen, und sie gleichen dann den Schlangen, die so verächtlich züngeln und am Staub herumlecken wie die Kriechtiere der Erde. Sie werden zitternd hervorkommen aus ihren Festungen.
Zu dem Ewigen, unserem Gott, werden sie sich bebend wenden, und sie werden sich vor dir fürchten.
Der Herr Jesus wird das letzte Wort über diese Welt sprechen. Nur er wird all diesen Kriegen, auch im Nahen Osten, endlich ein Ende setzen. Aber dann werden alle Feinde Israels in den Staub gelegt werden. Und sie werden nicht mehr sprechen gegen Israel.
Dann kommt eben dieser wunderbare Schluss, den ich schon am Anfang gelesen habe und nochmals lesen möchte:
Wer ist ein Gott wie du? Dieser Richter Israels, der gleichzeitig der Hirte Israels ist, der Mann, der in Bethlehem geboren wurde, um der Welt das Brot des Lebens zu bringen, aus Betlehem.
Wer ist ein Gott wie du, der die Schuld vergibt und vorübergeht an der Übertretung des Überrestes seines Erbteils? Ihr behaltet nicht auf ewig seinen Zorn, den Ehe. Er hat Gefallen an Güte.
Jetzt müssen wir gut verstehen, was das heißt: Gott wird Israel, diesem Drittel, das überleben wird, vergeben. Gott behält seinen Zorn gegen Israel, gegen sein auserwähltes Volk, nicht auf ewig. Es gibt einmal eine Vergebung.
Aber jetzt dürfen wir das nicht anwenden auf den einzelnen Israeliten zu aller Zeit. Es gibt keine Allversöhnung, nicht wahr? Gottes Zorn gegen sein Volk Israel als Volk Israel wird ein Ende haben, und dem Überrest in der Endzeit wird Gott Gnade geben.
Das bedeutet aber nicht, dass alle Israeliten, die je gelebt haben, errettet werden. Und auch darf man diesen Vers natürlich nicht auf die ganze Menschheit beziehen.
Ich sage das darum, weil Alversöhner diesen Vers missbraucht haben oder solche Verse – es gibt noch mehrere solche – missbraucht haben, um zu zeigen: Seht ihr, die Verdammnis kann nicht ewig sein. Gott wird ja am Schluss mal vergeben. Er behält seinen Zorn nicht auf ewig.
Aber es geht immer in einem Zusammenhang um Israel, das am Schluss Gnade bekommt als Volk. Es geht nicht um den Einzelnen. Die Einzelnen, die nicht geglaubt haben, gehen verloren.
Vers 19: Er wird sich wieder über uns erbarmen, er wird niedertreten unsere Verschuldungen. Ja, er wird in die Tiefen des Meeres werfen alle ihre Sünden. Du wirst Wahrheit erweisen an Jakob, Güte an Abraham, die du geschworen hast unseren Vätern von den Tagen der Vorzeit her.
So endet das Buch mit dieser wunderbaren Gnade Gottes. Gott erfüllt alle seine Segensverheißungen für Israel. Aber diejenigen, die nicht glauben wollen, die sich von Gott abwenden, die kommen unter das Gericht.
So ist der Herr Jesus eben Richter Israels oder überhaupt der Richter und auch der Hirte. Wir Menschen, nicht nur aus Israel, sondern wir Menschen alle, müssen uns entscheiden in Bezug auf den Mann aus Bethlehem (Micha 5,1): Ist er mein Richter? Oder ist er mein guter Hirte, der sein Leben gelassen hat?
Das ist das große Thema von Micha: der Hirte und der Richter.
Ja, dann wollen wir jetzt schließen und noch zusammen beten.
Herr Jesus Christus, danke, dass wir dein Wort haben, das so vielfältig ist, so tief, so unausforschlich für uns. Aber wir dürfen uns einfach an dem freuen, was wir fassen können.
Wir haben dich so wunderbar gefunden in diesem Buch als den, der gekommen ist als ewiger Sohn Gottes und in Bethlehem geboren wurde, um das Leben zu bringen.
Danke, Herr Jesus, dass du dieses Brot des Lebens bist für jeden, der es annehmen will.
Aber wir haben dich auch gesehen als den Richter. Wir haben dich gesehen in deiner Erhabenheit, wie du alle Ungerechtigkeit in dieser Welt mit Gericht beantworten wirst.
Und so bitten wir dich auch, dass du uns hilfst als Gläubige, dass wir unser Leben selber richten, immer wieder neu in Ordnung bringen vor dir, damit wir dir als dem guten Hirten nachfolgen können, dass wir auf deine Stimme hören und nicht anderen folgen, sondern nur dir, dem guten Hirten.
Und auch nur diese Nahrung zu uns nehmen, die du uns als Hirte geben willst.
Wir danken dir und preisen dich für eine wunderbare, überwältigende Güte.
Wir dürfen wirklich mit Micha sagen: Wer ist ein Gott wie du? Du bist der Unvergleichliche, der Einzigartige, und darum möchten wir dir unseren Dank und unsere Anbetung bringen.
Wir danken dir auch für die ganze Hilfe und Gnade, die du uns an diesem Tag gegeben hast, für die Gemeinschaft, für den Austausch. Es ist alles deine Güte, für die wir dich preisen.
Amen.